1883 / 113 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 May 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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„Mai. (Kl. Ztg.) Das Uebungsgeschwader

ging, telegraphischer Nachricht zufolge, heute Morgen zur Vor⸗

nahme von Evolutionen von Wilhelmshaven in See. Die Korvette „Freya“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Schulze,

ging zu einer bis zum 19. d. Mts. währenden Kreuztour unter

Segel.

Hessen. Darmstadt, 17. Mai. (W. T. B.) Der

Fürst von Bulgarien und sein Vater, Prinz Alexan⸗ der von Hessen, sind heute von hier nach Moskau gereist.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 17. Mai. (W. T. B.) Die madagassische Gesandtschaft traf gestern Abend hier ein und wurde am Bahnhofe von Rohlfs empfangen. Die Gesandtschaft beabsichtigt, heute Mittag nach es. Audienz bei dem Großherzog die Reise nach Mainz fort⸗

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 16. Moi. (W. T. B.) Der Fürst von Montenegro empfing heute im Laufe des Vormittags die Besuche der hier weilenden Mitglieder des Kaiserlichen Hauses. Kronprinz R udolf kam aus Laxen⸗ burg, um dem Fürsten einen Besuch zu machen, den dieser alsbald in der Hofburg erwiderte. Nachmittags wurde der Fürst Nikita von der Kaiserin empfangen. Dem heute stattgehabten Galadiner wohnte der Fürst mit seinem Gefolge bei. Die Abreise des Fürsten nach Moskau ist definitiv auf Sonnabend Vormittag festgesetzt.

Wie der „Polit. Corresp.“ aus Konstantinopel ge⸗ meldet wird, offerirte der Präsident des Verwaltungsrathes der Orientbahnen, Baron Hirsch, der türkischen Regierung Namens der Gesellschaft, den Bau der türkischen An⸗ schlußbahnen zu übernehmen, gegen sechsprozentige Ver⸗ zinsung der zum Bau erforderlichen Mittel Seitens der Re⸗ gierung und sofortige Betheiligung der Regierung an der Bruttoeinnahme der Bahnen, soweit dieselben 7000 Fres. per Jahr und Kilometer übersteigen. Die Gesellschaft will außer⸗ dem auf den von der türkischen Regierung vertragsmäßig her⸗ zustellenden Bau einiger kleinerer Linien und Quais verzichten und proponirt eine gütliche Verständigung bezüglich der älteren Differenzen. Der Vertreter der Gesellschaft in Konstantinopel ist mit den weiteren Verhandlungen betraut.

Großbritannien und Irland. London, 15. Mai. (Allg. Corr.) Die Prinzessin Heinrich der Nieder⸗ lande ist hier zu einem mehrwöchentlichen Besuche ihrer Schwester, der Herzogin von Connaught, angekommen.

Sir Hercules Robinson, der Gouverneur der Kap⸗ kolonie, ist von Kapstadt eingetroffen.

16. Mai. (W. T. B.) In Ballina, Grafschaft Mayo, wurden heute 6 Personen verhaftet, welche beschuldigt werden, im Jahre 1882 an dem Komplott zur Ermordung von Grundbesitzern theilgenommen zu haben. In den Wohnungen der Verhasteten wurden Gewehre, Revolver und eine Höllenmaschine gefunden.

17. Mai. (W. T. B.) Wie den „Daily News“ aus Alexandrien gemeldet wird, soll Port Said eine englische Besatzung erhalten.

Dublin, 16. Mai. (W. T. B.) Der Kutscher Fitz Harris, welcher von der Theilnahme an der Ermordung im Phönix⸗ park freigesprochen worden war, ist, nachdem nunmehr eine zweite Anklage gegen denselben erhoben war, als Mitmisser nach vollbrachter That schuldig befunden und zu lebensläng⸗ licher Zwangsarbeit verurtheilt worden.

Heute Nachmittag hat hierselbst eine Versammlung der krischen Nationalliga stattgefunden. Den Vorsitz führte in Abwesenheit Parnells Biggar Der Versammlung wohnten mehrere irische Deputirte bei und brachten das Schreiben des Papstes an die trischen Bischöfe zur Sprache. Biggar sagte: die Worte des Papstes müßten mit große: Ehrfurcht vernommen werden, aber es müsse die Ansicht der irischen Partei klar zum Ausdruck ge⸗ bracht werden. Sexton, Deputirter für Sligo, wird heute Abend über diesen Gegenstand eine Rede halten. Der De⸗ putirte Mayne sagte: die Nationalpartei werde es machen, wie O'Connel, nämlich ihre Religion, nicht aber ihre Politik von Rom holen. Der Papst sei das Haupt der katholischen Kirche, aber Parnell das Haupt der politischen Kirche, welchem das irische Volk folgen werde, bis das Ziel der irischen Unab⸗ hängigkeit erreicht sei.

Frankreich. Paris, 16. Mai. (W. T. B.) Der Kardinal Lavigerie hatte heute eine lange Konferenz mit dem Präsidenten Grévy. Wie es heißt, wird sich der Kardinal demnächst nach Syrien begeben, um die fran⸗ zösischen Niederlassungen daselbst zu besuchen. 1

Der „Temps“ meldet, daß ein Geschäftsmann in Mada⸗

as kar, Namens Ribe, ein Kreole von der Insel Réunion, welcher schon seit 20 Jahren in Madagaskar Handelsgeschäfte betrieb, in der Nähe von Maharono sammt seinem Hausdiener ermordet worden sei.

Einer Depesche desselben Blattes aus London zufolge soll die englische Regierung zu der Ansicht Lord Dufferins hinneigen, daß Egypten kein Interesse daran habe, die Provinzen Darfur und Kordofan von dem falschen Propheten Mahdi zurückzuerobern. Wenn der Khedive damit ein⸗ verstanden sei, werde England in Unterhandlung treten, um die Stellung Egyptens und des Mahbi im Sudan zu regeln.

