Ministerium des Innern.
Dem Landrath von Schwichow ist das Landrathsamt im Kreise Kolmar i. P. übertragen worden.
Justiz⸗Ministerium. — B
Magdeburg an das Amtsgericht in Magdeburg, der Amts⸗ richter Müller in Calbe a. S. an das Amtsgericht in Neu⸗ stadt⸗ Magdeburg und der Amtsrichter Mügge in Bremer⸗ vörde als Landrichter an das Landgericht in Stade.
Der Rechtsanwalt und Notar, Justiz⸗Rath Aßmy, bisher in Meseritz, hat bei Verlegung seines Wohnsitzes nach Pots⸗ dam das Notariat niedergelegt.
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der bis⸗ herige Amtsrichter Mitschke aus Rogasen bei dem Amts⸗ gericht in Kosten, der Gerichts⸗Assessor Feldmann bei dem Amtsgericht in Cammin und der Gerichts⸗Assessor Mertins bei dem Amtsgericht in Mohrungen.
Der Landgerichts⸗Präsident Freiherr von Neukirchen, genannt von Nyvenheim, in Cleve, der Amtsgerichts⸗Rath Sabatzky in Cassel und der Amtsgerichts⸗Rath Leidner in Wiesbaden sind gestorben.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Dem Thierarzt Otto Rudolf Eugen Koschel zu Gleiwitz ist die von ihm bisher kommissarisch verwaltete Kreis⸗Thierarztstelle des Kreises Tost⸗Gleiwitz definitiv ver⸗ liehen worden.
Dem Thierarzt Carl Friedrich Lüpke ist die kom⸗ missarische Verwaltung der Kreis⸗Thierarztstelle des Kreises Belgard, unter Anweisung seines Wohnsitzes in Belgard, übertragen worden.
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 24. Oktober. Fie. v. Lüding⸗ hausen gen. Wolff, Pr. Lt. vom 2. Garde⸗Regt. z. F., unter Stellung à la suite dieses Regts., zur Dienstleist. bei dem General⸗ Feldmarschall Frhrn. v. Manteuffel kommandirt. v. Wilmowski, Sec. Lt. vom 2. Garde⸗Regt. z. F., zum Pr. Lt. befördert.
Kaiserliche Marine. 1 Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Baden⸗Baden, 20. Oktober. v. Haeseler, Lt. zur See, à la suite des Seeoffiz. Corps gestellt. Feiland, Unter⸗Lt. zur See der Res. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 45, Arenhold, Unter⸗Lt. zur See der Res. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 76, zu Lts. zur See der Res. des Seeoffiz. Corps befördert.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 27. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König trafen, wie „W. T. B.“ aus Wernigerode meldet, gestern Vormittag 10 ¾¼ Uhr mit dem Grafen zu Stolberg⸗Wernigerode und der Jagdgesellschaft am Hartenberge ein und wurden dort von dem Ober⸗Forstmeister Müller und der Jägerei empfangen, welche den Fürstengruß blies. Um 11 Uhr wurde die Jagd angeblasen. Das erste Treiben, in welchem Se. Majestät 16 Sauen streckten, war um 1 Uhr beendet.
Nach dem Dejeuner im Jagdzelt am Klausberge, wo die Gräfin zu Stolberg⸗Wernigerode an der Spitze der anderen Damen Se. Majestät empfing, erfolgte um 2 Uhr der Auf⸗ bruch zum zweiten Jagen am Hundsrücken.
Abends 7 ½ Uhr fand im Schloßhof ein Diner statt.
Nach dem Diner nahmen Se. Majestät der Kaiser die im Hofe des Schlosses bereitete, aus 112 Stücken Wild be⸗ stehende Strecke vom Fenster aus in Augenschein. Der Hof war bengalisch erleuchtet und die Strecke von Fackelträgern umstellt. Von der Jägerei wurden Se. Majestät mit dem Fürstenrufe begrüßt. In dem zweiten Jagen am Hunds⸗ rücken waren von Sr. Majestät dem Kaiser 1 Rothhirsch, 3 Stück Rothwild und 5 Sauen erlegt worden.
Heute früh 7 Uhr, nachdem die Jägerei im Schloßhofe
den Weckruf geblasen und später das Trompetercorps der
Halberstädter Kürassiere eine Morgenmusik dargebracht hatte,
begann der Aufbruch zur Hasenjagd auf der Altenroder Flur.
