1910 / 154 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Jul 1910 18:00:01 GMT) scan diff

m die Betziehungen zwischen der Größe der Ort⸗ scha len Sund ihrer Ergiebigkeit als Rekrutenquelle aufzuklären, ist für jede der oben angeführten Gemeindegruppen

unächst das „Soll⸗ an Rekruten festgestellt worden. Demgegenüber seetrug das „Ist“ für die Gemeinden mit weniger als 2000 Ein⸗ wohnern 114 % des „Soll, für die Gemeinden mit 2000 bis zu 5000 Einwohnern 91 %, mit 5000 bis zu 20 000 Einwohnern 86 %, mit 20 000 bis zu 100 000 Einwohnern 83 %, mit 100 000 und mehr EFinwohnern 65 %. Je größer also eine Gemeinde war, desto mehr sst das „Ist⸗ hinter dem „Soll“ zurückgeblieben; in den Großstädten hat das „Ist“ sogar kaum des „Soll“ erreicht, größer als das „Soll“ war es nur bei den Gemeinden unter 2000 Einwohnern.

Zerlegt man die Gemeindegruppen nach Landesteilen, so fallen bei den kleinsten Gemeinden die außerordentlich großen Ueberschüsse des „Ist“ über das „Soll“ in Anhalt mit 50, in der Provinz Sachsen mit 48, in Ostpreußen mit 46, in Pommern mit 38, in Westpreußen unnd Lippe mit je 35, in Braunschweig mit 31, in Schwarzburg⸗Sonders⸗ hausen und Waldeck mit je 30 % auf; abgesehen von der Provinz Sachsen und einigen kleinen norddeutschen Staaten, wies also die

Landbevölkerung der preußischen Ostseeprovinzen die günstigsten Ver⸗ hältnisse auf. Hinter dem Soll“ blieben zurück Wuürttemberg mit 97, Südhayern und Baden mit je 93, Oldenburg mit 91, Elsaß⸗ Lothringen mit 89, Hohenzollern (als einziger preußischer Landesteil) mit 85, Bremen mit 75, Lübeck mit 67 und Hamburg mit 60 %.

Was die Herkunft des Unteroffizierpersonals allein an⸗ langt, so ist das „Soll“ in den Gemeinden bis zu 20 000 Einwohnern erreicht oder überschritten worden; nicht erreicht wurde es in den Ge⸗ meinden von 20 000 bis zu 100 000 Einwohnern, noch weit weniger in solchen mit mehr als 100 000 Einwohnern. Am besten verhielten sich in dieser Beziehung die Kleinstädte; aber auch die Großstädte 5 keine so ungünstige Ziffer wie bei den Militärpersonen über⸗

aupt.

Bezüglich der Einjäͤhrig⸗Freiwilligen ergibt sich das um⸗ gekehrte Bild. Hier erreichten die „Landgemeinden“ wenig mehr als die Hälfte ihres „Soll“, die „Landstädte“ kamen ihm nahe, die Klein⸗ städte übertrafen es erheblich; die größeren Städte lieferten das doppelte, die Großstädte mehr als das doppelte „Soll“.

Was die Herkunft der Eltern der 1“ an⸗ langt, so ist bemerkenswert, daß diese in 63,85 % der Gesamtzahl beide vom Lande stammten, während in 18,14 % der Fälle ein Teil vom Lande, der andere aus der Stadt, und in 15,26 % beide aus der Stadt waren; bei 2,75 % konnte die Herkunft eines oder beider Teile nicht festgestellt werden.

Hinsichtlich des väterlichen Berufs ist ermittelt, daß die

Väter von 222 428 Militärpersonen in der Land⸗ und Forst⸗ wirtschaft, der Gaͤrtnerei, Tierzucht oder beschäftigt waren, von 20 613 im Bergbau und Salinenwesen, von 2654 im Hüttenwesen, von 68 636 in Berufen, welche vorwiegend im Freien ausgeübt werden, von 11,322 in der Textil⸗ industrie, von 32 790 als Fabrikanten, Fabrikarbeiter ohne nähere Bezeichnung, von 246 032 in einer Industrie usw. der bisher nicht bezeichneten Art, von 8924 in keinem eigentlichen Berufe (wie z. B. Rentner, Pensionäre usw.), von 11 462 (einschließlich

