1883 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Oct 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Hessen. Darmstadt, 24. Oktober. (Darmst. Ztg.) Mit Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin ist gestern Nachmittag 12 Uhr 27 Minuten auch Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Victoria von Preußen zum Besuch hier eingetroffen. Die Höchsten Herrschaften kehrten Nachmittags 4 Uhr 15 Minuten

über Mainz nach Wiesbaden zurück.

Das heute ausgegebene Großherzogliche Regierungsblatt enthält das Gesetz, die Errichtung einer stehenden Brücke

über den Main bei Kostheim betreffend.

(W. T. B.) Die Herzogin von Edinburg hat mit ihren Kindern heute Nachmittag die Rückreise nach Eng⸗ land angetreten. In Cöln wird Ihre Kaiserliche Hoheit mit ihrem Gemahl zusammentreffen und gemeinschaftlich mit dem⸗

selben die Rückreise fortsetzen.

Reuß j. L. Gera, 22. Oktober. (Weim. Ztg.) Der Laondtag ist auf den 31. Oktober hierher einberufen und werd an diesem Tage im hiesigen Rathhaussaale eröffnet werden. Es ist von jeher üblich gewesen, daß bei neuen Landtagsperioden die Eröffnung am Reformationstage statt⸗ fand; so auch diesmal. Zur Berathung wird der Etat für 1884 bis 1886 kommen; ob auch die Angelegenheit der ober⸗ ländischen Eisenbahnfragen, ist noch unbestimmt sowie über⸗

haupt die Vorlagen noch nicht bekannt sind.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 23. Oktober. DiePresse“ schreibt: Der heutigen Eröffnungssitzung der ö sterreichischen Delegation gingen lebhafte Verhandlungen der Parteien voran. Die Rechte war geneigt, der Linken die Vize⸗Präsidenten⸗ stelle zu konzediren; der Vorschlag wurde jedoch abgelehnt, obwohl, wie wir vernehmen, hervorragende Delegirte der Verfassungs⸗ partei für die Annahme des Kompromisses plaidirten. In der That hatte auch ein Theil der liberalen Delegirten, und darunter, wie es heißt, sämmtliche Herrenhausmitglieder, für den Fürsten Czartoryski gestimmt. Die Kandidatur

dieses Kavaliexs begegnete allgemeinen Sympathien, und die Eröffnungs- des Fürsten war nur geeignet, dieselben zu vermehren. Der Hinweis auf die Nothwendigkeit der Er⸗ haltung del dekachtstellung des Reiches, dann jene Stellen der Rede, in welcher der Präsident den Freiheitsgedanken betonte,

fanden gerade auf der Linken des Hauses lebhaften Beifall.

25. Oktober. (W. T. B.) Bei dem Empfange der Delegationen erwiderte der Kaiser: Es erfülle ihn mit aufrichtiger Genugthuung, daß die Beziehungen der Monarchie zu den auswärtigen Mächten ihren durchaus befriedigenden Charakter nicht verloren haben; dem tiefen Friedensbedürfnisse Europas entspreche das loyale Bemühen der Mächte, ihnen die Segnungen des Friedens zu erhalten. Die Bestrebungen der österreichisch⸗ungarischen Monarchie

ären unablässig auf dieses Ziel gerichtet.

Frankreich. Paris 23. Oktober. (Fr. Corr.) Der Budgetausschuß prüfte gestern den Finanzgesetzent— wurf des Herrn Tirard für 1884 und gelangte zu der Ueberzeugung, daß derselbe auf allzu schwankenden Füßen stehe, um angenommen werden zu dürfen. Wie wir schon früher ausführten, wollte der Finanz⸗Minister den durch die Herabsetzung der Steuervoranschläge entstandenen Ausfall von 45 Millionen dadurch decken, daß er die Ausgaben der Mini⸗ sterien um 32 Millionen einschränkte und 14 Millionen bei den Zinsen für die Alterversorgungskasse gewann. Die Mehr⸗ heit der Kommission war jedoch einig darüber, daß diese Rechnungsaufstellung bei ihrer Knappheit um so sicherer zu einem Defizit führen müßte, als die Voranschläge noch zu hoch gegriffen wären. Berichterstatter Rouvier stellte den Antrag, das Steuerergebniß für 1884 genau nach demjenigen der verflossenen zwölf Monate, nämlich vom Oktober 1882 bis Oktober 1883, zu berechnen, und er drang damit durch, obwohl das künstliche Gleichgewicht des von Hrn. Tirard ausgearbeiteten Budgets dadurch gestört wird und ein Defizit von 60 Millionen entsteht, für dessen Deckung Rouvier die Herabsetzung der Amortisirung der Staatsschuld um diese Summe vorschlug. Ueber diesen Punkt wurde jedoch noch kein Beschluß gefaßt. Der Abg. Ribot, welcher das Say'sche System der Erhöhung der Steuervoranschläge lebhaft befür⸗

wortet hatte, enthielt sich gestern mit einigen Gesinnungs⸗

genossen vom linken Centrum der Abstimmung über den Rouvierschen Antrag. Nachdem diese Frage erledigt war,

theilte er dem Ausschusse mit: er gedenke im Plenum den

Antrag zu stellen, daß das außerordentliche Budget für den Krieg und die öffentlichen Bauten beseitigt und die Ausgaben

desselben dem ordentlichen Budget einverleibt werden, weil

nur so den Hauptursachen der gegenwärtigen Finanznoth ge⸗ steuert werden könne.

24. Oktober. (W. T. B.) Die radikale Linke hat sich einstimmig für die Nothwendigkeit einer Interpellation über die auswärtige Politik des Kabinets ausge⸗ sprochen. Der Tag, an welchem die Interpellation in der Kammer eingebracht werden soll, wird später festgesetzt werden.

Bulgarien. Sofia, 24. Oktober. (W. T. B.) Der General Lessevoy, General⸗Adjutant des Fürsten, und Kapitän Polsikoff, Ordonnanz⸗Offizier desselben, sind nach Rußland zurückberufen worden.

Süd Amerika. (W. T. B.) Eine der chilenischen Gesandtschaft in Paris zugegangene Depesche bestätigt die Nachricht von der Unterzeichnung des Friedens⸗ vertrages mit dem Präsidenten Iglesias und meldet ferner, daß Iglesias Herr von ganz Peru mit Ausnahme des Gebietes von Arequipa sei, daß sich ein chilenisches Expeditions⸗ corps auf dem Marsche nach Arequipa befinde, und daß der Kongreß von Peru einberufen sei.

Zeitungsstimmen.

Aus Karlsruhe, Mitte August, wird dem „Deutschen Handelsarchiv“ geschrieben:

Die Nähmaschinenindustrie arbeitet im Allgemeinen mit nicht ungünstigem Erfolge, die englischen und amerikanischen Maschinen werden durch deutsches Fabrikat immer mehr verdrängt und der Export hat bedeutend zugenommen. Freilich wird bei der bedeutenden Konkurrenz der Nutzen auch immer geringer und namentlich die kleineren Betriebe haben einen schweren Stand.

