oder Waaren bei anderen Per⸗
2) Waarenbestellungen aufsuchen 8 K als in
sonen, als bei Kaufleuten, oder an anderen Orten, offenen Verkaufsstellen zum Wiederverkauf ankaufen,
gewerbliche Leistungen anbieten, 8 Musikaufführungen, Schaustellungen, theatralische Vorstellungen
oder sonstige Lustbarkeiten, ohne daß ein höheres Interesse der
Kunst oder der Wissenschaft dabei obwaltet, darbieten will, bedarf eines Wandergewerbescheins, soweit nicht für die in Ziffer 2 bezeichneten Fälle in Gemäßheit des §. 442. eine Legitimations⸗
karte genügt. 8 st In dem Falle der Ziffer 4 ist auch für den Marktverkehr (§. 64) ein Wandergewerbeschein erforderlich. 8
Nachdem der Reserent Abg. Dr. Hartmann die Beschlüsse der Kommission kurz vertheidigt und um ihre Annahme ge⸗ beten hatte, warnte der Abg. Dr. Baumbach davor, die Prinzipien der Freizügigkeit und Gewerbefreiheit zu verletzen und nicht dadurch wie bei den Zünftlern den Appetit aach weiteren Einschränkungen zu wecken. Das Hausirgewerbe sei gleichberechtigt mit dem seßhaften Gewerbe, und der Hausirer müsse in seinem redlichen Erwerb geschützt werden. Die Wichtigkeit des Hausirhandels zeige sich am eklatantesten in der Kolportage. Alle buchhändlerischen Kreise hätten sich gegen die Beschränkung der Kolportage aus⸗ gesprochen. Auch der Grund, daß das Publikum durch den Hausirhandel belästigt werde, sei nicht stichhaltig, dagegen könne man sich schützen. Der Hausirhandel habe aber eine große Bedeutung für den Handel, namentlich an Orten, die außerhalb der Ver⸗ kehrswege liegen. In ddieser Hinsicht seien die Klagen der Herren aus Sachsen sehr unmotivirt. Durch Beschränkung des Hausirhandels würde man nur dem Inseratschwindel in die Hände arbeiten. Er bitte, den Standpunkt der Gleichberechtigung auch hier festzuhalten. Man solle das Maß polizeilicher Be⸗ schränkungen nicht über das Erforderniß ausdehnen. Zum Schluß wolle er noch den Gedanken anregen, von Reichs wegen eine einheitliche Normirung der Wanderlager⸗ bestcuerung eintreten zu lassen.
Der Abg. von Kleist⸗Retzow wandte dagegen ein, daß das Leben des Hausirers ein Leben auf den Straßen und in den Kneipen sei, daß das Hausirgewerbe nothwendig zur Vagabondage führe. Ein solches Gewerbe könne man nicht dem seßhaften Gewerbe gleichstellen. Jede Begünstigung des Hausir⸗ gewerbes bedente eine Schwächung des seßhaften Gewerbes vermöge der zwischen beiden bestehenden Konkurrenz. Die niederen Detailpreise der Hausirer zwängen die seßhaften Gewerbtreibenden zum Borgen, um die Konkurrenz aushalten zu können. Die Hausirer erhielten aber ihre billigere Waare nicht durch bessere Einkäufe, wie behauptet werde, sondern dadurch, daß sie den Ausschuß aller Waaren ankauften. Die Ausdehnung des Hausirhandels bedeute die Schädigung des deutschen Gewerbes, des ganzen Volkslebens. Redner schilderte sodann aus eigener Erfuͤhrung die Belästi⸗ gungen, denen ein Gutsbezirk durch solche Hausirer, Slova⸗ ken, Colporteure ꝛc. ausgesetzt sei. Hier seien Einschränkungen in Bezug auf die Person des Hausirers, die vertriebenen Gegenstände und die Konzessionsertheilung wohl gerechtfertigt.
Er werde deshalb durchweg für die Regierungsvorlage ein⸗ treten. - Bei Schluß des Blattes erhielt der Abg. Büchtemann das Wort.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich niederländischen Hofe, von Alvensleben, hat den Haag mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗ Sekretär von Tümpling als interimistischer Geschäftsträger.
— Der General der Infanterie von Woyna, Gou⸗ verneur der Festung Mainz, ist behufs Abstattung persönlicher Meldungen aus Anlaß seiner kürzlich erfolgten Beförderung hier eingetroffen.
— Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, hat sich zur Musterung des Fuß⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 11 nach Thorn begeben.
— Der General⸗Lieutenant Freiherr von Schleinitz, Commandeur der 12. Division, ist nach Abstattung persönlicher Meldungen nach Neisse wieder abgereist.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: DPr. Boldt, Duesterhoff, Kramer und Proels in Berlin, Dr. Schulz in Franksurt a. O., Dr. Behncke in Zechin, Dr. Schwarz in Letschin, Dr. Fritsche in Himmelpforten, Dr. Legal in Barmen, Dr. Faßbender in Schlebusch, Dr. Rath in Neersen.
— S. M. S. „Nymphe“, 9 Geschütze, Kommandant Kor⸗ vettenkapitän Dietert, ist am 6. April cr. in Genua ein⸗ varoffen und beabsichtigte am 16. dess. Mts. nach Malta zu gehen.
Sachsen. Dresden, 7. April. Aus gut unter⸗ richteter Quelle erfährt das „Dresdner Journal“, daß der König bei der bevorstehenden Krönung des Kaisers und der Kaiserin von Rußland durch den General⸗Adjutanten, General⸗Lieutenant Prinzen Georg von Schönburg⸗Walden⸗ burg vertreten sein wird. In der Begleitung des Prinzen werden sich befinden: der Geheime Rath im Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten und Kammerherr von Watzdorf, der Flügel⸗Adjutant, Oberst und Commandeur des Schützen⸗ Regiments, von Minckwitz, der Seconde⸗Lieutenant im Garde⸗ reiter⸗Regiment, Graf Seebach und der Seconde⸗Lieutenant im Karabinier⸗Regiment, Prinz Otto von Schönburg⸗Waldenburg.
