1883 / 27 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Jan 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Belegschaft bestand aus 399 Arbeitern (unter Tage 246 Arbei über Tage 153 Arbeiter (152 männnlich 1 weiblich)h. 2) Eisen⸗ stein⸗Bergwerke: 19. Die Jahresproduktion für die Metall⸗ gewinnung betrug 133 761,050 t im Werthe von 855 753 (per Tonne 6,40 ℳ); die durchschnittliche tägliche Beleaschaft bestand aus 742 Arbeitern (unter Tage 266 Arbeiter, über Tage 476 Arbkeiter). 3) Braunstein⸗Bergwerke: 3. Die Gesammtproduktion der⸗ selben betrug an aufbereiteten Erzen 571,120 t im Werthe von 21 282 ℳ; die Belegschaft ist unter den Werken ad 2 mitbegriffen.

II. Salinen ꝛc.: 4. Die Gesammtproduktion betrug 16 024,282 t im Werthe (ohne Steuer) von 452 771 (per Tonne 28,26 ℳ). Die durchschnittliche tägliche Belegschaft betrug: 179 männliche Arbeiter; an englischer Schwefelsäure sind im Laufe des Jahres 1881. 7000 t im Werthe von 280 000 produzirt worden mit einer täg⸗ lichen Belegschaft von 35 Arbeitern.

III. Hüttenwerke für Eisenerze: 3. An Roheisen wurde produzirt: zusammen 34 897,2 t im Werthe von 2 621 685 (Werth einer Tonne 75 ℳ). Das verarbeitete Material bestand aus: a. Erzen 80 328;b t im Werthe von 803 280 ℳ, b. anderen Materialien 45 727 t, zusammen 126 055 t. Die dusrchschnittliche tägliche Belegschaft bestand aus 253 männlichen Arbeitern.

IV. Verarbeitung des Roheisens: A. Werke für Guß⸗ waaren zweiter Schmelzung: 13, die mittlere tägliche Belegschaft bestand aus 524 männlichen Arbeitern. An Eisenmaterial wurde im Laufe des Jahres 1881 verschmolzen: 6452,3 t im Werthe von 438 040 (67,9 Werth auf 1 t). An Gießereiprodukten sind gewonnen worden: 4945,04 blt im Werthe von 915 116 (185,1 Werth auf 1 t). B. Werke für Schweißeisen: 1, die durchschnittli ve tägliche Beleaschaft bestand aus 3 männlichen Arbeitern. An Fabri⸗ katen aus Schweißeisen wurden erzeugt: 86 t im Werthe von 13 760 (160 Werth auf 1 t).

Im Jahre 1881 wurden daher im Großherzogthum Hessen im Ganzen produzirt in 1) Bergwerken im Werthe (ohne Steuer) von 1 096 687 mit einer durchschnittlichen täglichen Arbeiterzahl von 1141 Arbeitern: 2) Salinen ꝛc. 732 771 Werth mit 214 täglichen Arbeitern; 3) Hüttenzerken für Eisenerze 2 621 685 Werth mit 253 täglichen Arbeitern; 4) Verarbeitung des Roheisens 928 876 Werth mit 527 täglichen Arbeitern; in Summa 5 380 019 Werth mit 2135 täglichen Arbeitern.

Der Uebersicht des Post⸗ und Telegraphenverkehrs im Großherzogthum Hessen im Jahre 1881 entnehmen wir nach den „Mitheilungen der Großh. hessischen Centralst. f. d. Landes⸗ statistik“ folgende Daten:

Im Großherzogthum Hessen, dessen Einwohnerzahl nach der Zählung von 1880 936 340 betrug, sind im Jahre 1881 eingegangen: Briefe, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben 18 137 900 Stück, Packete ohne Werthangabe 1 319 100 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 161 900 Stück, Postnachnahmesendungen 167 700 Stück, Postauftragebriefe 98 938 Stück, Telegramme 24! 778 Stück; während desselben Jahres sind aufgegeben: Packete ohne Werthangabe 1 324 400 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 164 900 Stück, Telegramme 217 807 Stück. Der Betrag der eingezahlten Postanweisungen betrug in 1881 54 204 248 ℳ, der Betrag der ausgezahlten Postanweisungen betrug in 1881 56 697 459 ℳ, die Einnahme aus dem Post⸗ und Telegraphenverkehr betrug 2 596 951

Der größte Telegraphen⸗ und Postverkehr war im Jahre 1881 in Mainz, dann folgte Darmstadt mit Bessungen, dann Offenbach, Worms, Gießen, Bingen, Bensheim, Alzey, Friedberg, und endlich Lauterbach. In Mainz, dessen Einwohnerzahl nach der Zählung von 1880 61 328 betrug, waren im Jahre 1881 eingegangen: Briefe, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben 3 740 700 Stück, Packete ohne Werthangabe 263 200 Stück, Briefe und Packete mit Werth⸗ angabe 46 300 Stück, Postnachnahmesendungen 18 090 Stück, Post⸗ auftragsbriefe 12 620 Stück, Telegramme 18 874 Stück; aufgegeben wurden in demselben Jahre in Mainz: Packete ohne Werthangabe 291 700 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 38 200 Stück und 78 874 Telegramme. Der Betrag der in Mainz eingezahlten Postanweisungen in 1881 betrug 9 208 825 ℳ, der ausgezahlten Postanweisungen 14 631 860 ℳ, es wurden durch die Postanstalt in Mainz im Jahre 1881 1 138 242 Zeitungsnummern befordert. Ein⸗ genommen wurden in 1881 in Mainz an Post und Telegraphen. gebühren 622 101 In Darmstadt mit Bessungen, deren Ein⸗ wohnerzahl nach der Zählung von 1880 48 769 betrug, waren im Jahre 1881 eingegangen: Briefe, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben: 2 530 700 Stück, Packete ohne Werthangabe 196 000 Stück, Briefe und Packete mit Werthangabe 24 100 Stück; Post⸗ nachnahmesendungen 15 790 Stück, Postauftragsbriefe 10 372 Stück und 39 745 Telegramme. Aufgegeben wurden in demselben Jahre in Darmstadt mit Bessungen: Packete ohne Werthangabe 202 800 Stück, Briere und Packete mit Werthangabe 24 100 Stück, Telegramme 34 641 Stück. Die Summe der in 1881 eingezahlten Postanweisun⸗ gen betrug 7 375 971 ℳ, die der ausgezahlten 7 786 122 Durch die Postanstalt zu Darmstadt wurden in 1881 befördert 3 006 411 Zeitungsnummern. Es wurden im Jahre 1881 an Porto und Telegraphengebühren in Darmstadt vereinnahmt 384 502

