ralblatts I Deutsche Reich“,
lr. 5 des „
serausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 4. Februar 1910, aat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Ernennung; Exequatur⸗ erteilungen. 2) Allgemeine Verwaltungssachen: Verbot der Druck. schrift „Dziennik Zwiazkowy Zgoda“; Veränderungen in der Ver⸗ waltungs des Reichskriegsschatzes. — 3) Zoll⸗ und 11““ Er änzung der Ausführungsanweisung für die Festsetzung des Durch⸗ sG nittsbrandes; Festsetzung der Abgabe für die vom 1. Januar 1910 ab bei der Herstellung von Tabakerzeugnissen verwendeten Tabakersatz⸗ stoffe; Berichtigungen in den Ausführungsbestimmungen zum Brannt⸗ wergste e sebe vom 15. Juli 1909. — 4) olizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Nr. „Veröffentlichungen des Kaiserlichen 1“ Februar 1910 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige
aßregeln gegen ansteckende Krankheiten. — Desgl. gegen Pest. — Desgl. gegen Cholera. — Gewaltsame Todesfälle in Preußen, 1907. 82. Sierbesalle in Schottland, 1908. — Japanische Sanitätsberichte, 1905 und 1906. — böbe- in den Vereinigten Staaten von Amerika, 1908. — Geseßge bung usw. (Preußen.) Studierende der
— FZvwotheter — esinfektion. — Schweine⸗ Fahnheitemchͤ.. — (Baden.) Leichenschau. — (Sachsen⸗ Altenburg.) Fleischbeschauer. — (Waldeck.) Ansteckende Krank⸗ heiten. — (Elfaß Lothringen.) Tiereinfuhr. — (Oesterreich.) Mäuse⸗ und Rattengifte. — ( irol und Vorarlberg.) Apotheken. — (Schweiz. Kant. Zürich.) Entbindungskosten. — Kostkinder. — (Kant. Basel⸗Land.) Hebammen. — (Kant. Neuenburg.) Beerdi⸗ gungen. — (Frankreich.) Genickstarre. — Tierseuchen im Auslande. —Maul⸗ und Klauenseuche in der Schweiz. — Zeitweilige Maß⸗ regeln gegen Tierseuchen. (Bayern, Württemberg.) — Vermischtes.
9 Saarbrüͤcker Knappschaftsverein, 1908. — (Sachsen.) Erustsneehversicherung, 1908. — (Rußland.) Schutzimpfung gegen Rinderpest. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Kranken⸗ Auüfern deutscher Großstädte. — Desgleichen in deutschen Stadt⸗ und Pnpcsn vfen. Witterung.
Statistik und Volkswirtschaft.
Erwerbstätigkeit der Bevölkerung Deutschlands 1“ nach der Berufszählung Beand 208 der „Statistik des Deutschen Reichs“ enthält als VII. Abteilung des Quellenwerkes der Berufsstatistik vom 12. Juni 1907 die Er⸗ der Zählung über den Haupt⸗ und Nebenberuf der ländlichen Bevölkerung des Deutschen Reichs im ganzen wie der Einzelstaaten und ihrer Landesteile, und zwar na⸗ eruf und Stellung im Berufe geordnet. Im statistischen Sinne gelten die z2 wohner von Gemeinden mit noch nicht 2000 Einwohnern als Bevölke⸗ rung des platten Landes. Da die Darstellung der berufsstatistischen
weise für die Landbevölkerung in gleicher Weise erfolgt 5 lhe 8 für die Gesamtbevölkerung der deutschen Staaten und ihrer Landesteile, so sind die Fahlen für die städtische
