1
Sere Seereeene 8. öö aurnne 1“““ — 8. 78 8 1. * 2 5
8
. Die durch die verstärkte Tilgung ersparten Zinsen wachsen eben⸗ falls dem Tilgungsstock zu. b b 8 Die jährlichen Tilgungsbeträge werden auf 500 beziehungs⸗ weise 200 ℳ abgerundet. Ddie Folgeordnung der Einlösung der Anleihescheine wird durch das Loos bestimmt. Die Ausloosung erfolgt vom Jahre .... ab im Monat Juni des Jahres, die Auszahlung des Nennwerths der ausgeloosten Stücke an dem auf die Ausloosung folgenden 1. Januar. b Die ausgeloosten Anleihescheine werden unter Bezeichnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, an welchem die Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt spätestens sechs, drei, zwei und einen Monat vor dem Fälligkeitstermine in dem Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen 4ö25ö oder dem an dessen Stelle tretenden Organ, dem Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Posen oder dem an dessen Stelle tretenden Organ, in je einem, in Samter und in Posen erscheinenden öffentlichen Blatte.
Sollte eines dieser Blätter eingehen, so wird von der Stadt Samter mit Genehmigung der Königlichen Regierung zu Posen ein anderes Blatt bestimmt und die Veränderung in dem Deutschen —27 und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger bekannt gemacht. 1 “
Durch die vorbezeichneten Blätter erfolgen auch die sonstigen, diese Anleihe betreffenden Bekanntmachungen, insbesondere die Be⸗ zeichnung der Einlösestellen für die Zinsscheine und die ausgeloosten Anleihescheine. 8 88
Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlichen Terminen, am 1. Januar und am 1. Juli, von heute an gerechnet, mit vier Prozent jährlich in Reichsmünze verzinst.
Der Zinsenlauf der ausgeloosten Anleihescheine endigt an dem für die Einlösung bestimmten Tage. 1 1
Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der ausgegebenen Zinsscheine, bezw. dieses Anleihescheins in Samter bei der Kämmereikasse und in Berlin und Posen bei den in den vorbezeichneten Blättern bekannt gemachten Einlöse⸗ stellen, und zwar auch in der nach dem Eintritt des Fälligkeitstermins folgenden Zeit. “ b — b
Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleihe⸗ schein sind auch die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fällig⸗ keitstermine zurückzuliefern. b
Für die fehlenden Zinsscheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. Die durch Ausloosung zur Rückzahlung bestimmten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nach dem Rück⸗ zahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren, vom Ablaufe des Kalenderjahres der Fälligkeit an gerechnet, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt Samter.
Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder ver⸗ nichteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der §§. 838 und ff. der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich vom 30. Januar 1877, — R. G. Bl. S. 83 — bezw. nach §. 20 des Ausführungsgesetzes zur Deutschen Civilprozeßordnung vom 24. März 1879 — G. S. S. 281. —
Zinsscheine können weder aufgeboten noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll Demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei der Stadt Samter anmeldet und den stattgehabten Besitz der Zinsscheine durch Vor⸗ zeigung des Anleihescheins oder sonst in glaubhafter Weise dar⸗ thut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der angemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden. “ “
Mit diesem Anleiheschein sind zehn halbjährliche Zinsscheine bis zum Schlusse des ausgegeben; die ferneren Zinsscheine werden für fünfjährige Zeiträume ausgegeben werden. Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei den mit der Zinsen⸗ zahlung betrauten Stellen gegen Ablieferung der der älteren Zins⸗ scheinreihe beigedruckten Anweisung.
Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihescheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist.
ur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt Samter mit ihrem gesammten gegenwärtigen und zu⸗ künftigen Vermögen und mit ihrer Steuerkraft.
Dessen zur Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.
Samter, den..
Der Magistrat. (Eigenhändige Namensunterschriften des Magistrats⸗Dirigenten und 8 eines zweiten Magistrats⸗Mitgliedes. Provinz Posen. Regierungsbezirk Posen. Erster (bis . ..) Zinsschein (1.) Serie zu dem Anleiheschein der Stadt Samter .Ausgabe, Buchstabe.. Nr... Mark Reichs⸗ währung zu vier Prozent Zinsen über Mark. Pfennig. Der Inhaber dieses Zinsscheines empfängt gegen dessen Rückgabe amn ten und späterhin die Zinsen des vorbenannten Anleihescheines für das Halbjahr vom. te bis . mit (in Buchstaben) . Mark Pfennig bei der Kämmereikasse zu Samter und bei den bekannt gemachten Ein⸗ lösestellen in Berlin und Posen. Samter, den . . ten
8 Der Magistrat.
Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach der Fälligkeit, vom Schluß des betreffen⸗ den Kalenderjahres an gerechnet, erhoben wird.
Anmerkung: Die Namensunterschriften der Magistrats⸗Mit⸗ glieder können mit Lettern oder Faesimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Namensunterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.
Regierungsbezirk Posen.
