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ritt, empfehlen die Minister für Handel ꝛc. und des Innern urch Cirkularverfügung vom 27. April d. J. den Negierungs⸗
Präsidenten ꝛc., die Gast⸗ und Schankwirthe schon jetzt durch
Republikation der Vorschrist dieses Gesetzes, sowie in sonst
geeigneter Art darauf aufmerksam zu machen, daß sie rechtzeitig die
erforderliche Vorbereitung zu treffen haben, um sich in ihren Gast⸗ und Schankwirthschaften bis zum 1. Januar 1884 mit vor⸗
schriftsmäßigen Schankgefäßen für die Verabreichung von
Wein, Obstwein, Most oder Bier (§. 1—3), sowie mit gehö⸗ rig gestempelten Flüssigkeitsmaßen zur Prüfung ihrer Schank⸗ gefäße (§. 4) zu versehen. Für die säumigen Gewerbetrei⸗
benden würden sonst die empfindlichsten Nachtheile eintreten,
da vom 1. Januar 1884 ab sämmtliche in den Gast⸗ und Schankwirthschaften zur Verabreichung der fraglichen Ge⸗ tränke dienenden Schankgefäße, welche die vorschriftsmäßige Inhaltsbezeichnung nicht tragen, oder sonst den Anforderun⸗
gen des Gesetzes nicht genügen, ausnahmslos der Einziehung
unterliegen. Duich Cirkularerlaß vom 4. März d. J. hat der Minister ür Handel und Gewerbe bereits darauf hingewiesen, daß die Bezeichnung der Schankgefäße mit ihrem Sollinhalt nach den Bestimmungen des Gesetzes nicht den Charakter einer amtlichen Feststellung und Beglaubigung an sich trägt, sowie daß die Aichungsämter sich jeder Mitwirkung bei der Ausführung der Bezeichnung der zur Verabreichung von Getränken dienenden Schankgefäße zu enthalten haben, und auch die außerordent⸗ liche Uebernahme der bezüglichen Arbeiten durch die Aich⸗ meister nur vorübergehend und mit möglichster Beschränkung zu gestatten ist. Den Gast⸗ und Schankwirthen bleibt es da⸗ er überlassen, sich auf beliebige Weise die Bezeichnung der n Rede stehenden Gefäße mit dem Sollinhalt zu verschaffen, wobei es selbstverständlich ist, daß sie für die Richtigkeit der Bezeichnung haften. 1 Nach §. 2 Abs. 2, des Gesetzes kann der Maximalabstand des Füllstrichs vom oberen Rande solcher Schankgefäße, in welchen eine ihrer Natur nach stark schäumende Flüssigkeit verabreicht wird, durch die zuständige höhere Verwal⸗ ungsbehörde über die ebendaselbst Absatz 1 als Regel vor⸗ eschriebenen Grenzen hinaus festgestellt werden. Diese Maß⸗ nahme wird für einzelne Gegenden unerläßlich sein, wenn icht für die betheiligten Gewerbetreibenden empfindliche Nachtheile erwachsen sollen.
Unter der Bezeichnung der zuständigen höheren Verwal⸗ ungsbehörde sind mit Rücksicht auf die Bedeutung, welche dem Ausdrucke „höhere Verwaltungsbehörde“ in den Reichsgesetzen urchweg beigelegt ist, die Regierungs⸗Präsidenten, Regierungen
und Landdrosteien zu verstehen. Diesen Behörden bleibt über⸗ assen, nach Maßgabe der besonderen Verhältnisse die Zulässigkeit der in Rede stehenden Ausnahme zu prüfen und danach das Er⸗ orderliche anzuordnen. Es wird den Ministern aber erwünscht sein, von diesen Anordnungen Kenntniß zu erhalten, indem sie sich vorbehalten, auf Grund der gemachten Erfahrungen ünstig bestimmte Normen bezüglich der Auswahl der Getränke, für welche die fraglichen Ausnahmebestimmungen zu treffen sind, und bezüglich des im äußersten Falle zuzulassenden Ab⸗ standes festzusetzen, um eine gewisse Gleichmäßigkeit in dieser Richtung herbeizuführen. „ Vom 1. Januar k. J. ab werden die Qyrspolizeibehörden eine strenge Kontrole über die Ausfühe * des GBesetzes uszuüben und hierbei ihre Prüfung sowohl darauf, ob die Schankgefäße die in §. 1 des Gesetzes vorgeschriebene Bezeich⸗ zung ihres Sollinhalts tragen, als auch varauf zu richten zaben, ob die Bezeichnung des Sollinhalts innerhalb der in 13 des Gesetzes angegebenen Fehlergrenzen dem wirklichen Inhalte der Gefäße entspricht. Die polizeilichen Revisionen werden dadurch erleichtert werden, daß nach §. 4 des Gesetzes ie Gast⸗ und Schankwirthschasften die zur Prüfung der Schankgefäße geeigneten gestempelten Flüssigkeitsmaße bereit zu halten haben. Ob die Polizeibehörden mit Apparaten auszurüsten sein möchten, welche es ihnen ermöglichen, durch einfache Manipulationen festzustellen, ob der wirkliche Inhalt der Schankgefäße sich gegenüber dem angegebenen Sollinhalt in
den gesetzlich bestimmten Fehlergrenzen hält, darüber bleibt
die weitere Bestimmung vorbehalten.
— Die Aufforderung des künftigen Darlehns⸗ nehmers an Denjenigen, der das Darlehn zu geben sich verpflichtet hat, zur Gutschrift der versprochenen Summen
kann, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Civil⸗ enats, vom 26. April d. J., nicht als eine unbedingte oder bedingte Schuldverschreibung angesehen und als solche dem ür Schuldverschreibungen angeordneten Stempel unter⸗
worfen werden. Dieser Entscheidung liegt ein Fall zu Grunde,
n welchem ein Bankinstitut einer Handlung ein Darlehn von 200 000 ℳ zu gewähren sich verpflichtet hat und diese Hand⸗ lung in einem Schreiben an das Bankinstitut die Aufforde⸗ rung richtete, ihr die genannten 200 000 ℳ im Contocorrent gut zu schreiben. Dieses Schreiben begann mit den Worten: „Auf die von Ihnen heut genommenen ℳ 200 000“.
— Der Staatssekretar des Auswärtigen Amtes, Staats⸗Minister Graf von Hatzfeldt⸗Wildenburg, ist von dem ihm Allerhöchst beweilligten Urlaube zurückgekehrt und
hat die Geschäfte wieder übernommen.