Italien. Rom, 16. Mai. (W. T. B.) Die Depu⸗ tirtenkammer setzte heute die Diskussion über die Tages⸗ ordnung Nicotera's fort. Depretis widerlegte die auf spezielle Thatsachen formulirten Interpellationen, eine nach der andern, und sagte mit Bezug auf die jüngst von den Geschworenen in Udine erfolgte Freisprechung des Irre⸗ dentisten Ragosa: dieser Fall gebe dem Staate das Recht, zu verhindern, daß die Bürger anderer Staaten die öffentliche Ordnung Italiens störten. In Italien sei es viel schwieriger als anderswo, die Ordnung in den unteren Schichten aufrecht zu halten; gleichwohl hoffe er, daß es nicht nöthig sein werde, ein Spezialgesetz gegen den Mißbrauch des Vereins⸗ und Versammlungsrechts vorzulegen. Vor Allem thäten Ver⸗ besserungen in der Verwaltung und in sozialer Beziehung noth. Um diese aber herbeiführen zu können, dürfe die Auf⸗ merksamkeit der Regierung nicht durch politische Agita⸗ tionen abgelenkt werden. Der Minister⸗Präsident wieder⸗ holte: es sei nicht wahr, daß die innere Politik Italiens vom Auslande vorgeschrieben werde, sie sei vielmehr lediglich der italienischen Gesetzgebung

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unterstellt. Bezüglich der Kirchenpolitik sei das Garantiegesetz“; Offenbach M. folgendes Urtheil ü

die äußerste Grenze, bis zu welcher man gehen könne. De⸗ pretis schloß: er könne, ohne ein Unrecht gegen seine Ver⸗ gangenheit zu begehen, ein unbestimmtes Votum der Kammer nicht acceptiren, und er werde nur dann auf seinem Posten bleiben, wenn die Kammer in großer Mehrheit ihm ein aus⸗ drückliches Vertrauensvotum ertheile. Nur so werde er glau⸗ ben, seine Pflichten gegen den König und das Vaterland zu erfüllen. (Lebhafte Zustimmung) 11u6

Die päpstliche Krönungsgesandschaft ist heute nach Moskau abgereist.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Mai. (W. T. B.) Der Großfürst Konstantin Konstantino⸗ witsch und der Herzog Nicolaus von Leuchtenberg sind gestern hier angekommen.

Die jüdische Zeitschrift „Woschad“ begrüßt die Ernennung des Grafen Pahlen zum Präsidenten der Judenkommission in sympathischer Weise und hebt die völlige Unparteilichkeit desselben rühmend hervor. Die Juden hätten immer und überall nichts als Unparteilichkeit und strenge Gerechtigkeit für sich verlangt und könnten deshalb mit der Ernennung des Graken Pahlen sehr zufrieden sein.

Der Präsident der russischen Gesellschaft zum „Rothen Kreuz“, General Baumgarten, ist heute gestorben.

17. Mai. (W. T. B.) Der Kaiser empfing gestern in Gatschina den neuernannten Gesandten Japans, Hanabuza, welcher seine Kreditive überreichte.

Der Großfürst Wladimir ist mit seiner Gemahlin gestern nach Moskau abgereist.

Der Gehülfe des Chefs der Kaiserlichen Kanzlei für die unter Leitung der Kaiserin stehenden Wohlthätigkeits⸗ und Bildungsanstalten, Markoff, ist zum Geh ülfen des Justiz⸗Ministers ernannt worden.

Die Krönungsdeputation des bulgarischen Volkes, unter Führung des Metropoliten Simeons, ist hier angekommen und gestern von dem Minister des Auswärtigen, von Giers empfangen worden.

Kronstadt, 16. Mai. (W. T. B.) Die amerika⸗ nische Korvette „Lancaster“ ist heute mit dem Vertreter der Vereinigten Staaten hier angekommen und mit den üb⸗ lichen Ehrenbezeugungen empfangen worden.

(W. T. B.) Heute begann im Reichstage die Berathung des Armee⸗Organisationsgesetzes. Von Seiten der Regierung wurde nachdrücklich betont, daß sie jeder Aenderung des Königlichen Vorschlages, durch welche die Stärke des Heeres, seine feste Gliederung und Zusammensetzung geschwächt werden könnten, entgegengetreten werde. Die Verhandlung dürfte mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Amerika. New⸗York, 14 Mai.. (Allg. Corr.) Kansas City in Missouri wurde von einem Wirbelsturm heimge⸗ sucht, durch den drei Personen getödtet, piele verletzt wurden und Schaden im ungefähren Betrage von 300 000 Doll. ange⸗ richtet worden ist. In mehreren anderen Ortschaften desselben Bezirke wurde ebenfalls bedeutender Schaden verursacht und

haben auch einige Menschen das Leben eingebüßt.

Zeitungsstimmen.

Die „Germania“ äuberte in ihrer gestrigen Nummer über den westfälischen Kanal:

Wenn wir heute noch zu Beginn des Eisenbahnbaues stünden und erklären wollten: für eine einzelne Route darf kein Staatsgeld geopfert werden, so lange nicht ein umfassender Eisenbahnbauplan fest⸗ gestellt ist! so würden wir auf die Eisenbahnen wahrscheinlich so lange oder gar noch länger warten müssen, als auf das allgemeine deutsche Civilgesetzöbuch. Aehnlich geht es jetzt mit dem Kanalbau. Soll erst der ganze Plan der Kanalverbindung sestgelegt werden, dann werden höchstens unsere Kinder, vielleicht erst unsere Enkel den Anfang des Baues sehen. Und wir sollten es doch wahrhaftig eilig haben; denn im Grunde müssen wir uns schämen, daß Deutschland so wenig für seine Wasserstraßen gethan hat, obschon es mehr wie manche andere Länder auf ein Kanalsystem angewiesen ist. Soviel ersichtlich ist, hat gegen die vorgeschlagene Route Dortmund - Emshäfen an sich Niemand etwas zu erinnern. Weshalb sollen wir sie also nicht bauen? Bis dieser Theil fertig ist, haben wir Zeit genug. uns über die Fortsetzung zu einigen, für welche auf alle Fälle eine passende Grundlage geliefert ist. . Wie die Dinge jetzt liegen, können wir ohne Präjudiz für die weiteren Pläune ruhig beginnen; denn wenn wir bauen wollen, so muß doch immer der proponirte Kanal der erste sein. Wird der Bau wieder ad calendas graecas vertagt, so freuen sich nicht allein die Hansestähte, sondern vor Allem die Holländer, denen wir den Mangel eines eigenen Hinterlandes

fasse Muth und Jeder vertraue, daß in der Zukunft eine gute Sache den Sieg behaͤlt. Sonst ist das Bessere der Feind des Guten und der ganze Binnenland⸗Kanal wird zu Wasser. 8

Heute fügt die „Germania“ hinzu: W“

Die „Schles. Volksztg“ bespricht heute das Verhältniß des projektirten Binnenland⸗Kanals zu den schlesischen Interessen und kommt zu dem Schlusse, daß die von der Mehrheit der Kommission vorgeschlagene Resolution, betreffend den Bau des Rhein⸗Weser⸗Elbe⸗ Kanals „nicht ohne Weiteres, sondern nur für den Fall annehmbar, wenn vorher oder zumindest gleichzeitig die Oder von Ratibor bezw. Gosel ab für große Fahrzeuge konstant schiffbar gemacht, der Klodnitz⸗ Kanal dementsprechend erweitert und bis in das oberschlesische Kohlen⸗ revier fortgeführt, sowie eine gute leistungsfähige Verbindung der mittleren Oder mit der zu regulirenden Wasserstraße und Berlin hergestellt wird.“

