Ddie gestrige Sitzung der Deputiertenkammer wurde in Gegenwart sämtlicher Minister und bei überfüllten Tribünen eröffnet. Von den Tagesordnungen, die der 11“ Brisson zu Beginn der Sitzung verlas, fand diejenige, die Raynaud im Namen der demokratischen Linken eingebracht hatte, besonderen Beifall. Sie brandmarkt die Sabotage, die Gewalttätigkeiten und den Antipatriotismus, billigt, indem sie der Regierung das Vertrauen ausspricht, die Maßnahmen, die sie nach Recht und Gesetz ergriffen habe, um die legitimen Interessen der Beamten und Arbeiter der Eisenbahnen sowie ddie Freiheit der Republik und die vitalen Interessen des Landes zu schützen. und lehnt jeden weiteren Zusatz ab. “ In der Debatte billigte der Abg. Landry (unabhängiger! vilh die gestrigen Worte Briands. — Der Abg. Dalimier see chi ischer Radikaler) erklärte, sich nicht auf Briands Standpunkt ste 88 1 — können. — Der vehn sichgräscden⸗ Briand betonte, der Lärm 5 ihn estern gehindert, seine Gedanken vollständig zur Kenntnis zu bringen. Er habe gesagt: Es gebe ernste Stunden, in welchen 11ö1“ zu Ausnahmemaßregeln Zuflucht nehmen müsse, er hal “ hinzugefügt, er sei immer glücklich gewesen, sich auf 8 Bo Fn Gesetzlichkeit bewegen zu können. (Widerspruch auf b Linken, Beifall auf den anderen Bänken.) Brian⸗ ih⸗ sodann daran, daß er selt der Uebernahme der Regierung ledigli⸗
die blikanische Mehrheit, auf die er sich stützen wolle, 11“ sche Vertrauen zu schenken. Die T heit habe ihm dieses Vertrauen geschenkt. Dann fuhr der
Mini äsident fort: „Heute, nachdem ich ernsten Ereignissen gegen⸗ “ ich Len voraussehen konnte und ngegcht⸗ die Regierung nicht aufgehört hat, ihren Willen zur Gerechtig ei für alle zu bekunden ohne gewaltsame xx nst Megng ise Zurüͤ ng, trete ich, nachdem die Ordnun der Straße Zerüchaltungh. vor Sie, ohne Ne Gerget den den gi ben 19n itte zu haben, ohne einen Tropfen Blu⸗ den Händen, itte Sies um dasfelbe Vertrauen. Verweigern Sie es, so S der Diktator“ sich beugen, wollen Sie ihn aber stürzen, so tun 1. 88 am hellen Tage!“ (Beifall.) Ph⸗ Frand bemerce Ferta Feania sei in den Augen der Welt groß aus den 88 ro 85 een Ereig 0 ie es hi er: erren von der Mehrheit, gegangen, die es hinter sich habe, schloß er: “ ich habe das Recht, Klarheit und Offenheit zu verlang LE1 es Haus nicht verlassen mit einem zweideutigen Ver⸗ T 88 ha zicicht getken würde, gewissen 11“ Stirn zu bieten. Sie sagen, die Regierung sei 8 r 8 haben sie in der Hand, zerbrechen Sie sie! Aber ich le, e am hellen Tage und nicht im Finstern zu tun! (Wiederho h Lh. hafter Beifall im Zentrum und bei einem Teil der Linken.) Abg. Dr. Cruppi erklärte, er sab gestemn gegen “ ’ 1 dahin verstanden habe, daß die Reg⸗ Prötestter tweil estsichhabegsetzen wolle. „Wenn Sie“, fuhr Cruppi fort, „Diktator sein wollen, dann haben Sie den Mut, es bis ans Ende zu sein! Wenn Sie Ther gga. Neepublenern hfcnhigung ichten Sie auf Ihr Amt!“ Er, Cruppi, bill se. hülchben Peahs e Maßnahmen und ziehe seine Tages⸗ ordnung zurück. 8 8 8 8 Hierauf wurde die von der Regierung bekämpfte einfache STagesordnung mit 384 gegen 155 Stimmen abgelehnt.