Kopenhagen, 28. Januar. Die Anzahl der im Jahre 1882 von den hiesigen Auswanderungsagenten direkt und indirekt beförder⸗ ten Auswanderer betrug 13 727, wovon 7186 Männer, 3766 Frauen und 2775 Kinder waren. Unter diesen Auswanderern waren 2622 Schweden. Nach Nordamerika gingen 13 478 Personen, die übrigen nach Kanada, Südafrika, Südamerika und Australien. Von hier direkt wurden 5062 Personen befördert, über Hamburg und andere deutsche Häfen 1148, über Hamburg und England 249 und über England direkt 7268 Personen. Außerdem wurden von hier über England nach Utah 818 Mo monen befördert; davon waren 368 Dänen, 371 Schweden und 79 sonstige Ausländer.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Die deutsche Kaiserstadt Berlin und ihrez Umgebung“ geschildert von Mar Ring. Mit 300 Illustrationen. 4. Lieferung Pr. 1 Das 4 Heft enthält die Fortsetzung der Geschichte Berlins von Friedrich d. Großen bis auf die neueste Zeit. Von den Illustra⸗ tionen dieses Hefts heben wir hervor: Unter den Linden im Jahre 1780, das Brandenburger Thor am Anfange dieses Jahrhunderts, an der Fischerbrücke im Jahre 1830 und die Porträts Friedrich Wil⸗ helms III., der Königin Luise, des Kaisers und der Kaiserin, sowie eine große Tafel, den Einzug der Truppen im Jahre 1871 darstellend.

Im Verlage von J. Bädeker in Iserlohn erschienen zwei Novellen von August Becker, welche von einem hübschken Erzähler⸗ talent des Verfassers Zeugniß ablegen. Die erste derselben, „Willi“ betitelt, zeichnet ein an poetischen Momenten reiches Lebensbild, und einzelne Stellen, in denen der Dichter seine Phantasie freier schalten ließ, sind mit warmer Empfindung geschrieben. Die Charaktere sind lebenswahr, und die Vorgänge ergeben sich im Ganzen natürlich, wenn auch gelegentlich eine Scene etwas phantastisch erfunden ist. Die zweite Novelle, „Der Held von Guntersblum“, hat einen

torischen Hintergrund, f der Stoff schon dem Erzähler einen

facheren Ton aufn Dichter läßt den Helden seine ebensschicksale selbf edient sich dabei der volksthüm⸗ lichen Sprechweise, die i 2 gut gelingt, wie er denn auch in dieser Erzählung Ch tem Volksleben treffend zu schil⸗ dern weiß.

Die tersche Buchhandlung (E. Franks Anti quariat) in Breslau hat über ihr antiquarisches Bücher⸗ lager vo katalog Nr. 181 veröffentlicht. Derselbe w1 Verzeichniß von 2419 chriften, die theils die

ogie eff⸗ verschiedene Ausgaben der und Erläuterungsschriften et Grammatik und Metrik

alten griechischen und

sowie Uebersetzungen derselben, W der alten Sprachen, Wörterbüche Schriften über Archäo⸗ logie, alte Geschichte u. dgl. m. . eils auch Schriften von Neulateinern anfuhren. Unter den im Kataloge zusammengestellten Schriften befinden sich viele wertkvolle. Die Schlettersche Buch⸗

2

ter)

K. F. Köhlers Antiquarium in Leipzig hat kürzlich 2 Kataloge, Nr. 373 und 374, seines Bücherlagers veröffentlicht. Katal. 373 „Deutsche Geschichte (einschließlich Rechtsgeschichte, Nu⸗ masmatik, Adelsgeschichte)“, enthält ein reichhaltiges, 1895 Nrn. um⸗ fassendes Verzeichniß wichtiger und zum Theil seltener Schriften aus älterer und neuerer Zeit zur deutschen Geschichte und zwar unter folgenden Rubriken: I. Sammelwerke und allgemeine Schriften (134 Nrn.); II. Geschichte einzelner Perioden: 1) das Mittelalter (235 Nrn.), 2) das 16. Jahrhundert (36 Nrn.), 3) das 17. Jahr⸗ hundert (22 Nrn.), 4) das 18. Jahrhundert bis zur Revolution (20 Nrn.), 5) die neuere und neueste Zeit (46 Nrn.); III. Spezial⸗ geschichte einzelner deutscher Länder, Provinzen, Ortschaften: 1) Rhein⸗ land und Westfalen (76 Nrn.), 2) Niedersachsen (Hannover und Braunschweig, Oldenburg, Bremen und Verden; im Ganzen 57 Nren.), 3) die Hansestädte, Schleswig⸗Holstein, Mecklenburg (im Ganzen 69 Nrn), 4) Geschichte des preußischen Staates überhaupt (73 Nrn.), 5) die Marken und Pommern (im Ganzen 38 Nrn), 6) Provinz Sachsen und Anhalt (im Ganzen 26 Nrn.), 7) Schlesien und die Lausitz (59 Nrn.), 8) West⸗ und Ostpreußen (35 Nrn.), 9) die bal⸗ tischen Provinzen und der deutsche Orden (im Ganzen 192 Nrn.), 10) das Königreich Sachsen und Thüringen (im Ganzen 59 Nrn.), 11) Leipzig (26 Nrn.), 12) Dresden (17 Nrn.), 13) Beide Hessen, Nassau, Frankfurt, Baden, Pfalz (im Ganzen 54 Nrn.), 14) Elsaß⸗ Lothringen (35 Nrn.), 15) Württemberg (Schwaben, 46 Nrn.), 16) Bayern (48 Nrn.); IV. die Schweiz (80 Nrn.); V. die österreichisch⸗ungarische Monarchie (327 Nrn.): 1) Gesammtgeschichte und die deutschen Länder (im Ganzen 158 Nrn.), 2) Böhmen und Mähren (im Ganzen 52 Nrn.), 3) Ungarn (83 Nrn.), 4) Sieben⸗ bürgen (34 Nrn.); VI. Nachtrag (93 Nrn.). Katal. Nr. 374, „Geschichte der außerdeutschen Länder (einschl. Rechtsgeschichte, Nu⸗ mismatik, Adelsgeschichte)“, führt im Ganzen 1061 Schriften auf, die unter folgende Rubriken vertheilt sind: I. die Niederlande (Belgien und Holland, im Ganzen 203 Nrn.), II. Großbritannien (193 Nrn.), III. die skandinavischen Länder (165 Nrn.), IV Frankreich (306 Nrn.), V. Italien (157 Nrn.), VI. Nachtrag (36 Nrn.). Auch in Katal. 374 befinden sich werthvolle Schriften über die genannten Länder.

