Bochum⸗Wiemelhausen und für den Bau einer festen cke über den Rhein in Cöln. — Winterausstellung der Akademie der Künste in Berlin. — Wirtschaftswissen⸗ chulkursus in Danzig. — Bebauungsplan der Stadt een des Hafens von Messina. — Bücherschau.
Statistik und Volkswirtschaft.
8 8 Deutschlands auswärtiger Handel im Januar 1911.
ch dem Januarheft der vom Kaiserlichen Statistischen Amt 8 „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel ands erreichte im Januar d. J. im Spezialhandel die Ein⸗ 61 337 t Waren aller Art, außerdem 12 274 Stück, darunter Pferde gegen 4274 323 ü und 10 676 Stück, darunter 10 649 ecim Januar v. J. die Ausfuhr. 4 427 118,1,eaußerdem 786 9 arunter 731 Pferde gegen 3 730 389 t und 693 Stück, darunter 1 ., der Wert der Einfuhr ohne Gold,
apiere 725,7 Millionen gegen 712 Millionen Mark J. und der Wert der Ausfuhr 603,2 Millionen onen Mark im Januar v. J. 1 8 Wert von 19,9 Millionen gegen 13,0
9 7 Millio 6 4 Mällionen Medee zusfuhr einen solchen von 5,2 Millionen gegen
erde, im Januar v. J
Zur Arbeiterbewegung. industrie in Weißeafels a. Saale sind, wie meldet, in 54 Betrieben 2700 Arbeiter ausständig. nimmt noch zu. (Vgl. Nr. 43 d. Bl.) 1 3
einigen Monaten ist, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, eine beiter des Zwickau
In der Sch uh
ung der Bergo
er, Lugauer und ohlenreviers
Es sind jetzt den bezw. dem Bergbaulichen Verein Lohnforderungen Die Bergarbeiter fordern: Erhöhung Arbeiter über und unter Tage, sowie eine Erhö um 30 ₰, Abschaffung der getrennten Gedinge und er Sstündigen Schicht über und unter T. 1 öhung der Leistungen der Knappschaftspensions im Antwort auf die eingereichten Forderungen ist bis zum
Erhöhung der
beiter der Turiner Jubiläumsausstellung ⸗Westf. Ztg.“ telegraphiert wird, s zwei Italienern, zwei Deutschen und ch am 19. d. M. Forderungen der Arbeiter vor⸗
in den Ausstand
ordnung begab sie ern, um diesen die an hofft auf baldige Einigung.
9 Weitere „Statistische Nachrichten“ s. i. d. Zweiten Beilage.)
Wohlfahrtspflege. lellschaft zur Fürsorge Fungenhaf Lr 8 ve ⸗ fruf zur Unterstützung ihrer B chaftliche Entwicklu Jahrzehnten wird unsere Jugend eimat herausgerissen und a Wie eine Hochflut drängt sie
für die zuziehende (C. 54, Sophienstraße 19) estrebungen, in dem seres Vaterlandes mehr denn je aus üuf den Markt des sich namentlich nach Am stärksten ist der Zuzug In Berlin ziehen wöchentli Alter von 14—23 Jahren zu. roße N vom flachen Lande und sind ohne jede Erfahrung. Anzahl ist noch sehr jugendlich. 1 rtschaftliche Kampf für „ungelernte Arbeiter“, die das . Bittere Enttäuschungen ersten Erfahrungen der meisten Zugezogenen. gehts aber bald in große Not, wenn die letzten d eitssuche rasch ausgegeben und trotzdem keine Arbeit gefunden sann nimmt das „Obdachlosenasyl“ diese Aermsten für die Nacht und der kommende Tag zwingt unerbittlich zum Betteln, wenn zu Schlimmerem. — Freilich, einigen gelingt es. Sie verdienen l Geld und finden herrliche Gelegenheit, es wieder auszugeben. nehmen auch die Gewohnheiten der Städter an und rechnen dazu den Bruch mit den alten Anschauun Kirche und Gott. r, Wühler und Hetzer.
