— Se. Majestät der Kaiser haben unterm 14. v. M. be⸗ stimmt, daß die jetzt an verschiedenen Orten aufbewahrten Fahnen und Standarten der früheren kurhes⸗ sischen Truppentheile nach Cassel überzuführen und dort als ehrende Anerkennung der Tapferkeit dieser Truppen in der im Erdgeschoß der Bilder⸗Galerie befindlichen Filiale des Museum Fridericianum im Verein mit anderen Denk⸗ würdigkeiten, welche in Beziehung zu den früheren kurhessischen Truppentheilen stehen, aufzustellen sind.
—— Mittelst Allerhöchster Kabinets⸗Ordre vom 4. Juli cr. ist bestimmt worden, daß der Stab, sowie das 1. Botaillon Magdeburgischen Füsilier⸗Regiments Nr. 36 am 1. April 1884 von Erfurt nach Halle a. S. zu verlegen sind.
— Nach Mittheilungen aus dem Auslande sind folgende Submissionen ausgeschrieben worden: —1) Von der Königlich italienischen Direktion der Werk⸗ statt für Militärausrüstungen in Turin für den 30. Juli d. J., bis 3 Uhr Nachmittags, eine Submission auf 280 000 Messingknöpfe, 19 000 Gewehrriemen, 19 400 Säbelkoppel, 19 000 Patronentaschen zum Schätzwerth von 149 680 Lire.
2.) Von der Königlich italienischen Artillerie⸗Direktion des
Arsenals für Bauten in Turin für den 8. August d. J., eine Submission auf 48 500 kg Eisen in Barren im Schätz⸗ werth von 21 825 Lire.
Ueber die speziellen Bedingungen ist das Nähere an Ort und Stelle einzusehen.
— Nach der im Reichs⸗Eisen bahn⸗Amt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat Mai d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 4 Entgleisungen und 2 Zusammen⸗ stöße auf freier Bahn, 18 Entgleisungen und 8 Zusammen⸗ stöße in Stationen und 118 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kessel⸗Explosionen und andere Betriebs⸗Ereignisse, wobei Personen getödtet oder ver⸗ letzt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größten⸗ theils durch eigenes Verschulden, 129 Personen verunglückt, sowie 20 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 67 unerheblich beschädigt. Es wurden von den 20 583 576 überhaupt beför⸗ derten Reisenden 3 getödtet, 6 verletzt (davon entfallen 1 Tödtung und 6 Verletzungen auf die Bahnstrecken im Ver⸗ waltungsbezirke der Königlichen Eisenbahndirektion Elber⸗ feld und je 1 Tödtung auf die Sächsischen Staatseisenbahnen und die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahndirektion Hannover); von Bahnbeamten und Ar⸗ beitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 20 ge⸗ tödtet und 59 verletzt und bei Nebenbeschäftigungen 1 ge⸗ tödtet, 15 verletzt; von fremden Personen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 9 getödtet und 10 verletzt, sowie bei Selbstmordversuchen 5 Personen getödtet und 1 verletzt. Von den sämmtlichen Verunglückungen — mit Ausschluß der Selbstmorde — entfallen auf: 8. Staatsbahnen und unter Staatsverwal⸗ tung stehende Bahnen (bei zus 24 432,30 km Be⸗ triebslänge und 616 784 035 geförderten Achskilometern) 105 8&51 Hdar 0 ; . . .. ; Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Elberfeld (19), die Badischen Staatseisenbahnen (16), und die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗ direktion Hannover (12); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen sind jedoch auf der Main⸗Neckar⸗ Eisenbahn, den Badischen Staatseisenbahnen und den Bahn⸗ strecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion Elberfeld die meisten Verunglückungen vorgekommen. B. Größere Privatbahnen — mit je über 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 4100,40 km Betriebslänge und 64 822 767 geförderten Achskilometern) 14 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Hessische Ludwigsbahn (5), die Breslau⸗Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn (4) und die Rechte Oder⸗Ufer⸗Bahn (2); verhältnißmäßig sind jedoch auf der Oels⸗Gnesener Eisenbahn, der Hessischen Ludwigsbahn und er Breslau⸗Schweidnitz Freiburger Eisenbahn die meisten Ver⸗ unglückungen vorgekommen. C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 1439,66 km Betriebs⸗ länge und 9 350 537 geförderten Achskilometern) 4 Fälle und zwar auf der Lübeck⸗Büchener Eisenbahn 2 Fälle und auf er Marienburg⸗Mlawkaer und der Tilsit⸗Insterburger Eisen⸗ bahn je 1 Fall. — Dem Kreise Eckernförde ist für die zum Ausbau der in diesem Kreise belegenen Strecke der Nebenlandstraße von Eckernförde nach Rendsburg erforderlichen Grundstücke urch Allerhöchste Ordre vom 6. d. M. das Enteignungs⸗ echt verliehen worden.
— Der Königliche Gesandte in Dresden, Graf von önhoff hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub an⸗ etreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗ Sekretär Graf von Waldenburg als interimistischer Ge⸗ schäftsträger. — Der hiesige Königlich dänische Gesandte, Kammerherr von Quaade hat einen ihm von seiner Regierung bewillig⸗ ten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Berlin fungirt als interimistischer Geschäftsträger der Lega⸗ tions⸗Sekretär Freiherr von Gyldenkrone.
OesterreichUngarn. Wien, 17. Juli. (W. T. B.)
m 16. Juli, um 7 Uhr früh, hat der Kaiser Laibach ver⸗
assen und einen Ausflug über Stein und Krainburg nach
Veldes unternommen. Wie der Empfang war auch der
Abschied, den die Bevölkerung der Hauptstadt Krains, ohne
Unterschied der Nationalität, dem Monarchen bereitete, ein ehr herzlicher.
— 19. Juli. (W. T. B.) Wie die „Wiener Zeitung“ meldet, hat der Handels⸗Minister die zehntägige Obser⸗ vationsreserve auch auf die Schiffe mit unverdächtiger leberfahrt und diplomirtem Arzt an Bord, sowie auf sämmt⸗ liche Schiffe indischer Provenienz, welche den Suezkanal passirt haben, ausgedehnt.
