1883 / 178 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 01 Aug 1883 18:00:01 GMT) scan diff

§. 15.

Behufs Ermittelung des Pflichttheiles der Miterben, welche das Landgut nicht übernehmen, erfolgt die Abschätzung

des letzteren nach Maßgabe des §. 13.

. 16. Wegen Verletzung des rdhaeheis können nicht angefoch⸗ ten werden: . 1) Verfügungen des Erblassers, durch welche dem leib⸗ lichen Vater des Anerben lebenslänglich, der leiblichen Mutter bis zur Großjährigkeit des Anerben das Recht beigelegt wird, das Landgut nebst Zubehör nach dem Tode des Erblassers in eigene Nutzung und Verwaltung zu nehmen, unter der Ver⸗ Mlichtuno. den Anerben und dessen Miterben, letztere bis zur uszahlung ihres Erbtheils, angemessen zu erziehen und für den Nothfall auf dem Landgute zu unterhalten. 2) Verfügungen des Erblassers, durch welche die Fällig⸗ keit der Erbtheile der Miterben bis zu deren Großzjährigkeit unter der Verpflichtung des Anerben, die Miterben bis zu diesem Zeitpunkte angemessen zu erziehen und für den Noth⸗ fall auf dem Landgute zu ncterfalhen, binausgesetzt wird. 2127 Das in einigen Theilen der Provinz geltende Recht, nach welchem der überlebende Ehegatte befugt ist, das zum Nach⸗ lasse des verstorbenen Ehegatten gehörende Landgut zu über⸗ nehmen, bleibt unberührt.

Die in den §§. 10 bis 16 enthaltenen Bestimmungen finden nicht Anwendung:

1) auf Landgüter, deren Gebäude zur Zeit des Todes des Erblassers mit einem den Grundsteuerreinertrag der Liegenschaften übersteigenden Nutzungswerthe zur Gebäude⸗ steuer angesetzt sind, .

2) wenn der Erblasser bei seinem Tode nicht allein Eigen⸗ thümer des Landgutes war,

3) wenn das Landgut beim Tode des Erblassers in Folge von Veränderungen, welche nach der Eintragung des Landgutes in die Rolle stattgefunden haben, nach §. 1 Absatz 2 nicht eintragungsfähig gewe 8

Für jede Eintragung und für jede Löschung in der Rolle, einschließlich der darüber dem Eigenthümer zu machenden Mittheilung, wird außer in den Fällen des §. 8 eine Ge⸗ richtsgebühr von 3 erhoben.

Die Anträge zur Rolle sind einer Stempelabgabe nicht unterworfen.

Erbtheilungen, welche auf Grund dieses Gesetzes erfolgen, sind frei vom Kaufstempel. 6 20 5

Dieses Gesetz tritt mit dem 1. Oktober 1883 in Kraft.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Schloß Mainau, den 10. Juli 1883.

L. S. Wilhelm. von Puttkamer. Lucius. Friedberg. von Boetticher. von Goßler. von Scholz. Graf von Hatzfeldt Bronsart von Schellendorff.

.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Dem Seminardirektor Modemann ist das Direktorat des Schullehrer⸗Seminars in Münstermaifeld verliehen worden.

Dem Musiklehrer und Komponisten Wilhelm Pfeiffer in Berlin ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Der ordentliche Lehrer van der Laan vom Schullehrer⸗ Seminar zu Bederkesa ist in gleicher Eigenschaft an das Schul⸗ lehrer⸗Seminar zu Verden und der Hülfslehrer Dageförde vom Schullehrer⸗Seminar zu Alfeld unter Beförderung zum v Lehrer an das Schullehrer⸗Seminar zu Bederkesa versetzt.

Konkurrenz⸗Ausschreiben, die Erweiterung der Königlichen Museen in Berlin betreffend.

Mit Bezug auf das unterm 12. Juli d. Is. erlassene Konkurrenz⸗Ausschreiben zur Erweiterung der Königlichen Museen in Berlin bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kennt⸗ niß, daß der in demselben als stellvertretender Preisrichter Baumeister von der Hude auf sein Ansuchen dieses Auftrages enthoben worden ist.

Berlin, den 31. Juli 1883. Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten. von Goßler

Bekanntmachung

Der von der Vorsteherin E. Huguenin⸗Virchaux geleiteten Privat⸗Lehrerinnen⸗Bildungsanstalt „Marien⸗Institut“ zu 9 ist von dem Herzoglich sächsischen Staats⸗Ministerium daselbst die Berechtigung zur Abhaltung von Entlassungs⸗ prüfungen auf Grund der preußischen Prüfungsordnung für Lehrerinnen und Schulvorsteherinnen mit der Bestimmung auf Wiederruf ertheilt worden, daß ein Herzoglicher Staats⸗ kommissar den Vorsitz bei diesen Prüfungen zu führen hat. 5 Den auf Grund der vorbezeichneten Prüfungen ausge⸗ stellten Zeugnissen habe ich für das Königreich Preußen die gleiche Anerkennung zugestanden, welche denselben im Herzog⸗ thum Coburg⸗Gotha zu Theil wird. Berlin, den 26. Juli 1883.

Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten. 8r

G Im Auftrage: de la Croix.

Justiz⸗Ministerium.

Wüst in Neunkirchen ist in den Amts⸗ Prichtabezirk Neuß, im Landgerichtsbezirk Düsseldorf, mit nweisung seines Wohnsitzes in Dormagen, versetzt worden.

.. Abgereist: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ Angelegenheiten, von Goßler, nach der Schweiz.

„»Angekommen: Se. Excellenz der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts, Dr. von Schellin g.

