1883 / 193 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 Aug 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Howas griffen darauf die Stadt an, wurden jedoch von der Besatzung des Forts mit lebhaftem Gewehrfeuer begrüßt und mußten sich unter großen Verlusten nach einstündigem Wider⸗ stande zurückziehen.

(Köln. Ztg.) Ueber die Reise des Kriegs⸗ Ministers im Osten laufen heute folgende Nach⸗ richten aus Epinal ein: Der Kriegs⸗Minister be⸗ suchte gestern die Forts des linken Moselufers. Er begab sich heute Morgen nach Thilliot. Längs den Kämmen der Vogesen wird er sich nach Belfort begeben und über Ser⸗ vance gehen, wo vom Genie augenblicklich Baracken errichtet werden, welche zwei Compagnien Jägern zu Fuß als Wohnung dienen sollen. Der Kriegs⸗Minister trifft morgen in Belfort ein.

Die „Ag. Havas“ meldet: „Laut der Verfügungen des Gesetzentwurfs, betreffend eine afrikanische Armee und die Bildung eines Expeditionscorps, sollen die unter dem Namen von Festungsbataillonen bekannten Insanteriebataillone auf dauernden Kriegsfuß gestellt und mit Ausnahme von zwölf derselben für die Vertheidigung der festen Plätze an der Ostgrenze reservirt werden. Da man zu der Uebezeugung gekommen, daß ein Aufenthalt von einem Jahre und darüber in den Festungswerken auf den Hochebenen der Vogesen der Gesundheit der Truppen sehr nachtheilig wird, ist man auf den Gedanken gekommen, in Remiremont, Bruydres, Epinal und Arches Baxacken aufzurichten, in denen diese Bataillone den Winter zubringen würden. Diese Baracken würden nach dem Muster derjenigen, die nach der Zeit der Kommune auf der Ebene von Satory bei Versailles errichtet worden sind, aufgebaut werden. Nur eine kleine Abtheilung der Bataillone würde die Wintermonate in den Festungs⸗ werken zubringen.“

17. August. (W. T. B.) Die Regierung hat, wie die „Agence Havas“ meldet, in der Angelegenheit des Jour⸗ nalisten Boland noch keine Entschließung gefaßt. Der Minister des Innern hat bis jetzt blos bei dem Minister⸗Präsidenten Ferry angefragt, ob es nicht rathsam sein würde, das Gesetz über die Ausweisung von Ausländern gegen Boland in An⸗ wendung zu bringen.

Aus Saigun wird das Gerücht gemeldet, daß der Kommandant von Namdinh, Badens, ein neues Gefecht bestanden und, ohne seinerseits irgend welchen Verlust zu er⸗ leiden, dem Feinde große Verluste beigebracht habe.

18. August, Mittags. (W. T. B.) Der Minister des Innern hat heute den Ausweisungsbefehl gegen den Journalisten Boland unterzeichnet.

Spanien. Madrid, 18. August. (W. T. B.) Der König ist gestern Abend nach Valencia abgereist.

Italien. Rom, 17. August. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Gibraltar: Die erste Division des italienischen Geschwaders ist gestern von Algesiras noch Cartagena abgegangen, die zweite Division desselben befindet sich noch in Tanger. Die Meldung englischer

lätter von dem Abbruch der Verhandlungen zwischen der Regierung von Marokko und der italienischen Gesandt⸗ schaft und von dem Einziehen der italienischen Flagge wird als unrichtig bezeichnet: die Verhandlungen werden fortgesetzt.

Türkei. Konstantinopel, 18. August. (W. T. B.) Der in Moskau residirende Erzbischof von Tabor, Nicodemus, ist einstimmig zum griechischen Patri⸗ archen von Jerusalem gewählt worden.

Serbien. Wie man der „Pol. Corr.“ aus Belgrad meldet, wird behufs Ratifikation der Beschlüsse der Conférence à quatre für den 19. September die kleine Skupschtina ad hoc einberufen werden, auf deren Tagesordnung als ein⸗ ziger Gegenstand die Konvention, betreffend die orientalischen Bahnanschlüsse, stehen wird.

Amerika. New⸗York, 17. August. (W. T. B.) Der

Strike der Telegraphisten ist vollständig erfolglos ge⸗

. Egypten. Alexandrien, 18. August.

W. T. B.) Das amtliche Blatt erklärt die Befürchtungen

wegen Austretens des Nils für unbegründet; es sei

für dieses Jahr keine Gefahr vorhanden, und alle Vorsichts⸗ maßregeln 88 getroffen. 1“

Zeitungsstimmen.

11“

Der „Deutschen volkswirthschaftlichen Corre⸗ spondenz“ entnehmen wir folgenden Artikel:

Die „Freihandels⸗Correspondenz“ vom 15. d. Mts. veröffentlicht ine ihr von juristischer Seite adressirte Zuschrift, welche sich über

ie Rechtsfolgen der Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend den deutsch⸗spanischen Handelsvertrag, verbreitet. In derselben wird im Wesentlichen gesagt, daß dieses Uebereinkommen durchaus der

oraussetzungen entbehrt, an welche in der Reichsverfassung die Rechts⸗ gültigkeit solcher Verträge geknüpft ist. Zum Abschlus des Ueber⸗ einkommens sei die Zustimmung des Bundesraths nicht eingeholt worden (2), denn die auf diplomatischem Wege eingeholte Zustimmung der Einzelregierungen (nicht als Bundesrath in der Person von Ver⸗ tretern versammelt, Art. 6 der Reichsverfassung) vermöge einen in den geschäftsmäßigen Formen zu Stande gekommenen Beschluß des Bundesraths ebenso wenig zu ersetzen (2), als etwa eine briefliche Genehmigung der größeren Häͤlfte der Reichstagsmitglieder einen Beschluß des Reichstags; vor Allem aber fehle dem Uebereinkommen die Genehmigung des Reichstags, für welche die Herstellung eines Surrogats überhaupt nicht versucht sei. ...

Es könne daher keinem Zweifel unterliegen, daß das Ueberein⸗ kommen, wenn über seine Gültigkeit eine Entscheidung auf dem Rechtswege herbeigeführt werden könnte, für rechtlich unwirksam erklärt werden würde. .. Auch so unterlägen die spanischen Prove⸗ nienzen von Rechtswegen nach wie vor den Sätzen des deutschen Zolltarifs, bis dieser auf dirc aesesgitzem Wege abgeändert sei. In Wirklichkeit aber würden die spanischen Provenienzen nicht nach dem deutschen Zolltarif, sondern nach den niedrigeren Sätzen des im Ent⸗ wurfe eines Handelsvertrages mit Spanien enthaltenen Konventional⸗ tarifs behandelt werden.

Nun frage es sich um die hieraus entspringenden Rechtsfolgen. Die Reichsbeamten seien für die Gesetzmäßigkeit ihrer Amtshand⸗ lungen verantwortlich, sowohl civilrechtlich wie strafrechtlich. Alle diejenigen inländischen Fabrikanten und Kaufleute, welche dadurch geschädigt werden, daß spanische Produkte weniger Zoll bezahlen, als sie von Rechtswegen sollten, könnten ihren gesammten Schaden von den betheiligten höheren Reichsbeamten aus deren Privatvermögen im Wege der Klage ersetzt verlangen.

Von denjenigen Importeuren, welche für ihre spanischen Im⸗ porte weniger als die Sätze des Zolltarifs bezahlt, könne der Reichs⸗ fiskus nach dem Vereinszollgesetze ein Jahr lang Nachzahlung der Differenz verlangen, so daß dieselben also noch eine Ueberraschung erleben könnten...

Die „Freihandels⸗Correspondenz“ hält die aufgeworfene Frage durch vorstehende Ausführungen noch nicht einmal für erschöpft und sagt, dieselben verdienten jedoch um ihrer „Wichtigkeit willen“ der öffentlichen Diskussion unterbreitet zu werden.

Wir glauben nun annehmen zu dürfen, daß letztere keine sehr weitläufige werden, sondern sich zunächst auf nachstehende Gesichts⸗ punkte beschränken wird, vorausgesetzt, daß dieser Gegenstand nach den Regeln der gesunden Vernunft, nicht aber nach den Anschauungen verknöcherter Juristen diskutirt wird. Vorerst ist daran zu erinnern, daß es wohl keinen deutschen Staatseinwohner reiferen Alters und mit gesunden Sinnen giebt, der den deutschen Reichskanzler im Ver⸗ dachte einer absichtlichen oder solchen Verletzung der Reichs⸗ verfassung hätte, wo dieser sich nicht der unzweifelhaften Zu⸗ stimmung des Reichstages und bezw. der ganzen deutschen Nation für völlig sicher hält. Zweitens hat für uns, und wohl auch für die meisten anderen Staatsangehörigen, die direkte Abgabe einer Zustimmung von Seite der Bundecsregierungen, schon nach den einfachsten Regeln der Logik, allermindestens den gleichen Werth und die gleiche Tragweite wie eine von Seiten eines Vertre⸗ ters erst mittelbar abgegebene Zustimmung. Drittens wundert uns höchlich, wie ein „Jurist“ voraussetzen kann, daß ein höherer oder auch niederer Zollbeamter civil⸗ oder strafrechtlich für die Ausführung einer Verfügung des Reichskanzlers verfolgt werden kann; ja im vor⸗ liegenden Fall und bezw. nach der Natur des Falles, muß es geradezu für absurd erklärt werden, diesen Reichsbeamten (und das sind die Zollbeamten sämmtlich) zuzumuthen, eine solche Ordre des Reichskanzlers auf ihre Gesetzmäßigkeit zu prüfen, bezw. ihre Aus⸗ führung zu versagen. Viertens möchten wir den Geisteszustand und die Beurtheilungsfähigkeit desjenigen Importeurs kennen, der eine Klage auf Schadenersatz im obigen Sinne anstrengen würde, nach⸗ dem er aus den Zeitungen wie aus den Geschäftsbriefen sattsam er⸗ fahren mußte oder konnte, wie die Dinge liegen, so daß er sich recht⸗ zeitig auf alle Eventualitäten gefaßt machen und seine Maßregeln darnach treffen mußte.

Wir sind in der Presse noch selten auf Ausführungen gestoßen, welche so sehr wie jene des „Juristen“ der „Freihandels⸗Correspon⸗ denz“ den Stempel an sich tragen, der Regierung um jeden Preis Verlegenheiten zu bereiten, oder doch deren feste Absichten zu ver⸗ dächtigen. Nachdem gerade die manchesterliche Presse es war, welche die Nachricht, daß die Regierung den Reichstag einberufen wolle, um ihm den spanisch⸗deutschen Handelsvertrag zur Genehmigung zu unter⸗ breiten, mit der so bestimmten, zuweilen sogar höhnischen Bemerkung beantwortete, daß gar nicht daran zu denken sei, daß sich eine zur Beschlußfähigkeit erforderliche Anzahl von Abgeord⸗ neten einfinden werde, hätten wir von ihr eine vernünf⸗ tigere und auch loyalere Beurtheilung des betr. Schrittes des Reichs⸗ kanzlers erwarten dürfen, mit welchem er nach langer Ueberlegung den stürmischen Anträgen entsprach, die aus dem ganzen Reiche von Seite der Industriellen um Inkraftsetzung des betr. Vertrages an ihn ergingen.

Wenn man nun auch diese Handlung des Reichskanzlers als im groben Kontraste zu dem Wortlaut und Geiste der Reichsverfassung stehend, hinstellen will, so scheint uns damit nur noch ein Beweis mehr dafür geliefert zu sein, daß die Reichsverfassung dringend einer Abänderung im Sinne der Erweiterung der Befugnisse der Reichs⸗ regierung bedürftig ist.

Der „Vogtländische Anzeiger“ veröffentlicht über die Lage der Greizer Industrie folgende Zuschrift, die ihm aus kaufmännischen Kreisen zugegangen ist:

Greiz, 8. August. Wenn wir in Nr. 180 d. Bl. ein französisches anerkennendes Urtheil über deutsche Industrie aus der „Ré⸗ publique frangaise“ mittheilten, so bestätigen uns auch Wahrnehmun⸗ gen aus der Heimath, daß unsere Erwerbsverhältnisse in der That eine fortgehende Besserung konstatiren. Der Bericht der Greizer auf 1882 z. B. giebt ganz überraschende Zahlen an. Nach diesem Bericht hat sich im Laufe des letzten Jahres die Zahl der mechanischen Webereien um 11, die Zahl der Webstühle um 1845, die Zahl der Arbeiter in den Webereien um 1350, in den übrigen Industrien um 148 vermehrt. Der Kammer⸗ bezirk zählt gerade 100 Fabrikanlagen, wovon 75 mit Dampfbetrieb und 101 Dampfkesseln, 8 mit anderen Motoren und 17 ohne Motoren In denselben werden 7285 Arbeiter (4936 männliche und 2349 weibliche) beschäftigt. Die Zahl der mechanischen Webstühle betrug gegen 6245 1881, jetzt 7000 Dazu sind noch 1800 auswärts im Kontrakt für Greiz arbeitende und 2000 Handstühle zu rechnen. Das ergiebt die ganz respektable Summe von über 10 000 Stühlen! Eine entsprechende Produktion steht selbstver⸗ ständlich dieser großen Stuhlzahl gegenüber. Die Unterbringung so großer Waarenmengen kann nur mit Hülfe des Erports geschehen, und es ist erfreulich, daß durch strenge Solidität und aufmerksame Bedienung sich, wie auch im Berichte erwähnt ist, das Absatzgebiet fortgehend erweitert. Die Leipziger Handelskammer schreibt, wie wir bereits gemeldet: „Das auslaͤndische Fabrikat ist durch Gerger und Greizer Waaren faft gänzlich verdrängt.“ Die Löhne haben eine Auf⸗ besserung erfahren. Aus im Bericht enthaltenen Tabellen ergiebt sich, daß eine immerhin beträchtliche Anzahl Arbeiter es über 20 bringt, daß aber der Durchschnitt pro Arbeiter 14 ist.

In der „Elsaß⸗Lothringischen Zeitung“ vom 14. d. M. lesen wir:

Der mit dem heutigen Tage zum Theil in Kraft tretende Handels⸗ vertrag mit Spanien ist ein Glied in der Kette von Maßnahmen, welche die Reichsregierung seit der Wandlung unserer Handelspolitik zur Förderung unseres Exportverkehrs bereits getroffen hat. Von frei⸗ händlerischer Seite wurde früher öfters behauptet, daß die im Jahre 1880 inaugurirte nationale Wirthschaftspolitik uns dem Auslande gegenüber iso⸗ lirt habe und keine Möglichkeit zu handelspolitischer Annäherung zwischen Deutschland und anderen Ländern übrig lasse. Daß diese Behaup⸗ tung gänzlich unbegründet ist, wird einmal schon durch den spanischen Handelsvertrag, dann überhaupt dadurch bewiesen, daß in keiner Zeit so viele Handelsverträge von Deutschland zum Abschluß gebracht worden sind als gerade seit 1880. Das Reich hat, wenn die Freund⸗ schaftsverträage mit Samoa und den Hawaiischen Inseln hier bei Seite gelassen werden, seit Anfang 1880 folgende Verträge und Ueber⸗ einkommen geschlossen:

vom 30. Mai 1881,

mit Belgien mit China vom 31. März 1880,

mit Italien vom 4. Mai 1883,

mit Mexiko vom 23. Mai 1881,

mit der Schweiz vom 23. Mai 1881,

mit Serbien vom 6. Januar 1883,

mit Spanien vom 12. Juli 1883. 1 Von diesen Verträgen sind einige, die mit Belgien, Mexiko und der Schweiz geschlossenen, allerdings nur sogenannte Meistbegünstigungs⸗ verträge, die sich einfach als Verlängerung bereits bestehender Vertragsverhältnisse darstellen. Indeß war es doch für unseren Handel ein großer Gewinn, daß es gelang, von der Schweiz den Veredelungsverkehr und von Mexiko die Meist⸗ begünstigung zu erhalten. Der Vertrag mit China hat vor⸗ nehmlich die deutsche Schiffahrt in den chinesischen Gewässern gefördert, und bei den übrigen Verträgen ist es sogar gelun⸗ gen, auf die Zolltarife der betreffenden Länder, Serbien, Italien, Spanien, in einer dem deutschen Erport günstigen Richtung direkt einzuwirken. Ob dasselbe Ziel erreicht wäre bei einem absolut frei⸗ händlerischen Tarif, ohne den fremden Staaten unsererseits Konzes⸗ sionen bieten zu können, ist doch eine kaum mehr zweifelhafte Frage, wenigstens haben die Verhandlungen mit Spanien erwiesen, wie das Ausland selbst auf ganz geringfügige Zugeständnisse deutscherseits das größte Gewicht legt.

Centralblatt fuͤr das Deutsche Reich. Nr. 33.— Inhalt: Justizwesen: Erscheinen des ersten Jahrgangs der „deutschen Justiz⸗ Statistik.“ Zoll⸗ und Steuerwesen: Veränderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll⸗ und Steuerstellen. Bankwesen:

Status der deutschen Notenbanken Ende Juli 1883. nanzwesen: Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Juli 1883; Urtheil des Reichsgerichts vom 2. Mai 1883, betreffen die Anwendung des Reichs⸗Stempelgesetzes vom 1. Juli 1881. Konsulatwesen: Ernennung; Exequaturertheilung. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 33. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Der neue Central⸗

bahnbof in Straßburg. Die Einmauerung von X⸗Trägern.

Der Cimbria⸗Unfall. (Schluß.) Brücke mit Konsol⸗Auflager. Ausstellung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens in

Berlin 1882/83. VI. (Fortsetzung.) Vermischtes: Geheimer

Regierungs⸗Rath Fournier †. 24. Hauptversammlung des Vereins

deutscher Ingenieure. Akademie Poppelsdorf⸗Bonn. Durchschlag des Arlbergtunnels. Parlamentspalast in Rom. Straßenbahnen

in England und Frankreich.

Statistische Nachrichten.

Das Königliche Statistische soeben von der Preußischen Statistik (amtliches Quellen

gegeben in zwanglosen Heften) das LXXI. Heft. Dasselbe enthält die IErgebnisse der meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1882“, die vom Königlichen meteorologischen Institut ver⸗ anstaltet worden sind. (Berlin 1883, Verlag des Königlichen Statistischen

Bureaus). In der Einleitung wird zunächst ein Personalbericht für das ver⸗ flossene Jahr erstattet und dem dahingeschiedenen Vor⸗- ehrender

stand, Professor Dr. Arndt, ein anerkennender, Nekrolog gewidmet; dann folgen persönliche Veränderungen im Stations⸗ netz. Es wird konstatirt, daß der Wegfall einiger Stationen durch das Hinzutreten neuer (wie z. B. das von der Rudolstädter „Meteo⸗ rologischen Gesellschaft“ eingerichtete Netz von zwei Stationen II. und III. Ordnung Rudolstadt, Frankenhausen, Schlotheim, Stadtilm, Bucha, Leutenberg, Blankenburg, Oberhain, Meure, Katzhütte, Neuhaus am Rennsteig in den Verband des preußischen Institutes auf Wunsch der fürstlichen Re⸗ gierung von Schwarzburg⸗Rudolstadt aufgenommen wurde) reichlich gedeckt ist. Weitere Stationen, welche sich dem preußischen Stationsnetz angeschlossen haben, sind: Haigerloch in Hohenzollern, Herford, Kammerswaldau bei Hirschberg, I Karienwerder, Münster i. E. Popelau. Neu eingerichtet ist eine Station III. Ord⸗ nung auf der Schweizerei am Glatzer Schneeberge und mehrere Regen⸗ stationen innerhalb des Gebietes der Grafschaft. Von sekundären Stationen, welche gegen Ende des vergangenen Jahres vom meteoro⸗ gischen Institut eingerichtet wurden, treten Deutsch⸗Crone und Schnee⸗ gruben⸗Baude auf dem Kamme des Riesengebirges bei. Zur Untersuchung meteorologischer Erscheinungen in verschiedenen Höhen stehen somit jetzt drei Gruppen von Stationen in den Sudeten zur Verfügung: Schreiberhau (627 m) und Schneegruhen⸗Baude (1490 m); Eichberg (348 m), Kirche Wang (873 m) und Schneekoppe (1599 m); Ebersdorf (424 m) und Glatzer Schneeberg (1210 m). Die Station auf der Schneekoppe erhielt, gelegentlich einer persön⸗ lichen Inspektion Ende September 1882, u. A. einen zweiten Regen⸗ messer, da verschiedene Anzeichen dafür sprachen, daß das bis dahin gebrauchte Auffanggefäß von 36 cm Höhe für die heftige Luftbewegung auf der Koppe zu niedrig ist, namentlich bei starkem Schneegestöber. Es wurde daher ein doppelt so tiefer Schneefänger von gleicher Auffangfläche (1/20 qm) in 3,1 m Abstand von dem alten und in gleicher Höhe über dem Erdboden aufgestellt. Wahrscheinlich werden auf der kleinen Gipfelfläche der Koppe, die nach Norden und Süd⸗ westen sehr steil abfällt (Melzer⸗ und Riesen⸗ oder Aupa⸗Grund), je nach der Aufstellung des Regenmessers und der herrschenden Wind⸗ richtung, in verschiedenen Instrumenten auch merklich verschiedene Quantitäten gemessen werden, in ähnlicher Weise, wie bei Regen⸗ messern, welche in den vier Ecken der Plattform eines Thurmes placirt sind. Fernere Versuche und Messungen werden darüber Auf⸗ schluß geben. Es ist noch zu erwähnen, daß die Zahl der forstlich⸗ meteorclogischen Stationen, deren Beobachtungsrefultate sich auf Seite 84 ff. finden, um zwei, nämlich Lintzel in der Lüneburger Haide und Schmiedefeld auf dem Südwestabhange des Thüringer Waldes, vermehrt ist. Zur weiteren Vervollständigung des durch die Stationen des Instituts gebotenen klimatologischen Materials sind ferner die Beobachtungsresultate der Stationen in Borkum, Wilhelmshaven, Hamburg, Swinemünde und Neufahrwasser, die zum Theil früher zum preußischen Netze gehörten und deren Resultate der Mittheilung der Deutschen Seewarte in Hamburg verdankt werden, mit aufgenommen worden, ebenso wie die Beobachtungsergeb⸗ nisse an den fünf hessischen Stationen III. Ordnung Gießen. Mainz, Monsheim, Pfeddersheim und Michel⸗ stadt, deren Resultate den Fachleuten bisher kaum bekannt waren. Die geographischen Coordinaten der Stationen sind alle aufs Neue bestimmmt und dabei mehrere alte Fehler ausgemerzt worden. Auf Seite V. und VI. findet sich ein Verzeichniß der meteorologischen Stäationen im Jahre 1882, deren Zahl zusammen 169 beträgt. Den eigentlichen Inhalt des Werkes bilden die täglichen Beob⸗ achtungen an den correspondirenden Gipfel⸗ und Thalstationen Schneekoppe⸗Eichberg pro 1882, sodann eine Tabelle mit Uebersicht über die Temperatur der Erdoberfläche und die doppelten Nieder⸗ schlagsmessungen auf der Schneekoppe 1882. Dieser folgen zweistündliche Beobachtungen der Lufttemperatur und der Windrichtung an der Pulvermagazin⸗Wache bei Schwerin in Mekl. 1882, ferner Monats⸗ und Jahres⸗Uebersichten pro 1882, ferner Eistage, Frosttage, Sommertage, Frost⸗ und Schneegrenzen, fünftägige Temperaturmittel. Nachträge und Berichtigungen. Im Anhang findet sich ein längerer Artikel über die von Hottinger u. Co. in Zürich verfertigten Haar⸗Hygrometer und eine längere Reihe ver⸗ gleichender Beobachtungen an solchen auf der Sternwarte in Breslau, von Professor Dr. Galle. Da eine spezielle Mittheilung der mit den beiden Hovgrometern in acht Monaten angestellten Beobachtungen zu umfangreich wäre, so sind nur zwei Serien nebst den aus den Beob⸗ achtungen gebildeten Differenzen und sonstiger Berechnungsweise in der nachstehenden Uebersicht zusammengestellt worden. Die am Schlusse beigegebene Karte der meteorologischen Stationen, von denen Beobachtungsresultate aus dem Jahre 1882 mitgetheilt werden, dürfte als die erste derartige besonders willkommen sein.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Gewerbeordnung des Deutschen Reichs hat be⸗-

kanntlich durch die kürzlich emanirte Gewerbe⸗Novelle eine durchgreifende Veränderung erfahren, und es stellt sich in gewerb⸗ lichen Kreisen allgemein das Bedürfniß heraus, die gesammte Ge⸗ werbegesetzgebung gesammelt vor sich zu haben. Wir sind in der Lage mättheilen zu können, daß man amtlicherseits diesem Be⸗ dürfniß vorgesorgt, denn der Geheime Regierungs⸗Rath und vortragende Rath im Reichsamt des Innern, Hr. T. Bödiker, hat im amtlichen Auftrage das „Gewerberecht des Deutschen Reichs“ in einem starken Bande bearbeitet, der im Herbst d. J. in R. von Deckers Verlag Marquardt & Schenck hierselbst erscheinen wird. Dieses Werk wird in der Einleitung die Entstehungs⸗ und Entwicke⸗ lungsgeschichte der Gewerbeordnung darstellen und sich dann in ver⸗ schiedenen Kapiteln über die Reichsverfassung, den Zollvereinigungs⸗ vertrag, das Freizügigkeitsgesetz, die Post⸗, Zoll⸗ und Steuer⸗ gesetze, das Strafgesetzbuch, soweit diese Gesetze in die Ma⸗ terie eingreifen, auslassen. Es folgen damn die Ausfüh⸗ rungs⸗Verordnungen über Verkehr und Anlagen verschiedener Gewerbszweige, das Krankenkassen⸗ und Haftpflichtgesetz, Hreß⸗, Nah⸗ rungsmittel⸗ und Viehseuchengesetze, Patent⸗, Markenschutz⸗ und Urheberrechtsgesetze, Maß⸗ und Gewichtsordnung, Münz⸗ und Bank⸗ gesetz, Beschlagnahme des Dienstlohnes, Wucher, Inhaberpapiere, Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften, Handelsverträge, Literar⸗ konventionen zc. Das Werk wird sonach in erschöpfender Weise alles Material in Bezug auf das Gewerberecht zusammenfassen und selbst⸗ verständlich jede Garantie der Zuverlässigkeit bieten.

Bureau veröffentlicht

men wurden.

