1914 / 40 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Feb 1914 18:00:01 GMT) scan diff

Weid

zu ph Kat,

lehre,

Prof.

I. St

Kün

Prof.

zucht.

Recht verwe

Priv. techni

ihrer

woch, 1914, zur n

schaft

Landmess

gangenen Bestimmungen akgelegt haben. eine Prüfungskommission für Landmesser. üüfung kann eine umfassendere Prüfung in unden

befriedigend abgelegt

Landwirtschaftliche Betriebslehre N. N.: Experimentg pir Wetterkunde); Landwirtsch.

chemie; Chemische

messen

¹. Stereometrie, für 1. Studienjahr;

Priv.⸗Dozent Dr. (J. Teil). Privp.⸗Dozent Dr. Samel: Die Figur der Erde. „Dozent Dr. Schmidt: Koloniale Landwirtschaft.

Außerdem finden landwirtschaftliche, sorswirtschaftliche, kultur⸗ sche usw. Ausflüge in die nähere Umgebung sowie in die be⸗ nachbarten Provinzen und in das Ausland statt.

Den Studierenden ist Gelegenheit gegeben, zur Erweiterung

zum Deutschen

Amtliches.

önigreich Preusten. Verzeichnis der Vorlesungen

an der Königlichen landwirtschaftlichen Akademie Bonn⸗ Poppelsdorf

(in Verbindung mit der Rheinischen Friedrich⸗ Wilhelm 6.Universität Bonn)

im Sommerhalbjahr 1914.

An der landwirtschaftlichen Akademie zu Bonn⸗Poppelsdorf werden

m Som lbj 914 haltes. merhalbjahr 1

Svezien Pflanzenbau (Hülfenfruchtbau); Feldfutterbau, Wiesen⸗ und

folgende Vorlesungen und Uebungen ge⸗

Allgemeiner

ne Re Pflanzenbau (Düngerlehre);

d Uebungen in der Bodenabschätzung.

sekultur; Demonstrationen und Ue⸗ 8 . e en: Rindviehzucht; Schafzucht; Molkerei⸗ wesen; cg, dr. Rafchsssnahmen zur Förderung der landwirtsch. Tier⸗

öö Landwirtschaftliche Demonstrationen auf dem akademischen

Praktikum (in Verbindung mit Dr.

Milchwirrschaftliches

8 in an: Betriebslehre (II. Teil); Eute Ditopshof. Proß, Srrhr⸗ nree mdwirtschaftliches Semirat; andwirtschaftliche uchführnnge (iüe erteöate e Pee Sr

lohvsik (I. Teil; Schall, Licht, Wärme und Maschinenkunde mit Uebungen; Anleitung vsikalisch Experimenten. Prof. Dr. Kreusler, Geh. Reg.⸗ sita is hen Grundzüge der Chemie; Organische Experimental⸗ Direktor; Besprechungen und Anleitung zu Versuchen*)

Hrof rnicke: Spezielle Botanik (einschl. Pflanzen⸗ ö Dr. 1 Allgemeine Bakteriologie; Pflanzenpbysiologische u. ran heiten); Uebungen; Botanische Exkursionen; Demonstrationen mitrostean. Garten. Prof. Dr. Hagemann: Physiologie der hr ökon boDemonstrationen zur Vorlesung über Physiologte; Sinnes⸗ Hense. (für Geodäten). Prof. N. N.: Baustofflehre; Bauverband⸗ Phystoloeeserbau. Prof. Müller: Nivellieren, für I. Studienjahr;

ihre ndchig. Rechnen, für 1. Studienjahr; Ausgleichungsrechnung, für

di Stsczungsrechnung, Trassieren und Nivellieren), für 1I. Studien⸗

hr; Trassieren, für II. Studienjahr; Geodätisches Semirar Geodätische Uebungen: Nivellieren, für I. Studienjahr, Tras⸗

n und Nivellieren, für II. Studienjahr; Geographische Orts⸗ senim mung für Fortgeschrittene. Prof. Hillmer: andmeß⸗ und

Instrumentenlehre, für I. Studienjahr; Landmeß⸗ und Instrumenten⸗ ür

II. Studienjahr;

Geodätisches und Instrumentenlehre),

für II. Studienjahr; Landmeßlehre, für 1. und II. Studienjahr; und Nivellieren mit Uebungen für Landwirte. Ruhm: Algebra, für 1. Studienjahr; Darstellende Geometrie Analvtische Geometrie, für udienjahr; Mathematische Uebungen, für I. und II. Studien⸗

Seminar (Land⸗ Geodätische Feld⸗

jahr (I. Studienjahr Trigonometrie). Prof. Dr. Wygodzinski: Agrarpolitik; Genossenschaftswesen; Grundzüge des Finanz. und Steuerwesens; Kredit⸗, Bank⸗ und Börsenwesen; Volkewirtsch.

