N 275.
(Schluß aus der Zweiten
In der Nachtschicht wurden die notwendigen Reparaturen zur Er⸗ baltung der Strecken auegeführt, an den Kohlengewinnungspunkten die Strecken zur Herstellung der nötigen Förderhöhe erweitert und einzelne Gesteinstrecken aufgefahren. Infolge des in der ganzen Grube herrschenden Gebirgsdruckes waren bedeutende Reparaturen notwendig und die Belegschaft in der Nachtschicht verhältnismäßig stark; sie ug in der Unglücksnacht 6 Beamte und 374 Arbeiter, von diesen 0 Mann sind 6 unverletzt, 35 verletzt aber noch lebend und 36 Mann als Leichen zu Tage geschafft worden. Die Uebrigen, die zweifelos bei dem Unglück getötet worden sind, konnten nicht geborgen werden. der Verletzten sind nachträglich gestorben. Die Explosion er⸗ olgte um 4 ½ Uhr Morgens und machte sich den über Tage auf dem Schacht befindlichen Personen durch 2 im Schacht I beschäftigte achthauer durch einen Knall bemerkbar. Da auf Anruf von da nach den Füllörtern durch das Telephon keine Antwort erfolgte, so li das von vornherein vermuten, daß eine schwere Explosion statt⸗ gefunden hatte, die sich bis zu den Schächten hin erstreckt haben mußte. Ein Beamter, der zufällig kurz vor der Erxplosion ausgefahren war, ließ sich in Schacht I, in dem die frische Luft einzog, mit einem chthauer sofort zur zweiten und dritten Sohle fördern, wo er mehrere unverletzte und verletzte Personen fand und zu Tage brachte. Er stellte bei der Fahrt im Schacht fest, daß im Füllort der zweiten ohle in der von ihm befahrenen Förderabteilung eine und in der sweiten im Schacht befindlichen Förderabteilung beide Führungslatten für die Förderkörbe herausgerissen waren. Er fuhr sogleich zu Tage und machte dem inzwischen benachrichtigten und am Schachte er⸗ schjenenen Betriebsführer von dem Befunde Meldung. Beide fuhren nit einigen Mannschaften unter Mitnahme einer neuen Führungs⸗ btte ein, um jzunächst die am wenigsten beschädigte firderabteilung in sicheren Betrieb zu setzen. Auf der weiten Sohle angekommen, fand der Betriebsführer, daß die ettertüren zwischen den beiden Schächten zertrümmert waren und üe in Schacht I einfallende Luft infolgedessen sofort zum Schacht II abzog, anstatt den vorgeschriebenen Weg zur dritten Sohle zu nehmen. ußerdem fand er den Hauptwetterweg für den ausziehenden Strom urch einen starken Bruch versperrt. Nach Beseitigung der Förder⸗ fürung fuhr er mit den Leuten zur dritten Sohle und fand hier auf ien Füllörtern und in deren nächster Nähe mehrere Tote und Ver⸗ ttzte. Mitterweile waren der Direktor der Grube und der stell⸗ tretende Bergrevierbeamte zum Schacht gekommen und mit einigen mit Rettungsapparaten ausgerüsteten Mannschaften eingefahren. Bei eiterem Vordringen der Beamten und Arbeiter wurde in den un⸗ mittelbar von dem Schacht abgehenden Strecken etwa 30 Verletzte und ebensoviel Tote gefunden und die Verletzten alsbald zu Tage ge⸗ scaft. Nachdem sodann durch Anbringung von Verschlägen der Kurz⸗ sclutß auf der zweiten Sohle beseitigt und für eine regelrechte Wetter⸗ ührung auf der dritten Sohle gesorgt war, wurde an eine planmäßige zurchsuchung der Grubenbaue herangegangen, an der sich auch der in⸗ iwischen herbeigeeilte Bergrevierbeamte und der Generaldirektor der Grube it neuen Mannschaften beteiligten. Dem Vordringen wurde jedoch 8 en wichtigsten Stellen des Grubengebäudes sehr bald dadurch ein Leel gesetzt, daß man die Strecken teils durch schwere Brüche, teils dorch starke Nachschwaden oder auch durch Brandgase und teils durch Brände selbst, die die Zimmerung ergriffen hatten, bersperrt fand . 