Gewerbe und Handel.

Nach der Statistik des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller wurden im Deutschen Reich (mit Einschluß Luxemburgs) im Dezember 1882 283 758bl t Roheisen produzirt. Die Jahresproduktion von 1882 belief sich auf 1 980 976 t Puddelroh⸗ eisen, 157 714 t Spiegeleisen, 733 665 t Bessemerroheisen, 298 602 t Gießereiroheisen, in Summa auf 3 170 957 t Roheisen, dagegen in 1881 auf 2 914 009 t, in 1880 auf 2 729 038 t, in 1879 auf 2 226 587 t Roheisen.

Die Braunschweig⸗Hannoversche Hypothekenbank theilt mit, daß sie vom 1. Januar d. J. an ganz allgemein auf alle verspätet zur Einlösung gelangenden verloosten Pfandbriefe der Bank vom Tage der Fälligkeit bis zur Einlösung zwei Prozent Deposital⸗ zinsen vergütet, sofern vom Tage der Fälligkeit bis zur Einlösung mindestens 3 Monate verflossen sind.

Wien, 31. Januar. (W. T. B.) In der für morgen anbe⸗ raumten Sitzung des Generalraths der österreichisch⸗ungari⸗ schen Bank wird, der „Presse“ zufolge, der Antrag auf Herabsetzung des Diskonts für Wechsel und des Lombardzinsfußes eingebracht werden. Die Annahme des Antrages kann bei den gegenwärtigen Verhältnissen des Geldmarktes und der Bank als sicher angesehen werden.

Amsterdam, 30. Januar. (W. T. B.) Bei der heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinnauktion über 18 671 Blöcke Bankazinn wurden 56 ½ à 56 F, .““ 56 ⅜, und 3691 Blöcke Billitonzinn zu 56 à 56 Cent. ezahlt.

Antwerpen, 30. Januar. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 2157 Ballen, verkauft 1650 Ballen. Mecht belebt, gute Auswahl, Preise fester

Glasgow, 30. Januar. (W. T. B.) von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8000 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

New⸗York, 29. Januar. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 84 000, do. nach Frank⸗ reich 53 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 17 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 70 000, do. do. nach Frankreich 2000, do. do. nach anderen Häfen des Kontinents

2000 Qrtrs. New⸗York, 30. Januar. (W. T. B.) Der Werth der von hier ausgeführten Produkte

Die Verschiffungen 8788 gegen

in der vergangenen Woche beträgt 7 344 000 Doll.

Verkehrs⸗Anstalten.

S1 B.) .——

Cassel, 31. Januar. (W Die durch den B

bei Albungen nothwendig gewordene Verlegung des G fertiggestellt und Betrieb wieder werden. Southampton, 30. Januar (W. T. B.) Der Dampfer Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ist hier eingetroffen. Plymouth, 30. Januar. (W. T. B.) Der Hamburger dampfer „Albingia' ist hier angekommen.

ew⸗York, 30. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer des deutschen Lloyd alier“ ist hier eingetroffen.

des .

S „S

Berlin, 31. Januar 1883.

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) 8 Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 167. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 1 Gewinn von 450 000 auf Nr. 24 918. Gewinne von 15 000 auf Nr. 17 824. 50 315.

8 5 Gewinne von 6000 auf Nr. 6103. 19 634. 33 596. 38 423. 57 618. 5 Gewinne von 3000 auf Nr. 1408. 2494. 4262. 6192. 6938. 8249. 10 993. 11 772. 15 277. 15 329. 18 407. 19 391. 20 829. 21 158. 23 186. 25 489. 26 817. 27 002. 29 130. 30 465. 32 273. 32 651. 33 743. 37 204. 38 403. 39 820. 40 268. 45 276, 45 834. 48 648. 54 998. 57 783. 58 011. 59 229. 68 482. 78 185. 80 627. 80 663. 81 096. 84 453. 90 765. 91 997. 92 614. 94 169. 94 732. 53 Gewinne von 1500 auf Nr. 4277. 5427. 8566. 9421. 10 266. 11 219. 16 821. 16 852. 17 151. 23 529. 22 623. 23 690. 24 276. 24 653. 26 405. 30 036. 30 290. 31 488. 32 214. 34 035. 34 518. 36 163. 40 523. 45 859. 46 750. 48 801. 50 665. 53 146. 57.˙992. 61 115. 61 621. 62 535. 62 589. 62 993. 63 771. 64 964. 66 075. 66 168. 66 288. 68 783. 72 017. 72 925. 76 043. 82 185. 82 399. 86 264. 87 456. 88 723. 90 343. 91 328. 92 470. 94 519. 94 894. 78 Gewinne

6096. 6471. 3 870. 18 767. 31 927. 38 265.

1

von 550 auf Nr. 584. 1893. 6703. 7891. 8958. 9272. 10 449. 14 643. 15 004. 17 571. 22 596. 24 020. 26 311. 31 989. 32 856. 37 751. 38 758. 38 770. 41 352,

4755 10 528. 18 238. 37 854. 41 571.

5326

12 993 18 253. 27 647. 38 202.

1202

15 355. 24 170.

handlung kauft garze Vibliotheken, scwie auch einzelne Werke an.

8 5 51 236. 54 863. 64 463 64 612. 72 305. 72 307. 84 607. 84 786.

