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Geld.
gegeben hat. daß die
sekretärs des Reichs⸗Postamts mit einer Aesthetik der Postbauten be⸗ gann und sich dann in ein Kleidungsstück der Landbriefträger verlief. Es ist in dieser Rede von Postbauten gesprochen worden, und zwar hat der Herr Abgeordnete zuerst gesagt, es wäre schon seit einer Reihe
Cöln und Aachen werden in einiger Zeit herankommen.
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Colberg, Rendsburg, Braunschweig, Hildesheim, Münster, Erfurt und wenn ich im nächsten Jahre vielleicht mit der Vorlage für Cöln sollte kemmen köanen, so boffe ich, daß der verehrte Hr. Abg. Reichensperger jedenfalls seine Zustimmung mit Freuden er⸗ theilen wird, daß auch in Cöln ein Bau im deutschen Stile aufge⸗ führt werde. Als ausschließlich germanisch kann ich diesen Stil nicht ansehen. Warum hat Hr. Reichensperger den romanischen Stil gar nicht erwähnt, der länger als der gothische in Deutschland geherrscht hat und in welchem eine Reihe ausgezeichneter Gebäude aufgeführt sind, von der Laacher Abtei bis zum Bamberger Dom, ein Stil, der, wenn er auch einen römischen Namen trägt und auf antik⸗römi⸗ scher Basis beruht, doch wesentlich befruchtet worden ist durch ger⸗ manisches Wesen und vermöge des Gruppenbaues dem deutschen in⸗ dividualisirenden und gleichwohl dem Gesammtorganismus sich ein⸗ fügenden Geiste wesentlich entspricht. Ich glaube, im ausschließlichen Sinne des Herrn Abgeordneten kann man nicht von einem alleini⸗ gen nationalen Stile sprechen; und ich kann nur das wiederholen, was ich bei früheren Gelegenheiten bereits gesagt habe: wenn Sie alles nach einem Modell und in einer einzigen Stilart aus⸗ führen wollen ohne Rücksicht auf den verschiedenen Charakter der Städte, auf Umgebung und Bedeutung, daß ein solches Vornehmen gerade ganz undeutsch sein, zu einer Schablone, einem Kanon führen, und Künstlerflug wie Geistesfreiheit vernichten würde.
Der Herr Abgeordnete hat dann von dem Gebäude in Coblenz gesprochen. Ja, meine Herren, das ist allerdings nicht im Stile des Schlosses entworfen, das war aber auch gar nicht darauf berechnet; denn gerade das würde ein großer Luxus und — ich möchte sagen — eine Vermessenheit gewesen sein, wenn man das Postgebäude im Stile des Königlichen Residenzschlosses hätte bauen wollen; es ist aber wohl in einem in Coblenz und am Rhein vielfach vertretenen guten Lokalstile gebaut, in dem besseren Barockstile aus der Zeit der Bauten, die der Hr. Abg. Reichensperger jedenfalls sehr genau kennt, des kunstsinnigen Kurfürsten Clemens August. Wenn daran einzelne Dekora⸗ tionen sich besinden, die mir übrigens nicht bekannt sind, welche die Heiterkeit des Herrn Abgeordneten erregt haben, so kann ich mich trösten mit einem alten Spruche, der an einem alten Hause in Wernigerode steht: „Der Eine acht't's, der Andere verlacht's, — was macht's?“
Bezüglich der Figurengruppe, die er vorgezeigt hat, von der mir sehr wohl bekannt ist, daß sie auf dem Postgebäude zu Hannover sich befindet, wo sie in Wirklichkeit ausgezeichnet wirkt, können Sie nach einzelnen Photographien, losgelöst von der Masse des Gebäudes, nicht auf die Wirkung schließen; sie ist von einem Cölner Meister gemacht.
Nun hat der Hr. Abg. Dr. Möller gesagt, ja, das ist Alles ganz gut, wenn wir monumental bauen für Museumsgebäude, Universitäten ꝛc., aber nicht für Postgebäude. Das wird Jedem von vornherein ein⸗ leuchten, meine Herren; ich möchte nur auf Folgendes aufmerksam machen. Zunaäͤchst sind in den größten Städten nicht. blos Betriebsgebäude und Geschäftshäuser für den technischen Post⸗ und Telegraphendienst allein, sondern auch für die Bezirksverwaltungsbebörde erforderlich, und schon dies giebt dem Gebäude eine größere Bedeutung. Dann muß man einige Schönbeitsrücksichten nehmen, weil diese Gebäude meistens im Innern der Städte stehen, an den besten Plätzen, in der besten Ver⸗ kehrsgegend, umgeben von den schönsten Gebäuden, welche in der Regel in einem solchen Orte sich vorfinden. Das ist ja durch die Umgebung von selber bedingt. Ich möchte diejenigen Herren, die neuerdings vielleicht im Auslande gewesen sind, daran erinnern, welche vortrefflichen Postgebäude dort aufgeführt worden sind, z. B. in Edin⸗ burg, Dublin, Rotterdam, Basel,Stuttgart, Florenz, Rom, Melbourne, New⸗York, — kurz, eine ganze Reihe bedeutender und schöner Gebäude ersten Ranges. Ja, meine Herren, es wurde das Verkehrswesen für so wichtig ge⸗ halten, daß als vor etwa 6 oder 7 Jahren in Boston das neue Post⸗ und Telegraphengebäude gebaut werden sollte, das Staatsoberhaupt selbst, der Präsident der Vereinigten Staaten, von Washington sich nach Boston begab, um den Grundstein dort eigenhändig zu legen.
Es kommt in Betracht, daß diese Gebäude, welche an so hervor⸗ ragenden Stellen stehen, auch von einer sehr großen Anzahl von Per⸗ sonen besucht werden. Ich habe eine Zählung vornehmen lassen zu wiederholten Malen, wieviel Menschen denn eigentlich täglich an den Postschaltern der verschiedenen Postorte im Reich verkehren. Da hat
sich ergeben, daß täglich in den Postgebäuden im deutschen Reichs⸗ postgebiete 1 200 000 Menschen verkehren. meine Herren, daß das die frequentesten Gebäude sind, welche wir
Es folgt doch hieraus.
überhaupt haben. Dazu nehmen Sie nun noch, daß ja auch alle Frem⸗
den, die nach der Stadt kommen, nach dem Postbureau ebenfalls ihre Schritte hinzulenken pflegen, und es ist nicht gleichgültig sowohl für
die Haltung des Publikums, wie auch der Beamten und ihre Ar⸗
1b beitsfreudigkeit, in welchen Räumen sie sich befinden, ob es helle, b Paße; luftige und würdige Räume sind, oder das Gegentheil der Faäll ist.
Hierauf komme ich zu dem Punkte, den der Hr. Abg.
