1883 / 157 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Jul 1883 18:00:01 GMT) scan diff

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Abgereist: der geistliche Vize⸗Präsident des Evan⸗

gelischen Ober⸗Kirchenraths, Wirkliche Ober⸗Konsistorial⸗

Rath D. Brückner nach Wiesbaden.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee. 1

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Ems, 28. Juni. Graf v. Luxburg, v. Müller, Sec. Lts. à la suite des Ulan. Regts. Nr. 15, deren Kommandos zur Dienstleistung bei dem Auswärtigen Amt noch auf ein Jahr verlängert. 2. Juli. v. Poncet, Mazjor und etats⸗ mäßiger Stabsoffizier vom Hus. Regt. Nr. 3, mit der Führung des Hus. Regts. Nr. 10, unter Stellung à la suite desselben, beauftragt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Ems, 29. Juni. v. Hymmen, Gen. Major z. D., zulett Commandeur der 6. Kav. Brig., der Charakter als Gen. Lt. verliehen. 30. Juni. v. Linsingen, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 3, mit Pension der Abschied bewilligt.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. Juli. Se. Majestät der Kaiser haben, wie „W. T. B.“ aus Ems meldet, gestern die Brunnenkur beendet und sind Nachmittags 4 Uhr in bestem Wohlsein mit Gefolge nach Coblenz abgereist. Zur Verabschiedung waren u. A. der Prinz Alexander von Olden⸗ burg nebst Gemahlin undder Regierungs⸗Präsident von Wurmb auf dem Bahnhofe anwesend. Die zahlreich versammelte Be⸗

völkerung begrüßte den Kaiser mit lebhaften Hochrufen, auf

welche Se. Majestät von dem Fenster des Waggon aus auf das Huldvollste dankten.

Coblenz sind Se. Majestät Nachmittags 4 ½ Uhr ein⸗ getroffen und auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Be⸗ hörden und Vertretern der Geistlichkeit empfangen worden. Die zahlreich am Bahnhof versammelte Bevölkerung begrüßte Se. Majestät mit lebhaften Hochrufen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz besichtigte gestern früöh um 6 ½ Uhr das Land⸗ wehr⸗Uebungsbataillon des 1. Garde⸗Regiments auf dem Born⸗ stedter Felde.

Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm von Preußen ist am 7. Juli cr., Morgens 6 Uhr, von einem Prinzen glücklich entbunden worden.

Für diejenigen Personen, welche Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm von Preußen aus Anlaß dieses Freig⸗ nisses ihre Glückwünsche darzubringen wünschen, liegen im Königlichen Schloß zu Berlin, Wartesalon Portal IV., sowie im Königlichen Stadtschloß zu Potsdam Meldebogen aus.

Nach dem Beschluß des Bundesraths vom 25. No⸗

vember v. J. ist mit dem 9. Juni d. J. dasjenige unbebaute Terrain bei Cuxhaven, welches im Osten des Ritzebütteler Schleusenpriels zwischen diesem Priel und der bisherigen Zollgrenze sich befindet, dem deutschen Zollgebiet an⸗ geschlossen. Die Zollgrenze im Amte Ritzebüttel wird zur Zeit an der Seeseite von der preußischen Grenze bis zur Kugelbaak durch die Uferlinie des Außendeichs, bezw. durch die Uferwerke, und demnächst an der Elbseite von der Kugelbaak an durch die dortigen Uferwerke gebildet. An dem Punkte, wo diese Ufer⸗ werke bei Cuxhaven den dortigen Hafenschutzdeich berühren, überschreitet die Zollgrenze diesen Deich und läuft am Fuße der Außendo sirung desselben und sodann weiter am Fuß der Außendossirung des westlichen Obdeichs bis in die Nähe der Ritzebütteler Schleuse, wo sie sich bis an die dortigen Vorsetzen und längs derselben nach dem östlichen Ufer des Ritzebütteler Schleusenpriels hinüberzieht, solgt diesem Ufer bis zur süd⸗ westlichen Spitze der die Eggerssche Werft, Nr. 898 der Cux⸗ havener Vermessung, nach dem Bahnkörper hin abgrenzenden Einfriedigung, und dieser letzteren bis zu ihrem nordöst⸗ lichen Endpunkte, überschreitet von hier den Bahnkörper und die an demselben hinführende Fahrstraße ist östlicher Ri htung nach der südwestlichen Ecke der die Anker⸗ und Kettennieder⸗ lage des Segelmachers Rieckmers abgrenzenden Einfriedigung, d. i. der Südgrenze von Nr. 899 der Cuxhavener Vermessung, und folgt dieser letzteren bis zu dem östlichen Hafenschutzdeich, welchen sie nach dem sich daran schließenden Deichstummel überschreitet. Von dem Treffpunkte des östlichen Hafenschutz⸗ deichs und des Deichstummels zieht sich die Grenzlinie am Fuße der Außendossirung des Deichstummels und in der Ver⸗ längerung desselben nach dem westlichen Schutzdeich des Hasen⸗ lochs und längs dieses Deichs bis zum Quarantänehafen, welchen sie nach der auf dem Schutzhöft befindlichen Grenztafel hin durchschneidet.

Die Abfertigung der Güter, welche der Hamburg⸗Cux⸗ havener Eisenbahn vom Auslande im Schiffsverkehr zur Weiterbeförderung zugehen, wird bei der am alten Hafen zu Cuxhaven errichteten Abfertigungsstelle des Nebenzollamtes I. daselbst, unter Beschrankung der Zollerhebung auf den Passagierverkehr vorgenommen, und sind zu diesem Zwecke der genannten Abfertigungsstelle für die dort ein⸗, durch⸗ und ausgehenden Waaren die Befugnisse nach Maßgabe der §8§. 69 und 70 des Vereinszollgesetzes beigelegt worden.