Die Nummer 21 der Gesetz⸗Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter . 1

Nr. 8942 die Landgüterordnung für die Provinz Bran⸗ denburg. Vom 10. Juli 1883; unter

Nr. 8943 den Allerhöchsten Erlaß vom 6. Juli 1883, be⸗ treffend die Errichtung eines von der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion zu Bromberg ressortirenden Königlichen Eisenbahn⸗ Betriebsamtes in Allenstein; und unter

Nr. 8944 die Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke

der Amtsgerichte Goslar, Melle, Moringen, Neustadt am

Rübenberge, Uelzen und Uslar. Vom 18. Juli 1883. Berlin, den 1. August 1883. 1“ Königliches m hinh cübts

Bekanntmachung.

Am 17. k. Mts. wird in der Staats⸗Navigationsschule zu Flens⸗ burg mit der nächsten Seeschifferprüfung für große Fahrt begonnen werden.

Die Anmeldungen sind an den Königlichen Navigationslehrer Pheiffer daselbst zu richten.

Altona, den 29. Juli 1883. 3

Der Vorsitzende Vrüfungs⸗Kommiffion. 8 ngel, Königlicher Navigationsschul⸗Direktor für die Provinz Schleswig⸗Holstein.

111“ . Bekanntmachung für Seefahrer.

Am 23. August wird in Leer Ostfriesland eine Prüfung zum Schiffer für große Fahrt beginnen. Anmeldungen sind an den Unterzeichneten zu richten. 3 Leer, den 31. Juli 1883. Der Navigationsschul⸗Direktor. J. V.: Wendtlandt, Navigationslehrer.

Personalveränderungen. 1 Königlich Preußische Armee. 8 Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Bad Gastein, 24. Juli. v. Haugwitz, Gen. Major und Commandeur der 22. Inf. Brig., zum Kommand. von Mainz ernannt. v. Geißler, Oberst und Commandeur des Füs. Regts. Nr. 35, unter Stellung à la suite dieses Regts., mit der Führung der 22. Inf. Brig. beauftragt. v. Weinzierl, Oberst⸗ Lieutenant vom Infanterie⸗Regiment Nr. 76, mit der Führung des Füs. Regiments Nr. 35, unter Stellung à la suite desselben, beauftragt. v. Schmeling, Major vom Inf. Regt. Nr. 76, zum etatsmäß. Stabsoffiz. ernannt. v. Larisch, Major aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 76, unter Verleih. eines Patents seiner Charge, in das Regt. einrangirt. Frhr. v. Ende, Major vom 3. Garde⸗Gren. Regt., dessen Kommando zur Dienstleist. bei der Direktion der Kriegs⸗ akademie bis zum Ablauf des Unterrichtskursus 1883/84 verlängert. Frhr. v. Fürstenberg⸗Borbeck, Major und etatsmäß. Stabs⸗ offiz. im Regt. der Gardes du Corps, behufs Vertretung des Regts. Commandeurs, zum Kür. Regt. Nr. 3 kommandirt. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Bad Gastein, 24. Juli. Tappenbeck, Sec. Lt. vom Inf. Regt. kr. 32 mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst der Abschied bewilligt. Bergmann, Sec. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 25, als halbinvalide mit Pension ausgeschieden und zu den beurlaubten Offizieren der Landw. Inf. übergetreten.

In der Kaiserlichen Marine.

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen ꝛc. Bad Gastein, 21. Juli. Batsch, Vize⸗Admiral u. Chef der Marinestat. der Ostsee, in Genehm. seines Abschiedsgesuches, mit Pens. zur Disp. und gleichz. à la suite des Seeoffiz. Corps gestellt. 24. Juli Berger, Kontre⸗Admiral und Chef der Marinestation der Nord⸗ see, in Genehm. seines Abschiedsgesuches, als Vize⸗Admiral mit Pens. zur Disp. gestellt.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. August. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Morgen zu einer Felddienstübung des Ersten Garde⸗Regiments mit gemischten Waffen nach Marquardt.

Nachmittags 3 Uhr nahm Se. Kaiserliche Hoheit im Neuen Palais Vorträge entgegen, und um 7 ½ Uhr Abends empfing Höchstderselbe den sächsischen Militär⸗Bevollmächtigten, Major von Fehlieben, sowie den General⸗Arzt des XII. Armee⸗Corps, Dr. Roth.

Zum Thee waren mehrere Einladungen ergangen.

8

Vom Reichsgericht, II. Strafsenat, ist durch Urtheil vom 1. Juni 1883 entschieden worden, daß die unwahre Er⸗ klärung eines Kreditsuchenden, daß er ein sicherer Mann’“ sei, seine Bestrafung wegen Betruges zur Folge haben kann. Ebenso würde sich ein Kreditsuchender des Betruges schuldig machen, welcher, auf das Befragen des Kreditirenden nach seiner Vermögens⸗ und Geschäftslage, unter Darlegung der auf eine günstige Vermögenslage hinführenden Momente, ungünstige Umstände geflissentlich verschweigt. „Obgleich die Richtigkeit des Satzes, daß der auf Kredit bestellende Kauf⸗ mann nicht verpflichtet ist, seinen Mitkontrahenten über seinen Vermögenszustand Auskunft zu geben, nicht zu bezweifeln ist, so schließt dies doch nicht aus, daß, wenn der Besteller, um Kredit zu erlangen, es unternimmt, seine Vermögenslage dem Mitkontrahenten vorzulegen, er bei dieser Darlegung wahrheitsgemäß zu verfahren hat. Durch die einseitige Hervor⸗ hevung derjenigen Momente, welche dieselbe in einem günstigen Lichte erscheinen lassen und das bewußte Verschweigen derjenigen Umstände, welche das Urtheil über den Vermögenszustand zu einem ungünstigen gestalten würden, erschwert er nicht blos durch positives Handeln die Erkennung des wahren Sach⸗

verhalts, sondern spiegelt auch dem Mitkontrahenten eine falsche Thatsache, nämlich die Thatsache vor, daß sein Ver⸗

mögenszustand ein günstigerer sei, als er in Wirklichkeit ist. In solchem Falle liegt in dem Unterdrücken einer wahren zugleich ein Vorspiegeln einer falschen Thatsache.“

Der General⸗Lieutenant von Kleist, Commandeur der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, ist von Urlaub aus Pommern, ebenso der General Lieutenant von Winterfeld, Com⸗

mandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division, aus Schlesien zurückgekehrt.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 7), Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.

