1883 / 91 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Apr 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Deutsches neich.

Berlin, 19. April. Se. Majestät der König sind am Dienstag Abend 10 ½ Uhr Potsdamer Bahnhof nach Wies⸗ Vormittag 10 Uhr 20 Minu⸗ eingetroffen. Vom Bahnhof aus, wo die Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden Lum Empfange des Monarchen erschienen waren, begaben ich Se. Majestät im offenen Wagen durch die festlich geschmückten Straßen, überall von der zahlreichen Volksmenge mit enthusiastischen Kundgebungen begrüßt, bei prachtvollem Wetter nach dem Schlosse.

Gestern nahmen Se. Majestät, laut Meldung des „W. T. B.“, den Vortrag des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski entgegen und machten sodann eine Spazierfahrt. Zum Diner war der Regierungs⸗Präösident von Wurmb eingeladen. .

Heute Vormittag hatte der Chef des Militärkabinets, General⸗Lieutenant von Albedyll Vortrag bei Sr. Majestät.

Ihre Maj stät die Kaiserin und Königin wohnte gestern dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta⸗ Hospitals bei und empfing später den Besuch Ihrer Kaiser⸗ lichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm von Baden.

Ihre Majestät die Kaiserin hat Sich heute Vormittag zur Frühjahrskur nach Baden Baden begeben. u“

In der Begleitung Ihrer Majestät befinden sich die Hof⸗ dame Gräfin Brandenburg, die Ehrendame Gräfin C. Vitzthum, der Kammerherr und Ceremonienmeister Graf Oeynhausen und der Kabinets⸗Sekretär Ihrer Majestät, von dem Knesebeck.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm am Dienstag mllitärische Meldungen ent⸗ gegen und empfing den Wirklichen Geheimen Legations⸗Rath

ordan.

8 Abends 7 Uhr begaben Sich Ihre Kaiserlichen und Köhniglichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Sr Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm und Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe nach dem Königlichen Palais, um Sich von Sr. Majestät dem Kaiser zu ver⸗ abschieden. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz war auch bei der Abfahrt Sr. Majestät auf dem Potsdamer Bahnhofe ugegen.

9 Gestern Vormittag wohnte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz dem Gottesdienst in der Nicolai⸗Kirche und Ihre Kaiserliche Hoheit die Kronprinzessin der Feier im Victoria⸗ Lyceum bei.

Höchstdieselben begaben Sich mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe mit dem 1 Uhr⸗Zuge nach Potsdam und kehrten mit dem 4 Uhr⸗Zuge hierher zurück.

Se. Kaiserliche Hoheit geleitete sodann Ihre Majestät die Kaiserin nach dem Kunst⸗Gewerbemuseum, wo Allerhöchstdie⸗ selben die Ausstellung der Geschenke zur Silbernen Hochzeit in Augenschein nahmen, und stattete Abends 7 Uhr Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm von Baden einen

Preußen. Kaiser und mittels Extrazuges vom baden abgereist und gestern ten wohlbehalten daselbst

Gegenbesuch im Hotel Royal ab.

Das „Armee⸗Verordnungs⸗B latt“ veröffentlicht folgende Allerhöchste Ordre, betreffend Anlegung der Trauer aus Anlaß des Ablebens des General⸗Obersten und General⸗ Inspecteurs der II. Armee⸗Inspektion, Großherzogs Fried⸗ bich Franz II. von Mecklenburg⸗Schwerin, Königliche

oheit:

Durch den zu Meinem tiefen Schmerze am 15. d. Mts. erfolgten Tod Meines geliebten Neffen, des Großherzogs Friedrich Franz II. von Mecklenburg⸗Schwerin Königliche Hoheit, General⸗Oberst und General⸗Inspecteur der II. Armee⸗Inspektion, hat Meine Armee aber⸗ mals einen schweren Verlust erlitten, da ihr der Verstorbene nicht nur in hohen Ehrenstellen und mit dem regsten Interesse, sondern auch mit wärmster und vollster Hingabe als ein im Kriege und im Frieden rühmlich bewährter Truppenführer angehörte. Um den Empfindungen schmerzlicher Trauer und ehrender Erinnerung, in denen sich die Armee mit Mir um den in Gott Entschlafenen vereinigt, noch besonderen Ausdruck zu geben, bestimme Ich hierdurch:

1) Sämmtliche Offiziere der Armee und Marine legen, vom Tage des Eingangs dieser Ordre ab, 14 Tage hindurch den Trauer⸗ flor um den Arm an.

2) Bei dem 4. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiment Nr. 24 (Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin) und bei dem Hannoverischen Husaren⸗Regiment Nr. 15 währt diese Trauer drei Wochen.

3) Für die Truppentheile der 34. Infanterie⸗Brigade (Groß⸗ herzoglich Mecklenburgischen), der 17. Kavallerie⸗Brigade und der 1. Abtheilung (Großherzoglich Mecklenburgischen) des Holsteinischen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 24 wird besondere Bestimmung er⸗ folgen.

Sie haben hiernach das Weitere zu veranlassen.

Berlin, den 17. April 1883. 8

Wilhelm.

n den Kriegs⸗Minister.

² Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Ausschuß ür Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

In der heutigen (67.) Sitzung des Reichstages, weelcher der Staats⸗Minister Scholz sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Präsident von Levetzow mit, daß am Sonntag, den 15. d. Mts., Vormittags zwischen 10 und 11 Uhr Se. Königliche Hoheit der Großherzog Friedrich Franz von Mecllenburg⸗ Schwerin aus iesem Leben abgerufen worden sei. Indem der eichstag von diesem für Kaiser und Reich und

stehend angehört.

ordnung ein.