Baden. Karlsruhe, 6. Juni. (W. T. B.) Der Großherzog und die Großherzogin statteten heute Nachmittag dem Großherzog und der Großherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin, sowie der Großherzogin⸗ Mutter von Mecklenburg⸗Schwerin in Baden⸗Baden einen Besuch ab.
6 Hessen. Darmstadt, 4. Juni. (Köln. Ztg.) Die Ministerial⸗Abtheilung für Justizverwaltung hat den
Hülfsgerichtsschreibern, Staatsanwaltsgehülfen, Kanzlei⸗ und
Schreibgehülfen die Uebernahme aller Nebenbeschäftigungen mit welchen der Bezug von Geld oder Geldeswerth verbunden ist, untersagt.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 6. Juni. (W. T. B.) Der Landtag hat heute den Bau der Eisenbahnen Hohenebra’-Ebeleben und Gehren — Großbreitenbach genehmigt. .
ScSchweiz. Bern, 7. Juni. (W. T. B.) Der Aus schuß des Nationalraths empfiehlt einstimmig die An nahme des schweizerisch⸗italienischen Handelsver⸗ trages. Bei der Ratifizirung soll der Erwartung Aus⸗
druck gegeben werden, daß Italien während der Dauer
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des Vertrages den Zoll auf Baumwollfabrikate nicht erhöhen werde.
Belgien. Brüssel, 5. Juni. (Köln. Zig.) Heute legte Frère Orban „im Namen des Ministerraths“ (nicht, wie gewöhnlich „im Namen des Königs“) der Deputirten⸗ kammer einen Entwurf vor, wonach das Wahlrecht zu den Provinzial⸗ und Gemeinderäthen Allen zustehen soll, die einen gewissen Bildungsgrad entweder durch ihre ge⸗ sellschaftliche Stellung oder durch eine eigens bestandene Prüfung nachweisen. Auf die Steuerzahlung soll fortan keine Rücksicht mehr genommen und der Census beseitigt werden. Die Vorlage kann als ein Abände⸗ rungsvorschlag zu dem Antrage de Vignes, den der Central⸗ ausschuß bereits in Händen hat, betrachtet werden. De Vigne ist der Meinung, daß ununterbrochener neunjähriger Schulbesuch zum Wahlrecht befähigen sollte; der Ministerrath hält eine solche Vorbildung für nicht genügend und verlangt ausdrück⸗ lich noch eine Prüfung zur Feststellung des Bildungsgrades von allen, die früher die Elementar⸗, Mittel⸗ und Fortbil⸗ dungsschulen besucht haben. Mit 50 gegen 28 Stimmen wurde die Vorlage dem Centralausschuß überwiesen.
— 6. Juni. (W. T. B.) In den Sektionen der Re⸗ präsentantenkammer begann heute die Berathung der neuen Steuervorlagen. Im Allgemeinen ist die Stim⸗ mung für dieselben nicht günstig.
Großbritannien und Irland. London, 5. Juni. (Allg. Corr.) Nach den Angaben der gegenwärtig in London weilenden madagasischen Gesandten ist Mojanga, welches unlängst von den Franzosen bombardirt wurde, die drittgrößte Stadt von Madasgascar und be⸗ treibt einen großen Export⸗ und Importhandel mit Großbritannien, Amerika und Indien. Der Grund, warum der französische Kommandant Mojanga für den Beginn der Feindseligkeiten auserkor, ist, wie die Gesandtschaft meint, der, daß es thatsächlich die Hauptstadt jenes Landstriches ist, über welchen die Franzosen ein Protektorat beanspruchen; allein die Eingeborenen sind alle der Königin der Hovas treugeblieben und werden im Falle weiterer Feind⸗ seligkeiten ihre Bundesgenossen sein. Anorvatsanga und Ambadimatia, welche ebenfalls bombardirt wor⸗ den, sind zwei Handelsstädte, von denen erstere in lebhaftem Handelsverkehr mit den benachbarten Stämmen steht. Die madagasischen Abgesandten glauben, der französische Admiral werde Tamatave nicht eher beschießen, bis etwaige Friedens⸗ unterhandlungen mit der Königin sich als resultatlos erwiesen haben. Die Königin werde ihre Souveränetätsrechte über die ganze Insel vertheidigen. Die Hova⸗Truppen sind mit Snider⸗ und Remingtongewehren bewaffnet.
— 6. Juni. (W. T. B.) Der General⸗Konsul Malet hat den Posten als englischer Gesandter in Brüssel angenommen, wird jedoch bis zur Ankunft seines Nachfolgers, des Majors Baring, welche im Herbst erfolgt, in Egypten ver⸗ bleiben.
Frankreich. Paris, 6. Juni. (W. T. B.) Der „Courrier du Senegal“ bestätigt, daß sich sämmtliche Insurgenten von Cayor unterworfen haben. Der Anfüh⸗ rer derselben, Sambalabe hat die Erlaubniß erhalten, als Privatmann nach Cayor zurückzukehren.
Nach einer dem Superior des Missions⸗Seminars zu⸗ gegangenen Depesche ist der Missionar Bechet in Tonkin enthauptet worden.
Wie die „Union“ meldet, hat die Bevölkerung von Vezancy (Departement Ain), nachdem auf Befehl der ober⸗ sten Behörde ein Kreuz entfernt worden war, die Bü ste der Republik in der Mairie gewaltsam zerstört.
Türkei. (W. T. B.) Einer Depesche des „Standard“ aus Konstantinopel zufolge hat daselbst am Sonnabend unter dem Vorsitz des Sultans ein Kabinetsrath statt⸗ gefunden, in welchem in der armenischen Frage eine Note an die Mächte beschlossen worden sei. Die Note richte sich gegen den Vorschlag der Mächte, wonach die Türkei zur Einführung der Reformen in Armenien genöthigt werden soll, und führe aus: die Reformen würden kostspielig und eine befriedigende Ausführung derselben angesichts der gegenwär⸗ tigen Finanzlage unmöglich sein. Die Note verlange daher einen Aufschub, um zunächst die Finanzen entsprechend dem Berliner Vertrage zu reorganisiren
Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. Juni. (W. T. B.) Heute traf hier die Krönu ngsdeputction der polnischen Dorfältesten ein, besuchte die Stätte der Katastrophe vom 13. März 1881, begab sich nach dem Grabe des Kaisers Alexander II. in der Peter⸗Paul⸗Kathedrale, ver⸗ richtete daselbst eine Andacht und legte einen Kranz nieder.