Provinz Posen. Anweisung
zum Anleiheschein der Stadt Samter . NHv
über.... Mark Reichswährung. “ Rück·
Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren
abe zu dem Anleiheschein der Stadt Samter, Buchstabe.. tr. .. über .. Mark Reichswährung zu vier Prozent Zinsen die .. te Reihe Zinsscheine für die fünf Jahre vom .. ten. “ bis .. ten 18 bei der Kämmereikasse zu Samter und bei den mit der Zinsenzahlung betrauten Stellen in Berlin und Posen, sofern dagegen Seitens des als solcher legitimirten Inhabers des Anleihescheins kein Widerspruch erhoben ist.
Saäamter, den.
) 1 Der Magistrat. Anmerkung: Die Namenzunterschriften der Magistratsmitglieder
können mit Leitern oder mit Faesimilestempeln gedruckt werden,
doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namensunter⸗ schrift eines Kontrolbeamten versehen werden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der Regierungs⸗ und Schulrath Dr. Braxator ist der
Königlichen Regierung zu Posen überwiesen worden.
Im Anschluß an die Bekanntmachung vom 21. April d. J. wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die für die wissenschaftliche Staatsprüfung der Kandidaten des geistlichen Amts eingerichtete Prüfungskommission II. in Breslau, welche die Staatsprüfung ohne Verbindung mit der theolo⸗ gischen Prüfung abnimmt, für die Zeit bis zum 1. April 1884 zusammengesetzt ist aus:
dem Königlichen Provinzial⸗Schulrath Tschackert, zugleich Vorsitzenden der Kommission,
dem Gymnasial⸗Direktor Dr. Oberdick, und
dem Professor Dr. Weinhold⸗
Die weiter erforderliche Bekanntmachung wird in den öffentlichen Blättern der Provinz Schlesien Seitens des Vor⸗ sitzenden der Kommission erfolgen.
Berlin, den 23. Juni 1883.
85. Plenarsitzung des Hauses der Abgeordneten am Mittwoch, den 27. Juni 1883, Vormittags 11 Uhr. Tagesordnung:
Erste Berathung des Antrages der Abgg. Dr. Straßmann und Zelle auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung der Städteordnung für die sechs östlichen Pro⸗ vinzen der preußischen Monarchie vom 30. Mai 1853. — Siebenter Bericht der Kommission für die Wahlprüfungen. — Achter Bericht der Kommission für die Wahlprüfungen. — Neunter Bericht der Kommission für die Wahlprüsungen. — Dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Schulversäumnisse.
Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.
Auf Grund von §. 28 des Gesetzes gegen die gemein⸗ gefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Ok⸗ tober 1878 wird mit Genehmigung des Bundesraths für die Dauer eines Jahres 81. was folgt:
Personen, von denen eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu besorgen ist, kann der Aufenthalt in der Stadt Leipzig und in dem Bezirke der Amtshaupt⸗ mannschaft Leipzig von der Landespolizeibehörde untersagt werden. ““
Vorstehende Anordnung tritt mit dem 29. in Kraft.
Dresden, den 22. Juni 1883.
Königlich sächsisches Gesammt⸗Ministerium. von Fabrice. von Nostitz⸗Wallwitz. von Gerber. von Abeken. von Könneritz.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 26. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Ems, heute Vormittag nach der Kur und Promenade die Vorträge des Hofmarschalls Grafen Perponcher und des Chefs des Militärkabinets, General⸗Lieutenants von Albedyll, entgegen.
An dem gestrigen Diner bei Sr. Majestät nahmen Theil: Ihre Majestät die Königin von Rumänien, der Fürst und die Fürstin von Wied, Prinz Nicolaus von Nassau, der Fürst und die Fürstin Solms⸗Braunfels, der rumänische Gesandte Liteano sowie einige Personen aus dem Gefolge der Fürst⸗ lichen Gäste.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen sowie der Ausschuß für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.
— Die im Reichs⸗Eisenbahn⸗Amte auf⸗ gestellte, in Nr. 146 des „Reichs⸗Anzeigers“ veröffent⸗ lichte Uebersicht der Betriebs⸗Ergebnisse deut⸗ scher Eisenbahnen für den Monat Mai d. J. ergiebt für die 50 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monate des Vorjahres im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende Daten:
Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Mai d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch er⸗ mittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 29 781,73 km Betriebslänge) bei 40 Bahnen mit zusammen 27 373,89 km höher und bei 10 Bahnen mit zusammen 2407,84 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 38 Bahnen mit zusammen 27 200,03 km höher und bei 12 Bahnen mit zusammen 2581,70 km (darunter 4 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 29 781,73 km Betriebslänge) bei 44 Bahnen mit zusammen 28 558,00 km höher und bei 6 Bahnen mit zusammen 1223,73 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 41 Bahnen mit zusammen 27 541,66 km höher und bei 9 Bahnen mit zusammen 2240,07 km (darunter 6 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Monate des Vorjahres.
Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Ja⸗ nuar bis Ende Mai d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau⸗ fenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: im Ganzen (mit 29 781,73 km Betriebslänge) bei 41. Bahnen mit zusammen 26 826,63 km höher und bei 9 Bahnen mit zusammen 2955,10 km geringer, als in dem⸗ selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo⸗
meter Betriebslänge bei 38 Bahnen mit zusammen 26 196,05 km höher und bei 12 Bahnen mit zusammen 3585,68 km (darunter 5 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse mit den im Vorjahre ermittelten provisorischen Angaben: im Ganzen (mit 29 781,73 km Be⸗ triebslänge) bei 45 Bahnen mit zusammen 28 713,28 km höher und bei 5 Bahnen mit zusammen 1068,45 km ge⸗ ringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 41 Bahnen mit zusam⸗ men 27 952,27 km höher und bei 9 Bahnen mit zusammen 1829,46 km (darunter 3 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres.
Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rech⸗ nung verwalteten Bahnen, betrug Ende Mai d. J. das ge⸗ sammte konzessionirte Anlagekapital 531 535 600 ℳ (156 957 900 ℳ Stammaktien, 44 595 000 ℳ Prioritäts⸗Stamm⸗ aktien und 329 982 700 ℳ Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 2409,22 km, so daß auf je 1 km 220 626 ℳ entfallen.
Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende Mai d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1 052 796 843 ℳ (410 294 850 ℳ Stammaktien, 157 056 900 ℳ Prioritäts⸗ Stammaktien und 485 445 093 ℳ Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi⸗ tal bestimmt ist, 5667,22 km, so daß auf je 1 km 185 770 ℳ entfallen.
— An Stelle der zum 1. Juli d. J. in das Kollegium
der Königlichen Generalkommission zu Merseburg versetzten
bisherigen Spezialkommissarien, Regierungs⸗ und Landes⸗ ökonomie⸗Rath Becher zu Cassel und Regierungs⸗Assessor Reichau zu Wetzlar, sind, und zwar an Stelle des ꝛc. Becher der Regierungs⸗Assessor Dr. Lantzius⸗Beninga als Spezialkommissarius in Cassel und an Stelle des ꝛc. Reichau der Gerichtsassessor Boedeker als Spezialkommissarius i Wetzlac bestellt. Die von demselben Zeitpunkte ab in Homberg (Regierungsbezirk Cassel) neu errichtete Spezialkommission ist dem Regierungs⸗Assessor Joens übertragen.
— Für die Erfüllung der durch das Reichs⸗Stempel⸗ gesetz vom 1. Juli 1881 vorgeschriebenen Stempelpflicht bei Schlußnoten und Rechnungen sind nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 2. Mai d. F., nicht der Prokurist oder Handlungsgehülfe, welcher die Note oder Rechnung mit der von ihm vertretenen Geschäfts⸗ firma unterzeichnet hat, sondern der Inhaber resp. die Inhaber der G von welcher das Schriftstück ausging, strafrechtlich haftbar. 1
— Der General⸗Lieutenant von Voigts⸗Rhetz, Gene⸗ ral⸗Inspecteur der Artillerie, ist zur Besichtigung einiger Feld⸗ 1““ sowie Fuß⸗Artillerie⸗Regimenter von hier abgereist.
— S. M. Kanonenboot „Cyclop“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant Kapitän⸗Lieutenant Kelch, ist am 25. Juni cr. in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigte am 26. dess. Mts. die Heimreise fortzusetzen. 8
Sonnenburg, 25. Juni. (W. T. B.) Bei Sr. König⸗ Lichen Hoheit dem Prinzen Albrecht fand heute ein Diner statt, zu welchem die hier anwesenden Commendatoren mit dem Ordenskanzler, Grafen Stolberg⸗Wernigerode, ge⸗ laden waren. Abends besuchte der Prinz das IJohanniter⸗ Krankenhaus.
— 26. Juni. (W. T. B.) Se. Kaiser liche und König⸗ lche Hoheit der Kronprinz und Se. Königliche Hoheit der Herzog von Edinburg sind um 10 Uhr hier eingetroffen. In Küstrin waren der Festungskommandant, die Generalität, die Stabsoffiziere, der Kriegerverein und die Spitzen der Civilbehörden zur Begrüßung auf dem Bahnhofe anwesend. Durch die festlich geschmückten Straßen Küstrins fuhren die Hohen Herrschaften dann in offenen Equipagen zu⸗ nächst zur Fürstengruft in der Garnisonkirche und von dort nach Sonnenburg.
Bei der Ankunft im Sonnenburger Schlosse wurden Höchstdieselben von Sr. Königlichen Hoheit dem Prin⸗ zen Albrecht, dem Grafen Stolberg und dem Ober⸗Cere⸗ monienmeister Grafen Eulenburg empfangen. Vor dem Schulhause fand eine feierliche Begrüßung Seitens der städti⸗ schen Behörden, des Kriegervereins, der Schützengilde und der Schulen statt. 1
Unter dem Geläut der Kirchenglocken und den Klängen des Hohenfriedberger Marsches bewegte sich um 11 Uhr der feierliche Zug der Johanniter vom Schlosse nach der Kirche. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz mit dem Ober⸗ Ceremonienmeister Grafen Eulenburg eröffnete den Zug; dann folgten nach einem Zeitraum von 10 Minuten Prinz Albrecht, der Herzog von Edinburg und 80 Ritter. Der Ordenshaupt⸗ mann, General der Infanterie von Tresckow, trug das Schwert.