— Die „Wiener Zeitung“ schreibt: Wiewohl eine un⸗ mittelbare Gefahr des Auftretens der in mehreren Orten Unter⸗
Egyptens epidemisch herrschenden Cholera für Oesterreich nicht besteht und die von allen betheiligten Regierungen energisch
ergriffenen Maßregeln hoffen lassen, daß Europa von dieser Seuche verschont bleiben werde, hat die K. K. niederösterreichische Statthalterei vorsichtshalber schon den zur Berathung aller wichtigen Sanitätsangelegenheiten des Landes gesetzlich be⸗ rufenen, durch Vertreter der betreffenden Behörden und Aemter verstärkten niederösterreichischen Landes⸗Sanitäts⸗Nath aufge⸗ fordert, Maßregeln zu berathen, welche zur Zeit, bei einem eventuellen Näherrücken der Gefahr und beim wirklichen Auf⸗ treten der Cholera in Nieder Oesterreich durchzuführen sein werden, um die Gefahr zu bannen oder doch wenigstens inner⸗ halb der engsten Grenzen zu erhalten.
Es ist deshalb eine Verordnung der Ministerien des Innern, des Handels und der Finanzen unterm 14. Juli 1883 erlassen, nach welcher wegen der Gefahr der Einschleppung ansteckender Krankheiten im Einvernehmen mit der Königlich ungarischen Regierung die Ein⸗ und Durchfuhr von Hadern, dann von alten Kleidern, gebrauchter Leibwäsche und gebrauchtem Bett⸗ Leuge aus Egypten, insofern diese Gegenstände für den Han⸗ del bestimmt sind, auf unbestimmte Zeit verboten wird.
— (Prager Abendblatt.) Der „Politik“ zufolge beab⸗ sichtigt die Großgrundbesitzerkurie folgenden Antrag einzu⸗ bringen:
„Die K. K. Regierung ist aufzufordern, sie möge zu den für Mittelschulen gültigen Gesetzen und Vorschriften nachträglich eine Vorlage einbringen, mit welcher an den Mittelschulen Böhmens der Grundsatz zur Geltung komme, es sei an Anstalten, die zur Gänze oder zum Theile auf Staatskosten erhalten werden, der Unterricht der zweiten Landessprache als obligater Gegenstand einzuführen und zwar für alle Schüler, nur jene ausgenommen, deren Eltern um Be⸗ sreiung hievon ansuchen würden. An Lehranstalten, welche aus Privat⸗ mitteln erhalten werden, bedarf es hierzu der Einwilligung Jener, welche die Anstalt erhalten.“
— Wie die „Prager Zeitung“ schreibt, hat der steier⸗ märkische Landtag seine Session beendigt und in seiner letzten Sitzung den sogenannten Fünfguldenmännern das Wahlrecht verliehen und die Bestimmung angefügt, daß in der Gruppe der Städte und Märkte jeder wahlberechtigte Ort zugleich Wahlort sei.
Czernowitz, 16. Juli. (Prag. Ztg.) Die wegen des Grenzkonfliktes in Itzkany zusammengetretene gemischte Kommission hat gestern ihre Arbeiten zu beiderseitiger Zu⸗ friedenheit beendigt. Es verlautet, daß zur Hintanhaltung ähnlicher Konflikte hier ein rumänisches Konsulat errichtet werden soll. —
Ee Bvrufsel 17. Jult. (Kbin Htg.) Per Bischof von Namur, Msgr. Gravez, ist gestern gestorben. Er war 1810 in einem kleinen Dorfe des Hennegau, Sivry, geboren.
— 18. Juli. (W. T. B.) Der König wird sich morgen zu einem Besuch des Königs der Niederlande nach Spa be⸗ geben und Abends von dort hierher zurückkehren.
Großbritannien und Irland. London, 17. Juli. Nach einer Depesche an „Daily News“ hat die Spannung zwischen den englischen und französischen Kriegsschiffen vor Tamatave einen hohen Grad ecrreicht. — Der Kapitän des „Taymouth Castle“ bestätigt, daß die Flaggen sämmtlicher Konsuln eingezogen werden mußten, bis die Beglaubigungs⸗ schreiben bei der neuen Regierung eingetroffen sind. Von den Beleidigungen, die dem englischen Konsul und seinem Sekretär zugefügt sein sollen, meldet der Kapitän nichts.
— (Allg. Corr.) Im Unterhause wurde das zwischen der Suezkanalgesellschaft und der englischen Regierung ge⸗ troffene Uebereinkommen für den Bau des zweiten Kanals wiederum zum Gegenstand einer langen Reihe von Inter⸗ pellationen gemacht. Der Generalprokurator informirte Labouchere, daß nicht allein die Kronjuristen, sondern auch der Lordkanzler sich zu Gunsten der Monopolansprüche des Hrn. von Lesseps im Isthmus von Suez geäußert hätten. In Beantwortung einer Anfrage Mr. Coans erklärte der Unter-Staatssekretär für auswärtige Angelegen⸗ heiten, Lord E. Fitzmaurice, der neue Kanal würde dieselbe legale Grundlage haben wie der erste. Die Anleihe von 8 000 000 Pfd. Sterl. würde, wie die übrigen Anleihen, die Priorität vor dem Aktienkapital haben. Die Bedingungen der Souveränität und der Jurisdiktion würden dieselben sein, welche sich an den bestehenden Kanal knüpfen.
Lord E. Cecil erbat sich Auskunft über das gemeldete Umsichgreisen der Cholera in Egypten, sowie über die zum Schutz der dort stationirten britischen Truppen ergriffenen Maßregeln. Als Antwort darauf verlas Lord E. Fitzmaurice das nachstehende Telegramm von Sir Edward Malet, datirt Cairo, 16. Juli: „Fünf Cholerafälle sind in Ghizeh, drei Meilen von Cairo, und 3 oder 4 verdächtige Fälle in Cairo selber vorgekommen. Der Gesundheitszustand der Truppen in Cairo ist ein sehr guter. Es ist jede Vorsichtsmaßregel ge⸗ troffen worden; die Truppen sind bereit, ein Lager zu be⸗ ziehen, wenn dies nöthig werden sollte.“ Der Unter⸗Staats⸗ sekretär fügte hinzu, Sir Edward Malet melde in einem anderen Telegramme, daß 7 europäische Aerzte und 6 mit europäischen Diplomen versehene englische Aerzte nach den infizirten Ortschaften gesandt worden seien.
