1883 / 89 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Apr 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 16. April. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta⸗Hospitals bei. *

8 Im Königlichen Palais fand gestern ein kleineres Familien⸗ diner statt. Den Kammerherrendienst bei Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin haben die Königlichen Kammerherren Graf Vitzthum und Graf Oeynhausen übernommen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing am Sonnabend Mittag um 12 ½ Uhr den Professor Dr. Hirschfeld, dann den Professor Dr. Hüffer aus Bonn, später den Professor Dr. Preetz aus Königsberg,

den Genexral der Unfanterie z. D. von Beyer und sodann den Gesandten von Thielau. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronpreinz und die Kronprinzessin wohnten mit hren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe dem geistlichen Concert zum Besten des Lette⸗Vereins in der Nicolaikirche bei und besuchten Abends 9 ½ Uhr mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria die Soirée dansante bei dem Herzog und der Herzogin von Ratibor. b 1 G Gestern Mittag 12 Uhr besuchten die Höchsten Herrschaf⸗ ten die Allgemeine Gartenbau⸗Ausstellung in den Räumen der Philharmonie. F 8 Um 5 Uhr begaben Sich Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria zum Diner zu Ihren Majestäten.

Durch das gestern Vormittag 10 ½ Uhr erfolgte Ab⸗ leben Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg⸗Schwerin sind Se. Majestät der Kaiser und König, Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sowie die ganze Königliche Familie in tiefe Trauer versetzt worden. Unser Kaiserlicher Herr ver⸗ liert in dem Entschlafenen nicht nur einen nahen Verwandten, sondern auch einen tapferen Kampfgenossen und erprobten Ver⸗ bündeten, das Reich einen seiner hervorragendsten Bundes⸗ fürsten, das Heer einen ruhmgekrönten Feldherrn. Am schmerzlichsten wird der hohe Verblichene in Seinen Erb⸗ landen, denen Er ein gütiger und stets fürsorglicher Regent gewesen ist, vermißt werden, aber auch ganz Deutschland Nimnen an dem Hinscheiden dieses edlen Fürsten trauernden

ntheil.

Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zu⸗ sammen.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (51.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, von Puttkamer, und die Staats⸗Minister Dr. Friedberg und von Goßler sowie zahlreiche Kommissarien bei⸗ wohnten, machte der Präsident von Köller dem Hause zu⸗ nächst die Mittheilung von dem am 7. d. M. erfolgten Tode des Abg. Steinbusch. Die Mitglieder des Hauses erhoben sich zu Ehren des Verstorbenen. Ferner theilte der Prä⸗ sident mit, daß die Rechnung der Kasse der Ober⸗Rechnungs⸗ kammer für das Jahr 1881/82 eingegangen sei.

Der erste Gegenstand der Tagesordnung war der zweite Bericht der Unterrichtskommission über Petitionen. Der hannoversche Verein zur Bekämpfung der wissenschaftlichen Thierfolter bittet um ein Verbot der Vivisektion als Unter⸗ richts⸗ wie als Forschungsmittel. Die Kommission beantragte:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

„In Erwägung, daß die Kompetenz des Deutschen Reiches in Betreff der Strafgesetzgebung allein maßgebend ist, und daß Miß⸗

räuche oder übermäßige Ausschreitungen der Vivisektion für Preußen nicht genügend nachgewiesen sind, endlich im Vertrauen, die Unterrichtsverwaltung eventuell solchen entgegentreten werde, über die Petition II. Nr. 41 zur Tagesordnung überzugehen.“

Hierzu lag vom Abg. Frhrn. von Minnigerode ein Ab⸗ änderungsantrag vor. Derselbe lautet: 8

Das Fan⸗ der Abgeordneten wolle beschließen:

Die Petition II Nr. 41 in Bezug darauf, ob und in welchem Maße die Vivisektion als Mittel des

Unterrichts auf den öffentlichen Lehranstalten zu ent⸗ behren ist,

ob eine Anregung in Bezug auf strafgesetzliche Bestimmungen

gegen den Mißbrauch der Vivisektion für die Reichs⸗

8 Gesetzgebung geboten sei,

der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen.

Ferner hatte der Abg. Janssen folgenden Antrag gestellt:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

Die Petition II. Nr. 41 der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen, damit das Geeignete geschehe, um die Vivisektionen zu Demonstrationszwecken gänzlich zu unter⸗

drücken und die Vivisektionen zu Forschungszwecken thunlichst zu beschränken. Nachdem der Referent Abg. Dr. Mosler den Beschluß der Kommission kurz erläutert hatte, erhielt der Abg. Janssen zur Begründung seines Antrages das Wort. Derselbe wies auf die zu diesem Gegenstande vorliegenden Druckschriften hin, deren reiches und zahlenmäßiges, aus wissenschaftlichen Werken gesammeltes Material beweise, daß es sich hier um eine systematische Hinopferung der dem Menschen am nächsten stehenden Thiere handele. Die preußischen Universi⸗ täten seien hiervon durchaus nicht ausgenommen. Die Phy⸗ siologen selbst befänden sich in einem heftigen Streit über den Nutzen der Vivisektion. Den wissenschaftlichen Theil der Frage überlasse er den Fachmännern, er betrachte nur die humane Seite. Und von diesem Gesichtspunkt aus solle das Abgeordnetenhaus der Vivisektion ein veto zurufen. Der fort⸗ währende Anblick der Vivisektionen müsse nothwendig zur Ver⸗ rohung des Gemüthes hinführen. Auch habe sich unter der Führung berühmter Gelehrten in neuester Zeit eine heftige Agitation gegen die Vivisektion entwickelt. Infolge der⸗ selben seien auch von verschiedenen Regierungen gegen die Vivisektionen Vorschriften erlassen worden. Der Reichstag habe die an ihn gelangte Petition über diese Angelegenheit nicht beachtet, hauptsächlich weil damals von einem Regie⸗ rungskommissar erklärt worden sei, die Einschränkung der Vivisektionen auf den einzelnen Landesuniversitäten sei Sache

den Reichstag gehöre. Das sei eine vollständige Zwickmühle. Er hoffe aber, die Regierung werde den Wünschen der Pe⸗ tenten Folge leisten.