Das schlesische Blatt hat vollständig Recht, wenn es bei der Feststellung des allgemeinen Kanalbauplanes die schlesischen Interessen ebenso gut berücksichtigt wissen will, als die von Magdeburg, welche allem Anscheine nach in der Kommission den Ausschlag gegeben haben. Um so deutlicher zeigt sich, was wir gestern ausführten, daß es eine Vertagung ad calendas graecas ist, wenn man den Beginn des Baues von der Entwerfung eines allseitig befriedigenden umfassenden Kanalprojekts abhängig machen will. Die Sachsen und Schlesier nebst ihren Bundesgenossen aus den anderen Provinzen haben es in der Hand, Westfalen um das erste Kanalstück zu bringen; aber dann werden sie sich selbst ebenso sicher um das zweite und dritte Stück bringen. Wenn die Strecke Dortmund⸗Emshäfen im Bau ist, dann werden die Anwesen der Elbe und Oder einen wirk⸗ samen Rechtstitel haben, um auch für sich die entsprechende Verbesserung der Wasserstraßen zu fordern, und insbesondere wird der oberschlesischen Montanindustrie gewährt werden müssen, was ihrer westfälischen Schwester zu Theil wurde. Der westsälische Kanal, welcher keinem anderen Projekte präjudizirt, muß nun einmal der erste sein; ver⸗ schiebt man ihn, so verschiebt man alle weiteren Projekte, und zwar ins Ungewisse. Die auf Wasserstraßen reflektirenden sollten sich hüten, den Jägern nachzuahmen, welche ihr Wild entwischen ließen, während sie über die Theilung der künftigen Beute sich stritten.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ entnimmt dem Jahresbericht für 1882 der Handelskammer zu

ber die Geschäftslage:

Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Mai. I

schon viel zu lange und viel zu reichlich ersetzt haben. Also man

„Konnte man für das Vorjahr wenigstens den Abschluß der Epocke des allgemeinen wirthschaftlichen Niedergangs, der einer mehr⸗ jährigen Ueberproduktion gefolgt war, konstatiren, so charakterisirt sich das letztverflossene Geschäftsjahr bereits als eine Periode der wieder aufwärts gehenden Entwicklung Für die meisten der hiesigen Fabrikationszweige gestalteten sich nach den uns ge⸗ machten Mittheilungen die Verhältnisse des Absatzmarktes günstiger; indessen wird in fast allen Berichten über gedrückte Preise geklagt, deren Ungunst stellenweise den Vortheil der eingetretenen Besserung der Nachfrage vollständig wieder aufgehoben haben soll. In einer Anzahl der an uns gelangten Berichte wird auch über Vertheuerung der Rohmaterialien geklagt, was zum Theil unseren Zöllen, zum Theil der lebhafteren Nachfrage des Auslandes Schuld gegeben wird. Von einigen Gewährsmännern wird jedoch rückhaltslos ein erfreulicher Aufschwung ihres Geschäftes konstatirt, und zwar ist dies namentlich im Maschinenbau der Fall, wo einer der Berichterstatter die Erhöhung der inländischen Produktion in Folge des auf einige Fabrikate eingeführten Zolles als Ursache angeben zu müssen glaubt. .. Auch die Tabackindustrie hatte nach Ueberwindung der durch die Steuer⸗ und Monopolfrage herbeigeführten Krisis eine Besserung der Absätze zu vermerken.. .“

Aus dem Bericht der Handelskammer in Frankfurt a. M. hebt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ über den Einfluß der Gotthardbahn Folgendes hervor:

„Nicht allein ist ein lebhafterer Güteraustausch zwischen den rhei⸗ nischen Produktionsgebieten und Oberitalien, sondern auch die Selbst⸗ ständigkeit des deutschen Weltverkehrs gewonnen, der unbehindert von französischen und österreichischen Tarifeinflüssen die kürzeste und schnellste internationale Transitlinie benutzen und in ausgedehnterem Maße als seither direkte Handelsbeziehungen mit dem Orient, der Levante und Indien pflegen kann. . .. Sowohl die vegetabilischen und minera⸗ ralischen Rohprodukte, wie die Erzeugnisse der Viehzucht, haben ihren Weg mittelst Verbindung der Gotthardbahn direkt und in vermehrten Mengen nach Deutschland genommen, wogegen dessen Ganz⸗ und Halbfabrikate mit der Eroberung des ober⸗ italienischen Marktes ihren Anfang gemacht haben Sollen freilich die süddeutsche, elsässische und rheinische Produktion an Baumwollen⸗, Wollen⸗ und Seidenwaaren, in Holz⸗ und Metallartikeln, in Thon⸗ und Glaswaaren, in Konfektion⸗ und Leinenartikeln, in Leder, Papier, chemischen Produkten, Maschinen, Kohlen u. s. w. das neue Absatz⸗ gebiet bewahren und erweitern, so müssen die deutsche Industrie und der deutsche Handel sich gegen die französische und englische Konkur⸗ renz noch besser organisiren und weitere Anstrengungen machen. Es konnte nicht fehlen, daß Frankreich und England der drohenden Ge⸗ fahr ihres Absatzverlustes mit allen Mitteln entgegenarbeiteten.“

.. Der Gesammtwerth des Exports aus dem Bezirke des amerikanischen Generalkonsulates Frankfurt nach den Vereinigten

Staaten betrug: 1881: 26 181 700 Dollars, 1882: 32 082 382 Mithin 1882 mehr: 5 900 682

Zur Frage der Arbeitsbücher äußert s u. A. wie folgt:

„In den letzten Jahren haben viele Fabrikanten die Vorschrift eingeführt, nur solche Arbeiter einzustellen, welche eine ordnungmäßige Abgangsbescheinigung von ihren vorherigen Arbeitsstellen beibringen, und je mehr diese für Arbeitgeber und Arbeiter gleich gute Einrichtung sich verbreitet, je weniger bedarf es der obligatorischen Arbeitsbücher. Derselbe Zweck wird jetzt auf eine, die Arbeitnehmer weniger unan⸗ genehm berührende Weise erreicht. Die meisten der abgehenden Arbeiter verlangen übrigens jetzt eine Abgangsbescheinigung und legen Werth darauf, daß darin der ordnungsmäßige Abgang bescheinigt wird.“

.„Bezüglich der Arbeiter⸗Unfallversicherung“, sagt die Han⸗ delskammer, „ist das möglichst baldige Inslebentreten der einheit⸗ lichen Reichsversicherung wünschenswerth.“ 8

Ueber die Holzverwerthung des Frankfurter Stadtwaldes wied gesagt:

„Wenn die Verhältnisse für die Brennholzverwerthung, insbe⸗ sondere da, wo der Einschlag des Holzes noch größtentheils in Brenn⸗ holzsortimenten erfolgt, auf die Rentabilität der Forstwirthschaft sehr ungünstig wirkten, so hat wenigstens für die Nutzholzverwerthung in der mgegend von Frankfurt das Jahr 1882 einige Besserung gegen die Vorjahre gebracht. Zwar hat der bisherige Zollschutz auf die Er⸗ höhung der Holzpreise im Inland wenig Einfluß geäußert und den massenhaften Import auslände’schen Nutzholzes nicht beschränkt. In hiesiger Gegend trat aber in Folge des ungemein gesteigerten Bedarfs beim Bergbau, besonders in den Kohlenwerken, eine lebhaftere Nach⸗ frage nach Nutzholz aller Art ein.“ .