Neuwied, 25. Juni. (W. T. B.) Ihre Majestät die Königin von Rumänien, sowie der Fürst und die Fürstin zu Wied sind heute Nachmittag zum Besuch Sr. Majestät des Kaisers nach Ems abgereist und kehren am Abend wieder zurück. 8
Kiel, 25. Juni. (Kl. Ztg.) Das Uebungsgeschwader, bestehend aus den Panzerfregatten „Kaiser“, „Deutschland“, „Kronprinz“, „Friedrich Karl“ und dem Aviso ,Grille“, gin heute früh in See, um die programmmäßigen Uebungen fort⸗ zusetzen. Poststation für das Geschwader ist Cuxharen.
Bayern. Regensburg, 24. Juni. Der „Allg. Ztg.“ wird geschrieben: Die gegenwärtig zu Ehren des Fürsten Maximilian von Thurn und Taxis dahier statt findenden Feierlichkeiten wurden durch die Verleihung des bayerischen Haus⸗Ordens vom heiligen Hubertus mittelst huld⸗
vollen Handschreibens Sr. Majestät an den jungen Fürsten in Zahlreiche Mitglieder des Fürstlichen Hauses, unter ihnen die beiden Schwäger des
glänzender Weise inaugurirt.
Fürsten, Prinz Friedrich von Hohenzollern und der Her
zog Dom Miguel von Braganza, sowie Vertreter der Thurn und Taxisschen Nebenlinien in Böhmen und Bayern,
waren hereits gestern zur Theilnahme an dem Feste hier ein getroffen.
Regiments „Taxis“ verherrlicht.
Auch wird dasselbe durch die Anwesenheit einer aus sieben Offizieren bestehenden, auf ausdrücklichen Befehl des Königs abgeordneten Deputation des 2. Chevaulegers⸗ Abends brachte der hiesige
„
8
Liederkranz mit einigen hundert Sängern in dem prächtig
illuminirten Schloßhofe von St. Emmeram eine Serenade in
höchst gelungener Weise zur Aufführung. Der von mehreren
Vereinen veranstaltete Fackelzug verdient großartig genannt zu werden. Heute empfing der junge Fürst Maximilian von
Thurn und Taxis vor dem feierlichen Gottesdienst in St.
Emmeram die Huldigung seiner Beamten, und nach demselben
nahm er die Glückwünsche der Königlichen Behörden, der Of⸗
ziere sowie des Magistrats zum Antritt der Regierung seines
Se. Majestät der König von Bayern ließ
durch seinen General⸗Adjutanten, Grafen Pappenheim, einen Glückwunsch überbringen.
Württemberg. Stuttgart, 25. Juni. (D. R.⸗P.) In der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag erfolgte die An⸗ unft der Frau Herzogin Vera aus St. Petersburg. Ihre Kaiserliche Hoheit nahm wieder auf dem Landhause der Villa Berg Wohnung. Gestern Nachmittag war ihr zu Ehren Familientafel bei der Königin.
Hessen. Darmstadt, 26. Juni. (W. T. B.) Der Fürst von Bulgarien ist von Jugenheim zu einer drei⸗ wöchigen Badekur nach Gastein abgereist und wird von dort
hne Aufenthalt nach Sofia zurückkehren.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 25. Juni.
(Th. Corr.) Der Geburtstag des Großherzogs ist
gestern in der üblichen Weise in den Lehranstalten und eitens des Militärs gefeiert worden. Bei den Groß⸗ herzoglichen Herrschaften in Dornburg fand ein Diner
statt, zu dem außer den Mitgliedern der Familie nur die obersten Hofstaaten und Dr. Liszt zugezogen waren. —
Am Mittwoch begeben sich der Großherzog und die Groß⸗ herzogin nach der Provinz Posen.
„Lübeck, 23. Juni. (Wes. Ztg.) Bei der heutigen dritten ürgerschaftswahl siegten die sieben Vertreter der vater⸗ ädtischen Vereinsliste mit erdrückender Majorität (580 gegen 40 fortschrittliche Stimmen).
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 23. Juni. Die
m 22. d. ausgegebene Nr. 10 des „Gesetzblatts für Elsaß⸗ Lothringen“ enthält folgende Verordnung, betreffend das höhere Unterrichtswesen:
Auf Grund des §. 4 des Gesetzes, betreffend das Unterrichts⸗
1, vom 12. Februar 1873 (Gesetzbl. S. 37), wird verordnet, as folgt:
Der §. 1 der zur Ausführung des Gesetzes vom 12. Februar 1873, etreffend das Unterrichtswesen, erlassenen Verordnung vom 10. Juli 873 (Gesetzbl. S. 166) erhält folgende Fassung:
8 Zum höheren Unterrichtswesen gehören und stehen unter der Auf⸗ cht und Leitung des Ober⸗Schulraths folgende Schulen nebst den
damit etwa verbundenen Vorschulklassen und Fachklassen:
1) die Gymnasien, Progymnasien, Lateinschulen, 2) die Realschulen. Karlsbad, den 20. Juni 1883.
Der Kaiserliche Statthalter in Elsaß⸗Lothringen. Freiherr von Manteuffel, General⸗Feldmarschall.