Personen ohne Beruf) in einem unbekannten Berufe tätig waren. g reg. das „Ist⸗ an gestellten Soldaten bei der Gruppe Land⸗ und Forstwirtschaft 120,76 % des „Soll“, bei den nicht land⸗ oder forstwirtschaftlichen Betrieben 91,49, im Bergbau und Salinenwesen 107,93, im Hüttenwesen 50,36, in den Freiluftgewerben 116,58, in der Textilindustrie 67,07, in den vorstehend nicht besonders hervor⸗ gehobenen nicht landwirtschaftlichen Berufen 88,17, bei den Personen ohne besonderen Beruf (Rentnern, Pensionären usw.) 76,86 %. Die Zahlen sind also günstig hinsichtlich der Landwirtschaft und der Freiluftgewerbe sowie auch noch hinsichtlich des Bergbaues, sehr un⸗ günstig hinsichtlich der Textilindustrie.

Im allgemeinen ind die Methode und die Ergebnisse der vom preußischen Statistischen Landesamt veröffentlichten statistik als zutreffend anerkannt worden, doch hat man, wie eingangs erwähnt wurde, in einigen Einzelheiten Ein⸗ wendungen erhoben. Insbesondere ist behauptet worden, die süd⸗ deutschen Staaten würden bei der Methode jener Erhebung zu ungfnstig behandelt, da sie sich auf alle am 1. Dezember 1906 be⸗ der Fahne befindlichen Unteroffiziere und Soldaten beziehe. Die Aufgabe sei aber die Erforschung der Ergiebigkeit verschiedener Gebiete, Gemeinde⸗ oder Berufsgruppen als „Rekrutenquelle“ gewesen. Die Unteroffiziere als Berufssoldaten müßten also abgesetzt, ebenso müsse von den Mann⸗ schaften mit dreijähriger Dienstzeit, die sich am 1. Dezember 1906 bei der Fahne befanden, ein Jahrgang abgesetzt werden. Dann stelle sich .B. das „Ist“ an Rekruten gegenüber dem „Soll“ von 100 *) 8 Preußen. . auf 104 gegen 8 nach der Statistik des Landesamtes

8 9

in Bavern 98

Sbsen 9 998 8 . .

in Württemberg. 100 93 Bb1 .

in Baden s 90 . 84

in Hessen 41 94 90⁰ ö5 7

in Elsaß⸗Lothringen 84 78 8. 3 . Das nach der Umrechnung cher die süddeutschen Staaten etwas

günstigere Ergebnis erkläre sich eben durch ihre verhältnismäßig viel geringere Beteiligung an der Lieferung von Unterof izieren sowie kannschaften mit dreijähriger Dienstzeit (Marine, Kavallerie, reitende Feldartillerie), während sie als eigentliche „Rekrutenquelle“ mit merklich

günftigeren Ziffern aufträten. 8 sich Aesen Einwendungen gegenüber ist zu bemerken, daß die Statistik Skatsglt nur als eine Statistik der „Herkunft“, nicht als eine it der Tauglichkeit oder der Rekrutenquellen bezeichnet. Allerdings

b sie n 2 wenigfehtssPenn einzelnen häufig auch den Ausdruck „Rekrutenquelle?,

ingungsweise und benutzt als Maßstab der Ergiebigkeit in diesem Singe 8 nutz 88 u. dgl. entstammendie Menge der aus dem betreffenden Gebiete