Reichensperger schon vorgestern erwähnte, nämlich, vor allen Dingen auf die Beschaffung guter Räume für die Beamten zu sehen. Ja, meine Herren, gerade das läßt sich die Verwaltung angelegen sein; und das
ist einer der Gründe, warum die Bauten mitunter Ihnen verbält⸗ nißmäßig theuer erscheinen. Zu der Steigerung der Kosten der Post⸗
gebäude trägt außer dem Umstande, daß wir große Grundflächen
brauchen, weil der Dienstbetrieb wesentlich Parterre statt⸗ bden muß, die Nothwendigkeit bei, daß wir hohe Geschosse haben müssen, gerade mit Rücksicht auf Licht, Luft und auf die Gesundheit der Beamten, auch wegen des vielen Nachtdienstes. Also für diese Berücksichtigung ist bereits Seitens der Verwaltung selber gesorgt, und es bedurfte dazu keiner Anregung. Das kostet Ebenso das vorzügliche Material, welches die Verwaltung stets zu ihren Bauten verwenden läßt; und hier möchte ich an den Satz erinnern, den ich schon in der Budgetkommission ausgesprochen habe, nur der, der theuer baut, der baut billig und der, der billig baut, gerade der baut theuer. Denn wir baben früher auch Fälle gehabt, wo mit schlechtem Material gebaut worden ist, und wo bereits
nach 20 Jahren ein solches Gebäude als unbrauchbar hat verworfen
werden müssen. Ich glaube, meine Herren, daß es überflüssig ist, vor diesem hohen
Hause, der Vertretung des kunstsinnigen deutschen Volkes, die Kunst⸗ interessen noch besonders zu vertheidigen.
reres Es ist auch nicht mein Beruf. Was die Kunst für eine Nation bedeutet, weiß Jeder. Artem non odit nisi ignarus! steht an unserem Museumsgebäude. Ich bin nun noch eine Erwiderung schuldig auf einige Anregungen, die der Herr Abgeordnete für Lübben neulich Sie werden sich erinnern, meine Herren, erste Rede bei dem Gehalt des Staats⸗
von Jahren versprochen, ein langsameres Tempo bei den Neubauten
einzuschlagen. Von einem solchen Versprechen ist mir nichts be⸗
wußt. Wenn es gegeben worden wäre, so würde das einmal gegen das Bedürfniß und das Interesse des Dienstes sein, und zweitens würde man damit doch eingeräumt haben, daß früber ein zu schnelles Tempo eingeschlagen worden ist, was keineswegs der Fall gewesen ist.
Ich habe vor zwei Jahren gesagt, und die Herren, die anwesend waren, werden möglicherweise sich darauf besinnen — möglicherweise auch nicht, — daß wir mit den großen Bauten, welche aus Anleihen
bestritten werden, fertig werden bis auf 5, und habe damals Ham⸗ burg und Breslau, Lübeck, Cöln und Aachen genannt.
8 1 Davon ist Lübeck erledigt, Hamburg und Breslau stehen jetzt auf dem Etat, Ja, meine
Herren, es ist sogar mehr gehalten worden, als damals versprochen
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wurde, denn es ist damals gesagt worden: man würde für diese
großen Bauten vielleicht noch einmal eine Anleihe brauchen, und Sie seben, meine Herren, aus der Vorlage, daß wir ohne Anleihe diese Bauten auf den Etat gebracht haben. Es ist also mehr ge⸗ halten worden, als versprochen worden ist. 1
Sodann hat der Hr. Abgeordnete für Lübben — ich kann nicht
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anders sagen — zu meinem Erstaunen vorgeschlagen, man sollte die Bauplätze nicht so theuer kaufen, es wäre nicht nöthig, daß die Post im Mittelpunkt der Städte läge. Sie könnte weiter hinaus in entlegene Stadttheile, wie er sich ausgedrückt hat, untergebracht werden. Ja, meine Herren, ich maͤchte wohl hören, was die 1825 Städte im Deutschen Reiche zu einer solchen An⸗ schauung sagen werden! Ich glaube, diese Städte sind der Ver⸗ waltung von Herzen dankbar dafür, daß sie gerade auf das umge⸗ kehrte Ziel hingewirkt hat, die Postämter in die Verkehrsmittel⸗ punkte der Städte zu legen und nicht in ganz entlegene Gegenden, wo Gärten, Triften und Anger sind. Man kann sich einfach aus narional⸗ökonomischen Gründen sagen, wenn ein Postamt in einer weit entlegenen Gegend sich befindet, daß allein die Versäumniß, die jeder einzelnen Sendung zugefügt wird, die Weitläufigkeit des Be⸗ triebes — man muß doch rechnen, daß ein Postgebäude 100 Jahre bestehen bleibt, — und daß, wenn man dies mit der Zahl der Sendungen multiplizirt, dann ersichtlich wird, daß dem Nationalwohl ein unendlich größerer Schaden zugefügt wird, als durch die paar tausend Mark, die wir vielleicht beim Ankauf des Bauplatzes sparen könnten.
Sodann hat der Herr Abgeordnete über den Luxus der Post⸗ bauten gesprochen. Ja, meine Herren, den Reiz der Neuheit hatte diese Bemerkung nicht; es ist über den Luxus der Postbauten schon vielfach gesprochen worden, und heute haben wir Gelegenheit gehabt, diesen Punkt sehr ausführlich zu behandeln. Ich habe nachgewiesen, daß von Luxus bei der Postverwaltung nirgends die Rede sein kann. Es beruht das auf einer Verwechselung von Luxus und Stil.
Endlich hat er gesagt, daß bei diesen Bauten leider öfters der Geschmack vermißt werde. Ja, meine Herren, ich glaube, daß der geehrte Herr Abgeordnete für Lübben sich im vollen ider⸗ spruch befindet mit vielen Mitgliedern dieses hohen . welche bei verschiedenen Gelegenheiten früher, zum eispiel die Herren Abgg. Windthorst und Stumm, und so auch heute die Herren von mehreren Seiten dieses Hauses den Geschmack der Post⸗ bauten gebilligt haben, — auch der Hr. Abg. Möller hat dies aner⸗ kannt. Ich weiß auch, daß verschiedene Fachschriften diese Seite hervorgehoben haben, im günstigen Sinne; — ebenso ist das im Aus⸗ lande anerkannt, welches sein Interesse durch Entsendung verschiedener Kommissarien bekundet hat, die diese Gebäude hier in Augenschein nehmen. Ueber den Geschmack will ich mit dem geehrten Herrn Ab⸗ geordneten nicht rechten nach dem bekannten Satze. Es gehört ja, um ein solches Urtheil auszusprechen, ein großes Verständniß dazu, was ich ihm in keiner Weise abspreche. Mitunter soll ja auch nur das Bewußtsein eines solchen Verständnisses dazu ausreichen. Ich glaube aber, daß der Herr Abgeordnete das nöthige Verständniß besitzt, um ein solches Urtheil auszusprechen, ich möchte dann aber darauf auf⸗ merksam machen, daß er mit diesem Urtheil über den Mangel an Geschmack bei den Postbauten ziemlich allein dastehen wird.
