8 schichtsschreibers
(Schluß aus der Ersten Beilage.)
Die Anschauung der preußischen Regierung widerspricht der Anschauung der Sses ncgfelerten Welt. Die Ursache der ganzen Misere ist, ß die Volksschule bei uns nicht wie in anderen Ländern den Beruf hat, das Interesse des Kindes in erster Linie zu wahren. Bei uns hat die Schule den Zweck, zu ermöglichen, daß das Kind seine Muttersprache nicht erlernt, sondern verlernt. Sie haben es so weit gebracht, daß die Volksschule bei den Eltern der Kinder als verhaßtes Instrument betrachtet wird. Will der Minister vielleicht bestreiten, daß die polnische Schule ausschließlich in den Dienst der Politik gestellt werde? Man hat ein genaues Spioniersystem ein⸗ gerichtet. Man kann bei uns niemand raten, Lehrer zu werden. Er muß entweder seine Nation verraten, oder er muß Märtyrer werden. Von oben nach unten herrscht bei den Schulbehörden die Tendenz, die Schhule politischen Zwecken dienstbar zu machen. Diese Tendenz reicht bis in die Schuldeputationen hinein. Darauf ist es auch zurückzuführen, daß kürzlich in Posen ein ganz unfähiger Lehrer zum Rektor gewählt wurde, weil er im Ostmarkenverein eine hervorragende Rolle spielte. Einen großen Mißgriff bedeutet der Beschluß der vereinigten Strafsenate des Reichsgerichts, der die Versagung des Unterrichtserlaubnisscheins an vpolnische Privalpersonen, die sich mit dem Unterricht in der polnischen Sprache befassen, bestätigt. Auf eine Beschwerde an den Minister erwidert derselbe, daß er sich der Entscheidung des höchsten Gerichtshofs unter⸗ werfen müsse, Sehr merkwürdig ist es, daß alle Beschwerden bei den zuständigen Behörden erst nach Jahren ihre Erledigung finden. Wenn wähnte Beschluß des Reichsgerichts, der sich auf frübere stützt, formell vielleicht zu Recht besteht, so ist er aber mindestens aus ethischen Gründen bedenklich. Wenn wir hier das Wort ergreifen, so wissen wir ja zwar, daß wir die Regierung nicht pekehren können, aber wir wollen die polnischen Eltern darüber auf⸗ klären, wie die preußischen Volksschulen in den Dienst der nationalen Unterdrückung gestellt werden. Abg. Borchardt⸗Berlin (Soz): Die Abgg. Heckenroth und Heß haben behauptet, daß unsere Volksschule einzig dastehe, und haben den hoben Stand des e Volksschulwesens an der Hand amt⸗ licher Statlstiken nachzuweisen versucht; sie haben weiter bemerkt, daß unsere Volksschule uns niemand nachmachen könne. Etwas Aehnliches hat seinerzeit Bismarck behauptet, indem er sagte, den preußischen Leutnant mache uns niemand nach, und doch hat der Schuster Voigt sogar den preußischen Hauptmann nachgemacht. In der Budget⸗ kommission wurde darauf hingewiesen, daß der Lehrermangel im großen und ganzen überwunden sei, und daß damit auch die Zahl der überfüllten Klassen zurückgehe. Das scheint
doch nicht ganz zutreffend zu sein, denn wir haben “ doch. 88 Million Kinder, die in überfüllten Klassen
rrichtet werden. Wenn bei uns in der Volksschule eine Klasse mehr Kinder zählt, dann wird sie noch nicht als über⸗ Ult angesehen. Nach Ansicht der Regierung ist eine Klasse erst über⸗ Ult, wenn in ihr mehr als 100 Kinder zu unterrichten sind. Der Ninister har selbst anerkannt, daß die überfüllten Klassen eine große Schädigung für die Kinder bedeuten, hat aber trotzdem auf eine An⸗ frrage in der Budgetkommission erklärt, daß er leider noch nicht in der Lage sei, Mittel für eine Beseitigung dieses Uebelstandes in den Etat einzustellen. Besonders sind die Schulverhältnisse auf dem Lande besserungsbedürftig. Hier sind die Schulen noch gänzlich unzureichend nur dazu da, die amtlichen Statistiken zu verbessern, damit die nder nicht als Analphabeten gezählt werden können. Der Minister at erklärt, die Schule sei dazu da, tüchtige, arbeitsfreudige Menschen zu schaffen. Er hat deshalb als wünschenswert