1883 / 131 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

2 Michigan, Ohio und

Illinois, ist die Schätzung jetzt bedeutend niedriger, als zu Anfang April; Aprilfröste haben der Pflanze vielfach ge⸗ schadet und ebenso hat sich jetzt, nachdem Schnee und Eis ver⸗ schwunden ist, in einigen nördlichen Distrikten herausgestellt, daß die frühere Kälte größeren Schaden angestellt hat, als angenommen war. In anderen Staaten, namentlich in Kali⸗ rnien und Oregon, zeigt sich dagegen eine merkliche Besserung in dem Standeder Winterfrucht und soist die Durchschnittsschätzung bezüglich der Beschaffenheit derselben jetzt etwas höher, als sie im April war (83 ½ gegen 80). Dagegen hat die mit Winter⸗ frucht besetzt gewesene Bodenfläche, da vielfach Land später mit anderer Frucht nachgepflanzt wurde, an Ausdehnung ver⸗ loren, und so werden jetzt die Ernteaussichten bezüglich des Winterweizens im Ganzen nicht höher veranschlagt, als im April. Es ist dies ein Ausfall von 20 Prozent im Vergleich zum vorigen Jahre, oder ein Verlust von etwa 77 Millionen Bushels. Von anderen Seiten wird dieser Verlust noch höher ver⸗ anschlagt, so von der landwirthschaftlichen Behörde für Ohio auf 100 Millionen Bushels. Ueber den Stand der Sommerfrucht fehlt es noch an festen Anhaltspunkten. Die Preise für Weizen sind trotz des in Aussicht stehen⸗

den Ausfalles an Winterweizen in der letzten Zeit nicht in die Höhe gegangen, da aus dem vorigen Jahre noch große Vorräthe vorhanden sind und zur Zeit auch das Exportgeschäft nur mäßig ist.

Handelsbericht pro 1882. Lage des Einfuhrmarktes in Sydney mit besonderer Rücksicht auf den deutschen Import.

1“M“ Sydney, den 30. März 1883. Im letztjährigen Berichte wurde darauf hingewiesen, daß die Hohe des Imports im Allgemeinen das richtige Verhältniß zu der Zahl der Bevölkerung wohl überschritten habe, und, trotz weniger Kasualitäten in kaufmännischen Kreisen, muß diese Befürchtung dennoch auch für das soeben verflossene Jahr aufrecht gehalten werden. Für die Fabrikantenkreise zu Hause ist es demnach ein günstiges gewesen, da von Australien ver⸗ mehrte Ansträge eingetroffen und für dieseben (nach hier ge⸗ bräuchlicher Weise) auch bezahlt worden sein muß; ob für den hiesigen Importeur das Resultat ein ebenso günstiges gewesen ist, muß dahin gestellt werden. Von dem hiesigen Import im verflossenen Jahre hat Deutschland einen guten Theil geliefert. Die statistischen Zahlen lassen dieses freilich nach der jetzigen Art und Weise der Zusammenstellung niemals vollauf erkennen, da der direkte Bezug von Deutschland nicht annähernd den total deut⸗ schen Handel repräsentirt. Hauptsächlich läßt sich dieses von der Manufakturwaarenbranche sagen. Bei den großen Entfernungen von Europa nach hier muß behufs Ab⸗ schlüsse in diesen der Mode und Jahreszeit so unter⸗ worfenen Artikeln eine Zwischenperson bestehen, sei sie nun in England oder Frankreich oder in Deutschland ansässig, welch: die Einkäufe besorgt und die Verschiffungen sofort ezahlt.

