handels“, herausgegeben von Dr. M. Leyke (Berlin, Lützowstr. 81). Die Zeitung erscheint wöchentlich Sonnabends. Der Abonnements⸗ preis pro Quartal beträgt 3 ℳ pränumerando. Die Zeitung enthält die Fachgenossen allgemein interessirende Aufsätze, Submissionen und Preisnotizen. Die uns vorliegenden Nummern der „Deutschen Kohlen⸗Zeitung“ haben folgenden Inhalt: Nr. 1: Geschäftslage, Die Kohlentarife der schlesischen Bahnen, Elektrische und Gas⸗ beleuchtung, Deutschlands Ein⸗ und Ausfuhr von Kohlen und Koks, Mittheilungen, Submissionen, Cours der Kohlenbergwerke an der Berliner Börse, Briefkasten, Inserate; — Nr. 2: Die Briquettes in Berlin, Rhein⸗Ems⸗Kanal, Der Kleinhandel in Brenn⸗ material, Brennmaterialien⸗Frequenz der Stadt Berlin im Monat November 1882, Verkehrsnachrichten, Statistik, Mittheilungen, Sub⸗ missionen, Holzverkäufe, Marktberichte, Cours der Kohlenbergwerke an der Berliner Börse, Inserate.
Antwerpen, 25. Januar. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 2215 Ballen Laplatawollen, verkauft 1193 Ballen. Auktion belebt, Preise der Novemberauktion gegenüber fest, Lammwollen leb⸗ haft gehandelt.
London, 25 Januar. (W. T. B.) Zu der am 20. k. M. hier be⸗ ginnenden Worlauktion sind 250 000 Ballen neu angekommener
Wollen zugelassen. Verkehrs⸗Anstalten. Triest, 25. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Niobe“ ist heute Mittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Berlin, 26. Januar 1883. Konsulatsberichte. Wollbericht aus Adelaide vom 16. November 1882.
Zur Zeit befindet sich ein großer Theil unserer diesjäh⸗ rigen Wollernte auf hoher See. Seit Mitte Oktober sind elf Segelschiffe von Adelaide abgegangen, welche im Ganzen 55 000 Ballen Wolle im Werthe von 820 000 Pfd. Sterl. an Bord hatten; außerdem gingen in selbiger Zeit ungefähr 15 000 Ballen im Werthe von 225 000 Pfd Sterl. in Dampfern von hier ab. Diese gesammte Quantität Wolle im Werthe von über einer Million Pfund Sterling ging von hier direkt nach London.
Im hiesigen Markte sind in fähr 16 000 Ballen verkauft worden und der andere
Theil des oben erwähnten Exports ist von den Schaf⸗ züchtern selbst nach England zum Verkauf gesandt. Die fol⸗ genden Pr ise wurden im hiesigen Markte erzielt. Fünfzehn bis zweiundzwanzig Pence pr. Pfund je nach der Qualität für die gereinigte (gewaschene) Wolle und acht bis zwölf Pence pr. Pfund für die nicht gewaschene.
Mit Beginn der Saison hatten sich mehrere kontinentale Käufer hier eingefunden, meiste s Belgier und Franzosen und von diesen Herren sind ungefähr 7000 Ballen hier gekauft worden. Diese sind jedoch auch nach London verschifft, um wohl von dort nach dem Kontinente weiter geschickt zu werden.
Noch hat keiner der deutschen Dampfer Wolle dieser Ernte von hier genommen. Wie man lhört soll die⸗„Barcelona“ der erste deutsche Dampfer sein, welcher Port Adelaide auf der Rückreise berühren wird und soll nachsten Monat Wolle von hier direkt nach Hamburg und Antwerpen nehmen.
dieser Saison unge⸗
Wollbericht aus Melbourne, den 16. November 1882.
Die Wollsaison für 1882/83 wurde am 18. Oktober durch eine Auktion eröffnet, welcher mehr Käufer, denn je zuvor, beiwohnten. Außer den gewöhnlich anwesenden lokalen Wollhändlern, Tuchfabrikanten und Wollwäschereibesitzern, waren Aufkäufer von England, Amerika und den bedeutendsten kontinentalen Staaten zugegen und die Gebote auf alle Gattungen Wolle waren sehr animirt. Die anfänglich angebotenen Quantitäten waren gering und bestanden in der Hauptsache aus gewöhnlichen bis mittleren unge⸗ waschenen Wollen. Im Laufe der letzten 14 Tage sind jedoch eine große Zahl bedeutender Schuren an den Markt ge⸗ kommen, so daß seit Eröffnung der Saison am 18. Oktober 8 zum 8. November im Ganzen 21 991 Ballen Käufer anden.
Wie gewöhnlich wurde auch in diesem Jahre ein Theil der Wolle der Nachbarkolonien hierher zum Verkauf geschickt, so daß die Wollen Queensland, der nördlichen Theile von Neu⸗Süd⸗Wales, Süd⸗Australien und Tasmanien zu gleicher Zeit mit den berühmten Produkten unseres westlichen Distrik⸗ tes und der Riverina, dem Publikum offerirt wurden, wo⸗ durch den Käufern hier ein größeres und besser assortirtes Lager zur Auswahl geboten wurde, als in irgend einem an⸗ deren Markte Australiens. Der Eifer zum Kaufen, der sich bei der Eröffnungsauktion zeigte, dauert ungeschwächt fort und die Stimmung des Marktes kann auch heute noch eine sehr feste genannt werden. Alle gesunden, glänzenden leichten Merino⸗Kamm⸗ wollen haben volle Preise, die von 11 d. bis 14 d. per Pfund rangiren je nach Qualität. Mit Ausnahme einer kleinen Partie tasmanischer Wolle haben bis jetzt die Wollen des süd⸗
östlichen Riverina in Folge ihrer varzüglichen Qualität und ausnahmsweiser Leichtiakeit, die höchsten Preise erzielt, ver⸗ schiedene bedeutende Schuren sind von 12 ⅜ d. bis 131 ¾ d. per Pfund placirt worden.
