1911 / 38 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Feb 1911 18:00:01 GMT) scan diff

achaus einverstanden Nur mo 8 achni inden. Nur möchte ich der Anregung des Abg. Fahcste üch der Richtung einen Widerspruch I“ daß wir anders zu beh schon dafür übernehmen sollen, diese Resolutionen handlung behan eln als alle anderen Anträge; wann sie zur Ver⸗ abhängen werden, wird von der Geschäftslage des Hauses behalten.” ir müssen uns in dieser Beziehung volle Freiheit vor⸗ Abusus lea önnen die Initiativanträge, die einem Usus oder bracht sind cetnicht mit den sonst üblichen 15 Unterschriften einge⸗

onicht vor denjenigen Anträgen bevorzugen, die diese Unter⸗

tragen Abg. Hirsch⸗Berli b Absicht Hirsch⸗Berlin (Soz.): Meine Freunde haben nicht die sclit dis giatberatun zu verlängern, und hatten sie namentlich lräge zum g⸗ Anträge stellten. Wir waren gezwungen, die at einzubringen, weil unsere Fraktion nicht so stark einbringen zu dürfen. Hätte Herr

2 on 8 Hendebrand sich

um selbständige Anträge

dem Abg. Pachnicke angeschlossen und erklärt, nach der Etatsberatung erledigt werden so uns dem Antrag Zedlitz ehrheits pa- te. können wir nicht dafür stimmen. Da die etiesgpartien bereits einig gerworden fafün si Anträge abzu⸗ Aüträge nicht iden wir uns in einer Zwangslage. Hätten wir die des Eiclich Bgdlt so hätten wir sie bei der Generalbesprechung dmnommen 1 chandeln können; wird der Antrag Zedlitz an⸗ itten, daß 8 dürfen wir darauf nicht eingehen. Ich möchte deshalb aterje der unserm Fraktionsredner gestattet wird, wenigstens die anführen und denäshkurs zu berühren. Wir wollten nur einige Fälle 8 sind en Minister auf Grund einiger Vorkommnisse befragen; Anträgen he. 8* rigoroser Handhabung der Gesetze, die in veüers 1 g. 22* delt sind. Das kann uns nicht verwehrt werden. von Zedli weorsch (Zentr.); Wir stimmen der Anregung des Abg. fertigzuste le ollständig zu; wir haben die Pflicht, den Etat rechtzeitig weiß 19 Wenn das nicht in diesem Jahre gelingen sollte, so icht, wann sonst; denn in diesem Jahre ist das 8. Wir müssen diesmal fertig werden, und dies erreichen als dadurch, daß man erstens ung annimmt; selbstverständlich wird, wie in früheren Falle des Bedürfnisses von dem Plan Abstand ie zweite Jünd eine freiere Behandlung zugelassen werden. zuxückstellt Wewendigkeit ist die, daß man die Etatsresolutionen säselt aee die Sozialdemokraten diese Anträge zum Etat fönnen sie n, weil sie nicht selbständige Anträge stellen können, so sonstigen J zdarum nicht verlangen, daß ihre Anträge vor den dur Fnitigtivanträgen den Vortritt haben. Außerdem sind sie nicht benachteiligt, denn bei der 5 höchstens zwei Redner der Fraktion zu Worte er Zurü nträge zusammen zu begründen, während sie nehmen könne stellung zu jedem einzelnen Antrag besonders das Wort des Agg. von Z gfis 8 nichts anderes übrig, als dem Vorschlag Abg. X ᷓe zuzustimmen. die nüge Fischbeg (fortschr. Volksp.): Wenn alle Materien, über nehmen Bialdemokraten Anträge gestellt haben, ausscheiden, dann sirebesbie den übrigen Mitgliedern die Möglichteit, die Gegenstände se B. vrechen, die in unmittelbarer Berührung mit dem Etat stehen, san man Vereing⸗ und Versammlungsrecht usw. In dieser Weise sisanmenbunmöglich verfahren. Ich habe nichts dagegen, daß eine ücgestelle gende Besprechung dieser Materien mit den Anträgen h uns di wird. Aber es muß unbedingt bei der Besprechung des Föen fief ie Möglichkeit gegeben sein, über derartige, in das politische einschneidende Fragen zu sprechen. irsch⸗Berlin (Soz.): Daß unsere Anträge ein Vorrecht haben sollen, Hesee wir gar nicht. Aber