Moskau, 6. Juni. (W. T. Z.) Heute wurde dem Kaiser vom Fürsten von Bulgarien im Beisein der hier anwesenden bulgarischen Minister und Deputationen ein kostbares Geschenk überreicht. — Der Fürst von Monte⸗ negro empfing gestern den Metropoliten von Moskau und volomna, Johannikius und nahm ein ihm von demselben verehrtes Heiligenbild entgegen. Der Fürst dankte dem Me⸗ tropoliten und sprach dabri zugleich seine hohe Freude über die Brüderlichkeit aus, die den Montenegrinern von den Russen entgegengebracht werde.
Die Einweihung der Erlöserkirche hat heute nicht stattgefunden, sondern wird erst morgen erfolgen. Fast alle Krönungsbotschafter werden sich vor ihrer Rückreise noch auf einige Tage nach St. Petersburg begeben.
— 7. Juni, früh. (W. T. B.) In dem anläßlich der Jubiläumsfeier des Preobraschenskischen und des Semenowschen Garde⸗Regiments erlassenen Tagesbefehl, mittelst dessen den betreffenden Regimentern Jubiläumsfahnen verliehen werden, spricht der Kaiser zu⸗ gleich allen Truppen ohne Ausnahme seine Anerkennung dafür aus, daß sie durch ihre unerschütterliche Ergeben⸗ heit für den Thron und durch ihren glänzenden, selbst⸗ verleugnenden Dienst für das Vaterland im Laufe von 200 Jahren den Ruhm und die Macht Rußlands mit⸗ begründet und ehrlich und brav das Vermächtniß Peters des Großen ausgeführt haben. Der Kaiser spricht die Ueber⸗ zeugung aus, daß die Treue und das Pflichtgefühl auch ferner in seiner Armee erhalten bleiben werde.
— 7. Juni, Nachm. 2 Uhr 30 Min. (W. T. B.) Gestern Abend brachte die aus 52 Sängern bestehende deutsche Liedertafel Moskaus dem Kaiser und der Kaiserin eine Serenade im Kreml dar. Die Alleerhöchsten Herr⸗ schaften waren im engsten Familienkreise und hörten den eine Stunde währenden Gesangsvorträgen mit großer
Aufmerksamkeit zu. Es wurden im Ganzen 9 Gesänge
vorgetragen, darunter das namentlich von der Kaiserin gewünschte Lied: „Wer hat dich, du schöner Wald, au gebaut so hoch da droben.“ Eröffnet wurde die Reihe der musikalischen Vorträge mit der dänischen Volkshymne, geschlossen mit der russischen Volkshymne. Bei dem Schluß dankten die Majestäten dem Dirigenten Professor Malm in der verbindlichsten Weise. Für die Mitglieder der Lieder⸗ — wurde d f in dem anstoßenden Saale ein Souper
Zeitungsstimmen.
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Der „Hamburgische Correspondent“ entnimmt den einleitenden Bemerkungen des so eben erschienenen Berichts der Kieler Handelskammer folgende Stellen:
Was die gegenwärtige Zoll⸗ und Handelspolitik Deutschlands anlangt, so steht die Handelskammer nach wie vor auf ihrem früheren Standpunkt und muß diese Politik als für die von ihr vertretenen Interessen vielfach nachtheilig wirkend ansehen. Dennoch begrüßt sie die Thatsache, wie die Reichsregierung die Anstrengungen des Handels zu Gunsten einer Erweiterung des Absatzes industrieller und land⸗ wirthschaftlicher Produkte Deutschlands im Auslande unterstützt. Besonders erfreulich ist es, daß die auswärtigen Vertreter des Deut⸗ schen Reiches in so hervorragendem Maße in den Dienst des deut⸗ schen Handels und der deutschen Industrie gestellt werden. Hoffent⸗ lich wird die Regierung dem auch fernerhin unausgesetzt die größte Aufmerksamkeit zuwenden. Unsere Konsulate können und müssen eben ganz und ausschließlich zu wirthschaftlichen Beobachtungsstationen, die sich über den gesammten Erdkreis erstrecken, erhoben werden. Ge⸗ rade deshalb, weil Deutschland nicht, wie Staaten und Reiche mit Kolo⸗ nialbesitzngen, politische Zwecke in der Ferne zu verfolgen hat, darf es sich dort den ökonomischen Aufgaben um so energischer widmen. Jene wirthschaftlichen Beobachtungsstationen müssen mit der Ge⸗ wissenhaftigkeit und Regelmäßigkeit der meteorologischen funktioniren Nothwendig ist es z. B., daß die Berichte von allen Hauptorten an bestimmten Terminen erstattet und alsdann ebenfalls zu ganz bestimm⸗ ten Zeitpunkten der Oeffentlichkeit übergeben werden... Von der Verbindung des Königlichen Ministeriums für Handel und Gewerbe in einer Hand mit der Leitung der Auswärtigen Angelegenheiten Preußens und Deutschlands versprechen wir uns auf die Dauer für unser Wirthschaftsleben gedeihliche Früchte. ... .
— Im „Düsseldorfer Anzeiger“ finden wir fol⸗ gende gewerbliche Notizen:
Düsseldorf, 31. Mai. Die Lage der Industrie im hiesigen Regierungsbezirk ist auch während des Winters im Ganzen eine günstige geblieben. Durchweg waren die Arbeitskräfte voll beschäftigt; die Löhne erfuhren zwar keine wesentlichen Veränderungen, hatten aber mehr eine steigende als fallende Tendenz. Wie die Erträgnisse der Aktiengesellschaften ergeben, sind die Geschäftsgewinne gestiegen. Der Erport des Bezirks ist in erfreulicher Zunahme begriffen. Die hei⸗ mische Industrie erweist sich mehr und mehr konkurrenzfähig gegen⸗ über der englischen, belgischen und französischen.
