das Landgericht in Stargard i. P., der Landrichter Thiele⸗ mann in Essen an das Landgericht in Hannover und der Amtsrichter Dr. Sabarth in Hannover als Landrichter an das Landgericht daselbst.
Dem Amtsgerickhts⸗Rath Blell in Fischhausen ist behufs Mebertritts zur Verwaltung der indirekten Steuern die nach⸗ gesuchte Dienstentlassung ertheilt.
In der Liste der Rechtsanwälte ist gelöscht: der Rechts⸗ anwalt Howahrde bei dem Amtsgericht in Lennep.
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Fensch aus Berlin bei dem Amtsgericht in Wriezen, der Gerichts⸗Assessor Ley bei dem Amtsgericht in Unnna, der Gerichts⸗Assessor Staude bei dem Landgericht in
Stendal, der Gerichts⸗Assessor Dr. Heinemann bei dem Amtsgericht in Perleberg, der Gerichts Assessor Dr. Mann bei dem Landgericht in Stettin, der Rechtsanwalt Howahrde aus Lennep bei dem Amtsgericht und bei dem Landgericht in Elberfeld, der Gerichts⸗Assessor Meller bei dem Land⸗ gerich in Ratibor, der Gerichts⸗Assessor Stern und der Ge⸗ richts⸗Assessor Dr. Samuelsohn bei dem Landgericht in Breslau und der Gerichts Assessor Leopold Cohn bei dem Landgericht in Oppeln.
Der Senats⸗Präsident Günther bei dem Ober⸗Landes⸗ gericht in Cöln, der Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Cremer in Hamm, der Landgerichts⸗Direktor Sames in Neuwied, der Staatsanwalt Schütz in Berlin, der Amtsgerichts⸗Rath Toel in Verden, der Rechtsanwalt und Notar Liman in Cottbus,
der Rechtsanwalt und Notar Hagemann in Osnabrück, der
AMRechtsanwalt und Notar Chop in Sondershausen, der Rechts⸗
anwalt Dr. Drewcke in Cöln und der zur Rechtsanwaltschaft bei dem Amtsgericht in Reichenbach i. Schl. zugelassene bis⸗ herige Gerichts⸗Assessor Michalski sind gestorben.
5. Plenarsitzung des Herrenhauses, Montag, den 15. Januar 1883, Mittags 12 Uhr. Tagesordnung: 1 1 Bericht der IX. Kommission über den Gesetzentwurf in Nr. 6 der Drucksachen, betreffend die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen.
21. Plenarsitzung des Hauses der Abgeordneten Montag, den 15. Januar 1883, Vormittags 11 Uhr. Tagesordnung: b Erste und zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Bewilligung von Staatsmitteln zur Beseitigung der im Stromgebiete des Rheins durch die Hochwasser herbeigeführten Verheerungen. — Erste Berathung des Gesetzentwurfs zur Abänderung des Gesetzes über die Organisation der allgemei⸗ nen Landesverwaltung vom 26. Juli 1880. — Erste Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs zur Abänderung des Gesetzes, be⸗ treffend die Verfassung der und das Ver⸗ 1“ 3. Juli 1ö88“ 8 waltungsstreitverfahren, vom 2. August 1880. Erste Be rathung des Gesetzentwurfs über die Zuständigkeit der waltungs⸗ und Verwaltungsgerichtsbehörden. 8
xr. 7
Bekanntmachung.
Alle diejenigen jungen Männer, welche in einem der zum Deut⸗
schen Reich gehörigen Staaten heimathsberechtigt und 1) in dem Zeitraum vom 1. Januar bis einschließlich 31. De⸗ zember 1863 geboren sind,
2) dieses Alter bereits überschritten, aber sich noch nicht bei
einer Ersatzbehörde zur Musterung gestellt, 3) sich zwar gestellt, über ihr Militärverhältniß aber noch keine endgültige Entscheidung erhalten haben, und gegenwärtig innerhalb des Weichbildes hiesiger Residenz sich auf⸗ , werden, soweit sie nicht von der persönlichen Gestellung in Jahre entbunden sind, hierdurch auf Grund des §. 23 der Ersatzordnung vom 28. September 1875 angewiesen: ssiich, behufs ihrer Aufnahme in die Rekrutirungs⸗Stamm⸗ rolle, in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar d. J. bei dem Königlichen Polizei Lieutenant ihres Reviers per⸗ sönlich zu melden und ihre Geburtsscheine, sowie die etwaigen sonstigen Atteste, welche bereits ergangene Entscheidungen über ihr Militärverhältniß enthalten, mit zur Stelle zu bringen.
Für diejenigen hiesigen Militärpflichtigen, welche zur Zeit ab⸗ wesend sind (auf der Reise begriffene Handlungsdiener, auf See be⸗ findliche Seeleute ꝛc), haben die Eltern, Vormünder, Lehr⸗, Brot⸗ und Fabrikherren die Anmeldung in der vorbestimmten Art zu bewirken.
Wer die vorgeschriebene Anmeldung versäumt, wird nach §. 33 des Reichs⸗Militär⸗Gesetzes vom 2. Mai 1874 mit einer Geldhuße bis zu 30 ℳ, oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft.
Reklamationen sind gemäß §. 31 Nr. 1 der Ersatz⸗Ordnung vor dem Musterungsgeschäft, oder bei Gelegenheit desselben anzubringen; später angebrachte Reklamationen werden nur dann berüchssichtigt,
un die Veranlassung zu denselben erst nach Beendigung des Mu⸗ sterungsgeschäfts entstanden ist.
Berlin, den 10. Janvar 1883.
Die Königlichen Ersatz⸗Kommissionen der Aushebungs⸗Bezirke Berlin.
