tische Nervenreiz, dem ähnlich, wenn wir ein Bild von Rubens sel 1
wenn wir von Wagners Tönen ergriffen werden, wenn uns Milton den Kampf und die Wuth der gefallenen Engel schildert. — Ueber den Werth der Pergamonfunde sagt er: Sie haben die alt⸗ griechische Kunst besser kennen gelehrt, das Bild der Zeit des Phidias verrollständigt, nicht ohne einigen Schatten, der Wissenschaft große Dienste geleistet. Die Funde von Pergamon haben ein ganz neues Licht angezündet, welches eine hohe, großentheils originelle Kunstblüthe beleuchtet und gezeigt, was die vermeintlich ausgearteten letzten Jahr⸗ hunderte nach Alexander vermochten, und dabei habe die ganze Er⸗ werbung, einschließlich des Transports, rund 120 000 ℳ, d. h. weni⸗ ger als das berühmte“ Bild von Rubens gekostet. — Die kleine durch viele geistvolle Apergus für den Kunstfreund höchst anregende 8 is im Verlage von T. O. Weigel in Leipzig erschienen. Pr. 1 ℳ
— Von dem im Verlage von G. Freytag in Leipzig und F. Tempsky in Prag erscheinenden großen Werke „Das Wissen der Gegenwart“ liegen zwei neue Bände, der XII, und XIII vor. Der erstere betitelt sich Licht und Wärme“, von E. Gerland, und entwickelt diesen Theil der Physik in gemeinverständlicher Weise bis zu den neuesten Entdeckungen. Einer kurzen orientirenden Betrach⸗ tung über das gegenseitige Verhältniß von Licht und Wärme läßt der Autor zwei Hauptabschnitte über diese beiden hochwichtigen Existenz⸗ bedingungen aller organischen Wesen folgen. Darlegungen der Licht⸗ quellen und Schatten folgen eingehende Belehrungen über die Re⸗ flexions⸗ und Brechungserscheinungen, über die Natur des Auges und den Vorgang des Sehens, über die Einrichtung des Fernrohrs und des Mikroskops, über die Wellenbewegungen des Lichts, ferner eine vollständige Farbenlehre und die Erklärung der Spektralanalyse und ihrer Anwendungen. Der Abschnitt: Die „Wärme“ enthält Kapitel über die „Körperausdehnung durch die Wärme“, über „strahlende Wärme“, „Wärmeleitung und spezifische Wärme“, „Irdische Quellen der Wärme“, „Das Wesen der Wärme“, „Das Prinzip der Erhal⸗ tung der Kraft“, „Veränderung des Aggregatzustandes“ und die „Sonnenwärme“. 126 Holzschnittfiguren veranschaulichen die erklärten Vorgänge; außerdem ist das Buch mit den gelungenen Porträts der großen Forscher Galilei, Huygens, Newton und Helmholtz geschmückt.
Der XIII. Band, „Der Welttheil Australien“, von Dr. Karl Emil Jung, schließt dieses im VI. Bande begonnene inter⸗ essante ethnographische Werk ab. Gegenstände der Darstellung sind: Der Theil Polynesiens, welcher Tahiti und die benachbarten Inseln umfaßt, Neuseeland und Mikronesien. In derselben fesselnden Dar⸗ stellungsweise, welche die früheren Bände auszeichnete, macht uns der Autor auch hier mit den Eigenthümlichkeiten der darzustellenden Ge⸗ biete in allen wesentlichen Beziehungen bekannt. Die geographische Lage, die geologischen Verhältnisse, Flora und Fauna, Regierungs⸗ und Kulturgeschichte, endlich der Charakter und die Gebräuche des Volksthums werden eingehend berücksichtigt. Zu den Resultaten gründlichen Studiums gesellen sich hier selbständige Beobachtungen und persönliche Erfahrungen, welche den Berichten des Forschers die volle Frische der Unmittelbarkeit verleihen. Dem Texte sind zahl⸗ reiche Illustrationen (darunter 18 Vollbilder) beigegeben, theils land⸗ schaftliche, theils figurale, sämmtlich in den Gegenständen interessant und technisch gut durchgesührt.
Der Preis eines Bandes des „Wissens der Gegenwart“ beträgt bei sauberer Ausstattung und gebunden bekanntlich nur 1 ℳ
Gewerbe und Handel.
Das Kaiserlich russische Zolldepartement hat mittelst Cirkulars vom 2. Mai 1883 Nr. 9176 die Zollämter angeroiesen, die nachbenannten Handelsartikel bei Erhebung des Zolles wie folgt zu klassifiziren:
1) Das Blackfischbein (os sepiae) unter Art. 25 Punkt 9
(zollfrei). 1
2) Nicht blausäurehaltiges Bittermandelöl unter Art. 144 Punkt 2 (13 Rubel 20 Kop. vom Pud).
3) Stahlstecknadeln mit Glasköpfen unter Art. 221 p. 2 (37 Kop. vom Pfund).
4) Kotonisirter ungefärbter Flachs unter Art. 24 Punkt 3 (ollfrei), gefärbter dagegen, gleich gefärbter Baumwolle — unter Art. 91 (1 Rubel 20 Kop. vom Pud).
5) Baumwollene Corsets unter Art. 219 P. 6 (2 Rubel 25 Kop. vom Pfund).
6) Wohlriechendes Benzin, zum Auswaschen von Flecken, unter Art. 106 (60 Kop. vom Pud).
7) Feines Pulver aus Holzkohle,
Art. 143 (22 Kop. vom Pud).
8) Hutfutter unter die entsprechenden Artikel des Tarifs je nach dem Material des Gewebes.
9) Graphit, nicht in Pulverform, selbst wenn es klein zer⸗ stückelt ist unter Art. 14 (2 Kop. vom Pud).
10) Messingene Patronenhülsen ohne Ladung unter Art. 171 (20 Rubel vom Pud).
— Cirkular der Kaiserlich Russischen Zolldeparte⸗ ments an die Zollämter d. d. den 4. Mai 1883, Nr. 9194, über den Durchlaß goldener und silberner Taschen⸗ uhren ohne Prüfung der Probe. Durch Cirkularverfüzung vom 30. April waren die Zollämter in Kenntniß gesetzt worden, daß in die Probirämter zur Prüfung der Probe alle aus dem Auslande importirten Gold⸗ und Silberfabrikate ohne Ausnahme zu dirigiren sind, darunter auch solche Fabrikate, welche nach dem Probirstatut der Stempelung in den Probirämtern nicht unterliegen.
