1883 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Sep 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem DOrte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Albatroß“ 17./7. Villa Nova da Princeza (San Sebastian). 27./7 27./7. Santos. Letzte Nach⸗ richt von dort 11./8. (Poststation: Montevideo [Uruguay].) S. M. S. „Carola“ 5./7. Batavia 8./7. 23./7. Port Louis (Mauritius) 29./7. 13/8. Kapstadt. Letzte Nach⸗ richt von dort 18/8. (Poststation: Plymouth.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 14./7. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Elisabeth“ 28./6. Capstadt 4./7. 24./7. Libre⸗ ville (Gaboon) 26./7. 31.,7. Waida 2./8. 3/8. Keta 4/8. —, 4,8. Addah 9./8. 23./8. St. Vincent (Cap Verds). (Poststation: Plymouth.) S. M. S. „Freya“ 19./8. Madeira 23./8. nach Porto Grande. (Poststation: Beahia (Brasilien].) S. M. Knbt. „Hyäne“ 12./5. Apia. Letzte Nachricht von dort 1./6. (Poststation: Sidney [Rustralien].) S. M. Knbt. „Iltis“ 25/6. Chefoo. 11.,/7. 12./7. Tientsin 26./7. nach Chefoo. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Leipzig“ 14./6. Nagasaki 21./6. nach Hakodate. (Poststation: Hongkong.) S. M. Arv. Loreley“ 24./6. Buyukdere 4./9. 7./9. Galatz. (Post⸗ tation: Konstantinopel.) S. M. S. „Marie“ 18./7. Monte⸗ ideo 20.,7. nach Punta Arenas. (Poststation: Panama.) S. M. S. „Moltke“ 17./7. Port Otway 18./7. 18./7. Island Harbour 19./77. 19./7. Gray Harbour 20./7. 0./7. Port Grappler 21./7. 21./7. Paroquet Cove 22./7. 2./7. Dixon Cove 23./7. 23./7. Port Angosto 24./7. 24./7. Fortescue Bay 25.,7. 25./7. Punta Arenas. (Poststation: Ply⸗ mouth.) S. M. Brigg „Musquito“ 3./8. Neufahrwasser. 10,/9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Niobe“ 2./8. ihede Gdingen. 7,/9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Nymphe“ 29 /8. Plymouth 31./8. 6./9. Kiel, (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Olga“ 15./7. Santos. Beabsichtigte am 15./8. nach Rio de Janeiro zu gehen. (Poststation: St. Thomas (Westindien].) S. M. Brigg „Rover“ 3./8. Neu⸗ fahrwasser. 10./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Stein“ 11./8. Porto Grande auf St. Vincent 11./8. nach Kapstadt. (Poststation: Singapore.) S. M. S. „Stosch“ 26./6. Chefoo. 1./8. 6./9. Hongkong. Beabsichtigte, am 25./9. nach Singapore in See zu gehen. (Poststation: Singapore.) S. M. Knbt. „Wolf“ 25,/6. Chefoo. 14./7. unter Anlaufen von New⸗chwang nach Port Arthur. (Post⸗ station: Hongkonz.) Uebungsgeschwader 29./7. Neufahrwasser.

(Poststation: Kie.)

Halle, 16, September. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser werden heute nicht hier eintreffen, sondern bleiben in Merseburg, da Allerhöchstdieselben nach den Strapazen der letzten Tage der Ruhe bedürfen. Se. Kaiser⸗ liche und Königliche Hoheit der Kronprinz wird bei den hiesigen Festlichkeiten den Kaiser vertreten und trifft um 9 ½ Uhr mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht hier ein. Se. Königliche⸗Hoheit der Prinz Wilhelm, der Sich bei dem gestrigen Manöver eine leichte Fußverletzung zugezogen, ist in Merseburg zurückgeblieben. Se. Hoheit der Herzog von Altenburg hat sich zur Feier seines Geburtstages nach Altenburg begeben und kehrt morgen nach Merseburg zurück.

1I8. September (W .. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz traf, begleitet von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht, dem General von Blumenthal, dem Grafen zu Stolberg, dem Staats⸗Minister Dr. Lucius und dem Wirkl. Geh. Legations⸗ Rath von Bülow, heute Vormittag hier ein, wurde von dem Ober⸗Bürgermeister an der Spitze der städtischen Behörden und zahlreichen ehemaligen Offizieren em⸗ pfangen und begab Sich durch die überaus fest⸗ lich geschmückten Straßen, in welchen die Halloren in ihrer alten Tracht, die Gewerke, die Arbeiter aller großen Fabrik⸗Etablissements, die Gilden, Turner, Schützenvereine und die Feuerwehr in festlicher Tracht Spalier bildeten, zunächst nach der Universitätsklinik. Hier wurde Se. Kaiser⸗ liche Hoheit von den Dekanen der Universität empfangen und von denselben nach der neuen Kapelle der Klinik geleitet. Nachdem der Kronprinz der Einweihungsfeierlichkeit, bei welcher der Superintendent Möller den Gottesdienst abhielt, beigewohnt hatte, wurde die Kinderbaracke be⸗ sichtigt. Dann folgte eine Rundfahrt durch die Stadt, zunächst zum Denkmal von 1866, alsdann nach dem Markt, wo 24 Ehrenjungfrauen Se. Kaiserliche Hoheit begrüßten und ein Bouquet überreichten. Von hier begab Sich Höchst⸗ derselbe nach den Frankeschen Stistungen und nach deren Besichtigung über den Königsplatz zum Bahnhof. Nach einem daselbst eingenommenen Frühstück erfolgte die Rückfahrt nach Merseburg. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit wurde von der nach vielen Tausenden zählenden Menschenmenge überall mit begeisterten Zurufen begrüßt.

Bayern. München, 14. September. (Allg. Ztg.) In einer der ersten Sitzungen der Kammer der Reichsräthe nach Wiederbeginn der Thätigkeit des Landtages werden, als Nachfolger ihrer verstorbenen Väter, vier neue Mitglie⸗ der der Kammer in dieselbe eingeführt und beeidigt werden, und zwar: der Kron⸗Oberstpostmeister Fürst von Thurn und Taxis, der Kron⸗Obersthofmeister Fürst von Oettingen⸗ Spielberg, Graf Max zu Pappenheim und Freiherr von Niethamer.