Die Fahrt ging durch die festlich geschmückten Straßen der
Stadt, in denen die Schulen und Vereine Aufstellung genom⸗
men. Auf dem Marktplatze wurden Se. Majestät von dem
Magistrat erwartet und begrüßt. Das Wetter ist mild
und klar.
Aus Anlaß des am 30. d. M. stattfindenden 25 jährigen Regierungsjubiläums des Grafen Otto zu Stolberg⸗Wernigerode haben Se. Majestät der Kaiser demselben ein in Oel gemaltes Brustbild, Se. Majestät in der Uniform der Gardes du Corps aiiütt verehrt.
größeres
— Auf das Glückwunschschreiben des hiesigen Magi⸗ strats, anläßlich der Geburtstagsfeier Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen,
st folgende Antwort an denselben ergangen:
Die Mir von dem Magistrat zu Meinem Geburtstage dar⸗ ebr achten Glückwünsche haben Mich um so aufrichtiger erfreut, als ch in denselben einen erneuten Ausdruck der treuen Theilnahme er⸗ licke, von welcher Mir und Meiner Gemahlin zu allen Zeiten und
namentlich in diesem Jahre aus Anlaß der Feier Unserer silbernen Hochzeit so überaus zahlreiche und wohlthuende Beweise Seitens er Bevölkerung Berlins wie aus allen Theilen Deutsch⸗ lands zugegangen sind. Die Kundgebung solcher Gesinnung verpflichtet nicht nur Mich und die Meinigen zu warmem Dank, ondern legt gleichzeitig ein beredtes Zeugniß ab für das zwischen Fürstenhaus und Volk bestehende innige Verhältniß. Wie auf ihm, ls einem festen Grunde, Deutschlands äußere Machtstellung ruht, so ietet es auch die sichere Bürgschaft für die stetige und gesunde Ent⸗ wickelung seiner inneren Zustände. Zu welch gewaltigen Anstren⸗ gungen und großartigen Erfolgen die Einigkeit in der Liebe zu Fürst
1
Versetzt sind: der Amtsrichter Fromme in Neustadt⸗
wird das nationale Denkmal an den Ufern des Rheins, welches jüngst die ergreifende Weihe erhielt, zukünftigen Geschlechtern Kunde geben, wird sie mahnen, allzeit auszuharren in der Treue zu Kaiser und Reich.
Möge dem deutschen Volke auch die dem Gedächtniß Luthers gewidmete Feier eine ernste, nie überhörte Mahnung sein, die unschätz⸗ baren geistigen Güter, welche die Reformation uns errungen, zu be⸗ haupten und zu pflegen.
Mit dem Ausdrucke des zuversichtlichen Vertrauens, daß in der Bethätigung echt patriotischen, echt deutschen Sinnes die Hauptstadt stets voranstehen werde, verbinde Ich gern die Versicherung Meiner warmen Theilnahme an der erfreulich fortschreitenden Entwickelung Berlins wie dem Wohle seiner Bewohner.
Wiesbaden, den 22. Oktober 1883. 8 e
L Friedrich Wilhelm 11.““ Kronprinz.
An den Magistrat zu Berlin.
— Nach Mittheilungen aus Rumänien ist folgende Sub⸗ mission ausgeschrieben worden:
für den 3. Dezember d. J. von der Stadtverwaltung zu Bukarest eine Submission auf Herstellung einer gußeisernen Wasserleitung von 2300 m Länge und 0,50 m Durchmesser.
Die näheren Submissionsbedingungen liegen in unserem Expeditionsbureau zur Einsichtnahme aus.
— Der Kaiserliche Gesandte bei der schweizerischen Eid⸗ genossenschaft, Wirkliche Geheime Legations⸗Rath von Bülow ist nach Bern zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich oldenburgische Geheime Staatsrath Selkmann ist hier an⸗ gekommen, und der Herzoglich sachsen⸗meiningische Staats⸗ Freiherr von Giseke ist nach Meiningen wieder abgereist.
Bayern. München, 24. Oktober. (Allg. Ztg.) Im Finanzausschuß der Kammer der Abgeordneten wurde gestern die Vorlage, betreffkend den außerordent⸗ lichen Militärkredit für Verlegung des Hauptlabora⸗ toriums und der Erzgießerei nach Ingolstadt (511 000 + 495 000 ℳ), mit 1 006 000 ℳ genehmigt und auf Antrag des Referenten, Abg. Keßler, mit provisorischer Einwilligung des Kriegs⸗Ministers beschlossen, daß der nach Verwendung von Erübrigungen früher bewilligter Militärkredite noch er⸗ forderliche Restbedarf im Betrage von 823 378 ℳ aus den verfügbaren Mehreinnahmen des ersten Jahres der XVI. Finanz⸗ periode entnommen werden soll. Dagegen wurde der vom Kriegs⸗Minister gemachte Vorschlag einer Anlehensaufnahme zur Deckung des Restbedarfs abgelehnt.