Krefeld, 31. Mai. Die Kreselder Seiden⸗ und Sammt⸗ industrie hat auch im verflossenen Jahre einen weiteren Aufschwung genommen. Die Summe der vom Krefelder Bezirk verkauften Seiden⸗ und Sammtwaaren stieg von 76 528 590 ℳ im Jahr 1881 auf 83 927 136 ℳ im Jahre 1882. Am meisten stieg der Absatz im Inlande, nach Nordamerika und Frankreich, während der Ahsatz nach England und Oesterreich etwas sank. An Weblöhnen wurden im Krefelder Bezirk verausgabt 1881: 15 989 078 ℳ und 1882: 17 773 984 ℳ Dies ergiebt eine Steigerung des Durchschnitts⸗ lohnes für alle beschäftigten Stühle von 483 auf 498 ℳ Die Lage der Spinnereien und Webereien im Gladbacher Bezirk ist im vergangenen Winter eine recht günstige gewesen. Die Nach⸗ frage nach Garn war eine sehr starke. In Rheydt wurden zwei neue Waterspinnereien in Betrieb gesetzt, in verschiedenen Spinnereien des Bezirks haben Erweiterungen stattgefunden, so daß die Spindelzahl des Bezirks um etwa 1400 ver⸗ mehrt worden ist. Alle Spinnereien, Weiß⸗, Nessel⸗ und Bunt⸗ webereien waren voll und lohnend beschäftigt. Nur im März erfuhren die Buntwebereien einen Rückgang der Waarenpreise, indem die Nachfrage der zur Zeit überfüllten überseeischen Märkte nachließ. Die Spinn⸗ und Weblöhne, welche schon bisher auskömm⸗ lich waren. haben noch eine kleine Steigerung erfahren. — Die Tuch⸗ fabriken des Düsseldorfer Bezirks waren in so regem Betriebe, daß sie zur Bewältigung der großen Aufträge aus Nordamerika zeitweise mit Ueberstunden arbeiten mußten. 1
— Das „Deutsche Wollengewerbe“ veröffentlicht den Schluß des Jahresberichts der Handelskammer zu Gera. In demselben findet sich folgende Stelle:
Und merkwürdigerweise muß zugleich bestätigt werden, daß die Lieferungen an deutsche Grossisten, weil zu den gedrücktesten Preisen abgeschlossen, regelmäßig den Fabrikanten einen noch viel geringeren Nutzen ließen als die Geschäfte mit ausländischen Käufern! Trotz des Schutzes, welcher mittels der Zölle der deutschen Industrie gewährt werden könnte, bringt es sonach die eigene Konkurrenz fertig, daß das inländische Publikum von ihr noch billiger versorgt wird, als das ausländische. Diese Thatsache mag
zugleich als Beweis dafür dienen, daß — soweit die hier besprochene Industrie in Frage kommt — die vor einigen Jahren eingeführten Zollerhöhungen keine Nachtheile für das konsumirende Publikum herbeigeführt haben. 1
„Steins deutsche Correspondenz“ enthält folgende Reflexionen über das Krankenkassengesetz:
Nun ist es also fertig, dieses wichtige Gesetz, und es bedarf zu seiner Promulgirung nur noch des Kaisers Unterschrift. Es wäre müßig sich in Kritiken zu ergehen, ob der eine oder andere seiner Paragraphen so oder anders gefaßt sein sollte; es hat ja die Majorität unserer Volksvertretung Alles so und nicht anders bestimmt, und schließlich wurde das ganze Gesetz mit einer wahrhaft Achtung gebietenden Majorität angenommen.
Was man auch gegen einzelne Bestimmungen einwenden möge, so muß man erst die Gesammtwirkungen abwarten, bevor man ein Verdikt fällen kann. Zudem ist es wahrlich keine Kleinigkeit sich über das Ganze dieses Gesetzes jetzt schon ein Urtheil zu bilden, da dasselbe als etwas ganz Neues, für unsere seitherigen Verhältnisse völlig Ungewöhntes, in Erscheinung tritt. Wir werden wohl erst in einigen Jahren erfahren, ob diese große sozialpolitische Aktion der Regierung wirklich das beabsichtigte Heil im vollen Maße stiften wird.
Es hat lange und sehr unerquickliche Verhandlungen gekostet, ehe dieses Gesetz fertig wurde, aber der gegenwärtige Reichstag hat sich damit einen großen Denkstein gesetzt. Die Hauptgrundlagen der Regierungsvorlage sind im Allgemeinen unerschüttert geblieben, und sollte sich nun etwa die Nothwendigkeit zu nebensächlichen Abände⸗ rungen ergeben, so ist ja die parlamentarische Gesetzesmaschine immer bei der Hand, und können durch sie alle sich in der Prarxis etwa her⸗ ausstellenden Mängel rasch beseitigt werden.
Daß die Regierung mit dem Zustandekommen dieses Gesetzes einen ungeheuren Sieg über ihre Gegner errungen hat, ist Jedermann und auch Jenen verständlich, deren Interesse in letzter Zeit für alle parlamentarischen Verhandlungen abgenommen hat.... 1
Die Annahme, daß sich die Regierung durch dieses, ihrer eigenen Initiative entsprungene Gesetz einen großen Stein ins Brett gesetzt hat beim ganzen Volke, und namentlich bei der Arbeiterpartei, wird sich jedenfalls schon bei den nächsten Wahlen als richtig herausstellen. Wir wollten nur wünschen, daß es ihr gelingen möchte, auch das Unfallversicherungsgesetz und die Alters⸗ und Invaliditätsversorgungs⸗ kassen recht bald durchzubringen. Wir sind der Meinung, daß sich die Regierung durchaus nicht an der großen
Opposition stoßen ‚sollte, welcher ihre desfallsigen Vor⸗ lagen begegneten. Die Hauptsache ist, daß überhaupt Etwas zu Stande kommt; stellen sich die vom Reichstage und bezw. von seinen sich fortwährend verschiebenden Parteigruppen beliebten Aenderungen in der Praxis als hemmend oder unzureichend heraus, so wird sich bei den nächsten Wahlen um desto sicherer eine regierungsfreundliche Majorität bilden, da dann ja Allewelt darauf hinarbeiten wird, jene Elemente aus dem Reichstage zu entfernen, welche in unseliger Oppo⸗ sition beharren, und zum Schaden des Ganzen beigetragen haben In letzterer Beziehung haben wir es immer gerne gesehen, wenn bei wichtigen Paragraphen eine Stimmenauszählung beliebt wurde. Man kann dadurch seinerzeit dem Volke seine Wohlthäecr wie die Feinde seiner Interessen um desto sicherer aufzählen. Was aber auch werden möge — jene Hunderttausende und Millionen von Ar⸗ beitern, denen diese neuen Gesetze zu Gute kommen, wissen bereits schon aus den Berathungen des Krankenkassengesetzes und bezw. aus der Abstimmung über dasselbe, wo sie ihre wirklichen Freunde zu suchen haben, unter diesen werden sie die Namen der Herren Richter und Genossen nicht aufgeführt finden, und diesen Herren wird daher auch der Dank Derer nicht zu Gute kommen, die durch diese Gesetze vom Elende und von der totalen Verkümmerung durch die eingreifende Hand des Staates gerettet worden sein werden.
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 30. — Inhalt: Verfügungen: vom 4. Juni 1883. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Wengerohr-— Bernecastel.