angesehen, daß die Lehrer zu den Schülern möglichst in persönliche Beziehungen treten. Aber in einer Klasse von 80 und mehr Schülern ist dies doch dem Lehrer ganz unmöglich. In Gegenden, wo die Junker und Pfaffen dominieren, ist die Zahl der überfüllten Klassen am größten. So sind z. B. in Marienburg 5000 Schüler in überfüllten Klassen unter⸗ gebracht, und in Trier und Aachen liegen die Verhältnisse ähnlich. Im Regierungsbezirk Oppeln sind 55 000 Kinder in überfüllten Klassen untergebracht. Der Beruf der höheren Lehrer ist überfüllt; der Minister sagt, es seien 1550 Kandidaten vorhanden, von denen nur 400 angeltellt werden könnten. Warum werden diese ehrer nicht in der Volksschule Riget. 8 Uinsee Stenünge für. Rerägias gche is .Die Lehrerschaft sagt, ohne Relig erne Pieers Rie bekicttz che möglic, CEs ist jebt Konstantin EE der das Christentum zur hereschenden Religion gemach 8 wie er toller nicht gedacht werden reine Waisenknabe ist; 8 8 8 5 im großen betrieben und selbst die eigenen Verwandten Achen K der „Kölnischen Volkszeitung hat Eer Lauscher am 7. März in Cöln im Verein der akademisch gebildeten Katholiken in einem Vortrag über Konstantin der Ansicht eines Ge⸗ s widersprochen, daß Konstantin nicht aus Ueberzeugung, sondern aus politischen Erwägungen das Christentum gefördert habe, 4 gesagt: „Die sittliche Bedenklichkeit einzelner seiner Handlungen, ns der sogenannten Verwandtenmorde, muß zugegeben werden, aber sie sind nichts gegen die Chrenhaftigkeit und Festigkeit seiner religiösen Ueberzeugung.“ Das widerlegt die Behauptung, daß durch die Religion die Sittlichkeit gefördert wird. Ein katholischer Lehrer urteilt in einem Briefe sehr absprechend über die Religion in der Volksschule und sagt u. a., die Bibel gehöre nicht in die Hand des Kindes; er müsse allerdingg einmal im Jahre das Abendmahl über sich ergehen lassen, aber „die Welt will ja betrogen sein, also betrügen wir sier. Der preußische Staat gibt ganze 17 ℳ pro Kind für die Volksschule aus. 8 leichgültig, ob ein Lehrer evangelisch oder katholisch Der Abg. Heß hat im vorigen Jahre die Auf⸗ St, wieviel die Unkosten betragen würden, wenn ings etwas anders aussieht, als das des er rechnet 8 einer “ 8. * eren Wünschen un unter Linse uß der 8 Le beh. nacht ungismittel, Beköstigung und Kleidung der Schüler an laufenden Ausgaben 6,3 Milliarden Fegn wozu cs 8 kiumaligen Kosten fü Schulgehänded “ 5 ragt, woher das Geld kommen soll. Abg. Heie d erliegt, da leidung und Beköstiaung der Kinder von den C zahlt werden, Lür 8 netctcgictge etwas sehr hoch gerechnet. 1 er sich um 100 % verrechnet hat, so bleiben immer noch 3 i- liarden übrig. Das ist noch eine sehr große Summe, aber wenn nt nicht ausgebracht werdem kann, so zeigt das nur, daß der Staat nich genug nüg vrnct werden haee 1 güFcr nnr, MNälttärlasten kommen 88 2 S 9 un. b Sn gut 2oggegfchulten perags, für die ECö“ ie Mitte die 2 ung. 8 taat die Mittel, aber nicht für “ unsere Volks⸗
über die Iteglicen. 1 er die Intelligenz der Rekruten Kbrsgecläßt. Sogar die Re⸗
schulbildung do bi wünschen 8 b fultate des deh vicge zäer Bhleschube sind unzurächend. Hie ganze preußische Volksschule dient nur politischen beüͤmpfen⸗ Ue wird dazu benutzt, die Sozialdemokratie 8 be 85 82 Im vorigen Jahre hat der Kultusminister behauptet, daß gicch dabei Sozialdemokratie die Polittk in die Schule trage, und hat sich da at auf ein Flugblatt berufen. Auf einen Zuruf von unserer Seite st er erklärt, er werde uns das betreffende Flugblatt zuschicen. Das i aber his heute nicht der Fall gewesen. Deshalb wiederhole ich hier⸗ mit diese Bitte ganz ergebenst. 11““ Abg. Kloppenborg⸗Skrumsager (Däne): Wir wünschen, daß die dänische Sprache in unserer Schule gelehrt werde. Diese
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich P 86.
