servierend zu geborenenbevölkerung außerordentlich; die traurigen Wirkungen träten
wirken. Auch der Alkoholismus grassiere unter der Ein⸗
vielfach in schrecklicher Weise zutage. Wer in Daressalam und an anderen Stellen die Zahl viehisch betrunkener Weiber sieht, darf sich auch nicht über gelegentliche Roheitsverbrechen wundern. Durch alle diese Dinge gelangt das Volk in tiefstes Elend. Das melden auch Briefe von Lehrern und Geistlichen. Die Schnapseinfuhr muß eingeschränkt werden. Aber auch die Weißen müßten mit gutem Bei⸗ spiel in der Enthaltsamkeit vorgehen. Scteaatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf: Meine Herren! Die Schilderung des Herrn Abg. Dr. Paasche über die Verbreitung der Lues in Ostafrika ist doch etwas zu schwarz. Im großen und ganzen ist das Schutzgebiet damit nicht durchseucht. Der Herr Abg. Dr. Paasche hat aber gerade dieienige vereinzelte Insel herausgegriffen, wo beklagenswerterweise die Syphilis herrscht: das ist Ukerewe und der Stamm der Wasimba.
Was die Trunksucht betrifft, so könnte man nach teen Worten des Herrn Abg. Dr. Paasche glauben, als ob ie Weißen die Trunksucht eingeschleppt hätten und daß daran
lediglich der Alkohol schuld sei. Dies ist nicht der Fall. Die Eingeborenen, die sich betrinken, betrinken sich nicht in Alkohol, den bekommen sie nicht, höchstens durch Schmuggel, sie betrinken sich in ihren eigenen Getränken, mit Pombe und Tembo. Natürlich ver⸗ sucht die Regierung, ihnen den Pombeunfug abzugewöhnen, aber es ist außerordentlich schwer, in diese Unsitten der Eingeborenen mit rauher Hand und ein für allemal einzugreifen. Man kann ihnen Pombe und Tembo nicht ohne weiteres verbieten, ebenso wie man in Deutschland ein allgemeines Alkohol⸗ und Bierverbot nicht durchführen könnte. Man mag die Sache kontrollieren und versuchen, die Eingeborenen dahin zu bringen, sich nicht zu betrinken und, wenn wir es ihnen auch nicht völlig abgewöhnen können, sie wenigstens zu einen mäßigen Genuß zu bringen. 8 Zu der Forderung von 31 Millionen aus einer Anleihe für Eisenbahnbauten bemerkt der Abg. Dr. Paasche (nl.): Die Kommission wünscht, daß gleichzeitig die Vorarbeiten für eine Zweigbahn nach Ruanda aufge⸗ nommen werden. Es wird damit begründet, daß jetzt dazu die beste Gelegenheit ist, weil die die Hauptbahn bauende Firma jetzt gerade die nötigen Arbeiter und das nötige Arbeitsmaterial dazu hat. Ich weiß nicht, ob es empfehlenswert ist, daß wir uns in diesem Schutzgebiet
immoer nur nach den Bedürfnissen von zwei Gesellschaften richten. Eine Bahnverbindung nach Ruanda ist nötig. Aber man muß sie un⸗ abhängig von dem Bau der Stammbahn vornehmen. Ganz besonders zweckmäßig ist es, die Nordbahn in schnellerem Tempo fortzutreiben, damit wir über Aruscha hinaus bald zu den Seen gelangen und so der britischen Ugandahahn Konkurrenz gemacht wird. Das liegt auch im Interesse der Aufschließung des Berglandes und des Steppengebietes, die sehr anbaufähig sind, die gesund sind, und wo nach einer Denkschrift des Dr. Schnee nur die Malaria vereinzelt auftritt. Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf: Meine Herren! Ich muß einige von den Tatsachen, die der Herr Abg. Dr. Paasche angeführt hat, richtig stellen. Wir verhandeln nicht nur mit zwei Eisenbahngesellschaften, sondern mit drei. Die eine ist die Firma Bachstein u. Koppel, die andere die Firma Lenz und die dritte die Firma Holzmann. Wir haben auch nicht die Absicht, irgendwelche andere Konkurrenten auszuschließen, im Gegenteil, die Konkurrenz ist frei und uns willkommen. Gerade in den letzten Wochen haben sich verschledene Chefs ähnlicher Eisenbahnbaufirmen uns vorgestellt und wir haben jedem eine ermutigende Auskunft ge⸗ eben. — K Was nun die Projekte von Bahnen in Ostafrika anlangt, so steht der Gouverneur auf folgendem Standpunkt: Für Ostafrika gibt es gegenwärtig drei große Bahnprojekte. Von diesen ist das eine von Ruanda nach Urundi, das zweite Projekt ist die Verlängerung der Bahn über Aruscha nach dem See als Konkurrenzbahn zur englischen Ruandabahn. Das dritte Projekt ist die Erschließung des Südens. Von diesen hält der Herr Gouverneur den Vorschlag, für den die Kosten zu den Vorarbeiten erbeten werden, für den notwendigsten. Es ist damit nicht gesagt, daß, wenn die Vorarbeiten gemacht werden, das Projekt auf jeden Fall zur Ausführung kommt. Es ist ja auch ein negatives Resultat möglich. Aber von all den drei Projekten, die der Herr Gouverneur für möglich hält, hält er dieses für das beste. Abg. Erzberger (Zentr.): Dr. Passche 1“ c 2