Schwerin, 31. Zuli. Der Erbgroßherzog von Oldenburg ist auf seiner Dampfyacht „Lensahn“ wieder in See gegangen. lichen Hoheiten der Erbgroßh dem Travemünder Rennen bei.

enthaltend 1

Mecklenburg. (Meckl. Anz.) am 28. Juli von Warnemünde aus Am 29. wohnten Ihre König⸗

erzog und die Erbgroßherzogin

ich⸗Ungarn. Wien, 30. Juli. (Presse.) Kaiser wird seinen Geburtstag, wie alljährlich, feiern und daher erst am 19. oder 20. eintreffken. Die Kaiserin wird mit am 19. August im Jagdschlosse zu Mürzsteg erwartet. Aus Rigi⸗Staffel wird unterm 27. berichtet: Heute ist die Köni⸗ ugal in Begleitung des Erzherzogs Rainer es hier durchgefahren, um auf Rigi⸗First für Die Königin kam mittels

Oesterre

August in Schönbrunn der Prinzessin Valerie

gin von Port mittels Extrazug 14 Tage Aufenthalt zu nehmen. Extrazuges der Gotthardbahn direkt von Turin.

sterreichisch⸗ungarische Botschafter in London, Graf ‚ist heute aus Stampfen hier eingetroffen.

Der Gemeinderath hat an den Syndikus der Stadt Rom anläßlich der Beileidstelegramm zu ; der Opfer einen namhaften

(Wien. Abendp.) Eine Anzahl von Gemeinden hat beim Landtage um Abweisung der Gesuche in Betreff einer Subventionirung von Theaterbauten petitionirt. Die Kommission betreffs des Heimathgesetzes stellt ähnliche Anträge wie jene des Landesausschusses. Gleich⸗ zeitig soll die Regierung aufgefordert werden Votirung des

Karolyi V 31. Juli. beschlossen, Katastrophe

(W. T. B.)

auf Ischia ein

richten und für die Hinterbliebenen

Geldbeitrag zu bewilligen. Prag, 30. ZJuli.

, in der auf die neuen Heimathgesetzes unmittelbar folgenden Landtagssession eine Vorlage über die Regelung des Armen⸗ wesens im Landtage einzubringen.

Pest, 31. Juli. Das von den Blättern gemeldete Gerücht von dem epidemischen Auftreten der Cholera nostras unter den Csangos entbehrt der Begrün⸗ dung; bis jetzt ist noch kein einziger derartiger Fall zur amt⸗ lichen Kenntniß gelangt.

Belgien.

(W. T. B.)

Brüsse!l, 31. Juli. Gesetzentwürfe, betreffend Erhöhung der Eingangs⸗ zölle von Kakao, Weinessig und Essigsäure, wurden von der Repräsentantenkammer in der Schlußabstimmung mit 67 gegen 48 Stimmen abgelehnt.

Großbritannien und Irland. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses tär des Krieges, Lord Hartington, mit: der Gesundheitszustand der englischen Trup⸗ pen in Egypten sei im Allgemeinen gut, und die Cholera trete unter denselben weniger bösartig auf; die Lage in Kairo gestalte sich hoffnungsvoller.

Nach einer Meldung aus der Kapstadt, von heute, gilt über die Identität des an Bord des Castle“ Ermordeten mit dem Kronzeugen Carey kein Der Ermordete starb, ohne noch ein Wort sprechen

Der Mörder ist ein amerikanischer Irländer, in dessen Besitz eine Höllenmaschine gefunden wurde; er leugnet, vor seiner Ankunft in Kapstadt Carey gekannt zu haben.

T. B.) Wie aus der Kap⸗ erfolgte die Ermordung

(W. T. B.)

London, 31. Juli. theilte der Staatssekre

hiffes „Kinfauns zu können.

31. Juli, Abends. stadt weiter gemeldet wird, Carey's durch O'Donnel in Gegenwart der Angehörigen Carey's. O'Donnel wird sorgfältig bewacht, da man Versuche zu seiner Befreiung besorgt. Zur Bestreitung der Kosten für seine Vertheidigung ist hier eine Subskription eröffnet worden.

Frankreich. Paris, 31. Juli. Deputirtenkammer genehmigte die Convention mit der Nord⸗ und Südbahngesellschaft und begann die Berathung der Ostbahnconvention. Der Finanz⸗Minister Tirard brachte sodann das außerordentliche Budget ein und legte die Convention mit dem Bey von Tunis Die Regierung hat das außerordentliche Budget auf 264 Millionen festgesetzt. In der am 8. Juni d. J. vereinbarten Convention wird bestimmt, daß der Bey zur Erleichterung der Aus⸗ übung des französischen Protektorats sich verpflichtet, diejenigen Reformen in der Administration, in der Justiz⸗ und der Finanz⸗ verwaltung ins Werk zu setzen, welche Frankreich für angezeigt halten werde. Die französische Regierung garantirt dagegen die Aufnahme einer Anleihe zur Konversion der tunesischen Schuld. Der Bey verspricht, keine neue Anleihe ohne die Zu⸗ stimmung Frankreichs zu kontrahiren. nöthigen Summen sollen von den Einkünften der Regentschaft und der Civilliste des Bey bis zum Betrage von 2 Millionen Piaster vorweg genommen werden.