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Fast keiner weiß, wie
ngen über Heimat, Vater⸗ willkommenste Beute der Wichern schreibt einmal: „Unsere Groß⸗ esind ein Krater, der einen großen Teil gesunder, sittlicher Volkskraft iongt und dem Untergange weiht!“ In Erkenntnis der sozialen ittlich religiösen Notstände unter der zuziehenden Jugend hat iarum in Berlin die Gesellschaft zur Fürsorge für die Riehende männliche Jugend gebildet. Die Gesellschaft be⸗ vor leichtsinnigem und unbesonnenem Zuzug nach roßstadt zu warnen und den trotzdem Zuziehenden at und Tat zur Seite zu steben und ihnen den An⸗
an christlich gesinnte Kreise zu vermitteln. Im anlgenen Jahre hat die Gesellschaft viermal in 400 Provinzial⸗ den Kreisblättern vor leichtsinnigem Zuzug nach Berlin gewarnt. Auf eerliner Fernbahnhöfen wurden 7659 Jugendliche persönlich d 976 in christliche Heime und Heimstätten gebracht. Von latt: „Ratgeber für junge Männer“, das nur de geschrieben ist, wurden durch freiwillige christliche Hel⸗ 1 ünglingsvereine und Christlichen Vereine junger 4 523 verteilt. Dieselben Helfer luden 31 318 junge Männer hnungen persönlich zu den Vereinsversammlungen ein. ugendlichen, die straffällig wurden, ging die Gesellschaft 8 ue Einrichtung der Jugendgerichtshilfe nach. Eine be⸗ uskunftstelle für junge Männer“ wunrde sehr stark Durch Vermittlung dieser Stelle wurde den geholfen: Eine große Zahl ist ins Elternhaus en, andere fanden auf dem Lande Stellung. Nicht wenige innerlich zurechthelfen und erwiesen sich dann für alle Wohl⸗ nkbar. Auch für manche besorgte Mutter haben wir einen entfernten Sohn tun können. Wir durften auch een, die sich hier verborgen hielten, und sie mit in bekümmerten Eltern zuführen. Diese Arbeit kommt Volksfreunde einem dringenden Bedürfnis entgegen sittlich⸗religiösem und kirchlichem Die Arbeit ist ganz auf die freie apitale oder feste Einnahmen endigsten Jahres⸗ . Jahr fehlt nicht nur alles, m alten drückt noch ein Defizit von üb und suͤr das Erscheinen dies mal eine Gabe für diese
Sie sind die
von volkswirtschaftli wirtschaftlichem, gleich wichtig. — mmen. Angewiesen. Es fehlen K. 8 ordern die allernotw
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Für das neue
d notwendige Jugend⸗ Gütern gesegnetes Gemeinde⸗ diesen Notruf der Liebe zu ngen sind an die oben
Gheseen in Kopen⸗ Stiftung für 11n 100 000 Dollars, und 1 5000 Dollars, angeboten. B.“ zufolge, den Ge⸗ zu überbringen, Gabe am besten
at durch den amerikanif ark die Errichtung eine gen mit einem Kapita I jährlichen Rente von 8 Aeußern ersuchte, „W. T.8 zufig den Dank der Regierung „ unter welcher Form die
für Meereskunde, Georgenstraße 3 den 7. März d. J.
sen⸗Kiel über:
Unfälle auf Untersee⸗
booten mit besonderer Berücksichtigung des Unfalls auf „U 3 *.“ Mit Lichtbildern. Einlaßkarten sind in der Geschäftsstelle des Instituts zum Preise von 25 ₰ erhältlich.
Bauwesen.