Der Regierungskommissar Geh. Regierungs⸗Rath Dr. Alt⸗ hoff erklärte, daß es sich hier um zwei ganz verschiedene Fragen handele, erstens um die prinzipielle Berechtigung oder Verwerflichkeit und zweitens um die Mißbräuche und Aus⸗ schreitungen der Vivisektion. Bezüglich der ersten Frage sei es ganz unzweifelhaft, daß der Mensch das Recht habe, zu seinen vernünftigen Zwecken die Thiere zu gebrauchen und zu verbrauchen. Er würde diese Frage gar nicht berühren, wenn nicht die Petition die Vivisektion im Allgemeinen als unmoralisch bezeichnet hätte. Aber selbst aus den beiden kirch⸗ lichen Lagern werde die Vivisektion gegen ein falsches über⸗ triebenes Mitleid vertheidigt. Es würden ja von den Gegnern der Vivisektion sehr angesehene Stimmen wie Hyrtl und Rokitanski⸗-Jin Wien, Lawson Tais in London und Zöllner in Leipzig angeführt. Aber diese einzelnen Stimmen bewiesen nichts, denn bei jeder wissenschaftlichen Frage gebe es einzelne dissentirende Gelehrte; jenen einzelnen Männern stehe die Gesammtheit der deutschen Mediziner gegen⸗ über. Wer wolle denn auch die Verantworung für ein gänz⸗ liches Verbot der Vivisektion übernehmen? Er glaube, daß es nicht einmal den Petenten ganz Ernst damit sei. Bezüglich der zweiten Frage, der Mißbräuche wolle er zuerst den Begriff derselben feststellen. Er verstehe unter „Mißbräuchen“ Versuche, die nicht zu ernsten wissenschaftlichen Zwecken geschehen, oder solche, bei denen die Schmerzerregung den für das Experiment gebotenen Grad überschreitet. In der Verurtheilung solcher Grausamkeiten seien ja Alle einig und stimmten mit den Petenten überein. Aber solche Grausamkeiten seien sicher höchst selten. Was die Vor⸗ nahme von Vivisektionen betreffe, so glaube er nicht, daß solche von Studirenden zu Hause angestellt würden. Auch in den physiologischen Instituten greife man zur Vivisektion erst, wenn keine andere Methode ausreiche. Gegen etwaige Grausamkeiten habe man jetzt schon verschiedene Schutzmittel. Die öffentliche Meinung, die Thierschutz⸗ und die Antivivi⸗ sektionsvereine, das Strafgesetz mit seinen Paragraphen über Thierquälerei, endlich den Einfluß der Unterrichts⸗ verwaltung. Man habe also Schutzmittel genug. Er bitte das Haus, dem vom Reichstage gegebenen Beispiele zu folgen und den Antrag der Kommission anzunehmen.

Der Abg. Dr. Langerhans bemerkte, daß man das reiche Material der Petitionen sichten müsse; viele derselben be⸗ dienten sich leidenschaftlicher übertriebener Ausdrücke, und das habe auch der Abg. Janssen gethan. Die Noth⸗ wendigkeit der vivisektorischen Versuche zu beurtheilen, sei das Haus nicht kompetent; das sei Sache der Wissenschaft. Gerade bei den jetzigen Fortschritten der Wissen⸗ schaft die Vivisektion bekämpfen, heiße das Wohl der Mensch⸗ heit bekämpfen. Bezüglich der Einschränkungen habe man verschiedene Versuche gemacht, in England und Bayern sogar auf gesetzlichem Wege. Aber diese Vorschriften würden theils schon befolgt, theils seien sie hinfällig. Er bitte das Haus, so⸗ wohl den Antrag Janssen als den sonst gut gemeinten Antrag von Minnigerode abzulehnen.

Der Abg. Frhr. von Minnigerode bedauerte, daß die Ausführungen des Kommissars eine gewisse Schärfe in die Debatte getragen hätten, daß derselbe aber den Beweis für seine Behauptungen vielfach schuldig geblieben sei; z. B. ob nicht von den Studenten zu Hause derartige Experimente vorgenommen würden, sei durchaus nicht sicher. Bezüglich der Schutzmittel habe der Regierungskommissar aufdie öffentliche Meinung und die Thierschutzvereine hingewiesen. Aber gerade von diesen ginge jetzt eine Bewegung gegen die Vivisektion aus. Sein Antrag bezwecke, das Ministerium zu sonst wohl unterbliebenen Unter⸗ suchungen zu veranlassen. Man könne jetzt absolut nicht übersehen, in wie weit jetzt die Vivisektion als wissenschaftliches Unterrichts⸗ mittel bestehe. Die Vertheidiger der Vivisektion hätten sich ihre Auf⸗ gabe leicht gemacht und auf die großen, durch die Vivisektion ge⸗ machten Fortschritte der Medizin hingewiesen. Aber hierüber sei man doch selbst in der Wissenschaft sehr verschiedener An⸗ sicht. Aus den Druckschriften gehe doch hervor, daß thatsächlich sowohl beim öffentlichen wie beim Privatexperiment Miß⸗ bräuche und Ausschreitungen vorkämen. Der angeführte Paragraph des Strafgesetzbuchs sei so abgefaßt, daß nach dem Wortlaut desselben kein Vivisektor bestraft werden könne. Die ferner erwähnte Ablehnung des Reichstages sei doch nur mit schwacher Mehrheit erfolgt. Sein Antrag be⸗ zwecke keine Unterdrückung der Vivisektion, sondern nur eine freie Kritik der bestehenden Verhältnisse, und er bitte denselben

anzunehmen.

das Wort.

