erweisen werde, wenn der Staat die Berlin⸗Hamburger Bahn angekaust haben werde. Redner kritisirte sodann noch mehrere einzelne Punkte der Vorlage und wünschte Herab,etzung einzelner Positionen.
Hrerauf wurde der Gesetzentwurf der um sieben Mitglieder verstärkten Budgetkommission überwiesen.
Der Präsident von Köller schlug vor, den Rest der heu⸗ tigen Tagesordnung in einer am Sonnabend um 10 Uhr abzu⸗ haltenden Sitzung zu erledigen. Der Abg. von Bennigsen schlug dagegen vor, die Sitzung erst auf Dienstag, Abends 7 Uhr, anzuberaumen. Wenn man die Sitzungen des Reichstags nicht störe, werde derselbe seine Etatsberathungen in nächster Woche erledigt haben, so daß das Abgeordnetenhaus dann am 19. seine Etatsberathungen ungestört beginnen könne.
Der Abg. Frhr. von Schorlemer Alst schloß sich den Ausführungen des Vorredners durchaus an, während der Abg. von Rauchhaupt erklärte, daß seine Partei auf dem vor⸗ gestern von ihr eingenommenen Standpunkte beharre. In der Abstimmung wurde jedoch der Antrag des Abg. von Bennigsen mit großer Mehrheit angenommen. Schluß 12 ¾ Uhr. Nächste S tzung: Dienstag, Abends 7 Uhr.
— Die briefliche Mittheilung eines Bankiers über das Gutschreiben eines von ihm seinem Kommittenten verschuldeten Betrages auf dessen Conto und über die Ver⸗ zinsung ist, selbst wenn dieser Schuldbetrag aus einem be⸗ sonderen, das Bankiergewerbe nicht betr ffenden Geschäfts⸗
abschluß herrührt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts,
IV. Cioil⸗Senats, vom 15. Januar d. J., nicht als Schuld⸗
verschreibung im Sinne der Stempelgesetzgebung
anzusehen.
Dies gilt selbst für den Fall, daß diese briefliche
Mitheilung den Zweck hat, dem Kommittenten ein Beweis⸗
stück über die Schuldverbindlichkeit des Bankiers aus jenem besonderen Geschäft zu gewähren.
— Hat die Steuerbehörde aus Irrthum wider⸗ rechtlich von Jemandem gegen dessen Remonstration einen Steuerbsetrag eingezogen, so muß sie nach einem Urtheil⸗ des Reichsgerichts, IV Civilsenats, vom 15. Januar d. J., im Geltungsbereich des Preußischen Allgemeinen Landrechts den abgenommenen Betrag nebst Zinsen seit dem Empfange des Betrages zurückerstatten.
— Ueber die diesjährigen größeren Truppenübungen
ist u. A. Folgendes Allerhöchst bestimmt worden: 1) Für das Garde⸗Corps hat das General Kommando desselben Vorschläge unter Berücksichtigung der sub 3 getroffenen Festsetzungen ein⸗
an den Ucbungen des VIII. Armee⸗Corps Thiil.
“
Das 4. Garde⸗Grenadier⸗Regiment Königin nimmt 2) Das IV. und XI. Armee⸗Corps sollen — jedes für sich — große Herbstübungen: Parade, Corpsmanöver gegen einen markirten Feind und dreitägige Feldmanöver der Divisionen gegen einander vor Sr. Majestät abhalten. Die genannten Armee⸗Corps haben aus dem Beurlaubten⸗ stande soviel Mannschaften einzuberusen, daß die betreffenden Truppentheile mit der in den Friedernsetats vorgesehenen Mannschastsstärke zu den Uebungen abrücken können. 3) Die übrigen Armer⸗Corps haben die im Abschnitt I. des An⸗ hangs III. der Verordnungen vom 17. Juni 1870 erwähnten Uebungen, jedoch mit folgenden Modifikationen abzuhalten:
zureichen.
2. Die Regiwentsübungen der Infanteri sind um zwei Tage
zu verkürzen; afür sind die für die Periode a. der Divisions⸗ übungen vorgeschriebenen Feld⸗ und Vorpostenditenst⸗ Uebungen in gemischten Detachements um zwei Uebungs⸗ tage zu verjängern, ohne daß dadurch aber die zu⸗ ständigen Bivouakskompetenzen erhöht werden. Auch können anstatt dessen, falls die von den Brigaden benutzten Exercir⸗ plätz zur ausreichenden Uebung des gefechtsmäßigen Exerctrens im Terrain nicht genügende Gelegenheit geben, die e wähnten beiden Tage bezw. einer derselben zum Exerciren der Infan⸗ terie⸗Brigaden gegen einen markirten Feind, jedoch ohne Zu⸗ theilung anderer Waffen, in dem für die Periode a. der Divisionsübungen ausgewählten Terrain verwandt werden. Diese Festsetzung gilt auch für das Garde Corps, das IV. und XI. Arme Corps. b. Bei der Garde⸗Kavallerie⸗Division haben sammtliche Regimenter zu vier Escadrons zunächst viertägige rigade⸗Uebungen einschließlich der Uerbungen im Treffenverhältniß und demnächst unter Heranziehung einer reitenden Batterie des Garde⸗Corps fünftagige Uebungen im Dioisionsverbande abzuhalten. Die
Regiments Uebungen werden dafür um zwei Tage verkürzt,
auch nehmen die betreffenden Truppentheile an den Uebungen
der Garde⸗Infanterie⸗Divisionen nicht Theil, zu welchen dem⸗
dem I.,
nach nur die fünften Escadrons heranzuziehen sind. c. Bei II., III., V. und VI. Armee-Corps sind sämmtliche
Kavrvallerire⸗Regimenter zu vier Escadrons zu Uebungen im
Brigade⸗ und Divisionsverbande während neun Tagen zusam⸗ menzuziehen, wozu vom dritten Uezungstage an auch eine reitende Batterie des betreffenden Armre⸗Corps tritt. Für diese Truppentheile werden die Regiments Uebungen um zwei
Tage verkurzt, auch nehmen dieselben an der Periode a.