Von den „Sitzungsberichten der Königlich preußi⸗ schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin“, die in Zwisch enräumen von 8 Tagen in Kommission bei —— Verlagsbuchhandlung (Harrwitz u. Goßmann) hierselbst erscheinen und sämmtliche zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen und wissen⸗ schaftlichen Mittheilungen, welche in den Sitzungen der Akademie ge⸗ macht werden, enthalten, sind soeben Stück XXII. —XXXVII. (vom 10. Mai 1883 bis zum 26. Juli 1883) durch den Druck veröffentlicht worden. Dieselben bringen folgende wissenschaftliche Mittheilungen: Untersuchungen über die Bestimmung von Oberflächen mit vorge⸗ schriebenem Ausdruck des Linearelements. Von R. Lipschitz in Bonn. (Fortsetzung d. Mittheilungen v. 14. Dezbr. 1882 u. 8. Februar 1883). Ueber das Campakacreshtikathanakam, die Ge⸗ schichte vom Kaufmann Campaka. Von Ant. Weber. Bericht des Hrn. Johannes Schmidt in Halle über die von ihm im Auftrage der Akademie im Winter 1882 83 ausgeführte epigraphische Reise nach Algier und Tunis. Ueber Jeremejewit und Eichwaldit vom Berge Soktuj in Daurien. Von M. Websky. Zur Physiologie der Gehörschnecke. Von Dr. B. Baginsky. Ueber geröllführende Gneiße von Obermittweida im sächsischen Erz⸗ gebirge. Von J. Roth. Ueber die Vorkommen der Küste Labra⸗ dor. Von J. Roth. Ueber das Todesjahr des Arnolfo di Cambio (nebst einer Tafel). Von C. Frey in Florenz. Bemerkungen über die Multiplikation der elliptischen Funktionen. Von L. Kronecker. Zur Theorie der Blattstellungen (nebst einer Tafel). Von S. Schwen⸗ dener. Studien über die Tempelgiebel von Olympia. Von E. Curtius. Ueber die centralen Organe für das Sehen und das Hören bei den Wirbelthieren. Von H. Munk. Ueber die von Thukydides benutzten Urkunden. Von A. Kirchhoff. Ueber den südöstlichen Winkel des alten Germaniens. Von K. Müllenhoff. Ueber die Geschichte vom Kaufmann Campaka (Nachtrag). Von Weber. Arsinoitische Steuerprofessionen aus dem Jahre 189 n. Chr. und verwandte Ur⸗ kunden.é Von U. Wilcken in Stettin. (Hierzu Taf. IX.—XII.) Ueber einige Eigenschaften kreuzweise verbundener Magnetstäbe. Von

A. Töpler in Dresden. Ein angebliches Gesetz des Perikles. Von M. Duncker. Weitere Bemerkungen über die Multiplikation der elliptischen Funktionen. Von L. Kronecker. Zur Theorie der For⸗ men höherer Stufen. Von L. Kronecker. Bestimmung der Elasti⸗ zitäts⸗SConstanten des Kupfers. Von W. Voigt. Ueber die mag⸗ netisirende Wirkung elektrischer Schwingungen. Von A. Oberbeck in Halle. Ueber die Zeitbestimmung der italischen und deutschen Hausurnen. Von Rud. Virchow. Getrennt von den „Sitzungs⸗ berichten der Königlichen Akademie der Wissenschaften“ erscheinen, gleichfalls in Kommission bei Ferd. Dümmlers Verlagsbuch⸗ handlung, in Monatsheften: wissenschaftliche Mittheilungen aus den Sitzungsberichten der

Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Diese Sonderausgabe enthält sämmmtliche Arbeiten aus dem Gebiet der reinen Mathematik wie aus dem der theoretischen, experimentellen

Mathematische und natur⸗

und beobachtenden Naturwissenschaften in vollständigem Abdruck, welche in Sitzungen der Akademie von deren Mitgliedern oder ihr fremden Verfassern mitgetheilt in die „Sitzungsberichte“ aufgenom⸗ 1 Auch demselben Gebiete angehörige geschäftliche Be⸗ ichte, Preisaufgaben und Preisertheilungen, Adressen, Reden u. dgl. m. finden darin Platz. Preis des Jahrg. 8

Rom in Wort und Bild. Eine Schilderung der ewigen

Stadt und der Campagna von Dr. Rud. Kleinpaul. Mit über

400 Illustrationen. 37. bis 46. Lieferung zu je 1 (LCeipzig, Schmidt & Günther). Mit diesen Heften gelangt das mehrfach an dieser Stelle besprochene, reich illustrirte Pracht⸗ werk zum Abschluß, und man muß zugestehen, daß der Verfasser und die Verlagshandlung gehalten, was sie am Anfang versprochen, und ein wirklich monumentales, in jeder Hinsicht schönes Werk über die ewige Stadt geschaffen haben; denn in der Schilderung fehlt keine bekannte Lokalität, kein berühmtes Kunstwerk. Einen ganz besonderen Reiz des Werks bilden die vorzüglichen Holzschnitte, die als wahre Meisterwerke der Fylographie das im Text Beschriebene mit einer Wahrheit und Anschaulichkeit illustriren, die man vor der heutigen Vervollkommnung der Holzschneidekunst nicht für möglich gehalten hätte. Die Abonnenten sind somit für einen verhältnißmäßig geringen Anschaffungspreis in den Besitz eines Buches gelangt, das mit der Fülle künstlerisch⸗schöner Anregungen, die es bietet, für jede Hausbibliothek einen köstlichen Schatz darstellt.

Gewerbe und Handel.

New⸗York, 17. August. (W. T. B.) Baumwollen⸗

Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen B.

us uhr nach Großbritannien 14 000 B., Ausfuhr nach d ti nent 2000 B., Vorrath 265 000 B.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 18.August. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd „Werrav“ ist gestern Nachmittag 3 Uhr, und der Dampfer „Rhein“ derselben Gesellschaft Nachmittags 6 Uhr in New⸗BYork eingetroffen.

Berlin, 18. August 1883

Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.

dem Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen, 3. Heft IV. Bandes.) I. Königliche Museen in Berlin. 8 (Fortsetzung.)

8 1X“X“ .“

Die im Quartal 1. Januar bis 1. April 1883 gemachten An⸗ käufe sind nicht beträchtlich. Hr. Dr. Puchstein sandte drei Bronze⸗ münzen von Städten der Euphratländer, aus der späteren Kaiserzeit. Aus einer Sendung des Hrn. Sabbas in Smyrna, welche der dortige Kaiserliche Konsul Hr. Tettenborn freundlichst vermittelte, wurden einige kleinasiatische Münzen erworben, unter denen die beste, zu Mastaura in Lydien unter Tiberius geprägte einen sxiues aie Cavνναον nennt. Es ist die erste Münze, auf welcher die Pana⸗ thenäen erwähnt werden, und Mastaura tritl zu den wenigen Städten, in denen, wie Inschriften bezeugen, dies Fest gefeiert wurde.

Eine seltene Silbermünze des Mavxentius, des Gegenkaisers Konstantins des Großen, hat sein Bildniß von vorn, was überhaupt nicht oft auf römischen Münzen vorkommt, und der Kopf ist ein wirkliches charakteristisches Bildniß von gutem Stil. 14 andere werthvolle römische Münzen wurden aus der nachgelassenen Samm⸗ lung des Staatsraths Samwer in Gotha ausgewählt.

Etwas größer war der Zuwachs an deutschen Medaillen des XVI. Jahrhunderts. Eine ovale goldene des Grafen Karls II. von Hohenzollern 1547 1606, des Ahnherrn der Linie Sigmaringen, ist von einem breiten Rande der zierlichsten Goldschmiedsarbeit umgeben, und hängt an drei Kettchen, die sich oben in einem Ringe vereinigen. Da die Medaille selbst die Initialen des Valentin Maler trägt, darf man glauben, daß auch die Goldschmiedsarbeit aus der Werkstatt dieses berühmten Nürnberger Künstlers, der ein Schwiegersohn Wenzel Jamnitzers war, herrührt. Andere tüchtige Arbeiten des XVI. Jahrhunderts sind die Medaillen des Grafen Stephan Schlick und des Benedikt Stimmel. An diese Medaillen schließt sich ein Doppelthaler von Utrecht, dessen Aufschrift Othomanica Classe Deleta 1574 zeigt, daß er zu Ehren der Schlacht von Lepanto geprägt ist; Philipp 11. ist, in ächt niederländischer Allegorie auf einem Delphin Fetahd. aber geharnischt und ein Kreuz in der Hand haltend, dar⸗ gestellt.

Durch Vermächtniß der kürzlich verstorbenen Stiftsdame von Uttenhoven, welche früher das Münzkabinet einigemal besucht hatte, erhielt dasselbe eine Silberplatte mit dem gravirten Bildniß des Karl von Uttenhoven, eines bekannten Gelehrten und Dichters gegen Ende des XVI Jahrhunderts. Diese Arbeit ist mit dem Namen des Simon de Passe bezeichnet, welcher in dieser Art von Niello⸗Gra⸗ virung berühmt, besonders in England, den Niederlanden und in Cöln gelebt hat. Dies Bildniß des Uttenhoven ist eine Kopie des Kupferstiches, welchen Crispin de Passe, Simons Vater, ge⸗ stochen hat.

In den letzten Tagen haben Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin ein Bronze⸗ exemplar des von Eberlein auf die Silberhochzeit modellirten Guß⸗ medaillons dem Münzkabinet überweisen lassen, wo es auf einem der Schautische ausgelegt ist.

Die neue Inventarisirung des Münzkabinets wird in den nächsten Monaten beendigt werden. J. Friedlaender.

E. Kupferstichkabinet.

8r dem ersten Quartale 1883 wurden folgende Zeichnungen erworben:

Schule von Venedig, XV. Jahrhundert: Doge und Prokuratoren in einer Kapelle knieend. Pinsel und Tusche, weiß gehöht. Venetia⸗ R in der Kompositionsweise an Jacopo Bellini erinnernd.

7408.

Suardi, Bartolommeo, gen. Bramantino: Herkules in halb liegender Stellung, mit emporgewendetem Blick, auf dem Boden sitzend. Getuschte und gehöhte Federzeichnung. 129/167.

Italienische Schule, Anfang des XVI. Jahrhunderts. Die An⸗ betung der Hirten. Federskizze.é 269/182.

Avercamp, Hendrik van: Flußlandschaft mit zwei Schiffen links und Rad und Galgen rechts; vorn am Wasser ein Pferd. Sorgfältig ausgeführte aquarellirte Federzeichnung. Unten in der Mitte gegen rechts das Monogramm. 124/227.

Derselbe: Auf dem Vorsprung eines Flußufers, welches sich rechts dahinzieht und von Figuren belebt ist, ein breiter runder Thurm, überragt von einem höheren schlanken. Aquarellirte Feder⸗ zeichnung, ähnlich der vorigen. Rechts unten das Monogramm und von fremder Hand die Beischrift: Henricus Auercamp. 191/325.

Eeckhout, Gerbrand van den: Dünenlandschaft, im Hintergrunde das Meer und eine große Stadt. Vorn links Wiesen, rechts Häuser. Rechts unten die Bezeichnung: „G. v. Eeckhout f.“ sorgfältige Aqua⸗ relle. 140/185.

Velde, Adriaan van de: Flachlandschaft im hellen Sonnenschein; links, zwischen Feldern, die in der Ernte stehen, treibt ein Hirt seine Schafheerde. Wasserfarbenmalerei von abgeschlossener, bildartiger Weürünng. Unten gegen rechts die Bezeichnung: a. v. velde f. 1662. 187/275.

Capelle, Jan van de: Winterlandschaft mit einem Kanal, an dem eine Ortschaft liegt, Pinselzeichnung in Wasserfarben. Links unten die Bezeichnung: „JIVC 1682“. 129/177.

Lippmann.

F. Ethnologische Abtheilung. I. Ethnologische Sammlung. Unter den hochsinnigen Gönnern, welche im Laufe dieses Quartals

die ethnologische Abtheilung durch werthvolle Geschenke bereichert

haben, ist in erster Linie der frühere Kaiserlich deutsche Konsul in Valparaiso, Hr. Schlubach, zur Zeit in Hamburg, zu nennen, indem derselbe seine in ihrer Art einzige Sammlung von der Oster⸗Insel zur Verfügung stellte, von einer Lokalität also, in deren Nennung alle jene Probteme ausgesprochen sind, die sich nach den verschiedensten Richtungen hin damit verknüpfen, und die ihre Klärung nur auf Grund umfänglicheren Materials zu erhoffen haben. Um so erfreu⸗ licher ist deshalb die dem Königlichen Museum zugegangene Nachricht, daß für solchen Zweck die Kaiserliche Admiralität sich geneigt ge⸗ funden hat, S. M. S. „Hyäne“ dorthin zu beauftragen.

Zu verbindlichstem Danke verpflichtet dann die Thätigkeit des Hrn. Dr. Hans Meyer, der auf einer größeren Reise um die Erde begriffen, nicht nur den Strapazen in abgelegenen, und deshalb eben für die Ethnologie wichtigen Gegenden sich unterzogen, sondern auch die, weil nur schwer zugänglichen, in desto verdienstvollerer Weise dort erlangten Gegenstände der ethnologischen Abtheilung als Geschenk übergeben hat von bis dahin wenig bekannten Hügelstämmen im Innern der Insel Luzon. 8

Mit ähnlichem Förderungssinn hat der Kaiserlich deutsche Konsul in Saigon, Herr Bauermeister, die ethnologische Abtheilung bedacht, indem derselbe, dem ihm in der Korrespondenz ausgesprochenen Wunsche gemäß, eine annamitische Sammlung hergestellt und außer⸗ dem als Geschenk überschickt hat.

