1883 / 134 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Jun 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der

Kronprinz kam am Sonnabend zur Besichtigung der Garde⸗ Artillerie⸗Brigade mit dem 9 Uhr⸗Zuge nach Berlin und kehrte um 12 ½ Uhr nach Potsdam zurück. 1 Um 2 Uhr gaben die Höchsten Herrschaften im Neuen Palais den Spitzen der Militär⸗ und Civil⸗Behörden der Stadt Potsdam sowie dem Offiziercorps des Lehr⸗Infanterie⸗Bataillons ein Diner.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (101.) Sitzung des Reichs⸗ tages, welcher der Staats⸗Minister von Boetticher sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Präsident von Levetzow zunächst mit, daß der Abg. von Bennigsen sein Reichstagsmandat niedergelegt habe. Er werde die erforder⸗ lichen Schritte thun, um eine Neuwahl zu veranstalten.

Hierauf trat das Haus in die Tagesordnung ein. Erster Gegenstand derselben war die Berathung des Berichts der Reichsschulden⸗Kommission: I. über die Verwaltung des Schulden⸗

esens des Norddeutschen Bundes bezw. des Deutschen Reichs; II. über ihre Thätigkeit in Ansehung der ihr übertragenen Aufsicht über die Verwaltung: a. des Reichs⸗Invalidenfonds; . des Festungsbaufonds und c. des Fonds zur Errichtung des Reichstagsgebäudes; III. über den Reichskriegsschatz und IV. über die An⸗ und Ausfertigung, Einziehung und Vernichtung der von der Reichsbank auszugebenden Bank⸗ noten.

Bei Schluß des Blattes erhielt der Berichterstatter Abg. Horn das Wort.

In der heutigen (79.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums und Minister des Innern von Puttkamer und der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten von Goßler mit mehreren Kommissarien beiwohnten, war einziger Gegen⸗ stand der Tagesordnung die erste Berathung des Gesetzent⸗ wurfs, betr. die Abänderung der kirchenpolitischen Gesetze. 1 1

Der erste Redner gegen den Gesetzentwurf, der Abg. Dr. Reichensperger (Olpe), führte aus, daß die Vor⸗ lage Seitens der Katholiken Preußens nur mit sehr gemischten Gefühlen begrüßt worden sei. Es werde ein Nothgesetz vorgelegt statt einer organischen Re⸗ vision der Maigesetze, welche die Majorität des Abgeordneten⸗ hauses für nothwendig halte. Die Motive der Vorlage er⸗ kennten selbst an, daß die Anzeigepflicht eingeschränkt werden könne; wozu habe man also diese unheilvollen Gesetze zehn Jahre lang wirken lassen? Er wünschte den Antrieb der Re⸗ gierung zu verstärken, jetzt endlich hochherzige Entschließungen zu fassen und eingreifende Bestimmungen zu erlassen. Die deutschen Katholiken hätten in einem zehnjährigen Mar⸗ tyrium den christlichen Geist bewährt und eine Einheit und Stärke bewiesen, die von keiner Regierung ignorirt werden könne. Man habe vor zehn Jahren Gesetze für die Katho⸗ liken gemacht, aber die Katholiken seien nicht f diese Gesetze gemacht gewesen. Hier gelte das Wort: „quid leges sine moribus valent“. Der Todesstoß für die diskretionären Vollmachten sei die Thatsache, daß sie der Re⸗

ierung zwar bewilligt, aber nicht in Uebung gesetzt worden eien. Die Bestimmungen der Vorlage nähmen sich zwar auf dem Papier sehr gut aus, seien aber durchaus ungeeignet. Da mehrere Bischofssitze verwaist seien, so würden Tausende von Hülfsstellen unbesetzt bleiben müssen, auch nach dem Inkraft⸗ treten der Vorlage. Die meisten geweihten Priester würden jetzt im Auslande verwendet, wo ie nicht als staatsgefährlich gälten. Der Kultus⸗Minister habe die Pflicht, die Priester⸗ seminare wieder herzustellen; der Nachweis der Erfüllung aller Vorbedingungen sei oft schwierig und mache die Geistlichen von dem guten Willen des Ministers abhängig. Er hoffe, daß die Kommission dies Alles in Ordnung bringen werde. Warum die An⸗ zeigepflicht, das staatliche Einspruchsrecht, zwar für die Stellvertre⸗ ter, aber nicht für die Verweser aufgehoben werden solle, verstehe er nicht. In Oesterreich mit seinen vielen Klöstern hätte diese Bestimmung vielleicht einen Sinn. Er vertraue darauf, daß mit Ausnahme der freikonservativen Partei, alle Parteien an der Wiederherstellung der religiösen Freiheit mitarbeiten würden. Das preußische Volk habe den Kulturkampf satt. Die Linke sollte sich doch veranlaßt sehen, das Damoklesschwert, das über der religiösen und damit über allen politischen Frei⸗ heiten hange, zu beseitigen. Er appellire nicht an das Wohl⸗ wollen, sondern an die Gerechtigkeit des Hauses.