Ersten Beilage.

Abgeordneten

lung 1877 jährigen,

Mitteln für Ausrüstung des

nach Löbau, Umgestaltung der Stadt Cöln.

Summe von

streichen. Zu § zu bewilligen.

hatte, habe.

unbedeutend.

nothwendig sei, jetzige Bahnhof der früheren Eis

Perronbau

Freunde

Der

der hob

Verwaltung zu

Der sei. richtet worden.

gelehnt würde,

stimmen.

Der Abg. Ludwig an.

daß er,

fordern, ja, wenn sollte, auf die G Bauten vornehmen. Der Abg. von Lud geliebten Berliner handele; denen würde es aber nichts schaden, wenn sie an zwölf Sonntagen im Sommer auf dem unbe⸗ deckten Perron warteten. er werde deshalb mit der Kommission gegen die Erst müßten alle kleinen Bahnhöfe in ganz Deutsch⸗

geliebt und betrauert habe. Mitglieder des Hauses hatten

Bei Schluß des Blatts trat der Reichstag in seine Tages⸗

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in

In der heuti

wel

Ministeriums von Puttkamer, Mi Arbeiten Maybach und der Justiz⸗Minister Dr. Friedberg so⸗ wie mehrere Kommissarien beiwohnten, 1 zunächst ohne Debatte in dritter Berathung den Entwurf eines Ge⸗ setzes, betreffend die ehneg. Verlängerung des in den 85.9 und 12 des Gesetzes über die dem sächsischen Lehnrechte, und dem longobardischen preußischen Landrechte unterworfenen Lehen in den Provinzen Sachsen und Brandenburg vom 28. März 1877 (Gesetz⸗Samm⸗ Seite 111 ff.) den Lehnsbesitzern gestatteten vier⸗ durch das Gesetz vom 10. März 1880 (Gesetz⸗Samm⸗ lung Seite 215) um zwei fernere zwei Jahre. b Es folgte die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, die Erweiterung, . Staatseisenbahnnetzes und die des Staates bei dem Bau einer Eisenbahn von Zajons und des Entwurss eines Gesetzes, betreffend die der Bahnanlagen innerhalb des Festungsgebiets

Zur Berathung stand zunächst Nr. IV. des §. 1. 1 Nr. IV. 1 lautet nach der Umgestaltung und Erweit rung des Bahnhofes 422 000

Die Kommission hatte beantragt,

Von den Abgg. Wolff und Gen. lag zu Nr. IV. 1 fol⸗ gender Antrag vor: Das b. 5 Abgeordneten Für die Umgestaltung und Erweiterung des Steglitz die Summe von . . . . . . .

1

Nachdem der Referent Abg. Dr. ,d Kommission beschlossene Ablehnung der Nr. 1 kurz motivirt führte der Abg. Wolff aus, daß größeres Interesse als das eines bloßen Vergnügungsortes Die Hälfte der Eisenbahnabonnements würde dort an Arbeiter ausgetheilt. betrage jährlich 1. Daß habe auch die Kommission anerkannt. sei falsch angelegt enbahnverwaltung, in bessere Hände übergegangen sei. kämen von 69 000 ℳ, also eine sicher nicht zu hohe Summe. Er bitte, seinen Antrag anzune wieder herzustellen. Der Abg. von die Nothwendigkeit solcher Steglitz vollständig anerkennten, einem billigeren Projekte zustimmen würden. Regierungskommissar hervor, waltigen Personenver Anlagen beseitigen eine Privatbahn handelte, würde die einer Aenderung der Anlagen Von Luxusbauten sei gar keine Rede, um die Frage der Nützlichkeit. Minister der öffentlichen Arbeiten klärte, die Regierung habe sich entschlossen, mäßig hohe Summe zu fordern, weil eine Aenderung der Anlagen auf anderm Dies sei durch und auch in der Kommission der früheren Verwal Vorwurf machen, denr

Die

Tunnel gebildet, der 25 000 diesen nicht bauen wollte, müsse man eine besondere Billet⸗

und Gepäckexpedition einrichten.

müsse im

land so viel Komfort haben, Steglitz schon besitze. Wolff bestritt, Vergnügungsfahrten nochmals um Annah

Der Abg. Lieber So lange man noch in allen großen Schwierigkeiten doch nicht zumuthen solche Summen auszugeben. wenn und der Verkehr es erfordere, schreitung die nothwendigen dauere diese Aeußerung; der Mi⸗ Verantwortung eines unkonstitutionellen Vorgehens, und das preußische Haus der Abgeordneten, wie es auch zusammen⸗

400 000 Personen, sei also durchaus nicht

Tiedemann (Bomst) erklärte, daß seine

kehr die Unbequemlichkeit der jetzigen

Wege mit

tung aus

efahr einer Etatsüberschreitung hin die betr.

me seines Antrags.

die

Er ruhe in Frieden! Die diese Worte des Präsidenten

der

gen (53.) Sitzung des Hauses der cher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ der Minister der öffentlichen

erledigte das Haus

uflösung des Lehnsverbandes der der Magdeburger Polizeiordnung Lehnrechte sowie dem allgemeinen

Jahre verlängerten Wahlrechts um

betreffend die Beschaffung von Vervollständigung und bessere

owo

Regierungsvorlage: für die Steglitz die Position

diese zu

wolle beschließen:

Bahnhofes 422 000

Hammacher die von der

Steglitz für Berlin ein

Der Personenverkehr in Steglitz Albrechtstraße Der worden; dies sei ein Fehler die ja jetzt Gott sei Dank Auf den eigentlichen den verlangten 422 000 nur

die Unterführung der

hmen und so die Regierungsvorlage Bahnhofsanlagen in und daß sie im nächsten Jahr

Baurath Schrö⸗ dem ge⸗

Geheime

daß man gegenüber

Wenn es sich hier um Regierung die betr. veranlassen. es handele sich nur

Maybach er⸗ die verhältniß⸗

müsse.

geringern Mitteln nicht möglich eine technische Untersuchung festgestellt anerkannt worden. Man könne der Lage des Bahnhofs keinen ; jener Bahnhof sei vor 45 Jahren er⸗ Hauptdifferenz werde jetzt durch einen kosten solle; aber wenn man

Wenn heute die Summe ab⸗ er im nächsten Jahr dieselbe Summe Laufe des Jahres es nothwendig werden

wig glaubte, daß es sich hier nur um die

Dafür seien die Kosten doch zu groß, Vorlage wie der jetzige Bahnhof in daß es sich hier nur um die bemittelter Berliner handele und bat

schloß sich den Ausführungen des Abg. rovinzen mit zu kämpfen habe, solle man dem Hause für die Bequemlichkeit der Berliner Der Minister habe erklärt, Summe nicht bewilligt würde, auf dem Wege der Etatsüber⸗ Anlagen errichten werde. Er be⸗ Minister übernehme damit die

Verantwortlichkeit nicht leicht

in einem Etat, z. B. auch in seinem Ressort, sich nachträglich die Nothwendigkeit herausstelle, im Interesse der Sicherheit Einrichtungen zu treffen, so müsse diese Einrichtung getroffen werden. Der Minister werde ia dieselbe vor dem Hause zu vertrelen haben; aber wenn genügende sachliche Gründe vorlägen, werde, so hoffe er, die Landesvertretung diese nachträgliche Genehmigung nie versagen. Er verspreche im Uebrigen, daß die Regierung auch nach der Bewilligung der Summe sich bemühen werde, mit einer kleineren Summe auszukommen. Damit möge man sich begnügen und der Regierung die Verantwortung für einen unerträglichen Zustand abnehmen. Der Abg. Frhr. von Minnigerode erklärte, für die Summe im Interesse der Sicherheit des Verkehrs stimmen zu wollen. Bezüglich der Etatsüberschreitung glaube er, daß trotz eines Majoritätsbeschlusses dieses Hauses die Verant⸗ wortlichkeit der Verwaltung in vollem Maße bestehen bleibe. Der Abg. Büchtemann glaubte, daß bei dieser neuen Theorie das Budgetrecht nicht bestehen könne. Für unmittel⸗ bare Gefahren müsse der Minister Abhülfe treffen, aber dafür habe er ja den Fonds für unvorhergesehene Ausgaben; voll⸗ ständige, vom Hause abgelehnte Projekte dürfe der Minister nicht ausführen. Die abfällige Kritik, über die ehemalige Verwaltung der Potsdamer Bahn gefällt habe, solle wohl nur ein Dank dieses Abgeordneten an seine Wähler sein. Er selbst danke dem Minister dafür, daß er diese Verwaltung in Schutz genommen habe. Für das jetzige Projekt könne er nicht stimmen; gierung bei einer weiteren Umarbeitung desselben und billigeren Anlagen kommen werde. Die Diskussion wurde geschlossen. 1— Persönlich bemerkte der Abg. von Tiedemann (Bomst), daß seine Freunde durch Ministers sich veranlaßt sähen, vorlage zu stimmen. 8 In der Abstimmung wurde die Position mit 173 gegen 141 Stimmen abgelehnt. In Nr. 2 werden für die Umgestaltung und Erweiterung des Bahnhofes Wildpark 355 000 gefordert. Auf eine Anfrage des Abg. von Rauchhaupt bez. der Eisenbahnbrücke in Potsdam erklärte der Staats⸗Minister daß das Projekt noch nicht vollständig ausgear⸗ beitet sei. Der Abg. Büchtemann sprach sich für eine Erweiterung der Empsangsräume aber gegen eine Erweiterung der Ge⸗ leiseanlagen aus. Die Forderung wurde bewilligt. In Nr. 3 wird nach dem Kommissionsbeschlusse für die Her⸗ stellung eines Sammel⸗ und Rangirbahnhofes bei Frintrop und für die Erweiterung der Bahnhöfe bei Wanne, ee und Hamm zu solchen Bahnhöfen sowie für die Erweiterung, Üümgestaltung und bessere Verbindung der Gruben⸗ und Hüttenanschlüsse und der Bahnhöfe im rheinisch⸗westfälischen Industriebezirke die Summe von 6 160 000 gefordert.

Der Abg. Frhr. von Schorlemer⸗Alst bat den Minister, g hnage einer Bahn von Bommern vnach Witten zu berück⸗ ichtigen.

Der Staats⸗Minister Mavybach erwiderte, daß er nach den augenblicklichen Verhältnissen weder eine zusagende noch eine ablehnende Antwort geben könne.

Darauf schlug der Präsident von Köller dem Hause die Vertagung vor, morgen um 10 Uhr solle die nächste Sitzung gehalten werden.