Die hiesige Maschinenbau⸗Gesellscha t, welche namentlich den Lo⸗ komotivbau betreibt und 350 bis 400 Arbeiter beschäftigt, klagt über die gedrückten Preise für ihre Fabrikate, welche bei einer wesentlichen Srfägerung der Preise für die Rohmaterialien kaum einen Nutzen übrig lassen

vollauf beschäftigt enhülsen nicht allein an dheer, sondern arbeitet

kation sind die Fabriken größtentheils elfach über zu geringen Nutzen.

ee hat sich noch immer ni Hauptgeschäft daher i ischen Ländern,

Die Metallpatronenfabrik Lorenz orzüglich anerkannten Patron rine und das deutsche Lan

t ihre als v die Kaiserlich auch viel für das

In der Bijouteriefabri beschäftigt, klagen aber vi auf dem deutschen Markt bessert und besteht das europäischen und übersee bedeutend ist.

Die Uhrenfabrikation im Schwar und gewinnbringender geworden, als Uhrwerke war und Verkauf v Artikel du Bahn gele

Die Orche kolossales Absa nach geschickter

cht entsprechend ge⸗ n dem Erxport nach welcher zum Theil recht

zwalde ist eher etwas lebendiger sie seither war, namentlich für aus befriedigend, während der mehr abnimmt, weil dieser ertheuert und durch die an der

ist der Absatz dur on Uhrenkasten mehr und rch die Fracht zu sehr v gene Konkurrenz verdrängt strionfabrikation des Schwarzwaldes hat tzgebiet noch vergrößert, indem ihr v Ausführung eines Probeauftrags, v

ihr ohnehin on Ostindien aus, erschiedene Ordres

Die Baumwollen gut beschäftigt. müsse bescheidenen Nutzen begnügen. gange sind die gang, besonders i Strohstoff⸗ Steigerung der Produ immer fortschreitende Absatz und sind v

im Allgemeinen bei starker Konkurrenz, mit einem mit ihrem Geschäfts⸗ en abermaligen Rück⸗

spinnereien und Webereien sind n sich aber, Wenig zufrieden großen Druckereien, welche über ein hres inländischen Geschäfts, kl und Pappenfabriken ktion durch Erw Vervollkommnung ollauf beschäftigt. 8 Ebenso sind die Lahrer Kartonnagenf gange recht zufrieden; dieselben decken du in Deutschland eingetretenen Ausfall, starker Konkurrenz mit bescheidenem Nut Der Handel in Rohtaback i änderung in diesem Artikel sich Gewißheit über das diesjährige Ernteerg erem Bezirke liegende Zuckerfabrik W hrige Kampagne mit sehr günstigen orstehendem über den ks Gesagten das Facit, wenn auch nicht als glänzend, nd bezeichnet werden können. 1 sche volkswirthschaftliche Cor⸗ Crefelder Seidenindustrie

haben bei theilweiser eiteruug des Betriebes und ihrer Fabrikate sehr guten

abriken mit dem Geschäfts⸗ rch den Export reichlich den müssen sich aber in Folge zen begnügen.

st sehr schleppend und läßt eine Ver⸗ erwarten, als bis man

aghäusel schließt Resultaten ab.

andel und die glauben wir, so doch im Allge⸗

auch ihre diesjä r aus dem in V Industrie unseres Geschäftsbezir daß die Verhältnisse, meinen als befriedige

respondenz“ und den Zoll: Wenn man den Absatz

man den von Erzeugnissen der Crefelder Sammet⸗ und Seidenindustrie im Inl

ande ins Auge faßt, große Nutzen, den die Industriezweige

seidene Wa eine Kalamität für durch die neue Zollpolitik ß am 1. Januar 1880 eine Erh waaren bis auf 600 pro bis auf 300 eintrat. sten Folgen für die deutsche Fab der Industrie insofern, als die seidenen Waaren seitdem mehr und Erzeugnisse der einheimischen bis im Jahre 1880 in erhöhung endlich die Verhältni karkte wieder anfingen sich be Es betrug nämlich die Ei

so ergiebt sich in neue Zoll⸗

im Jahre 1865 der Zoll aren ganz erheblich herab⸗ einheimische Jahre 1879 dahin öhung des Einfuhr⸗ 100 kg und für halb⸗ Obige Zollherabsetzung rikation und namentlich Einfuhr von seidenen mehr zunahm, während Industrie immer mehr olge der wieder eingetretenen Zoll⸗ ztere auf dem einheimischen sser zu gestalten. 8 nfuhr in den freien Verkehr halbseidene Waarer

kanntlich war im deutschen auf Seidenwaaren und halb gesetzt worden,

welche erst wieder reparirt wurde, da zolles für Seiden seidene Waaren hatte die übel für die Crefel

zurückging,

nnen, daß die Einf 66 bis 1879 um vährend erst im Jahre 1880 lötzlicher Umschwung darin einge⸗ r seidener Waaren im Jahre 1881 „so ist sie doch im folgenden ge der halbseidenen Waaren

ch nun in Folge der Zollm Trefelder Seidenindustrie auf Während einer zunehmenden dieses Absatzes in

1872 auf 30,94 Millionen Mark 26,36

ohne Weiteres erke seidener Waaren von 18 zugenommen hat, 1 ung ein p

Diese Ziffern lassen sowohl seidener als halb mehr als das Doppelte in Folge der Zollerhöh treten ist. Wenn auch die Einfuh nochmals eine Vermehrung erfahre Jahre weiter zurückgegangen und hat seit 1880 konstant abgenommen In entsprechender Weise nahmen die Absatzverhältni einheimischen Markte gestaltet. von außerhalb ist der Werth zurückgegangen:

sse der Cre folgender Weise

hat derselbe angefangen, sich in der Absatz Crefelds in Deutschla

3,83 Millionen Mark, 39 8

Erst im Jahre 1881 werther Weise zu heben; sich nämlich:

1880 auf 2

eutschen Allgemeinen

Man schreibt der „Nordd eitung“

„Die deutschen Zeitungen haben Exposés nur ganz kurz erwä Minister Tirard der Bud beträge gegeben hat. heben gewesen, während Enre Voranschlägen 1883 Resultate inanz⸗Minister meinte, nregistrement um rund lionen, für die Zölle um 7 ½ Mill 16 Millionen Francs reduzirt werde es jedoch bei dem früheren Vorans Das genannte Blatt b Das Stillschweigen, wel Passus des Tirardschen Exposés be Wir dürfen nicht unterlassen, auf zu lenken.

