welches die Wiederbeziehung der überschwemm t gewesenen Wohnungen von der behördlichen Erlaubniß abhängig macht und bei dem Eintreten ansteckender Krankheiten die Anzeige⸗ flicht vorschreibt. Ferner sollen die Kreisämter in jenen Gebieten eine Sanitätskommission einrichten.
— 12. Januar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer ist zur Berathung der Nothstandsvorlage auf den 17. Januar inberufen worden.
Anhalt. Dessau, 10. Januar. (Leipz. Ztg.) Zu Ende dieses Monats wird die Landessynode hier zusammen⸗ treten, um die Verhandlungen wegen einer neuen Agende zum Abschluß zu bringen.
8
Sesterreich⸗Ungarn. Wien, 11. Januar. herzogin Isabella, Gemahlin des Erzherzogs Friedrich, ist gestern, den 10. d. M., früh, in Preßburg von einer Prin⸗ zessin gluͤcklich enthunden worden.
Großbritannien und Irland. London, 10. Januar. (Allg. Corr.) Die „Lonon Gazette“ meldet die Ernennung des Prinzen Albert Victor, ältesten Sohnes des Prinzen von Wales, zum Ehren⸗Unterlieutenant der Königlichen Flotten⸗ reserve. Prinz Georg, der zweite Sohn des Thronerben, wird in Kurzem zum Lieutenant eines zum Mittelmeer⸗Ge⸗ schwader gehörigen Schiffes ernannt werden.
— 12. Januar. (W. T. B.) Der Premier Gladstone muß einer leichten Erkältung wegen wieder das Zimmer hüten. Dem „Daily Telegraph“ zufolge würde Gladstone am Montag nach Cannes reisen.
Die „Times“ glaubt, England würde der Abschaffung der Kapitulationen in Tunis zustimmen, und Frank⸗ reich demgemäß die von England vorgeschlagenen Arrange⸗ ments bezüglich Egyptens annehmen und sich mit der Auf⸗ hebung der Kontrole einverstanden erklären.
Durban, 11. Januar. (W. T. B.) Cetewayo ist im Hafen von Durnford eingetroffen und daselbst nur von einigen Häuptlingen empfangen worden.
Frankreich. Paris, 10. Januar. (Allg. Corr.) Die „Républiquefrancaise“ läßt sich heute über den Abbruch der Verhandlungen zwischen England und Frankreich wegen der egyptischen Angelegenheiten aus und kommt zu folgendem Schluß: „.. .. Man versichert, daß der ehren⸗ werthe Hr. Duclerc, indem er den Abbruch der durch England hervorgerusenen Verhandlungen konstatirt, darauf gehalten hat, ausdrücklich die politischen Interessen Frankreichs in Egypten als unterschieden von den finanziellen Interessen unserer Landesangehörigen hervorzuheben. Diese Konstatirung war eine essentielle. Sie markirt den Weg, welchem wir fernerhin folgen müssen. England glaubt ein⸗Werk, groß an Gefahren und Schwierigkeiten, ohne Beihülfe unternehmen zu sollen. Wir lassen ihm die ganze Verantwortlichkeit für eine Politik, welche allen europäischen Interessen und insbesondere den unseren direkt vor den Kopf stößt. Wir werden in Egypten keine Politik des Aergers und der Rancune treiben; es wäre dies unserer unwürdig und liefe dem Weg entgegen, den Frankreich stets an den Ufern des Nils wie überall seinem Nachbar gegenüber eingehalten hat. Aber da wir unsere Freiheit wiedergewonnen haben, so werden wir sie ohne Leidenschaft und ohne Zorn mit Methode und Be⸗ harrlichkeit anwenden, um die politischen Interessen zu schützen, auf die wir nicht verzichten können, ohne die Pflichten zu ver⸗ letzen, die sich Alle unter uns auferlegen.“
Die verschiedenen Kammerfraktionen der Linken traten heute Nachmittag im Palais Bourbon zusammen, um über die noch ausstehenden Wahlen des Vorstandes zu berathen. Die radikale Linke beschloß, die Kandidatur des Hrn. Boysset für die vierte Vize⸗Präsidentenstelle aufrecht zu erhalten. Es wird sich sonach morgen ein interessanter Kampf um Hrn. Boysset und Hrn. Spuller, den Kandi⸗ daten der gambettistischen Union républicaine entspinnen.
Die drei republikanischen Gruppen des Senats vereinigten sich ebenfalls, um über das Projekt eines Mani⸗ festes an das Land zu deliberiren. Dieses Projekt ist von der gambettistischen Union républicaine ausgegangen und der Entwurf des Manifestes von Hrn. Challemel-Lacour verfaßt. Nach längerer Berathung sprachen sich das linke Centrum wie die republikanische Linke dagegen aus, und die Idee dieses
Manifestes varf daher als aufgegeben angesehen werden.
— 10. Januar. (Köln. Ztg.) Die politische Lage in Paris ist noch sehr unklar, besonders in Betreff der Zu⸗ kunft des Kabinets und der Stellung der Gambettisten zu den übrigen republikanischen Gruppen. Die „Agence Havas“ wurde heute veranlaßt, alle Gerüchte über eine nahe bevor⸗ stehende Ministerveränderung als grundlos zu bezeichnen.
Der Plan der Gambetlisten im Senat, ein Ma⸗ nifest an das Land zu richten, um dasselbe über die Folgen von Gambetta's Tode zu beruhigen, hat bei den übrigen republika⸗ nischen Gruppen des Senats keine Zustimmung erhalten.
— 11. Januar. (W. T. B.) Die Leiche Gambetta’s wird morgen früh 10 Uhr von hier in einem Separatzuge nach Nizza überführt werden, wo am nächsten Sonnabend die Beisetzung erfolgen soll.
— 12. Januar. (W. T. B.) Der Leiche Gam⸗ betta's wurde heute früh in Gegenwart von nur wenigen Personen aus dem Grabgewölbe genommen und ging Vormittags um 9 Uhr mittels Extrazuges nach Nizza ab. Einige 50 Personen, Deputirte und persönliche Freunde Gambetta's, be⸗ gleiteten dieselbe. Die Beerdigung in Nizza wird voraus⸗ sichtlich morgen Vormittag 10 Uhr stattfinden.
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ aus Shanghai sind die Beziehungen zwischen Frankreich und China be⸗ friedigende. China wünsche, daß Frankreich dem Piraten⸗ wesen in Tonkin ein Ende mache, und werde eventuell dazu Hülfe leisten. .