Das hiesige Geschäft in diesen Branchen liegt fast aus⸗ schließlich in englischen Händen, und daher ist es erklärlich, daß der Einkäufer fraglicher Häuser in London residirt und von dort aus den ganzen Einkauf leitei und alle Waaren versendet. Ein Besuch der hiesigen Waarenlager solcher Firmen, welche sich beständig in einer Werthhöhe von 2 000 000 bis 5000 000 bewegen, wird beim Fach⸗ kenner Erstaunen hervorrufen über die großen Massen Waaren deutschen Ursprunge, welche sich durch ihre Qualität einen ersten Platz in diesen Räumen erworben haben. Doch auch schon dem Laien, dem Nichtfachkenner verrathen die Etiquetten die Namen der Fabrikanten und die Wahl der Schutzmarken mit deutschen Sprüchen das Erzeugungsland der Güter. Es kann deutschen Fabrikanten dieser Branche nur empfohlen werden, sich mit London in Verbindung zu setzen, um Käufer für ihre Waaren zu finden, auch bietet der australische Markt noch den besonderen Vortheil, daß die Jahreszeiten hierselbst sich in umgekehrtem Verhältniß zu dem europäischen vorhalten, also Gelegenheit bieten, das alte Lager aus vorhergehenden Saisons zu verwerthen. Der Zwischenhandel in dieser Branche hat den ferneren Vortheil, daß der Fabrikant gleich am Verschiffungsplatze für seine Waare Zahlung erhält, wohingegen bei direktem Einkaufe von hier der Besteller nicht immer gewillt ist, gänzlich dem Fabrikanten zu vertrauen und für kommende Güter zu bezahlen, wenn ersterer nicht weiß, ob der Gegenwerth in Waaren in der veorderten Weise und überhaupt expedirt worden ist. Es ist viel für und gegen Konsignationssendungen gesagt und geschrieben worden, indeß mit Bezug auf australische Handelsverhältnisse mit großer Unkenntniß der Sachlage. Es lassen sich die den australischen Markt betreffenden Stapelartikel nicht mit Be⸗ merkungen über das Prinzip in Konsignationssendungen abfertigen, wie viele Schreiber von in kaufmännischen Fach⸗ zeitungen erschienenen Artikeln anzunehmen belieben; in einigen Artikeln und sehr bedeutenden werden nur Konsig⸗ nationssendungen gemacht, in anderen hingegen werden solche direkt zurückgewiesen und zu diesen gehören u. A. auch Manu⸗ fakturwaaren. Es kommen hier selbstverständlich nur lei⸗ stungsfähige und gewissenhafte Firmen in Betracht, denn man findet im anderen Falle stets noch sogenannte Geschäfts⸗ leute, welche Konsignationen unter allen Umständen an⸗ nehmen, ob zum Vortheile der Sender? mögen die vielen an das Konsulat gerichteten Schreiben über Einziehung von Geldern für solche gemachten Sendungen oder über Entziehung letzterer von dem Empfänger beantworten. Auf Ver⸗ gebung von Agenturen in der Manufakturwaarenbranche bezieht sich das eben Gesagte gleichfalls. Große Häuser weisen solche Agenturen ab, schon aus dem Grunde, daß ihnen der Unterschied der europäischen und australischen Jahreszeit in London oder sonstwo gestattet, die Artikel der letzten Saisons mit Diskonto⸗Abzügen von 60 bis 80 Proz. von den Originalpreisen zu kaufen, wo würde man indeß einen Fabrikanten finden, der derartige Anerbietungen nach hier zu einer Zeit machen würde, wo er nicht wissen kann, wie viel altes Lager ihm übrig bleiben wird, und ferner, wo würde man den deutschen Fabrikanten finden, der in dieser unbestimmten, indeß sich innerhalb gewisser Grenzen der Geschmacksrichtung bewegenden Branche wissen würde, welche Sachen er in vorgedachter Weise anbieten könnte.

Balg zu schonen.

dessen Folgen In verschiedenen, im verflossenen Jahre thatsächlich vorgekommenen Fällen und es betrifft hier nicht nur die Manufaktur⸗ waarenbranche hat der deutsche Fabrikant zu dem Mittel gegriffen, sich junger, verhältnißmäßig unerfahrener Agenten ohne geeignetes Kapital zu bedienen. Dieselben konnten mit den großen Importhäusern nicht konkurriren, sie mußten deshalb den kleinsten Detaillisten aufsuchen, um Waare zu verkaufen, in manchen Fällen war es so gelungen, kleine Posten abzu⸗ setzen. Indeß nun wurden die großen Importhäuser, welche in vielen Fällen den Detaillisten gewissermaßen finanziell in Händen haben, auf diese nicht durch sie ge⸗ kaufte Waare aufmerksam, und die Folge ist, daß sie ihren Einkäufern Auftrag geben, die vorgefundene Marke nicht mehr zu kaufen. In anderen Fällen haben sich hiesige Agenten deutscher Firmen gröbere Versehen zu Schulden kommen lassen, ein hiesiges Haus giebt einem Agenten einen Auftrag, einen sogenannten indent, der auch expedirt wird. Zugleich rekommandirt derselbe Agent eine Konsig⸗ nationssendung derselben Sorten, wie in der von seinem Auftraggeber gemachten Spezifikation angegeben, ebenfalls abzufertigen und bei Ankunft der Waare des hiesigen Auf⸗ traggebers findet letzterer, daß der Markt voll von den von ihm beorderten Sorten ist, welche der Agent en détail an Ladeninhaber verkauft. Die Folge ist, daß der erste Auftraggeber nunmehr die Waare eines engli⸗ schen Fabrikanten bestellt, und durch seine Beziehungen und die Größe seines Geschäfts in der Lage ist, den deutschen Artikel gänzlich vom Platze zu verdrängen. Das sind ein⸗ zelne Fälle, aber sie tragen mehr als alles Andere dazu bei, der Einführung deutschen Gewerbefleißes hinderlich in den Weg zu treten. Daß leistungsfähige deutsche Fabrikanten eigene Reisende herausschicken, scheint unter diesen Umständen sich sehr zu empfehlen, die industriellen Kreise zeigen sich indeß hierin sehr zurückhaltend, doch sollten dieselben nicht so sehr auf das ge⸗ genwärtig beschränkte Absatzgebiet, als auf die zukünftige Größe desselben sehen. Es sind im vergangenen Jahre sehr viele Anfragen von Weinhandlungen um Aufgabe von Adressen hiesiger Häuser in diesem Fache eingegangen, doch ist es wohl kaum anzunehmen, daß die Anführung solcher zu irgend welchen Geschäftsverbindungen geführt haben. Durch Transport und die hohe Steuer werden deutsche Weine zu theuer für den hiesigen Konsumenten; auch ist die Geschmacksrichtung der wohlhabenden gesellschaftlichen Elemente mit wenigen Ausnahmen eine derartige⸗ daß Rothweine und Champagner dem Rheinwein und den moussirenden deutschen Sorten vorgezogen wer⸗ den. Für die mittleren Klassen sind Bier und der in der Kolonie gebaute Wein die bezüglichen Genußmittel und es muß zugestanden werden, daß sich die Güte des letzte⸗ ren mit jedem Jahre bessert. in ihren nach Deutschland gedrungenen Berichten auch die Aufmerksamkeit der Fachleute daselbst auf die Neu⸗Süd⸗ Wales⸗Weine gelenkt haben, welche sich vorzüglich zum Ver⸗ schnitt mit deutschen Weinen eignen sollten. In einigen Exportzeitungen, d. h. in Blättern, welche sich hauptsächlich die Interessen des deutschen Exporthandels angelegen sein lassen, erscheinen dann und wann Berichte von ausländischen Korrespondenten, deren ganzen Ab⸗ fassung man es ansieht, daß der betreffende Schreiber sich noch nicht lange in den hiesigen Gegenden auf⸗ gehalten haben muß. Diese für den Nichtkenner zu Hause anscheinend mit Verständniß geschriebenen Aufsätze über hiesige kaufmännische Verhältnisse sind geeignet, vollständig falsche Ansichten zu verbreiten und Fabriken zu veranlassen, Sachen zu senden, die in manchen Fällen schon daselbst eingeführt und versucht worden sind, sich indeß nicht bewährt haben, oder aus anderen Grüden nicht verkäuflich sind.

