Mahon 25./6. — 2./7. Cartagena 5.,77. — Nach Malaga. (Poststation: bis 24./7. Cadix [Spanien]’, vom 25./7. ab Lissabon). S. M. S. „Olga“ 30./4. Pernambuco 18./6. — nach Bahia. (Poststation: bis 22./7. Bahia [Brasilien], vom 23./7. bis 30. /7. Pernambuco, vom 31./7. ab St. Thomas [Westindien]!) S. M. Briga „Rover“”“ 24./6. Swinemünde 2./7. — 2./7. Saßnitz. (Poststation: Swinemünde.) S. M. S. „Stosch“ 6./5. Shanghai 26./,5. — nach Nagasaki. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 5.,5. Maimbun (Sulu Insel) 6./5. — 7./5. Bangao 7./5. — 10./5. Sandackan auf Borneo 12./5. — 16./5. Manila 20./5. — 23./5. Hong⸗
kong. (Poststation: Hongkong.) Uebungsgeschwader 8./7.
Wilhelmshaven 13./7. (Poststation bis 27./7. Kiel, vom 28./7. ab Neufahrwasser.)
Bielefeld, 16. Juli. (Rhein. Westf. Z.) Die Ankunft
Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kron⸗ prinzen erfolgte heute Morgens gegen 5 ¾ Uhr. Der Bahn⸗
hof war sehr geschmackvoll dekorirt. Auf dem Perron hatten sich zur Begrüßung die Spitzen der Behörden eingefunden, u. A. der Regierungs⸗Präsident von Pilgrim aus Minden, Ober⸗ Bürgermeister Bunnemann, Landrath von Ditfurth, Geh. Rath Dr. Hinzpeter, Pastor von Bodelschwingh, Oberst Koeppen und Major Behm. In der Begleitung des Kronprinzen war außer einem Leibjäger nur der persönliche Adjutant Rittmeister von Nyvenheim. Vor dem Bahnhofe hatte sich trotz der frühen Morgenstunde eine nach Tausenden zählende Menschenmenge eingefunden, die Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit mit größtem Enthusiasmus begrüßte.
Der Kronprinz begab Sich zunächst zur Wohnung des Geheime Rath Dr. Hinzpeter, wo das Frühstück eingenommen wurde. Um 6 ¾ Uhr fuhr Se. Kaiserliche Hoheit dann in offenem Wagen nach dem etwa 2 Meilen entfernten Wilhelms⸗ dorf. In denselben Wagen stiegen auch die Herren Regie⸗ rungs⸗Präsident von Pilgrim, Pastor von Bodelschwingh und Geheime Rath Dr. Hinzpeter ein, während in einem anderen Wagen der Rittmeister von Nyvenheim und Landrath von Ditfurth folgten. Leider war das Wetter recht ungünstig. Gegen 9 Uhr entwickelte sich ein dichter „sauerländischer Nebel“, der sich bis gegen Mittag zu einem regelrechten Land⸗ regen steigerte. Dabei hatte sich die Temperatur bis zu 7 Grad abgekühlt. Erst nach Mittag klärte sich das Wetter allmählich auf.
In Brackwede hatten sich die dortigen Vereine nebst Schulen, auch aus der Umgegend zur Begrüßung aufgestellt. Der Vorstand der Arbeiterkolonie hatte sich bereits vorher in Wilhelmsdorf versammelt.
Gegen 10 ½ Uhr kam der Kronprinz bereits an der großen Spinnerei „Vorwärts“ zu Gadderbaum an, wo er von dem Direktor Bertelsmann empfangen und dann durch das freundlich dekorirte Etablissement geführt wurde. Der
G
Kronprinz erkundigte Sich eingehend nach den Arbeiterverhält⸗ nissen und zeigte für Alles großes Interesse. Dann wurde durch Denselben eine neue Arbeiterkantine eingeweiht.
Hierauf fuhr der Kronprinz nach den benachbarten, unter der Leitung des Pastor von Bodelschwingh stehenden Wohl⸗ thätigkeitsanstalten Bethel und Sarepta. Beide Anstalten sollten nicht im Sonntagsgewande erscheinen, sondern sich in der gewöhnlichen Arbeit zeigen.
Um 12 ½ Uhr erfolgte im Anstaltswalde, einem herrlichen Buchenholze, die Grundsteinlegung der neuen Zionskirche durch Se. Kaiserliche Hoheit. Leider war das Wetter gerade zu dieser Zeit höchst mißlich. Das Mittagessen nahm der Kron⸗ prinz bei Herrn von Bodelschwingh ein.
Von 1 Uhr an herrschte in der Stadt die größte Bewegung. Alles eilte nach den Straßen hin, durch die der Kronprinz kommen sollte. Um 2 ¾ Uhr wurde die große Fahne auf der Sparrenburg aufgezogen, und Böllerschüsse verkündeten, daß Se. Kaiserliche Hoheit dort erschienen sei. Beim Eintritt des Kronprinzen nahten sich ihm 3 Schülerinnen der Töchterschule, deren größte eine Begrüßung an den Kronprinzen richtete. Hierauf hielt der Ober⸗Bürgermeister Bunnemann, umgeben von Magistrat und Stadtverordneten, eine Begrüßungsansprache an den Kronprinzen. Dann wurde der Kronprinz in einen zu diesem Zwecke erbauten Pavillon geführt. Derselbe war prachtvoll dekorirt und zeigte auf der KRückseite das Wappen der Stadt Bielefeld; auch war dort die Büste des großen Kurfürsten aufgestellt, der wieder⸗ holt längere Zeit auf der Sparrenburg residirt hat. In dem Pavillon wurde dem Kronprinzen aus altdeutschem Kruge ein Trunk schäumenden Bieres kredenzt.
Um 3 ¼ Uhr wurde der Rückweg durch das Thor ange⸗ treten, über dem mit großen Lettern die Worte standen:
„Früher wohnt' hier ein Hohenzollern Sohn, Jetzt wohnt hier die Lieb' zu Hohenzollerns Thron!“
Zum Glücke war die Sonne während des Aufenthaltes auf der Burg zum Vorschein gekommen, so daß man das zu den Füßen liegende Ravensberger Land übersehen, ja in der Ferne das Hermanns⸗Denkmal erblicken konnte. Der Weg bergab wurde daher durch die Spiegelstraße zu Fuß zurück⸗ gelegt. Eine unabsehbare Menschenmenge hatte sich an beiden Seiten der Straßen versammelt, die den Kronprinzlichen 258 mit nicht enden wollenden Hochrufen begrüßte. Am Siekerthore stieg der Kronprinz in den Wagen und fuhr über die Kreuzstraße, Coblenzer⸗, Obern⸗ und Niedernstraße zum Kesselbrink. Die verschiedenen Vereine und Schulen hatten an den ihnen bezeichneten Plätzen Aufstellung genommen und zeigten große Freude, den allverehrten Prinzen begrüßen zu können.