finden.
gerechte Forderung findet selbst in nichtdänischen Gegenden volles Ver⸗ ständnis, nur die Regierung weigert sich, diesen Wunsch zu erfüllen, weil sie darin eine Gefahr für den preußischen Staat erblickt. Wir empfinden die abweisende Haltung der Regierung nur als eine große Unfreundlichkeit. Ich bitte den Minister, unseren Wunsch noch einmal zu prüfen. 8
Abg. Dr. von Schenckendorff (nl.) Der Deutsche Verein für Knabenhandarbeit, der seit vielen Jahren in dankenswerter Weise von der Unterrichtsverwaltung eine namhafte Beihilfe erhält, ist bis⸗ lang der Träger der Bestrebungen für die werktätige Erziehung in Deutschland; er vertritt den Grundgedanken des erziehlichen Wertes gestaltender Tätigkeit. Zur Ausbildung von Lehrern hat er ein Seminar errichtet, das im vorigen Jahre sein 25 ühriges Bestehen feiern konnte und Tausende von Lehrern ausgebildet hat. Nach langen Kämpfen hat die deutsche Lehrerschaft endlich auf dem vor⸗ jährigen Lehrertage in Berlin den erziehlichen Nutzen der gestaltenden Tätiagkeit anerkannt, und zwar in der Erkenntnis, daß die Lern⸗ schule innerlich durch die Arbeitsschule ergänzt werden müsse. Zum Ausbau und zur Vertiefung der Kurse des Seminars muß der staatliche Zuschuß wesentlich erhöht werden; die technische Arbeit in den Kursen muß wissenschaftlich vertieft werden, die Kurse müssen verlängert werden und eine Seminarübungsschule muß hinzutreten. Schon ohne staatliche Unterstützung haben wir durch die dankenswerte Mitwirkung der Verlagshandlung von Quelle u. Meyer in Leipzig das Organ „Die Arbeitsschule“ geschaffen, um diese pädagogische Idee zu verbreiten. Ich bitte nun den Minister, im nächsten Etat die Unterstützung für den Verein für Knabenhandarheit zu erhöhen. Wir dienen damit einem staatlichen Interesse. Für die Durchführung stehen uns vorzügliche Kräfte zur Verfügung. Auch in den Prä⸗ varandenanstalten müßte schon mit der Lehrerausbildung für die Arbeitsschulen eingesetzt werden.
Abg. Buttke (kons.): Wir erkennen dankbar an, daß die Re⸗ gierung für das Schulwesen, besonders für das Elementarschulwesen, Hervorragendes geleistet hat, und wir können der Regierung dafür nur aufrichtig danken. Gewiß, jedes Menschenwerk ist Stückwerk, und wer etwas aussetzen will, der wird auch dazu Veranlassung 6 Jedenfalls können wir nur auf das frreeudigste be⸗ grüßen, daß die Regierung den Bestrebungen der Lehrer so wohl⸗ wollend gegenübersteht. Allerdings habe ich noch einige Wünsche, die bisher unerfüllt geblieben sind, von denen ich aber hoffe, daß sie die Regierung berücksichtigen wird. Die Mittel, die in den Etat bei dem Titel: „Umzugskosten für Lehrer und Fahrgelder bei Vertretungen“ eingesetzt sind, reichen bei weitem nicht aus und müssen unter allen Umständen erhöht werden. Der Minister hat sich in der Kommission bereit erklärt, eine Er⸗ höhung des Titels vorzunehmen, aber bisher ist dies noch nicht er⸗ folgt. Die ärmeren ländlichen Gemeinden sollten vom Staate mehr unterstützt werden, da sie oft