verfallen, treffen.

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Im Ethnologischen Museum ist vor einiger Tagen die erste Sendung eingetroffen, welche von der deutschen Station am Tanganjika⸗See in Afrika hierher gesandt worden ist. Es waren 18 Kolli verschiedener Größe mit ethnologischen, zoologischen und bota⸗ nischen Gegenständen gefüllt; die beiden letzteren Grupgen wurden den betreffenden Sammlungen der Universität überwiesen Diese Sendung erscheint als das erste sichtbare und greifbare Resuliat, welches die deutsche afrikanische Expedition, die bekanntlich nur ein Glied der unter dem Protektorat des Königs der Belgier stehenden internatio⸗ nalen ist, aufzuweisen hat, und darf deshalb auf ein allseitiges Interesse rechnen. Die ethnologischen Gegenstände gehören sämmtlich dem Stamme der Uniamuesi an. Zahlreich sind zunächst die Waffen vertreten; neben Wurfspeeren und Bogen liegen Pfeile mit eisernen und mit hölzernen Spitzen. Pfeile mit stumpfen Spitzen werden nur auf der Vogeljagd verwandt, um das Thier zu betäuben, aber den Köcher zeigen zum Theil reich ornamentirte Arbeit; die Streitäxte haben einen hölzernen Griff mit eisernen Klingen; die hölzernen Keulen sind mit Draht um⸗ flochten. Die Dolchmesser mit geschnitzter Holzscheide werden an der Schulter und am Arme getragen; die Kriegssignale werden durch angebohrte Antilopenhörner gegeben. Der Kopfschmuch dieser Schwarzen ist primitiver Art. Die Mähne eines Zebra umgiebt das Haupt der Männer wie ein Heiligenschein; sie dient als Kopf⸗ ring für den Kampf. Straußfedern, Binsen und die Schwanzhaare der Giraffen bilden das Material für den weiblichen Kopfputz, für Schnüre und Ringe. An einzelnen Holzringen, welchen die Negerinnen um den Hals tragen, hängen dreieckige Elfenbeinplatten, welche als Amulet dienen. Die Armbänder werden aus Eisen, Messing oder Kupfer gefertigt; dagegen sind die Kämme sehr zierlich in Holz geschnitzt und zeigen zum Theil eingebrannte Verzierungen. Ganz eigenthümlich ist das Musikinstrument, das bei festlichen Gelegenheiten in Anwen⸗ dung kommt; es besteht aus einem Bogen, dessen Resonnanzboden eine halbe Kürbisschale bildet, welche vermittelst einer Schnur, die in zwei ungleiche Theile getheilt ist, befestigt ist. Die Kürbisschale wird gegen die nackte Brust gesetzt und dann spielt der Musikant mit beiden Händen. Einzelne Amulette, die mit Draht umwunden sind, machen den Neger kugel⸗ und stichfest. Seine Tabackspfeife ist komplizirter Art; den meist hübsch verzierten Thonpfeifen⸗ kopf steckt er erst in die Schale eines Flaschenkürbisses, der dann auch das Rohr und Mundstück trägt. Die Kochtöpfe und die Speisenäpfe, die zur Bereitung des ärmlichen Males dienen, sind aus Thon und zeigen eingedrückte Verzierungen. Der durch den Orient verbreitete niedrige dreibeinige Sessel fehlt auch hier nicht. Gewebe, Bastzeug und Thierfelle werden zu Klei⸗ dern verarbeitet; mit feinen Wedeln halten sich die Schwarzen die Fliegen fern, und ein Spielbrett mit 32 Läufern von Palmenkernen als Steinen deutet auf eines der wenigen Vergnügen, denen dieses schwarze Völkchen huldigt.

Ueber die Colonial⸗ und Export⸗Ausstellung in Amsterdam wird dem Verein für Handelsgeographie in Stuttgart geschrieben:

Der deutsche Fabrikant ist durch diesen Umstand

Der Gesammtcharakter der deutschen Abtheilung ist, von der

ihm

Die Bordeaux⸗Ausstellung wird

der englisch⸗australischen und französischen Abtheilung. Die Stutt⸗ garter Landesausstellung war jedenfalls bedeutender als die hiesige deutsche Abtheilung. Dies gilt besonders auch von der Gartenbau⸗ Ausstellung, die für Holland überraschend geringfügig ist. Ein mäßig großes Gewächshaus, vorwiegend mit Stechpalmen gefüllt; dazwischen einige sehr bescheidene Gartenmöbel⸗Geräthe und Verzierungen meist aus Rheinpreußen, das ist für den Moment Alles (abgesehen vom Gewächshaus mit tropischen Pflanzen). Dagegen zeigt der nahe „Wandelpark“ gegenwärtig einen reichen Blumen⸗ und speziell Tulpenflor.