17. September. (W. T. B.) Der Kardinal Howard ist zu dreitägigem Aufenthalt hier eingetroffen und empfing in seinem Absteigequartier im „Bayerischen Hof“ die Besuche des hiesigen Nuntius und des hiesigen Erzbischofs sowie diejenigen des englischen und des französischen Gesandten.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 15. September. Die „Els.⸗Lothr. Ztg.“ veröffentlicht folgende Verordnun gen: Verordnung, betreffend die amtliche Geschäftssprache in den Gemeinden Dieden⸗ hofen und Metz.

Auf Grund des §. 5 des Gesetzes, betreffend die amtliche Ge⸗ schäftssprache, vom 31. März 1872 (Gesetzblatt für Elsaß⸗Lothringen, Seite 159) wird hierdurch im Anschluß an die Verordnung vom 21. Dezember 1882 (Central⸗ und Bezirksamtsblatt für 1883, Seite 1) bestimmt, was folgt:

I. Für die Gemeinde Diedenhofen.

Die durch Verordnung des Ober⸗Präsidenten vom 5. Dezember 1877 (Straßburger Zeitung Nr. 287) zugelassenen Ausnahmen von Bestimmungen des Gesetzes, betreffend die amtliche Geschäftssprache, vom 31. März 1872, treten außer Wirksamkeit.

II. Für die Gemeipde Metz.

1) Die Behörden und Beamten der Gemeinde⸗Verwaltung haben

sich der deutschen Sprache zu bedienen:

unter Beifügung einer

b. bei öffentlichen Bekanntmachungen französischen Uebersetzung; 8 c. bei Führung der Standesregister und den hierauf bezüglichen Bekanntmachungen; d. bei Verhandlungen mit Personen, deren Muttersprache die deutsche ist, sowie bei der Bescheidung von Eingaben und Vor⸗ stellungen, welche in deutscher Sprache abgefaßt sind. 8 2) Die Befreiung der Unterbeamten der Polizei⸗, Forst⸗ und Bau⸗ verwaltung, sowie der Unterbeamten der direkten und indirekten Steuerverwaltung von den Verpflichtungen des §. 1 des Gesetzes vom 31. März 1872 ist aufgehoben. 3) Vorbehaltlich der Bestimmungen unter 1 und 2 bleiben die durch die Verordnung des Ober⸗Präsidenten vom 5. Dezember 1877 zugelassenen Ausnahmen von Bestimmungen des Gesetzes, betreffend dir —n Geschäftssprache, vom 31. März 1872, bis auf Weiteres estehen. 6 4 gegenwärtige Verordnung tritt mit dem 1. Januar 1884 in

Straßburg, den 14. September 1883. Miinisterium für Elsaß⸗Lothringen.

Der Staatssekretär: von Hofmann.

Verordnung, betreffend die amtliche Geschäftssprache des Amtsgerichts 8 und der Gerichtsvollzieher in Metz.

Auf Grund des §. 2 Absatz 2 der Kaiserlichen Verordnung, be⸗ treffend die Geschäftssprache der Gerichte und gerichtlichen Beamten vom 17. September 1874 (Gesetzblatt für Elsaß⸗Lothringen S. 31), bestimme ich hierdurch, was folgt:

Die Bestimmungen des §. 15 Absatz 1 des Gesetzes, betreffend Abänderungen der Gerichtsverfassung, vom 14. Juli 1871 (Gesetzblatt für Elsaß⸗Lothringen S. 165) treten für die Gemeinde Metz bezüg⸗ lich der Verhandlungen und Urtheile des Amtsgerichts, sowie bezüglich der Verhandlungen und Beurkundungen der Gerichtsvollzieher mit dem 1. Januar 1884 außer Wirksamkeit.

Straßburg, den 14. September 1883.

Der Kaiserliche Statthalter von Elsaß⸗Lothringen In Vertretung: von Hofmann. ““

Das genannte Blatt fügt zur Orientirung hinzu: Die §§. 1, 4 und 5 des Gesetzes vom 31. März 1872, betreffend die amtliche Geschäftssprache, lauten: §. 1. Die schriftlichen Erlasse, Verfügungen und Entscheidungen aller Art, welche von Kaiserlichen Verwaltungsbehörden oder Ver⸗ waltungsbeamten ausgehen, sowie die Protokolle, welche bei oder von denselben aufgenommen werden, sind in deutscher Sprache abzufassen. §. 4. Die in §. 1 getroffene Bestimmung findet auch auf die

Berichte, Erlasse, Verfügungen, Entscheidungen und Protokolle der Behörden und Beamten der Gemeinde⸗, Kirchen⸗ und Stiftungs⸗ verwaltung Anwendung.

§. 5. Vorstehende Bestimmungen treten mit dem 1. Juli 1872 in Kraft. In den Landestheilen mit überwiegend französisch redender Bevölkerung kann jedoch auch über diesen Zeitpunkt hinaus den öffentlichen Bekanntmachungen und zur Publikation bestimmten all⸗ gemeinen Erlassen der Kaiserlichen Verwaltungsbehörden eine franzö⸗ sische Uebersetzung beigefügt werden.

„Ebenso kann die Ausführung der Bestimmungen der §§. 2 und 4 für Ortschaften mit überwiegend französisch redender Bevölkerung und des §. 1 für bestimmte Klassen von Unterbeamten über den 1. Juli 1872 hinaus verlegt werden.

Der Umfang und die Dauer dieser Ausnahmen werden durch den Ober⸗Präsidenten festgestellt.

Die Verordnung des Ober⸗Präsidenten vom 5. Dezember 1877, betreffend die amtliche Geschäftssprache, lautet:

Auf Grund des §. 5 des Gesetzes vom 31. März 1872, betreffend die amtliche Geschäftssprache, verlege ich den Termin zur Ausführung der Bestimmungen der §§. 2 und 4 des angeführten Gesetzes für die in dem untenstehenden Verzeichnisse aufgeführten Gemeinden im An⸗ schluß an meine Verordnung vom 19. Juni 1872 weiter auf den 1. Januar 1883.

