den Schauplatz der Ereignisse gewesen sind. So findet man auch keinen zusammenhängenden Abschnitt über Goethe, wie ihn jede Literaturgeschichte aufweist, wohl aber begegnet man dem Dichter⸗ fürsten in seiner Geburtsstadt Frankfurt a. M., man trifft ihn wieder bei der Beschreibung von Leipzig und Straßburg, und er steht dann mit seinem Wirken im Vordergrunde des Bildes Weimar. Durch solche Gruppirung des Stoffs tritt der Zusammenhang aller einzelnen Erscheinungen des Kulturlebens, wie der Volkswirthschaft mit den Bodenverhältnissen u. s. w. klar und verständlich hervor, und das viele Bände füllende Material, welches in fachwissenschaftlicher Ord⸗ nung den Leser ermüden würde, konzentrirt sich in einzelnen lebens⸗ vollen Bildern, deren jedes für sich ein abgerundetes Ganzes ist und durch seinen reichen, mannigfachen Inhalt, in welchem Dichtung mit Prosa abwechseln, wie durch die fließende Sprache das Interesse jedes gebildeten Deutschen fesseln muß. Zahlreiche Portraits und treffliche Illustrationen von Landschaften, Bau⸗ und anderen Kunstwerken, Volkstrachten, aus dem industriellen Ge⸗ biet u. A. (im Ganzen über 1200), auch saubere, gute Landkarten veranschaulichen die Darstellung. Das eigenartige vaterländische Werk, welches ii keiner Volksbibliothek fehlen sollte, und auf dessen Aus⸗ stattung vie Verlagsbuchhandlung die größte Sorgfalt verwendet hat, kann entweder in Lieferungen zu 50 ₰ oder in Bänden bezogen wer⸗ den. Von den letzteren sind bisher folgende erschienen: Unter Redaktion von Prof. Dr. G. A. von Klöden und Fedor
von Köppen:
Erster Band Bilder aus den deutschen Alpen, dem Alpenvorlande und aus Oberbayern. Unter Mitwirkung von Dr. H. v. Barth und A. Regnet bearbeitet; nebst einer Ein⸗ leitung: Die Entwickelung des deutschen Volkstums (Stämme, Mund⸗ arten, Heimath und Wohnstätten) von Fedor von Köppen. Mit 120 Text⸗Illustrationen, buntem Titel⸗ und Tonbilde und drei Karten. Geheftet 4 ℳ Elegant gebunden 5,50 ℳ.
Zweiter Band. Bilder aus der schwäbisch⸗bayrischen Hochfläche, den Neckar⸗ und Maingegenden. Unter Mit⸗ wirkung von Dr. O. Fraas, Dr. Hermann Fischer, Prof. Dr. C. Mehlis, J. J. Priem, Dr. F. L. Dammert und Dr. F. A. Finger bearbeitet und herausgegeben von Fedor von Köppen. Mit 110 Text⸗ Illustrationen, drei Tonbildern und zwei Karten. Geheftet 4,50 ℳ Elegant gebunden 6 ℳ.
Unter Redaktion von Prof. Dr. G. A. von Klöden und Richard Oberländer:
Dritter Band. Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland. Bearbeitet von Konrektor Dr. Albrecht, J. Butters, Dr. F. A. Finger, Dr. Nikolaus Hocker, Fedor von Köppen, Stadtpfarrer J. Längin, Professor Dr. C. Mehlis u. a. Mit 140 Text⸗Illustrationen, drei Tonbildern und zwei Karten. Geheftet 6 ℳ. Elegant gebunden 8 ℳ.
Vierter Band. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins. Unter Mitwirkung von Dr. F. A. Finger, Dr. N. Hocker, Josef Steinbach verfaßt und herausgegeben von Professor Dr. C. Mehlis. Mit 98 Terxt⸗Illustrationen, drei Tonbildern und einer Karte. Geheftet 4 ℳ Elegant gebunden 5,50 ℳ.
Fünfter Band. Bilder vom Niederrhein. Unter Mit⸗ wirkung von Dr. Jakob Heinzerling, Dr. W. Kaiser, Dr. H. Keußen, Dr. J. Keller, Dr. F. Preiser u. a. bearbeitet von Dr. J. Nover. Mit 110 Text⸗Illustrationen, vier Tonbildern und einer Karte der Provinz Westfalen. Geheftet 4,50 ℳ Elegant gebunden 6 ℳ
Sechster Band. Bilder aus dem westlichen Mittel⸗ deutschland. Das hessische Bergland und, die Wesergebirge. Das Fichtelgebirge und seine Ausläufer. Die Häͤrzgegenden. Der Thü⸗ ringer Wald und die Thüringische Hochebene. Unter Mitwirkung von Dr. J. Nover, Ludw. Molendo und Prof. Dr. A. Steudener, bear⸗ beitet von Dr. J. W. Otto Richter, Rektor des Real⸗Progymnasiums in Eisleben. Mit 140 Text⸗Illustrationen, 4 Tonbildern und 2 Karten. Geheftet 5 ℳ, elegant gebunden 6,50 ℳ.
Siebenter Band. Bilder aus dem sächsischen Berg⸗ lande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale. Herausgegeben von Heinrich Gebauer. Mit 135 Text⸗Illustrationen, 5 Tonbildern und 1 Karte. Geheftet 6 ℳ, elegant gebunden 7,50 ℳ.
Neunter Band. Bilder aus der Mark Brandenburg, vornehmlich der Reichshauptstadt. Bearbeitet von Ernst Friedel und Oskar Schwebel. Mit 176 Text⸗Illustrationen, 4 Ton⸗ bildern, einem Plane und einer Ansicht Berlins aus der Vogel⸗ schau, nebst einer Karte der Provinz Brandenburg. Geheftet 5,50 ℳ,
elegant gebunden 7 ℳ.