Was hübsches Arrangement betrifft, so zeichnet sich hiervon die, eine ganze Schmalwand einnehmende Ausstellung von C. Faber in Stuttgart vortheilhaft aus. Auch die Rottweiler Pulverfabrik hat einen schönen Glasschrank ausgestattet, diesmal in horizontaler Rich⸗ tung, statt des hochragenden Stuttgarter Aufbaues.

Die Chemikalien⸗ und Farbenbranche ist theilrwbeise unter fremde Aussteller placirt worden, an welchen sie Konkurrenten findet. An Rohstoffen für diese Branche bietet die ostindische Sonderausstellung besonders viel Interessantes; auch ist dort ein Glaskasten mit circa 75 Indigomustern aufgestellt. Medizinalweine bringt Frankreich in namhafter Auswahl. Was die Weine überhaupt betrifft, so erschei⸗ nen Japan und Australien mit großer Probenfülle auf dem Markte.

Die algerische Ausstellung, kleiner als die in Paris auf dem Trocadero vor 5 Jahren veranstaltete, zeigt auch Weine und Liqueure hervorragender Qualität. Sie wird ferner von Papierfabrikanten, wie auch Textilindustriellen wegen ihrer wichtigen Produktion an Alfa und Rameh viel beachtet. Letzterer Rohstoff scheint namentlich bei belgischen Fabrikanten Liebhaber zu finden.

Die deutsche Textilindustrie ist auf der Ausstellung im Ganzen spärlich vertreten, während Frankreich in dieser Hinsicht viel Pracht und Mannigfaltigkeit entfaltet. Namentlich die Merinostoffe aus französischen Fabriken finden Beachtung. In Seidenstoffen ist die Konkurrenz eine fast allseitige; Orient und Oeccident wetteifern darin, so daß es der Mühe werth sein wird, dieser Branche eine eigene Stunde zu widmen.

Was Wolle betrifft, so läßt sich eine vielfältigere und massen⸗ haftere Wollenausstellung, als die der australischen Kolonien, nicht wohl denken. Auch Photographien der australischen Schafracen ver⸗ dienen bemerkt zu werden. Unter den zahlreich ausgestellten austra⸗ lischen Fleischkonserven spielen die konservirten Schafszungen eine be⸗ sonders hervorragende Rolle.

„Auf dem Gebiet der Silberwaaren⸗ und Broncenfabrikation sind die Berliner die entschiedensten, aber nicht sehr zu fürchtenden Kon⸗ kurrenten unserer Landsleute aus Stuttgart und Gmünd. In Schnitze⸗ reien zeigt die indische Abtheilung unübertrefflich Schönes in Gestalt einer größeren Zahl Elephantenzähne, die von der Wurzel bis zur Spitze auf's Zierlichste und Erfindungsreichste mit Figuren und Land⸗ schaften geschmückt sind, Schnitzereien, die in ihrem Zusammenhange ganze Legenden oder Romane darzustellen scheinen. Europäische Kon⸗ kurrenten für Geislingen habe ich nicht viele bemerkt.

Ganz universell ist die Keramik⸗ und die Korbwaaren⸗Industrie vertreten. Chinesische und ostindische Töpfe spielen eine große Rolle, und selbst die in voller Figur aufgestellten australischen Wilden präsentiren gut geflochtene Körbe. Die chinesischen Tischlerwaaren, meist mit eingelegter Arbeit, sind sehr sehenswerth. Der chinesische Ge⸗ danke, daß zu einem runden Tisch auch ein System runder Stuhl gehöre (Segmente eines, der Tischrundung entsprechenden Kreises) erscheint logisch und dürfte sich Bahn hrechen. Auch die chinesischen Etagèren, welche nicht die langweilige Einförmigkeit der europäischen, sondern unregel⸗ mäßige kurze und lange, hohe und niedere Gefache aufweisen, erobern sich ohne Zweifel da und dort eine Anzahl Liebhaber.

Eine deutsche Firma, Hellmann in Nürnberg, hat im Möbelfach den indischen Geschmack zur Geltung gebracht. Sie stellt ein schwarzes Rundtischchen aus, dessen Platte von 3 Elephantenköpfen getragen wird. Die verlängerten und gebogenen Rüssel bilden die 3 Tisch⸗ füße, zwischen welchen weiße Stoßzähne en miniature hervorragen.