u e (geeinigter Sozialist) forderte sodann die Kammer 8 “ Ert bellsamer Gerechtigkeit zu vollenden und den
Ministerpräsidenten in den Anklagezustand zu versetzen. Seine in diesem Sinne gehaltene Tagesordnung wurde mit 503
gegen 75 Stimmen abgelehnt. Hierauf bat Briand, über die Tagesordnung Raynaud abzustimmen und stellte die Vertrauensfrage hinsichtlich ihrer Priorität. Der Gegenantrag zugunsten einer Tagesordnung Ernest
Roche, worin die Regierung aufgefordert wird, sich mit der Viederanstellung der abgesetzten Eisenbahner zu beschäftigen, wurde mit 373 gegen 103 Stimmen abgelehnt. Die Priorität dder Tagesordnung Raynaud wurde hierauf mit 346 gegen 183 Stimmen angenommen. Der erste Teil dieser Tages⸗ ordnung, der die Sabotage, die Gewalttätigkeiten und den Antipatriotismus verurteilt, wurde mit 521 gegen 1. Stimme, der zweite Teil, der die Maßnahmen der Regierung billigt, mit 415 gegen 116 Stimmen angenommen. Der dritte und letzte Teil, der der Regierung das Vertrauen ausdrückt, daß sie nach Recht und Gesetz die legitimen Interessen der Beamten und Arbeiter der Eisenbahnen sowie die Freiheiten der Republik und die vitalen Interessen des Landes schützen werde, und der weiter jeden Zusatz ablehnt, wurde mit 329 gegen 183 Stimmen angenommen. Schließlich wurde die gesamte Tagesordnung Raynaud mit 388 gegen 94 Stimmen an⸗ ggenommen und die Sitzung geschlossen.
Der nationale Rat der geeinigten Sozialisten⸗ partei hat, „W. T. B.“ zufolge, in einer gestern. abend ab⸗ gehaltenen Versammlung beschlossen, durch Anschläge und Ver⸗ öffentlichungen Anklage gegen das Ministerium zu er⸗ heben und am nächsten Sonnabend in den Großstädten eine große Kundgebung zugunsten der Eisenbahner zu veranstalten.
Spanien.
C Der Senat setzte vorgestern Cade etz fort. Ingsges88. so des „W. T. B.“ erklärte der EWE Madrid im Laufe der Debatte, er werde in allem, was die Peöhrt des Vaterlandes angehe, ene auf s eee stehen . ser Ministerpräsident Canalejas erwiderte, es Fr⸗ emnäste prasih een fest und veren. die Reinheit der Absichten der Regierung in der refigibsen Frage.
Portugal. A1 Die provisorische Regierung hat, „W. T. B.“ zufolge, Verordnungen sarische n zur Festsetzung Eöö“ zum Aubstand und zur Einrichtung eines gerichts zwischen Arbeitgebern und 1* eite n. Amtlich ist ein Gesetz über die Gewährung der Preß⸗ Freiheit veröffentlicht üogeheg Ein EEEE11“ erw ichung aller 18-6 ung Persoleln gnc vorschreiben, die Schaffung nihcf allen Religionsbekenntnissen gemeinsamen Kirchhofs und die Zulassung er iven Feuerbestattung. 3 16“ 8 frühere eüstattungasident Jono Franco haftet und gegen Stellung einer Kaution im Betrage Hth tgrer Million wieder in gesetzt worden. Dem iche Zerfahren gegen ihn liegt, obiger Quelle zufolge,, le 8 8 chuldigung zugrunde, daß er während seiner Di tatur 5 Amtsgewalt mißbraucht habe. Nach den Angaben 8 b Ünterfuchungsri ters hat Franco während seiner 8 8⸗ seiit als Ministerpräsident 70 Dekrete in 8* . ge⸗ setzt, in denen Vorschriften über die gesetzge e Gewalt abgeändert werden. Durch den Erlaß 8 ekrrete habe er die Ausführung von Landesgesetzen v 8* ee. labe er Schuldin des inügz Gtlücgtern ahs dem 5 Con it Krongütern und nich 3 8 persönlictas ste des Mönigs unter der Bezeichnung Erhöhung der Zivilliste beglichen. Die Maßnahme gegen 8. steh in keinem Zusammenhang mit den gegenwärtigen Ereignissen,
die Beratung über das
da die Ordnung vollkommen aufrecht erhalten wird und niemand Unruhe stiftet. 8
Türkei.