In einer Separatausgabe ist erschienen:
Die deutsche Kaiserstadt Berlin. Stadtgeschichten, Sehens⸗ und Wissenswerthes aus der Reichshauptstadt und deren Umgebung. Von Ernst Friedel, Stadtrath von Berlin und Direktor des märkischen Provinzialmuseums. Mit 110 Text⸗FIllustrationen, 3 Tonbildern, einer Ansicht Berlins aus der Vogelschau und einem Plane der Residenz. Geheftet 3 ℳ, elegant kartonnirt 4 ℳ
— Das soeben erschienene März⸗Heft der von Julius Roden⸗ berg herausgegebenen und von den Gebrüder Paetel in Berlin verlegten„Deutschen Rundschau“ wird eröffnet durch eine Er⸗ zählung „Das letzte Glück“ von Wilhelm Berger. Der Verfasser beherrscht die Sprache und versteht es, seelische Konflikte zu ent⸗ wickeln und den Antheil des Lesers für seine dramatis personae zu erwecken. Den zweiten Beitrag des Heftes: „Die Aussichten des Hauses Hannover auf den englischen Thron im Jahre 1711“ hat der seiner Wissenschaft zu früh entrissene Professor Reinhold Pauli ge⸗ liefert. Dem geschiedenen Freunde widmet, im Anschluß an den genannten Artikel, Professor Frensdorff einen warm empfundenen Nachruf, welcher in kurzen Zügen ein über⸗ sichtliches Bild der Verdienste Pauli's um die historische Forschung giebt. Die diesmaligen Fortsetzungen der Erzählungen eines deutschen Offiziers: „Aus zwei annektirten Ländern“ bringen weitere Mit⸗ theilungen über das hannoversche Ministerium im Jahre 1864, über die leitenden Persönlichkeiten am Königlichen Hofe von Hannover und über die Beziehungen desselben zu Preußen. Sodann wird die von dem Rektor der Berliner Universität, E. du Bois⸗Reymond, zur Feier des Jahrestages Friedrichs II. in der Akademie der Wissen⸗ schaften zu Berlin am 25. Januar 1883 gehaltene Rede: „Friedrich II. in englischen Urtheilen“ den weitesten Kreisen mitgetheilt. Der nächste kürzere Artikel: „Die deutsche Dynastie in Rumänien“ stellt in prägnanter Weise dar, von welch eminenter, gradezu vitaler Bedeutung die Besteigung des rumänischen Fürstenthrones durch einen deutschen Prinzen für die innere wie äußere Entwicklung des jungen König⸗ reichs war. Ein Aufsatz über „Schiller“ von Professor Wilhelm Scherer giebt nicht etwa längst Bekanntes und in jeder Literatur⸗ geschichte Vorhandenes, sondern in großen und kühnen Strichen eine meisterhafte Studie. Die zweite Novelle des Heftes ist ein mit Humor geschriebenes sicilianisches Sittenbild: „Die Erlebnisse des heiligen Pancrazius von Evolo“ von A. Schneegans. Die „Politische Rund⸗ schau“, ein Artikel über „Kunst und Kunstgeschichte“, ein Nachruf des Herausgebers an Ernst Dohm, eine Entgegnung von Franz von Holtzendorff, der einen Brief von Karl Schurz über den politischen und gemeinen Mord in den Vereinigten Staaten enthält, sowie lite⸗ rarische und bibliographische Notizen schließen das Heft.
— Im Verlage von Albert Goldschmidt in Berlin ist so⸗ eben ein eigenartiges Miniatur⸗Reisehandbuch veröffentlicht worden, das den Titel führt: „Italien. Taschenkompas für die Reise. Von Woldemar Kaden. Supplement zu allen Reisebüchern für Italien.“ Das Buch ist im kleinsten Sedezformat und in eleganter Ausstattung erschienen. Es hat den Zmweck, in Form eines Westentaschen⸗Büchleins den Italienreisenden in gedrängter und leicht übersichtlicher Weise die allerneuesten Notizen betreffs der hervorragendsten Städte und Ortschaften der Halbinsel und Siciliens zu bieten. Die zierliche Form wurde dem Buͤchlein gegeben, damit es überall zur Hand sei, wo es das umfangreiche, oft recht unbequeme Reisebuch für Italien nicht immer ist. Der „Taschenkompas“ will demnach andere Reisebücher nicht er⸗
der Verfasser des größeren Reisebuches über Italien (2 Bände, Verlag von Albert Goldschmidt in Berlin), das soeben neu herausgegeben wurde, zeigt sich auch in diesem Buche mit dem Bedürfniß des nach Italien reisenden deutschen Publikums vertraut. Für die kleinen italienischen Papierscheine und für Visitenkarten bietet das kleine Buch zwei Taschen, zu Notizen sind einige leere Blätter reservirt. Der Preis von 1 ℳ 50 ₰ macht es dem Reisenden möglich, den Taschenkompas noch neben einem größeren Reisebuche mitzunehmen. Dem Verzeichniß der Vorlesungen, welche an der Großherzogl Herzogl. sächsischen Gesammt⸗Universität Jena im Sommer 1883 gehalten werden sollen, gehen in lateinischer Sprache abgefaßte, kritische Bemerkungen des ordentl. Professors der alten Literatur Georg Götz vorauf. Dieselben betreffen den codex Senensis des Q. Serenus Sammonicus, aus dem die von Bährens Ausgabe abweichenden wichtigeren Lesarten mitgetheilt werden; ferner eine Stelle (VI. 6,1) aus einem Briefe Ciceros an Attikus, den 69sten
einen Brief des Apollinaris Sidonius.
Gewerbe und Handel.
In den „»Amtlichen Mittheilungen aus den Jahresberichten der mit Beaufsichtigung der Fabriken betrauten Beamten“ für das Jahr 1881 heißt es über die Lage der Industrie im Regierungs⸗ bezirk Oppeln:
„In der Lage der Industrie war im Jahre 1881 im diesseitigen Bezirk eine langsame und stetige Besserung auf fast allen Ge⸗ bieten bemerkbar, und es ist in Folge hiervon auch die wirthschaftliche Lage der Arbeiter gegen das Vorjahr wohl eine etwas bessere geworden. Die Löhne stiegen zwar weniger in ihren Einheitssätzen, aber die Arbeit war namentlich in der Montanindustrie meistens eine regelmäßige, so daß überall volle Schichten verfahren werden konnten. — Als besonders hervorragend sind für Oberschlesien die Eisenindustrie, die Zinkhüttenindustrie und die Cementfabrikation zu bezeichnen. Auf dem Gebiete der Eisen⸗ industrie, welche zu Anfang des Jahres noch in hohem Maße an sehr niedrigen Preisen bei obenein geringem Absatz litt, ist eine wesentliche Besserung eingetreten, die ziffermäßig dadurch nachweisbar wird, daß die Preise für Roheisen um etwa 25 %, und die Grundpreise für Stabeisen (Walzeisen) allmählich um etwa 15 % stiegen. Der Grund hierfür ist zum Theil in einem sehr wesentlich gesteigerten Bedarf an