Dem Parlament ist der an Lord Granville gerichtete Bericht der britischen Suezkanal⸗Direktoren, Sir J. Stokes und Sir C. Rivers Wilson, über das mit Lesseps getroffene provisorische Abkommen vorgelegt worden. Derselbe hebt zuvörderst hervor, daß Hr. von Lesseps größere Verkehrs⸗ erleichterung ohne irgend eine neue Konzession von der egyp⸗ tischen Regierung beschaffen könnte und zwar durch Verbreite⸗ rung und Vertiefung des gegenwärtigen Kanals, oder durch den Bau eines zweiten Kanals auf dem Grund und Boden der Suezkanal⸗Gesell'schaft, aber daß ein mit der gegenwärtigen Wasserstraße parabel laufender Kanal sich am dienlichsten für die Schiffahrt erweisen dürfte. Kraft des Abkommens seien die englischen Direktoren befugt, zu verlangen, daß die Breite und Tiefe des neuen Kanals sie befriedige. Die Herabsetzung der Kanalabgaben betreffend, sei der Grundsatz aufgestellt, daß jede Vermehrung des Nutzenertrages mit den Schiffs⸗ rhedern getheilt werden solle. Die Direktoren veranschlagen, daß in 1891 eine Summe von 1 175 000 Pfd. Sterl. von den Aktionären aufgegeben werde und der Handelswelt zu Gute kommen würde, davon nahezu eine Million Pfd. Sterl. den britischen Schiffsrhedern. Von der Ernennung eines britischen Navigations⸗Inspektors versprechen sich die Direktoren die Ab⸗ stellung der Ursachen der jüngsten Beschwerden über den Kanal.
— 18. Juli. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm in dritter Lesung die Bill zum Schutze der Nordsee⸗ Fisch erei an.
Frankreich. Paris, 16. Juli. (Köln. Ztg.) Die Zeitungen sind voll von Bemerkungen über die Ab⸗ wesenheit der Regierung bei der Enthüllung der
Säule der Republik am 14. Zuli. Débats“ sagt, es sei zu bedauern, daß kein Mitglied des Mi⸗ nisteriums der Feier habe beiwohnen können, welche ein Denk⸗ mal betraf, das zu einem Symbole der Verfassung des Landes bestimmt ist. Aber es erkennt auch an, daß man das Mini⸗ sterium beglückwünschen müsse, weil es sich geweigert habe, an Kundgebungen theilzunehmen, die unvereinbar seien mit den unerläßlichsten Vorrechten der Centralgewalt. Das Evénement“, welches viel weiter geht als das „Journal de Débats“ und manchmal den radikalen Ton anschlägt, ist sehr verstimmt über die Leidenschaftlichkeit, mit welcher gewisse Gemeinderäthe von Paris sich bemühen, die Kommune wieder zu Ehren zu bringen. Unter den Blättern, welche die Bedeutung der Feier vom vorigen Sonnabend richtig schätzen, muß man vor allem die Liberté nennen, welche sagt, daß dieses Fest einen sehr bestimmt ausgesprochenen munizipalen Charakter gehabt habe.
— 18. Juli. (W. T. B.) Der Senat hat den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Einführung von Festungsartillerie, angenommen.
Die „Agence Havas“ erklärt das Gerücht, daß der Admiral Pierre in Madagaskar durch den Admiral Peyron ersetzt werden soll, für gänzlich unbegründet.
Wie es heißt, wird Baron des Michels zum französischen Botschafter in Wien ernannt werden. G
SESpanien. Madrid, 16. Juli. Dem „Standard“ wird von hier gemeldet: „Seit einigen Tagen brachten Madrider Blätter Andeutungen über eine militärische Verschwörung, welche vom Marschall Quesada, dem Höchstkommandirenden der 20 000 Mann starken Armee im Ebrothale, Navarra und den baskischen Provinzen, entdeckt und sofort unterdrückt worden sein soll. Der Marschall be⸗ merkte, daß seit geraumer Zeit revolutionäre Emissäre, welche von dem in Frankreich im Exil lebenden Senor Ruiz Zorilla angeworben sein sollen, Intriguen anzettelten, und bald nach der Abhaltung des Kongresses der extremen Föderalisten im Mai d. J. waren die Militärbehörden auf ihrer Hut. Marschall Quesada inspizirte die Garnisonen an der Grenze und in Navarra. In Calahorra und Lagrono im Ebrothale ließ er einen Haupt⸗ mann, vier Unteroffiziere und neun Sergeanten des Infan⸗ terie⸗Regiments Sabaya verhaften und sandte sie nach einer Festung, wo ihnen wegen Theilnahme an einer geheimen revolutionären Gesellschaft vom Kriegsgerichte der Prozeß gemacht wird. Marschall Quesada glaubt der Sache kein be⸗ sonderes Gewicht beilegen zu müssen, da die Armee und ihre Generäle dem Könige ergeben und die Bevölkerung im Norden Spaniens, gleich ihren karlistischen Nachbarn und den Bauern von Navarra und den baskischen Provinzen, eingefleischte Katholiken und Royalisten, sowie erklärte Feinde jeder repu⸗ blikanischen Bewegung sind.“ G
— Eine Madrider Zeitung „El Liberal“ meldet, daß in einer am 15. d. Mts. abgehaltenen Sitzung des spa⸗ nischen Ministerraths von dem Projekte einer französischen Gesellschaft Kenntniß genommen wurde, welche sich anheischig macht, einen süubmarinen Tunnel zwischen Spanien und Afrika unter der Meerenge von Gibraltar anzulegen. Das Blatt fügt hinzu, daß, obwohl der Ministerrath eine Resolution in dieser Angelegenheit nicht faßte, er dem Plan gleichwohl lebhafte Sympathien entgegenbrachte.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 18. Juli. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Tiflis haben 70 ar⸗ menische Familten, die wegen auberordentlicher Erhöhung der türkischen Agrarsteuer aus dem Vilayet Wan ausgewandert sind, die kaukasische Oberverwaltung ersucht, sich im Gebiete von Kars ansiedeln zu dürfen.
— Der in Wiatka internirt gewesene katholische Bischof Karaszinski ist heute von dort abgereist und wird seinen ferneren Aufenthalt in Krakau nehmen.