54 901. 65 121. 74 203. 88 265.

48 203. 59 302. 70 465. 79 575. 91 025.

66 542. 75 225. 88 408.

70 801. 80 623. 92 085.

(Wochenbl. des Joh.⸗Ord.) Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin hat am 25. d. M., dem Tage der silbernen Hochzeit Höchstderselben. Se. Königliche Hobeit der Prinz Albrecht von Preußen das nachstehende, in künstlerischer Weise ausgestattete Schreiben überreicht, durch welches eine zu dieser schönen Feier begründete Stiftung des Johanniter⸗Ordens zur Kenntniß des Hohen Jubelpaares gebracht worden ist. Dieses denk⸗ würdige Schriftstuck hat Se. Königliche Hoheit der nun in Gott ruhende Durchlauchtigste Herrenmeister als letztes mit Höchstseiner Namensunterschrift versehen.

Dies Schreiben lautet wie folgt:

„Das Kapitel des Johanniter⸗Ordens hat in seiner Sitzung vom 15. November 1882 einstimmig beschlossen:

Zum dauernden Gedächtniß an die Feier der silbernen Hochzeit, welche Euere Kaiserliche und Königliche Hoheiten am heutigen Tage begehen, bei dem von Kranken aus allen Theilen Deutschlands be⸗ nutzten Johanniter⸗Krankenhause und Asyle für unbemittelte Bade⸗ gäste zu Oeynhausen in Westfalen, unter dem Namen: 8

„Kronprinz Friedrich Wilhelm und Kronprinzessin

8 Victoria⸗Stiftung“, 8 durch Ausscheidung eines Kapitals von 10000 ℳ, für alle Zeiten eine Stiftung zu gründen, deren Zinsen à 4 % mit 400 jährlich zur Unterstützung armer Personen, welche die genannte Anstalt ver⸗ 58 durch die vorstehende Diakonissin derselben verwendet werden sollen.

EAuren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten gereicht es mir zur besonderen Freude, diesen Beschluß, mit den ehrerbietigsten Glück⸗ und Segenswünschen des Kapitels zum heutigen Tage, zur Kenntniß bringen zu können.

Berlin, den 25. Januar 1883.

Deer Herrenmeister des Johanniter⸗Ordens.

inz von Preußen.“ Carl, Prinz von Preußen.

Der Verein für deutsches Kunstgewerbe hierselbst hat in diesem Monat bereits zwei Sitzungen abgehalten. In der ersten er⸗ statteten der Vorsitzende, der Schriftführer und der Kafsirer Bericht über die Thätigkeit des Vereins im verflossenen Jahre, welche in jeder Hinsicht eine erfolgreiche gewesen ist. Zahlreiche neue Mitglieder haben sich dem Vereine angeschlossen. Vorzugsweise beschäftigte sich derselbe während der letzten Monate mit den Arbeiten an dem zum Geschenk für das Hohe Kronprinzliche Paar bestimmten Spielschrein. In der zweiten Sitzung erfolate die Neu⸗ resp. Wiederwahl des Vorstandes. In der nächsten Versammlung am 31. d. M. (Abends 8 Uhr im Deutschen Vereinshause, Wilhelmstr. 118) wird Hr. Dr. Paul Lehfeldt einen Vortrag über Baukunst und Kunstgewerbe in ihrer Wechselbeziehung im 15. und 16. Jahrhundert halten. Gäste sind willkommen.

Die 11. Allgemeine Geflügelausstellung, die der Verein Cypria vom 23. bis 27. Februar zu veranstalten gedenkt, verspricht nach jeder Beziehung hin großartig zu werden. Als Ausstellungs⸗ räume sind diesmal die erste und zweite Etage des Prachtbaues an der Ecke der Leipziger⸗ und Charlottenstraße, Leipzigerstr. 96, auser⸗ sehen worden. Von Sr. Majestät dem Kaiser ist eine goldene Staatsmedaille erbeten, vom landwirthschaftlichen Ministerium silberne und bronzene Staatsmedaillen in Aussicht gestellt; sodann gelangen auch goldene, silberne und bronzene Vereinsmedaillen und Ehren⸗ diplome zur Vertheilung. Außerdem sind Geldpreise zu 30 und 50 für Thiere, welche sich durch Fleisch⸗ oder Eierprodukrion auszeichnen und sich dadurch der Landwirthschaft nutzbar machen, sowie Geldpreise bis 300 für solche Züchter ausgesetzt, die sich durch die Kultur edler Rassen, die auszusterben drohen, verdient gemacht haben. End⸗ lich wird die beste Sammlung „Schwalbentauben“ extra mit einem von einem Mitgliede gestiftetem Geldpreise in Hoöhe von 50 prä⸗ miirt werden. Geflügelhändler haben auf Staatsmedaillen kein Anrecht. Diejenigen Auesteller, welche entweder durch Ausrupfen, Abschneiden Färben von Federn oder in irgend einer anderen Weise eine Täuschung versuchen, sollen von ferneren Ausstellungen ausge⸗ schlossen und ihre Namen öffentlich bekannt gemacht werden. Der Verein selbst wird auch in diesem Jahre für 1200 Tauben und Hühner ersten Ranges zu Vereinszweocken ankaufen. Außerdem wird auch diesmal mit der Ausstellung eine Lotterie verbunden werden.