Eisenbahnmaterial und in Folge dessen stark erhöhter Nachfrage zu suchen. Außerdem ist aber als wesentlicher Fortschritt nach dieser Richtung das Bestreben zu bezeichnen, feinere Eisensorten zu pro⸗ duziren, welche selbst den hohen russischen Eingangszoll zu tragen vermögen. So sind im vorigen Jahre große Mengen von Feineisen, feinen Blechen und auch von gezogenen schmiedeeisernen Röhren nach Rußland ausgeführt worden, und vorübergehend wurden auch auf einigen Walzwerken große Mengen von starkem Stahldraht zu Um⸗ wehrungen für Amerika fabrizirt. — Auch bei der Zink⸗Industrie ist eine Preissteigerung von etwa 8 % im Laufe des Jahres zu verzeichnen. Bei der sehr hervorragenden Rolle, welche Oberschlesien auf dem Weltmarkte bezüglich des Zinks spielt, ist naturgemäß der überwiegende Theil der Pro⸗ duktion für die Ausfuhr bestimmt, und geht theils als Rohzink, theils als Blech in alle Welt. Die Cementfabrikation hat sich, ent⸗ sprechend dem allgemein mehr gesteigerten Verbrauch an Cement auch für fast alle Privatbauten, sehr erheblich entwickelt und ist innerhalb der letzten drei Jahre etwa verdoppelt worden, während allerdings gleichzeitig die Preise auf die Hälfte gegen früher sanken. Das Absatzgebiet erstreckt sich außer auf die nächsten preußischen Landes⸗ theile und Sachsen auch auf Russisch⸗Polen und Oesterreich. — Eine besondere Entwickelung zeigte im vergangenen Jahre die Zucker⸗ heheh bei welcher der Bau von drei neuen Fabriken zu verzeich⸗ nen ist.“
Als eine eigenthümliche, durch die bedeutende Erhöhung der rus⸗ sischen Grenzzölle hervorgerufene Thatsache erwähnt der Bericht, daß unmittelbar an der Grenze bei Sosnovice auf russischem Gebiete, seit den letzten zwei Jahren eine bedeutende Anzahl von größeren Anlagen der Eisen⸗, Textil⸗, Papier⸗ und Glas⸗Industrie von solchen oberschlesischen Gewerbetreibenden errichtet worden sei, welche der⸗ artige Unternehmen bereits im dortigen Bezirke besäßen. Diese An⸗ lagen würden meistens mit deutschen, aus der Stammfabrik entnom⸗ menen Arbeitern betrieben, deren Familien dann vielfach auf deutschem Boden zurückblieben. EE
Was die jugendlichen Arbeiter betrifft, so hat dem Berichte zu⸗ folge, eine Zunahme der jugendlichen Arbeiter in den einzelnen An⸗ lagen nicht stattgefunden. Die Mehrzahl der jugendlichen Arbeiter von 14 bis 16 Jahren entfalle auf die Hütten⸗Industrie, bei welcher 848 beschäftigt seien. Diese Beschäftigung sei im Allgemeinen eine durchaus gesunde. Schulpflichtige Kinder würden nur noch 10 gegen 23 im Vorjahre beschäftigt; die Gewerbetreiben⸗ den nähmen nur noch höchst ungern schulpflichtige Kinder in Arbeit und dies meistens nur da, wo sie den Eltern oder Wittwen eine Beihülfe gewähren wollten. — Arbeiterinnen würden außer auf den Hüttenwerken und den Eisenerzförderungen in größeren Mengen nur noch in einer großen Damastweberei und in den ziemlich zahlreichen Cigarrenfabriken beschäftigt; in keinem dieser Industriezweige sei zwar eine strenge Trennung der Geschlechter durch⸗ geführt, indessen gehe doch das Bestreben der Industriellen schon in ihrem eigenen Interesse dahin, solche zu bewerkstelligen. — Weiter entnehmen wir dem Berichte, daß auf den meisten größe⸗ ren Anlagen des Oberschlesischen Industriebezirks im Laufe des Jah⸗ res 1881 für die wirthschaftlichen Verhältnisse der Arbeiter eine große Umwälzung eingetreten sei und zwar dadurch, daß die Werk⸗ Verwaltungen durch unentgeltliche Hergabe von Lager⸗ und Verkaufs⸗ räumen, sowie durch Gewährung unverzinslicher Darlehen die Gründung von Arbeiter⸗Konsum⸗Vereinen ermöglicht hätten, in deren Verkaufsstellen alle Lebensmittel und nöthigen Gebrauchs⸗Gegenstände zu haben seien. Für die soziale Lage und die Sparfähigkeit der Arbeiter seien diese Anstalten von großem Vortheil, da dieselben dadurch an Baarzahlung gewöhnt und aus den seitherigen Abhängigkeitsverhältnissen befreit würden. Da die Waaren in guter Beschaffenheit im Großen bezogen und des⸗ halb den Leuten an sich schon billiger abgelassen würden, so erwachse den Arbeitern auch ein direkt in die Augen springender pekuniärer Vortheil. Bei allen diesen Konsumvereinen hätten die Arbeitgeber sich zwar eine Kontrole durch ihre Kassenbeamten vorbehalten, allein die Ver⸗ waltung werde von den Aufsehern und Arbeitern gewählt. Die Aktiengesellschaft der „Vereinigten Königs⸗ und Laurahuüͤtte“ sei noch einen Schritt weiter gegangen, um ihre Arbeiter aus den Händen der Wucherer zu retten, indem sie aus einem für solche Zwecke besonders angesammelten Fonds eine bedeutende Summe dazu verwandt habe, um auf den Arbeiterhäusern lastende, zu unglaublich hohen Zinsen gewährte Hypotheken zu erwerben und das Geld den Leuten zu einem den Verhältnissen entsprechenden sehr mäßigen Zinssatze zu überlassen. — In dem Kost⸗ und Quartiergängerwesen sei ebenfalls eine bedeutende Verbesserung in Folge der Ober⸗Präsidial⸗ Polizeiverordnung vom 16. Februar 1880 eingetreten. Die Mißstände, welche in dieser Hinsicht in Oberschlesien ge⸗ herrscht hätten, seien durch die strenge Handhabung dieser Verordnung mehr und mehr gehoben worden, obgleich anfänglich der schnellen Durchführung dadurch Schwierigkeiten entgegengestanden hätten, daß sich eine sehr große Anzahl von bisher benutzten Quartiergänger⸗Wohnungen als nicht den Anforderungen entsprechend erwiesen und die großen Werkverwaltungen daher, um die unverheiratheten Arbeiter unterzubringen, genöthigt gewesen seien, so schleunig als möglich große Schlafhäuser zu erbauen, sowie dort, wo dieselben bestanden hätten, aber von den Arbeitern nur ungern und wenig benutzt worden seien, auf ihre Benutzung mit Energie zu dringen. Diese jetzt überall voll belegten Schlafhäuser seien fast durchgängig den Anforderungen entsprechend.