Ein Wettbewerb um Entwürfe für eine evangelische Kirche und Pfarrhaus in Bochum⸗Wiemelhausen wird bis zum 1. Mai d. J. unter den evangelischen Architekten von Rhein⸗ land und Westfalen ausgeschrieben. Drei Preise von 2000, 1200 und 600 ℳ sind ausgesetzt. Der Ankauf weiterer Entwürfe für je 300 ℳ bleibt vorbehalten. Das Preisgericht besteht außer den Mitgliedern des Bauausschusses aus den Herren Königl. Baurat Siebold in Bethel bei Bielefeld, Stadtbaurat Knipping in Bochum und Architekt Nordmann in Essen. Die Wettbewerbsunterlagen sind von Pastor Althüser in Bochum⸗Wiemelhausen gegen Einsendung von 5 ℳ zu beziehen. Dieser Betrag wird zuruͤckerstattet, wenn ein Entwurf rechtzeitig eingeliefert wird.
In dem Wettbewerb für den Bau einer festen Straßenbrücke über den Rhein in Cöln ist die Frist für die Einreichung der Entwürfe und bis zum 15. Mai 1911 und die Bindefrist der Firmen an ihre Angebote bis zum 15. Januar 1912 verlängert worden.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Der Deutsche Verein für ländliche Wohlfahrts⸗ und Heimatpflege begann gestern die Verhandlungen seiner diesjährigen (15.) Hauptversammlung unter zahlreicher Beteiligung im Künstler⸗ hause in der Bellevuestraße, zu denen auch die Reichs⸗ und Staats⸗ behörden Vertreter entsandt hatten.
Der Vorsitzende, Wirkliche Geheime Rat, Ministerialdirektor Dr. Thiel eröffnete die Versammlung mit einer Begrüßung der Erschienenen und erwähnte besondens die zahlreich erschienenen Vertreter von Behörden und landwirtschaftlichen und zweckverwandten Verbänden. Die Angliederung von Provinzialverbänden habe weitere Fortschritte gemacht und biete die beste Gewähr für eine erfolgreiche Wirksamkeit des Vereins. Um einen innigen Zusammenhang dieser Verbände mit der Zentralstelle herbeizuführen, habe der Verband beschlossen, einzelne Mitglieder aus diesen Verbänden zu kooptieren. Eine solche Er⸗ gänzung des Vorstandes erscheine um ge behehh als der Vorstand im abgelaufenen Jahre zwei schmerzliche Verluste erlitten habe durch den Tod des Geheimrats Post und des Landesökonomierats Nobbe. Sodann berichtete der Vorsitzende über die Arbeiten des Vereins, indem er auf den vom Geschäftsführer zu erstattenden Ver⸗ waltungsbericht verwies. Hervorheben wolle er nur die in Gemein⸗ schaft mit der Zentralstelle für Volkswohlfahrt veranlaßte und ver⸗ öffentlichte Arbeit des Dr. Kaup über die Gefahr einer Minder⸗ ernährung des Landvolks, besonders der Kinder auf dem Lande. Nach⸗ dem von beachtenswerter Seite mehrfach auf diese Erscheinung hinge⸗ wiesen worden sei, hätten die Vereine nicht achtlos an ihr vorbeigehen können, und Herr Dr. Kaup habe alles erreichbare Material hierüber gesammelt und in einer größeren Arbeit veröffentlicht. Eigentümlicher⸗ weise habe man in landwirtschaftlichen Kreisen in den Ausführungen, die eine Unterernährung dadurch veranlaßt sehen wollen, daß die zahl⸗ reichen genossenschaftlichen Molkereien die Versuchung nahelegten, nun möglichst viel Milch zu