Der Senat hat das Gesetz über die Gerichts⸗ reform im Ganzen angenommen.

Rom, 31. Juli. 1 „Agenzia Stefani“ aus Tripolis gemeldet wird, veröffent⸗ licht das amtliche Blatt des Vilajets eine off izielle Mit⸗ theilung, in welcher die Nachrichten von der beabsichtigten Erwerbung tripolitanischer Ländereien Seitens der IJtaliener, von der Landung italienischer Arbeiter und der Entsendung türkischer Truppen behufs Zurückweisung derselben für falsch Die türkische Truppenbewegung sei vielmehr Die Entstellung

(W. T. B.)

Die zur Zinsenzahlung

Italien. Wie der

erklärt werden. rkisch in den dienstlichen Verhältnissen begründet. der Thatsachen und die Verbreitung solcher unbegründeten Gerüchte sei zweifellos das Werk derjenigen, welche ein be⸗

sonderes Interesse an derlei

lügnerischen Ausstreuungen

Rußland und Polen. . P. (W. T. B.) Bis jetzt ist kein einziger Fall von asia⸗ tischer Cholera in Rußland vorgekommen. Um diesbezüg lichen falschen Meldungen vorzubeugen, hat die Regierung be⸗ schlossen, daß der eventuelle Ausbruch der Epidemie mit der größten Beschleunigung bekannt gegeben werde.

(W. T. B.)

St. Petersburg, 31.

8 Das Normal⸗Regle⸗ ment für die städtischen Gemeindebanken, welches auf Grund des vom Kaiser am 8. Mai cr. sanktionirten Gut⸗ achtens des Reichsraths durch den Finanz⸗Minister aus⸗ gearbeitet wurde, ist nunmehr in endgültiger Form durch die Gesetz⸗Sammlung veröffentlicht worden.

Odessa, 31. Juli. (W. T. B.) Der rumänische

Kriegsschooner „Mircea“, mit Seekadetten an Bord, ist auf seiner Uebungsrundreise durch die Häfen des Schwarzen Meeres hier eingetroffen und wird, dem Vernehmen nach, dem⸗ nächst nach dem Mittelmeer weitergehen.

Zeitungsstimmen.

Dem „Deutschen Leinen⸗Industriellen“, Wochen⸗ schrift für die Flachs⸗, Hanf⸗ und Jute⸗Industrie, Organ des Verbandes deutscher Leinen⸗Industriesler, wird aus Osnabrück

eschrieben:

gesch .. Der Abschluß des Handels⸗ und Schiffahrtsvertrages mit Spanien ist wie ein erfreulicher Sonnenstrahl in das Dunkel, welches sich über die handelspolitischen Beziehungen mit diesem Lande elagert hatte, hineingedrungen, und verdient die deutsche Regierung besonders auch den Dank der Leinenindustrie dafür, daß sie mit Energie dahin gestrebt hat, die offenbar in Spanien gegen deutsche Interessen gespielten Intriguen endlich zu besiegen....

Ferner sagt das Blatt über den vor einiger Zeit erfolgten Austritt namhafter Mitglieder des Cobden⸗Klubs aus dem Letzteren:

Sic transit mundi gloria! Vor wenigen Jahren noch war der Cobden⸗Klub die fast als unfehlbar geltende Quelle aller wirthschaft⸗ lichen Weisheit; hell strahlte sein Ruhm über alle Lande. In dieser Beziehung war es schon anders geworden, und zwar gewaltig. Der englische Eigennutz trieb das Spiel zu bunt.. . . Eine Nation nach der anderen lenkte in die Bahnen nationaler Wirthschaftspolitik ein, und heute ist eigentlich nur England allein als Freihandelsasyl übrig geblieben. ...

Die Wege der Geschichte sind wunderbar, und gerecht ist ihre Vergeltung. Lernen wir von der Erkenntniß, die sich im Manchester⸗ thum grau gewordene englische Patrioten mit wahrscheinlich harter Qual erkämpft haben, und halten wir fest an dem Satze, daß

ööße basirt auf einer starken nationalen Wirth⸗

Die „Dresdener Zeitung“ äußert sich über den zwischen Deutschland und Spanien abgeschlossenen Handels⸗

vertrag folgendermaßen:

Der neue Handelsvertrag zwischen Spanien und Deutschland

wird besonders lebhaft von den Industriellen unseres sächsischen Erz⸗ gebirges begrüßt. Es bestehen nämlich dort in verschiedenen Städten

Geschäfte, welche nur nach Spanien exportiren; auf der Posamenten⸗ und Stickerei⸗Industrie lag während der langen Verhandlungen der

Alp der Ungewißheit, doch jetzt herrscht große Freudigkeit

Der „Sächsische Volksfreund“ schreibt: Der Handelsvertrag mit Spanien wird mit Recht von der deutschen Presse, mit wenigen Ausnahmen, in durchaus zustimmendem

Sinne besprochen, und allenthalben läßt sich eine ungetheilte Befrie⸗ digung und Genugthuung über das nach so langen, schwierigen, vor

kurzer Zeit noch geradezu hoffnungslos erscheinenden Verhandlungen endlich doch noch erzielte Ergebniß konstatiren. Vor Allem sind im

Allgemeinen jene nahezu krankhaften Lamentationen verstummt, in

denen die unserer Wirthschaftspolitik feindlich gesinnten Blätter sich

förmlich überboten, als vor nunmehr zwei Monaten zuerst auf die den Abschluß des Vertrages hinderliche Sonderstellung unserer Zollaus⸗

schlüsse hingewiesen ward.