2 gelang nur noch, einige wenige Verletzte und Tote zu Tage zu scafen Insbesondere erwies sich ein Vordringen auf der zweiten, r Hauptwettersohle, wegen der durch den dort vorhandenen Bruch angestauten Schwaden auch für die Rettungsmannschaften als unmög⸗ lch. Ebenso gelang es nicht, in die östliche Richtstrecke der dritten Sohle der starken Schwaden wegen vorzudringen. Starke Brüche lagen im füdlichen Hauptquerschlag, in mehreren Abteilungsquerschlägen, der westlichen Richtstrece und im Flöt 6 selbst an mehreren Stellen. Abgesehen von kleinen Bränden, die schnell mit Hilfe von inimaxapparaten gelöscht werden konnten, waren zwei rände aufgetreten, und zwar im Flöt 6 beim Hauptgquerschlag 8. beim Querschlag 1 West. Leider war die zur Berieselung dienende asserleitung im Schacht selbst und an anderen Stellen Fhnägs iis losion zersiört worden und mußte zunächst wieder hergeste en. Bis zur Fertigstellung der Wasserleitung war man darauf angewiesen, Wasser, das in Eimern von Tage herbeigeschafft war, 8 Löschen zu verwenden; doch richtete man hiermit nicht viel 8— ei die Leitung notdürftig repariert war, reichte das b 8 8 — Stelle. Im Hauptquerschlag gelang es zunächst, den Bran 2. ksticen. Als man nun zur gründlichen Löschung des zweiten Brande critt, war dort außer der Zimmerung auch die Kohle in Brand ge⸗ schun und zwar derart, daß man, zumal der Druck des Wassers nur chwach war, eine Löschung für unmöglich hielt. Da wegen der durch ne Brüch ie Gefahr einer Schlagwetter⸗ expl e gehinderten Ventilation die Ge 8 ma ofion immer größer wurde, so entschloß man sich, die Rettungs⸗ unnschaften von den Brandheerden zurückzuntehen. Nichtsdestoweniger 2 8 auf Veranlassung des Berghauptmanns, der gegen 11 ⅛ Uhr mit stim itgliedern des Oberbergamts anf der Zeche eingetroffen war, be⸗ Hemntt daß unter Inangriffnahme von Abdämmungsarbeiten für das ap randfeld noch einmal der Versuch gemacht werde, durch mit Rettungs⸗ 8 taten ausgerüstete Mannschaften, die von allen Zechen herbeigeeilt odgle, in das bisher noch nicht betretene Flöz 3 zu gelangen. Dies geschah, des 8 von den sämtlichen vorhandenen Beamten des Oberbergamts, geno ergreviers und der Zechenverwaltung übereinstimmend an⸗ sein wurde, daß Lebende in der Grube nicht mehr vorhanden guerschläten. Das Flöz 3 ist auf der zweiten Sohle durch den Haupt⸗ bis lag, auf der dritten durch einen blinden Schacht (Stapel), der gela en 3 etwa 40 m hoch ist, zugänglich. Auf der zweiten Sohle slag es den Rettungsmannschaften nicht, wegen der im Hauptauer⸗
gehind efindlichen und von dem dort vorhandenen Bruch am Abzug Der se Schwaden und wegen der großen Hitze durchzudringen.
apel in der dritten Sohle, in dem bereits früher der Revier⸗
zum Deutschen Neichsan
Dritte Beilage zeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Sonnabend, den 21. November
berginspektor hochzuklettern versucht hatte, aber wegen Zertrümmerung des Fahrschachtes nur etwa 20 m hoch gekommen war, war mittler⸗ weile noch stärker verbrochen und in Bewegung geraten; d. h. es drohten Gesteinsstücke aus dem Gebirge nieder zu brechen. Schon vorher war von dem Betriebsführer in den Stapel von unten herauf gerufen worden; doch hatte er keine Antwort erhalten. Auf Grund dieser Tatsache, und da auch der Brand im Querschlag I West in⸗ zwischen einen immer größeren Umfang angenommen hatte, und der Brand im Hauptquerschlag von neuem entfacht war, nahm man von weiteren Rettungsversuchen Abstand, um nicht weitere Menschen⸗ leben aufs Spiel zu setzen. 1
Da man fürchtete, daß bei Offenhaltung des Schachtes I und bei Fortbetrieb des Ventilators auf Schacht II der Brand das ganze Grubengebiet ergreifen und alle in demselben noch befindlichen Leichen zu Asche verbrennen würde, hielt man es für erforderlich, durch Ab⸗ schluß des Schachtes I und Stillsetzen des Ventilators sowie durch allmähliches Unterwassersetzen der untersten Sohle für baldige Er⸗ stickung oder Löschung des Brandes zu sorgen. Die entsprechenden Anordnungen wurden gegen 6 ½ Nachmittags getroffen.
