1913 / 60 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Mar 1913 18:00:01 GMT) scan diff

haben; geschlossen hat er aber seine Rede mi alles, was wir gemacht haben, zwar für den Handel gut ist, daß wir aber für die Arbeiter, die Schleifer, nicht gesorgt hätten. Das ist nicht richtig. Wir haben für die Schleifer viel gesorgt und gerade in erster Linie daran gedacht, die Schleifer auch bei diesem neuen Ab⸗ kommen ihren Vorteil finden zu lassen. Ich will anführen, was wir für die Schleifer getan haben.

Erstens ist es uns gelungen, Mittel zusammenzubringen, um eine Schleiferschule in Hanau zu gründen. Das wird der Herr Abg. Hoch nicht bestreiten. (Abg. Hoch: Das habe ich angeregt!) Ich bin Ihnen für die Anregung dankbar; ich bin ihr gefolgt, und es ist doch schließlich gut, daß aus der Anregung etwas herausgekommen ist.

Zweitens haben wir uns mit der Regie in Verbindung gesetzt, und die Regie wird in Berlin eine Schleiferei einrichten. Für wen ist das geschehen? Für die Arbeiter. Die 5 %, die wir nachgelassen haben, sind nicht allein für den Handel, sondern auch für die Arbeiter bestimmt gewesen. Daß die Arbeiter nicht so viel Verdienst von den 5 % haben, wie wir erst gehofft hatten, tut mir leid. In unserer Tendenz lag es aber, mit den 5 % auch den Arbeitern zu helfen. Wir haben aber gesehen, daß das den Arbeitern nicht so viel hilft, und darin gebe ich dem Herrn Abg. Hoch recht. Wir waren sofort bereit, etwas anderes an die Stelle zu setzen, und das ist, daß in Hanau und Idar Stellen geschaffen werden, wo die kleinen Leute sofort ihre Diamanten bekommen können, nicht, wie im Diamantengroßhandel, in Sortimenten, sondern so, wie sie die Ware haben wollen, um sie in ihren Mühlen direkt zu schleifen. Für wen ist das geschehen? Es ist lediglich für die Arbeiter geschehen. Nur das eine können wir nicht, beim besten Willen nicht, nämlich die Lohnschleifer von Syndikats wegen mit regelmäßiger Arbeit versehen. Das ist eine Unmöglichkeit; das ist eine Frage, die sich nicht innerhalb des Rahmens des Kolonial⸗ amts lösen läßt, sondern das ist eine soziale Frage, für die ich nicht zuständig bin.

Abg. Dr. Quessel (Soz.): Der Gouverneur hat mit keinem Wort auf den Unfug des Heimatsurlaubes hingewiesen, trotzdem doch gerade diese Sache im Landesrat ausführlich zur Sprache gekommen ist. In der Frage der Krankenkassen sollte man die Konzessions⸗ gesellschaften heranziehen. Wir lehnen es natürlich ab, daß Groß⸗ kapitalisten landfremde Leute, Kaffern und Halbkaffern, als Lohndrücker ins Land ziehen. Daß die Regierung das Todesurteil an dem 16 jährigen Neger nicht hat vollstrecken lassen, erkennen wir an.

Nach einer weiteren Bemerkung des Abg. Hoch (Soz.) wird der Etat für Südwestafrika mit den Resolutionen nach den Beschlüssen der Kommission angenommen. Nur werden dem Titel „außerordentliche Hilfskräfte und Stellvertretungen“ die in der Kommission abgesetzten 30 000 Mark wieder zu⸗ gefügt, sodaß der gesamte Titel wieder 383 000 Mark beträgt. Zum Etat für das Schutzgebiet Neuguinea schlägt die Kommission folgende Resolution vor: „Den Herrn Reichs⸗ kanzler zu ersuchen, eine Verordnung zu erlassen, durch welche

die Jagd auf Paradiesvögel im Innern Neuguineas ver⸗ boten wird.“

8 Abg. Schöpflin (Soz.): Gegen die brutale Ausrottung der 8 ögel muß die Verwaltung schonungslos vorgehen; wir haben den Paradiesvogel nur herausgegriffen, weil er ein besonders wertvoller Vogel ist. Die Vogeljägerei hat oft dazu geführt, daß Expeditionen gegen Eingeborene unternommen wurden. Der Staatssekretär sollte sich nicht beirren lassen und ein striktes Verbot erlassen.