Aus Leipzig wird der „Voss. Ztg.“ geschrieben: Die günstigen Erfahrungen, welche mit der während der vorigen Oster⸗
Vers aus Tibullus' 3. Gedichte, mehrere Stellen aus Plautus und
8 “ 11“ E1“ 11“ anlaßt, auch für die bevorstehende Osterme se wieder die erforderlichen Veranstaltungen für eine solche zu treffen. Von der Ueberzeugung aus⸗ gehend, daß eine solche Waarenbörse nur vann Aussicht auf zahlreichen Besuch hat, wenn sie möglichst im Mittelpunkte des Verkehrs gelegen ist, hat die Handelskammer wieder die Räume der Leipziger Börsen⸗ halle dafür ausersehen, welche vermöge des Ausliegens einer großen Anzahl von Zeitungen und Zeitschriften aller Art, sowie der neuesten telegraphischen Marktberichte und politischen Depeschen ohne⸗ hin einen Anziehungspunkt für die Meßbesucher bildet. Zufolge freundlichen Entgegenkommens des Vorstandes der Börsenhalle ist diese den Besuchern der Waarenbörse gegen Einzeichnung ihres Namens unentgeltlich geöffnet. Ihre Briefe und Telegramme können Meßbesucher „Börsenhalle“ adressiren lassen. Auch können an einer dafür bestimmten Tafel Karten mit geschäftlichen Anzeigen angeheftet werden. Als eigentliche Börsenstunde ist die Zeit von 4 bis 5 Uhr Nachmittags bestimmt worden, welche nach den bisherigen Wahrneh⸗ mungen dafür besonders geeignet erschien, und zwar an den drei ersten Tagen der Vorwoche, dem 2., 3. und 4. April.
London, 5. März. (W. T. B.) abgehaltenen Wollauktion waren Preise unverändert.
Verkehrs⸗Anstalten.
Plymouth, 5. März. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Silesia“ ist hier eingetroffen.
Berlin, 6. März 1883.
Der Deutsche Fischerreiverein hielt gestern Abend unter Vorsitz des Kammerherrn von Behr⸗Schmoldow im Herrenhause seine Generalversammlung ab. Der vom Vorsitzenden erstattete Bericht, der sich über die Jahre 1881 und 1882 erstreckte, konnte konstatiren, daß der Verein in dieser Periode der Arbeit gar viel gethan hat. Aus seiner Anregung heraus entstand jene Konferenz in Lindau, in der die schwierige Frage der Ordnung der Fischereiverhältnisse im Bodensee einer Lösung entgegengeführt wurde. Oesterreich hat für Vorarlberg bereits ein Schongesetz erlassen; für Bayern und die Schweiz steht der Erlaß gleicher Gesetze in Aussicht. — In der Hoff⸗ nung, die praktischen Fischer selbst an den Aufgaben des Vereins zu betheiligen, hat derselbe Preise für künstliche Züchtung ausgesetzt. In Bezug auf die künstliche Züchtung von Hecht und Barsch sind bereits die besten Resultate erreicht; hinsichtlich des Zanders hat man zwar noch nicht gelernt, ihn künstlich zu erbrüten, man weiß aber, daß sich junge Zander schon im Alter von drei Monaten versenden lassen und sucht nun durch Versandt derartiger junger Thiere, die man im Bodensee, im Rhein und im Main aus⸗ gesetzt hat, der Verbreitung dieses wohlschmeckenden Fisches Vorschub zu leisten. Auch für den Stör sind Preise aus⸗ gesetzt worden. Kein Fisch ist mehr bedroht wie der Stör, dem durch die Flußregulirungen alle Laichplätze genommen sind; gerade aber der Stör verdient besondere Beachtung, da er eine überaus ge⸗ sunde Nahrung bietet und schon ein paar Wochen nach der Geburt ins Meer wandert, um von dort als Riese zurückzukommen, seine Zucht somit besondere Kosten nicht verursacht. Auch die auf ihn be⸗ züͤglichen Preisaufgaben sind bereits gelöst. Außerdem hat sich der Verein bemüht, aus dem Fischreichthum anderer Länder Geeignetes nach Deutschland zu verpflanzen. Es sind auf diese Weise Eier von 6 amerikanischen Salmoniden, sowie der gleichfalls aus Amerika stammenden Black Baß, von der Seeforelle des Gardasees und von der schönsten Forelle Schottlands hierher gelangt. Sein Hauptbestreben hat der Verein in beiden Jahren jedoch dem Rheinlachs zugewandt. So viel überhaupt nur zu beschaffen waren, sind angekauft worden. Die Aussetzung ist so viel wie möglich schon im Gebirge erfolgt und die Resultate sind überall glänzende gewesen, so vor Allem auch in der Elbe. Allein in diesem Jahre hat der Verein 300 000 Eier nach Böhmen gesandt, damit sie dort in die Elbe gesetzt werden. Leider klagt man noch immer über den zu .“ des Fisches. Der Bericht beklagt sodann das geringe Interesse, das im Allgemeinen in Deutschland der Fischzucht entgegengebracht werde. Dieses geringe Interesse dokumentire sich vor Allem auch in dem aktiven und passiven Wider⸗ stande, den man der Aufstellung von Lachs⸗ und Aalleitern entgegen stelle. Was den Aal an sich anbetrifft, so schwebt über die Art seiner Fortpflanzung noch immer das alte Geheimniß, dagegen hat man mit der Aalversetzung viel Glück gehabt. Allein in die Donau sind in den letzten drei Jahren 350 000 Stück ausgesetzt worden. Die Ottersunde, die sich in England sehr bewährt haben, sind neuerdings in einigen Exemplaren auch in Deutschland eingeführt worden. Die vor zwei Jahren angeregte Frage der Errichtung eines Schutzhafens bei Saßnitz hat zwar noch keine Verwirklichung gefun⸗ den, die Regierung steht dem Projekt aber wohlwollend gegenüber. In dem bei der Insel Oie bereits bestehenden Hafen haben in 5 Jahren 22 000 Boote Schutz gefunden. Was nun das Gesammt⸗ resultat anlangt, so hat der Verein im Jahre 1880/81 6, im Jahre 1881/82 knapp 5 und im Jahre 1882/83 etwa ebensoviele Millionen Eier gekauft, vertheilt und ausbrüten lassen. Die Zahl ist zurück⸗ gegangen, weil nicht so viel Eier vom Lachs zu beschaffen waren. Die Gesammtausgaben betrugen im Vorjahre 40 000 ℳ Während der Hauptverein 30 Mitglieder ver⸗ loren hat, hat sich die Mitgliederzahl der Provinzial⸗ und Lokalvereine um 3000 vermehrt. In Bayern allein ist die Zahl von 2000 auf 4000 gewachsen. Die v.vö schritt sodann zur Wahl des Vorstandes, betraute von Neuem die Herren von Behr⸗Schmoldow, von Bunsen und Professor Peters mit dem Vorsitz, erwählte auch die übrigen Vorstandsmitglieder wieder und berief außerdem den Ge⸗ heimen Reg.⸗Rath Friedberg, den Dezernenten für Fischereiangelegen⸗ heiten im landwirthschaftlichen Ministerium, sowie den Stadtrath Eberty in den Vorstand. G “ L
Der Louisenstädtische Stenographen Roller, beginnt am 8. März, Abends 8 ½ Uhr, in den Thüringer Bierhallen, Oranienstr. 64, einen unentgeltlichen Kursus für Damen und Herren in der Rollerschen Stenographie. Nur für Lehrmittel sind 3 ℳ zu entrichten. Anmeldungen werden von dem daselbst an⸗ wesenden Lehrer entgegengenommen.