Von der Verlagshandlung von „Schorers Familienblatt“, das bereits unter seinem früheren Titel „Deutsches Familienblatt“ sich durch die Sorgfalt, die es der Holzschnitt⸗Illustration zuwendet, einen geehrten Namen erworben hat, wird der Aufruf zur Betheili⸗ gung an einer allgemeinen Konkurrenz für Malereien auf Porzellan, Majolika und ähnliche glasirte Irden⸗ waaren erlassen. Das Preisrichteramt baben bei derselben die Di⸗ rektoren des Kunstgewerbe Museums zu Berlin, Grunow, Professor Dr. Lessing und Professor Ewald sowie der Vorsitzende des Vereins für deutsches Kunstgewerbe, Geh. Regierungs⸗Rath Professor Reuleaux übernommen. Zur Vertheilung von fünf Preisen ist der Betrag von 500 ausgesetzt. Die Wahl des zu dekorirenden Geräths, der anzuwendenden Technik und der Darstellung selber ist dem freien Ermessen der Konkurrenten anheimgegeben. Empfohlen wird die Wahl einfacher Geräthformen, wie Teller, Näpfe, glatte Vasen ꝛc. und gefordert, daß die Malereien wirklich einge⸗ brannt sind. Die eingehenden Arbeiten, die bis zum 28. April an die Expedition des „Familienblatts“ (Berlin SW. Dessauerstr. 12) abzuliefern sind, sollen nach einer Vorprüfung durch die Jury in Berlin öffentlich ausgestellt und der Verkauf derselben ermöglicht werden. Die Konkurrenz beabsichtigt, künstlerische Kräste, sowohl Fachleute als Dilettanten, zur Bethätigung ihres Talents auf dem Gebiet keramischer Dekorativmalerei anzuregen, die künstlerische Pro⸗ duktion durch die Zusammenstellung verschiedenartigster Arbeiten aus Deutschland, Deutsch⸗Oesterreich und der Schweiz zu fördern und zugleich zur Erhöhung der Liebhaberei an derartigen Arbeiten und damit zur Eröffnung eines neuen Erwerbszweiges auf dem Gebiet weiblicher Kunstfertigkeit beizutragen. 8

Victoria⸗Theater. Wie die Direktion mittheilt, werden um den vielfachen Wünschen nach billigeren Plätzen an den Wochen tagen zu genügen, die Plätze im ersten Nang (Seiten⸗Balkon un Loge) an Wochentagen mit 3 verkauft, da eine Herabsetzung der Parquetpreise bei meistens ausverkauftem Parquet für die Vor stellungen von „Frau Venus“ nicht möglich ist.

Im großen Saale des Hotel Imperial giebt morgen der Concert⸗ sänger Hr. Martin Plüddemann unter Mifmwirkung der Concert⸗ sängerin Fr. Dr. Paula Gierke und des Pianisten Hrn. Heinrich Ordenstein ein Concert, zu welchem Billets (3 ℳ) in der Hof Musikalienhandlung von Ed. Bote & G. Bock zu haben sind.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Ewetition (Kessel). Druck: W. Elbner⸗ Fünf Beilagen

41 843. 42 048. 42 310. 44 149. 47 174. 48 052.

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

8

56 525.

6

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stnats⸗Anzeiger.

Erste Beilag

Berlin, Mittwoch, den 31. Januar

15

1883.

22.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 31. Januar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (42.) Sitzung des Reichstags wurde die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗ Etats für das Etatsjahr 1883,/84 mit der Diskussion des Etats der Verwaltung des Reichsheeres (Kap. 6 Tit. 50) fort⸗

esetzt.

8 1” Neubau eines Kasernements mit Stallung für eine vierte Escadron des 1. Husaren⸗Negunents Nr. 18 in Großen⸗ hain werden 200 000 gefordert.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, es sei hier ein ganz neues Prinzip zur Anwendung gekommen: bisher habe nach dem Reglement für jede Abtheilung ein Lieutenant kasernirt werden sollen; hier aber solle auch noch ein älterer Offizier oder Rittmeister in der Kaserne wohnen. Daneden finde sich auch noch eine Osstzierspeiseanstalt und eine Wohnung für den Oekonomen. Selbit Diejenigen, welche sonst für Offi ier⸗ wohnungen und Speiseanstalten seien, sollten dieses über das Reglement hinausgehende Prinzip verwerfen und gegen die Position stimmen.

Der Abg. Dr. Frege bemerkte, es sei vom dienstlichen Standpunkt wünschenswerth, daß ein älterer Offizier im Ka⸗ sernement das Kommando übernehme. Uebrigens würden diesem Offizier 600 angerechnet, die derselbe sonst als Wohnungszuschuß erhalten würde. Der Bau sei auch viel billiger als anderewo. Die Speiseanstalt entspreche dem Be⸗ dürfniß, und würde auch von anderen Offizieren nach Par⸗ forcejagden und zu Festlichkeiten unter einem General benutzt werden können.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, wenn das die Spar⸗ samkeit sei, von welcher die sächsischen Konservativen vor den Wahlen geredet hätten, dann seien Millionen und Milliarden nicht genug. Er sei an Ort und Stelle gewesen. Man halte sich in Großenhain ohnehin schon über den bestehenden Prachtbau auf. Jetzt sollten noch ein prachtvolles Kasino und Offizierswohnungen gebaut werden, da höre doch Alles auf! Da sehe man, wie das sächsische Kriegs⸗Ministerium in seinen Vorschlägen das preußische weit zurücklasse. Ob. man dem älteren Offizier das Servis abziehe, darauf komme es nicht an, son⸗ dern auf die Einführung eines neuen Prinzips, dem entgegen⸗ zutreten sei. 1 8 8

Abg. Dr. Windthorst hob hervor, daß er überhaupt keinen Luxus bewillige, thäte er es, so würde er denselben vorzugsweise Sachsen bewilligen, dem Volksstamme, dem er selbst angehöre. Die Sache scheine in der Kommission übrigens noch nicht genügend erörtert zu sein und er beantrage daher, sie an dieselbe zu nochmaliger Prüfung zurückzuweisen.

Hierauf ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsischer Oberst⸗Lieutenant Edler von der Planitz das Wort:

Meine Herren! Ich habe natürlich meinerseits durchaus nichts dagegen einzuwenden, daß diese Position nochmals an die Buͤdget⸗ kommission zurückgewiesen wird, um sie da genau zu prüfen. Meiner Ansicht nach ist das zum Theil schon in der Busgetkommission ge⸗ schehen, aber, wie fesagt, ich habe keinerlei Bedenken, daß das noch⸗ mals geschieht. Ich halte es aber doch für nothwendig, jetzt schon zu betonen, daß das Offizierskasino, um das es sich handelt, keines⸗ wegs für die Zwecke aller derjenigen Offiziere eingerichtet werden soll, die zu ihrem Privatvergnügen bei Großenhain die Jagd reiten, sondern es soll lediglich eingerichtet werden, wie für jedes andere Regiment, nämlich für die sämmtlichen Offiziere des Regiments, damit sie dort essen. Es sind 30 Personen, nämlich 25 Offiziere und 3 bis 5 Aerzte. Das wollte ich nur hierzu bemerken.