Der Bey von Tunis hat 30 000 Frcs. für die tune⸗ sische Abtheilung der in Amsterdam stattfindenden Aus⸗ stellung gezeichnet. K8
Leroyer wurde zum Präsidenten des Senats, Spuller vierten Vize⸗Präsidenten der Deputirtenkammer gewählt. Lyon, 11. Januar. (W. T. B.) Bei dem heutigen Zeugenverhör in dem Prozeß gegen die Anarchisten machte ein Kommissar der Polizei ausführliche Angaben über die Gründung und Verbreitung der Verbindung in Lyon und gab Nachweise über deren Beziehungen zu den Anarchisten in Genf und zu dem Fürsten Krapotkin. Das Zeugenverhör wurde ohne weiteren bemerkenswerthen Zwischenfall zu Ende
zum
Italien. Rom, 11. Januar. (W. T. W.) Das für diesen Monat angekündigte Konsistorium wird wahrschein⸗ lich bis zum Februar verschoben werden.
Türkei. Konstantinopel, 11. Januar. (W. T. B.) Der britische Geschäftsträger Wyndham überreichte gestern Abend dem Minister des Auswärtigen, Aarisi Pascha, eine längere Note, in welcher der Pforte Vorschläge bezüglich der militärischen, finanziellen und Gerichtsreorganisation Egyp⸗ tens gemacht werden. — Die Pforte hat, wie verlautet, den türkischen Botschafter zu Rom, Musurus Bey, beauftragt, in Folge des letzten Zwischenfalls in Tripolis die Abberufung des dortigen italienischen Konsuls zu verlangen. Die italie⸗ nische Regierung soll ihre Antwort bis zum Eintreffen des Berichts des Konsuls in Tripolis verschoben haben.
Zerbien. Belgrad, 11. Januar. (W. T. B.) Die Skupschtina hat die Vorlage wegen Gründung einer Na⸗ tionalbank angenommen.
RNußland und Polen. St. Petersburg, 12. Ja⸗ nuar. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗Anzeiger“ tritt der Aeußerung der St. Petersburger russischen Zeitung entgegen, welche behauptet hatte: die Machtbefugnisse des General⸗ Gouverneurs von Finnland seien fast auf diejenigen der diplomatischen Vertreter bei den auswärtigen Höfen beschränkt, das Kommando im finnländischen Militär werde in finni⸗ scher Sprache gegeben, die russischen Schulen in Finnland würden der finnischen Regierung überlassen, und Finnland beabsichtige auch die Ueberlassung der russischen Festungen in Finnland an das finnländische Militär zu erwirken. Dem gegenüber erklärt der „Regierungs⸗Anzeiger“: es seien keinerlei Beschränkungen der Machtbefugnisse des dortigen Gouverneurs erfolgt. Die Kommandoworte würden auf russisch gegeben, und die russischen Schulen in Finnland ständen unter der Verwaltung eines russischen Schulraths. Gegenwärtig sei die Frage wegen Uebergabe derselben an das russische Unter⸗ richts⸗Ministerium angeregt. Wegen Uebergabe der russischen Festungen herrsche keinerlei Agitation.
Egypten. Kairo, 11. Januar. (W. T. B.) Der englische Controleur Colvin und der Controlsekretär Ornstein haben um ihre Demission gebeten; der Khedive hat das Demissionsgesuch beider angenommen. — Die Ankün⸗ digung von dem baldigen Rückzug eines Theiles des eng⸗ lischen Okkupationscorps ist in den heute an die be⸗ treffenden Truppentheile erlassenen Tagesbefehlen widerrufen worden.
Alexandrien, 11. Januar. (W. T. B.) Nach Meldung hiesiger Blätter haben England, Oesterreich, Deutschland, Belgien und Holland der Verlängerung der Wirksamkeit der internationalen Gerichtshöfe auf ein Jahr zugestimmt.
Afrika.
eitungsstimmen.
Die „Germania“ beschäftigt sich mit dem parlamen⸗ tarischen Schicksale der sozialpolitischen Gesetzentwürfe. Sie sagt u. A.:
Jedenfalls möchten wir hoffen, daß der Reichstag und seine Kommission wenigstens so weit auch mit der Unfallversicherung sich schon jetzt beschäftigen, vaß eine Verständigung über die organi⸗ satorische Grundlage derselben mit der Regierung möglich wird.... Der bei Weitem größte und wichtigste Theil der schwierigen und ein⸗ gehenden Arbeit bedarf ja nur geringer Aenderungen, um der neuen ständischen Unterlage angepaßt zu werden. Eine Beschäftigung mit der Unfallversicherung wird ja ohnehin dem Reichstage nicht ganz erspart. Denn mit der einfachen Beseitigung des Zusammeahangs der Unfall⸗ versicherung aus dem Krankenversicherungsgesetz ist es ja nicht gethan; es muß darüber entschieden werden, ob wirklich und auf die Dauer die geringeren Unfallfolgen — wie die Regierung will, bis zu 13 Wochen Arbeitsunfähigkeit — den Krankenkassen zufallen sollen oder nicht. Die Entscheidung über diese schon so vielfach erörterte Frage läßt sich ja auch leicht vorwegnehmen. Ohne diese Entscheidung aber das Krankenversicherungsgesetz — provisorisch müßte man sagen — feststellen wollen, mit der Aussicht, es schon in der nächsten Session wieder ändern zu müssen, geht durchaus nicht an... Die beiden in den letzten Absätzen hervorgehobenen Punkte betreffs der Unfallversicherung wären also wenigstens in der jetzigen Session zu erledigen; der letztere, um ein Krankenkassengesetz zu Stande zu bringen, wenn es nicht schon in der nächsten Session wesentlicher Aenderungen bedürfen oll, der erstere aber, um wenigstens über die Grundlage für die Organisation de Unfallversicherung eine vorgängige Verständigung zwischen Regierung und Reichstag zu erreichen, damit endlich auch für dieses Gesetz eine aussichtsvolle Behandlung möglich wird. Die „Tribüne“ und ähn⸗ liche Blätter möchten allerdings segar das Krankenkassengesetz noch wieder auf die lange Bank schieben, geschweige denn erst die Unfall⸗ versicherung.