Die Resolution wird angenommen und der Etat nach den Kommissionsvorschlägen genehmigt.

Der Etat des Schutzgebiets Samoa wird ohne Debatte en bloc bewilligt.

Im Etat für Kiautschou und das ostasiatische Marine⸗ detachement hat die Kommission die Summe von 1 394 779 für Maßnahmen zum Schutze deutscher Interessen anläßlich der politischen Unruhen in Guinea aus dem Ordinarium in das Extraordinarium versetzt.

Abg. Dr. Heckscher (fortschr. Volksp.): Ich möchte fragen, wie es mit der Südbahn steht, bei der es sich um eine Konzession handelt. Für die Entwicklung der deutsch⸗chinesischen Hochschule in Tsingtau müssen wir besonders sorgen. China erwacht und es gibt kein besseres Mittel, unserer Kultur in China Eingang zu verschaffen, als die Pflege der deutschen Schulen. Die Zahl der deutschen Volksschulen in China bleibt hinter der der englischen und amerikani⸗ schen weit zurück. Am zweckentsprechendsten wäre es, wenn das deutsche Schulwesen in China zentralisiert würde. 8

Abg. Nacken (Zentr.): Kiautschou hat sich sehr günstig ent⸗ wickelt und Tsingtau ist durch die chinesische Revolution nicht nur nicht berührt worden, sondern zum Sammelpunkt auch chinesischer Unternehmer geworden. Chinesen haben sich in großer Zahl dort dauernd niedergelassen und kauf⸗ männische Unternehmungen gegründet. Die Ueberlegenheit Tsingtaus ist auch von fremden Kaufleuten anerkannt worden. Den Bau der Süd⸗Schantungbahn halte auch ich für dringend notwendig, wenn nicht die Gefahr entstehen soll, daß der ganze Verkehr von Süd⸗Schantung epentuell auf die belgische Bahn übergeht. Ich schließe mit dem Wunsche, daß Kiautschou immer mehr der Stütz⸗ punkt des Deutschtums in Ostasien werde, und daß deutsche Kultur und Art und deutsche Industrie im fernen Osten immer fester Boden fasse.

Sscteaatssekretär des Reichsmarineamts, Großadmiral von Tirpitz:*)

Abg. Schöpflin (Soz.): Wir werden gegen die Erhöhung der Besatzung 8 fc. Sö0n.) stimmen, weil wir diese Erhöhung nicht für gerechtfertigt halten. Mit diesen 500 Marineinfanteristen besondere Erfolge erztelen zu wollen, halten wir für ausgeschlossen, aber nicht für ausgeschlossen halten wir, daß schwere Konflikte ent⸗ stehen können. Uns scheint, daß diese zeitweise Erhöhung der Be⸗ satzung mehr im Interesse der Kolonie als des Schutzes der deutschen Interessen gelegen ist. —Hierauf wird der Etat en bloc angenommen. Ohne Diskussion wird der Etat der Schutzgebietsschuld er⸗ ledigt. Der Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung des Haus⸗ altsetats der Schutzgebiete für 1913, gelangt in zweiter Lesung unter Vorbehalt der definitiven Feststellung der Ziffern zur Annahme. 1 Damit ist die heutige Tagesordnung erledigt. Naech Festsetzung der nächsten Sitzung richtet der Prä⸗ ident an das Haus folgende Ansprache:

Meine Herren! Bevor ich die heutige Sitzung schließe, fühle ich mich gedrungen, den Gedenktagen, die deng sch ., süahe

werden, ein Wort zu widmen. Die Erinnerung an jene glorreiche eit von vor 100 Jahren

gilt der Gesetzgebung von Stein und Hardenberg und von Friedrich Wilhelm III., die das Volk innerlich befreit und zu großen Leistungen befähigt haben, gilt den Gesetzen der allgemeinen Wehrpflicht auf Grund des Scharnhorstichen Gedankens des Volksheeres. Sie gilt den

