1909 / 49 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Feb 1909 18:00:01 GMT) scan diff

Kommisfion einverstanden erklärt. Ich habe angenommen, daß er im Namen der Landwirtschaftskammer gesprochen hat.

8 86 Dr. Dahlem (Zentr.) hofft, daß das neue Weingesetz bessere Zustände im Weinhandel schaffen werde.

Der Rest des Landwirtschaftsetats wird ohne Debatte beewilligt. 8 Das Haus geht zum Etat der Gestütverwaltung über. Bei den Einnahmen aus den Hauptgestüten referiert Berichterstatter Abg. von Arnim⸗Züsedom über die Ver⸗ mehrung der Beschäler. bg. von Quast (kons.): Es besteht schon lange der Wunsch, daß das Gestüt in Neustadt vergrößert und die Zahl der Hengste und Stuten vermehrt werde, und daß bessere Hrröste eingestellt würden. Der Oberlandstallmeister hat im vorigen Jahre gesagt, daß der Er⸗ trag der Weiden und Wiesen des Gestüts nicht groß genug sei, und daß bei einer Vergrößerung des Gestüts Heu zugekauft werden müsse. Wir meinen, daß der Ertrag der Wiesen von 5 bis 6000 Ztr. Heu zu niedrig bemessen ist. Der Ertrag der Wiesen wird sich aber vergrößern lassen durch die Einebnung des Terrains und Zuschüttung der Wasserlöcher. Der Staat muß mit Meliorationen vorbildlich vorgehen; er sollte möglichst schnell die Wiesen meliorieren und für möglichst schnelle Einbringung des Heues sorgen. Es würde ein besserer Ertrag erzielt werden können, wenn der Finanzminister zu⸗ nächst für solche Zwecke mehr Geld hergeben wollte.

Minister für Landwirtschaft ꝛc. von Arnim:

8 Meine Herren! Der Herr Vorredner wünscht die Wiesen ver⸗ bessert zu sehen, damit mehr Heu wächst, und wenn mehr Heu da ist, will er das Hauptgestüt vermehren, und das Hauptgestüt will er ver⸗ mehren, damit dort mehr und bessere Hengste gezüchtet werden, damit und das ist in letzter Linie der Kernpunkt seiner Ausführungen in dortiger Gegend bessere Hengste aufgestellt werden. Er hat dabei albs besonders verlockend hingestellt, daß der Staat in der Lage wäre, billiger die betreffenden Halbbluthengste zu züchten als die Privaten,

voon denen fie bisher gekauft wurden. Meine Herren, das möchte ich etwas in Zweifel ziehen.

Was die Aufstellung besserer Hengste anbelangt, so sind wir dazu gern bereit, wenn wir sie haben. Aber in erster Linie kommen natür⸗ lich nur die Provinzen in Frage, die in der Pferdezucht am höchsten stehen; da gehen naturgemäß die allerbesten Hengste hin und müssen auch in Zukunft hingehen.

3 Was die Vermehrung des Hauptgestütes anbelangt, so ist das eine Geldfrage. Sie werden mir zugeben, daß man ein Hauptgestüt, soobald es sich um die Beschaffung sehr wertvoller Stuten handelt,

nicht mit geringen Mitteln vermehren kann, und ich kann nicht in

Aussicht stellen, daß der nächste Etat dafür Mittel zur Verfügung stellen wird. 1“

Was aber den Anfang, das erste Stadium des ganzen Vorgehens, das Herr von Quast hier vorgeschlagen hat, anbelangt, nämlich die Vermehrung der Wiesen, so stimme ich ihm insofern zu, als ich gern bereit bin, die nötigen Schritte zu tun, wenn wirklich eine Ver⸗ besserung der Wiesen möglich und rentabel ist. Ich werde im niächsten Sommer, wenn es mir irgend möglich ist, einmal selber nach

Neustadt fahren und darin wenigstens Wandel zu schaffen suchen,

um insofern den Wünschen des Herrn Abg. von Quast Rechnung zu tragen.