Uebungen; Volswirtschaftliches Seminar f. Vorgeschrittene (alle 14 Tage je 2 Stunden). Prof. Dr. Brauns, Geh. Bergrat: Geognosie; Mineralogische Urbungen; Geologische Ausflüge (nach Verabredung); Feldmann, Direktor der Genossenschafte bark für Rheinpreußen: Uebungen zur Genossenschaftspraxis. Kreistierarzt Dr. Grebe: Aeußere Krankheiten der Haustiere; Hufbeschlag und Geburtshilfe. Forstmeister, Prof. Hoffm ann: Forstwirtschaftliche Ausflüge.

Waldbau (II. Tril); Forstschutz; ü Regierungs⸗ und Geheimer Baurat zel: Kulturtechnische Uebungen, für I1. Studienjahr. Dr. Machol: Erste Hilfeleistung bei plötzlichen Unglucksfällen.

Prof. Dr. Neubauer, Direktor der landw. Versuchsstation in Bonn: Landwirtsch. Handelskunde. Hauptlehrer Oden: Bienen⸗

Tr. Reichensperger: Landwirtschaftliche Zoologie

(II. Teil). Dr. Schaffnit: Pflanzenschutz; Demonstrationen über Pflanzenschutz. Dr. Schauseil, Landesrat: Sozialversicherung. Amtsgerichtsrat, Prof. Dr. Schumacher: Verwaltungsrecht mit Uebungen; Landeskulturgesetzgebung mit Uebungen; Uebungen zur

s⸗ und Verwaltungekunde. N. N.: Gemüsebau⸗ und Gemüse⸗ rtung. Privatvorlesungen:

Hecker: Landwirtschaftliche Klimalehre

Fachausbildung an den umfassenderen Arbeiten und Uebungen der

Akademieinstitute teilzunehmen. Als solche kommen in Frage: Frag

1) Anleitung zur selbständigen Bearbeitung von Versuchsfragen

aus dem Gebiet der Boden⸗ und Pflanzenbaulehre,

Pflanzenzüchterische Nebungen,

3) Uebungen auf dem Gebiet der Tierzuchtlehre,

Uebungen in der Behandlung und Prüfung landwirtschaft⸗

Maschinen, 8 8

Selbständige Arbeiten im Botanischen Institut,

Ganztägiges Praktikum auf dem Gebiete der Anatomie und

Pbvsiologie der Tiere sür Vorgeschrittenere,

7) Anleitung zu selbständigen Arbeiten aus dem Gebiet der Volkswirtschaftslehre.

Zur Erlernung der Stenographie Stolze⸗Schrev) wird je ein einstür diger Kursus für Anfänger und für Fortgeschrittene von dem geprüften Lehrer der Sienographie H. Schneider abgehalten.

Die Aufnahmen neu eiatretender Studierender beginnen Mitt⸗

den 15. April, und finden bis einschl. Donnerstag, den 7. Mai statt. Später eintreffende Studierende haben die Genehmigung achträglichen Immatrikulation bei der Universität, unter Angabe

der Gründe ihrer verspäteten Meldung, schriftlich bei dem Direktor der Akademie m

ie landwirtschaftlichen und kulturtechnischen Vorlesungen be⸗ ] 88 22. April, die geodätischen Donnerstag, den 30. April 1914.

An (Geodäten Studium andwirtschaf fun

BHrifungen schaftslehrerprüfung Peäisenschaftlche Prüfung für Tierzu

werden Landwirte und Landmesser Die Landwirte können nach zweijährigem nach dreijährigem Studium die (nach diese

Vorsch ablegen. Außerdem ist eine

geltenden Vorschriften) bnfpekkoren- sgne sie la schaftlicher Verwaltungskunde und in Genossen⸗ E1“ in Preußen öffentlich angestellten er müssen die Landmesserprüfung nach den er⸗ i der te

Mit der Landmesser⸗

Landeskulturtechnik ver⸗ Prüfung müssen alle Landmesser mindestens haben, die bei Behörden, die dem preußischen

der Akademie ) auegebildet. Die eine Diplomprüfung,

swesen

werden. Diese

Verã

*) In Ersatz des chemischen Maktikums, welches wegen beulicher nderungen des Laboratorjums für dieses Semester ausfallen muß.

