1914 / 68 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 20 Mar 1914 18:00:01 GMT) scan diff

8 Deutscher Reichstag. 236. Sitzung vom 19. März 1914, Nachmittags 2 Uhr. 8 (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Der Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung mit

olgender Ansprache:

Wie Ihnes allen bekannt, ist die einzige Tochter unseres Kaiser⸗ paares, die Frau Herzogin Viktoria Luise von Braunschweig und Lüne⸗ burg, gestern von einem Prinzen entbunden worden. (Die Mitglieder des Reichstags, mit Ausnahme der Sozialdemokraten, und des Bundes⸗ rats haben sich von ihren Plätzen erhoben.) Ich bitte um Ihre Er⸗ mächtigung, Seiner Majestät dem 8 Ihrer Majestät der Kaiserin sowie dem Herzoglichen Paare die Glückwünsche des Reichstags aus⸗ zusprechen. (Zustimmung.) Die Ermächtigung ist mir erteilt.

Die Spezialberatung des Etats für das ostafri⸗ kanische Schutzgebiet wird mit dem Kapitel der fort⸗ dauernden Ausgaben (Gouverneu r) fortgesetzt.

„Abg. Erzberger (Sgentr.): Aus Ostafrika sind über meine Reden zum Kolonialetat Nachrichten gekommen, die nicht unwider⸗ sprochen bleiben dürfen. Alles, was ich hier über die Eingeborenen⸗ politik gesagt habe, muß ich in vollem Umfange Küfrecht erhalten. Was ich hier vorgebracht habe, gründet sich lediglich auf das uns vorgelegte amtliche Material der Denkschrift. Es ist der Staatssekretär direkt aufgefordert worden, den angeblichen Beschimpfungen meinerseits energisch entgegenzutreten.é Aber er hätte sich dann ja nur gegen die eigenen amtlichen Angaben wenden können. Bezüglich der Lohnbücher gibt die Regierung ja selbst zu, daß sich bei ihrer Durchsicht mit wenigen Ausnahmen fast überall Anstände ergeben haben. Ich hätte eigentlich einen Schritt weitergehen können, indem ich den Staatssekretär darauf aufmerksam machte, mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen haben würde, wenn er die Politik des Arbeiterschutzes auch auf Afrika über⸗ tragen wollte. Aber nicht nur die amtliche Denkschrift bestätigt meine Behauptungen. In einer Schrift wird darauf hingewiesen, daß zur Zeit in Kolonialfragen Zentrum und Sozialdemokraten den Ausschlag geben, die sich allein auf die Humanität berufen. Ich habe gar nichts dagegen einzuwenden, wenn hier durch mein Vorgehen in Verbindung mit einer anderen Partei die Menschenliebe in den Vordergrund ge⸗ schoben wird. In der neuesten Nummer der „Kolonialpolitischen Monatshefte“ bestätigt ein Aufsatz unsere Betrachtungen über eine etwaige Sozialpolitik in Ostafrika. Dr. Karstedt bestätigt aus eigener Erfahrung alles, was hier angeführt worden ist. So wird der Rückgang der Bevölkerung direkt auf die Plantagenpolitik zurück⸗ geführt. In früheren Jahren hat die Regigrung sehr entschieden sich gegen die Stellungnahme der Farmer gemtndt. Solche unwahren Proteste kommen also hierher und werden von der deutschen Presse britiklos aufgenommen. Fast dem Wortlaut nach dasselbe, was der Bericht der Regierung für 1912 enthielt, hat schon ein paar Jahre vorher der Staatssekretär Dernburg hier vorgetragen; alles dieses amtliche Material, das den Pflanzern ein Zeugnis ausstellt, das alles andere als lobend oder anerkennend in bezug auf die Behandlung der Eingeborenen sich äußert, soll also jetzt plötzlich keine Beweiskraft mehr besitzen! Nach den amtlichen Berichten, die 1908 von dem Staatssekretär Dernburg uns bestätigt sind, haben sich die Pflanzer wohl das Höchste an Brutalität herausgenommen, was überhaupt denk⸗ bar ist; die Pflanzer in Östafrika erstrebten damals nichts geringeres als die Monopolisierung der Gummipflanzungen, um die Eingeborenen einer neuen Form der Sklaverei zu überantworten; der Eingeborene, der im Besitz von Gummi war, sollte bestraft werden, wenn er sich nicht als rechtmäßiger Eigentümer auswies! Usambara war nach der amt⸗ lichen Darstellung ein einziges Spekulationsgebiet; die dortigen Pflanzer dachten an nichts weniger, als an die Beobachtung der zum Schutze der Eingeborenen erlassenen Vorschriften, sondern nur daran, sich rasch zu bereichern, um nachher in Monte Carlo oder Nizza ein Rentierdasein zu führen. Ich verbitte mir also die Beleidigungen aus