Ich 88 den Wunsch des Abg. Der Bau der Bahn nach Ruanda ist not⸗ wendig. Ich schlage deshalb vor, in dem Dispositiv nicht zu sagen, Zweigbahn nach Ruanda, sondern Bahn nach Ruanda. So kann dieses Bahnprojekt dann unabhängig von den anderen geprüft werden.
Nachdem der Abg. von Böhlendorff⸗Kölpin und der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf ihr Ein⸗ verständnis mit diesem Vorschlage ausgedrückt haben, wird
dieser Titel mit der vorgeschlagenen Aenderung im Dispositiv angenommen. Die Einnahmen werden nach dem Etat be⸗ willigt.
Damit ist der Etat für Ostafrika erledigt.
Es folgt der Etat für das Schutzgebiet Kamerun, an dem die Budgetkommission nur nebensächliche Abände⸗ rungen vorgenommen hat. In einer Resolution beantragt die Kommission: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, alsbald für die Gebietsteile von Neukamerun die erforderlichen Maß⸗ nahmen zur Errichtung von Eingeborenenreser⸗ vaten und zur Sicherung der Handelsfreiheit deutscher Kaufleute zu treffen.
Abg. Dr. Braband (fortschr. Volksp.): Ich glaube, kein Staatssekretär ist in sein Nncsfartsch so schwierigen Verhälinissen ein⸗ getreten, wie der gegenwärtige. Sein Vorgänger schied, aus dem Amte, weil er nicht etwas verantworten wollte, was er nicht verant⸗ worten konnte. Es liegt mir fern, zu behaupten, daß Neukamerun ein Paradies sei. Aber man fängt jetzt an, vorurteilsloser über Neu⸗ kamerun zu denken. Das Ritierche Buch fällt über Kamerun eine herbe Kritik, aber selbst von französischer Seite wird Neukamerun als ein wertvoller Besitz geschildert. Ich war erstaunt, daß gestern der Abg. Weill ausführte, daß er den Bau von Bahnen für verkehrs⸗ und handelsfeindlich bezeichaen müsse. Man muß zugeben, daß Neukamerun durch Bahnen aufgeschlossen werden muß. Auch die Flüsse müssen diesem Zwecke dienen. Wir werden die Mittel für diese Zwecke gern bewilligen. Nur wenn man in der Lage ist, die Produkte an die Küste zu bringen, haben die Kolonien einen wirklichen Wert. Nichts bringt den Eingeborenen die deutsche Kultur näher, als wenn ihnen die deut⸗ schen Produkte zugänglich gemacht werden. Major Dominik hat sich um Kamerun große Verdienste erworben. Er mußte dem Feinde einen Denkzettel geben, der ihm das Wiederkommen verleidete. Es ist durchaus richtig, daß die Schutzverwaltung verhütete, daß ein Stamm den anderen auffraß; dem Kannibalismus mußte mit rücksichtsloser Schärfe entgegengetreten werden. Dabei mußte Blut fließen, um zu derhüten, daß noch mehr Opfer hingerafft wurden. Die Sozialdemo⸗ Katen sollten das anerkennen. Gerade die Schutztruppe ist es gewesen, die in dieser Kolonie die Kultur erschlossen hat, und gerade Dominik ist in dieser Beziehung vorbildlich gewesen. Man kann von Kamerun
nicht sprechen, ohne an Jesco von Puttkamer zu denken. Die Fort⸗ schritte in der Kolonie sind in der Hauptsache auf ihn zurückzuführen. Ich habe den lebhaften Wunsch, daß die Verwaltung sich vor allem hüten muß, was nach dem grünen Tisch und der Bureaukratie riecht. Notwendig ist, daß der Ausbau der Wege in die Hand genommen wird. Es müssen Straßen gebaut werden, auf denen Automobile verkehren können, und Eisenbahnen. Wenn wir bedenken, wie viele gute deutsche Brüder in Kamerun ihr Leben gelassen haben, und wenn wir betont haben, daß wir ihrer gedenken müssen, so müssen wir das Werk so ausbauen, daß wir Freude daran haben.