Württemberg. Stuttgart, 8. April. (W. T. B.) Das heute Vormittag ausgegebene Bulletin besagt: Der König hatte eine ruhigere Nacht und schlief einige Stunden. . Fen ist besonders auf der linken Seite in Lösung
egriffen.
Baden. Karlsruhe, 7. April. (W. T. B.) Der Großherzog und die Großherzogin haben heute Nach⸗ mittag der Kaiserin von Oesterreich in Baden⸗Baden einen Besuch abgestattet.
Waldeck. Arolsen, 8. April. Der zu einer außer⸗ ordentlichen Sitzung zusammenberufene Landtag der Fürsten⸗ thümer Waldeck und Pyrmont ist heute von dem Landesdirektor von Puttkamer mit folgender Rede eröffnet worden: 3
Meine Herren! Se. Majestät der König haben mich Allergnädigst ermächtigt, den gegenwärtigen außerordentlichen Landtag der Fürsten⸗ thümer zu eröffnen. 8
Der Gegenstand, welcher Sie vorzugsweise beschäftigen wird, ist ein Gesetzentwurf über die Umwandelung der 4 ½0 /nigen Staatsanleihen
aus den Jahren 1854 und 1860 in eine 40 % ige Anleihe. Eine solche
Finanzlage der Fürstenthümer jede mögliche Ersparniß nothwendig macht. Die Durchführung der Korvertirung kann, da gerade gegen⸗ wärtig eine günstige Gelegenheit hierzu sich darbietet. nicht wohl bis zum nächsten ordentlichen Landtage verschoben werden; es war daher erforderlich, Sie zur Erledigung dieser Angelegenheit zu einem außer⸗ ordentlichen Landtage zu berufen. f
Es werden Ihnen ferner einige andere Vorlagen von geringerer Bedeutung und die Erklärungen der Regierung auf verschiedene von Ihnen in voriger Diät gestellte Anträge zugehen.
Endlich wird Ihnen die Staatskasserechnung von 1881 zur Wahrnehmung Ihrer verfassungsmäßigen Rechte vorgelegt werden. Es geschieht dies schon jetzt, um die nächste Session in der Ihre Zeit durch die Berathung des Staatshaushalts⸗Etats für die Jahre 1884/86 erheblich in Anspruch genommen werden wird,
thunlichst zu entlasten. 3 1“ Im Namen Sr. Majestät des Königs erkläre ich hiermit den
Landtag für eröffnet.
Hamburg, 7. April. (Hamb. Corr.) Um die im Ge⸗ neralplan für den Zollans chluß vorgesehenen Arbeiten in der gehörigen Zeit und Reihenfolge in Angriff nehmen und bis zu dem gegebenen Termin zum Abschluß bringen zu können, erscheint es vor allen Dingen nothwendig, daß das für die verschiedenen Neuanlagen bestimmte Terrain der Bauverwal⸗ tung rechtzeitig zur Verfügung gestellt werde. In wie weit es zunächst möglich sein wird, unter der Hand durch Verständigung mit den Eigenthümern eine größere Anzahl der erforderlichen Grundstücke zu angemessenem Preise ohne Anwendung des Expropriationsverfahrens zu erwerben, läßt sich von vornherein nicht mit einiger Sicherheit übersehen. Gerade wegen des großen Umfanges der nothwendigen Erwerbungen muß bei Prüfung der dem Senate gemachten Angebote mit besonderer Vorsicht vorgegangen wer⸗ den, um zu vermeiden, daß nicht durch Zugeständnisse an Ein⸗ zelne ein Präjudiz für alle übrigen Fälle geschaffen und die Summe der dem Staate zur Last fallenden Entschädigungen über Gebühr erhöhet werde. Andererseits liegt es augenscheinlich im dringendsten Interesse des Staats, den Abschluß freihändiger Ankäufe so viel irgend thunlich zu fördern und hierfür jede mögliche Erleichterung zu gewähren. Zu dem Ende empfiehlt der Senat auch in dieser Beziehung der zur Ausführung des Generalplans niederzusetzenden Senats⸗ und Bürgerschaftskom⸗ mission ein weiteres Mandat zu ertheilen und beantragt, die Finanz⸗Deputation allgemein zu ermächtigen, behufs Aus⸗ sührung des Zollanschlusses über den staatsseitigen Erwerb von Grundstücken oder darauf bezüglichen Rechten Verträge im Einverständnisse mit der gedachten Kommission abzuschließen, welche letztere hierbei die für ihre Beschlüsse im Allgemeinen maßgebenden Bestimmungen der Nr. 11 des Senats⸗ und Bürgerschaftsbeschlusses über den Generalplan zu befolgen, namentlich also auch die Zustimmung des Senats einzuholen hätte. Der Senat geht davon aus, daß dieser Vorschlag leviglich als eine Konsequenz des für die Niedersetzung jener Kommission maßgebenden Gedankens anzusehen sei, und des⸗ halb einem Bedenken nicht begegnen könne. Betreffs der überwiegenden Mehrzahl der Grundstücke 1 jedoch das Expropriationsverfahren nicht zu vermeiden ein.