b8 Gewerbe und Handel. Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs⸗

Aktiengesellschaft beliefen sich die gesammten Einnahmen in 1882, einschl. der Vorträge aus dem Vorjahre auf 7 879 038 ℳ, und der Jahresgewinn bezifferte sich auf 134 000 In der Unfallbranche

betrugen die Einnahmen 2 810 070 ℳ, die Ausgaben: für bezahlte Schäden 1 085 466 ℳ, für schwebende Schäden 438 457 ℳ, für Rentenzahlungen das Deckungskapital 902 564 ℳ, für Prämien⸗Reserve 937 722 Der Nettogewinn in der Unfallbranche betrug 151 947 In der

Transportversicherungs⸗Branche betrugen die Einnahmen 339 737 ℳ, die Ausgaben:; für bezahlte Schäden 257 555 ℳ, für schwebende

Schäden 45 979 ℳ, für Prämien⸗Reserve 12 363 Als Rein⸗ gewian verblieben 8820 In der Feuer⸗Rückversicherungs⸗Branche wurden vereinnahmt: 1 715 678 ℳ, verausgabt: für bezahlte Brand⸗

schäden 1 034 789 ℳ, für reservirte Schäden 291 846 ℳ, für ristornirte

Prämien wegen gänzlicher Aufgabe des Geschäftes ult. Dezember 1882 488 323 Der Jahresverlust beziffert sich auf 206 299 In der Lebensversicherungsbranche brachte das Jahr 686 Policen über 2 787 188 Kapital und 5189 Rente. Der Gesammt⸗ bestand belief sich ultimo 1882 auf 7364 Policen über 30 636 647

Kapital und 51 974 jährliche Rente. Der Jahresüberschuß be⸗ trug 97 441 ℳ, wovon den mit Gewinnantheil Versicherten 58 465

überwiesen und den Aktionären der Gesellschaft 38 976 als Jahres⸗

gewinn pro 1882 zugeflossen sind.

Frankfurta. M., 1. August. (Oelbericht von Wirth & Co.)

Die letzten Kabelnotirungen sind für Rohöl 1,08, für Refined 7 ¾;

während eines Tages waren sie sogar für Ersteres unter den Dollar gesunken. Nach neueren statistischen Aufnahmen scheint es allerdings festzustehen, daß die bisher betriebenen Quellen das Maximum ihrer

Lieferungsthätigkeit überschritten haben. So lieferten z. B. als mitt⸗ lere Tagesproduktion die Distrikte Venango, Buttler und Clarion 1874 29 726, 1883 7849 Faß; Bradford 1881 63 013, 1883 35 250

Faß; Alleghany 1882 17 671, 1883 12 000 Faß; Warren und Forest

1882 43 000, 1883 7750 Faß. Allein mikten unter diese ernsten ertönen auch schon die frohen Nachrichten vom Aufschluß neuer viel⸗

versprechender Oelfelder in Parkersburg, W. Virg., und so gewinnt

die Annahme, daß die Oelproduktion der Vereinigten Staaten vorerst

noch nicht im Rückschritt begriffen sei, wieder neue Bestätigung. Den sich etwa ergebenden Ausfall decken die reichen Oelquellen Kali⸗ forniens, Mexikos, Brasiliens für den amerikanischen Kontinent; für Europa aber werden die Kaukasusquellen immer mehr an Bedeu⸗

tung gewinnen. Die Eröffnung der Bahnen Tiflis⸗Bakum und

Ssametri⸗Bakum und die bevorstehende Tarif⸗ und Verzollungs⸗

regulirung wird bs diesem Handel noch erhöhten Auf⸗

schwung geben. In neralschmierölen (Lubricating Oils)

herrscht fortwährend gute Nachfrage.

In Dortmund findet in den Tagen vom 13. bis 16. August

die XXIV. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure statt.

Amsterdam, 31. Juli. (W. T. B.) Bei der heute von der niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinnauktion über 22 346 Blöcke Bankazinn wurden 57 à 57 ⅛,

durchschnittlich 57 ¼ Cent gezabhlt.

Antwerpen, 31. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 2346 B. La Plata⸗Wollen, verkauft 1090 B. Preise unverändert.

Glasgow, 31. Juli. (W. T. B.) Die Verschiffungen

von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 14 000 Tons, nicht

wie gestern gemeldet 13 500 Tons.

New⸗York, 30. Juli. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 48 000, do. nach Frank⸗ reich —, do. nach anderen Häfen des Kontinents 30 000, do. von Kalifornien und 1— ß ien 3 . MNew⸗York, 31. Juli. .T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug

1 6 040 000 Dollars.

Die Gerberfirma F. Shaw und Brüder, welche gegen 10 9o Arbeiter beschäftigt und die Schuhfabrik C. W. Copeland u. Co. in Boston haben ihre Zahlungen eingestellt; der Gesammt⸗ betrag der Passiven wird auf Millionen Dollars an eschlage

Land⸗ und Forstwirthschaft. 1u“

Eine Zusammenstellung des im Bezirk des Königli

preußischen Hof⸗Jagdamtes in der Jagdsaison 1882/83 er⸗ legten Wildes und Raubzeuges weist folgende Resultate auf: Auf der am 10. und 11. Norember 1882 gehaltenen Hofjagd in der Provinz Schlesien wurden 1195 Stück Wild, worunter allein 680 Fasanen, erlegt. Die Hofjagd in der Schorfhaide (Provinz Brandenburg) ergab 424 Stück Wild, worunter 397 Damwild, diejenige im Saupark bei Springe (Hannover) 190 Stück, woruuter 182 Schwarzwild, die bei Colbitz⸗Letzlingen (Sachsen) 952 Stück, worunter 801 Damwild, die bei Göhrde (Hannover) 255 Stück, worunter 167 Schwarzwild, die im Grune⸗ wald (Brandenburg) 292 Stück, worunter 292 Damwild; zwei Stand⸗ treiben bei Berlin ergaben 602 Hasen. Auf Hofjagdamtsjagden wur⸗ den vom 27. Dezember 1882 bis 3. Januar 1883 3087 Hasen, 55 Fasanen, 2 Rehe und 4 Füchse erlegt. Auf der Pürsche und Suͤche, bei kleineren Treib⸗ und Uebungsjagden sowie in der Admi⸗ nistration und durch Fang wurden während der ganzen Saison im Hochwildgehege Schorfhaide, Grunewald, Colbitz⸗Letzlinger Haide,