Im Uebrigen ist die Möbel⸗ und Parquetbranche der deutschen Abtheilung noch weit mit ihrem Arrangement zurück. Aus Ravens⸗ burg sind recht schöne, an klassische Muster streifende Holzmosaik⸗ proben für Parquets von der Firma Sterkel zu einem wirksamen Tableau vereinigt zu sehen. Gatermann in Duisburg hat ein Re⸗ naissance⸗Buffet mit Bronze⸗Relief⸗Füllungen und Distelhorst in Karlsruhe zwei Buffets mit Intarsien von vorzüglicher Arbeit aus⸗ gestellt. Von den anderen Nationen sah ich bisher keine Zimmer⸗ einrichtungen, ausgenommen bei den Niederländern, die überhaupt in jeder Branche, wenn auch natürlich nicht immer gleich bedeutend, vertreten sind. Ungeheuer ist der Reichthum an Liqueuren, welchen die Nieder⸗ lande zur Anschauung bringt. Auch Exportbiere, nach englischer Art gebraut, gesellen sich dazu. Viele niederländische Butterfässer werden als, mit ihrem Inhalt, von Ostindien zurückgekehrt bezeichnet. Be⸗ sonders sorgfältig für den Export verpackt sind die rothen Edamer Käskugeln, in ihren Kisten dicht mit Reishülsen umgeben. Eine Utrechter Anlage zum Schälen von Reis mit Dampfbetrieb stellt Reisstärke aus; doch war dieser Artikel auf der Stuttgarter Aus⸗ stellung schöner und mannigfaltiger vertreten. Die amerikanische Maizena⸗Fabrikation wird ebenfalls in Utrecht imitirt.

Neben dem altberühmten holländischen Taback fehlen natürlich die Thonpfeifen und Pfeifchen nicht. Sie sind sogar in sehr kostbarer und künstlerischer Ausführung, mit Reliefs, orientalischen Orna⸗ menten und Raceköpfen vertreten, so daß es für deutsche Thonpfeifen⸗ Fabrikanten hier viel zu sehen und zu lernen giebt. In die

Branche der Export⸗ bezw. Transportgeräthe gehören auch die eben

so schönen als soliden Korbflaschen, Ueberzüge von zum Theil recht welche für überseeischen Transport von Flüssigkeiten so wichtig 88 Um starke überseeische oder füdliche Weine in niedlichen Gläsern auszuschenken, kann man sich nicht leicht eines künstlerischen und niedlicher gestalteten Services (verzierte Flasche mit 6 Miniatur⸗Römern auf einer Platte) bedienen, als das von Luz in Wien ausgestellte. Mit Recht steht dieses kleine Meisterwerk der Luxus⸗Glasproduktion in der galérie d'honneur. Dieselbe Firma stellt auch so hübsche und gut modellirte Nippsachen aus cuivre poli und Silber aus, daß man in den Berliner Konkurrenzschränken kaum etwas gleich Erfreuliches finden wird. Die Anmuth, welche Wiener Künstler ihren Erzeugnissen zu geben wissen, ahmt man eben nicht so leicht nach! Oesterreich⸗Ungarn ist nicht stark an Zahl, aber sehr ge⸗ diegen vertreten. Das Pilsener Bierbüffet im Park bildet mit seinem frischen Getränk à 15 Cent das Glas einen beliebten Sammel⸗ punkt für Deutsche.

oder geflochtenen Flaschen⸗ impofanten Dimensionen,

Stolze'scher Stenoßraphen⸗Verein. Hauptver⸗ sammlung Freitag, den 8 Juni 1883, Abends 8 Uhr, in der Alten Post, Burgstr. 7 I. Tagesordnung: 1) Vortrag des Hrn. M. Bäckler über die neue internatioole Stenographie von Hasemann. 2) Ver⸗ einsangelegenheiten. Jeden Freitag, Abends 8 Uhr, im Vereins⸗ lokale Leseabend. Ca. 80 stenographische Zeitungen verschiedener Sprachen und Sosteme, sowie die neuesten stenographischen Litteratur⸗ erzeugnisse liegen zur freien Benutzung für Stenographen aller Systeme aus. 8 8

Redacteur: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Els

Berlin:

Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

imposanten Krupp⸗Ausstellung abgesehen, so großartiger wie

2) Vorher

5) Bleiben

8 Deutsches Reich. 1 Uebers

isch t

8

Ausprägungen von Reichs⸗Gold⸗ und Silbermünzen.

der in den deutschen Münzstätten bis Ende Mai 1883 stattgehabten

1) Im Monat Mai 1883 sind geprägt

Goldmünzen gs Halbe

Kronen

Doppel⸗ Kronen

Kronen

fervon auf rivatrech⸗ nung

Silbermünzen

Markstücke

Zwei⸗ Markstücke

Markstücke

Pfenni stücke

Fünfzig⸗

Zwanzig⸗ g⸗ Pfennig⸗ stücke

7 183 120

Berlin. 8

7 183 120 865 880

Hamburg. Summe 1

8049 000 waren geprägt*).

8009 000 1 338 431 180]455 745 300 27 969 925,501 826 440

71 653 095

101 026 942

167 217 879

71 486 552

35 717922 80

3) Gesammt⸗Ausprägung 4) Hiervon wieder einge⸗

510 740 394 210 6 525

1 346 480 180]455 745 300 27 969 925[509 875 440/71 653 095 3 775

101 026 942 4 192

167 217 879 2 994

180 552— 1 537

S5717 922 80 5 000 740

E1“

1 345 969 440/455 351 090 27 963 400 1 829 283 930

Berrlin, den 6. Juni 1883.

71 649 320

101 022 750

[67277 885148505—

3507172 80

er.

*) Vergl. den „Reichs⸗Anzeiger“ vom 8. Mai 1883 Nr. 106.

Hauptbuchhalterei des Reichs⸗Schatzamts Biest

089 155,80

Nachwe der in der Zeit vom 1. Januar bis

vLsung

31. Mai 1883 innerhald des deutschen Zollgebiets oder Steuervergütung abgefertigten Zuckermengen. ¹)

mit dem Anspruch auf Zoll⸗

Menge des abgefertigten Zuckers.