Nach Mittheilungen aus dem Auslande sind folgende Submissionen ausgeschrieben worden:

1) von der Artillerie⸗Direktion der Waffen⸗ farik zu Brescia für den 23. April d. J. bis 11 Uhr Vormittags eine Submission auf die Lieferung von Schmiedeeisen in Barren zu 30 000 Stück Gewehrläufen zum Taxwerthe von 72 000 Lire; 8

2) von der Artillerie⸗Direktion der Waffen⸗ fabrik zu Turin für den 26. April d. J. bis 2 Uhr Nach⸗ mittags eine Submission auf die Lieferung von 42 000 Lederstücken in Trapezform zu Säbelbajonettfutter zum Taxwerthe von 50 400 Lire.

Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen.

Ein Deutscher, welcher im Auslande einem auslän⸗ dischen Beamten bei der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes Widerstand leistet, ist nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, III. Strafsenats, vom 15. Februar d. J., wegen Widerstandes gegen einen Beamten aus §. 113 des Straf⸗ gesetzbuches zu bestrafen, wenn die Gesetze des Staates, in welchem der Deutsche diese nach deutschem Strafrecht strafbare That begangen, gleichfalls den Widerstand gegen einen Be⸗ amten unter Strafe stellen.

Der Königliche Gesandte am Württembergischen Hofe, Braf von Wesdehlen, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Stuttgart fungirt der Legations⸗Sekretär von Bülow als interimistischer Geschäftsträger.

Der General der Infanterie von Woyna, Gouver⸗ neur der Festung Mainz, hat Berlin wieder verlassen.

Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der

Bei Schluß des Blattes erhielt der Abg. Dr. Huyßen

,— Der General⸗Lieutenant von Heuduck, Chef des Militär⸗Reitinstituts, hat sich nach Abstattung persönlicher Meldungen nach Hannover zurückbegeben.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Pincus in Dirschau, Dr. Hollweg in Jastrow, Assistenzarzt Nitze in Dt. Eylau, Dr. Pachnio in Probsthain, Dr. Plume

Berun, Dr. Mühlhaus in Heiligenstadt.

wurde in dem sogenannten Goldenen Saale des Schlosses zu Nymphenburg die Civiltrauung des Herzogs von Genua mit der Prinzessin Isabella von Bayern durch den Minister des Königlichen Hauses, von Crailsheim, vollzogen. Feugen waren die Prinzen Alphons und Ludwig Ferdinand. Von hier begaben sich die Neuvermählten und die Gäste in festlichem Zuge nach der Kapelle, woselbst die kirchliche Trauung durch den Erzbischof von München vollzogen wurde.

DSachsen. Dresden, 14. April. (W. T. B.) Am hiesigen Hofe ist die Nachricht von dem gestern in Cannes er⸗ folgten Ableben der Erzherzogin Marie Antoinette, einer Nichte des Königs Albert, eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 13. April. (Schwãäb. Merc.) Durch eine jetzt erschienene Verordnung des Justiz⸗Mini⸗ steriums ist einem seit lange gefühlten Bebürfniß bezüg⸗ lich der Handelsregister entsprochen worden. Es wurde nämlich bestimmt, daß alljährlich das Amtsgericht mit einer Anzahl von 2—6 sach⸗ und bezirkskundigen Beisitzern aus dem Handelsstande die Handelsregister zu durchgehen, zu bereinigen und zu vervollständigen hat. Die Beisitzer werden auf 5 Jahre von den Handelskammern gewählt, bezw. von dem Ausschuß (§. 40 der Gerichtsverfassung). Ein Vertreter des Kleingewerbes kann zur Auskunftsertheilung vom Amts⸗ gericht beigezogen werden. Die Wahlen geschehen künftig im November. Auswärtige Beisitzer, bezw. deren Stellvertreter, erhalten Vergütung der Reisekosten. Die im Jahre 1874 erlassene Anleitung zur Verwaltung der Ortsstiftungen ist nunmehr auch für die weltlichen Distrikts⸗ und Landes⸗ stiftungen, welche direkt unter dem Verwaltungshof stehen, mit den aus diesem Verhältniß sich ergebenden Aenderungen für anwendbar erklärt worden. Für die Sicherung der konfessionellen Verwaltung, wo dieselbe geboten ist, sowie für die Berücksichtigung des stifterischen Willens neben den Interessen der Stiftungsberechtigten und der politischen Gemeinde, auf welche die Stiftung sicch erstreckt, ist bei der Zusammensetzung der Verwaltungsräthe der Stiftungen Bedacht zu nehmen. Der Gesammterlös aus dem badischen Tabackbau wird für jedes der beiden Jahre 1880 und 81 amtlich auf 7 000 000 geschätzt.