Hohe Preise wurden ebenfalls für einige unserer aus⸗ gezeichneten Schuren aus dem weslichen Distrikte erzielt und da ein großer Theil des Ertrages dieses Distrikts gesund und gut gewachsen zu sein verspricht, kann man mit Sicherbeit während der ganzen Saison für alle hier offerirten Schuren auf volle Preise rechnen. Gute, nütz iche Merinowollen, aus denen die in Auktion offerirten Schuren zum größten Theile bestehen, bedingen je nach Beschaffenheit Preise von 10 bis 11 ½ d. per Pfd. Kurz alle zum Angebot gebrachten Wollen, obwohl ein großer Theil derselben unzweifelhaft die Folgen der durchgemachten ungünstigen Saison zeigen, haben sehr befriedigende Preise. Von gewaschenen und swured Wollen ist bisher nur wenig von Bedeutung an den Markt gebracht worden, was jedoch offerirt wurde, hat prompt Käufer ge⸗ funden zu Preisen von 19—23 d. per Pfd. für swured und bis zu 26 d. per Pfd. für gewaschene Vließwolle, gewöhnlich bis gut fanden Käufer von 16—20 d. per Pfd.
Preisliste: gering 6— 8 d. per Pfd. gewöhnlich bis mittel 8—10 d. per Pfd. gut bis extra 11 — 14 d. per Pfd.
Vließe gewaschen: gering 11 — 13 d. per Pfd. gewöhnlich bis mittel 14—17 d. per Pfd. mittel bis gu 18 — 20 d. per Pfd. extra 20 — 26 d. per Pfd. gering 12 — 14 d. per Pfd.
gewöhnlich 16— 18 d. per Pfd. 8 mittel gut 19 — 23 d. per Pfd. Verladungen Saison 1881/82.
Bis zum 30. September 1882 wurden 344 203 Ballen gegen 327 549 Ballen im Vorjahre verladen, also eine Zu⸗ nahme von 16 654 Ballen.
Die Verladungen in der Saison 1882/83 betragen 47 855 Ballen gegen 35 900 Ballen im alrichen Zeitraume des Vorjahres oder eine Zunahme von 11 925 Ballen. y1.“ Frachten:
Segelschiff: ungewaschen 31 d. per Psdb. gewaschen ½ d. per Pfd. ungewaschen ⅞ d. per Pfd. gewaschen ¾ d. per Pfd.
Preußische Klassenlotterie.
W““ (Ohne Gewähr.) “
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 167. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
1 Gewinn von 30 000 ℳ auf Nr. 34 101.
2 Gewinne von 6000 ℳ auf Nr 54 972. 63 345.
45 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 2184. 4043. 4628. 4960. 6314. 8433 9151. 9331. 10 489. 16 295. 17 786. 23 019. 23 254. 24 910. 26 495. 30 368. 31 181. 32 525. 33 614. 35 309. 36 459. 39 633. 45 700. 53 461. 54 119. 56 299. 61 062. 65 761. 65 858. 69 949. 70 878. 72 745. 74 286. 75 731. 78 282 78 936 80 190. 84 931. 88 627. 89 483. 90 265. 92 788. 94 105.
41 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 241. 1964. 2868. 4775. 9552. 12 055. 12 095. 13 553. 23 819. 24 268. 30 940. 34 468. 38 511. 39 950. 41 287. 41 905. 43 416. 47 534. 49 248. 50 348. 53 236. 53 326. 53 558. 55 661. 55 937. 59 938. 61 979. 65 957. 67 227. 75 667. 76 302. 80 279. 83 964. 84 546. 88 111. 88 348. 88 834. 89 273. 89 516. 89 679. 92 320.
62 Gewinne von 550 ℳ auf Nr. 111. 7207. 7918. 9185. 12 451. 12 769. 17 249. 17 511. 18 423. 20 059. 20 225. 27 106. 30 229. 31 505. 33 576. 34 217.
41 600. 43 869. 44 890. 45 362. 50 173. 51 667. 52 189. 54 542. 62 605. 64 767. 65 573. 67 490. 74 895. 77 429. 79 455. 79 865. 84 372. 85 421. 85 760. 86 677. 93 910. 93 979.
Ungewaschene:
Dampfer:
3917. 14 385. 21 264. 35 942. 46 002. 56 699. 68 825. 80 466. 88 229.
6915. 14 564. 24 955. 37 255. 46 069. 58 397. 72 009. 81 054. 88 963.
die Ausstellung von Gemälden älterer Meister zur
eier der silbernen Hochzeit Ihrer Kaiserlichen und
Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kron⸗ prinzessin.
Zur Veranstaltung der Ausstellung hatte sich bereits im Som⸗ mer v. J. unter dem Vorsitz des Grafen G. von Seckendorff ein Comité gebildet, das sich aus den Herren Graf Blankensee⸗Firks, Direktor Dr. Bode, A. von Carstanjen, Dr. R. Dohme, W. Gump⸗ recht, O. Hainauer, Professor Knaus, Polizei⸗Präsident von Madai, Graf W. Pourtaléès, Graf Redern, General⸗Direktor Dr. Schöne, Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Stüwe, Dr. Hermann Weber und Professor Wredow zusammensetzte und zur weiteren Durchführung des Unternehmens die Herren Graf von Seckendorff, Dr. Bode, Dr. Dohme und O. Hainauer als geschäftsführenden Aus⸗ schuß wählte. Bei den Besitzern von Sammlungen und hervorragen⸗
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den einzelnen Kunstwerken fand der angeregte Gedanke das freudigste Entgegenkommen, und so ist eine ansehnliche Reihe in Berlin an⸗ sässi er Kunstfreunde mit mehr oder minder reichen und bedeutenden Beiträgen an der Ausstellung betheiligt. In erster Linie jedoch ver⸗ dankt dieselbe die glänzende Erscheinung, welche sie gewonnen hat der Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers zur Heranziehung des in den Königlichen Schlössern enthaltenen Kunstbesitzes. Die aus letzteren stammende Kollektion von Werken der fran⸗ zösischen Meister des vorigen Jahrhunderts, zu denen sich eine nicht geringe Anzahl noch anderer Gemälde aus Allerböchstem Besitz hinzugesellt, bildet den bedeutsamen Mittelpunkt der Ausstellung. Um ihn gruppiren sich des Weiteren Werke der italienischen, spanischen und französischen, der altniederländischen und deutschen und in besonders reicher Zahl der holländischen und vlämi⸗
zubieten.