Ferner, meine Herren, um einen Prachtbau kann es sich schon

deswegen nicht handeln, weil die Kosten, wie Sie ja selbst sehen können, zu niedrig sind. Das Kasernement für 4 Escadrons soll und wird nach dem Anschlage kosten 1 213 000 Im Kasernirungsplan sind damals angegeben für dasselbe Kasernement 1 688 000 Es wird also eine Ersparniß von 465 000 gegen den Kasernirungs⸗ plan erzielt. Wie es also überhaupt möglich ist, daß man hier mit 1 213 000 für 4 Escadrons einen Prachtbau errichten will, kann ich nicht verstehen. 1“ 8 Ets ver will ich noch bemerken, daß allerdings 2 Offiziere dort wohnen sollen insofern hat der Hr. Abg. Richter Recht, das Kasernement ist nämlich abweichend von den sonstigen Kavalleriekasernen so gebaut, daß die 4 Escadrons jede einzeln in einem Kasernement liegen mit Stallung. Das kommt daher, weil sie nicht auf einmal gebaut sind, sondern nach und nach in verschiedenen Jahren, je nachdem sich das Bedürfniß der Kasernirung herausgestellt hat. Jetzt soll die letzte der 4 Escadrons kasernirt werden. Die fünfte Escadron liegt, wie ich bemerken will, in einem Kasernement der Stadt Großenhain und soll auch da bleiben. Um nun für diese 4 einzelnen Escadrons ge⸗ nügende Aufsicht zu haben, soll ein älterer Premier⸗Lieutenant oder ein unverheiratheter Rittmeister hineingelegt werden und für den älteren Premier⸗Lieutenant oder den unverheiratheten Rittmeister soll das kasernementsmäßige Unterkommen bergestellt werden. Dieses taserne. mentsmäßige Unterkommen ist in den „Vorschriften über Ein⸗ richtung und Ausstattung der Kaserne“ schon vorgesehen, und es ist das also nicht eine Sache, die unerhört wäre; es besteht dieses kasernenmäßige Unterkommen in 2 Zimmern und in einer nmer. g Dies zur thatsächlichen Klarstellung. Aber, wie gesagt, ich habe keinerlei Bedenken, wenn Sie die Sache nochmals der Budgetkommis⸗ sion zur Prüfung überweisen wollen.

Die Abgg. Frhr. von Minnigerode und von Bennigsen schlossen sich dem Antrage auf nochmalige kommissarische Prü⸗ ung an.

8 der Abg. Dr. Lasker hob hervor, daß man ein klares Bild über die eigentlichen Kommissionsverhandlungen nicht erhalten habe. Daß die Kommissionsmitglieder sich privatim von diesen oder jenen Gründen überzeugt hätten, könne für das Haus doch nicht bestimmend sein. Er wünsche, sich durch die Kommission über die Angelegenheit näher zu informiren.

Die Abgg. Richter, Hermes und der Referent wider⸗ sprachen diesem Antrage, ebenso der Abg. Dr. Baumbach, weil die Sache in der Kommission eingehend erörtert wor⸗ den sei. 1 b 19 Abg. Frhr. von Minnigerode beantragte, über den Antrag der Budgetkommission, die Position zu bewilligen, namentliche Abstimmung; zu einer solchen kam es jedoch nicht,

Das Kapitel 24 Titel 7 (Geldverpflegung der Mann⸗ schaften) beantragte die Budgetkommission unverändert zu be⸗ willigen und den Antrag des Abg. Nichter:

„Die Militärverwaltung zu ersuchen, dem Reichstage eine

Uebersicht vorzulegen über die Zahl der Mannschaften, welche gegen⸗ wärtig als Hautboisten, Spielleute ꝛc. bei den Regimentsstäben und Truppentheilen Dienste thun, sodann über die Aufwendungen, welche zur Unterhaltung dieser Mannschaften im Etatsjahre 1882/83 aus Ersparnissen am Bekleidungsfonds gemacht worden sind“ für erledigt zu erklären. Der Referent Abg. von Köller empfahl den Antrag der Kommission. Ueber beide Fragen sei der Kommission völlig genügende Auskunft gegeben. Die Zahl der etatsmäßigen Musiker sei durch Kabinetsordres von 1807, 1813 und 1857 bei allen Truppentheilen genau fixirt; man verstärke dann die Musikcorps durch Hülfsmannschaften, die aber nur aus vollständig mit der Waffe ausgebeldeten Leuten genommen würden. So habe z. B. ein Infanterie⸗Regiment durchschnitt⸗ lich 10 etatsmäßige Musiker und 32 zur Musik kommandirte Kombattanten. Der Fonds, aus dem die Musik bezahlt werde, setze sich bei den einzelnen Trnppentheilen fünsfach zusammen: aus dem etatsmäßig bewilligten Pauschquantum, aus ersparten Löhnungen etatsmäßiger Musiker, aus freiwilligen Beiträgen der Offiziere, aus Zuwendungen der Chefs der Regimenter, und endlich aus den sogenannten Ersparnissen am Bekleidungs⸗ fonds, die durch Veräußerung von unbrauchbar gewordenen Bekleidungs⸗ und Ausrüstungsgegenständen und Abfällen der Handwerkestätten gewonnen würden. Indeß sei der Theil des Musikfonds, der aus diesen Ersparnissen fließe, ein ver⸗ schwindender Bruchtheil des ganzen Fonds; auch werde die Regierung im nächsten Jahre eine genaue Nachweisung über die Höhe dieser Summen für einen Theil der Armee dem Hause vorlegen.