sollen wie i 1 b :m vorigen Ja mgeschlossen; so aber Fälre,

Anträge unmittelbar

doch 5 8

en sarantien haben, daß unsere Anträge auch beraten

Heyde iese Garantie kahab wir nach den Ausführungen des Abg.

ch er er icht. Mit den Ausführungen des Abg. Fischbeck bin

Fälle hie Es muß die Möglichkeit gegehe „sein, bestimmte üheit die eechen. Das wäre sonst eine Beschränkung der Rede⸗

h Abg. Fönch nicht im Sinne der Mehrheit liegen kann.

däbe bei denrziherr. von Zedlitz und Neukirch (freikons.): Ich

8 eingehevegründung meines Antrags ausdrücklich gesagt, es solle

man das hende Begründung ausgeschlossen sein. Fels stberständhic⸗ ürden die Berührung des Themas ausschließen. Dadur

eelegen. G doch in der Tat einen unerträglichen Zwang uns auf⸗ 8 Ägg. Se die eingehende Erörterung soll ausgeschlossen sein.

8 Nürch die chiffer (nl.): Die Sozialdemokraten haben ihre Position verden

Wir

Einbrin 8 8 8 8 6 ringung der Anträge nicht verbessert. Nachdem die 9 eingebracht sind, wir, wenn sie seßt zurückgestellt Sar möchte darauf, daß sie auch nach Möglichkeit behandelt werden. chwerineiten deshalb den Präsidenten bitten, nach Möglichkeit Sge einzuschieben, damit die Anträge zur Beratung kommen. nudr von Heydebrand und der Lasa (kons.): Ich bin ind’g, daß die Gegenstände, die in den Etatsresolutionen ent⸗ ei soweit sie unmittelbar mit dem Etat in Verbindung stehen, ner Weise besprochen werden können, und daß wir es dem 1 zuzul Präsidenten überlassen können, die Besprechun dieser se hat en, soweit sie mit dem Etat zusammenhängen. Für uns auf 8 es doch aber auch Bedeutung, daß wir es nicht nötig , wie en Gegenstand in dieser Breite und Ausführlichkeit ein⸗ nd anes der Fall sein würde, wenn die Resolutionen vorlägen. 8 guch nicht genötigt, Abstimmungen herbeizuführen, und die taatsregierung brauchen sich auch nicht auf einen r no sonders sugecan bei dem die Möglichkeit besteht, daß M Abg. Hirs Kinmal zur Erörterung kommt. 1 1 glichkent rsch⸗Berlin: Ich wollte nur verhindern, daß uns die erhaupt hnenmnen wird, auf die Fragen, die die Anträge behandeln, ehen. a er: Wenn ich den Abg. Hirsch richtig ver⸗ Ant⸗Die 8 erhebt er keinen Widerspruch gegen den Antrag. esträͤge we dem Etat des Ministeriums des Innern gestellten sel rden bis auf den einen Antrag Borgmann zurück⸗ r. Das 1 8 Enndans tritt nunmehr in die allgemeine Besprechung

chluß des Blattes.)

Das Koloniales.