Nachdem in Folge der Allerhöchsten Ordre vom 9. April d. Js. die Ernennung der Aspiranten des Forstverwaltungs⸗ dienstes, welche das erste forstliche Examen absolvirt haben, zu „Forst⸗Referendaren“, und derjenigen Aspiranten des Forstverwaltungsdienstes, welche das zweite forstliche Examen bestanden haben, zu „Forst⸗Assessoren“ Seitens des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten durch Verfügung vom 20. April d. Js. stattgefunden, hat letzterer die Regierungen in einer Cirkularverfügung vom 16. v. M. ermächtigt, vom 20. April d. Js. ab, bei Dienstreisen den Forst⸗Assessoren die Tagegelder⸗ und Reisekosten⸗Sätze der im §. 1 des Gesetzes vom 15. April 1876 ad IV. genannten Beamten, und den Forst⸗Referendaren die Tagegelder⸗ und Reisekosten⸗Sätze der ebendaselbst unter V. genannten Beamten zu gewähren. Die hiernach zulässigen Tagegelder⸗ Sätze von 12 für Forst⸗Assessoren und 9 für Forst⸗

Referendare finden aber nur Anwendung auf diejenigen Tage, an denen eine Dienstreise ausgeführt ist und für welche liquidiren sind. Für die

also auch Reisekosten zu

sonstigen Tage kommissarischer Beschäftigung sind, nach wie vor, nur diejenigen Sätze zu vergüten, welche für jeden Forst⸗Assessor oder Forst⸗Referendar von dem Minister für Land⸗ wirthschaft, Domänen und Forsten bestimmt worden sind. Auch im Uebrigen, namentlich rücksichtlich derjenigen Forst⸗ Assessoren, welche als Reviersörster definitiv oder interimistisch angestellt sind, und rücksichtlich der bei den Regierungen und bei der Finanz⸗Direktion zu Hannover als Hülfsarbeiter be⸗ schäftigten Forst⸗Assessoren, Falls diesen eine längere auswärtige Beschäftigung übertragen wird, verbleibt es bei den Bestim⸗ mungen der Finanz⸗Ministerial⸗Verfügung vom 12. Mai 1873. Die Beschäftigung eines Forst⸗Assessors gegen fixirte diätarische Remuneration, sei es in der Stellung eines Hülfsarbeiters bei den Provinzialbehörden oder in irgend einer anderen Dienststellung, ist als eine dauernde im Sinne des 8§. 3 des Gesetzes vom 24. Februar 1877, betreffend die Umzugskosten der Staatsbeamten, nicht anzusehen.

Die im vergangenen Jahre nach dem Pasteurschen Verfahren ausgeführte Impfung des Rindvieh⸗ und Schafviehbestandes der Domäne Packisch zum Schutze gegen Milzbrand brachte keine Entscheidung über den Nutzen der Impsung, da in Folge der vorwaltend naßkalten Witterung im Sommer Milzbrand auch bei nicht geimpften Thieren nur verhältnißmäßig selten vorkam. Immerhin war der Pächter der Domäne, Amtsrath Lücke, von dem Erfolge der Impfung so befriedigt, daß er dieselbe in diesem Jahre zu wiederholen wünschte. Auf Anordnung des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten wurde der vierte Theil der Schafe von der Impfung ausgeschlossen, um zu erproben, ob von diesen Thieren im Laufe des Jahres ver⸗ hältnißmäßig mehr an Milzbrand fallen, als von den geimpften. Es wurden im Mai d. Is. vorschriftsmäßig zweimal geimpft: 82 Stück Rindvieh, 176 Mutterschafe und 147 Lämmer. Ungeimpft blieben 50 Mutterschafe und 56 Lämmer. Zu letzteren gehören 10 Lämmer, deren Mütter geimpft wurden. In Folge der ersten Impfung fiel 1 Schaf, in Folge der zweiten Impfung fielen 3 Schafe an Milzbrand. Diese 4 Schafe gehörten zu denen, welche im vorigen Jahre nicht geimpft waren, um als Kontrolthiere zu dienen. Alle⸗ übrigen Schafe, sämmtliche Lämmer und die Rinder erkrankten in Folge der Impfung nicht auffallend. Bei den 10 nicht geimpften Lämmern, welche unter ihren geimpften Müttern sogen, hatte der Genuß der Milch keine wahrnehmbaren nach⸗ theiligen Folgen.

Stettin, 6. Juli. (Osts. Ztg.) Die chinesische Kriegskorvette „Ting⸗Yuen“ wird den Hafen von Swinemünde vorläufig nicht verlassen. In Folge einer von der chinesischen Gesandtschaft in Berlin hier einge⸗ troffenen Depesche wird die für die Besatzung des „Ting⸗ Yuen“ angemusterte Mannschaft heute Nachmittag wieder ab⸗ gemustert; ein Theil des Proviants soll in Auktion zum Ver⸗ kauf gestellt werden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 6. Juli. (W. T. B.) Die Aerzte hatten in einer Konsultation gestern Abend fest⸗ gestellt, daß sich der Zustand des Grafen Chambord merklich verbessert und die Symptome der Dyspepsie vermindert haben. Während der verflossenen Nacht waren wieder Erbrechungen eingetreten, heute früh war der Zustand des Grafen jedoch ruhig.

Graf Chambord hat den Grafen von Paris und die Herzöge von Nemours und Alencon eingeladen, morgen nach Frohsdorf zu kommen.

Schweiz. Bern, 6. Juli. (W. T. B.) Das Mitglied des Nationalrathes Schieß, von 1847 bis 1881 Kanzler

der Eidgenossenschaft, ist heute früh in Folge eines Schlag⸗

anfalls gestorben.

7. Juli. (W. T. B.) Nachdem der Nationalrath mit 76 gegen 38 Stimmen bei der Ausfstellung eines General⸗ zolltarifs beharrt hat, hat auch der Ständerath mit 20 gegen 15 Stimmen beigestinmt.

Belgien. Brüssel, 6. Juli. (W. T. B.) Die Re⸗ präsentantenkammer hat mit 113 gegen 11 Stimmen beschlossen, auf den von sechs Brüsseler Deputirten gestellten Antrag auf eine Revision der Verfassung nicht ein⸗ zugehen. Sechs Deputirte hatten sich der Abstimmung ent⸗ halten.