Die Gesammtzahl der unmittelbar für die baulichen Arbeiten in Anspruch zu nehmenden Grundstücke beläuft sich auf ungefähr fünfhundert. Soll für diese alle oder nur für einen erheblichen Bruchtheil derselben das Ex propriations⸗ verfahren in den bestehenden Formen unverändert zur An⸗ wendung gebracht werden, so liegt die Befürchtung nahe, daß diese umfassende Aufgabe nicht in dem Maße ge⸗ fördert werden kann, wie es für das sichere Ineinander⸗ greifen und die prompte Ausführung der vielseitigen technischen Arbeiten angesichts der schwer wiegenden Bedeutung der damit verknüpften Interessen unbedingt erfor⸗ derlich ist. Außerdem würden das Landgericht und das Ober⸗ Landesgericht neben ihren sonstigen Geschäften nicht auch die große Zahl der durch den Zollanschluß bedingten Expropria⸗ tionen übernehmen können, ohne eine entsprechende Verstär⸗ kung des Richterpersonals zu beanspruchen. Damit würde der Uebelstand verbunden sein, daß eine Ernennung mehrerer neuer Richter auf Lebenszeit mit Rücksicht auf eine Aufgabe herbeigeführt würde, welche die Gerichte allerdings während einiger Jahre sehr erheblich belasten, welche aber nach Ablauf derselben wieder ganz in Wegfall kommen würde. h
Der Senat beantragt daher, einen anderen Weg einzu⸗ schlagen, und zwar nach dem Vorgange des Verfahrens, welches für die Expropriationen nach dem großen Brande im Mai 1842 zum Zweck des Wiederaufbaues der eingeäscherten Stadt⸗ theile eingeführt wurde.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 6. April. (Els.⸗ Lothr. Ztg.) Die gestrige 23. Sitzung des Landesaus⸗ schusses hatte zum Gegenstand die dritte Lesung des Jagd⸗ polizeigesetzes. Zu dem zu 8. 2 gestellten Zusatz⸗Amendement, wonach Treibjagden an Sonntagen während des Gottesdienstes nur mit Ermächtigung der Gemeindebehörde stattfinden sollen, entspann sich eine lebhafte, öfter sehr erregte Debatte, in welcher sich die Herren Winterer, von Schauenburg, Zorn von Bulach (Vater und Sohn) und Schneegans sehr energisch für den Antrag, die Herren Gunzert, Klein und Pick ebenso lebhaft gegen denselben aussprachen. Der Staatssekretär bemerkte, auf eine Erklärung bei der zweiten Lesung zurück⸗ greifend, demgegenüber, daß die Regierung dem Prinzip des Antrags selbstverständlich sympathisch gegenüberstehe, daß dasselbe aber durch die Ausübung der Polizeiaufsicht Seitens der Bürgermeister und die Befugniß, das Verbot der Treib⸗ jagden am Sonntag in das Lastenheft aufzunehmen, gewahrt sei. Im Uebrigen würde das Amendement in der Praxis zu Schwierigkeiten führen, weshalb sich noch eher das zur zweiten Lesung eingebrachte Amendement empfehlen dürfte. Das Amendement wurde schließlich mit ziemlicher Majorität ab⸗ gelehnt. Die weitere Debatte drehte sich um folgendes Amen⸗ dement zu §. 3 von Zorn von Bulach: „Das Jagen mit Hunden auf obige Wildgattungen (ausgenommen Auer⸗ und Birkhähne, Strich⸗ und Zugvögel) in der Zeit vom 2. Februar bis 23. August ist untersagt.“ Avdsatz 2 würde dann lauten: „Der Rehbvock ist vom 2. Februar bis Ende Mai mit der Jagd zu verschonen.“ Das Amendement wurde angenommen. Nach einigen kurzen Bemerkungen über die Bestimmungen über den Transport von Wild während der Schonzeit und den Verkauf von Wilpretkonserven, wandte sich nach An⸗ nahme der 88. 5 und 6 die Diskussion den Bestimmungen des §. 7, 1, betreffend das Verbot der Ausübung der Jagd während der Nachtzeit, zu.
8
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 8. April. (W. T. B.)
einen
Reuß eine Theatervorstellung statt. Sämmtliche in Wien dem glänzenden Feste bei.
Pest, 7. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte in Beantwortung der Inter⸗ pellation des Abg. Helsy übenbdie Modalitäten der Renten⸗ konvertirung der Finanz⸗Minister, die gegenwärtige Emission von 70 Millionen Gulden vierprozentiger Gold⸗ rente schließe nicht aus, daß die Operation auf dieser Basis fort⸗ gesetzt werde. Das Bankkonsortium sei verpflichtet, 70 Millionen gegen einen sixen Cours zu übernehmen und dem festgestellten Course entsprechend sechsprozentige Rente einzuliefern. Es sei Sache des Konsortiums, eventuell mehr als die vom Staate gekündigten 50 900 000 Fl. sechsprozentiger Rente einzulösen, um welchen Preis es diese bekomme und wie es Abnehmer für die vierprozentige Rente finde. Der Staat habe nur dafür zu sorgen, daß auf Wunsch den Besitzern der sechsprozentigen Obligationen auch volle Baarzahlung geleistet und zur Ein⸗ lösung der gekündigten Obligationen die erforderliche Summe entweder in sechsprozentigen Obligationen oder baar einge⸗ liefert werde. Der Abg. Helfy erklärte sich durch die Antwort des Ministers befriedigt.
— 8. April. (W. T. B.) Das „Amtsblatt“ meldet die Ernennung des Abg. Gabriel Barroß de Bellus, Mit⸗ glieds der liberalen Partei, zum Staatssekretär des Kommuni⸗ kations⸗Ministeriums. — Die Nachricht des „Nemzet“, daß die wegen Verdachts der Ermordung. des Präsidenten Mailath verhafteten drei Individuen die That eingestanden haben, be⸗ stätigt sich nicht, dieselben beharren vielmehr beim Leugnen. Die Recherchen nach dem vierten Verdächtigen, Spanga, sind bis jetzt erfolglos geblieben.
— 9. April. (W. T. B.) Minister⸗Präsident Tisza theilte in der Sitzung der liberalen Partei mit, er werde die Intervelgga en Helfy's über die Tripelallianz im aufe der Woche beantworten.
Belgien. Brüssel, 8. April. (W. T. B.) Wie die „Chronique“ meldet, hat bei einem hiesigen Franzosen, welcher nach der Explosion von Ganshoren verschwun⸗ den war, eine Haussuchung stattgefunden. Eine umfang⸗ reiche chiffrirte Correspondenz soll dabei entdeckt worden sein.