völkerung, d. h. für die Ortsanwesenden in Gemeinden mit 2000 Ein⸗ Se aa- debäfür durch Subtraktion der ländlichen von der Ge⸗ samtbevölkerung leicht zu berechnen. Für die Großstädte, Gemeinden mit 100 000 Einwohnern und mehr, sind doxgegen die Ergebnisse in etwas gekürzter Form (in Band 207) veröffentlicht. — Nach dem Hauptberufe wird die gesamte Bevölkerung des platten Landes in Er⸗ werbstätige, in deren Bruahon wohnende häusliche Dienende und An⸗ ehörige ohne eignen Hauptberuf geschieden und dem Berufe wie der erufsstellung zugeordnet, der der Einzelne als Erwerbstätiger bezw. berufsloser Selbständiger unmittelbar oder mittelbar als Dienender oder Angehöriger zugehört. Alle drei Bevölkerungsgruppen zusammen find die Berufszugehörigen des betreffenden Berufs. Bezüglich der Neben⸗ berufstätigkeit wird einmal nachgewiesen, wie viele der hauptberuflich Erwerbstätigen Nebenerwerb überhaupt (und darunter Nebenerwerb in der Landwirtschaft) treiben, und zweitens wird die Zahl der Fälle verzeichnet, in der ein jeder Beruf nebenberuflich ausgeübt wird, sei es nun durch Erwerbstätige oder sei es durch Angehörige, die einen auptberuf nicht haben. Personen mit mehreren Nebenberufen sind hee bei jedem der Nebenberufe verzeichnet. Hervorgehoben wird dabei noch der Anteil, den die hauptberuflich Erwerbstätigen (ohne die berufslosen Selbständigen) an der Zahl der Nebenberufsfälle haben. Auch wird ferner besonders gekennzeichnet, wie viele Fälle auf haupt⸗ beruflich Landwirtschaft treibende Erwerbstätige entfallen. Auf dem platten Lande betrug 1907 die Gesamtbevölkerung 25 883 084 Personen, in den Städten 35 837 445 (im Reiche im anzen 61 720 529). Davon waren auf dem Lande 12 306 170 Pauviberuftich Erwerbstätige und 286 162 Dienende für häusliche Dienste, zusammen also 12 592 332 Personen oder 48,7 v. H. selbst⸗ erwerbend tätige Personen (davon kamen auf die Erwerbstätigen 47,5 v. H.); in den Städten dagegen machten die Selbsterwerbenden 43,3 v. H. der Gesamtbevölkerung aus mit einer Zahl von 15 499 785 Erwerbenden (darunter sind 14 521 192 Erwerbstätige oder 40,5 v. H). 13 290 752 oder 51,3 v. H. sind demnach auf dem Lande und 20 337 660 oder 56,7 v. H. in den Städten nicht selbst erwerbstätig. Hierin 8- auf dem platten Lande 12 113 999, in den Städten 18 109 430 An⸗ ehörige ohne Hauptberuf und 1 176 753 oder 4,5 v. H. berufslose Belbssäendige auf dem Lande gegenüber 2 228,230 oder 6,2 v. H. Berufslosen in den Städten (Rentnern, nicht
in ihrer Familie lebenden Schülern und Anstaltsinsassen). tätig in den Städten: auf dem Lande: 28879 542, davon selbständig 661 583, auf dem Lande: 584 913, davon selbständig 215 649. dem Lande bezw. in den Städten waren selbständig:
Von den hauptberuflich Erwerbstätigen waren in der auf dem Lande: 8 511 510, davon in selbständiger Stellung
1 369 772; in den Städten: 8 376 712, davon selbständig 1 315 539; in den Städten: 2892 713, davon selbstandig 796 548. Berufsabteilung
Berufsabteilung „Land⸗ und Forstwirtschaft, Gärtnerei und 2 131 202,
1 371 747, davon in selbständiger Stellung in der Berufsabteilung „Industrie einschließlich von Bergbau“: im Handel und Verkehr:
Von 100 Erwerbstätigen jeder Berufsabteilung auf
G Land und Forstwirtschaft 8 5 285 “ Industrie6 889 8 andel und Verkehr 389 193.
Die Nebenberufstätigkeit finden ö va din 7,5 Ee Fällen findet nämlich auf dem platten Lande 5,0 Milli übt. In Stadt hn Land entfällt der Hauptteil aller Netenen ausgeüetnen auf die
vbinbeschäftigung in der Land, und Forftwirischaft, Die Land⸗ 86 kzung betreibt in 4 004 491, stäͤdtische Bevölkerung in
66 731 Fällen Landwirtschaft nebenher. 8
vorwiegend auf dem Lande nebenberuflicher Tätigkeit werden
Zur Arbeiterbewegung.