Die heute ausgegebene Nummer des „Central⸗ und Be⸗ irksamtsblatts für Elsaß⸗Lothringen“ enthält u. A. das egulativ für die höheren Schulen Elsaß⸗Lothringens, vom
20. Juni 1883.
Oesterreich⸗Uugarn. Laibach, 25. Juni. (W. T. B.) Der Landtag von Krain ist heute eröffnet worden. Der Landespräsident erklärte: die Regierung stehe noch immer auf demselben Standpunkte der Versöhnlichkeit und hoffe, daß der Landtag seine Mission vom gleichen Standpunkt aus erfüllen werde. Der Landtag beschloß, dem Kaiser gelegentlich seiner Anwesenheit bei der bevorstehenden Jubelfeier eine Huldigungsadresse zu überreichen, und wählte sodann den Adreßausschuß. Morgen findet die Wahl des Landesausschusses statt.
Lemberg, 25. Juni. (W. T. B.) In Folge der an⸗ haltenden Regengüsse in Galizien wird aus verschiedenen Orten Ueberschwemmungsgefahr signalisirt.
Großbritannien und Irland. London, 25. Juni. (W. T. B.) Das Oberhaus genehmigte heute in der Spezial⸗ berathung den Gesetzentwurf über die Seefischerei und in dritter Lesung die Bill, betreffend die Dotationen für Lord Alcester und General Wolseley. — Beauchamp erklärte, daß er bei der dretten Berathung der Bill, durch welche die Ehe eines Wittwers mit seiner Schwägerin legalisirt werden soll, die Ablehnung dieser Bill beantragen werde.
Ueber die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Suezkanalgesellschaft wird von unterrichteter Seite mitgetheilt, daß über die Höhe und den Zeitpunkt der Tarif⸗ Reduktion noch kein Einvernehmen erzielt sei, während eine Reihe anderer Punkte bereits geordnet sei.
Die Regierung hat sich bereit erklärt, Vertreter des Transvaalgebiets zwecks einer Revision der Kon⸗ vention mit England zu empfangen. Es wird demgemäß kein .“ zu dem Behuf nach dem Transvaalland ab⸗ gesandt.
Dublin, 25. Juni. (W. T. B.) In Curragh machten gestern Abend bei einem Streit zwischen Sol⸗ daten zweier verschiedener Regimenter beide Parteien von den Gewehren Gebrauch und schossen auf einander. Fünf Soldaten wurden getödtet, mehrere verwundet. Weitere Thätlichkeiten wurden durch das Einschreiten der Offiziere verhindert, welche drohten, auf die Meuterer schießen zu lassen.
Frankreich. Paris, 24. Juni. (Köln. Ztg.) Der Mi⸗ nisterrath beschäftigte sich heute mit dem Gesetzentwurf des Marine⸗Ministers über die Kolonialtruppen. Der Kriegs⸗Minister verlangt die Abschaffung von zehn Com⸗
1
pagnien Marine Infanterie und die Verstärkung der übrig bleibenden Compagnien von 104 auf 120 Mann. Der Effektiv⸗ bestand dieser Waffe, der ungefähr 20 000 Mann beträgt, soll also nicht vermehrt werden, aber die vier jetzt bestehenden Re⸗ gimenter werden in acht Regimenter formirt werden. Was die Rekrutirung anbelangt, so giebt der Minister das bisher bestehende System auf, das darin bestand, daß man die, welche bei der Ziehung die ersten Nummern erlangten, der Marine⸗ Infanterie zutheilte. Diese Waffengattung wird sich in Zu⸗ kunft durch freiwillige Anwerbung und Wiederanwerbung rekrutiren. Eine Prämie von 600 Fr. soll den Soldaten gewährt werden, welche sich auf fünf Jahre in der Land⸗ armee wieder anwerben lassen und ihre Zustimmung geben, die beiden letzten Jahre ihrer Wiederanwerbung in der Marine⸗Infanterie zu dienen. Der Minister schlägt ferner vor, in den Kolonien eine Zulage von 50 C. zu gewähren, Die
Ausführung dieses Planes wird ungefähr 4 ½ Million kosten, sodaß man mit den Kosten für die Herstellung der afrikanischen Armee und des dortigen Reserve⸗Corps jährlich zehn Millionen verausgaben muß, während die Ausführung des Entwurfs des Barons Reille (Deputirter) 40 Millionen jährlich kosten würde. — Ein zweiter ministerieller Gesetzentwurf betrifft die eingeborenen Truppen. Der Marine⸗Minister schlägt die Bildung eines tongkinesischen Regiments vor, welches dem senegalischen Tirailleur⸗Regiment, den anamitischen und den zwei Compagnien indischer Spahis, die schon be⸗ stehen, hinzugefügt werden soll. Diese Corps werden von europäischen Offizieren befehligt werden. Jedes der drei Regi⸗ menter soll vier Bataillone haben, d. h. Frankreich wird zwölf Bataillone eingeborener Truppen haben, anstatt wie bis jetzt fünf, nämlich zwei am Senegal und drei in Cochinchina. Die Marine⸗ und Kolonial⸗Artillerie wird aus zwei Regi⸗ mentern zu 29 Batterien bestehen.
Da die Verträge mit den Eisenbahngesell⸗ schaften in das außerordentliche Budget tief eingreifen, so verlangt der Finanz⸗Minister, daß die Kammern dieselben noch vor Sessionsschluß bestätigen; da aber der Bericht über die Gesammtheit dieser Verträge erst zu Ende der ersten Juli⸗ woche fertig wird, so wird die Session wahrscheinlich über den 14. Juli hinaus dauern. In diesem Falle werden die Generalrathswahlen, die auf den 29. Juli ausgeschrie⸗ ben sind, erst am 5. August stattfinden.