In der Singakademie wird am Freitag, den 16. d. Mts., Abends 6 ½ Uhr, S. Bachs Passionsmusik n. d. Evgl. St. Matthäi, aufgeführt werden. Einlaßkarten zu 4,50 ℳ (Loge 3 ℳ, Balkon 2 ℳ) sind bei dem Hauswart der Singakademie zu haben.
Das gestrige zweite Abonnementsconcert, welches das Philhar⸗ monische Orchester unter der Leitung des Professor Rudorff in der Sing⸗Akademie veranstaltete, hatte sich wieder reger Theil⸗ nahme zu erfreuen. Das Programm war aus Kompositionen dreier gleichzeitiger Tondichter, Spohr, Weber und Schubert, zusammengesetzt und bot dem Auditorium eine Fülle ansprechender Melodien, die der meisterhafte Vortrag bis in die feinsten Nüancen zur vollsten Gel⸗ tung brachte. Besonders gelang die Oberon⸗Ouvertüre. — Das nächste Abonnementsconcert des Philharmonischen Orchesters findet am Mon⸗ tag, den 9. April, im Saale der Sing⸗Akademie statt.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kessel). Sechs Beilagen
Elsner
setzen oder überflüssig machen, sondern denselben nur als unentbehrliches, alljährlich neu erscheinendes Supplement dienen. Woldemar Kaden,
messe und sodann während der Michaelismesse abgehaltenen Waaren⸗ börse hier gemacht worden sind, haben die Handelskammer ver⸗
Berlin, Dienstag, den 6. Mürz
Bei der am Sonnabend
pend ein Zusammenhang zwischen di
ündet, ist es Ihr Recht, einen
Berlin, 6. März.
en. prenf⸗ strigen (41.) Sitzung
zufe der ge geordneten wu de es Gesetzes, lis⸗Ctauae, 4 ssion überwiesenen Kap 1 nisteriums der geistlichen ꝛc.
pro 1883/84 mit der
eüt. ese in Tit, 25 und 29 des Kap. 121 Aus diesem Etat ware die Budgetkommission
I des Abg. von Benda an die Bude fAnrwfesen 2 Es handelte sich in Tit mme von 427 470 ℳ zu Schulaufsichtskosten, n Etat um 100 030 ℳ erhöht werden soll chuß für die Schulinspektoren, it bekleiden, und im Tit. 29 lche bisher 700 000 ℳ betragen haben.
Der Abg. Knörcke hatte hierzu beantragt,
iese S erhöhe
gen den Tit. 29 um diese Summe zu
dSDie Budgetkommission hatte beantragt:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: 1) Kap. 121 Tit. 25 und 29 der dauernden
1 bewilligen; . ab u des Abgeordneten Knörcke: —* In Kap. 121 Tit. 25 nur die bisherige 727 470 ℳ zu bewilligen, die M 150 030 ℳ dagegen beim Tit. 29 zur weitere der Lage der Emeriten einzustellen. 8 urch den Beschluß über Tit. 25 und 29 für erledi Der Referent Abg. Graf zu rim Titel 25 geforderte Summe s 8 che Geistliche bestimmt, und solle diesen nur (.
b ähren; man habe den Zuschuß eren Auslagen gewah — nterständen jedem der
8 uU hnet, daß man angenommen habe, es eittichen 30 Schulen, jede würde zwei d erfordere an d enn 1n dieser Satz sehr gering sei, ng doch damit auszukommen. g88 neriten gesetlich vsn regeln, sei die Grundsätze jerft ien jer dcent. In der augenblicklichen Situation
neriten mindestens ein Drittel des
Mal jäh so glau
altung vertheile die vorhandenen Mittel an fwingialregierungen, und behalte sich einen ds von 100 000 ℳ zurück, um Ungleichheiten
iche in den Eingaben der Provinzialregierungen en immh gc irfnisse seien aus diesem Centralfonds bis auf Das Bedürfniß der Erhöhung dieses Regierung bestritten, un Hause nicht aufdrängen
sei erledigt worden. onde werde demnach von der dle sich eine Mehrbewilligung vom sen. Er bitte deshalb, die Positionen nach ändert zu bewilligen.
Der Abg. von Benda bat das Haus, beide Titel in der vöG und die Staatsregierung, besseren Information des Hauses
gkussion zu vereinigen, ing zu der Materie der lver noch vor Beginn der Hierauf ergriff der Finanz Meine Herren! 8 ingt anschließen, die Tiit. r zu diskutiren. An sich
Zustimmung der Regierung dazu
Diskussion klar zu ⸗Minister Scho
25 und 29 des Kap. 121
zu entnehmen,
irgend ein Votum zu Tit. 25 irgend hcung der Regierung zu Tit. 29. Meine Herren, iche an der einen Stelle zu machen, um dadu sitionssonds zu Zusetzungen an anderen Steller s muß die Regierung auf das Allerentschiedenste, berall, wo das Haus seisen guten konstituti mäß findet, daß das, was die willigen, über de Raß hinausgeht, welches hier lligen, über das Maß gehe werfolgen Zu egierung wird .“ zu erwägen haben in solch strich so groß ist, da mit . Summen auszukommen im Stande h das Weitere ergeben. Jede Disposition aber trichene Summe und deren Zusetzung an einer and ines Erachtens außerhalb der Befugniß des Hause age der Befugniß, der Initiative des Hauses send eines Budgetpostens will ich nicht erschöpfen. ngenblick dahingestellt sein lassen, ob ter Umständen recht nützlich sein möge, „einmal ausnahmsweise zu einer solchen greift. Ich lasse diese Frage sbständiger Akt, der mit einem
wenn das
allerwenigsten in der Lage ist, ihr Urtheil bei dem n Titel empfiehlt und bei dem einer Kombination beider abhängig zu machen. chulaufsichtskosten, und zwar zu widerruflichen e2 Verwaltung von Schulinspektionen, reitung des Etats von Seiten des
der einer Erhöhung, um 100 000 ℳ bedarf.
nommen aus den bisherigen Diskussionen, Unterrichtsverwaltung dargelegte, von waltung anerkannte Bedürfniß in seinen Grundla üttert sei. eziehung, hier näher in die
ch so wie damals, als ich meine
dieser Mehrausgabe gefördert wird, n Sie an Rhestn⸗ Titel einen Abstrich vornehme „ meine Herren, hat die Staatsregierung eitung des Etats und bis zu er Erhöhung der Summe nicht empfunden ch nur bestätigen, daß einer Erhöhung rtigen Verhältnissen jetzt ochen werden würde.
