Militär⸗Reitinstitut kommandirt. — Homburg vor der Höhe, 26. September. Prinz Heinrich von Hessen und bei Rhein Großherzogl. Hoheit, Gen. Lt. und Commandeur der 25. Div., à la suite des Hus. Regts. Nr. 7 gestellt. v. Freyhold, Major vom Fmn. Regt. Nr. 37 und kommandirt als Adjut. bei dem General⸗ vommando des XI. Armee⸗Corps, unter vorläuf. Belass. in seinem Kommando, in das Gren. Regt. Nr. 2 versetzt. Lemicke, Pr. Lt. vom Infant. Regt. Nr. 32, zum überzähl. Hauptmann befördert. Bullrich, Hauptm. vom Inf. Regt. Nr. 81, dem Regt. aggregirt. v. Cochenhausen, Pr. Lt. von demselben Regt., zum überzähligen Hauptm. befördert. v. Pelchrzim, Pr. Lt. aggreg. dems. 13₰ in dieses Regt. einrangirt. v. Rantzau, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 83, dem Regt., unter Beförderung zum Hauptm., aggregirt. v. Apell, Pr. Lt. von dems. Regt, zum überzähl. Hauptmann, Wilhelmy, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt., befördert. v. Zschüschen, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 87, dem Regt., unter Beförderung zum überzähligen Major, aggregirt. Oesterreich, Pr. Lt. von dems. Regt., zum Hauptm. und Comp. Chef, vorläufig ohne Patent, Koeppen, Hauptm. vom Inf. Regt. Nr. 88, zum überzähl. Major, befördert. v. Massow, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 94, ein Patent seiner Charge verliehen. Blomeyer, Hauptmann und Compagnie⸗Chef vom Infanterie⸗Regiment Nr. 95, dem Regiment, unter Beförderung zum überzähligen Major, aggregirt. Zachariae, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 95, zum Hauptm. und Comp. Chef befördert. Henn, Pr. Lt. aggreg. dems. Regt., in dieses Regt. einrangirt. Frhr. v. Stoltzenberg, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 115, zum überzähl. Hauptm. befördert. Winter, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 116, dem Regt., unter Beförder. zum überzähl. Major, aggregirt. u Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 116, zum Hauptm. und Comp. Chef befördert. Dan⸗ neil, Pr. Lt. aggreg. dems. Regt., in dieses Regt. einrangirt. Scheele, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 117, zum überzähl. Hauptm. befördert. v. Kühlwetter, Rittm. und Escadr. Chef vom Drag. Regiment Nr. 5, Otto, Rittmeister und Escadron⸗Chef vom Dragoner⸗Regiment Nr. 24, Brinkmann, Rittmeister und Es⸗ cadron⸗Chef vom Husaren⸗Regiment Nr. 13, der Charakter als Major, v. Issendorff, Pr. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 13, der Charakter als Rittm., verliehen. Graf zu Leiningen⸗Westerburg, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 14, von dem Kommando zur Dienstleist. als pers. Adjut. bei des Erbgroßherzogs von Sachsen Königl. Hoheit ent⸗ bunden. Frhr. v. Fritsch, Pr. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 14, unter Stellung à la suite des Regts, als persönlicher Adjutant bei des Erbgroßherzogs von Sachsen Königl. Hoheit kommandirt. Frhr. v. Berlepsch, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 14, zum Pr. Lt. beför⸗ dert. v. Eschwege, Pr. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 24, der Charakter als Rittm. verliehen. v. Oertzen, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt. befördert. 8
Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. Homburg vor der Höhe, 23. September. Graf zu Solms⸗ Sonnewalde, Rittm. a. D., zuletzt in der Garde⸗Landw. Kav. der Charakter als Major verliehen.
Königlich Bayerische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 3. September. Neureuther, von Lossow, Majors des Generalstabes, zum 1. Oktober d. J. ihres Kommandos zum Königl. preuß. Großen Generalstab enthoben. Lobenhoffer, Hauptmann des Generalstabes (1. Div), zum 1. Ok⸗ tober d. J. auf die Dauer von 2 Jahren zum Königl. preuß. Großen Generalstab beordert. Frhr. von und zu der Tann⸗Rathsam⸗ hausen, Hauptmann des Generalstabes, dessen Kommando zum Königl. preuß. Großen Generalstab bis 1. Oktober 1884 verlängert. — 22. September. Groß, Pr. Lt. à la suite des Ingenieur⸗ Corps, unter Enthebung von der Funktion als Aufsichtsoffizier an der Art. und Ingen. Schule, in den etatsmäß. Stand des Ingen. Corps, Morgenroth, Pr. Lt. à la suite des 12. Inf. Regts., Hänlein, Pr. Lt. à la suite des 16. Inf. Regts., beide unter Ent⸗ hebung von der Funktion als Aufsichtsoffize. am Kadettencorps, ersterer in den etatsmäß. Stand seines Truppentheils, letzterer in jenen des 14. Inf. Regts., Peter, Pr. Lt. der 2. Ingen. Direktion, unter Stellung à la suite des Ingen. Corps, als Aufsichtsoffiz. in den etatsmäß. Stand der Art. und Ingen. Schule, Rosenstengel, Sec. Lt. des 11. Inf. Regts. unter Stellung à la suite dieses Regts. und unter Belassung in dem Verhältniß als Aufsichtsoffiz., in den etatsmäß. Stand des Kadettencorps, zum 1. Oktober cr. versetzt.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 25. September. Mantel, Pr. Lt. des 5. Inf. Regts., als Assist. zur Militär⸗ Schießschule kommandirt. Hopffer, Sec. Lt. des 5. Inf. Regts., Müller, Sec. Lt. des 9. Inf. Regts., als Aufsichts⸗Offiziere zum Kadettencorps kommandirt, mit der Wirksamkeit vom 1. Oktober. Thoma, Hauptm., v. Münster, Pr. Lt., bei der 2. Ingenieur⸗ Direktion, Günther, Pr. Lt. bei der Festungs⸗Ingen. Direktion Ingolstadt, eingetheilt. Mever v. Schauensee, Pr. Lt. von der Direktion Ingolstadt, zum 2. Pion. Bat., Hart⸗ mann, Pr. Lt. vom 1. Pion. Bat., zur Insp. des Ingen. Corps und der Festungen, Neischel, Sec. Lt. vom 1. Pion. Bat., zur Festungs⸗Ingen. Direktion Germersheim, Hoeltz, Sec. Lt. von der 1. Ingen. Direktion, zur Eisenb. Comp.,, versetzt.
Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. 17. Sep⸗ tember. Pfeiffer, Wagner, Pr. Brigadiers der Leibgarde der Hartschiere, der erbetene Abschied mit Pens. und mit der Erlaubniß SSS der Unif., unter Verleihung des Charakters als Rittm., ewilligt.
Im Sanitäts⸗Corps. 17. September. Dr. Held, charakteris. Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. vom 4. Inf. Regt. unter Verleih. eines Patents seiner Charge, als Regts. Arzt zum 6. Inf. Regt. versetzt.
Aicchtamtliches. Deutsches Reich
Preußen. Berlin, 29. September. lichkeiten zur Enthüllung des Denkmals auf dem Niederwalde liegen folgende weitere Berichte des „W. T. B.“ vor:
Rüdesheim, 28. September, Mittags 12 Uhr 15 Minuten. Se. Majestät der Kaiser und König trafen soeben aus Wiesbaden ein. Der von einer mit Kränzen und Fahnen geschmückten Lokomotive geführte Extrazug hielt auf einer vor der Ewaldschen Schaumweinfabrik improvisirten Rampe. Zum hatten sich der Regierungs⸗Präsident von Wurmb, der Landrathsamtsverweser Graf Bernstorff und der Stallmeister Gebhardt eingefunden. Eine Compagnie des 88. In⸗ fanterie⸗Regiments bildete die Ehrenwache. Nachdem Se. Majestät die Front abgeschritten hatten, begann unter dem Geläute der Kirchenglocken, den Klängen der National⸗ hymne und enthusiastischen Hochrufen der Bevölkerung die Fahrt nach dem Niederwalde. In dem ersten der offenen Wagen hatten Ihre Kaiserliche und Königliche n die Kronprinzessin, Ihre Königlichen Hoheiten die
roßherzogin von Baden und die Prinzessin Victoria Platz genommen; im zweiten folgten Se. Majestät der König von Sachsen mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und dem Erbgroßherzog von Baden. Se. Majestät der Kaiser, in der Uniform des 1. Garde⸗Regiments, nahmen, bkegleitet von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen, Höchstwelcher die Uniform der Pase⸗ walker Kürassiere trug, den dritten Wagen ein. — Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Wilhelm und
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Ueber die Fest⸗
Albrecht von Preußen, sowie Se. Königliche Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern waren mit den Mitgliedern des Staats⸗ Ministeriums und dem Reichstags⸗Präsidium bereits eine halbe Stunde vorher zum Denkmal hinaufgefahren. Pracht⸗ volles Wetter liegt über dem Niederwalde und dem Rhein⸗ strom, auf welchem etwa dreißig festlich beflaggte, von Berg und Thal bereits vor Stunden mit zahllosen Passagieren eingetroffene Rheindampfer ankerten.
Rüdesheim, 28. September. Die Auffahrt der geladenen hohen Gäste währte bis 11 ¼ Uhr. Viele Tausende hielten den Weg vom Niederwalde bis zum Bahnhof besetzt. Um 11 Uhr wurde das Fest mit den Glocken eingeläutet, und um 11 Uhr 20 Minuten trafen sämmtliche Fürsten und Königlichen Prinzen, mit nicht endenwollenden enthusiastischen Zurufen begrüßt, an der Empfangshalle südlich Rüdesheim ein. Um 12 ½ Uhr kündeten abermaliges Glockengeläut und Böllerschüsse die Ankunft Sr. Majestät des Kaisers an. Während der ganzen Fahrt, die Se. Majestät der Kaiser mit Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen in offenem vierspännigem Wagen zurücklegten, ertönten un⸗ ausgesetzte enthusiastische Jubelrufe.
Beim Herannahen des Kaiserlichen Wagens zu der Höhe des Niederwaldes erscholl eine Fanfare der Kavpelle des Königs⸗Husaren⸗Regiments. Auf dem Festplatze ange⸗ langt, verließen Se. Majestät alsbald den Wagen und wurden am Kaiserzelt von dem geschäftsführenden Ausschuß, den anwesenden deutschen Fürsten, den Prinzen und Prinzessinnen begrüßt. Nachdem der Kaiser sodann die Vorstellung des Denkmal⸗Ausschusses entgegengenommen hatten, wurden Se. Majestät von den Ehrenjungfrauen begrüäßt.