Eine öffentliche Versammlung der M üre b 1 aler Anstreicher dee Beerlins, die von der Geverkichast der garen 1 Abschtrhob gestern abend, wie die „Voss. Ztg.“ berichtet, gegen den schieden 35 Reichstariss im Malergewerbe Einspruch. Ent⸗ eine R züabgelehnt haben den Reichstarif 37 Ortsgruppen, darunter 91 eihe don Großstädten, voran Hamburg und Bremen mit
4. öln 88 v. H., Berlin 60 v. H. usw. — Die Berliner
Schu 8 v. 8 mehrerem er sind in eine Lohnbewegung eingetreten und haben bei
einem A irmen die Arbeit niedergelegt. Die Arbeitgeber haben mit W zussperrungsbeschlu 8 1 2 Doche ausgeführt 11en sesfnntn ortet, der heute und in der nächsten
Ausstand der australischen Kohlenarbeiter meldet, „W. T. B.“ aus Sydney, daß Feesbünes he den Versuch machten, eine Eisenbahnbrücke bei der Aberdare⸗Kohlengrube in die Luft zu sprengen. Der Versuch mißlang, es wurde aber sonst viel
Schaden angerichtet. * (Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Dritten Beilage.)
Kunst und Wissenschaft.
Das Reichspostmuseum bleibt wegen innerer Arbeiten vom 7. Februar ab für einige Tage geschlossen.
eer die im letzten Jahre für das Kunstgewerbemuseum er⸗ 1 deutschen Porzelkanfiguren und Fruppen berichtet der Direktor, Professor Dr. Ritter von Falke in dem letzten Lrft der „Amtlichen Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen“. Obwohl es sich bei diesen Porzellanarbeiten um gewerbliche Erzeugnisse handelt, die, von vornherein zur Vervielfältigung bestimmt, dutzendweis auf den Markt kommen, ist man doch sehr geneigt, sie als selbständige Kunstwerke zu bewerten. Das hat neben unerwünschter Preissteigerun und der Zunahme der Fälschungen auch das erfreuliche Ergebnis, da die kunstgeschichtliche Bearbeitung dieses Gebiets sich vertieft. Fast jede neue Porzellanausstellung der letzten Jahre hat neue Aufschlüsse ebracht und literarische Früchte getragen. Die 1“ der Führenden Meister der deutschen Porzellanplastik läßt sich bereits üibersehen. Im Ausland schätzt man die Meißener Figuren noch immer am höchsten; in Deutschland, wenigstens im Kreise der Museen, ist man darin ziemlich einig daß den Nymphenburger Rokokofiguren von Franz Bastelli die Palme zuzuerkennen sei. Dekorativ wirken die Meißener Figuren zwar zweifellos stärker als die Nymphenburger, deren unerreichter Vorzug in der Ausnutzung der spiegelnden Flächen des unbemalten Porzellans für das Spiel der Gewandfalten, der geschickten Verwertung der Glasur und der feinen Modellierung liegt. 2 nc. die kleinsten Figuren Bastellis haben sprechenden Gesichtsausdruck. Das Kunstgewerbemuseum
vergangenen Jahr einen Zuwachs von neun Figuren zu verzeichnen gehabt, darunter zwei farbigen und vier weißen Arbeiten Bastellis. Zu diesen zählen ein Harlekin mit einem schreienden jungen Affen, ein Käsehändler aus einer Folge Münchener Marktfiguren und ein sitzender Chinese, der als Teil einer Teegruppe gedacht war. Die beiden farbigen Stücke stellen einen, wie üblich, in schwarz und eisenrot staffierten Pantalone und einen aus der Frühzeit des Künstlers stammenden Kavalier dar. Ein weiteres neu⸗ erworbenes Stück, ein posaunenblasender Engel auf Wolke, stammt vielleicht von dem Bildhauer Ignaz Günther. Von dem Nachfolger Bastelliis, Dominik Auliczek (1765) rühren eine Porträtbüste und das zutbemalte Exemplar einer Bärenhatz her. Außer diesen Nymphenburger Stücken eerwarb das Museum zu bereits vier vorhandenen Monats⸗ figuren von dem Frankenthaler, später in Mannheim (1766) tätigen Konrad Linck, eine fünfte, die den Juni darstellt; ferner aus seiner Folge der Jahreszeiten den Frühling und Herbst. Von Ludwigsburger Porzellan wurde eine nicht seltene, aber sehr zierliche Ballettgruppe erworben sowie eine sehr schöne üchgreng von Chr. Wilh. Bever (1767). Der Besitz des Museums an Meißener Figuren ist noch ganz unzulänglich. Im letzten Jahr kam in die Sammlung nur ein Hennerkeri werfes Werk des Vaters der deutschen Porzellan⸗ plastik Kändler aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts: ein heiliger Johann von Nepomuk auf der Brücke. Das Modell entstand in den ersten Jahren der Tätigkeit Kändlers in die er im Jahre 1731 antrat. Ein ähnliches Stück, ohne Sockel, befindet sich in der Dresdner Porzellansammlung. Das Nepomukstück scheint kein selbständiger Entwurf Kändlers zu sein; es dürfte ihm vielmehr ein Kupferstich als Vorbild zugrunde liegen, zu dessen Herstellung die im Jahre 1727 erfolgte Kanonisation des Prager Heiligen den Anlaß gab. — Die Abteilung des Berliner Porzellans konnte reichlich vermehrt werden. Es wurden u. a. zwei Rokokofiguren angekauft, die den schweren Typus der Werke der ersten Berliner Porzellanfabrik deutlich zeigen; sie . wahrscheinlich dem Bildhauer Ernst Heinrich Reichard zuzuschreiben. Zu diesen derben Feauten stehen die der Königlichen Porzellanmanufaktur in größtem Gegensatz. Sie haben von vornherein jene akademische Glätte und die eleganten Bewegungsmotive, die auf den Einfluß der französischen, für Friedrich den Seghhn tätigen Bildhauer zurückzuführen sind. Von dieser Art sind zwei Allegorien der Malerei und Plastik und zwei Eose Putten aus einer Folge der Elemente zu erwähnen. Den E hluß bildet das Hauptstück der Berliner Biskuitplastik, die 54 cm hohe Gruppe der Kronprinzessin Luise und ihrer Schwester Friederike von Gottfried Schadow. Die Ausführung dieser Gruppe in Porzellan ist wohl kaum vor 1799 in Angriff genommen. Die Gruppe gibt in allen Einzelheiten getreu das lebensgroße Originalmodell von 1795, das sich in der Nationalgalerie befindet, wieder. — Die islamische Abteilung des Kaiser Friedrich⸗Museums erhielt als Geschenk eine Schale, die unter der mittelalterlichen Keramik Vorderasiens, wie Professor Dr. F. Sarre in den „Amtlichen Nachrichten“ ausführt, nach verschiedenen Richtungen hin Interesse beanspruchen darf. Ihr Durchmesser beträgt 25,5 cm, die Höhe 10,5 cm. Den hellen Scherben bedeckt eine weißliche, durchsichtige Glasur, die am Ringfuß in dicken, grünen Tropfen ausläuft. Ueber der Glasur ist in dunkel⸗ braunem Lüster die Bemalung angebracht. Den hohen Rand umgibt innen und außen eine Schriftborte mit den dekorativ so wirksamen kufischen Buchstaben. Der Inhalt des Textes hat sich nicht fest⸗ teelen lassen; jedenfalls enthält er nicht historische Angaben, ondern einen verstümmelten Segenswunsch. Die konkave Innenfläche der Schale wird von einem durchgehenden Muster bedeckt, dessen Formen sich von dem aus zartem Rollwerk gebildeten Hintergrunde wirkungsvoll abheben. An dünnen Ranken sitzen, symmetrisch verteilt, merkwürdig gebildete Blüten und Blätter. Die Zeichnung erinnert beim ersten Eindeuch an ostasiatische Motive, die uns auch auf persischen Teppichen des 16. und 17. Jahr⸗ hunderts oft begegnen; oder noch mehr an Stoffmuster, die unter orientalischem Emfluß stehen und die vermutlich im 