Kandiszucker und Zucker in weißen vollen harten Broden, (Nr. 470 des statistischen

Gaten stisch Waarenverzeichnisses)

bezw. er wal tung s E““

(1

V in in der Zeit der Zei vom vom 1. Jan. bis 16. bis 15. Mai 31. Mai

4

zusammen

sowie alle

in, der Zeit vom

kg.

““ der Zeit vom 1. Jan. bis 16. bis

15. Mai 31. Mai

Aller übrige harte Zucker, weißen trockenen Zucker in Krystall⸗, Krümel⸗ und Mehlform von mindestens 98 % Polarisation (Nr. 471 des statistischen Waarenverzeichnisses)

zusammen 1

kg

Rohzucker von mindestens

88 %

Polarisation

(Nr. 472 des statistischen Waarenverzeichnisses)

der Zeit

vom

„Jan. bis 15. Mai

kg

1

der Zeit

Preußen. Provinz Ostpreußen Westpreußen. Brandenburg Pommern. 11“ Sachsen einschließlich der Schwarzb. Unterherrschaft Schleswig⸗Holstein. 82J.r,seI6

1 1

11 799 815 680

75 602 3 091 506

1 973 977 16 214 5 679 298

880 097 335 274 16 214 V

5078 317 600 981

6 007 178 1 638 703

12 963

48 065 66 695 132 434 56 035

312 749

2 941 011

1 1

801 204

24 854 612

3 526 257 46 700

12 607 342

342

3 387 683 46 471 909

3 009 673]²) 12 963

45 401 445 1 494 924

690 598/13 297 940 6 030 374 52 502 283 345 046/45 746 491 140 450 1 635 374

17 723 872

2 176 710 46 947 497 377

Rheinland W 8 981 Sa. Preußen [15 080 041] 2 643 831] 71639, 205 071

Bayern 1 971 639 2 Sachsen 46 947

9 360 850 179 605

418 5⁷ 79 200 766 2 686 643

Baden. Mecklenburg Braunschweig Anhalt

766 326 577]

3 013 220

363 417 20 000

303 225

810702135 204 393

179 605

395 604 70 044

211 841 229 650 479 562 4 865 294 231 217

7822 112985815 67 500 279 341 49 750 279 400

479 562 5 346 034 231 2I

480 74

Luxemburg . .

Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet 20 204 213 3

54 679

23 458 892

9 923 872

9 In demselben Zeitraume 1882 214384406 ²)1 421 215 ²) 15 805 621

1.“

4 629 170

Becker.

¹) Die Nachweisung bezieht sich auf diejenigen Zuckermengen, welche zum Export oder

inländis en wo icht also auf die wirklich zur Ausfu Ugr und dadurch dem inländischen Markte eE1““ 8b d Nachweisung beruhen auf nachträglich

²) Die Abweichungen gegen die letztve

Kaiserliches Statistisches Amt.

10 309 332

v57 SZ712 149601369 4 860 532 ¹²) 65 441 216,²)4 946 530 270387746

zu einer öffentlichen Niederlage abgefertigt hr über die Zollgrenze gelangten Mengen.

eingegangenen Berich⸗

tigungen bezw. Ergänzungen. 1 MNichtamtliches. renßen. Berlin, 7. Juni. Im weiteren Verlaufe der (97.) Sitzung des Reichstags wandte sich das Haus der Berathung von Petitionen zu. Der Abg. Dr. Gutfleisch erstattete hierauf Namens der Petitionskommission Bericht über die Petition der Firma Ott und Conradi zu Kempten um Ersatz der ihr auf der Welt⸗ ausstellung zu Melbourne erwachsenen Verluste im Betrage von einigen Tausend Mark. Diese Verluste seien für die Firma bekanntlich dadurch entstanden, daß der Reichskommissar Geheime Rath Reuleaux eine Firma Moldenhauer zur Ver⸗ tretung der deutschen Aussteller in Melbourne empfohlen habe, die sich nachher als unzuverlässig erwiesen habe; sowie durch ein in Folge seiner Kürze anscheinend mißverständlich auf⸗ gefaßtes Telegramm des Reichskommissars. Die Pesetigfls⸗ kommission beantragte einstimmig Ueberweisung der Petition an den Reichskanzler zur Berücksichtigung. 8 Dagegen stellte der Abg. Frhr. von Minnigerode einen Antrag auf Uebergang über die Petition zur Tagesordnung. Der Bundeskommissar Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Weymann wandte sich gegen den Kommissionsantrag, und be⸗ fürwortete die einfache Tagesordnung. Die Regierung müsse im vorliegenden Fall an dem nüchternen Rechtsstandpunkt festhalten. Der Antrag der Kommission präjudizire der Frage der Haftpflicht des Reiches für Schädigungen, die durch Ver⸗ sehen der Reichsbeamten entstanden seien. Die Folgen einer Annahme des Kommissionsantrages seien noch gar nicht zu übersehen. Hr. Reuleaux, dessen Verdienste um die deutsche Industrie sonst unbestreitbar seien, sei im vorliegenden Fall uͤber seine amtlichen Vollmachten hinausgegangen. Man müsse die Entscheidung, wer den dadurch entstandenen Schaden zu tragen habe, lediglich dem Richter überlassen. 1 Der Abg. Sonnemann bemerkte, die Erklärung des Bundeskommissars werde für die Petenten nicht verständlich sein, die in dem Geh. Rath Reuleaux den Bevollmächtigten der Regierung in allen Angelegenheiten gesehen hätten. Ein großer Theil der Schuld treffe jedenfalls die Reichsregierung, schon dadurch, daß der Vertreter Geh. Rath Reuleaux in