Die Einnahmen werden bewilligt

Bei den dauernden Ausgaben für die B 8 ld öeeeesacten hene f esoldungen an

g. von Dirksen (freikons.): Die gesamten Ausgaben ür de Gestütsetat und die Pferdezucht belaufen sich . 198 Müd. Mark; bei einer solchen Ausgabe nimmt es wunder, daß sich das Haus so wenig an diesen Debatten beteiligt. Die Remontepreise von 1000 im Durchschnitt sind so ungenügend, daß dabei die Züchter nicht be⸗ stehen können. Unsere Pferdeeinfuhr⸗ und ausfuhrbilanz hat auch im letzten Jahre wieder ein Minus von 80 Millionen ergeben. Alle diese Umstände veranlassen doch die Frage, ob die Mittel, die hier immer anstandslos bewilligt werden, richtig angewandt werden. Der Finanzminister sollte sich einmal an diesen Debatten beteiligen. Wir müssen uns fragen, ob wir nicht mit einer Sparsamkeit an richtiger Stelle bessere Resultate in der Pferdezucht erzielen könnten. Wir brauchen allerdings die Vollbluthengste zur Erzeugung eines guten Halbbluts, aber es wäre vielleicht möglich, gute Privat. eengste billiger zu bekommen. Die Zuchtresultate in Graditz kann mman nicht gerade als glänzend bezeichnen. Allerdings sind im letzten Jahre 600 000 Rennprämien erzielt worden, aber man wirft dem Graditzer Rennstall vor, daß er die kleinen Rennstallbesitzer nicht aufkommen läßt, und die meisten Renngewinne sind gar nicht von Pferden gemacht worden, die in Graditz gezogen sind, sondern von ausländischen Pferden. Es wird allgemein bemängelt, daß der Graditzer Rennstall die Initiative der kleinen Rennstallbesitzer hemme. Es fragt sich, ob der staatliche Rennstall aufrecht zu erhalten ist. Frankreich und Oesterreich, die uns in der Pferdezucht über sind, haben ihre fiskalischen Rennställe Füngst eingehen lassen, in Europa dat nur noch Rußland einen fi kalischen Rennstall. Ich will nicht o radikal sein, die völlige Aufhebung unseres fiskalischen Renn⸗ alls zu verlangen, aber es sollten nur noch solche Pferde in den Rennstall eingestellt werden, deren Exterieur sie zweifellos als Land⸗ beschäler geeignet erscheinen läßt, oder die schon einen Preis gewonnen haben. Hoffentlich geht der Oberlandstallmeister auf diese Anregungen ein. Die Zahl der Vollblutstuten hat in diesem Jahre bedauerlicher⸗ weise erheblich gegen die beiden Vorjahre abgenommen. Das ist zum Teil zurückzuführen auf die Abschreckung, die die Privatrennställe er⸗ fahren. Der Oberlandstallmeister sollte an den Herrn Minister mit der Idee einer langsamen Zurückstoppung der Zucht im staatlichen Rennstall herantreten. Dann werden Mittel frei werden, um die Privatzüchter zu einer verstärkten Züchtung anzuregen. Was die Halb⸗ blutzucht anbetrifft, so ist die Züchtung der Hengste viel zu kostspielig. Wir könnten pro Hengst 10 000 ersparen, das bedeutete im letzten Jahre, in welchem 41 Hengste gezüchtet worden sind, eine Summe von 410 000 ℳ. Es soll nicht verkannt werden, daß der Minister den von mir geäußerten Wünschen entgegengekommen ist. Speziell spreche ich dem Minister meinen Dank aus für die Ge⸗ währung zinsfreier Darlehen an die Halbblutzüchter. Daß die Kalt⸗ blutzucht noch nicht so recht vorwärts gekommen ist, liegt zum Teil an der Handhabung der Körung. Man darf in dieser Beziehung nicht zu streng verfahren. In Pommern sollte eine neue Körordnung auf⸗ gestellt werden, und es kam zu erbitterten Kämpfen zwischen den An⸗ hängern der Kaltblutzucht und der Warmblutzucht. Es ist schließlich eelungen, sich auf eine Körordnung zu einigen, in der den Wünschen hiider Parteien Rechnung getragen worden ist. Diese Körordnung, mit welcher die Pommern absolut zufrieden sind, sollte auch in den übrigen Provinzen eingeführt werden. Der kleine Besitzer muß zur elbständigen Pferdezucht erzogen werden. Wenn auch die Zahl der ferde jährlich um 1 % zunimmt, so hält die Zunahme doch lange nicht mit der Vermehrung der Bevölkerung gleichen Schritt. Ein Beispiel könnten wir uns an Frankreich nehmen, das seine Zucht mit äußerst geringwertigem Material begonnen, aber seine Pferdeproduktion in einer Weise gefördert hat, daß sie zu einer großen Einnahmequelle geworden ist. Im Jahre 1907 konnte Frankreich 22 000 Pferde mehr ausführen als einführen; Deutschland hat in dem⸗ selben Jahre 100 000 Pferde mehr eingeführt als ausgeführt; das ist eine Differenz von über 120 000 Pferden. Außer den Olden⸗