Großbritüunnien und Irland. London, 4. Juli. (Allg. Corr.) Beide Häuser des Kirchenparlaments traten gestern in Westminster zur Erledigung der laufenden Geschäste zusammen. Im Unterhause fand unter dem Vorsitze des Dechanten von Worcester eine mehrstündige Debatte über die jüngst in der Pairskammer zum Falle gebrachte Bill zur Legalisirung der Ehe eines Mannes mit der Schwester seiner ver⸗ storbenen Frau statt. Es gelangte ein von dem Erz⸗ diakonus von Taunton, Dr. Denison, gestellter Antrag zur Annahme, welcher alle Seelsorger der Staatskirche anweist, im Hinblick auf die in Aussicht stehende Erneuerung der Agi⸗ tation zu Gunsten der Schwägerehe ab und zu in ihren Pre⸗ digten hervorzuheben, daß die Ehe eines Mannes mit seiner Schwägerin von der Kirche Christi von Anfang ab verboten wurde, da sie gegen das Wort Gottes verstoße.

Der „Times“ wird aus Calcutta unterm 3. d. ge⸗ meldet: Die hier eingegangenen chinesischen und Saigoner Zeitungen enthalten weitere Einzelheiten über die Zustände in Tongking. Verstärkungen von Saigon sind jetzt ange⸗ kommen und einer ungesähren Schätzung nach zählt die fran⸗ zösische Streitmacht in Tongking etwa 3000 Mann. Bisher war die Streitmacht zu klein gewesen, um den Feind daran zu verhindern, eine Stellung in der Stadt Hanoi einzu⸗ nehmen und die Verbindung zwischen dem französischen Con⸗ cesion und der Citadelle abzuschneiden. Jetzt ist die Stadt vom Feinde gesäubert worden. Die Einwohner sind ebenfalls weggeschickt und die Häuser niedergebrannt. Die europäischen Einwohner wurden nach Haiphong gesandt, welcher Platz durch die Kriegsschiffe hinreichend geschützt ist. Da die Lage von Namdiah einige Besorgnisse einflößt, ist die Garnison dieses Platzes verstärkt worden. Die „schwarzen Flaggen“ sollen 7—8000 Mann stark und mit Hinterladern bewaffnet sein. Die „gelben Flaggen“ sind zahlreicher, aber weniger feindselig. Die Anamiten haben mit diesen Banden gemeinsame Sache gemacht und können den⸗ selben einigen Beistand leisten. Der Feind ist in Sontay und Bacniub stark koͤnzentrirt und die französischen An⸗ siedler glauben, daß diese Orte angegriffen und genommen werden würden, ehe Verstärkungen aus Frankreich ankommen.

Es heißt, daß der Kopf des Kommandanten Rivière vom Rumpfe getrennt und als Kriegstrophäe auf eine Bambus⸗ stange gesteckt wurde. Riviere soll lebend, aber schwerver⸗ wundet in die Gewalt des Feindes gefallen sein und ehe er seinen Geist aufgab, den zweiten Führer der Bande erschossen haben. Es kursirt ein Gerücht, daß der Plan des Ausfalles am 19. Mai dem Chef der schwarzen Flaggen durch zwei chinesische Burschen, welche eine Unterhaltung darüber gehört hatten und in nämlicher Nacht aus dem französischen Lager verschwanden, verrathen worden sei.

In Staffordshire ist ein Strike der Eisenwerks⸗ arbeiter und Bergleute ausgebrochen. Die Ursache ist eine Reduktion der Arbeitslöhne in den Hüttenwerken. Die „Allg. Corr.“ berichtet darüber unter dem 5. d. M.: Der Strike in Staffordshire nimmt gewaltige Dimensionen an und die Stimmung der Arbeiter ist eine sehr bedenkliche. Gestern Abend kam es in Topphill zu argen Exzessen und drei Hüttenwerke wurden von dem Pöbel theilweise de⸗ molirt. Man beziffert die Zahl der strikenden Arbeiter auf 25 000 und befürchtet, daß die Arbeit in den sämmtlichen Berg⸗ und Hüttenwerken des industriereichen Distrikts ein⸗ gestellt werden wird.

6. Juli. (W. T. B.) Unterhaus. Der Premier Glad⸗ stone theilte mit, daß Charles Lesseps in London einge⸗ troffen sei und Ferdinand Lesseps in Kurzem hier erwartet werde. Beide folgten emer Einladung der englischen Regierung, da

ein persönlicher Meinungsaustausch in Betreff des Baues⸗

eines zweiten Suezkanals wünschenswerth sei. Die Grund⸗ lagen eines Arrangements seien bereits vereinbart und sen zu hoffen, daß dieselben zu einem befriedigenden Abkommen führen werden. Vor dem Abschluß eines solchen werde aber das Parlament davon verständigt werden. Der Unter⸗ Staatssekretär, Lord Fitzmaurice, erklärte, der Regierung sei keine Mittheilung davon zugegangen, daß Frankreich von den Neuen Hebriden Besitz ergriffen habe. Ferner erklärte der Unter⸗Staatssekretär, daß in der englischen Okkupations⸗ armee in Egyten noch kein Cholerafall vorgekommen sei und die entgegenstehenden Nachrichten unbegründet seien. Im weiteren Verlaufe der Sitzung verwarf das Haus mit 130 gegen 114 Stimmen den Antrag Masons, das parla⸗ mentarische Wahlrecht auf die Frauen auszudehnen, welche bereits das munizipale Wahlrecht ausüben.

7. Juli. (W. T. B.) Der erste Sekretär der eng⸗ lischen Botschaft in Paris, Plunkett, ist zum Gesandten in Neddo ernannt, an dessen Stelle wird der Botschaftssekretär in Berlin, Walsham, nach Paris versetzt.

Melbourne, 3. Juli. Das Parlament von Victoria wurde heute durch den Gouverneur, den Marquis von Normanby eröffnet. Derselbe verwies in seiner Rede auf die Einmüthigkeit, mit welcher von allen Regierungen die Nothwendigkeit der Annexion der zum australischen Kontinente gehbrigen Inseln und Neu⸗Guineas erkannt und bei der Königlichen Regierung befürwortet worden sei. Die Frage einer Konföderation aller australischen Staaten errege das In⸗ teresse Aller, die um das Wohlergehen der Kolonie besorgt sind und er beabsichtige, die nothwendigen Schritte einzuleiten, die zur Verwirklichung dieser Idee zu führen geeignet scheinen. Der Gouverneur beglückwünschte schließlich das Parlament zu der blühenden Lage der Kolonie und kündigte eine Reihe von Vorlagen an, welche sich auf den Betrieb der Staatsbahnen, auf die Frage der Bewässerungsanlagen, die Staatsländereien ꝛc. beziehen.