Ministerial⸗Blatt für die gesammte innere Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 5. — Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen. Zulassung von Obligatio⸗ nen der Prioritätsanleihen der Berlin⸗Potsdam⸗Magdeburger, der Berlin⸗Görlitzer und der Homburger Eisenbahn zur Bestellung von Amtskautionen. — Behörden und Beamte. Vernehmung von Be⸗ amten als Sachverständige in Civilprozeß⸗ und Strafsachen. — Ver⸗ wendung der einem suspendirten Beamten einbehaltenen Gehalts⸗ hälfte zu Vertretungskosten. — Unterrichtsangelegenheiten. Einrich⸗ tung der bei den höheren Schulen bestehenden Vorschulen. — Medi⸗ zinalangelegenheiten. Vollständigkeit der Phvsikatsatteste über Unter⸗ suchung von Gensd'armen behufs Begründung ihrer Pen⸗ sionirung. — Verwaltung der Kommunen, Korporationen und Institute. Verein „Knabenhort“ Beschäftigung von Kindern während der schulfreien Zeit. — Polizeiverwaltung. Im Allgemeinen. Ueberführung niederländischer Staatsangehöriger nach den Niederlanden. — Gewerbepolizei. Unterweisung von Beamten über Handhabung des Abelschen Petroleumprobers. — Gefängniß⸗ wesen, Straf⸗ und Besserungsanstalten. Verfahren bei Entlassung geisteskranker Gefangenen. — Verwaltung der öffentlichen Arbeiten und Eisenbahnen. Verrechnung der Kosten der Stellvertretung von Unter⸗ und Subalternbeamten der allgemeinen Bauverwaltung. — Zahlung der Vergütungen der Baubeamten für alle im staatlichen Auftrage ausgeführten dienstlichen Verrichtungen, sofern deren Zah⸗ lung Privaten, Korporationen und sonstigen Interessenten obliegt. — Verwaltung für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Ernennung der Aspiranten des Forstverwaltungsdienstes zu „Forstreferendaren“ bezw. „Forstassessoren. — Bildungsgang der bei den Auseinander⸗ setzungsbehörden beschäftigten Vermessungsbeamten.
Statistische Nachrichemn.
Das Aprilheft der Statistik des DeutschenReichs enthält in Bezug auf die Statistik des Waarenverkehrs des deutschen Zoll⸗ gebiets, außer den Uebersichten über die Einfuhr und Ausfuhr der wichtigeren Waarenartikel für den Monat April und die Zeit vom 1. Januar bis Ende April des laufenden Jahres, für das Jahr 1882 die Uebersichten über die unmittelbare Durchfuhr fremder Waaren durch das deutsche Zollgebiet, sowie über die unmittelbare Durchfuhr durch angrenzende Staaten von Waaren, welche ins deutsche Zollgebiet ein⸗ bezw. von da ausgeführt sind. — Nach der Uebersicht über die Einfuhr und Ausfuhr der wich⸗ tigeren Waarenartikel für den Monat April des laufenden Jahres hat die Ausfuhr von Eisen, Eisenwaaren und Maschinen im Vergleich zum Monat April des Vorjahres sehr erheblich zuge⸗ nommen. In der nachstehenden Tabelle sind die bezüglichen Zahlen in der Weise zusammengestellt, daß die zur Ausfuhr gelangten Artikel
Deutschlands Eisenausfuhr iin Doppelcentnern: Eisenbahn⸗ Material⸗ sbienen, g. Ma⸗ js eisen Laschen, he schinen
eisen Schwellen waaren II1“ 403 570 182 348 140 595 79 296 1882 605 321 528 125 982 117 890 66 737 i. April 1883 also mehr 46 558 82 042 56 366 22 705 12 559 Belangreich ist insbesondere die Mehrausfuhr bei Roheisen, Eisen⸗ bahnschienen, Eisenbahnlaschen und Schwellen, rohen Eisenplatten und ⸗Blechen, Eisendraht, eisernen Brückenbestandtheilen und Draht⸗ stiften gewesen. Von Roheisen gingen größere Mengen nach Ruß⸗ land, Oesterreich⸗Ungarn, Frankreich, Belgien und Italien; von Eisen⸗ bahnschienen, Eisenbahnlaschen und Schwellen nach Dänemark, Oesterreich⸗Ungarn, Spanien, nach der Schweiz und den Niederlanden; von rohen Eisenplatten undt ⸗Blechen nach Bremen, Rußland und Italien; von Eisendraht nach Bremen, Belgien, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Vereinigten Staaten von Amerika und nach der argentinischen Republik. — Die Getreideeinfuhr war im April d. J. erheblich geringer als im Monat April des Vorjahrs. Werden von der Einfuhr des lausenden Jahres die für Mühlen⸗ lager nach dem Reichsgesetz vom 23. Juni v. J. ohne Zollentrichtung abgelassenen Getreidemengen abgesetzt, was zum Zweck des Vergleichs geschehen muß, da die für Mühlen zum Vermahlen und zur Ausfuhr der gewonnenen Fabrikate bestimmten ausländischen Getreidemengen im Monat April des Vorjahres nicht unter der Einfuhr in den freien Verkehr nachgewiesen sind, so ergeben sich bei Weizen, Buchweizen und Malz nur unbedeutende Mehreinfuhren im Betrage von 1422 bezw. 909 und 2112 Doppelcentnern (D. C.), dagegen erhebliche Min⸗ dereinfuhren bei: Roggen (— 230 419 D. C.), Hafer (— 287 661 D. C.), Hülsenfrüchten (— 2103 D. C.), Gerste (— 60 772 D. C.) und Mais (— 13 533 D. C.). Ueberaus groß war die Ausfuhr von Kar⸗ toffeln in dem in Frage stehenden Zeitraum. Dieselbe betrug 942 888 D. C. gegen nur 149 093 D. C. im Monat April des Vor⸗ jahres. Vom 1 Januar bis Ende April I. J. sind 1 701 435 D. C. gegen 467 708 D. C. Kartoffeln im gleichen Zeitraum des Vorjahres ausgeführt worden. Hauptabnehmer für Deutschland ist in dieser Frucht Großbritannien; doch sind im April l. J. auch beträchtlich größere Mengen von Kartoffeln nach Dänemark, Schweden, Nor⸗ wegen, Oesterreich⸗Uugarn, Frankreich und nach der Schweiz aus⸗ geführt worden. — Die überseeische Auswanderung aus Deutschland, soweit dieselbe über deutsche Häfen und Antwerpen geht, ist in den vier ersten Monaten des laufenden Jahres gegen diejenige im ent⸗ sprechenden Zeitraum des Vorjahres erheblich zurückgeblieben. Nach Angabe des Statistischen Amtes wurden über deutsche Häfen und Antwerpen vom 1. Januar bis Ende April d. J. 55 629 deutsche Auswanderer befördert; im Vorjahre hingegen 74 787; im Monat April allein betrug die Beförderung im Vorjahre 33 194, in diesem Jahre nur 27 338. Der April pflegt unter allen Monaten die stärk⸗ sten Auswandererzahlen aufzuweisen.