— 27. Oktober. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe genehmigte den Militäretat für 1883/84 ohne Debatte und einstimmig.
“
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 26. Oktober. (W. T. B.) In dem Ausschuß der ungarischen Delegation für die Auswärtigen Angelegenheiten erklärte heute der Minister des Auswärtigen, Kalnoky: Nach der nun⸗ mehr erfolgten Ratifikation der Eisenbahnkonvention stehe die Frage des Ausbaues der Eisenbahnen im Vordergrunde; in onstantinopel sei bereits eine Offerte gemacht worden, und auch in Bulgarien sei eine Offerte zu gewärtigen. Eine materielle Garantie dafür, daß der Vertrag erfüllt werde, sei nicht vorhanden, aber der Vertrag selbst biete Mittel und Wege zur Realisirung desselben. Der Minister bemerkte weiter: auch er sei der Ansicht, daß Bulgarien besser thun würde, wenn es einen Theil der Ausgaben für sein Heer auf die Schleifung der Festungen ver⸗ wende; er habe sich auch in diesem Sinne an maßgebender Stelle geäußert. Auch mit der Bezahlung des Tributs an die Pforte sei Bulgarien im Rückstande; gleichwohl hoffe er, daß Bulgarien seinen Verpflichtungen nachkommen werde, wennschon die Kosten für die Schleifung der Festungen keine geringfügigen seien. Uebrigens interessire diese Frage keine einzelne Macht speziell, sondern alle Mächte insgesammt, und das Ergreifen der Initiative sei jedenfalls Sache der Türkei. Was das Eiserne Thor anbelange, so werde die technische Aus⸗ führung sammt den Kosten von Ungarn übernommen; Ungarn werde nach den Bestimmungen des Londoner Vertrags auch die Péage einheben. Von Serbien seien die betreffenden Arbeiten unterstützt worden, und ein gleiches Vorgehen sei auch von Rumänien zu erwarten. Der Minister gab sodann noch Aufschlüsse über die Reform der österreichisch⸗ungarischen Konsulate. Die Hauptschwierigkeit liege in Rumänien, wo Personen, die der österreichisch⸗ungarischen Monarchie nicht angehörten, von den österreichisch⸗ungarischen Konsulaten Schutz ihrer Interessen erwarteten. Er habe sich dar⸗ über mit dem rumänischen Minister⸗Präsidenten Bratiano besprochen, und es stehe eine einverständliche und baldige Beseitigung der Uebelstände in Aussicht. Der Minister erklärte ferner auf das Entschiedenste, daß das Verhältniß zu Italien in jeder Beziehung ein befrie⸗ digendes, und daß die bereits im vorigen Jahre von ihm angedeutete freundschastliche Annäherung wirklich zu Stande gekommen sei. Der Minister verwies dabei auf die im unga⸗ rischen und im italienischen Parlament ertheilten Aufklä⸗ rungen. Daß bis jetzt nicht jede Partei in Italien diese Situation acceptire, liege in der Natur der Sache, aber die überwiegende Mehrheit der italienischen Nation sehe ein, daß das zwischen Oesterreich⸗Ungarn und Italien bestehende freundschaftliche Verhältniß vom Gesichtspunkt des allge⸗ meinen Friedens und der Interessen Italiens aus wichtig und wünschenswerth sei. Er hoffe, dieses herzliche Verhältniß werde auch künftig aufrecht erhalten bleiben, wobei es sich von selbst verstehe, daß das Bündniß zwischen Oesterreich⸗ Ungarn und Italien ebenso wie das Bündniß mit Deutsch⸗ land ausschließlich auf Erhaltung des Friedens gerichtet sei. — Der Berichterstatter Falk verwies auf die seiner Zeit durch die Blätter gegangenen Nachrichten und Enthüllungen über das deutsch⸗österreichische Bündniß und fragte, ob eine Krisis bestanden habe und welches die Ursachen derselben gewesen seien. Graf Kalnoky er⸗ klärte auf das Bestimmteste, daß das Kabinet jenem wüsten Lärm sowohl betreffs seines Ursprungs als seines Wesens vollkommen fern gestanden habe. Seitdem er die