Nun, meine Herren, zum Schlusse gestatten Sie mir noch einige Bemerkungen. Wenn hier so vielfach von den Bauten die Rede gewesen ist, die einem großen Theil unserer Debatten in Anspruch genommen haben, so erkläre ich mir das wesentlich dadurch, daß die Postverwaltung die einzige große Civilverwaltung ist innerbalb des Rahmens des Reiches und daß nicht Gelegenheit ist, hier im Reichstag zu erörtern, welche Bauten nun in anderen ähnlichen großen Civilressorts vorgenom⸗ men werden. Das erklärt vielleicht viele der Urtheile und Ansichten und vielleicht auch Voreingenommenheiten, die sich da gebildet haben. Ich würde nun sehr erfreut sein, wenn das, was ich die Ehre gehabt, anzuführen, einigermaßen dazu beitragen sollte, die Anschauungen, welche auf diesem Gebiete obwalten, zu berichtigen, sie auf ein ent⸗ sprechendes Maß zurückzuführen und in Einklang zu setzen mit der Wirklichkeit der vorhandenen Thatsachen. Auf der anderen Seite dürfen Sie überzeugt sein, daß die Verwaltung die Erörterungen, welche hier aus Anlaß der Postbauten stattgefunden haben, jederzeit gerne in Erwägung ziehen und daß sie sich bemühen wird, zwischen beiden Seiten die richtige Durchschnittslinie zu sinden. Die ab⸗ weichenden Urtheile und die Schwierigkeiten, welchen viele menschliche Unternehmungen begegnen, erklären sich aus den im Kampfe liegenden Interessen, die sich bei jedem öffentlichen Unternehmen ja noch steigern und besonders geltend machen. Sie dürfen vertrauen, daß die Verwaltung sich bemühen wird, diejenige richtige Mitte nicht zu verlassen, deren Innehaltung auf dem spröden Gebiet entgegen⸗ gesetzten Auffassungen ja überall die Aufgabe und der Ruhm der menschlichen Vernunft ist.
Der Abg. Dr. Stoll (Greifswald) bemerkte, der Abg. Reichensperger wolle, wie ihm scheine, die Architekten zu sehr einschränken. Er würde es außerordentlich bedauern, wenn man um einiger Tausend Mark willen die künstlerischen In⸗ tentionen bei den Postgebäuden beeinträchtigen würde. Der Staatssekretär habe gesagt, daß derselbe das Prinz'p befolge, bei den Bauten in den verschiedenen Städten, sich dem dort herrschenden Geschmack anzuschließen. Was könne für das Kunsthandwerk förderlicher sein? Die Façaden müßten schön, kunstreich und solide gebaut werden. Er finde die Super⸗ revision, die man mit den Fagaden hier vornehme, gehe zu weit. Nach den vorgelegten Plänen der neuen Postgebäude würden viele nach ihrer Fertigstellung einen ausgezeichneten Eindruck machen.
Der Abg. Münch erklärte, er sei ein entschiedener Gegner alles Luxus bei den Postgebäuden; dieselben müßten zwar solide gebaut sein, aber wenn man auf den Erwerb billigerer Baustellen achte, und nichts für luxuriöse Ausstattung bewillige, würde man beim Postbauetat Millionen ersparen können; es dürften namentlich nicht so kolossale Dienstwohnungen ange⸗ legt werden. Er gebe zu, daß alle Städte mit größerem Ver⸗ kehr ein eigenes Postgebäude haben sollten. Aber wenn man durch Vermeidung von Luxus Millionen spare, so könne man ja dafür mehr Postgebäude errichten. Den unteren Postbeamten nütze man gewiß nicht durch die luxuriösen Bauten. Baue man lieber billiger, und vertheuere man diesen Beamten nicht vn neue Steuern und Zölle die nothwendigen Lebens⸗ mittel.
Der Direktor im Reichs⸗Postamt Dr. Fischer rechtfertigte nochmals das Verfahren der Postverwaltung; er sehe nicht ein, wie man Millionen beim Postbauetat ersfparen wolle, da dieser Etat doch durchschnittlich nur 2 Millionen Mark jährlich betrage. Mit Einrichtung der Dienstwohnungen gehe die Verwaltung sehr sparsam um, und lasse sie nur da zu, wo sie durch die Natur des Betriedes und die hohe Verantwort⸗ lichkeit der betr. Aemter unmittelbar geboten seien.
Der Abg. Dr. Mögler verwahrte sich dagegen, mit seinen Kritiken der Postgebäude einen Angriff auf die Postverwal⸗ tung verbunden zu haben. Die Abgg. Reichensperger und Münch seien zu ihren Ausführungen nur durch persönliche Liebhabereien veranlaßt. Man möge die Resolution als eine Norm für die Zukunft annehmen.
Die Diskussion wurde geschlossen. Persönlich bemerkte der Abg. Prinz zu Schönaich⸗Carolath, er habe dem Staats⸗ sekretär zu erklären, daß er Vertreter nicht nur für Lübben, sondern auch für Guben sei. Der Wahlkrteis heiße Lübben⸗ Guben. Wenn der Staatssekretär geäußert habe, er (Redner) wünsche die Postgebäude in ganz entlegenen Gegenden auf⸗ geführt zu sehen, so erkläre er, daß er das nicht gesagt habe. Er habe nur gewünscht, daß die Postgebäude auf wohlfeilerem Grund und Boden errichtet würden, selbst wenn sie dadurch in etwas entlegenere Straßen komen würden. Er bedauere, daß seine sachlichen Ausführungen, vermuthlich aus Mangel an sach⸗
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lichen Gründen, von dem Staatssekretär so unrichtig wie
möglich wiedergegeben worden seien.
„Der Präsident von Levetzow unterbrach den Redner, da dies keine persönliche Bemerkung sei.
„Der Antrag der Budgetkommission wurde angenommen, die Resolution Möller wird in dritter Lesung zur Abstimmung kommen.
Im Tit. 19 werden zur Herstellung eines neuen Dienst⸗ gebäudes in Verden als erste Rate 50 000 ℳ verlangt. Die Kommission beantragte diese zu streichen.
Der Abg. Frhr. von Arnswaldt⸗Hardenbostel bat den Antrag abzulehnen. In der Kommission sei das Bedürfniß nicht bemängelt, sondern nur an dem vorgelegten Bauplane Ausstellungen gemacht worden.