Der Abg. Frhr. von Zedlitz und Neukirch erklärte, daß seine Partei die Beseitigung der seelsorgerischen Nothstände unter Wahrung der Autorität des Staates anstrebe. Es frage sich nun zunächst, ob die Novelle eine Abweichung von den Staatsgrundgesetzen darstelle. Nach seiner Auffassung durchbreche die Novelle den Rahmen der Maigesetze an keiner Stelle. Das staatliche Aufsichtsrecht werde in einigen Punkten beschränkt, aber prinzipiell bleibe dem Staate das Recht, bedenkliche Personen vom geistlichen Amte fern zu halten. Für seine Freunde bilde die Aufrechterhaltung des §5. 4 der Vorlage die conditio sine qua non der Annahme derselben. Zweitens müsse untersucht werden, inwiefern die seelsorgerischen Bedürfnisse der preußischen Katholiken durch die Novelle befriedigt würden. Hier beständen noch erhebliche Zweifel, die aber in einer Kommission beseitigt werden könnten. Er schlage deshalb eine Kommission von 21 Mitgliedern vor. Wenn man bedenke, daß durch das Gesetz von 1882 der Kultus⸗ Minister von den Vorschriften bez. der Vorbildung dispensiren könne, dann sei eigentlich alles geschehen, was billiger Weise gefordert werden könne. Die dritte Frage sei die, ob die No⸗ velle geeignet sei, der Aufrechterhaltung der staatlichen Autorität und der Wahrung des öffentlichen Friedens zu genügen. Er finde, daß die Ordnung der Seelsorge hier etwas einseitig auf Kosten der Autorität des Staates und seiner Machtmittel versucht worden sei. Wenn die Partei des Vorredners dem §. 4 pure zustimmen würde, dann wäre auf eine baldige Wiederherstellung der ordnungsmäßigen Seel⸗ sorge zu hoffen; da dies aber nicht zu erwarten sei, halte seine Partei die Einfügung einer repressiven Klausel in die Vorlage für nothwendig. b6

Der Abg. Dr. Windthorst führte aus, daß die Partei des Vorredners noch immer auf ihrem alten Standpunkt stehe; die wesentlichen Gedanken desselben habe man schon in der „Post“ gelesen. Er beantrage, die Vorlage zu einer gründ⸗ lichen Prüfung an eine Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen. Er selbst behalte sich eine definitive Erklärung

bis zum Schluß der Berathungen vor. Auf die Note der Regierung vom 5. Mai d. J. sei eine Ant⸗ wort des heiligen Stuhls eingetroffen, aber noch nicht bekannt. Nach den Andeutungen der offiziösen Blätter enthalte die Antwort die Erklärung, daß man in Rom sich über die Note nicht äußern könne, da die preußische Regierung sich nicht über die in der Jakonbini'schen Note hin⸗ gestellten Voraussetzungen geäußert habe. Darüber, ob die Vorlage den Abbruch der Verhandlungen mit dem Papste bedeute, sagten die Motive nichts, ebensowenig darüber, ob die Vorlage die vom Hause geforderte Revision der Maigesetze darstellen solle. Er müsse aber erklären, daß eine Ordnung der religiösen Verhältnisse der Katholiken ohne Mitwirkung des Heil. Stuhles nicht möglich sei; jeder Versuch in dieser Rich⸗ tung würde ein vergeblicher sein. Die Vorlage sei nicht das Produkt eines in großem Stile arbeitenden Staatsmannes, sondern das Produkt von geheiemäthlichen, maigesetzlichen Tifteleien. Und doch nehme er an, daß die Regierung mit der Vorlage einen Schritt zum Frieden thun wolle, und in diesem Sinne begrüße er sie sympathisch. In diesem Augenblick habe sein alter Gegner im Kulturkampf, der Abg. von Ben⸗ nigsen, sein Mandat niedergelegt, weil er seine Freunde nicht mehr auf dem Wege erhalten könne, den er selbst gehen wolle; die Eynern haben eben über Bennigsen gesiegt. Der werth⸗ vollste Theil der Rede des Abg. von Zedlitz sei die Erklärung, daß die Maigesetze durch die Vorlage nicht durchbrochen wür⸗ den. Vor Allem bleibe die Anzeigepflicht für den größten Theil der Geistlichen bestehen mit ihren Folgen und ihrem ganzen Apparate. Von Freiheit des Messelesens und Spendens der Sakramente könne gar keine Rede sein, und sein in dieser Hinsicht gestellter Antrag werde durch die Vorlage in keiner Weise überflüssig gemacht oder gar überholt, wie behauptet worden sei. Mit der Anzeige⸗ pflicht hingen die Fragen über die Vorbildung der Geistlichen zu eng zusammen, als daß man sie übergehen könnte. Man müsse in der Kommission ernstlich versuchen, die Vorlagen zu amendiren, so weit es möglich sei. Jedenfalls müsse er wissen, ob die Vorlage den letzten Schritt der Regierung oder nur ein Nothgesetz darstellen solle. Ohne eine organische Re⸗ vision der Maigesetze würden die Katholiken nicht den Kampf aufgeben.

Der Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum erklärte, daß die Vorlage eine Revision der gesammten Anzeigepflicht darstelle, und zwar in einer Weise, daß sie eine dauernde Grundlage für die Beziehungen zwischen Staat und Kirche werden könne. Er finde auch dem Vorredner gegenüber, daß die Vorlage die Frei⸗ heit des Messelesens und Sakramentespendens für normale Ver⸗ hältnisse genügend regle. Dies zeige also, daß das Haus, als es eine Revision der Maigesetze verlangt habe, sich auf dem rechten Wege befunden habe. Das Gesetz habe zwei Theile, der eine, bestehend aus den Art. 1, 2, 5, befreie einen großen Theil der Geistlichen von der Benennungspflicht. Wie der Abg. Windthorst dem gegenüber behaupten könne, daß der ganze Umfang der Maigesutze aufrecht erhalten werde, ver⸗ stehe er nicht. Seine (des Redners) Freunde legten Gewicht darauf, daß das Gesetz als ein Ganzes zu Stande komme.