*) Wegen versyäteten Eingangs des Stenogramms kann die Rede des Staatssekretärs des; Reichsmarineamts, Großadmirals on Tirpitz erst morgen im Wortlaut mitgeteilt werden. 8

dem Unterton, daß

8 . 8 . 83 W1 2 * 8 IILEL““ 84 begeisternden Aufrufen „An mein Volk“ und „An mein Kriegsheer“, sie gilt der Opferfreudigkeit und dem Opfermute, den zu jener Zeit alt und jung, arm und reich betätigt haben, sie gilt dem ersten Aufflammen des deutschen Gedankens. Und wenn von diesem ersten Aufflammen des deutschen Gedankens bis zur Errichtung des Deutschen Reiches der Weg hart und dornenvoll gewesen ist, so steht das Eine fest, daß nun⸗ mehr endgültig wir alle leben unter dem schwarz⸗weiß⸗roten Banner, das uns beschützt. Meine Herren, angesichts dieser Tatsache feiert das Deutsche Reich zusammen mit dem preußischen Volk und dessen König freudig die Gedenktage an den großen Beginn der staatlichen Erneuerung, an den ersten Völkerfrühling in Deutschland. Meine Herren, indem ich Ihnen allen ein frohes Osterfest wünsche, schließe ich die Sitzung.

Schluß nach 7 ¼ Uhr.

Nächste Sitzung Mittwoch, betreffend die Aufhebung

2. April, 2 Uhr. (Antrag Ablaß, der Fi

eikommisse, Petitionen.)

(Bericht von „Wolffs Telegraphischem Bureau“.)

Ueber den Beginn der Sitzung ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Das Haus setzt die zweite Beratung des Entwurfs des Staatshaushaltsetats für das Etatsjahr 1913 bei dem

Etat der Preußischen Zentralgenossenschafts⸗ kasse fort. .

Präsident der Zentralgenossenschaftskasse, Wirklicher Geheimer

Oberfinanzrat Dr. Heiligenstadt: Es handelt sich bei diesem Wunsche allerdings um eine schwere Belastung der

Genossenschaften. Die Entwicklung der nächsten Jahre wird aber zeigen, wie diese Belastung beseitigt werden kann. Der Abg. Lieb⸗ knecht hat gestern den falschen Schluß gezogen, daß die länd⸗ lichen Genossenschaften stärker unterstützt wüurden als die städtischen Konsumgenossenschaften. Das liegt aber nur daran, daß die Mehrzahl der der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse angeschlossenen Genossen⸗ schaften ländliche Genossenschaften sind. on dem gesamten in Frage kommenden Kredit werden 37,8 % den ländlichen Genossen⸗ schaften bewilligt, das entspricht also ungefähr der Verteilung der Bevölkerungsziffer; das übrige entfällt auf die städtischen Genossenschaften. Eine Statistik über den Anschluß von ländlichen und städtischen Genossenschaften an die Zentralgenossenschaftskasse läßt sich gar nicht in der gewünschten Weise Laufstellen, da vielfach ländliche und städtische Genossenschaften durcheinandergehen. Alles, was wir statistisch erfassen können, legen wir in unserem Geschäfts⸗ bericht nieder. Auch die Annahme ist nicht zutreffend, daß die Handwerkergenossenschaften nicht genügend bei der Kredit⸗ gewährung durch die Zentralgenossenschaftskasse berücksichtigt werden. In Zeitschriften haben dies Schriftsteller, die sich wissenschaftlich mit dem Genossenschaftswesen beschäftigen, z. B. in der Finanzzeitschrift „Die Bant“, ausdrücklich anerkannt.

Abg. Srull (Zentr.): Ich halte es nicht für gut, den Gegen⸗ satz zwischen den Genossenschaften immer wieder zu betonen, da er dadurch nur verschärft wird. Wenn die beiden Organisationen gut wirken für Land und Volk, dann haben sie ihren Zweck erfüllt, gleich⸗ viel auf welchem Wege. Betreffs des Ausschusses hat der Präsident Dr. Heiligenstadt selbst zugegeben, daß er nur eine formelle Sitzung im Jahre hält und hat selbst die Inseresselosigkeit der Mitglieder beklagt. Mein Wunsch nach einer Reform ist also berechtigt. Wir wünschen, daß die Zentralgenossenschaftskasse im wahrsten Sinne des Wortes ein Hilfsmittel zur Unterstützung und Förderung des Genossen⸗

tswesens ist. schefsgese vr. Liebknecht (Soz.): Der Präsident der Zentral⸗ genossenschaftskasse scheint mich nicht ganz richtig verstanden zu haben. Ich wollte zum Ausdruck bringen, daß die Art der Verwaltung der Zentralgenossenschaftskasse nicht den Interessen der Arbeiterorganisationen entspricht. Ich möchte gern wissen, ob nicht eine gewisse Absicht be⸗ steht, die Konsumgenossenschaften zurückzusetzen. Die von mir ge⸗ wünschte Statistik über die Genossenschaften, insbesondere über die soziale Lage der einzelnen Genossenschaften, ist notwendig zur Be⸗

urteilung der Bedeutung der Genossenschaften im Wirtschaftsleben.