— 19. Juli. (W. T. B.) Die hiesige deutsche Kolonie beabsihtigt die 400 jährige Jubelfeier der Geburt Luthers in Kirchen und Schulen festlich zu begehen; auch die Errich⸗ tung von Stipendien für arme Kinder und eine festliche Be⸗ wirthung armer lutherischer Glaubensgenossen ist in Aussicht genommen.
Odessa, 18. Juli. (W. T. B.) Im hiesigen Hafen haben heute 8 Dampfer, 3 Segelschiffe, 3 Passagierdampfer und der Hamburger Dampfert „Massalia“ mit einer Thee⸗ ladung die Quarantäne angetreten. — Die russischen Packet⸗ boote haben den Verkehr mit Alexandrien eingestellt und gehen nur bis Jaffa, die Packetboote der „Messagerie Maritim“ haben den Verkehr mit Konstantinopel und Odessa bis zur Aufhebung der Quaräntäne in Odessa sistirt; die Schiffe des österreichischen Lloyd und der italienischen Compagnie „Floris“ werden diesem Beispiel folgen.
Amerika. New⸗York, 6. Juli. (New⸗York. Hdl.⸗Ztg.) Das am vorigen Sonnabend, den 30. Juni, beendete Fiskaljahr hat in Betreff des Standes der Bundes⸗ finanzen viel günstiger abgeschlossen, als allgemein angenommen worden war. Die Neettoschuld, abzüglich des Kassenbestandes, hat nach dem Ausweis des Finanz⸗ Ministers im verflossenen Monat sich um 18 098 201 Doll. verringert, so daß sich seit 1. Juli v. J. eine Totalabnahme der⸗ felben von 137 823 253 Doll. auf 1 551 091 207 Doll. heraus⸗ stellt. Die außerordentlich große Reduktion der Schuld im vorigen Monat ist hauptsächlich der am 1. Juni in Krast getretenen Veränderung der Zollraten für einige Artikel, besonders der Herabsetzung für Zucker, zu danken, in deren Folge die Zolleinnahmen ca. 20 600 000 Doll., 7 000 000 Doll. mehr als im Mai, betragen haben. Auf der anderen Seite sind die Auszahlungen für Pensionen im Juni auf eine Million beschränkt geblieben. — In der verzinslichen Bundes⸗ schuld stellt sich für das Fiskaljahr 1882/83 eine Abnahme von 125 581 250 Doll. heraus, auf 1 338 229 150 Doll., und ist die jährliche Zinslast jetzt auuf 51 436 709 Doll. herabgebracht wor⸗ den, eine Reduktion von mehr als einer Milliarde im Kapital und von nahezu 100 Milllonen in der jährlichen Zinslast seit August 1865, zu welcher Zeit die verzinsliche Schuld der Vereinigten Staaten auf ihrem höchsten Punkte stand.
— 19. Juli. (W. T. B.) Nach hier eingegangener amtlicher Meldung aus Veracruz sind daselbst im Monat
Mai d. J. 90, im Monat Juni d. J. 261 und im Monat
Juli bis zu Abgang der Melbung 144 Personen am gelben Fieber gestorben.
Afrika. Egypten. Kairo, 18. Juli. (W. T. B.) Die egyptische Regierung hat das Anerbieten Englands, 12 Aerzte nach Egypten senden zu wollen, acceptirt
Das „Journal des
Zeitungsstimmen.
Der Post wird über den soeben ausgegebenen Bericht der Großherzoglichen Handelskammer zu Mainz über den Zeitraum der Jahre 1881 und 1882 berichtet:
Auch dieser Bericht legt Zeugniß für die erfreuliche Thatsach des Aufschwungs von Handel und Industrie während der letzten Jahre ab. Die früher ausgesprochene Erwartung auf eine fort⸗ schreitende Genesung hat sich durchaus bestätigt. Die Verhältnisse haben sich befestigt, die Umsätze haben sich vermehrt, das Vertrauen ist endlich zurücksekehrt. Das Jahr 1882 kann als ein solches bezeichnet werden, welches wenigstens im Allgemeinen normale Zustände aufzuweisen vermochte. War in vielen Theilen der Großindustrie und des Groß⸗ handels, insbesondere soweit sich dieselben auf Metall⸗, Maschinen⸗ und Textil⸗Industrie, sowie theilweise auf chemische Industrie beziehen, eine Besserung der Verhältnisse in 1881 mit Freuden zu begrüßen, so ist doch eine allgemeine Besserung der wirthschaftlichen Verhält⸗ nisse bis Ende 1881 nicht vollständig zu konstatiren. Erst im Jahre 1882 war die wirthschaftliche Lage der meisten Industriebranchen im Ganzen eine verhältnißmäßig befriedigendere, der Absatz ein regerer, die Produktion zum Theil sogar der Nachfrage nicht genügend. In⸗ dessen machten immerhin einige Industriezweige eine weniger günstige Ausnahme. Der in 1882 eingetretene Aufschwung in der wirth⸗ schaftlichen Lage der Inbdustrie machte sich vor allen Dingen durch größere Sicherheit und Stetigkeit im Absatz bemerklich. Ueber die Faktoren, welche zu der immerhin eingetretenen nicht unbeträcht⸗ lichen allgemeinen Besserung beigetragen haben, hält die Kammer es für schwierig, ein bestimmtes Urtheil zu fällen. Jedenfalls dürfte es, dem Bericht zu Folge, als sicher anzunehmen sein, daß die Spekula⸗ tion daran keinen hervorragenden Antheil hatte, sondern daß dieselbe hauptsächlich durch den zunehmenden Bedarf und die gesteigerte Kon⸗ sumtionskraft der stetig wachsenden Bevölkerung und durch die Her⸗ einziehung neuer weiterer Kreise in das Reich des allgemeinen Ver⸗ kehrs herbeigefüührt wurde. — „Die Konkurrenzfähigkeit im Aus⸗ lande“ — so sagt der Bericht — „wurde durch die neue deutsche Zollpolitik einerseits erschwert, andererseits, allerdings vielleicht in größerer Einwirkung erleichtert. Erschwert für eine Reihe
von Industriezweigen durch die Nothwendigkeit, die erforderlichen
Rohmaterialien für die industrielle Produktion theurer als früher bezahlen zu müssen; erleichtert durch den Umstand, daß die im In⸗ lande erzeugten höheren Preise einen Theil unserer Großindustrie in den Stand setzten, im Auslande entsprechend billiger offeriren zu können. Dieses Verhältniß ist insbesondere für die Eisenindustrie Hb. ausländischer Submissionen vielfach nachgewiesen worden.“
Sehr sympathisch äußert sich die Kammer über den Zollanschluß der Stadt Hamburg an das deutsche Zollgebiet.