Der Abg. Rickert bat den Präsidenten um Mittheilung der weiter von ihm beabsichtigten Dispositionen. Unter Hin⸗ weis auf die Kaiserliche Botschaft bemerke er, daß wenn die Königliche Staatsregierung die Absichten Sr. Maäjestät unterstützen wolle, es ihre Pflicht sei, alle Hindernisse, welche einer Durchberathung des Krankenkassen⸗ und Unfall⸗ versicherungsgesetzes im Reichstage entgegenständen, zu be⸗ seitigen und dem Reichstage für seine Berathungen völlig freie Hand zu lassen. Er bitte deshalb den Präsidenten, die Ver⸗ waltungsgesetze zunächst nicht auf die Tagesordnung zu setzen.

Der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums von Putt⸗ kamer protestirte dagegen, daß man von einer Unterstützung Sr. Majestät des Kaisers durch das Staats⸗Ministerium konditionell spreche, wie der Vorredner gethan. Das Ministerium, welches die Unterstützung der Absichten Sr. Majestät des Kaisers nicht als seine Aufgabe betrachte, handele ja gegen seinen Eid.

Der Abg. von Rauchhaupt wies darauf hin, daß die linke Seite das Haus in diese Situation gebracht habe, über die sie sich jetzt beklage. Die Kaiserliche Botschaft habe gar nicht die sofortige Berathung des Unfallversicherungsgesetzes, sondern die des Etats für 1884/85 gewünscht. Das Abgeordneten⸗ haus dürfe nicht resultatlos nach Hause gehen, sonst würde das Land ein schweres Verdikt darüber fällen.

Der Abg. Frhr. von Zedlitz und Neukirch erklärte, daß gerade Diejenigen, die für die Berathung der Verwaltungs⸗ gesetze einträten, auf dem Boden der Botschaft ständen.

Der Abg. Dirichlet bestritt diese Behauptung; derselbe bestritt ferner, daß die Linke es gewesen sei, welche das Haus in diese Situation versetzt habe. Es sei völlig unmöglich, erst in diesem Hause von 10 bis 1 Uhr und dann im Reichs⸗ tage von 1 bis 6 Uhr die wichtigsten Vorlagen zu berathen.

Der Abg. Rickert erklärte, daß der Minister von Putt⸗ kamer zu seinem Protest keine Veranlassung gehabt habe. Er schiebe Denen, welche die Berathungen des Reichs⸗ tages jetzt störten, die Verantwortung dafür zu.

Der Abg. von Rauchhaupt hielt ein gleichzeitiges Tagen des Land⸗ und Reichstages für sehr gut möglich, um so mehr, 28 89 Abgeordnete dieses Hauses dem Reichstage nicht an⸗

ehörten.

Der Abg. von Ludwig erörterte die Art und Weise, wie die Vertagung des Landtages bis zum 16. zu Stande ge⸗ kommen sei. 1

Der Abg. Frhr. von Minnigerode trat für eine sofortige Berathung der Verwaltungsgesetze ein, die durchaus im Sinne der sei und die nächste Wintersession sehr erleichtern würde.

Der Abg. Frhr. von Schorlemer⸗Alst hatte gegen die morgige Tagesordnung nichts einzuwenden, im Uebrigen würde ja morgen eine weitere ausführliche Geschäftsordnungs⸗ debatte stattfinden.

wenn eigenen

zu besseren

1 ½ Uhr.

die der Abg. Wolff er hoffe, daß die Re⸗

die heutigen Ausführungen des nun doch für die Regierungs⸗

und von Eynern erklärte

Reichstag in nächster Zeit immer erst von 1 Uhr an und außerdem an einem Tage in der Woche gar nicht sitzen werde. Wenn der Landtag diese Zeit benutze, könne er die Verwaltungsgesetze bis Pfingsten erledigen. Schluß der Sitzung

MNaächste Sitzung Freitag 10 Uhr.

Seit Kurzem werden die Briefsendungen aus Deutschland nach den Vereinigten Se von Amerika auf dem Wege über Bremen nicht nur mit dem am Sonntag, sondern auch mit dem am Mittwoch regelmäßig abgehenden Schiffe des Norddeutschen Lloyd befördert, soweit nicht die Einhaltung eines anderen Beförderungsweges vom Absender durch Vermerk auf der Briefaufschrift ausdrücklich verlangt wird. Für die veränderte Briefleitung ist lediglich die Rücksicht der Postverwaltung auf die zur Zeit meist⸗ beschleunigte Beförderung maßgebend gewesen. Der in einzelnen Zeitungen enthaltenen abweichenden Beurtheilung der Maßnahme liegt eine nicht zutreffende Auffassung der Ver⸗ hältnisse zum Grunde. Das seit dem Jahre 1867 bestehende Vertragsverhältniß der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft zur Reichspost ist durch die getroffenen An⸗ ordnungen nicht aufgehoben worden, vielmehr gelangen mit den Hamburger Postdampfern nach wie vor alle diejenigen Briefsendungen nach den Vereinigten Staaten von Amerika zur Beförderung, welche nach dem Verlangen der Absender über Hamburg zu leiten sind bezw. diesen Dampfern mit Vortheil in Havre zugeführt werden können.

In diesem Jahre werden Generalstabs⸗Uebungs⸗ reisen bei dem Garde⸗Corps, dem I., II., V., VI., VII. VIII., IX., X. und XIV. Armee⸗Corps stattfinden.

Mittelst Allerhöchster Kabinets⸗Ordre vom 28. März cr. ist bestimmt worden, daß das Füsilier⸗Bataillon 1. West⸗ preußischen Grenadier⸗Regiments Nr. 6 am 1. Ok⸗ tober d. Is. von Samter nach Posen zu verlegen ist.