Auch der deutsche Konsul in Canton, Herr Travers, hat das wissenschaftliche Material der Sammlungen in sehr dankenswerther Weise vermehrt durch Uebersendung einer Schenkung, in welcher die Eingeborenen Hainans ihre erste Vertretung im Museum erhielten.

Ausnehmend kostvar ist dasjenige Geschenk zu schätzen, das durch die Güte Hrn. Eckharts in Lima die ethnologische Sammlung ziert, ein altperuanisches Thongefäß nämlich, in vollendet schönster Ausführung ein mythologisches Motiv vorführend, das aus der Vor⸗ zeit jener südamerikanischen Kultur durch vereinzelte Sammelstücke in den Museen bereits in Betracht gezogen war.

Von den Botokuden verfertigte Wassergefäße sind durch Hrn. P. Ottweil in Rio⸗Janeiro geschenkt, ein Pfeil der Pueblos durch Hrn. Dr. Fritzgärtner in Honduras.

Durch die Gnade Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin ist der ethnologischen Abtheilung ein von Ihrer König⸗ lichen Hoheit der Prinzessin Luise aus Canada übersandter Indianer⸗ maskenschmuck zugegangen, besonders interessant noch durch die Parallele zu dem, welcher dem Museum in den Haidat⸗Sammlungen zugegangen; veröffentlicht Taf. IV. Nr. 1 „Die Nordwestküste Amerikas“, neueste Ergebnisse ethnologischer Reisen (Berlin 1883).

Unter den Ankäufen sind gleichfalls zunächst diejenigen zu nennen, welche dem Museum durch spezielle Thätigkeit für dasselbe ermöglicht wurden. In diesem Sinne war besonders der Kaiserlich russische Distriktskommissar, Hr. Pfaffius in Kiachta, thätig, der dort an der chinesischen Grenze, in Folge der ihm ausgedrückten Wünsche, eine Sammlung unter den Burjäten herstellen ließ, welche unter zuvor⸗ kommender Mitwirkung der deutschen Gesandtschaft in Peking im Kameeltransport durch die Wüste Gobi hierher gelangte.

Eine gleich fruchtbringende Aufnahme hat ein anderes Gesuch ge⸗ funden, das an das Kaiserlich deutsche Konsulat in Bangkok gerichtet war, indem bei Auflösung der dort von dem König von Siam er⸗ öffneten Ausstellung eine Anzahl der für solchen Zweck zusammen⸗ gebrachten Gegenstände für das ethnologische Museum angekauft wurden und glücklich angelangt sind.

Von der durch die verdienstvolle Thätigkeit der Geographischen Gesellschaft in Bremen, unter dem Vorsitz Hrn. Albrechts, eines wohlbekannten Förderers wissenschaftlicher Unternehmungen, nach dem Striche der Behringsstraße ausgesandten Expedition ist der die Tschuktschen betreffende Theil der Sammlung durch Ankauf an das Königliche Museum übergegangen.

ür einige neue Stücke von den Jahna⸗Indianern am Alto⸗ Amazonas ist das Museum Hrn. Dr. O. Staudinger verpflichtet, der den Ankauf dieser von Hrn. Dr. Hahnel eingeschickten Sammlung ermöglicht hat.

Von Hrn. Dr. Merensky, einem altbewährten Kenner der afri⸗ kanischen Volksverhältnisse, unter welchen er so manche Jahre seines Lebens verbracht, konnten ein paar alte Stücke der Zulu erworben werden und außerdem wurde Einiges von Kamerun, von den Galla und Ashanti angekauft.

Zuͤgleich ist in diesem Quartal auch die umfangreiche, und oft bereis erwähnte Sammlung des Prn. Dr. Finsch, das ethnologische Resultat seiner aus den Mitteln der Humboldtstiftung unternommenen Reise, betreffs der für das Königliche Musenm ausgewählten Serien

in dasselbe herübergenommen, besonders die Rubriken der Marshall⸗ und Gilbertinsel, Neu⸗Britannien, Neu⸗Guinea, Ruk, Ponape u. A. m. vermehrend.

Dem in der ethnologischen Abtheilung für den europäischen Volks⸗ glauben bestimmten Schrank konnten als Geschenke zugefügt werden ein zu Kuren als Amulert verwandter Krötenstein durch Hrn. W. von Schulenburg, eine Kunkel durch Hrn. Haug in Cannstadt, Spindeln durch Hrn. Dr. Fritzgärtner in Reutlingen, ein ostpreußisches Band⸗ gewebe durch Hrn. Rittergutsbesitzer Treichel in Hoch⸗Pallesken, sowie ein frühmittelalterlicher Henkeltopf durch Major und Majoratsbesitzer Baron von der Horst hierselbst.

II. Nordische Alterthümer.

In der Vaterländischen Abtheilung hat Hr. Landgerichts⸗Rath Hollmann in Berlin die Sammlung in werthvoller Weise bereichert durch Funde von Tangermünde aus der Zeit des Ueberganges von der Steinzeit zur Bronzezeit und aus der Fisenzeit, sowie Funde aus Pommern, durch andere Geschenke Hr. Gutsbesitzer Jonas auf Schmergow und Hr. Apotheker Huguenel in Potsdam, sowie Hr. Stud. Weigel. Angekauft wurde ein goldner Halsring, der bei Star⸗

ard in Pommern gefunden und bereits mehrfache Besprechungen er⸗ halten hat, sowie goldene Draht⸗Armringe von Zossen. 1 A. Bastian.

G. Egyptische Abtheilung.

Vom Januar bis März 1883 erhielt die Abtheilung vom Direktor die Druckprobeblätter seines des von ihm herausgegebenen Werkes „Denkmäler aus Egypten und Aethiopien“ zur Konservirung. Die⸗ selben, in sieben Mappen vertheilt, enthalten viele handschriftliche Korrekturen, die auf den bei der Herausgabe gemachten genauen Fest⸗ stellungen beruhen und deshalb bei der Erörkerung fraglicher Punkte immer noch mit Nutzen verglichen werden koönnen. Nachdem die Zeichnungen und Papierabdrücke der Inschriften, welche dem Werke der preußischen Expedition zu Grunde liegen, der Abtheilung von dem Direktor früher überwiesen sind, besitzt dieselbe nunmehr das voll⸗ ständig in den „Denkmälern“ verarbeitete Material, auf welches die fachmännische Untersuchung immer wieder gern zurückgehen wird.