auswärtigen Angelegenheiten leite, sei das zwischen der Monarchie und Deutschland bestehende intime freundschaft⸗ liche Verhältniß noch nicht einen einzigen Augenblick lang getrübt worden; er könne nur bedauern, daß diese Beunruhi⸗ gung habe entstehen können, und, ohne den Quellen derselben nachzuforschen, könne er dieselbe als vollständig unbegründet erklären. Er könne kein Kabinet nennen, welchem aus dieser Beunruhigung Nutzen hätte erwachsen können. Bezüglich der Stabilität dieses Bündnisses, erklärte der Minister noch⸗ mals, könne man unbedingt und vollständig beruhigt sein. — nn Beantwortung mehrerer an ihn gerichteter Anfragen er⸗ lärte Graf Kalnoky: bei seinen Besprechungen mit dem rumänischen Minister⸗Präsidenten Bratiano sei beiderseits der feste Entschluß ausgedrückt worden, zu den früheren freund⸗ schaftlichen Verhältnissen zurück zu kehren. Mukhtar Pascha sei bei seinem Besuche in Wien zu Vereinbarungen über konkrete politische Fragen nicht beauftragt gewe en, habe sich auf solche auch nicht eingelasen. Die guten Be⸗ ziehungen zur Pforte seien ununterbrochen aufrecht er⸗ halten und durch nichts getrübt worden. Was Rußland anlange, so seien die Beziehungen der beiden Herrscher zu einander die herzlichsten, und auch das Verhältniß der beiden Regierungen sei ein normales. Die russische Presse allein sei die Uͤrsache der Beunruhigungen. Die Auffassung, daß Rußland einen Angriffskrieg projektire, halte er für unrichtig, weil bekannt sei, daß Oesterreich⸗Ungarn einem solchen An⸗ griff gegenüber nicht allein stehen werde. Seine persönliche Ueberzeugung sei, daß weder der Kaiser Alexander persönlich, noch auch seine Regierung an Krieg denke. Er hoffe, daß die jetzige Friedensaera noch von längerer Dauer sein werde. — Auf eine Anfrage des Abg. Karman über die Reise des Königs von Rumänien und des Minister⸗Präsidenten Bratiano nach Wien, erklärte Graf Kalnoky, daß die Donaufrage und einige andere Episoden das Verhältniß zu Rumänien einiger⸗ maßen getrübt hätten. Der König von Rumänien habe nun dem Kaiser und der Regierung gegenüber dem lebhaften Wunsche nach besseren Beziehungen Ausdruck ge⸗ geben. Nach dem darauf zwischen Bratiano und ihm (dem Minister) erfolgten Meinungsaustausche seien beide Theile zu der Ueberzeugung gelangt, daß ein Konflikt der beiderseitigen Interessen nicht vorliege, und von beiden Seiten sei der feste Entschluß ausgedrückt worden, zu den früheren freundschaftlichen Verhältnissen zurückzukehren. Von konkreten Ergebnissen lasse sich bisher zwar nichts sagen, wohl aber darüber, daß das freundschaftliche Verhältnitz erhalten bleiben werde. Auf eine Anfrage über den Zweck der Reise Mukhtar Paschas erwiderte der Minister, daß der Sultan, welcher seit langer Zeit zu Deutschland in guten Beziehungen stehe, Mukhtar Pascha zur Theilnahme an den preußischen Manövern abgesendet habe. Es sei selbstverständlich, daß bei den Besprechungen mit Mukhtar Pascha auch poli⸗ tische Fragen berührt worden seien. Dies sei auch in Wien der Fall gewesen, wo sich Mukhtar Pascha — wie dies dem freundschaftlichen und intimen Verhältniß zwischen Oesterreich⸗ Ungarn und der Pforte entspreche — aufgehalten habe. Mukhtar Pascha sei vor Allem Soldat und sei daher zu Ver⸗ einbarungen über konkrete politische Fragen weder beauftragt gewesen, noch habe er sich auch auf solche eingelassen. Ein heute eingegangenes Telegramm spreche die vollkommene Befriedigung des Sultans aus über den Mukhtar Pascha in Wien zu Theil gewordenen Empfang. Die guten Beziehungen zur Pforte seien ununterbrochen aufrecht erhalten und durch nichts irgendwie getrübt worden. Bezüglich Rußlands erklärte Graf Kalnoky: von den Beziehungen der beiden Herrscher zu