der Divisions⸗Uebungen
Dauer
lich Württembergischen
nicht Theil, zu welcher dem⸗ nach nur die fünsten Escadrons heranzuziehen sind. d. Von einer Zutheilung von Artillerie an die Brigaden während der letzten Tage ihrer Uebungen ist allgemein abzu⸗ Dies gilt auch für das Garde⸗Corps, sowie für das IV. und XI. Armee⸗Corps. e. Dem Ermessen der General⸗ Kon mandos — einschließlich desj nigen des Garde⸗Corps — bleibt es überlassen, die Periode c. auf nur einen Tag zu be⸗ messen und dafür die Periode b. auf 5 Uebungstage zu verlängern. 6) Bei dem Garde⸗Corps, dem I., III., IV., V., VI. und VII. Armee Corps haben Kavallerie⸗Uebungsreisen nach der Instruktion vom 23. Januar 1879 stattzufinden. 7) In den Monaten August und Sept mber 1883 kommt bei Graudenz eine größere Belagerungsübung nebst Minenkrieg in der von 5 Wochen zur Ausführeng, an welcher die Mineur⸗Compagnien des Garde⸗, Ostpreußischen, Pommerschen, Brandenburgischen, Magdeburgischen, Niederschlesischen und Schlesischen Pionier⸗Bataillons, sowie eine Feld⸗Compagnie des Ostp eußischen Pionier⸗Bataillons und außerdem die Mineur⸗Compagnien des Königlich Sächsischen und des König⸗ Pionier⸗Bataillons Theil nehmen. 8) Von den unter 1 und 3 bezeichneten Uebungen müssen in die
sämmtliche Truppen vor dem 27. September d. J.
Zollanschlußfrage fort.
Garnisonorte zurückgekehrt sein.
Hamburg, 9. Februar. (W. T. B.) Die Bürger⸗
schaft setzte in ihrer gestrigen Sitzung die Berathung der
Nachdem Bürgermeister Petersen in der Generaldebatte nochmals lebhaft für das Projekt 12 eingetreten war, wurde dieselbe geschlossen. Zur Spezial⸗
8 “ ““
diskussion verlangte Niemand das Wort; es wurde daher zur Abstimmung geschritten und hierbei der Antrag Lutteroth und Genossen auf Wiederaufnahme des Projekts 6a (Einbeziehung des Kehrwieders, des SHrooks und Wandrahms in das Frei⸗ hafengebiet) mit allen gegen 53 Stimmen angenommen. Dieser Beschluß ist kein definitiver, sondern erfordert noch eine zweite Lesung, welche auf nächsten Mittwoch festgesetzt wurde
.
Oesterreich Ungarn. Wien, 8 Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses theilte der Prä⸗ sident mit, daß die Abgg. Kaminski und Wolski ihr Mandat niedergelegt hätten. Die Abgg. Liechtenstein, Rieger, Hohen⸗ wart, Grocholski brachten eine Interpellation darüber ein, ob die Regierung die Vorgänge bei der Begebung des Baues der galizischen Transversalbahn eingehend zu untersuchen und das Resultat der Untersuchung mitzutheilen gedenke, sowie darüber, weshalb die Regierung den Bau der Bahn an einen Generalunternehmer begeben habe. Der Abg. Kopp und Genossen beantragten einen aus 15 Mitgliedern be⸗ stehenden Ausschuß aus dem ganz n Hause zu wählen, welcher die in der Klageschrift Kaminski's gegen Schwarz erwähnten Thatsachen, soweit sie das öffentliche Interesse berühren, ein⸗ gehend prüfen und darüber berichten soll. Der gedachte An⸗ trag wird auf die Tagesordnung der am nächsten Sonnabend stattfindenden Sitzung genellt werden.
Schweiz. Bern, 8. Februar. (W. T. B.) Der bisherige Legationsrath Dr. Lardy in Paris ist zum schweizerischen außerordentlichemn Gesandten und bevoll⸗ mächtigten Minister in Paris ernannt worden.
Großbritannien und Irland. London, 8. Februar. (W. T. B.) Die „Times“ saat: die Depesche Lord Dufferins über die Lage der Dinge in Egypten sei im Auswärtigen Amte zwar noch nicht eingegangen, ihr Inhalt im Allgemeinen aber bereits bekannt. Lord Dufferin erkläre: es gebe nur eine Alternative, entweder Annexion Egyp⸗ tens oder die Herstellung einer dauerhasten autonomen egyptischen Regierung, die gegen auswärtige Intriguen und gegen Schwäche im Inneren so lange geschützt werde, bis Egypten seine Stelle unter den freien Staaten ollein einnehmen könne. Ferner wür en von Lord Dufferin die Maßregeln zur Reorganisation der Gerichtshöfe, der Armee, der Gensd'armerie, der Polizei und der politischen In⸗ stitutionen ausgezählt, die in der Ausführung begriffen seien. Die polit'schen Institutionen sollten bestehen aus dem Ministerrath, einem zweiten aus 14 Mirgliebern zusammen⸗ gesetzten Rathe und einer aus 44 Mitgliedern bestehenden, aus Wahlen hervorgehenden, berathenden Versammlung. Die „Times“ hält ein konstitutionelles Regiment in Egypten für un⸗ praktisch und meint, daß ein solches ohne Unterstützung durch englische Truppen in wenigen Monaten wieder verschwunden sein würde.
Die Donaukonferenz trat heute Nachmittag 3 Uhr zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Der türkische Botschafter Musurus Pascha nahm an der Sitzung, welcher die Ver⸗ treter der anderen Machte beiwohnten, nicht Theil. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, wurde zum Präsidenten und der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Lord Fitzmaurice, zum Schriftfühter ernannt. Die Setzung dauerte nur kurze Zeit und wurde dann auf näch⸗ sten Sonnabend vertagt. Man hofft, daß Musurus Pascha bis dahin Instruktionen von der Pforte erhalten haben werde.
Dublin, 8. Februar. (W. T. B.) Der Vizekönig ist von London heute wieder hier eingetroffen.
In dem Prozeß gegen den des Mordversuchs auf den Polizeibeamten Cox angeklagten Dowling wurde von der Jury das „Schuldig“ ausgesprochen und Dowling zu lebens⸗ länglicher Zwangsarbeit verurtheilt.
Heute Vormittag sind Davitt, Healy und Quinn, welche die ihnen für Nichtstörung der öffentlichen Ruhe durch Urtheil vom 24. v. M. auferlegten Kautionen von 2000 resp. 1000 Pfd. Sterl nicht geleistet hatten, verhaftet und in das Gesangniß von Kilmainham abgefuhrt worden.