Der Abg. Richter (Hagen) erwiderte, die erwähnten alten Kabinetsordres möchten historisch interessant sein, für das Etatsbewilligungsrecht aber kämen sie nicht in Betracht. Es sei doch ein Unterschied, ob man die Gelder zur Ausbildung der Soldaten mit der Waffe, oder zur Vermehrung der Musikcorps bewillige. Es handele sich im Ganzen um 3000 bis 5000 Mann, die über den Etat hinaus sich bei den Musikcorps befänden. Hieraus, sowie aus manchen anderen dunklen Punkten, die durch seinen Antrag klar gestellt seien, die Konsequenzen zu ziehen, behalte er sich bis zum nächsten Etat vor, wenn die verheißene Nachweisung erbracht sei.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, er möchte doch die Meinung nicht aufkommen lassen, als ob das Haus durch den Abg. Richter etwas Neues über die Armee ersahren hätte. Jeder, der der Armee nahe stehe, kenne längst jene Dinge, die der Abg. Nichter hier als neu auftische. Auch vor Jahren habe derselbe ja einmal den dreizehnten Hauptmann beim 1. Garde⸗Regiment zu Fuß entdeckt, wobei es sich doch um etwas Allbekanntes gehandelt habe. Diese seine Entdeckungs⸗ reisen auf militaͤrischem Gebiete seien für die Wissenschaft des Reichstags aber keineswegs sörderlich. Allerdings seien die Kabinetsordres, so lange durch sie keine Etatsüberschreitungen verursacht würden, maßgebend und hätten mit dem Etatsrecht nichts zu thun. Oder sei etwa nachgewiesen, daß irgend eine Summe anders verwendet worden wäre, als wozu der Reichs⸗ tag sie im Etat bewilligt habe? Er sehe also keine dunklen Punkte, die durch den Abg. Richter aufgeklärt wären. 8

Der Bundeskommissar Major Haberling entgegnete, die Militärverwaltung würde schon längst auf eine Vermehrung der etatsmäßigen Musiker hingewirkt haben, und habe dies nur aus Sparsamkeitsgründen unterlassen, da etatsmäßige Hautboisten eine weit höhere Löhnung erhalten müßten, als die jetzt aushülfsweise zur Musik kommandirten Gemeinen.

Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, der Abg. von Min⸗ nigerode sehe, daß die Frage innerhalb der Militärverwaltung selbst kontrovers sei. Wolle der Abg. von Minnigerode ihm „Entdeckungsreisen“ und Reden ersparen, dann bringe derselbe doch das vor, was er (der Abg. Freiherr von Minnigerode) als früherer Kavallerielieutenant mehr von der Sache verstehe. Die Frage des dreizehnten Haupt⸗ manns beim 1. Garde⸗Regiment habe der Abg. von Minni⸗ gerode übrigens noch heute nicht verstanden, vielleicht weil derselbe bei der Infanterie nicht gedient habe. Bein 1. Garde⸗Regiment habe allerdings früher ein drei⸗ zehnter bestanden, jetzt, seit der dreizehnte Hauptmann allge⸗ mein geworden sei, bestehe ein vierzehnter Hauptmann im Etat, der in Wirklichkeit nicht existire. Er habe früher ein⸗ mal auf dies etatswidrige Verhältniß aufmerksam gemacht, wäre aber heute ohne die Anspielung des Abg. von Minni⸗ gerode gar nicht darauf zurückgekommen. In der Musiker⸗ frage seien allerdings manche dunkle Punkte jetzt aufgeklärt; halte der Abg. von Minnigerode es etwa für richtig, daß Seconde⸗Lieutenants monatlich einen Thaler für die Musik bezahlen müßten? Die Kabinetsordres präjudizirten nicht das Etatsrecht; dieses letztere sei beim Militär⸗Etat nur durch das Militärgesetz beschränkt. 8

Der Abg. Frhr. von Minnigerode betonte, der Abg. Richter werde mit seinen Aeußerungen wenig Dank und An⸗ erkennnung bei der Armee finden. Die Beiträge der Offiziere zur Musik seien Interna des Offizier⸗Corps. Was die Frage des dreizehnten Hauptmanns beim ersten Garde⸗Regiment betreffe, so wisse in Potsdam jeder einzelne Soldat, wer Chef der ersten Compagnie des ersten Garde⸗Regiments sei. b

Der Abg. Dr. Lasker bemerkte, zu welchem Zweck trage wohl der Abg. von Minnigerode so viel dazu bei, hier die Gegensätze zu verschärfen, und dem Abg. Richter z. B. bezüg⸗ lich der Auslegung der Kabinets⸗Ordres Dinge unterzu⸗ schieben, die dieser nie gesagt habe, und die den Eindruck er⸗ wecken könnten, als ob auf der linken Seite die verfassungs⸗ mäßigen Grenzen nicht eingehalten würden? Der Abg. von Minnigerode sördere damit die Diskussion nicht. hee

Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, man müsse allerdings in Verstimmung gerathen, wenn bier im Plenum Dinge immer wieder von Neuem weitläusig verhanvelt würden, die in der Kommission längst erledigt seien. Se.

Der Abg. Richter (Hagen) bemerkte, der Abg. von Min⸗

ihn dazu? Derselbe gehöre vielleicht einer erklusiven Gesell⸗ schaft an, die sich gern mit der Armee identifizire. Die Armee sei aber mit dem Volke verwachsen, und jeder Volks⸗ vertreter stehe ihr nahe; es wäre schlimm, wenn die Fürsorge für die Armee auf einzelne Abgeordnete, die zufällig bei den Gardes du Corps gedient hätten, beschränkt wäre⸗ Hier auf der Linken säßen wohl ebenso viele Männer, wie auf der Rechten, die ihre Zeit in der Armee gedient hatten, und mit diesen Verhältnissen Bescheid wüßten. Uebrigens hätten ihm Offiziere, welche dem Abg. von Minnigerode poli⸗ tisch nahe ständen, gesagt: „Er (Redner) würde nicht so leicht in manchen Dingen beim Militäretat durchdringen, wenn die Armee nicht einen so unglücklichen Verthetdiger m dem Abg⸗ von Minnigerode hätte.“

Der Antrag der Budgetkommission wurde darauf ge⸗ nehmigt und war damit die Berathung des Militäretats

erlediat.