Nunmehr hat das Departement der Reichsrentei — in Erwä⸗ ung, daß nach Art. 1390 des Strafgesetzbuches für den Werth des
etalls und die Richtigkeit der Probe der von der obligatorischen Stempelung ausgenommenen Gold⸗ und Silberfabrikate, zu denen auch goldene und silberne Taschenuhren gehören, diejenigen Personen zur Verantwortung gezogen werden, welche mit denselben Handel treiben — mitgetheilt, daß von den in den Punkten 1, 2, 4 und 5, Art. 1 des Probirstatuts benannten Fabrikaten nur solche von den Zollämtern den Probirämtern zur Prüfung der Probe zuzusenden sind, deren Eigenthümer dieses selbst wünschen und vor der Herausgabe der Fabrikate dem Ser davon schriftlich Meldung machen, eine Ausnahme hiervon ilden nur die in Punkt 3 des erwähnten Art. 1 angeführten Ren⸗ tillen⸗Fabrikate, welche in jedem Falle in die Probirämter zu diri⸗ giren sind. Das Vorstehende wird den Zollämtern zur Nachachtung mitgetheilt, mit der gleichzeitigen Bemerkung, daß Uhren mit Zeichen, welche denen der Probirämter ähnlich sind (auf Goldgegenstände die Zahl 56, auf Silbergegenstände 84) als im Handel nicht statthaft, nicht durchgelassen werden dürfen.
Königsberg, 12. IJun. (W. . B) Wollmartt. Bis heute sind 2500 Ctr. angefahren, die Wollen sind meist vorzüg⸗ .““ die Preise sind etwa die höchsten im Vorjahre ge⸗ zahlten.
Thorn, 12. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Aufgefahren wurden 1600 Ctr., es werden jedoch größere Zufuhren erwartet; Wäsche durchweg vorzüglich.
Thorn, 13. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Aufgefahren 2500 Ctr., davon † gewaschen. Preise 156 — 174 ℳ Schmutzwolle wenig beachtet, 54 — 66 ℳ Die Anfuhr ist zur Hälfte geräumt. Bei schleppendem Geschäftsgang stellten sich Preise ungefähr 5— 6 ℳ höher als im Vorjahr.
Posen, 12. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Der Markt ist beendet. Die Stimmung blieb unverändert fest. Bis auf einige schlecht behandelte und etwas Schmutzwollen ist alles verkauft. Wäsche war durchgehend gut, das Schurgewicht ergiebt ein Minus von 10 — 12 % gegen das Vorjahr.
„Posen, 13. Juni. (W. T. B.) Die Gesammtzufuhr zu dem diesjaͤhrigen Wollmarkt betrug 16 957 Ctr. gegen 17 364 Ctr. im Vorjahre. Extrafeine Wollen fehlten dieses Jahr ganz; von dem angeführten Gesammtquantum kommen 3846 Ctr. auf feine Wollen, 12 670 Ctr. auf Mittelwollen und 441 Ctr. auf ordinäre Wollen.
Posen, 13. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Rest⸗
unter
erzielten feine 190 — 183, Mittel⸗ und geringe Dominalwollen 160 — 175, Rustikalwollen 142 — 148 ℳ, ungewaschene 54 — 65 ℳ Wien, 13. Juni. (W. T. B.) Nach der „Neuen freien Presse“ ist eine schon in nächster Zeit erfolgende Wiederaufnahme der Operation betreffs der ungarischen Rentenkonvertirung nach den diesbezüglich abgehaltenen Konferenzen der Rothschildgruppe und der Kreditanstalt wenig wahrscheinlich. Bei der gestrigen Woll⸗
London, 12. Juni. (W. T. B.)
auktion waren Preise unverändert.
New⸗York, 11. Juni. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 48 000, do. nach Frank⸗ reich 10 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 5000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 32 000 Qrtrs.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 12. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Gellert⸗ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist heute früh 3 Uhr in New⸗York ein⸗ getroffen. 8 “
8
Berlin, 13. Juni 1883.
Preußische Klassenlotterie (Ohne Gewähr.)
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 3. Klasse 168. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen: 2 Gewinne von 900 ℳ auf Nr. 36 101. 81 580.
8 Gewinne von 300 ℳ auf Nr. 453. 17 446. 54 361. 54 898. 55 443. 61 001. 62 062. 72 063.
In der Hygiene⸗Ausstellung werden die nächsten Vor⸗ träge halten: am 14. Juni Professor Dr. J. Koenig, Vorsteher der agrikulturchemischen Versuchsstation zu Münster i. W. über: Die Wichtigkeit der Lebensmittelkontrole und ihre Ausführung in Deutsch⸗ land und außerdeutschen Staaten; 16. Juni: Dr Paul Boerner über: Die Entwickelung der öffentlichen Gesundheitspflege in Deutschland im Vergleiche mit Frankreich, England und den Vereinigten Staaten.