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burger Hengsten haben wir kein Material, das sich zur Aus⸗ fuhr eignete, unseren Ostpreußen fehlt der Gang. Zum Schluß möchte ich eine Entlaͤstung des Oberlandstallmeisters durch die Schaffung der Stelle eines Vizeoberlandstallmeisters vorschlagen. Der Oberlandstallmeister, der alle Reisen selbst macht, ist den An⸗ strengungen kaum noch gewachsen, sodann könnte er sich aber auch in dem Vizeoberlandstallmeister einen Nachfolger heranziehen. Die An⸗ käufe, die jetzt vom Oberlandstallmeister selber gemacht werden, sollten einer Kommission übertragen werden. Die Gestütsdirektoren werden gewöhnlich aus Offizierskreisen genommen, ich kann mir aber einen Landwirt, einen Veterinär oder einen Züchter denken, der dazu viel besser geeignet wäre als ein noch so schneidiger Reiteroffizier. Ich bitte den Herrn Minister, meinen Anregungen Folge zu geben.

Abg. Richtarsky (Zentr.): Nach den Bestimmungen schließt der Staat die Haftpflicht aus, wenn bei dem Deckakt Schäden für die Stute entstehen. Die privaten Füchter sind aber nach dem Gesetz, betreffend die Haftung des Tierhalters, hafthar. Der Staat selbst sollte sich doch auch nicht der Haftpflicht entziehen.

Abg. Leppelmann (Zentr.): Man sollte meinen, daß der zunehmende Automobilverkehr die Pferdezucht zurückgehen ließe. Das ist keines⸗ wegs der Fall. Die Pferdezucht ist ein wichtiger Faktor unserer Volkswirtschaft. Im speziellen möchte ich bitten, daß in das west⸗ fälische Landgestüt Warendorf mehr Hengste eingestellt werden. Ich hoffe, daß den Wünschen der Landwirtschaftskammer für dieses Gestüt Rechnung getragen werden möge. —2

Die Abgg. Tourneau (Zentr.) und Heine (nl.) bitten, daß die Deckstation Dingelstedt wieder eingerichtet und mit zwei Hengsten be⸗ setzt werde. Im oberen Eichsfeld wären alle Vorbedingungen für eine gute Pferdezucht gegeben. 8

Bei den Aus gaben für die Landgestüte will

Abg. Dr. Lohmann (nl.) auf die Anstellungsverhältnisse der Gestütswärter eingehen, er wird aber vom zweiten Vizepräsidenten Dr. Krause darin unterbrochen mit dem Hinweis darauf, daß das

aus den Beschluß gefaßt habe, die Anstellungsverhältnisse der eamten beim Etat nicht zu erörtern, da dies bei der Besoldungs⸗ vorlage genügend geschehen sei.