Der Kaiserliche Gesandte bei der Schweizerischen Eid⸗ genossenschaft, Wirkliche Geheime Legations⸗Rath von Bülow, ist hier eingetroffen, um sich behufs des Immediat⸗ vortrages in Auswärtigen Angelegenheiten im Gefolge Sr. Majestät des Kaisers und Königs nach Wiesbaden zu begeben. Während der Abwesenheit des Gesandten von Bern ist der Legations⸗Sekretär Dr. Freiherrvon Gaertner⸗Griebenow mit der interimistischen Führung der Geschäfte betraut.

Der hiesige Geschäftsträger der Vereinigten Staaten von Columbien, Lorenzo Marroquin, hat Berlin auf einige Zeit verlassen. Während seiner Abwesenheit wird der columbische General⸗Konsul in Hamburg, Tomas Herran, die Geschäfte der columbischen Vertretung wahrnehmen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzogli 1eesge sge Geheime Staatsrath Selkmann ist hier 8 getroffen.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, Oberst und Commandeur des 2. Garde⸗ Dragoner⸗Regiments, hat Sich bis Anfanzs Mai d. J. mit Urlaub nach Sigmaringen begeben.

„— Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗ Artillerie⸗Inspektion, ist zur Musterung des Ecengegsan Fuß⸗Artillerie⸗Bataillons Nr. 9 nach Bremerhaven abgereist.

Der General⸗Lieutenant von Verdy du Vernois von der Armee, zuletzt Direktor des Allgemeinen Kriegs⸗Departe⸗ ments im Kriegs⸗Ministerium, ist zum Commandeur der 1. Division ernannt worden.

S. M. S. „Moltke“, 16 Geschütze, Kommandant Kapitän zur See Pirner, ist am 20. Februar cr. in Coquimbo eingetroffen. .

Pas „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Albatroß“ 13./2. Rosario 5./3. 8./3. Campana. (Poststation: Montevideo IUruguay].) S. M. S. „Arcona“ Kiel 3./4. zur Abhaltung der 1. Heizerübungsfahrt. 10./4. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Carola“ 11./2. Sidney. Letzte Nachricht telegraphisch von Auckland vom 7./4. (Poststation: Aden.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 22./2. Alexandrien. Letzte Nachricht von dort 31./3. (Poststation: Alexandrien [EgyptenJ.) S. M. S. „Elisabeth“ 26./1. Kagoshima 28./1. 28./1. Tarahama⸗Bucht 5/2. 11./2. Kobe. (Poststation: Kapstadt.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 20./12. 82 Hafen von Nusa 20./12. 82 —. 24.,/12. 82 Anachoreteninseln 24./12. 82 11./1. Matupi. Verbleibt bis Ende Februar zu Vermessungen in Neu⸗Britannien ꝛc. und geht dann nach Auckland, um Ende April nach Apia zurückzukehren. (Poststation: Sidney [Austra⸗ lien]l.) S. M. Knbt. „Iltis“ 6./2. Amoy. 24./2. 25./2. Hongkong. Beabsichtigte am 12./3. nach den Paracelinseln zu gehen. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Leipzig“ 30./1. Valparaiso 26./2. nach Honolulu. (Poststation: Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 28./11. 82 Konstanti⸗ nopel. Letzte Nachricht von dort 9./4. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ Kiel 31./3. 2./4. Danzig. S. M. S. „Moltke“ 23./1. Valparaiso. Letzte Nachricht von dort 12/2. (Poststation: Pa⸗ nama.) S. M. S. „Niobe“ Danzig 10./4. nach Kiel. S. M. S. „Nymphe“ 15./3. Rhede Larnaka (Cypern) 16./3. 18./3. Beyrut. 27./3. Piräus 29./3. 3./4. Neapel 6./4. 7./4. Genua. Beabsichtigte am 16/4. nach Malta zu gehen. (Poststation: Malta.) S. M. S. „Olga“ 24./2. Port au Prince 6./3. 11./3. St. Thomas. Beabsichtigte am 24,/3. nach St. Vincent zu gehen. (Poststation: Bahia [Brasilien])k. S. M. S. „Stosch“ 24./12. 82 Amoy 6./3. nach Hongkong. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 16./11. 82 Tientsin. Letzte Nachricht von dort 19./1. (Poststation: Hongkong.)

„Wiesbaden, 16. April. In der heutigen 3. öffent⸗ lichen Sitzung des Kommunal⸗Landtages des Regierungs⸗ bezirks Wiesbaden kam zur Verhandlung und wurbe be⸗ schlossen: 1) auf den Bericht der Finanzkommission in Betreff der Gehaltsverhältnisse der Lehrer am Taub⸗

1 der Präsident von Köller, daß der Präsident des Reichstages ihm versichert habe, 427 der