öhrde, Springer Saupark, Kirchrode und Königs⸗Wusterhausen im Ganzen 3559 Stück erlegt, worunter 944 Hasen, 729 Sumpfvögel, 641 Damwild, 136 Füchse, in Wildpark, Fasanerie und Feld⸗ jagdgehege bei Potsdam, 1894 Stück, worunter 587 Krähen, Hunde, Katzen und dergleichen. Die Feldjagdgehege Nr. 1 und II bei Berlin ergaben 1400 Stück, worunter 933 Rebhühner, Feldjagdgehege bei Ohlau 1938 Stück, darunter 389 Raubvögel, Feldjagdgehege bei Cassel 975 Stück. In Summa wurden geschossen: an Rothwild 687 Stück, Damwild 1768 Stück, Schwarzwild 530 Stück, 196 Rehe, 1187 Fasanen, 4646 Hasen, 2728 Rebhühner, 960 Trappen, Schnepfen ꝛc., 253 Füchse, 41 Marder, 90 Iltis, 277 Wiesel, 761 Raubvögel, 1801 Hunde, Katzen, Krähen und dergleichen, im Ganzen also 15 925 Thiere.

6

Verkehrs⸗Anstalten.

Aus Veranlassung der aus den Badeörtern Heringsdorf, Ahlbeck, Misdroy, Swinemünde beim Wiederbeginn des Schulunterrichts nach Berlin zurückkehrenden Badegäste sollen am 4. und 11. August d. J. Extrazüge von Swinemünde nach Berlin abgelassen werden. Die Abfahrt an jedem dieser beiden Tage findet von Swinemünde 11 Uhr Vormittags (Berliner Zeit), die Ankunft in Berlin 4 Uhr 24 Minuten Nachmittags (Berl. Zt.) statt. Gewöhnliche Tour⸗ billets aller Wagenklassen, sowohl für diese Extrazüge als auch für die nach Berlin durchgehenden fahrplanmäßigen Züge, sind bei der Billetkasse in Swinemünde und bei dem Hotelbe itzer Linde⸗ mann in Heringsdorf schon vom 2. resp. 8 August cr. ab käuflich zu haben; ebenfalls kann von diesen Tagen ab die Gepäckannahme er⸗ 11g Die Billets werden mit dem Datum des Fahrtages abge⸗ tempelt. Pro Billet sind 25 kg Gepäck frei. Zur schnellen und ordnungsmäßigen Abfertigung von Personen und Gepäck ist es er⸗ wünscht, wenn die Billets wenigstens am Tage der Einstellung der Extrazüge 2 Stunden vor der fahrplanmäßigen Abfahrtszeit bei den betreffenden Expeditionsstellen gelöst bezw. zur Abstempelung präsentirt werden und das Gepäck mindestens 3 Stunden vorher da⸗ selbst zur Auflieferung gelangt. Die Extrazüge dürfen auch von In⸗ habern von Saison⸗ und sonstigen Retourbillets, überhaupt gültiger Billets benutzt werden.

Hamburg, 1. August. (W. T. B.) Der Postdampfer »Silesia“ der Ham burg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von Nex⸗York kommend, heute früh 3 Uhr Kap Lizard passirt.

Berlin, 1. August 1883.

Preußische Klassenlotterie. G (Ohne Gewähr.) „Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse

168. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn von 150 000 auf Nr. 31 574. 1 Gewinn von 30 000 auf Nr. 26 187. 3 Gewinne von 15 000 auf Nr. 28 334. 36 041. 78 763. 2 Gewinne von 6000 auf Nr 2563. 29 127. ⁊37 Gewinne von 3000 auf Nr. 8490. 10 557. 13 662.

22 089. 24 947. 31 146. 31 385. 31 671. 32 374. 34 308. 35 619. 36 850. 39 008. 39 613. 41 926. 43 166. 45 323. 48 661. 51 807. 57 969. 65 618. 66 987. 68 902⁄. 72 358.

73 147. 73 824. 80 157. 83 343. 84 107. 84 703. 84 755. 87 359. 89 124. 89 491. 91 573. 92 256. 92 763.

53 Gewinne von 1500 auf Nr. 1460. 2753. 3587. 4467. 6265. 8301. 8625. 11 741. 11 922. 12 043. 14 109. 14 785. 18 452. 19 746. 20 864. 22 767. 26 542. 27 786. 31 143. 31 779. 33 197. 36 593. 39 061. 43 509. 45 929. 51 631. 52 202. 52 945. 53 434. 55 075. 56 647. 56 657. 57 012. 57 888. 58 586. 60 811. 61 761. 69 130. 70 697. 71 432. 71 598. 73 294. 73 796. 74 669. 75 895. 77 1. 77 483. 84 612. 84 715. 87 804. 90 269. 93 027. 93 449.

74 Gewinne von 550 auf Nr. 1252. 1945. 2093. 3195. 7092. 7593. 10 210. 10 574. 12 172. 12 407. 16 341. 16 617. 16 653. 17 318. 18 079. 18 260. 21 834. 22 354.

24 445. 24 549. 25 125. 27 901. 28 566. 33 105. 33 246.

34 062. 34 065. 34 689. 37 974. 38 229. 40 263. 43 975.