Frankreich. Paris, 5. Juli. (Köln. Ztg.) Der Transportdampfer „Saone“ ist heute mit Kriegsbedarf und 135 Passagieren nach Tongking“ abgegangen.

Im heutigen Ministerrath, bei dem Ferry den Vorsitz führte, wurde beschlossen, die Kammer zu bitten, daß sie An⸗ gesichts der Nothwendigkeit, die Verträge mit den Eisenbahnen

[Dald zu genehmigen, die Eröffnung der Generalräthe,

die gesetzlich am 3. September stattfinden soll, für dieses Jahr ausnahmsweise verschieben möge. Der Kammer würde es dadurch ermöglicht werden, die Verträge mit den Eisenbahn⸗ gesellschaften rechtzeitig zu genehmigen.

Aus Marseille wird gemeldet, daß 350 italienische Arbeiter, die in den verschiedenen Oelfabriken angestellt sind einen Strike begonnen und gegen Mittag versucht hätzen, 500 andere Arbeiter mit sich fortzureißen. Die Polizei hat daraufhin 15 Leute verhaftet. Die Strikenden versuchten des weitern, die Oelfabrik Gounelle zu überfallen, wurden aber von deren Beamten erfolgreich zurückgewiesen. Es sind ausgedehnte Vorsichtsmaßregeln getroffen worden.

Der Transportdampfer Annamite, welcher Ver⸗ stärkungen für Tongking bringt, ist am 2. ds. in Saigon eingetroffen. Die Truppen werden sofort nach Tongking ein⸗

geschifft werden und man glaubt, daß General Bouet, der Befehlshaber des Expeditionscorps, gleich nach ihrem Ein⸗

treffen die Offensive ergreifen werde.

J. Juli. (W. T. B.) Nach Nachrichten aus Frohsdor

ist der Zustand des Grafen von Chambord unrveränder

das Gefühl der Schmwäche dauert fort. Es heißt, daß de

Herzog von Aumale vom Kriegs⸗Minister die Erlaubniß er⸗

halten hätte, nach Wien zu gehen.

Türkei. Konstantinopel, 6. Juli. (W. T. B.) Wie

aus Beirut gemeldet wird, sind daselbst 900 egyptisch Flüchtlinge angelangt, ein Erkrankungs⸗ oder Todesfall in

Folge von Cholera war unter denselben während der Reise

nicht vorgekommen.

J. Juli. (W. T. B.) Die Pforte hat eine Note an den hiesigen österreichischen Botschafter, von Calice, gerichtet, worin sie um Abänderxungen des österreichisch⸗türkischen

Handelsvertrages ersucht.

Rußland und Polen. (Engl. Corr.) Aus St Petersburg wird der Londoner „Allgemeinen Correspondenz“

vom 30. Juni geschrieben: „Die Brände in St. Petersburg mehren sich in fürchterlicher Weise. Täglich finden drei oder vier Feuersbrünste statt, welche größtentheils in Etablissements

entstehen, die eine große Anzahl von Handwerkern beschäftigen. Man muß unwillkürlicher Weise zu der Ansicht gelangen,

daß dies nicht die Folge eines bloßen Zufalls sein Assekuranz⸗Gesellschaft hat große Ver⸗ luste erlitten, und mehrere tausende von Fabrikarbeitern sind beschäftigungslos geworden.“ Der Polizeimeister, General

kann. Eine

Gresser, hat unterm 29. v. M. einen Tagesbefehl an die

Löschkommandos erlassen, in welchem er denselben seine An⸗

erkennung für ihre Thätigkeit, Selbstaufopferung, Stand⸗

haftigkeit und Energie bei den häufigen Bränden der letzten

Zeit ausspricht—

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St. Petersburg, 7. Juli. (W. T. B.) Die Ma⸗

jestäten empfingen gestern Mittag im Winterpalais zahlreiche Deputationen aus allen Theilen Rußlands, welche Salz und Brod, Heiligenbilder und Adressen überreichten. Die deutschen Reichsangehörigen brachten eine prächtig ausgestattete Adresse dar. Die Majestäten dankten den Deputirten in den gnädigsten Ausdrücken für ihre loyalen Beglückwünschungen und unterhielten sich mit denselben in huldvollster Weise. Um 3 Uhr Nachmittags kehrten die Majestäten nach Peterhof zurück.

Die Zolleinnahme des Reichs excl. Turkestan be⸗ trug bis zum 1. Mai a. St. 27 733 925 Rbl. gegen 28 788 306 Rbl. in derselben Periode des Vorjahres, der Edelmetallimport 1 697 677 Rbl. gegen 2 845 822 Rbl., der Edelmetallexport 18 492 851 Rbl. gegen 24 811 477 Rbl.

Zeitungsstimmen.

Dem „Deutschen Tageblatt“ wird aus dem König⸗ r

eich Sachsen geschrieben:

Jede Aenderung der wirthschaftlichen Verhältnisse macht sich unserer dicht gedrängt lebenden und bunt gemischten Bevölkerung (Sachsen hat nach der Berufszählung vom 5. Juni 1882 die dritte Million in der Einwohnerzahl überschritten und übertrifft jetzt an Volksdichtigkeit selbst England und Belgien) sofort fühl⸗ bar, und es lassen sich daher auch die Wirkungen unserer veränderlichen Wirthschaftspolitik an den bei uns gemachten Erfahrungen besser, als in vielen anderen Gegenden studiren. Diese Erfahrungen aber sind zur Zeit nur günstige und geben auch für die Zukunft den besten Hoffnungen Raum. Was zunächst die Einkommensverhältnisse der sächsischen Be⸗ völkerung betrifft, so betrug das Gesammteinkommen im Jahre 1875, wobei jedoch zu beachten ist, daß für die Einkommenseinschätzung jedes Jahres das wirklich erzielte Einkommen im Vorjahre oder in den letzten Vorjahren maßgebend gewesen ist, 1103 Millionen Mark. In dieser Zahl sprechen sich die Einkommensverhältnisse der fettesten Gründerzeit aus. Von jenen 1103 Millionen Mark sank das Gesammteinkommen 1877 auf 1032 Millionen und 1878 auf 1014 Millionen. Seit dem Jahre 1879 steigt es aber wieder zu⸗ nächst auf 1044 Millionen, 1880 auf 1070 Millionen, 1881 auf 1111 Millionen und 1882 auf 1151 Millionen. Das Gesammteinkommen ist also beträchtlich höher als in den „besten“ Jahren der Gründerzeit. Das sind unanfechtbare Zahlen, welche die Unheilspropheten Richterschen und Rickertschen Schlages Lügen strafen. Zu den erfreulichen That⸗ sachen ist aber auch die Abnahme der Selbstmorde zu zählen, da diese von 1248 im Jahre 1881 auf 1128 im Jahre 1882 herabgegangen sind. Freilich ist die Selbstmordziffer Sachsens immer noch er⸗ schreckend hoch. Während vor 25 Jahren nur 2,33 Selbstmorde auf je 10,000 Bewohner kamen, entfielen im Jahre 1881 4,20 Selbstmorde auf die gleiche Zahl; dagegen im Jahre 1882 nur 3,69, worin sich immer⸗ hin ein erheblicher Rückgang zeigt. Als Beweis besserer sozialer Zustände ist serner anzuführen, daß die Bestrafungen wegen Bettelns und Vagirens erheblich abgenommen haben. Es erfolgten 1880 22 337 Bestrafungen dagegen 1881 nur 19 377 und 1882 nur 18 722. Sprechen solche Zahlen, die dem „Sächsischen statistischen Jahrbuch für 1882“ ent⸗ nommen sind, für oder gegen die Herren Richter und Rickert, für oder gegen die neuen Bahnen, in welche unsere innere Politik ein⸗ gelenkt ist? 1

In der „Schlesischen Zeitung“ lesen wir: Die erste Session der 15. Legislaturperiode des Landtags ist ge⸗ schlossen worden. Vermag sie auch in Bezug auf die Zeitdauer mit der vor einigen Wochen beendeten „langen“ Session des Reichstags sich nicht vollständig zu messen, . so darf sie derselben doch, was die zu bewältigende Arbeitslast und die positiven Leistungen betrifft, unbedenklich zur Seite ge⸗ stellt werden. Die Prophezeihungen der liberal⸗oppositionellen Presse,

daß das Haus, in welchem durch die Neuwahlen mehr noch, als es

bisher der Fall gewesen, der Schwerpunkt nach rechts verlegt worden war, sich zu jedem positiven, aufbauenden Schaffen unfähig erweisen und lediglich einer schrankenlosen Reaktion dienstbar machen werde, sind durch die Thatsachen in vollem Umfange Lügen gestraft worden.

Wenn dennoch einzelne linksliberale Blätter, um den Auguren⸗

ruhm nicht einzubüßen, speziell die unter dankenswerthem Zusammen⸗ wirken verschiedener Fraktionen, bis weit in die Reihen der National⸗ liberalen hinein, vereinbarten Verwaltungsreformgesetze als von blin⸗

dem Reaktionsgelüst eingegebenen Einbruch in die Prinzipien der Selbstverwaltung zu diskreditiren suchen, so vergessen sie

den lebhaften Beifall, mit dem sie selbst jene von der

Regierung übrigens unbedenklich acceptirten Beschlüsse der Kom⸗ nistion und des Plenums begrüßten, welche der ursprünglichen

Vorlage gegenüber die Unterscheidung zwischen streitigen und nicht⸗

streitigen Angelegenheiten festgehalten haben. Daß nach Ueberwin⸗

dung mannigfacher Schwierigkeiten durch die übereinstimmenden Be⸗

schlusse beider Häuser des Landtags die Vorbedingung für die Aus⸗ dehnung der Verwaltungsreform auf die westlichen Provinzen der Mo archie nunmehr gegeben worden ist, kann von den Freunden ee 111“4“ nur mit aufrichtiger Genugthuung begrüßt werden.

Für die abfällige Kritik, welche die fortschrittlich⸗secessionistischen Preßorgane an der zu Beginn der Session unter weitgehendem Entgegenkommen der Regierung mit der Majorität des Abgeordneten⸗ hauses vereinbarten Reform der Klassensteuer üben, wird die große Masse der Bevölkerung kaum das den Herren von der systematischen Opposition erwünschte Verständniß an den Tag legen, nachdem ihr durch gänzliche Aufhebung der beiden untersten und durch Ermäßigung der nächsthöheren Klassensteuerstufen eine mehr oder minder erhebliche Steuererleichterung gewährt worden ist 8 Einen für die Regierung ungünstigen Verlauf hat die vorletzte Sitzung des Herrenhauses genommen, indem dort, allerdings mit knapper Majorität, die im Abgeordnetenhause durch Fährlichkeiten aller Art hindurch zur Annahme gebrachte Vorlage, betreffend den Bau eines Kanals von Dortmund nach den Emshäfen, abge⸗ lehnt wurde. Bedingungslosen Erfolg hat dagegen der Minister der öffentlichen Arbeiten mit seinen Eisenbahnprojekten gehabt: selbst die ehemaligen Gegner der Eisenbahnverstaatlichung haben nicht Anstand genommen, der Regierung die zum ausgiebigen Be⸗ triebe und weiteren Ausbau der verstaatlichten Bahnen geforderten sehr bedeutenden Mittel zu gewähren. Die auf Erhaltung eines kräftigen Bauernstandes gerichteten Bestrebungen der Regierung haben durch Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend die Landgüter⸗ ordnung für die Provinz Brandenburg, die Zustimmung des Land⸗ tages gefunden; auch dem Verzuch, durch Schaffung eines Staats⸗ culpducheg das in anderen Staaten schon seit geraumer Zeit G Institut der eingeschriebenen, auf den Namen des Gläubigers igutenden Schuld bei uns in Preußen einzuführen, hat der Landtag seine Unterstützung nicht versagt.

gleicher Befriedigung dürfen hiernach sowohl die Regierung welcht dehheege den Parteien“, die Fraktionen der Rechten, schlosfene Sbrundstock der Majoritäten bildeten, auf die nun abge⸗ Köllen g6periode zurückblicken, und mit vollem Recht konnte her Neher e. gr langjährige Präsident des Abgeordnetenhauses, vollen Session G. Ausdruck verleihen, daß die Ergebnisse der mühe⸗ 8 ssi n dem Lande zu bleibendem Nutzen gereichen würden.