Der Kongreß der jungtürkischen Partei istt,
„W. T. B.“ zufolge, Seeh h in Saloniki eröffnet worden, biele Mitglieder fehlen.
b“ die fehlen, Gesandtschaft, 1
zufolge, wiederholt um eine Intervention ersucht hat, sind
W. T. B.
„b
die Zustände an der montenegrinischen Grenze unverändert. Wie das genannte Bureau unter dem 29. d. M. meldet, wird seit Freitag längs der ganzen
Grenze ein lebhaftes Feuer zwischen Montenegrinern und den üürkischen Blockhäusern unterhalten. In Anbetracht des Ernstes der Lage wird eine Bewaffnung der mohammedanischen Grenz⸗ dörfer durchgeführt. Von der Gesandtschaft in Cetinje wurde be⸗ kannt gegeben, falls das Feuer nicht eingestellt werde, würde ein regelrechter Angriff auf die montenegrinische Stellung er⸗ folgen. Die Lage im Wilajet Skutari ist gleichfalls ernst; man erwartet sehnsüchtig die Ankunft von Truppen.
— Angesichts der Weigerung serbischer Lehrer, ihre Lehrdiplome den türkischen Behörden vorzulegen, haben die Behörden die Schließung aller serbischen Schulen im Bezirke Sjemitza angeordnet. Die serbischen Gemeinden haben gegen
diese Maßnahme Protest eingelegt.
Serbien.
Im Befinden des Kronprinzen Alexander ist nach einer Meldung des „W. T. B.“ infolge der Furunkulose insofern eine Verschlechterung eingetreten, als der Patient von einem leichten Fieber befallen ist. Das Fieber ist durch die Eiterung der Wunde auf dem Rücken, die am Freitag geöffnet wurde, hervorgerufen. Die Operationswunde ist rein, ver⸗ ursacht aber dem Kronprinzen leichte Schmerzen. Eine zweite ungünstige Erscheinung ist das Auftreten eines leichten Hustens und eines schwachen trockenen Katarrhs in der unteren Lunge. Nach dem gestern ausgegebenen Bulletin verbrachte der Kronprinz die Nacht in ruhigem Schlaf. Fieberfrost ist nicht mehr vorhanden. Die Granulierung der Milz zeigt die Tendenz, sich auch weiter zu verringern.
Amerika.
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Brasilien Hermes da Fonseca hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ das Kabinett folgendermaßen gebildet: Aeußeres: Baron do Rio Branco, Inneres: Rivardia Correa, Oeffentliche Arbeiten; Deputierter Seabra, Ackerbau: Pedro Toledo, Finanzen: Francesco Salles, Krieg: Bantas Banetto, Marine: Marques Leao.
Afrika. Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung vom
28. d. M. aus Mogador ist Ma el Ainin von Tizuit zurück⸗ gekehrt. Seine finanzielle Lage ist bedenklich. Die Kaids der
Gegend stehen ihm feindlich gegenüber.
— Der Herzog und die Herzogin von Connaught sind mit ihrer Tochter heute vormittag in Kapstadt ein⸗ getroffen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Norddeutsche Knäppichafter pensionskals⸗ als Invali denversicherungsanstalt im Jahre 1909. Bei der Norddeutschen vPEe heteehhen es mit dem Sitz in Halle a. d. S., einer zugelassenen besonderen Kasseneinrichtung, welche die reichsgesetzliche Invalidenversicherung für die Mitglieder von 18 Knappschaftsvereinen besorgt, waren nach dem neuesten Ge⸗ schäftsbericht des Vorstandes dieser Kasse Ende 1909 115 000 (Ende 1908 118 973, Ende 1907 120 776) Personen versichert. Es gingen bei ihr im Jahre 1909 1777 (im Jahre 1908 1437) Anträge auf Gewährung von Inpalidenrente ein, während 104 (59) Anträge aus dem Vorjahre übernommen wurden. Von diesen 1881 (1496) Anträgen wurden 1443 (1149) bewilligt, 308 (164) abgelehnt und 22 829 anderweit erledigt, sodaß 59 (104) unerledigt blieben. Von den abgelehnten Anträgen wurden bis zum Schlusse des Jahres nachträglich noch 84 (43) infolge von Berufung sowie Beibringung neuer Beweismittel anerkannt, sodaß im ganzen 1527 (1192) Invalidenrenten bewilligt wurden, das sind einschließlich der bewilligten 54 Krankenrenten (s. unten) 84 % (83 %) der gestellten Anträge. Der Jahresbetrag der 1527 Renten betrug 329 978 ℳ (251 903 ℳ), also 216,10 ℳ (211,33 ℳ) im Durchschnitt. Im ganzen sind seit Bestehen