Bis zu demselben Zeitpunkte dispensire ich von den Verpflich⸗ tungen des §. 1 desselben Gesetzes die in den genannten Gemeinden fungirenden Unterbeamten der Polizei⸗, Forst⸗ und Bauverwaltung, sowie diejenigen der direkten und indirekten Steuerverwaltung. Während des gleichen Zeitraums sind den für die genannten Gemeinden bestimmten öffentlichen Bekanntmachungen und zur Publi⸗ kation bestimmten allgemeinen Erlassen der Kaiserlichen Verwaltungs⸗ beamten französische Uebersetzungen beizufügen. Die Verordnung vom 21. Dezember 1882, liche Geschäftssprache, bestimmt:

Die Dauer der durch die Verordnung des Ober⸗Präsidenten vom 5. Dezember 1877 zugelassenen Ausnahmen von Bestimmnngen des Gesetzes, betreffend die amtliche Geschäftssprache, vom 31. März 1872, wird über den 1. Januar 1883 hinaus bis zur anderweitigen Regelung verlängert. Die anderweitige Regelung wird für die ein⸗ zelnen in der Verordnung vom 5. Dezember 1877 bezeichneten Ge⸗ meinden nach Lage der örtlichen Verhältnisse durch besondere Ver⸗ fügungen erfolgen.

§. 15 Absatz 1 des Gesetzes, betreffend Abänderungen der Gerichts⸗ verfassung, vom 14. Juli 1871, lautet:

Bis auf Weiteres erfolgen bei den Friedensgerichten Metz .... gerichtliche Verhandlungen und Urtheile in französischer Sprache, und ist den Notaren und Gerichtsvollziehern in den genannten Friedens⸗ gerichtsbezirken gestattet, ihre Verhandlungen und Beurkundungen in französischer Sprache abzufassen.

betreffend die amt⸗

DOesterreich⸗Ungarn. Wien, 16. September. (W. T. B.) Heute Nachmittag fand in der Hofburg ein Galadiner statt, an welchem der heute früh hier eingetroffene König von Serbien und der König von Spanien mit ihrem Gefolge, die Minister, die Generalität und der spanische und der serbische Gesandte theilnahmen. In der kommenden Nacht begiebt sich der Kaiser mit den Königen von Spanien und Serbien zur Abhaltung von Jagden nach Neuberg und von da aus zu den Kavallerie⸗Manövern bei Bruck. Die Rückkehr hierher erfolgt am nächsten Mittwoch. Der neue französische Botschafter Foucher de Careil ist gestern Abend hier eingetroffen und machte heute dem Minister des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, einen halbstündigen Besuch. Nach den jüngsten aus Agram eingegangenen Nach⸗ richten ist die Situation in Kroatien eine wesentlich be⸗ (W. T. B.) Die „Ungarische

ruhigtere. Pest, 16. September.

Post“ meldet aus Agram: es herrsche dort vollständige Ruhe, und die der Unruhen wegen eingeführten Beschränkungen würden von morgen ab aufgehoben werden. Auch an der Banatgrenze sei die Gährung im allmählichen Abnehmen; der bekannte Agitator Kemiecz befinde sich unter den Ver⸗ afteten.

Großbritannien und Irland. London, 14. Sep⸗ tember. (Allg. Corr.) Der Premier Gladstone traf gestern früh an Bord des Dampfers „Pembroke Castle“ in Kirkwall (Orkney⸗Inseln) ein und wurde von der dortigen Bevölkerung mit Begeisterung empfangen. Der Magistrat machte dem Premier seine Aufwartung und bat ihn, das Ehrenbürgerrecht

a. bei Schreiben und Berichten an B hörden, deren Geschäfts⸗ sprache die deutsche ist;

wurde ihm im Stadt⸗

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er und seine Reisebegleiter gelandet, hause unter entsprechender Feierlichkeit das Diplom eines Ehrenbürgers von Kirkwall überreicht. Eine gleiche Aus⸗ zeichnung wurde dem Dichter Tennyson, der sich in der Ge⸗ sellschaft Gladstone's befindet, zu Theil. Später setzte der „Pembroke Castle“ die Reise nach Christiansand (Nor⸗ wegen) fort. E 8

17. September. (W. T. B.) Der chinesische Bot⸗ schafter Tseng kehrt heute nach Paris zurück.

Frankreich. Paris, 14. September. (Fr. Corr.) Die „Agence Havas“ bringt folgende Note: „Das Publikum kann nicht genug gewarnt werden vor den angeblichen Be⸗ richten über die Berathungen des Ministerrathes, wie sie von verschiedenen Blättern in Umlauf gesetzt werden. Die Erzählungen des „National“, der „France“, des „Evenement“ und des „Soir“ über den letzten Ministerconseil sind nicht nur reine Phantasiegebilde, sondern sie enthalten auch nicht eine einzige Behauptung, die nicht der Wahrheit direkt zuwider wäre.“ Wenn auch der „National“ dem gegenüber seine Behauptungen entschieden aufrecht erhält, so ist doch das Dementi der „Agence Havas“ ein zu kategorisches, als daß sich die mannigfachen Ge⸗ rüchte und Erzählungen der letzten Tage von tiefgehenden Meinungsverschiedenheiten im Ministerium über die Tongkin g⸗ frage und über die China gegenüber einzunehmende Hal⸗ tung noch länger aufrecht erhalten ließen, und ein Gleiches ist es mit den daran geknüpften Schlußfolgerungen von einer bevorstehenden Ministerkrisis. Was sodann den heute ab⸗ gehaltenen Ministerrath anlangt, so wird über die Ent⸗ schließungen desselben, was die Angelegenheit mit China be⸗ trifft, offiziell ein absolutes Schweigen bewahrt, und ist es überaus schwierig, sichere Informationen darüber zu erhalten. Was jedoch aus politischen Kreisen darüber verlautet, berechtigt zu der Annahme, daß völlige Einigkeit unter den Ministern be⸗ züglich der Tongking⸗Angelegenheit herrscht. Desgleichen darf als gewiß gelten, daß die Verhandlungen mit China auf gutem Wege sind und vorerst nicht zu befürchten steht, daß die Dinge bis zu einem kriegerischen Konflikt gedeihen sollten. Die französische Regierung wünscht einen Bruch mit China zu vermeiden und ist durchaus geneigt, die schwebenden Streitfragen auf dem Wege eines Vertrages zu lösen, der den legitimen Empfindlichkeiten Chinas gerecht werde, doch aber zugleich auch die Rechte und Interessen Frank⸗ reichs in Tongking sichere und auf eine definitive Weise das Protektorat Frankreichs über das Delta des Rothen Flusses garantire. Andererseits wird die französische Regie⸗ rung sich ebensowenig abhalten lassen, die nöthigen Ver⸗ stärkungen an Truppen nach Tongking abzusenden, welche der dort kommandirende General Bouet verlangt hat, um den Vertrag von Hue durchführen zu können, und es dürfte schwer sein, hierin einen Akt von Feindseligkeit und drohen⸗ den Operationen gegen China zu erblicken. Von einer bevorstehenden verfrühten Einberufung der Kammern ist keine Rede, da eine solche nach Lage der Dinge durch⸗ aus nicht als nöthig erscheint, wie sehr sich auch die radikale und monarchische Oppositionspresse Mühe geben mag, die Beziehungen zwischen Frankreich und China im schwärzesten Lichte darzustellen. Was die angeblich vom Kriegs⸗Minister Thibaudin erhobenen konstitutionellen Be⸗ denken gegen die Absendung von Verstärkungen nach Tongking, ohne vorherige Zustimmung der Kammern, und die zwischen ihm und dem Conseils⸗Präsidenten Ferry deshalb aus⸗ gebrochenen Differenzen in den letzten beiden Sitzungen des Ministerraths anlangt, so wird die Richtigkeit dieser Behaup⸗ tungen schon vielfach dadurch widerlegt, daß der auf einer Inspektionsreise befindliche General Thibaudin dem Minister⸗