Der Abg. Richter (Hagen) bemerkte, daß von den zwei Rednern der Centrumspartei der erstere sich gegen die linke, der zweite gegen die rechte Seite des Hauses gewendet habe. Er stehe dem Gesetze so gegenüber, daß er die Artikel 1, 2 und

5 billige, dagegen nicht die Artikel 3 und 4. Er vermisse bei

der Vorlage einen einheitlichen Grundgedanken, er erblicke in derselben eine gewisse Annäherung an den fortschritt⸗ lichen Standpunkt, vor Allem in formeller Beziehung in dem Verlassen der diplomatischen Verhandlungen. Er müsse nur fragen, warum das nicht schon im Anfange der Session geschehen sei. Zwischen der Note vom 5. Mai und dieser Vorlage sei ein großer Unterschied, die Situation sei jetzt völlig verändert, und eine Wiederaufnahme der diplo⸗ matischen Verhandlungen eigentlich unmöglich geworden, was ihm ganz recht sei. Das eigenthümliche Zickzack der Kirchen⸗ gesetzgebung sei dadurch entstanden, daß sich eine Partei nach der anderen von dem Reichskanzler für seine Zwecke habe gebrauchen. lassen. Werde nun diesmal mit Hülfe der Freikonservativen und der Nationalliberalen der §. 4, das große Fragezeichen des Entwurfs, angenommen werden? Er visse nicht einmal, ob der Reichskanzler diese Novelle ernstlich gemeint habe oder ob sie nur einen Schachzug darstelle. Die Begünstigung, welche die Novelle den Hülfsgeistlichen im Gegensatz zu den sestangestellten Geistlichen verschaffen wolle, sei ein direkter Widerspruch zu der Gesetzgebung von 1873 und werde sehr un⸗ ersprießliche Verhältnisse schaffen. Die Vorlage erweitere außerdem das bez. des Einspruchsrechtes jetzt schon bestehende des⸗ kretionäre Ermessen. Er würde das Einspruchsrecht so for⸗ muliren, daß es nur bei dem Mangel der gasetzlichen Erforder⸗ nisse und gegen solche Geistliche anzuwenden sei, die wegen Zuwiderhandelns gegen die bez. Staatsgesetze bestraft seien. Die Bestimmungen der Vorlage über den kirchlichen Gerichts⸗ hof seien ganz unmöglich; entweder lasse man denselben vor⸗ läufig bestehen, oder man hebe diese gehässige In⸗ stiturion ganz auf. Für den Reichskanzler sei die ganze kirchenpolitische Gesetzgebung nur eine Macht⸗ frage; in dieser Situation sei es nothwendig, daß jede Partei ein klares kirchenpolitisches Programm aufstelle.

Der Staats⸗Minister von Goßler erklärte, daß es sich hier nicht um ein Nothgesetz handele, sondern um eine tief eingreisende Aenderung. Der Gedanke, welcher der Vor⸗ lage zu Grunde liege, sei der, einen ernstlichen Ver⸗ such zu machen, sich auf den Standpunkt vor Einführung der Verfassung zu stellen. Im Art. 4 handele es sich um ein jus circa sacra und das sei ein unbestrittenes Hoheits⸗ recht des Staates. Er hoffe, daß die Kommissionsberathung zu einem erwünschten Ziele führen werde.

Um 1 Uhr wurde die weitere Berathung bis Dienstag 9 Uhr vertagt.

Der Stadtgemeinde Weißenfels (im Regierungs⸗ bezirk Merseburg) ist auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 Allerhöchsten Orts unterm 9. v. M. das Recht verliehen, behufs Ausführung der von ihr beabsichtigten Anlage einer Wasser⸗ leitung im Wege der Enteignung die Grundstücke in den Ge⸗ markungen Langendorf⸗Muttlau und Kößlitz⸗Wiedebach, auf welchen sich unter der Braunkohle die zur Wasserentnahme bestimmten Kiesschichten befinden, sowie die zur Herstellung des Aufschluß⸗Stollens der zur Stadt Weißenfels zu führenden Hauptröhrenteitung und der zur Reservoir⸗Anlage erforder⸗ lichen Grundstücke einschließlich der betreffenden öffentlichen Wege mit einer dauernden Beschränkung zu belasten oder die fraglichen Grundstücke, soweit es nothwendig erscheint, zu vollem Eigenthum zu erwerben.

Die Aufforderung eines Anderen zur Theilnahme an einem Verbrechen ist nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, IJ. Strafsenats, vom 16. April d. J., aus §. 49a. des Strafgesetzbuchs auch dann strafbar, wenn der Aufgefor⸗ derte weder Willens noch überhaupt geneigt ist, auf die Auf⸗ forderung sich einzulassen.

In der Zeiteintheilung für die diesjährigen Früh⸗ jahrsbesichtigungen bei dem Garde⸗Coxps sind fol⸗ gende Aenderungen eingetreten:

12. d. Mts.: Besichtigung des Regiments der Gardes du Corps auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam. 13. d. Mts.: Besichtigung des Garde⸗Husaren⸗Regiments ebendaselbst. Rück⸗ marsch der 3. und 4. Escadron des Regiments der Gardes du Corps in ihre Garnisonen. 14. d. Mts.: Besichtigung des Garde⸗Kürassier⸗Regiments und des 2. Garde⸗Ulanen⸗Regi⸗ ments auf dem Exerzierplatze südlich der Hasenhaide bei Berlin. 15. d. Mts.: Besichtigung des 1. und des 2. Garde⸗ Dragoner⸗Regiments ebendaselbst. 16. d. Mts.: Besichtigung des 1. und 3. Garde⸗Ulanen⸗Regiments auf dem Bornstedter Felde bei Potsdam.

Der General⸗Feldmarschall Graf von Moltke hat Berlin wieder verlassen und sich nach seiner Besitzung Kreisau bei Schweidnitz in Schlesien begeben.

Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, hat einen 30 tägigen Urlaub nach Süddeutschland und der Schweiz angetreten und wird sich demnächst hieran anschließend auf Dienstreisen begeben.

Der Kaiserlich türkische Divisions⸗General, Kaehler Pascha, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Sultans, ist hier eingetroffen.

Württemberg. Stuttgart, 9. Juni. (St.⸗A. f. W.)