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt hierzu:

Bei der Objektivität, mit der der Frankfurter Bericht verfährt, scheint das Urtheil gerade in dieser Beziehung der Beachtung be⸗ sonders werth.

Beide Berichte, auf die wir hier Bezug nahmen, konstatiren eine allmählich, aber sicher und dauernd fortschreitende Besserung der geschäftlichen Verhältnisse während des Jahres 1882. Wird dieselbe auch nicht in allen Fällen als Folge der neuen Wirthschaftspolitik bezeichnet, so fehlt es doch nicht an derartigen Andeutungen, und wir glauben ein Nachlassen der Agitation gegen die Wirthschaftspolitik aus den geschäftlichen Kreisen als Folge der thatsächlich gemachten Erfahrungen in Bäͤlde erwarten zu dürfen.

Marineverordnungsblatt. Nr. 10. Inhalt: Nach⸗ laß Verstorbener. Dampffahrkunst. Zahlungen an Löhnungs⸗ empfaänger. Beförderungsbefehl für Löhnungsempfänger. Kohlen⸗ versuche. Unterschriftsproben. Personalveränderungen Be⸗ nachrichtigungen.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 24. Inhalt: Allerhöchste Verordnung: vom 18. April 1883, betreffend die Kautionen der Beamten und Unterbeamten der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung und der Reichsdruckerei. Verfügungen: vom 11. Mai 1883. Die Kautionen der Beamten und Unterbeamten der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung und der Reichsdruckerei. Vom 9. Mai 1883. Rückmeldungen der durch mangelhafte Ver⸗ packung verursachten Beschädigungen von Packeten. Vom 10. Mai 1883. Eröffnung der Eisenbahn Schleswig⸗Süderbrarup.

Central⸗Blatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 10.— Inhalt: Anzeige der in der Gesetzsammlung und im Reichsgesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungs⸗ gegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugniffen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Verrechnung der Kosten bei Verdin⸗ gung von Lieferungen für fiskalische Hoch⸗, bezw. Wasser⸗ und Wege⸗ bauten. Verrechnung der den Hinterbliebenen eines aktiven Beamten zu zahlenden Gnadenkompetenz. Behandlung der durch Ersuchen der Verwaltungsgerichte bei den ordentlichen Gerichten entstehenden baaren Auslagen. Indirekte Steuern: Zollfreiheit von Inventarien⸗ stücken zur Ausrüstung von Seeschiffen. Stempel zu Verträgen über die Lieferung von Betriebsmaterialien für fiskalische Berg⸗, Hütten⸗ und Salzwerke. Personalnachrichten.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Am 13. d. M. verschied zu Celle der ehemals hannoverischt Staats⸗Minister Graf von Borries, aus besonderem Allerhöchsten

Vertrauen am 16. November 1867 in das Herrenhaus berufen. v“ 1“ 2.

Statistische Nachrichten. Nach einer von dem eidgenössischen statistischen Bureau ge⸗ fertigten Zusammenstellung der üͤberseeischen Auswanderung von Schweizerbürgern in den Jahren 1871 1881 betrug die Zahl derartiger Auswanderer, deren Verzug zur amtlichen Kenntniß gelangte: 1871: 3852, 1872: 4899, 1873: 4957, 1874: 2672, 1875: 1772, 1876: 1741, 1877: 1691, 1878: 2608, 1879: 4288, 1880: 7255, zusammen in den 10 Jahren 1871 80: 35 735 (19 779 er⸗ wachsene Männer, 7815 erwachsene Frauen und 8121 Kinder unter 16 Jahren) oder 15 pro Mille der Bevölkerung. Im Jahre 1881 stieg die Zahl der Auswanderer auf 10 935 (5558 männl., 2576 weibl., 2801 Kinder) oder 41,5 p. M. der Bevölkerung. Die verhältniß⸗ mäßig stärkste Auswanderung fand im Jahre 1881 statt aus den Kan⸗ tonen Unterwalden ob dem Wald 225 oder 148 p. M., Glarus 468 oder 141,1 p. M., Schaffhausen 369 oder 108,6 p. M., Schwyz 304 oder 62,6 p. M., Bern 3079 oder 59,4 p. M., Basel⸗Stadt 253 oder 58,9 p. M., Basel⸗Landschaft 311 oder 56,3 p. M., St. Gallen 1061 oder 53,5 p. M., Tessin 589 ober 53,4 p. M., Aargau 1010 oder 52,2 p. M., Uri 88 oder 50,6 p. M., Solothurn 359 oder 58,9 p. M., Zürich 1329 oder 45,8 p. M. Aus Waadt wanderten nur 112 oder 5,1 p. M., aus Freiburg nur 49 oder 4,3 p. M. Die stärkste Auswanderung in den 10 Jahren 1871 80 hatten Tessin mit 6546 oder 52,5 p. M., und Glarus mit 1784 oder 51,4 p. M., die schwächste Appenzell Inner⸗Rhoden mit 9 oder 0,7 p. M. gehabt. Das Reiseziel der meisten Auswanderer blieb Nord⸗ Amerika. In den Jahren 1871—80 wendeten sich (von 35 735) 24 372, im Jahre 1881 (von 10 935) 9996 Schweizerbürger dorthin. Nächstdem waren Central⸗ und Südamerika am meisten gesucht (8426 und 758). Nach den amerikanischen Listen stellt sich die Ein⸗ wanderung aus der Schweiz in die Vereinigten Staaten sogar noch höher: 31 722 in den Jahren 1871—80 und 11 928 im Jahre 1881. Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In Carl Heymanns Verlag hierselbst ist erschienen: Das deutsche Frachtrecht mit besonderer Berücksichtigung des Eisen⸗ bahnfrachtrechts. Ein Kommentar zu Titel 5 Buch 4 des deutschen Handelsgesetzbuchs und zu dem deutschen, österreich⸗ungarischen und Vereins⸗Eisenbahn⸗Betriebsreglement. Bearbeitet mit Benutzung der Akten der Königlich preußischen Ministerien für Handel und Ge⸗ werbe, der öffentlichen Arbeiten und der Justiz, sowie der Protokolle des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen von Dr. jur. Georg Eger, Regierungs⸗Rath und Justiziar der Königlichen Direktion der Oberschlesischen Eisenbahn, Dozent der Rechte an der Königlichen Universität zu Breslau. Dritter Band. Das treffliche Werk ist mit dem vorliegenden dritten Bande nunmehr beendet. Ein am Schlusse beigefügtes, ausführliches und alphabetisch geordnetes Sach⸗ register bietet eine wesentliche Erleichterung für die Uebersicht über den sehr umfangreichen Stoff.