DDer Bundeskommissar Ober⸗Postrath Fritsch bat wegen der in Verden bestehenden großen Mißstände die Position zu bewilligen.
Nachdem noch Abg. Dr. Windthorst in demselben Sinne gesprochen hatte, wurde die Position abgelehnt.
. Eine längere Debatte knüpfte sich an den Titel 20. In diesem werden zur Herstellung eines neuen Dienstgebäudes in Hamburg erste Rate 464 000 ℳ gefordert. Die Budgetkom⸗ mission beantragte, diese zu streichen, dagegen 64 000 ℳ zu bewilligen zur Bestreitung der erforderlichen Miethe in Folge des zur beabsichtigten Herstellung eines Dienstgebäudes in Hamburg abgeschlossenen Tauschvertrages.
Der Abg. Dr. Stoll (Greifswald) beantragte für das Hamburger Postgebäude eine allgemeine Konkurrenz der deutschen Architekten auf Grund der vom deutschen Architekten⸗ verein formulirten Bedingungen zu veranstalten. Durch eine solche Konkurrenz könnten auch jüngere, bisher nicht beachtete
Kräfte in den Vordergrund gelangen, wie sich dies erst vor
Kurzem bei dem neuen Reichstagsgebäude gezeigt habe. Der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) erklärte, Hambur
brauche, wie in der Kommission hervorgehoben worden sei,
eigentlich sogar zwei neue Postgebäude. Die Unmöglichkeit, über diese beiden Postgebäude so schnell zu disponiren, sei eigentlich der Hauptgrund gewesen, aus dem die Kommission die Ablehnung vorzuschlagen beschlossen habe. Aber auch für den Fall der Bewilligung der Position sei er nicht für die Veranstaltung einer Konkurrenz. bisher wenig Glück gehabt. b eines neuen Rathhauses sei als Sieger der Architekt hervor⸗ gegangen, welcher die Nikolaikirche erbaut habe. Dieser prämiirte Entwurf sei durchaus gothisch gehalten; der Staatssekretär könne daraus erkennen, daß man in Hamburg diesen Styl nicht für ungeeignet halte. Dieser Entwurf sei aber aus mehreren Gründen nicht zur Ausführung gekommen. Trotzdem eine solche Konkurrenz seitdem wiederholt worden sei, sei das Rath⸗ haus in Hamburg noch immer nicht erbaut. Er halte es auch ür bedenklich, daß so viel Arbeit und Zeit der Architekten auf diese Konkurrenz verwandt werden solle. Nachher herrsche gewöhnlich eine bittere Enttäuschung, wie man dies ja auch bei der neuesten Konkurrenz um das Reichstagsgebäude ge⸗ sehen habe. Er glaube, daß junge Architekten durch eine solche Konkurrenz eher ent⸗ als ermuthigt würden. 1b
Der Staatssekretär Dr. Stephan erwiderte, er könne eine Befürwortung des Antrags Stoll nicht in Aussicht stellen, und zwar aus den von dem Vorredner entwickelten Gründen.
Der Referent Abg. Dr. Frege erklärte, die zuerst auf 2 500 000 ℳ festgesetzten Gesammtkosten des Baues seien nach einer Superrevision des Projekts auf 2 200 000 ℳ herabgesetzt worden. Der gewählte Bauplatz sei ein nach jeder Rücksicht befriedigender, aber der Bauplan habe der Kommission nicht in gleicher Weise gefallen, besonders halte sie die beiden Thürme für überflüssig. Um also einen besseren Bauplan zu erhalten, der Stadt Hamburg aber das Vorkaufsrecht für den in Rede stehenden sehr günstigen Bauplatz zu lassen, mache dem Hause die Kommission ihren Vorschlag.
Hierauf ergriff der Staatssekretär des Reichs⸗Postamts Dr. Stephan das Wort: Meine Herren! Ich möchte nur eine Anführung des geehrten Herrn Referenten nicht ohne Widerspruch hier passiren lassen, und das ist die, daß in der Budgetkommission gerade wegen der überaus reichen Ornamentik bei diesem Bau viele Bedenken erregt worden sind. Das habe ich nicht vernommen, ich habe ja den Verhandlungen der Budgetkommission täglich beige⸗ wohnt, und ich weiß auch, daß über den Bau in Hamburg, namen lich über die Wahl des Bauplatzes, über den Umstand, ob ein oder mehrere Postgebäude errichtet werden sollten, über die ganze Anlage weitläufige Debatten stattgefunden haben. Im Allgemeinen ist aber F diesen Bauplan mit Ausnahme der Thürme, die allerdings Gegen⸗ tand verschiedener Bedenken waren — es ist für mich wichtig das festzu⸗ stellen, wegen der künftigen anderweiten Gestaltung des Planes — Wesent⸗ liches nicht geltend gemacht worden. Wir haben auch jene Bedenken nicht theilen können, weil bei einer so außerordentlich ausgedehnten Facçade, wie sie die Konfiguration des Grundstückes mit sich bringt, es nach unserem ästhetischen Gefühl und nach unserer Auffassung nöthig ist, entweder durch Risalite, die aber noch theurer zu stehen kommen würden, oder durch Thürme eine gewisse Unterbrechung oder Gliederung, sowie namentlich eine Betonung der Ecken eintreten zu lassen, wenn das ganze Gebäude nicht den Eindruck einer ermüden⸗ den Einförmigkeit hervorrufen soll. Daß wir mit dieser Auffassung nicht nur nicht allein dastehen, sondern den gewichtigsten Alliirten haben, den man wohl eben bei dieser Frage besitzen kann, werde ich die Ehre haben, gleich darzuthun. Diese großen Projekte werden bestehenden Allerhöchsten Bestimmungen gemäß stets der Aka⸗- demiet des Bauwesens zur Begutachtung vorgelegt. Die Akademie des Bauwesens hat von dem Ergebniß ihrer Berathungen über diesen Entwurf der Central⸗Postverwaltung Mittheilung gemacht, und es heißt in diesem Schreiben aus dem Sommer voeigen Jahres: Die Akademie des Bauwesens, Abtheilung für Hochbau, hat in der Sitzung vom 18. Juli den Entwurf einer eingehenden Be⸗ sprechung unterzogen und giebt ihr Gutachten dahin ab, daß derselbe in seiner klaren und übersichtlichen Anordnung und in seinem ebenso würdigen als entsprechenden Aufbau für die weitere Bearbeitung des Projektes als eine sehr zweckmäßige Unterlage dienen wird. “ Das Projekt ist auf Grund des ersten Entwurfes in der Weise bearbeitet worden, wie Sie es vorfinden, hat nachher zur Super⸗ revision bei der Ministerialinstanz des Preußsgchen Bauwesens vorge⸗ legen und hat dann diese Gestalt erhalten. Also ich kann das nicht anerkennen, daß bei diesem Bau etwa ein großer Luxus, ein reicher Prunk entfaltet sei, sondern er geht keineswegs über die Grenzen desjenigen hinaus, was dem wichtigsten Reichs ebände in Hamburg und größten Verkehrsgebäude im ganzen Norden owie der ersten Handels⸗ und Seestadt des Deutschen Reiches von Rechtswegen zukommt. Ich würde es aufs Lebhafteste bedauern, wenn durch die Ver⸗ sagung der ersten Baurate dieser so äußerst dringende und wichtige Bau noch auf ein Jahr hinausgeschoben werden sollte. Es kommt in Betracht, daß wir, abgesehen davon, und die Bürgerschaft Hamburgs uns sehr entgegengekommen sind bei den Bedingungen wegen des Bauplatzes, wir
auch einer moralischen Verpflichtung entsprechen würden, welche das
Reich gegen Hamburg hat aus der Bestimmung in der Verfassung,
Mit solchen habe Hamburg — Bei der Konkurrenz für den Bau
daß der Senat
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wonach während der ersten acht Jahre die Ueberschüsse der einzelnen
ostverwaltungen bei den Hansestädten nicht in deren Kassen abge⸗ Üefert werden sollten, sondern nur zur Hälfte, während die andere
älfte zur Verbesserung der Postzustände in den Hanse⸗ fübien, welche ja bekanntlich an der Zersplitterung Deutsch⸗ lands litten, beseitigt werden Daß bierzu in erster Linie die Herstellung eines großen Central⸗Postgebäudes, welches bis dahin noch mangelt, gehört, das dürfte wohl auf der Hand liegen und ich kann auch aus diesem Grunde und mit Rücksicht auf die Betriebsinteressen nur den — wiederholen, daß Sie bei dem Satze im Etat stehen zu bleiben belieben und die erste Rate, also 400 000 ℳ, für den Beginn des Baues bewilligen möchten.
