wollten, ihnen die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Er tadelte auch 9 der n cg Seely und rief aus: „Was tun wir im Unterhause, wenn wir nicht allein die Bill dreimal ans Ober⸗ haus zu senden haben, sondern sie zur endgültigen Durchsicht noch den Generalen und Offizieren zu unterbreiten haben? Vi le Liberale seien in einer mißlichen Lage, denn sie hätten dem Volke erzählt, daß es recht sei, die Truppen als letztes Mittel bei Ausnänden zu verwenden, und jetzt habe die Regierung entschieden, daß die Offiziere auf ihren Dienst verzichten, nach dem Buckingham⸗ palast laufen und dann unter Eventualbedingungen auf ihren Posten zurückkehren können. Der Kriegsminister Seely erklärte, er könne der angekündigten Debatte nichts vorwegnehmen, und so wurde der Gegenstand verlassen.
— Gestern abend kam es in Belfast zu einem Zusammen⸗ stoß zwischen Unionisten und Nationalisten. Die Polizei schritt ein und trieb die Menge auseinander. “
Frankreich.
Die Deputiertenkammer nahm in der gestrigen Sitzung ohne Erörterung einen von Jaurès eingebrachten Gesetzentwurf an, der bestimmt, daß die Rochette⸗Kommission Gebrauch machen könne von den richterlichen Vollmachten, die vom Parlament den parlamentarischen Untersuchungskommissionen zugebilligt worden sind, und beriet sodann über den die mili⸗ tärischen Ausgaben für Marokko betreffenden Artikel des Finanzgesetzes. 8 “
Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wies der Abg. Deny Cochecen die Notwendigkeit hin, die Besetzung Marokkos zu Ende zu führen und zur Behebung der internationalen Hindernisse diplo⸗ matische Verhandlungen einzuleiten. Der Berichterstatter Messimy erklärte, er rechne für das erste marokkanische Budget auf ein Defizit von zehn Millionen Francs, aber das Budget des nächsten Jahres werde balanzieren und sogar einen Ueberschuß ergeben. Seit Jahrhunderten habe man in Marokko keine solche Sicherheit gesehen. Die von Frankreich gebrachten Opfer hätten wenig zu be⸗ deuten, da bald ganz Nordafrika für Frankreich ein gewaltiges Reserbvoir von Menschen und Soldaten sein werde. Messimy schloß sich den Wünschen Cochins nach diplomatischen Be⸗ sprechungen an. Der Ministerpräsident Doumergue er⸗ widerte Cochin, die Regierung wünsche in Marokko fried⸗ liche Ausbreitung und wachsame Defensive. Sie habe den dortigen Truppen alle unnötigen kriegerischen Unternehmungen ausdrücklich untersagt. Seit zwei Jahren sei in Marokko beträchtliche Ver⸗ waltungsarbeit geleistet worden. Der Ministerpräsident erkannte an, daß internationale Fesseln die wirtschaftliche Entwicklung aufhielten, doch würden diese bald verschwinden. Es schwebten darüber gegen⸗ wärtig Verhandlungen.
— Die Budgetkommission der Kammer hat gestern, nachdem sie eine Erklärung des Finanzministers entgegenge⸗ nommen hatte, die Einfügung der Steuer auf die Rente in das Finanzgesetz mit 11 gegen 9 Stimmen abgelehnt.
— Der Rochette⸗Ausschuß vernahm gestern vormittag zunächst den früheren Ministerpräsidenten Barthou.