rath von gestern und heute überhaupt nicht beiwohnte.

16. September. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Challemel⸗Lacour hat zu seiner Er⸗ holung Paris heute Abend auf einige Tage, verlassen. Wäh⸗ rend seiner kurzen Abwesenheit wird der Minister von dem Minister⸗Präsidenten Ferry vertreten.

17. September. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht ein Dekret, welches den Minister⸗ Präsidenten Ferry mit der interimistischen Leitung der Ge⸗ schäfte des Auswärtigen Ministeriums beauftragt, da, wie gemeldet, der Minister Challemel⸗Lacour einen kurzen Urlaub angetreten hat.

Spanien. Madrid, 15. September. (W. T. B.) Das Kabinet hat die von dem span ischen Botschafter in Paris, Herzog von Fernan⸗Nunez, erbetene De mission unter der Versicherung seines fortgesetzten Vertrauen abgelehnt, dagegen die Demission des Ministerialsekretär Rute, welcher durch einen von ihm verfaßten Zeitungs artikel zu dem Demissionsgesuch des Herzogs von Fernan Nunez Anlaß gegeben hatte, angenommen.

Bulgarien. Sofia, 16. September. (W. T. B.) In der Rede, mit welcher der Fürst heute die außerordentlich

Session der Nationalversammlung eröffnete, spricht der

selbe den Deputirten für ihren Patriotismus seine Anerken⸗ nung aus. Als Zweck der Einberufung wird die Berathung und Genehmigung der Eisenbahnkonventionen und der Vor⸗ lage über die Rückzahlung der russischen Okkupationskosten bezeichnet. Der Fürst versicherte: sein einziges Ziel werde stets sein, das Gedeihen und die Unabhängigkeit Bulgariens

zu sichern.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. September. (W. T. B.) Der „Russische Invalide“ veröffentlicht einen Tagesbefehl vom 23. August (4. September), dem zufolge durch einen Kriegsrathsbeschluß, der am 13 /25. August vom Kaiser 8 bestätigt worden ist, die Turkestanschen und Westsibiri⸗ schen Linienbataillone, das Tobolsksche, Omsksche, Irkutsksche, Krasnojarsksche und Semipalatinsksche Reserve⸗ Cadrebataillon neue Etats erhalten und in den Turkestan⸗ schen Schützen⸗Bataillonen außer den anderen Chargen bei einem Zugbestande von 42 Reihen je 48 jüngere Unteroffiziere, 70 Gefreite und 638 Gemeine zu unterhalten sind. Die Ernennung überkompleter Offiziere in den turkestanschen Linienbataillonen ist künftig zu sistiren; die gegenwärtig über⸗ kompleten Offiziere werden bis zu anderweitiger Verwendung bei ihren Bataillonen belassen. Ferner sanktionirte der Kaiser unterm 23. August (4. September) den Etat eines zu Kriegs⸗ zeiten zu formirenden Krasnojarskschen Reserve⸗Infanterie⸗ Regiments zu zwei Bataillonen.

17. September. (W. T. B.) In Nowomoskowsk im Gouvernement Jekaterinoslaw wurden gestern Nachmittag Häuser und Läden jüdischer Besitzer geplündert. Zur Wiederherstellung der Ruhe wurden aus Jekaterinoslaw Ko⸗

““

der Stadt anzunehmen. Gladstone willigte ein, und nachdem

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saken abgesandt. 1“

Dänemark. Kopenhagen, 14. September. (Hamb. Corr.) Eine vom heutigen Tage von Schloß Fredensborg datirte Königliche Kabinetsordre verfügt den Zusammen⸗ tritt des . zu einer ordentlichen Session am . Oktober dieses Jahres. 8 . 16. September. (W. T. B.) Der englische Premier Gladstone ist bei seiner Bergnügungsfahrt auf dem Dampfer Pembroke Castle“ heute Nachmittag hier eingetroffen. “* b— 17. September. (W. T. B.) Der Premier Glad⸗ stone ist mit seiner Gemahlin, seinem Sohne und seinen beiden Töchtern zu der heute auf Schloß Fredensborg statt⸗ sfindenden Königlichen Tafel geladen. Der russische Botschafter in London, Baron Mohrenheim, tritt heute Abend die Rückreise nach London an.

Die „Holz⸗Industrie⸗Zeitung“ bemerkt in Betreff

der Holzproduktion in den preußischen Staatsforsten: ie Nutzholzausbeute, welche für den Ertrag der Forsten über⸗ wiegend von Einfluß ist, hat sich seit dem Wirthschaftsjahr 1829 bis 1880 von 19,3 % auf 29 % erhöht. Dem entsprechend ist auch der Erlös] für Holz gestiegen, und zwar nach Erwerb der neuen Pro⸗ vinzen von 36 100 167 auf 45 787 884 oder im Verhältniß von 100: 127. Die Betriebsausgaben sind in derselben Zeit im Verhält⸗ niß von 100: 130 gestiegen. Der Reinertrag der Staatsforsten be⸗ trug im Wirthschaftsjahre 1880/81 24 643 371 oder 9,24 pro 8 8 .Erläuternd zu der nach den Resultaten des Etatsjahres 1880/81 sich darstellenden Entwerthung der für die Holzzucht in Preußen bestimmten Grundstücke möge die Angabe dienen, daß in denjenigen Gegenden Mitteldeutschlands, welche sich inmitten eines ausgedehnten Eisenbahnnetzes und in unmittelbarer Nähe größerer Städte befinden, die Differenz mit den Preisen, welche in der ersten Hälfte der siebziger Jahre gelöst wurden: 1 *Für Nutzhölzer (mit Ausnahme des ECichenholzes und der geringen Holzsortimente, wie Grubenholz und Hopfenstangen zc.) ca.