Der stellvertretende Vorsitzende und Geschäftsführer des Ausschusses, Landes⸗Direktor Sartorius, erbat die Genehmi⸗ gung Sr. Majestät des Kaisers zum Beginn der Enthüllungs⸗ feier mit folgender Ansprache: 8
„Als Ew. Majestät vor 6 Jahren diesen Platz verließen, riefen Alle: Auf Wiedersehen! und heute rufen Alle, Alle: Willkommen! Das Denkmal steht vollendet, und verwirklicht, was Ew. Majestät bei der Grundsteinlegung Sinn und Bedeutung des Ganzen erklärten: „den Gefallenen widmen wir die Palmen, Kränze den Lebenden, und den künftigen Geschlechtern zeigt die Germania das hochzuhaltende Kleinod, des Reiches Krone“. Wir übergeben das Denkmal dem Deutschen Reiche und bitten Ew. Majestät, dieses Zeichen der Dank⸗ barkeit des deutschen Volkes in Schutz nehmen zu wollen und zu ge⸗ statten, daß die Enthüllungsfeier beginne.⸗ 1
Nach ertheilter Genehmigung stimmte die Festversamm⸗ lung den Choral: „Nun danket Alle Gott an.“ Alle An⸗ wesenden waren tief ergriffen. Nach dem Gesange hielt der Vorsitzende des Ausschusses, Ober⸗Präsident, Staats⸗Minister Graf zu Eulenburg folgende Rede:
„Deutschlands Einigkeit!“ so hallte es wieder im ganzen Vater⸗ lande, als der Sieg erkämpft, das Reich neu erstanden und durch den ruhmvollen Frieden das Errungene besiegelt war. Das Hoch⸗ gefühl, welches die Brust jedes Deutschen durchbebte, verlangte einen ebenbürtigen Ausdruck, ein bleibendes Zeichen des Danks und der Freude, ein Vermächtniß an die Zukunft. Deutsch⸗ lands Erhebung durch Kriegs⸗ und Friedensthat, durch Waffen⸗ sieg und politische Wiedergeburt, seine Einigung, die Wieder⸗ aufrichtung des Deutschen Reichs: das soll durch ein Nationaldenkmal gemeinsam gefeiert und verherrlicht werden. Dasselbe darf nur da seinen Platz finden, wo beim Ausbruch des Krieges des deutschen Volkes Zorn und seine Begeisterung in unwiderstehlichem Strome sich ergossen, wo Deutschlands Wacht war, muß Deutschlands Ehren⸗ denkmal sich erheben, Mit seinem Volke fühlend, gab der Kaiser Fm⸗ Gedanken Beifall, und zündend gewann er die Herzen und
eister.“
Nachdem Graf Eulenburg dann über die Ausführung des Baues berichtet hatte, fuhr derselbe fort:
„Mit freudig bewegtem Herzen dürfen wir, wie von den großen Nationalerrungenschaften, welche das Denkmal feiert, auch von diesem sagen, daß nächst Gott Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät das Werk sein Gelingen verdankt. An jenem unvergeßlichen, sonnenhellen Tage, da der Rheingau den geliebten König zuerst als Kaiser wieder⸗ sah und Stromgelände und Lüfte, im schönsten Glanze prangend, mit dem jubelnden Volke wetteiferten, den Vater des Vaterlandes festlich zu empfangen, gaben Ew. Majestät dem werdenden Gedanken die Lebenskraft, förderten in der Folge mächtig sein Wachsthum und sicherten seine Gestaltung durch die bedeutungsvolle Gabe des Erzes eroberter Geschütze. In eigener Person haben Ew. Majestät dem Denkmale die Stelle angewiesen, auf welcher es sich erhebt, haben den Grundstein geweiht und das Nationaldenkmal ge⸗ würdigt, dem ganzen deutschen Volke den Zuruf zu bringen, mit welchem König Friedrich Wilhelm III., gesegneten An⸗ denkens, durch das nach den Befreiungskriegen errichtete Denk⸗ mal zu seinem Volke sprach; und heute, inmitten der hohen Reichsgenossen, umgeben von den Feldherren und Heerführern und zahlreichen Mitkämpfern des siegreichen Heeres, des Volkes selbst, das zu Tausenden in Freude und Begeisterung berbeigeströmt ist, geben Ew. Majestät dem vollendeten Werke die Weihe, welche seine nationale Bedeutung besiegelt. Die Fürsten voran, stand das Volk in Waffen auf, um die Landesmark gegen feindlichen Ueberfall zu schützen: „wir Alle wollen Hüter sein!“ Mit Staunen sah die Welt, die deutsche Einigkeit in Gestalt und Bestand durch Kaiser und Reich. Solches ist das Erbe jener großen Zeit. An den künftigen Ge⸗ schlechtern ist es, es zu bewahren; im Vertrauen auf Gott wird es ihnen gelingen, wenn sie die deutsche Einigkeit aufrecht erhalten, im Bunde mit deutschem Muth und deutscher Treue, der Treue zu Kaiser und Reich. Auf lichter Bergeshöhe, am deutschen Strom, haben wir einmüthig in Dank und Freude das Nationaldenkmal errichtet zum Gedächtniß und zu Ehren derer, welche uns die höchsten nationalen Güter errungen haben. Es erhebe sich als Wahrzeichen des Friedens, als ein Sinnbild der Einigkeit, als eine Mahnung an die kommenden Geschlechter, allezeit fest und treu zu stehen zu Kaiser und Reich. Dem Reiche übergeben wir das National⸗ denkmal und bitten für dasselbe um des Kaisers Schutz und Schirm. Möge es feststehen und ragen bis in die fernsten Zeiten, in Ehren hen von einem freien einigen und glücklichen Volke; mögen die Nach⸗
ommen freudig Gehör geben und sich erheben an Dem, was das Denkmal kündet; mögen von Geschlecht zu Geschlecht die Gefühle forterben, welche uns heute erfüllen, von denen beseelt wir be⸗ geisterungvoll rufen: Heil Deutschland, Heil dem Kaiser, Hoch Kaiser und Reich!*-
Nunmehr ergriffen Se. Majestät der Kaiser und König das Wort zu nachstehender Rede:
„Wenn die Vorsehurng ihren Willen zu mächtigen Ereignissen auf Erden kundgeben will, so wählt sie dazu die Zeit, die Länder und die Werkzeuge, um diesen Willen zu vollbringen. Die Jahre 1870/71 waren eine Zeit, in welcher ein solcher Wille geahnt wurde. Das bedrohte Deutschland erhob sich in Vaterlandsliebe wie ein Mann, und das Werkzeug war das deutsche Volk in Waffen, seine Fürsten an der Spitze. Der Allmächtige führte diese Waffen nach blutigen Kämpfen von Sieg zu Sieg, und Deutschland steht in Einheit in der Weltgeschichte da. Millionen Herzen haben ihre Gebete zu Gott erhoben und Ihm für diese Gnade ihren demüthigen Dank dargebracht und Ihn gepriesen, daß Er uns für würdig befand, Seinen Willen zu vollziehen.