Ueber den Weinhandel ist wenig Erfreuliches zu berichten, zumal der 1882 er Jahrgang durchgängig ein geringer saurer Wein war. Den einzigen Lichtblick bildet der erhöhte Umsatz nach Amerika. Die Aus⸗ fuhr von Wein dorthin stieg im Mainzer Konsulatsbezirk auf die Höhe von 2 373 943 ℳ, gegen 1 656 687 ℳ des Vorjahres. Inter⸗ essant ist die Mittheilung über die günstige Wirkung des Zolltarifs auf die deutsche Schaumwein⸗Produktion. Hierüber lesen wir in dem Bericht Folgendes: „In Schaumwein ist für den Absatz ins Aus⸗ land, wohin ein großer Theil des Vertriebes geht, eine wenn auch kleine Vermehrung zu verzeichnen; auch hat im Inlande der Konsum deutscher Schaumweine, besonders in kleinpreisiger Waare, seit der Zollerhöhung namentlich zu⸗ genommen. Der Zollaufschlag hat die Konkurrenz Frankreichs in den kleinen und mittleren moussirenden Weinen sehr erschwert und wird diese Marken allmählich ganz von dem Markte verdrängen. Die deutschen Weinhändler, deren Vorurtheil zgegen den deutschen Schaum⸗ verein früher sehe hindernd auf den Konsum wirkte, erblicken nun in demselben einen gaten Ersatz.“
Aus den Spezialreferaten erwähnen wir noch des bedeutenden Aufschwungs der Möbelfabrikation während der letzten Jahre. Die Mainzer Fabrikanten hatten u. A. bedeutende Auftraͤge zum Theil an deutsche und ausländische Höfe, zum Theil auch — im Gegensatz zu der glücklich überwundenen Zeit, wo die Pariser Importwaare bei uns tonangebend war — nach Paris bezw. Wien; einzelne Sendungen gingen nach Nord⸗Amerika, England ꝛc.
— Dem „Christlichen Arbeiter“ (Bochum) wird aus der Grafschaft Mark geschrieben:
Das im Herrenhause zu Falle gebrachte Gesetz betr. der Aus⸗ führung eines Kanals Dortmund⸗Emshäfen scheint der „Wurm“ bleiben zu sollen, der nicht sterben, sondern, so hoffen wir, in der nächsten Session des Landtages zu neuem Leben erwachen wird. Der Kanal ist, das sieht im rheinisch⸗westfälischen Industriebezirk bald jeder einfache Arbeiter ein, eine Lebensfrage unserer Industrie, dazu insbesondere bestimmt, unsere Kohle erportfähig, sie sogar zu einem Exportartikel ersten Ranges zu erheben. Aus Rotterdam machte jüngst ein hollän⸗ discher Handelsherr, der sich über die Ablehnung der Kanalvorlage jetzt jedenfalls vergnügt die Hände reibt und die Weisheit und handels⸗ politische Einsicht unseres Hauses der „Herren“ über alle Maßen preisen wird, den Vorschlag, anstatt englischer die ebenso billige deutsche Kohle nach Indien zu exportiren, um sich das deutsche Hinter⸗ land als willigen Tributär zu erhalten. In demselben Augenblick, wo der praktische Holländer im eigenen Interesse, im Interesse seines Handelsmonopols und seiner Rheinflotille, den natürlichen Kanal von Rotterdam bis Mannheim besser ausnützen will, lehnt unser Herren⸗ haus den Bau derjenigen Kanaltheilstrecke ab, welche Deutschland von Holland emancipiren, die Ausfuhr deutscher Massengüter und die Einfuhr aller überseeischen Produkte über deutsche Häfen zu leiten bestimmt war. Begreife das, wer es kann!
Wir wollen an dieser Stelle nicht noch einmal alle Gründe für den Bau von Kanäͤlen auseinandersetzen — für den denkenden Politiker ist ja die Frage entschieden. Nur das wollen wir hier noch festnageln, daß England, welches bekanntlich über ein ebenso systematisch ange⸗ legtes Kanalsystem wie über ein so engmaschiges Eisenbahnnetz verfügt wie kein Land der Welt, momentan einen neuen Kanal von Man⸗ chester nach Runcorn plant, der über 125 Millionen Mark kosten soll. Müssen wir uns nicht vor den praktischen Engländern beinahe schämen?
Die manchesterlichen Sozialpolitiker .. . gedenken, wie es den Anschein hat, das Kanalprojekt „Dortmund⸗Emshäfen“ noch tödter zu schlagen, als es vom Herrenhause schon geschehen ist. In der Nummer vom 5. Juli bringt das „Berl. Tagebl.“, das fonst, wo es in seinen Kram paßt, immer auf England exemplifizirt, unter obiger Spitz⸗ marke: „Kanäle oder Eisenbahnen“ einen Artikel, der die Anlegung von Kanälen für weggeworfenes Geld erklärt und für Eisenbahnen plaidirt. Dieser Artikel drückte uns die Feder in die Hand. Der⸗ selbe weist auf einige, vielleicht schlecht im Stande befinbliche, im Osten Preußens liegende Kanäle hin, die nicht mehr stark befahren würden, weil die Kornhändler den Bezug durch die Eisenbahnen jetzt vorzögen, und kommt zum Schlusse, Kanäle für Unsinn und die Eisen⸗ bahnen allein für existenzberechtigt zu erklären. . ..