Wie das oben genannte Telegraphenbureau berichtet, verwahrte sich Barthou entschieden gegen den Vorwurf, daß er den Feldzug des „Figaro“ gegen Catllaux angestiftet und Calmette verschiedene Schriftstücke ausgeliefert habe. Er habe im Gegenteil auf Er⸗ suchen Doumergues den Direktor Calmette ersucht, gewisse De⸗ peschen über bestimmte Angelegenheiten nicht zu veröffentlichen. Doumergue und Caillaux hätten ihm dafür lebhaft gedankt. In der Rochetteangelegenheit habe er sich vor drei Jahren einen Angriff des radikalen „Rappel“ zugezogen, weil er dem Ersuchen des Heraus⸗ gebers dieses Blattes Dumesnil, eine Disziplinaruntersuchung gegen einen der Sachverständigen anzuordnen, nicht Folge geleistet habe. Kurz nachdem das Ministerium Monis ans Ruder gekommen sei, habe er erfahren, daß der Rochette⸗Prozeß vertagt werden solle. Er habe zu Caillaux gesagt, es gingen merkwürdige Dinge vor, Monis habe den Oberstaatsanwalt kommen lassen, um die Rochette⸗ Angelegenheit zu verschieben. Catllaux habe darauf geantwortet, er habe bei Monis Schritte getan, um den Aufschub zu er⸗ langen, und hinzugefügt, Rochette besitze eine Liste der Kosten der Emissionen verschiedener Geschäfte und beabsichtige, diese Liste zu veröffentlichen, was eine große Aufregung hervorrufen könnte. Er habe bei Monis interveniert, damit dieser diese Ent⸗ hüllung Rochettes verhindere. Barthou sagte weiter aus, als Briand ihm den Bericht Fabres übergeben hätte, habe er ihm geraten, diesen auch an seinen Nachfolger weiterzugeben, denn es handele sich um ein ihm persönlich übergebenes Dokument. Er, Barthou, habe daran gedacht, den Bericht zu vernichten, und sei glücklich, daß er es nicht getan habe. Er habe es stets abgelehnt, den Bericht auszuliefern, und habe dies ebenso namentlich Calmette gegenüber getan. Calmette habe ihm gesagt, daß er sich anderweitig eine Abschrift davon verschafft hätte. Er (Barthou) und Briand hätten darauf bestanden, daß Calmette den Bericht nicht veröffentlichen sollte. Calmette habe sein Ehrenwort gegeben und hinzugefügt, er werde einen sehr genauen Auszug ver⸗ öffentlichen. Auf ihm vorgelegte Fragen faßte sich Barthou dahin zusammen, er habe den Bericht Fabres seinem Nachfolger nicht über⸗ geben, nachdem er zu Briand bemerkt hätte, es handele sich um kein amtliches Schriftstück, und da er glaubte, es könnten sich Unzuträg⸗ lichkeiten ergeben, wenn der Bericht von Hand zu Hand ginge. So habe er den Bericht mitgenommen, ohne daß Briand einen Einwand gemacht hätte, denn sie beide hätten damals dem Dokument keine außergewöhnliche Bedeutung beigemessen. Auf eine andere Frage erwiderte Barthou, eine Kopie des Dokuments sei jedenfalls bei ihm nicht angefertigt worden, Mehrere Direktoren von Tageszeitungen, besonders Calmette, hätten von dem Vorhandensein des Dokuments gewußt. Der Redakteur des „Matin“ habe eine
hotographie davon hergestellt. Obw 8 8 Geülllans behauptet habe, er dwohl er (Barthou) erfahren hätte,
ß ein Ge en lassen, habe er (Barthou) das seinige nicht vesgneath al Srhehmuss sei die Verantwortung von Briand auf ihn übergegangen sobald dieser ihm das Dokument übergeben hatte. Briand hebe mit der Veröffentlichung in der Kammer nichts zu schaffen. Barthou wiederholte, er habe das Dokument der Oeffentlichkeit zugänglich ge⸗ macht, weil er geglaubt hätte, daß es das Interesse aller Parteien sei daß Politik und G Neh f . würden. 1 In der Nachmittagssitzung der Kommission erhob de Direktor des „Rappel“ Dumesnil Einspruch die ““ Barthous und bestritt vor allem den Feldzug von Beleidi⸗ gungen, den der „Rappel“ gegen Barthou geführt haben solle
] Rußland.
Der Finanzminister Bark veröffentli n schreiben über die Frage der Verwieklifhunbchter 5n ressort durch das Kaiserliche Handschreiben vom 13. Febr
gestellen Aufgaben. Wie „W. T. B“ meldet, wäf 18 Minister darauf hin, daß die Verbreitung der Nüchtern⸗ heit unter. der Bevölkerung die Hauptaufgabe des Ressorts bilde. Doch brauche man deshalb nicht eine Verringerung der Einnahmen der Krone zu befürchten. Bark spricht die feste Ueberzeugung aus, daß die durch die Ent⸗ haltung von geistigen Getränken ersparten Volksmittel neue, vollkommen zuverlässige Geldquellen zur Deckung der an⸗ wachsenden Staatsausgaben eröffnen werden. Zum Schluß forderte er dazu auf, alle gesetzmäßigen Petitionen der Dorf⸗ gemeinden nach Abschaffung oder Nichtzulassung des Brannt⸗
weinverkaufs wohlwollend zu berücksichtigen.