11““

nach

wollte.

fehle nach ihm vorlieg ordnung der deutschen Leistungen der Industrie g ausnehme. Der Mangel eine Dingen habe dem m jetzt wieder E“ d” 8 nd Boston, 8 Kaltutfe der Mitte der Reichsbehörden niederzusetzen,

kommission ör se 1 Normen für die Betheiligung des Reiches

welche bestimmte an derartigen Unterne nung nach sollte man entweder die Aus beschicken, der deutschen Industrie sorgen. betreffe, so lägen Gründe genug vor, der Petenten schon aus Billigkeit zu Entschädigung abgelehnt, so würden die weifelsohne Reuleaux Regreß nehmen. bar gehandelt gegen den Mann, bei dieser Ausste wenn man ihm j Habe die Gelegenheit gegeben, zu v erantworten. andere Ansprüche dn man ja im Einzelnen prüfen werde, der Kommission beizutreten. Der Abg. Frhr. v trag der Kommission. ortes bedinge es, anderen Ausstellungen an den

ihnen

Berlin dem betreffenden Ausf klärt habe, die Regierung habe nichts zu thun. dem Geh. Rath w. Känstler gewählt habe, aber keinen solchen hätte man jenem mindeste Bei der eben stattfindenden Ausste man wieder in den entgegengesetzten Felb liegenden Nachrichten jede kür Ausstellung, welche sich trotz guter egenüber anderen Ländern ärmlich s festen Systems bei allen diesen Reiche schon große Nachtheile gebracht. Da Ausstellungen in Sicht seien, in äre es rathsam, eine Spezial⸗

oder

Der Haup

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daß man weit höhere

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an den

llung und früher viel zu jetzt diese Angelegenheit auf den Hals laden Reichsregierung dem Hause doch nicht, einmal in der Kommission zu erscheinen und sich Selbst auf die Gefahr hin, daß noch einige an das Haus herantreten würden, die bitte er, dem Antrage on Pfetten empfahl ebenfalls den An⸗ Die weite Entfernung des Ausstellungs⸗ Anforderungen als bei Regierungskommissar habe stellen,

teller nicht kurz und bündig er⸗ mit der Privatvertretung absolut tfehler liege darin, daß man in Reuleaux zwar einen tüchtigen Techniker und Verwaltungsbeamten. Einen ns zur Seite stellen müssen. llung in Amsterdam werde hler verfallen. künstlerische An⸗

0.

hmungen feststellen müßte. Seiner Mei⸗ stellungen gar nicht

Gesammtvertretung Was den vorliegenden Fall um eine Entschädigung Werde die Petenten und Andere Rath Es wäre in hohem Maße undank⸗ dem die deutsche Industrie verdanken habe,

pfehlen.

Geheimen

Dort

und ihm schon von vornherein das größte Vertrauen entgegen⸗ tragen müssen, daß man ferner auch aus den dortigen Ver⸗ hältnissen ganz andere Konsequenzen ziehen müsse, als bei anderen Ausstellungen. Er bitte, den Antrag der Petenten