Großbritannien und Irland. London, 7. April. (Allg. Corr.) Die Königin hat bis jetzt noch nicht nach Osborne übersiedeln können, denn, obschon Ihre Majestät wie⸗ der ausfahren kann, ist sie doch noch immer nicht im Stande zu gehen oder länger als einige Augenblicke zu stehen. Im Uebrigen läßt der Gesundheitszustand der Monarchin nichts zu wünschen übrig.
Die Königin hat den von Honduras ernannt.
Generäl Lord Wolseley und Admiral Lord Clanvil⸗ liam werden den Herzog von Edinburg nach Moskau begleiten, um bei den Krönungsfeierlichkeiten die britische Armee resp. Flotte zu vertreten.
— 7. April. (W. T. B.) Die Polizei glaubt, daß Whitehead und andere in Haft genommene Personen an der Explosion in Whitehall und anderen fenischen Verbrechen betheiligt sind. Die Polizei hat auch die Spur eines Mannes entdeckt, welcher zur Explosion in Whitehall Explosivstoffe von Birmingham nach London gebracht hat, Man vermuthet, daß Whitehead und Andere zu der Verbin⸗ dung gehören, welche der Mordthaten im Phönixpark beschul⸗ digt wird. Von Polizeibeamten ist heute in London ein Individuum, Namens Kirton, und gestern in Glasgow ein Individuum, Namens Gallochar, verhaftet worden. In der Besorgniß, daß die Fenier wegen der Verhaftung Whiteheads Racheakt unternehmen könnten, sind Truppen nach Birmingham gesandt worden.
— 8. April. (W. T. B.) Heute mals eine Verhaftung erfolgt. Der Verhaftete ist ein junger Irländer aus Amerika, dessen Name noch nicht be⸗ kannt ist.
Cork, 8. April. (W. T. B.) Von der Polizei ist eine Partie Nitroglyzerin mit Beschlag belegt worden, die von Glasgow hier angekommen war; auch eine in der Nähe der Stadt versteckt gewesene Quantität von Spreng⸗ stoffen ist von der Polizei aufgefunden worden.
Ottawa (Canada), 6. April. Eine mit einem Spreng⸗ stoff gefüllte Flasche wurde am vorigen Mittwoch in das Erd⸗ geschoß des Gebäudes des östlichen Departements ge⸗ schleudert. Die Polizei hat eine Untersuchung eingeleitet. — Die Einkünfte Canadas in den ersten neun Monaten des laufenden Finanzjahres betrugen 26 000 000 Dollars, die Ausgaben 19 000 000 Dollars.
Frankreich. Paris, 8. April. 1— Deputirte Floquet hielt gestern vor seinen Wählern in Perpignan eine Rede und äußerte u. A.: er werde die gegenwärtige Regierung unterstützen, wenn dieselve die Ein⸗ führung des Unterrichtsgesetzes durchsetze und den General Thibaudin als Kriegs⸗Minister beibehalte.
— (Fr. Corr.) Der „Temps“ bringt eine Correspon⸗ denz aus Saint Louis am Senegal, in welcher der Vertrag mitgetheilt wird, den der Rittmeister von den mit dem Könige von Baal abgeschlossen hat. Dieser Vertrag, Spahis, F. Dupré, im Namen des Gouverneurs des Senegal der das Königthum Baal unter das französische Protektorat stellt, gleicht den ähnlichen Verträgen, die früher mit den ein⸗ geborenen Herrschern von Cayor und Bafing vereinbart worden sind.
Es ist schon erwähnt worden, daß die französische Regie⸗ rung beabsichtigt, ihre verschiedenen Konsulatsposten in Tunis aufzuheben. Es wird dies jedoch erst nach Vollendung der in Angriff genommenen Reorganisation der Regentschaft geschehen. Die auf diese Weise disponibel werdenden Summen sollen zur Errichtung von neuen Konsulaten in andern überseeischen Ländern und Kolonien verwendet werden, wo im Interesse des französischen Exporthandels dergleichen konsulare Neuschöpfungen lebhaft gewünscht werden.
Die
Spanien. Madrid, 8. April. (W. T. B. Kammer hat eine neue Eidesformel für die Parlaments⸗ deputirten angenommen, derzufolge dieselben den Eid leisten können mit den Worten „vor Gott“ oder „auf Ehre“.
Italien. Rom, 7. April. (W. T. B.) Bei der Be⸗ rathung des Budgets des Auswärtigen in der heutigen Senatssitzung erklärte der Senator Pantaleoni, daß er von einzig auf Thatsachen und Dokumente gestützten retro⸗ spektiven Debatten über die auswärtige Politik keine große Wirkung erwarte. Er fand eine wirkliche Besserung seit einem
Oberst Harley zum Gouverneur
Morgen ist hier aber⸗
(W. T. B.) Der
Umwandlung scheint geboten, da einerseits der 4 ½ %ige Zinsfuß nach
dem jetzigen Stande des Geldmarkts ein zu hoher ist, anderseits die
Gestern Abend fand bei dem deutschen Botschafter Prinzen
1
Jahre in der Haltung der Regierung in Betreff der inter⸗
anwesenden Erzherzöge und Erzherzeginnen wohnten