Kojsonza Feb

emialwirtschuarheft des „Tropenpflanzers“, Organs des 8e ält emr schaftlichen Komikees enpe Unter den Linden 43), fäsfed. Preuß 1 Stelle einen ausführlichen Aufsatz von Professor die silührt 7 über die „Schädlinge der Kokospalme“. Der Ver⸗

sigenich von 2 % daß neben einer Reihe von Säugetieren und Vögeln, Unantliche Schenr Bläten und Früchten der Kokospalme nähren, als den stehen, wiedinge vor allem Insekten in Frage kommen. Unter di Familien lederum an erster Stelle verschiedene Käferarten aus Kckoganze Welt üsselkäfer und der Nashornkäfer, die über die Blange elt verbreitet und überall der Schrecken der Weise chi Ebenso gefürchtet wie die Käfer sind b ie in den Bäumen oft in verheerender

n. Preuß gibt eine ausführliche Beschreibung b der Schädlinge und zugleich die Mittel zu

*Mit Recht ermahnt der Verfasser die Kokos⸗ inpf gegen die Schädlinge mit allen Mitteln 1 e erfolgreich eine planmäßige und Pschlossene unter taatlichen Behörden organisierte Bekämpfung der

en kann, lehre das Beispiel der Straits Settlements aaten. Ein weiterer, von Dr. Karl Gehr⸗ r Aufsatz über einen „Palmenschädling auf ich auch bereits auf Samva ein gefährlicher festgesetzt hat. Beide Abhandlungen sind durch an⸗ rationen erläutert. Ferner enthält das Heft wieder rzeren Beiträgen und Mitteilungen über wichtige een, wie über Kapok, Baumwolle, Kautse huk usw.

.5 des „Eisenbahnverordnungsblatts“, heraus⸗ 1S im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 9. Februar hat folgenden Inhalt: Allerhöchster Erlaß, betr. die Verwaltung der öffentlichen Arbeiten, vom 6. Februar 1911.

Statistik und Volkswirtschaft.

i itzung motorischer Kräfte und die Verbreitung 8 Arbeitsmaschinen in den Gewerbe⸗ betrieben Deutschlands im Jahre 1907.

erste Heft des Bandes 214 der „Statistik des Deutschen Reicdens Feslte⸗ g Veröffentlichung der Ergebnisse der gewerblichen Betriebsaufnahme vom 12. Juni 1907 hinsichtlich der Benutzung motorischer Kräfte und der Verbreitung der wichtigeren Arbeits⸗ maschinen zum Abschluß. Eine erste Tabelle behandelt die Benutzung von Umtriebs⸗oder Kraftmaschinen (Motoren) in den Gewerbezweigen im Reiche unter Zählung der Einzel⸗ und Teilbetriebe als Betriebseinheiten. 270 975 Betriebe verwenden Kraftmaschinen, und zwar stellt sich die ermittelte Höhe der in regel⸗ mäßigem Betriebe benutzten motorischen Kraft auf 8 831 434 PS und 1 544 800 Kilowatt. Dabei ist die Kraftleistung der durch Wind bewegten Triebwerke, der Motor⸗ oder Kraftwagen, der Dampfkessel ohne Kraftübertragung, der Dampffässer, Lokomobilen wie der Dampfschiffe und Barkassen in diesen Ziffern nicht ent⸗ halten. Die durch Dampf bewegten Maschinen stehen mit 7282 399 Pferdestärken unter den nach dieser Krafteinheit ermittelten Motoren an erster Stelle. Mit 868 862 Ps folgen die durch Wasser bewegten Triebwerke. Die Gasmotoren verzeichnen 187 999 Pferdestärken. Die durch Druckluft betriebenen Maschinen weisen 95 640 PsS auf, die durch Benzin oder Aether bewegten 64 646, die setroleumkraftmaschinen 24 567 PsS, die Heißluftmotoren 13 026, die pirituskraftmaschinen 4329 Pferdekräfte; auf die sonstigen durch Pferdekräfte gemessenen Kraftmaschinen entfallen 289 966 58; dazu kommt, wie vorher erwähnt, noch eine Kraftleistung an 1 544 600 Kilo⸗ watt 8 elektrische Motoren, die 1 137 000 Pferdekräften entsprechen. Die Tabelle läßt des näheren erkennen, in welchen Gewerbeabteilungen, ⸗gruppen, klassen und ⸗arten die Motoren verwandt werden und mit welchen Kraftleistungen die einzelnen Gewerbezweige an den Gesamt⸗ zahlen beteiligt sind. Die beiden weiteren 11 über die Arbeitsmaschinen haben nur eine Auswahl der wichtigeren Arbeitsmaschinen berücksich⸗ tigen können. Die Auswahl wurde diesmal nach zwei verschiedenen Gesichtspunkten vorgenommen (bei der Betriebszählung des Jahres 1895 nur nach einem Gesichtspunkte). Die erstere der beiden Tabellen behandelt 166 Arten von Arbeitsmaschinen und stellt ihre Verbreitung in den einzelnen Gewerben dar. Ausgewählt sind hier die Maschinen, die für das gesamte Gewerbe von allgemeiner Bedeutung sind. In der anderen Aufstellung entscheidet dagegen die Eigenart der einzelnen Gewerbearten für die Wahl der dargestellten Maschinen, sodaß hier bei jedem der einzelnen Gewerbe diejenigen Arbeitsmaschinen aufge⸗ führt werden, welche für den betreffenden Gwerbezweig besonders wichtig sind. Zur Arbeiterbewegung. 300 Arbeiter der Firma Hagemann in Harburg, die die Befestigungsarbeiten in Helgoland ausführt, sind, wie die „Frkf. Ztg.“ erfährt, wegen Lohnstreitigkeiten in den Ausstand getreten.

(Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Dritten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

In der neuen Aula der hiesigen Universität hielt gestern mittag der Wirkliche SeEhe Rat, Professor D. Harnack den ersten jener wissenschaftlichen Vorträge, die einige namhafte Gelehrte zum Besten wisenschaftlichen Forschungen und der Bestrebungen 3 einigung der Freunde der Universität Berlin“ zu halten, sich bereit erklärt haben. Er sprach über die Entstehung des Papsttums und führte etwa aus: Die christlichen Gemeinden fußten in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens auf der Gesamtheit ihrer Mitglieder, wie denn auch die Apostel und Apostelschüler ihre Sendschreiben nicht an einzelne Vorsteher der Gemeinden, sondern an diese selbst sandten. Erst als die Gemeinden größeren Umfang an⸗ nahmen, entwuchs ihnen naturgemäß eine monarchische Spitze; sie erhielten in ihren Bischöfen Oberhäupter, die das Erbe der Gemeinden auf geistigem wie auf wirtschaftlichem Gebiete antraten. Die römische Gemeinde, die Petrus und Paulus zwar nicht gegründet, in der sie aber etwa zwei Jahrzehnte nach ihrem Entstehen gewirkt hatten, machte hierin keine Ausnahme, und auch als sie in einem Bischof ihr Oberhaupt erhalten hatte, war dieser in den ersten christlichen Jahrhunderten durchaus ein Gleichgestellter unter den anderen Bischöfen. 1 Das einzige Uebergewicht der römischen Gemeinde und ihres Bischofs bestand in jener Zeit in dem Einfluß, den die große christliche Ge⸗ meinde in Rom, als der Hauptstadt des Imperiums, ausübte,

der „Ver⸗

und in dem allgemeinen Anerkenntnis, daß in der römischen Gemeinde seit jeher sich die christliche Ueberlieferung be⸗ sonders rein erhalten habe. In dieser Stellung innerhalb der