Aber für die spätesten Zeiten will Deutschland diesem Dank einen
bleibenden Ausdruck geben. In diesem Sinne ist das vor uns stehende Denkmal geschaffen, das nun enthüllt werden soll. Und mit den Worten, die Ich hier bei der Grundsteinlegung sprach, welche nach den Befreiungskriegen 1813/15 in eiserner Schrift der Nachwelt Mein Vater, weiland König Friedrich Wilhelm III., hinterließ, weihe Ich dieses Denkmal: Den Gefallenen zum Gedächt⸗ niß, den Lebenden zur Anerkennung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheiferung. Das walte Gott!“ .
Nach dieser Rede entblößten Se. Majestät der Kaiser das Haupt und reichten den Fürsten einzeln die Hand.
Professor Schilling erbat nun für sich und im Namen des Professors Weißbach den Befehl zur Enthüllung des Denkmals, worauf unter dem dreimaligen Tusch sämmtlicher Musikcorps, dem Donner der Geschütze und dem Salutiren der dreißig Schiffe auf dem Rhein die Hülle des Denkmals fiel. Entblößten Hauptes stimmte die Festversammlung die „Wacht am Rhein“ an.
Demnächst machten Se. Majestät der Kaiser unter Füh⸗ rung des Ausschusses sowie der Künstler und gefolgt von den Fürsten, Prinzen und Prinzessinnen einen Umgang um das Denkmal.
Die Mitglieder des Ausschusses und die Künstler und Gießer des Denkmals wurden von Sr. Majestät mit Ordens⸗ dekorationen ausgezeichnet.
Die Fahrt Sr. Majestät des Kaisers vom Niederwalde herab nach der Rheinhalle glich einem Triumphzuge und war von den unaufhörlichen Hoch⸗ und Hurrahrufen der nach vielen Tausenden zählenden Menschenmassen begleitet. In be⸗ stimmten Abständen von einander bildeten 50 Damen mit Bouquets, silberne Becher in der Hand tragend, Spalier.
In Rüdesheim wurden Se. Majestät von dem Bürger⸗ meister Alberti mit folgender Ansprache begrüßt:
Ew. Majestät entbiete ich in Ehrfurcht Namens der Stadt Rüdesheim die herzlichsten Willkommengrüße. Schon einmal, bei Gelegenheit der Grundsteinlegung zum Nationaldenkmal, war es uns vergönnt, Ew. Majestät unsere Huldigung darzubringen. Damals war es unser Wunsch, daß Ew. Majestät in Frische und Kraft auch die Enthüllung des Denkmals vollziehen mögen. Heute sehen wir freudig bewegt diesen Wunsch erfüllt. Wieder jubelt Alt und Jung, Groß und Klein, seinem verehrten Kaiser, Ew. Majestät ent⸗ gegen und ist stolz auf den Tag, an welchem die Errichtung des Sinnbildes der deutschen Einheit den Stifter derselben zum zweiten Male in unsere Mauern geführt hat. Ich gebe den Gefühlen aller Bewohner unserer Stadt Ausdruck, wenn ich wünsche: Mögen Ew. Majestät noch lange der Schutz des Rheines, der Schirmherr des Reiches sein, uns zur Freude, dem Vaterlande zum Heil!“
In der Rheinhalle, wo der Gutsbesitzer von Lade die Honneurs machte und wo der Kaiser von einer Abordnung der Städte Mainz und Bingen begrüßt wurde, nahmen Se. Majestät der Kaiser einen Imbiß und tranken von dem Ihm kredenzten Rüdesheimer Wein.
Hierauf traten Se. Majestät an die Brüstung des nach dem Rhein führenden Balkons und ließen die 30 Rhein⸗ dampfer, die festlich beflaggt und geschmückt waren und mit Böllerschüssen salutirten, an Sich vorüber passiren. Viele der Dampfer waren mit den Offiziercorps der in der Nähe garnisonirenden Regimenter und deren Damen besetzt.
Nach etwa halbstündigem Verweilen begaben Sich Se. Majestät der Kaiser zu Fuß, von allen hohen Gästen gefolgt, nach dem Bahnhofe, wo der Hofzug bestiegen wurde und unter unausgesetzten jubelnden Zurufen der von allen Seiten zu⸗ sammengeströmten Bevölkerung die Rückkehr nach Wiesbaden erfolgte. Nach der Abfahrt des Kaisers rückten die Truppen, welche bei dem Denkmal in Parade gestanden hatten, mit klingendem Spiel nach Rüdesheim herunter und schifften sich am Bahnhofe ein.
— Wir ergänzen den vorstehenden Bericht noch durch das folgende, uns aus Rüdesheim zugegangene Schreiben:
Rüdesheim, 28. September. Das war heute für das deutsche Vaterland, für die Rheinlande, für die Stadt Rüdes⸗ heim und für alle Festgenossen so recht ein Tag, den Gott gemacht. Mit Sonnenaufgang läuteten die Glocken im ganzen Rheinthale den festlichen Tag ein, allenthalben ertönten Böller⸗ schüsse und fanden ihr dröhnendes Echo an den Rebenhügeln, welche den deutschen Strom bekränzen. Gestern noch hatten zu ihrem Leid⸗ wesen die erfahrensten Wetterpropheten Regen verkündet, noch heute Morgen um 6 Uhr goß es in Strömen, und doch behielten Diejenigen vollauf Recht, die da meinten, daß der Kaiser auch Kaiserwetter mit sich bringen müsse. Zwar blies ein lebhafter Wind durch das Rheinthal und trieb oft regen⸗ schwangere Wolken vor sich her, allein das Wetter hatte Ein⸗ sehen und außer einigen Tropfen, die während der Festrede des Grafen zu Eulenburg zur Erde fielen, lächelte Sonnenschein und blauer Himmel und spiegelten die freudige, gehobene Stimmung welche die Tausende beherrschte, welche von allen Seiten der Stadt Rüdesheim zuströmten. Endlose Extrazüge, ungezählte Dampfer führten mit Morgengrauen immer neue mächtige Schaaren von Fremden herbei, die den Kaiser sehen und Zeugen des schönen Festes sein wollten. Man muß sie gesehen haben, diese fröhlichen, jubelnden Menschenmassen, um sich in die Feststimmung hineinzuversetzen, welche heute über diesem gesegneten Flecken deutscher Erde schwebte.