In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses be⸗

Aufsichtskommission für die genannte Anstalt in Ausfü n des §. 5 der Vereinbarung mit Frankfurt a. M. uafaban glieder zu wählen; 3) den Antrag des ständischen Verwal⸗ tungsausschusses auf Einführung eines achtjährigen Lehrkursus an dem Taubstummen⸗Institut zu Camberg, anstatt des der⸗ maligen siebenjäͤhrigen, zu genehmigen; 4) nach dem Antrage der Wegebau⸗Kommission die Eingabe des Dr. Widerstein und Genossen zu Herborn wegen Instandsetzung des Weges von Bicken nach Eisemroth an den ständischen Ausschuß zur Ver⸗ fügung abzugeben; 5) über das Gesuch der Gemeinde⸗ räthe zu Steinsischbach, Riedelbach ꝛc. auf theilweise Veränderung der Richtung der Verbindungsstraße Idstein⸗ Usingen zur Tagesordnung überzugehen; 6) die Anträge des ständischen Verwaltungsausschusses auf Veräußerung ꝛc. ver⸗ schiedener Abschnitte von Chausseegrundstücken zu genehmigen; 7) dem Antrag des ständischen Verwaltungsausschusses auf Genehmigung des mit der Miß Grainger zu Tiefenthal abge⸗ schlossenen Vertrages wegen Verlegung einer Strecke der Be⸗ zirksstraße von Eltville nach Schlangenbad zuzustimmen, und 8) auf das Gesuch des Comités für den Bau einer Sekundär⸗ binzenbach nach Fn. . resp. Biedenkopf 2 örffer zu Erda um Unterstützung dieses zur Tagesordnung überzugehen.

Beayern. München, 18. April. (W. T. B. ie Kammer der Abgeordneten ee heute die n e standsvorlage. Die Regierungsvorlage wurde abgelehnt und die Anträße des Ausschusses in allen Punkten mit 83. gegen 68 Stimmen der Linken angenommen.

19. April. (W. T. B.) Der Herzog und die Herzogin von Genua sind heute Vormittag 11 Uhr über Lindau und Zürich, wo dieselben übernachten werden, 1 Merast I Prinzen und Prin⸗ z nen des Königlichen Hauses gabe is Bahngese de Ses Hauses gaben denselben bis zum

ie Abgeordnetenkammer hat den Antrag des Ab⸗ geordneten Keßler, betreffend die e 80n ö“ gesetzgebung, an eine aus 21 Mitgliedern bestehen de Kommission verwiesen. Der Minister des Innern hielt den Zeitpunkt zu einer Revision namentlich des Armengesetzes für nicht günstig gewählt, da das projektirte Reichsgesetz über die Krankenversicherung auf das bayerische Armengesetz von Ein⸗ fluß sein werde.

Sachsen. Dresden, 18. April. (W. T. B.) Da die Königin auf ärztliches Anrathen ihren Aufenthalt in Meran auf unbestimmte Zeit verlängern wird, so begiebt sich König Albert von Sigmaringen aus nach Meran, um dort seinen Geburtstag in aller Stille zu verleben.

Hessen. Darmstadt, 18. April. (W. T. B.) Der Großherzog, sowie die Prinzen Heinrich und Wilhelm begeben sich am Freitag nach Schwerin zu den Beisetzungs⸗ feierlichkeiten.

„Mecklenburg. Schwerin, 17. April. (W. T. B. Die Prinzessinnen Mathilde und Tene Schwarzburg⸗Rudolstadt, die Mutter und die Schwester der verwittweten Großherzogin, sind heute Abend 7 ½ Uhr mittelst Extrazuges hier eingetroffen. 1

„Die sterbliche Hülle des Großherzogs liegt in⸗ mitten einer Pflanzengruppe im Schlafzimmer des Verewigten. Se. Königliche Hoheit bestimmte selbst als Todtenanzug die Uniform des Mecklenburgischen Grenadier⸗Regiments Nr. 89, und zwar einen Ueberrock. Am Halse erblickt man das Groß⸗ kreuz und auf der Brust das Ritterkreuz erster Klasse des Eisernen Kreuzes sowie das mecklenburgische Militär⸗Verdienst⸗ Kreuz erster Klasse. Bestattet wird der Großherzog nach eige⸗ ner Anordnung in dem Mantel, welchen Allerhöchstderselbe in den Feldzügen getragen hat. Am Dienstag Nachmittag führte der Großherzogliche Leibarzt Dr. Mettenheimer und der Rostocker Professor der Anatomie Dr. Meckel die Sektion und Einbalsamirung der Leiche aus. Die feierliche Beisetzung er⸗ folgt am 21. d. M, Nachmittags 2 ½ Uhr.

18. April. Die neuesten Telegramme aus Mentone beweisen, ie schwer es dem Großherzog Friedrich Franz III. geworden, jetzt nicht sofort nach Mecklenburg zurückzukehren. Aber nicht allein der in letzter Stunde in liebevoller Sorge von dem jetzt verklärten Vater ausgesprochene Wunsch, sondern auch das Verbot der Aerzte wegen der mit dem Klimawechsel verbundenen Gefahr haben nach Angabe der „Meckl. Anz.“ bestimmend auf den Entschluß Sr. König⸗ lichen Lohet gegeirtt 88 18 April. (W. T. B.) Heute Vormittag 11 Uhr i Großfürst Wladimir hier angekommen. 1. Die Leiche des Großherzogs ist nach erfolgter Oeffnung und Einbalsamirung Nachts nach der Schloßkirche übergeführt worden. Morgen und übermorgen findet dort die Paradeausstellung der Leiche und am Sonnabend Nach⸗ mittag 3 Uhr die feierliche Beisetzung im Dome statt.

„— 18. April, Abends. (W. T. B.) Fürst Hugo von Windischgrätz ist mit seinem Sohne hier eingetroffen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 17. April. (Thür. Corr.) Am Großherzoglichen Hofe ist in Folge des Ablebens des Großherzogs von Mecklenburg⸗Schwerin eine dreiwöchentliche Trauer angelegt worden.