— 25. Juni. (W. T. B.) Der chinesische Gesandte Marquis Tseng wird spätestens am Mittwoch nächster Woche hierher zurückkehren. — Wie der „Agence Havas“ aus Shanghai gemeldet wird, dauern die Unterhandlungen fort und lassen einen günstigen Ausgang erwarten. Die Unterredung des Conseils⸗Präsidenten Ferry mit dem Marquis Tseng habe einen guten Eindruck hervorgerufen. Die Abreise Li⸗Hung⸗Changs nach Pecking sei vorläufig unwahrscheinlich, die Nachrichten über Kriegsvorbereitungen Chinas unbegründet.
Die „Réforme“ veröffentlicht eine Unterredung ihres Redacteurs mit dem Fürsten von Montenegro. In der⸗ selben hätte der Fürst mitgetheilt: die Unruhen in Al⸗ banien seien vorüber und die Beziehungen zwischen Monte⸗ negro und Serbien ausgezeichnete.
Spanien. Madrid, 26. Juni. (W. T. B.) Der Senat hat gestern die Kommission zur Vorberathung des Munizipalgesetzes gewählt. Vier Abtheilungen sandten Gegner und nur drei Abtheilungen Freunde des Gesetzes in die Kommission.
Italien. Neapel, 25. Juni. (W. T. B.) Der Stapellauf der Königlichen YNacht „Savoia“ hat heute Mittag in Anwesenheit des Königs und der Königin sowie der Königlichen Prinzen unter großer Feierlichkeit statt⸗ gefunden. Die Königin von Portugal übernahm die Pathenstelle, der Bischof von Castellamare vollzog die Ein⸗ segnung. Der König hielt nach Schluß der Feier noch eine Revue über das Geschwader ab.
— 26. Juni. (W. T. B.) Nach Abhaltung der Ge⸗ schwaderrevue hat sich die Königliche Familie an Bord des „Esploratore“ wieder hierher zurückbegeben.
Türkei. Konstantinopel, 25. Juni. (W. T. B.) Der ehemalige Gouverneur des Libanon, Rustem Pascha, ist hier eingetroffen.
Amerika. New⸗York, 22 Juni. (Allg. Corr.) Mr. S. L. Phelps ist zum Gesandten der Vereinigten Staaten bei Peru und Mr. Richard Gibbs zum Gesandten bei Boli⸗ via ernannt worden.
— 25. Juni. (W. T. B.) Die Kommission für das Auswan derungswesen hat heute mehrere Beschlüsse ge⸗ faßt, welche dahin gehen, die Landung armer trischer Auswanderer in Amerika zu verhindern. Die Kommission schlägt vor, diejenigen Auswanderer, für welche die englische Regierung die Reisekosten bezahlt hat, wieder zurückzuschicken.
Im Gebiete des unteren Missouri und des Mississippi haben Ueberschwemmungen stattgefunden; weite Flächen befinden sich unter Wasser, und die Ernte ist zum Theil vernichtet.
Afrika. Egypten. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ berichtigt, wie „W. T. B.“ aus London u. d. 25. d. meldet, seine Meldung aus Damiette dahin, daß dort nicht die Cholera, sondern ein gastrisches Fieber aus⸗ gebrochen sei, welches einen typhoiden Charakter trägt.
Zeitungsstimmen.
Die „Staatsbürger⸗Zeitung“ sagt am Schlusse
eines „Der deutsche Schiffbau und das schlechte englische Eisen“ überschriebenen Artikels, in welchem darüber geklagt wird, daß von allen in Deutschland gebauten Schiffen nur ein Zehntel aus deutschem Material hergestellt werde:
. .. Es ist ein unendlich trauriger Gedanke, daß alljährlich so viele Tausende auswandern, weil die Erwerbsverhältnisse bei uns zu Lande noch immer viel zu wünschen übrig lassen. Hundert⸗ tausende verzweifelln an der Zukunft umsomehr als jähr⸗ lich 600 000 Esser zu der ohnehin schon großen Bevölke⸗ rung Deutschlands hinzukommen. Wir haben Ueberschuß an Handarbeitern und an Kopfarbeitern. Der Mensch, die Krone der Schöpfung, wird als ein großes Uebel angesehen. „Wohlthat wird Plage.“ Und weshalb das alles? Weil wir politisch versimpeln, im Parlament über Dinge reden, die oft nicht der Rede werth sind, für die großen Existenzfragen des Volkes aber zu wenig Ver⸗ ständniß offenbaren. Statt unsere Menschenkraft recht auszunutzen durch systematische Austreibung fremder Waaren, durch herzhafte Kolonisation nach außen und mehr noch durch innere Kolonisation, durch Hebung der Fischzucht, des Obstbaues, Kultur des Oedlandes zꝛc, beschäftigten wir durch die Vorliebe für ausländischen Kram auslän⸗ dische Hände und Köpfe, ziehen uns selbst ein Heer von 200 000 bis 300 000 Vagabunden groß, die die Landstraßen unsicher machen — von der Ueberfüllung der Zuchthäuser gar nicht zu reden. Der Reichs⸗ tag lehnt alle weiteren Zollvorlagen ab, unbekümmert um die stets wachsende Noth großer Industrien. Wohin soll das führen?
Soviel steht allerdings fest, daß Fürst Bismarck die wirthschaft⸗ liche Wiedergeburt der Nation sich nicht zu leicht vorgestellt hat. Die Meisten meinten, mit der Annahme des Tarifs von 1879 sei alles schon gethan gewesen. Der Reichskanzler aber bemerkte damals: „Wir stehen am Anfang eines langen und schweren Kampfes.“
Es wäre gut, wenn sich dieser Wahrheit vor allen Dingen die Anhänger der neuen Wirthschaftspolitik bewußt würden; denn die ganze Sozialreform ist abhängig von der vorhergegangenen glücklichen Lösung der großen Wirthschaftsfragen unserer Nation.
Die Bevölkerung der Reichshauptstadt vor Allem sollte diesen Zusammenhang begreifen lernen und mehr als bisher die nationale Arbeit bevorzugen.
— In der „Saar⸗ und Blies⸗Zeitung“ lesen wir:
Der Hr. Abg. von Schorlemer hat bekanntlich behauptet, der Segen der Schutzzölle fließe wohl in die Taschen der Industriellen, komme aber den Arbeitern keineswegs zu Gute. Diese hätten nur die Nachtheile der Zollpolitik in den höheren Preisen der Lebens⸗ mittel zu tragen, weshalb er bereue, für die Kornzölle gestimmt zu haben.
Diese Ausführungen leiden an dem Grundmangel, daß sie mit der Wahrheit nicht übereinstimmen. Es ist durch untrügliche stati⸗ stische Erhebungen erwiesen, daß im Großen und Ganzen die Lebens⸗ mittel seit der Zollerhöhung nicht theurer geworden sind und, wo dies im Einzelnen geschehen, in Eigenthümlichkeiten des Handels, auf welche die Zollgesetzgebung bis jetzt einen Einfluß nicht ausüben konnte, die Ursache der Preissteigerung zu suchen ist. Ferner ist durch die Veröffentlichungen des Centralvereins der Industriellen zur Evi⸗ denz erwiesen, daß die Löhne der in der Industrie beschäftigten Ar⸗ beiter seit 1880 sowohl im Ganzen, als auch im Einzelnen ge⸗ stiegen sind.
Was aber speziell den Theil der Industrie betrifft, welchen Hr. von Schorlemer in erster Linie im Auge hat, den niederrheinisch⸗ westfälischen Berg⸗ und Hüttenbetrieb, so muß allerdings zugegeben werden, daß dort der Arbeiter im allgemeinen nicht die verhältniß⸗ mäßig sichere bökonomische Erxistenz findet, wie beispielsweise hier im Saargebiet. Allein gegenüber der Mehrzahl der dortigen Arbeitgeber ist sicherlich der Vorwurf, den Arbeitern die Früchte der geschützten Arbeit vorzuenthalten, ungerecht. Wenn es an der Ruhr dem Durchschnittsarbeitgeber nicht möglich ist, reichlichere und stabilere Löhne zu geben, so liegt das vor allem an der geringen Kapitalkraft und der großen Zersplitterung des Zechenbesitzes. Dann wirken aber auch dort in erhöhtem Maße die ungeheuren Einbußen der Niedergangszeit nach. Ist es denn für nichts zu achten, daß der Arbeiterstand wieder Verdienst hat und der zunehmenden Arbeitslosigkeit durch den Zolltarif und die geschäft⸗ liche Tüchtigkeit der Industriellen ein Ziel gesetzt ist! ...