Die Kreissynode Berlin I1 tagte gestern in der Aula des Kloster⸗Gymnasiums. Nach Erledigung der geschäfrlichen Angelegen⸗ heiten referirte Syn. Prediger Vorberg über die Vorlage des Konsi⸗ storiums, betreffend die geistliche Fürsorge für entlassene Strafgefan⸗ gene. Der Referent bemerkte: Die bezüglich dieser Frage in der vor⸗ jfährigen Synodalversammlung gewählte Kommission habe einen längeren Antrag der im Herbst ds. Is. wiederum zu⸗ sammentretenden Versammlung der vereinigten Berliner Kreis⸗ synoden eingereicht, welcher ungefähr besage: In jedem Gemeindekirchen⸗Rath solle ein Mitglied beauftragt werden, sich mit den bestehenden Vereinen zur Fürsorge entlassener Strafgefangener behufs Arbeitsbeschaffung ꝛc. in Verbindung zu setzen. Diese Parochialvertreter sollen unter sich ein Lokalcomité bilden und die Leiter der Strafanstalten ersuchen, das Comité über die Entlassenen rechtzeitig zu unterrichten und endlich sollen die vereinigten Kreis⸗ synoden ersucht werden, zu beschließen, daß die erforderlichen Geld⸗ mittel zur Unterbringung der Entlassenen durch Samm⸗ lung von Beiträgen innerhalb der einzelnen Gemeinden und eventuell durch eine Kirchenkollekte aufgebracht werden. — Der Antrag der Kommission gelangte schließlich einstimmig zur An⸗ nahme. — Prediger Ziethe wurde hierauf zum Synodalvertreter für die Sache der inneren Mission gewählt. Dem sodann erstatteten Bericht über die kirchlichen und sittlichen Zustände in der Diözese war zu entnehmen, daß im Allgemeinen eine Wendung zum Besseren
zu konstatiren sei. Der Erlaß der Stolgebühren habe viele Eltern veranlaßt, ihre Kinder taufen zu lassen. Die Zahl der getauften Kinder betrug im vergangenen Jahre insgesammt 7890, d. i. 1062 Kinder mehr als 188è1. Wenn auch vielfach 4 bis 5jährige Kinder zum Taufbecken geführt werden, so sei prinzipielle Weigerung in keiner Weise zu konstatiren gewesen. Die Zahl der Trauungen betrug 1882 1240 (280 mehr als im Vorjahre). 4 Frauen in der Diözese seien, durch Heirathen veranlaßt, zum Judenthum übergetreten. Die letzten kirchlichen Wahlen, — so heißt es in dem Bericht des Weiteren — scheine einen bessernden Einfluß auf kirchlichem Gebiet ausgeübt za haben. Die Betheiligung am Abendmahl war 1882 be⸗ deutend zahlreicher als im Vorjahre. Die Zahl der Beerdigungen mit geistlicher Begleitung betrug im Jahre 1882 1390, die der Kontir⸗ mationen 3524 (170 mehr als im Vorjahre). Die Zunahme der Konfirmationen sei ganz besonders den Handwerksmeistern zu danken, die vielfach von der vorherigen Konfirmation die Aufnahme eines Lehrlings abhängig machen. Die Gemeinden von St. Markus und Bartholomäus klagen noch immer über den Nichtbesitz eines eigenen Kirchhofes. Die Markusgemeinde besitze nun⸗ mehr zum Ankauf eines solchen 30 000 ℳ Die Bartholo⸗ mäusgemeinde habe zum Ausbau ihres Kirchthurms 39 000 ℳ er⸗ halten. Der größte Theil dieser Summe bestehe aus einem von Sr. Majestät dem Kaiser gegebenen Gnadengeschenk. Diese Ge⸗ meinde dürfe leider noch nicht an die Erwerbung eines eigenen Kirch⸗ hofes denken, sie hoffe jedoch, in dieser Beziehung von den reicheren Gemeinden unterstützt zu werden. Die Vermehrung der Schank⸗ stätten im Synodalkreise trugen in hohem Maße zur Störung der Sonn⸗ tagsruhe bei. Nicht minder geschehe dies durch die Viehtransporte, die zumeist am Sonntage erfolgen. Ganz besonders die unmittelbar an der Spree belegenen Parochien, hauptsächlich aber Stralau, hätten darunter lehr zu leiden. Syn. Prediger Lic. Weser referirte hierauf üͤber das Proponendum des Ober⸗Kiecchenraths, betreffend die geistliche Fürsorge für die konfirmirte Jugend. Es empfehle sich, in allen Parochien Konfirmanden⸗Vereine zu gründen, um den jungen Leuten Gelegenheit zu geben, möglichst allsonntäglich mit ihren Pre⸗ digern zusammenzukommen. Nur durch solche Veteine könne man die entlassenen Konfirmanden vor den vielen sittlichen Gefahren der Großstadt schützen. Außerdem sei aber dahin zu wirken, daß die Meister und Prinzipale ihren Lehrlingen mehr als bisher die nöthige Sonntagsruhe gewähren, um ihnen den Kirchen⸗ besuch möglich zu machen. In den Forrbildungsschulen müsse auch auf die religiöse Fortbildung Bedacht genommen werden. Ferner sei durch Schaffung von Volksbibliotheken auf die jugendlichen Gemüther zu wirken. Eine durchgreifende Pflege des religiösen Lebens sei aber nur möglich durch eine andere Parochial⸗Einrheilung. Der Redner schloß mit der Proposition einer Reihe in seinen Aus⸗ führungen gipfelnden Thesen. — Auf Antrag des Geh. Ober⸗Regierungs⸗ Raths Dr. Schneider erklärte sich die Synode mit den Thesen des Referenten im Allgemeinen einverstanden. — Bezüglich des amtlichen Proponendums, betreffend die 400jährige Geburtstagsfeier Luthers, beantragte Prediger Dr. Thomas: 1) Gründung einer Luther⸗Stif⸗ tung für verwaiste Kinder von Predigern und evangelischen Lehrern, 2) Erbauung einer Luther⸗Kirche unter gleichzeitiger Entlastung einer der großen Berliner Gemeinden, 3) Stiftung eines Luther⸗Denk⸗ mals, 4) Wahl eines Ausschusses, der sich mit den zu gleichem Zwecke gewählten Ausschüssen der anderen Berliner Kreissynoden behufs Veranstaltung einer allgemeinen würdigen Lutherfeier in Verbindung setzen soll. Nach längerer Debatte gelangten diese Anträge zur An⸗ nahme.
Ein eben veröffentlichtes Preisausschreiben des Magdeburger Kunstgewerbe⸗Vereins setzt für die beiden besten Entwürfe eines praktischen und ästhetisch befriedigenden Herren⸗Schreibtisches im Stil moderner Renaissance, dessen Herstellungskosten 500 ℳ nicht überschreiten sollen, zwei Preise von 100 und von 50 ℳ und für den besten Entwurf einer Titelvignette zu der Vereinszeitschrift
bestände sind nun ebenfalls verkauft. Schlechtbehandelte Wollen mußten wesentlich im Preise nachgeben, hochfeine fehlten. Es
8 8
Berlin. II. Jahrgang.
des Rettungswesens in Berlin“. Von G. dem Schulturnen in Harburg. Gutachten des Wiener medizinischen Doktoren⸗Kollegiums über den Werth und Nutzen des Turnunterrichtes in den Schulen, namentlich in den Mädchenschulen. — Einige Gruppen Hantelübungen. Von H. Wortmann⸗Leipzig. — Bekanntmachung: Befähigungszeugnisse aus der Turnlehrerprüfung 1883. —
Eisen oder Kupfer für ein drei⸗ oder vierstöckiges Woh
8 1 8 zeroclig vn⸗ haus zwei Preise von 100 und von 50 ℳ, für die Herstellung eines schmiedeeisernen Garderobenständers
Herstellung eines Gebrauchsleuchters aus Schmiedeeisen endlich zwei Preise von 30 und von 20 ℳ bestimmt. Die Entwürfe des Schreib⸗ tisches und der Vignette sind bis zum 1. Oktober, die drei fertig aus⸗ geführten Metallarbeiten bis zum 1. Dezember 1883 an den Verein abzuliefern. Von der gedachten Titelvignette wird verlangt, daß die bildliche Darstellung einerseits auf den Titel der Zeitschrift andererseits auf die Bestimmung derselben als Organ eines Kunst⸗
direkt auf Holz, zum Schnitt fertig, oder aber in einer Weise her⸗ gestellt werden, welche das Bild ohne Schwierigkeit photographisch auf den Holzstock zu übertragen erlaubt.