Der König hat sich heute Morgen zum Sommeraufenthalt

nach Friedrichshafen begeben. 6

Großbritannien und Irland. London, 8. Juni. (Allg. Corr.) Der von beiden Häusern des Parlaments eingesetzte Ausschuß zur Prüfung des Kanal⸗Tunnel⸗Projekts hielt gestern abermals eine Sitzung ab, bei welcher Professor Sir F. Abel, eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete der Sprengtechnik, als Sachverständiger vernommen wurde. Seiner Anschauung nach könnte der Tunnel jeden Augenblick tem⸗ porär unpassirbar gemacht oder total zerstört werden. Die Mittel hierzu wären Dynamit oder Schießbaumwolle, welche entweder in Seitengalerien deponirt liegen, oder aber im erforderlichen Augenblicke in den Tunnel eingeführt werden könnten. Von den Seitengalerien aus ließe sich die Tunneldecke sprengen und der Tunnel somit über⸗ fluthen und total zerstören. Durch die Sprengung einer Tonne Dynamit oder Schießbaumwolle, die eine Strecke weit in den Tunnel eingeführt wäre, würde eine partielle Zerstö⸗ rung erfolgen. Dieselbe käme namentlich an den beiden End⸗

punkten des Tunnels zur Wirkung, welche unter dem furcht⸗

baren Druck der schnell herausgetriebenen Luftsäule gänzlich verschüttet werden würden. Im Falle man Spreng⸗ stoffe in Seitengalerien unterbrächte, wäre damit bei dem heutigen Stande der Wissenschaft keine Ge⸗ fahr für eine unvorhergesehene Explosion verbunden, und wenn alle drei Monate die Vorrathskammern untersucht würden, so wäre jede Garantie geboten, daß im erforderlichen Augenblick die Entzündung herbeigeführt werden könnte. Von Lord Camperdown gedrängt, ob er als Engländer den Bau des Tunnels für gerathen erachte, erklärte Sir F. Abel, daß er darüber zu keinem Urtheil gelangt sei; er glaube jedoch, daß der Tunnel dem Lande große kommerzielle Vortheile bringen würde. Die nächste Sitzung findet am Dienstag (12. ds.) statt.

Frankreich. Paris, 9. Juni. (W. T. B.) In dem heute Vormittag abgehaltenen Ministerrath wurde von dem Marine⸗Minister ein Telegramm aus Saigun vom gestrigen Tage mit Nachrichten aus Tonkin, vom 1. d. M., mitgetheilt. Danach sind die abgesandten Ver⸗ stärkungen sowie die Batterie in Hanoi eingetroffen, dessen Garnison gegenwärtig, ungerechnet die Landungscompagnien, aus 1500 Mann besteht. Der Kommandant von Hanoi meldet, daß Prinz Swang, der Schwager des Königs Tuduc die anamitischen Streitkräfte befehlige und daß sich keinerlei reguläre chinesische Truppen in dem Rothen⸗Fluß⸗Delta befänden. Ein Telegramm des Konsuls in Kanton konstatirt, daß in der Provinz Kanton keinerlei kriegerische Vorbereitungen getroffen würden. Der Ministerrath beschloß, von der Bildung einer Kolonial⸗ Armee Abstand zu nehmen, dagegen die afrikanische Armee derartig zu verstärken, daß erforderlichen Falls eine

Division derselben detachirt werden kann. Die Minister des Krieges und der Marine werden bei den Kammern einen Gesetzentwurf einbringen, welcher die Vereinheitlichung der Linien⸗Infanterie und der Marine⸗Infanterie

bezweckt. Die in der Affaire von Montceau⸗les⸗Mines Verurtheilten sollen bei Gelegenheit des nationalen Festes am 14. Juli amnestirt werden.

Ehe die Kammern auseinandergehen, wird die äußerste Linke die Regierung auffordern, sich darüber auszusprechen,

welche Grenzen sie sich bei ihrem Vorgehen in Tonkin stecke.

Italien. Rom, 9. Juni. (W. T. B.) Zu dem am 30. Mai der Kammer vorgelegten Gesetzentwurf, be⸗ treffend den italienisch⸗deutschen Handels⸗ und

Schiffahrtsvertrag, ist heute ein ministerieller Be

richt vertheilt worden, in welchem es am Schlusse heißt: Der Vertrag ist ohne Zweifel ein sehr vortheilhafter in Anbetracht der sich aus der gegenwärtigen Handelspolitik des Deutschen Reichs ergebenden Hindernisse, gegen welche andere Regie⸗ rungen bis jetzt vergeblich angekämpft haben. Man kann

sagen, daß der Vertrag ein beredtes Zeugniß des gegenseitigen

Wohlwollens ist, das die in letzter Zeit zwischen Italien und Deutschland geknüpften herzlichen und innigen politischen Be⸗ ziehungen erzeugt haben. Die Bureaux der Kammer er⸗

nannten eine Kommission zur Vorberathung des Entwurfs.

Wie dem „Moniteur de Rome“ aus Moskau gemeldet wird, begiebt sich Kardinal Vannutelli von Moskau nach St. Petersburg und von da nach Wilna. Ende der nächsten Woche wird derselbe in Warschau eintre ffen, wo er mehrere

Tage zu verweilen gedenkt.

10. Juni. (Agenzia Stefani.) Kardinal Vannu⸗ telli überreichte dem Kaiser von Rußland in Moskau ein eigenhändiges Schreiben des Papstes. Während der Anwesenheit Vannutelli's in Moskau wurden alle Schwierig⸗

gelöst, welche zwischen dem Vatikan und Rußland noch bestanden. - 10. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Königin von

Portugal mit ihren Söhnen ist heute hier eingetroffen und

vom König und der Königin, vom Kronprinzen und den Behörden bei ihrer Ankunft empfangen worden.

Konstantinopel, 9. Juni. Aleko Pascha ist von der Pforte aufgefordert hierher zu begeben; die Nachricht gegeben habe, bestätigt sich nicht

Rußland und Polen. Moskau, 9.