Seitens des Großherzoglichen Staats⸗Ministeriums, Departement der Justiz, ist in Veranlassung der großen Zahl von Verurtheilungen wegen vorsätzlichen Falscheides, die in neuerer Zeit stattgefunden haben, den Gerichtsbehörden die Beachtung der Bestimmung vom 4. Januar 1881 dringend anempfohlen worden. Danach soll, falls gerichtliche Eide zu leisten sind, bei denen es zweifelhaft ist, ob der Schwurpflich⸗ tige den Eid mit gutem Gewissen leisten kann, das Gericht dem Geistlichen der Schwurpflichtigen davon Kenntniß geben, um dadurch den Geistlichen zu seelsorgerischer Ermahnung und Einwirkung zu veranlassen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 17. April. (W. T. B.) tonte bei der Debatte über die Schulnovelle der Unter⸗

richts⸗Minister, daß die Schulnovelle keinen politischen Cha⸗

fession nicht alterirt werde, daß indeß eine 1 der religiös⸗sittlichen Ausbildung, die trotz 2 Leistungen der Volksschule zurückgeblieben sei, nothwendig er⸗ schiene. Der Inhalt der Novelle liege unleugbar im Interesse des Staatz, der Bevölkerung, der Familie und der Kirche und werde zur Besserung der Schule gereichen. Der Abg. Giovanelli erklärte, die Tiroler Abgeordneten würden für die Vorlage stimmen unter dem Vorbehalte einer weitergehenden 8 Resolution der Majorität des Tiroler Landtags. Der Schluß der Generaldebatte wurde hierauf mit 153 gegen 143 Stimmen bee-s 1. (W. T. b

18. April. .T. B.) Wegen des Ablebens d Erzherzogin Marie Antoinette ist Hoftrauer für die Zeit vom 20. April bis 1. Mai angeordnet worden. Gleichzeitig hiermit wird vom 21. April ab zehn Tage hindurch Trauer für den Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin und den Herzog von Parma getragen. Der Studenten⸗ kommers, durch welchen man gestern Abend der Sympathie für die zwei relegirten Studenten Ausdruck geben wollte, 2 . e Fus nh wobei sich nach Meldung er der geordnete Schü izei über LEEnE e Schönerer der Polizei gegenüber

Pest, 17. April. (W. T. B.) In Folge der gestrigen Interpellation des Abg. effie Sben 58 Miaes hängigkeitspartei), daß die Grazer Polizei einen Abgeordneten mit einer hier ihr Wesen treibenden internationalen Diebes⸗ bande in Verbindung gebracht habe, hatten die Parteiklubs in der Nacht Konferenzen abgehalten. Heute wurde im Abgeord netenhause die Angelegenheit auf die Tagesordnung gebracht Der Abg. Polonyi (von der Unabhängigkeitspartei) erklärte daß die Interpellation Füzessery's sich auf ihn bezogen habe, er sei von seinem Advokaturgehülfen darauf auf⸗ merksam gemacht worden, daß die Abgeordneten Verhovay und Füzessery sich zu einem Angriff gegen ihn verabredet hätten und daß er deshalb die Sitzung nicht versäumen möge Der Präsident seiner Partei habe gestern bei dem Ober⸗Stadt⸗ hauptmann durch Einsichtnahme von den Akten festgestellt, daß weder sein Name, noch auch der Name eines anderen Abgeordneten in dem Diebesverzeichniß der Grazer Polizei vor komme, daß aber in demselben ein Brief an die Grazer Spar kasse enthalten sei, worin er in seiner Eigenschaft als Advoka auf Grund der Anzeige einer Privatperson um nähere authen tische Details über einen Diebstahl nachgesucht habe, um nöthigenfalls wegen weiterer Verfolgung der Schuldigen das Erforderliche veranlassen zu können. Polonyi wies die gegen ihn erhobene Verdächtigung daher als eine grundlose zurück un bemerkte, er wisse nicht, ob eine internationale Diebesbande hie existire, aber daß eine Ehrenräuberbande in Pest existire, da sehe er bei dem gegenwärtigen Anlaß. Demgegenüber könn er nichts anderes thun, als den Abgeordneten Füzessery, wenn derselbe seine Verdächtigung nicht begründe oder wenigstens erkläre, daß er bona fide gehandelt habe, als einen niedrigen Verläumder zu bezeichnen. Der Präsident rief Polonyi wegen des letzteren Ausdrucks zur Ordnung und be⸗ merkte, daß er eine von 10 Mitgliedern des Hauses verlangt geheime Sitzung sofort anberaumen werde. Verhovay (Unabhängigkeitspartei) trat der Anschuldigung Polonyi's 6 entgegen, als ob ein Komplott gegen ihn existire und vertheidigte Füzessery gegen die Angriffe desselben. In der darauf folgenden geheimen Sitzung wurde beschlossen von der Regierung Aufklärung über die Angelegenheit zu verlangen und bis diese erfolgt sei, von einem weiteren Vor⸗ gehen Abstand zu nehmen. Morgen Vormittag 10 Uhr wird wieder eine geheime Sitzung bezüglich dieses Gegenstande stattfinden und in der um 11 Uhr zu eröffnenden Plenar sitzung soll die Beantwortung der Interpellation erfolgen und die von der Regierung verlangte Aufklärung gegeben werden Das Haus setzte nach der geheimen Sitzung die Plenarsitzun nicht fort, beschloß vielmehr die Tagesordnung zu sistiren.