übrigen Christenheit verblieben die römischen Bischöfe bis zu dem Zeitpunkte, wo das Christentum zur Staatsreligion er⸗ hoben wurde und mit seiner Sicherstellung vor äußerer Verfolgung sich zugleich vor die größte innere Krisis gestellt sah. Die alten Reli⸗ gionen waren durch ihre Verbindung mit der Staatsgewalt nicht ge⸗ fährdet gewesen, denn ihr Wesen war auf Kultus beschränkt; die christliche Religion hingegen, die den ganzen inneren Menschen durchdrang, die im emüt fußte, lief als Staatsreligton Gefahr, zu versklaven. Diese Krisis brachte dem römischen Bischof aber einen großen inneren wie äußeren Machtzuwachs. Durch die Verlegung des Kaisersitzes nach Byzanz wurde er, der bisher im Schatten des Imperators gelebt hatte, unbestritten der erste Mann nicht nur in Rom, sondern in Italien über⸗ haupt, und die fast unmittelbar nach der Umwandlung des Christentums in eine Steaatsreligion einsetzenden Kämpfe um das kirchliche Dogma stärkten seine Stellung inner⸗ halb der Bischöfe, indem die orthodoxen Athanasianer ihn zum Zeugen für die Reinheit ihrer Lehre anriefen. Auf dieser bevorzugten Stellung erhob sich dann das Papsttum beim Zusammenbruch des weströmischen Reiches, als der schwache Kaiser, der die Zügel der Regierung seinen Händen entgleiten fühlte, den römischen Bischof, den Papft Leo den Großen, dessen Einfluß über Italien hinaus auch in den Provinzen mächtig geworden war, um Hilfe anging. Die so erstarkte geistliche Macht berief 8 bei ihren Ansprüchen ü1 zwei Lehr⸗ fätze, die die ersten christlichen Jahrhunderte nicht gekannt hatten: auf die Lehre von den zwei Gewalten, der geistlichen und der weltlichen,

deren Machtbefugnisse zum Teil nebeneinander lagen, zum Teil auf gleichen Gebieten ineinander griffen, wobei die geist⸗ liche Gewalt für sich die höhere Stellung beanspruchte, und auf jene andere Lehre von der unmittelbaren Nachfolge

Petri auf Christus und der unmittelbaren Nachfolge des jeweiligen Papstes auf Petrus. Dem Zusammenwirken jener beiden Gewalten, des Kaisers und des Papstes, und ihrem Ringen miteinander verdankt das ganze Mittelalter sein Gepräge und das Abendland feine Suprematie über das Morgenland. Ob und inwieweit das Papsttum diesen zweifellos befruchtenden, segensreichen 1— auch noch über das 13. Jahrhundert hinaus ausgeübt hat, diese Frage er⸗ klärte der Redner in diesem Zusammenhang nicht verfolgen, sie viel⸗ mehr dem Studium und Nachdenken seiner Hörer überlassen zu wollen. Die Zuhörerschaft, die den weiten Raum der Aula bis auf den letzten Platz füllte, war den Ausführungen rofessor Harnacks mit großer Aufmerksamkeit gefolgt. Der Redner hatte es verstanden, die Ergebnisse seiner Forschung

in musterhaft klarer Weise, unter Vermeidung jeder Polemik darzu⸗

legen und sie, soweit das der Zweck seines Vortrages und die ihm zu Gebote stehende Zeit erlaubten, durch gelegentliche Heranziehung von urkundlichem Material zu belegen. Jedenfalls wird man in weiten Kreisen der Gebildeten der Fortsetzung dieser wissen⸗ schaftlichen Vorträge mit großem Interesse entgegensehen und es den an ihnen beteiligten Gelehrlen Dank wissen, daß sie den s. Z. von August Böckh ins Leben gerufenen Brauch, daß hervorragende Pro⸗ fessoren der Berliner Universität in öffentlichen Vorträgen vor einem größeren Publikum Fragen ihres Forschungsgebiets behandeln, wieder aufgenommen haben.