21 . schreibt: Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ 1 Ser Jabesbericht der Handelskammer für die Kreise Hirschberg “X“ be 9 Hat 1882, auf welchen eingehender zurückzu⸗ seitrn wir nne per valten, meldet über die Besserung des Ge⸗ 3. B venecehrs sehr Erfreuliches. Für einzelne Industrien,

B Qoino 5 8 8 . . ¹. B. Leinen, Glas, Holzwaaren ꝛc., könnten die Betriebs⸗

resultate ohne Einschränkung als günstige bezeichnet werden. Auch die übrigen Fabrikationszweige hätten größeren Umsatz gehabt, jedoch habe der Rückgang der Preise die Besserung beeinträchtigt. Ein Rückgang der Erwerbsthätigkeit sei wohl nirgend oder nur da zu bemerken gewesen, wo besondere Verhältnisse ihn unausbleiblich machten, und die Löhne der industriellen Arbeiter hätten mehrfach Aufbesserung erfahren können. Was die Spezialberichte be⸗ trifft, so hat auch die genannte Handelskammer die be⸗ reits von mehreren Seiten konstatirte erfreuliche Beob⸗ achtung gemacht, daß sich im Publikum, besonders hinsichtlich der Leinenindustrie, eine gesunde Reaktion insofern geltend macht, als es wieder mehr und mehr auf gute reelle Qualitäten zurückkommt und die massenhaft fabrizirten Schundwaaren in Leinen und Halb⸗ leinen unbeachtet läßt. Zu beklagen sei das fortwährende Steigen der Einfuhr von böhmischem Garn; der Bericht empfiehlt daher eine mäßige Zollerhöhung auf Leinengespinnste, ohne welche namentlich die schlesischen Spinner im Nachtbeil bleiben würden, während die rhei⸗ nischen und westfälischen Spinner durch den höheren Frachtpreis geschützt seien. Hinsichtlich der Holzwaaren wird berichtet, daß der Umsatz sich meistentheils vergrößert und die Zahl der Arbeiter durch⸗ gängig erhöht hat. Die Lohnsätze mußten allgemein erhöht werden und sollen zum Theil die höchsten Sätze von 1871 überschreiten. Auch in der Maschinenfabrikation und Eisengießerei trat eine weitere Er⸗ höhung der Lohnsätze ein.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 27.— Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Verlegung der Zollgrenze bei dem Bahnhofe in Cuxrhaven; Zollbehandlung der in öffentlichen Niederlagen oder Privatlagern entleerten Umschließungen von Flüssigeiten; Befugniß eines Steueramts. Konsulatwesen: Ernennungen; Bestellung eines Konsularagenten. Polizeiwefen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 27. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 2. Juli 1883, betreffend die Ermittelung der Im⸗ mobiliarwerthstempel. Allgemeine Verfügung vom 28. Juni 1883, betreffend die Aufstellung der Liquidationen über die Dienstaufwands⸗ entschädigungen für die von den Gerichtsschreibern zu bewirkenden Hebungen an Gerichtskosten.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 27. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichter. Gutachten der Königl. Akademie des Bauwesens, betr. die Restaurations⸗ und Neubauentwürfe für die Kathedrale in Metz. Nichta ntliches: Wirthschaftliche Fragen des Eisenbahnwesens. Reisestudien aus Tunss. Oberlichtkonstruktion. Balkendecken und Deckenputz im Regierungsbezirk Aachen. Vermischtes: Bau des Reichstagsgebäudes. Konkurrenz der Hygiene⸗ ausstellung zur Erlangung von Theaterplänen. Bau des Schiff⸗ fahrtskanals von Dortmund nach der unteren Ems. Internatio⸗ nale elektrische Ausstellung in Wien.

Statistische Nachrichten. Ueber die Ergebnisse der Berufszählung vom 5. Juni 1882

findet sich im Maiheft der Monatshefte zur Statistik des Deuschen

Reichs eine Arbeit, in welcher aus früher (im Aprilheft) veröffent⸗ lichten Nachweisungen ein die Klassifikation der Erwerbsthätigen be⸗ treffender übersichtlicher Auszug gegeben wird. Es sind nämlich aus den speziellen Nachweisungen über die Berufsarten, von denen 153 unterschieden wurden, Zahlen für 26 Berufsgruppen zusammengezogen. Hieraus sieht man, daß, neben der Landwirthschaft, die 460 von Tausend der Erwerbsthätigen einschließt, Forstwirthschaft mit etwas über 6 p. m., unter den industriellen Gruppen am stärksten vertreten sind: die Bekleidungsindustrie mit 76, Baugewerbe mit 54, Textilindustrie mit 48 von 1000. Die Industrie der „Nahrungs⸗ und Genußmittel“, mit 38 von 1000, steht der Staͤrke nach erst an vierter Stelle. Dieser Antheil erscheint mit Rücksicht darauf, daß es sich hier um die Befriedigung der ersten Bedürfnisse handelt, niedrig, indessen muß man erwägen, daß es sich hier nur um die industrielle Zubereitung von Nahrungsmitteln insbesondere Müllerei (118 191 Erwerbs⸗ thätige), Bäckerei (183 321), Fleischerei (130 631) und von Genußmitteln insbesondere Brauerei (64 995), Brennerei (21 990), Tabackfabrikation (96 756) handelt, während die Gewinnung der betreffenden Stoffe unter Landwirthschaft und Gärtnerei, der bloße Vertrieb solcher Waaren unter Handel enthalten ist. Der Handel mit seinen Hülfsgewerben (Spedition, Kommission, Verpackung) umfaßt gleichfalls beinahe 48 von Tausend aller Erwerbsthätigen. Verhältnißmäßig groß tritt mit 58 p. m. die Gruppe „Oeffentlicher Dienst und sogen. freie Berufsarten“ auf. In derselben ist aber die gesammte Armee und Flotte mit 451 826 Per⸗ sonen (einschließlich Armee⸗ und Marinererwaltung) enthalten, so daß auf den Staats⸗, Gemeinde, Schul⸗, Kirchendienst und die sogen. freien Berufsarten 579 299 Personen kommen. Jedoch ist das tech⸗ nische Verwaltungspersonal des Staats u. s. w. dem betreffenden Erwerbszweige hinzugerechnet, es sind also z. B. die Forstleute zu Forstwirthschaft, die Post⸗ und Eisenbahnbeamten zum Verkehrswesen gezählt.