Akademie besteht

Erste Beilage

62 C.

Verlin Montag den 10. Fehrunr.

Landwirtschaftsministerium unterstehen, dauernd beschäftigt werden n. 8 boleh an der Akademie aufgenommenen Studierenden werden bei der Universität Bonn immatrikuliert und genießen alle Rechte von Universitätsstudenten. Neu eintretende Studierende haben bei der Meldung zur Aufnahme außer den Nachweisen über Schul⸗ und Berufsvorbildung ein Sittenzeugnis der Poltzeibehörde ihres letzten Aufenthaltsortes beizubringen, Minderjährige außerdem eine Ein⸗ willigungserklärung des Vaters oder des Vormundes. Kommen die Studierenden unmittelbar von einer anderen Hochschule, so ist das Abgangszeugnis von dieser vorzulegen und ein besonderes Sitten⸗ zeugnis nicht erforderlich. Ein Internat ist mit der Akademie nicht verbunden. Die Akademiker wohnen in Privathäusern. Wohnungen, mit und ohne Beköstigung, den verschiedensten Wünschen und An⸗ forderungen entsprechend, sind in ausreichender Zahl vorhanden.

Die Miete für ein Zimmer beträgt monatlich mit Frühstück etwa 30 ℳ, mit voller Beköstigung 70 und darüber. Mittags⸗ tisch im Gasthaus kostet etwa 1 ℳ. Die Kosten für den gesamsen Unterhalt eines Studierenden stellen sich bei mittleren Ansprüchen etwa auf 120 monatlich, also im Jahre (für acht Studtenmonate) auf rund 900 bis 1000 (ohne Studienhonorar). 8

Das Studienhonorar beträgt 120 ℳ, für Reichsausländer 180 für jedes Halbjahr und muß am Anfange des Halbjahrs entrichtet werden. Bei nachgewiesener Bedürfligkeit und Würdigkeit kann das Honorar preußischen Staatsangehörigen vom zweiten Studienhalbjahr ab innerhalb der zulässigen Zahl von Freistellen ganz oder teilweise erlassen werden. Auch gewährt das Ministerium einzelnen bedürftigen Studierenden preußischer Staatsangehörigkeit, die sich durch Fleiß und Wohlverhalten auszeichnen, Studienbeihilfen.

Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter⸗ zeichnete gern bereit, nähere Auskunft zu erteilen. Drucksachen über die Einrichtungen der Akademie sowie Lehrpläne versendet das Sekretariat der Akademie auf Ersuchen kostenfrei.

Bonn, im Januar 1914.

Der Direktor der Königlich landwirtschastlichen Akademie: Kreusler, Geheimer Regierungsrat.

8 Deutscher Neichstag.

214. Sitzung vom 14. Februar 1914, Vormitlags 10 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der zweiten Beratung des Etats für das Reichsamt des Innern.

Ueber den Anfang der Sitzung ist in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Bei dem um 2000 auf 6000 erhöhten Beitrag für den Verband der deutschen gemeinnützigen und unparteiischen Rechtsauskunftsstellen bemerkt der

Abg. Schiffer (nl.): Es war nicht sehr vorsichtig von dem sozialdemokratischen Redner, von dem großen Vermögen der In⸗ nungen zu sprechen angesichts der ungeheuren Summen, die die Ge⸗ werkschaften aus den Beiträgen der Arbeiter angesammelt haben. Die Erhöhung der vorliegenden Position um 2000 ist viel zu gering. Der Mittelstand ist am meisten Täuschungen ausgesetzt. Der kleine Mann läßt sich durch Vorspiegelungen verleiten, sein Geld in schwindelhafte Unternehmungen zu stecken. Diesem Schwindelwesen kann nur in zentralisierter Form entgegengetreten werden durch eine Sammelstelle, die Auskunft gibt über die Schwindelfirmen. Das

esschieht durch den hier in Rede stehenden Verband. Es ist praktische Mittelstandspolitik, für diesen Zweck stärkere Reichsmittel, zur Ver⸗ fügung zu stellen. Mit dem bloßen Wohlwollen ist es nicht getan. Man sollte den Beitrag erheblich vermehren.

Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald: In den letzten Jahren hat ständig eine Erhöhung dieses Titels stattgefunden. Wir werden prüfen, ob es möglich sein wird, die Position entsprechend zu erhöhen. Der Verband wird auch vom preußischen Handels⸗ minister unterstützt.

e Die Fegerehc von 46 000 als erste Rate des auf 200 000 bemessenen Reichsbeitrags zu den Kosten der Vor⸗ bereitung und Durchführung der Olympischen Spiele in Berlin 1916 hat die Budgetkommission gestrichen.

Von den Nationalliberalen, der fortschrittlichen Volks⸗ partei und den Deutschkonservativen ist die Bewilligung der Forderung beantragt.

Abg. Rühle (Soz.): Wenn gleichmäßig alle Sport⸗ und Turn⸗ vereine beteiligt würden, würden die Sozialdemokraten ohne weiteres für die Forderung sein und sogar eine Erhöhung befürworten. Für diesen Zweck ist uns kein Opfer zu groß. Wir haben jederzeit, wenn es sich um die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit usw. handelte, die größten Summen befürwortet. Wenn wir für die vorliegende Forderung nicht sind, so deshalb, weil uns hierfür die nötige Vor⸗ bedingung zu fehlen scheint. Wer soll der Empfänger der 200 000 sein? Die Regierung hat eine große Zahl von Sportvereinen ge⸗ nannt, an der Spitze die nationale deutsche Lurn efchaft Daß es daneben noch Arbeiterturnvereine im Arbeiterturnerbund gibt, daß es eine Unmenge von Arbeitersportvereinen gibt, davon hat die Regierung keine Notiz genommen. Gerade die Arbeiterturn⸗ und die Arbeiter⸗ sportvereine sind ausgeschlossen von dieser Unterstützung. Gerade die Mitglieder dieser Vereine sind benachteiligt gegenüber anderen Be⸗ rufsständen. Ihre Gesundheit ist fortgesetzt Gefahren ausgesetzt, sie bedürfen der Erholung am allermeisten. Wenn schon Turn⸗ und Sportvereine Anspruch auf Unterstützung aus öffentlichen Mitteln haben, so sind es die Arbeiterturn⸗ und Arbeitersportvereine. Die amerikanischen Sportbestrebungen sind ungesund und schädlich. Man treibt heute nicht Sport, um den Körper zu kräftigen, sondern um des Sportes wegen. Der Sport ist Selbstzweck geworden. Man will sportliche Höchstleistungen erzielen, Rekords aufstellen und schlagen. Das ist eine durchaus ungesunde Entwicklung. Der Verein Berliner Turnlehrer hat sich gegen diese Erscheinung gewandt. Auch in Amerika warnt man vor einer solchen Entwicklung. Aber gerade diese Sportvereine kommen im Reichsausschusse zur Geltung. Die ganzen Olympischen Spiele sind aufgebaut auf dem Prinzip des Wettbewerbs. Die Arbeiterturnvereine haben sich davon freizuhalten gewußt. Diese aber sind ausgeschlossen worden, weil der Regierung die Gesinnung und die Ueberzeugung, die sich in ihnen kundgibt, nicht gefällt. Dadurch wird die Unterstützung der Olympischen Spiele für uns zu einer poli⸗ tischen Angelegenheit, zu einer Brüskierung der Arbeiterschaft, und wir lehnen sie deshalb ab. Die Arbeiterturn⸗ und Sportvereine werden täglich gedrückt, verfolgt und in ihrer Wirksamkeit gehemmt, trotzdem sie keine politischen Vereine sind, wofür nie die Spur eines Beweises erbracht worden ist. Die Leidensgeschichte des Berliner Vereins Fichte spricht geradezu Bände. Gegenüber diesen Ver⸗ folgungen verblassen die Bedrückungen des Bürgertums in der vor⸗ märzlichen Zeit. Dem Sohne eines auf der Grube Achenbach Ver⸗ unglückten wurde direkt erklärt, er würde der Fürsorgeerziehung über⸗

eben werden, wenn er nicht dem Arbeiterturnperein den Rücken kehre. ir müßten die Ehre der deutschen Arbeiterschaft schlecht zu wahren

Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Stag

Fzanzeiger.

wissen, wenn wir uns dazu hergeben wollten, hier auch nur einen Pfennig für die Olympischen Spiele herzugeben, für Korporationen, denen man die politische Gesinnungslosigkeit als Tugend anrechnet. Es wird der Ehre und dem Ansehen des deutschen Volkes besser edient, wenn man diese Methode einer ungerechten Behandlung der Krbeiterklasse abschafft. Aus allen diesen Gründen halten wir an dem Heschlng 88 Budgetkommission fest und lehnen die dazu gestellten

nträge ab.