„im Allgemeinen wenigstens, des er französische Finanz⸗ die diesjährigen Steuer⸗ es wäre wohl hervorzu⸗ egenheit konstatirte, daß, und Zölle hinter den das Tabackmonopol auch für alle Hoffnungen über die Voranschläge für 1884 m 18 Million

getkommission über Es scheint mir jedoch, daß Hr. Tirard bei dieser Gel gistrement, Stempel, Zucker zurückgeblieben seien,

üßten für das en, für den Stempel um 3 ½ Mil⸗ ionen, für die Zuckersteuer um n; hinsichtlich des Tabacks könne chlag bleiben.“

emerkt hierzu:

sere liberale Presse über diesen ist charakteristisch. unserer Leser dar⸗

obachtet hat, die Aufmerksamkeit

Reichstags⸗Angelegenheiten.

hlbezirk, Greifswald⸗Grim⸗ benen Senators Stoll der Landrath freikonservativ, mit 7575 ffskapitän Schwartz s Reichstages gewählt worden.

ralsunder Wa Stelle des verstor Behrenhoff, welche der Senator erhalten hat, zum Mitglied de

men, ist an Graf Behr⸗ gegen 6247

in Wolgast

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

400 jährigen Luther⸗Jubiläum v hmung einer kritischen

““

1 9 eranstalteten großen literarischen U

Gesammt⸗

im Verlage von Hermann Böhlau in Weimar erscheint, ist nunmehr ein Probeheft versandt worden. Dieses ist dazu bestimmt, ein Bild von der Einrichtung und Ausstattung derselben zu geben, und enthält das erste Verzeichniß der Subskribenten, das Vorwort des Herausgebers, das Inhaltsverzeichniß des ersten Bandes, je einen Bogen mit deutschem und lateinischem Text und den Prospekt. An der Spitze des Subskribentenverzeichnisses steht der Name Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen mit 3 Exem⸗ plaren; dann folgen Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht mit 1 und das Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗An⸗ gelegenheiten mit 25 Exemplaren des Werkes. Nicht nur aus allen Staaten des Deutschen Reichs, sondern auch aus dem Auslande sind zahlreiche Bestellungen eingegangen; die Zahl der von Amerika be⸗ stellten Exemplare beträgt nicht weniger als 38, so daß sich also ein außerordentlich reges und vielseitiges Interesse für die neue Publikation der Werke des Reformators bekundet hat. Der Zweck des Unternehmens ist, um es noch einmal zu wiederholen: eine würdig ausgestattete Gesammtausgabe derselben, die zugleich den An⸗ forderungen der Wissenschaft genügt. Den Plan zu einer solchen hatte D. theol. J. K. F. Knaake in Drakenstedt bereits seit Jahren ins Auge gefaßt und durch Ankauf alter Drucke sowie durch besondere Untersuchungen die Ausführung desselben vorbereitet. Zwar besitzen wir, wie D. Knaake in dem Vorwort sagt, Sammlungen von Luthers Werken aus jedem Jahrhundert seit der Reformation, aber alle bleiben hinter den berechtigten Ansprüchen unserer Zeit weit zurück. Für die älteren unter ihnen bedürfe dies keines Beweises; Walchs in manchen Kreisen noch geschätzte Ausgabe aber enthalte oft widersinnige oder sprachwidrige Uebersetzungen der lateinischen Schriften Luthers, und auch die Erlanger, der man gewisse Vorzüge vor den übrigen nicht absprechen könne, gewähre der wissenschaftlichen Forschung zu wenig sicheren Boden. Ueber die Entstehungsgeschichte der neuen Ausgabe entnehmen wir dem Vorwort folgende Anaaben: Vor einigen Jahren noch hatte die Königliche Akademie der Wissen⸗ schaften in Berlin durch die Preisaufgabe: „Nach welchen Grund⸗ sätzen würde eine neue kritische Tertausgabe der ältesten, etwa bis 1521 erschienen deutschen Schriften Luthers herzustellen sein?“ die Nothwendigkeit einer solchen bekundet. Der Plan des Dr. Knaake fand daher sowohl bei der Akademie eine befürwortende Begut⸗ achtung wie vom Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten bereitwillige Unterstützung. Aber erst dadurch, daß Se. Majestät der Kaiser und König huldreich eine hohe Summe bexvilligten, mit Hülfe welcher die wissenschaftlichen Vorbereitungen fort⸗ gesetzt werden konnten, wurde das ganze Unternehmen sicher gestellt. r Leitung desselben wurde vom Ministerium der geistlichen ꝛc. An⸗ gelegenheiten eine Kommission berufen, welche aus einem Vertreter des Ministeriums (Ober⸗Konsistorial⸗Rath Professor Dr. Weiß) und zweien Delegirten der Akademie der Wissenschaften (Geheimer Regi

rungs⸗Rath Professor Dr. Möllenhoff und Geheimer Regierungs⸗

Rath Dr. Waitz) bestand. Den Verlag übernahm die Verlagsbuch⸗ handlung von Hermann Böhlau in Weimar, während die Redaktion dem D. Knaake übertragen wurde. In die Ausgabe werden sämm

liche Schriften des Reformators aufgenommen werden, auch solche, die nicht veröffentlicht sind, aber von ihm nach⸗ weisbar herrühren. Dagegen soll alles das ausgeschlossen werden, was anderen Verfassern angehört, wofern es nicht mit einem Schriftstück Luthers selbst untrennbar verbunden er⸗

scheint. Schon hierdurch soll sich die Ausgabe vor allen früheren

vortheilhaft unterscheiden. In der Anlage des Ganzen ist der sach⸗

lichen aus im Vorwort näher dargelegten Gründen die chronologische Ordnung vorgezogen worden, und es sind somit lateinische mit

deutschen Schriften gemischt, je nach ihrer Zeitfolge. Dadurch wird es, wie der Herausgeber sagt, möglich zu erkennen, wie Luther die Gewohnheit lateinisch zu schreiben, allmählich abstreifte und sich zu dem sprachgewaltigsten deutschen Schriftsteller durcharbeitete. Ueber⸗ haupt gewinne man durch die chronologische Anlage einen tieferen Einblick in sein geistiges Werden und Wirken nach den verschiedensten Seiten, als Prediger, Katechet, Reformator ꝛc. Die Gesammtausgabe der Werke Luthers wird sich in drei Hauptabtheilungen gliedern, von denen die erste die Schriften bis 1521, die andere die bis 1530, die dritte die übrigen umfaßt. Luthers Aufenthalte auf der Wartburg und zu Coburg sind die Scheidepunkte. In den einzelnen Abtheilun⸗ gen werden die Schriften ebenfalls so weit wie möglich chronologisch