der Kasse 16 213 (14 686) Invalidenrenten im Jahresbetrage von 2 847 336 ℳ (2 b17 358 ℳ) bewilligt worden. In Peb kamen dagegen durch Tod usw. der Rentner 806 (692) Invalidenrenten. Somit waren am 1. Januar 1910 8819 (8098) Invalidenrenten vor⸗ handen, 721 (500) mehr als bei Beginn des Jahres 1909. Der Jahresbetrag dieser 8819 Renten betrug 1 671 328 ℳ, 183 202 ℳ mehr als im Vorjahre. — Ferner wurden auf Grund von § 7 des Statuts 48 (54) Krankenrenten und infolge der Berufung noch 6 Krankenrenten anerkannt, sodaß im ganzen 54 Krankenrenten im Jahresbetrage von 11 052 ℳ bewilligt wurden; auf eine Rente ent⸗ fallen somit 204,66 ℳ (193,45 ℳ). In Fortfall kamen dagegen 47 (67) Krankenrenten. Somit waren am 1. Januar 1910 17 (10) Kranken⸗ renten im Jahresbetrage von 3739,20 ℳ vorhanden, deren Durch⸗ schnittsbetrag 204,66 ℳ betrug. — Altersrenten wurden von 53 (1908: 77) Versicherten beansprucht, während 11 Anträge als un⸗ erledigt aus dem Jahre 1908 übernommen waren, von denen 53 (63) auch die Rente zugebilligt erhielten, während 9 (5) Anträge abschlägig beschieden oder zurückgenommen wurden und 2 Anträge unerledigt blieben. Von den abgelehnten Anträgen wurden noch 3 Anträge infolge der Berufung anerkannt, sodaß im ganzen 56 Altersrenten bewilligt wurden. Der Jahresbetrag der Renten betrug 10 124 ℳ (11 731 ℳ), also eine Rente im Durch⸗ schnitt 180,79 ℳ (183,29 ℳ). Im ganzen hat die Pen ionskasse seit 1. Januar 1891 1267 Altersrenten im Jahresbetrage von 212 742,60 ℳ bewilligt. Am 1. Januar 1909 war die Pensionskasse mit 294 eigenen Altersrenten belastet, neu bewilligt wurden 56, dagegen kamen durch Tod usw. der Rentenempfänger 76 in Fortfall, sodaß am 1. Januar 1910 ein Bestand von 274 Altersrenten mit einem Jahresbetrage von 47 996 ℳ vorhanden war. Eine Rente betrug also zu diesem Zeit⸗ punkte durchschnittlich 175,17 ℳ (175,51 ℳ).
Zur Arbeiterbewegung.
S 15 be11““
In Paris haben, wie „W. T. B.“ meldet, die Theater
maschinisten am Sonnabendabend eine zahlreich besuchte Ver⸗
sammlung abgehalten, in der sie ein entschiedenes Vorgehen gegen
jene Direktoren beschlossen, die sich weigern, über ihre Forderungen mit dem Syndikat zu verhandeln. 8 1u
Kunst und Wissenschaft.
den Räumen der Königlichen Bibliothek in Berlin ist in den “ des Universitätsjubiläums das „Amerika⸗In stitut“ er⸗ pöffnet worden. Es steht unter der Oberaufsicht des preußischen Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, und die Leitung ligi für das erste Jahr d lust
Händen des amerikanischen
rofessore Hugo Münsterberg von der Harvard⸗Universität in Boston. ach der versandten Ankündigung dient das Institut dem Druck⸗
sachenaustausch und dem Bücherschutz, dem Uebersetzungswesen und der Verbreitung von Büchern und umfaßt selbst eine Amerika⸗Bibliothek. Es gibt Auskünfte an deutsche Behörden,
Institute und Einzelpersonen über amerikanische Verhältnisse und an amerikanische Feggeeler über Deutschland. Es schafft für deutsche wie für amerikanische Forscher Beziehungen zu den Universitäten und Bibliotheken, Archiven und Laboratorien, Museen und Instituten, Gesellschaften und Einzelforschern im anderen Lande. Es bearbeitet ferner systematisch das erechtigungswesen und Examen⸗ wesen amerikanischer Studenten an deutschen 8 Univerfikaten, fördert die internationalen Kongresse und Forschungen, Aus⸗ stellungen und Expeditionen, unterstützt die kulturellen Unter⸗ nehmungen der Deutschen in Amerika, der Deutsch⸗Amerikaner sowohl wie der Deutschen, die vorübergehend das Land besuchen, verbreitet Verständnis drüben für deutsche Art und hüben für die Neue Welt, arbeitet an der Ausbreitung der deutschen Sprache und wirkt auf hundert andern Wegen auf das wechselseilige Verständnis der Nationen im deutschen Interesse hin. Das Institut verfügt über einen Stab von nüssenhaftllchen Hilfsarbeitern und ist durch Stiftungen reich aus⸗ gestattet.