Die Räume, die der Senat der Königlichen Akademie der Künste, dem Antrage des Comités entsprechend, diesem für die Ausstellung überließ, bestehen aus dem Uhrsaal, dem nach Osten hin anstoßenden langen Saal und dem ihm parallel laufenden Korridor. Das Treppen⸗ haus, das zu ihnen emporführt, ist im unteren Tbeil mit farbenpräch⸗ tigen Teppichen, im oberen überdies mit einer Reihe französischer Go⸗ belin aus dem Besitz Sr. Maj. des Kaisers bekleidet. Teppiche und Go⸗ belins, kostbare Gewebe und Stickereien sind ferner als Portièren und als Schmuck der nicht mit Gemälden bedeckten Wandflächen über den
gen, theils gemusterten Teppichen belegt. In zwei an den Uhrsaal anstoßenden, von dem Corridor an der Lindenfront abgetrennten Kabineten, von denen das eine durch ein eingesetztes Butzenfenster beleuchtet wird, setzt sich dieselbe Dekoration fort, während in der längeren Hälfte des Korridors, die als Rococogalerie hergerichtet ist, die Wände ein dem Charakter des hier repräsentirten Styls ent⸗ sprechendes mattes feines Blau erhalten haben. Die tief und vor⸗ nehm getönten Umrahmungen der Thüren des Uhrsaals, deren eine durch einen hohen Spiegel mit einer vor ihm arrangirten, von einer
bespannten Polster des Rundsophas in der Mitte desselben Saales, die hier, wie in den übrigen Räumen, von der Decke herabhängenden,
mirten Berliner Etablissements zur Verfügung gestellt wurden, fügen
im leisesten überladens Ensemble der Ausstellung ein.
Während in dem Uhrsaal und dem langen Saal die Gomälde von Meistern der verschiedensten Schulen des 17. und 18. Jahrhun⸗ derts in glücklich zusammengefaßten Gruppen und daneben eine An⸗ zahl ausgezeichneter Bronzen und Rococomöbel, vor allem zwei in dem köstlichsten Material gearbeitete, in Silber⸗ und Bronze⸗Orna⸗ menten strahlende prächtige Kommoden aus dem Königlichen Schlosse die Blicke fesseln, sind die beiden Kabinete des Korridors der Ma⸗ lerei des 15. und 16. Jahrhunderts, sowie der Holzschnitzerei, der Narmorplastik und dem Bronzeguß der italienischen und der deutschen
angefüllt, die zum überwiegend größten Theil den Sammlungen des Grafen des 18. Jahrhunderts, die indeß auch in den beiden erstgenannten
galerie eingeräaumt. An ihrer Langwand bieten sich neben Portraits
kostbaren, in Gold und Silber schimmernden Rahmen der Betrach⸗ tung dar; daneben läßt eine reich in Bronze montirte Uhr, eine mit reichster Malerei dekorirte Kommode und eine Reihe von Sitzmöbeln kaum weniger als die im Uhrsaal aufgestellten Prachtstücke gleicher Art den üppigen künstlerischen Reichthum der Rococozeit bewundern.
Blick auf die Ausstellung kaum angänaig. Sie wird für die nächsten Wochen ihren Besuchern die reichste Quelle anregenden Genusses dar⸗
glücklichste Verwirklichung des ihr zu Grunde liegenden Gedankens und als nachahmenswerthestes Beispiel einer von vornehmem künst⸗ lerischen Geschmack geleiteten Schaustellung von Erzeugnissen bildender Kunst in lebendiger Erinnerung bleiben.
die H & Co., Taubenstr. 34, mit einem längeren Besuche. 8 Primaner des Königlichen Friedrichs⸗Kollegiums in Königsberg i. Pr. führten am 23. Januar d. J. vor eingeladenem Kreise und am 24. zum Besten der Nothleidenden am Rhein die „Antigonen in der Ursprache und mit der Mendelssohnschen Musik unter großem Beifall auf.
Der Pianist Hr. Eugen d'Albert giebt morgen Abend 7 ½ Uhr in der Sing⸗Akademie sein zweites und letztes Konzert. Auf dem Programm stehen: 1) Sonate op. 57 (Appassionata), Beethoven, 2) a. Nocturne C-moll, b. Ballade F-dur. c. Valse As dur, Chopin,
b. Barcarole G-dur, c. Etude C-dur. Rubinstein, Wallenstedt b. Valse Impromptu, c. Rakoczy⸗Marsch, Liszt. Billets
zu 5, 3 und 2 ℳ sind bei Ed. Bote u. G. Bock (Leipzigerstr. 37) zu haben.
R X Inserate für den Deutschen Reichs⸗ und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ register nimmt an: die Königliche Expedition des Deutschen Reichs⸗-Anzeigers und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers: Berlin SW., Wilhelm⸗Straße Nr. 32. öö“ N
1. Steckbriefe un1 Untersuchungs-Sachen. 5 2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl. 6. Verschiedene Bekanntmachungen. 3. Verkäafe, Verpachtungen, Submissionen etc. 7. Literarische Anzeigen. 4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u. s. w. von öffentlichen Papieren.
und Grosshandel.
9. Familien-Nachrichten.
sch R R. effentlich er Anzeiger. Inserate nehmen an: die Annoncen⸗Expeditionen 8
. Industrielle Etablissements, Fabriken
V 8. Theater-Anzeigen. 1 der Börsen- V beilage. A E
—
„Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein
& Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte,
Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren Annoncen⸗Bureaux.
Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen. [4259] G
Steckbriefs ⸗Erledigung. Der hinter den Kutscher Johannes Georg Josef Senge, geboren am 12. Mai 1859 zu Berlin, katholisch, in den Akten c./a. Senge & Gen. J. IV. B. 822/82 wegen Diebstahls nach mehrmaliger Vorbestrafung wegen Diebstahls erlassene Steckbrief wird hierdurch zurück⸗ genommen. Berlin, den 23. Januar 1883. König⸗ liche Staatsanwaltschaft am Landgericht I.