nicht in der Lage sind, die für die Schule erforderlichen Mittel aufzubringen. Diese Gemeinden sind oft genötigt, Lehrer anzustellen, die die zweite Prüfung nicht bestanden haben. Er⸗ freulich ist, daß die Lehrergehälter in den letzten 20 Jahren eine bedeutende Erhöhung erfahren haben, was allerdings zum Teil auf die verteuerten Lebensverhältnisse zurückzuführen ist. Die Vergütun der Ueberstunden, die sich in manchen ländlichen Gemeinden Khrlich auf 60 bis 70 Stunden belaufen, läßt zu wünschen übrig. Die niederen Küsterdienste sind des Lehrerstandes unwürdig. Eine der wichtigsten Aufgaben der Lehrer ist die Pflege und Erziehung der Jugend. Aus diesem Grunde ist es nötig, daß die Lehrer den Ort ihrer Tätigkeit nicht zu oft wechseln, damit sie Gelegenheit haben, mit den Kindern in engere Beziehung zu treten. Ich hoffe, daß die Regierung diese kleinen Wünsche erfüllt, dann wird auch Arbeitsfreudigkeit und Zufriedenheit die Lehrer beseelen. Die Lehrer müssen natürlich standesgemäß ausgestattet werden, und ich bitte den Minister, baldmöglichst die grundlegenden Bestimmungen über die Größe der Lehrerwohnungen auf dem Lande einer gründlichen Revision zu unterziehen. Wenn die Kinder heranwachsen und schul⸗ pflichtig werden, und wenn vielleicht ernste Tage eintreten und der Arzt in der Familie gebraucht wird und der Arzt dafür 25 oder 30 ℳ bekommen muß — billiger kann er es auf dem Lande nicht machen —, dann hält den Lehrer nichts mehr auf dem Lande, er strebt so bald wie möglich nach der Stadt, am liebsten dorthin, wo die großen Ortszulagen sind. Das sind die Hauptursachen, welche die Lehrer auf dem Lande nicht bodenständig werden lassen: die Wohnungsfrage, das Heranwachsen der Kinder und die Ortszulagen in den Städten. Deeshalb muß die Grundforderung die Gleich⸗ stellung aller Lehrer in Stadt und Land unter Fortfall der Orts⸗ zulagen sein. Ob der Ausgleich in der Höhe des Gehalts der Sekretäre der Staatsverwaltung bestehen kann, lasse ich dahingestellt. Wir wollen keine Ueberbürdung der leistungsschwachen Gemeinden, aber die Beibehaltung der Funktionszulagen würde dem Lehrer auf dem Lande es erleichtern, die Kosten der Familie zu tragen, und seine Boden⸗ ständigkeit ermöglichen. Die bürgerlichen Parteien sind darin einig, in absehbarer Zeit eine Revision der Gehälter eintreten zu lassen. Man kann die Klagen der Lehrer und auch vieler anderer Beamter verstehen. Nie hatten wir in so kurzer Zeit eine so erhebliche Steigerung der Ausgaben gehabt, wie gerade in den letzten drei Jahren, und doch kann ich einer Gehaltsregulierung jetzt kaum das Wort reden, weil ernstere finanzielle Fragen an uns als Deutsche und Preußen herantreten. Mehr als je weisen die Bajonette der Nachbarländer zu uns herüber, und in dieser ernsten Zeit müssen die Standesinteressen hinter den nationalen Interessen zurückstehen, es gilt, dem Vaterlande große Opfer zu bringen wie vor hundert Jahren, damit nicht wieder die Stunde kommt, wo das Vaterland in Gefahr ist.