Auf dem Kesselbrinke war das hiesige 2. Bataillon 55. Re⸗ giments in Bataillonsfront aufgestellt. Unter den Klängen der Nationalhymne schritt Se. Kaiserliche Hoheit die Front ab, einzelne Offiziere durch freundliche Anreden auszeichnend.
Hierauf fuhr der Kronprinz zum Bahnhofe, vor dem sich mehrere Vereine und auch die Prima des Gymnasiums bereits mit ihrer Fahne eingefunden hatten. Der Kronprinz redete dieselben in freundlichster Weise an.
Mittlerweile war der Zug angelangt, und Se. Kaiserliche Hoheit stieg in den Salonwagen. Die verschiedenen Musik⸗ kapellen intonirten die Nationalhymne. Die Spitzen der Be⸗ hörden verabschiedeten sich von dem Kronprinzen, der, schon als sich der Zug längst in Bewegung gesetzt hatte, von immer siich egen Hochrufen der Menge begrüßt wurde.
Wien, 18. Juli. (W. T. B. Der Kaiser ist gestern Abend nach Beendigung seiner Raif durch Steiermark, Krain und Kärnten in Ischl eingetroffen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Frohsdorf, 17. Juli. (W. T. B.) Die behandelnden Aerzte Dr. Drasche und Dr. Meyer hatten heute Vormit⸗ tag mit dem aus Paris berufenen Dr. Vulpianeine längere Konsultation. Das ausgegebene Bulletin besagt, daß die Besserung im Befinden des Grafen Chambord fortdauere.
Pest, 18. Juli. (W. T. B.) Durch eine Verfügung des Handels⸗Ministers werden von heute ab alle aus Egypten und Indien kommenden Schiffe, einerlei ob ein Schiffsarzt an Bord ist oder nicht, einer 10tägigen Quarantäne unter⸗ worfen. Derselben unterliegen auch die bereits eingtroffenen Schiffe, welche ursprünglich nur eine Quarantäne von 5 Tagen abhalten sollten.
Schweiz. Bern, 17. Juli. (W. T. B.) Infolge der Ueberschwemmung der Rhone ist die Simplonbahn bei Granges und Siders unterbrochen. — Zwischen Bern und Freiburg ist der Mühlethaltunnel in einer Länge von 2 ½ Meter eingestürzt. Die dadurch herbeigeführte Ver⸗ kehrsstörung wird voraussichtlich erst in mehreren Tagen be⸗ seitigt werden können.
Belgien. Brüssel, 17. Juli. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer begann die Berathung der neuen Steuergesetzentwürfe. Im Laufe der Debatte erklärte der Finanz⸗Minister, daß die neue Steuer auf Kaffee auf⸗ gegeben werden solle. Gleichzeitig ließ der Minister durch⸗ blicken, daß hinsichtlich der Tabacksteuer eine Verständigung angebahnt werden würde.
Großbritannien und Irland. London, 16. Juli. (Weser⸗Ztg.) Wir haben über Durban nähere Nachrichten aus Tamatave. Dort war der Dampfer „Taymouth Castle“, von Madagaskar, via Mauritius kommend, einge⸗ laufen. Tamatave war zu einer französischen Stadt erklärt vom Admiral, ein Maire war ernannt und Belagerungs⸗ zustand verkündet. Die Stadt war für das englische Kriegs⸗ schiff „Dryad“ abgesperrt, dessen Befehlshaber, Ka⸗ pitän Johnstone, als Konsul fungirte. Der Bazar und die protestantische Kirche waren zerstört, und das Elend unter den britischen Unterthanen aus Mauritius war so groß, daß der Gouverneur jener Insel den Dampfer „Stella“ abgeschickt hatte, um die Flüchtigen an Bord zu nehmen. Konsul Pakenhams Begräbniß wurde vom französischen Admiral mit allen Ehren begleitet. Der Dampfer „Taymouth Castle“ kam am 26. Juni auf der Höhe von Tamatave an. Die Franzosen schickten sofort einen Offi⸗ zier an Bord, welcher die Besitznahme von Tamatave Seitens der Franzosen anzeigte, die Landung der Passagiere verhot, das Löschen der Ladung nur gegen Erlegung des Zolls ge⸗ stattete. Der ganze Verkehr des Schiffs mit dem Lande mußte von den Franzosen besorgt werden. Sowohl die ein⸗ gehende wie die ausgehende Post passirte durch ihre Hände.
— Der große Strike unter den Eisenbahnarbeitern in Südstaffordshire scheint sich seinem Ende zu nähern, da sich die Arbeitgeber bereit erklärt haben, vorläufig die alten Löhne weiter zu bezahlen, worauf sich die Arbeiter einlassen dürften, da sie keine Mittel besitzen, um den Strike längere Zeit fortsetzen zu können. b
— 17. Juli. (W. T. B.) Oberhaus. Der Staats⸗ sekretär des Auswärtigen, Lord Granville, erwiderte auf die von dem Baronet Lamington betreffs des Suez⸗ kanals an ihn gerichteten Anfragen, der Suezkanal sei trotz der Ovpposition Englands gebaut worden. Die Opposition Englands habe die Eigenliebe der Franzosen erweckt, es sei ein großes Kapital aufgebracht worden, erst nach 10 Jahren habe das Kanalunternehmen lohnend zu werden begonnen. Bei einem Risiko, wie es bei dem Bau des Suezkanals vorhanden gewesen, seien die Unter⸗ nehmer zu höheren Zinsen berechtigt. Seitdem England in Egypten größeren Einfluß gewonnen, hätten der englischen Re⸗ gierung vier Projekte zur Herstellung einer besseren Verbin⸗ dung zwischen dem Mittelländischen Meere und dem Rothen Meere vorgelegen. Die Regierung sei in Unterhandlungen mit Lesseps getreten, der sich in einer sehr starken Position befinde, da er glaube, daß er ein exklusives Recht auf die Kanalverbindung durch den Isthmus habe, und daß er der Besitzer des erfolgreichen Unternehmens sei. Das frühere englische Kabinet müsse, als es die Suezkanalaktien angekauft habe, gleichfalls angenommen haben, daß Lesseps ein exklu⸗ sives Recht besitze. Diese Ansicht sei auch von zwei Beamten des Auswärtigen Amtes, von den Kronjuristen und von der höchsten juridischen Autorität bestätigt worden; sie habe sich außerdem dem gesunden Menschenverstande der Regierung empfohlen, denn wenn die Annahme nicht richtig sei, würde Lesseps überhaupt kein Privilegium verliehen sein. Die Re⸗ gierung habe bei den mit Lesseps geführten Verhandlungen gleich⸗ wohl einen darauf bezüglichen Anspruch durchaus nicht zugegeben. Aber selbst wenn Egypten von England erorbert worden wäre, würde die Regierung in Gemäßheit der Gebräuche der modernen Civilisation doch der egyptischen Regierung weder einen Zwang angethan, noch selbst etwas Ungerechtes oder Illegales gegen die egyptische Gesellschaft unternommen haben. Die Regierung sei der Ansicht, daß das mit Lesseps getroffene Abkommen das Aeußerste sei, was sie habe erlangen können; sie habe es daher für Recht gehalten, die Zustimmung des Parlaments dazu zu verlangen. — Lord Salisbury wies die Ansicht zurück, daß die Aktion des früheren Kabinets das jetzt mit Lesseps getroffene Abkommen rechtfertige. Der Ge⸗ brauch des Wortes „exklusiv“ beruhe auf der Konzession
vom Jahre 1854, die keine Gültigkeit habe. Ob der Firman
vom Jahre 1866 in der Weise ausgelegt werden könne, daß er ein erklusives Recht gewähre, sei fraglich. Auch vom poli⸗
tischen und internationalen Gesichtspunkte aus sei es fraglich, ob der Khedive oder der Sultan berechtigt sei, ein Arrangement zu treffen, das dem Welthandel auf hundert Jahre den Weg versperre. Der Sultan könnte durch ein derartiges Arrange⸗ ment nicht den Bosporus oder die Dardanellen versperren. Der Lord⸗Kanzler, Lord Selborne, erwiderte, der Bosporus und die Dardanellen seien natürliche Wasserstraßen, der Suez⸗ kanal sei erst in Folge der dazu ertheilten Konzession ent⸗ standen. — Das Haus verließ damit den Gegenstard.