(W. T. B.) rt worden, sich „daß derselbe seine Entlassung

Juni, Nachmit⸗ .) Von prächtigem Petrowski⸗Park, wo worden war, die große in nahm in dem für das llon Platz, ebendaselbst nen die anderen Fürstlich⸗ n Corps, die Ehrendamen und der Großfürstinnen. Der

tags 4 Uhr 40 Minuten. 1 Wetter begünstigt, fand heute bei dem am 2. d. M. das Volksfest abgehalten Truppenparade statt. Die Kaiser Volksfest errichteten Kaiserlichen Pavi sowie auf den dabei befindlichen Tribü keiten, die Mitglieder des diplomatische und Ehrenfräulein der Kaiserin Kaiser erschien um 11 Uhr, stieg alsbald zu Pferde und Stabe sowie von dem Großfürst⸗ dem Herzog von Edinburg, dem Prinzen von Schweden, dem Prinzen von Persien, dem Fürsten von Mon⸗ ter von Schweinitz und dem fran⸗ es gefolgt, im Galopp die Front der Nach dem Abritt der Front ,„wo die Kaiserin sich be⸗ pen an sich vorüberdefili⸗ 55 000 Mann, alle mit ihren Einen besonders glänzenden Regiment des Kaisers,

ritt, von einem glänzenden Thronfolger,

tenegro, dem deutschen Botschaf zösischen Botschafter Jaur aufgestellten Truppen ent nahm der Kaiser vor dem P fand, Aufstellung und ließ die Trup ren. In der Parade standen ca. alten Fahnen und Standarten. Anblick gewährte das Husaren⸗ Chevalier⸗Garden und die Kosaken⸗Regimenter. Nach Beendi⸗ gung der Parade begab sich der Kaiser, sammten Stabe, nach dem Petrows Diner stattfand. Nach demselben wird der Kaiser die Krö⸗ nungs⸗Kommission empfangen. Abreise des Kaiserpaares statt. werden am Montag und Mittwoch Moskau m Verfügung gestellter Sonderzüge verlassen.

9. Juni, Abends 6 Uhr. heute Vormittag abgehaltene Parade wird von anderer Seite berichtet: Die Parade bot durch die Zahl und die Stärke der theile ein überaus glanzvolles Schauspiel Kommandirt wurbe dieselbe vom Großfürsten es standen in der Front 82 Bataillone, und 24 Batterien. Nachdem der Kalser und die Kaiserin die Front der in 5 Treffen aufgestellten T abgefahren zwar bei der Infanterie in Colonnen, Escadrons und bei der Artillerie in Batteriefront. Kaiser ließ durch den an seiner Seite die Gangart signalisiren, in welcher Infanterie Kavallerie

er, gefolgt von dem ge⸗ ki⸗Palast, wo dann

Um 6 Uhr findet sodann die Die Krönungsbotschafter ittelst ihnen zur

(W. T. B.)

vereinigten Truppen Wladimir; einige 50 Escadrons

Truppen abgeritten Vorbeimarsch, bei der Kavallerie in

befindlichen Trompeter der Vorbeimarsch statt⸗

Laufschritt, Galopp und auch in Karriere. Der Kaiserin sah den Revue, nachdem sie im Wagen die war, vom Balkon des Kaiserpavillons in der Uniform der Leibgarde⸗Kosaken blieb ach beendetem Vorbeimarsch er den Commandeuren seine Zufriedenheit aus. im Schlosse Petrowski eneralität und die fremdherrlichen Osffiziere Theil.

(W. W. Kaiserin

der glänzen⸗ Front entlang gefahren Der Großffürst⸗ Thronfolger immer an der Seite des Kaisers. N sprach der Kais dem darauf folgenden Diner nahmen die G

St. Petersburg, 10. Junt. Majestäten der Kaiser sind heute Minuten aus Moskau hier einge⸗ Ehrencompagnie chen Garde⸗Regiment aufgestellt war, hatten sich die Generalität und die Spitzen der Behörde der Majestäten versammelt.

dem Bahnhofe, vom Pawloffs n zum Empfange Der St. Petersburger Adel und die Vertretung der Stadt, mit dem Adelsmarschall und dem Stadthaupt an der Spitze, brachten dem Kaiser und der Kaiserin auf kostbaren Schüsseln Salz und Brot dar; das Stadthaupt überreichte der Kais Majestäten Bewillkommnung begaben sich, von den in den Straßen versammelten Volks⸗ massen unausgesetzt mit stürmischen Zurufen begrüßt, nach der Kasanschen Kathedrale, an deren Eingang sie vom Metro⸗ politen Isidor und der gesammten G Nachdem die Maje ihre Andacht Pauls⸗Kathedrale, wo sie etwa e Gruft des verstorbenen Kaisers beteten. sich die Majestäten, denen die Bevölkerun Wege enthusiastische Ovationen dargebrach 1 Uhr direkt zum Dampfersteg und mitt Heute Abend war die Stadt glänzend illuminirt festlich bewegten Menschen⸗ Die Ordnung wurde nirgends gestört.

Der Contre⸗Admiral Kasnakoff Mitgliede des Admiralitätsraths bef Pereleschin zum Direktor des De Angelegenheiten im

erin ein prachtvolles Rosen⸗

eistlichkeit empfangen stäten in der Kasanschen Kathedrale verrichtet hatten, fuhren sie nach der Peter⸗ ine Viertelstunde lang an der Von dort begaben g auf dem ganzen t hatte, kurz nach elst Dampfers nach Peterhof. und die Straßen von großen, massen belebt. ist an Stelle des zum Vize⸗Admirals partements der persönlichen Marine⸗Ministerium ernannt worden.

Zeitungsstimmen.