8 den, im Jahre 1906 bei der Fahne stehenden Uateesan Soldaten. Es ist aber wohl 5 ein Wortstreit, Penn e 85 bemängelt wird. Auch die Unteroffiziere müssen sich ns Sen erschen rkekrutieren⸗, und hei ihrem besonderen Werte 24 a0 eAbse vsche it gerade ihre Rekrutierung besonders wichtig, vchre venth mülchetng 899 der Gesamtsumme als unzulässig. Die Gestellung V Ir, ⸗„Dreijähriger“ bei im allgemeinen zweijähriger Dienstzeit ferner b immerhin eine Sonderleistum deren Ver⸗ rechnung bei der Schüus der Ergiebigkeit als uggetrutenguelle⸗ oder „Soldatenquelle gerechtfertigt erschemnen kann. Rechnet man aber von den „Dreilährigen“ einen Jahrgang ab, so muß man umgekehrt die Einährigen, doppelt re nen, um allgemein auf zwei Jahrgänge zu kommen. Bei den Unteroffizleren wird man vielleicht annehmen dürfen, daß sie durchschnittlich 8 Jahre bei der Fahne leiben; um auch bei ihnen auf 2 Jahrgän e zu gelangen, müßte man ihre Zahl durch 4 teilen. Führt man alle diese Umrechnungen aus, um den obigen Einwendungen, soweit sie begräͤndet 8.ee. können, möglichst gerecht zu⸗ werden, so ergibt sich nach der ⸗Slat⸗

orr.“ in Hundertteilen des „Soll .Ist⸗ ’. . d der Statisti agegen nach des veceFante 8 obigen ander⸗ 96

für Preußen .. ... von 104 G eitigen He.nung e1“ 8 93 91 96 Sachsen ..... 100 96 88 Württemberg 1 92 93 100 Paden 68 84 . 90 9 essen 96 90 8 94 Elsaß⸗Lothringen 86 78 84

Diese wohl einwandfreiere Berechnung ergibt für Preußen ganz dieselbe Istziffer, wie die obige Zusammenstellung, ist im uͤbrigen für

Bayern, Württemberg und Baden ungünstiger, für Sachsen, Hessen

und Elsaß⸗Lothringen günstiger als jene. Die Statistik des preußischen Statistischen henen ges für deren innere Begründung auf 85.

*) Vergl. „Hirths Annalen des Deutschen Reichs“, Jahrgang 1909,

S. 888 ff., insbesondere S. 895.

obigen Bemerkungen Bezug genommen werden kann, ergibt f 52 ein etwas günstigeres, für Bayern, Sachsen, Baden, Hessen und Elsaß⸗Lothringen ein ungünstigeres Bild als die beiden anderen Berechnungen; für Württemberg ist das Bild zwar günstiger als nach der jetzigen Berechnung, aber ungünstiger als nach der Darstellung in „Hirths Annalen“.

Zur Arbeiterbewegung.

In Schwelm sind, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Zimmerer in den Ausstand getreten. Nachdem sie kürzlich den Schiedsspruch für das Baugewerbe anerkannt hatten, verlangen sie nun statt der durch das Cchiedsgericht zuerkannten Lohnerhöhung von zunächst einem Pfennig eine solche von drei Pfennigen.