verkaufen und zu wenig für den Haushalt und besonders die gesunde und reichliche Kinderernährung. zurückzuhalten, einen Angriff auf die Landwirtschaft gesehen und dementsprechend die Schrift Kaups beurteilt. Das sei aber ebenso ungerechtfertigt, als wenn man in der Behauptung, daß die Dreschmaschine die Haupt⸗ schuld an dem Mangel an Winterarbeit und damit an der Ver⸗ schlechterung unserer ländlichen Arbeitsverhältnisse trüge, einen Tadel ür die moderne Landwirtschaft finden wollte. Es sei aber um so mehr
flicht, auf die schädlichen Folgen einer an und für sich nützlichen Einrichtung hinzuweisen, wenn diese Folgen solche seien, die sich erst in längerer Zeit bemerkbar machten, wenn sie sehr schwer wieder gut zu machen seien. Es sei daher im Gegensatz zu diesen Angriffen dankbar anzuerkennen, daß durch die Kaupsche Schrift die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese Verhältnisse gelenkt worden sei. Natürlich sei eine Kritik im einzelnen nötig, da das vorhandene Material nachgeprüft werden müßte. Der Verein werde bemüht sein, diese Sache weiter zu klären und zweifelsfrei festzustellen. Zum Schluß lenkte der Vorsitzende noch die Aufmerksamkeit auf die von anderer Seite beabsichtigte Erhebung über die Lage der ländlichen Arbeiterinnen, über die ein an die Mitglieder der Versammlung ver⸗ teilter Aufruf Aufschluß gebe, und empfahl die Förderung dieser Erhebung dem Interesse der Anwesenden.
„Der Generalarzt z. D. Dr. Körting überbrachte hierauf die
Wünsche und Grüße der deutschen Vereine vom Roten Kreuz, worauf der Geschäftsführer, Professor Sohnrey den Geschäftsbericht erstattete, dem folgendes entnommen sei: Die Mitgliederzahl des Hauptvereins und seiner Provinzialabteilungen sowie die der Mitglieder der angeschlossenen Landesvereine und kleiner Vereine beträgt ungefähr 12 000. Der Etat des Vereins für 1910/11 balanciert mit 37 257 ℳ. Der Verein hat eine reiche literarische Tätigkeit entwickelt und als Auskunftsstelle für alle Gebiete des ländlichen Lebens eine große Auskunftstätigkeit entfaltet. Wie er wissenschaftlich und praktisch seine Ziele zu erreichen sucht, zeigt uns z. B. seine Tätigkeit auf dem Gebiete der inneren Kolonisation. Er gibt als Monatsschrift das „Archiv für innere Kolonisation“ heraus und hat für die Ansiedlungs⸗ lustigen, die Rat und Auskunft begehren, eine besondere „Aus⸗ kunftsstelle für bäuerliche Ansiedlungen“ eingerichtet, die lebhaft in Anspruch genommen wird. — Um der Landbevölkerung einen Anteil an edler Kunst zu vermitteln, veranstaltet und fördert der Verein wandernde Kunstausstellungen in Dorf und Stadt. Das „Dorftheater“ sucht er zu fördern durch eine be⸗ sondere Theaterkemmission und durch Herausgabe von guten Volks⸗ stücken. — Um die akademische Jugend in die ländliche Wohlfahrts⸗ kunde einzuführen, werden auf Betreiben des Vereins und durch einen seiner Mitarbeiter an der Universität zu Königsberg Vorlesungen über ländliche Wohlfahrtspflege gehalten. Ebenso hat der Verein