Es kommt schließlich in Betracht, meine Herren, ein so großer Bau dauert eine Reihe von Jahren, es sind fünf Jahre in Aussicht genommen. Nun haben wir in der Kommission mitgetheilt, daß in den letzten fünf Jahren der Verkehr in Hamburg sich fast verdoppelt hat. Es sind über tausend Personen im Post⸗ und Telegraphendienst in Hamburg allein beschäftigt. Nun nehmen Sie an, daß das in den nächsten fünf Jahren so weiter geht, in welchen Zuständen werden wir uns dann befinden, wenn das neue Gebäude nicht fertig ist. Wer soll die Verantwortlichkeit dafür über⸗ nehmen, daß dieser riesige Betrieb mit allen den Anforderungen, die an seine Sicherheit, an seine Zuverlässigkeit unbedingt gestellt werden müssen, noch mit Ordnung zu bewältigen ist, wenn er nach fünf Jahren sich noch in den bisherigen schlechten und isolirt von einander gelegenen Gebäuden befindet. b
Ich bitte Sie also dringend: Berücksichtigen Sie alle diese Ver⸗ hältnisse, die auch von der Verwaltung gründlich erwogen worden sind, und sprechen Sie sich durch Ihre Abstimmung dafür aus, daß der Bau schon in diesem Jahre begonnen und die erste hier aus⸗ stehende Rate bewilligt werde. Ich verspreche Ihnen, darauf Rück⸗ icht zu nehmen, — es läßt sich das während des Baues leicht scht. sagen, — daß wenn möglich die Thürme beseitigt werden und daß jede irgend wie zulässige Vereinfachung der Fagade erfolgt. Den Verlust von einem Jahre aber vermag ich absolut nicht einzu⸗ bringen. Es kommt noch dazu, daß die 64 000 ℳ Miethe zum Ueberfluß ausgegeben werden.
Demnächst nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Hamburgischer Minister⸗Resident Dr. Krüger, wie folgt, das Wort:
Der Herr Referent hat in seinem Vortrag bemerkt, der Zweck des Antrags der Budgetkommission gehe dahin, daß auf alle Fälle der Erwerb des Bauplatzes in Hamburg gesichert werde. Diese Aeußerung veranlaßt mich zu einigen Bemerkungen, und da darf ich Ihnen zunächst nicht verhehlen, daß ein Beschluß des hohen Hauses, welcher nach dem Antrag der Budgetkom⸗ mission den Bau des Postgebäudes selbst vertagte, füͤr
amburg eine sehr unerwünschte Lage herbeiführen würde. Lange pom ist von Seiten der Reichs⸗Postverwaltung das Bedürfniß betont, dem Zustande der Zersplitterung, in dem das Postwesen in Hamburg sich befinde, ein Ende zu machen, und seit Jahren ist darüber verhandelt worden. Aus dem Munde sowohl des Herrn Referenten als des Herrn Chefs der Reichs⸗Postverwaltung haben Sie gehört und auch die Erläuterungen zum Etat bestätigen es, daß Hanbung den Wünschen und Interessen der Reichs⸗Postverwaltung nach Möglichkeit entgegengekommen ist. Indem es den Kauf⸗ preis eines Grundstücks, das sich unter den jetzigen Verhältnissen für 2 000 000 ℳ würde verwerthen lassen, auf 1 600 000 ℳ, also um 400 000 ℳ ermäßigte, hat Hamburg unleugbar der Herstellung des Postgebäudes ein erhebliches finanzielles Opfer gebracht. Vorausgesetzt war dabei freilich, was auch der Herr Referent schon bemerkte, daß das mit Hamburg vorläufig getroffene Abkommen zum 1. Mai d. J. zur Perfektion gelangen und der Bau dadurch gesichert werde. Wie aber würde sich die Sachlage gestalten, wenn der Antrag der Budgetkommission von dem hohen Hause angennommen würde? Das Reich würde den Beitrag, den Hambutrg leistet, bereitwillig entgegen⸗ nehmen, es würde einen werthvollen, schön gelegenen Bauplaß in Hamburg zu einem sehr billigen Preise erwerben, und alles weitere einer ungewissen Zukunft anheimstellen. Meine Herren, ich kann hier zur Zeit nur meine persönliche Meinung aussprechen, aber ich glaube kaum, daß ein solches Prozedere der Absicht entspräche, in der das Abkommen mit Hamburg getroffen worden ist, und bei billiger Be⸗ urtheilung der Verhältnisse werden Sie einräumen müssen, daß der hamburgischen Regierung die Erwägung sich aufdrängen muß, ob sie ihrerseits das Abkommen mit der Reichs⸗Postverwaltung ratifi⸗ ziren kann, ohne Sicherheit dafür zu baben, daß das Postgebäude auch wirklich zu Stande kommt. Denn, was hier im nächsten Jahre oder gar von einem späteren F in dieser Angelegenheit be⸗ schlossen wird, das wird Niemand der Anwesenden vorauszusagen im Stande sein.