— Der schrieben:
Der „Shipping and Commercial List“ geht von Hrn. Theodor Rüger eine Aufstellung zu, nach welcher im Jahre 1882 folgende amerikanische Schiffe für deutsche Rechnung angekauft wurden: „Jas. Forster, jr.“, 1427 t; „El Cano“, 1228 t; „Wm. H. Marcy“, 1607 t; „Red Cloud“, 2208 t; „Alhambra“, 1313 t; J. A. Thomson“, 1314 t; „Tecumseh“, 1309 t; „Jane Fish“*, 1493 t; „Loretto Fish“, 1944 t; „Eliza M Neil“, 1583 t; „Semiramis“, 1185 t. Das Blatt macht Gesetzgeber und Andere auf die Thatsache aufmerksam, daß Fahrzeuge, welche unter amerikanischer Flagge meistens unbefriedigende Resultate liefern, unter der sparsameren deutschen Leitung und den weniger einschränkenden deutschen Gesetzen profitabel werden. 8 1
— Der „Deutsche Leinen⸗Industrielle“, das Organ des Vereins deutscher Leinen⸗Industriellen, bespricht die von dem General⸗Sekretariat des deutschen Handelstages, auf Grund der Jahresberichte der Handelskammern veröffent⸗ lichte Uebersicht über das wirthschaftliche Leben Deutschlands im Jahre 1881. In dem betreffenden Artikel heißt es:
Die Lage von Handel und Industrie wird durch folgend kurz und prägnant gekennzeichnet: „Im vergangenen Jahre konnte an dieser Stelle der Ueberzeugung Ausdruck gegeben werden, daß auf allen Gebieten der Erwerbsthätigkeit ein Uebergang zum Besseren nicht zu verkennen sei. Diese Beurtheilung der damaligen wirth⸗ schaftlichen Lage berechtigte dann zu der Hoffnung, daß die Jahre lang andauernde Krisis ihren Höhevpunkt überschritten habe und daß wir uns auf dem Wege einer zwar langsam, aber sicher fortschreitenden Genesung befinden. Diese Erwartung hat sich im Berichtsjahre durchaus bestätigt. Die Verhältnisse haben sich be⸗ festigt, die Umsätze haben sich vermehrt, das Vertrauen ist endlich
zurückgekehrt.“ In diesem unstreitig vorsichtig gehaltenen Urtheil liegt ein glänzendes Zeugniß für die Richtigkeit unserer gegenwärtigen Wirth⸗ schaftspolitik. Zwar meinen die Verfasser, und mit Recht, daß der Auf⸗ schwung der wirthschaftlichen Verhältnisse mit auf die Einwirkung des Weltverkehrs zurückzuführen sei, da die Wirthschaft eines einzelnen Landes heutzutage mehr als Glied der Weltwirthschaft als für sich in Betracht
komme und wir nur in steter Beziehung zu der Produktion und
„Weser⸗Zeitung“ wird aus New⸗York ge⸗
Satz
Sab
den Bedürfnissen des Auslandes den wirthschaftlichen Aufgaben des 88 “ 8 1““ 88s
eigenen Landes genügen fönnten. — Daß unsere Wirthschafts⸗ politik in keiner Weise jene wohlthätige Einwirkung verhindert hat und wir den Erfordernissen des Weltverkehrs hinlänglich Rech⸗ nung tragen können, beweist eben der Aufschwung unserer nationalen Wirthschaft. Die freihändlerische Partei hatte s prophezeit unsere Wirthschaftspolitik werde mit Rücksicht auf Produktion und Bedürfnisse des Auslandes sehr nachtheilige Folgen zeitigen, doch hat sich jetzt die Grundlosigkeit dieser Auffassung klar heraus⸗ gestellt. Etwaige Zweifel an der zunehmenden Prosperität unserer wirthschaftlichen Verhältnisse werden durch die Thatsache vollständi beseitigt, daß im Jahre 1881 unsere Ausfuhr die Einfuhr um fas 50 Millionen Mark überstieg, während sie im Jahre 1878 um 800 Millionen, im Jahre 1879 um mehr als 1000 Millionen Mark hinter der Einfuhr zurückblieb. Dieses beweist, daß unsere Industrie früher nicht stark urd kräftig genug war, um den Andrang des Auslandes zu verhindern, wogegen wir jetzt im Stande sind, nicht nur uns selbst zu helfen, sondern noch den Ueberschuß unserer Produkte im Aus⸗ lande abzusetzen. In Frankreich dagegen steht in den ersten zehn Monaten dieses Jahres die Ausfuhr der Einfuhr um 886 Millionen Francs nach.
Allerdings muß ausgesprochen werden, daß bei diesem für Deutsch⸗ land ausgesprochenen erfreulichen Ergebnisse die deutsche Leinenindustrie nicht eben den anderen Zweigen unserer vaterländischen Arbeit zuge⸗ flossenen, prozentualen Antheil erlangt hat. Immerhin dürfte der Erfolg des deutschen Wirthschaftsjahres 1881 unwidersprechlich dar⸗ thun, daß die vom Fürsten Reichskanzler vertretene Zoll⸗ und Han⸗ delspolitik sich in den für die materielle Wohlfahrt Deutschlands zur Zeit allein richtigen Bahnen befindet, und wird diese Thatsache auch durch den Umstand keine Trübung erfahren, daß es voraussichtlich dem freihändlerischen Doktrinarismus nicht genehm sein kann, dieser Wahrheit eine ehrliche Anerkennung zu zollen
— Das „Deutsche Tageblatt“ sagt:
Ein so rückhaltsloses Anerkenntniß des heilsamen Einflusses, welchen die neuere Zollgesetzgebung auf die wirthschaftlichen Verhält⸗ nisse ausgeübt hat, ist in keinem der bisher erschienegen sächsischen Handelskammerberichte niedergelegt worden, wie ihn der eben erschienene industrielle Theil des Jahresberichts der Handels⸗ und Gewerbekammer zu Chemnitz auf das Jahr 1881 enthält. Als be⸗ sonders günstig werden in unwiderleglicher Weise die Wirkungen des Schutzzolles hirsichtlich des Maschinenbaues und verwandter Zweige, als recht günstig aber auch hinsichtlich einer größeren Anzahl anderer Industriezweige bezeichnet. b
— In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:
Daß die freihändlerische Unheilsprophezeiung, nach welcher durch den neuen Zolltarif der Handel Danzigs vernichtet werden würde, nicht eingetroffen, vielmehr die Resultate des Jahres 1882 das direkte Gegentheil, nämlich einen erfreulichen Aufschwung ergeben, haben wir chon kürzlich berichtet. Die damals mitgetheilten Belege für dieses Faktum werden durch die Nachweise für den Schiffsverkehr in Neu⸗ fahrwasser vervollständigt und bestätigt. Im dritten Quartal 1882 gingen nämlich 120 Schiffe mehr ein und 75 mehr aus als im gleichen Zeitraume 1881. Die Zahl der Register⸗ tons hob sich bei den eingehenden Schiffen um 30 515, bei den ausgehenden um 14 126; die der Besatzungsmannschaften um 1058 resp. 607. — Ebenso günstige Nachrichten liegen vor über die Ent⸗ wickelung des benachbarten Elbing: Der in der Stadt Elbing be⸗ riebene Handel, welcher im Wesentlichen nur eine lokale Bedeutung hat, nahm, begünstigt durch die sehr gute Ernte, nach dem „Posener Tageblatt“, einen durchaus befriedigenden Verlauf. Recht leb⸗ haft war namentlich auch das Importgeschäft in Schmiedekohlen und Roheisen. Auch die Industrie machte in Elbing unver⸗ kennbar weitere erhebliche Fortschritte; als ein sehr günstiges Zeichen darf in dieser Beziehung die Thatsache angesehen werden, daß seit Ende März vorigen Jahres die Zahl der in den dortigen Etabiisse⸗ ments mehr eingestellten Arbeiter sich auf 222 belief. In den Land⸗ kreisen Danzig, Marienburg und Preußisch Stargardt nahm vorzugs⸗ weise die Rübenzuckerindustrie einen großen Aufschwung, aber auch die übrigen Industriezweige zeigten einen befriedigenden Fortgang. Die bemischen Fabriken hatten eine Vermehrung der Arbeitskräfte um mehr als die Hälfte zu verzeichnen; auch bei der Ziegelei und Thon⸗ waagrenfabrik im Kreise Marienburg hatte die Zahl der Arbeiter sich erheblich vermehrt und war eine Lohnsteigerung eingetreten.