Abg. Marx (Zentr.) zur Geschäftsordnung: Ich mache darauf aufmerksam, daß es sich bei den Gestütswärtern um keine Beamten, sondern um Arbeiter handelt, wir können also sehr wohl darüber reden.

Abg. von Pappenheim (kons.) widerspricht dieser Auffassung.

Das Haus stimmt darauf über diese Frage ab und ent⸗ scheidet sich mit geringer Mehrheit dafür, über die Verhältnisse dieser Angestellten weiter zu beraten.

Abg. Dr. Lohmann inl.) zsetzt darauf seine Rede fort und dafür ein, daß die Gestütswärter den Charakter als Unterbeamte erhalten. 2.

Abg. Marx (Zentr.) spricht sich im gleichen Sinne aus.

Abg. von Bieberstein (kons.): Ich habe in Ostpreußen vielfach unsere Gestütswärter beobachtet, sie stellen ein außerordentlich tüchtiges Material dar. Im allgemeinen kann ich mich den Vorrednern an⸗ schließen. Ich hoffe, daß im nächsten Jahre die Lage der Gestüts⸗ wärter geprüft und geregelt werden kann.

Bei den sächlichen Ausgben für die Hauptgestüte bemerkt Abg. von Oertzen (frkons.): Es fragt sich, ob die immerhin beträcht⸗

liche Mehrausgabe von 365 000 für das Gestüt Graditz in züchte⸗ rischem Interesse notwendig ist. Ich bin nicht, wie der Abg. von Dirksen, der Ansicht, daß wir das Hauptgestüt Graditz entbehren können. In den letzten 5 Jahren ist der Bedarf an Hengsten für die Halbblutzucht sowohl von Graditz wie von Privaten gedeckt worden, die Zahl der von Privaten gezogenen Hengste überwiegt diejenige von Graditz um eine Kleinigkeit. Wir können also für diese Zucht ebensowenig Graditz, wie die Frbatz ch entbehren. Ich bin ein großer Anhaäͤnger des Hennaetüh. Graditz, muß aber doch sagen, daß die rücksichtslose

zsnutzung der numerischen Uebermacht der Graditzer Pferde auf der Rennbahn die Privatzucht lähmen muß. Einnahmen und Passion sind die wesentlichsten Triebfedern für das Halten von Rennpferden. Wenn aber wegen der großen Konkurrenz von Graditz die Rennstallbesitzer nicht das Vergnügen haben, ihre Farben in Front zu sehen, so werden sie sich zum Schaden der Landespferdezucht zurückziehen. Graditz besitzt 50 Vollblutstuten, jede kostet 4000 ℳ, das sind zusammen also 200 000 ℳ. Mit 20 erstklassigen Stuten könnte man die⸗ selben Erfolge erzielen und 100 000 sparen. Graditz hat ferner 50 Pferde im Training, das kostet pro Pferd 7000 ℳ, also jähr⸗ lich 350 000 ℳ. Das hat doch nur den Zweck, die Pferde zu prüfen, und ein Pferd, von dem man überzeugt ist daß es s89. zur Aufzucht nicht eignet, sollte man gar nicht laufen lassen. Im Gegensatz zu dem Abg. von Dirksen meine ich allerdings, daß man die Entscheidung darüber vollständig dem Oberlandstallmeister oder dem Leiter des Graditzer Gestüts überlassen könnte. Auf diese Weise würden nur 30 Pferde trainiert werden, und dadurch würde man weiter 150 000 ersparen. Wenn man meint, daß die Tiere in so jungem Alter noch nicht zu schätzen sind, so haben wir doch das große Glück, an der Spitze unserer Gestütsverwaltung einen Mann zu haben, dessen Pferde⸗ kenntnisse und Sachkenntnisse weit über die Grenzen Deutschlands und Europas hinaus bekannt sind, wir können stolz sein, daß wir den Grafen