Abg. Dr. Dittrich (Zentr.): Wir bestreiten gar nicht, daß der Staat die Aufsicht über die Schule hat, aber bei der eminenten Wichtigkeit der Schule für die Erziehung der Jugend muß auch die Kirche eine Mitaufsicht nicht nur über den Religionsunterricht, sondern auch über den gesamten Unterrichtsbetrieb nach der religiös⸗sittlichen Seite haben. Nichts anderes. Wir weisen den Vorwurf, daß die Kirche eine Herrschaft oder gar eine Alleinherrschaft über die Schule haben will, weit zurück, sie will nur eine Art Mitaufsicht, einen Platz an der Sonne in der Schule haben. Durch den Falkschen Schulerlaß von 1876 ist das Recht der Kirche auf die Leitung des Religionsunterrichts sehr einge⸗ schränkt worden. Der Abg. von Campe behauptet, daß der Abg. Heß sich in innere Angelegenheiten einer andern Konfession eingemischt habe, der Abg. Heß hat aber nur auf das Anwachsen des Unglaubens nicht nur in der evangelischen, sondern auch in der katholischen Kirche hingewiesen als eine bedenkliche Erscheinung, die auf die Schule einwirken könnte. Das war sein gutes Recht. Der Abg. von Campe hat sehr oft auf Erscheinungen innerhalb der katholischen Kirche hingewiesen, weil er die Besorgnis . batte, daß diese Erscheinungen auf das Staatsgebiet übergreifen könnten. Etwas anderes hat der Abg. Heß auch nicht 11“ befürchtete, daß gewisse Erscheinungen auf religiös kirchlichem Gebiet einen bösen Einfluß auf die Schule hätten. Die Ortszulagen sind eine ganz richtige Einrichtung, sie gleichen gewisse Unstimmigkeiten aus. Aber darüber wird mit Recht geklagt, daß die Genehmigung der Orts⸗ zulagen der Gemeinden eigenartig ist. Die Regierung in Koblenz hat z. B. die von Neuwied beschlossenen Ortszulagen nicht genehmigt, obwohl die Teuerungsverhältnisse und die sonstigen Voraus⸗ setzungen der Ortszulagen allgemein anerkannt sind, während anderswo, wo die Verhältnisse nicht Aumal. ge liegen, die Orts⸗
reußischen Staatsanzeiger.
1913.
zulagen genehmigt sind. Die Reform der Lehrerbildung ist ein dankenswertes Unternehmen, da von ihr die Volksbildung im all⸗ gemeinen bedingt wird. Wir begrüßen es auch mit Freude, daß an den Präparandenanstalten zwei Lehrer als ordentliche Lehrer mit dem Gehalt der Seminarlehrer angestellt werden sollen; dadurch wird die rasche Ab⸗ wanderung der jungen Lebhrer von den Präparandenanstalten wenigstens einigermaßen beseitigt. Auch darüber freuen wir uns, daß die Vor⸗ steher das Einkommen der Seminaroberlehrer erhalten sollen. Aus den gesteigerten Anforderungen der Lehrpläne an den Seminaren wird allmählich eine Akademisierung folgen, womit nicht gesagt werden soll, daß die jetzigen Seminarlehrer sich nicht bemüht hätten, den wissenschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden. Die Einführung der Prorettorstelle hat in interessierten Kreisen fast allgemeinen Unwillen erregt. Man sieht darin vor allem einen Ein⸗ griff in die Geschlossenheit des Lehrerkollegiums. Die Einrichtug der akademischen Kurse scheint mir zwar eine ganz brauchbare Ein⸗ richtung zu sein, aber ich glaube, daß sie in Zukunft wegfallen kann, weil sie nicht notwendig sein wird.
Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten D. Dr. von Trott zu Solz:
Meine Herren! Ich möchte zu diesem letzten Punkt einige Worte sagen.
Es ist richtig, daß der Streit über den Charakter der Schule in Bütow schon seit mehreren Jahren schwebt. Der Herr Vorredner irrt aber, wenn er annimmt, daß die Angelegenheit sich bei der Unterrichtsverwaltung befände. Ueber sie hat der Provinzial⸗ rat zu entscheiden, allerdings nicht unbedingt endgültig; deshalb hat der Oberpräsident in meinem Auftrage gegen den ergangenen Be⸗ schluß des Provinzialrats die noch zulässige Klage an das Oberver⸗ waltungsgericht gerichtet, weil ich den Wunsch hatte, daß die strittige Frage in der höchsten Instanz entschieden werde, die nach dem Gesetz gegeben ist. Dort liegt die Angelegenheit augenblicklich.
Es ist also, glaube ich, von seiten der Unterrichtsverwaltung das, was sie nach den gesetzlichen Bestimmungen tun konnte, getan worden: die strittige Frage ist vor den obersten Gerichtshof gebracht worden.