Der Professor Th. Arndt stellt in den des Kgl. Preuß Met. Instituts“, Nr. 205, Abh. Bd. II, Nr. 2 die Ergebnisse zehnjähriger Gewitterbeobachtungen in Nord⸗ und Mitteldeutschland (1887 bis 1896) zusammen, denen der „Globus“ folgende Einzelheiten entnimmt. Durchschnittlich ist der Juli der gewitterreichste Monat, in welchem Monat im west⸗ deutschen Tiefland und im schlesischen Gebirgsland 6 Gewittertage fallen; in Schleswig⸗Holstein sinkt diese Zahl auf 4,42 im Durch⸗ schnitt herab. Im mitteldeutschen und im schlesischen Bergland treffken auf den Juni fast ebensoviel Gewittertage wie auf den Juli, in Schleswig⸗Holstein konkurriert mit dem Juli der August. Das Maximum der Gewitterhäufigkeit scheint das Glatzer Gebirge (26 Tage im Jahr) zu feßgen das Minimum Schleswig⸗ Holstein und die Rhön (18 Tage). In Westdeutschland kamen die Gewitter vornehmlich aus Südwesten bis Nordwesten, im Osten aus dem Osten bis Süden; im schlesischen Gebirgslande ergab sich ein Maximalwert auffälligerweise sowohl für Nordwesten wie für Süd⸗ osten; Jahre, in denen gleichzeitig aus fast allen Richtungen Gewitter in besonders großer Zah auftreten, sind selten. Die meisten Gewitter treten durchschnittlich zwischen 4 und 5 Uhr Nach⸗ mittags auf; diese Regel gilt mehr oder weniger von allen Gegenden Nord⸗ und Mitteldeutschlands. Im Sommer dauert 1 bis ½ aller Gewitter weniger als eine halbe Stunde, über zwei Stunden nur 1710 bis ⅛ aller; im Herbst ist die Zahl der Gewitter, die mehr als eine halbe Stunde dauern, noch geringer. In dem Zeitraum 1862 bis 1897 scheint die Gewitterhäufigkeit im ganzen zu⸗ senommen zu haben, und zwar um etwa 25 %. Der größte Betra⸗ sälkt in den meisten Gegenden auf den Zeitraum 1892/94, währen nur in Westdeutschland die Jahre 1895/97
— eine noch größere Zu⸗ nahme aufweisen.
Im Verein für deutsches Kunstgewerbe findet am Mittwoch im großen Festsaale des Künstlerhauses, Abends 8 ½ Uhr, ein Dis ussions⸗ zund Ausstellungsabend statt mit dem Theme gkünstlerische Kleider“. Es werden dabei Reformkostüme und Pariser Kleider zum Vergleiche nebeneinander gezeigt und beide in lebenden Bildern vorgeführt, die von Künstlern gestellt werden. Eine Reihe hervorragender Künstler und Modellhäuser werden
mit ihren Arbeiten auf dieser für Berlin neuartigen Veranstaltung vertreten sein.
Jagd.
Morgen, Dienstag, den 1. November, findet Königliche Parforcejagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr auf der Chaussee Groß⸗Glienicke Krampnitz am Bullenwinkel.
Theater und Musik.