nationalen Beziehungen, besprach die Situation und die Hal⸗ tung Italiens sowie den Berliner Vertrag auf der Grund⸗ lage der in dem Grünbuch veröffentlichten Dokumente und bedauerte, daß die Dokumente über die tunesi⸗ Angelegenheiten noch nicht vorgelegt seien. Der Redner unterzog die englisch⸗französische Kontrole in Egypten einer scharfen Kritik und sagte: die Ausschließung Italiens von Egypten rühre weniger von England als von der er⸗ bitterten Feindschaft Frankreichs her. Man müsse an die Ver⸗ theidigung Sardiniens denken, das durch die Gegenwart Frank⸗ riichs in Tunis bedroht sei. Italien dürfe um keinen Preis 1 die Okkupation von Tunis anerkennen. Er hege keinen Groll gegen Frankreich und glaube, daß es seinem krankhaften Zu⸗ stande zur Beute gefallen sei. Der Redner erkannte an, daß der Minister des Auswärtigen, Mancini, die kontinentale Politik ““ gegenüber Oesterreich⸗Ungarn und Deutschland unterstützt habe. — 8. April. (W. T. B.) Nach dem von dem Finanz⸗ minister Magliani in der gestrigen Sitzung der Depu⸗ tirtenkammer gegebenen Finanzexposeé erreichte der im Budget mit 7 Millionen vorgesehene Ueberschuß der Ein⸗ nahmen über die Ausgaben 12 Millionen und würde 40 Millionen betragen haben, ohne die durch die Ueber⸗ schwemmungen in Venetien verursachten unvorhergesehenen Ausgaben. Der Ueberschuß der Einnahmen gegenüber dem Voranschlage betrug 24 Millionen, und an Ersparnissen wurden 12 Millionen mehr erzielt als angenommen war. Die Regierung war in der Lage, von der ihr bereits bewillig⸗ ten Emission Die fortschreitende Besserung der finanziellen Lage ist dem wirthschaftlichen Aufschwunge der Nation zuzuschreiben. Die Handelsbewegung vermehrte sich in 10 Jahren um 500 Millionen; der Minderbetrag der Einfuhr gegenüber der Aus⸗ fuhr ging in dem gleichen Zeitraum von 233 Millionen auf 76 Millionen zurück. Der Finanz⸗Minister sprach die Hoff⸗ nung aus, daß es gelingen werde, die nationale Arbeit einer weiteren Entwickelung entgegenzuführen, ohne in protektio⸗ nistische Ausschreitungen zu verfallen. Das Budget für 1883 werde mit einem Ueberschuß abschließen, ohne daß die Regie⸗ rung zu den ihr von dem Parlament bewilligten außerordent⸗ lichen Hülfsmitteln zu greifen genöthigt sein werde. Der Finanz⸗Minister erwähnte der unmittelbar bevorstehenden Ein⸗ ziehung des Papiergeldes und bemerkte, dieselbe werde sich ohne irgend welche Störung vollziehen. Der Minister legte hiernächst den Bericht über die Resultate der Gold⸗ anleihe vor und gab, übergehend auf das Budget pro 1884, eine Aufzählung der zur Kompensation der vollständigen Auf⸗ hebung der Mahlsteuer vorbereiteten Hülfsmittel. Er stellte das dringende Ansuchen an das Parlament, die Revision des Zolltarifs zu genehmigen. Damit werde das Gleichgewicht im Budget ohne Inanspruchnahme der bewilligten außer⸗ ordentlichen Hülfsmittel erhalten bleiben. Er betonte wieder⸗ holt die Nothwendigkeit, das Gleichgewicht zwischen den Aus⸗ gaben und den effektiven Einkünften im Budget zu erhalten; man müsse die erlangten Resultate festigen, in der Steuer⸗ reform fortfahren und den Kredit sowie die Finanzkraft des Staates stärken und erweitern. Der Minister schloß mit fol⸗ genden Worten: Italien hat es verstanden, sich die Achtung und das Vertrauen der civilisirten Welt auch auf dem finan⸗ ziellen Gebiete zu erwerben; es wird sich dieselben in stets gesteigertem Maße zu bewahren wissen. Neapel, 7. März. (W. T. B) Die egyptischen Prinzen Hassan und Hussein haben sich nach Alexandrien eingeschifft.
Türkei. Konstantinopel, 7. April. (W. T. B.) Die auf heute anberaumt gewesene Konferenz in der Libanon⸗ frage ist verschoben worden, weil der russische Botschafter noch Instruktionen von seiner Regierung erwartet.
— Die ‚„Polit. Korresp.“ meldet: „Trotz der angelegent⸗ lichen Vorstelungen des britischen Geschäftsträgers und des russischen Botschafters weigerte sich die Pforte, die bisher bestandenen Tarife bis zum Abschluß neuer Handelsverträge mit England und Rußland provisorisch in Kraft zu lassen. Demzufolge wurde die zwischen Wyndham und Aarifi Pascha abgeschlossene Konvention nicht ratifizirt. Die Pforte soll entschlossen sein, alle Mächte in Betreff des festzustellenden Tarifes auf gleichem Fuße zu behandeln und soll beabsichtigen,
bis zum Abschluß neuer Handelsverträge für alle Waaren 8 „Ct. ad valorem zu fordern.“
Amerika. New⸗York, 6. April. (Allg. Corr.) 2 Danovan Rossa äußerte heute, daß die „Scharmützler“ im Begriff seien, es für England heiß zu machen, und be⸗ hauptete, daß der Zufluß an Geldbeiträgen für die Dynamit⸗ . jetzt stärker sei. — Hiesige Sozialisten erklären, daß Tausende geschworen haben, die Krönung des Czaren zu verhindern.
— 7. April. Der Präsiden ist in F I Präsident Arthur ist in Florida
Zeitungsstimmen.