Rund⸗ Finanz⸗
Italien.
Der König hat gestern, wie „W. T. me det, Ernennung des Generals Grandi zum Kriegsminister und des Generals Tassoni zum Unterstaatssekretär im Kriegs⸗ ministerium unterzeichnet. 1.“
— Der König ist heute früh von Rom in Venedig eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem deutschen Bot⸗ schafter von Flotow, den Spitzen der Zivil⸗ und Militär⸗ behörden, Abgeordneten, Senatoren, Offizieren aus dem Gefolge des Deutschen Kaisers und vielen anderen hervorragenden Persönlichkeiten empfangen worden. Vom Bahnhof begab sich der König mit dem Minister des Aeußern Marquis di San Giuliano und Gefolge zunächst nach dem Palazzo Reale und machte dann dem Deutschen Kaiser an Bord der „Hohen⸗ zollern“ einen längeren Besuch.
Griechenland.
Die griechische Regierung tritt in Beantwortung einer Mitteilung der Pforte den Vorwürfen über angebliche Be⸗ drückung der Muselmanen in den an Griechenland abge⸗ tretenen Gebieten entgegen und hebt laut Meldung des „W. T. S. hervor, daß die Muselmanen die gleiche Behandlung wie ihre anderen Untertanen genössen. Die Pforte dürfe nicht ver⸗ kennen, daß Griechenland in jeder Weise für das Wohl der Muselmanen sorge, um sie im Lande zu behalten. Die letzt⸗ hin festgestellte Auswanderung sei lediglich auf eine von außen hervorgerufene Erregung zurückzuführen. Auf der anderen Seite seien die ottomanischen Behörden weit entfernt, den Christen in ihrem Reiche Gleichberechtigung zu gewähren. Der Boykott gegen die Griechen werde im ganzen ottomanischen Reiche angewandt, und Berichte aus Thrazien schilderten die Lage der dortigen Christen als beklagenswert. Sie wanderten in Massen aus, und ihre Häuser und Felder würden willkürlich von Muselmanen in Besitz genommen.
— Die Regierung hat ein Rundschreiben an die Mächte gerichtet, worin sie deren Aufmerksamkeit darauf lenkt, daß die Aufstandsbewegung in Epirus sich mehr und mehr ausbreite.
Bulgarien.
Die Sobranje ist für den 2. April zu einer außer⸗ ordentlichen Session einberufen worden.
Amerika.
Eine vom „W. T. B.“ verbreitete Depesche aus Elverijel im Staate Durango meldet, daß der wirkliche Angriff auf Torreon vorgestern begonnen hat. Der General Villa be⸗ setzte Lerdo, ohne Widerstand zu finden, und ging Mittags zum Angriff gegen General Gomez in Patacio vor, wo ein blutiges Gefecht stattfand. Die Verluste sind auf beiden Seiten sehr schwer; Massen von Verwundeten wurden nach dem Hospital von Elverijel gebracht. Nach einem Telegramm aus dem Hauptquartier der Aufständischen in Matamoros haben die Aufständischen Guerrero nach einem neunstündigen Kampfe eingenommen.
Asien.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Teheran sind die Gefechte in der Nähe von Ffsetun wieder aufgenommen worden. Gendarmen, die durch Abteilungen des Stammes der Kashgai verstärkt wurden, haben Nasr⸗i⸗Diman und die Rebellen angegriffen.
— Der japanische Ministerpräsident Mamamoto bleibt bis zur Bildung eines neuen Kabinetts im Amt. Er erklärte obiger Quelle zufolge, daß der Rücktritt des Ministeriums er⸗ folgt sei, weil die Beratungen über das Budget auf einem toten Punkt angekommen seien, und nicht im Zusammenhang mit dem Marineskandal.