[4117]
Nachtrag zum Steckbrief vom 18. Januar 1883 gegen die Minna Metzner. Der gegen die angebliche Minna Metzner, wegen Diebstahls ver⸗ folgt, erlassene Steckbrief wird dahin ergänzt, daß diese Person möglicherweise mit der unverehelichten Anna Schiele aus Staßfurt identisch ist, welche sich den Namen Metzner nur beigelegt hat. Potsdam, den 23. Januar 1883. Der Untersuchungsrichter beim Königlichen Landgericht.
lung III.
Bekanntmachung.
1) Das Hyvpothekendokument Grundstücke Band I. Blatt 37 Nr. 7 des Grund⸗ buchs von Aschersleben in Abtheilung III. unter Nr. 4 aus dem Vertrage vom 23. April 1867 für den Altsitzer Christian Joachim Friedrich Dehn und seine Ehefrau Marie Caroline Charlotte, geb. Bergmann, eingetragenen 200 Thaler nebst Zinsen —
2) das Hypothekendokument über die bei dem Grundstücke Band II. Blatt 73 Nr. 112 des Grund⸗ buchs von Ueckermünde aus der Obligation vom 18. Mai 1869 für den Kaufmann Seelig Seelig⸗ mann zu Stettin in Abtheilung III. unter Nr. 12. eingetragenen und von dort nach Band IV. Blatt 265 Nr. 345 des Grundbuchs von Ueckermünde (Abthei⸗ unter 1000 Thlr. nebst Zinsen —
3) das Hypothekendokument über die bei dem Grundstück Nr. 24 Antheil a. Band I. Blatt 151 des Grundbuchs von Heinrichsruh in Abtheilung III. unter Nr. 12 aus der Obligation vom 18. Sep⸗
8 tember 1865 für den Arbeitsmann Johann Voll⸗
über die bei dem nebst Zinsen —
Nr. 2 aus der Zinsen —
buchs
Nr. 5 daselbst) übertragenen
Haase, später verehelichte Klein,
Balk, 8
brecht zu Friedrichshagen eingetragenen 200 Thaler
4) das Hypothekendokument über die bei dem Grundstück Nr. 8 Antheil b. Band I. Blatt 43 des Grundbuchs von Grambin in Abtheilung III. unter 8 Schuldurkunde vom 3. Februar 1848 für Wilhelmine und Ida Wilhelmine, Ge⸗ schwister Haacker eingetragenen 40
5) das Hypothekendokument über die bei dem Grundstück Nr. 31 Band I. Blatt 181 des Grund⸗ von Blumenthal in Abtheilung III. unter Nr. 2 aus dem bestätigten Erbrezesse vom 1. De⸗ zember 1819 zufolge Verfügung vom 19. November 1821 für die Geschwister Haase mit dreimonatlicher Kündigungsfrist eingetragenen Hypothekenpost von 137 Thaler nebst fünf Prozent Zinsen von Weih⸗ nachten 1819 ab (und zwar 29 Thaler für Marie se, - 54 Thaler für Christine Haase, später verehelichte Friedlieb, und 54 Thaler für Dorothee Haase, später verehelichte
sind für kraftlos erklärt. Der Anspruch auf die zu 5 bezeichnete Hypotheken⸗ post wird ausgeschlossen. Ueckermünde, 19. Dezember 1882. (668“ Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts, I. Abtheilung.
Lieferung von Dochten, Dochtgarn, Glascylindern, Reibzündhölzern, Stearinlichten, Seife und Soda. Termin: Freitag, den 9. Februar cr. Bedingun⸗ gen werden gegen Einsendung von 30 ₰ abgegeben. Hannover, den 24. Januar 1883. Königliches Eisenbahn⸗Materialien ⸗Bureau.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kessel.) Druck: W. Elsner.
Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Thaler nebst
Berlin:
3) Etudes sinf niques, Schumann, 4) a. Nachtfalter, Strauß⸗Tausig, 5) a. Lac de
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schen Schule, um in ihrer Gesammtheit ein überraschend vielseitiges Bild des in der Regel weit unterschätzten Berliner Kunstbesitzes dar⸗
ganzen Raum der Ausstellung vertheilt und im Uhrsaal sowie in dem durch eingestellte Scheerwände in drei Compartimente getheilten langen Saal die Wände bis zur Decke hinauf mit einem Stoff von stumpfem tiefrothen Ton bespannt, die Fußböden mit theils einfarbi⸗
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Brüstung aus vergoldetem Gitterwerk umschlossenen Gruppe von Blattpflanzen maskirt wird, die mit orientalischen Teppichgeweben
graziös und mannigfach wechselnd gestalteten Kronen mit ihren ruhig leuchtenden elektrischen Glühflammen, die dem Comité von drei renom⸗
sich durchweg harmonisch in das reiche und dabei nirgends auch nur
Renaissance reservirt und mit einer Kollektion der erlesensten Arbeiten Pourtalés und des Herrn Hairauer entstammen. Der französischen Kunst Sälen bereits glänzend vertreten erscheint, ist dagegen die Rococo-
von Rigaud und Pesne die Gemälde der Watteau, Lancret und Pater aus dem Besitz Sr. Majestät des Kaisers in ihren ursprünglichen
Aus der Fülle der hier vereinigten Kunstwerke die hervorragendsten auch nur annähernd vollständig aufzuzählen, ist nach einem ersten
bieten. Ueber die Zeit ihrer Dauer hinaus aber wird sie als die
Se. Königliche Hoheit der Herzog und Ibre Kaiserliche Hoheit e Herzogin von Edinburg beehrten gestern, Donnerstag, Nach⸗ mittag die permanente Ausstellung von Emil Ph. Meyer
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zeiger und Königlich Preu
Berlin, Freitag, den 26 Januar
“
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v114“ 111““
Staats⸗Anzeiger. 1883.
ischen
Preußen. Berlin, 26. Januar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (38.) Sitzung des Reichstags wurde die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung ds Reichhaushalts⸗Etats für das Eatsjahr 1883 84 mit der Diskussion des Etats des Reichs⸗Eisen⸗ bahnamts fortgesetzt. Nich dem Abg. Frhrn. Göler von Ravensburg ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Körte das Wort:
Meine Herren! Der Herr Vorredner hat zwei verschiedene An⸗ gelegenheiten berührt, nämlich die Vergnügungszüge an Sonn⸗ und
Festtagen und das Tarifwesen.