diesen Kreisen, als ob ich durch meine Darlegungen die deutschen Farmer in Ostafrika beschimpft hätte. Der jetzige Generalleutnant von Wrochem, der früher in den Kolo⸗

nien war, hat in der Versammlung des Preußenbundes den Reichs⸗ tag als eine „gemischte Gesellschaft“ als eine „Rotte“ beis Mhe Wenn genauer bekannt wird, was der Herr 1893 und 1894 als stell⸗ vertretender Gouverneur von Ostafrika geleistet hat, wird man sich über solche Angriffe dieses Herrn leichter hinwegsetzen. Von ihm rührt der berüchtigte Grußerlaß her, der den Eingeborenem das Grüßen des Gouverneurs und des Stellvertreters vorschrieb, wo die letzteren auch stehen, sitzen oder liegen; die Eingeborenen hätten aufzu⸗ stehen und eine stramme Haltung anzunehmen. Fehlt nur noch, das „Hand an die Hosennaht!“ Wird dieser Gruß heute noch aufrecht erhalten angesichts der internationalen Verwicklungen, die sich daraus ergeben haben⸗ Es ist einmal vorgekommen, daß ein Mann, der den General von Wrochem nicht kannte, nicht aufgestanden ist und nicht gegrüßt hat. Der Mann wurde angefahren: „Sie unverschämter Flegel, warum grüßen Sie nicht? Ich bin der stellvertretende Gou⸗

verneur, ich stehe an Stelle des Kaisers hier!“ Weiter hieß es dann: „Ich werde es Euch lehren; Ihr habt mich zu grüßen, Ihr

Flegel!“ Er nahm wohl an, er hätte es mit einem Reichstagsabge⸗ ordneten zu tun. Die Matrosen von ‚Seeadler und „Möwe fuhr er an: „Ihr Schweinigel, könnt Ihr nicht Füßen⸗ Ist dieser Erlaß zurückgenommen? Es sind diplomatische Vorstellungen von anderen Machten in Berlin gegen diesen Erlaß erhoben worden. General von Wrochem wurde zur Rechenschaft gezogen; als er sich verantworten sollte, hatte er den Erlaß eigenmächtig heimlich geändert, um die Schuld auf andere abzuwälzen. Der eericht darüber ist auch nach Berlin gekommen; aber geschehen ist dem G

8 w m General von Wrochem nichts. Trotz dieser Heldentaten ist er befördert worden. Ich frage den Staatssekretär nochmals, ob der Erlaß zurückgenommen und auf⸗ gehoben worden ist. Wenn nicht, so bitte ich, ihn aufzuheben. Staatssekretär des Reichskolonialamts Dr. Solf: Meine Herren! Ehe ich auf die einzelnen Anfragen und An⸗ regungen der Herren Redner dieses hohen Hauses zurückkomme, möchte ich die Anfrage des Herrn Abgeordneten Erzberger bezüglich des jetzigen Generalleutnants, ehemaligen Majors in Ostafrika von Wrochem beantworten. Herr von Wrochem war als Major kurze Zeit, ungefähr 94 qJahre, Stellvertreter des damaligen Gouverneurs von Deutsch Ostafrika Freiherrn von Scheele. In diese Zeit seiner Ver⸗ waltung der Gouvernementsgeschäfte fallen die beiden Erlasse, Be⸗ fehle, Verordnungen oder, wie Sie es nennen wollen, die der Herr Abgeordnete Erzberger erwähnt 8 Sie beziehen sich einmal auf das Umhertreiben von Hunden in den Bureaus, und zweitens auf das Grüßen des Gouverneurs und des Stellvertreters des Gouvernéurs. Beide Erlasse haben eine Geltung nicht mehr; sie sind in die Samm⸗ lung der Verordnungen des Sih bgebiets nicht aufgenommen worden. (Bravol im Zentrum und links.) Für die übrigen Angelegenheiten, die der Herr Abg. Erzberger im Zusammenhang mit Herrn von Wrochem vorgebracht hat, bin ich nicht zuständig. b Ich gehe nun über zu den Anfragen der anderen Vorredner. Da hat mir insbesondere der Herr Abg. Arendt einen ziemlich großen Wunschzettel vorgelegt. Ich kann ihm nicht alle Wünsche erfüllen, manche vielleicht; für andere aber fehlt mir das Geld. Wir haben für Deutsch Ostafrika den wesentlichen Wunsch einer überwiegenden Mehrheit dieses hohen Hauses erfüllt: wir haben zum ersten Male den praktischen Anfang damit gemacht, die Kosten der Militärverwal⸗ tung anteilig auf die laufenden Einnahmen des Schutzgebiets zu über⸗ nehmen. Es ist uns dieser Versuch im Interesse der Finanzen des Schutzgebietes sehr schwer geworden. Wir haben aber geglaubt, der Mehrheit des Reichstages und auch im Interesse der Finanzverwal⸗