Auf dem Wege einer Konkurrenz, mit deren Veranstaltung die kunstgewerbliche Abtheilung des Hamburger Gewerbe⸗Vereins be⸗ traut wurde, beabsichtigt der Gartenbau⸗Verein für Hamburg, Altona und Umgegend die Enwürfe zu einer Anzahl gleichartiger silberner Trinkbecher zu beschaffen, die bei seinen jährlich sich wiederholen⸗ nerische Leistungen dienen sollen. Für die drei künstlerisch gelungen⸗ 100 und 75 ℳ ausgesetzt. Die
10 Entwürfe, Zeichnungen oder
gleichviel ob in — b in Modellen von natürlicher Größe, sind bis zum 20. Juni dem Gewerbe⸗Museum zu Hamburg einzuliefern, in welchem sie nach erfolgtem Urtheilsspruch vierzehn Tage lang öffentlich ausgestellt werden sollen. Bei hand⸗ licher Form und dem Zweck entsprechender Ausstattung soll jeder Becher als Inschrift die obengenannte Bezeichnung des Vereins tragen
Empfängers Raum bieten. Der Silberwerth des einzelnen Stücks soll 60 ℳ, der Betrag der Herstellungskosten bei gleichzeitiger An⸗
dem Entwurf auf eine zur Vervielfältigung geeignete Herstellungs⸗ weise Bedacht genommen werden.
San Francisco sind die astronomischen Beobachtungen der Sonnenfinsterniß vom 6. v. Mts. auf den Karolineninseln im Stillen Ozean vollständig gelungen.
St. Petersburg, 13. Juni. (W. T. B.) Im Kreise Sarapul, Gouvernement Wiatka, sind durch Hochwasser zahlreiche Mühlen und andere Gebäude vernichtet, Holz und Heu weg⸗ geschwemmt worden. Drei Menschen sind verunglückt und viele umgekommen. Der Gesammtschaden ist noch nicht über⸗ ehbar.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Cen⸗ tralstelle für die Landesstatistik. 8 Nr. 2611 sc Saen. Meteorologische Beobachtungen des Großherzoglichen Katasteramts zu Darmstadt 1882. — Tägliche Wasserstände Januar, Februar und 1 März 1883. — Ortsanwesende Bevölkerung des Großherzogthums
Eisenbahnen März 1883. — Sterblichkeitsverhältnisse April 1883. —
tete und gelöschte Hyporheken 1881/82. — Preise der gewöhnlichen Verbrauchsgegenstände April 1883. — Taubstummenanstalten 1882/83. Umschau auf dem Gebiete des Zoll⸗ und Steuer⸗
wesens. Juni⸗Nummer. — Inhalt: Ueber die Vorbildung und die Carridre der Zoll⸗ und Steuertechniker. — I. Zoll⸗ und
Steuertechnisches: Festsetzung, Erhebung und Kontrolirung. — Tarif⸗ fragen. — Waarenkenntniß ꝛc. — Steuern, Reichsstempelabgabe. —
Entziehung der Abgaben, Reichsgerichtserkenntnisse. — II. Wünsche.
— Verbesserungsvorschläge. — III. Verkehr mit dem Ausland. —
Fremde Tarife — IV. Verschiedenes. — V. Personalien.
Wie können auch die besten landwirthschaftlichen Maschinen billig ge⸗ liefert werden? Von Prof. Dr. Wüst in Halle a. S. — Professor Dr. Friedrich Nobbe. (Mit Porträt.) — Ueber das Anhäufen der Kartoffeln. Von Landwirthschaftslehrer Dr. Schleh⸗Herford. — Haus⸗ wirthschaft. Wirthschaftsplaudereien für Landwirthsfrauen. — Fischerei. — Correspondenzen. Landsberg a. W. —London. — Per⸗ sonalien. — Miscellen. — Rundschau. — Sprechsaal. — Handel und Verkehr. — Blätter für Moorkultur, Torfverwerthung und Melio⸗ rationswesen: Forschungen und Erfahrungen auf dem Gebiete des Moorwesens. Referent: Dr. M. Fleischer.
Hofkammergute Falkenrehde. Von Kultur⸗Ingenieur Schweder. — Der Torfmull. Von Freiherr von Crailsheim. — Correspondenzen. Neuenbrock. Aus Schleswig⸗Holstein. — Ausstellungen. — Versamm⸗ lungen. — Fischerei.
88 Friedreichs Blätter für gerichtliche Medizin und Sanitätspolizei. Heft IV. — Inhalt: Mord oder Selbst⸗ mord? Eine gerichtliche Untersuchung. Amtsarzt in Tübingen. II. Die Mörderin. lungen aus der gerichtsärztlichen Praxis. Von Dr. F. H. Rehm, K. Landgerichts⸗Arzt in Regensburg. — Oeffentliche Gewaltthätig⸗ keit und gefährliche Drohungen. Zweifelhafter Geisteszustand. (Ver⸗ folgungswahn, Querulantenirresein.) Mitgetheilt von Professor Dr. von Krafft⸗Ebing in Graz. — Grundlose Behelligung der Gerichte mit Querelen und Denunziationen. Verfolgungsquerulantenwahnsinn. Von Professor Dr. von Krafft⸗Ebing in Graz. — Vergehen und Verbrechen an Geisteskranken. Von Professor L. Wille in Basel, Direktor der Irrenanstalt. — Steatistik der Strafrechtspflege in Bayern, nebst Beiträgen zur gerichtsärztlichen Statistik für das Jahr 1881. Von Dr. med. Carl Majer, K. Rath. — Referate und Rezensionen.