Dem gegenüber setzen wir hier als Widerlegung einfach einen Theil des Jahresberichts pro 1882 der (sonst manchesterlichen) Han⸗ delskammer Mannheim entgegen. Es heißt dort:
„Unser Platz ist durch seine Lage an der Wasserstraße besonders geeignet, die Vermittelung des Ruhrkohlenbedarfs nach Baden, Würt⸗ temberg, der Schweiz und einem Theile Bayerns zu besorgen; der größere Theil des letzteren Landes ist uns durch die billigere Spedition via Gustavsburg entzogen. Freilich spielt die Saarkohle (durch Eisenbahn so nahe verbunden. D. R.) für die Versorgung unseres Platzes und Umgegend noch eine
gsroße Rolle. Um diese Konkurrenz mit Erfolg zu begegnen, ist aber
nothwendig, daß die Ueberladespesen vom Schiff zur Bahn am Platze auf ein Minimum beschränkt oder vielleicht ganz aufgehoben, bezw. von der Eisenbahnverwaltung getragen werden. — Was nun die
8 Zufuhr der Ruhrkohlen betrifft, die natürlich zu Wasser erfolgt, so
spielt in dieser Branche der Stand des Rheins eine ziemlich bedeu⸗ tende Rolle. Nun hat dieser Strom gerade im letzten Jahre ganz
extreme Erscheinungen zu Tage gefördert. Im Frühjahre trat ein ungewöhnlich niederer Stand, gegen Schluß des Jahres aber der höchste Wasserstand ein, dessen man sich in unserem Jahrhundert zu erinnern vermag. In beiden Fällen war natürlich die Schiffahrt langere Zeit unterbrochen und so kam es, daß der Hauptkohlenverkehr auf die Sommermonate zusammengedrängt wurde. Es ist aber Dank dem außerordentlich bedeutenden Transportmaterial auf dem Rheine die gesammte Zufuhr doch bewältigt worden, so zwar, daß die vorhandenen Ausladevorrichtungen diesem Andrängen gegenüber sich längere Zeit als ungenügend erwiesen, und manche Unannehmlichkeiten in Folge des nicht rasch genug zu vollziehenden Ausladens erwachsen sind.“ Also trotz der ungünstigen Beschaffen⸗ heit des Rheins als Wasserstraße trägt die Ruhrkohle den Sieg über die so nahe liegende, durch Eisenbahn so rasch zu erreichende Saarkohle davon!
Als Bild ohne Worte sollen schließlich folgende Zahlen wirken und überzeugen:
Es wurden in Mannheim eingeführt im Jahre
metr. Ctr. metr. Ctr.
1882 zu Wasser 4 296 320 per Bahn 211 200
T 8 3 834 139 2 ;
16.9n 4 113 221 8 8 534 520 1879 „ 1 32672805 344 420 1878 „ 8 3 313 744 2 bbeeee
Jede Bemerkung über diese Zahlen ist überflüssig!
Unsere Leser fragen — aber weshalb diese Zahlen in einem Ar⸗ beiterblatt? Darauf kurz die Antwort, daß die Arbeiter wissen müssen, wie wichtig der Kanal für unsere Industrie und ihre Inter⸗ essen ist, wie sehr viel mehr Hände beschäftigt werden könnten, wenn wir mit der See in direkter Verbindung ständen. Für bessere Löhne würden die Arbeiter, haben wir erst einen unabhängigen deutschen Wasserweg bis zu den Nordseehäfen, selbst sorgen. Jetzt müssen leider kleine Löhne die Konkurrenz mit England auf dem Weltmarkte ermöglichen, weil unsere Frachten für den Mitbewerb im Auslande zu hoch sind. Mit dem Kanal treten andere — bessere Verhältnisse ein, welche die Arbeiter ganz sicher zu benutzen verstehen werden.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Die durch die Mandatsniederlegung des Hrn. von Bennigsen für den 19. hannoverschen Wahlkreis nothwendig gewordene Ersatz⸗ wahl ist auf den 13. September festgesetzt worden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Civilprozeßordnung und Einführungsgesetz zur Civilprozeßordnung vom 30. Januar 1877 mit dem preußischen Ausführungsgesetz vom 24. März 1879. Textausgabe mit Parallel⸗ stellen, bisher ergangenen Reichsgerichts⸗Entscheidungen und ausführ⸗ lichem Sachregister von R. Backoffner. Dr. jur. utr. et philos. Berlin 1883. R. von Deckers Verlag, Marquardt & Schenck, kart. gr. 8. 17 ¼ Bogen. Preis 2,50 ℳ Die vorliegende handliche Aus⸗ gabe der C.⸗P.⸗O. mit dem Ein⸗ und Ausführungsgesetz, deren Be⸗ nutzung durch das sorgsam und ausführlich bearbeitete Sachregister eine wesentliche Erleichterung erfahren dürfte, entspricht den praktischen Zwecken insofern in ausgiebiger Weise, als sie in den den einzelnen Paragraphen beigefügten Anmerkungen Hinweisungen auf die zahl⸗ reichen Parallelstellen der gesammten übrigen Gesetzgebung sowie die wichtigsten bisher ergangenen Entscheidungen des Reichsgerichts enthält.
— Die in Leipzig am 21. d. M. erscheinende Nr. 2090 der
Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Vom . Allgemeinen Deutschen Kriegerfest in Hamburg. 2 Abbildungen: 1) Die Umfahrt im Hafen. Originalzeichnung von H. Petersen. 2) Aus dem Festzug. Nach einer Skizze von H. Petersen. — Aus der 3. Internationalen Kunstausstellung in München. 14 Abbildungen. Originalzeichnungen der Künstler (zweiseitig): 1) Die Uebergabe Granadas. Von Pradilla de Frarc. 2) Onkels Rekruten. Von Gustav Igler. 3) Pietà. Von L. Loefftz. 4) Aus einem Beguinen⸗ kloster. Von Klaus Meyer. 5) Page im Kostüm des 16. Jahrhun⸗ derts. Von Thomas Dennerlein. 6) Die heiligen drei Könige mit ihrem Stern. Von A. Gabl. 7) Junge Quellennymphe. Von Joh. Hirt. 8) Kapuzinerpredigt im Hofe der Kathedrale zu Sevilla. Von J. Simenez Aranda. 9) Die Jungfrau in der Schweiz. Von Adolf Ditscheiner. 10) In der Kirche. Von Robert Beyschlag. 11) Porträt eines Hundes. Von Heinrich Zügel. 12) Die überraschte Schäferin. Von Heinrich Lossow. 19) krage in.Veon L. H. Fischer. 14) Vor dem Städtchen. Von Victor Weishaupt. — Das Vestibül der 3. Internationalen Kunstausstellung in München. Originalzeichnung von Fr. Thiersch. — Der Brand des Rathhauses zu Aachen am 29. Juni. Nach der Natur gezeichnet von C. M. Seyppel. — Aus der Internationalen Kolonialausstellung in Amster⸗ dam. 4 Abbildungen. Nach Skizzen unseres Spezialzeichners Leo v. Elliot: 1) Haus in Tagal auf Java: Inneres; 2) Haus in Tagal auf Java: Oekonomische Abtheilung; 3) Japara auf Java; 4) eine Brücke aus Bambus auf Java mit einer Wohnung aus dem Pa⸗ dangschen Bovenland. — Ein amerikanisches Däumlingspaar. ginalzeichnung von Paul Heydel. — Die am 6. Juli enthüllte Ge⸗ denktafel des böhmischen Reformators Hieronymus von Prag in Constanz. — Amboß in der Stuttgarter Sammlung vaterländischer Alterthümer. — Himmelserscheinungen: Stand der Planeten Saturn und Mars früh gegen 1 Uhr, Nordosthimmel. — Polytechnische Mit⸗ theilungen: Gesteinbohrmaschine zum Bau des Kanaltunnels. Land⸗ und Forstwirthschaft.