schon
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amtes der Stadt Berlin sin vom 31. Dezember 1882 bis inkl. 6. Januar gekommen: 179 Eheschließungen, 872 Lebendgeborene, geborene, 491 Sterbefälle. b — Die dem Hause der Abgeordneten vorgelegte Uebersicht über die Verwaltung der fiskalischen Bergwerke, Hütten und Sa⸗ linen im preußischen Staate während des Etatsjahrt 1881 — 82 enthält in ihrem ersten Abschnitt einen allgemeinen Ueber⸗ blick über die Lage der Montanindustrie Preußens. In der Einleitung heißt es: „Die zu Anfang des Jahres 1881 auf Grund der Ergebnisse des Vorjahrs gehegte Hoffnung, daß nach so langen Jahren des Niedergangs die Montan⸗ industrie Preußens einen raschen Aufschwung nehmen werde, hat sich im Laufe des Jahres 1881 nur in beschränktem Maße erfüllt. Zeigte auch die Produktion fast in allen Zweigen des Bergbau⸗, Hütten⸗ und Salinenbetriebes eine nicht unerhebliche Zunahme, so ver⸗ blieben doch die Preise der Produkte auf ihrem seitherigen niedrigen Stande, ja gingen zeitweise, insbesondere während der ersten Jahres⸗ hälfte noch weiter zurück. Im Allgemeinen war es nur die Eisen⸗ industrie nebst dem von ihr unmittelbar beeinflußten Bergbau auf Eisenerze und auf Steinkohle, sowie daneben noch der Mineralsalr⸗ bergbau, bei welchem sich eine Besserung der allgemeinen Geschäfts⸗ lage bemerklich machte, während andererseits die sonstige Metallhütten⸗ industrie mit dem zugehörigen Erzbergbau nach wie vor unter ungün⸗ stigen Konjunkturen zu leiden hatten. 1 Daß hiernach das Gesammtresultat des Jahres 1881 sich nicht zu einem so glänzenden gestalten konnte, wie vielfach erwartet wurde, liegt auf der Hand. Gleichwohl darf das Jahr 1881 im Großen und Ganzen zu den für die Montanindustrie Preußens günstigen gerechnet werden. Vor Allem ist in dieser Beziehung her⸗ vorzuheben, daß Bergbau und Hüttenbetrieb, im Gegensatze zu den vorhergehenden Jahren sich während der ganzen Dauer des Jahres 1881 nicht nur in ungestörter, regelmäßiger Thätigkeit zu erhal⸗ en, sondern zum Theil sogar bei ausreichenden Aufträgen und lebhaftem Absatz für ihre Produkte diese Thätigkeit noch erheblich zu vermehren vermoͤchten. Dabei blieb der Produktenmarkt völlig frei von heftigen Erschütterungen, und bewegten sich demzufolge die Schwankungen imn Absatze und in den Preisen innerhalb wesentlich engerer Grenzen, al⸗ dies seither der Fall gewesen war. Wenn auch hierdurch die Nach⸗ theile eines fast durchgängig niedrigen Preisstandes nicht aufgewogen werden konnten, so bat doch die Beständigkeit des Marktes in nic zu unterschätzendem Maße dazu beigetragen, die wirthschaftlichen Ver⸗ hältnisse weiter zu befestigen und eine gesunde Grundlage für i 8 fernere Fortentwickelung zu schaffen. 3 Die Förderung beim gesammten Bergwerksbetriebe Preußens (einschließlich der Steinsalzbergwerke stellte sich im Jahrt 1881 auf 60 350 787 t zum Werthe von 326 346 199 ℳ, dagegen im Vorjahre 1880 auf 57 712 511 t zum Werthe von 314 788 345 ℳ Es übersteigt somit die Förderung von 1881 diejenige des Vorjahres hinsichtlich der Menge um rund 2 ⅞ Millionen Tonnen oder 4,57% und hinsichtlich des Werthes um 11 † Millionen Mark oder 3,67 . Dabei hat sich die Gesammtzahl der betriebenen Bergwerke, ein⸗ schließlich der unter Aufsicht der Regierungen stehenden schlesischen Eisenerzgruben, von 1887 im Vorjahre auf 1844 vermindert. Entsprechend ist auch die Arbeiterzahl auf 258 857 Personen ge⸗ stiegen, 11 501 oder 4,65 % mehr als im Vorjahre.
8
1883 zur Anmeldung 34 Todt⸗
nd bei den hiesigen Standesämtern in der Woche
Die Steinkoblenförderung betrug aus 398 Gruben 43 780 545 t = 216 973 961 ℳ oder 3,81 % der Tonnen und 3,02 % des Werths mehr als im Vorjahre; die Arbeiterzahl ist auf 162 179 oder um 4,63 % gestiegen.
Die Braunkohlenförderung ergab aus 456 Werken 10 412 153 t = 31 268 991 ℳ, 5,44 % der Menge und 3,66 % des
hs mehr als im Vorjahre. Die Zahl der Arbeiter betrug 19 959 der 1,02 % mehr als im Vorjahre.
Die Zahl der betriebenen Eisenerzbergwerke (729) war um 4 geringer als in 1880/81, aber die Produktion ist von 3 679 320 auf 3 906 285 ℳ (um 6,17 %) und deren Werth von 25 131 726 auf 26 423 101 ℳ oder um 5,14 % gestiegen, die Arbeiterzahl von 28 259 auf 29 334 oder um 3,80 %.