8 3 8 Koloniales. Das Märzheft der Zeitschrift für „Der Tropenpflanzer, Organs Komitees (Berlin, Pariser Platz 7), Aufsatz von Professor Dr. A. Herzog zur Unterscheidung der Seilerfasern’ Der Verfasser weist auf die Schwierigkelt hin, verarbeitete Seilerfasern mit Sicherheit zu bestimmen, d. h. die zu⸗ gehörige Stammpflanze festzustellen, und gibt zunächst für die Bestim⸗ mung der Faser des Sunnhanfes (Orotalaria) einige wichtige Fingerzeige. In einem weiteren, „Gedanken über einige neuzeitliche Erkrankungen an tropischen Nutzgewächsen“ überschriebenen Aufsatze werden von Professor Dr. M. Hollrung mehrere neuere Veröffentlichungen kritisch besprochen. Professor Hollrung macht auf die Schwächen bei der gegenwärtigen Behandlungsweise von Erkrankungen tropischer Nutz⸗ gewächse aufmerksam und beront die Notwendigkeit, den physiologischen ürühen der Pflanze, die dem Eingreifen von Parasiten vorarbeiten, mehr Beachtung zu schenken, als dies bisher geschehen ist. Professor Dr. Udo Dammer untersucht in dem Aufsatz „Soll der Pflanzer seine Baumwolle ginnen?“ die Frage, ob ein an der Zentralbahn in Deutsch Ostafrika wohnender Pflanzer besser tut, seine Baumwolle glesch auf der Plantage zu entkörnen, oder ob er sie unbearbeitet nach Dares⸗ salam versenden soll, bei welcher Betrachtung die Tariffrage, die Frage der Gewinnung von Oel aus den Baumwollsamen in der Kolonie selbst u. a. eine Rolle spielen. Des weiteren enthält das Heft inter⸗ essante ausführliche Statistiken, u. a. über die Zuckererzeugung der Welt, über Welternte und Weltverbrauch von Kakao, über den Plan⸗ tagenbau in den deutschen Kolonien und in fremden Gebieten sowie eine Anzahl kürzerer Mitteilungen aus dem Gesamtgebiete der tropi⸗ schen Agrikultur.
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tropisch
Landwirtschaft des Kolonialwirtschaftlichen enthält an erster Stelle einen
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags sowie der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.
Kunst und Wissenschaft.
Die nächste Sonnenfinsternis und die drahtlose Telegraphie. Die vollständige Sonnenfinsternis, die am 21. August dieses Jahres eintreten wird, kann zu einer ganz neuen Untersuchung ausgenutzt werden. Seit der Einrichtung einer drahtlosen Telegraphie über große Entfernungen, ganze Festländer und Meere ist die Beob⸗ achtung gemacht worden, daß die elektrischen Wellen bei Nacht stärker wirken als hei Tage. Die Reichweite aller Posten für drahtlose Telegrapbie ist bei Nacht um einen wesentlichen Betrag, nicht selten
schied in der Fortpflanzung der elektrischen Wellen an der Grenzlinie
8 Himmelfahrtstag
um das Doppelte, weiter. Durch besondere Versuche ist sogar der Unter⸗
von Tag und Nacht festgestellt worden. Die Ursachen sind in mancher Hinsicht noch nicht aufgeklärt, aber man hat sich zu der Annahme ge⸗ nötigt gesehen, daß die Sonnenstrahlen selbst auf irgend eine Weise hinderlich auf die elektrischen Wellen wirken. Daraus läßt sich ent⸗ nehmen, daß eine vollständige Sonnenfinsternis eine besondere Ge⸗ legenheit für die Erforschung dieser Erscheinungen darbietet, und zwar hauptsächlich in zwei Punkten. Einmal wird zu erforschen sein, ob die Fortpflanzung der elektrischen Wellen durch die Luft im Schatten und Halbschatten der Finsternis anderen Gesetzen der Auslöschung (Absorption) und Brechung (Refraktion) unterliegt als im