„Germania“ Kohlenrevier, Anfangs Juni, berichtet:

dustrie hebt sich ständig und alle unsere Werke sind obwohl wir eigentlich jetzt in der Da die Produktion von Kohlen Einklange zu befinden scheint, die Werke gegenüher fest blieben und von den Privatabkommen nicht abgingen, halten sich sogar weiter steigender Tendenz ge⸗ und Händler beeilen sich deshalb, zu f längere Dauer abzuschließen, so daß n auf berechtigte Rentabilität haben. Ztg“, unter dem Namen Essener Kohlenblatt unter dem 15. Mai von Dortmund vörtlich werke dürfen für das laufende Jahr auf eine nen, wie sie seit Jahren nicht so allgemein

Die Kohlenin mehr als voll saison morte uns befinden sollen. sich mit dem Konsum im erwaltungen offerirten Preisen durch die Kohlenpreise fest, Die Konsumenten Preisen Verträge au ergwerke Aussichten liberale „Rhein.⸗Westf. besser bekannt, läßt sich schreiben: „Die Kohlen so reichliche Ernte rechn erzielt worden ist.“ hI¹“ 8. d. M. s

So sehr auch wir uns gegen ein illoy gegen unsere Privatbahnen erklären en Reichstagssitzung von Klagen über die Schädigung der

beschäftigt,

„Berliner Börsen⸗Telegraph“ ales Vorgeben der Regie⸗

geäußerten Berlin⸗Hamburger Bahn durch

die Regierung vermögen wir nicht zuzustimmen. Die Aktionäre der

Berlin⸗Hamburger Bahn bhaben für das Jahr 1881 17 ½ % Dividende bezogen, für das Jahr 1882 ist die Dividende auf 19 ½8 % festgesetzt worden. Wenn sich also die Dividende fernerhin in Folge der weniger günstigen Instradirungen, welche in diesem Jahre für die Berlin⸗Hamburger Bahn durch Verkehrs⸗ ablenkungen Seitens der Regierung vorliegen, wirklich reduziren sollte, so sähen wir, angesichts der oben genannten Ziffern darin noch immer keine Kalamität und namentlich nicht im Sinne des allge⸗ meinen öffentlichen Interesses, daß darüber von der Tribüne des Reichstages aus Klage geführt werden müßte. Es wäre etwas anderes, wenn diese Klage ein Aktionär der Bahn äußerte. Aber daß der Abg. Schrader nicht einmal im Sinne der Aktionäre gesprochen hat, läßt sich unzweideutig aus der Bewegung des Courses der Berlin⸗ Ham⸗ burger Eisenbahn⸗Aktien nachweisen. Dieselben notirten am Anfange d. J., am 2. Januar, 361,50. Obwohl nun seit dieser Zeit jene Aenderungen in den Justradirungen der Bahn vor sich gegangen sind, stand der Cours dech am ÜUltimo April auf 362,25; der Cours an der gestrigen Börse, an der allgemein eine Neigung zu Verkäufen in schweren Bahnaktien vorhanden war, lautete 360. Wenn auf diese Weise nicht einmal in dem speziellen Interesse der Aktionäre der Berlin⸗Hamburger Bahn ein ernster Grund für die Klagen des Abg. Schrader zu finden ist, so sehen wir im allge⸗ meinen öffentlichen Interessen, auf welche die Regierung Be⸗ dacht zu nehmen hat, noch um vieles weniger den Grund hierzu gegeben, und zwar auch deshalb, weil die von der Regierung veran⸗ laßten Instradirungsänderungen dem Verkehre einzelner nothleidender Bahnen zu Statten kommen, deren Hebung und Förderung vom Standpunkt des allgemeinen Interesses mindestens ebenso berechtigt erscheint, wie die Fürsorge für die Aktionäre der Berlin⸗Hamburger Bahn, deren Aktien 360 stehen und ihnen für das jüngste Jahr 19 ½ % Dividende gebracht haben.

Die „Rheinisch⸗Westfälische Zeitung“ giebt der Freude, welche in den betheiligten Kreisen über die An⸗ nahme der Kanalvorlage herrscht, wie folgt Ausdruck:

Schwer und nach mancherlei Kämpfen ist der Sieg einer Sache, welche das wirthschaftliche Gedeihen unseres Vaterlandes in hohem Maße fördern wird, errungen worden. Und wenn wir die Gründe angeben wollen, weshalb wir uns dieses Sieges zu erfreuen haben, so ist es nicht in letzter Linie der, daß zum ersten Male nach langer Zeit die allgemeinen national⸗politischen Interessen unseres Vaterlandes, die bei dem Ems⸗Kanal so eng mit den wirth⸗ schaftspolitischen Interessen verknüpft sind, über parteiische, lokale und partikulare Bestrebungen die Oberhand gewonnen haben. An dieser Stelle ist schon früher darauf hingewiesen worden, und der Abg. Dr. Hammacher hat es gestern noch einmal betont, daß der Schritt, den die Regierung in der Vorlegung des Kanalgesetzes gethan, in seiner vollen Bedeutung dem Vorschlage in der Samoa⸗Frage gleichzustellen sei. Schätzen wir uns glücklich, daß unsere engere preußische Volksvertretung dem Ems⸗Kanal, dem Beginn zu einem umfassenden, die ganze Monarchie allmählig durchziehenden Kanalnetze, nicht das gleiche Schicksal bereitet hat, wie der Reichstag vor drei Jahren dem ersten Anlaufe zu einer fruchtbaren Kolonialpolitik. In derselben Angelegenheit bemerkt die „Schlesische Zeitung“, nachdem sie auf die überraschend große Ma⸗ jorität (228: 111), mit der die Annahme erfolgte, hinge⸗ wiesen hat:

Nächst der glücklichen Fassung des Hammacherschen Antrages, der, ohne die Regierung im Einzelnen zu vinkuliren, für die lebhaft gewünschte baldige Ausführung einer großen, den Rhein mit der Weser und der Elbe, also im Anschluß an das Kanalnetz im Havel⸗ und Spreegebiete auch mit der Oder und der Warthe verbindenden Wasserstraße in west östlicher Richtung doch eine belangreiche Ga⸗ rantie gewährt, ist dieser eklatante Sieg des Gemeinsinns über die provinziellen Sonderbestrebungen wohl zumeist dem energischen Eingreifen des Staats⸗Ministers von Boetticher in die Verhandlungen zu danken. Aus diesem Auftreten des Herrn von Boetticher glaubte man auf ein reges Interesse des Reichskanzlers für die endliche Herstellung umfassender Kanalverbindungen schließen zu dürfen, und diese Annahme hat nicht wenige Abgeordnete veran⸗ laßt, ihre Bedenken gegen die Priorität des Baues eines Kanals von Dortmund nach den Emshäfen fallen zu lassen. Den Interessen Schlesiens ist sowohl in den vom Ministertische aus abgegebenen Erklärungen, wie durch die Annahme der Resolution Berger, welche die baldige Herstellung einer ausrei henden Schiffahrtsverbindung zwischen dem oberschlesischer. Montanbezirk und Berlin befürwortet, bei den Verhandlungen in besonderer Weise Rechnung getragen worden.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt zu der auch im „Reichs⸗Anzeiger“ veröffentlichten Uebersicht über den Seeverkehr Hamburgs:

Die Zahl der Schiffe ist also sowohl bei den ankommenden als bei den abgehenden im Jahre 1883 um ca. 300 größer gewesen, als 1878; die Zahl der angekommenen und abgegangenen Reg.⸗Tons war

f.

1883 größer, als in irgend einem vorhergehenden Jahre und ist gegen

1878 um ca. 50 % gestiegen. Also hielt die Lebhaftigkeit des See⸗

verkehrs in Hamburg, deren Steigerung, wie wir kürzlich an den Zahlen für 1882 nachwiesen, wesentlich auf dem größeren Export und Import des deutschen Zollgebietes beruht, auch in den abgelaufenen Monaten des laufenden Jahres an, ja sie hat sich sogar gesteigert, welcher Umstand einen Schluß auf die Entmickelung der geschäftlichen Verhältnisse im deutschen Wirthschaftsgebiete während dieser Zeit gestattet. E .“ ö111“ 8

Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 23. Inhalt: Erkenntniß des Reichsgerichts vom 1. Februar 1883.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 23. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Der Panama⸗ Kanal. (Fortsetzung.) Beaumonts Tunnelbohrmaschine. Sa. Anna dei Bresciani in Rom, die Hauskapelle des Bramantischen Palazzo dei Pribunali. Das Tafelsilber für den Prinzen und die Prinzessin Wilhelm von Preußen. Vermischtes: Wiederherstellung des Heidelberger Schlosses. Vergoldung von Sandstein⸗Bildwerken. Konkurrenz zur Erlangung von Entwürfen für ein Kreishaus in Prenzlau. Tcechnische Hochschule in Berlin. Bezeichnung der Theaterausgänge. Kontrole der registrirenden Geschwindigkeits⸗ messer. Ueberbrückung der Meerenge von Messina. East⸗River⸗ Brücke zwischen New⸗York und Brooklyn. Holzgerüstbrücke der 1u“ und Nordost⸗Eisenbahn. Bücherschau. Recht⸗ prechung.

Knunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Alexius Kießling in Berlin 8. Branden⸗ b urgstraße 64, erschien soeben die Sommerausgabe von „Kieß⸗ lings Berliner Verkehr“ (6 Bogen in Westentaschenformat, Preis 30 ₰) mit den Sommerfahrplänen sämmtlicher Ber⸗ liner Eisenbahnen, der elektrischen Bahn, sämmtlicher Pferdebahnen, Omnibus und Dampfschiffe (Berliner, Potsdamer, Spandauer und Rüdersdorfer), Droschkentarif und Stundenplan sämmtlicher Sehens⸗ würdigkeiten Berlins. Die praktische und handliche Einrichtung des kleinen Buches haben in Verbindung mit dessen Zuverlässigkeit das⸗ selbe schon in weiten Kreisen eingebürgert. Als Supplement zu dem Werkchen erschien in demselben Format zum Preise von 20 „Kießlings Taschenplan von Berlin“ mit dem Situatations⸗ plan der Stadt⸗ und Ringbahn und sänmtlichen Pferdebahnlinien (in Roth) und Straßenverzeichniß nebst Angabe der Postbezire.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Washington, 9. Juni. (W. T. B.) Nach dem Bericht des landwirthschaftlichen Departements hat das mit Baumwolle be⸗ stellte Land eine Vergrößerung von 3 % erfahren; der Stand der Baumwolle ist für die Jahreszeit um eine bis drei Wochen zurück und beträgt im Durchschnitt 86 gegen 89 im Juni des Vorjahres. Der Stand des Winterweizens ist im Durchschnitt 75 gegen 83 im Monat Mai. Das mit Frühjahrsweizen bestellte Land hat eine Zunahme von 5 % erhalten. Der Stand des Frühjahrsweizens ist ss. Das mit Gerste bestellte Land ist um 5 % vergrößert worden; der Stand der Gerste ist 97. Die Vergrößerung des mit bestellten Gebiets betrögt 4 %; der Stand des Hafers ist 96.

Veterinärwesen.

Amtlichen Nachrichten zufolge ist in den Dörfern Januszewice und Rzewuszyce, Kreis Wloszezowa im Gouvernement Kieke, die Rinderpest ausgebrochen. v

Gewerbe und Handel.

Amtlicher Nachricht zufolge ist der Termin für die Eröffnung der in diesem Jahre in Cagliari (Sardinten) stattfindenden inter⸗ nationalen Ausstellung von zur Landbewässerung und Viehtränke geeigneten wasserhebenden Maschinen und Apparaten*) auf den Monat November d. Js. verschoben worden.