— Summarische Uebersicht über die Zahl der Stu⸗ direnden an der Königlichen vereinigten Friedrichs⸗ Universität Halle⸗Wittenberg im Sommersemester 1883. Im Wintersemester 1882/83 sind immatrikulirt gewesen 1416, nach Aufstellung der betreffenden Nachweise wurden noch imma⸗
im April
der Eisenindustrie in fünf große Gruppen geordnet sind. Es betrug “ 3
rikulirt 9, zusammen 1425. Davon sind abgegangen 397, es sind demnach gebl'leben 1028. Dazu sind in diesem Semester gekommen 386. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1414. Die theologische Fakultät zählt Preußen 425, Nichtpreußen 63, zusammen 488. Die juristische Fakultät zählt Preußen 91, Nichtpreußen 7, zusammen 98. Die medizinische Fa⸗ kultät zäͤhlt Preußen 201, Nichtpreußen 31, zusammen 232. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 338, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife auf Grund des §. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 129, zusammen 467, c. Nicht⸗ preußen 129, zusammen 596. Im Ganzen 1414. Außer diesen im⸗ matrikulirten Studirenden besuchen die Universität als Hospitanten 35. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1449.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die gute Aufnahme, welche das Annuaire diplomatique et consulaire des Etats des Deux Mondes (Verlag von Justus Perthes in Gotha) im vorigen Jahre gefunden hat, ist für die Redaktion des Gothaischen Hofkalenders die Veranlassung ge⸗ worden, das kleine elegante Buch jetzt zum zweitenmal in erneuter Auflage erscheinen zu lassen. Die Anordnung des Materials ist die⸗ selbe geblieben: Der erste Theil umfaßt sämmtliche diplomatischen Corps aller Staaten in alphabetischer Reihenfolge geordnet, so daß der Leser z. B. unter der Ueberschrift „Allemagne“ sämmtliche Bot⸗ schafter, Gesandte, Legationssekretäre, Attachés ꝛc. des Deutschen Reichs im Auslande übersichtlich geordnet zusammen findet. Der zweite Theil umfaßt in alphabetischer Reihenfolge der Staaten das gesammte diplomatische und Konsular⸗Corps, wie es sich innerhalb der verschiedenen Länder findet, so daß hier z. B. unter der Ueberschrift „Allemäagne“ alle Botschafter, Gesandten, Sekre⸗ täre ꝛc., sowie alle General⸗Konsuln, Konsuln, Vize⸗Konsuln ꝛc. zu⸗ sammengestellt sind, welche die fremden Staaten bei dem Deutschen Reiche vertreten. Dann ist noch ein alphabetisches Verzeichniß des gesammten diplomatischen Corps hinzugefügt, welches so eingerichtet ist, daß der Leser bei einem jeden Namen die Seitenzahlen angegeben findet, wo er sich über die Stellung und den Aufenthaltsort des Be⸗ treffenden unterrichten kann. Endlich sind farbize Darstellungen der Flaggen aller Nationen als eine nützliche Beigabe zu erwähnen. Das Buch wird nicht nur Diplomaten und Konsuln, sondern auch allen Denjenigen, welche mit dem Auslande zu thun haben, praktische Dienste leisten.
— Im Verlage von J. J. Weber in Leipzig erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: „Bäder⸗Lexikon, Darstellung aller bekannten Bäder, Heilquellen, Wasserheilanstalten und klimati⸗ schen Kurorte Europas und des nördlichen Afrikas in medizinischer, topographischer, ökonomischer und finanzieller Beziehung. Für Aerzte und Kurbedürftige.“ Von Dr. med. Robert Flechsig, Königlich sächsischer Geh. Hofrath und Königlicher Brunnenarzt in Bad Eister. (40 Bogen kl. 8. In Orig.⸗Einband 5 ℳ) — Der Verfasser, welcher seit 28 Jahren den balneologischen Theil der „Schmidtschen Jahr⸗ bücher“ bearbeitet und durch seine eigene langjährige ärztliche Thätig⸗ keit und Erfahrung mit den Bedürfnissen des praktischen Arztes sowie denen der Kurgebrauchenden vertraut ist, dürfte wohl zur Her⸗ ausgabe dieses Lerikons als besonders befähigt angesehen werden. Das Werk ist das Ergebniß Jahre langen Sammelns und Sichtens aller einschlägigen Literatur und beruht zum nicht geringen Theil auf persönlicher Kenntnißnahme der betreffenden Kur⸗ orte selbst. Die Anordnung des Buches ist durchaus weckmäßig. In einem allgemein, 140 Seiten umfassenden Theil, welcher die Balneotherapie, die Hydrotherapie und die Klimatotherapie behandelt und ein alphabetisch geordnetes Verzeichniß der wichtigeren chroni⸗ schen Krankheitsformen in ihrer Beziehung zur Therapie nach empi⸗
rischen Indikationen enthält, legt der Verfasser seinen wissenschaft⸗
lichen Standpunkt dar und setzt den Leser in den Stand, sich selbst ein Urtheil über den Werth über die Angaben zu bilden, welche Seitens der verschiedenen Kurorte über deren Kurmittel gemacht werden. Gleichzeitig sind dadurch Wiederholungen in dem speziellen Theil vermieden worden, dem Bäder⸗Lexikon, welches in Betreff aller bekannten, selbst außereuropäischen Bädern und Kur⸗ orte, wie Alexandrien, Algier, Cairo, über Wohnungs⸗ verhältnisse, Verpflegung, Klima, Kuraufwand, Preise, Entfernung, Reiseroute, ärztliches Personal, Frequenz und Kurmittel in objektiver Weise Auskunft giebt. Bei der Bedeutung, welche die Balneotherapie erlangt hat, wird dieser Rathgeber allen Aerzten will⸗ kommen sein, aber auch all den zahlreichen Familien, die nicht Hei⸗ lung von Leiden, sondern nur Erholung im Gebirge oder an der See suchen. Da in dem allgemeinen Theil die Bäder nach ihrer therapeu⸗ tischen Bedeutung, in dem Bäder⸗Lexikon aber alphabetisch geordnet sind, so ist die Informirung über jedes einzelne Bad, und durch das Verzeichniß der Krankheitsformen mit Angabe der entsprechenden Bäder auch die Auswahl unter den letzteren sehr erleichtert. Die Ausstattung des Buchs ist so sauber wie die aller Werke des J. J. Weberschen Verlags.