Auf der Wteel 1 Thierausstellung zu Hamburg 1883 ist dem kürzlich im Ver⸗ lag von M. Heinsius in Bremen erschienenen, für die Hehung der Viehzucht hoch bedeutungsvollen Werke: „Die Zuchtstammbücher aller Länder. Eine Untersuchung ihrer Eigenarten zwecks Beant⸗ wortung der Frage: Wie sind Zuchtstammbücher einzurichten? Heraus⸗ gegeben auf Veranlassung der Deutschen Viehzucht⸗ und Herdbuch⸗ Gesellschaft und mit Unterstützung des deutschen Reichskanzleramts und des preußischen Ministeriums für Landwirthschaft und Forsten, von Benno Martiny“ der Ehrenpreis der Stadt Hamburg verliehet worden.
Gewerbe und Handel.
Die „New⸗Yorker Hndls.Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 6. d. Mts. datirten Wochenbericht über die Geschäftslage folgendermaßen: Wir beginnen das neue Fiskaljahr unter den besten Ausspizien. Die Ernte⸗Aussichten werden jetzt fast als sehr günstig angesehen. Der Ertrag an Weizen, mit dessen Ein⸗ heimsung im Süden bereits begonnen ist, wird im Total, Winter⸗ und Sommerkorn zusammen, auf 440 000 000 Bushel veranschlagt, gegen ca. 504 000 000 Bushel im vorigen Jahre, und da die am 1. September verbleibenden Bestände alter Ernte sich wohl auf 60 000 000 Bushel belaufen dürften, soz werden wir eine ansehnliche Quantität dieser Getreideart zum Export übrig haben. Roggen und Gerste werden nach allen Berichten mindestens einen vollen Durchschnittsertrag ergeben, und von Hafer gewärtigt man die größte jemals auf unserem Kontinent erzielte Ernte, ebenso von Heu, welches einen hohen Rang unter unseren Agrikulturpro⸗ dukten einnimmt. Mais steht gut, mit Ausnahme einzelner Distrikte, welche durch Ueberschwemmungen gelitten, sich aber Dank der warmen Witterung in den letzten Wochen theilweise auch schon wieder erholt haben, und da das mit dieser Feldfrucht bestellte Areal bedeutend ausgedehnt worden, so sieht man ein gleich großes Gesammterträgniß wie in 1880, dem bisher höchsten, als durchaus nicht unwahrscheinlich an. Die Hoffnung ist daher berechtigt, daß wir billige Preise für Brod, und in Verbindung damit für alle Nabrungsmittel haben wer⸗ den, eines der wichtigsten Bedingnisse zur nationalen Prosperität. — Das Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt ist, wie
unter den Umständen nicht anders erwartet werden konnte, noch stiller gewesen als in den Vorwochen. Brodstoffe haben eine weitere Entwerthung erlitten, die für Mais von einem ziemlich animirten Erportbegehr begleitet war, aber auf Weizen und Weizenmehl keinen belebenden Einfluß in dieser Richtung geéübt hat. Am Frachten⸗ markt nahm das Geschäft zu vorwöchentlichen Raten einen sehr ruhigen Verlauf. Baumwolle in disponibler Waare ebenso wie im Terminverkehr war äußerst still. Brasil Kaffees hatten schleppen⸗ des Geschäft und matte Tendenz, während von reinschmeckenden Sorten Maracaibos und central⸗amerikanische Kaffees viel Beachtung fanden. Thee und Zucker sind nur in ganz unbedeutendem Umfang gehandelt worden. Provisionen haben einen weiteren Rückgang erfahren. Ter⸗ pentinöl begegnete regem Begehr; Harz war ruhig, aber fest. Raffinir⸗ tes Petroleum flau und nominell; United Pipe Line Certificates haben sich von einer in den letzten Tagen stattgehabten Entwerthung wieder theilweise erholt und schließen fest zu 114 ½ G. und B. Am Markt für amerikanisches Roheisen hat die Besserung weitere Fortschritte gemacht, während andere Metalle immer noch schleppendes Geschäft haben. Fremde und einheimische Manufakturwaaren sehr still. Der Import fremder Webstoffe für die heute beendete Woche beträgt 2 703 133 Doll. gegen 2 095 744 Doll. in der Parallelwoche Vorjahres.
Verkehrs⸗Anstalten.
(W. T. B.) Der als in New⸗Pork eingetroffen gemeldete Dampfer „The Queen“ von der National⸗Dampfschiffs⸗ Compagnie (C. Messingsche Linie) ist laut eingegangener Berichtigung am 17. von New⸗York in Queenstown angekommen.
Bremen, 18. Juli. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd „Oder“ ist heute Vormittag 10 Uhr in Southampton eingetroffen.
Hamburg, 18. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „Frisia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrts⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York heute N. mittag 3 Uhr auf der Elbe angekommen.
Berlin, 19. Juli 1883.