Frankreich. Paris, 7. Februar. (Fr. Corr.) Zwischen dem Conseils⸗Präsidenten Fallieres, dem Justiz⸗ Minister Devès und dem Unter⸗Staatssekretar Develle fand heute Morgen eine längere Konferenz statt, um den Inhalt der Erklärung festzustellen, welche die Regierung vor der senatorialen Kommission über die Prätendenten⸗ vorlage ab ugeben gedenkt. Darnach wurde beschlossen, daß die Minister sich vollständig auf dem Terrain, welches sie vor der Kammer gewählt haben, halten und ihrerseits keine Transaktion vorschlagen sollen. Würde eine litztere jeroch aus der Initiative des Senats hervorgehen, so wird die Regierung dieselbe zur westeren Prüfung an⸗ nehmen. bHußerdem beabsichtigt die Regierung zu verlangen, daß die Debatte im Plenum des Senats erst am Freitag oder wo möglich Sonnabend stattfinde, da Herr Fallieères in diesem Falle hofft, der Diskussion selbst beiwohnen u konnen. Aller⸗ dings ist heute der Gesundheitszustand des Conseils⸗Präsiden⸗ ten noch immer ein sehr bedenklicher und seine Schwäche eine sehr große.
Heute Nachmittag um 3 Uhr trat dann die Senats⸗ kommission zusammen, um die Erklärungen der Vertreter der Regierung entgegenzunehmen. Der Justiz⸗Minister Devés vertheidigte zunächst die Regierung gegen den Vorwurf, einer Pression der äußersten Linken gewichen zu sein. Die Reaierung verlange nichte weiter, als gegen ihre Feinde so gewaffnet zu sein, wie alle früheren Regierungen es gewesen. B züglich des Prinzen Napoleon werde man keinen Einwand erheben können, da von dessen Seite ein klar charakterisirter Versuch vorliege. Was die Prinzen vo Orleans anbelange, so mache sie ihr Besuch und ihre Unterwerfung in Frohsdorf sowie ihr seitdem beodachtetes Stellschweigen gefährlich, und die Haltung der royalistischen Presse beweise, daß hier eine ernste Gefahr vorhanden sei. Der Kriegs⸗Minister Thebaudin machte hierauf einige Bemer⸗ kungen vom militärischen Gesichtspunkte aus. Die Anwesen⸗ heit der Prinzen, die nach dem Throne streben, in der Armeꝛ erscheine ihm gefährlich für das Land und bedauerlich für die militärische Disziplin. Die Regierung wolle kein Gesetz der Verfolgung, aber ein Gesetz mit hinrei⸗ chenden Waffen, um die nationale Sicherheit schützen und garantiren zu können. — Die Minister zogen sich hiernach zurück, und die Kommission trat in die Berathung ein. Demnächst stellte die Kommission den Bericht, welcher auf Ab⸗ lehhung des Entwurfs anträgt, in seinen Hauptzügen fest. Der Senator Allou wiro den Bericht redigiren, der morgen
“ * “ “
vor der Sitzung in der Kommission verlesen werden und so⸗ dann im Senat eingebracht werden wird. —
— 8. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzun des Senats verlas Allou den von ihm verfaßten Bericht über die Prätendentenvorlage. In dem⸗ selben heißt es: die Kommission sei überzeugt, daß die Republik keinen Grund habe, sich zu beunruhigen oder zu gewaltsamen Maßregeln ihre Zuflucht zu nehmen. 8 vorliegende Gesetzentwurf sei ein willkürlicher, denn 1 gebe kein Recht außerhalb des gewöhnlichen Rechts; der Gesetzentwurf würde ein Schritt vorwärts sein auf einem gefährlichen Wege und den Ansichten zuwiderlaufen, die zur Gründung der Republik geführt hätten. Durch die Ge⸗ rüchte von einem Konflikt oder einer Auflösung werde die Kommission nicht erschüttert; die Kommission sei entschieden republikanisch und gehorche keinem monarchischen Gefühl. Der Bericht schließt mit der einfachen Ablehnung der Vorlage Der Senat beschloß für die Vorlage die Dringlichkeit, setzte deren Berathung auf nächsten Sonnabend fest und vertagte sich hierauf.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Fe⸗ bruar. (W. T. B.) Der Botschafter Fürst Orloff hat sich gestern auf seinen Posten nach Paris zurückbegeben.
Die Zolleinnahmen bis zum 1. Dezember 1882 be trugen 90 830 958 Kreditrubel, mithin gegen den gleichen Z itraum des Vorjahres 12 986 683 Rubel mehr. Der Gold⸗ und Silberimport betrug 8 820 815 Rubel, mithin 1 919 970 Rubel mehr, der Export 59 581 931 Rubel, mithin 647 202 Rubel weniger.
Dänemark. Kopenhagen, 8. Februar. (W. T. B.) Im Folkething beantragte die Linke die Wahl einer Kom⸗ mission zur Aufklärung der Stellung, welche nach den bestehenden Uebereinkünften den im Auslande (Schleswig) ansässigen Dänen zukomme. Das Haus beschloß, die Angelegenheit nur einer Lesung zu unterziehen, hat dieselbe aber nicht auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gestellt.
Amerika. New⸗York, 8. Februar. (W. T. B.) West⸗Virginien, Ill inois und Pennsylvanien sind von Neuem von großen Ueberschwemmungen heim
gesucht worden. Man fürchtet, daß letztere großen Schaden
angerichtet haben, und es sind Maßregeln ergriffen worden, um den von der Ueberschwemmung Betroffenen Hülfe zu bringen. 8 1
Zeitungsstimmen. Der „Neuen Preußischen Zeitung“ wird aus Braunschweig, 6. Februar, berichtet:
Der am Sonntag in Meerdorf abgehaltene braunschweigische Bauerntag beschloß u. a. folg nde Zustimmungsadresse an den Reichskanzler Fürsten Bismarck abzusenden:
„Ew. Durchlaucht gestatten sich die braunschweigischen Bauerntags zu erklären, daß sie die Wiederein⸗ führung des nationalen Wirthschaftssystems 1879, verbunden mit Zurückdrängung des verderblichen Freihandels, als für das wahre Wohl des deutschen Vaterlandes höchst ersprießlich erachten und den erforderlichen Weiterausbau desselben mit zäher Ausdauer nach Kräften zu unterstüren g willt sind.“ K
— Aus München, 6. Februar, schreibt man dem ge⸗ nannten Blatte:
Unter den Sägewerk⸗Besitzern des bayerischen Waldes ist eine Petition an den Reichstag im Umlauf, welche sich für eine Erhöhung des Zolles auf Sägewaaren von 25 auf 75 ₰ bis 1 ℳ für den Doppelcentner ausspricht. In der Petition wird behauptet, daß die von der preußischen Regierung in Aussicht genommene Erhöhung des Holzzolles nicht genüge, um der einbeimischen Industrie ausreichenden Schutz gegen den Raubbau zu gewähren. 1 iss Hinblick auf den Holzreichthum Deutschlands, als Schutzzoll wirken; bei der geplanten Erhöhung äußere er aber auch für die Folge nur eine Wirkung als Fmanzzoll. Die Erhöhung des jetzigen Betrages auf das Dreifache liege im Interesse der Säͤgewerksbesitzer wie nicht minder in demjenigen der Forstwirthschaft, also auch des Staates.