Der Uebersicht über die Zahl der bei dem Landheere und bei der Marine in dem Ersatzjahre 1881/82 eingestellten preußischen Mannschaften mit Bezug auf ihre Schul⸗ bildung entnehmen wir nach dem „Centrbl.“ folgende Daten: Die Zahl der in 1881/82 eingestellten Mannschaften betrug im König⸗ reich Preußen: 91 233 (88 484 beim Landheere, 2749 bei der Marine); davon mit Schulbildung in der deutschen Sprache 83 437 (80 837 beim Landheere, 2600 bei der Marine), nur in der nicht

deutschen Muttersprache 5627 (5580 beim Landheere, 47 bei der

Marine), zusammen mit Schulbildung 89 064 (86 417 beim Land⸗ heere, 2647 bei der Marine), ohne Schulbildung 2169 (2,38 %), im Landheere 2067 (2,34 %), in der Marine 102 (3,71 %).

In den einzelnen Provinzen ergaben sich folgende Resultate: 1) Ostpreußen: Die Zahl der in 1881/82 eingestellten Mann⸗ schaften betrug 7179 (6872 beim Landheere, 307 bei der Marine), davon mit Schulbildung zusammen 6707 (6441 beim Landheere, 266 in der Marine), ohne Schulbildung 472 (6,57 %5), beim Landheere 431 (6,27 %), in der Marine 41 (13,35 %)). 2) Westpreußen: Die Zahl der in 1881/82 eingestellten Mannschasten betrug 5233 (beim Landheere 4947, bei der Marine 286), davon mit Schulbildung zusammen 4790 (beim Land⸗ heere 4528, bei der Marine 262); ohne Schulbildung 443 (8,47 %), beim Landheere 419 (8,47 %), bei der Marine 24 (8,39 %o). 3) Provinz Brandenburg inkl. Berlin: Die Zahl der in 1881/82 eingestellten Mannschaften betrug 9288 (9120 beim Landheere, 168 bei der Marine), davon mit Schulbildung zusammen 9257 (beim Landheere 9090, bei der Marine 167); ohne Schulbildung 31 (0,33 %), bei dem Landheere 30 (0,33 %), bei der Marine 1 (0,59 %). 4) Pommern: Die Zahl der eingestellten Mannschaften betrug 5846 (beim Landheere 5243, bei der Marine 603); mit Schulbildung 5806 (5219 beim Landheere, 587 bei der Marine); ohne Schulbil⸗ dung 40 (0,68 %), beim Landheere 24 (0,46 %), bei der Marine 16 (2,65 %). 5) Posen: Die Zahl der eingestellten Mannschaften betrug 6475 (6379 beim Landheere), davon mit Schulbildung zusammen 5763 (5681 beim Landbheere, 82 bei der Marine); ohne Schulbildung 712 (11 %), beim Landheere 698 (10,94 %), bei der Marine 14 (14,58 %). 6) Schlesien Die Zahl der eingestellten Mannschaften betrug 14 560 (beim Landheere 14 308, bei der Marine 252); davon mit Schulbildung zusammen 14 223 (13 977 beim Landheere, 246 bei der Marine); ohne Schul⸗ bildung 337 (2,31 %), beim Landheere 331 (2,34 %), bei der Marine 6 (2,38 %). 7) Sachsen: Die Zahl der eingestellten Mannschaften betrug 7513 (7349 beim Landheere, 164 bei der Marine), davon mit Schulbildung zusammen 7489 (beim Landheere 7325, bei der Marine 164), ohne Schulbildung 24 (0,31 %), beim Landheere 24 (0,33 %). 8) Schleswig⸗Holstein: Die Zahl der eingestellten Mannschaften: 3718 (beim Landheere 3383, bei der Marine 335), davon mit Schul⸗

bildung 3714 (beim Landheere 3379, bei der Marine 335) ohne Schulbildung 4 (0,11 %), bei dem Landheere 4 (0,12 %). 9) Han-⸗ nover: Die Zahl der eingestellten Mannschaften betrug 7054 (6765 beim Landheere, 289 bei der Marine), davon mit Schulbildung 7031 (6742 beim Landheere, 289 bei der Marine), ohne Schulbildung 23 (0,33 %), beim Landheere 23 (0,34 %). 10) Westfalen: Die Zahl der eingestellten Mannschaften betrug 6298 (beim Landheere 6229, bei der Marine 69), davon mit Schulbildung 6276 (beim Land heere 6207, bei der Marine 69), ohne Schulbildung 22 (0,35 %O), beim Landheere 22 (0,35 %). 11) Hessen⸗ Nassau: Die Zahl der eingestellten Mannschaften betrug 4957 (beim Landheere 4907, bei der Marine 50), davon mit Schul⸗ bildung 4945 (bei dem Landheere 4895, bei der Marine 50), ohne Schulbildung 12 (0,24 %), beim Landheere 12 (0,24 %). 12) Rhein⸗ provinz: Die Zahl der eingestellten Mannschaften betrug 12 943 (beim Landheere 12 816, bei der Marine 127), davon mit Schulbil⸗ dung 12 894 (beim Landheere 12 767, bei der Marine 127), ohne Schulbildung 49 (0,38 %), beim Landheere 49 (0,38 %). 13) Hohen⸗ zollern. Die Zahl der eingestellten Mannschaften betrug 169 (beim Landheere 166, bei der Marine 3), davon mit Schulbildung 169 (beim Landheere 166, bei der Marine 3). Statistik der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin pro Sommer⸗Semester 1883.