Ueber die Veranlassung und den Herd der Explosion hat sich bisher nichts Bestimmtes feststellen lassen. Ob es ge⸗ lingen wird, nach Wiederinbetriebsetzung der Grube etwas Genaues festzustellen, kann heute nicht gesagt werden. Es gibt wohl nur iwei Möglichkeiten, eine solche Ex⸗ plosion, die sich über das ganze Grubengebiet verbreitet hat, zu erklären. Entweder sind plötzlich gewaltige Gasmengen auf⸗ getreten, die allein oder auch mit Kohlenstaub, sei es durch einen Schuß oder durch eine Lampe entzündet sind, oder es sind große Mengen Kohlenstaub allein oder mit Grubengas zusammen durch einen Schuß oder auf andere Weise entzündet worden. Irgend welche sicheren Anhaltspunkte liegen bisher für keine dieser beiden Annahmen vor. Starke Gasbläser aus Klüften sind zwar aus einer Nachbargrube und in mehreren Tiefbohrlöchern angetroffen, aber auf Radbod bisher nicht beobachtet worden. Die Kohle selbst entwickelt auf Radbod reichlich Gas, jedoch war die eingeführte Menge von 8 — 9000 chm in der Minute, d. h. 18 chm auf den Mann in den am stärksten be⸗ legten Schichten an frischen Wettern so groß, daß die Schlagwetter genügend verdünnt werden konnten. Von den Fahrhauern, die als Wettermänner fungierten, war nach Ausweis der Wetterlisten vom 3. bis 11. Nohember an keinem Punkte Schlagwetter gefunden worden.
Die Flöze der Zeche entwickeln auch stark Kohlenstaub. Ueber die Mengen waren die Ansichten der bisher gehörten Personen verschieden. Zur Befeuchtung des Staubes waren überall Wasserrohre gelegt und nach Angabe der Zechenverwaltung in jeder der Steigerabteilungen auf jeder Schicht ein Rieselmeister zur Befeuchtung der Strecken angestellt. An den Kohlengewinnungs⸗ punkten selbst hatten die Häuer die Berieselung zu besorgen. Nach Angaben des Revierbeamten und seines Hilfsarbeiters ist die Grube unter scharfer Kontrolle gewesen. Nach am Morgen vor der Unglücks⸗ nacht hat der Revierbeamte einen Teil der Grube befahren und keine Schlagweiter gefunden, auch 5 in bezug auf die Kohlenstaub⸗
tung nichts zu bemängeln gefunden.
häehe Kommissaren sind am Tage nach dem Unglück mehrere Rieselmeister, Schießmeister und Arbeiterausschußmitglieder darüber vernommen worden, ob die Berieselung ungenügend erfolgt sei, ob von ihnen in den letzten Tagen Schlagwetter angetroffen worden, und ob sie selbst eine Gefahr befürchtet, oder von einer solchen Befürchtung gehört hätten. Sie haben diese Fragen sämtlich verneint. In der Presse ist dagegen mehrfach die Behauptung aufgetreten, daß die Berieselung wegen Wassermangels un⸗ genügend gewesen sei. Insbesondere soll ein Bergmann Karl Meyer dies einem Berichterstatter des hiesigen „Lokalanzeiger“ gegenüber er⸗ klärt haben. Auf meine Veranlassung ist der Bergmann Karl Meyer, der als Häuer auf Radbod beschäftigt ist, durch die Staatsanwaltschaft eidlich vernommen worden. Er hat jedoch ausgesagt, daß er keine Angaben über die Zustände auf der Grube gemacht habe (hört! hört!), an seinem Arbeitspunkte sei die Rieselleitung stets in Ordnung ge⸗ wesen, auch habe die Leitung stets genügend Druck gehabt.