8
1“ Königlich Preußische Armee. 1“
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen Im aktiven Heere. Berlin, 6. Januar. Möschke, Sec. Lt. von der 4. Ingen. Insp., zur 3. Ingen. Insp. versetzt. v. Putt⸗ kamer, Sec Lt. a D., zuletzt im Drag. Regt. Nr. 6, in der Armee, und zwar als Sec Lt. mit einem Patent vom 6. Januar 1877 bei dem Inf. Regt. Nr. 49 wiederangestellt. v. Rabe I, Major vom Generalstabe der Kav. Div. des XV. Armee⸗Corps, zum General⸗ stabe der 4. Armee⸗Insp., v. Wildenbruch, Hauptm., aggreg. dem 2. Garde⸗Regt. z. F., unter Belass- in seinem Kommando als Adjut. bei der 4. Armee⸗Insp., als aggreg. zum 4. Garde⸗Regiment z. F., versetzt. v. Alvensleben, Premier⸗Lieutenant vom Füsilier⸗ Regiment Nr. 36, auf ein Jahr zur Dienstleistung bei dem Drag. Regt. Nr. 16 kommandirt. — 9. Januar. v. Sommer⸗ feld, Oberst⸗Lt. à la suite des Generalstabes der Armee, unter Entbind. von der Stellung als 1. Direktions⸗Mitglied der Kriegs⸗ akademie und unter Belass. à la suite des Generalstabes, zum per⸗ sönl. Adjut. Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kron⸗ prinzen des Deutschen Reichs und Kronprinzen von Preußen ernannt. v. Heynitz, Oberst Lt. vom Inf. Regt. Nr. 48, unter Stellung à la suite dieses Regts, zum 1. Direktions⸗Mitglied der Kriegsaka⸗ demie ernannt. Kritzler, Major vom Inf. Regt. Nr. 118, als Bats. Commandeur in das Inf. Regt., Nr. 48 versetzt. Kroll, Major vom Inf. Regt. Nr. 118, zum etätsmäß. Stabsoffiz. ernannt. d. Schönfeldt, Major, aggreg. Inf. Regt. Nr. 118, in dieses Regt. einrangirt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 6. Januar. v. Rozynski, Hauptm. a. D., zuletzt Comp. Chef im Gren. Regt. Nr. 1 der Charakter als Major verliehen. v. Bredow, Major a. D., zuletzt Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 25, mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des genannten Regts. zur Disposition gestellt. Frhr. Hoverbeck v. Schönaich, Major a D., zuletzt Rittm. und Escadr. Chef im Kür. Regt. Nr 3 unter Fortfall der ihm bewilligten Aussicht auf Anstellung im Civil⸗ dienst und unter Ertheilung der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des gen. Regts., in die Kategorie der zur Disp. gestellten Offiziere zurückversetzt. Lange, Pr. Lt. a. D., früher im Feld⸗Art. Regt. Nr. 2, v. Rosll, Sec. Lt. a. D., früher im Füs. Regt. Nr. 35, die Erlaubniß zum Tragen der Armee⸗Unif. ertheilt .
Im Beurlaubtenstande. Berlin, 6. Januar. Charisius, Rittm. von der Landw. Kav. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 44, der Abschied bewilligt.
XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im Beurlaubtenstande. 8. Januar. Mack, Pr. Lt. der Res. des 3. Inf. Regts. Nr. 121, zum Hauptm. befördert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 8. Ja⸗ nuar. Baur, Hauptm. und Comp. Chef im Gren. Regt. Nr. 119, der Abschied mit Pension bewilligt. 8
Im Beurlaubtenstande. 8. Januar. Zürn, Hauptm. von der Landw. Inf. und Comp. Führer im Res. Landw. Bat. Nr. 127, mit der Landw Armee⸗Uniform, Goldmann, Pr. Lt. von der Landw. Inf. desselb. Bats, Hahn, Pr. Lt. von der Landw. Art. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 121, Schneider, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 127, Veigele, Sec. Lt. von den Landw. Pion. desselb. Bats., Weigelin, Sec. Lt. von der Landw. Kav. desselb. Bats., der Abschied bewilligt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 13. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute den Vortrag des Militär⸗ Kabinets entgegen und empfingen demnächst das Präsidium des Reichstags mit einer Deputation desselben, bestehend aus fünf Mitgliedern, die den durch Ueberschwemmung heimge⸗ suchten Landestheilen zugehören.
— Heute findet im Königlichen Palais ein größeres Diner statt.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte gestern Nachmittag 4 Uhr der Jahres⸗ sitzung der Victoria⸗National⸗Invaliden⸗Stiftung im Englischen Hause und von 8 ½ Uhr Abends ab der Vorstellung des „Hamlet“ im Residenz⸗Theater bei. C1616I6
— Seas⸗ecsesc. “
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages und des Herrenhauses eefindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (32.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs⸗Schatz⸗Amts Burchard, sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und dessen Kommissarien beiwohnten, machte der Präsident die Mittheilung: Das Präsidium habe in Folge des Beschlusses des Hauses vom 11. d. Mts. in einer soeben stattgehabten Audienz Sr. Majestät dem Kaiser den Dank des Hauses dargebracht für die Allerhöchste Bewilligung für die durch Ueber⸗ schwemmung Verunglückten. Se. Majestät habe den Dankäußerst erfreut und huldvoll aufgenommen und bemerkt, daß Aller⸗ höchstderselbe aus der Einstimmigkeit des Beschlusses des Reichstages mit Freude solgere, daß der Beschluß ebenso ge⸗ meint gewesen sei wie Seine Bewilligung, nämlich als eine Sache des Herzens. Se. Majestät habe hinzugefügt, daß der Dispositionsfonds, welchen der Reichstag Allerhöchstihm alljährlich bewillige, wie bei dieser Gelegenheit, so jedes Jahr verwendet werde zur Abhülfe von mancherlei Noth, und daß Se. Majestät gerade mit Rücksicht hierauf dem Hause jedesmal dankbar für die Bewilligung sei. Se. Majestät habe Sich angelegentlichst bei den an⸗ wesenden Reschstagsmitgliedern aus den besonders beschädigten Wahlbezirken nach dem Umfange und nach der Lage der Be⸗ schädigung in diesen Wahlvezirken erkundigt und das Präsidium beauftragt, dem Hause für den Beschluß GFö den Ihm dargebrachten Dank Seinerseits bestens zu danken.
Hierauf wurde die Zusammenstellung der Liquidationen über die auf Grund des Artikels V. Ziffer 1 bis 7 des Gesetzes vom 8. Juli 1872 aus der franzö⸗ sischen Kriegskosten⸗Entschädigung zu ersetzende Beträge an die Rechnungskommission verwiesen.