ihndorff an der Spitze haben, eine der ersten Autoritäten des

rdballs. Graf Lehndorff wird mit Leichtigkeit an den Jährlingen erkennen, ob sie sich für die spätere Nachzucht eignen oder nicht. weiß wohl, es würde ihm schwer werden, seine Kinder aus dem Stall hinausgehen zu sehen, aber im Interesse der Sache bitte ich doch darum, dann werden wir uns finanziell besser stehen und in züchterischer Beziehung die Arbeit verringern, aber die private Täli keit fördern. Graf Lehndorff hat mir persönlich erklärt, daß er diesen Weg für ganchar bagre 11 Bieberstei

g. Rogalla von Bieberstein (kons.): Der Abg. Gr

von Schwerin, der dem Abg. von Dirksen widersprechen wollte, jetzt im Reichstag sein, und 15 stelle deshalb an seiner Stelle gegenüber dem Abg. von Dirksen fest, daß die Landwirtschaftskammer von Pommern und sämtliche anderen Landwirtschaftskammern in erster Linie eine Vermehrung der Landbeschäler gefordert haben. Der Abg. von Dirksen hat schwarz in schwarz gemalt. daß unser ostpreußisches Pferd nicht zu keicht und edel, sondern

erade schon zu schwer und stark ist; ein ostpreußisches Pferd muß elegant ein. Ueber die Anstellung der Gestütsbeamten zu sprechen, lehnen wir ab, weil wir zu dem Minister und zu dem Landstallmeister das größte Vertrauen haben, daß sie das Richtige treffen. Unser ostpreußisches Pferd hat auch keineswegs einen schlechten Gang; im Gegenteil, wer auf einem ostpreußischen Pferde sitzt, sitzt wie im Himmel. Daß jetzt die Erfolge von Graditz so gut sind, danken wir demn Leiter des Gestüts. Der kleine

Rennstallbesitzer leidet t denn nur in 100 von den 2000 des Bncdn s nhh Graditz. Eine weitere Einschränkung würde kaum möglich sein. Einen Vorteil von der weiteren Einschränkung würden nur die großen Renn⸗

ställe haben. Wäre der Sport Selbstzweck, dann wäre es etwas anderes; aber die Staatsgestüte pflegen doch die Pferdezucht für unsere Armee. Wir müssen deshalb erstklassiges Hengstmaterial haben. Die Stutenzahl darf nach unserer Meinung nicht verringert werden, sie ist sich übrigens in den letzten Jahren gleich geblieben. Ich bitte den Minister, gerade der ostpreußischen Pferde cht seine Aufmerksamkeit zu schenken, denn gerade an das ostpreußische Pferd werden im Inter⸗ esse unserer Armee die höchsten Anforderungen gestellt. Aber die Remontepreise müssen wesentlich erhöht werden. Wir in Ostpreußen haben volles Vertrauen zum Oberlandstallmeister und hoffen, daß er noch recht lange an der Spitze unserer Gestütverwaltung stehen möge.

Abg. Dr. Becker (Zentr.): Auch bei uns existieren noch opferwillige und finanzkräftige Rennstallbesitzer. Die Prwatzucht muß moͤglichst gefördert werden dadurch, daß mehr Mittel zu Prämiterungs⸗ zwecken und zur Erhaltung besserer Pferde in den Etat eingestellt werden. Im Osten die Vollblutzucht, in Mitteldeutschland die Halb⸗ blutzucht und im Westen die Kaltblutzucht, das wären die drei Gebiete der Pferdezucht.

Minister für Landwirtschaft ec. von Arnimm:

Meine Herren! Der Herr Abg. von Dirksen hat eine Re von Wünschen geäußert, deren Erfüllung eine mehr oder weniger voll⸗ ständige Umwälzung der bisherigen Prinzipien, nach denen die Landes⸗ pferdezucht betrieben wird, zur Folge haben würde.