Abg. Dr. Paasche (nl.): Ich möchte dem Vorredner meinen Dank aussprechen für diese so überaus kolonialfreundliche Rede. In bezug auf die Erschließung der Kolonien durch Eisenbahnen bin ich ganz seiner Meinung. Man hat davon gesprochen, daß man dort in dieser Beziehung leichtsinnig und W vorgegangen sei. Die Bahn nach Manenguba ist aber nicht in eine Sackgasse geraten, sondern so, daß eine Fortsetzung leicht möglich ist. Die Südbahn ist in der Kommission ziemlich abfällig beurteilt worden. Ja, das Land ist absolut unbekannt gewesen. Wer weiß, wie ein solches Land be⸗ schaffen ist, muß zugeben, daß sehr viel Vorarbeiten notwendig sind. Ich habe die “ gesehen und mich überzeugt, daß die Fort⸗ setzung der Bahn ohne zu große Kosten möglich ist. Das Terrain ist schwierig, es müssen Ausfüllungen vorgenommen werden. Den Aus⸗
führungen des Abg. Dr. Braband kann ich durchaus beistimmen. Ich komme nun noch auf die gestrigen Ausführungen des Abg. Dr. Weill
zurück, der die hescfäscen Konzessionsgesellschaften beschuldigte, auf ihrem Terrain Raubbau und Plünderung zu treiben, und der be⸗ hauptete, die Regierung sei gleichwohl immer bereit, solche Kon⸗ zessionsgesellschaften zu sördern und zu unterstützen. Wir haben gegen solche monopolistischen Konzessionsgesellschaften uns stets gewendet und tun das auch weiter. Der Abg. Dr. Semler hat sich gestern genügend gegen die unberechtigten Vorwürfe gewehrt, die ihm gemacht wurden. Wenn der Abg. Dr. Semler als Advokat da und dort seinen guten Rat erteilt hat, so darf er das durchaus und wird daran nicht gehindert durch seine Eigenschaft als Reichstagsabgeordneter. Um weiter handelt es sich nichts; was französische Zeitungen schreiben, ist dabei ganz irrelevant. Die Sache ist wirklich so harmlos, wie sie dargestellt worden ist. Die Konzessionsgesellschaften sind das am wenigsten Er⸗
freuliche in Neukamerun. Wir haben immerhin auch manches gute
Stück Land dort erworben; die Schilderungen des Dr. Zimmermann allein beweisen noch nichts. Mag es ein Ersatz für Marokko sein, oder nicht, wir haben es nun einmal, und wir werden unverdrossen daran arbeiten, es zu erschließen. Ich hoffe, daß es der Energie des Kolonialamtes gelingt, auch diese bisher wenig erfreuliche Kolonie für uns nutzbar zu machen.
Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf:
Meine Herren! Auf die Rede des Herrn Abg. Dr. Weill habe ich gestern abend nicht geantwortet, weil ich im Zweifel darüber war, ob ich für diese Beantwortung zuständig bin oder ob vielmehr die Beantwortung durch den Herrn Staatssekretär des Auswärtigen Amts zu erfolgen haben würde. Ich babe mich zunächst mit Herrn von Jagow in Verbindung gesetzt, und wir sind überein gekommen, daß ich die Antwort auf die Rede des Herrn Abg. Dr. Weill heute geben werde. Das entspricht auch durchaus den tatsächlichen Verhältnissen; denn in allen Maßnahmen des Auswärtigen Amts, die Neukamerun betreffen, insonderheit auch in den Verhandlungen in Paris wegen der Konzessionsgesellschaften, ist das Auswärtige Amt mit dem Kolonialamt in Uebereinstimmung gewesen.