Bei Syluß des Blattes trat das Haus in die Berathung des von dem Abg. Büchtemann und Genossen eingebrachten Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung des Zolltarifs vom 15. Juli 1879.
— Des Königs Majestät haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß, nach dem bewährten Vorgange auf dem Gebiete des Gewerbewesens und der Land⸗ wirthschaft, an solche Personen, welche um das vaterländische Bauwesen in künstlerischer ober wissenschaftlicher Beziehung durch hervorragende Leistungen sich besonders verdient gemacht haben, Verdienst⸗Medaillen aus Gold oder Silber als besondere Anerkennung verliehen werden. Die Haupt⸗ seite dieser nach den Entwürfen des Professors Bendemann zu Düsseldorf ausgeführten Medaille ist mit dem allegorisch verzierten Brustbilde Sr. Majestat des Kaisers und Königs versehen, die andere Seite derselben durch Embleme, welche auf die verschiedenen Zweige des Bauwesens — Architektur, Bauingenieurwesen und Maschinenbau — hinweisen, sinn⸗ bildlich geschmückt.
Die Verleihung der goldenen Medaillen haben des Kaisers und Königs Majestät Allerhöchstsich vorbehalten, während die Verleihung der silbernen Medaillen im Allerhöchsten Auf⸗ trage durch den Minister der öffentlichen Arbeiten erfolgen wird.
— Der Fürsterzbischof von Olmütz, Kardinal Landgraf von Fürstenberg, hat den Dechanten, Pfarrer Auton Richtarsky in Bauerwitz zum Fürsterzbischöflichen Kommissarius für den preußischen Antheil der Erzdiözese Olmütz ernannt, nachdem von dem Fürsterzbischof zu dieser Ernennung die Landesherrliche Genehmigung nackgesucht und die Letztere mittels Allerhöchster Ordre vom 20. Dezember v. J. ertheilt worden ist.
— Das Königliche Staats⸗Ministerium hat gemäß Ar⸗ tikel 4 des Gesetzes vom 14. Juli 1880 in Verbindung mit
1“ 11““ 8 —
Artikel 1 des Gesetzes vom 31. Mai 1882 beschlossen, die Wiederaufnahme der auf Erund des Gesetzes vom 22. April 1875 eingestellten Stoatsleistungen für den Umfang des preußischen Antheils der Erzdiözese Olmütz an⸗ zuordnen. Die Wiederaufnahme erfolgt vom 1. Oktober
v. J. ab.
— In der Presse ist neuerdings die Frage angeregt worden, ob nicht den durch Professor Dr. Esmarch gepflegten Samariterbestrebungen unter dem Personal der Eisenbahnen eine größere Verbreitung verschafft werden könne. Dem⸗ gegenüber glauben wir diejenigen Einrichtungen zur allgemeineren Kenntniß bringen zu sollen, welche im Bereiche der preußischen Staatseisenbahn⸗Verwaltung im Interesse der im Eisenbahnverkehr verletzten oder plötzlich erkrankten Personen getroffen sind. Seitens der Eisenbahnbehörden ist dieser Frage stets eine besondere Auf⸗ merksamkeit zugewendet worden, und bereits im Jahre 1856 hat der damalige Minister für Handel, Gewerbe und öffent⸗ liche Arbeiten den Direktionen der preußischen Staats⸗ und unter Staatsverwaltung stehenden Eisenbahnen Anleitungen über diejenigen Verhaltungsmaßregeln ertheilt, welche bei Er⸗ krankungen und Verwundungen auf Eisenbahnen vor Ankunft des Arztes zu beachten sind. Diese Anleitungen sind im Jahre 1871 durch die Königliche wissenschaftliche Deputation für das Medizinalwesen geprüft worden und bestehen in der hiernach festgestellten Fassung unter Berücksichtigung der im Laufe der Zeit durch die weiteren Erfahrungen bedingten Aenderungen auch jetzt noch. Es sind danach auf den Sta⸗ tionen und Haltestellen mit Medikamenten, Instrumenten und Bandagen versehene Behälter, sogenannte Rettungskasten, bereit zu halten und außerdem ähnliche kleinere Behälter, welche Blutstillungsmittel enthalten, bei den Zügen mitzuführen. Die Handhabung der Rettungskasten liegt den Stations⸗ und Haltestellenvorständen resp. den Zugführern ob. Um bis zum Eintreffen ärztlichen Beistandes diejenigen Maßregeln an⸗ ordnen zu können, welche geeignet sind, den Ver⸗ unglückten Hülfe und Linderung zu bringen, haben sich die betreffenden Beamten mit dem Inhalt der erlassenen An⸗ leitungen genau bekannt zu machen, von den ihnen anver⸗ trauten Arzneien und Baͤndagen und deren Anwendung Kenntniß zu nehmen und sich in Anlegung der einfachen Ver⸗ bände, sowie in Verrichtung der vorgeschriebenen Manipula⸗ tionen von den betreffenden Eisenbahnärzten unterweisen zu lassen. In den Anleitungen selbst ist allen bei Eisenbahn⸗ unfällen etwa möglichen Verletzungen Rechnung getragen und „(uf die je erforderlichen Hantirungen mit ausführlicher Be⸗ schreibung der zu benutzenden Mittel in einer auch für Laien verständlichen Weise hingewiesen. Ueberdies sind die von den Eisenbahnbehörden engagirten Bahnärzte verpflichtet, bei Un⸗ glücksfällen, von denen sie unverzüglich in Kenntniß gesetzt werden, sofort zur Hülfe zu eilen. Den Privateisenbahn⸗ Verwaltungen ist die Einführung gleicher Maßnahmen unter Mittheilung der für die Staatseisenbahnen erlassenen Be⸗ stimmungen anempfohlen worden.
Aus diesen Anführungen dürfte hervorgehen, daß im Be⸗ reiche der preußischen Staatseisenbahn⸗Verwaltung das Nöthige vorgekehrt ist, den im Eisenbahnverkehr Verletzten oder plötz⸗ lich Erkrankten eine vorläufige Pflege angedeihen zu lassen.