13. bis 14. Jahr⸗ hundert in Italien entstanden sind. Ob es sich bei dem Stück um persische oder syrische Keramik handelt, ist nicht ohne weiteres ersicht⸗ lich. Eine ähnliche Schale ist auf dem Ruinenfelde von Ragqa am Euphrat zutage gekommen, nur die Dekoration ist verschieden. Die letztgenannte Schale stammt aus dem 11. bis 13. Jahrhundert. — Ein zweites neuerworbenes keramisches Stück ist nach Ort und Zeit genau bestimmbar. Es ist das ein auf zwei konzentrischen Ringfüßen ruhendes Tablett von 34 cm Durchmesser. Es gehört zu der Gattung der dunkelblau bemalten persischen Halbfayencen, deren Vorbild das chinesische Blauporzellan der Mingperiode gewesen ist, das in Massen nach Persien eingeführt wurde. Die auf der Vorder⸗ und Rückseite angebrachte Inschrift „Gemacht von Abd⸗el⸗Wahid im Jahre 971“ (= 1563/64 n. Chr.) gibt uns über den Künstler und das Entstehungs⸗ jahr genaue Auskunft. Die in dunkelblauer und teilweise in schwarzer Farbe ausgeführte Malerei zeigt auf dem Rande in runden Medaillons die Symbole des Tierkreises, während auf dem etwas erhöhten Mittel⸗ feld Persische Palmettenranken eine breite Borte bilden und nur in der Mitte Raum für die Künstlerinschrift freilassen. Die Feichnung selbst ist rein persischen Charakters. Vielleicht handelt es sich um die Kopie eines tauschierten Metallgeräts. — Im Eingangszimmer der Gemäldegalerie des Kaiser Friedrich⸗Museums ist eine Leonardo⸗ ausstelkung veranstaltet, an der man prüfen kann, wie sich die viel⸗ umstrittene Florabüste im Kreise der Werke Leonardos und seiner Schüler und Nachahmer darstellt, die schon gegenständlich die engste Vernandischaft mit ihr aufweisen. Die Florabüste ist
einen hat im
zu diesem Zweck in dem sogenannten Wesendonkzimmer an Mitte der Längswand aufgestellt; ringsum sind einige für den Vergleich wichtige Bilder der Galerie sowie
die otographien der ähnlichen Kompositionen der Nachfolger äö Ueber der Büste hängt das große, früher als „Flora“ baebee Gemälde der Galerie, das Vertumnus und Pomona
“
darstellt, und das jetzt fast einstimmig Leonardos Lieblingsschüler Francesco Melzi zugeschrieben wird. Der Oberkörper der ibt im umgekehrten Sinne fast genau die Flora der Büste wieder. Rechts und links von der Büste sind zwei Brustbilder von weiblichen Heiligen von Gian Pedrini aufgestellt, die dazu dienen, den künst⸗ Leh hen Abstand zwischen der Büste und den Arbeiten dieses späteren Schülers Leonardos klarzumachen. Rechts hängt dann weiter das Ge⸗ mälde einer weiblichen Halbfigur mit halbentblößter Brust von Palma Vecchio, das unserer Büste in Haltung und Formgebung wieder sehr nahe steht und beweist, welchen großen Einfluß Leonardo im Fahße 1500 während seines Aufenthalts in Venedig auf die weiblichen Halb⸗ figuren der venezianischen Malerei ausgeübt hat. Ferner sind ein kleines weibliches Brustbild und ein Fresko mit einer ruhenden Frauengestalt (von Luini) danebengehängt, die eine mit der Büste ver⸗ wandte Auffassung zeigen. Außer diesen Originalen enthält die Ausstellung Photographien von Leonardos Hauptwerken, die in Haltung, Formgebung und Ausdruck der Flborabüste besonders verwandt sind: Johannes, Bacchus, Mona Lisa, Leda und Abendmahl, die alle auch zeitlich der Flora nahestehen müßten. An den übrigen Wänden hängen, außer einigen Nachbildungen von Leonardoschen Zeichnungen, Photographien von einzelnen der zahl⸗ reichen freien Wiederholungen der — Leonardos.