„— 18. April. (W. T. B.) In der Affaire Polonyi Füzessery gab der Minister⸗Präsident Tisza heute zu nächst in einer geheimen Sitzung und dann in der Plenar sitzung des Abgeordnetenhauses die gestrigen Aussagen Polonyi's vollkommen bestätigende Erklärungen ab und kon statirte, daß weder der Name eines Abg. Polonyi noch ein ähnlicher Name in der Liste der Grazer Polizei vorkomme. Die Regierung überlasse es dem Hause, sein Ansehen zu wahren Der Abg. Füzessery erkannte hierauf, in der Mitt des Hauses stehend, sein inkorrektes Vorgehen an, welches auf einer falschen Information beruht habe. Er habe die Inter pellation bona fde gestellt, das Ansehen des Hauses nich schädigen und den Abgeordneten Polonyi nicht beleidigen wollen. Er bitte das Haus in aller Form um Entschuldigung Der Minister⸗Präsident Tisza ersuchte das Haus, die Ange legenheit als erledigt anzusehen, da Füzessery freiwillig um Ver zeihung gebeten habe. Das Haus stimmte zu und beschloß das Faktum der freiwilligen Bitte um Verzeihung ins Pro tokoll aufzunehmen und zur Tagesordnung überzugehen.

Niederlande. Haag, 18. April. (W. T. B.) De Finanz⸗Minister macht amtlich bekannt, daß die Gesammt zeichnung auf die neue Anleihe 760 Millionen beträg daß nur etwa 8 Prozent der Zeichnung angenommen würden.

Großbritannien und Irland. London, 17. April (W. T. B.) Die Königin hat sich heute nach Habore de geben. Zum Schutze Ihrer Majestät waren alle Zugänge zum Bahnhof von Polizeiagenten bewacht, und an allen Orten, wo der Zug anhält, sind die nämlichen Sicherheitsmaßregeln getroffen. Die Königin legt den Weg zum Bahnhof, da sie noch nicht wieder gehen kann, in einem Fahrstuhl zurück. Nach einer Meldung aus Zanzibar vom heutigen Tage hat das englische Kriegsschiff „Dragon“ Befehl er⸗ halten, sofort nach Madagaskar abzugehen.

Liverpool, 18. April. (W. T. B.) Heute wurde ein gewisser Kingston unter der Anschuldigung der Theilnahme an den Morden im Phönigxpark verhaftet.

Dublin, 17. April. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen Courley begann der Vertheidiger heute sein Plai⸗ doyer, in welchem er noch nachzuweisen suchte, daß Courley sich zur Zeit des Mordes im Phönixpark nicht dort befunden 888 Im Uebrigen ergab die heutige Verhandlung nichts Neues.

insbesondere für die mecklenburgischen Landsleute schmerzlichen gesetzt sei, werde ihm diese Todesfall Kenntniß nahm, werde derselbe das Andenken eines echt deutschen Fürsten ehren wollen, in welchem Se. Majestät der Kaiser seinen treuesten und anhänglichsten Verwand en, Freund und Bundesgenossen verliere, der alle Zeit, im Frie⸗ en und im Kriege, mit voller Hingebung zu Kaiser und Reich gestanden habe, der deutsche Heere tapferen Muthes zum Siege geführt habe, und den sein Land als einen Vater

18. April. (W. T. B.) Nachdem die Geschworenen ihr Verdikt gegen Courley abgegeben hatten, bielt dieser eine lange Rede, in welcher er gegen die Ausfüͤhrungen des Richters den Geschworenen gegenüber protestirte und sie als ungerecht und parteiisch bezeichnete. Er gab zu, Fenier und Mitglied der Unüberwindlichen zu sein, leugnete ader seine Mitschuld an dem Morde im Phöͤnippark. Am Schluß der

stummen⸗Institut zu Camberg den Betrag der Ge⸗ hälter von 800 bis 1200 jährlich auf 1000 bis 1600 ℳ, zu normiren; 2) auf den Bericht der Eingabenkommission a. das mit dem kreisständischen Verbande zu Frankfurt a. M. vereinbarte Reglement für die Errichtung und Verwaltung der Korrigendenanstalt zu Hadamar nach dem vorliegenden Entwurfe en bloc zu genehmigen; b. in die

rakter habe und von dem Standpunkte der praktischen Wirk⸗ samkeit beurtheilt werden müsse. Die Novelle wolle keinen Umsturz, sondern eine Verbesserung der Mängel, deren Vorhandensein konstatirt worden sei. Der Minister widerlegte alle einzelnen gegen die Novelle vorgebrachten Einwendungen und wies nach, daß die Bestimmung über die Unabhängigkeit der Aemter von der Kon⸗

Der Abg. Dr. Hänel schloß sich den Ausführungen der Redner der Linken an. .

Der Abg. Dr. Windthorst hielt es für ein Auskunfts⸗ mittel, den Landtag bis zum Oktober zu vertagen. Wer die Verwaltungegesetze jetzt nicht berathen wolle, brauche noch kein Gegner derselben zu sein.

Nach einigen kurzen Bemerkungen der Abgg. Dirichlet

machen. Er sei bereit, das absolut Nothwendige zu bewilligen; da die Regierung sich damit nicht begnüge, bedauere er, gegen die Vorlage stimmen zu müssen.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach entgeg⸗ nete dem Vorredner, daß es sich hier nicht um die Bequem⸗ lichkeit, sondern hauptsächlich um die Sicherheit des Publikums handele. Bezüglich der Etatsüberschreitung bemerke er,