Aus Washington wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Die

üdöstlichen Bahnen haben eine provisorische Einigung mit dem

Hzestlschen erzielt, wodurch der befürchtete Ausstand verhütet ist. In Scranton sind 1200 Eisenbabahnarbeiter der Lacka⸗ wannabahn in den Lohnstreik getreten.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. Die anthropologische Fachsitzung der Berliner Gesell⸗ chaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte and am Freitag unter Vorsitz von Professor von Lus an statt. or Eintrikt in die Tagesordnung erhielt das Wort der Geheimrat Dr. Hans Virchow, um das ihm durch einen holländischen Arzt zugegangene Skelett des Beckens einer javanischen Frau vorzulegen, das von den Anatomen in der Versammlung mit Froßem Interesse unter⸗ sucht wurde, weil es gewisse charakteristische Rassenmerkmale in be⸗ sonderer Stärke und Deutlichkeit hervortreten läßt. Der Vor⸗ sitzende machte dann noch mit einem neuen, von Schweizer Fach⸗ gelehrten unter dem Titel „Crania Helvetia“ herausgegebenen umfang⸗ reichen Werke bekannt, das den Titel eines 1864 an der gleichen Stelle erschienenen Buches wiederholt, dem das Verdienst gebührt, damals die Grundlagen zur Rasseneinteilung in Westeuropa gelegt zu haben. Die Herausgeber des neuen Werkes durften mit Fug und Recht dasselbe so benennen, wie es geschehen; denn „diese Ver⸗ öffentlichung 8* die eneligen Untersuchungen fort, ergänzt und be⸗ stätigt sie und steht auf gleicher wissenschaftlicher Höhe. Weniger zu⸗ timmend lautete das ÜUrteil des Vorsitzenden zu einer neueren Veröffentlichung des amerikanischen Forschers Boas, korrespondierenden Mitgliedes der 8e; über von ihm gemachte Beobachtungen, wonach in Amerika geborene Kinder italienischer Einwanderer von den Eltern abweichende Schädelbildung zeigen, Kinder süditalienischer Eltern z. B. weniger langköpfig sind als diese. Professor von Luschan glaubt an eine Täuschung; denn diese angeblichen Tatsachen würden allen bisherigen Erfahrungen über Rassenkonstang widersprechen. Aenderungen dieser Art 2 in der zweiten Generation erscheinen unvereinbar mit allen kranologischen Forschungen und Ergebnissen. In die resammäßige Tagesordnung eintretend, erhielt der Geheimrat, Professor Dr. F das Wort zur Begründung seiner Uebersichtstabelle der Menschenrassen. Der hochinteressante Gegenstand hatte die schon am 16. April dieses Jahres beschäftigt. Es ist darüber ausführlich an dieser Stelle in Nr. 92 vom 20. April berichtet worden. In seinem sich im wesentlichen mit den damaligen Darlegungen deckenden einleitenden Vortrage sprach der Redner das Vertrauen aus, daß in den Grundzügen der Annahme von wenigen, als schwarze, weiße und gelbe Ra se charakterisierten Stammrassen wohl Uebereinstimmung herrschen werde, wogegen die An⸗ sichten voraussichtlich in der Frage auseinandergehen würden, ob den in der Entwicklung zurückgebliebenen als „Urbevölkerung“ bezeichneten „Stammvölkern“ und den fortgeschrittenen, aus den Fltesten Vertretern der Stammrassen (den Nigritiern) für die schwarze, Arier und Indo⸗ germanen für die weiße und Mongolen für die gelbe) hervorgegangenen „Wandervölkern“ überall der richtige haß in ihren Beziehungen und Verwandtschaften angewiesen sei. Fn diesem Punkte erklärte Geheim⸗ rat Fritsch, daß er guten Gründen immer zugänglich, in jedem Falle aber auf Verteidigung seiner wohlerwogenen Aischten vor⸗ bereitet sei. Er erinnerte dabei an seine vieljährigen Studien und Beobachtungen, die schon 3 Jahre vor der Zeit begonnen haben, ehe die Anthropologische Gesellschaft sich mit diesen Fragen beschäftigte. Er bezeichnete dann mehrere Henert⸗ die ihm als viel umstritten wohlbekannt, aber in seiner geberzeugung unanfechtbar seien. Dahin gehört die Ableitung der Bewohner früher eine „rote“ Stammrasse angenommen wurde, ebensowohl von der gelben als von der weißen Stammrasse, von denen Wander⸗ völker der gelben nach Zentralamerika, der weißen von den Eisregionen her nach dem nördlichen Kontinent gelangt sein möchten. Daß hier mit sehr großen Zeiträumen gerechnet werden müsse, sei einleuchtend, wenn man beispielsweise erwäge, daß Amerika bei seiner Entdeckung von Europa her das Pferd nicht kannte, während das fossile Pferd gerade in diesem Boden häufig angetroffen werde. Ein zweiter Punkt sei der behauptete „mongoloide“ Charakter der Hottentotten, der in keiner Weise vorhanden und nachweisbar sei; ein dritter, die Ableitung des semitischen Astes von der ägyptischen Urbevölkerung, war nach Ueber⸗ zeugung des Redners vollkommen ausgeschlossene Möglichkeit. Zum Hegweise der Richtigkeit seiner Stellungnahme zu Punkt 2 und 3 legte Geheimrat Fritsch aus seiner reichen ethnographischen Samm⸗ lung eine große Anzahl von Lichtbildern vor. ie beweisen zu Punkt 2, daß die charakteristische Mongolenfalte, d. i. die auffällige Falte des oberen Augenlides, welche sich über das Lid hinweg nach dem inneren Augenwinkel zieht, bei Hotten⸗ totten und Buschmännern nicht vorkommt, und zu Punkt 3, daß die ältesten auf ägyptischen Denkmalen sich vorfindenden Darstellungen von Aegyptern und Semiten scharfe und sehr charakteristische Unter⸗ schiede zeigen. In der sich an den Vortrag knüpfenden Diskussion wurde durch die Herren C. SeI- Staudinger und von Luschan scharfe Kritik an einer Reihe von Positionen der an der Wand aufgehängten 1 geübt, vom erstgenannten Redner namentlich bezüglich der Abstammung der Indianer, im roßen und ganzen kam man aber, wie Professor von Luschan hervorhob, darin überein, daß dieser Versuch, Ordnung in das Chaos der Rassen⸗ abstammung zu bringen, mit Freuden zu begrüßen sei. Einzelne Abänderungsvorschläge akzeptierte der Vortragende sofort, z. B. die Einreihung der in die Gruppe Sudanesen gebrachten in die Gruppe des asiatisch⸗afrikanischen Zweiges der weißen Rasse, der die „Berber“ angehören. 1 Zum zweiten Punkt der Tagesordnung legte Dr. Max Friede⸗ mann einen Gipsabguß von dem vielgenannten „Diprot-homo“ vor,