Neues Königliches Operntheater. An seinem gestrigen Abschiedsabend zeigte sich uns Enrico Caruso von einer gamz neuen Seite. Er gab den jungen Bauern⸗ burschen Nemorino in Donizettis komischer Oper „Der Liebes⸗ trank“, die bei dieser Gelegenheit nach langen Jahren wieder auf der Bühne der Königlichen Oper erschien, und er zeigte sich auch in dieser ganz anders gearteten Aufgabe wieder als Meister, nicht nur als der unvergleichliche Gesangskünstler, dem das Lyrische ebenso gut gelingt wie das Heroische, sondern als schlichter und humor⸗ voller Darsteller. Nichts von den Allüren des primo tenore war da zu bemerken, kein Versuch, sich aus dem Rahmen des Ganzen hervorzudrängen oder wirksame Gesangsstellen bravourös vor dem Souffleurkasten in den Zuschauerraum zu schmettern; vielmehr blieb er immer dem Stil des Werkes getreu, sowohl bei den zahlreichen Ensemblestellen, die die Partie aufweist, als auch bei den mehrfach eingestreuten lieblichen Kavatinen und Arien, an denen die zwel ausgedehnten Akte der alten Oper so reich sind; ja, er verschmähte es sogar, als nach der herrlich gesungenen Romanze im zweiten Akt ein dröhnender Beifallssturm einsetzte, eine unkünstlerisch wirkende Wiederholung zu gewähren. So machte er den Verehrern seiner Kunst den Abschied recht schwer und ließ den Wunsch rege werden, ihn im nächsten ahre, dann hoffentlich wieder in den “ Räumen des öniglichen Opernhauses, wiederzusehen. Neben ihm bewährte sich besonders Fräulein Hempel in der Rolle der jungen Pächterin Adina, die von Nemorino geliebt wird und die er mit Hilfe eines von einem Quacksalber gekauften Liebestranks zu gewinnen hofft. Sie erwies sich wieder als Koloratursängerin ersten Ranges und als vortreffliche Darstellerin munterer Rollen. Ihre perlenden Staccati erweckten auch gestern allseitige Bewunderung. Als Quacksalber Dulcamara, eine groteskkomische Rolle, führte sich Herr Mantler von der Komischen Oper, der zur Eericlicen Oper übersiedelt, vor⸗ teilhaft ein, und die Partie des Sergeanten sang Herr Kase vom Stadttheater in Leipzig recht annehmbar. Die kleine Rolle der Gianetta fand in Fräulein Rothauser eine gute Ver⸗ treterin. Ein besonderes Lob gebührt dem Chor dessen Leistungen, seitdem Professor Rüdel ihn leitet, immer vollendelr werden. Diese Erkenntnis bricht sich allmählich auch im Publikum Bahn, das einem duftig gesungenen Frauenflüsterchor gegenüb bes offener Szene mit seinem Beifall nicht zurückhielt. 19 O 2 die unter der feinfühligen Leitung des Kapellmeisters Blech stand g 7 Oberregisseur Dröscher mit Geschmack in Szene gesetzt nae 8 d sich nun hoffentlich dauernd auf dem Spielplan behaupten. — Deutsches Theater.
Ludwig Fuldas Schauspiel in i 2 Diener“, das am Sonnabend 5 Deutscherex altten Erstauf⸗ führung erlebte, ist ein in Märchenform und Versgewand gekleidetes Thesendrama, bei dem man die Absichtlichkeit des „beispielmäßig“ er⸗ sonnenen Falles, der des Dichters Betrachtungen körperhafte Festalt geben soll, nicht vergessen kann, Dem Fehler, in den der Schaffende leicht verfällt, der eine bestimmte Tendenz verfolgt, Licht und Schatten zu kraß und unvermittelt nebeneinander zu vefhlg ist auch Fulda nicht entgangen. In allem und jedem ist Artaban, der Wesir des fabel⸗ haften b. der im Stücke herrscht, seinem Herrn überlegen: an Körpergewandtheit sowohl wie an Geist und seelischer Größe, und doch gelüstet’s den König, durch die Artaban eifer⸗ süchtig hassende Königin aufgestachett, immer wieder, seine Kraft mit der Artabans zu messen; und immer wieder muß 8 ö. daß er der Kleinere, der Besiegte ist. bAfttaben einerseits liegt nicht jesen leicht errungenen Siegen, i eh das Aönigtumg Uüchts In J zufällig schwͤchlicher Vertreter, der ihn immer wieder auf allen Gebieten zum Streite läßt sich von ihm, um ihn nicht vo V
herausfordert; er u b. en, j