Von den im Verlage der Gebr. Henninger in Heilbronn erschei⸗ nenden „Zeitfragen des christlichen Volkslebens. Begründet von Ober⸗Kirchen⸗Rath Dr. Mühlhäußer und Prof. Dr. Geffcken, fortgeführt von C. Frhr. v. Ungern⸗Sternberg in Dresden, und Pfr. G. Schlosser in Franksurt a. M., liegen die Hefte 5 und 6 des VIII. Bandes vor. Das 5. Heft enthält eine Abhandlung zur „Reform der Geschwornengerichte nach Analogie der Schöffen⸗ glerichte“, von Karl Fulda, Landgerichts⸗Rath. Das Heft kostet 80 ₰. Das 6. Heft bringt eine Studie über „die Ursachen der Unkirchlichkeit und ihre Abhülfe“, aus der Feder von Rudolf Todt. Der Preis dieses Heftes beträgt 1,40

Die Universitäts⸗Buchhandlung von G. Weiß in Heidelberg hat von den in ihrem Verlage erscheinenden „Blättern für Ge⸗ fängnißkunde, Organ des Vereins der deutschen Strafanstalts⸗ Beamten, redigirt von Gustav Ekert“, soeben das 1. und 2. Heft des 16. Bandes herausgegeben. Die „Blätter für Gefängnißkunde“ erscheinen in zwangslosen Heften von 3—6 Bogen im Preise von 1 2 jährlich 3—6 Mal. Die beiden vorliegenden Hefte haben folgenden Inhalt: 1) Der Einfluß der Gesundheitspflege in den Gefängnissen auf die Sterblichkeit der Gefangenen. Von Sanit.⸗ Rath Dr. Baer. 2) Die neue Organisation der Strafanstalten in Thüringer. Von Geh. Regier.⸗Rath Sebaldt. 3) Kritik der Bei⸗ träge zur Lehre von der Strafe von rofessor Dr. Sontag. Von Streng. 4) Mittheilungen aus der Praxis. 5) Vergrößerungen der Gefangenen⸗Anstalten in Wolfenbüttel. 6) Georg von Zahn. 7) Ein Rückblick auf die oberste Leitung der bayerischen Straf⸗ anstalten 1870 1880. Von Direktor Meß. 8) Krankheit und Sterblichkeit unter den Gefangenen und die Möglichkeit ihrer Verringerung. 9) Die Einlieferung Hannikels. 10) Personal⸗ nachrichten. 11) Vereinsangelegenheiten. Insbesondere: Ein⸗ und Austritt von Mitgliedern; Rechnungsauszug. 12) Berichtigungen. 13) Internationaler Gefängnißkongreß in Rom.

Josepy Jolowicz, Buchhändler und Antiquar in Posen, hat einen Katalog (Nr. 78) seines antiquarischen Bücher⸗ kagers veröffentlicht. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 962 Schriften, welche sich in folgenden 6 Abtheilungen befinden: I. Mathematik, II. Physik und Chemie, III. Meteorologie, Klima⸗ tologie, Hydrographie, mathematische und phvsikalische Geographie, IV. Astronomie und Astrologie, V. Naturwissenschaften I1) Allge⸗ meineg, Zoologie, Botanik, 2) Mineralogie, Geologie, Paläontologie], VI. Vermischtes.

Die Firma Kirchhoff u. Wigand in Leipzig, die ein reichhaltiges, fast alle Wissenschaften umfassendes antiquarisches Bücherlager führt, hat über dasselbe wiederum einen Katalog (Nr. 670) unter der Ueberschrift „Rechtswissenschaften, erkl. des Handels⸗, Kriminal⸗ und Kirchenrechts und des Konkursprozesses“ ausgegeben. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 3310 Schriften aus dem Gebiete der Rechtswissenschaften, die unter folgende 13 Rubriken vertheilt sind: I. Literärgeschichte des Rechts und Biographien von Juristen; II. Geschichte des Rechts im Allgemeinen; III. Vermischtes, gesammelte Werke, allgemeine Zeitschriften; IV. Rechtsphilo⸗ sophie, Methodologie, Kodifikation; V. Quellen des römi⸗ schen Rechts und Kommentare, sowie griechisch⸗byzantinisches Recht; VI. Quellen, Alterthümer und Dogmengeschichte des deutschen Rechts; VII. Quellen und Geschichte des neueren ausländischen Rechts; VIII. Decisiones, Consilia, Responsa, Präjudizien; IX. Lehrbücher des Privatrechts, sowie Rechtsfälle als Uebungsaufgaben; X. Familien⸗, Ehe⸗ und Erbrecht, sowie Fideikommisse; XI. Grundeigenthum, Hypo⸗ theken⸗, Lehn⸗, Bauern⸗, Jagd⸗, Wasser⸗ und Bergrecht; XII. sonstige civilistische Monographien; TIII. Gerichtsverfassung und Civilprozeß [1) Geschichte des Prozesses, Gerichtsverfassung und Tarxwesen, 2) Civilprozeß im Allgemeinen, 3) freiwillige Gerichtsbarkeit und Advokatur). Unter den im vorstehenden Kataloge verzeichneten Schriften befinden sich viele wichtige und werthvolle Werke.

—— Die in Leipzig, am 19. Mai cr. erscheinende Nr. 2081 der Illustrirten Zeitung enthält folgende Abbildungen: Oester⸗ reichische Forschungsreisende. 4 Portraits: 1) Gustav Kreitner,

2) Dr. Emil Holub, 3) Wilhelm Klutschak, 4) Richard Buchta.

Ansichten aus der Hygieneausstellung in Berlin. Originalzeichnung üeß Robert Geißler. Prinz Wilhelm von Preußen in Wien: Die Revue auf der Schmelz am 28. April. Nach einer Zeichnung von W. Grögler. Ansicht von Karlsbad. Nach einer photographischen Aufnahme. (Zweiseitig). Die von F. Schaper restaurirte Hermes⸗ statue des Praxiteles. Originalzeichnung von J. Ehrentraut. Aus⸗ grabungen auf der römischen Urnenstätte bei Lava in Steiermark: Silen⸗ (oder Bacchus⸗) Kopf. Von den Hundeausstellungen in München und in Wien. 12 Abbildungen. Originalzeichnung von Ludwig Beckmann. Amager Mädchen. Aus dem 4. (Ergänzungs⸗) Band der „Nordlandfahrten“. (Leipzig, F. Hirt u. Sohn). Das älteste Siegel des Stifts Gandersheim. Moden: Pagenkostüm. Polytechnische Mittheilungen: Die Elektrizität als Betriebsmittel der Schiffahrt. 3 Figuren. Patentirter Zeitungshalter.