Amerikas, für die

den er bei seiner jüngsten Anwesenheit in Buenos Aires von dem Entdecker Professor Ameghino selbst erhalten hat. Der Gegenstand ist insofern von aktuellem Interesse, als mit dieser Schädeldecke, die elf Meter unter dem Bett

des La Plata⸗Stromes bei Regulierungsarbeiten gefunden worden ist, angeblich die lange vergeblich gesuchten Reste eines Tertiär⸗ menschen gefunden sein sollen, vorausgesetzt, daß die Datierung der Pampa⸗Formation, der die Fundstätte angehört, auf „Pliocän 252 richtig ist und die Schädeldecke zweifellos zu einem Menschenschäde gehört. Während die erste dieser Voraussetzungen als richtig zuzugeben sein wird, ist die zweite äußerst fraglich, wie ein von Professor von Luschan alsbald angestellter Vergleich mit anderen Schädeldecken erwies. Danach besfeht die Möglichkeit, daß man in dem „Diprot- homo“ den Schädel eines anthropolden Affen vor sich hat. Auch zwei ganz in der Nähe gefundene Skeletteile, einen Atlas (oberster Halswirbel) und einen Oberschenkel, deutet Ameghino, unter Voraussetzung der Zugehbrigkeit zu dem Schädel, 8 ein ndividuum, das aufrecht gewandelt ist. Demgegenübes bewies Geheimrat Virchow alsbald, daß das für den Oberschenkel nicht zutrifft, der nur einer mit stark gebeugtem Knie schreitenden Tierform angehört haben kann.

Als letzter Vortragender sprach Professor von Luschan über melanesische Pygmäen“. Schon 1902 hat Weule⸗Leipzig im „Globus“ von einem in Nengninen lebenden Zwergvolke auf Grund ihm zu⸗ seesandter Photographien zweier 135 140 cm messender Eingeborenen berichtet. Auch von Forschungsreisenden ist seitdem, zuletzt 1905,

bescheinigt worden, daß es auf Neuguinea viel kleine Leute unter

150 cm gebe. Jetzt hat Dr. Neuhaus Licht in die Frage im bejahenden Sinne der Existenz von Ppgmaen im Innern der Insel gebracht, indem er eine eße Anzahl Individuen photographiert und genau gemessen hat. Professor von Luschan wollte dem zu erwartende

Eigenbericht von Dr. Neuhaus nicht vorgreifen, nahm jedoch die Ge⸗ legenheit wahr, eine Reihe von Menschenschädeln vorzuzeigen, die i den letzten Jahren dem Museum vom Augustafluß in Neuguineg zugegangen sind, und in ihrer auffällig geringen Kapazität auch auf kleine Körper schließen lassen. Allerdings ist dieser Beweis anfechtbar; denn merkwürdigerweise gehören der kleinste und der größte Schädel der 1“ dem gleichen Fund⸗ orte an, beide sind aus dem Gebiet der Papuasprache; der eine ergibt einen Schädelinhalt von 900, der andere von 2100 ccm. Beide wurden nebeneinander der Versammlung vorgestellt. Die Gegend des mittleren Augustaflusses scheint irgend welchen Kultureinflüssen zu⸗ gänglich gewesen zu sein; denn von dort sind außer den Schädeln auch eine Anzahl verschiedener, ethnographisch inter⸗ v Dinge eingegangen, u. a. mit edern geschmückte

mulette.