vollen Licht. Zweitens wäre zu ermitteln, ob die Stärke, Frequenz und Eigenschaft von natürlichen elektrischen Wellen und Entladungen der Luftelektrizität durch die Finsternis beeinflußt wird. Die Aufstellung dieser Aufgaben ist nicht ganz neu, denn es ist schon bei der Sonnenfinsternis vom 17. April 1912 versucht worden, diesen Fragen näherzutreten. Damals stimmten die Beobachtungen, die übrigens nur in geringem Umfang und mit mangelhafter Planmäßig⸗ keit ausgeführt wurden, dahin überein, daß die Stärke der elektrischen Signale während der Finsternis größer war als eine Stunde zuvor
und danach. Nur in einem Fall wurde die Wahrnehmung sehr beträchtlicher Schwankungen während des Durchgangs des Schattenkegels über Europa behauptet. Die Gelegen⸗ heit war damals auch nicht günstig, weil die Fin⸗ sternis in Europa gerade auf der Grenze einer voll⸗ ständigen gegen eine ringförmige lag. Bequem wird auch
die diesjährige Finsternis nicht sein, aber in anderer Hinsicht, weil nämlich die Vollständigkeitszone nicht durch Länder läuft, in denen die drahtlose Telegraphie bereits eine größere Entwicklung erfahren hat. Sie zieht sich von Grönland durch Skandinavien und Rußland nach Persien, um etwa an der Mündung des Indus zu enden. Vor⸗ teilhaft ist die verhältnismäßig lange Dauer der gänzlichen Verfinste⸗ rung von mehr als zwei Minuten in Rußland. Die britische Natur⸗ forscherversammlung hat ihren Ausschuß für radiotelegraphische For schung mobil gemacht, um eine möglichst weitgehende Verwertung des Naturereignisses für die Lösung der gekennzeichneten Fragen herbeizu⸗ führen, und sie kann sich ein großes Verdienst erwerben, wenn sie die unbedingt notwendige Organisation dahin zielender Beobachtungen durchsetzt. An Verständnis und Unterstützung in anderen Ländern wird es ihr nicht fehlen, wozu übrigens jetzt bereits ein Aufruf erlassen worden ist. Es handelt sich darum, zu beiden Seiten der Mittellinie der Verfinsterung Posten für drahtlose Telegraphie zu errichten, zwischen denen die Signale über das Schattenband hinweg ausgetauscht werden können. Es werden sich wahrscheinlich in Skan⸗ navien und Rußland schon einige dazu geeignete Stationen finden. Die Versuche müssen sich selbstverständlich auch auf eine gewisse Zeit vor und nach der Finsternis erstrecken, um einen Vergleich zu er möglichen. Auch die großen Posten für drahtlose Telegraphie, die in größerer Entfernung von dem Durchgangsstreifen der Finsternis liegen, werden sich nutzbringend an den Versuchen beteiligen können, vorausgesetzt, daß sie sich einem großen Plan einfügen. Außerdem kommen noch Schiffe auf dem nördlichen Atlantischen Ozean in Be⸗ tracht, die es eigentlich viel bequemer haben würden, sich mit ihrer fertigen Funksprucheinrich ung an einen geeigneten Ort zu begeben. Namentlich würde es zweckmäßig sein, von Schiffen nördlich der Finsterniszone über diese hinweg nach den großen Statlonen an der Ostküste von Kanada und den Vereinigten Staaten zu telegraphieren. Die natürlichen elektrischen Wellen verlaufen nach der bisherigen Kenntnis meist in der Richtung von Süden nach Norden und ihre Störungen würden am besten an Plätzen in Skandinavien und Ruß⸗ land feitzustellen sein, die nördlich von der Schattenbahn gelegen s Die Ausführung des Programms, die hoffentlich in größtem
aßstab vor sich gehen wird, ist mit gespanntem Interesse zu er⸗ warten.