Bereits um die zehnte Stunde wurde es um das Denk⸗ mal herum, auf der lichten Bergeshöhe, lebendig. Auf dem vielgewundenen Fußwege, der von Rüdesheim zum Festplatze sührt, schob und drängte sich eine unabsehbare Menschenmasse; die Karte am Hute diente als Legitimation, wer sie nicht besaß, wurde unbarmherzig von der geweihten Stätte zurück⸗ gewiesen. Bald begann der Anmarsch der Kriegervereine, die Anfahrt der Wagen, die in endloser Reise vor dem Festzelte hielten, bis ihre Insassen, meistens in glänzender Unisorm, ihre Plätze gefunden. So verschieden auch die Gesellschaft, welche sich dort oben zusammengefunden hatte, an Rang und Alter, an Ansehen und Geschlecht war, in Einem fühlten sich die Tausende doch eins, in ihrer treuen Liebe zum Kaiser⸗ reich. Wie stattlich nahm sich doch die Zahl der Fahnen der Kriegervereine aus, welche die untere Rampe begrenzten! Unser Kaiserlicher Herr sollte nocheinmal seine alten Krieger sehen, mit denen er die Schlachten von Metz, Sedan, Paris geschlagen. Rechts und links vom Kaiserzelte postirte sich ein Zug der Leib⸗ Compagnie des Ersten Garde⸗Regiments zu Fuß unter Führung des jungen Prinzen Wilhelm von Hohenzollern; am rechten Flügel nahmen die direkten Vorgesetzten, unter ihnen Oberst von Lindequist, Aufstellung. Auf der Treppe vor dem Kaiserzelte hielten die Fahnen und Standarten aller in Parade stehenden Truppen, welche der General⸗Major von Rauch befehligte. Links gruppirten sich die Staatssekretäre des Reiches, die Minister, die Mitglieder des Bundesrathes, der Präsident des Reichsgerichts, die Präsidenten des Reichs⸗ tages und Landtages, und hervorragende Abgeordnete,
rechts in langer Reihe die Generale, unsere ruhmgekrönten Heer⸗ führer. Wohl fehlte Mancher von ihnen, den der Tod c⸗ ab⸗ gerufen, doch thatkräftiger Nachwuchs füllt die Lücke. An der Spitze der Generale stand der Stolz unseres Volkes, Graf von Moltke, ihm reihten sich die kom⸗ mandirenden Generale aller deutschen Armee Corps an. Einer der letzten Wagen brachte noch die Ehrenjungfrauen, auf allen Tribünen und Plätzen schiebt es sich noch eine Weile hin und her, endlich ist, Dank den Ordnern und dem fügsamen Sinne der Festgenossen, die ganze Aufstellung beendet. Alle erwarten den Kaiser und den Beginn des Festes.
Von den Erlauchten Herrschaften erschien zuerst der Prinz Alexander von seinem nahe gelegenen Schlosse Rheineck her; in der überaus glänzenden Wagenreihe, die von Rüdesheim her vorfuhr, wurde als der erste Fürstliche Herr Prinz Friedrich Carl bemerkt. Equipage auf Equipage rollte heran, mit donnerndem Hurrah wurde Graf von Moltke von allen Anwesenden begrüßt. Im gemeinschaftlichen Wagen fuhren Prinz Wilhelm und Graf Otto zu Stolberg⸗Wernigerode, hinter ihnen Prinz Albrecht und ungezählte Fürstliche Herren. Freudiger Jubelruf begrüßt die Kronprinzessin, die mit der Großherzogin von Baden und Prinzessin Tochter Victoria in einem Wagen erscheint; jetzt rollen der König von Sachsen und der Großherzog von Baden, dann Prinz Wil⸗ helm von Württemberg und zuletzt Prinz Luitpold von Bayern heran. Eine kurze erwartungsvolle Pause, fröhliches, festliches Trompetengeschmetter erklingt, eine Escadron der Königshusaren reitet heran, ein donnerndes Hurrah erschallt, jauchzender Hochruf erfüllt die Lüfte, der Kaiser und der Kronprinz fahren in gemeinsamem Wagen vor. Der Kaiser trägt die Uniform des 1. Garde⸗Regiments zu Fuß, der Kronprinz hat die Seiner Pommerschen Kürassiere gewählt; beide Hohe Herren tragen das Band des Schwarzen Adler⸗ Ordens mit der Kette des hohenzollernschen Haus⸗Ordens.
Nachdem der Kaiser alle Fürstlichen Herrschaften begrüßt, nahm er die Vorstellung des Festausschusses entgegen; mit huldvollen Worten begrüßte er den Professor Johannes Schil⸗ ling und den Professor Weißbach aus Dresden. Darauf stellte der Landes⸗Direktor Sartorius die Jungfrauen vor, welche in weißem Cachemirkleide, mit Eichenkranz und schwarz⸗ weiß⸗rother Schleife das verkünden und andeuten wollten, was an diesem unvergeßlichen Tage das deutsche Frauenherz für den Kaiser und für das Reich fühlt. Es war eine auserlesene Schaar junger Mädchen: Frl. Heyl aus Wiesbaden, zwei Fräulein Schilling aus Dres⸗ den, Frl. von Ritter aus Rüdesheim, Frl. von Bruck aus Crefeld, Fräulein Rittershaus aus Cöln und Fräulein Götz⸗Rigor aus Frankfurt a. M. Es war für die Sprecherin, Fräulein Marie Heyl, gewiß keine leichte Rolle, hier in Gegenwart der Fürsten und der überaus zahlreichen Festversammlung den Kaiser zu begrüßen, doch unterzog sich die junge Dame mit Geschick der schwierigen Aufgabe. Der Kaiser dankte mit freundlichen Worten, darauf nahmen die jungen Damen ihre Plätze wieder ein und Graf zu Eulenburg hielt, nachdem der Choral: „Nun danket Alle Gott“ gesungen, die Festrede.