Er hat damit angefangen, den Klagen Ausdruck vielfach über Graditz geäußert worden sind. Meine Herren, ich habe den Eindruck, als ob diese Klagen besonders laut geworden sind, seit⸗ dem Graditz im vorigen Jahre 600 000 Renngewinne erzielt dat. Es ist behauptet worden, daß Graditz bei der Hengstzucht verhältnis⸗ mäßig geringe Resultate hätte, und daß die Renngewinne in Gradis nicht durch die eigentliche Graditzer Zucht gemacht worden 92 Meine Herren, was unter eigentlicher Graditzer Zucht zu verstehen ist weiß ich eigentlich nicht; denn daß eine Vollblutzucht auf Importierut fremden Blutes angewiesen ist, ist ja doch ganz klar, und daß w bei dem verhältnismäßig geringen Stande, auf dem 1 Vollblutzucht steht, auf den Import aus England und Frantresc angewiesen sind, ist ja ebenso llar. Daß aber die Resultate der Zuch doch nicht so ganz geringe gewesen sind, geht daraus hervor, daß von den Vollbluthengsten, die wir in den Landgestüten haben, ein D. aus Graditz stammen, obgleich in Graditz nur ein Fünfzehntel 78 gesamten Vollblutstuten stehen, die wir in Deutschland haben; al doch immerhin kein so ganz schlechtes Resultat! 2

Nun hat Herr von Dirksen und im Verein mit ihm Herr 9 Oertzen eine Einschränkung der Vollblutzucht in Graditz gefordert⸗ Das bedeutet ja eigentlich, wenn man konsequent sein will, eine n gabe der dortigen Zucht; denn wir sind schon jetzt nicht imstande, nötige Vollbluthengstmaterial, welches wir für die Halbblutz 1 brauchen, im Inlande zu beschaffen. Ich möchte aber besonzer darauf aufmerksam machen, daß unsere staatliche Vollblutzucht 28 ausschließlich den Zweck hat, der Halbblutzucht zu d;. und daß man bei den Anforderungen, die man an die 228 bluthengste, die für die Halbblutzucht bestimmt sind, stellt, zune Teil wenigstens einen etwas anderen Maßstab anlegt, uht an die Hengste, die ausschließlich für die Vollblutzuch bestimmt sind. Man verlangt von einem Vollbluthengst⸗ 2 8- die Halbblutzucht bestimmt ist, nicht nur gute Leistungen, sonde auch ein bestimmtes Exterieur. Ich mache darauf aufmerksam, st in England z. B. deshalb besondere Prämien für Vollbluthenaieg die für die Halbblutzucht bestimmt sind, existieren. Gerade Gra ist in der Lage, diese Anforderungen an das Exterieur bei der Zar 9 zu berücksichtigen, zu welchem auch noch die Anforderung eines vrih Temperaments, was bei Halbblut ja ganz besonders wertvoll 9 hinzutritt. Auf die Forderung, die Graditzer Zucht zugunsten , Privatzucht einzuschränken, ist zu erwidern, daß, wenn wir die c sicht hätten, daß sich die Privatzucht bei uns in Deutschland sohda⸗ so heben würde, so ließe sich ja vielleicht darüber reden; aber bdene meine Herren, ist diese Aussicht nicht groß, und das hat verschi sich Gründe, einmal, weil wir nicht genügend reiche Leute haben, vr she mit der Vollblutzucht beschäftigen, die Sinn und Verständnis rank⸗ haben das ist eben im Auslande, in England und in 5 aber reich, ganz anders; hier muß eben der Staat eintreten —; . liegt es auch daran, daß wir zu wenig Rennpreise dine daß wir zu wenig für die Vollblutzucht ausgeben koͤnnen. nden, Herren, ich glaube, gestern ist schon darauf aufmerksam gemacht n oll⸗ daß Frankreich etwa das Vier⸗ oder Fünffache dessen auf seine ns blutzucht verwenden kann, was wir darauf verwenden können. oll⸗ wirkt natürlich ganz außerordentlich belebend auf die private be⸗ blutzucht. Meine Herren, ich mache darauf aufmerksam, daß es der kannte Gestüt Römerhof wahrscheinlich eingegangen wäre, wennt Staat nicht gekauft hätte. mer