hohen Hause eine Denks

tung des Reiches nachgeben zu müssen. (Bravo!) Wir haben des⸗ wegen leider einzelne berechtigte Wünsche der Verwaltung von Ost⸗ afrika zurückstellen und sogar, was ich ganz besonders bedaure, den Ausgleichsfonds zur Deckung der Ausgaben in Anspruch nehmen müssen. .

Mit dieser Zurückstellung hat aber die Tatsache nichts zu tun, daß wir die von dem Herrn Abg. Dr. Arendt befürwortete und auch von anderer Seite gewünschte Schule in Wilhelmsthal nicht in den Etat eingestellt haben. Ich muß dem Herrn Abgeordneten zugeben, daß, als ich in Wilhelmsthal die Deputation, die um eine Re⸗ gierungsschule petitionierte, empfing, ihr zugesagt habe, daß diese Schule in den Etat eingestellt werden sollte. Das hat auch der Gouverneur getan, und es ist richtig, daß der Posten für diese Schule nicht in Daressalam, sondern im Reichskolonialamt aus dem Etat⸗ entmwurfe gestrichen worden ist. Das ist aber nicht deswegen ge⸗ schehen, weil wir eine Schule an sich für Wilhelmsthal grundsätzlich nicht für notwendig erachteten, sondern, weil wir die Art und Weise der Aufmachung dieser Schule, wie sie der Gouverneur vorschlug, nicht für zweckmäßig und für viel zu teuer hielten. Es sind für diese Schule ungefähr 27 Kinder im ganzen Nordbezirk angemeldet wor⸗ den. Der Gouverneur hat ferner berichtet, daß eine Möglichkeit, die Schule zu besuchen, für diese 27 Kinder nur dann gegeben sein würde, wenn neben freiem Schulgeld auch ein erheblicher Beitrag der Re⸗ gierung für die Unterbringung der Schüler in einem neu zu erbauen⸗ den Pensionat gegeben würde; dafür kämen ungefähr 500 pro Kind in Betracht. Dieses Experiment hätte allein für Wilhelmsthal mehr als 100 000 gekostet, und würde eventuell ein Präjudiz für eine Form des Schulwesens schaffen, wie sie, was ich aus den Ver⸗ handlungen der Budgetkommission mitteilen kann, eine große Mehr⸗ heit des Hauses nicht billigt. Wir haben denselben Gegenstand bei der letzten Debatte über die Schulbeihilfen in Südwestafrika erörtert. Dabei hat sich die Budgetkommission dahin ausgesprochen, daß für Südwestafrika als Siedlungskolonie die Verhältnisse anders und er⸗ heblich günstiger liegen, und daß gute Gründe dafür sprechen, daß in Südwestafrika bei den dortigen großen Entfernungen und Schwierigkeiten Beihilfen für die Unterbringung der Schüler an den Schulorten gewährt werden. In Deutsch Ostafrika liegen die Verhältnisse nicht so; die Regierung hat sich deshalb nicht in der Lage gesehen, eine entsprechende Vorlage vor das hohe Haus zu bringen. Soweit die Schule in Wilhelmsthal. Ich kann aber dem Herrn Abg. Dr. Arendt sagen, daß das Kolonialamt nach wie vor auf dem Standpunkt steht, daß das Schulwesen für farbige wie für weiße Kinder in Ostafrika nach allen Kräften gefördert werden soll.