Der Herr Abg. Dr. Weill hat nun in seiner sorgfältig präparierten Rede folgende Thesen aufgestellt. Zunächst, daß das Konzessionssystem als solches schlecht ist. Das ist, glaube ich, die Ansicht der gesamten Parteien dieses hohen Hauses. (Sehr nichtig!) Das ist auch die Ansicht der Regierung, mit der sie nicht hinter dem Berge gehalten hat. Der Herr Reichskanzler hat das in seiner Rede im November vor 2 Jahren zum Ausdruck gebracht, und ich habe in der Budgetkommission zugegeben, daß wir mit dem Konzessionssystem nicht einverstanden sind und daß wir alles tun werden, um dieses Konzessionswesen in Bahnen zu lenken, wie sie für die Entwicklung des Schutzgebietes ersprießlich erscheinen. Ich habe Ihnen auch die Fingerzeige dazu gegeben, wie wir zu handeln gedenken, und daß wir berechtigte Hoffnung dafür haben, daß die Konzessionsgesellschaften die Entwicklung nehmen werden, wie z. B. die Südkamerungesellschaft in Kamerun, so, daß die Konzessionen zusammenschrumpfen und an ihrer Stelle eingeschränkte Eigentumsrechte gegeben würden. Es besteht also zwischen dem Herrn Redner, dem Reichstag und der Regierung über die Beurteilung des Konzesstonswesens irgend eine Meinungs⸗ verschiedenheit nicht.
Der Herr Redner hat als zweite These aufgestellt, daß die Ge⸗ sellschaften in Neu Kamerun üble Erxistenzen sind, die im Interesse weniger Kapitalisten das Land ausgebeutet und verwüstet haben. Daß der Herr Redner durchaus logisch handelt, wenn er Gesellschaften, die auf einem von ihm verabscheuten System aufgebaut sind, für schlecht, hält, ist zuzugeben. Ob er aber in der individuellen Kritik dieser Gesell⸗ schaften, was ihren geschäftlichen Charakter anbetrifft, nicht etwas zu weit gegangen ist, das zu beantworten, muß ich den Gesellschaften
selbst überlassen. Ich stehe hier nicht als Vertreter dieser Gesell⸗
schaften, sondern ich kann nur die Fragen beantworten, die die Re⸗ gierung als solche berühren. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) — Meine Herren, lachen Sie nicht! ich kann Ihnen noch weiter die Ver⸗ sicherung geben: falls es wahr ist, was der Herr Abg. Dr. Weill gesagt hat, falls diese Gesellschaften uns in unserer deutschen Ver⸗ waltung den von ihm angedeuteten Charakter zeigen werden, so haben wir Mittel und Wege dafür, das nicht aufkommen zu lassen. (Leb⸗ halte Zustimmung rechts, im Zentrum und Uinks.) Wir haben die Congoakte, wir haben unsere deutschen Gesetze und wir haben die Lastenhefte der Konzessionsgesellschaften selbst. (Sehr gut!) Auch in dieser Beziehung können Sie nicht im unklaren sein, welchen Stand⸗ punkt die Regierung einnimmt. Bereits in der allerersten Denkschrift, die ich damals der Budgetkommission vorgelegt habe, über den Versuch einer Bewertung der Neuerwerbungen im Verhältnis zu dem abgetretenen Gebiet habe ich auf Seite 5 folgendes ausgeführt:
Wenn die jetzigen Konzessionsbestimmungen in praxi so ge⸗ handhabt werden, wie sie lauten und gemeint sind — und daß dies geschieht, wird die deutsche Regierung durchsetzen —, dürfte die Sicherheit geboten sein, daß dem Lande die reichen wirtschaftlichen Werte, die die Natur ihm gegeben hat, trotz des oben bereits be⸗ dauerten Konzessionssystems erhalten bleiben.
Sie können sich darauf verlassen, daß wir ganz genau kontrollieren werden.
Mit der dritten These des Herrn Abgeordneten kann ich mich nicht einverstanden erklären, in der er sagt: folglich müssen die Gesellschaften Neukameruns mit allen Mitteln bekämpft werden. Nein, bekämpfen kann ich die Gesellschaften nicht, daran bin ich gehindert durch die Vertragstreue, die wir Frankreich halten müssen. (Bravo!) Ich kann die Gesellschaften nur kontrollieren, und das werde ich auch tun.