In einem Artikel des 8 iger“ deien Mir. „Düsseldorfer Anzeiger Unser vaterländisches Heerwesen ist die großartigste und kunst⸗ Falste Organisation des Jahrhunderts, das Resultat jaßrhundertlanger Pis e genialer Könige und Staatsmänner. Selbst Kleines, rein enerliches gewinnt bei näherem Betrachten an Bedeutung. Jedes Csbe e Stück der Uniformirung hat seinen besonderen Werth. Uhat haften an ihm historische Erinnerungen an ruhmvolle 18 88b und denkwürdige Ereignisse, bei welchen sie ins Leben 8 een worden sind. Um das Gefühl des Zusammen⸗ 8 nges, die lebendige Tradition in den Regimentern rege zu erhalten, . Beibehaltung unerläßlich. Ueber die tiefere Bedeutung der vensewen Attribute belehrt uns die Geschichte unseres Heeres. Daß 1 ng- und was sonst noch bemängelt wird, unpraktisch und im prattite störend seien, kann man bei unserer Armeeverwaltung, deren 8 ische Einrichtungen zum Vorbilde aller anderen Armeen geworden, sber nicht annehmen. Zeitgemäße Verbesserungen sind nie unter⸗ Wr doch waren sie stets ein Produkt der inneren Entwickelung. 9 auben, daß soviel Einsicht, Kritik und Sparsamkeitssinn in Ei. rmee vertreten ist, um dem gesunden Fortschritt stets zum falschen Aefrhelfen. “ 879 Forr seg gegen da⸗ Hecs 8 er. g der menschlichen Natur ausgehende Kritik kann unmöglich ö“ Eindruck machen. 1 „— Die „Gothaische Zeitung“ schreibt in einem Ar⸗ tikel „Neue Anzeichen der Besserung“: 88 Wir haben neulich darauf hingewiesen, daß das augenblicklich eeeggendsts Organ des englischen Liberalismus sich auf das be⸗ mteste gegen das Manchesterthum ausgesprochen, ja daß es dieses
von 96 Millionen Rente Abstand zu nehmen.⸗
des Auslandes kommt nun hinzu eine solche aus der „freien Schweiz“, die von unseren liberalen Freihändlern desto eher beachtet werden dürfte. Der schweizerische Nationalrath hatte eine Kommission nieder⸗ gesetzt zur Untersuchung der Mittel, welche zu Schutz und Förderung der inländischen Arbeit zu ergreifen wären. Indem nun diese Kom⸗ mission Bericht erstattet, wendet sie sich zunächst gegen die händlerische Anschauung, welche von der Privatwirthschaft auf die Volkswirth⸗ schaft übertragen ist.
Diesen theoretisirenden Händlern ruft der Bericht, im Anschluß an das Wort Friedrichs des Großen: „Schaff Er mir Religion ins Land!“ zu: „Schafft mir Arbeit ins Land!“ Im Fortgang des Be⸗ richts wird dargelegt, daß keineswegs immer das konsumirende Volk des Landes es ist, welches die Zölle bezahlt; es wird ausgeführt, daß der Zoll ein verschwindender Faktor in den Schwankungen der Preise sei, die in wenigen Monaten je nach anderen Konjunkturen um 10 % und mehr auf⸗ oder abschlagen könnten.
Darnach gelangt der Bericht zu. dem auch für uns so beachtens⸗ werthen und von uns schon so oft aufgestellten Ergebniß, daß die Ein⸗ gangszölle, welche auf der Export⸗Industrie lasten, von dieser selber bezahlt werden müssen, also von den Produzenten und Handelsleuten, nicht vom konsumirenden Volke. Solches gilt aber nicht blos von den Export⸗Industrien, sondern von der Mehrzahl der Gegen⸗ stände, welche eingeführt werden, um im Lande ver⸗ braucht zu werden. Der Importeur zahlt alle Male da, wo im Inland eine entsprechende Industrie besteht, welcher er Konkurrenz machen will; es gilt dies im großen Maßstabe selbst von der Landwirthschaft, z. B. im Weinbau, Tabackbau, überhaupt von allen Anpflanzungen, die in erheblicher Aus⸗ dehnung gepflegt werden und auf die Preise demnach von Einfluß sein können. Die Kommission glaubt sich deshalb zu der Schlußansicht berechtigt, daß weder die Vorschläge des Bundesraths, noch diejenigen der Kommission dem Volke härtere Bedingungen auflegen oder eine fühlbare Vertheuerung der nothwendigen Lebensmittel desselben zur Börha hühen würden 1 er auch im Inlande mehren sich die Anzeichen, daß die seither so schroff sich gegenüberstehenden Parteien und cbens da dic, An⸗ schauungen eine Mäßigung nach der Auffassung der Mittelpartei, bezw. der Reichsregierung hin erfahren haben und hoffentlich weiter erfahren. Die „Frankf. Zeitung“ z. B., welche den erxtremen frei⸗ händlerisch demokratischen Standpunkt mit großer Sachkunde und Geschicklichkeit vertritt, nimmt jetzt z. B. gegenüber dem neuen Krankenkassengesetze, wie es aus der Kommissionsarbeit hervorgegangen ist, einen weit freundlicheren Standpunkt als früher ein.
— Wir sind wohl berechtigt, daraus zu folgern, daß das Wort „Staatssozialismus“ an parteiischer Schreck⸗ wie Zugkraft abgenom⸗ men hat, und daß selbst die extremsten Liberalen in eine Erkenntniß eingelenkt sind, deren Bethätigung in der Gesetzgebung wie im bür⸗ gerlichen Verhalten uns allein die Bürgschaft einer friedlichen und gedeihlichen Weiterentwickelung geben kann. Geradezu mit freudiger Ge⸗ nugthuung begrüßen wir aber die Artikel, welche zwei hervorragende natio⸗ nal⸗liberale Organe, die „Kölnische Zeitung“ und die „Straßburger Post“ der Besprechung der sozialen Aufgaben des nunmehr wieder zu⸗ sammengetretenen Reichstages gewidmet haben. Nachdem diese Blätter für Annahme der „vortrefflichen Kommissionsarbeit“, be⸗ treffend Krankenkassengesetz eingetreten sind, werden auch entsprechende Hoffnungen für das Zustandekommen des Unfallversicherungsgesetzes vorgetraben und hinzugefügt, daß die blinde Scheu vor der Staats⸗ gewalt selber bekämpft werden müsse. „Die staatsscheue soge⸗ nannte Manchestertheorie, sagt die „Köln. Ztg.“, ist in unaufhaltsamem Verfall begriffen. Die lebendigeren Geister, namentlich der gebildete Theil der deutschen Jugend, wenden sich immer entschiedener ab von der Gemüthsleerheit eines engherzigen und blo⸗ selbstsüchtigen Individualismus“. Die natonalliberale „Straßburger Post“ sagt geradezu, „daß die Lebensfähigkeit des Libe⸗ ralismus gegenüber den großen reformatorischen Aufgaben der Zukunft davon abhängen wird, ob er die Ideen, die heute nach der Herrschaft ringen, zu den seinigen machen will“. Es zeige sich immer deut⸗ licher, daß auch die liberalen Parteien im Begriffe stehen, sich von den überlebten Ideen der 40 er, 50 er und 60 er Jahre mehr und mehr abzuwenden, daß sie eine höhere und edlere Freiheit anerkennen als diejenige, die jedem gestattet, zu thun was er will“.