Der Herr Abg. Dr. Arendt hat weiter kritisiert, daß auch eine in den Etat eingesetzte Summe für den Ausbau des Hafens von Daressalam im Reichskolonialamt gestrichen worden ist. Ich habe mich darüber bereits im Plenum und ebenso eingehend in der Bud⸗ getkommission ausgesprochen. Mittlerweile ist ein Bericht des Gou⸗ verneurs von Daressalam eingegangen, aus dem ich ersehen habe, wie recht ich gehabt habe, daß wir das erste Projekt des Gouverneurs zu⸗ rückgestellt haben. Er hat nämlich ein zweites Projekt eingereicht, das den Wünschen der Bevölkerung in bezug auf den Bebauungsplan

von Daressalam wie auch den Interessen der Eisenbahnverwaltung

und denen der Dampfschiffahrtslinien ganz erheblich näher kommt als das erste. Dieses letztere Projekt wird jetzt mit Interessenten be⸗ sprochen und sich wohl bald zu einer Vorlage an dieses hohe Haus verdichten. Soviel über den Hafen von Daressalam.

Der Herr Abgeordnete hat dann auch gefragt, warum denn die Regierung nicht die freiwilligen Schützenvereine in Ostafrika unter⸗ stütze. Anscheinend bezieht sich diese Anfrage des Herrn Abgeordneten auf Mitteilungen aus dem Schutzgebiete. Die Herren Mitteiler haben natürlich den Etat noch nicht lesen können. Wenn der Herr Abgeord⸗ nete mir aber beim Durchlesen des Etats folgen will, dann wird er auf S. 36 beim Kap. 1. Tit. 15, Ziff. 5 über „Beschaffung, Instand⸗ haltung und Ergänzung der Ausrüstung des Polizeidepots usw.“ in den Erläuterungen folgenden Passus finden:

Europäern, die sich im Ernstfall den Behörden mit der Waffe zur Verfügung stellen wollen, dürfen Gewehre, Munition und Scheibenmaterial aus den Mitteln dieses Ansatzes unentgeltlich zur Verfügung gestellt oder gegen Erstattung der Selbstkosten über⸗ lassen werden.

Ich möchte an dieser Stelle meinen Dank und meine Aner⸗ kennung für unsere weißen Landsleute aussprechen, daß sie jetzt in der glücklicherweise friedlichen Zeit rüsten, um ihr Hab und Gut zu ver⸗ teidigen, wenn Zeiten der Gefahr und der Not was Gott verhüten möge über das Land kommen.

Was die Dienstperioden in Ostafrika anbetrifft, so kann ich leider den Wunsch des Herrn Abgeordneten nicht erfüllen. Wir haben über die Verlängerung der Dienstperioden in Ostafrika, sowie in unseren tropischen Kolonien überhaupt, vor 2 Jahren in der Budgetkom⸗ mission eine eingehende Debatte gehabt, und die Regierung hat dem hohen Hause damals eine Denkschrift über die Verlängerung der Dienstperioden vorgelegt. Wir sind dabei zu dem Schluß gekommen, daß wir für Ostafrika sowohl wie für die westafrikanischen Besitzungen die Dienstperioden nicht verlängern können. Ich habe auf meiner

letzten Reise dieser Frage mein ganz besonderes Augenmerk geschenkt

und habe gefunden, daß in den englischen Kolonien Afrikas eher eine Tendenz besteht, die Dienstperioden einzuschränken. Das Klima ist eben so, daß wir in den genannten Kolonien einen Versuch, die Perio⸗ den zu verlängern, nur zum Schaden der Verwaltung und zum Schaden der Entwicklung des Landes machen könnten. Anders steht es mit Südwestafrika. Da ist die Regierung nach wie vor bereit, diese Frage eingehend zu prüfen. Wir haben die Erörterungen noch nicht abgeschlossen. Ich persönlich halte es für möglich, daß wir für Südwestafrika allmählich auf längere Dienstperioden kommen können. Ich kann aber nicht eine Entscheidung treffen, ohne vorher die Gou⸗ verneure zu hören. Ich hoffe, daß wir für Südwest zu einem Ergeb⸗ nisse kommen, das den Wünschen des hohen Hauses und auch der Reichsfinanzverwaltung etwas näher kommt.