Damit schließt die Diskussion.

Der b sch üg Zentralgenossenschaftskasse wird bewilligt.

Es folgt die zweite Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend Ausbau von Wasserkräften imoberen Quellgebiet der Weser. 3 2 .

Nach §. 1 der Kommissionsfassung wird die Regierung ermächtigt, für den Ausbau von Wasserkräften im oberen Quellgebiet der Weser 10 ½ Millionen (Regierungsvorlage nur 9 Millionen) zu verwenden. Davon dürfen, solange die Wasser⸗ kräfte bei Münden nicht zum Ausbau gelangen, nur 6 ½ Mill. (Vorlage nur 5 Millionen) verwendet werden. Im übrigen hat die Kommission im § 4 noch die Aenderung beschlossen, daß die Garantieverbände an den Nutzungen der ausgebauten Wasserkräfte beteiligt werden, wenn sie vor dem 1. Juli 1914 (Vorlage 1913) die Garantieverpflichtung übernehmen. Die Kommission beantragt ferner folgende Resolution:

„Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, den Städten

Cassel und Göttingen bei den schwebenden Vertragsverhandlungen in tunlichst großem Umfange und soweit es die bereits abgeschlossenen Verträge und die Rücksicht auf die anderen im wirtschaftlichen Be⸗ reiche des Unternehmens liegenden Kreise sowie auf das allgemeine Staatsinteresse zulassen, entgegenzukommen, um diesen Städten den im allseitigen Interesse liegenden wirtschaftlichen Zusammenschluß mit dem Staate und den in Betracht kommenden Stadt⸗ und Land⸗ kreisen zu ermöglichen.“

Abg. v. Gehren⸗Homberg (kons.) berichtet über die Kom⸗

missionsbeschlüsse.

Minister der öffentlichen Arbeiten von Breitenbach:

Meine Herren! Die Staatsregierung ist in der Lage, dem § 1 des Gesetzentwurfs, wie er aus der Kommission hervorgegangen ist, zuzustimmen. Damit wird der zur Verfügung gestellte Kredit um 1 ½ Millionen erhöht. Der ausgesprochene Zweck ist die weitere Aus⸗ dehnung des Hochspannungsnetzes. Ich darf mitteilen, daß wir bereits mit mehreren Kreisen wegen der Ausdehnung des Hochspannungsnetzes in Verbindung getreten sind, insbesondere mit den Kreisen Büren, Heiligenstadt, Rotenburg, Marburg und Hörter. Gelingt es, mit diesen und anderen Kreisen zu einem befriedigenden Abschluß zu ge⸗ langen, dann wird das ganze Unternehmen auf eine breitere Grundlage gestellt, und die allgemeinen Interessen werden in noch weiterem Maße gefördert, als bei Einbringung der Vorlage vorausgesetzt wurde. Ich kann dies vom Standpunkt der Staatsregierung aus nur freudig begrüßen.

Ich darf weiter hinzufügen, daß die Verhandlungen mit Göttingen inzwischen zu einer völligen Einigung in materieller Beziehung ge⸗ führt haben der formelle Vertragsschluß steht noch aus. Wir hoffen und wünschen, auch mit der Stadt Cassel zu einem Abschluß zu gelangen, der den beiderseitigen Interessen Rechnung trägt. (Bravo! bei den Nabionalliberalen.) Ich bestätige damit nut das, was ich schon in der Kommission aus vollster Ueberzeugung ausgesprochen habe. (Bravo!)