— Die Bestimmung des §. 288 des Strafgesetzbuches, nach welchem die Veräußerung von Vermögens⸗ bestandtheilen bei einer drohenden Zwangsvollstreckung, in der Absicht, die Befriedigung des Gläubigers zu vereiteln, mit Gefängniß zu bestrafen ist, findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 18. November v. J, auch Anwendung auf Fälle, in denen der Schuldner Ver⸗ mögensstücke verpfändet, um sie so dem Gläubiger zu ent⸗ ziehen.
Württemberg. Stuttgart, 11. Januar. (Allg. Z.) Die Zweite Kammer wählte heute Dr. Lenz, den Vorstand der deutschen Fraktion, zu ihrem Vize⸗Präsidenten. Soweit sich die Fraktionsbildung bereits vollzogen hat, gehören der deutschen Fraktion 32, der liberal⸗konservativen Fraktion 24, der Linken 22 Abgeordnete an. Außerdem zählt die Kammer 7 sogenannte Wilde. Es ist auch in der Zweiten Kammer eine Interpellation an die Königliche Regierung gestellt wor⸗ den, welche die gleiche Absicht verfolgt, wie der gestern in der Kammer der Standesherren gestellte Antrag des Fürsten Hohen⸗ lohe Langenburg, betreffend die Wirkungen der Armee⸗Gesetz⸗ gebung und die Absichten der Königlichen Regierung hinsichtlich einer Beseitigung der hierbei zu Tage getretenen Mängel. — Aus dem Hauptfinanzetat pro 1883/85 ergiebt sich, daß die Ge⸗ sammysumme der württembergischen Staatsschuld sich auf 423 931 707 ℳ 76 ₰ beläuft, davon entfallen auf die allgemeine Staatsschuld 49 881 550 ℳ, auf die Eisenbahnschuld 374 050 157 ℳ Zur Verzinsung er Staatsschuld sind pro 1883/84 17 401 229 ℳ, pro 1884/85 17 503 079 ℳ erforder⸗ lich. Die Tilgung der Eisenbahnraten beträgt pro 1883/84
mittelst eines Anlehens erfolgen. 3
Oesterreich Ungarn. Wien, 12. Januar. (W. T. B.)
Nach einer Mittheilung der Abendblätter findet die Kassations⸗ verhandlung in dem Ringtheater⸗Prozesse am 9. k. M. tatl. Pest, 12. Januar. (W. T. B.) Die Donau ist seit gestern 31 ecm gefallen, bei Neusatz ist dieselbe 17 em gestiegen, das Wasser erreichte daselbst das Festungsthor. Die Kommunikation ist durch Treibeis gehindert. Aus Mohacs⸗ Zombor wird gemeldet, daß das Hochwasser die Dämme durch⸗ brach. Es sind Schutzarbeiten im Gange und umfassende Vorkehrungen zur Rettung von Menschen und deren Habe getroffen.
Belgien. Brüssel, 13. Januar. (W. T. B.) Wie die „Gazette de Bruxelles“ mittheilt, leidet der König an einem leichten gastrischen Fieber, jedoch sei bereits eine wahr⸗ nehmbare Besserung eingetreten und kein Grund zu Besorg⸗ nissen vorhanden.
Großbritannien und Irland. London, 11. Januar. (Allg. Corr) Der jüngst von der Königin eröffnete neue Justizpalast am Strand wurde heute seiner Bestimmung übergeben. Sämmtliche Gerichtshöfe hielten heute ihre erste Sitzung in dem neuen Gebäude, obwohl die innere Einrich⸗ tung desselben noch nicht ganz vollendet ist.
Die Blätter machen darauf aufmerksam, daß die Angaben über die „Einwanderung“ aus Kanada nach den
Vereinigten Staaten, die auf jährlich etwa 90 000 Men⸗
1 688 655 ℳ, pro 1884,85 1 753 890 ℳ Die Tilgung soll
schen geschätzt wird, eine ganz unrichtige Vorstellung geben. Es sind dies nämlich zum großen Theil europäische Auswan⸗ derer, die, um Manitoba oder das Nordwestgebiet zu er⸗ reichen, amerikanische Eisenbahnen benutzen müssen.
Mit dem Manchester Seekanal wird ernstlich vor⸗ gegangen. Es ist bereits eine Viertel Million Pfund Sterling als parlamentarisches Deposit niedergelegt.
— 12. Januar. (W. T. B.) Der Premier Gladstone hütet noch fortwährend das Zimmer. Derselbe dürfte, sofern es sein Gesundheitszustand gestattet, am nächsten Montag Hawarden verlassen, um sich wahrscheinlich nach Cannes zu begeben.
Frankreich. Paris, 11. Januar. (Fr. Corr.) Der Ministerrath hielt heute Morgen im Auswärtigen Amte unter dem Präsidium des Herrn Duclerc eine Sitzung. Herr Duclerc, obschon vonseiner Knieverletzung noch nicht ganz
„wieder hergestellt, kann sich doch bereits wieder seinen ge⸗ wohnten Beschäftigungen und Arbeiten widmen. Der Ministerrath befaßte sich vorn hmlich mit laufenden Angelegen⸗ heiten sowie mit einer Di kussion der Haltung, welche die Regierung bei den bevorstehenden Debatten des Parlaments über die auf der Tagesordnung befindlichen Gegenstände ein⸗ zunehmen gedenkt. Es handelt sich hierbei in erster Linie um das Justizreformprojekt und um den Gesetzentwurf über die Vereinsfreiheit.
Es wurde schon berichtet, daß das von der Gambettisti⸗ schen Union républicaine im Senat angeregte Pro⸗ jekt, eine Adresse oder ein Manifestan das Land zu rich⸗ ten, um dasselbe über die politischen Konsequenzen des Todes Gambetta’'s zu beruhigen, von den übrigen senatorialen Gruppen der Linken zurückgewiesen worden ist. Die Tages⸗ ordnung, welche die Plenarversammlung der vereinigten Lin⸗ ken in dieser Hinsicht faßte, lautet: „Die Mit⸗ glieder der drei republikanischen Linken des Se⸗ nats, zur Plenarversammlung zusammengetreten, schließen sich der Trauer des Vaterlandes an. Geeint in demselben Bedauern und in einer gemeinsamen Ergebung in die Republik, glauben sie nicht eine Erklärung erlassen zu sollen, welche der Würde des Begräbnisses, das die Nation Leon Gambetta bereitet hat, nichs hinzufügen würde.“ Diese Tagesordnung ist vom Senator Adrien Hébrard vorgeschlagen worden.