einander brauche er nicht zu sprechen, da diese stets die herz⸗ lichsten gewesen seien; er könne auch versichern, daß das Ver⸗ hältniß zwischen den beiden Regierungen ein normales sei, was allerdings im Widerspruch zu der Haltung der russischen Presse stehe, welche die alleinige Ursache der Beunruhigungen bilde. Er sei überzeugt, daß die Gereiztheit gegen Oesterreich⸗ Ungarn nur auf sehr enge Kreise beschränkt sei, er halte die Auffassung für vollkommen unrichtig, daß Rußland einen An⸗ griffskrieg projektire, nicht blos wegen der inneren Verhält⸗ nisse Rußlands, sondern weil es außerdem auch bekannt sei, daß Oesterreich⸗Ungarn einem solchen Angriffe gegenüber nicht allein stehen werde. Er leugne nicht, daß man in Rußland auf militärischem Gebiete sehr thätig sei, man könne aber gegen die im Inneren bewerkstelligten Fortifi⸗ kationen keine Einwendungen erheben. Zum Schluß gab der Minister wiederholt seiner persönlichen Ueberzeugung Aus⸗ druck, daß weder der Kaiser Alexander für seine Person, noch auch seine Regierung an Krieg dächten, er hoffe, daß in den wiederholt ausgedrückten Wunsch der maßgebenden Kreise wegen Aufrechterhaltung des freundschaftlichen Verhältnisses sich auch das russiche Volk hineinfinden werde, somit sei die Hoff⸗ nung gestattet, daß die jetzige Friedensära von längerer Dauer sein werde.
Frankreich. Paris 27. Oktober. (W. T. B.) Die äußerste Linke beschloß, ihre Interpellation über Tongking erst am nächsten Montag einzubringen. — Das Gerücht, daß zwischen dem Minister⸗Präsidenten Ferry und Léon Say eine Besprechung stattgefunden habe und daß es sich um eine Wiederaufnahme des Finanz⸗Ministeriums durch Léon Say handele, wird von der „Agence Havas“ als unrichtig bezeichnet.
— 27. Oktober. (W. T. B.) Die internationale Konferenz zum Schutze der submarinen Kabel ist geschlossen worden. Wie das „Journal officiel“ meldet, kon⸗ statirte der Minister für das Postwesen, Cochéry, in der Schluß⸗ sitzung, daß der Entwurf einer Uebereinkunft jetzt einstimmig von den Delegirten von 32 Staaten festgestellt worden und daß nur noch über die Frage des Schutzes in Kriegszeiten Beschluß zu fassen sei, welche Frage noch der Prüfung Seitens der Diplo⸗ maten zu unterliegen habe. Cochéry erklärte, er hoffe, daß aus dem Entwurf binnen drei Monaten ein internationaler Vertrag werden würde, und sprach den Delegirten seinen Dank aus.
Zeitungsstimmen.
Aus Cassel (Ende Juli) berichtet das Oktoberheft des
„Deutschen Handelsarchivs“: 2.
Das allgemeine Gepräge des Geschäftsganges im verflossenen Quartal war ein ähnliches wie im vorvergangenen Jahre: ziemlich lebhafte Thätigkeit auf industriellem Gebiete, guter und ausgedehnter Absatz sowie durchgängig rege Beschäftigung der Gewerbe, welchem jedoch ein weniger günstiger Geschäftsverlauf einiger und zwar her⸗ dereegender Handelszweige (besonders im Getreidegeschäft) gegen⸗ überstand.
Gut lag das Schuhwaarengeschäft. Der Umsatz war recht be⸗ friedigend, der Nutzen dagegen nur gering; der kleinste Vortheil mußte benutzt werden, um mit der Konkurrenz gleichen Schritt halten zu können; und die Fabrikanten waren gezwungen, fortwährend für Einstellung neuerer verbesserter Maschinen Sorge zu tragen.
„Auch in der Flanellindustrie waren die Fabrikanten genöthigt, zu größeren Anlagen mit Dampfbetrieb ihre Zuflucht zu nehmen, weil die nöthige Zahl der Handweber nicht mehr beschafft werden konnte. Die Fabrikanten haben für den künftigen Herbst genügende Aufträge, und wenn auch die Klagen über niedrige Preise, hervorgerufen durch die starke auswärtige Konkurrenz, sich ständig wiederholen, so dürften solche doch dieses Jahr einen besseren Nutzen lassen.