J. V.: Stern. 3 (Schluß folgt.)

In dem Augustheft 29. Bandes 1883 von Petermanns

Mittheilungen aus Justus Perthes' Geographischer

Anstalt in Gotha (herausgegeben von Dr. E Behm) finden wir an der Spitze briefliche Mittheilungen von dem Afrikareisenden Dr. W. Jun⸗ ker, welche seine Weiterreise von Palembatä in das Land der A-Madi (im Frühling 1881) schildern. Neuere, im Auszuge mitgetheilte Briefe an Dr. Emin⸗Bey und die Redaktion von „P. M.“ geben Auskunft über seinen Aufenthalt im Mangbaͤttu⸗Lande und über neue Reisepläne. Auf seiner letzten Reise im Sommer 1882 überschritt er die Wasserscheide des Uelle⸗Systems und erreichte den Fluß Ne⸗ poko, den er für identisch mit dem Aruwimi Stanley's hält. Ferner nimmt Junker an, daß der Uelle der Oberlauf des Schari ist, wäh⸗ rend von anderer Seite behauptet wird, daß der Uelle den Ober⸗ lauf eines anderen nördlicheren Congo⸗Zuflusses, vielleicht des Ukere, bilde. In dem folgenden Artikel bespricht Baron John Müller die kartographischen Arbeiten des egyptischen Generalstabes im östlichen Sudan. Dr. Karl Lechner in Mitterburg⸗Pisino liefert einen Beitrag zu der historisch⸗linguistischen Frage über die Rumunen, indem er die Herkunft des nach Istrien ver⸗ sprengten. Bruchtheils dieser Völkerschaft untersucht. Einen nicht minder interessanten Beitrag zur Kenntniß der Geo⸗ graphie und Völkerkunde Mittelamerikas bietet Dr. H. Polakowsky mit einer Beschreibung der Exkursion des Bischofs Thiel (eines ge⸗ bornen Deutschen) in das Gebiet der Chirripö⸗Indianer in Costa⸗Rica. Besonders fesselnd endlich ist die Beschreibung, welche Rev. W. S. Green von seiner an Gefahren und Abenteuern reichen Ersteigung des Mount Cook auf Neu⸗Seeland giebt. Die Höhe des Berges, den der Reisende vorher zweimal vergeblich in Angriff genommen hatte, schätzt er auf 12 350 englische Fuß. In dem geographischen Monatsbericht finden wir u. v. a. auch eine Besprechung des Reisewerks des russi⸗ schen Obersten Przewalski (dritte Reise nach Central⸗Asien, 1879/80), welches als das größte literarische Ereigniß der letzten Wochen auf dem Gebiet der Erdbeschreibung bezeichnet wird. Dem Heft ist die Original⸗Routenkarte Przewalski's: durch die Gobiwüste und den Kwen⸗Lun nach Tibet und zum Kukunor (auf den Maßstab 1: 3 500 000 reduzirt) beigegeben. 1

Das Garde⸗Schützen⸗Baätaillon ist nach Beendigung der Gefechts⸗ und Felddienstübungen in der Gegend von Strausberg und Wriezen a. O. heute hier wieder eingerückt.

Die zweite Gastrolle des Hrn. Anton Schott im Krollschen Theater wird der „Joseph“ in „Joseph in Egypten“ sein, eine der Glanzrollen des Tenoristen. Aus dieser Oper, welche am Montag zur Aufführung kommt, ist übrigens auch der „Simeon“ als eine bedeu⸗ tende Schöpfung des trefflichen Barytonisten Heine bekannt. Morgen, Soͤnntag, geht wiederum die von andauernder Theilnahme des Publikums begleitete Oper Maillards „Das Glöckchen d.s Er miten“ in Scene. Auf Dienstag ist „Undine“ von Lortzing angesetz

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften

Monatschrift für deutsche Beamte. 8. Heft. Inhalt Angelegenheiten des Vereins: Bekanntmachungen der Direktion des Preußischen Beamten⸗Vereins. Rechtsverhältnisse der Beamten: A. Gesetzgebung; Verordnungen; Erkenntnisse. B. Abhandlungen und Nachrichten über Fragen des Beamtenthums: Die Lebensversiche⸗ rung von Personen mit festem Einkommen. Gesetzentwurf über die Pensionirungsbestimmungen für die Reichsbeamten. Erheischt der Staatsdienst Geldopfer? Wohlfahrts⸗Einrichtungen (Stiftun⸗ gen ꝛc.) für Beamte und deren Hinterbliebene: Thiermann⸗Walden⸗ bur sche Stiftung für Berliner Lehrerinnen. Die Heckerstiftung für Mediziner. Wilhelm⸗Stiftung Beamtendank. Bezirkstag der Zweigvereine des Preußischen Beamten⸗Vereins in den Provinzen Brandenburg und Sachsen zu Potsdam den 26. Mai 1883. Ab handlungen und Aufsätze allgemeinen Inhalts: Ferdinand von Schil Feghtsetang von Heft 7). Die Prinzessin von Lamballe. Die

ose von Gorze. Friederiziana. Zu Friedrich des Großen Wirth schaftspolitik. Vermischtes: Eine neue Art Publikation. Statistik von London. Sinnspruch von Plato. Sinnspruch von Rückert. Siebzehn Millionen Unterschlagung. Aus dem Ge⸗ richtssaale. Sprechsaal: Aeltere Anfrage aus H. Anfrage wegen geheimen Konduitenlisten. Bücherschau: Das Wissen der Gegen⸗ wart. Aus allen Zeiten und Landen. Winke für christliche 8 Selbsterziehung. Das Strafgesetzbuch von Dr. P. Daude. Dr. Heinrich Beitzke's Freiheitskriege. Briefkasten. Inhalt der Beilage. Vakanzenliste: A. für Justiz⸗, Verwaltungs⸗, Kommunal⸗ und Privatbeamte; B. für Geistliche, Lehrer, Aerzte ꝛc. Inserate.

Friedreichs Blätter für gerichtliche Medizin und Sanitätspolizei. Heft V. Inhalt: Simulirter Wahnsinn. Mitgetheilt von Ober⸗Amtsarzt Dr. A. Krauß in Tübingen. Mit⸗ theilungen aus der gerichtsärztlichen Praris. Von Dr. F. H Rehm, Königl. Landgerichts⸗Arzt in Regensburg (Forts.z). Zur Casuistik der Zwerchfellwunden. Von Dr. Huber, Königl. Landgerichts⸗Arzt in Memmingen. Lyssa. Von Ober⸗Medizinal⸗Rath Dr. Kelp in Oldenburg. Eine Morphiumvergiftung. Mitgetheilt von Dr. A. Krauß, Ober⸗Amtsarzt in Tübingen. Referate und Recensionen.

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