Der Senat nahm heute die Wahl seines Vorstandes vor. Hr. Leroyer wurde mit 166 Stimmen von 187 Vo⸗ tirenden zum Präsidenten wiedererwählt. Zu Vize⸗Prä⸗ sidenten waren Rampon, Peyrat und Calmon von der Linken wieder designirt und Dupuy de Lome als Vertreter der Rechten zum vi rten Vize⸗Präsibenten in Aussicht genommen worden. Die Rechte bestand jedoch auf de Kerdrel; die Linke lehnte diesen aber ab, und da sich nun die Rechte der Ab⸗ stimmung enthielt, so blieb die Wahl der Vize⸗Präsidenten bei nur 149 Votzrenden eine ungüllige.
In der heutigen Kammersitzung wurde Hr. Spuller mit 182 Stimmen gegen Hrn. Boysset, der nur 145 Stimmen auf sich vereinigte, zum vierten Vize⸗Präsidenten erwählt. Die gemäßigte Linke hat sonach für Spuller votirt. Das Resultat der Wahl erregte in den Reihen der radikalen Linken, die um so sicherer auf den Sieg ihres Kandidaten Boysset gerechnet hatte, als die äußerste Linke für ihn stimmte, große Bewegung, und man sprach davon, eine Enquete zu verlangen wegen angeblicher Beiseiteschaffung und Vertauschung von Stimmzetteln.
— 12 Januar. (W. T. B.) Der Senat wählte heute Peyrat, Calmon und Humbert zu Vize⸗Präsidenten; die Wahl des 4. Vize⸗Präsidenten, der der Rechten angehören wird, wurde vertagt.
In Folge zahlreicher hier vorgenommener Verhaftun⸗ gen sind die Haupttheilnehmer an den in letzter Zeit vor⸗ gekommenen Kirchendiebstählen ermittelt worden. Ein großer Theil der aus dem Schatz der Basilika in St. Denis gestohlenen Gegenstände wurde bei Trödlern aufgefunden.
— 13. Januar. (W. T. B.) Bei der Ueberführung der Leiche Gambetta's nach Nizza mittelst Separat⸗ zuges hatten sich in Dijon, Macon, Lyon und Marseille die Behörden und Vertreter von Korporationen am Bahnhofe eingefunden, wo dieselben Kränze überreichten und ihrer Trauer um den Tod Gambetta's Ausdruck gaben.
Lyon, 12. Januar. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen die Anarchisten fuhr der Staats⸗Prokurator heute in seinem Plaidoyer zur Belastung der Angeklagten fort.
Spanien. Madrid, 13. Januar. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung des Senats bemerkte der zurück⸗ getretene Finanz⸗Minister Camacho, daß, als er in das Ministerium eingetreten, der Betrag der Passiva in 340 Millionen, der Betrag der Aktiva in 245 Millionen und die schwebende Schuld in 194 Millionen Pesetas be⸗ standen habe, während bei seinem Auͤstritt ein Budget⸗ überschuß von 6 Millionen Pesetas vorhanden gewesen sei. Redner konstatirte, daß die Zinsen der spanischen Schuld gesichert seien, denn die Budgets würden sicherlich ins Gleich⸗ gewicht gebracht werden, wenn das neue Ministerium bei der Erhebung der Steuern energisch vorgehe. In jedem Falle sei die Zahlung durch die Bank von Spanien garantirt, ein Um⸗ stand, der zur Beruhigung der ausländischen Inhaber spanischer Schuldtitel beitragen müsse. Alle anwesenden Minister be⸗ glückwünschten Camacho für seine Rede.
„Italien. Rom, 12. Januar. (W. T. W.) Die Nach⸗ richt von der Entsendung einer italienischen Fregatte nach Tripolis wird von der „Agenzia Stefani“ für unrichtig erklärt; ebenso unbegründet seien auch die Ge⸗ rüchte, nach welchen Italien und Frankreich eine gemeinsame Aktion in Betreff der egyptischen Angelegenheit ver⸗ einbaren sollten.
Türkei. Konstantinopel, 12. Januar. Der „Times“ wird von hier gemeldet, die von dem britischen Geschäftsträger Wyndham am 10. d. M. der Pforte überreichte Note berühre auch die Suezkanalfrage und die Voraussetzung für die definitive Zurückziehung der englischen Truppen aus Egypten,, welche eintreten werde, sobald die wichtigsten Zwecke der Expedition erreicht seien.
„Gerbien. Belgrad, 12. Januar. (Polit. Corresp.) Die Skupschtina hat die Einführung der Verzehrungs⸗ steuer für Belgrad abgelehnt. — Vom Minister⸗Präsidenten Pirotschanatz wurde in der heutigen Sitzung der Skupschtina erklärt, daß die Regierung, entsprechend den von der
Skupschtina gefaßten Beschlüssen, eine Abänderung der Verfassung vorschlagen und zu diesem Be⸗ hufe die große Skupschtina einberufen werde. Hierauf
wurde die Skupschtina durch Königliches Dekret für geschlossen erklärt, alsbald aber auf morgen zu einer außerordentlichen Session einberufen, in welcher die mit Deutschland und Frankreich vereinbarten Handelsverträge berathen werden sollen. Diese außerordentliche Session dürfte nur einige Tage dauern und voraussichtlich vom Könige mit einer Thron⸗ rede geschlossen werden.