— Die „Wiesbadener Zeitung“ meldet:
Zu den Fabrikationszweigen, weiche im Regierungsbezirk Magde⸗ burg die größten Fortschritte machen, gehört die Kali⸗Industrie in Staßfurt. Die Fabriken haben im vorigen Quartal bei hohen Preisen bedeutenden Absatz gehabt, und es ist in Folge dessen auf den Königlichen und den Privatsalzwerken der Betrieb stark und lohnend gewesen. Ueberhaupt entwickelt sich Staßfurt als Fabrikort immer mehr. Die Gebäude der von einer französischen Akttengesell⸗ schaft ins Leben gerufenen Pottaschefabrik und der Buckauer chemi⸗ schen Fabrik für Soda in Staßfurt sehen demnächst ihrer Vollendung entgegen und werden zum Frühjahr in Betrieb komm n. Beide Fabriken bauen auch Arbeitshäuser für ihre Arbeiter. Bergarbeiter, Fabrikarbeiter und Bauhandwerker finden daher in Staßfurt reich⸗ liche Beschäftigung und guten Verdienst.
— Der „Schlesischen Zeitung “ entnehmen wir Fol⸗
endes: 8 ie Anzeichen, daß die Rekonstituirung. und die Reorganisation der Innungen mit Eifer betrieben wird, mehren sich in erfreulicher Weise. In Cosel haben sich, wie aus einem Bericht des dortigen „Stadtblattes“ zu ersehen ist, die Mitglieder der früheren Schuh⸗ macher⸗ und Sattlerinnung, der Fleischerinnung, der Metallarbeiter⸗ innung, Schneider⸗ und Kürschnerinnung“ auf eine von Seiten des Bürgermeisters Bartsch ergangene Anregung dahin geeinigt, den auf Grund des Reichsgesetzes vom 18. Juli 1881 abge⸗ faßten Entwurf eines Normal⸗Innungsstatutes anzunehmen. — Am 2. d. M traten zu Gleiwitz acht Innungsvorstände zusammen, denen der Erste Bürgermeister, Herr Kreidel, die Hauptbestimmungen des neuen Innungsstatuts mittheilte. Gleichzeitig wurde den Vorstands⸗ mitgliedern eine Verfügung der Königlichen Regierung zu Oppeln mit dem Ersuchen übermittelt, daß die Innungen sich darüber schlüssig machen sollten. — Die seit dem Jahre 1565 bestehende Schneider⸗ innung zu Reinerz hat bei ihrem am 29. v. Mts. stattgehabten Quartal im Interesse der Förderung einer angemesseneren Zucht unter den Lehrlingen beschlossen, daß eine bessere Ueberwachung der aufgenommenen Lehrlinge durch Handwerksbürger erfolgen soll; die Letzteren haben alljährlich über Fortschritt und Führung der Lebrlinge zu berichten, und diese Berichte sollen ins Protokollbuch der Innung eingetragen werden.“ So zeigt sich in verschiedenen Theilen der Pro⸗ vinz ein reges Interesse für die Wiedereinführung einer festen Orga⸗ nisation unter den Handwerksmeistern, denen dann die Aufgabe zu⸗ fallen wird, einen heilsamen Einfluß auf die jüngeren Gewerbetrei⸗ benden, auf die Gesellen, wie auf die Lehrlinge auszuüben, und so zur Hebung des Gewerbes mit vereinten Kräften beizutragen.
— Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ wird aus Witten, 7. Februar, geschrieben:
Lange Zeit hindurch glaubte man, daß Amerika in der Fabrikation von Stahlschaufeln allen übrigen Ländern voraus sei, und thatsächlich war vor der Einführung unserer nationalen Wirth⸗ schaftspolitik für die deutsche Industrie von einer Konkurrenz mit Amerika auf diesem Gebiet keine Rede. Das ist aber erfreulicher Weise anders geworden. Der vor uns liegende Bericht des deutschen General⸗Konsuls in Moskau enthält folgende für die heimische In⸗ dustrie sehr wichtige Stelle:
Mitglieder des ersten
Der Holzzoll müsse im
“ ““ „Stahlchaufeln werden seit 1880 aus Witten eingeführt. Sie stehen 7-, amerikanischen in der Qualität gleich und sind circa 0 % billiger. Das deutsche Fabrikat ist ebenso gut wie das amerikanische und at noch den Vorzug, fast um „½l billiger zu sein. Die beiden Wittener Werke, welche sich mit der Fabrikation von Stahlschaufeln befassen und massenhaft nach Rußland exportiren, haben denn auch, wie ich aus vorzüglich unterrichteter Quelle weiß, die dortige amerikanische Konkurrenz völlig lahm gelegt.