Es knüpft sich an diese Sachlage noch ein weiteres Bedenken, das in den besonderen Verhältnissen begründet ist, in welchen das projektirte Postgebäude zur neuen Ringstraße in Hamburg steht. Diese Ringstraße ist zur Zeit noch ein ausgedehntes Bauterrain, welches durch Abtragung eines Walles und Niederlegung einer Reihe älterer Häuser in der belebtesten Gegend der Stadt gewonnen ist. Seit zwei Jahren schon liegt dieses Terrain brach, weil die Einthei⸗ lung desselben in Bauplätze bedingt ist durch die Vorfrage, ob das Postgebäude dort errichtet wird oder nicht. Wird es dort nicht ge⸗ baut, so wird die e eine wesentlich andere werden, als im entgegengesetzten Falle; ehe über diese Frage nicht entschieden ist, kann mit der Parzellirung und Realisirung des Bauterrains der Ringstraße nicht vorgegangen werden. Sie ersehen hieraus, in welche nach⸗ theilige Lage Sie Hamburg durch einen Beschluß versetzen würden, der den Bau selbst, von dem doch alles abhängt, in ungewisse Zu⸗ kunft verschiebt. Die Folge wäre, daß das große Bauterrain auf weitere Jahre brach liegen müßte, daß dort die Bauthätigkeit und Entwickelung der Stadt gehemmt würde, und daß Hamburg zu den Opfern, die es bereits dem Reiche brachte, noch die Zinsen des be⸗ deutenden Anlagekapitals zu tragen hätte, welches auf die Herstellung des Terrains verwandt ist, und welches nun ohne Ertrag bliebe.
Meine Herren! Es scheint mir nicht billig, Hamburg eine solche Lage zuzumuthen; ob Sie als erste Baurate 464 000 ℳ oder 264 000 ℳ oder wie viel sonst bewilligen, darauf würde ich vom
hamburgischen Standpunkt aus weniger Werth legen, wohl aber dar⸗ auf, daß überhaupt eine Baurate bewilligt werde, weil dadurch allein die Sicherheit gewonnen werden könnte, daß nun mit dem Bau auch wirklich vorgegangen werden soll.
Der Abg. von Kardorff beantragte, den ausgeworfenen Betrag von 464 000 ℳ auf 264 000 ℳ zu ermäßigen.
Die Abgg. Münch und Dr. Möller empfahlen dagegen den Kommissionsbeschluß, das heißt die Ablehnung der ersten Baurate, weil die Kommission mit dem Projekte nicht einver⸗ standen gewesen sei. Es handele sich nicht, wie der Referent sich irrthümlich ausgedrückt habe, um ein Vorkaufsrecht Ham⸗ burgs, sondern um die Möglichkeit, einen Tausch vorzunehmen. Die Kommission wolle den Bau nicht in das Ungewisse hin⸗ ausschieben, sondern sie verlange nur ein Jahr Aufschub, damit die Postverwaltung das Bauprojekt vereinfache.
Der Abg. von Kardorff erklärte, in Hamburg könne man nicht ein scheunenartiges Gebäude errichten, wie die Herren vom Fortschritt mehrfach zu beabsichtigen schienen. Eine Großstadt wie Hamburg könne nicht länger unberücksichtigt bleiben, zumal das Bedürfniß ein sehr dringendes und Ham⸗ burgs Anspruch ein gerechter sei. Er bitte also, wenigstens 264 000 ℳ zu bewilligen, damit der Bau unverweilt begonnen werden könne.
Der Hamburgische Minister⸗Resident Dr. Krüger erwiderte dem Abg. Möller, es handle sich nur um ein Tauschgeschäft, das als Bedingung dieses Vertrages jedenfalls die sofortige Errichtung des Postgebäudes vorgesehen sei. Nachdem die Superrevision des Projekts, wie ja der Referent ausgeführt habe, die Kosten erheblich herabgesetzt habe, habe die finanzielle Seite der Frage heute wohl keine Bedeutung mehr. Schiebe das Haus die Errichtung des Gebäudes auf, so sei zu be⸗ sorgen, daß die gleichzeitig zu errichtenden zollamtlichen Bau⸗ lichkeiten die Preise für Arbeitskraft und Material wesentlich erhöhen würden. Er empfehle daher den Antrag von Kardoff.
Der Abg. Löwe (Berlin) beantragte außer den 64 000 ℳ Miethe noch 30 000 ℳ für Projektbearbeitung zu bewilligen. Die Kommission habe sich dem Projekt gegenüber in einer Zwangslage befunden, weil die Errichtung eines Postgebäudes nothwendig erscheine, welches der großen Handelsstadt würdig sei. Auch der vorgeschlagene Platz sei nach Ansicht der Kom⸗ mission durchaus zweckentsprechend, trotzdem meine dieselbe, das Projekt könne nicht ausgeführt werden. Das neue Post⸗ gebäude sei projektirt im Interesse besonders der durch die neuen Zollverhältnisse in Hamburg zu erwartenden Zu⸗ stände. Für die überseeische Expedition habe der Staatssekretär in der Kommission gemeint, müsse am Hafen ein zweites Gebäude errichtet werden. Diese Angelegenheiten ließen sich nach Ansicht der Kommission nicht so schnell über⸗ sehen, und man solle ein Jahr warten, um zu sehen, wie sich das Bedürfniß entwickeln werde. Außerdem habe aber die Kommission in irgend einer Form ausdrücken wollen, daß sie ein Postgebäude für Hamburg wünsche und daß sie es für gut halte, wenn das Postgebäude auf dem vorgeschlagenen Platze stehen würde. Dadurch, daß das Haus seinen Antrag annehme, dokumentire es, daß es ebenso gesonnen sei, wie die Kommission. Ob die Summe von 30 000 ℳ genügend oder zu hoch sei, sei gleichgültig. Wenn nach der Projektbearbeitung noch Geld übrig bleibe, sei es ja nicht verloren, sondern es könne etwa zum Planiren des dort etwas abschüssigen Terrains verwandt werden.