In ersterer Beziehung erwidere ich, daß die Einlegung derartiger Züge obne Kognition der Reichs⸗Aufsichtsbehörde ganz nach eignem Ermessen der Bahnverwaltungen erfolgt, die dabei lebhaften Wünschen des Publikums Rechnung tragen. Soweit es daher dem Herrn Vorredner darauf ankommen sollte, die Sonn⸗ und Festtagszüge bedingungslos inbibirt oder beschränkt zu sehen, so würde ich anbeimstellen müssen, bezügliche Anträge an die Landesregierungen zu richten. Das Reichs⸗ Eisenbahnamt würde zu der beregten Angelegenheit nur von dem Standvpunkte einer Verfügung aus Stellung nehmen können, die von hm schon im Jahre 1875 an die Bahnverwaltungen in der fraglichen Richtung erlassen worden ist. Auf Grund stattgehabter Erbebungen über die Eintheilung und die Dauer des Dienstes derjenigen Eisenbahnbeamten, welchen vorzugs⸗ weise die Sorge für die Sicherheit des Betriebes anvertraut ist, wurde in jener Verfügung zwar davon ausgegangen, daß ein einheit⸗ liche Regelung dieser Dienstdauer in Rücksicht auf die vorzugsweise in Betracht kommenden Lokalverhältnisse nicht thunlich sei; es wurden indeß darin in Bezug auf die Eintbeilung und tägliche Dauer des Dienstes bestimmte Gesichtsrunkte zur Fernhaltung einer Ueber⸗ bürdung der bezeichneten Beamten zur Nachachtung Seitens der Eisenbahnverwaltungen aufgestellt, und wurden diese dabei insbesondere auch auf die Fürsorge dafür hingewiesen, daß den Eisenbahnbeamten ausreichende Gelegenheit gegeben werde, den Gottesdienst zu besuchen. Die bezügliche Verfüagung lautet in ihrem Schlus wörtlich: 1
Das Reichs Eisenbahnamt giebt der Zuversicht Ausdruck, daß die Eisenbahnverwaltungen bei Bemessung der Dienstzeit der Be⸗ triebsbeamten den Rücksichten Rechnung tragen werden, welche ihnen
ie Ordnung und Sicherheit des Betriebes, wie die pflichtmäßige rsorge für das Wohl der Beamten auferlegen, insbesondere auch, sie auf die hier gegebene Anregung nicht unterlassen werden, soweit dies bisber noch nicht geschehen, den Beamten thunlichst Ge⸗ legenheit zur Befriedigung ihres religiösen Bedürfnisses zu ver⸗ schaffen.
Meine Herren! Es liegt kein Grund zu der Annahme vor, und auch aus den Ausführungen des Herrn Vorredners habe ich keinen Anhalt dafür gewinnen können, daß die Eisenbahnverwaltungen durch Einlegung von Sonn⸗ und Festtasszügen sich in bedenklicher Weise außer Stande setzten, jener Fürsorge Rechnung zu tragen. In frühe⸗ ren Jahren ist vereinzelt eine Klage von Geistlichen an das Amt berangetreten, daß den Bahnbeamten wohl nicht ausreichend Gelegenheit gegeb werde, den „Gottesdienst zu besuchen.
Reichs⸗Eisenbahnamt hat indessen nach Einforderung
Berichte der betheiligten Bahnverwaltungen keinen Grund zum besonderen Einschreiten in dieser Beziehung gefunden, weil aus den Berichten zu entnehmen war, daß entsprechende An⸗ ordnungen bereits getroffen waren oder doch die Bahnperwaltungen die Erweiterung der bezüglichen Anordnungen zusagten, daneben aber auch sich voll bercit erklärten, einzelnen Bahnbeamten auf ihr Ersuchen auch abgesehen von den in bestimmten Zwischenräumen wiederkehrenden völlig dienstfreien Tagen, soweit es die Betriebsverhältnisse irgendwie gestatteten, zum Besuche des Gottesdienstes Urlaub zu bewilligen. Seit mehreren Jahren ist in der fraglichen Richtung keinerlei Klage an das Amt herangetreten. . 8 8 1
Der Herr Vorredner hat im Eingang seiner Rede auf zwei höchst beklagenswerthe Unfälle auf den badischen Eisenbahnen hinge⸗ wiesen, von denen der eine sich in der Nacht vom 29. — dem Pfingst. montag — zum 30. Mai des vorigen Jahres auf dem Bahnhof Heidelberg zutrug, der andere, noch unglückseligere, am 3. September unweit Hugstetten eintrat. Meine Herren! In Bezug auf den ersten Unfall ist bereits die gerichtliche Untersuchung zum Abschluß gekommen, und kann ich aus den eingesehenen Gründen der bezüglichen Entschei⸗ dung konstatiren, daß gerade der in erster Reihe belastete Weichen⸗ wärter in keiner Weise eine Ueberbürdung vorgeschützt hat und hat vor⸗ schützen können. Denn, meine Herren, er war am 29. Mai von Morgens 6 Uhr bis Abends 6 Uhr auf Urlaub gewesen, trat seinen Dienst pflichtwidrig erst um 7 Uhr an, ver⸗ ließ ihn wieder gegen 10 Uhr und begab sich ohne Ur⸗ laub unter eingenmächtiger Stellung eines Vertreters ins Wirthshaus.