— Von dem Prachtwerk „Die deutsche Kaiserstadt Berlin und ihre Umgebung, geschildert von Max Ring, mit 300. Illustrationen (Verlag von Heinrich Schmidt und Carl Günther in Leipzig) ist in rascher Folge die 12. Lieferung (je 1 ℳ) erschienen, die den Leser durch die Kunstschätze des alten Museums nach dem Neuen Museum und der National⸗Gallerie führt. Von den Kunstschätzen werden wirder einige in vortrefflichen Bildern vorgeführt, wie die Hekategruppe der Pergamenischen Skulpturen und der Johannes von Michel Angelo; von den Gemälden: 2 Tafeln des Genter Altars von den Brüdern Eyck, Christus und Johannes von Rubens, Lavinia von Tizian, die Hunnenschlacht von Kaulbach, einiges aus dem Hildes⸗ heimer Silberfund, ein Blatt aus der Hamilton⸗Sammlung u. A. Als Vollbilder sind die National⸗Gallerie und das Treppenhaus bei⸗ gegeben. Die schöne Ausstattung des Werks entspricht dem gediege⸗ nen Inhalt.
— Die in Leipzig den 9. d. Mts. erscheinende Nr. 2084
der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Das Panorama auf der Hygieine⸗Ausstellung in Berlin. Original⸗ zeichnung von G. Broling. — Die Krönungsfeierlichkeiten in Moskau. 2 Abbildungen. Nach Zeichnungen unseres Spezialzeichners Henry Cumming: 1) Fahrt des russischen Kaiserpaars vom Bahnhof nach dem Petrowsky⸗Palast. 2) Die Begrüßung des russischen Kaiserpaars an der Iberischen Kapelle. — Der Neuenburger Urwald in Olden⸗ burg. Originalzeichnung von F. Lindner. — Frau Friedrich⸗Materna. — Eine deutsche Kolonie im Norden Canadas. Nach einer Zeichnung von S. Arndt. — Das am 15. Mai eingeweihte Feierabendhaus für deutsche Lehrerinnen (Wilhelm⸗Augusta⸗Stift) zu Gandersheim. — Plauderstündchen. Gemälde von Karl Raupp. — Das neue große russische Staatswappen. — Frauenzeitung: Frau Hedwig Reicher⸗ Kindermann, † am 2. Juni. — Polpytechnische Mittheilungen: Coo⸗ mans Wasservelociped. Nach einer Zeichnung von Leo v. Elliot. Ein neuer Zaum für Reiter. — Moden: Sommeranzug von Sammt und Batist. Schwerin, 3. Juni. Zur Erinnerung an den Hochseligen Großherzog Friedrich Franz II. sind hier kurz vor Pfingsten zwei Broschüren veröffentlicht worden. Die eine derselben erschien im Verlage des Herausgebers der hiesigen „Mecklenburgischen Landesnachrichten“ unter dem Titel „Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg⸗Schwerin. Ein Gedenkblatt.“ (75 S. gr. 8.) Die⸗ selbe enthält einen kurzen, namentlich die Regierungsthätigkeit des verewigten Fürsten in Bezug auf die inneren Landesangelegenheiten gut würdigenden Lebensabriß des Dahingeschiedenen sowie eine chrono⸗ logisch geordnete Zusammenstellung der trefflichen Berichte, welche das oben genannte Blatt über die letzte Krankheit, den Tod und die Beisetzung des Großherzogs brachte. — Die zweite Schrift kam im Verlage der hiesigen Stillerschen Hofbuchhandlung heraus. Sie ist der Frau Großherzogin Marie gewidmet und nennt sich: „Per aspera ad astra“. Leben, Wirken und Heimgang weiland Sr. Köntglichen Hoheit Friedrich Franz II., regierenden Großherzogs von Mecklen⸗ burg (139 S. 8). Die Arbeit, welche in verschiedenen Partien mit der erstgenannten älteren Publikation große Aehnlichkeit zeigt, zerfällt in sechs Kapitel: „Friedrich Franz als P
„Der Fürst und Regent“ (S. 27 — 52), „Der Fürst und Feldherr⸗ (p. 53 — 70), „Der Christ und Hausvater“ (S. 71 — 86), „Das Sterbelager“ (p. 87 — 112) und „Die Beisetzung“ (p. 113 — 139). Das Vorwort ist ein Wiederabdruck des von der Verlagsbuchhand⸗ lung schon vor dem Erscheinen der Broschüre versandten Prospekts. Ausstattung, Druck und Papier der nicht fehlerlosen Skizze, lassen nichts zu wünschen übrig. — Endlich ist noch hinzuzufügen, daß eine Publikation zum 60. Geburtstage des heimgegangenen Großherzogs (28. Februar 1883), welche von dem Reserve⸗Lieutenant Graßmann in Hagenow herrührt, Ende April in zweiter Auflage erschien. Die Daten aus dem Leben des Großherzogs sind in der neuen Ausgabe bis zum Tode Sr. Königlichen Hoheit (15. April) fortgeführt.
Gewerbe und Handel.
Danzig, 7. Juni. (W. T. B.) Die Einnahmen der Marien⸗ burg⸗Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Mai 139 217 ℳ. mithin weniger als im selben Zeitraum des vorigen Jahres 180 690 ℳ
Breslau, 6. Juni. (W. T. B.) Die Einnahmen der Rechte⸗Oder⸗Ufer⸗Eisenbahn betrugen nach vorläufiger Fest⸗ stellung im Monat Mai d. J.: 1) im Personen⸗ und Gepäckverkehr 124 290 ℳ, 2) im Güter⸗ und Viehverkehr 634 430 ℳ, 3) außerdem 70 000 ℳ, mithin in Summa 828 720 ℳ Nach der definitiven Feststellung pro Monat Mai 1882 beliefen sich die Einnahmen ad 1) auf 120 251, ad 2) auf 623 570, ad 3) auf 64 000 ℳ, in Summa 807 821 ℳ; mithin ergaben die Ein⸗ nahmen pro Monat Mai d. J. ad 1) 4039 ℳ mehr, ad 2) 10 860 ℳ mehr, ad 3) 6000 ℳ mehr, in Summa mehr 20 899 ℳ Die Gesammteinnahmen vom 1. Januar bis ult. Mai 1883 be⸗ trugen 4 300 320 ℳ, ergaben mithin gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres eine Mehreinnahme von 361 765 ℳ
Breslau, 6. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. (Vor⸗ bericht.) Die Anfuhren zum offenen Markt sind gegen das Vor⸗ jahr noch mäßige; auf den Lägern kommt die Wolle bisher langsam an, die Wäschen sind gut. Unter den Käufern befinden sich ein eng⸗ lischer sowie rheinische und Görlitzer Fabrikanten; Kommissionäre aus Frankreich und Schweden sind am Platze. Für morgen wird das Gros der Käufer und ein regeres Lagergeschäft erwartet.