Unter dem ehrerbietigsten Schweigen der Festversammlung ergriff hierauf Se. Kaiserliche Majestät das Wort. Zur Freude aller Anwesenden war die Stimme des Erlauchten Redners über den ganzen Platz hin hörbar; von den Ufern des Rheines donnerten die Kanonen, gleichsam mit eherner Stimme jedes Wort bekräftigend, das der Kaiser sprach. Beim Schlußsatze lüftete Se. Kaiserliche Majestät den Helm und als Er die Worte sprach: „Das walte Gott!“ entblößte Er Sein Haupt. Es war ein weihevoller Augenblick, als der Kaiser auf den König von Sachsen zuschritt und ihm die Hand schüttelte, als Er den Kronprinzen umarmte und küßte. Welche stolzen Erinnerungen mögen hierbei durch die Seele der Hohen Herren gezogen sein! Was hat ein gnadenvolles Geschick Ihnen nicht alles gewährt, welche große Wandlung der Geschicke haben Sie nicht an Sich Selbst, an Ihrem Volke erfahren.
Die Nationalhymne erklang, die Hülle fiel. O weihevoller Augenblick! Wer will die Gefühle schildern, die den Kaiser beseelten, als Er zum Denkmal in die Höhe schritt; wer will den Jubel beschreiben, der hier aus tausend und abertausend Kehlen zum Himmel emporstieg, als der Kaiser auf der obersten Terrasse erschien, gegen die Festversammlung Sich verneigte und Seinen Blick schweifen ließ über die deutschen Lande, über den deutschen Strom, über die prächtige Landschaft, die im Sonnenglanze Ihm zu Füßen lag. 2
Nur allzubald für die Tausende der Festgenossen war der Umgang um das Denkmal beendet, und unter brausendem
Jubel verließ der Kaiser den Festplatz.
Wiesbaden, 28. September, Nachmittags. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und König haben mit den sämmtlichen Ihn begleitenden Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften, von der Feier auf dem Niederwalde zurückkehrend, unter Glockengeläut heute Nachmittag um 4 Uhr den Wieder⸗ einzug in die Stadt gehalten.
Alle Vereine der Stadt mit ihren Fahnen und die gesammte Schuljugend bildeten vom Bahnhofe bis zum Schlosse Spalier; in den Straßen stand Kopf an Kopf die Bevölkerung und empfingen den Kaiser mit begeisterten ee An allen Bahnhöfen des Rheingaus, welche der Kaiserliche Extrazug passirte, hatten sich die Ortseinwohner und die Schuljugend aufgestellt, um dem Kaiser ihre Huldi⸗ gung darzubringen. Die Rückfahrt und der Einzug erfolgte bei hellem Sonnenschein. 8
Sofort nach der Rückkehr begann die Auffahrt der Fürst⸗ lichkeiten zum Festdiner bei Sr. Majestät im Königlichen Schlosse. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz trug die Uniform Seines Pommerschen Kürassier⸗ Regiments, Se. Majestät der König von Sachsen diejenige Seines Ostpreußischen Dragoner⸗Regiments. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin trug ein Kleid von Atlas mit weißen Blumen und Brillanten und
erlen.
Bei dem Diner im Schlosse saßen zur Rechten Sr. Majestät des Kaisers Se. Majestät der König von Sachsen, Thre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin und Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden. Zur
Kaiser gegenüber saß der Präsident des Denkmal⸗Ausschusses, Staats⸗Minister und Ober⸗Präsident Graf zu Eulenburg, zur Rechten desselben der General⸗Feldmarschall Graf Moltke, zur Linken der bayerische Kriegs⸗Minister; dann folgten rechts und links die Ritter des Schwarzen Adler⸗Ordens und die komman⸗ direnden Generale sowie die preußischen, bayerischen, württem⸗ bergischen Minister, die Mitglieder des Bundesraths, die Bürgermeister der drei Hansestädte und die Mitglieder des Denkmal⸗Ausschusses. Der Vorstand des Reichstages, unter ihnen die Reichstagsabgeordneten Dr. Windthorst, Dr. Bam⸗ berger, Dr. Hermes, saßen an einer zweiten Tafel.
Se. Majestät der König von Sachsen brachten bei dem Diner folgenden Toast aus:
Wenn wir am heutigen festlichen Tage uns der Erinnerung hin⸗ geben an die ernste aber schöne Zeit, wo es den festgeeinten deutschen Stämmen vergönnt war, feindliche Angriffe auf des Vaterlandes Grenze siegreich abzuwehren, dann aber mit dankbarer Freude uns vergegenwärtigen, daß unser Vaterland während zwölf Jahre äußeren Friedens die Früchte seiner Siege genießen konnte, so drängt sich unwillkürlich ein Namen auf unsere Lippen, des Feldherrn, der unsere Heere zu immer neuen Siegen führte, des Herrschers, der durch seine Weisheit und Mäßigung Deutschland und der Welt den Frieden erhielt, — unser heißgeliebter Kaiser Wilhelm. Auf diesen Namen Ihre Gläser zu leeren, fordere ich Sie auf. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, er lebe hoch!
Se. Maäjestät der Kaiser dankten Sr. Majestät dem König
von Sachsen und baten, nicht nur auf das Wohl des Königs von Sachsen, sondern auch auf das Wohl der gesammten ver⸗ bündeten deutschen Fürsten, die zur Einigung Deutschlands beigetragen, trinken zu dürfen. Wiesbaden, 28. September, Abends 8 Uhr. Die Stadt ist auf das Glänzendste illuminirt; besonders großartig ist die Beleuchtung des Platzes vor dem Schlosse sowie die⸗ jenige der evangelischen Kirche, des Platzes vor dem Theater, der Anlagen im Kurgarten und der Wilhelmsstraße. Die Bevölkerung durchzieht bei dem prachtvollen Wetter zu vielen Tausenden die Stadt; viele der Fürstlichkeiten machten eine Rundfahrt durch dieselbe. Se. Majestät der Kaiser haben Sich soeben mit den hohen Fürstlichen Gästen zu der Fest⸗ vorstellung im Hoftheater begeben. Später findet im Kur⸗ garten noch ein großes Feuerwerk statt.