Wie mir telegraphisch mitgeteilt worden ist, heißt der Gewährs⸗ mann des „Lokalanzeiger“ Karl Gard. Dieser ist auf meine Ver⸗ anlassung gleichfalls eidlich vernommen worden und hat wesentliche Teile seiner früheren Behauptung aufrecht erhalten. Zur größtmög⸗ lichen Klarstellung dieser Sache habe ich sodann darauf hingewirkt, daß sämtliche Rieselmeister und sämtliche Beamten über die Ange⸗ legenheit durch die Staatsanwaltschaft eidlich vernommen werden. Die Vernehmung der Rieselmeister, soweit diese bisher zu erreichen waren, ist bereits erfolgt. In dem Telegramm über das Ergebnis der Vernehmung heißt es: „Kein Wassermangel außer den normalen beim Grubenbetriebe zu erwartenden Störungen, wie Reparaturen an der Leitung. Nur Montag, den 9. November, Rohrleitung eingefroren über Tage, deshalb Morgenschicht bis 12 Uhr ohne ausreichendes Wasser.“
Die Schießarbeit wurde überall von Schießmeistern besorgt. Als Sprengstoff diente mit Ausnahme der Strecken, die vollständig im Gestein standen, bei deren Auffahrung Gelatinedynamit gebraucht wurde, Nobelit, ein Sprengstoff, welcher nach den angestellten Ver⸗ suchen bis zu der von der Zechenverwaltung vorgeschriebenen Höchst⸗
e, 500 g, als sicher galt. Die Sicherheitslampen hatten innere Zündvorrichtung, doppelten Drahtkorb und entsprachen somit den neuesten Anforderungen.
Etwa 14 Tage vor der Katastrophe hat eine kleine Schlagwetter⸗
losion stattgefunden, die jedoch dadurch entstanden war, daß in erploso Auffahren begriffenen Stapel durch eine Schußflamme ausgekocht haben — Holz in Brand geraten war. Flamme wurde ein besonderer Ventilator, der zur Stapels diente, eingestellt, d. h. außer Betrieb ssen bildeten sich im Stapel explosive Schlagwetter, Durch diese Explosion wurden
Zum Löschen der Bewetterung des
lgede 8 11n Fn Holzfeuer entzündeten.
1908.
3 Beamte leicht verletzt. Der damals verwendete Sprengstoff wurde von da an auf der Grube nicht mehr gebraucht.
Meine Herren, ich halte es für richtig, mich auf diese, nach dem heutigen Stande der Dinge zutreffende Darstellung des Unglücks⸗ falles zu beschränken. Ich möchte nicht auf die einzelnen Fragen ein⸗ gehen, die von seiten des Herrn Vorredners gestellt sind. Ich möchte mich auch im allgemeinen einer Kritik der ganzen Angelegenheit ent⸗ halten; denn, meine Herren, ein Urteil über die Sache wird, wenn überhaupt, erst gefällt werden können, wenn alle Zeugen eidlich ver⸗ nommen sind, wenn es möglich gewesen ist, die Baue der Grube noch einmal zu sehen und wenn das gesamte Material von sachverständiger Hand aufgearbeitet ist.
Meine Herren, ich werde bestrebt sein, wie in früheren Fällen, sobald ich dazu in der Lage bin, der Oeffentlichkeit und auch diesem hohen Hause eine von sachverständiger Hand geschriebene Beschreibung des Unfalles zugänglich zu machen, und es wird ferner zu erwägen sein, ob und inwieweit nach Abschluß der gerichtlichen Untersuchung mit Genehmigung der Königlichen Staatsanwaltschaft etwa wichtige eidliche Aussagen, namentlich in den Dingen, wo sich die Zeugen widersprochen haben, in extenso zu veröffentlichen sind. Meine Herren, Sie entnehmen hoffentlich daraus, sofern Sie überhaupt daran gezweifelt haben sollten, daß, was an mir liegt, alles geschehen wird, um diesen trübseligen Vorfall aufzuklären, und Sie können sicher sein, daß, wenn Schuldige vor⸗ handen sind, die sich in meinem Machtbereich befinden, diese mit fester Faust angefaßt werden sollen. (Bravo!)
Aber, meine Herren, immerhin gibt es doch eine Reihe von Fragen, über die ich heute mit wenigen Worten Ihnen gegenüber sprechen möchte.