Unterhaus. Northeote kündigte an, er werde am Donnerstag die Anfrage an die Regierung richten, wann über das Abkommen bezüglich des Suezkanals berathen werden solle. — Unter⸗Staatssekretär Fitzmaurice theilte mit, die Re⸗ gierung habe noch keine weiteren Nachrichten bezüglich Ma⸗ bagaskars. Die letzte direkte Depesche datire vom 14. Juni. Bis bohin sei die Haltung des französischen Konsuls gegen den englischen Konsul eine höfliche und versönliche gewesen.
—118. Juli. (W. T. B.) Paget ist nunmehr definitiv zum Botschafter in Wien ernannt worden, wird indessen jeinen Posten erst Ende des Jahres antreten.
Frankreich. Paris, 16. Juli. (Köln. Ztg.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht eine vergleichende Zusammen⸗ stellung der französischen Ein⸗ und Ausfuhr in den ersten sechs Monaten der Jahre 1882 und 1883. Günstig ist der Ausweis nicht, da er nicht nur einen stetigen Rückgang der Ausfuhr und ein Wachsen der Einfuhr nachweist, sondern sich gerade bei dem Kapitel „fertige Fabrikate“ be⸗ sonders bemerkbar macht, in denen früher eine Haupt⸗ kraft des französischen Handels bestand. Während im ersten Halbjahre von 1882 die Einfuhr 2354 Millionen, die Ausfuhr 1721 Millionen betrug. die Einfuhr also die Ausfuhr um 632 Millionen übertraf, ergeben sich für 1883 (immer das erste Halbjahr gerechnet) folgende Zahlen: Einfuhr 2418 Mil⸗ lionen, Ausfuhr 1689 Millionen, also Mehr der Einfuhr 729 Millionen. Letztere ist somit um 96 Millionen gestiegen. Was die „fertigen Fabrikate“ anbelangt, so wurden 49 Millionen weni⸗ ger ausgeführt als in dem gleichen Zeitraum des vorigen Jahres (858 gegen 907 Millionen), wogegen allerdings auch die betreffende Einfuhr von 5 Millionen gesunken ist. Letzterer Umstand ist aber keineswegs darauf zurückzuführen, daß die französische Industrie den betreffenden Bedarf gedeckt habe, sondern hat seinen Grund in der allgemeinen Abnahme des Verbrauchs. Die Geschäftsstille, die Vermögenseinbuße bei dem Krach, auch wohl die Vermin⸗ derung des Renteneinkommens durch die Umwandlung haben sehr viele Leute gezwungen, ihre Ausgaben auf das Aeußerste einzuschränken. Namentlich betrifft diese Einschränkung alle Luxusgegenstände, auch die des bescheidenen Luxus, die man sich als ziemlich unentbehrlich zu betrachten gewöhnt hat, . Anschaffung aber auf bessere Zeiten verschoben werden mußte.
— 17. Juli. (W. T. B.) In der Deputirten⸗ kammer wurde vom Arbeits⸗Minister Raynal die heute Vormittag unterzeichnete Konvention mit der West⸗ bahn eingebracht. Bei der fortgesetzten Berathung über die mit den Eisenbahngesellschaften abgeschlossenen Konventionen sprach sich Allain Targé gegen die Konventionen mit den Eisenbahngesellschaften aus und empfahl den Ankauf der Bahnen durch den Staat. Die Berathung wurde schließlich auf nächsten Donnerstag vertagt.
Der Senat wird am Donnerstag mit der Berathung der Vorlage über die Gerichtsreform beginnen.
Waddington ist zum Botschafter in London ernannt worden an Tissots Stelle, dessen Gesundheitszustand die Fortsetzung seiner Amtsthätigkeit nicht gestattet.
Italien. Rom, 18. Juli. (W. T. B.) Das definitive Resultat der am Sonntag erfolgten Ergänzungswahlen ist folgendes: Die Dissidenten erhielten 3 Sitze, die Radikalen verloren je einen Sitz in Bologna und Parma, gewannen dagegen einen in Pesaro, die übrigen Gewählten gehören alle zur ministeriellen Partei. Zwei Stichwahlen sind nothwendig geworden.
Türkei. Konstantinopel, 17. Juli. (W. T. B.) Der vor einiger Zeit von Briganten gefangen genommene Italiener Corpi ist gegen Lösegeld wieder freigelassen worden
Akfrika. Egypten. Alexandrien, 17. Juli (W. T. B.) (Telegramm des „Reuterschen Bureaus.“) Die Cholera nimmt in Egypten immer größere Ausdehnung an Die Sanitätskommission hat in ihrer heutigen Sitzung der Antrag auf Isolirung der Stadt Alexandrien abgelehnt, wei sie eine solche Maßregel für unwirksam hält und von de selven einen ungünstigen moralischen Eindruck befürchtet.