nträge, Stoeve (nl.): Die Rede des Vorredners kann nur dazu beitragen, die noch zur Bewilligung zu veranlassen, die vielleicht noch abseits stehen. Auf seine freiheitliche Gesinnung sollte ja niemand verzichten. Gerade die Beteiligung an den Olympischen Spielen setzt eine freiheitliche und nationale Gesinnung im weitesten Sinne des Wortes voraus. Es handelt sich um keine große Summe, außerdem haben wir eine Pflicht gegenüber dem Auslande zu erfüllen. Ich erinnere an die gastfreundliche Aufnahme in Schweden. Wir. dürfen es darum nicht versäumen, Gastgeber für andere Nationen zu sein. Es beteiligen sich 1916 bei uns 25 Nationen an diesen Spielen. Da können wir doch nicht mit leeren Händen dastehen. Es sollen keine Feste gefeiert und Rekorde gedrückt werden. Wir wollen nur für die Zukunt unseres deutschen Vaterlandes sorgen, daß unsere Jugend ein starkes Geschlecht wird. Wir tun ein gutes Werk, wenn wir diese Mittel bewilligen und die Anträge auf Wiederherstellung der Re⸗ ierungsvorlage annehmen. Es dürfte sich jedoch empfehlen, die Ab⸗ linwenct erst am Dienstag vorzunehmen.

Abg. von Massow (dkons.): Der Begründung der Vorlage der Regierung brauchte man eigentlich kein Wort hinzuzufügen. Es ist deshalb beantragt worden, die Position wieder herzustellen. Man⸗ wird sehr bald erkennen, welch ungeheuren Wert die körperliche Aus bildung hat. Wenn auf einem störrischen Gaul ein kleines schmäch⸗ tiges Schneiderlein oder ein Bauernbursche sitzt, der eine ängstlich und der andere keck und frei, dann wird der Gaul natürlich dem letzteren gehorchen. Hier sieht man, was körperliche Erziehung und schwere Arbeit von Jugend auf bedeutet. Das haben die anderen Nationen auch erkannt und sind deshalb auf die Olym⸗ pischen Spiele zurückgekommen, die zum ersten Male in Athen statt⸗