An der Technischen Hochschule zu Berlin bestehen folgende Ab⸗ theilungen: Abtheilung I. für Architektur; Abtheilung II. für Bau⸗ Ingenieurwesen; Abtheilung III. für Maschinen⸗Ingenieurwesen mit Einschluß des Schiffsbaues; Abtheilung IV. für Chemie und Hütten⸗ kunde; Abtheilung V. für Allgemeine Wissenschaften, insbesondere für Mathematik und Naturwissenschaften.

Abtheilung D1111

I. Lehrkörper.

1) Etatsmäßig angestellte Pro⸗ V fessoren resp. selbständige, aus Staatsmitteln remune⸗ rirte Dozenten . 1“

2) Privatdozenten resp. zur Ab⸗ haltung von Sprachstunden berechtigte Lehrer.

3) Zur Unterstützung der Do⸗ zenten bestellte Assistenten.

II. Studirende. Rc 9

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In höheren Semestern. 44

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Für das Sommer⸗Semester 1883 wurden: a. Neu immatriku⸗ lirt 50, b. von den früher ausgeschiedenen Studirenden wieder imma⸗ trikulirt 3.

Von den 50 neu immatrikulirten Studirenden haben: a. Reife⸗ zeugnisse von Gymnasien 14, b. Reifezeugnisse von Realgymnasien 18, c. Reifezeugnisse von Ober⸗Realschulen 9, d. Reifezeugnisse von Ge⸗ werbeschulen 2, e. Reifezeugnisse von Realschulen 1, f. Reifezeugnisse bezw. Zeugnisse von außerdeutschen Schulen 6.

Von den Studirenden sind aus: Italien 1, Luxemburg 1, Nor⸗ wegen 9, Oesterreich 4, Rußland 20, Schweden 1, Schweiz 1, Ser⸗ bien 2, Spanien 1, Amerika, Nord⸗ 7, Amerika, Süd⸗(Brasilien) 3, Afrika (Marokko) 1.

III. Hospitanten und andere Personen, welche auf Grund der §§. 35 und 36 des Verfassungsstatuts zur Theilnahme an dem Unterricht berechtigt resp. zuge⸗ lassen sind: 219. Unter diesen befinden sich: 28 Regierungs⸗ Bauführer resp. Regierungs⸗Maschinenbauführer, 5 Offiziere, 56 Stu⸗ dirende der Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität, 4 Schüler des Kunst⸗ gewerbe⸗Museums, 17 Ausländer (1 aus Nord⸗Amerika, 3 aus Oesterreich, 8 aus Rußland, 2 aus Schweden, 1 ans der Schweiz,

1

1 aus Großbritannien, 1 aus Serbien). Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die im Brockhausschen Verlage in Leipzig erscheinende, auto risirte deutsche Ausgabe der Geschichte der Kunst im Alter thum von Georges Perrot und Charles Chipiez ist berei bis zur 16. Lieferung vorgeschritten. Auch die beiden letzten beschäf tigen sich noch mit der Kunst des alten Egypten (bearbeitet vo Dr. Richard Pietschmann), und zwar handeln die neuesten Kapite von der Skulptur im alten Reiche, der Kunst des ersten und zweiten thebaischen Reichs, dann der sartischen Kunst, den Hauptthematen der egyptischen Skulptur, dem Verfahren bei Herstellung der Bas reliefs, der Glyptik und endlich den künstlerischen Satzungen de Skulptur des Pharaonenlandes. Die Verfasser behandeln ihren Stoff vom kunsthistorischen und ästhetischen Standpunkte aus mit derselben Gründlichkeit wie vom rein technischen. Die Darstellung ist durchweg interessant und fesselnd. Derjenige aber, welcher nicht gesonnen ist, den Verfassern in ihren eingehenden, gründlichen Studien zu folgen, findet schon in den beigegebenen zahlreichen und sorgfältigen Zeich⸗ nungen nach den bemerkenswerthesten Originalen der Museen von Bulak und Turin, des Lonvre und hervorragender Privatsammlungen so viel des bequem belehrenden Anschauungsmaterials, wie es bisher kein ähnliches Werk zu einem so geringen Abonnementspreise (1,50

Summa.

für die Lieferung) geboten hat.

Als LVIII. Band der Internationalen wissenschaft⸗ lichen Bibliothetk ist im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig erschienen: Die Sonne, von C. A. YPoung, Professor der Astro⸗ nomie zu New⸗Jersey. Der Verfasser giebt in einer allen Gebildeten verständlichen Sprache in diesem 318 Seiten umfassenden Werke eine übersichtliche Darstellung der gegenwärtigen Kenntniß der Sonne, nach den besten Quellen und zum nicht geringen Theil nach eigenen Beobachtungen. Zunächst wird das Verhältniß der Sonne zur Erde und die Entfernung der Sonne von unserem Planeten sowie deren Größe erörtert. Dann wird die Methode zur Beobachtung der Sonnen⸗ oberfläche entwickelt, und werden die dazu dienenden Apparate beschrieben, demnächst das Spektroskop und das Sonnenspektrum. Der Sonnen⸗ oberfläche mit ihren Flecken werden zwei ausführliche Kapitel ge⸗ widmet. Es folgen die Abschnitte über die Chromosphäre und die Protuberanzen, die Korona, über Licht und Wärme der Sonne und deren Konstitution. Einen interessanten Anhang bildet ein Bericht des Professor Langley über seine bolometrischen Beobachtungen (der Bolometer ist ein von Hrn. La gley erfundenes Meßinstrument) in Betreff der Vertheilung der Energie im Sonnenspektrum. Hr. Young hat mit den Resultaten der Beobachtungen auch überall die Methoden klar gelegt, durch welche die Resultate gewonnen sind. Durch sein Werk hat uns die Internationale wissenschaftliche Bibliothek wiederum mit dem ernsten wissenschaftlichen Streben bekannt gemacht, welches jenseirs des Ozeans herrscht, 82 Abbildungen und 2 Lichtdrucktafeln erläutern den Text, und ein Sachregister erleichtert den praktischen Gebrauch.

Die Fortsetzung des Alexander L. Kiellandschen Romans „Gift“ in dem soeben ausgegebenen Juliheft der „Deutschen Rundschau“ (Verlag von Gebr. Pätel, Berlin) hält, was der An⸗

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