Gesundheit, Zeitschrift für öffentliche und private Hygieine. Nr. 10. — Inhalt: Originalarbeiten: Jugendspiele und Turnen von Dr. Leszner. — Uebersichten: Gegen Mißbrauch berauschender Ge⸗ tränke: I. Die Versammlung in Cassel. — Zuschriften und Mitthei⸗ lungen: Auf den Berliner Rieselfeldern von Dr. F. in Moskau. — Aus Bädern und Kurorten. — Besprechungen neuer Schriften Bresgen, Nasen⸗ und Rachenkatarrh. — Schwarzkopf, Der Kaffee. — Feuilleton: Allgemeine Deutsche Ausstellung auf dem Gebiete der
(Schluß). — Mitthei⸗
Hygieine und des Rettungswesens. — Verschiedenes
Monatsschrift für das Turnwesen, mit besonderer Be⸗
rücksichtigung des Schulturnens und der Gesundheitspflege. Her⸗
ausgegeben von Prof. Dr. C. Euler, Unterrichts⸗Dirigent, und Gebh. Eckler, Oberlehrer der Königlichen Turnlehrer⸗Bildungsanstalt in R. Gärtners Verlagsbuchhandlung (Hermann Heyfelder). 1— Heft 6. — Inhalt: Abhandlungen: Aus der „Allgemeinen deutschen Ausstellung auf dem Gebiete der Hygiene und Eckler. — Einiges aus Von P. Hagelberg.
Vermischtes.
Redacteur: Riedel. Berlin: —
Vier Beilagen
„Pallas“ einen Preis von 75 ℳ aus. In drei weiteren Auf⸗ gaben für die Herstellung einer
(ein chließlich Bö sen⸗Beilage).
nes 1 1 im Verkaufswerth von höchstens 200 ℳ zwei Preise von ebenfalls 100 und 50 ℳ, für die
gewerbe⸗Vereins Bezug nehme; die Zeichnung selber soll entweder
den Pflanzen⸗Ausstellungen als Ehrengabe für hervorragende gär..
sten und für den Zweck geeignetsten Arbeiten sind drei Preise zu 150,
und außerdem für die einzugravirende Jahreszahl und den Namen des
fertigung von wenigstens 10 Stück 65 ℳ nicht überschreiten und in
London, 12. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus
Hessen am 1. Dezember 1880 nach Geschlecht und Geburtsort. — Meteorologische Beobachtungen zu Darmstadt April 1883. — Errich⸗
Deutsche Landwirthschaftliche Presse⸗ Nr. 46. — Inhalt:
sjens. Reseren 8 Ein neues Material für die Torfstreu⸗Fabrikation. — Verwerthung der Abwässer auf dem
Von Dr. Krauß, Ober⸗-
(Schluß). 88..
Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.
zum D
No. 136.
“ “ “ Preußen. Ber lin, 13. Juni. Im w iteren Ver⸗ laufe der gestrigen (102.) Sitzung des Reichstags wurde die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats pro 1884/85,
fortgesetzt. 8
Nach dem Abg. Hasenclever ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats⸗Minister von Boetticher das Wort:
Meine Herren! Ich würde ja an sich keine Veranlassung haben, den Herren Vorrednern auf ihre Reservationen ein Wort zu erwidern. Ich halte mich aber doch für verpflichtet, eine Behauptung des letzten Herrn Vorredners richtig zu stellen und die daran geknüpfte Besorg⸗ niß zu zerstreuen. Der Herr Vorredner hat gemeint, es liege jetzt in der Hand der Regierung, den Reichstag erst im Jahre 1885 zu berufen, und er hat daran die Bemerkung geknüpft, daß nur die Rücksicht auf die Nothwendigkeit, dem Reichstage eine Verlängerung des Sozialisten⸗ gesetzes vorzuschlagen, die Regierung dazu nöthigen werde, eine frühere Berufung eintreten zu lassen. Das Unfallversicherungsgesetz werde es jedenfalls nicht sein, welches die Regierung zu einer solchen Berufung verahlassen werde, im Gegentheil, das Unfallversicherungs⸗ 2 begraben.
gesetz ses, necgenren. Es bedarf eicentlich koum gegenüber den Worten der Allerhöchsten Botschaft, die dem Reichstage zugegangen ist, noch der Be⸗ merkung, daß die Regierung mit allem Ernst und mit allem Eifer bestrebt sein wird, die sozialpolitische Gesetzgebung zu fördern und vor allen Dingen den nächsten Schritt zu thun, der in der Fertigstellung des Unfallversicherungsgesetzes zu finden ist. Die Regierung bedauert auf das Lebhafteste, daß es nicht möglich gewesen ist, in dieser Session zu einer Einigung mit der Kommission dieses hohen Hauses zu ge⸗ langen; sie wird aber das Ziel im Auge behalten, und es wird ihre erste Aufgabe sein bei dem nächsten Zusammentritt, einen neuen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Winke, die in der Kommission hier gegeben sind, auf das gewissenhafteste und sorgfältigste in Erwägung ziehen wird. Also, meine Herren, es ist nicht die Absicht, das Unfall⸗ versicherungsgesetz in den Graben fallen zu lassen, im Gegentheile, wir werden es durchaus fördern.
Wenn nun der erste Herr Vorredner gemeint hat, daß gerade das Resultat der Berathungen des Unfallversicherungsgesetzes klar dargethan habe, daß es nicht nöthig gewesen sei, jetzt die Berathung des Etats vorzunehmen, so will ich ihn darauf hinweisen, daß, was wiederholt hervorgehoben und namentlich auch in der Allerhöchsten Botschaft ausgesprochen ist, gerade um für die Förderung der sozialpolitischen Gesetzgebung in der nächsten Session freie Zeit zu haben, die Be⸗ rathung des Etats in dieser Session von der Regierung gewünscht und gefordert worden ist. Zur großen Freude der Regierung hat es sich herausgestellt, und sie weiß es dem Hause Dank, daß es dazu mitgewirkt hat, daß diese Etatsfeststellung sehr wohl und ohne Schaden für das Reich möglich gewesen ist.