geordnet, auch die exegetischen und homiletischen dementsprechend ein⸗ gefügt, nur daß die Predigten thunlichst am Ende des Jahres, in das sie gehören, zusammengestellt werden. Predigten, welche später veröffentlicht sind, werden denen des Jahres, in dem sie gehalten, ein⸗ gereiht. Vorlesungen, die später als sie gehalten erschienen sind, finden unter dem Jahre ihres Erscheinens ihre Stelle, wenn die Aus⸗ gabe von Luther sanktionirt oder durchgesehen ist; Vorlesungen, die nach Luthers Tode erst herausgekommen, werden an den Schluß verwiesen. Die Briefsammlung wird, chronologisch geordnet, am Schluß gegeben, ebenso die sogenannten „Tischreden“ nach dem Befund der besten Quellen. Jeder einzelnen Schrift geht eine Einleitung voran. Nur ausnahms⸗ weise werden kleinere, durch Zeit und Geschichte eng verbundene Stücke zu einer Gruppe zusammengestellt und erhalten eine gemein⸗ same Einleitung. Dieselbe entwickelt an den äußeren Zeugnissen die Entstehung der Schrift, beschreibt die verschiedenen Ausgaben, die davon erschienen sind, wenigstens bis zum Tode Luthers, beurtheilt dieselben womöglich in ihrem Verhältniß zu einander, stellt den Ur⸗ druck fest und führt auch die Stellen an, wo sie sich in älteren Sammlungen und in den Gesammtausgaben findet. Ein besonderes Gewicht ist auf die Biographie gelegt, welche innerhalb des gezogenen Kreises (bis zu Luthers Tode) vollständig gegeben werden soll. Bei Drucken, die kein Impressum haben, wird man Drucker und Druckort anderweit zu bestimmen suchen. Hierdurch wird nebenbei auch die Geschichte des Buchdrucks nicht unbedeutend bereichert werden, und für die Kunstgeschichte soll eine kurze Beschreibung der Holzschnitte auch einige Ausbeute bieten. Vor Allem aber wird sich in der Ver⸗ breitung von Luthers Schriften die Geistesbewegung seiner Zeit ab⸗ spiegeln. Man wird den inneren Gang der Reformation und ihrer Ideen um so mehr verstehen, je mehr man die Spuren der Schriften Luthers verfolgt. Davon ist aber sehr wenig in die Blätter der Ge⸗ schichte eingetragen, und nur die verschiedenen Ausgaben können hier Aufschluß geben. So wird man aus den Druckorten

den Antheil der einzelnen Städte und Länder und die

Mittelpunkte der reformatorischen Bewegung kennen lernen. Was die Gestalt des Textes betrifft, so soll in den Fällen, wo neben

andschriften gedruckte Ausgaben vorliegen, die nachweislich unter uthers Augen entstanden sind, der Text dieser Ausgabe, als der von

Luther selbst der Oeffentlichkeit übergebene gewählt worden. Bei verschiedenen von Luther selbst besorgten Ausgaben kommt der Tenor der ersten Ausgabe in den Text, die Abweichungen der späteren in die Anmerkungen. Ausnahmen bilden nur die Fälle, in welchen die spätere Bearbeitung der Schrift so durchgreifend ist, daß sie den Werth eines eigenen Werkes hat und als besondere Schrift gebracht werden muß. Bei Drucken, die nicht von Luther veranstaltet sind, wird, wo sie und soweit sie vorhanden, der Text nach der Handschrift gegeben und die Varianten des Drucks in der Anmerkung. Wo der Urdruck und die Handschrift nicht vorhanden, wird der relativ älteste Druck kritisch ermittelt und der Ausgabe zu Grunde gelegt, wo nicht etwa einer der späteren Drucke nachweislich auf besseren Quellen beruht. Die

Varianten anderer Drucke werden nur mitgetheilt, soweit sie von sach⸗ licher Bedeutung sind. Ueber stehende Varianten, die sprachwissen⸗ schaftlich von Interesse sind und in sonst nicht weiter berücksichtigten Nachdrucken, namentlich süddeutschen, vorkommen, wird möglichst in der Einleitung zu der betreffenden Schrift Rechenschaft gegeben. Die nach diesen Grundsätzen gewählten Vorlagen werden in ihrer ursprüng⸗ lichen Form wiedergegeben. Aenderungen grammatischer Formen finden nicht statt; wo abgewichen, wird die Lesart der Vorlage in der Note angemerkt. An Luthers Entwickelung in sprachlicher Hinsicht sehen wir nicht nur das Ringen seines Geistes, sondern unserer Sprache überhaupt. Dies für seine besonderen Zwecke zu verfolgen, soll die Ausgabe jedem Forscher ermöglichen. Aber auch jeder Lutherfreund soll hier dem Manne selbst begegnen, wie er war und wie er geworden ist.“ Die Schreibweise hält so streng wie mög⸗

lich an der Quellschrift fest. Die zum Abdruck gelangenden ge⸗ schriebenen oder gedruckten Vorlagen werden in der ursprünglichen Schreibweise wieder gegeben; wo neben den Drucken Hand⸗ schriften vorliegen, wird die Orthographie der letzteren auf⸗ genommen. Dasselbe gilt von dem Wechsel der großen und kleinen Buchstaben am Anfange der Wörter, der meist nach den Originalen beibehalten ist, fast durchweg in den deutschen Schriften. Ob die in den Schriften Luthers vorkommenden Holzschnitte repro⸗