Hierauf ergriff wiederum der Staatssekretär des Reichs⸗ Postamts Dr. Stephan das Wort:
Meine Herren! Ich bin dem Herrn Vorredner sehr dankbar, daß er erstens die dringende Nothwendigkeit anerkannt hat, in Hamburg mit einem Neubau vorzugehen, zweitens die große Zweckmäßigkeit des gewählten Bauplatzes und drittens das Entgegenkommen, welches der Senat und die Bürgerschaft der Freien und Hanse⸗ stadt Hamburg bei dieser Gelegenheit bethätigt haben. Ich muß aber zwei Anfübrungen berichtigen, die er gemacht hat, und die von wesentlichem Einfluß auf die Entschließung sein werden, die der Abstimmung vorangehen müssen. Er hat gesagt, es wäre in der Budgetkommission namentlich durch zwei Umstände eine Einwirkung ausgeübt worden, bloß den Bauplatz zu bewilligen und nicht den Bau. Einmal wäre es die Rücksicht auf die Zollverhält⸗ nisse gewesen. Er hat angeführt, das neue Gebäude solle in die Nähe derjenigen Bauten kommen, welche mit dem Anschluß Ham⸗ burgs in Verbindung stehe. Zweitens wäre die Rücksicht auf den Hafen maßgebend gewesen, indem eine ganze Anzahl der ausländischen Posten, soweit sie überseeisch sind, im Hafen abgefertigt würden. Nun könne man, wie er ferner gemeint hat, nicht übersehen, ob nicht am Hafen ein zweites Postgebäude zu errichten sei, ob die Stelle des jetzigen Postamts richtig gewählt sei in Beziehung auf die Zoll⸗ und Hafenverhältnisse. Das wären die Gründe gewesen, weshalb die Budgetkommission den Bauplan nicht hätte bewilligen wollen, sondern den Aufschub für zweckmäßig erkannt habe. Beide Voraussetzungen träfen nicht zu. Es ist in der Budgetkommission von dem Herrn Bundesrathsbevollmächtigten Ham⸗ burgs und von mir wiederholt geltend gemacht, daß die Zollverhält⸗ nisse nicht den geringften Einfluß auf die Wahl des Bauplatzes üben könnten, daß bevor der Platz ausgewählt wäre, eine Kommission des Senats und von Postbeamten zusammen⸗ getreten sei, um zu beurtheilen, ob mit Rücksicht auf die Zollbauten vielleicht ein anderer Platz zu wählen sei. Man hat sich sämmtliche Plätze, die in Hamburg disponibel waren oder frei gemacht werden köͤnnten, aufgeben lassen; man hat diese sämmtlichen Plätze nach einander geprüft, und es ist die einstimmige Ansicht dahin
gegangen, daß dieser Bauplatz, auch wenn der Zollanschluß und die
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Zenhaufen zu Stande kommen, der einzig richtige und am besten ge⸗ wählte sei. 8
Ich möchte dabei noch thatsächlich anführen, daß der jetzige Bau⸗ platz keineswegs entlegen von dem zur Zeit bestehenden Postamte sich befindet, sondern ziemlich in dessen Nähe ist Das jetzige Hauptpost⸗ amt, wo der Packet⸗ und Geldverkehr ist, befindet sich bekanntlich am Gänsemarkt, und dieser Platz ist in der Näbe des Theaters, am Dammthor, also keine große Entfernung. 4 1
Was dann den Hafen angeht, so habe ich ausdrücklich gesagt, es wäre eine Zeitlang in Erwägung genommen, ob mit Rücksicht auf die Schiffsabfertigung in der Nähe des Hafens nicht ein zweites Postamt zu begründen sei, das kann man ja miethen. Das hat sich aber bei näherer Prüfung der Sache als nicht nothwendig erwiesen gegenüber den großen Vortheilen, welche mit einer Centralisirung des gesammten Post⸗ und Telegraphenwesens in Hamburg auf einer Stelle verbunden ist und die ich nicht näher zu schildern brauche, da es ja auf der Hand liegt, daß ein Betrieb, den man zusammen hat, schneller, billiger, einfacher und sicherer hergestellt werden kann, als wenn er sich in mehrere Theile zersplittert. 88
Ich habe mir übrigens einen Bericht erstatten lassen über diese Punkte, weil es unschwer war, vorauszusehen, daß sie in der Budgetkommission zur Sprache kommen würden, und darin ist fol⸗ gendes über den bevorstehenden Anschluß Hamburgs an den Zoll⸗ verein gesagt:
— der für den hiesigen Verkehr im Allgemeinen und damit auch für den Postversendungs⸗ und telegraphischen Verkehr einen weite⸗ ren großartigen Aufschwung erwarten läßt. Mit Bestimmtheit ist vorauszusehen, daß erst mit dem Wegfall der Zollschranken, welche gegenwärtig der Entwickelung des Hamburgischen Verkehrs mit dem Zollinlande in bohem Grade hinderlich sind, die Anziehungskraft der hiesigen Groß⸗ und Handelsstadt mit ihren vielen, der Erleich⸗ terung und Förderung von Handel und Verkehr dienenden Einrichtungen zur vollen Wirkung kommen wird, daß insbesondere Fabriken, welche vorzugsweise für das Zollinland arbeiten, aus anderen, namentlich den benachbarten, im Zollinlande belegenen Orten (Harburg, Ottensen, Wandsbeck ꝛc.) nach Hamburg übersiedeln werden und daß überhaupt Hamburg bei seiner günstigen geogra⸗ phischen Lage, seiner großen Kapitalskraft und der Intelligenz und Betriebsamkeit seines Handelsstandes nach dem Zollanschlusse bald auch für den Inlandsverkehr die hohe Stufe erreichen wird, welche es jetzt für den Auslandsverkehr einnimmt. Wenn das Deutsche Reich sich nicht dem herbsten Tadel aussetzen will, wird in Zeiten darauf Bedacht genommen werden müssen, an Stelle der schon jetzt durch- aus ungenügenden, geradezu erbärmlichen Räumlichkeiten für den “ Post⸗ und Telegraphenbetrieb bessere und ausreichende zu affen. b Meine Herren! Auch hieraus sehen Sie die dringende Nothwendigkeit, in Hamburg mit dem Beginn des Baues nicht zu zögern. Setzen Sie uns nicht in die Lage, eine so nützliche und gute Sache wegen einer ver⸗ hältnißmäßig doch ganz kleinen und unbedeutenden Summe auf⸗ schieben zu müssen und vielleicht Mißstimmung zu erzeugen weit über den Werth dessen, was sich für den Finanzpunkt ergiebt. Mit der Summe von 30 000 ℳ ist absolut nichts zu machen, das liegt auf der Hand, wenn ich auch immerhin das Entgegenkommen anerkenne, was in der Stellung dieses Antrages liegt.