Zeitungsstimmen. “ Das „Deutsche Tageblatt“ enthält folgenden
Artikel: Zollpolitik und Besserung der Geschäfte.
Wer sich das Vergnügen machen will, von sezessionistischer Seite Looreden auf unsere gegenwärtigen wirthschaftlichen Verhältnisse, auf die Lage der Industrie und auf die Lage „des kleinen Mannes“ zu vernehmen, dem empfehlen wir, von den soeben erschienenen Jahres⸗ berichten der Handelskammern in den sächsischen Industriebezirken für das Jahr 1882 Kenntniß zu nehmen.
Berichterstatter der Handelskammer zu Chemnitz ist der Land⸗ tagsabgeordnete Ruppert, Berichterstatter der mit ihrem Bezirke an diese angrenzenden und den ganzen industriereichen südwestlichen Theil Sachsens umfassenden Handelskammer Plauen der Landtagsabgeordnete Kirbach. Beide gehören hergebrachtermaßen, d. h. durch ihre Ver⸗ gangenheit an diese gekettet, der sezessionistischen Richtung an, und der Abg. Kirbach darf sogar für eine auf jener Seite hervorragende Kapazität gelten.
Nun lese man die Berichte dieser Herren und vergleiche damit die Auslassungen der sezessionistischen Presse, um deren Verbreitung unter der sächsischen Bevölkerung sich Hr. Kirbach und seine „Freunde“ fortwährend eifrig bemühen. 1
Von einer „gänzlich verfehlten Wirthschaftspolitik des Fürsten Bismarck“ sprechen die „Unternehmer des allgemeinen Mißvergnügens“ in den Rickertschen und anderen Agitationsblättern. Von unseren beiden Sezessionisten jedoch konstatirt, gedrängt von der Wucht der That⸗ sachen, der eine, der Abg. Kirbach, bezüglich der wirthschaftlichen Lage: „Es zeigte sich ein stetig wachsender Bedarf, zu dessen Befrie⸗ digung die vorhandenen gewerblichen Anlagen und Arbeitskräfte voll, zeitweise sogar übervoll in Anspruch und in einigen Hauptindustrie⸗ zweigen des Bezirks erhebliche Erweiterungen in Angriff und in Aussicht genommen wurden. Als ein besonders gün⸗ stiges Anzeichen von dem zunehmenden Aufschwung der wirth⸗ schaftlichen Lage muß die Thatsache gelten, daß in der Mehrzahl der Industriezweige die Nachfrage sich verhältnißmäßig mehr den besseren und werthvolleren Erzeugnissen zuwandte.“ Der Chemnitzer sezessio⸗ nistische Berichterstatter formulirt das Gesammturtheil dahin: „Die in unserem letzten Berichte für mehrere Branchen ausgesprochene Besserung hat im Jahre 1882 nicht nur fortgedauert, sondern es ist sogar in fast allen Geschäftszweigen mit wenigen Ausnahmen, wenn auch mitunter durch Anstrengung und Schaffen von Neuheiten, eine lebhaftere Thätigkeit wahrzunehmen gewesen... 8
Die sehr naheliegende Frage, ob die vielbejammerte deutsche Zollgesetzgebung zur Hebung der wirthschaftlichen Lage beigetragen habe, beantwortet der Chemnitzer Berichterstatter ohne Weiteres da⸗ hin, daß er den deutschen Zolltarif an erster Stelle, das „allgemein größere Vertrauen im Publikum“ an zweiter Stelle als die haupt⸗ sächlichen „Ursachen eines besseren Geschäftsganges“ bezeichnet.
Der Plauensche Bericht kann sich zu einem so viel Selbstüber⸗ windung erfordernden Gesammturtheil nicht aufschwingen, vielmehr zieht er es vor, in dem Kapitel „Allgemeiner Charakter der wirth⸗ schaftlichen Lage“ sich über die positiven Ursachen des konstatirten zunehmenden Aufschwunges gar nicht zu äußern und die Zollgesetz⸗ gebung mit völligem Stillschweigen zu übergehen. Es bleibt somit dem Leser überlassen, sich die Zeugnisse für dieselbe aus den Berichten über die einzelnen Industriezweige selbst zusammenzutragen, und das ist in der That eine lohnende Mühe. Die vereinzelt angeführten Nachtheile deutscher Zölle erscheinen durchaus geringfügig und nahezu verschwindend gegenüber den mehr und mehr zur Geltung kommenden heilenden, auf⸗ munternden, belebenden Wirkungen derselben, von denen eine ganze Reihe
gerade der wichtigsten Industriezweige zu berichten haben. In dem Kapitel „Streichgarn“ z. B. heißt es in dem aus sezessionistischer Feder geflossenen Plauenschen Bericht: „Der wohlthätige Einfluß des Schutzzolles wird von mehreren Seiten hervorgehoben und zum Be⸗ weis desselben auf die Thatsache hingewiesen, daß die Flanell⸗ und Deckenfabrikanten ein größeres Quantum Streichgarn aufge⸗ nommen haben, ohne einen erhöhten Preis dafür zahlen zu müssen, der Zoll also von den belgischen Importeuren getragen worden ist.“ Die billigeren Buckskins „wurden, offenbar begünstigt durch den Schutzzoll, als reelles Fabrikat auf dem deutschen Markte gern gekauft und behaupteten sich mit Ueberlegenheit der ausländischen Konkurrenz gegenüber.“ „Daß die deutsche Zollgesetz⸗ gebung der Produktion der Stapelsachen in der Buckskinbranche sehr zu gute kommt, ist unverkennbar. Das Ausland muß den deutschen Markt der heimischen Industrie zur eigenen Bebauung überlassen. Dies zeigt sich recht deutlich darin, daß gerade im Jahre 1882 mehr denn je eine Ausdehnung dieses Fabrikationszweiges im Bezirke stattgefunden hat.“ Von Kammgarnwaaren heißt es: „Schon jetzt hat deutsches Gewebe das französische von den Märkten der drei skandinavischen Königreiche fast ganz verdrängt und gleichzeitig in England und Amerika ganz bedeutende Absatzgebiete erobert, während der Zoll⸗ abschluß den deutschen Markt gegen die französische Konkurrenz sichert.“ In der Korsetfabrikation „zeigte das deutsche Geschäft unter der günstigen Einwirkung der neuen Zollgesetzgebung eine wesentliche Besserung, insbesondere auch in Nachfrage nach feinerer Waare.“ Weiter sagt der Bericht über Strumpfwaaren: „Die neue Zollgesetz⸗ gebung zeigte sich bezüglich der baumwollenen Garne nicht nachtheilig (das Gegentheil ist in der sezessionistischen Presse hartnäckig prophezeit worden!), hatte aber eine besonders günstige Wir⸗ kung auf den Absatz baumwollener Unterzeuge, a England hiervon wesentlich weniger importirt haben dürste.“ Ueber Gar⸗ dinen: „Die Nachfrage war unter dem Schutze des jetzt bestehenden Einfuhrzolles ununterbrochen derart, daß alles, was fertig wurde, sofort schlanken Absatz fand.“ Wir können hier unmöglich alle In⸗ dustriezweige des Kammerbezirks im Einzelnen durchgehen und haben nur einige der wichtigsten aus der Textilbranche herausgegriffen, um zu zeigen, in welcher Weise der Berichterstatter die Einwirkung der Zollgesetzgebung im Einzelnen festzustellen nicht umhin kann. Schade, daß er einem zusammenfassenden Urtheile, welches er im vorjährigen Berichte behutsamer Weise „noch nicht“ geben zu wollen erklärte, auch jetzt noch immer, und zwar diesmal mit kleinlautem Still⸗ schweigen, aus dem Wege geht!
— Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ wird aus Witten, 16. Juli, geschrieben:
Unser soeben erschienener städtischer Verwaltungsbericht äußert sich über die Folgen der nationalen Wirthschaftspolitik mit nach⸗ stehenden Worten: auf unsere Wahrnehmungen halten wir uns zu der Annahme berechtigt, daß Handel und Verkehr einen weiteren Aufschwung auch im zurückliegenden Jahre genommen haben. Wir glauben diese Besserung der geschäftlichen Verhältnisse daran zu er⸗ kennen, daß auf einzelnen Gebieten der Fabrikation, wie der gewerblichen Thätigkeit nicht nur eine vermehrte Produktion nothwendig gewesen, son⸗ dern auch, daß eine Steigerung des Konsums an Material und Fabrikaten eingetreten ist. Zugleich können wir uns nicht versagen, des ferneren hochwichtigen Arguments Erwähnung zu thun, daß unter dem günstigen Einfluß der neuen Zollpolitik die Einfuhr ausländischer Rohstoffe und Fabrikate wesentlich vermindert und dementsprechend der Export inländischer Produkte und Erzeugnisse nicht unbeträchtlich erhöht worden ist. Wenn wir daher diesem erfreulichen Resultat gegenüber unsere Anerkennung hinsichtlich des eingeschlagenen Weges als des richtigen zur Wiederbelebung des deutschen Handels zum Ausdruck bringen, glauben wir, daß durch den Hinzutritt einer gewissen Festigkeit geschäftlichen Kredits mehr und mehr eine konstante Grundlage geschaffen werden wird, auf welcher die Fortentwickelung der heimischen industriellen und gewerblichen Thätigkeit als gesichert erscheint“ Auf Grund amtlicher Erhebungen konstatirt der Bericht sodann, daß das Jahr 1882 auch für die Land⸗ wirthschaft ein gesegnetes gewesen, und schließt mit folgender Aus⸗ führung: „Im Hinblick auf diese bedeutungsvollen Momente kann sich doch nur die Anschauung Bahn brechen, daß zur Hebung der materiellen Interessen des Landes im verflossenen Jahre wiederum eine Förderung stattgefunden hat und daß nach weiteren Fortschritten Handel und Industrie demnächst wieder zu voller Blüthe gelangen werden.“
— Wir lesen in der „Berliner Börsen⸗Zeitung“:
Der Jahresbericht des Vorsteheramts der Kaufmannschaft zu Kö⸗ nigsberg i. Pr. erklärt, es stelle sich in jeder Beziehung heraus, daß „Handel und Schiffahrt im Allgemeinen wieder bei uns im Wachsen sind.“ Der Vortheil davon für die Einwohnerschaft im Allgemeinen und für die arbeitenden Klassen im Speziellen — so wird in dem Bericht konstatirt — steht außer Zweifel. Bei der Königs⸗ berger städtischen Sparkasse ist die Zahl der Sparkassen⸗ bücher wieder um mehr als 8000, nämlich von 34 580 auf 43 186 und der Gesammtbetrag der Spareinlagen um mehr als 900 000 ℳ, von 11 394 567 auf 12 315 300 ℳ gestiegen. Besonders interessant ist, daß sich das Vorsteheramt der Kaufmann⸗ schaft dahin ausspricht, daß der gute Ausfall der Ernte immer noch stärkere Wirkungen auf die materielle Lage der Bevölkerung ausübe, als alle Wandlungen der Politik, mit anderen Worten, daß der viel geschmähte Zolltarif, von dessen Einführung freihändlerischerseits der Untergang des Königsberger Handels prophezeit wurde, in Wahr⸗ heit den Handel nicht beeinträchtigt hat und daß im Jahre 1880, wo ein erheblicher Rückgang im Getreidegeschäft zu bemerken war, allein die schlechte Ernte Schuld daran war....
Im Allgemeinen wird man aus diesen Mittheilungen die Ueber⸗ zeugung gewinnen, daß Handel und Verkehr im Bezirke des Vor⸗ steheramts der Königsberger Kaufmannschaft während des Berichts⸗ jahres sich in günstiger Lage befanden, und daß alle Klagen über die nachtheilige Wirkung der neuen Wirthschaftspolitik, die ja sonst dort nachdrücklich betont wurden, jetzt verstummt sind, weil die thatsäch⸗ lichen Verhältnisse absolut keine Unterlage dafür bieten.
Marineverordnungsblatt. Nr. 14. — Inhalt: Reichs⸗ kriegshäfen. — Schulverzeichnisse. — Kleiderstempelung. — Schieß⸗ übungen der Matrosenartillerie. — Telegraphische Meldungen. Rechnungslegung der Schiffslazarethdepots. — Gnadengehalt. — Munition bei Landungsmanövern. — Amtskantionen. — Personal⸗ veränderungen. — Benachrichtigungen.
Statistische Nachrichten.
Summarische Uebersicht über die Zahl der Stu⸗ direnden auf der Königlichen Albertus⸗Universität zu Königsberg i./Pr. im Sommersemester 1883. Im Winter⸗ semester 1882/83 sind immatrikulirt gewesen 865, davon sind abge⸗ gangen 149, es sind demnach geblieben 716; dazu sind in diesem Se⸗ mester gekommen 213, die Gesammtzahl der immatrikulirten Studi⸗ renden beträgt daher 929. Die theologische Fakultät zählt Preußen 157, Nichtpreußen 1, zusammen 158. Die juristische Fakultät zählt Preußen 145, Nichpreußen 1, zusammen 146. Die medizinische Fa⸗ kultät zählt Preußen 217, Nichtpreußen 25, zusammen 242. Die philosophische Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 345, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife gemäß §. 3 der Vorschrif⸗ ten für Studirende der Landes⸗Universitäten ꝛc. vom 1. Oktober 1879 28, mithin Preußen 373, dazu c. Nichtpreußen 10; im Ganzen 383, zusammen 929. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität als nur zum Hören der Vorlesungen berech⸗ tigt, mit spezieller Genehmigung des zeitigen Prorektors 4. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 933.