Mecklenburg. Schwerin, 15. April. Einer der treff⸗ lichsten und edelsten deutschen Fürsten, der Großherzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg⸗Schwerin, ein Neffe Sr. Majestät des Kaisers, ist heute, Vormittags 10 ½ Uhr, durch einen jähen Tod aus diesem Leben geschieden. Als wir zum 60. Geburtstage des erlauchten Verblichenen, am 28. Februar d. J. die hohen Verdienste desselben als treuer Alliirter Preußens sowie als Landesfürst hervorhoben, stand der hohe Herr in voller Frische und Rüstigkeit, deren er sich auch noch vis vor 8 Tagen erfreute. Dann trat am letzten Montag, wie wir schon berichteten, die Erkrankung ein, welche seinem Leben nach sieben Tagen ein so unerwartet frühes Ziel setzen sollte. Er ist gestorben wie ein echter deut⸗ scher Fürst, wie ein rechter Mann, wie ein gläubiger Christ. Das schöne Wort, welches er bei seinem 40 jährigen Regie⸗ rungsjubiläum am 7. März 1882 sprach: „Mein ganzes Herz schlägt seit 40 Jahren meinem mir anvertrauten Lande und unserem großen deutschen Vaterlande, und so wird es bis zum letzten Athemzuge bleiben“ hat der Sohn der preußischen Königstochter, der Enkel der Königin Luise und der treue Kampfgenosse unseres Kaisers nicht nur im Leben bethätigt, sondern auch durch seinen Tod besiegelt. Noch in den letzten Stunden beauftragte der hochselige Großherzog den Staats⸗Minister Grafen von Bassewitz in seiner steten liebe⸗ vollen Sorge um Mecklenburg, dem Lande den Allerhöchsten Dank für die Liebe und für die Treue auszusprechen, die das⸗ selbe dem Großherzoge während seiner 41jährigen Regierung gehalten. Ja, man kann sagen, Friedrich Franz II. war das Ideal eines deutschen Fuͤrsten, eines guten Herrschers und eines treuen Christen. Einen unersetzlichen Verlust hat ganz Mecklenburg durch sein Hinscheiden erlitten, einen Verlust, der auch deshalb Alle aufs Tiesste erschüttert, weil durch den un⸗ erwarteten und schnellen Heimgang der segensreichen Regenten⸗ thätigkeit des trefflichen Fürsten so plötzlich und unver⸗ muthet ein Ziel gesetzt wurde. In der vollen Kraft des Mannesalters, mitten aus seiner rastlosen Thätigkeit zum Wohle des Landes, Gutes wirkend und Großes erstrebend, die Freude und der Stolz Mecklenburgs, ward der Großherzog zu seinen Vätern versammelt. Schon am Sonnabend Abend erregte das um 6 Uhr abgefaßte Bulletin über das Befinden des Großherzogs die lebhaftesten Besorgnisse, die leider nur zu sehr durch den Verlauf der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag gerechtfertigt worden sind. Se. Königliche Hoheit der Großherzog, welcher während des ganzen Verlaufes der Krankheit volles Bewußtsein behalten hat, erkannte vollkommen die Gefahr derselben. Nachdem die be andelnden Aerzte, zu denen seit Freitag auch noch der aus Wien hierher berufene Kaiserliche Rath und Universitäts⸗Professor Dr. Windternitz, Direktor der Kaltwasser⸗Heilanstalt Kaltenleutgeben, gehörte, dem erlauchten Patienten auf höchstdessen Befragen in spãter Nachtstunde erklärt hatten, daß das Schlimmste bevorstehe, wurde die erlauchte Mutter des Großherzogs, die Frau Großherzogin⸗Mutter Alexandrine, nach 1 Uhr an das Krankenlager gerufen, wo dieselbe mit der Frau Groß⸗ herzogin die letzten bangen und schweren Stunden bis zu dem Ende des geliebten Kranken theilte. Nachdem Se. Königliche Hoheit etwa um 2 Uhr den Staats⸗Minister Grafen von⸗ Bassewitz, sowie den Geheimen Rath von Wickede, zu sich befohlen hatte, empfingen Allerhöchstderselbe sowie die Frau Großherzogin und die Frau Großherzogin⸗Mutter gegen 3 Uhr aus den Händen des langjährigen treuen Seelsorgers, des Ober⸗Hofpredigers Jahn das heilige Abend⸗ mahl. Darauf nahm Se. Könägliche Hoheit der Großherzog tiefbewegt von den Großherzoginnen und den Fürstlichen Kindern sowie der Hofgesellschaft ergreifenden Abschied. Auch sprach Se. Königliche Hoheit den Wunsch aus, daß der Erb⸗ großherzog, Königliche Hoheit, jetzt noch nicht nach Schwerin zurückkehren möge. Obwohl gegen Morgen eine vorübergehende Wendung zum Besseren eingetreten war, ward seit 6 Uhr der

der betr. Landesregierung. Jetzt habe wieder der Regierungs Oöö der Kommission erklärt, daß diese Frage vor

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1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, ist von der vor Kurzem nach Thorn unternommenen Inspizirungsreise hierher zurückgekehrt.

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durchlauchtigste Leidende matter und matter. Etwa um 8 Uhr

in Bunzlau, Dr. Kaul in Zauditz, von Klobukowski in Alt⸗

Bayern. München, 14. April. (W. T. B.) Heute

8 wesen ist.