täätigen auf die ausdrückliche Frage des
Im weiteren Ver⸗ des Hauses der die 1.2— 88 re
die Feststellung des aa aus⸗ „1— v Distussion des der Kom⸗ Kap. 121 Tit. 25 und 29 des Etats des Angelegenheiten fort⸗
welche dieses Amt als Neben⸗ um die Emeritengehälter,
die im Tit. 25 der Regierung mehr geforderten 100 030 ℳ abzusetzen,
Ausgaben unver⸗ die geforderte Mehrsumme von
Limburg⸗Stirum b ser hauptsächlich für katho⸗
Fuhrkosten und Schreibgebühren 10 ℳ
Die Verhältnisse der durchaus wünschens⸗ hierfür seien jedoch
Gehalts gewährt z feste Pension, das übrige als Zuschuß. Die Centralver⸗
Die Regierung kann dem Vorgang ja sich un⸗ möchte ich aber nur bitten, daraus nicht
esen beiden Titeln bestände und einen Einfluß hätte auf die
Regierung im Etat
er die Wirthschaft unmöglich macht, oder ob
es nicht vielleicht auch gut und
Erhöhung die Initiative dahingestellt, aber das ist ein ganz Abstrich an Sferhe Fe, 98 d nimmermehr etwas zu thun hat. Von dem tandpunkte aus in die ichzeitige Wehnetnan ber beiden Titel eintretend, halte ich aufrecht, ß der eine Titel den anderen nichts angeht und daß die Regierung
Remunerationen für ist rechtzeitig bei der Vor⸗ LLE1111 der anzverwaltung gegenüber als ein solcher dargelegt, un ann gen, z e ugung als ein solcher dargelegt wor⸗ n, zu meiner vollsten Ueberzeugung Zargenge nicht daß dieses von Finanz⸗ hen,rgengse she J öte es aber nicht als meine Aufgabe in dieser Iöüsber dchcs Erörterung 15 Zerbäͤkgeff ementrgen, kann inanz⸗Minister bin ich in diesem Augen sen r. ges dets e Zustimmung zu dieser Mehraus⸗
be erklä ü er Nutzen des Landes ist, welcher sderiff becfegte ac bert 8 ich möchte es beklagen, Bei Tit. 29 ihrerseits bei der Vor⸗ dieser Stunde das Bedürfniß ich kann unter den gegen⸗ von der Staatsregierung wider⸗ t b 8 erhan durchaöten, und darf rage ei a Ihre Budgetkommission ste . ingen uverstonden, denah, c 9 Herrn Vorredners, daß die
von den Kommissaren in der Budgetkommission abgegebenen Erklä⸗i rungen allerdings Erk ärungen der Königlichen Staatsregierung sind, wie Sie das auch ohne Weiteres wohl voraussetzen konnten.
.25 um die welche nach als Staats⸗
n.
Summe von n Aufbesserung
at zu erklären. bemerkte,
rsatz für ihre so be⸗
rlich revidirt,
be die Regie⸗
noch nicht werde jedem
die einzelnen Dispositions⸗ zu beseitigen.
und sie
dem Etat un⸗
ihre Stel⸗
legen. lz das Wort:
gemeinschaftlich
daß materiell
die Idee, Ab⸗ rch einen Dis⸗ n zu gewinnen, zurückweisen. — onellen Rechten proponirt, zu die Zustimmung lassen, und die em Fall, ob der
ist. Dabei wird über eine ab⸗ ern Stelle liegt 8. Die streitige zur Erhöhung Ich will im
Haus hier und
über das, was anderen nicht, Der Tit. 25 zu
der
n.
und
sammengeworfen zu sein, die doch nicht scharf genug getrennt werden können, wenigstens, wenn die Bedürfnißfrage eine richtige Antwort finden soll. Die eine Frage ist: ist ein Bedürfniß da, für die
mit dem
Bei Titel 29 scheinen mir in der Diskussion zwei Fragen zu⸗
Pensionirung der Elementarlebrer neue Normen auf⸗ zustellen, und die zweite: ist ein Bedürfniß da, ab⸗ gesehen von dieser Gesetzgebungsfrage größere Mittel zur Unterstützung der emeritirten Elementarlehrer zur Verfügung zu stellen? Das Bedürfniß nach der Seite der ersten Frage bin ich weit entfernt bestreiten zu wollen, ich möchte es aber auch jetzt nicht diskutiren, denn Tit. 29 ist nicht dazu da, um die Mittel zur Durchführung eines neuen Lehrerpensions⸗Gesetzes zu gewähren, sondern um mosglichst Unterstützungen da an pensionirte Lehrer zu gewähren, wo ein Unterstützungsbedürfniß vorhanden ist. Und da kann ich nur sagen, wie das auch voriges Jahr bereits kon⸗ statirt ist, es ist durch die große Vermehrung dieses Titels, der in etwa 10 Jahren von 30,000 auf 700 000 ℳ gestiegen ist, dem drin⸗ genden Bedürfniß auf diesem Gebiete in der That Befriedigung ge⸗ währt, so zwar, daß, obwohl ich weit entfernt bin, nicht auch diesem Kreise von pensionirten Beamten jede wünschenswerthe weitere Verbesserung ihrer Lage zu gönnen, doch ein prioritätischer Anspruch dieser Perso⸗ nen auf eine weitere Erhöhung der Unterstützungen zur Zeit nicht be⸗ steht. Wir sind ja in der Lage gewesen, beim diesjährigen Etats⸗ entwurfe manches Bedürfniß zu befriedigen und haben nicht künstlich im Etat Alles so herumzuschrauben gesucht, daß etwa eine Balanze erzielt wäre. Dieser Gedanke wäre nie durchzuführen gewesen und er hat auch nie bestanden. Die Regierung war, wie ich auch schon bei der ersten Berathung des Etats auszuführen die Ehre hatte, nicht in der Lage, zu sagen, weil die Finanzlage so ist, daß ein balanzirender Etat ohne Anleihe nicht hergestellt werden kann, des⸗ halb muß jedes Bedürfniß zurückgedrängt werden, so wichtig und dringend es auch sein mag. Nein, meine Herren, das ist die Position der Königlichen Staatsregierung nicht gewesen, son⸗ dern sie hat sich gesagt, daß dieser Mangel eines balanzirenden Etats ein vorübergehendes Uebel sei und nicht dahin führen dürfe, die Wirth⸗ schaft inzwischen verkümmern zu lassen, sondern