An Zinkerzen wurden 659 211 t = 9 577 174 ℳ (+ 4,33 % biw. — 19,58 ¾%) gewonnen, an Bleierzen 148 790 t = 18 614 625 ℳ (+ 4,14 bzw. 2,47 %), an Kupfererzen 515 360 t — 14 085 743 ℳ (+ 8,89 bzw. 20,12 %). Die Zahl der Zink⸗, Blei⸗ und Kupfererzgruben ist von 191 auf 187 zurückgegangen, die der Arbeiter in den Zink⸗ und Bleierzgruben auf 30 797 (um 0,50 %), in den Kupfererzgruben auf 11 946 (um 13,28 %) gestiegen.
Was den sonstigen Erzbergbau (63 Werke) betrifft, so hat derselbe für das Jahr 1881, im Vergleich zum Vorjahre, die nach⸗ stehenden Resultate ergeben:
1— Förderung 18 im Jahre 1880 Werth Menge Werth
ℳ t ℳ Schwefelkies 124 925 1 277 693 112 238 1 163 522 Sonstige Vitriol⸗ und
Alaunerze.. . 17 084 22 929
Manganerze.. 11 086 336 098
“ 443 Silber⸗ und Golderze 122
Antimonerze.. . . 57
Kobalterze .. .. 33
111.“ 7
Quecksilbererze . . — —
Der Mineralsalzbergbau erfreute sich des satzes; die Produktion betrug 207 858 t Steinsalz = 1 239 246 (◻ 25,92 bzw. 28,78 %) und 548 053 t Kalisalze = 5 758 458
+ 36,40 bzw. 39,67 %) „ im Ganzen 755 911 t 3997 704 ℳ (+ 33,35 bzw. 37,61 %). An der Förderung waren 6 Bergwerke betheiligt, 5 andere befanden sich in der Aus⸗ richtung.
Dachschiefer litt nach wie vor unter der ausländischen Kon⸗ kurrenz. Auch der unt dische Steinbruchbetrieb (basal⸗
r b
Art der Erze
329 509 26 580
und Vor⸗
i
e is tische Lava, Duckstein und Traß) blieb ungünstig, dagegen nahmen der Phosphoritbetrieb und der Bergbau auf Strontion weite⸗ ren Aufschwung.
Die Gesammtzahl der im Jahre 1881 betriebenen Hütten⸗ werke Preußens betrug 1200. Auf die verschiedenen Arten des Hüttenwesens vertheilen sich dieselben, im Vergleich mit 1880 und 1879, wie folgt:
1) Eisen⸗ und Stahlhütten: 1881 1880 1879
a. Eisenhochofenwerke. 104 103 100
b. Eisengießereien. 661 640 622
c. Schweißeisenwerte. .273 262 277 kö 54 41 44 11411“ 32 32 ) Blei⸗, Kupfer⸗, Silber⸗ und Goldhütten 30 27 Sonstige Hüttenwerke. 46 31 2* Summa 1200 1136 113
Die günstigen Verhältnisse der Eisenindustrie haben die Roh⸗ eisenproduktion trotz des gewaltigen Aufschwungs, den sie bereits im Vorjahr genommen hatte, noch weiter gesteigert. Sie ergab 2172 909 t (+ 5,86 %) = 1230 898 658 ℳ (+ 0,57 %) bei 17 028 Arbeitern (+ 0,63 %). Von den vorhandenen 238 (+ ⁴) Hochöfen standen 186 (+ 3, gegen 1879 + 24) im Betriebe.
Die Eisengießereien stellten 380 018 t (+◻ 8,96 9%) =
384 ℳ (+ 8,25 %) Gußwaaren zweiter Schmelzung mit 22 963 Arbeitern (+ 2,18 %) her; ferner 1 159 104 t (+½ 5,71 %) = 170 164 202 ℳ (+ 4,32 %) mit 42 479 Arbeitern (—+ 4,06 %) Schweißeisen und 864 502 t (+ 36,27 %) = 168 234 485 ℳ (+ 28 %), Flußeisen mit 23 198 Arbeitern (+. 17,92 %).
An Rohzink wurden 105 345 t (+ 5,88 %) = 31 611 798 ℳ 6,51 %) mit 7152 Arbeitern (+ 6,78 %) gewonnen, an Blei 59 t (+ 3,63 %) = 23 478 479 ℳ (— 2,60 %) mit 2335 Ar⸗ (+ 4,80 %), an Kupfer 15 703 l t (+ 7,61 %) = 06 ℳ (+ 6,62 %) mit 2405 Arbeitern (+ 11,3 %), an r 145 201 kg (+ 6262 kg) ä= 22 113 155 ℳ, an Gold kg (— 105,23 kg) = 588 326 ℳ; an sonstigen Hütten⸗ ukten 194 099 t (+ 70 %) = 12 405 914 ℳ (+ 50 %) mit 4 Arbeitern (+ 40 %). 8 Zur Gewinnung von Siedesalz (Kochsalz) standen im ganzen während des Jahres 1881 überhaupt 31 Salinen in Betrieb, . als im Vorjahre. Dieselben produzirten im Jahre 1881 006 t zum Werthe von 6 060 653 ℳ bei 1719 Arbeitern, gegen 80 244 999 t zum Werthe von 5 966 845 ℳ bei 1774 Arbeitern.
Das Borichtsjahr weist somit bezüglich der gewonnenen Salz⸗ menge eine Steigerung von 0,8 % und bezüglich des Gesammtwerthes derselben eine solche von 1,5 % nach, während die Arbeiterzahl sich um 3,1 % vermindert hat. Der Durchschnittswerth einer Tonne Salz stellt sich für 1881 auf 24,54 ℳ, gegenüber 24,35 ℳ im Vorjahre.
„Ueber die Arbeiterverhältnisse äußert sich der Bericht wie folgt: „Die größere Lebhaftigkeit, welche sich im Bergwerkshetriebe während des Jahres 1881 fast überall bemerklich machte, ist im Großen und Ganzen auch dem Arbeiterstande zu Gute gekommen. Allerdings gestattete der noch immer gedrückte Preisstand fast aller Bergwerksprodukte vorerst noch keine durchgreifende Erhöhung der Löhne, indessen hielt doch die bereits im Vorjahre begonnene Tendenz zu allmählicher Besserung derselben an, wenigstens ist für 1881 nirgends ein Rückgang der in 1880 erreichten Lohnsätze, wohl aber in den meisten Eisensteinrevieren des Staates, sowie beim Braunkohlen⸗, Kupferschiefer⸗ und Steinsalzbergbau des Ober⸗Bergamtsbezirkes Halle. beim oberschlesischen und Saarbrücker Steinkohlenbergbau, ein Steigen der Durchschnittlöhne zu konstatiren.