Vormittags äußerte Se. Königliche Hoheit den Wuns

Orgel und seine Lieblingschoräle 2 2 zu dansch 8 rauf der Großherzogliche Schloßchor im Vorzimmer die Lie⸗ der: „Wenn ich einmal soll scheiden“ und „O Herr, laß Dein lieb Engelein“ sang. Etwa um 10 Uhr verlor Se. König⸗ liche Hoheit das Bewußtsein und ging eine halbe Stunde später, während die Sterbelieder noch erklangen, vom Glauben zum Schauen ein. Die erschütternde Todesnachricht verbreitete ich überaus schnell in Schwerin und rief allenthalben die chmerzlichste Bewegung hervor. Ueberall konnte man Aeuße⸗ rungen der tiefsten und ungeheucheltsten Trauer wahrnehmen, wie sie ein treues Volk beim Heimgange eines Fürsten empfindet

der ihm stets ein gnädiger und einsichtsvoller Herr ge⸗

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. In der Schweriner Schloßkirche, wo der ge⸗ wöhnliche Gottesdienst ausgesetzt war, hatte der Ober⸗Hof. prediger Jahn, als der Großherzog bereits mit dem Tode

rnang, im Gebet den Beistand des Herrn, unseres Gottes für den Sterbenden erfleht. für den Sterbenden gebetet.

Auch in den anderen Kirchen ward Nach Beendigung des Gottes⸗ dienstes wurde mit allen Glocken geläutet. Die mecklenburgische Residenz bekundete die tiefe Trauer auch noch in sonstiger . Auf dem Rathhause weht die Trauerfahne, ebenso auf mehreren Privathäusern. Alle Läden der Stadt wurden sofort nach dem Bekanntwerden der Trauerkunde geschlossen. Nachmittags 5 Uhr leisteten die mecklenburg⸗schwerinschen Truppen dem neuen Landesherrn, Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge Friedrich Franz III. den Eid der Treue. Der Divisions⸗Commandeur, General⸗Lieutenant Graf von Wartensleben, theilte zunächst den Truppen das Ableben des hochseligen Großherzogs mit und hob als⸗ dann dessen Verdienste als Feldherr und Landesfürst in warmen Worten hervor. Der feierliche Akt schloß mit einem Hoch auf den neuen Landesherrn, welches vom Grafen War⸗ tensleben ausgebracht wurde.

16. April. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und König ist heute Nachmittag um 12 Uhr 40 Minuten hier angekommen und im Schlosse abgestiegen, wo auch Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin⸗Mutter jetzt Wohnung ge⸗

nommen hat.

Waldeck und Pyrmont. Arolsen, 12. April. Der außerordentliche Landtag erledigte in der heutigen (3.) öffentlichen Sitzung den Rest der 88 gemachten Vorlagen: .1) Von der Mittheilung der Regierung, daß die König⸗ liche General⸗Kommission zu Cassel die vom Landtage bean⸗ tragte Errichtung einer 2. Spezialkommission im hiesigen Lande abgelehnt habe, wurde Kenntniß genommen.

2) Die Prüfung der Staatskassen⸗Rechnung vom Jahre

1881 gab zu Bemerkungen keinen Anlaß; die Etatsüberschrei⸗ tungen wurden genehmigt. .3) Die Gesetzesvorlage, betreffend Abänderung des Ge⸗ setzes vom 15. Januar 1874 über die Pensionirung der Gensd'armen, wurde angenommen; diese Vorlage ent⸗ spricht den Bestimmungen des preußischen Gesetzes vom 31. März 1882.

4) Einem Antrage der Regierung, der Schule zu N. Wildungen 807 64 verjährte Entschädigung aus Fruchtablösungen vorbehaltlich der Zustimmung des Herrn Ministers nachzuzahlen, wurde zugestimmt.

5) Schließlich wurde beschlossen, den Landes⸗Direktor zu er⸗ suchen, dahin zu wirken, daß dem Landtage bei seiner nächsten Session ein den Ausbau des Landes⸗Gymnasiums zu Corbach betreffender Gesetzentwurf vorgelegt werde. Dieser Beschluß wurde damit motivirt, daß das Landes⸗Gymnasium zu Corbach des baldigen Ausbaues dringend bedürfe und daß dem Vernehmen nach auch das Königliche Provinzial⸗Schul⸗ kollegium zu Cassel in Anerkenntniß dieses Bedürfnisses bereits vor mehreren Jahren darauf hingewiesen habe, daß bei der sehr erhöhten Frequenz und dem stetigen Wachsen und Emporblühen der gedachten Anstalt diese empfindlich würde geschädigt werden, wenn nicht bald eine Erweiterung und Vermehrung der Räunlichkeiten eintrete. Eine Schädigung des Landes⸗Gymnasiums verstoße aber gegen das Landes⸗ interesse, indem letzteres die Erhaltung und die Pflege dieser seit länger als drei Jahrhunderten bestehenden einzigen höheren Bildungsstätte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont erfordere. Der Landes⸗Direktor von Puttkamer erklärte, daß die Regierung die Nothwendigkeit des Ausbaues des Landes⸗Gymnasiums anerkenne, auch die Sache technisch schon vollständig vorbereitet habe und hoffe, dem nächsten Landtage eine entsprechende Vorlage machen zu können.

Hiermit waren die Vorlagen erledigt. Der Landes⸗ Direktor von Puttkamer dankte hierauf dem Landtage für dessen einmüthiges Entgegenkommen und den Eifer und die Hingebung bei den Berathungen und erklärte im Allerhöchsten Auftrage Sr. Majestät des Königs von Preußen den außerordentlichen Landtag für geschlossen.