Wiesbaden, 28. September, Abends 10 Uhr. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden sowie Se. Königliche Hoheit der Großherzog und der Prinz Heinrich von Hessen haben soeben die Rückreise angetreten; auch der Chef der Admiralität, General von Caprivi, ist wieder abgereist.
Wiesbaden, 29. September. Se. Majestät der König von Sachsen ist heute früh nach Dresden abgereist. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz geleitete den König nach dem Bahnhofe.
Wiesbaden, 29. September. Se. Majestät der Kaiser und König sind mit Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin sowie der Prinzessin Victoria, Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Luitpold von Bayern heute Vormittag über Frank⸗ furt nach Darmstadt abgereist. 1
Zur Verabschiedung waren die Generale von Treskow, Graf Brandenburg, von Schachtmeyer, die Spitzen der König⸗ lichen und städtischen Behörden sowie der Landes⸗Direktor Sartorius am Bahnhof anwesend.
Se. Majestät der Kaiser erfreuen Sich trotz der Anstren⸗
des gestr n Tages des besten Wo lseins.
— Es sind Zweifel darüber entstanden, inwieweit die Vorschriften über die von den Beomten der Staatsanwalt⸗ schaft an andere Behörden zu machenden Mittheilungen auch in Forstdiebstahlssachen zur Anwendung zu bringen seien. Der Justiz⸗Minister hat deshalb durch eine allgemeine Verfügung vom 24. d. M. bestimmt, daß in Forstdiebstahls⸗ sachen, ohne Rücksicht auf die im Einzelfalle eintretende Strafe, hinsichtlich der gedachten Mittheilungen die für Uebertretungs⸗ sachen maßgebenden Vorschriften zu befolgen sind. Nur in den Fällen der §§. 6 und 8 des Forstdiebstahlsgesetzes vom 15. April 1878 ist nach den für Vergehenssachen gegebenen Vorschriften zu verfahren. Unberührt bleiben: a. die Be⸗ stimmung unter 8 der Ausführungsverfügung vom 12. Juli 1882 zu der vom Bundesrath beschlossenen Verordnung, be⸗ treffend die Einrichtung von Strafregistern und die wechsel⸗ seitige Mittheilung der Strafurtheile, b. die Bestimmungen, betreffend die Kontrole der Rückfälle bei Zuwiderhandlungen gegen das Forstdiebstahlgesetz (allgemeine Verfügung vom 12. September 1881).
— Der General⸗Lieutenant von Dresky, Inspecteur der 2. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion, ist von den Manövern des IV. Armee⸗Corps hier wieder eingetroffen; ebenso der General⸗ Lieutenant des Barres, Präses der Ober⸗Militär⸗Exami⸗ nations⸗Kommission, von der kürzlich nach Dresden unter⸗ nommenen Dienstreise.
Bayern. München, 28. September. (W. T. B.) Die Beerdigung des am 25. d. M verstorbenen Staats⸗ raths von Schloer fand heute Nachmittag 4 Uhr unter zahlreicher Begleitung statt. Die Mehrzahl der Minister, viele Mitglieder des Landtages, der erste Bürgermeister, mehrere Magistratsräthe und viele hohe Würdenträger wohn⸗ ten der Feierlichkeit bei. Am Grabe sprach der Abg. Mar⸗ quardsen und legte im Namen seiner Parteigenossen einen Kranz nieder, ebenso der Bürgermeister der Stadt Werden, deren Abgeordneter von Schloer war.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 27. September. (Th. Corr.) Der Großherzog wird zu Anfang Oktober auf der Wartburg wieder eintreffen. — Der Geheim⸗Rath Prof. Dr. Hase in Jena, der am Schlusse des 60. Jahres seiner Dozententhätigkeit steht, hat mit Rücksicht auf sein hohes Alter dieselbe jetzt eingestellt. Von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog ist ihm in Anerkennung der hohen Verdienste, die sich der ausgezeichnete Gelehrte erworben hat, der Titel eines Wirklichen Geheimen Raths mit dem Prädikat Excellenz
Linken Sr. Majestät hatten Ihre Königliche Hoheit die Groß⸗ herzogin von Baden, Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz sowie Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Victoria Platz genommen. Rechts und links schlossen Sich Se. Königliche Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern, Se.
verliehen worden.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 28. September. (W. T. B.) Mehrere Morgenblätter feiern in Leitartikeln die Ent⸗ hüllung des Germania⸗Standbildes auf dem
Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen und Se. Hoheit
Prinz Hermann von Sachsen⸗Weimar an. Sr. Majestät dem
Niederwald
Reich sei die führende und regelnde Macht in dem europäischen Concert, die höchste Bürgschaft und ein sicherer Hort des Friedens geworden. Durch weise Mäßigung habe es der Welt die Ueberzeugung beigebracht, daß es ihm mit der Erhaltung des allgemeinen Friedens Ernst sei, und daß es einzig darauf bedacht sei, etwaigen Konflikten vorzubeugen. Dadurch allein habe es die Solidarität mit den Mächten, welche gleich ihm den Frieden wollen, her⸗ zustellen und zu befestigen gewußt und sich Freunde geschaffen, deren Bündniß für jeden einzelnen Betheiligten einen sicheren Rückhalt gegen jede eventuelle Agression gewähre wie für die Allgemeinheit die beruhigendste Friedensgarantie sei. — Die „Deutsche Zeitung“ sagt: Deutschland sei nicht nur die Vormacht des Welttheiles, sondern auch die erste Hüterin des Friedens. Das schönste Lob, welches man dem deutschen Volke am Tage seiner großen Siegesfeier nachrühmen könne, sei, daß es niemals seine Macht gemißbraucht habe. — Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ schreibt: die gewaltige Aktion, für die auf dem Niederwalde ein würdiges Denkmal enthüllt werde, müsse als großer Segen für das ganze deutsche Volk erscheinen. Auch Europa habe sich über das Geschehene nicht zu beklagen; in seiner Mitte sei eine Macht aufgerichtet, die nicht den Krieg, sondern den Frieden wolle, nicht un⸗ ruhigen hochmüthigen Temperaments sei, sondern, ebenso friedliebend wie stark, sich der Einmischungen enthalte und der Eroberungen nicht bedürfe.