Der Abg. Rickert erklärte, die Behauptung des Ministers, daß die zu frühe Feststellung des Etats nichts schade, erfahre doch eine eigenthümliche Beleuchtung durch die Thatsachen. Vor wenigen Monaten hätten die Regierungen 10 ½ Millionen Matrikularbeiträge mehr erforderlich als im Vorjahre erklärt, und jetzt würden es 8—9 Millionen weniger sein, lediglich weil man früher die Ueberschüsse ꝛc. noch nicht gekannt habe, und jetzt noch nicht die Ernte. Sei diese Diffe⸗ renz von ca. 20 Millionen bei den Matrikularbeiträgen für die Einzelstaͤaten gleichgültig? Werde durch solche unnöthige Erhöhung das Finanzresormprogramm der Regierungen, wo⸗ nach die Einzelstaaten entlastet werden sollten, erfüllt? Nach dem Willen der Majorität sei der Etat für 1884/85 schnell zu Stande gebracht, aber — und das sei das Glück bei allem Unglück — die Verhandlung biete ein abschreckendes Beispiel für die Folgen der zweijährigen Budgets, die damit hoffent⸗ lich für immer beseitigt seien. Das werde auch dem schlichte⸗ sten Mann klar werden. Der Minister habe wiederum die Nothwendigkeit betont, jetzt zu berathen, um Zeit für das Unfallgesetz im Winter zu gewinnen. Vor wenigen Tagen habe dieses Motiv der auf allen Seiten hochverehrte Mann als unrichtig nachgewiesen, der leider jetzt nicht mehr im Reichstag sei. Es sei dieser wohl für Alle traurige Fall gestern von dem Abg. Windthorst in Verbindung gebracht mit den Diffe⸗ renzen innerhalb der nationalliberalen Fraktion des Ab⸗ geordnetenhauses. Das wäre eine zu kleine und nicht aus⸗ reichende Auffassung über die Motive des Beschlusses. Liege die Frage nicht näher, ob nicht die inneren Zustände des Vaterlandes der Art seien, daß gemäßigte Männer nicht mehr glaubten positiv und im liberalen Sinne mitwirken zu können? Nicht das Kirchengesetz allein, sondern die gesammte Lage der inneren Politik und der Parteiverhältnisse seien die Ursache gewesen, und sie möchten dem Abg. oon Bennigsen am schärfsten zuletzt zum Bewußtsein gekommen sein, als derselbe den ver⸗ geblichen Versuch gemacht habe, die unnütze Etatsberathung noch hinauszuschieben. Die Etatsberathung sei es gewesen, die den edlen Patrioten bewogen habe, zur Zeit vom Kampf⸗ platz zurückzutreten. Für jeden aufrichtig und entschieden liberalen Mann sei dieses beklagenswerthe Ereigniß eine ernste Mahnung, mitzuhelfen, daß alle Kräfte zusammengefaßt würden zu energischer Opposition gegen dieses innere Re⸗ gierungssystem. Heute sei die Abwehr das Positivste, was man für das Vaterland leisten könne, und bei voller Kraft⸗ entwickelung des deutschen Bürgerthums werde sich auch bald wieder die Stelle finden, wo Männer, wie von Bennigsen, positiv zu wirken im Stande seien. Der Minister habe über die weitere Behandlung des Unfallgesetzes eine Bemerkung ge⸗ macht, die ihn zu einem Protest schon jetzt zwinge. Derselbe habe auf die Verhandlungen der Kommission verwiesen. Heute erkläre er zur Abwehr, daß die Linke das Unfallgesetz noch in dieser Session habe berathen wollen, aber durch die Etatsberathung daran gehindert sei. Die im letzten Augenblicknicht einmal in einer Gesammtabstimmung in der Kommission be⸗ schlossene Resolution bezüglich des Unfallgesetzes könne weder als Ausdruck der Meinung des Hauses, noch als der der Kommission angesehen werden, und sei keineswegs geeignet, die Grundlage für ein künftiges Gesetz abzugeben; geschähe dies, so würde eine solche Vorlage niemals die Zustimmung des Reichstags finden.
Hierauf nahm der Staats⸗Minister von Boetticher das Wort:
Meine Herren! Der Hr. Abg. Rickert möge mir verzeihen, aber so weit er gegen meine Bemerkungen von vorhin gefochten hat, kämpft er gegen Windmühlen. Ich habe keineswegs gesagt, daß die Resolu⸗
ger und Königlich Prenziscen
Staats⸗Anzeiger.
tion der sozialpolitischen Kommission, von der ich mittheilen kann, daß sie mir noch völlig unbekannt ist, zur Grundlage genommen wer⸗ den soll für die Feststellung der Redaktion eines neuen Unfallversiche⸗ rungsgesetzentwurfes, sondern, was ich gesagt habe, ist nur das, daß die Regierung sehr gern bercit sein wird, die Winke, welche sich für sie aus der Kommissionsberathung ergeben, demnächst bei der Fest⸗ stellung eines neuen Entwurfes zu benutzen.
Also der Protest, so feierlich und förmlich er erklärt war, war nicht am Platze.