Nach einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den König von Preußen und Se. Durchlaucht den Fürsten zu Waldeck und Pyrmont trennte sich die Versammlung. 8

1 (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses

Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 14. April. erklärte der Minister-Präsident Tisza in Beantwor⸗ tung der Ausführungen Wolffs, die ungarische Re⸗ gierung habe niemals einen Rath vom heeiligen Stuhle verlangt, weder auf direktem noch auf indirektem Wege, und werde dies auch künftighin nicht thun. Es sei eine pure Verdächtigung, zu behaupten, die Regierung hätte sich mit dem katholischen Klerus abgefunden. Trotz aller Anstrengung sei es dem Abg. Wolff nicht gelungen, einen Nationalitätshader zu stiften und einen Kulturkampf herauf⸗ zubeschwören. Er bitte das Haus, die Sünden des Abgeordneten Wolff mit ungarischer Großmuth zu verzeihen. Hiernach wurden die noch übrigen Paragraphen der Mittelschul⸗ vorlage und somit die ganze Vorlage unter lebhaften Eljenrufen erledigt. Sodann beantwortete der Minister⸗Präsident Tisza die Interpellation Helfy's über die Tripelallianz. Es könne, glaube er, heute Niemand darüber mehr in Zweifel sein, daß die Auslassungen des italienischen Ministers Man⸗ cini viele willkürliche, über ihren wahren Sinn hinausgehende Auslegungen gefunden haben. Die europäische Presse habe gewissermaßen die politischen Kreise in Bewegung ge⸗ setzt. Dieselbe brauche immer etwas, was eine Emotion hervorrufe. Vor Kurzem sei von einer österreichisch⸗ deutsch⸗russischen Allianz geschrieben und gesprochen worden, nun spreche man von einem österreichisch⸗ungarisch⸗ deutsch⸗italienischen Schutz⸗ und Trutzbündniß, dessen Spitze gegen Frankreich gerichtet sei, selbst von einer österreichisch⸗ ungarisch⸗italienischen gegenseitigen Gebietsgarantie. Angesichts

solcher Nachrichten pflege eine Widerlegung nicht auszubleiben. Diese sei auch diesmal erfolgt und zwar von der kompetente⸗ sten Seite, dem Minister Mancini, dessen irrthümlich aus⸗ gelegte Rede zu diesen Gerüchten Anlaß gegeben habe. Hier könne seines Erachtens nicht maßgebend sein, was die einzelnen Zeitungsmeldungen theils aus Mißverständniß, theils nach ihrem Parteistandpunkte, sondern was der Minister Mancini selbst gesagt habe. Dieser habe weder von einem Schutz⸗ und Trutzbündnisse, noch von einer gegen Frankreich gerichteten Entente, Allianz oder Gebietsgarantie gesprochen. Er könne seinerseits hinzufügen, daß es keinen Sinn haben würde, wenn Oesterreich⸗Ungarn sich einer Kom⸗ bination anschlösse, welche aus einem feindlichen Gefühle gegen 8, entspringen würde, mit welchem man auf freund⸗ chaftlichem Fuße stehen und bleiben wolle. Daß Ungarn oder die Völker der Monarchie die erste Nachricht von dem Be⸗ stehen des Einverständnisses mit Italien aus dem Munde des Ministers des Auswärtigen eines anderen Staates erfahren hätten, sei nicht richtig, die Aeußerung des italienischen Ministers sei im Wesentlichen identisch mit den vom Grafen Kalnoky der ungarischen Delegation in Pest gemachten Mit⸗ theilungen. Beide Minister hätten konstatirt, daß Italien sich der konservativen auswärtigen Politik der im Centrum Europas befindlichen Großmächte Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn angeschlossen habe, um deren Zweck auf alle mögliche Weise zu erhalten und zu sichern. Dieselben konstatirten, daß Italien, sich dieser konservativen, auf Erhaltung des Friedens gerichteten Politik anschließend und in diesem Geiste ge⸗ treu mitwirkend, die Freundschaft und das Einverständniß im Interesse dieses friedlichen Zieles immer mehr befestigt und vollständiger gestaltet habe. Indem diese Enunciation des Ministers des Aeußern der Wahrheit vollkommen entspreche, könne jeder aufrichtige Freund des innern Friedens der Nation und der friedlichen Entwickelung derselben sie nur freudigst begrüßen und könne darin eine nicht hoch genug anzu⸗ schlagende Garantie des Friedens erblickt werden. Die äußeren Verhältnisse hätten sich seit der erwähnten Aus⸗ lassung in keiner Weise geändert; er glaube, der Um⸗ stand, daß die drei kontinentalen europäischen Mächte zum Zwecke der Aufrechthaltung des Friedens zu einem freund⸗ schaftlichen Verhältnisse gelangten, könne Jedermann nur be⸗ ruhigen, zumal diese Spitze gegen Niemand gerichtet sei. Be⸗ unruhigen könnte dies nur eine solche Macht, welche ent⸗ schlossen wäre, den Frieden zu stören. Eine solche Macht existire aber seines Wissens nicht. Der Abg. Helfy konstatirte seine Befriedigung über die Erklärung des Minister⸗Präsi⸗ denten, insofern derselbe in Abrede gestellt habe, daß die Spitze der Allianz gegen Frankreich gerichtet sei; Der Redner wünschte aber Aufklärung darüber, wessen Angriff befürchtet werde und gegen wessen Angriff somit das Einver⸗ ständniß gerichtet sei. Der Minister⸗Präsident Tisza widersprach einer Auslegung seiner Worte dahin, als ob von irgend einer Seite ein Angriff beabsichtigt sei. Die Auslegungen des Grafen Kalnoky und Mancinis stimmten überein. (Der Minister bewies dies durch Citirung der betreffenden Stellen.) Mancini habe von der friedlichen Entwickelung der allgemeinen europäischen Civilisation gesprochen und betont, daß der Frieden dazu unbedingt nothwendig sei. Nun, wer für die Erhaltung des Friedens einstehe, der fördere die friedliche Entwickelung der Civilisation. Das Haus und der Inter⸗ pellant nahmen die Antwort mit lebhaftem Beifalle zur Kenntniß.