Das Alte und Neue Museum, das Kaiser Friedrich⸗ und Kunstgewerbemuseum, das Museum für Völkerkunde so⸗ wie die Sammlung für deutsche Volkskunde sind an den Sonn⸗ tagen und an den zweiten Tagen der höheren Feste im April bis September von 11 ½ bis 4 Uhr geöffnet. Montags bleiben die Museen wegen der Reinigung geschlossen; ausgenommen hiervon ist das Museum für Völkerkunde, das Montags geöffnet und dafür Dienstags ge⸗ schlossen wird, damit Wochentags stets eines der Museen an der Königgrätzer⸗ und Prinz Albrechtstraße dem Publikum zugänglich ist. An den übrigen Wochentagen werden die Museen um 10 Uhr Morgens geöffnet und um 4 Uhr geschlossen, nur im Kaiser Friedrich⸗ Museum 818 Wochentags die Schließung um 6 Uhr Nachmittags. Die Bibliothek des Kunstgewerbemuseums ist Wochentags von 10 bis 10 Uhr geöffnet. Am Karfreitag, am ersten Osterfeiertag, am
und am ersten Pfingstfelertag bleiben die Museen geschlossen. Der Besuch der Museen ist unentgeltlich bis auf das Kaiser Friedrich- Museum, in dem Dienstags und Mittwochs 50 ₰ Eintrittsgeld erhoben werden.
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat den Preis für die Bearbeitung der im Frühjahr 1911 veeen aufgabe: „Es soll untersucht werden, wie weit in der östlichen Hälfte des römischen Reiches neben dem Griechischen das Lateinische als Amts⸗, Rechts⸗, Heeres⸗ und Kirchensprache verwandt wurde, und welche Folgen seine Verwendung für die griechische Umgangs⸗ und Literatur⸗ sprache hatte“, dem Gymnasialprofessor am Neuen Gymnasium in Nürnberg Dr. Ludwig Hahn zuerkannt. Zugleich ist folgende neue Zographospreisaufgabe gestellt worden: „Das Unterrichtswesen im byzantinischen Reiche vom Zeitalter Justinians bis zum 15. Jahr⸗ huydert.“ Der Preis beträgt 2000 ℳ; als Zeitpunkt für die Ab⸗ lieferung ist der 31. Dezember 1914 festgesetzt.
Literatur.
“ Pzig Folge von Heften mit farbigen Nachbildungen moderner Maler,
„Meister der Farbe“, ist in ihren 11. Jahrgang eingetreten. Die eigenartige Kunstzeitschrift hat sich mit Recht einen weiten Freundeskreis erworben, denn sie übermittelt dem Kunstfreunde ein gutes Bild von der Entwicklung und den Strömungen der ze⸗ genössischen Malerei. Der Verlag ist mit Erfolg bestrebt gewesen, alle Kunstrichtungen, mit Ausschluß der modernsten auf Abwegen irrenden, in gutgewählten Proben vorzuführen, und hat auch stofflich auf eine möglichst große Manniagfaltiakeit Bedacht genommen, sodaß das Porträt, das geschichtlich⸗ Gemälde, die Landschaft, das Tierbild, das Genrebild, das Stilleben zu ihrem Rechte kommen. Jedem Bilde ist ein von einem Fachmann verfaßter kurzer Aufsatz vorausgeschickt, der den Lefer über den betreffenden Maler, seine Eigenart und seine Stellung innerhalb der modernen Malerei sach. lich unterrichtet. Die Bilder selbst — jedes Heft enthält deren sechs — sind mit allen Hilfsmitteln der weit vorge Reproduktionstechnik hergestellt und übermitteln eine Eindruck vom Original, wie das bei Wiedergaben irgend möglich ist. Das erste Heft des 11. Jahrgangs legt dafür Zeugnis ab, daß der erlag auch weiter den bei der Auswahl bewährten Grund⸗ sätzen nachzustreben gewillt ist. Es enthält Nachbildungen von Hans Thomas die Mutter und Schwester des Meisters darstellendem Gemalde, von Otto Greiners „Prometheus“, von einer holländischen Landschaft A. M. Gorters, der „Teestunde“ von Leemzool, des Gemäldes „Urkunde“ von Claus Meyer, Düsseldorf eines „Entenbildes“ von Alexander Koester. Außer den den Bildern beigegebenen Aufsätzen befindet sich im Textteil Schilderu⸗ ie Schaffens des jungen Lenbach, die Edmund Schilling bei 8 8 trachtung eines Skizzenbuches des jugendlichen Künstl er Be⸗ Das Abonnement auf den 12 Heste enthallene Ulers entwuft. „Meister der Farbe“ kostet 24 ℳ.
den Jahrgang der