daß überall da, wo wirklich dringende Bedürfnisse sind, der Staat trotz dieser Finanz⸗ lage die Hand bieten müsse. Wenn also nach der Meinung der Re⸗ gierung es sich bei Tit. 29 um ein solches dringendes Bedürfniß ge⸗ handelt hätte, so würden wir, ganz unabhängig davon, ob bei den Schulaufsichtskosten 100 000 ℳ zu ersparen gewesen wären oder nicht, vorgeschlagen haben, bei Tit. 29 so oder so viel mehr einzustellen. Es hat aber für eine solche Annahme an Anhalt gefehlt und deshalb haben wir hier nichts weiter einstellen können, deshalb haben wir keine Vermehrung vorgeschlagen, und ich bitte auch das hohe Haus, mit seiner Budgetkommission es unverändert bei den Vorschlägen der Staatsregierung zu belassen. G Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, wohl hätte er eine getrennte Behandlung beider Titel für besser gehalten, doch sei er nicht gegen die Vereinigung. Das Verfahren des Abg. Knörcke, das der Minister als unzulässig erklärt habe, habe einfach darin bestanden, daß derselbe beantragt habe, bei einem Titel 100 000 ℳ abzulehnen, was der Minister als berechtigt zugegeben habe, und sie einem andern zuzulegen, was ebenso unzweifelhaft zulässig sei. Nur dadurch, veg er Abg. Knörcke die Motive seines Handelns klar gelegt habt) er wolle hier sparen, um anderswo, ohne Erhöhung des Kultusetats im Ganzen, mehr ausgeben zu können, sei die ganze Unordnung entstanden. Zulässig sei das ganze Vorgehen unzweifelhaft ewesen. “ Der Präsident von Köller erklärte, da sich kein Wider⸗ spruch erhebe, werde die Debatte über Titel 25 und 29. vereinigt. Hierzu Resolution: „Das Haus der Bei dem bestimmten
beantragte der Abg. von Bennigsen folgende
Abgeordneten wolle beschließen, zu erklären: Widerspruch der Königlichen Staatsregierung von einer Erhöhung des Titels 29 Kap. 121 Abstand zu nehmen, unter diesen Umständen aber der Erwartung Ausedruck zu geben, daß, wenn nicht mehr in dieser, jedenfalls in der nächsten Session ein Gesetzentwurf über die Pensionirung der Elementarlehrer vorgelegt verde.“
werdg. Abg. Knörcke erklärte, der Finanz⸗Minister habe das Bedürfniß einer Erhöhung der Lehrerpensionen nicht anerkannt. Diese Erklärung habe ihn (den Redner) mit Befremden und Be⸗ dauern erfüllt. Nur in Mecklenburg seien die Volksschullehrer⸗ Pensionsverhältnisse so schlimm wie in Preußen. Die preußi⸗ schen Volksschullehrer seien die einzigen Beamten, deren Pen⸗ sionsansprüche nicht gesetzlich geregelt seien. Seit einem Men⸗ schenalter habe die Regierung das Land mit der Zusage eines Pensionsgesetzes hingehalten. Von bloßen Hoffnungen könnten die Emeriten doch nicht leben. Nun solle ein Lehrerpensionsgesetz im Kultus Ministerium fertig liegen. Warum werde es nicht vor⸗ gelegt? Vielleicht werde eingewendet werden, das Gesetz könne nur im Zusammenhang mit dem Schuldotationsgesetz vor⸗ gelegt werden. In vielen anderen Staaten habe man indeß das Pensionsgesetz ganz allein beschlossen. Warum sollte es in Preußen nicht möglich sein? Ueber die Gründe der Verzöge⸗ rung habe er nur Vermuthungen. Jedenfalls seien an der Verzögerung nicht die Räthe des Kultus⸗Ministeriums schuld, sondern jemand anders. Die Lehrerpensionen in Preußen seien vollkommen unzureichend. Die Volksschullehrer sollten 33 ⅛ ihres Einkommens an Pension beziehen, in anderen Staaten bekämen sie nach 40⸗ oder 50 jähriger Dienstzeit 80 — 100 Proz. ihres Gehalts. Die Zuschüsse zu den Pensionen seien in das Belieben der Behörden gestellt, und wirkten doch nur als Almosen. Die Zuschüsse zu den Pensio⸗ nen würden außerdem gemacht unter Anrechnung des Vermögens, der Ersparnisse der Lehrer, danach, ob sie vielleicht bemittelte Verwandte haben, ja sogar, wie er erfahre, danach, ob der betreffende Emeritus aus einer frei⸗ willigen Hülfskasse, die die Lehrer selbst gebildet haben, etwas erhalte. Der Minister von Puttkamer habe 600 ⸗ als Minimalpension der Volksschullehrer bezeichnet. Trotzdem be⸗ kämen 60 Proz. der Lehrer noch unter 600 ℳ, davon viele nur 300 ℳ Die niedrigsten Beamten erhielten er⸗ heblich mehr Pension als die Volksschullehrer. Nach Art. 23 der Verfassung hätten öffentliche Lehrer die Rechte und Pflichten der Staatsdiener. Wenn das der Fall sei, dann begreife er nicht, wie man das Bedürfniß eines Pensions⸗ gesetzes im Interesse einer Gleichstellung der Pensionen der Lehrer
hre Berufsfreudigkeit verlieren, und für die Schule erwachse
daraus der Nachtheil, daß die Lehrer im Amte verbleiben, so lange es ihnen irgend möglich sei. s freuen, wenn der Kultus⸗Minister zusage, daß derselbe unter allen Umständen im nächsten Jahre ein Pensionsgesetz vor⸗ zulegen gedenke.
Er würde sich herzlich
Demnächst nahm der Finanz⸗Minister Scholz wie folgt
das Wort:
Mir scheint, daß der Herr Vorredner die Bedürfnißfrage doch
nicht auseinandergehalten hat, so weit sie sich auf den Unterstützungs⸗ fonds und soweit sie sich auf die Gesetzgebung bezieht, welche für die Pensionirung der möchte mir aber, gen enthielten in erklären, doch eine kurze Erwiderung erlauben.