46 998. 48 185. 51 436. 53 247. 57 880. 58 051. 58 991.

61 098. 62 328. 62 454. 62 827. 64 167. 68 871. 69 258. 69 861. 70 271. 70 748. 72 826. 72 856. 73 765. 73 989. 75 582. 75 943. 77 305. 78 719. 80 299. 81 500. 81 630.

81 816. 81 905. 83 494. 83 544. 84 372. 85 372. 86 324. 87 125. 88 045. 88 156. 91 160. 92 270. 93 922. 94 326.

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Bekanntmachung. (Eröffnung der kleinen Jagd.) Auf Grund des §. 2 des Gesetzes über die Schonzeit des Wildes

vom 26. Februar 1870 in Verbindung mit §. 94 des Zuständigkeits⸗ gesetzes vom 26. Juli 1876 wird für den Regierungsbezirk Potsdam

als Tag der Eröffnung der diesjä auf Rebhühner Montag, der 20. August, auf Ssen. Auer⸗, Birk⸗ und Fasanenhennen, Haselwild und Wachteln Sonnabend, der 15. September

rigen Jagd

hierdurch festgesetzt. 8*

Namens des Bezirksraths: Der Regierungs⸗Präsident von Neefe.

Im Kommissionsverlag von Wilhelm Behrens in München ist soeben der illustrirte Katalog der kunst⸗ und kulturhistorischen Sammlung des Grafen Hugo von Waldbott⸗Bassen⸗ heim erschienen, die vom 13. September ab in den Centralsälen zu München durch den Experten Rath Dr. Carl Förster meistbietend versteigert werden wird. Die Sammlung, die im Ganzen 672 Nummern umfaßt, unterscheidet sich von vielen anderen aͤhnlicher Art nicht blos durch eine Fülle hervorragender Einzelstücke, sondern vor Allem dadurch, daß sie nicht erst durch Arn⸗ käufe jüngster Zeit zusammengebracht ist, sondern vielmehr einem durch Generationen vererbten Feer te bes⸗ entstammt und somit unter Verhältnissen gebildet wurde, die ihre Bestandtheile doppelt beachtenswerth erscheinen lassen. Sie enthält denn auch auf den verschiedenste biet bei n, die in hnlicher Qualität längst

ö“

schon angefangen haben, auf dem Kunstmarkt zu den Seltenheiten zu zählen und dem Sammler Gelegenheit zu besonders schätzbaren Erwerbungen bieten. Die Abtheilung der Oelgemälde und Aqua⸗ rellen umfaßt in 153 Nummern Arbeiten der verschiedensten Schulen, von denen unter den Gemälden besonders eine Reihe von Stücken altdeutscher Meister, sowie eine Anzahl mehr oder minder interessanter älterer Porträts hervorzuheben sind. An Prachtstücken reich ist sodann die aus 100 Nummern bestehende Abtheilung der Waffen, die zumeist Schußwaffen und unter ihnen in einer reich gravirten Büchse des Jean Hennequin zu Metz aus dem Jahre 1621 eine besonders kostbare Arbeit bietet. Es folgen dann in 34 Nummern Skulpturen aus Elfenbein und Holz und unter letzteren nicht blos einzelne Figuren und Gruppen, sondern auch verschiedene größere und kleinere Altäre im Schmuck von Schnitzwerk und Malerei, zumeist oberdeutsche Arbeiten aus der Zeit um 1500 und einige von ihnen von ausgezeichneter Schönheit. Eine Reihe von 33 Möbeln bietet ferner Schränke der Renaissancezeit, einzelne reich ornamentirte Portale und Thüren, sowie verschiedene Chorstühle und vor Allem, unter Nr. 320 verzeichnet, das auf beigegebenen Lichtdrucktafeln veranschaulichte, in seinem künst⸗ lerischen Reichthum fast unvergleichliche Chorgestühl der Chor⸗ herrnkirche der ehemaligen Carthause Buxheim, aus welcher auch die Regale und Schränke der Bibliothek in der Sammlung vorhanden sind. Unter den Silberarbeiten begegnen uns des Weiteren neben einer ansehnlichen Kollektion von Gebrauchs⸗ gegenständen älterer und neuerer Arbeit als künstlerisch hervorragen⸗ dere Stücke u. A. mehrere Kruzifixre, ein Bischofsstab aus dem 17. Jahrhundert und einige getriebene Reliefs i, vewre. Herkunft aus derselben Zeit. Den Beschluß des Ganzen bildet endlich eine kleine Kollektion von Gläsern, eine desto ansehnlichere von chinesisch· japanischen und europäischen Porzellanen und Favencen der vers chiedensten Fabriken, und eine Folge von 70 diversen Arbeiten in Metall, Email, Stein, Holz, Gewebe und Stickerei ꝛc., unter denen als Prachtstück ersten Ranges eine Schüssel von 54 cm Durchmesser aus 31 mit ge⸗ schnittenem Ornament geschmückten Bergkrystallen in reicher, mit Email und edlen Steinen verzierter Silbermontirung zu nennen ist. Fast auf jeder Seite des Katalogs begegnet man neben derartigen auserlesensten Stücken Arbeiten von bemerkenswerther Qualität, die der Auktion ein lebhaftes Interesse sichern würden, auch wenn sie in dem Chorgestühl von Buxheim nicht schon ein Meisterwerk darböte, das die Kunst der deutschen Spätrenaissance in der glänzendsten Weise repräsentirt.

In Homburg v. d. H. fand am Nachmittage des 28. Juli die feierliche Enthüllung des Hölderlin⸗Benkmals statt. Prof. J. G. Fischer aus Stuttgart hielt die Weiherede. Das Denkmal steht auf Hölderlins Lieblingsplätzchen.