Nun behauptet der Herr Redner, daß zwar die Regierung zu⸗ 8
gesagt hätte, sich um die Konzessionsgesellschaften kümmern zu wollen, und daß sie die Befugnisse der Gesellschaften auf das Maß zurück⸗ führen will, das für die Entwicklung Kameruns notwendig ist, er be⸗ zweifelt aber, daß die Regierung das wirklich tun werde. Diesen Zweifel hat er damit begründet, daß vor der Erwerbung Neukameruns
der Botschaftsrat von der Lancken in Gemeinschaft mit Dr. Semler * Maßnahmen getroffen habe, um die Konzessionsgesellschaften zu stärkent!
Dem muß ich durchaus widersprechen. Und hier muß ich auch das Verhalten des Herrn Dr. Semler vom Standpunkte der Regierung in Schutz nehmen; wir sind Herrn Dr. Semler dankbar, daß er seine Arbeitskraft in den Dienst dieser patriotischen Sache gestellt hat (Bravo! bei den Nationalliberalen), und zwar in Gemeinschaft mit dem Bot⸗ schaftsrat in Paris, der wiederum in Uebereinstimmung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Amts und des Reichskolonialamts gehandelt hat. Es waren Grenzstreitigkeiten entstanden, die ja auch von Ihnen angeführt worden sind, Herr Abgeordneter. Sie haben weiter angeführt, daß die Gesellschaft 2 ½ Millionen wegen dieser Grenzunbequemlichkeiten gefordert hat, die durch das französische Parlament später nicht ausgezahlt worden sind. Es liegt selbst⸗ verständlich im Interesse unserer Verwaltung, daß, wenn wir neue Länder bekommen, und es entstehen dort Differenzen zwischen einzelnen Privatleuten, wir diese Differenzen lieber durch die betreffenden Gesell⸗ schaften selbst erledigen lassen. In diesem Sinne ist es den ver⸗ bündeten Regierungen nur angenehm gewesen, daß sich Herr Dr. Semler in den Dienst dieser guten Sache gestellt und nach dieser Richtung vermittelt hat. Daß den Botschaftsrat von der Lancken irgend ein anderes Interesse geleitet hat, muß ich zurückweisen, ebenso wie das Herr Dr. Semler für sich getan hat. —
Sie haben weiter als Bestätigung Ihrer Ver .
. mutu daß die Regierung nicht die Absicht W11““ ng, Auswüchse der Konzessionsgesellschaften vorzugehen, behauptet,
daß eine Verbindung der Gesellschaft Ngoko⸗Sangha mit der Com⸗ pagnie Forestibre im Werden begriffen sei. Das ist mir nicht be⸗ kannt. Soweit ich eingeweiht bin in die Verhältnisse der Compagnie Forestibre, halte ich es für ausgeschlossen, daß sich diese beiden Gesell⸗ schaften einigen werden. Falls sie sich einigen sollten, bin ich übrigens auch nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun.
Als weiteres Beispiel ist von dem Herrn Abgeordneten die Ver⸗ stärkung der Stellung der Gesellschaft Messageries fluviales du Congo in der letzten Zeit angeführt worden. Darauf hat Herr Dr. Semler die Antwort bereits gegeben. Ich habe zu meiner Freude festgestellt, welch guten Eindruck die Tatsache auf das hohe Haus ge⸗ macht hat, daß vom 1. April dieses Jahres ab statt fünf französischer Dampfer fünf Dampfer mit deutscher Flagge auf dem Congo fahren werden! Dieser Gesellschaft ist aber kein Monopol gegeben, sondern es ist lediglich von ihr verlangt worden, gewisse Pflichten zu erfüllen, die den Konzessionsgesellschaften auferlegt waren. Auch daraus er⸗ sehen Sie, daß die Regierung die Konzessionsangelegenheit nicht hat stärken wollen, sondern gegen sie mit gesetzlichen Mitteln vorgeht.