begonnen, an den Lehrerbildungsanstalten die angehenden Lehrer durch Vorträge und Schriften mit seinen Bestrebungen bekannt zu machen, wie er auch an den Fortbildungskursen für die Fortbildungsschullehrer auf dem Lande beteiligt ist. Auf den Unterricht im Heere im Sinne der ländlichen Wohlfahrts⸗ und Heimatpflege hat er kräftig eingewirkt. Von großer Tragweite ist ferner die anregende Wirk⸗ samkeit des Vereins für das religiöse Leben auf dem Lande geworden. Durch die auf seine Veranlassung bereits im vierten Jahrgange er⸗ scheinende „Dorfkirche, illustrierte Monatsschrift zur Pflege des reli⸗ iösen Lebens in heimatlicher und volkstümlicher Gestalt“ ist eine starke Bewegung in die Kreise der Landgeistlichen und der inneren Mission gekommen. Eine Umfrage bei den preußischen Landwirt⸗ schaftskammern über ihre Stellungnahme zu dem Beschluß des Landesökonomiekollegiums vom 12. Februar 1909, die den Kammern das einmütige Eintreten für die Woblfahrtsbestrebungen des Vereins empfahl, ergab die grundsätzliche Zustimmung der Kammern, die in Verfolg jenes Beschlusses eines regere Tätigkeit auf sozialem Gebiet entfaltet haben. Mit einem Ueberblick über die Arbeit in den Pro⸗ vinzialabteilungen, den Landesvereinen und in einigen Sondergebieten der Heimatpflege (Heimatschutz, Dorfmuseum, Ortsgeschichte, Dorf⸗ theater) schloß der reichhaltige Bericht, der Zeugnis ablegte von der vielgestaltigen Arbeit, . heute auf dem Gebiet der ländlichen Wohl⸗ ahrtspflege geleistet wird. . 8 8 8 88 In van schluß an diesen Bericht machte Frau Gräfin Frida zur A11.4“ einige Mitteilungen aus der von ihr ge⸗ leiteten „Landpflegearbeit’. 8 8
Hierauf ülr der Pfarrer Hesselbacher⸗Karlsruhe einen Vor⸗ trag über das Thema „Unsere Dorfheimat — unser Stolz“. Er führte etwa aus: Der Stolz auf die Mutter ist echt deutsch, denn dieser Stolz rühmt sich des Quells der Lebenskräfte, aus denen das ganze Schaffen und Gewinnen fließt. Der Stolz auf die Dorfheimat ist der Stolz auf die „Mutter Erde“, die dem Volksganzen sein kraäft⸗ volles Gedeihen geschenkt hat. Im einzelnen bezeichnete der Redner
als die vornehmsten Kräfte, die unser Volk seiner Dorfheimat ver⸗ dankt, körperliche und geistige Gesundheit, starkes Heimatsgefühl, Zähig⸗ keit und Ausdauer, Bewußtsein der Geltung des Einzelnen, Nachbar⸗ schaftsgeist, wurzelhafte Frömmigkeit. Um diesen Besitz an Volks⸗ kräflen festzuhalten, gelte es, entschlossene Arbeit für die Dorfheimat aufzubieten. Es müsse das schwindende bäuerliche Selbstbewußtsein gehoben und die Treue des Bauernpolkes gegen sich selbst geweckt werden. Das Landvolk müsse in seinem Verlangen nach Miterleben des geistigen Fortschritts unserer Zeit verstanden und zum geistigen Mitkämpfer um die Zukunft erzogen werden. Die Sehnsucht nach echter Freude müsse die Bemühungen um Vollspoesie, Volkskunst und Volksfest durchziehen. So werde in ernster Arbeit um die Dorf⸗ heimat das Land dem deutschen Volke seinen großen und unversieg⸗ baren Reichtum erschließen.