Abg. Kreitling (fortschr. Volksp.): Wir halten die Vorlage für einen wesentlichen Fortschritt und treten deshalb einstimmig für se h

Abg. Dr. Schroeder⸗Cassel (nl.): Auch meine politischen Freunde werden für die Vorlage stimmen. In der Kommission haben wir eine Reihe von technischen Fragen behandelt, die durchaus nicht vohne Nutzen gewesen sind, denn der Regierungsvertreler stellte selhhs sest, daß unter Umständen, wenn der Gewinn sich als nicht so hoch erweisen sollte, die Stromkosten erhöht werden müßten. Jeden⸗ alls ist die Sache auch für die Landkreise keineswegs unge⸗

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NA. .

fährlich, und eine sorgfälti Nachprüf ist daher not⸗ 2 b gfältige Nachprüfung ist daher

wendig. Bei der Ausarbeitung des Vertrages mit der Siadt

assel müssen natürlich Sachverständige gehört werden. J.

persönlich wünsche, daß die Stadt Cassel den Anschluß an das staatliche Unternehmen finden möge. as Minister hat in Aus⸗ sicht gestellt, daß er der Stadt Cassel, entgegenkommen wolle. 82 liegt im nteresse des ganzen Unternehmens, daß die Ztadt Cassel sich anschließt. Meine politischen Freunde sind bereit, die erforderlichen Kosten zu bewilligen, in der Annahme, daß die geforderten Mittel ausschließlich bestimmt sind für den Anschluß weiter Landkreise und nicht für die staatliche Dampfreserve. Wir gehen davon aus, daß möglichst weiten Kreisen das Werk zugänglich gemacht werden soll, wir sind aber auch der Anschauung, daß der Einfluß der Land⸗ kreise eine gewisse Grenze haben muß. Wenn zu weit entfernt liegende Kreise angeschlossen würden, so würden größere Fernleitungen⸗ und erhebliche Mehrkosten notwendig, und dadurch würde die Ren⸗ üäregi 89 Svb mheipen. Wir hoffen, daß das großzüigige

i Betrieb gesetzt werde, ß es zum Segen für Stad und Land ausfallen F s 8 11414““

Abg. Leinert (Soz.): Meine Freunde werden für den Gesetz⸗ entwurf stimmen. Wir wünschen, daß es auch mit 82 Stadt Cassel zu einem günstigen Abschluß kommt, denn das ganze staatliche Werk⸗ wird vielleicht ohne Hinzuziehung der Stadt Cassel gar nicht einmal rentabel sein. Wir halten es nicht für richtig, daß die Versorgung mit Elektrizität in den Landkreisen zu einer Einnahmequelle gemacht wird. Es soll ein gemeinnütziges Unternehmen sein, und die Gemein⸗ nützigkeit muß dadurch zum Ausdruck kommen, daß Einnahmen für die Kreiskassen hierbei ausgeschlossen sind. Die Strompreise, wie sie die Kreise festgesetzt haben nach den Verhandlungen mit der Regierung, sind außerordentlich hoch, namentlich soweit die Privatbeleuchtung in Frage kommt. Wir wünschen, daß die Regierung eingehend yrüft, ob nicht auch in anderen Gegenden die Beschaffung billiger staatlicher Elektrizität möglich ist. Wir sind immer bereit, unsere Zustimmung einer Vorlage zu geben, die einen gemeinnützigen Zweck verfolgt und ist, der Industrie und Landwirtschaft wesentliche Dienste zu leisten.

Abg. Heine (nl.): Die K

G ommissionsberatungen haben erwiesen, daß es eine Notwendigkeit ist, das Kraftwerk in Münden rentabel zu gestalten. Nach den vorliegenden Abschlußverhandlungen mit den Landkreisen und nach den Wünschen anderer Kreise auf Anschluß an dieses staatliche Unternehmen ist zu hoffen, daß der Bau des Werkes bald in Angriff genommen wird. Ich wünsche sehr, daß das Werk auch für die Stadt Münden Vorteile bringt, aber in dieser Hinsicht sind in letzter Zeit einige Bedenken aufgetreten. Jedenfalls bitte ich die Regierung, die Froge zu prüfen, ob und in welcher Weise die Stadt Münden entschädigt werden soll. Abg. Dr. Wendlandt (nl.): Die Anlage in Münden ist in der Tat der Anfang der Werra⸗Kanalisation. Wir stimmen den Gesetzentwurf zu, weil er im allgemeinen wirtschaftlichen un kulturellen Interesse liegt. Man hat in der Kommission vorgeschlagen aus den epentuellen Ueberschüssen dieser Anlage eine Talsperre im oberen Gebiet der Weser zu bauen. Dieser Vorschlag scheint mir aber doch einige Bedenken zu haben. Ich bitte daher die Regierung schon vorher, Mittel für den Bau dieser Talsperre bereit zu stellen Abg. von Pappenheim (kons.): Die Stadt Liebenau, die 54 000 Einwohner hat, hat auch eine elektrische Zentrale, hat auch einen Kirchturm, der allerdings nicht so hoch ist wie die Türme von Cassel und Göttingen, aber trotzdem verzichtet die Stadt, die ich zu vertreten die Ehre habe, darauf, in einer Resolution das Wohlwollen der Regierung zu erbitten. Trotzdem werden meine Freunde für die Resolution stimmen, und wir werden auch dem Gesetzentwurf, wie er aus der Kommission herausgekommen ist, unsere Zustimmung erteilen.

