1909 / 52 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Mar 1909 18:00:01 GMT) scan diff

anderen Svpstem mitgewirkt .Der Abg. Erzberger ha ich ihn richtig verstanden h die Aufstände auch mit den Systemen in Verbindung gebracht. Aufstände werden immer wieder⸗ kehren. Die Entwicklung ist eine langsame, und wir müssen auf einen längeren Zeitraum sehen und die ganze Kette ineinander der Wirkungen betrachten. möchte ich bei aller Anerkennung der dnchenokett und Umsicht des Staatssekretärs einen Teil dessen, was jetzt erreicht ist, auf die frühere Zeit zurückführen. Ich hoffe, wir werden in wenigen Jahren einen Kolontaletat vor uns daben, der ein weiteres Vorwärtskommen und Blühen unserer Kolonien zeigt, und es werden uns Aufstände erspart bleiben. Abg. Noske (Soz.): Alles, was an sotialdemokratischen Ideen im Laufe der Jahrzehnte vertreten ist, hat eine rücksichtslose Bekämpfung gefunden, und trotzdem wird ein vorurteiltloser Betrachter nicht leugnen können, daß sich auf den verschiedensten Gebieten sontalistische Ideen mehr und mehr Geltung verschafft haben. Auch auf dem kolonialpvolitischen Gehiete können wir die⸗ be Entwicklung beobachten. In den Tagen hat kein einziger edner es mehr gewagt, so rücksichtslos und offen die Ausbeutungs⸗ und Unterdrückungspolitik in den Kolonien zu verteidigen wie . unverkennbar ist auch die Beurteilung der onialfrage am

Freitag und Sonnabend sehr viel nüchterner lewesen als im und vor swei Jahren. Wo ist die Ferenrerhg

bei den mischten

ing für blieben, wie Wahlen vorhanden warl? Man fieht mit ge⸗ Gefühlen oder wenigstens küähl die Dinge an. ismus hat nur der Abg. Dr. Arning an den Tag gelegt. Was die Entwicklungsmöglichkeiten anbelangt, so hat es sich der Kolonialstaatssekretär gefallen lassen müssen, daß ihm selbst aus Kolonialkreisen heraus ein übertriebener Optimismus nachgesagt wird. Er sieht F tte, wo Rückschritte eingetreten sind; aber sich verstehe, daß er seine Ware anpreist, denn wenn er es nicht tut, wer soll es tun? Uns ist es lieder, wenn er Kapitalisten interessiert, als daß auf Kosten der Steuerzahler große Zuschüsse S werden müssen. Daß seine Sanierungsversuche etwas gewaltsamer Art sind, regt mich nicht weiter auf; aber wenn er von Rednern aller Parteien deswegen gelobt ist, weil die Zuschüsse gger geworden sind, so ist dem entgegenzuhalten, daß wahren Zahlen bisher noch nicht genannt find. unn man von den Kolonien redet, g. muß man felbftverständlich auch Kiautschou hinzurechnen, das 8,5 Million baren Reichszuschuß erfordert; dadurch erhöht

2.—

en ch der Zuschuß für alle Kolonien auf 32,5 Millionen. Dazu kommen shen die in anderen Etats erscheinen. Aus dem Marimertat lassen e

1 ommission i le vorm t

Reichspoftverwaltung für die Beförderung der Briefor

Kiautschou allein 300 000 bezahlt. Im I. Keöeen

koloniale Zwecke Riesensummen aufgepumpt, die ein dneter in einer * aus Anlaß der Reichefinanzreform auf 720 Millionen berechnet t. Diese erfordern einen jährlichen Zinsendienst von 24 26 Milltonen, bs der Reichshaushaltzetat. für koloniale cke und indirekt mit einem Mindestbetrage von 60 Millionen be⸗ lastet wird, und das bei der jetzigen Finanznot! Hoffentlich gel es dem Staatsfekretär, in ein paar Jahren die Kolonien machen. Aber die für die gepumpten hen werden wir noch auf 2— inte zu bezahlen haben. Die Versorgungsgebührnisse für die in Südwestafrika arbeitsunfähig wordenen Soldaten wachsen ganz außerordentlich. Für 1909 wird

ein für die Familtenpensionen der Betrag von 4 191 500 an⸗

gefo 766 000 mehr als im Vorjahr, von den nach Südwest⸗ e schickten 8 168”d ch Beamten und Soldaten sollen 1909

te und 7262 Unterbeumte und Mann⸗ verforgt werden. letzten —₰ Jahre find allein 541 invalide

westafrika schickt. Jeder dritte Mann fährt

oder mehr oder weniger arbestgunfähig zurück. So wird kat von Jahr . mehr belastet, und wir können uns nicht verhehlen, daß die 2 auf Entzüchung von Renten böses Blut müssen. Im Laufe des Sommers mußte es im Inlamde wie

im Auslande einen * ,— Eindruck machen, daß durch

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mlungen die 1 G

anla⸗ E11“

eg der zu drängen. her haben versucht, uns nachzusagen, wir nicht mehr der Wertlosigkeit unserer Kolonien zu 8 wagten. Ge⸗ iete, wo Millionen von Eingeborenen lehen, wo Hunderte von Millionen hineingesteckt werden, können als absolut wertlos nicht bezeichnet werden. Aber welche Vorteile hat die Masse des Volkes von der bis⸗ die üußte und aufbringen muß? Welchen Nutzen weisen sie n. 2— die Millionen von Arbeitern, die wir vertreten 82 Rass geringsten. Bereichern könnten sich Kapitalisten und upellos ausraubende Händler, sowie eine Reihe von inten; endlich kommt eine wachsende Zahl von Beamten in recht gut dotierte Stellen. Es wagt anderseits auch niemand mehr, n unseren Kolonien als einem neuen Deutschland zu reden, wo⸗ i unfere üͤberflüssige Bevölkerung abwandern könnte. Die Regierung d die bürgerlichen Kolonialvolktiker erklären jetzt unsere Kolonien it einer Ausnahme für zur Ansiedlung nicht net. In seinem gein diesem Saale hat der Staatssekretär Dernburg ausgerechnet, ein Südwest hunderttausend Weiße Platz hätten. Was wollen diese Hunderttausend, was will seldst eine Viertelmillion dei der Be⸗ olkerungeziffer Deutschlands bedeuten? Aber selbst in dieser „Sied⸗ gs“⸗Kolonie soll nach dem eigenen Zeugnis des Staatssekretärs inem Farmer eine tägliche Arbeitszeit don mehr als sechs Stunden zumuten sein; auch kann dort ein armer Teufel nicht fortkommen. rüher wurde noch ausposaunt, es könnten unbemittelte aber strebsame Leute dort vorwärts kommen; aber davon schweigt man heute. Nicht 6000, nein 35 50 000 werden jett als das Minimum an Kapital was der Ansiedler mithringen muß. Also der großen Menge kommt a diese Kolonie nicht zu gute, sondern nur demistelten, wenn nicht reichen Leuten. Und dazu muß die Gesamt⸗ heit die großen Zuschüsse zahlen! Es kann uns nur recht sein, wenn 1 viele Diamanten gefunden werden, aber der Gdelsteinsegen schon sehr groß sein, wenn die Aufwendungen für das Schutzgebiet adurch wieder einkommen sollen. Der Abg. Dr. Arning ist außerordent⸗ ich hbescheiden, wenn er mit der Entwicklung unseres Kolonialhandels so zufrieden ist. In 10 Jahren stieg der Kolontalhandel um 83, der deutsche Gesamthandel aber um 6700 Millionen. Wenn Dr. Arnin sich darüber entrüstet, daß die schwarzen Schönen ihre Hüften ni mit deutschen Baumwollstoffen, sondern mit billigen indischen Ge⸗ weben schmuücken, so bin ich anderer Meinung; unsere deutsche In⸗ dustrie leidet unter der Konkurrenz dieser indischen Schundfabrikate keineswegs, und die Textilarbeiter meines Wahlkreises würden sich sehr dafür bedanken, solche Schundware statt der qualifizierten Pro⸗ dukte herzustellen, die ihnen erst ein halbwegs menschenwürdiges Dasein möglichen. Die Plantagenkultur in Ostafrika bedeutet auch nur die Förderung großkapitalistischer Unternehmungen, die den Mittel⸗ stand ruinteren, sich aber nicht etwa um vaterländische Interessen iummern. Wir müssen als Gegner jeder Ausbeutung und Unterdrückung darauf sehen, daß die Interessen der Arbeiter, der Unterdrückten und Ausgebeuteten wahrgenommen werden, und dazu egt in den deutschen Kolonien viel mehr Anlaß vor, als man hier e vhen will. Eine Politik der Ausbeutung, der Unterdrückung d gch Iwanges ist unsere Kolonfalpolitik auch heute noch; hierin 89 zter dem neuen Staatssekretär nicht viel geändert. on einer Ziwvilisationspolitik in unseren Kolonien zu ebracht wie möglich. Der Regierung in Ostafrika aus⸗

rechen, ist s 1 ne vöinag veteerstacchtnh s0 dang

r. Arning übrigens auch noch leder erwachsene

Füdt. er wird nicht bloß, was der Abg. D vier Monaten

8 Krritt, zu öffentlichen in den amtlichen Berichten der Arbeit ind! Den

muß den Reichstag noch besonders ver⸗

Masse, welche die Zuschüsse aufbringen

e linge nicht über die Verwendung eines Geldes mitspreche Liefe⸗ 8

Gouverneur von Rechenberg hat der Staatssekretär gedeckt; damit sind wir einverstan denn der mneur hat nur die Gebote der Menschlichkeit wollen. Die weiße Besiedlung bedeutet in Ostafrika eine Ver gung der farbigen Eingeborenen. Behielte der Abg. Arning mit seiner Behauptung recht, daß allein am Meru ge in zehn Jahren 100 000 Weiße an hedelt sein würden, so wäre das meiner Meinung nach ein Unglück. Ostafrika wird nur als freies Negerbauernland eine Zukunft haben. Man spricht von möglichen zukünftigen Aufständen; die Regierung hat nach unserer Meinung die Hauptaufgabe, alle Reibungsm ichkeiten, die dahin führen könnten, s verhindern. Die größere Gefahr für die Pflanzer wäre die chon angedeutete äthiopische Bewegung, die ein Millionenheer von Besitzlosen besonders stärken würde. Der Neger ist für Volks⸗ kultur zu haben und ihr gegenüber durchaus nicht indolent, wie eben⸗ falls aus den amtlichen Berichten hervorgeht; davon, daß er zur Arbeit wird, hat er keinen Vorteil, wohl aber erleidet seine eigene tur davon Schaden. Für den Kulturgrad des Negers paßt nach unserer A die christliche ö nicht; jedenfalls hat die Regterung darauf zu achten, daß Religion Privatsache bleibt. Die Regierung hat 88 in die Reltigionsangelegenheiten der Ein⸗ eenen überhaupt nicht zu mischen. Die christlichen Herero haben

auch gar nicht davon abhalten lassen, an dem Aufstande teil⸗ 8 in solchem Falle steht se gegen Rasse. Die Fort⸗ chritte der Missionsarbeit sind 2 den Berichten der Missionare recht gering. Besonders in Ostafrika die Missionen sehr langsam vorwärts; ähnlich liegen die Verhältnisse in anderen Kolonien. Selbst Straßenandachten und Lichtbilder haben nicht sen. In Togo machen sich die verschiedenen Missionen Kon⸗ sodaß die Eingeborenen nicht welcher Konfession sie

sich zuwenden sollen. In Südwestafrika sollte sich die Verwaltung eelegen sein lassen, das 2 Uarecht wenigstens einiger⸗ wieder iu machen. ir Sozialdemokraten haben recht gehabt, als vor dem Vernichtungskampfe in Südwestafrika warnten. Der Staatssekretär hat in der Kommisston unser Verhalten gl gerechtfertigt; er sollte seine Erklärung hier wiederholen, er uns darin recht 4— daß das, was wir vertraten, die Taktik war. 1907 hat der Reichstag unsere Resolution an.⸗ genommen, wonach den Eingeborenen so diel Land zurückgegeben

den follte, daß sie eine selbständige Wirtschaft treiben können.

er Staatssekr betonte in seinem Vortrage die Notwendigkeit der Hebung der orenen. 50 000 sind im Etat für diesen 3 nI Da Staatssekretär nicht ernst⸗ lich daran denkt, die Ausbeutung der Schwarzen dur 1 An⸗ ler vor

siedler zu hbekämpfen, zeigt seine Aeußerung, daß die An dem Bankrote bewahrt werden müßten. DPeshalb werden die in der unmenschlichsten Weise zur Arbeit gezwungen. Im amtl Bericht wird ausdrücklich zugegeben, daß die Farbigen unter allerlei Krankheiten, Skorbut usw, zu leiden haben. Auch die Kinder werden in schamlosester Weise ausgebeutet und der Schule entzogen, wie sich aus einem Missionsbericht ergibt. zst das Kulturarbeit, und was will der Staatssekretär dagegen kun? ie Rheinische Mission in Windhuk berichtet, daß die —2,J auch Sonntags arbeiten müfsen, und daß die Kinder unter drohung von Schlägen von dem Schuldesu abgehalten werden. Auch die „Windhuker Nachrichten“ predigen einen brutalen Egoismus gegen arbigen. Hier im 8use hörten wir freilich eine humane ache. In der Praxis es aber ganz anders. Der Tag würde st ausreschen, wollte ich alles mitteilen, was im letzten 82 an Vorgängen passiert ist. Aus Kamerun wird ü di Begaunerung der Neger berichtet; eine Schachtel Streichhs muß dort von den Farbigen mit 50 bezahlt werden. Namentlich wird von Uebergriffen der Häadler berichtet; die Kaufmannschaft umgeht die Gouvernementsanor n, die Verwaltung schüuützt aber nicht die Gingeborenen. Die litäten einzelner Beamten und Soldaten sind allerdings in Kamerun selten geworden. Aber die Schießereien in Kamerun überhaupt nicht auf. Wenn der Gouverneur Seitz so weiter regiert, so werden in Kamerun in derselben Amtszeit wie der des Gouverneurs Liebert 25 Aufstände, sondern 50 stattfinden. In seinem Buche schildert der Hauptmann Dominik, wie Neger massen⸗ haft mit Maschinengewehren zufammengeschossen wurden. Er hat kein Wort des Tadels für die Plünderungen der Soldaten. Beim Sieges⸗ fest hat er mit seinen Kameraden das Lied gesungen: „Herrgott, wie ist das Leben nett“. Einem ins Gefecht züehenden