Kunst, Wissenschaft und Literatur
Das Staatsrecht des Deutschen Reiches, von Dr. Philipp Zorn. Zweiter Band: Das Verwaltungs⸗ und äußere Staatsrecht. Berlin und Leipzig 1883. Verlag von J. Guttentag. — Dem Inhaltsverzeichniß entnehmen wir Folgendes: Das achte Buch, betitelt „Die einzelnen Zweige der Reichsverwaltung“, enthält: §. 25 das Post⸗ und Telegraphenwesen. §. 26 das Eisenbahnwesen. §. 27 das Maaß⸗ und Gewichtswesen. §. 28 das Münzwesen. §. 29 das Bankwesen. §. 30 das Gewerbewesen. — Das neunte Buch, betitelt „Das Reichs⸗Finanzrecht“, enthält: §. 31 das System des Reichs⸗ Finanzrechtes. §. 32 die einzelnen Finanzquellen des Reiches. §. 33 Budget und Decharge. — Das zehnte Buch, betitelt „Die deutsche Gerichtsverfassung“, enthält: §. 34 die Justizgewalt. §. 35 die Ge⸗ richtsorganisation. §. 36 die materiellen Grundlagen der Recht⸗ sprechung. — Das elfte Buch, betitelt „Dos äußere Staatsrecht des Deutschen Reiches“, enthält: §. 37 die Staatsverträge. §. 38 das Gesandtschaftsrecht. §. 39 das Konsularrecht. §. 40 das Seerecht in Friedenszeiten. Sachregister.
— Unter dem Titel: „Die Zwangsvollstreckungsord⸗ nung in Immobilien, enthaltend 1) das Gesetz, betreffend die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen, 2) das Gesetz, betreffend die Gerichtskosten bei Zwangsversteigerungen und Zwangs⸗ verwaltungen von Gegenständen des unbeweglichen Vermögens, 3) die Ministerial⸗Instruktion über die Geschäftsführung der Verwalter in der Zwangsverwaltung“, erscheint im Verlage von Franz Vahlen, Berlin, ein von dem Landrichter Dr. Paul Jäckel bearbeiteter Kom⸗ mentar zu der bezeichneten, mit dem 1. November d. J. in Kraft tretenden Gesetzrebung, dessen erste Lieferung (Bogen 1—5) jüngst erschienen ist. Der Verfasser, welcher bereits eine in der Nr. 142 dieses Blattes vom 20. Juni 1883 angezeigte Textausgabe der qu. Gesetze herausgegeben hat, beabsichtigt, in dem Kommentar ein zuverlässiges Handbuch für die Auslegung und praktische Anwendung des neuen Gesetzes darzulkieten, in welchem die Bestimmungen desselben einer wissenschaftlichen Erörterung unterzogen worden sind. Das Werk wird den Text der qu. Gesetze mittheilen; die in Anmerkungen gegebenen Erläuterungen werden insbesondere die deutschen Justiz⸗ gesetze sowie das aus früherer Praxis gebotene, zur Interpretation der neuen Bestimmungen geeignete Material berücksichtigen. Die vorliegende Lieferung umfaßt die Einleitung sowie die Paragraphen 1 bis 12, 13 des auf dem Titel sub Nr. 1 angeführten Gesetzes. Die Schlußlieferung des auf etwa 30 Druckbogen geschätzten Werkes soll in einigen Wochen zur Ausgabe gelangen, der Preis desselben wird etwa 8 bis 9 ℳ betragen.
— Von der „Illustrirten Zeitung“, Leipzig, Verlag von J. J. Weber in Leipzig, erschien am 1. d. M. des 81. Bandes erstes Hest, mit welchem das Werk den Tag seines vierzigjährigen Bestehens feiert; begründet wurde dasselbe am 1. Juli 1843, seit welcher Zeit in ununterbrochener Reihenfolge 2088 Wochennummern in etwa 40 Millionen Exemplaren über alle Crdtheile verbreitet worden sind. — Schon die äußere Ausstattung des Heftes, das künstlerisch aus⸗ geführte prächtige Titelblatt, das Format sowie das Herstellungs⸗ Material machen sofort den Eindruck des Vornehm⸗Gediegenen, man sieht, es kommt der Verlagshandlung nicht darauf an, viel, vielerlei billig und schlecht, sondern viel und gut hei verhältnißmäßig billigem Preise zu liefern. Die Höhe, zu welcher sich der deutsche Holzschnitt in neuester Zeit erhoben hat, wird von der „Ill. Ztg.“ voll und ganz eingenommen, die Illustrationen zeichnen sich durch sorgfältige Auswahl, Ausführung und Vollendung in gleicher Weise aus. Allein schon in dieser Hinsicht bietet das Blatt einen Beweis, wie hochentwickelt der sich hier wie in allen Gebieten geltend machende Geschmack und wie gesteigert die Anforderungen des Publikums in jeder literarischen und künstlerischen Erscheinung heut zu Tage sind. Die „Ill. Ztg.“ bringt keine Romane, Novellen u. dergl., welche lediglich zur angenehmen Unterhaltung dienen, sie macht sich durch die sorgfältigste Ausnutzung des Raumes, durch Aufsätze, Berichte, Schilderungen und Illustrationen von allgemeinem Interesse zu einem bildenden und erziehenden Organ. Das hat in der Absicht des Begründers gelegen und daß er diese ereicht hat, dafür giebt die große Verbreitung und die allgemeine Anerkennung des Werkes das beredteste Zeugniß; seit seiner Gründung sind 80 Bände mit etwa 40 000 Illustratonen erschienen. Ein flüchtiger Ueberblick über den Inhalt des Jubiläumshefts giebt am besten einen Einblick in Wesen und Wollen des Blattes. Zunächst bringt das Heft ein Verzeichniß der Vorlesungen im nächsten Winter an der Universität München, sodann eine statistische Uebersicht über Bad Wiesbaden. Ein Holzschnitt, welcher die von Prof. Tonndorf gearbeitete Goethebüste in Karlsbad dorstellt, eröffnet das eigentliche Heft; ihm folgt ein objektiv gehaltener politischer Wochenbericht, aus welchem ein Nichtzeitungsleser sich über die neuesten Welthändel zu informiren vermag. Unter Mannigfaltigkeiten bringt es dann: Hof⸗ nachrichten aller Länder, Ehrenbezeugungen, Festkalender, Vereins⸗ wesen, Freimaurerei, Stenographie, Unfälle, Verbrechen. Einem aus⸗ führlichen Bericht über das achte mitteldeutsche Bundesschießen in Dresden mit zwei Illustrarionen folgt eine Biographie und ein Holz⸗ schnitt P. K. Roseggers. Die Todtenschau