Bulgarien. Sofia, 11. Januar. Die „Agence Havas“ meldet: Die Konstantinopeler Nachricht von einer in Sofia bestehenden Ministerkrisis ist unrichtig. Zwischen den Ministern und der Kammer herrscht Uebereinstimmung. Das Ministerium für öffentliche Arbeiten wird von General So⸗ boleff geleitet; das Einvernehmen zwischen den russischen und bulgarischen Ministern scheint ein vollständiges zu sein. — Der diplomatische Agent Serbiens, Simic, hat heute Mor⸗ gens dem Fürsten seine Beglaubigungsschreiben überreicht.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. Ja⸗ nuar. (W. T. B.) Der Kaiser, die Kaiserin und die Kaiserliche Familie sind heute Nachmittag hier einge⸗ troffen und haben im Anitschkoff⸗Palais Wohnung ge⸗ nommen.
— 13. Januar. (W. T. B.) Nach der gestern erfolgten Ankunft besuchten der Kaiser und die Kaiserin vom Bahnhof aus alsbald die Kasansche Kathedrale und sodann die Festungskathedrale und fuhren später nach dem Anitschkoffpalais. Heute findet im Winterpalais großer Empfang statt. — Der Kaiser hat dem katholischen Erzbischof von Mohilew, Fialkowski, den Alexander⸗Newski⸗Orden verliehen.
Zeitungsstimmen.
Das „Posener Tageblatt“ sagt im Hinblick auf die Reichstagssitzung, in welcher der Reichskanzler von der Spende Sr. Majestät des Kaisers für die durch die Ueberschwem⸗ mungen am Rhein Betroffenen Mittheilung machte:
In ergreifenden Worten führte der Mann, aus dessen Munde wir sonst nur die ernsten Gebote politischer Nothwendigkeit zu ver⸗ nehmen gewohnt sind, aus, daß die Wiederherstellung der durch das entsetzliche Naturereigniß aufgelösten Zustände am Rheinufer von den einzelnen Landesregierungen werde in die Hand genommen werden, daß die Linderung der ersten Noth aber eine Aufgabe sei, an welcher der Kaiser, als Oberhaupt des Reichs, direkten Antheil habe nehmen wollen. Zum Eingreifen der Regierungen werde es ständischer Bewil⸗ ligungen bedürfen, die einen gewissen Zeitverlust im Gefolge haben würden, — dem Kaiser aber sei daran gelegen gewesen, den größten Nöthen die nächste Hülfe geleistet zu sehen. Der Einladung des Kanzlers, zur Ausführung dieses Kaiserlichen Auftrages mitzuwirken, ist von den rheinländischen Reichstagsvertretern aller Parteien (die Sozialdemokraten ausgenommen) bereitwillig Folge geleistet. Wir wissen wohl, daß es kein großes, welterschütterndes Werk ist, von dem wir berichten, und daß der Kaiser es sich unter keinen Umständen hätte nehmen lassen, in gewohnter Weise da zu helfen, wo die Hülfe Noth thut. Nicht die großen, sondern die guten Thaten sind es aber, welche die Herzen erwärmen und die Hände zum Geben öffnen! Auf solches Geben aber wird es vor Allem ankommen. Und weil unsere Reichsgemeinschaft eine junge ist, nehmen wir mit besonderer Besriedigung davon Akt, daß es Reichsmittel sind, die der Kaiser zur Linderung der Noth der rhei⸗ nischen Ueberschwemmten angewiesen und für deren Verwendung der Kanzler den Rath und die Beihülfe der rheinländischen Volks⸗ vertreter in Anspruch genommen hat. Der freudige Beifall, den diese Mittheilung bei dem Reichstage gefunden hat, wird — dessen sind wir sicher — in den weitesten Kreisen widerhallen und allent⸗ halben zur Nachahmung des schönen Beispiels einladen, welches der Kaiser gegeben hat, indem er Namens des Reichs die Initiative zu großartiger Hülfeleistung ergriff. Eine stille Befriedigung wird es dabei in vielen Herzen zurücklassen, daß Männer, die einander sonst nur im ernsten Kampfe der Meinungen zu begegnen pflegen, dieses Mal zu einem Werke versammelt sind, über welches keine Verschieden⸗ heit der Meinungen besteht und das allen Betheiligten die gleiche Empfindung giebt, Glieder einer großen wieder vereinigten Familie zu sein. 31
— Ueber den Verlauf derselben Reichstagssitzung, in der der Reichskanzler diese Botschaft mittheilte, schreibt die „Hallische Zeitung“:
Die erste Reichstagssitzung nach den Ferien hatte ein ganz außer⸗ gewöhnliches Gepräge. Als die Fortschrittler und Sezessionisten im besten Schimpfen gegen die Regierung waren, wegen des beabsichtigten Verbots der Einfuhr von amerikanischen Schweinefleischwaaren, welches sie als eine Verletzung der Interessen des Volks erklärten, erschien Fürst Bismarck, um zu berichten, daß der Kaiser aus seinem Dispositionsfonds 600 000 ℳ für die Ueberschwemmten bewilligt habe. Schon an sich muß diese Spende, die hiermit zum ersten Mal in einer solchen Angelegenheit von Reichswegen erfolgt, den besten Eindruck machen; um so mehr aber in einem Augenblick, wo Parteifanatiker der Regierung Schädigung der Interessen des Volks vorwerfen. Thatsächlich war der Eindruck der von Bismarck gemachten Mittheilung ein so bedeutender, daß die Angreifer, die sich für das amerikanische Schweinefleisch interessi ten, vollständig entwaffnet wurden.