16. April. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus nahm den Gesetzentwurf über die Mittelschulen in dritter Lesung endgültig an. In der zweiten Lesung war der §. 71, wie berichtigend gemeldet wird, ebenfalls angenom⸗ men worden.

Schweiz. Bern, 14. April. (W. T. B.) Der Bun⸗ desrath hat die gegen Mermillod verhängt gewesene Ausweisung einstimmig aufgehoben, betreffs der demselben verliehenen bischöflichen Würde aber die Rechte der betheiligten Kantone, namentlich diejenigen des Kantons Genf in ihrem ganzen Umfange vorbehalten. Der Bundesrath beschloß ferner heute, mit Rücksicht auf den Usus gegenüber denjenigen Staaten, bei denen die Schweiz nicht diplomatisch vertreten ist, zur Kaiserkrönung in Moskau keinen Repräsentan⸗ ten zu entsenden.

Belgien. Brüssel, 15. April. (W. T. B.) Der König leidet an einer starken Grippe und hat deshalb die Reise nach Gent zum Besuch der dortigen Gartenbauausstel⸗ lung aufgegeben.

Großbritannien und Irland. London, 14. April. (W. T. B.) Zum Schutze der Königin während der am 17. d. M. erfolgenden Uebersiedelung Ihrer Majestät nach Osborne sind außergewöhnliche Vorsichtsmaßregeln angeordnet worden; zu demselben Zwecke sind bereits jetzt mehrere Beamte der geheimen Polizei in Cowes eingetroffen. Dem Vernehmen nach sind 4 Geheimpolizisten nach Mexiko abgegangen, um die Nachforschungen nach der im Dubliner Mordprozesse als Nummer Eins bezeichneten Persönlichkeit fortzusetzen.

In dem gegen Bradlaugh wegen Gotteslästerung an⸗ gestrengten Prozeß gab heute die Jury das Verdikt „Nicht⸗ schuldig“ ab.

Nach einer Mittheilung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Brisbane hat die Regierung der Kolonie QOueensland von der Insel Neu⸗Guinea formell Besitz ergiffen.

15. April. (W. T. B.) Dem „Observer“ zufolge hat die Polizei aus Belgien die Mittheilung erhalten, daß eine bedeutende Quantität Dynamit auf einem in der vorigen Woche aus Antwerpen ausgelaufenen englischen Schiffe verladen worden sei.

16. April. (W. T. B.) Nach dem Hofjournal machen sich bei dem Leiden, das sich die Königin vor einiger Zeit durch eine Verstauchung des Kniees zugezogen hat, zwar einige Anzeichen der Besserung bemerkbar; gleichwohl werde die Hei⸗ lung nur langsam vorwärts schreiten und werde die Königin noch eine Zeit lang des Gehens sich enthalten müssen. Dublin, 16. April. (W. T. B.) Ueber eine neue Ver⸗ schwörung zum Morde, die in der Grafschaft Clare organisirt war, sind durch einen Zwangsarbeitssträfling, Na⸗ mens Tubridy, Enthüllungen gemacht und in Folge dessen mehrere Verhaftungen vorgenommen worden. In dem Prozeß wegen des Mordes im Phönixpark ist einer der Verhafteten, James Mullet, zum Angeber geworden. Ottawa, 14. April. (W. T. B.) Die Regierung von Canada hat einen Vertrag mit der Schiffsgesell⸗ schaft „White croß“ in Antwerpen abgeschlossen, worin

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zwischen Antwerpen und Montreal einmal per Monat und umgekehrt eine Subsidie gewährt wird.

Frankreich. Paris, 14. April. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ veröffentlicht folgende Note: Einige Journale geben sich den Anschein, als hätten sie eine ganz besonders genaue Mittheilung über die Konvertirung der Rente sowie über die Konvention mit den verschiedenen Eisenbahngesellschaften ꝛc. erhalten. Wir sind ermäch⸗ tigt, aufs Neue zu erklären, daß kein Journal vertrauliche Mittheilungen der Regierung empfängt und auch keine Mit⸗ theilung der gedachten Art empfangen hat.

Dem „Temps“ zufolge wird der Fregattenkaptän Kergaradec dem Kaiser von Anam einen neuen, die Rechte Frankreichs genauer präzisirenden und besser garan⸗ tirenden Vertrag überreichen. Wenn der Kaiser denselben nicht annehme, würden wirksame Maßregeln für die Ausfüh⸗ rung der Verträge von 1874 ergriffen werden. Wie dasselbe Blatt meldet, werde Bourrée, Gesandter in China, abbe⸗ rufen werden. Die französische Regierung habe den von Bourrée unter seiner eigenen Verantwortlichkeit mit China abgeschlossenen Vertrag nicht genehmigt.

15. April. (W. T. B.) Die legitimistischen Blätter „Union“ und „Gazette de France“ erklären die über den Gesundheitszustand des Grafen Chambord umgehenden ungünstigen Gerüchte für unbegründet; Graf Chambord sei durch eine Verstauchung genöthigt gewesen, einige Zeit lang das Zimmer zu hüten, befinde sich aber schon seit 8 Tagen wieder vollständig wohl, empfange zahlreiche Besuche und werde am nächsten Dienstag von Goritsche, wo er sich jetzt auf⸗ halte, nach Frohsdorff zurückkehren.