Schorers Familienblatt. Das soeben ausgegebene

fünfte Heft (50 ₰) enthält unter anderen folgende Erzählungen und interessante Beiträge: Die Erklärung. Novelle von Arthur von Lov.

Prusias. Roman aus dem letzten Jahrhundert der römischen Republik. Von Ernst Eckstein. Die Vorherbestimmung des kom⸗ menden Wetters. Von Hermann J. Klein. Illustrationen: Vier

Wetterkarten. Die Bestrebungen des deutschen Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke. Von A. Lammers. Die Feuerbestattung. Illustrationen: Das Kolumbarium (Urnen⸗ stätte) zu Gotha. Längs⸗ und Querdurchschnitt des Ver⸗ brennungsofens zu Mailand. Waffen aus der Südsee. Von Otto Finsch. Illustrationen: Waffen und Geräthe. Ner⸗ vöse Pflanzen. Von Julius Stinde. Graphologisches. Briefe an eine Dame über Handschriftendeutung. Von Eugen Schwiedland. Dritter Brief. Vierzehn Handschriftproben: Emil Zola. Mark Twain. Viktor Hugo. Johanna d'Arc. Silvio Pellico. Wel⸗ lington. Calvin Marat. Byron. Heinrich Heine. Mirabeau. Albert Eduard, Prinz von Wales. Manuel Tamayo von Baus. Traum und Wirklichkeit. Gedicht von A. Nuellens in Budapest. Trutz⸗Frühlingslied. Gedicht von Richard Schmidt⸗Cabanis. Heinrich Schliemann. Huldigungksgefiehle, dargebracht von ännen Uden Leibz'ger. Gedicht von Edwin Bormann. Die Kunst im Handwerk. Mit 9 Illustrationen. Müller und Schultze in der deutschen Literatur. Ungebetene Austernliebhaber. Mode. Von Ida Barber. Mit sieben Abbildungen: Frühjahrsmoden; Hut⸗ firmen. Auch das Erfinden hat seine komischen Seiten. Wes⸗ halb eine Heirath nicht zu Stande kam. Beilagen: Kleine Mit⸗ theilungen. Illustrationen: Professor Baranowski's neue Dampf⸗ flugmaschine; Ausstellungshalle zu Amsterꝛdam. Hauswirthschaft⸗ liche Neuheiten: Neuer Flaschenverschlur. Mit Abbildung. Kaffeebrenner mit Bolzenerwärmung. Mit Abbildung. Reib⸗ maschine für Küchenzwecke. Mit Abbildung. Briefkasten. Schachaufgaben. Denkübungen und Preischarade. Das Familien⸗ blatt sollte in keiner deutschen Familie mehr fehlen, denn es ist S billigsten und zugleich gediegensten illustrirten Wochen⸗ schriften. Gewerbe und Handel.

Bei der Deutschen Lebens⸗, Pensions⸗ und Renten⸗ Versicherungs⸗Gesellschaft auf Gegenseitigkeit zu Potsdam waren im Geschäftsjahr 1882, einschließlich der aus dem Vorjahre unerledigt übernommenen Anträge, im Ganzen 4414 Anträge mit 8 965 685 Versicherungskapital und 501, 60 Jahresrente zu erledigen. Davon wurden wirklich abgeschlossen 3762 Policen mit 7239 760 Kapital und 501,60 Jahresrente. Das finanzielle Er⸗ gebniß des Geschäftsjahrs ist ein recht befriedigendes, da ein Ueber⸗ schuß in Höhe von 81 938 verblieben ist. Die Prämieneinnahme hat sich auf 1 709 469 gehoben, die Zinseneinnahme beziffert sich auf 184596 ℳ, und die Gesammteinnahme ist auf 1 942883 gestiegen. Aus der Prämieneinnahme sind der Prämienreserve zur Deckung späterer Verbindlichkeiten 533 844,31 überwiesen. Für Sterbefälle sind im Jahre 1882 582 877,98 zur Auszahlung gelangt. Zu späterer Auszahlung sind 25 692 zurückgestellt. Das Gesammtvermögen der Anstalt hatte Ende 1882 den Betrag von 6 271 032 erreicht. Aus dem Ueberschuß des Jahres 1880 stehen rechnungsmäßig 58 965,02 zur Vertheilung an die Versicherten im Jahre 1883 zur Verfügung.

Dortmund, 15. Mai. (Rhein.⸗Westfäl. Ztg.) Die Hochöfen sind in Folge einer kleinen Ermäßigung der Kokspreise und wegen niedrigerer Notirungen der Erze dazu übergegangen, auch ihrerseits die Roheisenpreise zu ermäßigen. So hat die Puddeleisen⸗Kon⸗ vention den Preis von 62 auf 60 und die Gießereieisen⸗Konvention denjenigen für Gießereiroheisen Nr. I. von 75 auf 71 und für Nr. II. von 71 auf 67 pro Tonne heruntergesetzt und auf diese Weise ihre No⸗ tirungen mit denen der englisch⸗schottischen Konkurrenz in Einklang ge⸗ bracht. Bessemer⸗ und Spiegeleisen haben den bisherigen Satz aufrecht erhalten, letzteres indessen nur nominell, da der Absatz für den Export stockt. Da indessen nur wenige Oefen aufSpiegeleisen gehen, so fällt diese Stockung im Allgemeinen wenig ins Gewicht. Es wird erwartet, daß nunmehr die Zurückhaltung der Konsumenten für Puddeleisen, die besonders stark hervortrat, aufhören und ein regerer Verkehr sich anbahnen wird. In der Walzeisenbranche hat besonders die Nachfrage in Stabeisen sich nicht in dem Maße entwickelt, wie er im Beginn des Frühjahrs erwartet werden konnte, da damale der Bedarf recht rege und dringend auftrat. Nach Deckung des allernothwendigsten Bedarfs hat sich aber die Nachfrage mehr und mehr verflaut, was die Stabeisen⸗Konvention veranlaßt hat, den Grundpreis für Stabeisen auf 132 pro Tonne bei Entnahme größerer Posten herunterzusetzen. In Feinblechen und Facçoneisen zu Bauzwecken dauert ein zunehmeader Bedarf in erfreu⸗ licher Weise an und sind die betreffenden Werke daher befriedigend und zum Theil flott beschäftigt, wie auch die Preise ihren Stand fest behaupten. In Kesselblechen hat sich wieder eine Belebung ange⸗ bahnt, die größere Dimensionen anzunehmen scheint, weshalb sich auch die weichenden Preise wieder befestigt haben. Stahldraht ist noch immer sehr vernachlässigt und sind die betreffenden Drahtwalzwerke daher dazu übergegangen, den Betriel einzuschränken und die Löhne herabzusetzen. Die Stahlwerke sind noch immer flott beschäftigt, nament⸗ lich liegen noch bedeutende Aufträge in Eisenbahnmaterial aller Art zur Erledigung vor. Doch dürfte es bald an der Zeit sein, daß die Eisenbahnen wieder größere Lieferungen in Submission ausschreiben. Die Maschinen⸗ fabriken und Gießereien, sowie die Kesselschmieden sind andauernd befriedigend mit Aufträgen versehen und reichlich beschäftigt. In der Kohlenindustrie werden neue Abschlüsse zu steigenden Preisen kontrahirt; die Nachfrage bleibt lebhaft und der Absatz steigend und überragt weit denjenigen der entsprechenden Zeit des Vorjahres. Die Kohlenwerke dürfen daher für das laufende Jahr auf eine so reichliche Rente rechnen, wie sie seit Jahren so allgemein nicht erzielt worden ist.