Von größerer Bedeutung als eine direkte Erhöhung der Lohnsätze war für die materielle Lage der Bergarbeiter die denselben im Ver⸗ laufe des ganzen Berichtsjahres gebotene Gelegenheit, ihre Arbeits⸗ kraft voll auszunutzen und sich anhaltenden, regelmäßigen Verdienst m verschaffen. Eine Verkürzung der herkömmlichen Arbeitszeit, Noth⸗ wendigkeit von Feierschichten, unfreiwillige Beurlaubungen oder Ent⸗ lassungen von Arbeitern wegen Absatzmangels haben nur ganz aus⸗ nahmsweise stattgefunden. Beim Steinkohlenbergbau nöthigten im Gegentheil zeitweise insbesondere während der Herbst⸗ und Winter⸗ monate die gesteigerten Anforderungen des Absatzes zu erheblicher Verstärkung der Leistungen, sowie zur Einlegung von Ueberschichten, die vorübergehend eine in mäßigen Grenzen gehaltene Verlängerung der gewöhnlichen Arbeitszeit im Gefolge hatten.
Neben dem regelmäßigen und stärkern Verdienste trug zu einer Besserung der ökonomischen Lage des Bergarbeiterstandes auch die in fast allen Theilen des Staates sehr ergiebige, stellenweise sogar außer⸗ gewöhnlich reiche Kartoffelernte bei, durch welche der Ausfall in der Ernte der Körnerfrüchte einigermaßen ausgeglichen wurde.“ Der Gesundheitszustand der bergmännischen Bevölkerung war im Allge⸗ “ doch ist die Zahl der Verunglückungen mit tödt⸗ 26em usgange von 650 in 1880 auf 680 v. (von 2,476 auf 7 pro Mille). Die zum Besten der Arbeiter getroffenen Wohl⸗ ahrtseinrichtungen sind abermals nicht unwesentlich erweitert worden. 8189 83 Knappschaftsvereine umfaßten 2196 Werke (gegen 186 in 1880) mit 289 377 Mitgliedern (279 288 im Vorjahre). wis Zahl der Unterstützten belief sich auf 22 818 In⸗ aliden, 25 378 Wittwen und 47 563 Waisen, zusammen 95 759; außerdem wurde für 69 331 Kinder Schulgeld bezahlt. Die Ein⸗ nahmen stellten sich auf 14 048 488 ℳ (+ 7,17 %), die Ausgaben
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auf 13 152 992 ℳ (+ 4,15 %), das Vecmögen auf 22 400 861 ℳ (+ 4.29 %) oder pro Kopf 135,18 ℳ (gegen 132,39 ℳ im Vorjahre). Die Ausgaben berechnen sich auf 44,54 ℳ auf 1 Knappschaftsgenossen, wozu noch 2,27 ℳ Verwaltungs⸗ und sonstige Ausgaben kommen (gegen 44,95 bezw. 2,29 ℳ in 1880). Zu den Einnahmen hatten die Knappschaftsgenossen 6 717 620 ℳ und die Werkseigenthümer 6 164 025 ℳ beigesteuert (1880 6 356 954 bezw. 5 698 522 ℳ). 1
Die Bergwerksabgaben sind von 3 483 948 ℳ in 1880/81 auf 3 713 190 ℳ in 1881/82 gestiegen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Der Kurfürstentag zu Nürnberg im Jahre 1640. Ein Beitrag zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. Von Dr. Heinrich Brockhaus. Leipzig, 1883. F. A. Brockhaus. (Pr, geh. 6 ℳ) — Die zweite Hälfte des dreißigjährigen Krieges, d. h. die Zeit nach dem Tode der Hauptheerführer auf beiden Seiten, Gustav Adolfs und Wallensteins, bis zum Abschluß des westfälischen Friedens, ist gegen⸗ über der ersten von der geschichtlichen Forschung bisher ziemlich ver⸗ nachlässigt gewesen. Namentlich aber hat der im Frühjahr und Sommer 1640 in Nürnberg versammelte Kurfürstentag bisher wenig oder garkeine Beachtung gefunden. Der Nürn⸗ berger Kurfürstentag war bekanntlich zu dem Zweck zu⸗ sammengetreten, um den Frieden anzubahnen. Es erschienen auf dem⸗ selben jedoch nur die Gesandten der Kurfürsten von Mainz, Cöln, Bayern, Sachsen und Brandenburg, denn der sechste, der Kurfürst von Trier, befand sich in Wien in Gefangenschaft und war zu den Berathungen nicht zugezogen worden. Wenn die Versamm⸗ lung ihre Aufgabe auch nur unvollkommen lösen konnte und den größeren Theil derselben dem folgenden Reichstage über⸗ lassen mußte, so ist doch anzuerkennen, daß er die ihm vorliegenden, Krieg und Frieden betreffenden Fragen soweit zu lösen versuchte, als es bei der schwierigen Stellung, in welcher er sich gegenüber dem Kaiser und den Fürsten bef möglich war. Unter diesen Um⸗ ständen konnten si freili nur vorläufige Beschlußnahmen ergeben, während di Fragen auch noch die Ver⸗ sammlungen der genden Jahre beschäftigten. Dem Ver⸗ fasser haben für die in dem vorliegenden Werke gegebene eingehende Darstellung der2 andlungen des Kurfürstentages die Archive zu Wien, Berli besden und München offengestanden, sodaß er sowohl die Genesis „Beschlüsse wie den Standpunkt der einzelnen Regierungen z schwebenden Fragen und die von den Letzteren im Einzelnen e Politik eingehend darzulegen
Den gesammten theilt er in folgende Abschnitte:
Reich im 1639,. Politik der Kurfürsten, Die ersten
Berathungen über den Frieden mit dem Auslande, Di — Zerathung über die Amnestie, Rückblick. einem Anhang s interessante urkundliche Beilagen die eigen⸗ händigen Schreiben des Kurfürsten Marimilian von Bavern an seinen Vize⸗Kanzser Richel aus den Jabren 1638 bis 1641 mitgetheilt.
ELand⸗ und Forstwirthschaft.
8 Eine schon durch Prospekte und Probenummern angekündi Fachzeitung ist am 1. Januar 1883 erschienen; dieselbe fü
Titel: Alkohol, Zeitung für die Gesammtinteressen der tuosenbranche und der verwandten Geschäftszweige, S
Bier, Liqueur, Parfüm, Essig, Hefe, Zucker, Konserven
gegeben unter Mitwirkung bewährter Fachautoritäten von J. S. mann (Berlin, Krausenstraße 35). Die Zeitung erscheint an jedem Sonnabend, und der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich bei allen Postanstalten 2 ℳ, mit Bestellgeld 3 ℳ 15 ₰, bei direkter Zu⸗ sendung unter Kreuzband durch die Expedition 3 ℳ 25 ₰; fürs Ausland jährlich 15 ℳ Die uns vorliegende erste Nummer hat folgenden Inhalt: An den Leser, Zur Licenzsteuervorlage, Das Nahrungsmittelgesetz in seiner Wirkung auf die Industrie, Ueber Klein⸗ motoren, Das Kumarin, Gefrorene Getränke. — Aus der Praxis: Kältemischungen, Angelica⸗Oel, Regel beim Cognac⸗Import, Nachweis von Aloe, Gly erinsurrogat, Nachweis von Bordeaurroth im Wein, Methode zur schnellen Bestimmung der Salicylsäure in Getränken, zur Unterscheidung von Cassiaöl und Zimmtöl; Statistik, Steuer und Gesetzgebung, Gerichtsentscheidungen. — Vermischtes: Vereine und Versammlungen, Patentliste, Marken⸗ und Musterschutz. — Ge⸗ schäftsnachrichten: Handelsregister, Konkurse, Verkehrsnachrichten, Marktzerichte, Berliner Börse, Briefkasten, Anzeigen, Preiscourante, Einladung zur Insertion.