Es liegt in der Natur der Dinge, daß man sich die Frage vor⸗ legt: haben die Rettungsmannschaften ihre Pflicht erfüllt? ist alles getan, was zur Bergung etwa noch im Bergwerk vorhandener Ver⸗ letzter geschehen konnte? Meine Herren, ich habe den Gang der Rettungsarbeiten mit dem Herrn Oberberghauptmann und meinem technischen Herrn Referenten an der Hand der Grubenbilder und an der Hand der Angaben der beteiligten Beamten genau geprüft, und ich habe die Ueberzeugung gewonnen, daß von seiten der Rettungsmann⸗ schaften getan ist, was getan werden konnte. Die zuständigen Staatsbeamten, die zuständigen Beamten der Zeche, die Rettungsmannschaften der Zeche und der benachbarten Zechen, die mit gewohnter Hilfsbereitschaft herbeigeeilt waren, haben nach meiner Ueberzeugung unerschrocken und mit Todesverachtung, ohne Rücksicht auf die eigene Gefahr um das Leben ihrer verunglückten Kameraden auf das äußerste gekämpft. Daß dieser Kampf von so geringen Ergebnissen begleitet gewesen ist, kann unsere Anerkennung für das, was diese braven Männer getan haben, nach meiner Ueberzeugung in nichts beschränken. (Lebhaftes Bravo!) Daran schließt sich die weitere Frage: war die Zurückziehung der Rettungsmannschaften in dem Augenblick, als sie der Berghauptmann anordnete, berechtigt? Auch diese Frage muß ich nach eingehender Prüfung der Dinge bejahen. Die Zurückziehung der Rettungsmann⸗ schaften war mit Rücksicht auf die große Lebensgefahr, in der sie sich befanden, namentlich auch um deswillen begründet, weil die mit der Leitung der Rettungsarbeiten betrauten Beamten in Ueberein⸗ stimmung mit den Beamten der Zeche und in Ueberein⸗ stimmung mit dem Revierbeamten und mit seinem Stell⸗ vertreter zu der Ueberzeugung gekommen waren, daß sich Lebende nicht mehr in der Grube befanden. Meine Herren, auch die Be⸗ rechtigung dieser Annahme habe ich, soweit es an der Hand — ich kann ja immer nur mit Reserven sprechen — des vorhandenen Materials möglich war, an der Hand der Grubenbilder zusammen mit den beiden Beamten meines Ressorts, die wiederholt nach dem Un⸗ glücksfall in der Grube gewesen sind, und mit meinen beiden Mit⸗ arbeitern stundenlang eingehend geprüft; wir haben uns für jeden von den Rettungsmannschaften nicht befahrenen und durchsuchten Betriebs⸗ punkt mit Rücksicht auf die Lage der Brände, mit Rücksicht auf die Störungen der Wetter, mit Rücksicht auf die sonstigen Zerstörungen der Grube die Situation zu vergegenwärtigen versucht, und wir sind zu der Ueberzeugung gekommen, daß tatsächlich menschlicher Berechnung nach ein Lebender sich nicht mehr in der Grube befand, als die Rettungsmannschaften zurückgezogen wurden.
Damit beantwortet sich endlich eine weitere Frage, die heute, soweit ich gehört habe, nicht erörtert ist, die aber die Gemüter der Bergleute auf das lebhafteste bewegt hat, wie ich aus eigner Anschauung und Erfahrung weiß, die Frage: War die Schließung des Schachtes in dem gegebenen Moment notwendig und geboten? Nun, meine Herren, wenn alle im Schacht Befindlichen zweifellos tot waren, war die Schließung des Schachtes und das Ein⸗ lassen von Wasser eine technisch richtige Maßnahme; sie konservierte das Grubengebäude und die Leichen, sie ermöglichte nach einigen Wochen oder Monaten die Bergung der Leichen und vor allen Dingen gewisse Untersuchungen über Vorgänge unter der Erde, die eventuell einen Anhaltspunkt dafür geben können, wo die Explosion entstanden welchen Gang sie genommen, welches ihre Ursachen gewesen. Es uns also vom rein technischen Standpunkte gesagt werden: es war richtig wenn die mit der Leitung der Rettungsarbeiten betrauten Männer in diesem Moment erklärten: wir schließen jetzt die Grube.
Ich mache aber kein Hehl daraus, meine trotzdem bedaure, daß man mit dieser Maaseenr e., . b2 bis mein Kommissar an Ort und Stelle war, der angemeldet war und in einigen Stunden eintreffen mußte. (Hört, hört und sehr richtig!) Ich habe zwar die Ueberzengung gewonnen, daß das Urteil meines Kommissars kein anderes gewesen sein würde als das der die Rettungsarbeiten leitenden Beamten; aber es würde zu meiner und ee 1“ beigetragen haben, wenn noch ein bef 85 gter Gutachter dem Gutachten der an Ort und Stelle
efindlichen Beamten beigetreten wäre. (Lebhafte Zustimmung.)
Es drängt sich dann uns allen die Frage auf: wie ist es möglich gewesen, daß eine so große Anzahl von Bergleuten der Erploston zum