berichtet über das Hin⸗ scheiden berühmter Leute, es folgt ein Sekular⸗ und Semisekular⸗ kalender für Juli, ein Briefwechsel mit kurzer Biographie und Ab⸗ bildung des Fabeldichters Lichtwer. Ein astrologischer Aufsatz belehrt über den Mond und das Wetter. Seite 12 und 13 werden von einem künstlerisch vollendeten Holzschnitt einge⸗ nommen, darstellend die Brandschatzung der schwedischen Hansestadt Wisby durch Waldemar IV., Gemälde von K. G. Hell⸗ qvist. Des Aachener Rathhauses ist in Holzschnitt und Beschrei⸗ bung gedacht. Die kulturgeschichtlichen Nachrichten bringen Notizen über Kirche und Schule, Universitätswesen, Handel, Bank und In⸗ dustrie, Verkehrswesen, Landwirthschaft, Sport, Bau⸗ und Bildhauer⸗ kunst, Malerei und vervielfältigende Künste, Theater, Musik, Presse, Buchhandel. Seite 18 bringt Abbildungen der Statuen von A. und W. von Humbold vor der Universität in Berlin, Schilderung und Abbildung des Mosaikbrunnens vor der National⸗Galerie zu Berlin. Die Frauenzeitung enthält interessante Artikel für Damen. Schachzei⸗ tung, Wetter⸗Bulletins, Himmelserscheinungen fehlen nicht. Seite 20 bringt die Abbildung und Beschreibung neuer Goldfische, endlich poly⸗ technische Mittheilungen nebst Illustrationen; das Heft schließt mit einem drei Blätter starken Annoncentheil. — Diese Uebersicht genügt, von der Mannigfaltigkeit, der sinnigen Anordnung und Zusammen⸗ stellung des Materials Kunde zu geben, und halten wir das Blatt allen Freunden eines wirklich gediegenen Familienblatts auf das Wärmste empfohlen. Dasselbe erscheint alle Sonnabend in einer Stärke von mindestens 20 Folioseiten und kostet im vierteljährlichen Abonnement 6 ℳ 8
Gewerbe und Handel.
VVom schlesischen Eisenmarkt schreibt man der „Berl. Börs. Ztg.“ aus Breslau:; In den letzten 14 Tagen hatte das Ge⸗ schäft in Eisen ein lebhafteres Gepräge, der Bedarf zeigte sich reger und bewirkte eine weitere Lichtung der ohnehin schwach assortirten Läger. Angesichts dessen hat die Herabsetzung der Kartellpreise für Walzeisen überrascht; sie muß wohl mehr aus Rücksicht auf die west⸗ fälische Konkurrenz oder aus andern Ursachen erfolgt sein, denn die Lage des heimischen Eisenmarktes hätte wohl vor etwa 2 Monaten eine solche
erabsetzung wünschenswerth erscheinen lassen, nicht aber jetzt, wo die Läger zum Theil geräumt sind und der reelle Bedarf sich bemerklich macht. Ende März v. J. erhöhten die Oberschlesischen Walzwerke ihre Preise auf 13,75 ℳ und ließen Anfang Januar d. J. eine Ermäßigung auf 13,25 ℳ und am 11. d. M. eine weitere auf 12,50 ℳ eintreten. Dem schlesischen Eisenmarkt kommt die jetzige, nicht erwartete Er⸗ mäßigung im Uebrigen gut zu statten, da sie den Impuls zu leb⸗ haften Deckungen und Assortirung der Läger giebt. Die Ernte läßt sich im Allgemeinen gut an; voraussichtlich wird der Bedarf an Eisenfabrikaten für landwirthschaftliche Zwecke sich rege entwickeln und üer. Eisenmarkt das Gepräge der Festigkeit für längere Zeit verleihen.
Dortmund, 16. Juli. (Rhein.⸗Westf. Ztg.) Die Stimmung auf dem Eisenmarkt ist zwar noch nicht als eine günstige zu be⸗ zeichnen, aber sie ist jedenfalls besser und fester als in den beiden letzten Monaten. Nachdem die Vorräthe von Qualitätsroheisen ver⸗ kauft worden, ist ein weiterer Preisrückgang nicht eingetreten und rechnet man um so mehr auf eine baldige Besserung der Lage der Hochofenindustrie, als sich sowohl in Amerika als auch in England eine festere Tendenz angebahnt hat und die Notirungen dort bereits kleine Erhöhungen erfahren haben. In der Walzwerkbranche ist eine weitere Zunahme der Nachfrage zu verzeichnen, die sich allem Anschein nach noch vergrößern wird, namentlich sind auch umfangreiche Bestellungen für den Export eingegangen. Ebenso gestaltet sich auch in Feinblechen der Verkehr etwas reger, während in Grobblechen wohl eine befriedi⸗ gende Beschäftigung fortbesteht, die Nachfrage aber etwas nachläßt. In Trägern und sonstigem Baueisen, wie auch in Winkel⸗ und Band⸗ eisen ist fortdauernd viel zu thun, auch laufen neue Ordres darin regelmäßig ein; dagegen bleibt Walzdraht nach wie vor vernachlässigt, wodurch rückwirkend auch Puddeleisen ungünstig beeinflußt wird, in⸗ dem sich die Nachfrage danach bei den Drahtwalzwerken entsprechend verringert hat. Die Stahlwerke haben noch genügende Aufträge, namentlich auch in Eisenbahnmaterialien, in Händen, auch stehen weitere durch bereits ausgeschriebene Submissionen bevor, und werden daher in der Lage sein, den bestehenden Betrieb in der bisherigen Höhe fortzusetzen. Auch für die Kleineisenzeug⸗ fabriken, Lokomotiv’“ und Waggonbau⸗Anstalten sind ziemlich be⸗ deutende Lieferungen Seitens inländischer Eisenbahnen in Submission ausgeschrieben. Die Maschinenfabriken, Gießereien und Kessel⸗ schmieden sind fortdauernd gut beschäftigt, auch laufen neue Aufträge regelmäßig ein. Für die Konstruktionswerkstätten hat sich das Arbeitsquantum in der letzten Zeit wesentlich vergrößert, da denselben theils durch Submissionen, theils unter der Hand eine nicht geringe Zahl von neuen Bestellungen zugegangen sind. Im Kohlen⸗ geschäft macht sich die im Hochsommer gewöhnlich eintretende Ab⸗ schwächung in der Nachfrage und dem Absatz bemerkbax, doch ist letzterer immer noch wesentlich größer, als in der entsprechenden Zeit des Vorjahres. Die Kohlenpreise werden im Allgemeinen gut be⸗ hauptet, nur Cokekohlen sind wie auch Coke unentschieden in der Notirung.