Es folgte der Etat der Reichspost⸗ und Tele⸗ graphenverwaltung. Einnahmen 153 80.5 020 An Porto⸗ und Telegrammgebühren wirft der Vor⸗ anschlag 138 500 000 aus. Zu diesem Titel lag folgender Antrag des Lingens vor:

„Der Reichstag wolle beschließen: den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, darauf Bedacht zu nehmen:

A. daß an Sonn⸗ und Festtagen nur Briefe, Ppstkarten und mittels Postdebit zu beziehende Zeitungen anzunehmen, zu 2 dern, auszugeben und zu bestellen, dagegen Waarenproben, Druck⸗ sachen, Packete, Geld⸗ und Werthsendungen insofern solche nicht als durch Eilboten zu bestellende aufgegeben werden vom Dienste auszuschließen seien; 8

B. daß an Sonn⸗ und Festtagen Telegramme mit cinem Auf⸗ schlage von 20 zu belegen seien.“

Der Abg. Dr. Lingens befürwortete feinen Antrag. Es gereiche ihm zur Freude, die Energie und die hohen Leistungen des Staatssekretärs Dr. Stephan in dem Ressort der Post⸗ und Telegraphenverwaltung voll anerkennen zu können, und er würde sich noch mehr freuen, könnte er dieselbe Aner⸗ kennung nicht blos für die materiellen Leistungen, sondern auch in jeder anderen Beziehung aussprecen. Die Erfolge, die die Postverwaltung erreicht habe, seien nur möglich mit Hülfe eines willig und selbstlos arbeitenden Beamtenheeres, und aus allen Kreisen dieser fo selbstlos arbeitenden Beamten lägen Beschwerden vor; namentlich auch in Sachsen herrsche bei den Postbeamten ein gewisser Mißmuth vor. Man wünsche sogar eine Veränderung des Reichsbeamten gesetzes in der Richtung, daß bei Versetzungen die Beamten das Recht haben follten, nach den Gründen zu fragen; zweitens werde beklagt, daß die Beamtenstellen nicht genau klassifizirt seien; drittens, daß für gewisse neben den Dienste nothwendige Arbeiten nicht gehörige Entschädigungen gezahlt würden, und schließlich, was für ihn das meiste Gewicht habe, daß die Sonntagsruhe den Beamten genommen sei. Es⸗ sei im höchsten Grade zu bedauern, daß der Dienststundenplan sieben Arbeitstage annehme und nicht sechs. Daraus resultire die hohe tägliche durchschnittliche Dienststundenzahl. Im Jahre 1879 habe das Haus eine Resolution angenommen, in Folge deren die Zahl der täglichen Dienststunden von 10* auf 8 herabgesetzt werden sollte, wie diese Resolution aber zur Durchführung gelangt fei, zeigten verschiedene ihm zu⸗ gegangene Briefe. (Nedner verlaß den Brief eines Post⸗ beamten, worin es hieß, die faktische Beschäftigung eines Post⸗ beamten stehe zu den Erklärungen der Vertreter der Central⸗ postverwaltung im Reichetage im grellen Widerspruch, der täg⸗ liche Dienst betrage 9 10, ja wegen Anrechnung der am Sonntag freibleibenden Stunden an Wochentagen 10—11 Stunden; noch schlimmer sei die Hast und Anstrengung des Dienstes, welche sehr häufig Jahre dauernde Erschöpfung ver⸗ anlasse; die Frage der Sonntagsheiligung habe, in Folge der Anregung im Reichstage, in Berlin ein günstigeres Stadium erreicht, an allen anderen Orten aber fei alles beim Alten geblieben. Einem Postbeamten, der Sonntagsuvlaub ge⸗ wünscht habe, um zur Beichte zu gehen, habe der Vorgesetzte entgegnet, ob derselbe denn so dringend zur Boichte gehen müsse?) Der Briefschreiber versichere, im Namen und Sinn von 95 Proz. aller Postbeamten zu sprechen, von denen frei⸗ lich die meisten mundtodt gemacht seien, da nach einer Ver⸗ fügung des Staatssekretärs Dr. Stephan die Beamten über Dienstangelegenheiten nur mit besonderer⸗ Erlaub⸗ niß konferiren dürsten. In dem Brief eines Post⸗ direktors aus einem anderen Bezirk heiße es, daß der von 9 bis 5 Uhr währende Pastschakterdienst zu aufreibend sei, der Chef der Postverwaltung habe die Landbriefbestellung an Sonntagen in immer waiterem Umfang eingeführt, zum Theil sogar gegen den Wunsch der betheiligten Bevölkerung; die Beamten litten sehr unter dem Grundfatz, daß sie zu einer unentgeltlichen Arbeit in den dieastfreien Stunden herangezogen werden könnton. Auch in den Bureaus der Ober⸗Postdirektionen veranlasse die Häufurg, der Geschäfte ein. Arbeiten am Sonntage. Der Kern der Sache sei der, für die 66 000 Post⸗ und Telegraphenbeamten reiche nicht, wie für alle anderen Beamtenkategorien, die Woche zuc Erledigung aller Dienstgeschäfte aus, und eine Sonntagsruhe trete nur⸗ nach Mat⸗ gabe des Dienststundenplanes ein; aber nach 14stüendigem oder Nachtdienst sei eine wirkliche Sonntagsfeier, ein Besuchen des Gottesdienstes unmöglich. Die tägliche durchschn⸗ ittliche Dienst⸗ stundenzahl sei neun. Als er 1879 diese Sache zum ersten Male vor das Haus gebracht habe, sti das Haus wesentlich anderer Meinung gewesen als die Vertreter des Reichs⸗Post⸗ amtes, und habe das Haus auch einen Beschluß gefaßt, der die Sonntagsheiligung betroffen habe. Länger als dre. Jahre habe er gewartet, um die Erfüllung des Wunsches zu. sehen, bis 8 mit seinem heutigen Antrag herrorgetreten sei. Die Sitte in Deutschland sei eine andere, als in anderen Ländern, und Niemandem sei es in den Sinn gekommen, den langweiligen einförmigen englischen Sonntag in Deutschland einführen. zu wollen; er wolle, daß der Sonntag ein heiterer fröhlichen Tag sei; aber derselbe sei auch em Tag der Erholung. af diess Sonntagsruhe habe der Postbeamte eite Recht, ganz besond er 8 n Folge des Reichstagsbeschlusses vom Jahre 1879. In der Tha

„75 Lefor⸗

da der Antrag auf nochmalige kommissarische 148 gegen 105 Stimmen angenommen wurde.

Prüsung mit

nigerode spreche gern im Namen ver Armee. Was berechtige

aber die Sache heut in Deutschland schlimmer als ¼,

4 G