50 %; 1 8 für Buchenbrennholz aber 50 60 %, 8 Kirfernbrennholz nur 25 30 beträgt. In entlegeneren Gegenden ist der Rückgang noch viel bedeutender; abgesehen davon, daß dort die Preise für Nutzhölzer 8 aber auch mit Ausnahme des Eichenholzes sich um 50 60 %, die für Brennholz aber um 60 75 % ermäßigt haben, sind dort größere Mengen beider Sortimente überhaupt nicht verkäuflich, sodaß, wenn aus forstwirthschaftlichen Gründen dennoch geschlagen werden muß, die Forstrente sich noch weit geringer stellen wird als der vorgedachte durchschnittliche I. von 9,24 pro Hektar Waldboden in reußischen Staatsforsten. 8 8 8 Gö. wir den Rückgang der Forstrente in Preußen näher, so ist die bereits oben berührte Thatsache hervorzuheben, daß in den letzten Jahren in Folge neuer Betriebsregulirungen bezw. in Folge verbesserten Kulturzustandes die alljährlich zum Hiebe kommenden Quantitäten sich erhöht haben, so daß eigentlich unter normalen Ver⸗ hältnissen eine Steigerung der Reinerträge hätte eintreten müssen. Auch ist mit der Ablösung der Einzelberechtigungen fortgefahren, und das Eisenbahnnetz in Verbindung mit neu angelegten Chausseen und Abfuhrwegen hat sich immer mehr erweitert, Umstände, welche hätten geeignet sein können, den Reinertrag pro Hektar nicht auf 9,24 I. herabsinken zu lassen, wenn nicht die ohne Sachkenntniß bestrittene Nothlage der Forstwirthschaft in vielen Gegenden Deutschlands eine tößliche Wahrheit wäre. 1 11“] ancmgces⸗ „Schlesischen Zeitung“ wird über die elsaß⸗ lothringischen Eisenbahnen unter deutscher Verwaltung ge⸗ schrieben: 38 8 Deß in Elsaß⸗Lothringen unter dem deutschen Regime das Eisen⸗ bahnwesen qualitativ und quantitativ in der ersprießlichsten Weise sich entwickelt hat, wird auch von der einheimischen Bevölkerung des Reichg⸗ landes im allgemeinen bereitwillig anerkannt. Eine soeben veröffentlichte Darstellung der Betriebsresultate bei den elsaß⸗lothringischen und den mit ihnen vereinigten luxemburgischen Eisenbahnen während des ersten, am 31. März v. J. abgelaufenen Dezenniums der deutschen Verwaltung liefert denn auch den ziffernmäßigen Nachweis dieser günstigen Ent⸗ wickelung. Die Betriebslänge der Bahnen stieg von 984 km im Jahre 1872 auf 1395 km im Jahre 1882; das Anlagekapital hat sogar eine noch bedeutendere Steigerung von 293 auf 450 Millionen Mark 88 erfahren. Das Wachsen der Bruttoeinnahme ist gleichfalls ein erhebliches, es kommt annähernd dem Prozentsatze der Zunahme des Anlagekapitals gleich und ist daher relativ beträchtlich stärker als die Zunahme der Betriebslänge; der Bruttoertrag stieg nämlich von 26 464 022 auf 43 539 254 Die gesammte Betriebsausgabe hat sich dagegen in erheblich geringerem Verhältnisse als te. Betriebslänge und die Bruttoeinnahme der Bahnen vermehrt; sie stieg von 20 939 050 auf 27 423 945 Der Betriebseinnahme⸗Ueberschuß hat in dreifach stärkerem Verhältniß zugenommen als die Bruttoeinnahme. Diese Zahlen bekunden unwiderleglich die Zunahme des Verkehrs und die Tüchtigkeit und Sparsamkeit der Verwaltung. Am unrechten Orte ist dabei keineswegs gespart worden, denn die Betriebsmittel der Bahn wurden in einem noch stärkeren Verhältnisse vermehrt, als es im Hinblick auf die Zunahme der Betriebslänge zu erwarten gewesen wäre. Als maßgebende Faktoren haben auf die Entwickelung des reichsländischen Eisenbahnwesens unter deutscher Verwaltung zunächst, wie allerwärts, die industriellen und kommerziellen Verhältnisse, die tarifarischen Maßnahmen, sowie die Preise der Materialien und die Arbeitslöhne eingewirkt; von wesentlichem Einfluß waren dann aber auch die außerordentlichen Verhältnisse, unter denen die Bahnen in deutsche Hände übergingen. Unmittelbar nach Beendigung des Krieges hatte die deutsche Verwaltung den Be⸗ trieb auf einem schon ziemlich ausgedehnten, durch rück⸗ sichtslose Abnutzung und äußerst geringen Unterhaltungs⸗ aufwand stark beschädigten Eisenbahnnetze, unter FerwenFung vorwiegend geliehenen, außerdem stark reparaturbedürftigen Ma⸗ terials zu organisiren, und zwar vielfach mit gar nicht oder sehr unzureichend geübtem Personal. Bis zum Jahre 1876 waren daher vor allem bedeutende Geleise⸗Umbauten und außer⸗ gewöhnliche Unterhaltungsarbeiten bei hohen Löhnen nothwendig. Ferner verursachte die ungewöhnlich große Zahl der Stationen, sowie die Lage des Bahnnetzes an der Grenze dreier frem⸗ der Staaten mit zahlreichen Uebergangspunkten eine bedeutende Steigerung der Ausgaben. Endlich mußten die aus Altdeutschland heranzuziehenden tüchtigen Beamtenkräfte durch höhere Gehälter ge⸗ wonnen werden. Der Lohn der Arbeiter war und ist notorisch in keinem anderen deutschen Gebiete so hoch wie in Elsaß⸗Lothringen. Wenn man alle diese Mißstände, sowie die Jahre hindurch so wenig günstig gestalteten Verhältnisse von Handel und Industrie in das Auge faßt, so müssen die bereits erwähnten erfreu⸗ lichen Resultate, welche die deutsche Verwaltung der reichsländischen Eisenbahnen am Schlusse der ersten zehn Jahre ihres Wirkens zu verzeichnen hat, ganz besonders hoch ange⸗ schlagen werden. Soweit es sich um die Berechnung des Reinertrages der Bahnen und um die Beurtheilung der Rentabilität des in den⸗ selben angelegten Kapitals handelt, darf nicht unberücksichtigt bleiben, daß das Anlagekapital bei den älteren, aus französischer Zeit stam⸗ menden Bahnstrecken in Elsaß⸗Lothringen ein relativ hohes zu nennen ist, und daß von den seither unter deutscher Verwaltung zu Bahn⸗ zwecken im Reichslande aufgewendeten Summen etwa 41 Millienen Mark auf lediglich militärisch werthvolle Anlagen entfallen.

3 ntralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 37.— Inhalt: Lensceesen Todesfall. Polizeiwesen: Ausweisung von Aus⸗ ländern aus dem Reichsgebiete. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende August 1883. 1

Central⸗Blatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 18.— Inhalt: Anzeige der in der Gesetzsammlung und im Reichs⸗Gesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungs⸗ gegenstände: Berechnung der Hälfte des Diensteinkommens eines vom Amte suspendirten Beamten in Beziehung auf das Emolument der freien Dienstwohnung. Abrechnung der Wittwen⸗ und Waisen⸗ geldbeiträge von dem der Pfändung unterliegenden Diensteinkommen der Beamten. Veränderungen in dem Stande und in den Befug⸗ nissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Aufstellung der Liquidationen über die Dienstaufwands⸗Entschädigungen für die von den Gerichts⸗ schreibern zu bewirkenden Hebungen an Gerichtskosten. Indirekte Steuern: Tarifirung von Ziegen⸗ und Schaaffellen. Uebergangssteuern von braunem Bier und gequetschtem Grünmalz, und Steuer von ungequetschtem Grünmalz in Württemberg. Stempel von im kaufmännischen Verkehr abgeschlossenen Kauf⸗ und Lieferungsverträgen über bewegliche Gegenstände und von Werkver⸗ dingungsverträgen. Statistik: Nachweis der nach dem Handels⸗ vertrage mit Italien zu ermäßigten Zollsätzen zugelassenen Waaren. Desgleichen derartiger Waaren bei der Einfuhr aus Spanien. Wegfall der Jahresübersichten über die Einnahmen an Zöllen und Einführung statistischer Nachweisungen über die mit einem Zoll⸗ zuschlage belegten Waaren. Personalnachrichten.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 36. Inhalt: Nichtamtliches: Geheimer Ober⸗Baurath Giersberg †. Die klinischen Neubauten der Universität Bonn (Fortsetzung). Ver⸗ mischtes: Konkurrenz um Entwürfe zu einer Friedhofskapelle in Greifswald. Befestigung der Oberschiene beim Winklerschen Lang⸗ schwellen⸗Oberbausysteme. II. Versammlung deutscher Kunst⸗ gewerbe⸗Vereine. Arlbergtunnel. Rechtsprechung.

Nr. 37. Inhalt: Amtliches: Cirkular⸗Erlaß vom 7. Septem⸗ ber. Personal⸗Nachrichten. Nachruf. Nichtamtliches: Die klinischen Neubauten der Universität Bonn (Fortsetzung). 1 Aus⸗ stellung auf dem Gebiete der Hygiene und des Rettungswesens in Berlin 1882/83. VIII. (Fortsetzung aus Nr. 34.) Die Profil⸗ wage. Selbstthätiges Klappwehr zur Erhöhung vorhandener Wehre. Vermischtes: Edmund Knoblauch †. Vergleichung der elektri⸗ schen Kraftübertragung mit den gebräuchlichsten mechanischen Ueber⸗ ragungssystemen.

Statistische Nachrichten.

Von den Mittheilungen des Statistischen Bureaus der Stadt München ist soeben das 3. Heft des V. Bandes er⸗ schienen, München, Verlag von A. Ackermann; es enthält: Die An⸗ wesen, Gebäude, Wohnungen und Haushaltungen in München nach den Ergebnissen der beiden Volkszählungen von 1875 und 1880 und der damit verbundenen Häuserzählungen. Wir entnehmen dem Werke ie hauptsächlichsten Daten: b ben der Veuferza lung. welche der Volkszählung vom 1. Dezem⸗ ber 1880 voraufging, wurden 1880 im ganzen Stadtgeb ete 8791 An⸗ wesen, d. h. mit eigenen Hausnummern versehene Grundstücke dber⸗ zeichnet, zum Theil nur aus Bauplätzen, Gärten u. s. f. ohne jedes Gebäude bestehend, zum Theil Hauptgebäude mit einem oder mehreren Nebengebäuden umfassend, zum Theil aber auch nur aus Hauptgebäu⸗ den ohne Nebengebäude oder aus Nebengebäuden ohne Hauptgebäude gebildet so daß sich eine erste Ausscheidung in folgender Weise treffen läßt: Anwesen ohne Haupt⸗ und ohne Nebengebäude 44, Haupt⸗ aber mit Nebengebäuden 33, mit Haupt⸗ aber 1- Nebengebäude 5532, mit Haupt⸗ und mit Nebengebäuden 3182. Die Anwesen mit Hauptgebäuden theilen sich dann in folgender ise: E ohne Nebengebäude 5532 mit einem Nebengebäude 2579 mit zwei 8 1“ 468 mit drei 8 111““ 92 miit vier oder mehrereeen 43 1 111 8 Die Zahl der Nebengebäude betrug 4050. Im Jahre 1875 be⸗ trug die Zan (die Vorstadt Sendling mitgerechnet, 7720 mit 7398 Haupt⸗ und 2395 Nebengebäuden. In den 8714 Hauptgebäuden fanden sich 1880 im Ganzen 46 032 Wohnungen, durchschnittlich also auf ein Hauptgebäude 5,28 in den 4050 Nebengebäuden der 3215 Anwesen, bei welchen überhaupt Nebengebäude verzeichnet sind, 9286 Wohnungen, durchschnittlich auf ein solches Anwesen 2,89 und auf das einzelne Nebengebäude selbst 2,29. In den 8791 Anwesen be⸗ fanden sich in Hn. und Ferzget. MMimen 55 308 Woh⸗ agen, durchschnittlich auf ein Anwesen 6,29. 1 88 gst 88 zunächst die Ergebnisse der Zählung von 1880 ins Auge, so treffen auf jedes der 8791 nummerirten Anwesen durch⸗ schnittlich 6,08 Haushaltungen und 26,17 Inwohner, auf den Haus⸗ halt durchschnittlich 4,30 Angehörige, 4,30 ist demnach die sogenannte Haushaltsziffer, wenn man auf eine Unterscheidung zwischen den ver⸗ schiedenen Gattungen von Haushaltungen (Einzelnfamilien⸗ und Anstaltshaushalt) verzichtet. Werden die Anstalten und die Einzeln⸗ personen ausgeschieden, so vermindert sich die auf die eigentlichen Familienhaushalte beschränkte Durchschnittziffer auf 4,25. In äͤhn licher Weise ermäßigt sich die Durchschnittzahl der ease für das einzelne Anwesen durch die gedachte Ausscheidung auf 5, 5 In der Zusammensetzung der Haushaltungen prägt sich wenn man von den Wohnräumen selbst absieht die Art und Weise des Zusammenwohnens am genauesten aus. beiden letzten Zählungen war: 188h 1 449 2 038 3 487