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 25. — Inha Zoll⸗ und Steuerwesen: Zollfreie Wiedereinfuhr der auf der land⸗ wirthschaftlichen Thierausstellung in Hamburg ausgestellten Gegen⸗ stände; — Befugnisse von Zoll⸗ und Steuerstellen. — Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs im Etatsjahre 1882/83; — desgl. vom 1. April bis Ende Mai 1883. — Handels⸗ und Gewerbe⸗ wesen: Bekanntmachung, betreffend die ärztliche Prüfung; — desgl. die ärztliche Vorprüfung. — Konsulatwesen: Ermächtigung eines Kon⸗ sulatsbeamten zur Abhörung von Zeugen und Abnahme von Eiden. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Central⸗Blatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 13. — Inhalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung und im Reichsgesetz⸗ blatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. — Allgemeine Verwal⸗ tungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Be⸗ fugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — In Buchstaben zu wieder⸗ holende Schlußsummen der Sollbeträge in den Kostenregistern. — Indirekte Steuern: Gestattung des Veredlungsverkehrs. — Befreiung leerer Petroleumsfässer bei der Ausfuhr von der Anmeldepflicht. — Tarifirung grober Jutegewebe. — Tarifirung wachstuchartiger Stoffe und als Verpackungsmaterial dienender wasserdichter Zeugstoffe. — Zolltarifirung bei Gemengen von Getreidearten. — Befüllung außer Gebrauch befindlicher Gährbottiche mit kaltem Wasser. — Statistik: Summarische Uebersicht der im Jahre 1882 bei der Verwaltung der indirekten Ste angestellten Militärpersonen Personal- nachrichten.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 24. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 41,4, in Breslau 35,5, in Königsberg 30,1, in Cöln 42,0, in Frankfurt a. M. 18,8, in Hannover 21,8, in Cassel 24,9, in Magdeburg 34,5, in Stettin 20,1, in Altona 27,7, in Straßburg 30,1, in Metz 12,4, in München 32,5, in Nürnberg 26,2, in Augsburg 24,6, in Dres⸗ den 28,5, in Leipzig 17,2, in Stuttgart 16,7, in Braunschweig 20,2, in Karlsruhe 23,0, in Hamburg 26,7, in Lübeck —, in Wien 29,8, in Budapest 27,9, in Prag 43,1, in Triest —, in Krakau 33,9, in Basel 16,7, in Brüssel 30,9, in Paris 25,1, in Amsterdam 26,4, in London 16,9, in Glasgow 30,6, in Liverpool 23,5, in Dublin 23,4, in Edinburg 16,7, in Kopenhagen 23,8, in Stockholm 26,7, in Chri⸗ stiania 16,2, in St. Petersburg 33,4, in Warschau 32,5, in Odessa 42,0, in Rom 38,1, in Turin —, in Bukarest 14,8, in Madrid —, in Alexandrien (Egypten) 37,5. — In der Zeit vom 20. bis 26. Mai cr.: in New⸗York 27,7, in Philadelphia 23,0, in Chicago 24,6, in St. Louis —, in Cincinnati 20,2, in San Franzisk 21,5, in Kalkutta 36,1, in Bombay 27,1, in Madras 34,0.
Beim Beginn und in der ersten Hälfte der Berichtswoche herrschten an den deutschen Beobachtungsorten westliche, zwischen Nord⸗ und Südwest umlaufende Windrichtungen, die in Breslau um die Mitte der Woche nach Nord und Ost, an den süddeutschen Sta⸗ tionen am 14., an den anderen Stationen mit Ausnahme Bremens, wo Südwestwind vorwiegend wurde, am 15. nach Ost⸗ und Südost gingen, am Schluß der Woche jedoch ziemlich allgemein nach Süd⸗ west, in Berlin nach Nordwest zurückdrehten. — Die Temperatur der Luft lagen den süddeutschen Stationen unter, in Breslau über der rvormalen; an den übrigen Beobachtungsorten entsprach sie dem viel⸗ jährigen Monatsmittel. — Niederschläge erfolgten nicht selten nach Entladung von Gewittern, fielen aber nur in den süddeutschen Sta⸗ tionen in ergiebigerem Maße. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft nahm bis zum 14. stetig zu, sank dann allgemein, zeigte jedoch zu Ende der Woche wieder Neigung zum Steigen.
Die Sterblichkeit hat in der Berichtswoche in den größeren Städten Europas meist abgenommen, nur in einigen wenigen Städten, wie in Cöln, Berlin u. g., war dieselbe, hervorgerufen durch die be⸗ deutend gesteigerte Sterblichkeit des Säuglingsalters, eine erhöhte. — Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 28,0 von 28,3 der Vorwoche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). — Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war, obwohl in den meisten Städtegruppen eine geringere, nur in einigen Orten (wie Berlin, München, Cöln) eine rrößere als in der Vorwoche, in Folge dessen im Allgemeinen etwas öher. Von 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in deut⸗ schen Städten 109 Säuglinge, in Berlin 198, in München 160.
Unter den Todesursachen haben besonders in deutschen Städter Darmkartarrhe und Brechdurchfälle der Kinder eine bedeutende Steige⸗ rung erfahren. Vor allen anderen Orten ist es Berlin, wo deren Zahl eine sehr erhebliche geworden und die Zahl der Todesfälle auf 232 gestiegen ist; aber auch in Königsberg, Danzig, Breslau, München, Nürnberg, Apolda, Dessau, Cöln, Düsseldorf, Frank⸗ furt a M., St. Petersburg, Wien, Paris, Prag u. a. ist die Zahl der durch diese Krankheitsformen hervorgerufenen Todesfälle eine größere geworden. Ruhrerkrankungen zeigen sich dagegen bis jetzt nur in geringer Zahl. — Von den Infektionskrankheiten traten Masern, besonders in Berlin (80 Todesfälle in der Berichtswoche), ferner in München, Altenburg, Prag, Genf, Brüssel, Paris, London, Glasgow, Liverpool, Rom häufig als Todesveranlassung auf; auch Diphtherie führte in Rostock, Greifswald, Breslau, Dresden, Leipzig Berlin, Paris, St. Petersburg häufig zum Tode. — Erkrankungen an Masern und Diphtherie haben vielfach abgenommen, nur in den Regierungsbezirken Hildesheim und Schleswig waren in ersterem Erkrankungen an Masern, in letzterem an Diphtherie noch sehr zahl⸗ reich. — Das Scharlachfieber rief in Weißenfels, Berlin, Hamburg mehr Todesfälle hervor. In Hamburg, Hannover, Berlin, Rem⸗- scheid, Wien waren Sterbefälle an Keuchhusten gesteigert. —
1
111u.—