Als letzten Punkt hat Herr Dr. Weill angeführt die Pläne der Regierung, eine Eisenbahn zu bauen von Duala⸗Edea nach dem Inang und weiter nach dem Sangha. An den Bau einer solchen Bahn ist schon gedacht worden lange, ehe wir Neukamerun gehabt haben. Und wenn Sie bedenken, daß zurzeit der Fertigstellung dieser Bahn, nach 1920, die Compagnie Forestiére ihre großen Ländereien nicht mehr wird haben können, weil sie nur unter bestimmten Kulturbedingungen Eigentumsrecht an ihren Ländereien erwerben kann. Zu der Zeit, wenn die Sangha⸗Bahn fertig ist, wird von dem großen Areal der Compagnie Forestiöre nur noch ein kleiner Rest .übrig sein. Die Bahn soll durchaus nicht den Zwecken der Gesellschaften dienen, sondern es ist die große Verkehrsader, die vom Westen nach dem Osten des Schutzgebietes geht und das ganze große Schutzgebiet von Kamerun erschließen soll.
Es ist nun gefordert worden, daß Handelsfreiheit eingeführt werden soll. Ich habe mich darüber bereits in der Budgetkommission ausgesprochen, daß Handelsfreiheit, soweit sie noch nicht vorhanden ist, mit allen Mitteln eingeführt werden soll. Das einzige, was uns ge⸗ legentlich entgegenstehen könnte, sind einzelne Konzessionsrechte, die müssen wir natürlich respektieren. Wir haben drei Mittel in der Hand, wir haben einmal die Congoakte, wir haben zweitens unsere Gesetze, und wir haben drittens die Lastenhefte. Wenn wir diese dret gesetzlichen Handhaben ausüben, dann sind die Konzessionsgesellschaften so unbequem sie auch sein mögen, so sehr sie einer Hypothek auf dieser neuen Besitz gleichen mögen, nicht so unüberwindbar daß wir allzu traurig darüber sein müssen. (Bravo!) 9
Abg. Erzberger (Zentr.): Der Staats Bekämpfung des Alkoholismus in seiner Fesseke wohl von dem Standpunkt aus, wer niemals einen Rausch gehabt, d van vein braver Mann. Deshalb meinte er wohl, daß er dafür s 1e si daß die Eingeborenen sich nicht so stark betrinken. Gerade fün Ka⸗ merun ist aber die Bekämpfung des Alkoholismus ganz ehefondets Vnncgtiß. “ Föhht 88 internationale Abkommen a 1 Wüd nzösischen Regieru zher itert
1b n auf Erhöhung des Alkoholzoll ü 8 88 bitte, daß unsere Regierung ihren vanelle deseche. . aß wenigstens für Kamerun und Togo die Einfuhrzölle erhöht, e sogar verdoppelt werden. Ebenso muß nn ins bei Ver⸗ 8 von Konzessionen für Alkoholausschank äußerst vorsichtig sein.
68 lufstalnd in Ostafrika im Jahre 1905 ist ja in erster Linie r 5 S. zurückzuführen. Im Kampfe gegen die Kon⸗ 1“ 6 sehon manches erreicht worden. Das Reich steht mit westkamerun in einem 2 . erwünscht, wenn der Staatssekretär uns über den echch dieses Pro⸗ zesses Füttelen könnte 1 nur um die Vorfrage, ob die Entziehung ei zessi itens
age, g einer Konzession seitens der “ gerichtlich angefochten werden kann. Wenn man an vee Sph dhanch. er Manengubabahn denkt, dann ist es meiner Ansicht beschränkt wi Feeeene daß das Konzessionsgebiet dieser Gesellschaft gesellschaft komm 1nardemchchrbram den er Gefalschase gegs.
ekretär aing bei der
3 kommen kann, das haben wir bei der Gesellschaft Süd⸗ kamerun gesehen. Diese hat dadurch allmählich auf % ihres großen Klagen über diese Gesellschaft sind nicht mehr
Gebietes verzichtet.
laut geworden. Selbst die Konkurrenten dieser Gesellschaft müssen
üblichen Schießereien und Grenzstreitigkeiten in ihrem Gebiet haben ganz aufgehört. Ich wäre deshalb froh, wenn wir auch mit den anderen Konzesstonsgesellschaften zu einem so vernünftigen Abkommen kämen. Die Gesellschaft war zuerst belgisch und eine große Spekulationsgesellschaft. Als damals ihr Direktor gestorben war,
kam der Abg. Dr. Semler zu uns und sagte, er solle jetzt dieses
Amt übernehmen. Er fragte uns gleichzeitig, ob etwas dagegen
spreche, wenn er weiter das Referat für die Kolonien übernehme⸗ 8
die
Es wäre
Es handelt sich ja dabet zunächst.
zugeben, daß fie zußerst geschigt und vorstchtig vorgeht. Die sonst