’enhe, haben. 1916 werden alle Nationen der Welt ihr bestes Material hierher schicken, und unsere Jugend wird Gelegenheit haben, damit in Wettbewerb zu treten und hoffentlich die Siegespalme zu erringen. Die Spiele müssen aber organisiert werden, und das kostet Geld. Wir haben hier das wundervolle Stadion, sohch für die Platz⸗ frage gesorgt ist. Wir müssen aber auch die Gastfreundschaft er⸗ widern, die wir überall genossen haben, wo unsere Turner und Sportleute hinkamen. Wir wollen doch nicht einfach Kostgänger von anderen Nationen sein und bei anderen Nationen nassauern. Man würde im Auslande eine Ablehnung nicht verstehen. Der Reichstag würde höchstens von neuem seine Zerfahrenheit dokumentieren. Die von der Reichsregierung ausgesetzte Summe soll überhaupt nicht ein⸗ zelnen zugute kommen, sondern den Sportvereinen, also gerade Ver bänden, die unserer Jugend Kraft stärken wollen. Man wirft der Regierung immer vor, daß sie so wenig für Ertüchtigung des Volkes Wir nahmen im Vorjahre eine Resolution an, in der die Reichsregierung geradezu aufgefordert wurde, etwas zu tun. Auch eine andere vom Reichstag angenommene Resolution spricht davon, daß die Jugend durch eine bessere geistige und körperliche Ausbildung zu Wehrhaftigkeit erzogen wird. Gerade die Olympischen Spiele si ein Haupthebel für die Betätigung dieser Bestrebungen. Die deutsche Jugend bedarf dringend der Förperlichen Ausbildung, sie darf nich im einseitigen Wissen erzogen werden, es muß in ihr bei alle realistischen und Negacisrschern Gelehrsamkeit der Wille gestärk und die körperliche Ausbildung gefördert werden. Wenn einer nach der Tagesarbeit noch eine oder zwei Stunden turnt oder sportlichen Uebungen huldigt, dann ist er auch froh, wenn er um 9 oder 10 Uhr in der Klappe liegt, dann wird er auch am anderen Morgen frisch an Seele und Körper aufstehen. Ich hoffe, daß der Reichstag unsere Anträge einstimmig annehmen wird. Abg. Dr. Müller⸗Meiningen (fortschr. Volksp.): Es hat tat⸗ sächlich im Inlande und Auslande peinliches Aufsehen erregt, daß die 11 den hier geforderten kleinen Betrag abgelehnt hat. Man sollte auch meinen, die Sache lasse sich ohne jede partei⸗ politische Nuance behandeln. Aber ich bedauere im allerhöchsten Maße, daß es keinem geringeren als dem Präsidenten des Reichs ausschusses für die Olympischen Spiele gelungen ist, noch im letzten Moment durch seine merkwürdigen Aeußerungen das Unternehmen das er vertritt, zu schädigen; man muß von ihm verlangen, daß er sich nicht in einer solchen Weise äußert, wie wir sie ja bei diesem Herr schon öfter erlebt haben, die ihn aber nicht befähigt, an der Spitz eines solchen Ausschusses zu stehen. Der Herr hat den Reichsta mit Peter Schlemihl verglichen, der über seinen eigenen Schatter springt. Ich möchte die bitten, daß sie den Präsidenten de Reichsausschusses etwas an die Kandare nimmt, daß er ein solches Verfahren nicht beobachtet. Ich finde es sehr bedauerlich, daß auch af dieser Stelle der Geist des traurigen Separatismus auftritt, der unse ganzes deutsches geistiges und Kulturleben lähmt, der Geist de politischen und konfessionellen Separatismus. Unzweifelhaft ist die kleinliche Nadelstichpolitik gegen die Arbeiterturnvereine Wasser auf die Mühle der Sozialdemokratie, und diese Politik muß auch von uns mißbilligt werden; daß sie wirkungslos bleiben muß, beweist ja Süd⸗ deutschland. Aber ich möchte auch protestieren gegen die Angriffe, die ihr Redner heute auf die deutsche Turnerschaft richtete, als ob⸗ dieser Gesinnungslosigkeit als Tugend angerechnet wird; das ist ein ungeheuerlicher Vorwurf, den wir mit aller Energie zurückweisen müssen. Diese Angriffe beruhen auf maßlosen Uebertreibungen; Fehler werden überall gemacht, aber von einer solchen Gesinnungslumperei und Denunziation ist keine Rede, die deutsche Turnerschaft ist frei von solchem System politischer Einseitigkeit, es wird kein Verzicht auf freiheitliche Gesinnung verlangt. Es handelt sich hier einmal um eine Frage der internationalen Courtoisie. Von 1896 an in Athen haben wir die Gastfreundschaft fremder Nationen genossen. Eine solche Veranstaltung muß auch ein großes reiches Volk wie das deutsche über⸗ nehmen. Es wäre gut, wenn gewisse deutsche Sportkreise sich das englische Beispiel und den englischen Stolz etwas vor Augen hielten; ein gewisses Gefühl der Ueberlegenheit schützt dort gegen die ganz falsche sklavische Herübernahme amerikanischer Verhältnisse, die eben bei unseren ganz anderen sozialen und wirtschaftlichen Anschauungen nicht blind auf Deutschland übernommen werden können. Es sind auch im Reichsausschuß Freunde dieser Richtung vorhanden; aber wer das will, versündigt sich an den großen Gedanken, die wir auch bei dieser Gelegenheit fördern wollen. Es war ein Zeichen des dekadenten Hellas, als man Massen von Tagedieben heranzüchtete, die sich lediglich dem Sport widmeten. Auch in Amerika fürchtet man bereits daß die Sportpflege in solche falschen Bahnen gerät, vor denen ich unsere deutsche Bewegung bewahren möchte. Unsere deutsche turnerische Eigenart ist wert, geachtet zu werden, sie wird geschätzt in der gan en Welt, unser altes friderizianisches Schulturnen erregt die S rung der ganzen Welt, es kann kaum Besseres geben. Die ganze deutsche Turnerschaft hat die moderne leichtathletische Bewegung miil⸗ gemacht. Es muß also Pflicht des Reichsausschusses und der be⸗ keiligten Behörden sein, einer bedenklichen Entwicklung unseres ganzen Turn⸗ und Sportwesens in Deutschland energisch entgegen Es ist hier nicht die Frage, ob nati e Feeh286 8 Frage, ob nationale oder internationale Weit⸗

kämpfe das bessere seien; aber es ist communis opinio, daß es keine Olympischen Spiele gibt ohne ein kräftiges Volk, und daß kein kräf⸗