M.⸗Gladbach, 28. Mai. Die dreizehnte ordentliche General⸗ versammlung der Rheinisch⸗Westfälischen Rückversiche⸗ rungs⸗Aktiengesellschaft wurde in Anwesenheit von 18 Aktio⸗ nären, welche 811 Stimmen vertraten, eröffnet. Aus dem Bericht des Vorsitzenden ging zunächst die für die Gesellschaft überaus wich⸗ tige Thatsache hervor, daß die in der außerordentlichen Generalver⸗ sammlung vom 23. Mai 1882 beschlossene finanzielle Rekonstruktion der Gesellschaft, durch Einforderung einer baaren Nachschußzahlung von 450 000 ℳ, sich ohne irgend welche Schwierigkeiten vollzogen hat, und ferner, daß die in der außerordentlichen Generalversammlung vom 29. Juli 1882 beschlossene Reduktion des Grundkapitals von 3 000 000 ℳ auf 2 400 000 ℳ bereits mittelst Reskripts vom 6. De⸗ zember 1882 die Genehmigung der Königlichen Staatsregierung er⸗ halten hat, so daß die Gesellschaft in die angenehme Lage versetzt war, schon das Jahr 1882 wieder mit einem intakten Grundkapital von 2 400 000 ℳ beschließen zu können.
Die Transportbranche schloß mit einem Nettoverluste von 27 676 ℳ 97 ₰ ab. Der nicht unerhebliche Rückgang der Prämien⸗ einnahme pro 1882, wie überhaupt das unbefriedigende Geschäfts⸗ resultat der Transportbranche pro 1882 sind nach dem Bericht auf die große Konkurrenz und auf das ungünstige Wetter des Jahres 1882 zurückzuführen, welches letztere größere Schäden, als in den Vorjahren, verursachte.
Die Feuerbranche der Rheinisch⸗Westfälischen Rückversiche⸗ rungs⸗Aktiengesellschft erzielte im Jahre 1882 eine Prämieneinnahme von 667 373 ℳ 43 ₰, wozu an Prämien⸗ und Schadenreserve aus 1881 hinzukamen 159 745 ℳ 46 ₰.
Die Ausgaben betrugen 567 592 ℳ 75 ₰ an Retrocessions- prämien, 60 502 ℳ 07 ₰ an Schäden, abzüglich der Antheile der Retrocessionäre, und 61 105 ℳ 83 ₰ an Provision, Verwaltungs⸗ und Organisationskosten, ebenfalls abzüglich des Antheils der Retro⸗ cessionäre. Für schwebende Schäden und Prämienreserve wurden ultimo 1882 reservirt 237 588 ℳ 39 ₰, wovon auf die Antheile der Retrocessionäre 118 676 ℳ 80 ₰ entfallen. Ueberhaupt schloß die Feuerbranche mit einem Nettogewinn von 21 800 ℳ 80 ₰ ab.
Die Verwaltung hob mit Befriedigung hervor, daß nach weiterer gründlicher Purifikation des Geschäfts im Laufe des Jahres 1882 dasselbe nunmehr beinahe ausschließlich aus Alimenten der soliden deutschen Feuerversicherungs⸗Gesellschaften bestehe, so daß eine dauernde Prosperität der Feuerbranche gesicherter als seither erscheine.
Die Gesammteinnahmen der Gesellschaft betragen einschließlich 12 611,05 ℳ an Erträgen aus Geldanlagen, Policegeldern und Aktien⸗ Umschreibungsgebühren 2 315 040,90 ℳ und die Gesammtausgabe incl. 454,36 ℳ Abschreibung auf Mobilien 1 847 467,69 ℳ, wonach ein Brutto⸗Ueberschuß verblieb von 467 573,21 ℳ Gegen diesen Brutto⸗Ueberschuß kommen in Anrechnung die Schaden⸗ und Prämien⸗ reserve für 1882 mit netto 473 449,38 ℳ, so daß sich für das ver⸗ flossene Jahr ein Verlust von 5876,17 ℳ ergab, welcher dem Kapital- reservefonds von 84 751,64 ℳ entnommen worden ist, der nunmehr 78 875,47 ℳ beträgt.
Die Garantiemittel der Gesellschaft betragen demnach pro 1883: a. Grundkapital 2 400 000 ℳ, b. Kapitalreserve 78 875 ℳ 47 ₰, c. Prämien⸗ und Schadenreserve netto 473 449 ℳ 38 ₰, zusammen 2 952 324 ℳ 85 ₰. Im laufenden Geschäftsjahre können die Ergebnisse der Transportbranche in den ersten vier Monaten als durchaus befriedigend, in der Feuerrückversicherungsbranche als recht günstige bezeichnet werden.
MNürnberg, 6. Juni. (Hopfenbericht von Leopold Held) Bei ruhigem Geschäftsgang ist die Stimmung am Hopfenmarkte eine sehr feste. Der auf nur noch etwa 800 Ballen geschätzte Lagerbestand in den Kommissionslagern am Markte besteht fast ausschließlich aus mehr oder weniger gelben Hopfen, denn was von grüner Waare an⸗ kommt und zu den gegenwärrigen Preisen ausgeboten wird, gelangt stets bald zum Verkauf. Die Ziffern der Umsätze der letzten Tage schwank⸗ ten zwischen 30 und 50 Ballen pro Tag. Gezahlt wird für wirkliche Prima 400 — 415 ℳ, für gute grüne Mittelwaare 365 — 385 ℳ und für leichte farbige Hopfen 330 — 360 ℳ, je nach Qualität. Hresden, s. Junt. (W. . P) In der heute stattgehabten außerordentlichen Generalversammlung der Dresdner Bank, auf deren Tagesordnung in der Hauptsache die in Folge der Kapitals⸗ erhöhung nothwendigen Statutenänderungen standen, wurden sämmtliche Vorlagen der Verwaltung einstimmig und ohne Debatte angenommen.
London, 6. Juni. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗
1 en Preise unverändert.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 7. Juni. (W. T. B.) b „Sarxronia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von Westindien kommend, gestern die Scilly⸗Inseln passirt.
New⸗York, 6. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer „France“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (E. Messingsche Linie) ist heute hier angekommen.
Berlin, 7. Juni 1883.
Konsulatsberichte. 3
Ernteaussichten in den Vereinigten Staaten
“ New⸗York, 15. Mai. Auf Grund der von dem Departement of Agriculture zu Washington über den Stand des Winterweizens am 10,. d. M. publizirten Nachrichten wird die Beschaffenheit des Winter⸗ weizens auf 83 ½ veranschlagt. Für einzelne Staaten,