Dem Geschäftsbericht der Saal⸗Eisenbahn über das Jahr 1882, als Vorlage für die am 22. Juni 1883 stattfinden de 12. ordentliche Generalversammlung, entnehmen wir folgende Daten: Die Verkehrsverhältnisse der Saalbahn haben sich auch im Jahre 1882 stetig zum Besseren entwickelt. Es wurden im Personen⸗ verkehr im Ganzen in 1882 475 254 Personen befördert, und dafür 323 284 eingenommen, gegen in 1881 453 180 Personen mit einer Einnahme von 312 763 ℳ, so daß also im Personenverkehr in 1882 gegen 1881 22 074 Personen mehr befördert, und dafür 10 521 mehr vereinnahmt wurden. Im Güterverkehr stellte sich das Mehr für das Jahr 1882 gegen 1881 auf 27 300 t mit einer Mehreinnahme von 44 129 Auch im Leichen⸗, Gepäck⸗ und Vieh⸗ verkehre sind zusammen in 1882 1029 Mehreinnahme gegen 1881 erzielt worden, und ebenso hat sich der Privatdepeschenverkehr um etwas gehoben, so daß in allen Verkehrszweigen eine Zunahme konstatirt werden kann. Die Gesammtbetriebseinnahmen betrugen in 1882: 891 813 97 gegen in 1881 829 0904 69 ₰, die Gesammtausgaben in 1882: 627 4855 29 ₰, gegen in 1881 618 264 98 ₰. Der Ueberschuß der Einnahmen betrug daher in 1882 264 328 68 ₰, gegen in 1881 210 829 71 ₰, so daß sich gegen das Jahr 1881 eine Mehr⸗ einnahme von 62 719 28 ₰, eine Mehrausgabe von 9210 31 . ein Mehrbetrag des Reinertrags von 53 498 97 ergab. Ver⸗ ausgabt wurden im Jahre 1882 nach Absetzung der aus dem Er⸗ neuerungsfonds bestrittenen Ausgaben von 43 714 80 für Schienen, Weichen und Schwellen in der Bahnverwaltung und von 1412 6 für Lokomotiven und Wagen in der Transportverwal⸗ tung: in der allgemeinen Verwaltung 60 705 92 ₰, gegen in 1881 65 289 52 ₰, in der Bahnverwaltung 102 822 32 8, geagen in 181 98 7227 1uuu. Transportver⸗ waltung 287 690 80 gegen in 1882 278 248 98 an Zinsen, Tilgung und Konvertirungsunkosten 176 266 28 gegen in 1881 175 998 75 ₰, in Summa Ausgabe in 1882 627 485 29 gegen in 1881 618 264 98 ₰, so daß sich eine Mehrausgabe von 9220 31 herausstellt. Im Jahre 1882 wurde weniger verausgabt: in der allgemeinen Verwaltung 4583 60 ₰, mehr verausgabt: in der Bahnverwaltung 4094 59 ℳ, in 85 Transportverwaltung 9441 82 ₰, für Zinsen ꝛc. 267 50 ₰.

Der Betriebsüberschuß von 264 328 68 kommt in folgen⸗ der Weise zur Vertheilung: nach Bestimmung der betheiligten Staats⸗ regierungen: Rücklage zum Reservefonds 5000 ℳ, Rücklage zum Erneuerungsfonds 60 000 ℳ, zur Deckung von Baukosten 966 43 ₰, Einkommensteuer 4781 25 ₰, Tantième für den Aufsichtsrath 1920 ℳ, Dividende ꝛc. 191 661 Bezüglich dieser letzten Rate ist noch zu bemerken, daß die Gesellschaftsbehörden

beschlossen haben, für die Stammprioritätsaktien eine Dividende von

2 % (8 50 pro Aktie) mit einem Gesammtbetrage von

191 250 der Generalversammlung in Vorschlag zu bringen, so daß noch ein Vortrag von 411 für das Jahr 1883 verbleiben würde. Ult. Dezember 1882 hatten der Reservefonds 40 682 86 Be⸗ stand, der Erneuerungsfonds 321 911 69 ₰, der Garantifonds 400 000

en, 11 Smm ( h)Se morgen beginnende Wollmarkt verspricht recht lebhaft zu werden; auf den Lägern

entwickelt sich ein reges Geschäft, auch sind einige bekannte Stämme

unbesehen schon aus dem Markt genommen und wird 8 bis 10 ℳ, für hochfeine selbst 12 willig angelegt. Die Zufuhren betrugen bis gestern Abend 6000 Ctr., gegenwärtig ist das Doppelte längst über⸗ schritten. Die Wäsche soll gut sein.

London, 9. Juni. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.

London, 11. Juni. (W. T. B.) Bei der am Sonnabend abgehaltenen Wollauktion waren Preise unverändert.

Glasgow, 9. Juni. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores helaufen sich auf 579 800 Tons gegen 637 300 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 115 gegen 108 im vorigen Jahre.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 9. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Elbe“ ist heute früh 4 Uhr in New⸗ York eingetroffen.

Bremen, 11. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd „Salier“ ist gestern Nachmittag 4 Uhr in New⸗York eingetroffen.

Hamburg, 11. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrts⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morge 4 Uhr Lizard passirt.

Tdriest, 10. Juni. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Mars ist heute Mittag mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrie hier angekommen.

*) conf. „R.⸗A.“ Nr. 103 von 1883.

Berlin, 11. Juni 1883.

Das Sommer⸗Meeting des Unionklubs hat am gestrigen Sonntag auf der Rennbahn zu Hoppegarten seinen An fang genommen und wird heute und am Mittwoch fortgesetz werden. Das Sommer⸗Meeting bildet immer den Glanzpunkt der Berliner Rennen, umsomehr als die Anwesenheit fremder besonders österreichisch⸗- ungarischer Pferde und die Konkurrenz mit unseren deutschen Pferden um die bedeutendsten Rennpreise, welche auf der Berliner Rennbahn ausgesetzt sind, das Interesse an den⸗ selben ganz erheblich erböht. Deshalb war auch der Besuch der Rennbahn am gestrigen Tage ein sehr zahlreicher. Die Rennen begannen um 4 Uhr mit:

I. Versuchs⸗Rennen der Stuten. Klubpreis 1200 Für 2 und 3 jährige inländische Stuten. 60 Eins., halb Reu⸗ geld. Distanz 900 m. Vog den 11 Pferden, welche zu diesem Rennen enannt waren, zahlten 4 Reugeld und 7 erschienen am Ablauf. Es egte des Kngl. Hauptgestüts Graditz 3 jähr. br. St. „Wanderlust“. Eine Kopflänge hinter ihr traf ihre Stallgenossin, die 3 jähr. br.