duzirt und ob die Briefe an ihn sowie einzelne für das Verständniß

seiner Werke wichtige zeitgenössische Schriften der Ausgabe in einem Supplement angereiht werden sollen, ist noch nicht entschieden. Die Verlagshandlung wird, wie schon das Probeheft beweist, auch zukünftig mit allen Kräften für geschmackvolle und würdige Ausstattung Sorge tragen. Sie hat den schönen Titelrahmen des ersten Bandes einer Lucas Cranach zugeschriebenen Holzschnitteinfassung Melchior Lotters nachbilden und die einzelnen Schriften mit Initialen schmücken lassen: getreuen Wiedergaben der nach Zeichnungen der Meister des 15. und 16. Jahrhunderts angefertigten Holzschnitte, welche zu Luthers Zeit zum Schmuck seiner Werke und derjenigen seiner Zeitgenossen dienten. Der erste Band der Ausgabe und das Probcheft bringen sogleich an der Spitze eine höchst interessante Schrift des Reforma⸗ tors, wie wir sie sonst von Luther nich“ kennen und die bisher dem Blick aller Forscher entgangen ist: es ist der Tractatulus de his qui ad ecclesias confugiunt, tam judicibus saecularibus quam ececlesiae rectoribus et monasteriorum praelatis perutilis, eine kirchenrechtliche Abhandlung, welche zuerst im Jahre 1517 ohne Angabe des Verfassers und dann 1520 unter Luthers Namen erschienen ist, und zwar beide Male bei demselben Drucker, Johann Weißenburger in Lands⸗ hut. Dann folgt ein Sermo praescriptus praeposito in Litzka aus dem Jahre 1512. Es war im 16. Jahrhundert nicht selten, daß begabte Männer für Prediger und Professoren Reden und Vorlesungen auf⸗ setzten. Ein solches Schriftstück ist dieser lateinische Sermon, welchen Luther für den Propst von Leitzkau, Georg Mascov, verfaßt hat. Ihre erste Bekanntschaft mögen sie in Folge der Beziehungen ge⸗ macht haben, in denen das Augustinerkloster zu Wittenberg besitz⸗ rechtlich zu Leitzkau stand: bald war sie in Freundschaft übergegan⸗ gen, und wir wissen aus einem späteren Dokument, daß nach Be⸗ ginn der Reformation Georg Mascov Luthers größter Gönner blieb und seiner Sache allen Vorschub leistete. Daran reihen sich im ersten Bande folgende Schriften: Sermone aus den Jahren 1514 1517, die Quaestio de viribus et voluntate hominis sine gratia disputata (1516), die Vorrede zu der unvollständigen Ausgabe der „deutschen Theologie“ (1516), die sieben Bußpsalmen, erste Be⸗ arbeitung (1517), die Disputatio contra scholasticam theologiam (1517), die Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum (1517), ein Sermon von Ablaß und Gnade (1517), eine kurze Er⸗ klärung der zehn Gebote (1518), die Instructio pro confessione peccatorum (1518), zwei deutsche Fastenpredigten von 1518, Asterisci Lutheri adversus Obeliscos Eckii (1518), ein Epistolium ad Joh. Sylvium Egranum (1518), ein Sermo de poenitemia (1518), Sermo de digna praeparatione cordis pro suscipiendo sacramento eucha- ristiae (1518), duo sermones de passione Christi (1518), ein Frag- mentum Lecrionum Lutheri (1518), die Disputatio Heidelbergae habita) die Vorrede zu der vollständigen Ausgabe der „deutschen Theologie (1518), die Schrift: „Eine Freiheit des Sermons päpst⸗ lichen Ablaß und Gnade belangend“ (1518), Decem praecepta Wit- tenbergensi praedicata populo (1518), Resolutiones disputationum de indulgentiarum virtute (1518), Pro veritate inquirenda et timo- ratis conscientiis consolandis conclusiones (1518), ein Sermo de virtute excommunicationis (1518), die ad dialogum sil- vestri Prierati de potestate papae responsio (1518) und endlich eine Auslegung des 109. (110.) Psalms (1518). In dem Probeheft wird von diesem Inhalt des ersten Bandes nur die Schrift: „Eyn Freyheyt des Sermons Bebstlichen Ablas und gnad belangend Doct. Martini Luther wider die vorlegung, szo tzur schmach seyn und desselben Sermons ertichtet“ vom Jahre 1518 als Probe des deutschen Textes der Ausgabe mitgetheilt. Die Schrift entstand in dem Streit mit Tetzel, welcher Luthers deutschen „Sermon von Ablaß und Gnade“ in einer ebenfalls deutschen Schrift: „Vorlegung ꝛc.“ bekämpfte. Diese Entgegnung beleuchtete Luther durch die hier publizirte Schrift, mit der er sich übrigens nachträglich nicht recht zufrieden äußerte. Die typographische Ausstattung der Ausgabe wird, nach dem, wie schon erwähnt, mit stylgemäßen Initialen, Rand⸗ und Kopfleisten und Vignetten ge⸗ schmückten Probeheft zu urtheilen, eine durchaus würdige sein. Der erste Band (Pr. 18 ℳ) soll noch in diesem Monat zur Ver⸗ sendung kommen und dann in einer größeren Anzahl von Buchhand⸗ lungen zur Ansicht ausgelegt werden. Jährlich werden etwa 3 Bände, jeder zu 40 50 Bogen in groß Lexikon⸗Oktav⸗Format erscheinen. Die Vorbereitungen sind so getroffen, daß die Vollendung in zehn bis zwölf Jahren zugesichert werden kann; der Gesammtumfang ist auf ca. 35 Bände berechnet. Der Preis eines Bogens ist auf 40 festgestellt; der Preis eines Bandes wird demnach 16 20 be⸗ tragen. Einzelne Bände werden nicht abgegeben. Auf Wunsch werden die Bände auch gebunden versandt. Der Einband (halbsaffian), wird der Bedeutung und dem Charakter des Werkes entsprechen, sich von jeder Ueberladung 88 8 dauerhaft sein. Der Preis desselben wird 4 50 8 5 betragen. 58 Von 88 im Verlage von Sigmund Bensinger in Wien, Leipzig und Prag erscheinenden illustrirten Prachtausgabe von Theodor Körners sämmtlichen We rken sind die Lieferungen 21 (I. Band: Erzählungen), 22 (I. Band: mündliche Erzählungen, bearbeitet von Caroline Pichler) und 23 (I. Band, Gedichte deutscher Dichter auf Emma und Theodor Körner und Körners Briefe) aus⸗ gegeben worden, die trotz des billigen Preises (jede Lieferung 50 ₰) ebenso trefflich illustrirt und sauber ausgestattet sind wie die früheren. Im Verlage von J. J. Weber in Leipzig ist soeben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Katechis mus der analytischen Geometrie, von Dr. Max Friedrich, Ober⸗ lehrer am Gymnasium zu Bautzen, (mit 56 in den Text gedruckten Figuren, Preis in Orig.⸗Einband 2 40 ₰). Der Katechismus der analytischen Geometrie will mit den Anschauungen und Schluß⸗ weisen dieses Theiles der Mathematik bekannt machen und durch über⸗ sichtliche Gliederung des Ganzen und Hinweisung auf die Methoden das Verständniß erleichtern. 8 Die Nr. 3 der dieslbeieen EE n.g. b- rockhaus in Leipzig“ führt aus dem neuesten Ver age der Firma u. A. an: Die 13. Auflage von Brockhaus' Kon⸗ versationslexikon, von der jetzt Bd. 5, Bog. 41 60 (Duncker-Elektra) mit 2 Karten und 6 Tafeln, sowie Bd. 6, Bg. 1— 40 (Elektrizität eile), mit 5 Karten und 14 Tafeln vorliegen; ferner die allgemeine Feileh, mit, der Wissenschaften und Künste von Ersch und Gruber, 2. Sekt., H—N; den Neuen Pitaval, 4. Folge, 10. bis 12. Thl. in 2. Aufl.; von Rönne'’s Staatsrecht der Preußischen Mo⸗ narchie in 4. Aufl., 14. Lfg.; Brinckmanns Begründung der Klagen des Reichsrechts und des gemeinen Rechts :n 2 Bdn.; Eckermanns Gespräche mit Goethe in 5. Aufl.; Deutsche Dichter des 16. Jahr⸗ hunderts, Bd. 18 (Dichtungen von Luther); die Internationale wissen⸗ schaftl. Bibliothek, hrsg. von Prof. Rosenthal, Bd. 4, 9, 58 60; Webers Indische Studien, Bd. 16; Pypins und Spasowics Geschichte der slavischen Literaturen; Biblioteca d'autori italiani, 18. Bd. rarca). 8 e Her antiquarische Katalog Nr. 65 von Ferd. Raabe's Nachf. Eugen Heinrich in Königsberg i. Pr., der soeben erschienen, enthält ein reichhaltiges und werthvolles Ver⸗ zeichniß von 2694 Schriften aus dem Gebiete der Medizin, die unter folgende Abtheilungen vertheilt sind: Zeitschriften aus dem Gesammtgebiete der Medizin und Naturwissenschaften; Geschichte und Bibliographie der Medizin, Wörterbücher, Systeme, Berichte, Allgemeines; Schriften von Aerzten früherer Zeit (des grichischen Alterthums, des 16, 17 und 18. Jahrh.); Anatomie und Physiologie, normale und pathologische, sowie Anthropologie und Mikroskopie; Pathologie und Therapie im Allgemeinen; Klinik, Diagnostik, Mono⸗ graphien; Krankheiten der Respirations⸗, Cirkulations⸗ und Digestions⸗ Organe, sowie Auskultation und Perkussion; Krankheiten der Harn⸗ und