Der Direktor im Reichs⸗Schatzamt Aschenborn entgegnete, der Abg. Rickert habe gemeint, es sei erwiesen, die zweijährigen Etats bedeuteten nichts als erhöhte Ansprüche an die Steuer⸗ zahler, und habe der Abg. Rickert dazu Bezug auf die Aenderung in der Höhe der Matrikularbeträge genommen; in der That liege gegen den ersten Etat, wenn er denselben so nennen könne, eine Verminderung der Matrikularbeiträge um 25 916 020 ℳ vor, und während ursprünglich in dem jetzigen Etat ein Mehr von 10 704 538 ℳ an Matrikularbeiträgen eingestellt sei, stelle sich ein Minder von 8 186 034 ℳ heraus. Diese Zif⸗ fern könnten wohl auf mit der finanziellen Eigenart des Reichs nicht Vertraute bestechend wirken, man müsse sie aber auf ihre Bedeutung etwas genauer ansehen. Für oder gegen die zwei⸗ jährigen Budgetperioden folge aus der Veränderung der Etats⸗ positionen zuvörderst gar nichts, denn den ersten Etat hätte das Haus eben so berathen können wie den zweiten Entwurf. Auch der Etat, den das Haus jetzt in zweiter Lesung festgestellt habe, hätte auf Grund des ursprünglichen Entwurfs, also schon Ende März, festgestellt werden können. Denn abgesehen von einigen Herabsetzungen an den Fonds, für welche die Ernte des Jahres maßgebend sei, die man also ganz ebenso gut wie jetzt schon im März hätte fixiren können, seien eine Anzahl von Baurater gestrichen worden, die jetzt, wie im März gefordert seien. Erheblich sei die dadurch eingetretene Differenz, daß auf Grund absolut unvorhergesehener Er⸗ eignisse die Position „Ueberschüsse“ sich um 9 Millionen er⸗ höht habe; das habe man im März allerdings nicht mit⸗ theilen können, aber nichts hätte gehindert, diese Position in eine Wechselwirkung mit den Matrikularbeiträgen so zu bringen, daß entsprechend der Erhöhung der Ueberschüsse die Matrikularbeiträge sich verringert hätten. Das sei leichte Mühe gewesen, wie ihm die etatskundigen Herren aus der Budgetkommission bestätigen würden. Was sei nun aber für ein wirthschaftlicher Effekt durch die Herabsetzung der Matrikularbeiträge erzielt worden? Durch die Abstriche des Reichstags sei eine Entlastung der Steuerzahler nur insoweit herbeigeführt, als die Abstriche sich auf fa⸗ kultative Ausgaben bezögen, zu deren Leistung also die Regierung nicht gezwungen werden könne. Alle anderen Abstriche aber änderten wohl das Finanzbild, aber je geringer die jetzige Belastung geworden sei, um so höher werde die Be⸗ lastung des Jahres 1886/87 werden. Ueber die Berechtigung dieser Mehrbelastung könne man jetzt noch gar nicht urtheilen; schließe das Jahr 1884/85 mit einem Defizit, so seien die Ab⸗ striche nur eine Abwälzung der Lasten von 1884/85 auf das Jahr 1886/87; schließe es mit einem Ueberschuß, so handele es sich also um eine vorzeitige Bereitstellung von Mitteln für das Jahr 1886/87. Das sei unbedenklich, wenn das Geld nicht müßig im Kasten bleibe, sondern die Reichsregierung dadurch in die Lage komme, ohne Zinsaufwand die Reichswirthschaft im Gang zu halten. Dies sei besonders dann unbedenklich, wenn man zu⸗
ebe, daß eine Herabsetzung der Matrikularbeiträge für eine
so kurze Periode die Steuerzahler direkt nicht entlasten könne; sie könne eher die Bundesstaaten in Verlegenheiten bringen gegen⸗ über der Forderung auf Verwendung dieser scheinbaren Ueber⸗ schüsse, da die Matrikularbeiträge nicht immer so niedrig gehalten werden könnten. Das Ergebniß sei also, daß eine wirkliche Erspar⸗ niß nur durch die Streichung einiger Bauten errungen sei. Das sei eine Summe von etwas über zwei Millionen, wovon auch noch rund 600 000 ℳ auf das Extraordinarium entfielen — alle übrigen Herabsetzungen von Positionen berührten die wirth⸗ schaftliche Lage nur insofern, als das Jahr 1886/87 Deckung schaffen müsse statt des Jahres 1884/85. Ob das genüge zum Beweis, daß die zweijährigen Etats lediglich eine erhöhte Anspannung der Steuerkraft und eine Mehrbelastung der Steuerzahler zur Folge haben würden, scheine ihm mehr als zweifelhaft.
Der Abg. Dr. Windthorst bedauerte, daß der Antrag der sozialdemokratischen Abgeordneten nicht mehr zur Berathung gekommen sei. Warum hätten die Herren denn nicht bean⸗ tragt, daß derselbe auf die Tagesordnung gesetzt werde? Ihm stehe auf die Geschäftsführung kein Einfluß zu. Er mache aber darauf aufmerksam, daß der Bericht der Kommission über den Antrag vorliege, der vollständig die Begründung des An⸗ trages anerkenne. Möchten die Herren nun von ihrem Privat⸗ recht Gebrauch machen, und sich an der Stelle beschweren, wo sie gehört werden müßten. Dann habe der Abg. Rickert die Thätigkeit der Unfallversicherungskommission zur Sprache ge⸗ bracht. Ihm sei von einer Resolution der Kommission noch nichts bekannt, er habe nur privatim einen Entwurf dazu mitgetheilt erhalten, könne aber in diesem Augenblick nicht entscheiden, was davon sachlich zu halten sei. Wie könne aber der Abg. Rickert das Verfahren der Kommission auffällig finden? Derselbe habe ja selbst mit aller Kraft darauf ge⸗ drungen, daß die Hauptgrundsätze hier diskutirt werden möchten. In Paragraphen könnten sie nicht erörtert werden, sondern nur als Resolutionen, die also so recht eigentlich ein Kind der Wünsche des Abg. Rickert seien. Es sei schon öfters vorgekommen, daß der Vater sein Kind nicht mehr erkannt habe. Er sei überzeugt, daß das, was derselbe damals in seinem Antrage gewollt habe, in Wirklichkeit hier geschehen sei. Ob die Resolutionen den Anschauungen des Abg. Rickert entsprochen hätten, das könne er nicht wissen, da derselbe damals dergleichen nicht ausgesprochen habe. Wolle der Abg. Rickert etwas thun, so verlange derselbe, daß der Antrag, wenn der⸗ selbe vertheilt sei, auf die Tagesordnung gesetzt werde, dann könne man darüber diskutiren. Zu seiner Beschwerde habe der
Abg. Rickert keinen Grund. In Bezug auf den Etat nähmen
seine Freunde und er an, daß nach dem Gesetz die Regierung berechtigt gewesen sei, ihn vorzulegen und zu verlangen, daß der Reichstag ihn berathe und abschließe. Das habe der
Reichstag gethan, weil derselbe etwas gegen die Gesetze An⸗
gehendes unter keinen Umständen annehme. Aber ebenso be⸗ stimmt habe seine Partei anerkannt, und erkenne es auch heute noch, daß derselben die Vorlage zu so früher Zeit nicht zweckmäßig erschienen sei, und seine (des Redners) Wahrnehmungen in der Kommission bestärkten ihn ganz besonders darin, die Wiederholung eines solchen Vorgangs nicht als zweckmäßig zu betrachten. Er nehme an, daß diesmal ein außerordentlicher Ausnahmefall vorgelegen habe, und die Art und Weise, wie der Etat festgestellt sei, werde die Regierungen selbst überzeugen, daß es nicht zweckmäßig sei, einen solchen Ausnahmefall noch einmal eintreten zu lassen; daß für die soziale Gesetzgebung keine Zeit gespart werde, könne er nicht anerkennen. Die Zeit, die man in der Kom⸗ mission und hier jetzt auf den Etat verwendet habe, spare man im nächsten Winter. Daß aber die soziale Gesetzgebung wirklich gefördert werden solle, dafür bürgten die Erklärungen der Vertreter der Regierungen. Der Abg. Rickert habe endlich einen Appell zu einer kräftigen Opposition ergehen lassen. Nicht immer habe derselbe in dieser Weise appellirt. Er (Redner) habe niemals zur Opposition aufgefordert, sondern nur im einzelnen Falle seinen Dissens geltend gemacht. Ueber die bedauerliche Resignation des Abg. von Bennigsen könne er sich nicht näher äußern, weil er dessen Motive nicht kenne. Es sei bezeichnend, daß der Rücktritt un⸗ mittelbar vor Berathung der kirchenpolitischen Novelle erfolgt sei, um so mehr bezeichnend, als derselbe ja bekanntlich einer der entschiedensten Kulturkämpfer gewesen sei; derselbe habe jetzt wohl rascher als seine Freunde eingesehen, daß er auf dem verkehrten Wege gewesen sei. Ob der Abg. von Bennigsen noch andere Gründe gehabt habe, wisse er nicht, aber zu seiner Ehre nehme er an, daß es nicht die vom Abg. Rickert ange⸗ führten seien. Wären ihm wirklich die Verhältnisse schwer und bedenklich erschienen, dann hätte der Abg. von Bennigsen nicht resignirt, dann wäre es gerade seine Pflicht gewesen, zu bleiben. Ein Patriot verzweifele am Vaterlande nicht, auch wenn es sich in den schwersten Verhältnissen befinde. E wenigstens traue dem Abg. von Bennigsen nicht zu, daß der⸗ selbe sein Vaterland in der Stunde der Gefahr verlassen werde.