Das Königliche Institut für Meereskunde, Georgen⸗ straße 34 — 36, veranstaltet in der kommenden Woche, Abends 8 Uhr, folgende öffentliche, Herren und Damen zugängliche Vorträge: am Montag spricht der Kustos W. Stahlberg⸗Berlin über „Mi der Taucherglocke zum Meeresgrund“, mit Lichtbildern; am Dienstag der Professor E. Kohlschütter⸗Berlin über nautische Vermessungen, mit Lichtbildern. Am Mittwoch setzt Dr. Wenke⸗Berlin seine Vortragsreihe über das Tierleben an den deutschen Küsten fort: er spricht, unter Vorführung von Demonstrationen und Lichtbildern, über Fische. Am Freitag spricht der Professor O. zur Straßen⸗ Frankfurt a. M. über den Haushalt des Seeigels, ebenfalls unter Vorführung von Lichtbildern. Einlaßkarten sind von 12 bis 3 Uhr Mittags und an den Vortragsabenden selbst von 6 Uhr ab zum hh. von je 25 ₰ für den Vortrag in der Geschäftsstelle des In⸗ tituts erhältlich. 4 5
Der Geheime Medizinalrat, Professor Dr. W. Krause, Vor⸗ steher des Laboratoriums des SSee- Instituts der Berliner Universität, ist im Alter von 76 Jahren gestorben.
Im Anschluß an das Gutachten des Konsistoriums der Universität in F7e über die angebliche Entdeckung des Nordpols durch Cook (vergl. Nr. 17 und 18 des Bl.) äußert sich der ordentliche Professor der hiesigen Friedrich Wilhelms⸗Universität, Geheime Regierungsrat und Direktor des Geographischen Instituts und des Instituts und Museums für Meereskunde Dr. A. Penck im letzten Heft der „Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde“ folgendermaßen: .
„Durch diese beiden Berichte (den des Kopenhagener Konsistoriums über Cook und der Washingtoner Kommission über Peary) ist eine Episode in der Geschichte der Polarforschung beendet worden, welche seit September die Gemüter heftig bewegt und eine ganze Literatur von Einzeläußerungen ins Leben gerufen hat. Die Gesellschaft für Erdkunde hat dabei die abwartende Stellung inne gehalten, welche durch die Lage der Dinge begründet war: Es kehrt aus den Eiswüsten des hohen Nordens ein Reisender zurück, der in der Polarforschung eine, wenn auch sehr bescheidene Rolle gespielt hat. Er erzählt, den Pol erreicht zu haben; aber er hat nicht ein einziges Dokument in Händen. das einzige, was ein Alleingeher zum Beweise seiner Wanderung in unbewohnten Regionen beibringen kann, das Notizbuch mit seinen während der Reise gemachten Beobachtunten, erklärt er in Grönland zurückgelassen zu haben. Gleichwohl findet er Glauben, in erster Lnie bei einigen skandinavischen Forschern. Niemand ist für Cook wärmer eingetreten als Amundsen, der mit ihm auf der „Belgica“ war, und das, was Roald Amundsen über Cook geschrieben hat, gehört zu den hochherzigsten Aeußerungen einer überzeugten Freunbschaft⸗ Man versteht, daß unter dem Einfluß solch ausgezeichneter Polarforscher Cook in Kopenhagen einen wahr⸗ haft begeisterten Empfang gefunden hat. Aber man versteht fn9, daß in erster Linie englische und amerikanische Fachleute eine a wartende kritische Haltung gegenüber Cook innegehalten Wer Cooks Werk: „To the Top of the Continent? kennt, mußte Zweifel an seiner Verläßlichkeit haben. Es ist kaum nach Deutschland gekommen. Keine größere Bibliothek in Berlin besitzt es, und ich konnte es erst nach längerem Warten aus London er⸗ halten. Ich kann seine Lektüre jedermann empfehlen, der sich in literarischer Quellenkritik üben will. Man verfolgt Cook bis zur immerhin ansehnlichen Hen⸗ von 12 000 Fuß; so mager sein Bericht ist, so greifbar sind doch einige seiner Schilderungen; 28 die Be⸗ schrribung des Anstiegs der letzten 8000 Fuß ist ganz vage und un⸗