Geschlechtsorgane, Syphilis und Hautkrankheiten; Krankheiten

des Nervensystems, Psychologie, Psychiatrie, Magnetismus, Pörenokedie; Rematheiten der Konstitution: Fieber, Cholera, Pest, Trichinose u. s w.; Geburtshülfe, Frauen⸗ und Kinderkrankheiten; Chirurgie, Hernien, Heilgymnastik; Kriegsheilkunde, Militärsanitäts⸗ wesen, Hospitäler; Augenkrankheiten; Ohren⸗ und Zahnheilkunde; gerichtliche Medizin, Staatsarzneikunde, Hygiene; Arzneimittellehre, Torikologie, Chemie, Physik, Pharmazie, Pharmazeut, Botanik, Elektrizität in der Medizin; Balneologie Homöopathie und populäre Medizin; Thierheilkunde. An diese 2694 Schriften aus den genannten Gebieten schließt sich ein Verzeichniß von 450 Dissertationen medizi⸗ nischen Inhalts an. Die in dem vorstehenden Kataloge aufgeführten Schriften bildeten früher die Bibliotheken des Geh. Medizinal⸗Raths Prof. Dr. Hildebrandt, des Dr. Lange, des Stabsarztes Dr. Laue in Königsberg und des Sanitäts⸗Raths Dr. Bauer in Fulda.

Die zu Leipzig am 27. d. M. erscheinende „Nr. 2104 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Das am 25. Oktober enthüllte Leibniz⸗Denkmal in Leipzig. Nach dem Entwurf von Professor E. Hähnel. Emil Dubois⸗Reymond. Nach einer Photographie von Löscher und Petsch in Berlin. Die neue Uniformirung der russischen Armee. Originalzeichnung von G. Bro⸗ ling. Marquis Tseng, außerordentlicher Gesandter und bevoll⸗ mächtigter Minister an den Höfen von Paris, London und St. Pe⸗ tersburg. Die Araukaner im Zoologischen Garten zu Berlin. Nach dem Leben gezeichnet von E. Höppner. Die Wasserkünste in Versailles: das Neptuns⸗Becken. Originalzeichuung von G. Koch. Leipziger Wassersport. Originalzeichnung von P. Bauer. Preisvertheilung bei einer Landwirthschaftlichen Ausstellung im öster⸗ reichischen Alpenland. Nach einer Zeichnung von R. Kahle. Mu⸗Lien⸗To (Paul v. Möllendorff), Minister des Königs von Korea. Die koreanische Gesandtschaft in New⸗York. Nach einer photographischen Aufnahme von J. W. Taber in San Francisco. Amerikanische Skizzen: Der jährliche Kampf um den Stock bei den Studenten des Columbia College in New⸗York. Polytechnische Mittheilungen: Automatische Servirgabel. 2 Fig. Wagners ver⸗ stellbarer Kerzenhalter und Lichtsparer. Moden: Armband im Renaissancestil. Broschen und Haarnadeln.

Gewerbe und Handel. 1

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (eiinschließlich Luxemburgs) im Monat September 1883 auf 278 486 t, darunter 170 369 t Puddel⸗ Roheisen, 7326 t Spiegeleisen, 39 983 t Bessemer⸗, 31 698 t Thomas⸗ Roheisen und 26 810 t Gießerei⸗Roheisen. Die Produktion im September 1882 betrug 272 729 t. Vom 1. Januar bis 30. September 1883 wurden produzirt 2 514 358 t gegen 2 326 488 t im Vorjahre.

Die nächste Börsenversammlung findet zu Essen am Montag, den 29. Oktober, im Casino (bei C. Rothe) statt.

Die „New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg“ schreibt in ihrem vom 12. d. M. datirten Wochenbericht: In der Entwickelung des Geschäftes am Waaren⸗ und Produktenmarkt ist keine wesent⸗ liche Aenderung eingetreten. Brodstoffe verkehrten überwiegend in weichender Tendenz, hatten aber trotz des bedeutenden Rückganges, der für die meisten Getreide⸗- und Mehlsorten etablirt worden ist, verhältnißmäßig wenig Frage; nur Mais machte eine Ausnahme und blieb wie in den Vorwochen Seitens des Exporthandels sehr beachtet. Für Baum wolle ist bei lebhafter Spekulation, aber verhältnißmäßig ruhigem Geschäft in disp. Waare ein weiterer Avanz etablirt worden. Brasil. Kaffees sind abermals und zwar sehr bedeutend gestiegen, während reinschmeckende Sorten feste Preishaltung behielten. Der Roh⸗ zucker ist wieder ruhiger gewesen, ohne jedoch an Festigkeit ein⸗ gebüßt zu haben. Am Theemarkt trat die Nachfrage wieder etwas schwächer auf. Terpentinöl begegnete zu steigenden Preisen recht leb⸗ haftem Begehr, während Harz ruhiges Geschäft, aber feste Tendenz hatte. Schmalz und Schweinefleisch sind abermals niedriger, fanden aber für Export und Seitens des Konsums immer noch wenig Be⸗ achtung. Raff. Petroleum fest; United Pipe line Certificates haben sich theilweise von der seit einigen Tagen vorherrschenden Depression erholt und schließen in fester, steigender Tendenz. Der Metallmarkt ist still geblieben. Fremde Manufakturwaaren waren etwas lehhafter, während in einheimischen Fabrikaten das Geschäft einen ruhigen Ver⸗ lauf genommen hat. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 2 108 105 Doll., gegen 2 687 989 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres. Am Geldmarkt zeigt sich wieder Superabundanz disponiblen Kapitals, das zu ängstlich, feste Anlage in geschäftlichen Unternehmen oder an der Fondsbörse zu suchen, mit täglicher Kündigung gegen Unterpfand auszuleihen getrachtet wird, und zu diesem Zwecke faktisch betteln geht.