Es trifft sich nun wiederum seltsam, daß auch eines dieser Amulette Rückschlüsse auf die Körpergröße der die Gegend be⸗ wohnenden Papuas gestattet; denn es besteht aus dem Skelett des Oberarmes eines Erwachsenen, und dieser Oberarm ist, wie Professor von Luschan sofort nachwies, kürzer als der Oberarm des kleinsten im Museum vorhandenen Skeletts eines Buschmanns von 128 cm

Höhe!

Aus Anlaß der Hundertjahrfeier der Universitä Erlangen hat die medizinische Fakultät, „W. T. B.“ zufolge, unter anderen den Professor Kahl⸗Berlin, die philosophische Fakultät den Professor Seeberg⸗Berlin zund den Major von Parseval⸗Berlin zu Ehrendoktoren ernannt.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Saatenstand und Ernteaussichten in der Bukowina

und in Ostgalizien.

Der Kaiserliche Konsul in Lemberg berichtet unterm 28. v. M In der Bukowina stehen die Wintersaaten (Roggen und Weizen), welche zum größten Teile sehr gut überwinterten, gut und befinden sich zurzeit in der Blüte. Man er⸗ wartet eine gute und reichliche Körner⸗ und Strohernte. Das Sommergetreide (Roggen, Weizen, Hafer und Gerste), welches gut aufgegangen war, und sich durch genügende Feuchtigkeit gut bestocken konnte, weist ebenfalls einen sehr zufrieden⸗ stellenden Stand auf und dürfte voraussichtlich eine gute Ernte Die Hackfrüchte (Mais, Kartoffeln, Futter⸗ und Zucker⸗ rüben) konnten infolge des günstigen Anbauwetters schon in der zweiten Hälfte des Monats April werden; sie stehen fast durchweg recht gut, nur haben die um den 20. Mai hier und da eingetretenen Wasser⸗

reife in einzelnen Gemeinden der Bezirke Sereth, Radautz, Suczaw und Gurahumora den 82 etwas Schaden an den Blättern

zugefügt. Diese geringe Beschädigung wird jedoch bei entsprechend Witterung kaum irgendwelchen namhaften Nachteil auf die Ernte ausüben. Die Wiesen, eiden, Klee⸗ und Futterschläge weisen einen sehr schönen und dichten Bestand auf, und bder 3

Schnitt ist sehr reichlich ausgefallen. Die Ie Flächen habe sich durch die günstige g. so weit entwickelt, daß sie bei anhaltend pünstiger Witterung einen wei eren reichlichen Schnitt liefern werden. ie Hülsenfrüchte: Erbsen, Linsen, Bohnen ꝛc., stehen ebenfalls gut, nur haben dieselben in einigen Gemeinden der bereits genannten ezirke etwas durch Frost gelitten. Jedoch werden sie voraussichtlich eine gute Ernte bringen. ie in geringem Maße zum Anbau ge⸗ langenden Gespinstpflanzen haben wich gut entwickelt, stehen in

reicher Blüte und lassen eine gute Ernte gewärtigen. Das Gemüse steht bis jetzt gut, wird aber hie und da von Bnsgles und Raupen heimgesucht. Immerhin erwartet man beim Anhalten der günstigen Witterung eine gute Ernte. Der Tabak, welcher hier und da schon zu nfang Mai oder bis Mitte Mai überall ins Freiland ausgepflanzt wurde, steht g

und dürfte einen zufriedenstellenden Ertrag abwerfen. Das Kern

Sund Steinobst sowie das Beeren⸗ und reichlich geblüht, sehr reichlich Früchte angesetzt und wird bei normalem Witterungsverlauf eine reichliche Ernte liefern. Nach den dem Landes⸗ kulturrate zugekommenen Mitteilungen und Anzeigen läßt das —2

Schalenobst hat sehr

Jahr bei andauernder günstiger Witterung im allgemeinen eine rei liche haben s 8

In »Galizien haben sämtliche Winterfruchtgattungen wie Weizen, Roggen und Raps, sehr gut überwintert. 48 Anbau von Hafer und Gerste und das von Kartoffeln wurde früh vor⸗ genommen. Die nach dem Anbaue vorgekommenen Schneefälle un kleineren Fröste haben nur die Gerste etwas beschädigt. Im Laufe des Monats April hat sich der Stand des Roggens überall etwas verschlechtert, Ledcß diese Fru tgattung im allgemeinen nur mittel⸗ mäßig steht. Kleefelder und Wiesen bieten einen recht befriedigenden An lick dar, sodaß, wenn das ünstige Wetter fortdauert, man auf F8 nns B--e —2 e EhE esrkeblga ist der Stand der Hopfengärten. Dagegen stellen sie ärten recht gut dar. Futter und Streustroh fehlen nicht. it g 8

Aussichten für die italienische Weizenernte 1910

Der Mailänder „Sole“, Italiens wichtigstes Handelsfachblat hat über die Aussichten der diesjährigen maschigsten Feeelefach b .e angestellt. Er veröffentlicht nunmehr deren Er⸗ gebnis in seiner Nummer vom 24. Juni d. J. und kommt nach ein⸗ gehender Erörterung des Fruchtstandes in den einzelnen Provinzen zu solgenden, im allgemeinen wenig erfreulichen Schlußfolgerungen:

Der erste Teil des Jahres war vorwiegend gänsag verlaufen besonders in Ober⸗ und Süditalien, sodaß man dort den schönsten Heffam en Raum gab. Das e von Feuchtigkeit im Frühjahr at indessen die Situation dadurch verändert, daß et 89 Aar dehnung des Rostes und anderer krvptogamischer Krankheiten be⸗ günstigse, deren Schäden sich fast überall mehr oder weniger stark bemerkbar machen. Wo die Temperatur in letzter Zeit wärmer und trockener geworden ist, werden sich die Folgen des Rostes möglicher⸗ veche, genilderah sser ne eigen; wo bjedoch unbeständiges und regne⸗ risches Wetter . e man in i 2 gesaßt e nnü en. sich auf sie in ihrer ganzen Schiwere

ührend die Weizenernte des Jahres 1909 ig über das Mittelmaß, und zwar auf 60 677 870 hl 2 Patse wenf dhe Keat sthaelt dngünftigen Verhcüfanssse schlecht entwickelt, und weil die Tro Schaäben Bachstum des Halmes beeinträchtigt halte, n den die größten Schäden in diesem Jahre durch d nämlich durch übergroße Feuchtigkeit 8 2 as Gegenteil verursacht, beiten weßer schregrosh 5 2 Im Vorjahre waren die Krank⸗ 7 eitet; in diesem Jahre dage ee e Gegenden von Rost verschont geblieben, 7„ 8 been te er nördliche Teil der Lombardei, Ligurien, wo aber der u nur eine untergeordnete Bedeutung hat, und Latium.

ach vorstehendem ist eine gute Ernte zu erwarten in Pi⸗ it Rusnahme jedoch der Provinz Novara, wo die Saat infol 54— asun er e im vorigen Jahre hinausgeschoben werden 3 Finser en ferner die Aussichten für den nördlichen Teil der Lombarbeg Fenicger günstig für den vom Rost heimgesuchten füdlichen Teil 8;, Penetien wird die Ernte unter dem Durchschnitt bleiben trotzde

nbau des Weizens gestiegen ist. In Ligurien klagt man mm der und in der Emilia ist die Lage erheblich besser als im verflosse 8 in dem eine nur sehr schwache ernte erzielt wurde. Wenn sie in bürhen den Durchschnitt übersteigt, so mag sie es nur um ein G. iesem Jahr In Toskana wird die Ernte im nfeessekaen ut aus ee. stges tun. vorfüglich werden, wenn nicht auch dort vielsach 1 8 b eklagen wären. In den Marken und in Umhrien fa ankungen zu eine geringe Ernte erwarten, die beträchtlich hinter , vorigen Jahres zurückbleibt. Unter den Gründen ist aucf efcen