Abg. Dinslage (Zentr.): Wir stimmen der Vorlage in der Kommissionsfassung zu. Wir wünschen, daß es zu einer Einigung zwischen der Regierung und der Stadt Cassel kommt, setzen jedoch dabei voraus, daß die Fnteressen der übrigen Beteiligten, insbesondere der Landgemeinden, nicht geschädigt werden. Ich bitte auch, dem Kreis Büren und den angrenzenden Kreisen in der Nähe der Kraft⸗ werke Helminghausen, die sich dem Unternehmen anschließen wollen, möglichst entgegenzukommen.

Abg. Dr. Bredt⸗Marburg (freikons.): Ich habe namens meiner Freunde zu erklären, daß wir der Vorlage sehr sympathisch gegenüber⸗ Uehen. Wir haben in Marburg auch ein eigenes Elektrizitä sind aber gegenwärtig an der äußersten Grenze unserer Leistungsf angekommen, und es muß etwas zur Abhilfe geschehen. Ele werke im Großherzogtum Hessen bemühen sich darum, den Teil des Kreises Marburg und die Stadt mit Elektrizität versorg zu können, aber die Regierung muß selbst ein Interesse daran haben⸗ die Konkurrenz aus dem Großherzogtum vom preußischen Boden fern⸗ zuhalten. Der Minister müßte es also mit Freude begrüßen, wenn Marburg Anschluß an die innere Talsperre sucht. Wir wollen uns den Winter noch durchhelfen, wenn wir die Sicherheit von der Regierung bekommen, daß wir bis zum Herbst 1914 Strom geliefert bekommen. 1

Der Gesetzentwurf wird darauf in der Kommissionsfassung angenommen; auch die Resolution der Kommission wird an⸗ genommen.

In der sofort sich anschließenden dritten Beratung 4 wird der Gesetzentwurf ohne Debatte im ganzen ange nommen. 1 J.

Es folgt die erste Beratun grabungsgesetzes.

8 Aag. E11““ seiner Freunde, diese Beratung von der Tagesord bzusetzen sie noch gegen einzelne Bestimmun nüng 5 n, hn ken baüe die noch vricht genand nacgen des Gesebes schwere Beden ie Abgg. Dr. Kaufmann (Ze t 8 ö“ Gottschalk⸗Solmgels gtr), Vierec (frelkons.) 8 die B v1 18 5 (Soz.) erklären sich gegen den Antrag, damit 5* he gstens nach kurzer erster Lesung in die Kommission 9 1 Eig noch in dieser Session verabschiedet werden könne⸗ - 1G von Pappenheim wird abgelehnt. inister der geistlichen terri elegenheiten D. Dr. von Trott 1 8 0 ün o 1 rab Gestatten Sie mir, die Beratung des Entwurfs eines Aus g seggesctes mit einigen wenigen Worten einzuleiten. 8 chon seit Jahren werden in den Kreisen, die der Wissenschaf und der Denkmalspflege nahe stehen, ernste Klagen darüber geführt,

g des Entwurfs eines Au 8⸗

Eickhoff (fortschr.

8 8

88 der vaterländische Besitz an Bodenaltertümern durch usgrabungen, die aus Gewinnsucht oder aus Unverstand, unternommen werden, sowie durch die zunehmende Boden⸗ 3

ausnutzung mehr und mehr der Zerstörung anheimfällt, und daß wertvolle Funde bei der stets steigenden Nachfrage ausländischer Händler und Sammler außer Landes gebracht werden. Für einen wirl⸗ lichen Schutz gegen solche Zustände fehlt uns die gesetzliche Grundlage: