als man eine Aenderung unserer Kolonialschulpolitik befürchtet. Ich halte es demgegenüber für meine Pflicht, festzustellen, daß, wenn auch die Missionsschulen die größten Verdienste bezüglich der kulturellen Entwicklung unserer Kolonien haben, unsere Regierungsschulen und insbesondere die Lehrer an diesen Regierungsschulen eine sehr erfreu⸗ liche Arbeit in unsern Kolonien geleistet haben. Ich vertrete nach wie vor den Standpunkt, daß, die Aufrechterhaltung unserer Regierungs⸗ schulen dringend notwendig ist. Unsere Regierungsschulen können auf diesem hohen Stande nicht erhalten werden, wenn nicht zu gleicher Zeit das ausgezeichnete Lehrpersonal ausreichend besoldet wird. Ich möchte den Staatssekretär dringend bitten, dafür zu sorgen, daß die Lage der Volksschullehrer nicht nur in Ostafrika, sondern auch in den anderen Kolonien gehoben wird, und daß diese auch durch die Einrichtung von Rektoraten gefördert wird; es sind hierfür nicht genug Stellen vorhanden. Ferner sollte dafür gesorgt werden, daß die Lehrer nicht ausschließlich in Seminaren ausgebildet werden, die in den Händen der Missionen sind, sondern auch in staatlichen Anstalten. Vor allem aber möchte ich dem Staatssekretär ans Herz legen, die Schulhoheit des Staates aufrecht zu erhalten. Bei den vorhandenen Gegensätzen zwischen den evangelischen und katholischen Missionen und bei der Entwicklung des Islams, die freilich weit überschätzt wird, ist die Schulhoheit das größte und wichtigste Recht des Staates, woran wir unter allen Umständen festhalten müssen. Ich wünsche, daß unsere Regierungsschulen sich auch weiter gedeihlich entwickeln.
Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf:
Meine Herren! Ich möchte dem Herrn Abgeordneten einige Worte erwidern. Ich erinnere mich aus der früheren Zeit sehr wohl der mannigfaltigen Debatten über Regierungs⸗ und Missionsschulen in der Hauptsache zwischen dem Herrn Vorredner und denjenigen Mit⸗ gliedern, die sich der Missionsinteressen besonders angenommen haben. Diese Herren hatten früher den Standpunkt vertreten, als ob die Regierungsschulen eigentlich unerwünscht seien, und hatten diesen Standpunkt begründet mit der Vermutung, daß die Regierungs⸗ schulen den Islam unterstützten. Ich glaube, daß die Missions⸗ kreise von dieser Meinung zurückgekommen sind. Jedenfalls hat die Regierung die Frage untersucht und gefunden, daß die Regierungs⸗ schulen den Islam durchaus nicht unterstützen, und auch gar nicht dazu in der Lage sind. Es steht lediglich die Tatsache fest, daß mohammedanische Eltern ihre Kinder nicht in die christlich konfessio⸗ nellen Schulen schicken und daß es daher natürlich ist, daß in den Regierungsschulen eine größere Anzahl islamitischer Kinder sind, als leider in den Konfessionsschulen gehalten werden können. Ich stehe nicht auf dem Standpunkt, daß wir die Regierungsschulen aufhören lassen sollen. Ich habe nur gesagt, daß ich, als ich Gouver⸗ neur in Samoa war, nach Lage der Verhältnisse dort mich auf den Standpunkt stellen mußte, den Elementarunterricht in der Haupt⸗ sache in den Händen der Missionen zu belassen. Sie müssen beden⸗ ken, daß in Samoa überhaupt kein Heide existiert, daß die Samoaner seit siebzig Jahren Christen sind und daß die beiden Missionen, die dort arbeiten, die Londoner Mission und die Martisten, das Aeußerste getan haben, um den Samoanern guten Schulunterricht beizubringen. Es gibt, glaube ich, in Samoa, außer ganz alten Leuten, keinen, der nicht lesen und schreiben kann. Die Samoaner sind so weit, daß sie, ohne daß sie staatlichen Schulzwang haben, alle ihre Kinder in die Schule schicken. Es gilt als Unehre, die Kinder nicht in die Schule zu schicken, und das haben die Missionen in Samoa zuwege gebracht. Ich habe gar keine Veranlassung, in diesen Teil der Tätigkeit der beiden Missionen in Samoa einzugreifen. Wir haben nur eine ge⸗ hobene Schule gegründet, um denjenigen Schülern, die mit gutem Examen in diese Schule eintreten, Gelegenheit zu geben, sich nützlich zu machen für die Kaufleute und auch im untergeordneten Dienst ür die Regierung. Ich habe ferner gesagt — und das spricht ganz
besonders für die Auffassung, daß ich durchaus nicht die Absicht habe,
die Regierungsschulen abzuschaffen —, daß wir gerade in den beiden gsroßen Kolonien Ostafrika und Kamerun auf die Regierungsschulen
gicht verzichten können, einmal aus dem bereits angeführten Grunde des Islam, dann aber auch, weil in diesen beiden Gebieten, die rheblich größer sind als Deutschland, gar nicht genug getan werden ann, um das Schulwesen zu fördern.
Was die Lehrer anbetrifft, so gereicht es mir zur besonderen reude, auf die Anregung des Herrn Abgeordneten hin den Lehrer⸗ kand in den Kolonien ganz besonders lobend hervorzuheben. Die Lehrer haben ein schweres Amt. Trotzdem haben sie neben ihrem Amt noch Fibeln und Lehrbücher geschrieben für Suaheli und andere Sprachen. Ich kann die Tätigkeit der Lehrer durchaus anerkennen.
Wir werden auch versuchen, die Verhältnisse der Lehrer in den Schutz⸗
gebieten allmählich zu heben und gehobene Stellen einzuführen. Das kann natürlich nur nach dem Bedarfsfalle geschehen. Wir haben in 8 stafrika jetzt einen Schulinspektor, einen Rektor, 17 Lehrer, eine ehrerin und eine Handwerkslehrerin. Was die Ausbildung der Lehrer anbetrifft, nach der sich der Herr Abgeordnete ebenfalls erkundigt hat, so kann ich ihm darauf antworten, r die Lehrer grundsätzlich im orientalischen Seminar aus⸗ Wir verlangen von den Lehrern in Ostafrika eine weitgehende er Suahelisprache; denn es wird in Suaheli und in Deutsch lehrt. Soweit ich 1 jetzt auf meiner Inspektion in Ostafrika berzeugt habe, sind die Lehrer perfekte Kenner des Suaheli. Ich glaube, damit wohl die meisten der gestellten Anfragen be⸗
antwortet zu
Abg. von Böhlendorff⸗Kölpin (dkons.): Mit den beiden angeforderten Bahnbauten end wir einvperstanden, die Bahn von Tabora nach dem Fagera arüti Verkehr mit Ruanda möglichst er⸗ leichtern. Das hindert ne nicht, daß auch die andere seinerzeit hierzu empfo Von der jetzigen Endlinie
hlene Sini⸗ 88 dehenth er Bahn am Kagera findet man Anschlu 93
d Valge gshe säng wir natunlich egncsesenden schf banecg eon Bon Neumosche nach Aruscha. Wesentlich 1 es, daß die Topographie unseres Schutzgebietes weitergefördert wird. Und es ist i “ daß die Kolonialverwaltung sich hierbei die Erfahrungen der Landes⸗ aufnahme des Generalstabs zunutze macht. Wollte die Kolonial⸗ verwaltung auf diesem Gebiete erst eigene Erfahrungen machen, dann würde das zu teuer werden. Uns ehlen billige Karten, die schnell und oft bergestellt werden. Unter dem jetzigen Mangel von ein⸗ wandsfreien Karten muß unser Schutzgebiet Schaden leiden. Auch für die Fischerei muß etwas mehr geschehen. Alles, was bisher hätte getan werden sollen, ist auf dem hühben stehen geblieben. Man sollte zuerst den Eingeborenen das Verständnis für eine rationelle Fischerei beibringen. Sie müßten dann natürlich mit dem bisherigen Kanu⸗ system brechen, das bei schlechtem Wetter und starker Strömung voll⸗ tändig versagt. Es ist erfreulich, daß man auch das küngstraßenney, das ja der Zubringer für die Eisen Hahn ist weiter ausbauen will. Hier kann und muß aber noch viel mehr geschehen.
1 Dr. Arendt 2): Den Ausführungen des Abg. Müller⸗Meiningen in bezug 89 den Nutzen und die Notwendigkeit der Regierungsschulen stimme ü9 ei. Ich freue mich über die Anerken⸗ nung der Verdienste der Lehrer in den Kolonien durch den Staats⸗ B Die Lehrer betätigen sich auch in der Pflege der Musik, in
der Ausbildung der Farbigen als Handwerker usw. Die in den 11“ 2 “” 8 ““ 8
Kolonien tätigen Lehrer haben deshalb einen besonderen Anspruch auf Berücksichtigung. Mir sind nun Klagen zugegangen von aus den Kolonien heimgekehrten Lehrern in bezug auf die Pensionierung und die weitere Verwendung im heimischen Schuldienst. Hier sollte man den Wünschen der Lehrer soweit irgend möglich entgegenkommen. Zwischen dem Etat, wie er in der Kolonie aufgestellt ist, und dem, den das Kolonialamt uns vorlegt, sind merkwürdige Abweichungen. Die eine Abweichung betrifft den Wunsch der zahlreichen weißen An⸗ siedler in West Usambara auf Errichtung einer Schule für die deut⸗ schen Kinder in Wilhelmsthal. In Wilhelmsthal waren 86 deutsche Kinder vorhanden, davon waren 1913 43 schulpflichtig. Das Gouver⸗ nement hat geantwortet, daß 1913 der Bau einer Schule aus Mangel an Mitteln nicht in Frage kommen könne. Welche Mittel sind aber notwendiger als die für die Erziehung der Kinder der deutschen Lands⸗ leute draußen? Der Staatssekretär ist im September 1912 in Wil⸗ helmsthal gewesen. Als die Kolonisten mit ihrer Bitte an ihn heran⸗ traten, hat er gesagt, daß eine so wichtige Sache wie die Schule noch nachträglich in den Etat kommen soll. Die Schule ist aber nachträg⸗ lich nicht hineingekommen. In den Etat der Kolonie für 1914 sind nun 50 000 ℳ als erste Rate für den Bau einer Schule in Wilhelms⸗ thal eingestellt worden. Daraufhin wurden für 1915 30 Kinder an⸗ gemeldet. Nun fehlt aber diese Schule in unserem Etat, der uns heute beschäftigt; ich habe sie nicht finden können. Es geht nicht an, daß eine so große Zahl von deutschen Kindern ohne eine Schule bleiben darf. Für einen Hafenbau in Daressalam waren bereits von der Kolonie 3 Millionen Mark angefordert worden. Ueber die Not⸗ wendigkeit dieses Hafenbaues ist kein Wort zu verlieren. Der Staats⸗ sekretar hat uns erklärt, daß das Projekt nicht genehmigt sei, weil es verbesserungsbedürftig sei. Ich möchte zu bedenken geben, ob man aus diesen formellen Gründen ein ganzes Jahr mit diesem dringend nor⸗ wendigen Hafenausbau warten soll. Man hätte ja eine erste Rare anfordern können, damit man an den Ausbau wenigstens herantreren konnte. Mir ist nicht erklärlich, warum man die 17 400 ℳ, die ursprünglich für die Unterstützung der Freiwilligenkorps gefordert wurden, gestrichen hat. Ich erbitte darüber eine Aufklärung vom Staatssekretär. Die Ablehnung dieses kleinen Betrages hat sehr ver⸗ stimmt. Die Jugendkorps erleichtern doch im Falle einer Gefahr die Schutztruppe ganz außerordentlich. Große Ersparnisse könnten auf dem Gebiete der Verlängerung der Dienstperiode der Beamten und Offiziere gemacht werden. Gewiß nimmt der tropische Dienst die Offiziere und Beamten ganz außerordentlich in Anspruch; aber die Verhältnisse haben sich draußen doch wesentlich verändert. Die Be⸗ amten und Offiziere könnten, nachdem der Bahnbau soweit vor⸗ geschritten ist, ein gesundes Klima im Laͤnde aufsuchen, sie könnten sich z. B. in den gesunden Wäldern von Usambara wieder erholen. Man könnte die Dienstzeit von 3 auf 4 Jahre verlängern, aber nach zwei Jahren einen innerafrikanischen Urlaub einführen. Es ist wichtig, daß unsere Kolonialbeamten die ganze Kolonie kennen lernen, und auch die Verwaltung der Nachbarkolonien. Für diesen Zweck müssen Mittel ausgeworfen werden. Auch müßte den Beamten Gelegenheit gegeben werden, bei der Rückfahrt die anderen deutschen Kolonien kennen zu lernen. Die Verwaltung leidet sehr darunter, daß die Be⸗ amten nur so kurze Zeit in ihrer Stellung sind. Der Verwaltungs⸗ beamte muß mit seinem Bezirk verwachsen. Die Stärkung der Selbstverwaltung in den Kolonien ist erforderlich. Die Klagen unserer deutschen Pflanzer über bureaukratische Verwaltung hören nicht auf. Es sind immer dieselben Klagen, daß man für die Be⸗ dürfnisse des praktischen Lebens zu wenig Verständnis habe. All⸗ gemein ist auch die Klage über die ostafrikanische Währung. Davon haben die Eingeborenen sehr viel Schaden gehabt. Selbstverständlich sind die Unterschiede zwischen der deutschen Rupie und der englischen Rupie im weitesten Umfange ausgenutzt worden zum Schaden der deutschen Eingeborenen. Auf die Dauer können diese Verhältnisse nicht so bleiben. Es ist an der Zeit, daß das Kolonialamt ernstlich prüfen muß, ob nicht die deutsche Währung, wie in allen Kolonien, so auch in Deutch Ostafrika eingeführt werden müßte. Der Staats⸗ sekretär möge dieser wichtigen Frage seine Aufmerksamkeit zuwenden. Leider hat sich der Staatssekretär über die Errichtung eines Kredit⸗ instituts für Deutsch Ostafrika ablehnend verhalten. Diese Ein⸗ richtung muß aber, wie für Süwestafrika, so auch für Ostafrika mög⸗ lich sein. Ein solches Kreditinstitut ist für die Pflanzer unentbehrlich. Die Berichte, die wir über das Kilimandscharogebiet erhalten haben, lassen dringend wünschen, daß den Ansiedlern nach dieser Richtung Fis. zuteil wird. Das Kolonialwirtschaftliche Komitee hat nur den weck, die Kolonialwirtschaft zu heben, und die Eingeborenenkultur ebenso wie die Plantagenkultur zu fördern. Ich glaube manchmal, daß Witzbolde sich den Spaß machen, von den Kolonien aus die Leute zum besten zu haben. So wurde ja darauf hingewiesen, daß infolge des Fehlens von Bedürfnisanstalten in Daressalam die Gesundheit der “ durch Verbreitung der Wurmkrankheit gefährdet sei. Der Staatssekretär hat ja auch schon darauf hingewiesen, daß diese Krankheit doch gar nicht vorkommt. Die Sigibahn ist von so großer Bedeutung, daß wir sie unmöglich einem Bankerott überlassen konnen. Sie ist eine Zweigbahn der Usambarabahn und erschließt ein Gebiet von außerordentlichem Waldreichtum. Sie ist für das Gebiet von größter Tragweite geworden. Es war ein kühnes Unternehmen, das mißglückt ist. Es 88 nun Aufgabe des Reiches, dafür zu sorgen, daß der Kolonie dieser Verkehr nicht wieder entzogen wird. Prinzipien über die Art des Bahnbaues kann man nicht aufstellen. Die Ver⸗ hältnisse sind ja in jeder Kolonie anders. In Kamerun haben wir nur den Hafen Duala, auf den sich alle Bahnen konzentrieren. In Ostafrika haben wir mehrere gute Häfen, die an das Hinterland an⸗ geschlossen werden müssen. Leider ist nirgends des Mannes gedacht, dem wir Ostafrika verdanken, und der auch die erste Anregung zum Bahnbau gegeben hat, des Dr. Karl Peters. Ich möchte hier noch einmal darauf hinweisen, welche Bedeutung einmal der Hafen von Kilwa für uns haben wird. Wir können natürlich nicht alle Bahnen auf einmal bauen. Die Fortführung der Linie von Moschi nach Aruscha können wir nur bewilligen in der Voraussetzung, daß sie ein weiteres Stück der Fortführung der Nordbahnlinie nach dem Viktoria⸗ see ist. Auch die Erschließung der Gegend am Manjarasee halte ich nach wie vor für wichtig. Ich bleibe auch bei meiner Ansicht, daß der Ausbau der Nordlinie notwendig ist, um den Wettbewerb mit der britischen Ugandabahn aufrecht halten zu können. Es geht aber in Ostafrika auf allen Gebieten vorwärts. Schon jetzt ist mehr erreicht, als bei Beginn der Kolonisation die Kühnsten zu hoffen wagten. Die Ausstellung in Daressalam, die hoffentlich auch vom Reiche aus viel besucht werden wird, wird zeigen, was dort erreicht worden ist. Unsere Kinder und Kindeskinder werden es uns danken, daß wir ihnen am indischen Ozean eine solche Kolonie geschaffen haben.
Abg. Ledebour (Soz.): Die Mittellandbahn soll ja nur ge⸗ baut werden, um neue Handelswege zu erschließen. Die Regierung ver⸗ wahrt sich ausdrücklich dagegen, daß durch sie die Einwohner von Ruanda und Urundi in die anderen Gebiete als lantagenarbeiter verschleppt werden sollen. Wir haben aber von Anfang an darauf hingewiesen, daß diese Bahn notwendigerweise zur Unterjochung dieser Völker dienen muß. Man will eine Kopfsteuer einführen. Dies muß dazu führen, daß die Leute Geld aufbringen müssen. Die Steuer würde sich nur durchführen lassen, wenn hinter dem Residenten eine bewaff⸗ nete Macht stünde. Die Lage würde sich noch dadurch komplizieren, daß infolge der Geldwirtschaft der Sultan und die Häuptlinge aus nomi⸗ nellen wirkliche Besitzer des Landes würden. Der Staatssekretär hat in der Kommission die Verhältnisse des Ambolandes mit denen des Ruandalandes in eine sehr interessante Parallele gebracht. Er sagte, wir wollen das Amboland nicht erschließen wie das Ruandaland, wir wollen es nicht in Verwaltung nehmen; im Amboland handelt es sich um eine friedliche Dürchdriagusng. Aus diesen Ausführungen kann man schließen, daß es sich im Ruandaland nicht um eine friedliche Durck⸗ dringung, sondern um eine gewalttätige Unterjochung handelt. Ich freue mich, den Staatssekretär als Kronzeugen 8 unsere Anschauung anführen zu können. Die Ruandabahn ist eine Unterjochungsbahn.
Hierauf wird gegen 6 ½ Uhr die Fortsetzung der Bera⸗ tung auf Donnerstag 2 Uhr vertagt. (Vorher kleine Vor⸗ lagen; dritte Lesung des Postscheckgesetzes; erste Lesung des Luftverkehrsgesetzes.)
Preußischer Landtag.
8 Haus der Abgeordneten.
II1“ 1 8 47. Sitzung vom 11. März 1914, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Ueber den Beginn der Sitzung, in der die zweite Beratung des Etats der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenverwaltung, und zwar zunächst die allgemeine Besprechung der Einnahmen der Staatswerke fortgesetzt wird, ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.
Abg. Hus (Soz.) bemerkt, in seiner Rede fortfahrend: Wir sind schon so weit gekommen, daß der Abg. Althoff die Kontingentierung eines bestimmten Produktes vorschlägt. Das Syndikat hat die Kohlenproduktion um 10 % und die
Koksproduktion um 45 % eingeschränkt. Auf den Zechen lagern Riesenhalden von Kohlen und Koks, weil die Zechenbesitzer die Auf⸗ gaben des Syndikats nicht lösen konnten. Man hat Tausende von Arbeitern aus dem landwirtschaftlichen Osten nach dem Westen ge⸗ schleppt, man hat den Osten entvölkert und bei uns die Massen so an⸗ gehäuft, daß ungeheure Zahlen von Feierschichten eingelegt werden mußten, sodaß noch nicht einmal in der Hochkonjunktur die Leistungs⸗ fähigkeit ausgenutzt werden konnte. Eine Menge von kleineren und mittleren Zechen im Ruhrtale ist stillgelegt, und es steht leider zu befürchten, daß in absehbarer Zeit noch weitere Zechen stillgelegt werden. Wenn die Bewohner des Ruhrtales die Rede des Oberberg⸗ hauptmannes lesen, dann werden sie um eine große Hoffnung ärmer bein. Jede Zeche wird glauben, daß ihre Stillegung in Aussicht tehen könnte. Es liegt an den Syndikatsherren selbst, wenn sich die Syndikatskrise 8 verschärft hat. Es ist klar, daß eine Erhöhung des Absatzes nur erfolgen kann durch eine Ermäßigung der Preise. Nur dadurch kann die Rente erhöht werden, nicht dadurch, daß man die Förderung einschränkt und die Preise erhöht. Deshalb warne ich Sie davor, den Fiskus zu veranlassen, sich mit dem Syndikat einzulassen. Wenn heute noch Arbeiterorganisationen den Syndikatsherren freund⸗ lich gegenüberstehen, so ist das in der Erwartung, daß das Syndikat, das die Verkaufspreise reguliert, den Arbeiterbedürfnissen Aner⸗ kennung zollt und ihnen in bezug auf ihre Lohnwünsche entgegenkommt, wie dies den jetzigen Zeitverhaltnissen entspricht. Als eine Wohl⸗ fahrtseinrichtung für die Arbeiter hat sich das Syndikat bisher nicht erwiesen. Die Lohnhöhe der Bergarbeiter im Ruhrrevier hat während der Syndikatsverwaltung keine Entwicklung gezeigt und ist keineswegs eine stetige gewesen. Der Lohn fiel unter der Herrschaft des Syndikats stärker als vor seiner Herrschaft. 1912 hat das Syndikat die Kohlenpreis⸗ erhöhungen mit der Erhöhung der Arbeiterlöhne begründet. Die Löhne standen aber zu den Ueberschüssen der Zechen in einem schreienden Gegensatz. Die Preiserhöhungen waren absolut unnötig und unwirt⸗ schaftlich; alle Warnungen waren vergeblich. Mehrere Zechen hatten eine Gewinnsteigerung in vier Jahren von 90 *ℳ, die Löhne stiegen dagegen nur um 19,38 %. Trotz der außerordentlichen Teuerungsver⸗ hältnisse brachten es die Bergwerksbesitzer zuletzt fertig, den Arbeitern Millionen an Löhnen abzuziehen. Haben die Bergwerksbesitzer die Ar⸗ beiter als gleichberechtigte Faktoren anzuerkennen? Es muß ein Gegengewicht, geschaffen werden gegen das gewaltige Anschwellen der großkapitalistischen Macht. Darum ist auch in verschiedenen Teilen des Reiches eine Bewegung im Gange, die auf Einschränkung der bergbau⸗ lichen Freiheit gerichtet ist. Die jetzige Entwicklung führt zu Trusts, zur Zusammenballung der großkapitalistischen Macht. In Nordamerika hat man ein Antitrustgesetz erlassen. Dieselben Gründe, die Amerika be⸗ wogen, ein solches Gesetz zu erlassen, treffen auf das Kohlen⸗ syndikat zu. Wir kennen ja die Schwächen des staatlichen Bergbaues sehr gut, wir sind aber für eine Demokratisierung des Bergbaues, für eine vollständige Verstaatlichung. Man bezeichnet uns deshalb als Hosen Derselbe Vorwurf ist schon gegen andere Leute erhoben worden, auch gegen die Apostel; man hat ihnen vorgeworfen, sie seien voll süßen Weins. Selbst Professor Adolf Wagner hat sich für die Sozialisierung aller Staatsbetriebe erklärt. Wir sind sicher, der So⸗ zialismus marschiert.
Abg. von Pappenheim (kons.): Wir hatten gestern gehofft und gewünscht, daß uns der Oberberghauptmann Gelegenheit geben werde, in seine Karten zu sehen. Leider war dies nicht möglich, oder wollte er vielleicht das Fremdwort Syndikat nicht anwendens Sollte ihm etwa die Bewegung in Westfalen auf dem Gebiete der Syndikatsbildung entgangen sein? Wir haben vor einiger Zeit die Regierung auf die Bedeutung der Wiederbringung des Syndikats hin⸗ gewiesen, und wir haben von der Regierung eine Erklärung erhalten nicht nur im Namen des Handelsministers, sondern der ganzen Staats⸗ regierung. In jener Erklärung hieß es, der Staat werde mit allen Mitteln versuchen, das Spndikat wiederzubringen und sich daran zu be⸗ teiligen, weil sonst zu befürchten stünde, daß der Zusammenbruch des Syndikats einen Kampf aller gegen alle enkfesseln würde. Das ent⸗ sprach durchaus unserer Ansicht. Ich habe damals im Auftrage meiner Freunde erklärt, daß gerade diese Rücksicht uns dazu führe, eine andere Stellung gegenüber dem Syndikat einzunehmen, als wir sie bei der erstmaligen Bildung des Syndikats eingenommen haben. Ich sagte, auch wir hätten gerade die Befürchtung, daß jener Kampf aller gegen alle zu schweren führen würde, namentlich mit Rück⸗ sicht auf die Lage unserer Arbeiter. Ich führte aus, daß die Sicherheit der Erwerbsverhältnisse unserer Arbeiterschaft uns Schrdis am Herzen liege. Mit Rücksicht auf diese Aufgabe legen wir großes Gewicht darauf, uns an dem Syndikat zu beteiligen. Das ist eine außer⸗ ordentlich schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe, die wir systematisch vorbereiten müssen, wenn wir konsequent an unseren Be⸗ schlüssen festhalten wollen. Wir müssen uns aber auch an dem Syn⸗ dikat beteiligen wegen der erheblichen Investierungen von Staats⸗ mitteln im Bergbau. Deshalb dürfen wir nicht vorbeigehen an den Bestrebungen zur Wiederbelebung des Syndikats, die jetzt scheinbar in
Schwierigkeiten geraten sind. Wir sollen uns alle Mühe geben, nicht mit rauher Hand in die Verhandlungen einzugreifen. Ich muß den Minister an die früheren Versprechungen der Regierung erinnern, sei⸗ nerseits die Verhandlungen zu einem guten Ende zu führen. Voraus⸗ setzung ist, daß der Minister für die Beteiligung des Staates die Be⸗ dingungen nicht so stellt, daß neue Schwierigkeiten entstehen müssen. Das könnte der Fall sein, wenn der Staat für sich ganz besondere Vor⸗ teile beansprucht und Opfer nicht auf sich nehmen will, die allen anderen auferlegt worden sind. Das muß geschehen, wenn eine wirkliche kräftige Einwirkung auf die Preisbildung und ihre Sicherstellung erreicht wer⸗ den soll. Ich glaube, daß, wenn der Staat sich dieser Aufgabe bewußt ist, er sich nicht hinter Hoheitsrechte verkriecht. Das würde eine klein⸗ liche Auffassung, eine Vertretung fiskalischer Interessen sein, die viel⸗ leicht für die Bergverwaltung als solche von Bedeutung ist, aber für die Allgemeinheit die größte Gefahr ist. Darauf kommt es hier an, daß das allgemeine öffentliche Interesse auch hier entsprechend in Erscheinung tritt. Es ist wichtig, stabile Verhältnisse zu schaffen. Die Preise müssen gleichmäßig sein. Das gilt für die Landwirtschaft, aber ganz be⸗ sonders auch für die Industrie. Diese muß ganz besonders mit be⸗ ständigen Produktionsfaktoren rechnen können. Das ist hier nicht nur für die, Kohlenindustrie von Bedeutung, sondern auch für alle di Kohle verwenden. muß das Syndikat erhalten werden. Cs ber s Kohle 8 2 ü ist über das Kohlensyndikat eine ganze Reihe von Klagen erhoben
worden. Ich glaube, daß es hiermit immer bess⸗ 8 Staat sich am Syndikat beteiligt. Unsere Selen ind. Nenn der die sich gerade in den letzten Jahren durch dier zum. Auslande,
Kohlenproduktion außerordentlich günstig getrite erhätnisse unserer
Stärkung erfahren, wenn eine gleichn r J Saargebiet wie in Westfalen Nlaich wäühice Preispolitik sowohl im sössten Machbacn zu ervarten, daß sie in Geschäftsfe den ficht. on n en äfer heängen werden. Wir haben g sehs für unsere deren 8 heüeie G ücksicht zu nehmen bei den BedürfnsSrunh, Gegendienst nicht g auf uns angewiesen sind, weil wir anf einen sitat wenn wir van rechen haben. Es wäre eine falsche Sauf eahe sie Rücksicht nehmen Hn a nt. unserer Kohlenisdustrie 85 daß wir das Uebergewi 278, t, von der allergroßten Bedeutung 1““ Uebergewicht deutschen Einflusses bei üa Uöfckantun,
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