Vom Nutzen der Mundart. Die meisten Wörter unserer neuhochdeutschen Schriftsprache sind gemeinsames Eigentum aller deut⸗ schen Mundarten; aber seit den Tagen Luthers hat auch eine große Anzahl landschaftlicher Wörter Eingang in unsere Schriftsprache gefunden, die vordem nur auf engem Gebiete galten. Während sich die ursprünglich niederdeutschen Wörter baggern, Bord, Ebbe, Robbe, Reede, Krabbe, Wrack vom Norden des Deutschen Reichs aus verbreitet haben, sind umgekehrt die Wörter Loden, Rucksack, Senner nordwärts bis an das Meer ge⸗ zogen. Den Deutschen in und um Bozen verdankt die Schriftsprache die Sommerfrische. „War vor wenigen Jahr⸗ zehnten noch das Wort Gigerl nur in der zweitgrößten deutsch⸗ sprachigen Stadt Wien und in ihrer Umgebung bekannt, so finden wir heute in verschiedenen Teilen unseres Sprachgebiets sogar schon Dorfgigerl. Auch das Niederländische, eine deutsche Mundart, die durch ihre Entwicklung zur selbständigen E leider den Machtbereich der deutschen Schriftsprache eingeengt hat, schenkte dieser die Ausdrücke Deut, flau, Kaper, Nasenstüber, prassen, Watte, Schellack. Man sieht es den heute im ganzen deutschen Sprachgebiet geltenden Wörtern ent sprechen, geistvoll, kernhaft, staunen nicht an, daß sie früher nur auf dem engen Gebiete des schweizerischen Deutsch Geltung hatten; dagegen den Wörtern Firn, Föhn, Gletscher, Lawine, die sich auch von der Schweiz aus über ganz Deutschland verbreitet haben, merkt man leicht „die Naturfarbe ihrer Heimat“ an. Vergleicht man diese den deutschen Mundarten entlehnten Wörter mit den uns aus fremden Sprachen zugeflossenen Fremdwörtern, die sich der Eigenart unserer Sprache nicht angepaßt haben, so wird man die Bereicherung unserer Schrift⸗ sprache durch deutsche mundartliche Ausdrücke zu schätzen wissen und gern hoffen, daß der gewaltige Verkehr und der Einfluß unserer Schriftsteller dem gemeindeutschen Wortschatz noch manchen brauch⸗ baren mundartlichen Ausdruck einverleiben helfen.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

2 —* 8

n einer öffentlichen Versammlung, die der „Verein zur Förderung der Movorkultur im Deutschen Reiche“ am 22. d. M. im Kaisersaal des Weinhauses „Rheingold“ abhalten wird soll die große volkswirtschaftliche Bedeutung einer im großen Stil ins Werk gesetzten Erschließung der ausgedehnten Oedlandsflächen in Moor und Heide im Deutschen Reiche dem Verständnis der bisher diesen Bestrebungen ferner stehenden Kreise nähergerückt werden. Eine Anzahl hervorragender Fachmänner wird den Riesenumfang der Arbeit sowie die erforderlichen Mittel zur Lösung dieses volkswirt⸗ schaftlichen Problems erläutern. Zahlreiche Lichtbilder werden die 1.“ begleiten. Interessenten sind in der Versammlung wi ommen. 3

Gefundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Malta.

In Malta sind durch eine Regierungsverfügung vom 3. d. M. die Provinzen Bari, Foggia, Neapel und Caserta, die Städte Arzano, Irpino, Monteforte Irpino und Taurano in der Provinz Avellino, die Städte Salerno, Mercato S. Severino, Nocera, Pagani, Pellezzano und Vietri sul Mare in der Piasin⸗ Salerno sowie die Stadt Palermo auf Sizilien für cholerafrei erklärt worden. Die Verfügung vom 27. August v. J., durch die die Einfuhr von frischen Früchten und Vegetabilien vom italienischen Festlande und von Sizilien nach Malta verboten worden war, ist aufgehoben.