— 28. September. (W. T. B.) Der König von Serbien machte dem Kaiser heute einen einstündigen Besuch. Der König beabsichtigt, bis zum Montag hier zu ver⸗ weilen; er empfing den Minister des Aeußern, Grafen Kalnoki. Vorher hatte der König den Besuch des Prinzen Alexander von Hessen empfangen.
Gegenüber der von einigen Blättern verbreiteten Nach⸗ richt, daß Fürst Alexander von Bulgarien von Sofia nach Wien abgereist sei, sagt das „Fremdenblatt“, daß in hiesigen maßgebenden politischen Kreisen von einer solchen Reise Nichts bekannt sei. Uebrigens würde die Anwesenheit des Prinzen Alexander von Hessen, Vaters des Fürsten, dessen eventuelle Reise nach Wien an sich genügend erklären.
Brünn, 26. September. (Wien. Ztg.) In der gestrigen Landtagssitzung wurde der Bericht des Landesausschusses, womit die statistischen Nachweisungen, betreffend die Erwei⸗ terung des Wahlrechtes zum mährischen Landtage, vorgelegt werden, vertheilt.
Belgien. (Köln. Ztg.) Vom 25. Oktober bis zum 1. November werden in ganz Belgien alle Diejenigen, welche künftig auch an den Provinzial⸗ und Gemeinde⸗ rathswahlen theilzunehmen wünschen, falls sie bisher noch nicht durch ihre Steuerleistung dem Census gemäß dazu berechtigt gewesen sind, auf ihre Kenntnisse im Sprechen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Maß und Gewicht, in belgische Landeskunde, vaterländischer Geschichte und allgemeiner Moral geprüft werden. Denn das neue Gesetz vom 24. August hat die Erweiterung des Wahlrechts an diese Befähigung geknüpft. Liberale wie Klerikale haben nun überall Nachhülfeschulen eingerichtet, in denen die Anfangsgründe der Bildung soweit vorgetragen werden, daß der Prüfling von den 40 (5 aus jedem der 8 Fächer) ihm vorgelegten Fragen mindestens 24 richtig beantworten und damit die Berechtigung zum Wählen erwerben kann Um zur Prüfung zugelassen zu werden, muß man vor dem 1. Mai 1863 geboren sein, ein Jahr in Belgien gewohnt haben und das belgische Bürgerrecht besitzen. Wer die Prü⸗ fung besteht, bleibt Wähler für Lebenszeit. Uebrigens gilt die Prüfungsbestimmung nur für die nächsten fünf Jahre; nachher muß zur Erwerbung des Wahlrechts das Zeugniß über fünfjährigen Schulbesuch beigebracht werden.
Großbritannien und Irland. London, 28. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Parnell befindet sich seit acht Tagen in London und reist heute nach Leeds, um der morgen dort stattfindenden Versammlung der internationalen Liga beizu wohnen. Das Gerücht von einem Attentat auf ihn stellt sich als gänzlich unbegründet heraus. 4 O'Donnell ist unter der Anschuldigung, den Kron zeugen Carey ermordet zu haben, vor die Assisen verwiesen worden. Die Wittwe Carey's hat bezeugt: O'Donnell habe nach Vollbringung des Mordes ihr gegenüber erklärt, er se abgesendet worden, um die That auszuführen.
— 29. September. (W. T. B.) Die „Times“ spricht gelegentlich der Einweihung des Niederwald⸗Denk⸗ mals ihre Genugthuung über die Einigung Deutschlands aus: Ein starkes Deutschland gewähre die beste Garantie für die Erhaltung des Friedens in Europa. Indessen bedinge ein starkes Deutschland keineswegs ein schwaches Frankreich; die Kraft Deutschlands sei jetzt so groß, daß es mit Würde die ETöö Reizungen Seitens seiner Nachbarn ertragen önne. G Nach Meldungen aus Hongkong ist Logan, angeklagt ist, bei denjüngsten RKuhestörungen in Kanton ein Kind chinesischer Abstammung getödtet und einen anderen Chinesen verwundet zu haben, von dem Gerichtshof des nicht vorsätzlichen Todtschlages schuldig befunden und zu 7 Jahren Zwangsarbeit verurtheilt worden. Dublin, 28. September. (W. T. B.) Orangisten griffen gesten Abend den Abgeordneten O' Connor auf dem Bahnhofe Portadown an; derselbe entkam indessen un⸗ versehrt. — Der Grundbesitzer Crotty ist gestern Abend in der Grafschast Mayo meuchlings erschossen worden.
Frankreich. Paris, 26. September. (Fr. Corr.) Das Pftrige „Journal officiel“ veröffentlicht das dritte ekret über die Reform des Richterpersonals. Es werden dadurch 155 Präsidenten und Vize⸗Präsidenten, so wie 8 Richter von Gerichten erster Instanz in Ruhestand versetzt. Der „Voltaire“ veröffentlicht nachstehende Note: „Ein Abendblatt (der „Temps“) berichtet, daß, englischen Meldungen zufolge, der an China gerichtete französische Gegen⸗ antragfür Frankreich den Besitz des ganzen Deltas und folglich die ausschließliche Kontrole über die Schiffahrt des Rothen Flusses bis Hong Hoa, auch Tanh Hoa genannt, das über Son⸗Tay hinausliegt, beansprucht. Wir aber glauben zu
wissen, daß das französische Kabinet in seinem Memorandum an die chinesische Regierung die Kontrole der Schiffahrt noch weiter hinauf am Rothen Flusse verlangt, als Tanh Hoa, bis zu einem Punkte, welcher Lao Kai viel näher liegt als 5 Hoa. Andererseits sind wir in der Lage, zu versichern, a das
französische Kabinet nicht darauf ein⸗
Das „Fremdenblatt“ sagt, das Deutsche
gehen wird, daß Chne den Besitz aller am linken Ufer des
Rothen Flusses gelegenen Provinzen für