Deutsches Handels⸗Archiv. Februar⸗Heft. — Inhalt: Gesetzgebung: Deutsches Reich: Ausführungsbestimmungen zu den Gesetzesvorschriften über die Tara — Ermächtigung weiterer Zoll⸗ stellen zur unbeschränkten Abfertigung von Leinengarn und Leinwand,
ezw. letzt rer. — Tarifirung von Korallenschnüren. — Tarifirung hölzerner Eisenbahnschwellen. — Tarifirung von Theerlack. — Ita⸗ lien: Verzollung gewisser seidener und halbseidener Waaren, sowie zusammengesetzter Arzneimittel. — Italien und Frankreich: Ver⸗ längerung der Schiffahrtskonvention zwischen beiden Staaten. — Italien und Belgien: Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag zwischen
eiden Staaten. — Schweiz: Vollzugsverordnung zum Zolltarif. — Centralamerika: Nicaragua: Neuer Zolltarif. — Spanien. Form der Ermächtigungen der mit der Verzollung Beauftraaten. — Bedingungs⸗ weise Zollfreiheit von Schiffsmaschinentbeilen und Schiffsbaumaterial. — Verzollung von Kupferplatten zu Lokomotiv⸗Feuerbüchsen. — Er⸗ weiterung der Einfuhrbefugniß für den Hafen Marbella. — Befugnisse des Zollamts zu Bermeo. — Dominikanische R publik: Eröffnung des Ha⸗ fens San Pedro de Macoris. — Rußland: Zollbebandlung leer zurück⸗
ommender Säcke. — Annahme der deutschen Reichsbanknoten bei
inigen Hafenzollämtern. — Verzollung von Vigoäne. — Groß⸗ britannien: Vorschriften, betreffend Ueberlastung fremder Schiffe in Südauuralien. — Serbien und Vereinigte Staaten von Amerika: Handelsvertrag zwischen beiden Ländern. — Berichte: Groß⸗ Sritannien: Sidney (Verpackung von Explosivstoffen). — Levuka (Verkehr deutscher Schiffe im Jahre 1881 und im ersten Halbjahr
882). — Belgien: Uebersicht des belgischen Handels mit Deutsch⸗ land und Luxemburg während der Jahre 1881 und 1880, und der belgischen Schiffahrtsbewegung in denselben Jahren. — Rußland: Beiträge zur Kenntniß der Industrie Rußlands, insbesondere des Moskauer Fabrikbezirks. — Uebersicht des Schiffsverkehrs in Kron⸗ tadt, bezw. St. Petersburg und der Ausfuhr von St. Peters⸗
g. im Jahre 1882 a. St. — Griechenland: Handels⸗ und Schiffahrtsbewegung im Piraeus während des Jahres 1881. — Zweiter Theil. Konsulatsberichte: Ostasien. Tientsin: Jahresbericht für 1881. — Ostreuxva. Odessa: Jahresbericht für 1880/81 (Dritter Theil). — Rustschuk: Schiffahrt und Handel in Varna im Jahre 1881. — Narva: Handel mit dem Auslande im Jahre 1882. — Südeuropa. Triest: Jahresbericht für 1881. Messina: Jahresbericht für 1881. — Westeuropva. Sunderland: Jahresbericht für 1881. — Nordeuropa. Stockholm: Wirthschaftliche Verhältnisse Schwedens
m Jahre 1881. — Gotenburg: Jahresbericht für 1881. Westindien und Mittelamerika. Santa Ana: Bericht übe Handel und Schiffahrt im Freistaate Salvador während des Jahres vom 1. Oktober 1880 bis 30. September 1881. — Retalbuleu (Guatemala): Jahresbericht für 1881. — Südamerika. Cochabamba (Bolivia): Handelsbericht für 1880 und 1881. — Tacna: Handels⸗ bericht fuür die Jahre 1880 und 1881. — Puerto Cabello: Jahres⸗ bericht für 1881. — Asuncion: Jahresbericht für 1881. — Afrika. Lourengo Marques (Delagoag⸗Bai): Jahresbericht für 1881. — Australien und Polynesien. Sydney: Australische Statistik für 1881.
Statistische Nachrichten.*
Das Katserliche Statistische Amt veröffentlicht in seinen Monats⸗ heften regelmäßig für eine Reihe von wichtigen Waaren monat⸗ iche Durchschnittspreise im Großhandel, wozu das Material von den Handelskorporationen (im Ganzen 29) der für die betreffen⸗ den Waaren maßgebenden deutschen Plätze geliefert wird, und das Reichsamt hat dadurch den Grund zu einer von Jahr zu Jahr werth⸗ vooller werdenden Sammlung von Preisen gelegt. Die Veröffent⸗ lichungen beginnen mit dem Jahre 1879 und ihr Inhalt ist allmählich auf 35 Waarengattungen erweitert worden. Unter den erst im letzten Jahre aufgenommenen Sorten befindet sich der Hopfen nach den Nürnberger Notirungen, unterschieden in gewöhnlichen Landhovpfen, Lage bierhopfen und feinsten Lagerbierhopfen. Der Durchschnittspreis ür 1882 beträgt von 100 kg der erst genannten Sorte 375,0 ℳ, er zweiten 432,9 und der feinsten 507,9 ℳ Sehr eigen⸗ thümlich ist aber die Preisbewegung nach den einzelnen Monaten. Verfolgen wir die Preise der mittleren der ge⸗ nannten Sorten, so stellte sich der Durchschnitt für 100 kg Lager⸗ bierbopfen in Mark im: Januar 250, Februar 235, dann hielt r sich von März bis Juni auf 220, stieg im Juli auf 320, August 50, September 640, Oktober 700, November 880, Dezember 940, etrug also im Dezember mehr als das vierfache des Junipreises. Gewöhnlicher Landhopfen batte seinen niedrigsten Preis mit 160 im März und April, kostete aber im Dezember 860; feinster Lagerbier⸗ hopfen stand im Juni 260, im Dezember 1025 ℳ — Dagegen waren die Preise für Gerste, die in der genannten Veröffentlichung für 3 Plätze nachgewiesen sind, im Dezember überall erheblich niedriger ie im Januar.
— Nach Mittheilung des Steatistischen Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern om 28. Januar bis inkl. 3. Februar cr. zur Anmeldun 46 Eheschließungen, 865 Lebendgeborene, 36 Todtg Sterbefälle.