Auch bei dem Hugstettener Unfall liegt kein Grund vor, auch nur entfernt anzunehmen, daß dabei Ueberbürdung der Bahnbeamten in Frage gekommen ist. Der Zug ging Morgens 8 Uhr es wenn ich mich im Augenblick recht erinnere — von Colmar ab und ztraf bald nach 9 Uhr in Hugstetten ein. Er blieb daselbst liegen bis Abends 8 Uhr, und ist das Fahrpersonal, soweit meine Kenntniß reicht, in der Zwischenzeit mit anderweitigen Funktionen nicht bedacht worden, hätte also wobl auch Gelegenheit gehabt, an jenem Tage — einem Sonntage — den Gottesdienst zu besuchen. Meine Herren! Ich glaube bewiesen zu haben, daß das Reichs⸗Eisenbahnamt der beregten wichtigen und ernsten Angelegenheit seine volle Aufmerksamkeit zugewendet hat und wolle der Herr Vor⸗ redner vertrauen, daß, soweit das Reichs⸗Eisenbahnamt hierzu nach seiner Zuständigkeit in der Lage ist, dies auch fernerhin thun wird.
Was das Tarifwesen betrifft, so erlaube ich mir an das zu er⸗ innern, was schon bei ähnlichen Gelegenheiten früber auseinander⸗ gesetzt worden ist, nämlich daran, daß der Bundesrath bei Gelegenheit der Umformung des Tarifwesens im Jahre 1877 den B. eschluß gefaßt hat, daß behufs thunlichster Fernhaltung von Tarifen, welche den deutschen Handel, Ackerbau und die deutsche Industrie zu schädigen geeignet sind, die Landesregi rungen bei der Umgestaltung der Frachttarife der deutschen Eisenbahnen davon aus⸗ gehen werden, daß alle Tarife der Genehmigung der Aufsichtsbehörde vorbehalten werden, welche für ausländische Produkte und Fabrikate einen an sich oder verhältnißmäßig günstigeren Frachtsatz gewähren, als für gleichartige inländische Erzeugnisse. Im Anschluß hieran haben sich unter Mitwirkung des Reichs ⸗Eisenbahnamts die Bundesregierungen damals in dem Grundsatze vereinigt, fortan zur Einführung von Differenzialtarifen für den internationalen Verkehr nur dann die Genehmigung zu ertheilen, wenn entweder eine Benachtheiligung deutscher wirthschaftlicher Interessen überhaupt nicht zu besorgen ist oder doch überwiegend Interessen an⸗ derer Zweige der Volkswirthschaft für die beantragten Tarifermäßi⸗ gungen sprechen, insbesondere die Interessen des deutschen Seehandels, oder der inländischen Konsumtion, oder derjenigen der eigenen Ausfuhr, oder endlich die eigenen Interessen der Eisenbahn in Frage u.“ dieser Grundsatz in den Tarifmaßregeln der Verwaltungen Berathung findet, ist mit Gegenstand der Aufsicht, welche das Reichs⸗ Eisenbahnamt kraft des, Art. 45 der Reichsverfassung über das Tarif⸗ wesen zu üben hat. Diese Grundsätze möchten geeignet sein, den Be⸗
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fürchtungen, die der Herr Vorredner ausgesprochen hat, vorzubeugen, und den Wünschen, denen in Bezug auf das Tarifwesen von ihm Ausdruck gegeben ist, zu entsprechen. Weiter auf die wirthschaftliche Frage, auf das Gebiet der wirthschaftlichen Politik des Reichs ein⸗ zugehen, halte ich von meinem Standpunkte aus mich nicht für berufen.
Der Abg. Gerwig erklärte, die Einschaltung von Ver⸗ anügungszügen liege am Allerwenigsten im Interesse der Eisenbahnverwaltungen, denen dadurch nur Unbequemlichkeiten erwüchsen. Sie erfolge vielmehr nur auf das Drängen des Publikums. Daß der Abg. von Göler die Sonntagsheiligung mit den Eisenbahnunfällen in Baden in Verbindung bringe, sei ihm doch befremdend, jedenfalls haͤtte der Abg. von Göler seine Beschwerden in dieser Beziehung zunächst bei der Baden⸗ schen Landesverwaltung anbringen müssen. Ueber den Hugstetter Fall habe ja das Gericht überhaupt noch nicht gesprochen; von einer Ueberbürdung des niederen Personals werde sich aber nichts nachweisen lassen. Die Ge⸗ fahr eines nicht fahrplanmäßigen Zuges könne indessen am Sonntag doch nicht doppelt so groß sein, als an einem an⸗ deren Wochentage. Die Untersuchung werde auch im Hug⸗ stetter Fall ergeben, daß von Seiten der Verwaltung nichts gesündigt oder unterlassen worden sei. 8
Der Abg. Dr. Perrot bat das Reichs⸗Eisenbahnamt, all⸗ jährlich eine konzentrirte Statistik des Reichs⸗Eisenbahnwesens, namentlich über die Einnahmen und Ausgaben, die Entwicke⸗ lung des Tarifwesens vorzulegen, in ähnlicher Weise, wie das Reichs⸗Justizamt eine Statistik in Aussicht gestellt habe.
Der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Körte entgegnete, er werde dieses Wunsches eingedenk sein, könne aber eine speziellere Zusage im Augenblick nicht machen.
Der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) erklärte, ohne eine allmähliche Einschränkung des Sonntagsverkehrs, auch des ge⸗ wöhnlichen, sei an eine Sonntagsheiligung, oder wenn man wolle, eine Sonntagruhe der Eisenbahnbeamten nicht zu denken. Daß diese Einschränkung möglich sei, zeige das Beispiel Englands, wo eine Beweaung bisher nur gegen die Schließung der Musren und Galerien und zwar mit Recht hervorgetreten sei, nicht aber gegen die Beschränkung des Eisenbahnverkehrs.