Nürnberg, 23. Oktober. (Hopfenm arktbericht von Leopold Held.) In animirtem Verkehr wurden gestern bei einer Gesammt⸗ zufuhr von 700 Ballen 1000 Säcke zu steifen und theilweise auch 2 3 höheren Preisen verkauft. Heute betrugen die Land⸗ zufuhren ca. 700 Ballen, die Bahnabladungen gegen, 300 Säcke. Die Verkäufe vollzogen sich etwas langsamer, da die Eigner anfangs sehr hohe Forderungen stellten. Bis Mittag umfaßt der Umsatz ca. 600 Ballen. Die Stimmung ist fest und angenehm. Die Notirungen lauten: Württemberger prima 170 180 ℳ, mittel 145 155 ℳ, Hallebdtauer prima 170 180 ℳ, mittel 145 155 b. Polen prima 165 175 ℳ, Elsässer prima 140 145 ℳ, mittel 130 bis 138 ℳ, Badische prima 150 155 ℳ, mittel 135 145 ℳ, Gebirgshopfen 160 165 ℳ, Marktwaare 140 150 ℳ, Aischgrün⸗ der 140 155 ℳ, Altmärker 110 120

Verkehrs⸗Anstalten.

Höchst a. M., 23. Oktober. Mit der Arbeit an dem unserer Stadt gegenüber liegenden Mainkanale ist in der vorigen Woche bereits begonnen worden.

Hamburg, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Silesia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat heute Nachmittag 4 Uhr, von New York kommend, Lizard passirt.

Berlin, 25. Oktober 1883.

Morgen, Freitag, findet Königliche Parforcejagd statt. Rendezvous: Mittags 1 Uhr, Plantagenhaus. Nach der Jagd gemeinschaftliches Diner im Jagdschloß Stern; An⸗ meldungen hierzu beim Major Freiherrn von Geyr.

Das ältere Verfahren der Phototypie gestattet nur die Her⸗ stellung von Druckplatten nach Zeichnungen, welche in Korn⸗ oder Strichmanier ausgeführt sind und wobei der Zeichner darauf zu achten hat, daß die Zeichnung in gleichmäßig und tief schwarzer Farbe, mit Vermeidung jedes gewischten Tones, auf hellem, glattem Papier aus⸗ geführt wird. Das von der Königl. Hof⸗Kunstanstalt für moderne, auf Photographie beruhende Reproduktionen, von Edm. Gaillard (Berlin SW., Lindenstr. 69), angewandte Gaillard⸗Hartwigsche Autotypie⸗Verfahren ermsglicht hingegen, und zwar ebenfalls auf photomechanischem Wege, die schnelle und billige Herstellung von Hochdruckplatten (Clichés) direkt nach Naturaufnahmen, also nach Photographien und Negativen und vermittelst solcher von Zeich⸗ nungen jeder Art, Gemälden und allen vorkommenden Gegenständen, vorausgesetzt, daß dieselben nicht zu kontrastarm sind, wie es z. B. ein braun in braun gemusterter, faltenloser und glatter Kleiderstoff wäre. Das Autotypic⸗Verfahren wird durch die photographische Wiedergabe des zu Reproduzirenden den illustrirten Zeitungen, Werken, Katalogen ꝛc. der Zukunft einen eigenartigen Reiz verleihen, ist doch z. B. durch dasselbe bei gleichzeitiger Benutzung von Moment⸗ aufnahmen die Aufgabe gelöst, bedeutsame Vorgänge, z. B. Festzüge, Versammlungen ꝛc., in wenigen Tagen und in kolossalen Auflagen dem Publikum bildlich so vor Augen zu führen, wie es sonst nur der an⸗ wesende Beobachter gesehen hätte.

Neustettin, 25. Oktober, früh. (W. T. B.) Die von hier aus verbreiteten Nachrichten über angeblich am Dienstag Abend statt⸗ gehabte Ruhestörungen sind als übertrieben zu bezeichnen: es handelte sich um unbedeutende Erzesse, hervorgerufen durch einen Be⸗ trunkenen und die Provokation Seitens eines hiesigen jüdischen Ein⸗ wohners. Der gestrige Abend verlief vollkommen ruhig.

Leipzig, 25. Oktober. (W. T. B.) Die feierliche Ent⸗ hüllung des Leibniz⸗Denkmals, welches vom Prof. Hähnel hergestellt ist, hat unter großer Betheiligung beute stattgefunden. An⸗ sprachen hielten der Ober⸗Bürgermeister Georgi und der Rektor der Universität Prof. Dr. Kis.

Konstantinopel, 25. Oktober. (W. T. B.) Die Erd⸗ erschütterungen in dem Rayon von Smyrna dauern fort; na mentlich wurden am 23. d. M. sechs starke Erdstöße in Smyrn verspürt, welche jedoch keinerlei Schaden anrichteten. Bei der letzten Erdbeben in Tschesme stürzten über 3000 Häuser ein un wurden 50 Personen getödtet und ca. 300 verwundet.

Am nächsten Sonnabend, den 27., giebt der Violinist Hr. Wal demar Meyer im Saale der Sing⸗Akademie ein Concert in welchem die italienischen Sängerinnen Signorine Jessica Joland (Contraalto) und Alisa Jolanda (Soprano) mitwirken werden. De Concertgeber wird eine Suite von Franz Rieß, Ballade und Polonaise von Vieurtemps, einen Bolero von Mosczkowski u. a. spielen. Billets zum Saal zu 4 ℳ, Vorsaal und Loge zu 2 ℳ, Balkon zu 1 sind in der Sing⸗Akademie bei Hrn. Schaeff zu haben.