Rotterdam, 16. Mai. (W. T. B.) Die heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffee⸗ auktion eröffnete für Nr. 1 zu 31 à 31 ¾, Nr. 2 30 à 30 ¼, Nr. 3 33 à 46, Nr. 4 31 à 31 ¼, Nr. 5 31, Nr. 6 13ã ¾ à 14, Nr. 7 31 ¼ à 32, Nr. 8 32 ¾ à 33, Nr. 9 33 ½, Nr. 10 32 ¼,

Nr. 11 30 ¼ à 30 ⅛, Nr. 13 30 ½, Nr. 14 34 ½⅛, Nr. 15 32 à 32 ¼, Nr. 16 30 à 30 ½ Cent. Nr. 13 und Nr. 14 wurden zurückgekauft. London, 16. Mai. (W. T. B.) Bei der heute eröffneten

Wollauktion waren 6555 Ballen angeboten. Ziemlich gute Kon⸗ kurrenz. Preise ungefähr Schlußpreise der letzten Auktion. Verkehrs⸗Anstalten. 8u“ Bremen, 16. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd „Weser“ ist heute in Baltimore ein⸗ getroffen. New⸗York, 16. Mai. (W. T. B.) Der Dampfer „Canada“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist heute hier eingetroffen.

Berlin, 17. Mai 1883.

Das Königliche Wilhelms⸗Gymnasium feierte heute den Tag des 25 jährigen Bestehens durch einen Festaktus, der um 10 Uhr in der Aula seinen Anfang nahm. Die Aula selbst war reich geschmückt; links von der Tribüne war die Schulfahne, rechts waren jene beiden Fahnen angebracht, die bereits im Jahre 1863 bei der Grundsteinlegung des Schulgebäudes den Schülern vorangeweht hatten. Das lebensgroße Bild Sr. Maäjestät des Kaisers, das einen stän⸗ digen Schmuck der Aula bildet, war mit Laubgewinden umkränzt, goldene Schilder, gleichfalls bekränzt, trugen die Jahreszahlen 1858 und 1883. Eine zahlreiche Versammlung füllte den festlichen Raum; als Ver⸗ treter der Regierung wohnten der Feier bei der Unter⸗Staatssekretär Lucanus, der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schneider, der Ge⸗ beime Ober⸗Reg.⸗Rath Dr. Schöne u. A. Als Deputirter der städti⸗ schen Behörden war Stadt⸗Schulrath Bertram erschienen. Auch die alten Schüler des Gymnasiums hatten eine Deputation entsandt. Eröffnet wurde die Feier durch den 100. Psalm, den der Schülerchor in der Schützeschen Komposition vortrug. Alsdann betrat Prof. Dr. Kübler, der seit Michaelis 1860 an der Spitze der Anstalt steht, die Tribüne, um einen Rückblick auf die Geschichte der Schule zu werfen. Aus 6 Klassen, die 1858 errichtet, sind inzwischen deren 23 geworden; über 3000 Schüler hat die Anstalt entlassen können, unter ihnen 375 mit dem Zeugniß der Reife; 275 von diesen widmeten sich den Universitätsstudien, 54 dem Militärdienst, 25 dem Baufach, 9 dem

Post⸗ bezw. Forstfach, 12 der Oekonomie und der Industrie. Zur Zeit zählt die Schule 932 Schüler. In der Festrede selbst behan⸗ delte sodann Professor Kübler die Frage der Bedeutung der klassischen Studien. Der Redner gedachte darauf mit dankenden Worten der Huld der Regierung und der treuen Mitarbeit Derer, die der Schule näher gestanden. Mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, dessen erhabener Name der Schule die höchste Ehre und die größte Zierde verliehen, schloß der Festredner. Begeistert stimmte die festliche Versammlung in das Hoch ein, dem sich der Gesang der Nationalhymne anschloß. Nach einem vom Musikdirektor Kawerau komponirten Festgesange: „Zum 17. Mai 1883“ ergriff nun im Namen der ehemaligen Schüler Premier⸗Lieutenant Eltester das Wort, um die Urkunde einer Stiftung zu verlesen, die von über 200 ehemaligen Schülern aufgebracht ist und deren Zinsen zu einem Universitätsstipvendium für ehemalige Schüler verwendet werden sollen. Das Stiftungskapital beträgt 4500 und wird in den Händen des Direktors verbleiben. Prof. Kübler dankte mit herzlichen Worten und überreichte sodann den 6 ältesten Lehrern der Anstalt, die schon 1858 derselben angehört haben, Ehrengaben in Gestalt von Festschriften. Im Namen der Gefeierten gab Prof. Hirsch⸗ felder in lateinischer Sprache den Gefühlen des Dankes Ausdruck und überreichte zugleich auch seinerseits in Vertretung des Lehrer⸗ kollegiums dem Prof. Kübler eine Ehrengabe. Nachdem auch dieser gedankt, schloß Händels „Hallelujah“ die Feier.