Mit besonderer Genugthuung bringen wir das gemäßigt⸗liberale Programm der „Kölnischen Zeitung“ zur Kenntniß auch unserer Leser; es verlangt: „Stärkung der sozialen Gewalt und Fürsorge des deutschen Staates, aber gleichzeitig feste gesetzliche Umgrenzung der Staatsverwaltung mittelst Stärkung der gegliederten korporativen Selbstverwaltung nebst unabhängigen Gerichten.“
Statistische Nachrichten.
Das Februarheft der vom Kaiserlichen Statistischen Amte heraus⸗ gegebenen Statistik des Deutschen Reichs veröffentlicht das vorläufige Ergebniß der montanstatistischen Erhebungen im Jahre 1882. Die Nachweisungen, welche auf Menge und Wertb der erzeugten Montanprodukte unter Vergleichung mit der entsprechen⸗ den Produktion des Vorjahres sich erstrecken, haben nur einen pro⸗ visorischen Charakter, da über den Betrieb mehrerer montanistischer Werke Berichte noch ausstehen; doch ist die Produktion der Berg⸗ werke und Salinen schon ziemlich vollständig angegeben. Die Ver⸗ gleichung der für das Jahr 1882 nachgewiesenen Zahlen mit, den entsprechenden Zahlen des Vorjahres ergiebt, daß dieselbe bezüglich der wichtigeren Montanerzeugnisse, welche schon in den Jahren 1880 und 1881 gegen die betreffenden Vorjahre in erheblich größerer Menge produzirt worden waren, im Jahre 1882 abermals eine wei⸗ tere nicht unbedeutende Steigerung erfahren hat.
Im Einzelnen stellte sich:
der Durchschnitts⸗ 8 preis einer Tonne zu 1000 kg
der Gesammtproduktion
Menge Werth in Mill. Kilogr. in Mill. Mark 1882 1881 ] 1882 1881
52095 48677] 268,1 252,2 13238 12818 36,0 38,0 322 312 2,1 1205 906 8150 7473 695 660 178 165 567 524 456 454 148 113 3325 2858 . 109 101 „Blei 93 87 „Kupfer 20 15 Kilogr. Kilogr. 208598 186990 376
in ℳ 1881
5,18
2,97
6,29 10,35
4 80 14,55 116,77 27,36 27,04 124,50 55,76 299,15 277,04 1316,39 eines Kilogramms 157,06 1752,49 2795,18 2791,52
Land⸗ und Forstwirthschaft.
„Einer Abhandlung über die landwirthschaftlich⸗bäuer⸗ lichen Verhältnisse des Weimarischen Kreises von dem Sekrekär der landwirthschaftlichen Centralstelle für das Großhe rzog⸗ thum Sachsen Dr. H. Franz, welche Arbeit sich in dem von dem Vereine für Sozialpolitik veröffentlichten Buche „bäuerliche Zust ände in Deutschland“ befindet, entnehmen wir folgende Ausführungen über die steuerliche und sonstige Belastung des Grundbesitzes in jenem Theile Thüringens. In dieser Beziehung sei die Landwirt hschaft
bei Steinkohlen „ Braunkohlen „Steinsalz „Kalisalzen *) „Eisenerzen
„ Zinkerzen
„ Bleierzen „Kupfererzen „Kochsalz
„ Chlorkalium „Roheisen
22
SS=SSESSSARSObdo
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System veraltet und knabenhaft genannt hat. Zu dieser Stimme
allerdings in einer nicht gerade erfreulichen Lage. Das Gesetz, welches das Einkommen aus Grund und Boden besteuert, gehe 82 wie 1— Zeit noch die meisten Steuergesetze, offenbar von der Anschauung aus, daß der Grund und Boden seine nur ihm eigene besondere Rente an sich schon gewähre, wogegen doch unter heutigen, so rein vom Kapitalismus beherrschten Verhältnissen es mehr wie jemals sich markire aber auch nach dem Siege der Liebigschen Lehre von der Bodenerschöpfung und dem Bodenersatz seine naturwissenschaft⸗ liche Begründung habe, daß der Grundbesitz ebenso wie jeder andere Geschäftsapparat in der Hand des Gewerbtreibenden nur eine Summe darin angehäuften Kapitals repräseatire. Seine heutige Ur⸗ und Frucht⸗ barkeit sei die Summe der darin steckenden Arbeit, Kultur und zuge⸗ führten Düngung, und es bleibe von seinem vermeintlichen Sonderwesen als besonderes Steuerobjekt nichts übrig als die Unzerstörbarkeit der rohen, gestern oder vor Jahrhunderten erst urbar gemachten Fläche. Diesem immerhin wichtigen Begriff der Unzerstörbarkeit des rohen Obiektes nun in den Steuersystemen eine besondere Belastung ange⸗ deihen zu lassen, würde etwa dann noch eine Berechtigung haben, wenn der Grund und Boden nicht wie jede Handelswaare von Hand zu Hand ginge, nicht ebenso wie jeder andere Gegenstand verschuld⸗ bar, verpfändbar wäre und an den Besitz dieses Unzerstörbaren sich auch ein Bewußtsein größerer Bestandesfähigkeit für den Besitzer oder überhaupt irgend ein vor dem Gesetz bestehender Vorzug knüpfte. Sicher ständen man hier vor einer nothwendigen Prin⸗ zipienbekenuung, die sich in gemessener Zeit in den deutschen Steuersystemen vollziehen dürfte: entweder der Grund und Boden bleibe in dem bisherigen Maße verschuldbar und in seiner Theilbarkeit mehr noch wie jeder andere Geschäftsapparat Handels⸗ objekt, dann würden die Steuersysteme ihn auch lediglich darnach an⸗ zusehen haben; oder aber man gebe ihm wieder eine größere Stabilität, und dann werde die Frage in Erwägung kommen, inwieweit dieser Vorzug auch eine besondere Besteuerungsform begründe. Eventuell dürfte dann der Gutsbesitzer eine solche gern anerkennen. Eine vorzugs⸗ weise Ansehung des Grund und Bodens in der Steuereinschätzung treffe gerade unter gegenwärtigen Verhältnissen, wo der im Grund und Boden angelegte Kapitalwerth der Rente entsprechend viel zu hoch sei, doppelt hart. Zu alledem komme aber noch der, wie in verschie⸗ denen deutschen Steuersystemen, so auch im Großherzogthum Sachsen geltende Grundsatz, daß Hypothekenschulden bei der Einschätzung nicht berücksichtigt würden. Dem stehe zwar in dem Steuergesetze gegen⸗ über, daß auch bei anderen Gewerben Schulden nicht zu berücksi hti⸗ gen seien. Dennoch müsse aber bemerkt werden, daß in der Praxis der Steuereinschätzung in den Städten zwar nicht ausdrücklich die Schulden, dagegen aber in umfassendem Sinne die Gesammtverhält⸗ nisse, in welchen man einen Mann glaube, ihre Würdigung fänden.