Danach sprach der Oberpfarre Jähde, Kirchhain (Niederlausitz) über das Thema: Wie wir unser Kirchenland den Zwecken der inneren Kolonisation dienstbar machen können. Er zeigte an etlichen Beispielen aus seiner Erfahrung, wie die staats⸗ erhaltende Sehnsucht nach einem eigenen Heim auch beim modernen Arbeiter noch lebendig und mitunter sogar mächtiger ist als der Terrorismus der Umstürzler. Diese Sehnsucht des kleinen Mannes zu befriedigen, sei Pflicht und Aufgabe jedes Vaterlands⸗ freundes. Die beste und bequemste Gelegenheit dazu biete die Besiedelung der allenthalben vorhandenen Gemeinde⸗ ländereien, weil dazu weder besondere Organisationen, noch fremder Kredit, noch eigenes Wagen nötig sei. Ein durchaus ermutigender Anfang mit der Besiedlung kirchlichen Grund und Bodens sei gleich⸗ zeitig in Kahlow bei Reppen für ländliche, und in Kirchhain in der Niederlausitz für industrielle Arbeiter gemacht worden. Unter der Gunst der Verhältnisse wurde im letztgenannten Orte die erste Kolonie von 18 Ansiedlerstellen innerhalb 16 Monaten besetzt, sodaß die Eröffnung einer zweiten Kolonie bereits in Aussicht genommen werden mußte. Der aus dieser Tätigkeit erwachsende Gewinn se augenfällig, nämlich er⸗ höhte Zins⸗ und Pachterträge, in wirtschaftlicher Hinsicht: Heranziehung seßhafter, solider Arbeiter, in sozialer Beziehung: Stärkung des nationalen Bewußtseins, und in seelsorgerlicher Hinsicht: Förderung eines gesunden Familienlebens. — In der sich an den Vortrag an⸗ schließenden Aussprache wies der Regierungspräsident von Schwerin⸗ Frankfurt a. O. darauf hin, daß nicht das Land allein das größte Interesse an einer intensiven Durchführung der inneren Be⸗ siedelung habe, sondern in gleichem Maße auch die Städte, denn es stehe fest, daß die städtische Bevölkerung aus sich selbst nicht leben könne, sondern, um gut und billig zu leben, eine dichte Landbevölkerung nicht entbehren könne. — Der Ritterguts⸗ besitzer von Klitzing⸗Kolzig betonte, daß namentlich die größeren Grundbesitzer die innere eee nach am meisten fördern müßten. Jeder von ihnen sollte auf seinem Gelände Schilder anbringen mit der Aufschrift: „Hier sind Baustellen zu verkaufen.“ Er selbst habe das getan, und hierauf allein sei es in der Hauptsache zurückzuführen, daß 8— Dorf innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren um 430 Ein⸗ wohner gewachsen sei.
Zum Schluß führte der Vorsitzende, Ministerialdirektor Thiel, aus, daß freilich die Verwendung von Kirchenland zu Ansiedelungs⸗ zwecken eine sehr glückliche Idee sei, denn das früher übliche Pacht⸗ verhältnis zwischen Geistlichen und Lehrern habe oft zu Streitigkeiten geführt, andererseits müsse er seine Bedenken gegen die Tätigkeit eines Geistlichen als Kolonisators aussprechen, sie passe schlecht für ihn und könne in ihren Folgerungen oft zu Mißhelligkeiten führen, die sich mit der Stellung eines Seelsorgers zu seinen Gemeindemitgliedern nicht vertrüge.
Nach Mitteilungen des Internationalen landwirtschaft⸗ lichen Instituts in Rom erhöht sich, wie „W. T. B.“ berichtet die Schätzung der Weizenernte in Australien von 24 422 000 dö im Vormonat auf 24 498 000 dz, in Neuseeland von 1 905 000 dz im Vormonat auf 1 984 000 dz. Die mit Wintergetreide be⸗ stellten Flächen betragen in Frankreich bei Weizen 5 632 000 ha, bei Roggen 1 171 000 ha, in Rumänien bei Weizen 1 954 000 ha, bei Roggen 128 000 ha. 8 1 1
Ferner wird mitgeteilt, daß die Rindviehbestände im Laufe der letzten 10 Jahre in Europa um 5 Millionen, in Nordamerika um 27, in Südamerika um 12 ½ und in Australien um 3 Millione zugenommen haben; für Schafe zeigt sich eine Zunahme in Nordamerika von 15 ½, in Südamerika von 3 ½, in Australien von 24 und in Europa von 8 ½ Millionen. Die Schweinebestände haben sich in Europa um 7 in Nordamerika um 11 und in Südamerika um 0,8 Millionen erhöht. Au je 1000 Einwohner kamen Rindvieh: in Europa 24 Stück, i Nordamerika 188, in Südamerika 199, in Australien 287; Schafe: in Europa 78 Stück, in Nordamerika 80, in Südamerika 2500 und in Australien 2086; Schweine: in Europa 1 Stück, in amerika 45, in Südamerika 52 und in Australien 70 Stück.