Abg. Heine (nl.): Ich bitte den Minister, darauf hinzu⸗ wirken, daß die Kreisschulinspektoren eine Bezahlung erhalten, die ihrer Arbeit und Stellung wenigstens einigermaßen entspricht. Eine große Unzufriedenheit herrscht unter den Lehrern über die ver⸗ schiedenartige Festsetzung der Ferien an den verschiedenen Schulen. Ich bitte den Minister, zu erwägen, ob die Ferien an den Volks⸗ nicht den Ferien an den höheren Schulen angepaßt werden önnen.
Abg. Ramdohr (freikons.); Die Lehrer sollten endlich einnal von den niederen Küsterdiensten befreit werden. Dies ist schon des⸗ halb nötig, damit endlich die große Ungleichheit bei der Pensionierung der Lehrer beseitigt wird. Die Entschädigung für die sogenannten höheren Kirchendienste, die vielfach nur 150 ℳ beträgt, muß bedeut erhöht werden. 1
Die allgemeine Besprechung wird geschlossen. Persönlich bemerkt
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.): Der Minister hat behauptst, ich hätte die großen Vorzüge des Lehrer⸗ besoldungsgesetzes nicht richtig gewürdigt. Demgegenüber stelle ich fest, daß ich an die Spitze meiner Ausführungen den Satz gestellt habe, daß das Lehrerbesoldungsgesetz ein großer Fortschritt sei. Ich habe auch nicht eine baldige Aenderung des Gesetzes verlangt. DHie Unterstellung des Ministers, als ließe ich mich durch die Neu⸗ wahlen in meinen Ausführungen bestimmen, muß ich energisch zurück⸗ weisen.
Abg. Dr. von Campe (nl.): Der Abg. von Zedlitz hat heute bedauert, daß das Besoldungsgesetz nicht in seinem Sinne zustande gekommen sei, und hat dies auf meinen Einfluß zurückgeführt. Sie überschätzen mich aber. Ich fühle mich nicht gewandt genug, den Vielgewandten des Hauses zur Strecke zu bringen.
Abg. Hof f (fortschr. Volksp.): Durch den Schluß der Debatte bin ich verhindert, die Angriffe des Abg. Heß gegen den deutschen Lehrerverein gebührend zurückzuweisen. Ferner ist es mir unmöglich, eine Reihe von Beschwerden aus Kollegenkreisen hier vorzubringen. Ich betrachte den Schluß der Debatte als eine Vergewaltigung.
Zur Geschäftsordnung bemerkt
Abg. Dr. von Campe (nl.): Ich habe die Erklärungen des Ministers über die Prorektoren so aufgefaßt, daß, sobald geeignete Kursisten zur Verfügung stehen, demnächst nichts dem im Wege stehe, auch diesen Kursisten die Prorektorstellen zugängig zu machen. Aus der zustimmenden Bewegung des Ministers ersehe ich, daß diese meine Meinung zutteffend ist.
Unter diesen Umständen und in der Voraussetzung, daß unser An⸗
trag angenommen wird, sind meine des Prorektors zu stimmen. 1
Abg. Dr. Heß (Zentr.): Durch den Schluß der Debatte bin ich verhindert, die in Aussicht genommenen Behauptungen des Abg. Hoff schlagend zu widerlegen. 8
Eine Reihe von Titeln für das Elementarschulwesen wird bewilligt. Die gestern mitgeteilten Anträge des Abg. Dr. von Campe und der Budgetkommission werden angenommen. Ein Antrag der fortschrittlichen Volkspartei, die neuen Prorektor⸗ stellen an den Seminaren zu streichen, wird abgelehnt.
Gegen 5 ½ Uhr vertagt das Haus die weitere Beratung des Kultusetats auf Freitag, 10 ü
Freunde bereit, für die Positio
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Weizeneinfuhr in Marseille. ““
a. ochenberichten der in Marseille erscheinend 1 „Le Sémaphore“ hat di izenei feütle ng Seee die Weizeneinfuhr nach Marseille auf dem in der Zeit vom 9. bis 14. März davon aus Rußland. in der Zeit vom 16. bis 21. März . davon aus Rußland . . in der Zeit vom 23. bis 28. März. davon aus Rußland. in der Zeit vom 30. März bis 4. davon aus Rußland. 1““ 8 aSn dn Hollniederlagen in Marseille bef vom 5. April 1913.)
166 366 g2
85 218
191 740 11““ 58 744 1“ 1 997 8 April . 140 183 8 1 Mar anden si (Bericht des Kaiserlichen Konsuls in Thch an