Kameraden wünschte er „Weidmannsheil“; so spricht man von Menschen, die man zur Strecke bringt! Der Hauptmann Dominik ist noch heute Kulturträger in jenem Gebiet. Die von den Regern eingetriebene Hüttensteuer wurde in Ostafrika von den Weißen lediglich in ihrem Interesse ausgegeben. Da haben wir allen Grund, den Daumen auf den Beutel zu halten. Nicht 25 % der Hättensteuer, nicht einen blanken Pfennig würde den 2 n in die Hände geben. Warum sollen die 8— zu dem ihre Stammesgenossen beigetragen haben? Den Nichtdeutschen kann auf die Dauer unmoͤglich in den Gemeinden das Mitbestimmungsrecht versagt werden. Welche Kämpfe hat das Wahlrecht nicht zwischen Engländern und Baren in Transvaal gekostet! Die Verweigerung des Wahlrechts wird gewiß nicht zur Vermehrung der Bastarde beitragen. Der Neger wenigstens nicht ausgeschlossen werden, wo es sich Uum die Wahrnehmung seiner vitalsten Rechte handelt. Jetzt hat der Neger nur das Recht zu arbeiten. Zu den Verhandlungen des Landes⸗ rats sollte jedenfalls ein Vertrauensmann der Neger zugezogen werden in Fragen, die die Neger angehen. Es ist einsach ein Gebot der Klugheit, die Neger nicht schlechter zu behandeln, als es die Engländer tun. Diese tun es nicht aus Humanität, sondern aus Geschäftsinteresse; sie haben den Negern das Wahlrecht gegeben. Eine Reform der Justeverhältnisse ist dringend notwendig in den Kolonien. Man muß mit Beschäͤmung die Tabellen lesen, die die Regierung über die Rechtspflege in den Kolonien veröffentlicht. Hinrichtungen sind nicht selten. Ein Weißer hatte drei Herero⸗ weiher zu Tode geschlagen oder zu Tode gemartert. Er erhielt erst zwei Jahre, dann neun Jahre Gefängnis. Einem Neger dagegen, der einen Weißen getötet hatte, wurden noch vier weitere Neger zur Sühne in den Tod naveschict. Geprügelt wird von Rechts wegen in allen deutschen Kolonien; in Ostafrika allein mehr als 4000 Male in einem Jahre. Dazu kommen die zahlreichen Gefängnisstrafen. In Südwestafrika wird geradezu in blindwütiger Weise gestraft, auf je 19 Männer, Weiber und Kinder kam in einem Jahre eine Strafe. In Südwestatrika sind im vergangenen Jahre nach amtlichen An⸗ gaben 924 Eingeborene geprügelt worden, also von je 20 Männern, die in der Kolonie vorhanden sind, einer. Wenn man bedenkt, wie viele sonst noch geprügelt sind, so wundere ich mich, daß wir nicht längst schon wieder einen Aufstand haben. Nach alledem sind wir noch sehr weit davon entfernt, daß die deutsche Kolonialpolitik als eine wilisatorische angesehen werden kann. Wir werden wie bisher au in Zukunft bemüht sein, daß eine Kolonialpolitik insbesondere der Richtung durchgeführt wird, daß die Ein

ebore 2* behandelt werden. Unsere grundsätzliche Steilan e

bisherigen Erfahrungen nicht erschüttert werden. 8 solche Kolonialpolttil die ab. 9 be lehaen st eine

Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernb urg:

Der Herr Votredner hat aus der amtlichen Denkschrift von Umständen herausgezogen, welche wir selbst, d. h. die Ver⸗ waltung, als verbesserungsfähig in den Kolonien angegeben haben. Die Verwaltung steht auf dem Standpunkt, daß allerdings in den Kolonien noch vieles verbessert werden kann und muß. Das ist nicht anders wie in der Heimat auch, wo sich ja das Parlament 6 oder 7 Monate des Jahres müht, die Verhältnisse zu ändern und zu ver⸗ bessern. Der Herr Vorredner hat diese ganzen Verhältnisse durch die ihm durch seine Parteistellung aufgenötigte dunkle Brille gesehen, und er hat natürlich unter dem Zwange dieser Parteistellung alles das ausgelassen und auslassen müssen, was etwa dafür spricht, daß diese

eine Reihe

Verhältnisse als vorübergehende angesehen werden sollten. (Untuhe bei den Sozialdemokraten.)

Ich gebe zunächst auf die Bemerkungen ein, die er in berng auf die IJustigpflege gemacht hat. Wer etwas beweisen will, soll sich vor Uebertreibungen in acht nehmen. (Zuruf von den Soztaldemokraten: Das sollten Sie sich besonders merken! Ganz richtig, das gilt für jedermann, für Herrn Ledebour wie für mich! (Heiterkeit.) Nun gilt es aber auch für den Herrn Abg. Noske; wenn der hierher gekommen ist und sagt: „Sebt einmal, was das für eine Rechtsprechung ist; für 3 Schwarze wird ein Farmer i 9 Jahren Gefängnis verurteilt, und für einen Weißen werden 5 Schwarze zu Tode gebracht!*, so muß man doch sagen: da hört doch jede Würdigung der Verhältniffe auf! Wie wissen Sie denn, unter welchen Umständen dieser Viehhager sein Verbrechen begangen hat? Es sind heute Zweifel daran erhoben worden, ob der Mann überhaupt zurechnungsfähig ist! (Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Und die Schwarzen wären sicher nicht zum Tode verurteilt worden, wenn sie sich nicht beteiligt hätten! Das liegt ja in den Kolonken nicht anders wie hier!

Selbstverständlich hat überall das habe ich schon am Freitag betont die Kolontalpolltik durch die verschiedensten Phasen zu gehen⸗ Es gibt eine Phase der Eroberung, eine Phase, in der sich die Schwarzen zunächst den Weißen gegenüberstellen, und in der es unter Umständen, oder sicher, nichts bilft, als daß den Schwarzen die Uebermacht, das Uebergewicht der Weißen gezeigt wird. Dazu gehört die Periode, von der ich hinsichtlich des Herrn Abg. von Liebert ge⸗ sprochen habe; und dazu gehört die Periode, von der in dem Buche des Herrn Domtnik berichtet worden ist. Das ist eine ganz selbst⸗ verständliche Sache, und Sie können gegen diesen sehr braben und tüchtigen Mann kein Material herleiten aus einer Sache, die vor vielen Jahren in einem sehr wilden Lande vor sich gegangen ist. Ich begreife sehr wohl, weshalb die Herren Sozialdemokraten auf diese Angelegenheit immer wieder zurückkommen: nämlich deshalb, weil vor zwet oder drei Jahren Herr Bebel bezüglich des Herrn Dominik etwas be⸗ hauptet hat, was er nachher nicht hat beweisen können, eine große Grausamkeit. (Zuruf von den Sohztaldemokraten.) Rein, Sie haben es nicht nachgewiesen, Herr Bebel; wir haben uns darüber ja auseinandergesetzt! Deshalb kommen Sie immer auf die Angelegen⸗ heit Dominik zurück, und den Herrn Domtinik habe ich hier nachdrück⸗ lich in Schutz zu nehmen. (Zuruf von den Sozlaldemokraten: Für sein Weidmannsheil!)

Die Herren Abgg. Eichhorn und Noske haben uns hier große Vorträge gehalten Herr Noske einen sehr fleißigen Vortrag —, die sich damit heschäftigen, wie es in den Kolonien allen so schlecht aussehe. Sie haben sich im wesentlichen auf amtliches Matertal bezogen. Da gestatten Sie mir nun, eine Sache auszusprechen, die mir sehr am Herzen liegt. In dem hohen Reichstage ist die Neigung, jenes amtliche Material zu verkürzen, in⸗ dem man es nur alle 2, 3 Jahre herausbringt. Worans sollten dann aber die Herren Sozjaldemokraten ihre schönen Reden halten, wenn wir ihnen das Material verkürzten? (Heiterkeit; Lachen bei den Soztaldemokraten.) Ich bitte sehr, von dieser Idee abzusehen, aber nicht nur Ihretwegen, sondern der gesamten breiten Oeffentlichkeit wegen, damit sie auch sieht, wie einseitig das Material ausgeschlachtet wird, und wie die Soztalisten den Leuten eine große Masse von Dingen vorenthalten, die zu einem gerechten Bilde absolut notwendig wären. Wenn die Herren, besonders der Herr Abg. Eichhorn, sich dieses Material etwas besser angesehen hätte, so wäre ihm eine Reihe von Schwuppern nicht vorgekommen. (GHeiterkeit.) Ich er⸗ innere z. B. daran, daß er gesagt hat, Togo habe in diesem Jahre einen Zuschuß. Herr Eichhorn ist Mitglied der Budgetkommission. Wir wissen alle, daß der Zuschuß für Togo ausgeglichen worden ist. Das wird nicht bestritten werden. Herr Eichhorn hat behanptet, eine große Menge von Beamten läge auf Reichskosten. Herr Eichhorn mußte wissen, daß die allermeisten unserer Kolonten, befonders die, von denen er gesprochen hat, auf dem Ziviletat, von dem die Rede war, überhaupt keinen Reichszuschuß mehr verlangen.