estimmt, und was er endlich als Abbildung des Gipfels vom Mount Me Kinley bietet, ist 87 nicht die Ansicht eines Gipfels von 20 390 Fuß Das haben eng dche ritiker gleich ausgesprochen. Diese Sach⸗ age muß man im Auge haben, um Pearys Karfe Aeußerungen über Cook zu verstehen; sie entquollen einem Gefühl der Entrüstung, aber sie wären besser ungefallen geblieben. Daß bei solcher Sachlage Cook Flüüchmoht durch mehrere Monate im Vordergrunde des Interesses stehen konnte, ist ein Werk der sensationslustigen Presse. Cook halte den „New York Herald“ für sich gewonnen, und dieses Blatt ließ es nicht an Reklame für ihn fehlen. Selbst ein Teil der deutschen, sonst in wissenschaftlichen 5 so vorsichtigen Presse druckte ohne jedweden Kommentar Cooks Berichte über seine Polarfahrt nach dem „New York Herald“ ab, obwohl sie ganz ebenso wie sein Werk über die Be⸗ steigung des Mount Me Kinley um so leerer und inhaltloser wurden, je mehr sich Cook dem angeblich erreichten Ziele näherte. Ich habe schon in einem Vortrage auf der Naturforscherversammlung in Salzburg am 24. September v. J. das Nichtssagende von seiner Polbeschreibung hervorgehoben und verstehe durchaus den jetzigen Entscheid der Kopen- hagener Universität, der nicht viel mehr vorgelegen 8 Die ganze Episode erscheint mir als eine Mahnung, mit mehr Vorsicht, als viel fach geschehen, geographische Neuigkeiten aufzunehmen und eine geographische Entdeckung nicht nur 2, einem mageren Bericht zu glauben. Es ist nötig, auch auf dem Gebiete der geographischen Ent⸗ deckungen strenge Kritik walten zu lassen und die Eensationsluft etwas zu dämpfen.“
haben.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Zur Ausführung des Fleischbeschaugesetzes in Preuße
In einem an die zuständigen Regierungsstellen wird festgestellt, daß von der Bildung von Beschauämtern unter tier⸗ ärztlicher Leitung, wie sie in den Verfügenahen in bezug auf die Aus⸗ führung des Fleischbeschaugesetzes angeregt ist, bisher Fübältnien ig selten Gebrauch gemacht worden ist. Demgegenüber wird darauf hin⸗ gewiesen, daß in solchen Bezirken, in denen Beschauämter in größerer Zahl errichtet worden sind, z. B. im Regierungsbezirk Schleswig, mit dieser Einrichtung gute Erfahrungen gemacht worden sind. Die von mancher Seite geäußerte Befürchtung, die Errichtung von Beschau⸗ ämtern würde zu Streitigkeiten unter den Beschauern führen, hat sich nicht bestätigt. Daher soll die Bildung von solchen Beschauämtern in geeigneten Fällen in Orten, in denen mehrere Beschauer tätig sind im Auge behalten werden. 8 18 Soweit nichttierärztliche Beschauer die Beschautätigkeit ausüben, sind bei Regelung der Beschauangele enheiten auch ihre Interessen angemessen zu berücksichtigen. Eine Beseitigung bewährter Laien zu Gunsten neu zuziehender Tierärzte kann nur in besonderen Ausnahme⸗ fällen in Frage kommen, wenn überwiegende Interessen der Allge⸗ meinheit es geboten erscheinen lassen, die Nasbudg der Beschau einem