Der Abg. Schrader bemerkte, auch er wolle dem Reiche eine möglichst große Macht auf dem Gebiete des Eisenbahn⸗ wesens geben, und dürfe also nach dem Gehörten auf die Unterstützung der Rechten rechnen, wenn das Haus nächstens der Erlaß eines Reichs⸗ Eisenbahngesetzes beschäftigen werde. Der voorrliegende, sehr ausführ⸗ liche Bericht des Reichs⸗Eisenbahnamts erfülle zwar nicht alle Anforderungen des Abg. Dr. Perrot, doch sei dieser Bericht die beste und ausführlichste Eisenbahnstatistik, welche man besitze. Verlange man in einem solchen Berichte Mittheilungen über Alles, was überhaupt auf dem Gebiete der Eisenbahnen geschehen sei, so würden diese Mutheilungen schier unendlich werden. Ueber das, was das Reichs⸗Eisenbahnamt gethan habe, werde nicht viel zu berichten sein, denn die Thätigkeit dieses Amtes sei eie sehr beschränkte. Die Bedenken gegen die Sonntags Ve gnügungszüge könne er keineswegs theilen, diese Züge seien keine besondere Annehmlichkeit für die Eisenbannverwaltungen; es würden keine Geschäfte dabei gemacht, sondern diese Züge seien eine Nothwendigkeit, weil der größte Theil der Bevölkerung nicht in der Lage sei, seine Vergnügungsreisen an Wochentagen zu machen. Auch in England habe man aus diesem Grunde bereits mit der Einrichtung von Sonntags⸗Vergnügungszügen begonnen. Wolle man den Eisenbahnbeamten die Sonntagsruhe geben, wofür auch er sei, so könne man das nur durch eine Verstär⸗ kung des Personals erreichen. Auch die Frage, ob es überhaupt angebracht sei, Sonntags den Eisenbahnbetrieb zu beschränken, sei keineswegs so leicht zu lösen. Bedenke man nur einmal die Stockungen im Personen⸗ und Güterverkehr. Es seien sodann von einem Vorredner im Interesse der einheimischen landwirthschaftlichen Produktion billigere Tarife gefordert worden. Die Herabsetzung der Tarife schließe aber die größten Nachtheile in sich; denn die billigeren Tarife müßten Allen gewährt, und auch auf solche Produkte ausgedehnt werden, die nicht in Deutschland gewachsen seien. Ein Ursprungszeugniß könne man doch nicht immer verlangen. Eine große allgemeine Tarifermäßigung würde aber auch auf lange Zeit die Rentabilität der Eisenbahnen so vermindern, daß dadurch bei neuen Einrichtungen, die wegen des wachsenden Verkehrs doch nothwendig seien, Anleihen ge⸗ macht werden müßten, woraus wiederum eine Erhöhung der Steuer hervorgehen würde. Die deutsche Landwirthschaft sei keineswegs in so bedrängter Lage, wie es geschildert worden sei. Die Noth der Landwirthschaft liege auf dem Gebiete des Großgrundbesitzes und komme aus ganz anderen, als den an⸗ geführten Grüünden. Was aber die Vorschläge des Abg. Ss Göler betreffe, so werde das Reichs⸗Eisenbahnamt schwerlich in der Lage sein, etwas zur Ausführung derselben zu thun.
Der Abg. Büchtemann erklärte, es sei den Eisendahnen der Vorwurf gemacht worden, daß sie zu wenig nationale Ziele verfolgt hätten. Den Freunden des Abg. von Göler scheine Alles national zu sein, was die Hereinschaffung von auslän⸗ dischem Getreide, dessen Deuischland doch dringend bedürfe, verhindere. Das sei kein nationales, sondern ein agrarisches Interesse. Ein solcher Standpunkt schädige das ganze Erwerbs⸗ seben der Nation. Die Bemerkung, daß die Transportkosten von Moskau nach Hamburg billiger seien, als von Ostpreußen nach Hamburg, könne nur insofern richtig sein, als der Satz pro Centner und Kilometer relativ billiger sei. Bezüglich der Tariffrage könne er hier nur wiederholen, daß der Satz des Reichskanzlers: Eisenbahntarife wirkten als Einfuhrprämie und gingen auf das zwei⸗, drei⸗, vier⸗ fache des Zolles, thatsächlich unrichtig sei. Solche Tarife habe es niemals in Deutschland gegeben. Die Politik, die Tarife billiger zu machen, habe irgend welche praktischen Ergebnisse nicht gehabt, sondern nur schädlich gewirkt. Im blinden Eifer schade man der ganzen Nation, ja selbst der Landwirthschaft, wie der landwirthschaftliche Minister vor Kurzem bezüglich der Tarifsätze auf den schlesischen Bahnen für Getreide felbst zu. gestanden habe. Er als Gegner des Staatsbahnwesens habe
keinen Grund, die Reichs Eisenbahnverwaltung in Schutz zu nehmen, aber er würde bedauern, wenn sie sich durch die Vorwürfe der Rochten in ihrem Vorgehen bezüglich der Tarifirang beeinflussen ließe. Das Interesse der Eisenbahnen sei kongruent mit demjenigen der übrigen wirthschaftlichen Organe; mit der Vertheuerung der Trans⸗ porte schadige man letztere, ohne für die Landwirthschaft dabei etwas herauszuschlagen. Auch in Amerika handelten die Eisen⸗ bahnen bei Festzetzung billiger Sätze für Getreide in erster Linie durchaus im eigenen Interesse; sie wollten großere Massen für den Eisenbahntransport heranziehen. Wenn es sich um andere, für das allgemeine Wohl gleich wichtige Gegenstände handele, nehme man in Amerika gar keinen An⸗ stand, hohe Tarife einzuführen, wenn dies im Interesse Amerikas liege. Was er an der Organisation des Reichs⸗Eisen
bahnamtes auszusetzen habe, sei die abhüngige Stellung dieser Behörde vom Reichskanzler. Gerade aus dem Ge
sichtspunkte gesunder Wirthschaftspolitik sei die Unpartei
lichkeit des Amts zu wünschen, welches sonst allen Einfluß auf die anderen Eisenbahnverwaltungen verliere. Es fei jetzt weder eine richterliche B hörde, noch habe sie auf dem Gebiete des Ermessens einen Emfluß. Bei Schaffung dieser Orga⸗ nisation sei das anders gewesen, der damalige Vertreter des⸗ Reichs⸗Eisenbahnamts habe seine Befugnisse ganz anders ge⸗ handhabt. Er wünsche, daß das Reichs Eisenbahnamt unab
hängig vom Reichskanzler als richterliche Behörde zu entschei⸗ den habe bei Differenzen unter den Bahnen felbst, oder zwischen Bahnen und Publikum, und zwar auf dem Gebiete des Tariswesens. Eine solche Behörde bestehe seit mehreren
Jahren in England. Er wünsche, daß die Einordnung des Reichs Eisenbahnamtes in das ganze Eisenbahnwesen eine
andere und dadurch dessen Einfluß in richtiger Weise wieder hergestellt werde.