Amtes der Stadt in der Woche g gekommen: ebo 613
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Kleine historische Schriften von Alfred von Reumont. Gotha F A. Perthes 1882. gr. 80. S. VI u. 585. Preis 10 ℳ — Der durch seine geistvollen Schriften über Geschichte, Kunst, Literatur Italiens berühmte Geschichtsforscher vereinigt in diesem Bande theils ungedruckte, theils mehr oder minder erweiterte und umgestaltete Auf⸗ sätze, welche im Laufe eines Vierteljahrhunderts meist jedoch in
euester Zeit entstanden sind. Dieselben gehören mit einer Ausnahme n das Memeoirenfach, während sie wiederholt an persönliche in talien erlebte Erinnerungen anknüpfen und somit anziebende Beziehungen erschließen, welche ohne diese Mittheilung der Mit⸗ und Nachwelt unbekannt geblieben wären. Der Verfasser be⸗ kundet, wie in allen seinen Schriften, außer einer umfassenden in die iefe und Breite gehende Belesenheit eine Meisterschaft in dem Be⸗ errschen und Durchdringen des Stoffes. Die Abhandlungen reichen von der Epoche der Renaissance, also vom fünfzehnten Jahrhundert n, bis auf unsere Tage. In dem ersten Aufsatze, „Alessandra Strozzi, eine florentinische Edelfrau im fünfzehnten Jahrhundert“, wird diese Epoche in einem kulturgeschichtlichen Bilde dargestellt. Alessandra Maciaghi, mit Matteo aus der großen hochanstre⸗ benden Familie Strozzi in Florenz verheirathet, bewährte sich als eine Frau, welche unter allen Wechseln des Glücks und des nglücks warme und einfache religiöse Gesinnung mit klarer Einsicht
n weltlichen Dingen, mit Klugheit, Vorsicht, Menschenkenntniß mit lebendigem Pflichtgefühl und dem Bewußtsein der Verantwortlichkeit verband. Die zweite Abhandlung „König Victor Amadeus II. von Sardinien Thronentsagung und Ende“ enthält interessante Beiträge zur Kenntniß der größtentheils irrig, theilweise mit bestimmter Ab⸗ sicht geschilderten letzten Akte dieses Lebensdramas. Die thatenreiche Laufbahn des Königs, welchen nach Reumonts Urtheil ein hoher Be⸗ griff von seiner Regentenpflicht. Scharfsinn in der Beurthei⸗ lung der inneren Zustände, unermüdliche Thätigkeit, Einfachheit im Privatleben Vorliebe und Verständniß für das Kriegswesen ausreich⸗ nete, ward wesentlich durch die Intriguen des talentvollsten Ministers im vorigen Jahrhundert, des Marchese d'Ormea beendet. — In dem Aufsatz „Die Jonischen Inseln unter venetianischer Herrschaft“ wird
als wesentliches Verdienst der dreihundertjährigen venetianischen Ver⸗ waltung gerühmt, sich den nationalen Eigenthümlichkeiten in einem höheren Grade angepaßt zu haben, als bei der Mehrzahl der Fremdherrschaften der Fall ist. — „König Gustav III. von Schweden in Aachen in den Jahren 1780 und 1791“ wird als ein Mann von nicht gewöhnlicher geistiger Begabung geschildert, dessen Anhänglichkeit an Frankreich und an die Familie des unglück⸗ lichen Königs Ludwigs XVI. größer gewesen ist, als solche Empfin⸗ dungen auf dem Thron zu sein pflegen. Die einzelnen Nachrichten über das Leben der Emigranten in Aachen und in den rheinischen Städten sind beachtenswerth zur Würdigung der französischen Revo⸗ lution, wie nicht minder interessant die genauen Nachrichten über den Grafen Fersen, welcher bekanntlich zu der verunglückten Flucht der Königsfamilie 1791 wesentlich mit verhalf. Aus den Papieren des Admirals von York wird das Leben der letzten Stuart, Vittorio Alfieri und der Gräfin von Albany lebensvoll dargestellt. In einer Beilage sind zuverlässige Nachrichten über die ausgestorbene bolog⸗ nesische Senatorenfamilie Lambertini mitgetheilt. Das Weck schliet mit einer von warmer Theilnahme geschriebenen Erinnerung an Mary Somerville welche auf einem Gebiete, das kaum eine ihresgleichen betreten, den naturwissen⸗ schaftlichen, den ganzen Umfang desselben in einem Maße, wie es bei wenigen der Fall ist, mit ihrem Geist ermessen hat, theils selbst ergründend, theils rezipirend. Dieser nur kurz angedeutete vielseitige Inhalt des Werkes berechtigt wohl zu dem Urtheile, Reumonts kleine historische Schriften als eine Bereicherung unserer geschichtlichen Lite⸗ ratur zu bezeichnen.
— Evangelische Predigten, ein Abschiedsgruß an die evan⸗ gelische Gemeinde zu Bonn, von Ernst Dryander, Pfarrer an der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin (Bonn bei Adolph Marcus, 1882). Der Verfasser hat auf den Wunsch seiner Bonner Gemeinde diese Predigten als einen Gruß des Abschieds und als Unterprand einer Gemeinschaft, welche durch die äußere Trennung nicht berührt wird, als Erinnerung an geweihete Stunden veröffentlicht3. Die Sammlung enthält 15 Predigten aus neuerer Zeit, die, dem Zweck des Buches gemäß, sich nicht systematisch an einander gliedern, sondern bald bier
da aus der Fülle des Evangeliums schöpfen, wobei aber die btigsten christlichen Gedenktage berücksichtigt sind. Alle Prerigten von Begeisterung für die frohe Botschaft durchdrungen, erfassen e mit seltener Klarheit, in wahrhaft christlicher Liebe, mit reichem
3 a
g ☛α——2⁄
0 — —
ssen und zwingender Urberzeugungstreue bis in ihre Tiefe und sind uch für den Laien leicht verständlich gehalten. Der Ruf, wel⸗ chen der Verfasser inzwischen als Theologe und Kanzelredner sich in seinem neuen Pfarramt an der hiesigen Dreifaltigkeitskirche in noch weiteren Kreisen erworben hat, verleihen der Sammlung dieser Reden ein über ihren ursprünglichen Zweck weit hinausgehendes Int resse. Der Ertrag des Buchs (Preis 2,50 ℳ) ist zum Besten der inneren Mission in der Gemeinde Bonn bestimmt.
— Die Malerin Frl Marie Galle hierselbst hat aus ihrer Studienmappe in einem „Marie⸗Galle⸗Album“ zwölf ihrer genialen Bleistiftzeichnungen, von denen einzelne bereits von der Aus⸗ stellung des Vereins Berliner Künstlerinnen her in kunstverständigen Kreisen vortheilhaft bekannt sind, im Verlage von Franz Ebhard (Berlin W., Ringstraße 8/9, gegenüber dem Joachimsthalschen Gym⸗
Der Stoff zu den Skizzen ist dem Kindes⸗
entnommen, dessen Sorgen und Freuden von der Künstlerin
mit Humor veranschaulicht sind Der Feinheit der Zeichnung entspricht die des Drucks, der in de fijzin der Verlagshandlung hergestellt
& — 2 2
r Offiz worden ist. Der Preis der 12 Blätter in eleganter Mappe beträgt 12 ℳ
In demselben Verlage erschien „Unserer Frauen Leben,“ 31 Essays, von der Verfasserin der Pädagogischen Briefe. Die geistig, sittlich und religiös, auch gesellschaftlich hochzebildete Verfasserin, die sich als feine Beobachterin erweist, geht in diesen Essays dem Frauenleben von der Kinderstube an und in allen Lebensverhältnissen mit Belehrung und gutem Rath zur Seite, der um so mehr Beherzigung finden wird, als er nicht in einem trockenen, didaktischen Stile, son⸗ dern in Form einer interessanten und anregenden Plauderei e theilt wird. Auch auf die Au⸗stattung dieses Buches ist große Sorg⸗ falt verwendet. — Der Preis stellt sich geh. auf 4 ℳ, geb. 5,50 ℳ
Aus dem gleichen Verlage liegen uns die beiden ersten Hefte eines Lieferungswerkes: „Bilder aus dem Vogelleben Nord⸗ deutschlands und seiner Nachbarländer, nach Skizzen von Paul M. Röper bearbeitet von W. Lackowitz, vor. Das durch viele treffliche Holzschnitte nach Zeichnungen von Rösener, Schwann und Tieffenbach illustrirte Werk schildert in anziehender, gemütbvoller, volksthümlicher Weise unsere heimathliche Vogelwelt, zunächst die Heher und Elstern, die Schwalben und Lerchen, und wird gewiß den Sinn für Natur in weiteren Kreisen erwecken. Das ganze Werk ist auf 70 Bogen oder 25 Lieferungen berechnet, deren jede einzelne der sauberen Ausstattung ungeachtet nur 50 ₰ kostet.