6 1 Veterinärwesen.
Durch Bekanntmachung des Schwedischen Kommerz⸗Kollegiums vom 2. d. M. ist angeordnet worden, daß in Zukunft*) die Einfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und anderen Wiederkäuern, sowie von Pferden nach Schweden auf dem Seewege nur in folgenden Städten stattfinden darf: Falkenberg, Gefle, Gothenburg, Halmstad, Hapa⸗ randa, Helsingborg, Hernösand, Hudiksvall, Kalmar, Karlshamn, Karlskrona. Kongsbacka, Landskrona, Lulen, Malmö, Norrköping, Norrtelje, Nyköping, Pites, Skelleften, Stockholm, Strömstad, Sunds⸗ vall, Söderhamn, Södertelje, Uddevalla, Umeâ, Varberg, Vestervik, Visby und Ustad.
hbeiten, N 8
Gewerbe und Handel. Dortmund, 8. Januar. (Ess. Ztg.) Die Lage des Eisen⸗ ist in der verflossenen Woche im allgemeinen unverändert ben. Die Käufer in Roheisen setzen ihre Bemühungen fort, Produzenten zur Ermäßigung der Preise zu bewegen, finden aber wenig Entgegenkommen. Manche sind daher dazu übergegangen, ihren Bedarf in Puddeleisen pro 1. Quartal zum Konventionspreise von 62 ℳ pro Tonne zu decken, und es wird erwartet, daß die Hochäfen zu diesem Satze ihre gesammte Produktion für den bezeichneten Zeit⸗ raum an den Mann bringen. Das Luremburger Syvadikat hält eben⸗ falls fest an dem Kartellpreise von 57 Fres. pro Tonne ab Luxem⸗ burg und hat nur für Belgien eine Preisermäßigung von 2 Frcs. pro Tonne eintreten lassen. Spiegeleisen ist in mäßiger Nachfrage verblieben und notirt 72 —77 ℳ pro Tonne je nach Qualität. Gießerei⸗ und Bessemereisen wird zwar nach wie vor durch die englische Konkurenz gedrückt, behauptet aber bei regelmäßigem Bedarf die bisherigen Preise. Während früher bei Stockungen in der Nachfrage gewöhnlich eine allgemeine Preis⸗ schleuderei eintrat, herrscht diesmal eine Stetigkeit in den Notirun⸗ gen, die zu der Hoffnung berechtigt, daß die begonnene Besserung in der Lage der Eisenindustrie nach einer vorübergehenden Ruhepause weitere Fortschritte machen werde In Walzwerkfabrikaten wird zwar noch immer nur der nächste Bedarf gedeckt, aber derselbe ist so reichlich, daß die Werke ihren Betrieb in der bisherigen Weise fortsetzen können und nirgends Mangel an Beschäftiaung besteht. Insbesondere ist solches bei den Etablissements der großen Aktiengesellschaften der Fall, die noch mit ältern Aufträgen gut ver⸗ sehen sind, und bei denen, wenn auch langsamer als in den Sommer⸗ monaten, fortwährend neue Bestellungen eingehen Die Zurück⸗ haltung der Käufer rücksichtlich größerer Bestellungen beschränkt sich hauptsächlich auf Stabeisen, Fagçoneisen und Feinbleche, während in schweren Blechen eine zufriedenstellende Nachfrage andauert. In Walzdraht ist ebenfalls, so weit er den heimischen Bedarf betrifft, eine Abschwächung des Verkehrs zu konstatiren, aber für den Export sind noch ganz bedeutende Posten für Frühjahrslieferung in Auftrag. In Eisenbahnmaterial ist eine zunehmende Belebung durch Ordres Seitens inländischer Eisenbahnen zu verzeichnen, und es ist zu erwarten, daß dieselben noch mit weitern umfangreichen Aufträgen für Sommer⸗ und Herbstlieferung hervortreten werden, besonders wenn, wie in Aussicht steht, verschiedene nach der Ostgrenze des Deutschen Reiches führende Eisenbahnen im Interesse der Landesvertheidigung demnächst mit einem zweiten Geleise ver⸗ sehen werden. Unter den neu ausgeschriebenen Submissionen ist die der Königlichen Eisenbahndirektion auf Lieferung von 100 bedeckten Güterwagen, 200 Wagenachsen aus Flußstahl mit Speichenrädern und 900 Stück Trag⸗ resp. Spiralfedern für Güterwagen bemerkens⸗ werth, sowiezeine Submission der dänischen Staatsbahnen auf An⸗
*) efr. „R. A.“ Nr. 13 und Nr. 100 von 1882.
lieferung von 6 Stück Tenderlokomotiven. — Im Kohlengeschäft werden die bisherigen Preise für Kohlen und Koke fest behauptet. Förderung und Absatz sind sehr lebhaft. Die Stille in Hausbrand⸗ kohlen dürfte bei Andauer des eingetretenen Frostwetters einer größeren Regsamkeit weichen.
Nürnberg, 10. Januar (Hopfenmarktbericht Leopold Held.) Der Hopfenmarkt zeigt fortwährend ein stilles Ge⸗ präge. Der Gesammtumsatz seit Beginn der Woche betrug ca. 100 Ballen, welche durch die eingetroffenen Zufuhren wieder ersetzt wurden. Käufer können jetzt in Folge Nachgebens eines Theils der Eigner um 5 — 10 ℳ billiger ankommen.
„Wien, 11. Januar. (W. T. B.) Der Generalrath der sterreichisch⸗ungarischen Bank hat heute die Restdividende ro 1882 auf 25 Fl. festgesetzt, die Gesammtdividende beträgt demnach 3 Fl; im Vorjahre betrug dieselbe nur 39 Fl.
Verkehrs⸗Anstalten.