Dann sprach der Herr Abgeordnete Dr. Arendt noch von der ostafrikanischen Währung. Ich glaube, darauf brauche ich nicht näher einzugehen; es wird das ewige ceterum censeo des Herrn Abgeord⸗ neten Dr. Arendt sein, und ich muß ihm vorderhand darauf antworten: wir bedauern, daß wir darauf jetzt nicht eingehen können. Die Argu⸗ mente, die der Herr Abgeordnete vorgetragen hat, sind alle geprüft worden, als wir im Jahre 1904 die Währung einführten. Wir haben damals die Reichsbank und Bankinteressenten gehört, wir haben dem chrift vorgelegt, in der die Frage eingehend

erörtert worden ist. Der Herr Abgeordnete Dr. Arendt meinte, darin wären alle einig in Ostafrika und das wäre das einzige, worin alle einig wären —, daß die Währung schlecht sei! Hierauf muß ich ihm erwidern, daß ich glücklicherweise anders informiert bin; ich glaube, daß alle sich mit dieser Währung abgefunden haben, und wenn es auch nicht so wäre, so würde eine Umschaffung dieser Währung zur⸗ zeit nicht in Betracht kommen, weil sie dem Reich außerordentliche Mittel aufbürden würde. Ich bitte also, dem Herrn Abgeordneten antworten zu dürfen, daß wir vorläufig seine Anfrage mit Nein beant⸗ worten.

Ich muß dann noch einmal auf das sehr schwierige und um⸗ strittene Gebiet der Haussklaverei zurückkommen. Der Herr Abg. Noske hat bei seiner Besprechung des Spezialetats von Ostafrika ein Schriftstück vorgezeigt und es als ein Dokument des grausamsten Sklavenhandels unter behördlicher Beurkundung bezeichnet. Diese

Annahme und die Schlüsse, die der Herr Abgeordnete daraus gezogen

hat, sind nicht zutreffend. Die Sachen liegen anders. Deutsch Ost⸗ afrika ist ein Land, in dem früher mehr als in irgendeinem anderen Lande der Welt in scheußlichster Weise Sklavenraub und Sklaven⸗ handel getrieben worden ist. Es war die erste Pflicht unserer Re⸗ gierung, daß wir diese Mißstände zu unterdrücken versuchten, und, meine Herren, es ist uns gelungen. Wir können mit gutem Gewissen sagen, daß Sklavenraub und Sklavenhandel im Schutzgebiet nicht mehr vorkommen. Sollten Ausnahmefälle vorkommen, so stehen schwere Strafen darauf. Auf Sklavenhandel steht Kettenstrafe nicht unter 3 Jahren, und seit 1902 kann sogar in besonders schweren Fällen auf Todesstrafe erkannt werden. Meine Herren, ich möchte noch einmal an das Wort des Herrn Abgeordneten Naumann er⸗ innern: wie es im einzelnen sehr schwierig ist, die Arbeitsmethodik des Individuums durch eine neue zu ersetzen, so ist es auch schwer, für eine ganze Kolonie die bestehende Arbeitsform in ihrer Gesamtheit zu überwinden. Wir haben darin einen guten Schritt vorwärts getan, und daß wir systematisch gegen die Sklaverei gekämpft haben, das haben die Mitglieder des hohen Hauses auch nicht bestritten. Sie sind nur mit der Regierung nicht einig, ob nicht das Tempo, das das Gouvernement eingeschlagen hat, noch etwas beschleunigt wer⸗ den kann.