Ferner wurde durch eine Regierungsverfügung vom 3. d. M. die Provinz Lecce in Süditalien für choleraverseucht erklärt. Von dort kommende Schiffe unterliegen nebst ihren Passagieren den vor⸗ geschriebenen gesundheitspolizeilichen Maßnahmen. (Vergl. „R.⸗Anz.“ vom 26. August v. J. Nr. 200, 1., 6. und 22. September v. J. Nr. 205, 209 und 223, 24. Oktober v. J. Nr. 250 und 7. November v. J. Nr. 262.)

Bern, 11. Februar. (W. T. B.) Wegen der gefahrdrohenden Zunahme der Maul⸗ und Klauenseuche in der Schweiz und in den benachbarten Gegenden des Deutschen Reichs hat das eidgenössische Landwirtschaftsdepartement die Einfuhr von Klauenvieh über die schweizerisch⸗deutsche Grenze auf Schlachtviehtransporte beschränkt, die mit besonderer Bewilligung des Landwirtschafts⸗ departements mit der Eisenbahn eingehen. Jeder andere Verkehr ist verboten. Im engeren Grenzverkehr erstreckt sich das Verbot auch auf die Einfuhr von Heu, Stroh, Streue und Mist.

St. Petersburg, 12. Februar. (W. T. B.) Infolge einer pest verdächtigen Erkrankung in der Nähe der russischen Grenze hat der Generalgouverneur des Amurgebiets die Absperrung der Grenze durch Truppen angeordnet. 3

Charbin, 11. Februar. (W. T. B.) Gestern sind 18 Personen, darunter eine russische Frau, an Pest gestorben. Innerhalb der Eisen⸗ bahnzone der südmandschurischen Bahn sind seit dem Auftreten der Epidemie ungefähr 180 Todesfälle an Pest vorgekommen. Auf der ostchinesischen Bahn nehmen die Expreß⸗ und Postzüge Chinesen nicht mehr auf. Die Wagen der anderen Züge verlassen nicht das Bahngebiet und werden vor Aufnahme der Passagiere desinfiziert. In Charbin und auf den Nachbarstationen, ebenso auf der Südlinie werden Chinesen in die dritte und vierte Wagenklasse nicht mehr aufgenommen, in den anderen Klassen nur nach Desinfektion und ärztlicher Auf dem Bahnhofe Mandschuria müssen sich Chinesen, die nach Transbaikalien reisen, einer dreitägigen ärzt⸗ lichen Beobachtung unterziehen. Während des letzten Monats ist kein Pestfall in Eisenbahnzügen vorgekommen.

(Weitere Nachrichten über Gesundheitswesen ꝛc. s. i. d.

Verdingungen.

(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reichs⸗ und Staats⸗ anzeiger“ ausliegen, können in den Wochentagen in dessen Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.)

Oesterreich⸗Ungarn. 20. Februar 1911, 12 Uhr. K. K. Staatsbahndirektion in Stanislau: Lieferung und Montierung einer ca. 2230 m langen, 150 mm im Durchschnitt betragenden zweiten Wasserröhrenleitung zugleich mit den Frardegehen planmäßigen Fassonstücken, jedoch mit Ausnahme aller Erd⸗ und Mauerarbeiten für die Station Stanislau, Linie: Lemberg —Itzkany. Es können gegossene Rohre sowie Mannes⸗ ööö enrohre offeriert werden. Näheres bei der genannten rektion. 8 . 20. Februar 1911, 12 Uhr. K. K. Bezirkshauptmannschaft in Gurahumora (Bukowina): Bau eines Glockenturms bei der neu⸗ erbauten griechisch⸗orthodoxen Kirche in Arborg. Näheres bei der ge⸗ nannten Bezirkshauptmannschaft und beim „Reichsanzeiger“. Spätestens 27. Februar 1911, 12 ½ Uhr. K. K. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Wien: Vergebung von Bauschlosserarbeite 8

für den Neubau des physikalischen Instituts der K. K. Universität in