Ich möchte Sie deshalb bitten, sich für den Antrag von Kardorff zu entscheiden, der dahin geht, 264 000 ℳ statt 464 000 ℳ in diesem Jahre zu bewilligen, ein Antrag übrigens, der in der Budgetkommission von dem jetzigen Herren Referenten bereits gestellt worden war und sich dort einer großen Sympathie erfreute. 4
Hierauf wurde unter Ablehnung aller Anträge der An⸗ trag der Budgetkommission mit dem vom Abg. Löwe bean⸗ tragten Zusatze genehmigt. 8
Zur Erwerbung eines Grundstückes sowie zur Herstellung eines neuen Dienstgebäudes in Breslau wird eine erste Bau⸗ rate von 359 000 ℳ gefordert. Die Kommission beantragte nur 209 000 ℳ für das Grundstück zu bewilligen, die erste Baurate mit 150 000 ℳ aber abzulehnen. 8
Das Haus beschloß demgemäß, nachdem der Abg. Dr. Reichensperger (Crefeld) den vorgelegten Bauplan einer ein⸗ gehenden und abfälligen Kritik unterzogen.
Auf den Antrag der Kommission wurden an Forderungen der Regierung gestrichen: für ein Postgebäude in Leer 90 000 ℳ, für Erweiterung des Postgebäudes in Bromberg 50 000 ℳ (50 000 ℳ wurden nur bewilligt), für ein Post⸗ gebäude in Cüstrin 80 000 ℳ, für ein solches in Pößneck 60 000 ℳ, obgleich der Abg. Dr. Baumbach für diese Forde⸗ rung eingetreten war. 1
Zur Erwerbung eines Gebäudes in Glatz werden 151 000 ℳ gefordert. Das Postamt dort war bisher mieths⸗ weise untergebracht in einem auf Anregung der Verwaltung von einem Privatunternehmer dazu eigens errichteten Ge⸗ bäude, welches die Postverwaltung auf Grund ihres Vor⸗ kaufsrechts nunmehr ankaufen will.
Die Abgg. Löwe (Berlin) und Richter (Hagen) erblickten in diesem Vorgehen eine Umgehung des Budgetrechts. Der Staatssekretär lasse einen Bau nach eigener Anweisung er-⸗ richten, und gebe dafür 6 bis 7 Proz. der Bausumme Mieths⸗ zins, während, wenn man von vornherein den Bau bewilligt hätte, das nur 4 Proz. kosten würde. Derselbe habe also auf feine Art das Budgetrecht des Hauses umgangen. Da man den Wortlaut des betr. Vertrages nicht kenne, sei min⸗ destens Rückverweisung des Titels an die Kommission erfor⸗ derlich. Man habe alle Ursache, genau alle Forderungen des Staatssekretärs zu prüfen.
Die Abgg. von Kardorff, Dr. Lasker und Dr. Windthorst bestritten, daß eine Verletzung des Budgetrechts vorliege, da ja nur der Kauf eines Grundstücks gefordert werde.
Hierauf vertagte das Haus die weitere Berathung um
5 Uhr auf Montag 12 Uhr.
5 „G Inserate für den Deutschen Reichs⸗ und Königl.) Preuß. Staats⸗Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ register nimmt an: die Königliche Expedition des Deutschen Reichs⸗Anzeigers und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers: Berlin SW., Wilhelm⸗Straße Nr. 32.
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.Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.
2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl. 1
Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc.
Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u. s. w. von öffentlichen Papieren.
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und Grosshandel. . Literarische Anzeigen.
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5. Industrielle Etablissements, Fabriken
Verschiedene Bekanntmachungen.
„Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein
& Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte,
Büttner & Winter, sowie alle übrigen gröszeren Annoncen⸗Bureaux.
Theater-Anzeigen. - In der Börsen- 2 beilage.
Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Ar⸗ beiter Karl Julius Mecklenburg, am 11. Sep⸗ tember 1846 in ö Kreis Lebus, geboren, welcher latitirt, ist die Untersuchungshaft wegen Diebstahls nach mehrmaliger Vorbestrafung wegen Diebstahls in den Akten J. III. A. 9. 82 verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Untersuchungs⸗Gefängniß zu Berlin, Alr⸗Moabit Nr. 11/12 abzuliefern. Berlin, den 30. Januar 1883. Königliche Staatsanwaltschaft beim Land⸗ gericht I. J. V. Beschreibung: Alter 36 Jahre, Größe 1,65 m, Statur untersetzt, Haare blond, Stirn hoch, Bart rother Vollbart, Augenbrauen blond, Angen blau, Nale gewöhnlich, Mund gewöhnlich, Zähne vollstän⸗ dig, Kinn gewöhnlich, Gesicht rund, Gesichtsfarbe ge⸗
Finger.
Steckbrief.
83. verhängt.
Johl. “
sund, Sprache deutsch. Kleidung: brauner Rock, graue Hose und schwarzer Kalabreserhut. Kennzeichen: Pockennarben und She im Gesicht, an der rechten Hand
Es wird ersucht, denselben zu ver⸗ haften und in das Untersuchungsgefängniß zu Alt⸗ Moabit 11/12 abzuliefern. Nr. 11/12 (NW.), den 31. Januar 1883. Der Unter⸗ suchungsrichter bei dem Königlichen Landgerichte I. Beschreibung: Alter 22 Jahre, geb. 6. 8.
Besondere zwei krumme
Gang.
Gegen den unten beschri
Butterhändler Otto Julius Robert Lorenz, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen betrüglichen Bankerotts in den Akten U. R. II. 98.
Steckbriefs Erledigung. nuar 1883 hinter die
Berlin, Alt⸗Moabit
Berlin, den 30. Januar 1883. gericht I. Abth
60 zu Stettin, Größe 163 cm, Statur untersetzt, Haare schwarz, Augenbrauen schwarz, Nase groß, Mund groß, Zähne vollständig, Kinn oval, Gesicht rund, voll, Gesichtsfarbe blaß, Sprache deutsch, ge⸗ ziert. Besondere Kennzeichen: Etwas schleppender
Der unterm 15. Ja⸗ unverehelichte Marie Martha Pauline Hemmerling, 11. April 1857 zu Crossen a. O., 88. D. 124. 82. erlassene Steckbrief ist erledigt. Königliches Amts⸗ eilung 88. Bardua.
Steckbriefs⸗Erledigung. Der unterm 25. März 1882 in kielaibre 83309 789. 82. J. IIIa. 177. 82. wegen Betrugs hinter den Kanfmann Michaslis Löwenherz, geboren am 25. September 1849 in Baruschkirchplatz, Kreis Wollstein, erlassene Steck⸗ brief wird hierdurch zurückgenommen. Berlin, Alt⸗ Moabit 11/12 (NW.), den 2. Februar 1883. König- liches Amtsgericht I. Abtheilung 83.
Steckbriefs⸗Erledigäang. Der unterm 13. Julk 1882 ü8 den Tizchlergesellen Adolf Schön- wälder in actis 84. G. 1821. 82. J. IV. a. 343. 82. erlassene Steckbrief wird hierdurch zurückgenommen. Berlin, Ält⸗Moabit Nr. 11/12 (NW.), den 2. Fe⸗ bruar 1883. Königl. . .nn Abtheilung 84.
geboren am in den Akten