— Die „Verhandlungen des Vereins zur Be⸗ förderung des Gewerbefleißes“ veröffentlichen einen Bericht über die wirthschaftliche Lage des Maschinenbaues im Jahre 1881, von E. Blum, Direktor der Berlin⸗Anhaltischen Maschinenbau⸗Aktien⸗Gesellschaft, Berlin-Moabit. Wir ent⸗ nehmen diesem Bericht Folgendes:
Für den Dampfmaschinenbau brachte das vergangen e Jahr eine Besserung insofern, als gesteigerter Bedarf vorlag. Namentlich innerhalb der Textilindustrie herrschte reges Leben. In einzelnen durch Schutzzölle plötzlich aufblühenden Industrien, wie die zur Er⸗ zeugung von sogenanntem „President“, Jutespinnereien, Kammgarn⸗ spinnereien, entstanden neue Fabriken, und vorhandene Fabriken wur⸗ den vergrößert. Auch durch das regere Leben in der Eisenverhüttung wurde der Bau von Dampfmaschinen für Gruben und Walzwerke ge⸗ fördert. Ebenso wurden innerhalb der chemischen Industrie neue, größere Etablissements errichtet, darunter bedeutende Anlagen für Ammoniaksoda; ferner waren die Anilinfarbenfabriken mit ständiger Vergrößerung beschäftigt. Die große Bedeutung der Konfektions⸗ branche in Berlin hat sodann den Bedarf in denjenigen Tuchfabriken und namentlich auch Kattunfabriken, welche für diese Branche arbei⸗ ten, wesentlich gesteigert und diese wiederum zu Vergrößerungen ge⸗ zwungen. Ferner wurde durch die immer mehr Boden gewinnende Kunstindustrie der Bedarf an besseren Dekorationsstoffen sowie in der Leinenindustrie gehoben. Alle diese Momente zusammen haben den Markt in Dampfmaschinen günstig gestaltet und den Absatz gesteigert ...
In den Kesselschmieden war während des ganzen Jahres viel zu thun. Neben Dampfkesseln, Heizkesseln, Reservoiren, waren es be⸗ sonders Apparate und Gefäße für chemische Fabriken, sowie solche für Gasanstalten, welche den Bedarf aus machten
In Transmissionen war lebhafte Nachfrage, insbesondere nach solchem Fabrikat, welches sich bewährten amerikanischen Kon⸗ struktionen anschließt. Diejenigen Fabriken, welche sich durch Spezialeinrichtung in diesem Artikel leistungsfähig gemacht haben, hatten gut zu thun bei lohnenden Preisen. Von Spezialfabriken waren namentlich diejenigen, welche sich mit der Einrichtung von Zuckerfabriken beschäftigen, besonders lohnend in Anspruch genommen, da der Bau von Zuckerfabriken ganz bedeutende Dimensionen ange⸗ nommen hat und da die in Deutschland erprobten, neueren Kon⸗ struktionen auch im Ausland willkommenen Absatz finden. .. ..
Ein guter Aufschwung ist in der Konsumzunahme der Gas⸗ anstalten zu konstatiren. Hierdurch wurden die Fabriken, die für Gasansalten arbeiten, gut beeinflußt, da bedeutende Aufträge für Vergrößerungen vorlagen; es hat sich dies im Jahre 1882 noch stärke wiederholt. Weniger stark war der Absatz für Brauereien und Bren⸗ nereien, sowie für Mühlen. 1
Landwirthschaftliche Maschinenfabriken waren gut beschäftigt un haben namentlich bedeutenden Absatz nach Rußland, Oesterreich un Rumänien aufzuweisen
Land⸗ und Forstwirthschaft.
In der kürzlich abgehaltenen Sitzung des Ausstellungs⸗Comités wurden die weiteren Vorbereitungen für die am 2. und 3. Mai statt⸗ findende 9. Mastvieh⸗Ausstellung getroffen. Auf Anregun von verschiedenen Seiten sollen in der Abtheilung Schafe den Merino⸗ Klassen eine größere Anzahl gleichwerthiger Preise als bisber zu Verfügung gestellt werden, falls die Anmeldungen für dieselben i größerer Zahl erfolgen, als es in den letzten Jahren der Fall war Die Maschinenabtheilung wird auf vielfach geäußerte Wünsche hin auch in diesem Jahre wieder aufgenommen werden. Die Mitglieder des Lokal Comités sowie die Preisrichter wurden designirt und haben sämmtliche Herren die auf sie gefallene Wahl angenommen. Die Abtheilung für Rindvieh werden beurtheilen die Herren: Brachewitz — Groß⸗März dorf, von Boltenstern — Battlewo, Bremer — Wehre, Christian — Kerstenbruch, Fleck — Kerkow, Heister — Mainz, Jank — Dres den, Kleemann — Mauderode, Klopfer — Schänitz, Knust — Stendell Lüdtke — Stettin, Naumann — Mikuszewo, C. Olde — Hamburg Pepper — Amalienhof, Peters — Siedenbollentin, Pfaff — Roitzsch Scharmer — Horstreihe, von Sydow — Bärfelde, Vielhaack — Segeletz, N. M. Witt — Charlottenburg; die Abtheilung für Schafe beurtheilen die Herren: von Homeyer — Ranzin, Gaudich — Nossen, Meyer — Briesnitz, Nowack — Berlin, Poehn — Groß⸗Borrek, Stolze — Markee, Waldever — Böckerhof; die Abtheilung Schweine werden beurtheilen die Herren: Bergmann — Berlin, von Blücher — Jürgensdorf, Bohn — Ham⸗ burg, von dem Borne — Berneuchen, d'Heureuse — Schmetzdorf, Kutscher — Wobesde, Lübben — Sürwürden, Sponholz — Berken⸗ brügge, von Thünen — Tellow. Die Anmeldungen sind bis spä⸗ testens den 1. April an das Ausstellungsbureau im Klub der Land⸗ wirthe, Berlin NV, Dorotheenstraße 95 96, ein usenden, von wo allein die erforderlichen Formulare und Programme zu beziehen sind. Da die Ausstellung in diesem Jahre etwas früher stattfindet, wird recht dringend gebeten, die Anmeldungen möglichst zeitig bewirken zu wollen.
Gewerbe und Handel.