Der Abg. von Benda bemerkte, auf die Frage des Wer⸗ thes dieser Etatsberathung wolle er nicht näher eingehen, sie sei bereits genügend erörtert worden. Dem Abg. Rickert danke er aufrichtig für die freundlichen Worte, die derselbe für seinen ausgeschiedenen Parteigenossen von Bennigsen gehabt habe, er enthalte sich aber aus wohlbedachten Gründen, heute irgendwie sich über die Motive seines Rücktritts zu äußern. Er warne nach allen Seiten hin, sowohl den Andeutungen des Abg. Rickert, als auch denen des Abg. Windthorst zu folgen; vielleicht seien dieselben beide etwas von der Oberfläche ge⸗ schöpft, und die Motive für den Rücktritt lägen vielleicht doch etwas tiefer, als die beiden Herren annähmen. Das aber sage er dem Abg. Windthorst: die zurückgebliebenen Freunde des Abg. von Bennigsen würden ohne Ausnahme, im Land⸗ tage wie im Reichstage, fortfahren, unbeirrt in seinem Geist und in dem Geist der unter seiner Mitwirkung festgestellten politischen Grundsätze für die fernere nationale Entwickelung üund die freiheitlichen Institutionen des Vaterlandes einzu⸗ treten.
Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, der von der Unsalls⸗ kommission beschlossenen Resolution könne er eine Bedeutung um so weniger beilegen, nachdem der Abg. Windthorst erklärt habe, er wisse gar nichts von dieser Resolution, und es also nicht einmal sicher sei, ob die dreizehn Herren, welche über die Resolution in der Kommission abgestimmt hätten, die Meinung ihrer Parteien dabei vertreten hätten. Der Direktor Aschen born habe wieder einmal gesagt, es sei gleichgültig, ob man den Steuerzahlern heute etwas zu viel abnehme, wenn man es ihnen nur morgen wiedererstatte. Mit Herren, die noch auf diesem Standpunkt ständen, über die Grundlagen richtiger Etatspolitik zu diskutiren, habe er wenig Neigung. Eine sentimentale Auffassung von dem Rücktritt des Abg. von Ben nigsen habe er nicht. Der Abg. von Bennigsen habe das klügste gethan, was derselbe für seine Person habe thun können und er (Redner) bedauere es nicht, wenn jemand richtig handele. Der Abg. von Bennigsen habe richtig erkannt — und auf dem Wege zu dieser Erkenntniß sei derselbe schon im Jahre 1879 gewesen, als er sein Landtagsmandat abgelehnt habe — daß die Grund⸗ lagen seiner parlamentarischen Wirksamkeit, das Zusammen⸗ wirken mit dem Reichskanzler einerseits, und seiner Fraktion andererseits nicht mehr in dem Maße vorhanden seien, um demselben eine ersprießliche Thätigkeit zu ermöglichen. Daß die Nationalliberalen nicht gern davon sprächen, finde er sehr erklärlich; er wünsche wohl, daß der Abg. von Bennigsen selbst eine öffentliche Erklärung über das politische Ereigniß seines Rücktritts abgebe, wie es die Bedeutung dieses Schrittes mit sich bringe. Die Situation, welche den Abg. von Bennigsen zu seinem Schritte bewogen habe, sei aber nicht ganz ohne dessen Verschulden herbeigeführt worden. Die nationalliberale Partei sei so von demselben geführt worden, daß sie zuletzt weiter nach rechts gegangen sei, wie er selbst ihr folgen zu müssen geglaubt habe. Für ihm sei es längst kein Geheimniß, daß der Abg. von Bennigsen im Land⸗ tag und Neichstag von seiner Partei die äußerste Linke vor⸗
estellt habe, und deshalb habe er (Redner) auch von vorn⸗ erein ein Zusammenwirken mit dessen Partei abgelehnt. Der Abg. von Bennigsen sei auch nicht ohne Schuld an dieser Etatsberathung. Hätte derselbe nicht 7o rücksichtslos die Ver⸗ handlungen in der Budgetkommission forcirt, daß die Kom⸗ mission wichtige Abstimmungen vorgenommen habe, während dreiviertel der fortschrittlichen Kommissionsmitglieder durch bedeutsame Landtagsverhandlungen von der Berathung fern⸗ gehalten seien, so würde diese Etatsberathung jetzt nicht stattfinden können. Was nun den Rücktritt betreffe, so sollte ein solcher Schritt eines solchen Staatsmannes und unzweifelhaften Patrioten es doch jedem klar machen, daß heute die Zeit des Vermittelns und des Kompromittirens mit der vollständig vorüber sei. Man gehe entweder mit Bismarck durch Dick und Dünn, oder man befinde sich in entschiedener Opposition gegen die Regierung. Was dazwischen sei, das sei
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vom Uebel, und wenn der Abg. von Benda sage, seine Partei
Regierung