40 082 9 635 49 717

1875 910 1559

2 469

Einzeln lebende Personen und zwar männliche weibliche.

zusammen ... Eigentliche Haushaltungen mit männlichen Vorständen. weiblichen 8

34 553 ““ 7 548 zusammen 42 101

Anstalten 8 68 männlichen Vorständen .. . . . 193 weiblichen . öD zusammen. 239 S er Haushalte im weitesten v“ Die Zahlen für 1880 d,zugnahmelos größer als jene für 1875, in sehr verschiedenem Maßstabe. 1b G bi. Einzelpersonen um 41,23 die Haushaltungen um 18,09 die Anstalten um 5,86 die Gesammtzahl um 19,30, während die Gesammteinwohnerschaft nur um 15,69 % sich vermehrte. Anstalten existirten in den beiden Jahren see. . Beherbergungsanstalten 91 Militärische Anstalten und Stationen 70. Gefängnisse 7 Erziehungs⸗ und Unter⸗ 9 8 richts⸗Anstalten ohne klösterl. 25 Einrichtung 6

..

Krankenanstalten

.Klöster mit Erziehungs⸗, Unterrichts⸗, Pfründe⸗ oder Krankenanstalten

h. Klöster ohne solche Anstalten 13

Das Hauptergebniß der

Prozentual sind nämlich mehr

zusammen 239 253

Mitglieder

waren. Dem umfangreichen und mit der größten Ausführlichkeit gearbeiteten Heft ist zum leichteren Verständniß aller in Bezug auf Distrikte, Straßen und Plätze gemachten Angaben ein am Schlusse des ersten Theiles des Volkszählungsberichtes eingehefteter Stadtplan beigegeben. Außerdem bieten die in Beilage III. angebogenen vier Kärtchen die Illustrationen zur Tabelle IV., welche die Zahl der Anwesen und die Durchschnittszahl der Haushaltungen und Inwohner in den einzelnen Bezirken Münchens auf Grund der Zählungen in den beiden Jahren enthält, indem dieselben die Größe der Durch⸗ schnittszahl sowohl der Haushalte als der Inwohner für je ein An⸗ wesen in den einzelnen Stadtbezirken durch Schraffur und Färbung erkenntlich machen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Eine Textausgabe des Gesetzes, betr. die Zwangs⸗ vollstreckung in das unbewegliche Vermögen, vom 13. Juli 1883, ist von dem Landgerichts⸗Rath J. Krech und dem Amtsrichter und a. ö. Professor der Rechte Dr. O. Fischer im Verlage von J. Guttentag (D. Collin), Berlin und Leipzig, heraus gegeben worden. Die Verfasser haben dem dem Wortlaut na mitgetheilten Gesetze, sowie dem zugehörigen Kostengesetze kurze An⸗ merkungen hinzugefügt, in denen hauptsächlich auf die zur Erläute⸗ rung und Ergänzung des Tertes dienenden gesetzlichen Bestimmungen hingewiesen ist. Eine Zusammenstellung der Bestimmungen über freiwillige Subhastationen im Geltungsbereiche der Allgemeinen Ge richtsordnung ist hieran angeschlossen. Eine Einleitung, ein sorg fältig bearbeitetes Sachregister und die den einzelnen Paragraphe von den Verfassern gegebenen Ueberschriften erleichtern die Benutzung der zum Handgebrauch geeigneten Schrift. 1 G