Der „Saar⸗ und Blies⸗Zeitung“ wird aus
brücken, 9. Januar, berichtet:
Saar⸗ cj Im Monat Dezember haben die fi kalischen Gruben des hiesigen Reviers 496 5048 t Kohlen gefördert, 37 055 t mehr als im Vormonat und 30 586 t mehr als im Dezember 1881. Der Gesammtabsatz der Gruben mit Einschluß des Hafenamts hat 500 116 t errericht, gegen 462 201 t im Vormonat und 441 438 t im Dezember 1881. Dieses günstige Resultat ist namentlich dadurch erzielt wor⸗ den, daß ausnahmsweise an einigen Sonntagen mehrere Gruben Ueberschichten einlegten, um die durch Wassersnoth der Gruben wäh⸗ rend der letzten Tage des Monats November verursachten Ausfälle der Förderung, dem Bedarfe der Abnehmer entsprechend, baldigst wieder auszugleichen. — Die Eisenbahnabfuhr der Grube ‚ist auf den Arbeitstag bezogen, höher wie je zuvor gewesen, nämlich durchschnitt⸗ lich 1492 Doppelwagen pro Tag. Speziell für die Woche vor Weihnachten betrug die Durchschnittszahl sogar 1654 Doppelwagen. Die Schiffsverladung zu Saarbrücken, Louisenthal u. s. w., welche in den beiden vorhergehenden Monaten durch Hochwasser stark beein⸗ trächtigt war, hat im Dezember noch ein für die vorgerückte Jahres⸗ zeit sehr günstiges Resultat gehabt, obwohl die Nadel⸗ wehre nur vom 11. Dezember bis Weihnachten aufgestellt weden konnten. Der Landdebit war während des ganzen Monats Dezember sehr rege. Das Gesammtresultat des abgelaufenen Jahres stellte sich für die fiskalischen Gruben folgender⸗ maßen: Die Förderung hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 5 119 468 t auf 5 480 181 t gehoben, desgleichen der Absatz (ein schließlich desjenigen am Saarbrücker Hafenamte) von 5 130 769 t auf 5 486 562 t Kohlen, so daß sich im Allgemeinen eine Zunahme von rund 7 % ergiebt. Im besonderen ist der Bahnversandt von 3714 198 t auf 4009 831 t gestiegen, dagegen die Schiffsverladung nur von 514 750 t auf 519 274 t und der Landdebit von 407 353 t auf 414 640 t; die stärkste Zunahme zeigt der Verkauf von Kokskohlen, bezw. die Fabri⸗ kation von Koks. Für das neue Jahr läßt sich eine weitere Ent⸗ wickelung der Saargruben in Aussicht nehmen, da die bereies fest abgeschlossenen Lieferungsverträge mit den großen Abnehmern für die erste Hälfte des Jahres insgesammt ca. 7 % höher ausgefallen sind, als diejenigen für die erste Hälfte des verflossenen Jahres.
— Die „Leipz. Ztg.“ theilt folgenden Bericht über Tuche und Buckskins von der Leipziger Messe mit: Zu der Neujahrsmesse, welche am 2. Januar ihren Anfang nahm, beschränkte sich die Zufuhr im Allgemeinen auf dasselbe Quantum wie früher, nur in Buckskins wurde dieses Mal etwas mehr Waare auf den Markt gebracht. Als Käufer betheiligten sich in der Hauptsache inländische Grossisten, ver⸗ einzelt wurde auch für Schweden, Norwegen, Holland und die Schweiz gekauft, während andere ausländische, besonders überseeische Kundschaft gänzlich fehlte. Das Buckskingeschäft für Sommer 1883 eröffnete sich in Noudeautés von Luckenwalde, Cottbus, Peitz, Großenhain, Leisnig u. a. ziemlich lebhaft und wurden die Vorräthe, nachdem sich die Eigner hier und da zu Preiskonzessionen verstanden hatten, schnell geräumt. In glatten Tuchen, ¾ Tuchen, Satins mit und ohne Glanz, wie sie in Görlitz, Bischofswerda, Großenhain fabrizirt werden, waren dagegen die Umsätze von geringerer Bedeutung und nur die billigeren Sorten von Kirchberg, Lengenfeld, Finsterwalde, Schwiebus, Sagan, Grünberg ꝛc. wurden zu gedrückten Preisen vergriffen. Die eigentliche Messe währte nur einige Tage und kann jetzt als völlig beendet angesehen werden. In den Fabriken geht das Geschäft im Allgemeinen recht flott, so 1g die einzelnen Branchen die nächsten 3—4 Monat völlig be⸗ schäftigt sind.
Cöln, 12. Januar. (W. T. B.) Dombau⸗Lotterie. Der Hauptgewinn von 75 000 ℳ fiel auf Nr. 115,486. — 30 000 ℳ fielen auf Nr. 304,909, 15 000 ℳ auf Nr. 42,895.
Hamburg, 12. Januar. (W. T. B.) Der Firma D. Lippert ist es durch das Entgegenkommen ihrer Kreditoren gelungen, die ent⸗ standene Schwierigkeit zu beseitigen und der Gefahr einer Zahlungs⸗ einstellung vorzubeugen.
Wien, 13. Januar. (W. T. B.) Die „Neue fr. Presse“ berichtet aus⸗ führlicher über die gestrige Konferenz der Vertreter der öster⸗ reichisch⸗ungarischen Bahnen in der Angelegenheit des Tarifkon⸗ flikts mit den preußischen Staatsbahnen: Nach einem längeren Exposé des Direktors Reinelt über die Genesis und den Verlauf der bisherigen Ver⸗ handlungen begann die Generaldebatte, an welcher sich alle Anwesenden be⸗ theiligten. Vertreten waren durch Generaldirektoren die Nordwestbahn, die Fesns Sofefesahn, die Nordbahn, die österreichisch französische Staats⸗ ahn, die westlichen Staatsbahnen und die ungarischen Staatsbahnen. Aus der Diskussion ging die Bereitwilligkeit hervor, dem Wunsche der preußischen Staatsbahnen bezüglich voller Publizität aller Tarif⸗ nachträge nachzukommen. Auch der Vertreter der Nordwestbahn, welcher eine sehr entgegenkommende Haltung bekundete, zeigte sich geneigt. Gegen die Forderung des Wasserumschlagsverkehrs mit den direkten Eisenbahnrouten wurde kein besonderer Widerspruch erhoben. Auf die Forderung, daß die österreichischen Bahnen auch bezüglich der Tarifnachlässe der Nordwestschiffahrt und anderer Schiffahrtsunter⸗ nehmungen Verpflichtungen eingehen sollten, wurde entgegnet, daß die Uebernahme einer solchen Verpflichtung kaum möglich sei. Die Annahme der Proposition bezüglich des Umschlages in
Regensburg sei zu erwarten, wenn die preußischen Bahnen