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fänden. Ja, meine Herren, das ist ja nur in der Einschränkung mög⸗ lich, wie ich es eben gesagt habe. Weiter aber ist ja noch gar nicht nachgewiesen, daß wir einen Ueberschuß von Bevölkerung haben, daß eine dira nesessitas vorliegt, Deutsche in die Kolonien als Siedler senden zu müssen. (Lebhafte Zustimmung im Zentrum und links.)
Der Herr Abgeordnete Keinath — und ich glaube, auch der Herr
Abgeordnete Dr. Oertel — sind mit meinen Ausführungen über die Besiedelung Afrikas einverstanden. Beide Herren haben aber noch den einen Wunsch, daß die Regierung auch denjenigen Pionieren, die sich über die von mir gestellten Bedingungen oder Erwägungen hinweg⸗ setzen und auf eigene Faust die Chancen auf sich nehmen, draußen in Afrika Ansiedler zu sein, freundlich und nicht hindernd entgegenkommen solle. Ich kann Ihnen die Erklärung geben, daß diesen Herren, die ich zwar nicht ermutige, keinerlei Schwierigkeiten bereitet werden ollen. b Damit verlasse ich das wesentliche Gebiet der Siedlungen, und möchte Sie nur bitten, meine Herren, in dieser außerordentlich wich⸗ ligen Frage mit der Verwaltung konform zu gehen. Es ist eins der wichtigsten Kolonialprobleme, das wir zu lösen haben, und ich glaube, es ist im Interesse des deutschen Volkes nötig, daß wir darin einig sind, einmal damit nicht falsche Hoffnungen im deutschen Volke über die Natur unserer Schutzgebiete erweckt werden, und zweitens, damit sie durch Pessimismus nicht diskreditiert werden. (Zustimmung.)
Ich komme nun zum Schutzgebiet von Deutsch Südwestafrika. Diese unsere Siedlungskolonie hat sich auf der Basis der Farmwirt⸗ schaft allmählich günstig weiter entwickelt. Aber, meine Herren, die wichtigste Aufgabe in Deutsch Südwestafrika ist die Wassererschließung. Von dem Maße der Wassererschließung dürfte es abhängig sein, in welchem Umfange diese Kolonie wirklich eine echte Siedlungskolonie für uns wird. Ich habe schon eingangs bemerkt, daß die Ausgaben für die Wassererschließung unmöglich von den einzelnen Farmern und Pflanzern geleistet werden können; dazu muß in systematischer Weise von der Regierung mit den ihr zur Verfügung stehenden Fonds ge⸗ arbeitet werden. Die Landwirtschaftsbank in Südwestafrika, die im letzten Jahre ihre Tätigkeit angefangen hat, wird darin Gutes leisten können, und sie hat bereits den Anfang gemacht, die Ansiedler mit den ihr von dem hohen Hause zur Verfügung gestellten Mitteln zu unterstützen. Wie wir uns diese Unterstützung denken, das sehen Sie aus dem Ihnen vorgelegten Ergänzungsetat, der gegenwärtig das Skadium der Budgetkommission noch nicht passiert hat, den ich aber auch von dieser Stelle aus den Mitgliedern der hohen Kommission warm ans Herz legen möchte.
In dem Ausbau der Selbstverwaltung, die soeben auch Herr Abg. von Böhlendorff berührt hat, ist bereits weiter fortgeschritten worden, indem wir dem Landesrat die Beschlußfassung über wichtige Materien der Gesetzgebung des Schutzgebietes überwiesen haben. Ich glaube, daß das nicht nur in der Kolonie, sondern auch in diesem hohen Hause Beifall finden wird.
Mit erhöhter Aufmerksamkeit hat sich auch die Regierung den Aufgaben des Sanitätswesens nicht nur der Weißen, sondern auch der Eingeborenen hingegeben. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Geradeaus!) Ich gebe Ihnen gern zu, daß für das Sanitätswesen in unseren Kolonien bei weitem nicht so viel geschehen ist, wie ich wünsche, und wie es auch der Wunsch des Hauses ist. Immerhin möchte ich, an dieser Stelle vorausgreifend, Ihnen eine kurze Statistik vorlesen über diejenigen Summen, die die Regierung allein in den letzten sechs Jahren für das Sanitätswesen in den gesamten Kolonien ausgegeben hat. Die Statistik, die mir vorgelegt ist, fängt mit dem Jahr 1909 an und endigt mit dem laufenden Jahre. Es haben sich die Summen gehoben von 2 Millionen im Jahre 1909 bis auf 6 Millionen — pauschaliter — im Jahre 1914. Das ist eine Ge⸗ samtausgabe nur vom Jahre 1909 ab von 26 187 961 ℳ, immerhin etwas Beträchtliches, wenn man bedenkt, daß die afrikanischen Kolonien vor der Besitzergreifung dieser Hilfe überhaupt völlig entbehren mußten.
Ich komme zu Deutsch Ostafrika. Deutsch Ostafrika ist mir aus eigener Anschauung bekannt; ich war Lor 15 Jahren Bezirksrichter da und habe es jetzt nach 15 Jahren wiedergesehen, und kann sagen, ich war selten in meinem Leben so freudig überrascht, als die blühende Entwicklung und den Unterschied zu sehen von dem Daressalam und dem Deutsch Ostafrika, wie ich es damals kennen gelernt hatte, und dem, was ich jetzt gesehen habe. (Hört, hört! rechts.) Es befindet sich in einem erfreulichen Aufschwung, auch in bezug auf den Handel hebt es sich, trotz der augenblicklich vorhandenen bedauernswerten Kautschukkrisis. Die Hauptaufgabe bildet die Ausbreitung des Bahn⸗ netzes. Ich spreche über die Bahnpolitik nachher noch ausführlicher. Das Bahnnetz soll speziell in Ostafrika den Zweck haben, die ent⸗ fernteren Landschaften dem Haushalt des Schutzgebiets finanziell an⸗ zugliedern. Zu erwarten steht auch eine Erhöhung der Entwicklung der Eingeborenenkulturen. Von dem europäischen Plantagenbau in Ostafrika habe ich den erfreulichen Eindruck gewonnen, daß er durch⸗ schnittlich mit Ausnahme der Kautschukplantagen gut steht, insonder⸗ heit blühen die Sisalpflanzungen und Kaffeepflanzungen am Kiliman⸗ dscharo und am Meruberg.
komme ich zu Kamerun, das ich jetzt zum ersten Male ge⸗ sehen habe. Man soll nicht prophezeien, denn es ist vermessen, die Zukunft vorauszusagen. Aber, meine Herren, ich glaube, ich kann mit gutem Gewissen aussprechen, daß Kamerun eine unserer besten und uns am besten zahlenden Kolonien werden wird. Das ist keine Prophezeihung; denn ich bin in der glücklichen Lage gewesen, 8 Jutunft Kameruns schon zu sehen. Die Zukunft Kameruns habe gesehen in dem benachbarten Nigetia. Die Verhältnisse dieser i mit einander zu vergleichen, ist außerordentlich inter⸗
beiden Kolonie gerka ast etrsas größer, es hat erheblich mehr Einwohner;
essant. N er die Konsiguration des L
ist ähnlich wi Landes und die Verteilung der Stämme
1 e in K b . Kolonien gleich. ““ Auch ist die Fruchtbarkeit in beiden nöchts fast annehmen — aber als vorsichtiger
scch kei 3 Kultur der Dethalme Kanezaedtüngen 1““ mit seinen höheren Nied d
erschlägen
seinen größeren Urwald 1 zonen 8 Nigeria hat in den letzten Iahee ,,6s 8 Fsssfia; und
Oelpalme von — ich glaube, es sind 86 “ von Produkten der Wenn ich also für Kamerun prophezeie Mark, gehabt. keine Vermessenheit, sondern es ist ein ben so ist das werden Kamerun mit einem Male von der 1he Wir n der es sich jetzt befindet, zu einem schnellen En vntwicklung, wenn wir uns dazu entschließen können, die Bahn von dem S
porblühen bringen, nach dem Norden zu bauen. Ich meine hier nicht ohne weiteres
den Ausbau der schon jetzt Nordbahn genannten Bahn, ich meine überhaupt einen Anschluß des Nordens, meinetwegen an die Nord⸗
bahn oder an das vorhandene System der Mittellandbahn. Oben am Tschad⸗See habe ich leider die Völker nicht besuchen können, die ich gern gesehen hätte, denn die Reise dahin dauert wochenlang. Ich habe aber dieselben Völker, die da oben alte Kulturen hervor⸗ gebracht haben, in der benachbarten Kolonie Nigeria gesehen, und das hat mir den Mut gegeben, ohne die Rentabilität einer solchen Bahn ängstlich zu kalkulieren, Ihnen den Vorschlag zu machen: bauen Sie die Bahn oben nach dem Norden (Bravo!l rechts.), und wir werden in Kamerun das erzielen, was Nigeria Dank der klugen Vor⸗ aussicht und dem Instinkt der Engländer für koloniale Bahnen bereits genießt.
Das Hauptprodukt von Kamerun ist die Oelpalme. Ich möchte da das Wort wiederholen, das die Kameruner Ansiedler dem be⸗ suchenden Fremden gern entgegenhalten: „Unser Land ist so frucht⸗ bar, daß, wenn wir einen Spazierstock in die Erde stecken, daraus eine Palme wächst.“ (Große Heiterkeit.) Meine Herren, das ist symbolisch für die Fruchtbarkeit des Landes, und es ist symbolisch für die Hoffnungsfreudigkeit und Zuversicht der Ansiedler, und das ist gut. Ein Pessimist soll nicht in die Kolonien gehen; denn zum Ver⸗ kaufen sind die Kolonien nicht, sie sind von mir jedenfalls nicht zu haben. (Große Heiterkeit.) 3
Nun, ich will nicht zuviel von den einzelnen Kolonien sagen, sondern eben nur kurze Eindrücke und Stichproben geben. Ich komme jetzt zu dem Musterländle Togo. (Große Heiterkeit.) — Es ist wirklich ein Musterländle, und ich möchte die Sympathien nicht allein der Württemberger dafür haben (Lebhafte Rufe: — der Ba⸗ dener!) — oder der Badener; das Land wird im allgemeinen draußen so genannt. Aber, meine Herren, ich möchte gern, daß dieses De⸗ minutivum, aufhört; ich möchte gern ein Musterland haben. Und
ich glaube, meine Herren, wir können Togo schnell zu einem Muster⸗
land machen, wenn wir in Togo dasselbe tun, was ich für Kamerun vorgeschlagen habe, d. h. wenn wir möglichst schnell die Bahn von Süd nach Nord bauen. (Zurufe von den Sozialdemokraten.) — Sie werden den Bahnbau auch noch einmal mitmachen, meine Herren; ich glaube, es dauert gar nicht mehr so sehr lange! — Also ich habe mich fest überzeugt, daß auch für Togo diese Bahn die allerdringendste Notwendigkeit ist. Unten, das Drittel im Süden, ist schon reich ent⸗ faltet; wir haben da in der Mitte und im Osten die Oelpalme,
im Osten, im Bezirk Anecho, der von sehr guten Wegen durchzogen
ist, haben wir außerdem einen sehr fleißigen Maisanbau der Ein⸗ geborenen; und dann, meine Herren, haben wir in dem Distrikt Misahöhe im Westen, nach der Grenze der Goldküste zu, die an⸗ fangenden Kakaokulturen der Eingeborenen. Ich habe die Idee des Gouverneurs von Togo mit Freuden begrüßt, einen unserer land⸗ wirtschaftlichen Sachverständigen zugleich mit einigen etwas weiter vorgeschrittenen Eingeborenen nach der Goldküste zu schicken, um dort die Eingeborenenkulturen, die unter der helfenden Aufsicht der Re⸗ gierung von den Eingeborenen gepflegt werden, zu untersuchen, und ich bin fest überzeugt, daß das freundnachbarliche Verhältnis der bei⸗ den Gouverneure zueinander dem Gonverneur von Togo diesen Schritt erleichtern wird.
Die Bahn, die augenblicklich in Togo von den Ansiedlern am meisten gewünscht wird, ist die Anechobahn. Diese Bahn ist sicher auch gut, sie hat aber lange nicht die politische und wirtschaftliche Bedeutung wie die große Verkehrsader nach dem Norden. Die Anechobahn ist und bleibt — rentieren würde sie sich ganz sicher — eine Bezirksbahn. Ebenso wird die Bahn, die der Bezirksamtmann von Misahöhe gern haben möchte, von Palime nach Kpandu mehr oder weniger eine Bezirksbahn bleiben; auch diese Bahn wird einmal
notwendig werden. Ich glaube, in nicht langer Zeit werden wir in
der Lage sein, Ihnen die Vorentwürfe für die neuen Bahnen in Togo vorzulegen.
Was nun die Eisenbahnpolitik in unseren Kolonien im allge⸗ meinen anbetrifft, so habe ich mich bereits im vorigen Jahre aus⸗ gesprochen, daß wir das bestehende Verkehrsnetz bei weitem nicht für abgeschlossen und ausreichend halten. Wir werden die Schutz⸗ gebiete weiter mit Bahnen erschließen, aber vorsichtig, innerhalb des Rahmens der Finanzkraft der Schutzgebiete. (Sehr richtig! im Zentrum.) Danach müssen natürlich gelegentlich Pausen eintreten, wie voraussichtlich auch eine Pause eintreten wird, wenn das hohe Haus die Ruandabahn für Ostafrika, was ich sehr hoffe, bewilligt haben wird. Diese Pausen sollen aber nun und nimmermehr einen Still⸗ stand bedeuten, sie sollen nur der Finanzkraft Erholung gönnen, da⸗ mit wir weiter bauen können, sie sollen nicht in eine dauernde Un⸗ tätigkeit im Bahnbau ausarten.
Nun hat der Herr Abgeordnete Keinath vorgestern bei der Be⸗ sprechung der ostafrikanischen Bahnen vorgeschlagen, die Regierung möchte ein einheitliches Bahnsystem in Ostafrika — vielleicht hat er auch an die anderen Kolonien gedacht — dadurch schaffen, daß alle künftigen Bahnen an eine Hauptbahn — also in Ostafrika an die Tanganjikabahn — angegliedert werden. Ueber diese Frage habe ich mich auf meinen Reisen in den englischen Schutzgebieten mit den englischen Bahnbautechnikern unterhalten, und sie sind alle der Meinung, daß für junge Kolonien, die noch nicht erschlossen sind, die beste Bahnbaupolitik ist, daß man die weiteren Verkehrszweige an eine große Verkehrsader angliedert. Die Verwaltung steht dieser Anregung des Herrn Abgeordneten Keinath durchaus sympathisch gegenüber. Ich möchte aber doch Vorsicht walten lassen und mich nicht auf ein System festlegen. (Sehr richtig! bei der fortschritt⸗ lichen Volkspartei.) Wir können gerade in Ostafrika in die Lage kommen, die Nordbahn, die wir jetzt zurückgestellt haben, weiter aus⸗ zubauen. Wir können ferner in die Lage kommen, im Süden eine Bahn zu bauen, überhaupt kann es vorkommen, daß in diesem großen Schutzgebiet irgendwo eine Bahn gebaut werden muß, die nicht ge⸗ rade in das System der Tanganjikabahn hineinzufügen ist. Wir wollen deswegen bei jeder Bahn von Fall zu Fall ihre Rentabilität und ihre Trassenführung gesondert berechnen.
Meine Herren, denjenigen Rednern am Sonnabend, die die Fertigstellung der Tanganjikabahn als ein Denkmal der deutschen Technik begrüßt haben, möchte ich den Dank der Kolonialverwaltung aussprechen. Ich habe Ihnen bereits vor zwei Jahren, als ich den Entwurf der Tanganjikabahn vorlegte, gesagt, daß ich den Entwurf dem hohen Hause lediglich vorgelegt habe, daß der Verfasser dieses Entwurfs und der Begründer der Bahn aber mein Amtsvorgänger Herr von Lindequist sei. Ich möchte nicht den Ruhm für mich in An⸗ spruch nehmen, ich möchte ihn vielmehr auf die Schultern des Herrn
sind viele Beispiele, Liberia z. B. und an
von Lindequist und auch des Herrn Gouverneurs von Rechenberg abwälzen. Diese beiden sind die wirklichen Begründer der Tangan⸗ jikabahn und nicht ich. Mein Anteil ist lediglich der, daß ich nichts unversucht gelassen habe, damit dieses hoffnungsreiche Kulturwerk möglichst schnell zur Vollendung komme. (Bravol) Es ist so schnell zur Vollendung gekommen, wie vorher noch niemals eine Kolonial⸗ bahn. (Sehr richtig!) Nach dem Gesetzentwurf, den ich Ihnen vor zwei Jahren vorgelegt habe, sollte die Taborabahn bis zum 1. Julr 1914 fertig sein, und jetzt ist noch nicht der 1. Juli, und nicht nur die Bahn bis Tabora, sondern die ganze Bahn bis zum See ist fertig! Eebhafter Beifall!) Das ist ein erheblicher Vorsprung, und das ist der kleine Teil des Verdienstes, den ich für mich in Anspruch nehme.
Der Herr Abgeordnete von Böhlendorff hat bedauert, daß zwar in Duala Hafenanlagen gebaut worden sind, daß aber in Daressalam die Regierung zu langsam vorgeht. Ich habe bereits in der Budget⸗ kommission gesagt, daß wir durchaus den Ausbau des Hafens von Daressalam wünschen und geradezu für notwendig halten; denn wir können den hoffnungsreichen Bau der Tanganjikabahn nicht in einem unzureichenden Hafen enden lassen, wie es Daressalam heute noch ist. Der Gouverneur hat ein Projekt vorgelegt, wir haben es geprüft, finden es aber noch nicht spruchreif und werden das hohe Haus später noch mit dem Projekt in einer etwas vollendeteren Form beschäftigen⸗
Der Herr Abg. von Böhlendorff hat ferner über die Forst⸗ verwaltung gesprochen und insonderheit auf Kamerun hingewiesen als das Idealland für Forsten und Forstverwaltung. Ich stimme mit dem Herrn Abgeordneten darin durchaus überein; aber die Forst⸗ verwaltung in Kamerun muß sich darauf beschränken, die Forsten zu erhalten; sie auszubeuten, ist noch nicht ihre Aufgabe. Es wird für Europa eine Zeit kommen, wo der Holzvorrat knapp wird. Sehr richtig! rechts.) Die Preise steigen schon erschreckend an. Wenn sie eine Höhe erreicht haben werden, daß das Kolonialholz konkurrieren kann, dann ist es Zeit, an die Ausbeutung unserer reichen Bestände an Forsten in den Kolonien zu gehen; dann werden wir in der glücklichen Lage sein, unseren heimischen Haushalt mit Holz zu ver⸗ sorgen. Die anderen Kolonialnationen sind vielleicht darin nicht so vorsichtig; aber der Deutsche steht ja in der Forstverwaltung allen anderen Nationen voran. (Sehr richtig! und Bravo!)
Was die Entwicklung des Handels in unsern Kolonien betrifft, so möchte ich auf die sehr interessanten Ausführungen des Herrn Abg. Gothein zurückkommen und einiges hinzufügen. Verschiedene Vorredner haben gegenüber den Ausführungen des Herrn Abg. Ditt⸗ mann darauf aufmerksam gemacht, daß wir unmöglich bei einer Ver⸗ gleichung desjenigen, was unsere Kolonien bisher leisten, auf die absoluten Ziffern zurückgehen dürfen; wir müssen vielmehr die rela⸗ tiven Ziffern zugrunde legen. Tun wir dies, so gibt es kein Land in der ganzen Welt, dessen Handelsbeziehungen zu Deutschland sich in den letzten Jahren derartig gesteigert haben wie die Schutz⸗ gebiete in ihrer Gesamtheit. Ich will dafür einige Ziffern geben, vorher möchte ich noch dem Herrn Abg. Gothein gegenüber betonen, daß diese Steigerung möglich gewesen ist, trotzdem wir hinsichtlich unserer Kolonien keine Differenzierung im heimischen Zoll gemacht haben. Eine solche Differenzierung ist wirtschaftlich und inter⸗ nationalpolitisch unmöglich, weil sie uns in einen Konflikt mit anderen Nationen bringen würde, mit denen wir friedlich⸗schiedlich Handel treiben wollen. (Sehr richtig! links.) Es handelt sich um eine Statistik, die einerseits die jährliche Steigerung des Gesamt⸗ handels der afrikanischen Kolonien, anderseits den Anteil des Mutter⸗ landes an diesem Handel betrifft und nur die Zeit vom Beginn des Jahrhunderts bis 1910/11 berücksichtigt; hätten wir die Statistik weiter fortgeführt bis 1914, so würden die Ziffern noch günstiger für uns sein. Bei den englischen Kolonien hat die Steigerung jährlich 1,13 %, bei den französischen 5,25 ℳ% und bei den deutschen 19,7 % betragen. (Hört, hört!) Dabei ist das Mutterland an diesem Handel beteiligt gewesen in folgenden Prozentsätzen: bei den englischen Kolonien 41 *, bei den französischen 48 % und bei den deutschen 67 . (Hört, hört!) Wenn ich in der Lage wäre — was ich leider nicht bin —, eine spätere Statistik zu geben, so würde der Prozentsatz statt 67 ein wesentlich höherer sein. (Erneute Rufe: Hört, hört!) Auch diese Feststellung spricht dafür, daß wir uns mit dem Gedanken, unsere Kolonien zu verkaufen, nicht ernstlich zu beschäftigen brauchen. (Heiterkeit.) 3.
Meine Herren, die Frage der Eingeborenenkulturen ; egen⸗ satz zu der europäischen Plantagenwirtschaft ist rednern behandelt worden. Ich habe bereits im Vorjahre die Erklä⸗ rung abgegeben, daß ich den Eingeborenenkulturen durchaus sympa⸗ thisch gegenüberstehe; ich habe Maßnahmen getroff 1 Lü werde weitere folgen lassen, um die Entwicklung d fer; zu fördern. Aber gerade im humanitären 1 teresse der Eingeborenen muß ich auch fü⸗ Europäer sein (Sehr richtig!); denn die E
dere Gegenden dafür ang
führt worden —, wenn sie sich selbst überlassen wären, nicht zu
Methodik kommen, in der wir eben Meister sind. Der deut
Ven tzaräbun muß den Eingeborenen die Methoden zeigen. hüsch u “ Ehre gehabt, im Deutschen Landwirt⸗ Uhastsrat n, und dabei ausgeführ⸗ Land⸗ 9 9 8 ggeführt, daß die deutsche La e A“ auch für die Raa nas Landwirtschaft sen vflant, es ist aleichenitz, ent es kommt nicht damuf an, was man , gleichgültig, ob man Weizen oder Mais, ob Bananen
Kakao oder eine ande ie man pflanzt, und für dgscch pflanzt, es kommt darauf an, wie
fahrungen der deutschen hafte Zustimmung.) können aber den Ein kann nur geschehen
Landwirtschaft wertvolle Fingerzeige. (Leb⸗ Die Erfahrungen der deutschen Landwirtschaft nicht direkt mitgeteilt werden; das E11¹“ urch das Medium der Plantagenwirtschaft. 1“ Deswegen kann ich die Resolution der Sozial⸗ e r die Zukunft den Plantagenbau überhaupt zu unter⸗ Vorschl Eher kann ich mich abfinden mit dem lassen 88 gs bürgerlichen Parteien, Plantagen nur so weit zuzu⸗ 88 8 s die Interessen der Eingeborenen dadurch nicht geschädigt
rden. Diese Anregung soll geprüft werden. Meine Herren, nun komme ich zu dem Kapitel, das uns schon in der Budgetkommission tagelang beschäftigt hat, und das auch die Wehatte vom vorigen Sonnabend eigentlich voll ausgefüllt hat. Das ist 1 Arbeiterfrage und im Zusammenhang damit die Behandlung de Eingeborenen. Erst vor wenigen Monaten ist in Deutsch Ostafrika
eine ljeue Arbeiter⸗ und Anwerbeverordnung erlassen worden. Ich möchte darüber für die Herren Sczialdemokraten etwas zitieren,
und
es „Wie“ geben die jahrhundertelangen Er⸗