Liverpool, 17. Juli. (W. T. B.) Die heute eröffnete Woll⸗ auktion war mäßig besucht und wurden Preise der Maiauktion behauptet. Angeboten wurden 13 000 Ballen.
Paris, 17. Juli. (W. T. B.) Der in der heutigen Ver⸗ sammlung der Aktionäre der Panamagesellschaft von Lesseps verlesene Bericht enthält die wiederholte Versicherung, daß der Kanal am Ende des Jahres 1888 vollendet sein werde. Die Arbeiten würden namentlich in der nächsten Zeit sehr lebhaft betrieben werden, der Verwaltungsrath sei mit der Prüfung der finanziellen Maßregeln beschäftigt, die eine große Entfaltung und Ausdehnung der Arbeiten gestatteten. Vor Verlesung des Berichts sagte Lesseps, er sehe unter den Anwesenden viele Aktionäre der Suez⸗ kanalgesellschaft, die Erregtheit, welche in den letzten Tagen unter ihnen geherrscht habe, sei ungerechtfertigt; die Direktion der Suez⸗ kanalgesellschaft habe mit einer loyalen und liberalen Regierung ver⸗ handelt. Daß man, sobald man bei einer gewissen Grenze angekom⸗ men sei, die erzielten Gewinne der Schiffahrt mit zu Gute kommen lassen würde, habe er noch vor dem Beginn des Baus des Suez kanals schriftlich ausgesprochen. Es werde das bei dem Panama⸗ wie bei dem Suezkanal geschehen. Die Meldung des „Standard“ von neuen Verhandlungen mit der Suezkanalgesellschaft wird von der „Agence Havas“ für unbegründet erklärt.
RNew⸗York, 16. Juli. (W. . B Wenyeet fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 38 000, do. nach Frank⸗ reich 20 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents —, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 18 000 Qrtrs.
Verkehrs⸗Anstalten. 8
Bremen, 17. Juli. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd „Salier“ ist heute früh 5 Uhr in New⸗York eingetroffen.
New⸗Vork, 17. Juti. IW 95020101I „England“ und der Dampfer „The Queen“ von der National⸗ Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) sind hier eingetroffen.
Berlin, 18. Juli 1883.
Vom „Verein für Kinderheilstätten an den deutschen See küsten“ ist zu Wyk auf Föhr eine Kinder⸗Heilanstalt gegrün⸗ det worden. Dieselbe enthält 68 Betten. Die Leitung der Anstalt, sowie die ärztliche Behandlung ist dem Dr. Gerber in Wyk, Pflege und Beaufsichtigung der Kinder, sowie die Besorgung der Wirth⸗ schaft Flensburger Diakonissen übertragen. Die Kinder können für die ganze Saison aufgenommen werden. Kein Kind wird aufgenom⸗ men für eine kürzere Zeit als 4 Wochen. Es sind 3 Kurperioden eingerichtet: die 1. vom 3. Juli bis zum 1. August, die 2. vom 1. August bis zum 31. August, die 3. vom 31. August bis zum 28. September. Das Verpflegungsgeld für jedes Kind beträgt pro Woche für Unbemittelte, für welche ein Armuthszeugniß erforderlich ist, 100 ℳ, für besser situirte Kinder 15 ‧, und ist mindestens für 4 Wochen im Voraus zu entrichten. Die Kinder mit Armuthszeug⸗ nissen haben die Bäder und die Ueberfahrt zwischen Husum und Wyk frei; dieselben reisen mit Mili ärbillets. Anmeldungen sind zu rich⸗ ten an Dr. Gerber in Wyk auf Föhr oder an Prof. Ewald in Ber⸗ lin, Sigismundstr. 5.
Ueber die Eröffnung der Zahnradbahn zu Königswinter wird der „N. A. Z.“ geschrieben: Am Freitag, 16. Juli, wurde die Zahn⸗ radbahn zum ersten Male von einem Personenwagen befahren, der nicht nur mit grünen Zweigen und Blumen geschmückt, sondern auch, was diesem Ereigniß eine ganz besondere Weihe gab, nur mit Damen besetzt war. Gestern ging der erste Zweiwagenzug, aber ohne Damen, die „Himmelsleiter“ hinauf. Direktor Kuntze hatte dau einige höhere technische Eisenbahn⸗ und Baubeamte und den hiesigen Gemeinderath eingeladen. Zunächst wurden die Einrichtungen des Bahnhofs, die Ma⸗ schinen und die recht geschmackvoll eingerichteten Wagen besichtigt und so⸗ dann um 4 ½ Uhr der Zug bestiegen. Im oberen Wagen nahmen die Ein⸗ geladenen Platz, im zweiten das gesammte Betriebs⸗ und Arbeits⸗ personal. Eine große Zuschauermenge hatte den Bahnhof umstellt und auch alle irgend zugänglichen Punkte längs der Bahn besetzt. Oben am Endpunkte waren auf der Chaussee auch riele Menschen versammelt, um die Maschine heraufsteigen zu sehen und die Berg⸗ fahrer mit Hurrah zu begrüßen. Das Wirthshaus war festlich be⸗ flaggt und unter den Bäumen eine Gasttafel hergerichtet, an welcher die Gesellschaft sich zu Speise und Trank niederließ, während auf der Platte, dem Altan und dem Platze am Denkmal lebendigster Fremden⸗ verkehr herrschte. Morgen beginnen die regelmäßigen Fahrten. Der Fahrplan giebt sieben Fahrten zu Berg und sieben zu Thal, für Sonn⸗ und Festtage noch einen Extrazug (um 3 Uhr Nachmittags) an. Sonstige Extrazüge für mindestens 30 Personen müssen Tags vorher bestellt werden. 8
Im Krollschen Theatergelangt in nächster Woche das liebens⸗ würdige Werk Maillards: „Das Glöckchen des Eremiten“ von Neuem wieder auf das Repertoire. Ferdinand Wachtel tritt am Freitag als „Troubadour“ auf. In der Rolle der Acuzena gastirt an diesem Abend die Altistin der Augsburger Oper, Frl. Minlos. Für Sonn⸗ abend ist „Fidelio“ angesetzt mit Frl. Engel⸗Angely in der Titelrolle und dem Hof⸗Opernsänger aus Stuttgart, Hrn. Nawiasky als „Pizarro“. Morgen (Dvanerstag) wird Lortzings „Undine“, in dieser Saison zum ersten Male, gegeben. “