Zur Ausrottung der Sklaverei hat nun komme ich auf das Vorbringen des Herrn Abgeordneten Noske zu sprechen die Maß⸗ nahme viel beigetragen, daß der Bezirksamtmann alle Angelegenheiten, die mit der Sklaverei in Verbindung stehen, zu überwachen, zu kon⸗ trollieren und zu beurkunden hat. Das gilt vor allem von dem Uebergang eines Sklaven von einem Herrn an einen anderen. Dieser ist an eine behördliche Beurkundung geknüpft, ferner aber an ganz bestimmte Bedingungen, die zugunsten des Sklaven vorgeschrieben sind und sich gegen den Herrn richten. Die Bedingungen sind folgende. Einmal muß der Sklave ausdrücklich seine Zustimmung zu dem Uebergang geben. Zweitens muß der neue Herr in demselben Bezirk wohnen wie der Sklave oder vielmehr sie müssen beide derselben Landsmannschaft angehören. Drittens darf dadurch, daß ein Sklave einen neuen Herrn bekommt, nicht etwa die Familie des Sklaven auseinandergerissen werden, und viertens darf der Herr nur ein Ein⸗ geborener sein. Ist der Herr ein Inder oder ein Araber, so hört das Sklavenverhältnis von selbst auf. Diese Punkte muß der Be⸗ zirksamtmann bei der Beurkundung des Ueberganges eines Sklaven von einem Herrn an einen anderen Herrn ex officio sämtlich nach⸗ prüfen. Eine Urkunde für den Uebergang eines Sklaven an einen neuen Herrn hat der Herr Abgeordnete Noske verlesen. Diese Ur⸗ kunde ist nicht eine Urkunde eines grausamen Sklavenhandels, es ist ein Instrument humaner und weiser Politik zur Förderung der Verhältnisse der wirtschaftlich Schwachen.

Nun möchte ich noch einmal auf die Denkschrift zurückkommen. Der Reichstag hat in seiner Resolution das Jahr 1920 vorgeschlagen, der Gouverneur kam in seiner Denkschrift auf das Jahr 1930 und glaubte, daß dann automatisch die Sklaverei aufhören würde. Ich habe mir überlegt, ob man vielleicht zwischen den Wünschen des Reichstags und den Ergebnissen der Denkschrift eine Brücke bauen könnte. Zu diesem Zwecke habe ich die Absicht, dem Gouverneur fol⸗ gende Vorschläge zu machen. mache, keine Weisungen gebe, weil in solchen Angelegenheiten der Gouverneur in erster Linie die Verantwortlichkeit tragen muß, die ich dann selbstverständlich dem Reichstage gegenüber zu übernehmen haben werde. Also, meine Herren, ich will ihm folgenden Vorschlag machen: im Jahre 1920 wird eine Verordnung erlassen, nach der eine Klage auf Begründung, Wiederherstellung, Anerkennung oder Beibehaltung des Sklavereiverhältnisses vor irgend einem Gericht des Schutzgebietes nicht mehr zugelassen wird. (Sehr gut! im Zentrum.) Um aber die Herren der Sklaven schadlos zu halten, werden zweitens Klagen der Herren gegen den früheren Sklaven zugelassen, aber nicht aus dem Sklavereiverhältnis, sondern aus dem neuen obligatorischen Verhältnis auf Grund der für den anderen Teil gemachten Leistungen. Drittens soll in den einzelnen Distrikten fixiert werden, wie hoch der Freikaufpreis eines Sklaven sein soll. Damit, würde ich dem Gouverneur vorschlagen, soll er so bald wie möglich anfangen, damit, wenn das Jahr 1920 herankommt, in den Köpfen der Eingeborenen volle Klarheit über die Höhe des Loskaufpreises besteht, und daß es dann kein Feilschen mehr gibt. Ich glaube, meine Herren, diese Brücke können Sie betreten, dann wird die Denkschrift noch zu einer Einigung mit allen Seiten führen.

Das sind die einzelnen Fragen, die ich bisher zu beantworten gehabt habe.

Abg. Keinath (nl.): An der Erneuerung der Debatte über den Eingeborenenschutz möchte ich mich nicht mehr beteiligen; nur noch ein Wort zur Frage der Haussklaverei. Schon in der Kommission hatte ich den Staatssekretär gebeten, durch zweckmäßige Maßnahmen hin⸗ zuwirken auf die Beschleunigung der Abschaffung der Haussklaverei; aber der Ansicht des Gouverneurs möchte ich mich anschließen, daß die Abschaffung auf einen festen Termin auf Phr große Schwierigkeiten stoßen muß. Es handelt sich um eine im Lande altgewohnte Einrich⸗

tung; bei den Sklavenbesitzern handelt es sich um den einflußreichste Teil der Bevölkerung, und gerade in den Ländern m Fflußreichsten

sind einzelne angesehene Leute leichter in der Lage necgiasezäisza Interesse 8 Abschaffung frenna zum Aufruhr zu

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Ich betone, daß ich ihm Vorschläge

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