Also, meine Herren, ich glaube, es würde ein gewagtes nverneh dcß sein, wenn der Staat seine Vollblutzucht aufgeben würde, 9 n zse er die Sicherheit hat, daß ein Ersatz dafür eintreten wird. Ich nagg 2 darauf aufmerlsam machen das habe ich vergessen, und dan 21 von Dirksen hat, glaube ich, auch schon darauf aufmerksam gema abie daß die Vollblutstuten in Privathand sukzessive in den letzten tin abgenommen haben. Auch das deutet darauf hin, daß die Privanact bei uns so, wie die Dinge einmal liegen, wahrscheinlich keine Au auf große Vermehrung hat. 5 auch

Dann hat der Abg. von Dirksen gefordert, daß allmähl ring⸗ in der Halbblutzucht und Kaltblutzucht die Staatshengsthaltung schränkt werden soll. Wir haben ja schon von den Herren Vorre gehört, auf welchen Widerstand es gestoßen ist, und ich tan ze sagen, daß das auch im Lande den allerschärfsten Widerspruch ales würde. Von allen Seiten, von allen Landwirtschaftskammern, d0 ver Pferdezuchtvereinen werde ich gedrängt, die Zahl der Hengste 1 stteln mehren und mehr in den Etat einzustellen, und nur der Mangel 0n gloe 88 hindert mich, all den Wünschen, die an mich herantreten, boltun geben. Wo aber die Möglichkeit ist, daß eine Privathengs hereit an die Stelle der Staatshengsthaltung tritt, bin ich durchauf 1 das solchen Wünschen nachzugeben. Ich habe im vergangenen 8 steng Landgestüt für Schleswig in Gravental aufgehohen, habe wenigusche die Kaltbluthengste dort eingehen lassen, weil entsprechende aus der Provinz an mich herantraten, und weil ich die hatte, daß eine genügende Zahl von Privathengsten an die Stes an staatlichen Hengsthaltung freten würde. Ich würde das au anderen Stellen so machen, wenn ich die Sicherheit hätte, auf einen aͤhnlichen Erfolg rechnen köͤnnte. Nur bei der incht ist das nicht moöz lich, weil da die Interessen der M waltung mit im Spiel sind, weil die Mllitärverwaltung ein 9 daran hat, die Hand in der Sache zu haben und dahin zu wirken⸗ nach einer ganz bestimmten Richtung gelüchtet wird.

zu geben, die

weit

Auch die Privathengsthaltung habe ich bisher gefordert, 9 Ich

ch es konnte, soweit die Mittel es irgendwie zuließeneefsen

habe, wie schon erwähnt worden ist der Abg. vorf prämien

hat das dankbar anerkannt die Verteilung von ie teiligt fär Henaste auf die Genoffenschasten, die bisher nicht daran

waren, ausgedehnt. ksen als ein

Was nun die Einfuhr anlangt, die Herr von Dirkf 5

ha 1 besonders schlechtes Zeichen für unsere Pferdezucht angefühen alb eine moͤchte ich darauf Sahae g bdis Deutschland ts-dufte 1 so starke Einfuhr von Pferden braucht, weil es in se ntolosjalen Ver⸗ großartig fortgeschritten ist und dadurch einen ganz tbrauch in den

rauch an Pferden hat. Ich erinnere an den Pfesben⸗ der Indust e. Bergwerken, an den Verbrauch an schweren Pferden 8

(Schluß in der Zweiten Beilage.)