abzulehnen. 1 vhnede,n der Direktor im Reichs⸗Schatzamt Aschenborn

die Annahme des Kommissionsantrages als außerordentlich

bedenklich bezeichnet hatte, bemerkte der Abg. Dr. Windthorst, er werde gegen die Tages⸗ ordnung und für den Kommissionsantrag stimmen. Die Frage, wie weit der Staat für die Handlungen seiner Beamten haften solle, sei außerordentlich schwierig, und er wolle sie bei dieser Gelegenheit nicht entscheiden. Wenn er dem Antrage der Kommission beitrete, so thue er es nur, weil in diesem besonderen Falle Billigkeitsrücksichten vorlägen. Er binde sich dadurch für die Zukunft in keiner Weise, und bestreite, daß durch Annahme des Kommissionsantrages ein großes Rechts⸗ prinzip durchbrochen werde. Er hätte überhaupt gewünscht, daß die ganze Angelegenheit nicht zur öffentlichen Diskussion gelangt wäre, indem es leicht scheinen könnte, als ob den deutschen Ausstellungskommissar ein schweres Verschulden träfe, der doch die deutschen Interessen, wie allseitig anerkannt werde, durchaus gut wahrgenommen habe. Man dürfe über die Angelegenheit kein Urtheil fällen, ehe man ihn nicht min⸗ destens selbst gehört habe. Hierauf nahm der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats⸗Minister von Boetticher das Wort: Meine Herren! Gestatten Sie mir noch ein paar Worte gegen⸗ über den Ausführungen des Hrn. Abg. Dr. Windthorst. Hr. Dr. Windthorst hat erklärt, er wolle die Schuldfrage in diesem Falle ganz unerörtert lassen, und er lasse für sein Votum blos den Umstand entscheiden, daß die Petenten in der That in eine üble Lage gekom⸗ men seien, 32” daß dafür sprechen, ihnen den Scha⸗ en sie erlitten haben, zu ersetzen. 5 88 Petition zuerst bei dem Herrn Reichskanzler angebracht wurde, da haben wir, die wir mit der Prüfung der Frage, ob ihrem Ent⸗ schädigungsanspruche stattzugeben sei, befaßt waren, die Billigkeits⸗ gründe voll und ganz erwogen, und ich darf versichern, daß mir kaum jemals ein ablehnender Bescheid so schwer geworden ist, als es bei demjenigen der Fall war, welchen ich den Petenten habe ertheilen müssen. Allein, meine Herren, diese Billigkeitsgründe konnten nach der Rechtslage und nach der Position, in der wir uns gegenüber den Kontrolbehör den der Verwaltung befinden, für uns nicht entscheidend sein. Der Herr Direktor im Reichsschatzamte hat Ihnen be⸗ reits auseinander gesetzt, daß wir gar nicht dispensirt sind von der Prüfung, ob das Reich die Verpflichtung hat, für einen Schaden, der durch eine Handlung oder eine Unterlassung eines Reichsbeamten geschehen ist, aufzukommen; wir müssen diese Frage prüfen und für diese Prüfung konnte nichts anderes entscheidend sein, als die dem Reichskommissar ertheilte Instruktion und die Erwägung, daß die Handlungen, aus denen die Petenten ihren Schaden ableiten, alle außerhalb der instruktionsmäßigen Funktion des Kommissars Herren! Sie und der Rechnungshof und Alle, die sich mit der Kritik der Verwaltung befaßt hätten, hätten uns mit Recht einen Vorwurf daraus machen können, wenn wir gegenüber dieser dazu wären, diese erbetene Entschädigung er Reichskasse zu leisten. 85 Er kommt noch ein anderer Grund hinzu. Wir sind gar nicht im Besitze der Mittel, die Entschädigung zu leisten, und wenn es sich auch hier nur um einen kleinen Betrag handelt, so darf ich Sie versichern, daß ähnliche An⸗ träge, bereits in gröoͤßerer Anzahl bei dem Reichsamt des Innern eingegangen sind, und daß, wenn Sie heute dahin votiren, daß Schadenersatz geleistet werden soll, die Schadensersatzansprüche einen weitaus größeren Umfang annehmen werden. Meine Herren, dann kommen wir aber in die Lage, zum Ersatz dieser Schadensersatz⸗ ansprüche ausdrücklich mit einer Budgetforderung vor Sie zu treten, und Sie können gar nicht umhin, alle diese Anträge speziell zu prüfen und nachzusehen, ob auch wirklich gegen das Reich, sei es aus Rechts⸗ sei es aus Billigkeitsgründen eine Verpflichtung zum Ersatze hergeleitet werden kann. Die Sache ist, wie gesagt, sehr sorgfältig bei uns er— wogen; ich hätte gerne der Petition Rechnung getragen, ich habe es aber nicht thun können, vermöge der Pflicht, die mir obliegt, die Rechtslage bei Prüfung der an uns gelangenden Anträge in Betracht zu nehmen und zu wahren.

Ich mache die c thth. so scheinbar die Sache ist und so geri ist, den es sich handelt, die Konsequenzen, die aus einem gewährenden Votum entstehen, sehr bedeutende sein können. Sie geben damit der vielleicht in den verschiedenen Rechts⸗ gebieten nicht übereirstimmend zu beantwortenden Frage, ob der Staat für die Handlungen seiner Beamten haftet, eine bestimmte Entscheidung, und Sie können sich den Konsequenzen dieser Cnt⸗ scheidung fuͤr die Zukunft schwer entschlagen. Wenn auch der re Windthorst sagt: ich votire heute blos zu Gunsten der petitionirenden Firma und halte mich nicht gebunden, morgen ebenso zu votiren, so wird er diesen Stand⸗ punkt nicht aufrecht erhalten können, wenn es sich morgen um einen ähnlichen Fall handelt, die, wie ich Ihnen heute noch aus den Akten unschwer nachweisen könnte, in nicht unerheblicher Anzahl zur Kenntniß der Reichsregierung gelangt sind,

aufmerksam, daß,

darauf auf geringfügig der Betrag

in denen ganz ars dem⸗ selben Grunde oder aus ähnlichen Gruͤnden, welche in der außeramtlichen Thätigkeit des Herrn Reichskommissars liegen, Ansprüche hergeleitet wer⸗ den. Der Hr. Abg. Windthorst wird sich vielmehr schwerlich der Kon⸗ sequenz entziehen können, daß er auch diesen Petitionen gerecht wird. Ich bitte Sie nochmals, überlegen Sie diese Folgen und votiren Sie

ür den Uebergang zur Tagesordnung. 8 Der Abg. Frhr. von Minnigerode besürwortet? seinen Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung wesentlich aus denselben Gesichtspunkten wie der Bundeskommissar, und machte insbesondere darauf aufmerksam, ein wie bedenkliches Präjudiz man durch Annahme des Kommissionsantrages

chaffen würde. 1 1 1 einigen weiteren Erörterungen wurde der Antrag von Minnigerode auf Uebergang zur Tagesordnung abgelehnt, der Antrag der Kommission angenommen. Es folgte die Berathung von 28 gegen das Schutz⸗ etz einge Petitionen.

ockengesetz eingegangenen Petit 8 3 Die Kommisfion beantragte durch ihren Referenten Abg.

Dr. Thilenius: Die Petitionen dem Herrn 1 zu überreichen und damit das Ersuchen zu verbinden,

kanzler wolle: 1) thunlichst rufen, welche unter gegenwärtigen phyf

Reichskanzler zur Kenntnißnahme der Reichs⸗

bald eine Kommission von Sachverständigen be⸗ Oberleitung des Reichs⸗Gesundheitsamtes den ologischen und pathologischen Stand der Impf⸗

frage, insbesond Bezug auf die Kautelen prüft die geeignet

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