— Die in Leipzig, den 10. Februar d. J., erscheinende Nr. 2067 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Die Ueberführung der Leiche des Prinzen Carl von Preußen nach Ni⸗ kolskoi am 24. Januar. Nach einer Zeichnung von C. Koch. — Die Beisetzung der Leiche des Prinzen Carl von Preußen: Trauerakt im Dom zu Berlin am 21. Januar. Originalzeichnung von H Lüders Georg Howaldt, † am 19. Januar. — Gustave Doré, † am Januar. Nach einer Photographie von van Bosch in Paris. — edrich von Flotow, † am 24. Januar. — Porträts aus dem utschen Reichstag: 21. Max Hirsch. — Die neuesten Erwerbungen
— 0= 8 X..
F
es preußischen Staats: I. Die Hamilton⸗Sammlung: 3 Darstellungen dem Botticelli'schen Dante Coder. II. Die Eisenhoitschen Silber⸗ iten. 4 Abbildungen: 1) Kelch von Silber und vergoldet; 2) silbernes
=
auchfaß; 3) silberner Sprengwedel; 4) silberaer Weihwasserkessel. —
2 ol - ₰
A 22
5 Originalzeichnung von R. Geißler. — Originalzeichnung von
8 9 8
Das Bürgerthal bei Göttingen.
Göttingen und Umgebung. 23 Abbildungen. R Geißter. (Zweiseitig): 1) Ruine Hanstein. 2) Göttingen vom Hainberg aus. 3) Ruine Plesse. 4) Irrenansalt. 5) Sternwarte. 6) Universitätsgebäude. 7) Bibliothek. 8) Kollegienhaus. 9) Chemisches Laboratorium 10) St. Johanniskirche. 11) St. Jakobikirche. 12) Bürgers Wohnhaus. 13) Der Rohns. 14) Anatomie. 15) Fürst Bismarcks Studentenwohnung. 16) Marktplatz und Rathhaus. 17) Alte Fink. 18) Die Rasemühle. 19) Ruine Hardenberg. 20) Museum. 21) Siegesdenkmal. 22) Ernst August⸗Hospital. 23) Mariaspring. — Medaille der Stadt Wien zur 600 jährigen Habsburg⸗Feier. Vorder⸗ und Rückseite. — Moden: Maskenanzüge: ) Tracht einer vornehmen Japanesin. 2) Tracht einer Dame vom Hofe Ludwigs XVI.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Nach den von den Kameralamtern aufaestellten Uebersichten lieferte der Weinbau in Württemberg im Jahre 1882 folgende Ergebnisse:
Von 23 371 ha Weinbergareal betrug die tragbare Fläche 18 419, der Ertrag aus letzterer 213 909 hl im Ganzen und 11,62 hl pro Hektar, wäbrend der Landesdurchschnitt von 1827 — 81 22,68 hl pro Hektar oder 95,18 % mehr beträgt.
Der Gesammtnaturalertrag beträgt nur etwas mehr als die Hälfte von dem des Vorjahrs und erreicht nur 53,63 % des letzteren, auch bleibt er hinter dem 55jährigen Durchschnitt der Jahre 1827 — 81 mit 420 202 hl um 49,08 % zurück. Kleinere Erträge lieferten seit 1827 nur die 11 Jahre: 1830, 1838, 1841, 1844, 1851, 1854, 1855, 1861, 1864, 1879 und 1880.
Von dem neuen Wein wurden 111 497 hl oder 52 % gegen 72 % des Vorjahrs durch die Produzenten unter der Kelter verkauft und zwar zum Durchschnittspreis von 24 ℳ 53 ₰ pro Hektoliter, welcher in der 55 jährigen Periode 1827 — 81 nur in den 20 Jahren 1846, 1854 — 56, 1859, 1861, 1862, 1865, 1866, 1869, 1872— 78, 1880 und 1881 sich höher stellte.
Der Gesammterlös aus diesem Quantum berechnet sich auf 2 734 981 ℳ und ist 3 ¾ mal niedriger als im Vorjahr mit 10 274 365 ℳ Geringer ist der Gesammterlös seit 1827 außerdem nur in den 17 Jahren 1829, 1830, 1837, 1838, 1841, 1843, 1844, 1849 — 54, 1860, 1864, 1871 und 1879; auch geht er um 48,64 % unter den 55 jährigen Landesdurchschnitt von 5 324 656 ℳ herunter.
Was den Geldwerth des ganzen Naturalertrags pro 1882 mit
“ 5 242 837 ℳ betrifft, so stehen nur die 21 Jahre 1829 — 32, 1836— 1838, 1840, 1841, 1843, 1844, 1849— 54, 1860, 1864, 1879 und 18*0 auf einer niedrigeren Ertragsstufe; hinter dem 55 jäbrigen Durchschnitt von 8 288 417 ℳ aber bleibt derselbe um 36,75 % zurück. 8 8 SGSGSFewerbe und Handel. 8 8
Bilin⸗Sauerbrunn. Die jetzt schon von allen Seiten ein⸗ laufenden großen Frühjahrsbestellungen lassen es nothwendig erscheinen, daß mit der Füllung des Biliner Wassers früher als in anderen Jahren begonnen wird, und mußten bereits mehrere Waggonladungen auf Wunsch der Besteller expedirt werden. Die Versendung des Biliner Wassers ist überhaupt in stetem Steigen und war dies auch im Jahre 1882 trotz des ungünstigen Sommers der Fall gewesen.
— Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 12. Februar 1883 im Hotel Höͤltgen statt.
— Der Aufsichtsrath der Vereinigten Bautzener Pavpier⸗ fabriken hat die Vertheiung einer Dividende von 9 ½ % für das verflossene Geschäftsjahr beschlossen.