Ganz besonders aber hat mich seine Argumentation unterhalten. So etwas Kasuistisches habe ich eigentlich noch nie gehört. Erster Satz: die Kolonien sind wertlos. Zweiter Satz es sind höchstens für 4 Milliarde Diamanten darin. (Heiterkeik.) Herr Eichhorn, wenn Sie eine halbe Milliarde gleich wertlos setzen, kann ich Ihnen überhaupt keine Kolonie bringen, die Sie befriedigen wird. keit.) Dritter Satz: der deutschen Industrie kommt eh nicht aber alle Großkapitalisten werden reiche Leute. Ich habe mal eine Anekdote gehört: da war jemand veiklagt, weil er einen von ihm entliehenen Topf in zerbrochenem Zustande zurückgegeben hat. (Heiter⸗ keit.) Er hat nun, wie folgt, plädiert: erstens habe ich den Topf nicht entliehen, zwestens habe ich ihn ganz zurückgegeben, und drittens war er schon kaput, wie ich ihn entliehen habe. (Große Heiterkeit. Zurufe von den Sonaldemokraten: Großarttg!) Das, meine Herren, ist Ihre Logik. Gerade so, wie der Mann unrecht bekommen hat, der so schön plädiert hat lange nicht so schön, wie der Abg. Eichhorn —, gerade so bekommen Sie auch noch unrecht. Wes ist denn der Fall? Sie sagen: es sind bloß 150 Milllonen oder ich weiß nicht, wie viel Eigenhandel in den Kolonken. Da muß ich Herrn Eichhorn doch noch darauf aufmerksam machen, daß er gesagt hat, weitaus der größte Teil des Handels von Südwest⸗ afrika sei doch wohl nur Regierungshandel. (Widerspruch bei den Sozialdemokralten.) In der Denkschrift fteht, daß 3 Millionen Regierungshandel sind. Das ist Ihnen entgangen. Dann haben Sie aber gesagt: außer dem, was für die Eisenbahnen da hinein⸗ gebracht ist, wird kaum irgend etwas von Industrieprodukten binein⸗ gehen. Nun, meine Herren, die schöͤnen Denkschriften bewelsen Ihnen, daß allein für 19 Mill. Mark Baumwollwaren in die Kolonien ge⸗ gangen sind. Nach der deutschen Statistik arbeitet ein Arbeiter ungefähr 2 Ballen Baumwolle, 800 000 Arbeiter 1 600 000 Ballen Baumwolle. Je 500 Pfund sind 500 wert. Also jeder verarbeitet ungefähr für 1000 ℳ. Das ist also die Arbeit von 18 848 Arbeitern nach Adam Riese; und so geht es überhaupt weiter. Ich behaupte: die einzigen Leute, die in Deutschland von der Kolontalpolitik bisher einen baren Nutzen gehabt haben denn die Leute, die ihr Geld in die Plantagen gesteckt, die langsichtige Unternehmungen angefangen, die Aktiengefellschaften begründet und Aktien üͤbernommen haben, haben ia den meisten Fällen noch gar nichts zurückbekommen (sehr richtig! rechts) —. find die deutschen Arbeiter. (Zuruf bel den Sozlaldemokraten: Un Sie behaupten, nicht zu übertreiben?!) Die einzigen, die heute etnen