Hierauf nahm der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Körte, wie folgt, das Wort:
Meine Herren, ich möchte doch sehr dringend bitten, dem Reichs⸗ Eisenbahnamt, dessen Stärkung ja vorher schon von den verschiedenste Seiten als sehr wünschenswerth bezeichnet ist, nicht das Mittel zu entziehen, welches jetzt zu dem Zwecke geboten ist, die Ar beiten im Amte so zu fördern, daß nicht wieder ein s nißlicher Umstand eintritt, wie es bei der erstmaligen Aufstellung der Statistik leider Fall gewesen ist. Das Amt hat es sehr beklaat, daß die Veröffentlichung der Statistik für das Jahr 1880/81 erst so spät möglich geworden ist. Es hat sich dies bei aller Anstrengung und mit Heranziehung aller zur Ver⸗ fügung stehenden Kräfte nach den sachlichen Schwierigkeiten nicht vermeiden lassen, obwohl, wie ich bei dieser Gelegenheit nicht unbemerkt lassen darf, auch die Bahnverwaltungen mit rühmenswerthem Entgegenkommen dem Amte für die Bearbeitung der Statistik die bereitwilligste Unter⸗ stützung haben zu Theil werden lassen. Sollten Sie dem Amte die erbetene Mehrkraft versagen, so würden wiederum mißliche Zustände in der Geschäftsführung eintreten und auch die Fertiastellung der nächsten Statistik sich nicht in erwünschter Weise be⸗ schleunigen lassen. Meine Herren, es ist für die Kon tinuitt in der Behandlung und für die Gleichmäßigkeit in der Bearbeitung von der größten Bedeutung, daß ständige Beamte dazu herangezogen werden. Uebrigens handelt es sich hierbei nicht blos um die statistischen Arbeiten, sondern auch um die Erledigung verschiedener, den allgemeinen Zwecken der Reichsaufsicht dänenden Aufgaben. Ich kann in der That nur dringend bitten, die Hülfe zu “ immer wieder die Thätigkeit des Amtes bemängelt wird, so kann ich es mir nicht versagen, nochmals der schon wiederholt bervorgetretenen ungürstigen Meinung über dieselbe mit einigen Worten entgegenzutreten. Es ist ja richtig, daß die Gesetzgebung noch eine mangelhafte ist. Die wiederholten Versuche, das Amt mit den erforderlichen Machtbefugnissen, insbesondere auch in Bezug auf die Erekutive auszustatten, sind bekanntlich gescheitert. Aber, meine Herren, so unsicher auch der Boden noch immer ist, auf dem das Reichstisenbahn⸗Amt nach dem provisorischen Gesetze von 1873 fortzuarbeiten hat, so wenig anregend und fördernd auch die Kompetenzzweifel sind, welchen darin Raum geblieben, so hem⸗ mend der Mangel ausreichender Befugnisse für eingreifende Maß⸗ regeln immer wieder entgegentritt, so kann ich doch ganz ohne Bedenken behaupten, daß die Thätigkeit des Reichseifenbahn⸗ Amts keineswegs ohne praktischen Nutzen und Erfolg geweser ist daß auf sie vielmehr wichtige Maßregeln und Einrich⸗ tungen zurückzuführen sind, und daß durch sie die in der Reichs⸗ verfassung angestrebte und vorgezeichnete Einheitlichkeit im deutschen Eisenbahnwesen ein wesentliches Stück gefördert worden ist, so Manches auch dafür noch zu thun sein mag. Meine Herren, unter⸗ stützen Sie das Amt durch Bewilligung der doch an sich geringen Mehrforderung und entziehen Sie ihm nicht den in der That dringend nothwendigen Zuwachs an Kräften. 1
Der Abg. Freiherr von Minnigerode hob hervor, daß, wenn mit dem Reichs Eisenbahnamt bisher allerdings noch nicht viel erreicht sei, so verweise er zunächst darauf, daß diese Behörde doch nicht aus der Initiative der Regierung, sondern aus der des Reichstags geschaffen worden sei, diesen letzteren also die Verantwortung dafür treffen würde. Uebri⸗ gens heiße es in §. 5 des Gesetzes, in welchem das Amt kon⸗ stituirt sei, ausdrücklich: „Bis⸗ zum Erlas eines Reichs⸗Eisenbahngesetzes gelten folgende Vorschriften“ u. s. w. Man habe also schon damals eingesehen, daß ein Reichseisenbahngesetz die nothwendige Vorbedingung für eine richtige und segensreiche Wirksamkeit des Reichs⸗Eisenbahnamtes sei. Daß indessen der Einfluß dieser Behörde neuerdings wesentlich beschränkt sei, und daß man dem Reichs⸗Eisenbahnamt ein parteiliches Eintreten für die neue Wirthschaftspolik zu⸗ traue, sei ihm nicht bekannt. Seine Partei könne ihrerseits nur eine Stärkung des Amtes wüͤnschen, denn im Eisenbahn⸗ wesen gerabe seien neben den bundesstaatlichen Interessen sehr viel allgemeine Reichsinteressen vorhanden, die des besondern Schutzes durch das Reich bedüreften. Dem Abg. Büchtemann gegenüber müsse er sodann, wie schon der Abg. v. Göler es gethan habe, nochmals konstatiren, daß namentlich in den ärmeren Landestheilen die deutsche Landwirthschaft sehr hoch belastet sei, und daß sie im Allgemeinen nicht dieselben Reinerträge abwürfe, wie die Landwirthschaft des Auslandes. Er betone ferner gegenüber vem Abg. Schrader, daß die Interessen des. 8 Klein⸗ und des Großgrundbesitzes durchaus solidarisch seier.; . dies Gefühl werde im ganzen Lande immer allgemeiner, and größere wie kleinere Landwirthe fühlten immer mehr dus Be⸗ dürfniß, gemeinsam zu handeln, um ihren berechtigten Be⸗ schwerden Abhülfe zu verschaffen. Auch habe der Abg. von