Verein für Geschichte der Mark B. randenburg. Sitzung vom 9. Mai 1883. Archiv⸗Sekretär Dr. Bailleu sprach über die Politik des Grafen Haugwitz in den Jahren 1799 und 1803. Graf Haugwitz gehört, wie man weiß, zu denjenigen Männern, welche in erster Reihe für die Katastrophe des preußischen Staates im Jahre 1806 verantwortlich gemacht und als unfähige und furchtsame Staatsmänner angesehen werden. Neuerdings haben indessen Ranke in den Denkwürdigkeiten Hardenbergs und Sybel in dem betreffenden Artikel der allgemeinen deutschen Biographie eine im ganzen vortheil⸗ hafte Ansicht über Haugwitz ausgesprochen. Der Vortragende schloß sich dieser agünstigeren Auffassung an und bemerkte, daß die populäre Tradition insofern ungerecht gegen Haugwitz handele, als sie nur nach seiner Politik in den Jahren 1805 und 1806 urtheile, seine staatsmännische Wirksamkeit in den kritischen Jahren 1799 und 1803 aber unberücksichtigt lasse. Im Jahre 1799 hatte Haugwitz zu wiederholten Malen, im Januar, April, Juni und Juli, wie die jetzt in den „Publikationen aus den preußischen Staats⸗ archiven“ veröffentlichten Aktenstücke beweisen, König Friedrich Wil⸗ helm III. durch schriftliche Eingaben und persönliche Vorstellunger zur Theilnahme an der Koalition gegen Frankreich zu bestimmen ge⸗ sucht. Allein vergeblich; der König, unterstützt von seiner militäri⸗ schen Umgebung, beharrte fest bei der Politik der unbedingten Nau⸗ tralität. Noch bemerkenswerther ist das Verhalten des Grafen Haugwitz im Jahre 1803. Nach dem Wiederausbruch des Krieges mit England sammelte bekanntlich Napoleon im Frühjahr 1803 am Niederrhein ein Heer, um die deutschen Staaten des Königs von England, d. h. Hannover, zu besetzen. Gegenüber dieser Maß⸗ regel, in Folge deren ein französisches Heer sich in der Mitte der preußischen Staaten festzusetzen drohte, empfahl Graf Haugwitz, eine entschiedene Haltung einzunehmen und selbst zu militärischen Rüstungen zu schreiten, ohne jedoch den König, dem Kaiser Alexander eine Besetzung Hannovers widerrieth, dafür gewinnen zu können. Als gegen Ende Mai die Nachricht eintraf, daß der Einmarsch der Franzosen in Hannover unmittelbar bevorstehe, entwarf Haugwitz einen Erlaß an den preußischen Gesandten in Paris, worin der Vorschlag gemacht wurde, daß Frankreich gegen Zahlung einer Kontribution von der Besetzung Hannovers Abstand nehmen möge, zugleich aber die Mobilisirung einiger preußischen Corps angekündigt wurde. Mit diesem Erlasse reiste Haugwitz selbst zum Könige, der sich zu den Manövern nach Körbelitz bei Magdeburg begeben hatte, um seine Zustimmung zu diesen Vorschlägen einzuholen Hier fand am 28. Mai 1803 eine Berathung statt, über die, bei dem Mangel aller Aufzeichnungen darüber von preußischer Seite, bishe so gut wie nichts bekannt geworden ist. Auf Grund der Berichte der bayerischen, französischen, hannoverischen und österreichischen Gesandten die vollkommen mit einander übereinstimmen, konnte der Vortragend feststellen, daß es bei dieser Konferenz zu erheblichen Meinungs verschiedenheiten zwischen dem König und Haugwitz gekommen ist Nach den Rathschlägen seiner militärischen Umgebung, namentlich des Obersten von Köckritz, verwarf der König die von Haugwitz empfohlene energische Politik gegen Frankreich befahl den auf die militärischen Rüstungen bezüglichen Passus in dem Erlasse an den Gesandten in Paris zu streichen. Haugwitz gehorchte, hat aber gleich damals, wie alle diplomatischen Berichte behaupten, dem . König seine Entlassung angeboten, weil er für die Folgen einer Po-⸗ litik, die nicht seine war, die Verantwortung nicht übernehmen woll Die preußischen Akten enthalten hierüber nichts, wohl aber findet s ꝛus dem Ende Juni 1803 eine sehr ausführliche Denkschrift vor Haugwitz, worin er die dem Staate von Napoleon drohenden Ge fahren in sehr lebhaften Farben schildert und dem König abermal die Mobilisirung eines Corps von 40 50 000 Mann vorschlägt. Der König zögerte, darauf einzugehen und zog es vor, Lombard zu Napoleon nach Brüssel zu schicken, um über die Absichten Napoleons sichere Aus⸗ kunft zu erlangen. Als derselbe nach einiger Zeit mit beruhigenden Versicherungen zurückkam, beschloß der König, von allen militärischen Maßregeln gegen die Franzosen in Hannover abzusehen. Haugwitz aber ging im August 1803 zunächst für längere Zeit auf Urlaub und überließ dann im Jahre 1804 die Leitung der auswärtigen Ange⸗ legenhesten Preußens dem Freiherrn von Hardenberg. Man thu demnech Unrecht, wenn man Haugwitz für die passive Politik Preußens gegenüber Frankreich in den Jahren 1799 und 1803 ver⸗ antwortlich macht; vielmehr würde der Name dieses Staatsmannes in der preußischen Geschichte einen guten Klang haben, wenn er sich nicht hätte verleiten lassen, im Jahre 1806 das Ministerium aber⸗ mals zu übernehmen. Der Vortragende schloß mit dem Wunsche, daß die von dem Grafen Haugwitz hinterlassenen und im Besitz seiner Erben befindlichen Correspondenzen und Aktenstücke der histo⸗ rischen Forschung möchten zugänglich gemacht werden.

Die Chronik des Germanischen Museums zu Nürnberg für den Monat April hat zu melden, daß, nachdem die Bewilligung der dazu erforderlichen Mittel von Seiten des Reiches erfolgt ist, die Bauten bereits in Angriff genommen worden sind, und daß man einen beträchtlichen Theil derselben noch im Laufe des gegenwärtigen Bau⸗ jahres zu vollenden hofft. Ferner gedenkt der Monatsbericht mit vielem Dank gegen den Finanz⸗Minister Scholz des Erlasses der Erb⸗ schaftssteuer im Betrage von 800 für die dem Museum im Jahre 1881 zugefallene Rosenbergsche Sammlung. Außer einer Reihe von neuen Jahresbeiträgen sind auch wieder mancherlei einmalige Zu⸗ wendungen und Geschenke für die Sammlungen zu verzeichnen.

Das Organ des Germanischen Museums, der „Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit“ bringt in der Mai⸗Nummer (30. Jahr⸗ gangs) eine Reihe von heraldischen Beiträgen, welche für den Fach⸗ mann wie den Liebhaber dieses in neuerer Zeit wieder sehr in Pflege gekommenen historischen Hülfswissenschaftszweiges gleich anziehend sein dürften. Die von einem der kompetentesten Forscher auf dem beregten Gebiet, dem Fürsten Karl zu Hohenlohe⸗Waldenburg⸗Schillings⸗ fürst in Kupferzell, verfaßten Artikel beschäftigen sich zunächst mit den heraldischen und dekorativen Pelzmustern, der Bedeutung des Kaiserlichen Doppeladlers, sowie der gewaltsamen Aneignung fremder Wappen und sind mit instruktiven Holzschnitten illustrirt. Die noch vielfach strittige Einhorn⸗Legende wird von Friedrich Schneider in Mainz und dem Direktor Essenwein untersucht. Ferner enthalt die Nummer mehrere interessante urkundliche Mittheilungen, wie gereimte lateinische Verse über die Femina perfda, mitgetheilt von Wattenbach in Berlin, die Beschreibung des Meisterstücks eines Nürnberger Uhrmachers, Nicolaus Münch, aus dem Jahre 1640, von Dr. Döbner in Hannover, und einen weiteren urkundlichen Beitrag zur freiwilligen Leibeigenschaft, von Hans Bösch in Nürnberg.