Die im Jahre 1877 von dem Geheimen Medizinal⸗Rat Professor Dr. Skrzeczka bearbeitete Anweisung für Nichtärzte zur Behandlung Verunglückter bis zum Erscheinen des Arztes ist auf Veranlassung des hiesigen Königlichen Polizei⸗Präsidiums vo dem Regierungs⸗ und Medizinal⸗Rath Dr. Pistor, dem jetzig⸗ Stande der Wissenschaft entsprechend, umgearbeitet worden, im Ver lage von Th. Chr. Fr. Enslin, Wilhelmstraße 122, erschienen und zum Preise von 50 (bei einer größeren Anzahl von Eremplaren zu ermäßigten Preisen) durch jede Buchhandlung zu beziehen. Da Polizei⸗Präsidium empfiehlt diese Schrift allen hiesigen Heilge hülfen, den Vorstehern von Badeanstalten, Fabrikbesitzern, sowi allen denen, welche größeren Anlagen vorstehen, damit dieselben sich über die erste Hülfsleistung bei Unglücksfällen unterrichten können um bei plötzlich vorkommenden Unglücksfällen bis zur Ankunft eine Arztes sachkundig eingreifen zu können und vielleicht ein Measchen⸗ leben zu erhalten. 1 Das Septemberheft von Petermanns Mittheilungen au Justus Perthes' geographischer Anstalt in Gotha bri auf der ersten Seite eine Nationalitätenkarte von Böhmen, welcher - Resultate der letzten Volkszählung vom 31. Dezember 1880 zu Grunde gelegt sind, bei der bekanntlich auch die Angabe der Umgangesprache gefordert war. Durch verschiedenartige Schraffirung ist die lung der Tschechen gegenüber den Deutschen anschaulich dargest⸗ t. Aus mancherlei, zum Theil ziemlich nahe liegenden, Gründen ist nun aber freilich als sicher anzunehmen, daß die Deutschen 1 tschechischen und ebenso die Tschechen in deutschen Bezirken in größeren Zahlen vorhanden sind, als die offizielle Statistik kons hat, und so hat man demgemäß auch das Kartenbild etwas zu mo⸗ difiziren. Wie es in den Begleitworten dazu heißt, kommen die Deutschen im Verhältniß zwischen 1 % bis 1 % mit Ausnahme Bezirkshauptmannschaft Blatna überall im Lande vor; in Blatn kommen nur 43 Deutsche auf 52 522 Tschechen; dagegen fehlen 1. der Bezirkshauptmannschaft Asch und Plan die Tschechen gänzlich in Gabel, Graslitz, Schluckenau, Tepl bilden sie weniger als 1 % der Bevölkerung; sonst kommen sie im Verhältniß von 1 % bis 1 % wieder überall vor, wo sie nicht etwa höhere Prozentsätze bild Wie ein Vergleich der neuesten mit den älteren Karten ergiebt, eine nennenswerthe Veränderung in dem Verhältniß der beiden Natio nalitäten zu einander während der letzten drei Dezennien nicht ein getreten. Die anwesende Bevölkerung, welche nach den im Reichs rath vertretenen Ländergebieten zuständig ist, besteht aus 3 470 252 Tschechen und 2 054 174 Deutschen, also Zusammen aus 5 524 426 Einwohnern. Außerdem befinden sich in Böhmen 21 303 Polen, 128. Ruthenen, 141 Italiener und 100 anderen Nationalitäten An gehörige. Ferner enthält das Heft die Fortsetzung der Beschreibung der Rundreise durch die Mudirié Rohl, von Dr. Emin⸗ Ber Gouverneur der egyptischen Aequatorial⸗Provinzen. Der

schildert darin in anziehender, auch die Ethnographie nic außer Acht lassender Darstellung zunächst die Expedition von Bit bis Bufi, von dort bis Rumbehk, dann die Agahr⸗ und andere Dinka stämme, seine Reise durch das Gebiet des Gohk um Roahfluß und zurück an den Jalo, das Lori⸗Land und den oberen Jalo bis Sajadihn und endlich den Rückmarsch nach Lado Der Beschreibung sind Be merkungen zu den Höhenmessungen des Forschers, Professor Dr. Zöppritz, angehängt. Der nächste Beitrag hat die Entwickelung 8 der Kartographie von Korea zum Gegenstande. Demselben ist ein große Karte dieser Halbinsel, welche von den Japanern Tschoeser genannt wird, beigegeben. Die Karte ist mit Henusugg der neuesten Küstenaufnahmen nach einer im Jahre 1875 vom Kriegs⸗Ministerium z. Tokiô herausgegebenen Karte, im Maßstabe von 1 zu 1 700 000, gezeichne und zeigt gegen frühere Aufnahmen zum Theil sehr erhebliche Abweichungen. Daran reiht sich ein Bruchstück aus dem Reisewerk des russischen 1 Obersten Przewalski, welches kürzlich von der Kaiserlich russischen geographischen Gesellschaft in reicher Ausstattung veröffentlicht worden ist. Gewählt ist der Abschnitt über den Oberlauf des Jang⸗tse⸗kiang und das Tano⸗la⸗Gebirge (von der dritten Reise in den Jahre 1879/80), welcher außer vielem anderen. Interessanten die ersten auf Autopsie beruhenden spezielleren Nachrichten über das ge⸗ nannte Gebirge enthält, dessen hohe Bedeutung als eine der Haupt⸗ Wasserscheiden Innerasiens gerade in geographischer Beziehung be⸗ 1 sondere Aufmerksamkeit verdient. Der berühmte Forscher hat sich übrigens bekanntlich am 29. Juli d. J. bereits wieder von dem Kaiser von Rußland verabschiedet und eine neue Reise angetreten. Er hoffte am 10. September in Kiachta zu sein und gegen Ende d. M. die mongolische Grenze zu überschreiten. Die Erpedition wird voraussichtlich zwei Jahre dauern. Wie der geographische Monats⸗ 1 bericht meldet, ist der Afrikareisende Ed. Rob. Flegel am 25. Juni von Lagos, wo er sich seit seiner Adamauareise aufhielt, nach dem Niger zurückgekehrt, um mit Unterstützung einiger Privatleute in Lagos seine Erschließung des Niger⸗Benus⸗Gebiets für Handel und * schaft weiter zu verfolgen. Dr. Stecker war am 4. Juli in Meassehe angekommen und wollte dort einige Zeit verweilen. Seine Reise berührte im Süden und Osten von Abessinien eine ganze Anzahl von Galla⸗Ländern, die nie zuvor von Europäern besucht worden waren, so daß seine Arbeiten eine sehr bedeutende Erweiterung unserer geographischen Kenntniß von Ostafrika in Aussicht stellen. Der Mangel an Nachrichten über den Südamerika⸗Reisenden Richard Payer ist, wie der Bericht sagt, wohl geeignet, einige Besorgniß zu erregen, da der letzte Brief, welcher seine Fahrt auf dem Rio Branco 1 schildert, schon vom 2. September 1882 datirt.

Im Verlage von J. J. Weber in Leipzig ist soeben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Katechismus der Geographie. (Vierte Apflage, gänzlich umgearbeitet von Karl Arenz, Kaiserlichen Rath und Direktor der Prager Handelsakademie. Mit 57 Karten und Ansichten. Preis in eleg. Orig.⸗Einband 2 40 ₰.) Nachdem in den letzten Jahren wieder die staatliche Ordnung mancher Länder bedeutende Umwandlungen erfahren und die statisti⸗ schen Verhältnisse sich durchgehends geändert haben, ist der ursprüng⸗ lich von Vogel und Arenz gemeinsam verfaßte, vielverbreitete populäre Katechismus der Geographie von Letzterem abermals einer gäazlichen Umarbeitung unterzogen worden. Er bietet auf diese Weise ein ver⸗ läßliches Bild der heutigen geographischen und statistischen Lage der Erde und wird sich dadurch und nicht unwesentlich auch durch zahlreiche neu hinzugekommene landschaftlich charakteristische Ansichten

25 ltshaushaltungen in 1880 befanden sich 15 075 1 Anftaltet männlichen, 5370 weiblichen Geschlechts

immer neue Kreise erschließen