— Die „New⸗Yorker Hdls. Ztg.“ schreibt in ihrem vom 26. v. M. datirten Wochenbericht: Von dem allgemeinen Ge⸗ schäftsgange ist nur zu wiederholen, daß derselbe noch imner sehr schleppend ist. Hoffentlich wird die erste Belebung des Import⸗ geschäfts nicht noch zu einer nachträglichen Ueberfüllung unseres Marktes mit fremden Fabrikaten führen, und zur Warnung bemerken wir, daß die vorhandenen und noch sicher zu erwartenden Waaren, bis etwa auf einige Spezialitäten, vollkommen ausreichen sür die Deckung des jedenfalls sehr mäßigen Bedarfs. Beispielsweise sind die auf Transito⸗Lager be⸗ findlichen Bestände (am 1. ds. Mts. 31 245 800 Doll. be⸗ tragend), welche große Quantitäten fremder Manufakturwaaren ein⸗ schließen, um über 7 Millionen Dollars größer als um die Zeit vorigen Jahres. — Ueber das Geschäft am Waaren⸗ und Pro⸗ duktenmarkt kann auch in dieser Woche nichts besonders Günstiges berichtet werden. Das Exportgeschäft in Brodstoffen hat unter dem Avanz zu leiden, welcher für Weizen, Weizenmehl, Mris und Roggen etablirt worden ist. Der Frachtenmarkt war weniger fest. Für Baumwolle in disponibler Waare blieb die Frage schwach, wäh⸗ rend im Termingeschäft noch kein rechtes Leben aufkommen will. Brasilkaffees waren Anfangs ziemlich lebhaft, am Schluß aber ebenso wie west⸗ und ostindische Sorten ruhig, aber fest. Am Theemarkt scheint sich eine bessere Stimmung Bahn brechen zu wollen. Das Geschäft in Rohzucker entbehrt jeder Regsamkeit. Schmalz und Sodweine⸗ fleisch hatten bei nur mäßig lebhafter Frage fast durchgehends feste Tendenz. Talg blieb begehrt und behauptete den in der Vorwoche erzielten Avanz. Terpentinöl und Harz waren fest und letzteres ver⸗
in steigender Tendenz. Am Hopfenmarkt herrschte eine
immung. In United Certificates hat sich im Laufe der
ein äußerst lebhaftes Geschäft zu steigenden Preisen entwickelt,
s8 gleichzeitig eine festere, steigende Tendenz raffinirten Oels zur
ge hatte. Einheimische Manufakturwaaren waren eine
Kleinigkeit lebhafter, während in fremden das Geschäft still blieb
und fast ausschließlich auf die Ablieferung von Ordres beschränkt
war. In age des Metallmarktes hat sich nichts geändert. —
Der fremder Webstoffe für die heute beendete Woche
beträgt 3 815 448 Doll. gegen 3 134 486 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 8. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Ceres“ ist heute Mittag aus Konstantinopel und der Lloyd⸗ dampfer „Juno“ Nachmittag mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alerandrien hier eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Amtlichen Nachrichten zusolge hat der Gesundheitsrath für Egypten mit Rücksicht darauf, daß die Cholera im Hedjaz nun⸗ mehr als erloschen zu betrachten ist*), in seiner Sitzung vom 9. v. M. beschlossen, die bisher wegen der Heimreise der Pilger in Kraft ge⸗ wesenen Maßregeln zur Verhütung der Einschleppung der Krankheit vom 1. d. M. ab bis auf Weiteres außer Geltung treten zu lass
*) conf. R.⸗A. Nr. 18 von 1883.
8
Berlin, 9. Februar 1883.
Die Thätigkeit der preußischen Staatsarchive im Jahre 1882. 8 Berlin, den 6. Februar 1883.
Im Laufe des Jahres 1882 haben in den preußischen Staatsarchiven im Ganzen 655 amtliche und 1245 außer⸗ amtliche Benutzungen zu p aktischen und wissenschaftlichen Zwecken stattgefunden. Die ersteren wurden fast ausschließlich schriftlich erledigt, letztere sowohl schriftlich durch Uebersendung von Bescheiden und Gutachten, als auch durch perssönliche Einsichtnahme des historischen Materials Seitens der Benutzer selbst. Die Anzahl der außeramtlichen schriftlichen Benutzungen betrug 761, die der persönlichen 484. — Berechnet man die persönlichen de art, daß man die Tage, während welcher die einzelnen Personen ihren Studien obgelegen haben, addirt, so haben die Privatbenutzer im Ganzen an 5335 Tagen in den Archiven gearbeitet.
Die entsprechenden Zahlen des Vorjabres waren 592 amtliche, 1259 außeramtlich’, 510 persönliche Benutzungen an 4536 Tagen, und 749 schriftliche Bescheidungen. Es ist also 1882 gegen 1881 bei den amtlichen Benutzungen ein Plus von 63, bei den außeramtlichen in ihrer Gesammtheit ein Minus von 14, bei den persönlichen einestheils ein Minus von 26, anderntheils ein Plus von 799 Tagen, bei den außeramt⸗ lichen schriftlichen ein Plus von 12 Bescheidungen zu ver⸗ zeichnen gewesen.
Von dem von der Archivverwaltung im Jahre 1880 be⸗ gonnenen größeren Werke „Kaiserurkunden in Abbildungen“, herausgegeben von Heinrich von Sybel und Theodor Sickel, Weidmannsche Buchhandlung in Berlin, erschienen im Jahre 1882 die dritte und vierte Lieserung, enthaltend im Ganzen 60 Urkunden, und von den ebenfalls durch die Archivverwal⸗ tung veranlaßten „Publikationen aus den preußischen Staats⸗ archiven“, Leipzig bei S. Hirzel, der XI., XII., XIII., XIV. und XV. Band, nämlich
Band XI. Stadelmann: Thätigkeit für die Landeskultur. Große.
Band XII., XIV. und XV. von Poschinger: Preußen im Bundestage. 1., 2. und 3. Theil. 1
Band XIII. Lehmann: Preußen und die katholische Kirche. Dritter Band. 8
Von anderen Publikationen einzelner Archivbeamten sind zu nennen:
Doebner: Die Stadtprivilegien Herzoz Otto des Kindes und die ältesten Statuten der Stadt Hannover. Hannover, Hahnsche Buchhandlung. 8
Endrulat: Niederrheinische Städtesiegel des 12. bis 16. Jahrhunderts. Herausgegeben mit Unterstützung der preußi⸗ schen Archivverwaltung und der provinzialständischen Verwal⸗ tung der Rheinprovinz. Düsseldorf bei Voß u. Comp.
Friedensburg: Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit. Lieferung 67 und 68. „Das Leben Heinrichs VII. nach Be⸗
Preußens Könige in ihrer 2. Theil. Friedrich der