Italien. Rom, 14. April. (W. T. B.) Der König hat den bayerischen Gesandten von Tautphoeus empfangen, welcher ihm ein Schreiben des Königs von Bayern und dem Kronprinzen den St. Hubertus⸗ orden überbrachte. Heute Abend findet ein Banket in der bayerischen Gesandschaft statt, zu dem die Minister und das diplomatische Corps eingeladen sind. Der König ernannte den bayerischen Gesandten zum Großkordon des Ordens der italienischen Krone und den Legations⸗Sekretär Boohm zum Offizier desselben Ordens.

In der Deputirtenkammer erklärte heute bei Be⸗ rathung des Marinebudgets der Minister⸗Präsident De⸗ pretis im Namen des Kabinets, daß dasselbe mit dem Ma⸗ rine⸗Minister solidarisch sei. Die Kammer nahm eine von Delvechio vorgeschlagene, von dem Ministerium acceptirte, motivirte Tagesordnung mit 168 gegen 54 Stimmen an. 51 Deputirte enthielten sich der Abstimmung; ein großer Theil der Rechten stimmte für das Kabinet.

„— 15. April. (W. T. B.) Der König und die Königin von Rumänien sind von Pegli, wo sich die⸗ selben aufhielten, über die Gotthardbahn nach Deutschland abgereist. 3

Dem anläßlich der Vermählung des Herzogs von Genua mit der Prinzessin Isabella von Bayern gestern Abend in der bayerischen Gesandtschaft statt⸗ gehabten Galadiner wohnten der Minister des Auswärtigen Mancini, der deutsche Botschafter von Keudell, der englische Botschafter Paget und andere Mitglieder des diplomatischen Corps bei. Der Minister des Auswärtigen toastete auf das Wohl des Königs von Bayern und des neuvermählten Paares, der bayerische Gesandte auf das Wohl des Königs von Italien und das Haus Savoyen.

Türkei. Konstantinopel, 14. April. (W. T. B.) Die Mitglieder der Konf f T litglieder der Konferenz in der Libanonfrage sind auf den 16. d M. zu einer neuen Sitzung einberufen worden in der Erwartung, daß der russische Botschafter bis zu diesem Tage in den Besitz von Instruktionen von seiner Re⸗ gierung gelangt sein werde.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. April. (W. T. B.) Anläßlich des Ablebens des Großherzogs von Mecklenburg⸗-Schwerin ist die Großfürstin Maria. Paulowna gestern nach Schwerin abgereist.

Dänemark. Kopenhagen, 14. April. (W. T. B.) Das Folkething hat die Adresse an den König, in welcher dem gegenwärtigen Ministerium das Mißtrauen des Folkethings ausgesprochen wird, mit 72 gegen 20 Stimmen angenommen. Die Adresse wird dem König durch den Prä⸗ sidenten und den Vize⸗Präsidenten überreicht werden.

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Corre⸗ dosehs schreibt über die Erfolge der neuen Wirthschafts⸗ politik:

Ein Berliner Börsenfachblatt hat kürzlich eine Zusammenstellung veröffentlicht über den Coursstand derjenigen 108 Industrieaktien⸗ Gesellschaften, die an der Berliner Börse notirt werden, worin die Course der betreffenden Aktien vom 15. Januar 1878 mit denen desselben Tages 1883 verglichen wurden.

Das Ergebniß ist ein frappantes Zeugniß dafür, welchen Auf⸗ schwung die Industrie in dieser Zeit genommen hat. Es würde ja unberechtigt sein, aus dem Coursstande eines einzelnen Industrie⸗ papieres auf den Erfolg der Wirthschaftspolitik Schlüsse ziehen zu wollen, da derselbe von anderen Einflüssen be⸗ herrscht sein kann; wohl aber erscheint es berechtigt, aus dem Durchschnitte aller dieser Unternehmungen einen solchen Schluß zu machen, da sich darin die für einzelne günstig oder ungünstig liegenden besonderen Verhältnisse ausgeglichen haben. In dem Course dieser Papiere kommt zunächst ja der Zinsertrag, den die Unternehmungen ergaben, zum Ausdruck, dann aber auch die ganze finanzielle Lage derselben und das Vertrauen, welches in die Zukunft gesetzt wird. Alles dieses ist bei Beurtheilung dieser Zahlen wohl zu beobachten.

„Es betrug nun am 15. Januar 1878 der Gesammtwerth der Aktien dieser 108 Industrieunternehmungen 166 194 600 ℳ, d. h. 48,8 % des emittirten Kapitals; dasselbe stellte sich am 15. Januar dieses Jahres auf 290 153 400 oder 85,2 % des Anlagekapitals. Es werden also diese Unternehmungen jetzt im Ganzen um 123 988 800 oder 365,4 % mehr werth gehalten, als vor 5 Jahren, d. h. um diese Summe sind die Besitzer der Aktien reicher ge⸗ wordag in Betracht zieht, daß

enn man in Betracht zieht, daß dieselbe Entwickelun Werthes bei anderen Unternehmungen, die an der Verltgeungene nicht notirt werden, mit Recht angenommen werden kann, daß ferner auch die in Händen privater Unternehmer befindlichen Industriewerke in analoger Weise an Werth zugenommen haben müssen, letztere viel⸗ leicht noch in höherem Grade, so ergiebt sich, daß der in Industrie⸗ Unternehmungen angelegte Theil des deutschen Nationalvermögens in diesen fünf Jahren um 30 40 % im Werthe gestiegen ist.

derselben für den Transport von Passagieren und Waarel!

Man würde allerdings einwenden können, daß diese Vermehrung