Lehrer bessere Bestimmungen herbeiführen soll. Ich da seine Worte nicht zu verkennende Anschuldigun⸗ Bezug auf das, was ich die Ehre gehabt habe, zu Er hat gesagt, die Erklätung, die ich Namens der Regierung abgegeben, hätte ihn mit Befremden und Bedauern erfüllt, indem diese Erklärung das Bedürfniß bestritten habe. Ich weiß nicht, welches Bedürfniß der Herr Abgeordnete in diesem Augenblick ins Auge gefaßt hat. Wenn er genau gehört hätte, was ich gesagt habe, würde er gefunden haben, daß ich über⸗ haupt kein Bedürfniß bestritten habe, hier zu helfen. Nämlich was das Bedürfniß betrifft, den Unterstützungsfonds zu verbessern, so habe ich ausdrücklich gesagt: zur Zeit kann ich ein prioritäti⸗ sches Bekürfniß nicht anerkennen, und ich habe hinzugefügt, ich würde mit ihm den emeritirten Lehrern jede Verbesserung gern gönnen, die wir ihnen bieten könnten, aber es bestehe zur Zeit nicht ein Be⸗ dürfniß, vor anderen ihnen etwas Mehreres zu gewähren. Das ist doch also etwas anderes als wie die einfache Bestreitung des Be⸗ dürfnisses gewesen. Ich muß auch sagen, die Staatsregierung kann ja nicht einseitig in dieser Beziehung nur nach den emeritirten Lehrern hinsehen, sie hat ja die Gesammtheit der aktiven und außer Thätig⸗ keit getretenen Beamten ins Auge zu fassen, und es ist eine ganz irrige Vorstellung, meine Herren, daß lediglich bei den emeri⸗ tirten Lehrern solche Summen vorkämen, wie der Herr Ab⸗ geordnete sie als unzulänglich zum Lebensunterhalt hervorge⸗ hoben. Wir haben Hunderte von Beamten, die mit erheblich weniger als 600 ℳ im Pensionszustande leben müssen, denen wir auch nicht die 600 ℳ ergänzen zu können in der Lage sind. Von einem gerechten, gleichmäßig wohlwollenden S andpunkt für Alle, ist die Erklärung ausgegangen, die ich abgegeben habe, daß wir hier den Unterstützungsfonds zu erhöhen jetzt als prioritätisches Bedürfniß nicht anerkennen können. 1 3 Auch die Modalitäten, wie bei der Bewirthschaftung eines solchen Unterstützungsfonds verfahren wird, sind von dem Herrn Abgeordneten zu Unrecht einer tadelnden Kritik unterworfen. Alle Unterstützungs⸗ fonds im ganzen Staatshaushalt werden in derselben Weise bewirth⸗ schaftet, daß man nicht dem, der hat, giebt vach irgend einer Schablone, sondern daß man die persönlichen Verhältnisse des zu Unterstützenden untersucht und danach soviel ergänzend hinzuthut, daß er bestehen kann. Wenn dieser Fonds für emeritirte Lehrer in dieser Weise gehandhabt wird, dann wird er richtig gehandhabt, und es be⸗ steyt kein Grund, sich darüber zu beklagen. 8 “ Der Herr Abgeordnete hat nun aber den größeren Theil seiner Rede, wie ich glaube, doch wohl der Behauptung widmen wollen, daß das Bedürfniß der Gesetzgebung in dieser Beziehung sehr dringend sei, und darauf bezieht sich wohl seine Bemerkung, daß dem immer blos mit Zusagen begegnet werde. Ich glaube, der Herr Abgeordnete hat nicht undeutlich zu verstehen gegeben, daß er an⸗ nimmt, die Finanzverwaltung ist der Sitz des Uebels. Er hat aus⸗ drücklich erklärt, die Räthe, welche die Sache im Kultus⸗Ministerium bearbeiten, und der Herr Kultus⸗Minister würden schon weiter ge⸗ kommen sein; aber 2 18 wohl annehmen, daß wo anders die inderungsgründe zu finden seien. W“ . 5 Herren, ich gebe das ja zu; ich weiß, der Leiter jeder Finanzverwaltung wird darauf gefaßt sein müssen und die Erfah⸗ rung machen, gelegentlich hartherzig, engherzig und beschränkt gescholten zu werden, namentlich wenn er populären Strömungen gegenüber die Ordnung des Haushalts und fundamentale Grundsätze festzuhalten sich bemüht. Der Kämmerer der kleinsten Stadt wird das ebenso erfahren, wie der Finanz⸗Minister eines großen Landes, und ich bin auch fern davon, mich darüber zu beklagen. Ich nehme das Odium gern auf mich, es ist untrennbar von dem Amte, welches ich auf mich genommen habe. Wenn ich aber dennoch zu dieser Frage mich noch 6 weiter äußernd mich einmischen will, meine Herren, so halten Sie mir das zu gut wegen der Bedeutung der Sache, um die es sich handelt, und wegen des unangenehmen Eindrucks, den es überall im Lande machen müßte, wenn ein solcher auf die Finanzverwaltung und damit auf die Regierung geworfener übler Schein als richtig und zutreffend an⸗ sehen würde. gesehon nñ⸗ Herren! Ich bin sieben Jahre lang Arbeiter im Kultus⸗ Ministerium gewesen. Die Erfahrungen und die Eindrücke, die ich da gewonnen habe, habe ich auch keinen Tag vergessen. Ich habe im Kultus⸗Ministerium immer zu bearbeiten gehabt, die Angelegenheiten der Verbesserung der äußeren Lage der Geistlichen und der Ele⸗ mentarlehrer, und ich kann Ihnen sagen, ich glaube, in meinem Leben nie ein befriedigenderes amtliches Wirken gehabt zu haben, als in diesem Dezernat. Ich habe auch demnächst, als ich in das Finanz⸗Ministerium eintrat, zu meiner Freude sechs oder sieben Fehe⸗ die spezielle Fürsorge für den Kultusetat gehabt und ich darf e⸗ kennen, daß ich mit meinem damaligen Herrn Chef, dem verehrten Hrn. Minister Camphausen, in nichts mehr übereingestimmt habe, als in der Sympathie und Fürsorge für alle Theile dieses Etats. Der Hr. Minister Camphausen war niemals karg, wo es galt, die Mittel flüssig zu machen für die Pflege der idealen Güter der Nation und vor allen Dingen den Kultusetat auszustatten, der lange vorher vernachlässigt worden war unter dem Drucke finanzieller Verhältnisse. Unter seiner Verwaltung ist das Ordinarium des Kultusetats von 18 Millionen Zuschüsse auf 46 Millionen jährlich gestiegen, und ich glaube danach eine Art Präsumption für mich 3 haben, meine Herren, daß die Angelegenheiten der Elementarschu e, daß die Angelegenheiten des Lehrerstandes mir nicht minder am Herzen liegen, auch nicht einen Augenblick minder am Herzen liegen,
8 errn Vorredner. cern ; wie dem Herrn ich hoffe, selbst dies
Wenn nun, wie 1 nicht bestritten werden wird, so glaube ich mir gewisser⸗ maßen den Boden geebnet zu haben, um auch. von Ihnen das Anerkenntniß zu erbitten, daß es sich bei der Thätigkeit der Regierung auf diesem Gebiete nicht blos um unerfüllt bleibende Zusagen handelt. Die Dinge haben eben Schwierigkeiten, über welche hininentelfen mir tescheinstt
ade wesentliche Fingerzeige gege e. Meine Herren! Wenn die Frage der Pensionirung der Ele⸗ mentarschullehrer gesetzlich neu geregelt werden sollte für sich und außer dem Zusammenhang mit einem Schuldotationsgesetze, so würde sie naturgemäß doch nur geregelt werden können auf der Basis der jetzt be⸗ stehenden gesetzlichen Schulunterhaltungspflicht, denn daß eben die Pflicht jedem zu emeritirenden Lehrer sein Emeritengehalt zu bezahlen, nur ein einzelner Theil der Schulunterhaltungspflicht ist, das wird Nie⸗ mand bestreiten. Alle Pensionirung ist eben nur eine aufgesparte Besoldung. Wer Jemand zu besolden hat, hat ihn auch zu pensioni⸗ ren, Niemand anders, und wenn ich eine neue gesetzliche Regelung der
von ihm
mit denen anderer Beamten leugnen könne. Wenn die Lehrer mit bloßen Versprechungen hingehalten würden, so müßten sie
Pensionirung der Elementarlehrer jetzt für sich vornehmen will, so
nicht scheint als ob der Herr Vorredner 86