Gewerbe und Handel.
Durch Cirkulare des Kaiserlich russischen Zolldeparte⸗ ments in St. Petersburg vom 9. und 10. Mäͤrz a. c. sind die Zollämter angewiesen worden, die nachstehend benannten Artikel bei W Sohes wie folgt hh klassifiziren:
mit Zink überzogene eiserne Formen für Zuckerfabriken — 1 a 18 1 ö 1 (2 Rubel 75 Kop. vom 938 1b 2) Pastilles digestives à la pancréatine de Defcesne — unter
Art. 151 (10 Rubel vom Pud brutto)
Breslau, 7. April. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Oberschlesischen Eisenbahngesellschaft hat sich damit einverstanden erklärt, dem Minister die Vertheilung einer Dividende von 11 ½ % vorzuschlagen. Nach der definitiven Feststellung der Ein⸗ nahmen pro 1882 sind dieselben um 23 000 ℳ niedriger als nach der provisorischen Feststellung.
Hamburg. 7. April. (W. T. B.) Die Direktion der Berlin⸗ Hamburger Eisenbahn theilte mit, daß sie die Vertheilung einer Dividende von 19 ½ % vorschlagen werde.
Amsterdam, 7. April. (W. T. B.) Der Finanz⸗Mini⸗ ster macht bekannt, daß am 16. April die Zeichnung auf die 4 % ige Anleihe von 60 900 000 Fl. eröffnet wird, der Emissions⸗ cours ist 98 ¾, die Amortisirung beginnt 1884 und dauert bis zum Jahre 1939. 8
Glasgow, 7. April. (W. T. B.) Die Vorräthe vo Roheisen in den Stores belaufen sich auf 583 800 Tons gege 678 900 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 110 gegen 107 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten. 8
6 g 52.22 8 Auf den Linien der Großen Berliner und der Großen Internationalen Pferdeeisenbahn⸗Aktien⸗Gesellschaft sind im Monat März 1883 4 729 619 Personen befördert und da⸗ 1 für 586 495 ℳ oder durchschnittlich pro Tag 18 919,20 ℳ von beiden Gesellschaften eingenommen worden. Die Einnahme im März 1882 8” 44 auf 586 049 ℳ oder durchschnittlich vpro Tag
Teheran, 8. April. (W. T. B.) Die Weiterführung der persischen Eisenbahnbis zum persischen Golf ist dem Konzessionär für die Eisenbahnstrecke Enzeli⸗Teheran, Boital, übertragen worden. Medrels Keute Bfitameeng wht de. ostüdish⸗cbenl hn e. 8 eute Nachmittag mit der ostindisch⸗chinesischen Ue landpost aus Alexandrien hier eingetroffen. 1 8
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Nach weiteren*) amtlichen Nachrichten aus Rio de Janeir⸗ welche bis zum 10. v. Mts. reichen, ist das gelbe Fieber daselbst in der Zunahme begriffen.
*) eonf. „R.⸗A.“ Nr. 74 von 188
Berlin, 9. April 1883. konsulatsberichte.
Sydney, den 14. Januar.
Verhältnisseder Deutschen und deutsche Interessen in Neu⸗Seeland. b
(Fortsetzung und Schluß.)
Stand und Beruf der Deutschen. Was Stand und Beruf unserer Landsleute in Neu⸗Seeland angeht, so findet man das deutsche Element fast überall vertreten. Die Mehrzahl besteht aus Farmern und Bauern, die kleineres oder größeres Grundeigenthum besitzen. Wie in den andern australischen Kolonien haben die meisten mit Nichts ange⸗ fangen und sich durch Arbeit und Sparsamkeit allmählich emporgearbeitet, doch scheint es, daß die deutsche Landbevölke⸗ rung in Neu⸗Seeland durchschnittlich an Wohlhabenhei und Ausdehnung ihres Grundbesitzes hinter derjenigen in Queensland und Süd⸗Australien zurücksteht, was daran liegen mag, daß sie sich mit der Bearbeitung des von de englischen Kolonisten verschmähten weniger fruchtbaren Boden haben begnügen müssen. Unter den großen Grund⸗ un Heerdenbesitzern, den squatters, giebt es, wie oben erwähnt, keine Deutsche. Desgleichen sind dieselben bei dem Bergbau meistens nur in dienender Stellung als Arbeiter beschäftigt. In den Städten leben viele deutsche Handwerker, di meistens geschickter und sparsamer sind, als die Australie oder Engländer und daher durchgängig ihr gutes Auskommen haben. Auch auf anderen Gebieten sind die Deutschen mit Erfolg thätig. So befinden sich beispielsweise in Wellington die beiden besten Gasthäuser und in Dunedin das größte
*) Einschließlich Kainit.
Schlächtergeschäft in deutschen Händen. Unter den Kaufleuten