Prag, 11. Januar. (W. T. B.) Auf der wegen Aenderung des Fahrplans hier stattgehabten Eisenbahnkonferenz waren 33 deutsche, 23 österreichische und 12 fremdländische Eisenbahnen durch zusammen 109 Delegirte vertreten. Das bereits bekannte Sommerfahr⸗ plan⸗Projekt mit schnellerer Verbindung zwischen Wien und zwischen Nürnberg und Karlsbad wurde angenommen. nächste Konferenz soll am 27. Juni in Kiel stattfinden.
Tdriest, 12. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Iris' ist gestern Abend aus Konstantinopel hier eingetroffen.
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Berlin, 12. Januar 1883.
2 die Monats⸗ 8 zu Nürnberg für Deze ichtet, e der Jahres 1882 der Anstalt noch einige bö
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Wi Museums Schluß des nswerthe Förderun⸗
— feiern konnte. Be⸗ sonders ermunternd war es, der König Karl vo Württemberg aus seiner Privatsch der Anstalt einen jährlichen Beitrag von 400 ℳ zugesagt hat. Ferner zählt aber auch das mit⸗ gerheilte Verzeichniß eine große Rei n neu angemeldeten Jahresbei⸗ trägen auf; sie rühren meist mn n8
„„ S 7 28 8 des Museums angeworben hal
geb. benbe s gemalten Fensters 600 ℳ zur Verfügung s Museum sind ebenfalls neue Antheilschein hat das Museum noch aus de Schulden, welche nur Rechnung läßt denn auch zu diesem Zwecke sowie inzwis Dagegen hat die Anstalt 3 ₰, auf äuf
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bieten, falls einmal das j Nation nachlassen sollte.
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trag von 500 ℳ zum unveräuf hat. — Der Verwaltungsausschi durch den Tod mehrerer Mi hatte, hat sich bei seiner letzten stärkt, und es ben die auf Herren Oberst Li
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Stiftungs⸗ von 1471 ℳ en; und doch
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London, 11. Januar. (W. T. B.) Nach aus Sumatra hier eingegangenen Nachri vom 5. d. ist daselbst die Cholera ausgebrochen.
„, Im Residenz⸗Theater eröffnete am Donnerstag der ame⸗ rikanische Tragöde Mr. Edwin Booth sein Gastspiel in der Rolle des „Hamlet“ unter ungeheuerem Beifall des ausverkauften Hauses Das ve. FfeFe⸗ ; “ Das erste Erscheinen des Künstlers machte schon einen sensationellen Eindruck, als er beim Beginn der zweiten Scene unbeweglich unter den Hofleuten vor dem Throne des Königspaares sitzt. Die vornehme edle Haltung, ein durchgeistigtes Antlitz mit feurigen und Gedanken sprühenden Augen, te beim Unwissendsten keinen Augenblick Zweifel aufkommen las Held des Schauspiels sei; und als dann Leben in diese Gestalt kam und der Klang und die Färbung der 8 Er⸗ scheinung unterstützte, fühlte der Zuschauer Er⸗ regung schlagen wie unter dem Bann
So steigerte sich die Wirkung von Scene zu Scene, un Wunder, daß der Beifall nach den einzelnen Scene nd Ende nehmen wollte.
ter des Hamlet ab und stellt den leidenschaftlichen, thatkräftigen Prinzen, en auf seiner geistigen und sittlichen Höhe alles Gemeine mit Ekel rfüllt, Vordergrund. In seiner Tollheit ist mit Bedacht
9 hwankende und Schwärmerische ist fast gänzlich
und die Leidenschaft bleiben. Die grellen
ren Gedankensprüngen giebt der geniale Künst⸗ it wieder; er macht sie glaubhaft und verständ⸗
h dämonisch jagenden Gedanken
n Zügen abliest.
Unsn
el nach den einzel Akten kein Edwin Booth löst alles Unklare vom Charak⸗
von seinen b Nach dem Schauspiel im Schau⸗ d Offenbarungen des Königlichen Geistes bestätigt gefunden t und vom unaussprechlichen Schmerz zur dämonischen Freude übergeht, brach der stürmische Beifall sogar bei offener Scene los. Mr. Edwin Booth hat sich dem deutschen Publikum als ein großartiger Tragöde von hinreißender Begabung gezeigt. Daß er dies Meisterwerk Shakespeare's in der Ursprache wiedergab, erhöhte für die Meisten den Reiz und Zauber der Vorstellung. Die übrigen Mitwirkenden sprachen ihre Rollen deutsch. Aus diesem Umstande ergaben sich manche Seltsamkeiten, und einige Scenen, in welchen Rede und Gegenrede in kurzen Sätzen Englisch und Deutsch aufeinanderfolgten, unterbrachen die Illusion in recht unbequemer Weise. Im Ganzen aber kam das großartige Dichterwerk auch in dieser Vorführung zu mächtiger Wirkung. — Daß die heimischen künstlerischen Kräfte des Residenz⸗Theaters auf dem ihnen vollständig ungewohnten Gebiet der Tragödie mit dem genialen Gast nicht um den Lorbeer ringen konn⸗ ten, war selbstverständlich. Doch lösten sie ihre Aufgabe mit Fleiß und Liebe. Erwähnenswerth ist die Leistung der Fr. Ernst in der Rolle der Königin. Die begeisterten Ehrenbezeugungen des Abends häuften sich, wie erwähnt, auf den amerikanischen Gast.
— „Der Bettelstudent“, die neueste Operette von Millöcker (Tert von Zell und Gensée), die seit zwei Monaten ununterbrochen im Theater an der Wien mit einem Erfolge gegeben wird, der an den des „Lustigen Krieg“ erinnert, wird jetzt im Friedrich⸗Wil⸗ helmstädtischen Theater einstudirt, um am 24. d. Mts. in Scene zu gehen. Zugleich wird in dieser Novität eine neue Gesangs⸗ kraft aus Wien, Frl. Anna Grünfeld, debütiren, die sich in kurzer Laufbahn den Ruf einer der besten Operettensängerinnen erworben bat. „Der Bettelstudent“, dessen Handlung in Polen zur Zeit des sächsisch polnischen Königthums spielt, erfordert eine gänzlich neue reiche und charakteristische Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Requisiten ꝛc, für deren Herstellung die Direktion die umfassendsten Vorbereitungen getroffen hat.
— Im Belle⸗Alliance⸗Theater übt die neu einstudirte Posse „Die Lachtaube“ mit Frl. Ernestine Wegner in der Titelrolle eine ganz außergewöhnliche Anziehungskraft aus. Das Haus ist all⸗ abendlich fast ausverkauft. Frl. Wegner, welche von den Hrrn. Blencke
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und Niedt aufs Wirksamste unterstützt wird, findet mit dem Vortrage ihres Quodlibets „Zwei Soiréen“ besonders vielen Beifall.
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