Die Herren Scharwenka, Sauret und Heinrich Grün feld leiteten ihr gestriges Concert in der Sing⸗Akademie mi dem schönen viersätzigen H-dur-Trio von Fr. Gernsheim ein, welches für jedes der drei Instrumente gleich dankbar behandelt und darum auch stets des Beifalls der Hörer gewiß ist. Namentlich giebt das pathe tische Lento den Streichinstrumenten einzeln Gelegenheit, sich i voller Schönheit zu entfalten. Das auch in den anderen dre Sätzen durchweg interessant und im modernen Geschmack ge haltene Werk verdiente wohl eine öftere Aufführung. Hr Sauret enthusiasmirte die Besucher sodann durch den virtuoser Vortrag der Airs hongrois von Ernst, wohl der schwierigsten Geigenpiece, welche in neuerer Zeit geschrieben worden ist. Man bewunderte wieder den schönen gesangreichen Ton, welchen 66 seinem Instrument zu entlocken weiß, in demselben Maße wie seine erstaunliche Fertigkeit. Hr. Heinrich Grünfeld fand mit einem kleinen Charakterstück im russischen Styl, von Mosezkowski, so vielen Beifall daß dasselbe dacapo verlangt wurde; noch größer war der Applaus aber nach der Polonaise von Popper, einem bekannten, ungemein effektvollen Bravourstück für das Violoncell. In der Romanze von Volkmann erschien uns der Bogenstrich nicht weich genug. Hr. Scharwenka spielte am Schluß des Concerts mit Frl. Emma Koch die für zwei Klaviere übertragene bekannte melodiöse sympho⸗ nische Dichtung von Liszt „Les Préludes“ (nach Lamartine) und ent⸗ wickelte mit seiner talentvollen Schülerin darin nicht nur eine außerordentliche Technik, sondern auch jene Feinheit der Vortrags⸗ nüancen, wie sie der Liszt'schen Tradition eigen sind. Zwischen den besprochenen Nummern des Programms ließ sich Fr. Prof. Sieber mit Liedern von Liszt, Haydn, Sieber, Schubert, Brahms und Donizetti hören, vermochte jedoch mit ihrer an sich zarten, aber leider verkünstelten und ohne Rücksicht auf die Akustik des Saales über⸗ angestrengten Stimme und Vortragsweise das Publikum nicht recht zu erwärmen.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Cen⸗ tralstelle für die Landesstatistik. Oktober. Nr. 296. Inhalt: Ein⸗ und Ausfuhr des Großherzogthums Hessen über Bre⸗ men 1882. Schulbildung der Ersatzmannschaften 1882 83. Direkte, Steuern 1882 83. Vgl. meteorol. Beobacht. Aug. 1883. Sterblichkeitsverhältn. Sept. 1883. Meteorol. Beobacht, zu Darmstadt. Sept. 1883. Ergebnisse des Landgestüts 1882. Eisenbahnen Aug. 1883. Brutto⸗ und Netto⸗Einnahmen an Reichssteuern 1882—83. Verwaltungsergebnisse der Sparkassen 1881. Anzeige. 8

Unteroffizier⸗Zeitung. Nr. 42. IFçnuhalt: Nach dem Manöver. Militaͤrische Mittheilungen. Einiges über Feld⸗ befestigung. Vakanzen für Militär⸗Anwärter. Erzählungen eines alten Wachtmeisters. Lose Blätter. Gesellige Kurzweil.

Landwirthschaftliche Jahrbücher Heft 6. Inhalt: Die Landbaustatik, namentlich der Werth von Brache und Frucht⸗ wechsel, und die bodenstatischen Versuchsfelder zu Rothamsted (Eng⸗ land) und Weihenstephan (Bayern). Von Dr. R. Braungart, Pro⸗ fessor in Weihenstephan. Ueber den Eiweißumsatz im Pflanzen⸗ organismus. II. Von E. Schulze, Professor. Studien über die Schädelbildung einiger bayerischer Rinderschläge nebst Bemerkungen über die Morphologie des Rinderschädels überhaupt. Von Theodor Kitt, Prosektor an der Königlich bayerischen Central⸗Thierarznei⸗ schule München. Ghereleichende Temperatur⸗Beobachtungen. II. Von Dr. J. Moritz, Geisenheim. 85

Deufsche Landwirthschaftlicheresse⸗ Nr. 84. Inhalt: Ueber die Thätigkeit niederer Organismen in der Ackererde. Von Professor Dr. E. Wollny in München. II. Zur Hagelversicherung. Feuilleton. Die Besitzungen des Königs von Griechenland Tatoi, Buffi und Keramidi bei Athen. Von Dr. Leo⸗Anderlind. Haus⸗ wirthschaft. Wirthschaftsplaudereien für Landwirthsfrauen. Wie können auch die besten landwirthschaftlichen Maschinen billig geliefert werden? Von Prof. Dr. Wüst in Halle g. S. Ein elektrischer Brutapparat für Geflügeleier. (Mit Abbildungen.) Correspon⸗

en ꝛc.

6 Nr. 85. Inhalt: Ueber die Thätigkeit niederer Organismen in der Ackerde. Von Professor Dr. E. Wollny in München. III. Feuilleton. Die Besitzungen des Königs von Griechenland Tatoi, Buffi und Keramidi bei Athen. Von Dr. Leo⸗Anderlind. (Schluß.) Fischerei. Aehrenlese. 10. Mastvieh⸗Ausstellung in Berlin 1884. Die 1883/84er Zuckerproduktion Frankreichs.

Milch⸗Zeitung. Nr. 43. Inhalt: Ueber Anforderungen an rationellere Besamung der Weiden und Betrieb der Weidewirth⸗ schaft. Von Kulturingenieur Th. v. Neergaard, Wiesenbau⸗Konsulenten des landwirschaftlichen General⸗Vereins für Schleswig⸗Holstein. Verschiedene Mittheilungen. Deutschland. Berlin. Notirung der Viehpreise. Schweine⸗Schmelze. Bremen. Milchkonsum. Ansteckende Hausthierkrankheiten. Deutschland. Rinderpest. Zur Abwehrung der Lungenseuche. Ausstellungen. Deutschland. Deutsche Melfere ünzstehung 9 München Großbritannien. Milch⸗ wirthschaftliche Ausstellung in London. ꝛc.

naf gefiederte Welt. Zeitschrift für Vogelliebhaber, „Züchter und ⸗Händler. Herausgegeben von Dr. Karl Ruß. Nr. 43. Inhalt: Ornithologische Mittheilungen aus Ostfriesland. Der kleine Lap⸗ pentaucher. (Schluß.) Einbürgerung unserer Feldlerche in Ame⸗ rika. Beiträge zur Kenntniß der Vögel Madagaskars. (Fort⸗ setzung) Gürtelgrasfinken und japanesische Mövchen. Leiden und Freuden eines Kanarienzüchters. (Fortsetzung.) Mancherlei. und Auskunft. Aus den Vereinen: Königsberg, Schwerin, Darmstadt; Ausstellungen. Bücher⸗ und Schriften⸗ schau. Briefwechsel. 1 8

Isis. Zeitschrift für alle naturwissenschaftlichen Liebhabereien. Herausgegeben von Dr. Karl Ruß und Bruno Dürigen. Nr. 43. Inhalt: Zoologie: Der Billichfang in Krain (Forts.). Britische im Gegensatz zu anderen europäischen Lepidopteren (Schluß). Beob⸗ achtungen über einige in Pappelwolle gefundene Insektenlarven. Botanik: Blätter⸗ und Blüthenschlaf (Schluß). Die Rose von Jericho. Reisen und Forschungen. Nachrichten aus den Natur⸗ Anstalten: Berlin, Leipzig, London. Jagd und Fischerei. Bücher⸗

und Schriftenschau. Mancherlei. Briefwechsel. Tauschverkehr.

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