(Nat. Ztg.) Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Sichiffbrüchiger kann, wie es in dem vom Vorstande erstatteten Verwaltungsbericht heißt, auf das vergangene Jahr mit besonderer Befriedigung zurückblicken. Gerettet wurden durch die Stationen der Gesellschaft in der Zeit vom 1. April 1882 bis dahin 1883 wiederum 97 Personen. Damit stieg die Gesammtzahl der durch die Stationen der Gesellschaft geretteten Menschenleben auf 1394. Besondere Erwäh⸗ nung verdienen die Heldenthaten der Mannschaften des Rettungsbootes „Casper“ (2. Elbfeuerschiff), welches im vergangenen Jahre auf fünf Fahrten 42 Personen dem Tode in den Wellen entrissen hat. Hand in Hand mit diesen vortrefflichen Erfolgen ging die Ausbreitung der Ge⸗ sellschaft im ganzen deutschen Vaterlande und auch in der Reichshaupt⸗ stadt. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder der Gesellschaft stieg von 38 230 im Jahre 1881/82 mit 122 299,07 ℳ Jahresbeiträgen auf 40 958 im Jahre 1882/83 mit 129 713,69 ℳ Jahresbeiträgen. Die Gesammteinnahme belief sich auf 217085,99 ℳ Die Gesellschaft zählt zur Zeit 52 Bezirksvereine und 205 Vertreterschafren. An den außerordentlichen Einnahmen des vergangenen Jahres ist in hervor⸗ ragendem Maße die Abwickelung des Geschäfts aus dem Selbst⸗ schriftenalbum „Aus Sturm und Noth“ betheiligt. Dasselbe hat 22 966,16 ℳ eingebracht. Auf der Ausstellung für Hygiene und Rettungswesen in Berlin ist auch die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger vertreten. Sie hat im Stadt⸗ bahnbogen 25 zahlreiche Modelle, zwei vollständig ausge⸗ rüstete Rettungsboote, einen Raketenapparat mit vollständigem Inventar und viele kleinere Rettungsapparate ausgestellt. Die Totaleinnahmen des Bezirksvereins Berlin betrugen 25 532,22 ℳ Von den Anfang des Jahres vorhanden gewesenen 1088 Mitgliedern des Bezirksvereins Berlin sind 72 Mitglieder durch Tod, Versetzung und anderweitig ausgeschieden. Dagegen sind 590 Mitglieder neu eingetreten. Von früheren Mitgliedern haben 78 ihre Beiträge um zusammen 214,85 ℳ erhöht, während 12 Mitgsieder ihre Beiträge um zusammen 49 ℳ ermäßigt haben. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder und ihre Beitraäge wuchsen von 1088 im Jahre 1881/82 nit 5269,30 ℳ auf 1606 im Jahre 1882/83 mit 7211,10 ℳ Beiträge erhöhten sich also um 1920,80 ℳ = 37 % gegen das Veo jahr und um 4094,60 ℳ = 132 % gegen das Jahr 1880/81.
Zäahl der Mitglieder vermehrte sich um 48 % gegen das Vorjahr und um 125 % gegen das Jahr 1880/81.
Vom Niederwald. 16. Juli. (Rh. Cour.) Das größte und schwerste Gußstück der Germania⸗Statue ist heute Vormittag
T.A.
auf das Postamt gehoben worden. Der Probeaufzug gestern Morgen mit 220 Centnern Eisenbahnschienen hatte vollständig die Tragfähigkeit des 7 Etagen hohen Gerüstes und der beiden Flaschenzüge bestätigt. Nachdem heute das 8500 Kilo wiegende Gußstück der Statue mittels der Flaschenzüge und des Hebewerks von dem Wagen gehoben und in die richtige Stellung gebracht war, begann unter der persönlichen Leitung des Hrn Holzmann und des Seilfabrikanten Reutlinger aus Frankfurt der eigentliche Aufzug um 10 Uhr. Leider war das Wetter sehr ungünstig: es regnete fortwährend, und ein starker Wind sauste durch den Wald; dennoch stieg der Fuß der Germaniastatue langsam aber sicher und ohne den geringsten Unfall zu der schwindelerregenden Höhe empor. Schon um 2 Uhr Nachmittags stand er fest, zur großen Freude des anwesenden Publikums, auf der Plattform des Postaments, und Böllerschüsse verkündeten weit in die Umgegend den glücklich vollendeten Aufzug. Zugegen waren ferner die Herren Professor Weißbach und Gießereibesitzer Bierling aus Dresden. Letzterer liefert bekanntlich zu dem Denkmal die Rhein⸗ und Moselgruppe und der mittleren Theil des Hautreliefs. 1
Das Comité für den Thurmbau auf dem Astenberge hofft, in diesem Sommer den Grundstein zu dem Thurme legen zu können. Die Detailpläne waren im Winter ausgearbeitet, und es tand auf den 25. Mai zur Vergebung des Baues öffentlicher Submissionstermin an. Derselbe hatte das unerwartete Resultat, daß der Kostenanschlag um circa 10,000 ℳ überboten wurde; die Mehrforderung wurde vorzugsweise mit dem schwierigen Transport der Baumaterialien motivirt. Das Unternehmen ist unter den rührigen Händen seiner Gönner über die ursprünglichen Grenzen hinausge⸗ wachsen und erfordert jetzt Geldmittel bis zu 40 000 ℳ, während die bisherigen Sammlungen nur etwaäa 8000 ℳ gebracht haben. Es handelt sich jetzt darum, aus der von den Ober⸗Präsidenten zu Münster und Coblenz bewilligten Lotterie so viel Geld wie möglich herauszubringen. Das Comité darf 48,000 Loose à 1 ℳ ausgeben und hat daron planmäßig 16,000 ℳ für Gewinne auszusetzen. Wenn es ihm also gelingt, die Unkosten der Lotterie für Vertrieb der Loose ꝛc. möglichst niedrig zu halten, darf es hoffen, durch die Lotterie in den Besitz der noch erforderlichen Mittel zu gelangen.
Die Direktion des Belle⸗Alliance⸗Theaters veranstaltet im Laufe der nächsten Woche einen Concerteyklus verschiedener Infanterie⸗Musikeorps in ihrem Sommergarten, und sind die Dis⸗ positionen vorläufig folgende: Sonntag und Dienstag: Das Musik⸗ corps des 2. Garde⸗Regiments zu Fuß (Dirigent Hr. Meinberg), Montag und Donnerstag: Das Musikcorps des Garde⸗Füsilier⸗Regi⸗ ments (Dirigent Hr. Freese), Mittwoch und Sonnabend: Das Musikcorps des 3. Garde⸗Regiments zu Fuß (Dirigent Hr. Arnold), während am Freitag, wie gewöhnlich, das Musikcorps Ruschewey concertirt.
Berichtigung. In der gestern mitgetheilten Bäderstatistik ist bei Rothenfelde zu lesen „5.“ statt „10.“ Juli.