Ueber das Erdbeben auf der Insel Ischia liegen folgende weitere Meldungen des „W. T. B.“ vor:

Casamicciola, 31. Juli. Die Rettungsarbeiten, welche auch dadurch sehr erschwert wurden, daß die Ruinen förmliche Berge bil⸗ den und daß alle Straßen zerstört sind, wurden in der verflossenen Nacht beendigt. 15 lebendig begrabene Personen wurden gerettet. Der junge Pfarrer von Casamicciola, welcher wegen seiner Ver⸗ dienste anläßlich des Erdbebens von 1881 vom Papst zum Bischof in partibus ernannt wurde, ist getödtet worden. Bei den Rettungsarbeiten sind mehrere Soldaten ums Leben gekommen. Der Titularbischof von Ischia wurde in Folge der Aufregung über die Katastrophe von einem Schlaganfalle betroffen. Beim Aufsuchen oder Erkennen der Leichen ereignen sich fortgesetzt die schmerzlichsten Szenen. Die Beerdigung der Leichen hat heute durch den Bischof von San Felice und seine Geistlichkeit begonnen. Die Deputirten Lazzaro und Micele sind unversehrt geblieben. Ganz Italien wetteifert in Werken der Mildthätigkeit; der Provinzialrath von Neapel hat 100 000 Fr., die Nationalbank die gleiche Summe angewiesen.

Casamicciola, 31. Juli. Gestern Abend wurde eine in einem Keller verschüttete Familie gerettet. Die Beerdigung der Todten verursacht große Schwierigkeiten; der Minister der öffent⸗ lichen Arbeiten, Genala, hat, da die Kirchhöfe in Casamicciola, Lacco und Forio bereits überfüllt sind und die Bergung der Leichen wegen des vorgeschrittenen Verwesungsprozesses lebensgefährlich ist, angeord⸗ net, die Leichen mit Kalk überschütten zu lassen. Der König trifft morgen mit dem Minister⸗Präsidenten Depretis, dem Marine⸗Minister Acton und Genala hier ein.

Casamiceiola, 1. August. (W. T. B.) Der König ist, von dem Minister⸗Präsidenten Depretis, dem Minister des Auswär⸗ tigen, Mancini, und dem Marine⸗Minister Acton begleitet, heute früh hier eingetroffen und bei der Ankunft von dem Arbeits⸗Minister Genala empfangen worden. Gestern wurden noch zwei Damen, anscheinend Mutter und Tochter, unter den Ruinen lebend aufgefun⸗ den; man hofft, dieselben am Leben zu erhalten.

Neapel, 31. Juli. Nach weiteren Ermittelungen wird jetzt die Zahl der Opfer des Erdbebens von Ischia auf ca. 5000 geschätzt. Man rechnet auf Forio 300, auf Lacco 1000 und auf Casamicciola 2500 bis 3000 Von Todesfällen unter den Deutschen auf der Insel ist bis jetzt nichts bekannt geworden.

Rom, 31. Juli. (W. T. B.) Eine heftige Eruption des Vesuvs wird signalisirt. Die Lava soll sich über den Abhang gegen Torre del Greco hin ergießen.

Die beiden Kinder⸗Asyle des „Berliner Krippen⸗Vereins“ sind auch während des 2. Quartals d. J. in erheblichem Maße von der be⸗ treffenden Arbeiterbevölkerung in Anspruch genommen worden. Es entfielen auf Krippe I (Anklamerstraße 39) im Monat April 608, Mai 504, Juni 622, Summa 1734 Verpflegungstage; auf Krippe II (Fruchtstraße 31) in denselben Monaten bezw. 486, 331, 417, Summa 1234 Verpflegungstage, auf beide Krippen zusammen also 2968 Verpflegungstage; mithin wurden durchschnittlich jeden Tag (die Sonn⸗ und Festtage abgerechnet) ca. 40 Kinder vom Vereine aufgenommen und verpflegt, davon 23 in Krippe I, 17 in Krippe II.

Stolzescher Stenographen⸗Verein. Hauptversamm⸗ lung: Donnerstag, den 2. Auguft 1883, Abends 8 Uhr, in der Alten Poß⸗ Burgstraße 7 I. Tagesordnung: 1) Vortrag des Hrn. Bäckler über die vom Norddeutschen Stenograhenbunde geplante Zweitheilung des altstolzeschen Systems; 2) Vereinsangelegenheiten. Jeden Donner stag, Abends 8 Uhr, im Vereinslokale: Leseabend.

Die Victoria regis des Botanischen Gartens ha nunmehr auch ihre zweite Blüthe geöffnet. Man hofft, daß von j ab alle zwei bis drei Tage eine neue Blume sich erschließen wird, se daß die Besucher des Gartens sich immer wenigstens an der Prach einer derselben werden erfreuen können. 8

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften

Honittsche Gesellichgfts⸗Bhätter 40. Heft. Inha Einige soziale Bedenken. Das Gefängnißwesen in Preußen (Fort⸗ setzung). Christenthum und Buddhismus im alten Amerika. Vermischtes. Correspondenz. 8

Illustrirte Berliner Wochenschrift „Der Baͤ Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W. Nr. 44 9. Jahrgang Inhalt: Ein Abenteurer am Hofe König Friedrich Wilhelms I vaterländische Erzählung von Th. L. M. (Fortsetzung). Erst Wi und dann Berlin, von Prof. Dr. G. A. von Klöden. Der Götter⸗ und Heroensaal im Alten Museum (Illustration). Erinnerung an Arendsee, von A. L. Dedat. Fürst Leopold von Anhalt⸗Dessau (mit Porträt). Die Neubauten auf der Museums⸗ insel. Die bevorstehende Theatersaison. Ueber die Berliner Hygiene⸗Ausstellung. Inserate.