Verkehrswesen.
Ueber den Umfang des im Jahre 1911 zu erwartenden Güterverkehrs.
Die diesjährige Besprechnung zwischen Vertretern der mittel⸗ deutschen Industrie und Landwirtschaft und den beteiligten Eisenbahnverwaltungen und Bergbehörden ist am 16. Februac in Eisenach unter dem Vorsitz des Präsidenten des Königliche Eisenbahnzentralamts in Berlin abgehalten worden. An den Ver handlungen nahmen namhafte Vertreter des Braunkohlenbergbaus,
der Salz⸗, Düngemittel⸗ und Rübenzuckerindustrie und des Handelsstandes teil. Unter den Vertretern der Eisenbahnen war auch der Präsident der Königlichen Eisenbahndirektion in Erfurt erschienen. In der Beratung wurden von den Verkehrtreibenden wertvolle Aufschlüsse über den zu er
wartenden Güterverkehr gegeben; insbesondere wurde eine weitere günstige Entwicklung der Wirtschaftslage in Aussicht ge⸗ stellt. Die Versandzunahme ist für das Jahr 1911 im Vergleich zum Vorjahr geschätzt worden: für Düngemittel (ausschließlich Düngesalze) auf 9—10 v. H., für Kalisalze auf 10 v. H., für Braunkohlen und Braunkohlenbriketts auf etwa 8 v. H. Hin⸗ sichtlich der Zuckerrüben wurde mitgeteilt, daß die Anbaufläche der des Vorjahres etwa gleich käme, sodaß eine Steigerung des Rüben⸗ verkehrs und demgemäß auch des Zuckerversandes nur bei günstiger Ernte zu erwarten sei.
„Bezeichnung der Berliner Fernsprechämter.
Die Berliner Fernsprechämter, die bisher durch Ziffern von ein ander unterschieden wurden, sollen künftig durch Namen bezeichnet werden. Die Aenderung ist aus folgenden Gründen notwendig.
Schon jetzt führen die Zahlenbenennungen der Aemter besonders bei undeutlicher Aussprache zu Verwechselungen und falschen Ver⸗ bindungen sowie zu anderen unliebsamen Weiterungen. Erscheint die Beseitigung der Zahlenbenennungen daher ohnehin angezeigt, so wird sie zur unabweisbaren Notwendigkeit bei der bevorstehenden Einführung des Dienstleitungsbetriebs, der eine beschleunigte Aus⸗ führung der Verbindungen bezweckt. Dieser unterscheidet sich von dem jetzigen Betriebe unter anderem dadurch, daß der Teilnehmer, der eine Verbindung mit der Sprechstelle eines anderen Amtes ver⸗ langt, seiner Vermittlungsanstalt nicht wie bisher nur das Amt, an das der gewünschte Teilnehmer angeschlossen ist, sondern gleichzeitig auch die Anschlußnummer des Teilnehmers zu nennen hat. Hieraus ergibt sich, daß im Falle der Beibehaltung der Zahlenbezeichnungen mindestens zwei, in den meisten Fällen aber drei ahlen⸗ gruppen unmittelbar hintereinander zu übermitteln wären: das letztere dann, wenn es sich um Anschlußnummern über 1000 handelt, die der größeren Deutlichkeit halber bekanntlich in zwei Abschnitten auszusprechen sind. Beispielsweise hätte jemand, der eine Verbindung mit dem Anschluß 1046 bei Amt 4 haben will, seiner Vermittlungs⸗ anstalt zu melden: „Amt 4 10 46“. Der Beamte würde den Auftrag leicht mißverstehen und bei nicht ganz deutlicher Aussprache zu der