Die allgemeine Besserung der Flanellindustrie ist auch noch auf den Umstand zurückzuführen, daß sich dieselbe mehr und mehr besseren Qualitäten zuwendet, so daß das hiesige Fabrikat, im Gegensatz zu früheren Jahren, jett einen guten Ruf genießt und gern gekauft wird. Die zur Flanellfabrikation gehörenden Hülfszweige, speziell die Spinnereien und Färbereien, haben ebenfalls ausreichende Be⸗ schäftigung. Nur wird auch hier über gedrückte Preise, die nur einen sehr kleinen Nutzen lassen, geklagt.
Demselben Blatt wird aus Königsberg i. Pr. gemeldet:
Die industriellen Etablissements in unserer Provinz waren durchschnittlich recht gut beschäftigt und dürften auch lohnende Preise erzielt haben. Hier am Platze ist die längere Zeit außer Betrieb gewesene Zündholzfabrik wieder in Thätigkeit gesetzt worden, an⸗ scheinend mit Erfolg; auch wird die Errichtung einer Ammoniakfabrik projektirt. In der Provinz entstehen fortwährend neue Projekte zur Erbauung von Zuckerfabriken. Neuerdings beabsichtigt man, in Ger⸗ dauen und Lötzen dergleichen Etablissements ins Leben zu rufen. Am letztgenannten Orte sollen die zu liefernden Rüben per Dampfer von den Seeufern abgeholt werden, das Projekt interessirt daher am meisten die Besitzer, deren Güter in der Nähe des Mauer⸗ und Löwentinsees, sowie der Spirdinggewässer gelegen sind. Für die Zuckerfabrik in Rastenburg sind übrigens für dieses Jahr bereits etwa 3000 Morgen Zuckerrüben gezeichnet worden, während im vergangenen Jahre nur etwa 1800 Morgen gebaut wurden,
Auf dem Gebiete des Geldmarktes haben hervorragende Be⸗ wegungen nicht stattgefunden. Der Geldstand war stets ein überaus Füciger und übertraf das Angebot fast durchgängig bei Weitem die
Nachfrage. „Berliner Politischen Nachrichten“
— Die melden:
Die Lage der deutschen Maschinenbauindustrie bleibt dauernd eine zufriedenstellende; speziell ist es den großen Gesellschaften gelungen, sich auf weitere Monate hinaus Bestellungen vom In⸗ und Auslande zu sichern. Die Kesselschmieden entfalten eine große Thätigkeit, bei den Lokomotiv⸗ und Waggonbauanstalten walten die gleichen Ver⸗ hältnisse vor, nachdem die Verkehrsanstalten wieder vermehrte An⸗ schaffungen vornehmen. Die Werkzeug⸗Maschinenfabriken Nordwest⸗ Deutschlands und Sachsens sind wieder mehr beschäftigt.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ent⸗ nimmt einem Briefe aus Dresden nachfolgende Mittheilungen über die wirthschaftliche Lage in Sachsen:
Die allgemeine wirthschaftliche vage in Sachsen darf zweifels⸗ ohne als eine sehr günstige bezeichnet werden. Fast alle Zweige der sächsischen Industrie stehen in hoher Blüthe; Erwerbs⸗, Handels⸗ und Verkehrsverhältnisse haben einen bedeutenden Aufschwung genommen, und der Wohlstand sowie die Steuerkraft der Bevölkerung sind in Folge dessen erheblich gewachsen. Als Anzeichen hier⸗ für möchte ich zunächst auf die in diesem Jahre festgestellte bedeutende Steigerung des Erträgnisses der Fleischsteuer auf⸗ merksam machen, welche voraussichtlich ungefähr 900 000 ℳ gegen das Vorjahr betragen wird; ferner auf die diesjährige Besse⸗ rung der Einnahmen aus den Staatsforsten, welche auf den Festmeter ungefähr eine Mark, in der sächsischen Schweiz sogar bis zwei Mark mehr als im Vorjahre betragen werden. Da jedoch die Kiefern nicht dieselbe Preissteigerung aufweisen, so wird als durchschnittliche Preis⸗ erhöhung etwa 75 ₰ angenommen werden können. Dazu kommt, daß das in diesem Jahre eingeführte Holz vornehmlich aus baye⸗ rischen, also deutschen Waldungen herstammt, während die früher in so großen Mengen aus Galizien und Böhmen eingeführten Hölzer in Folge der in Oesterreich für diese Route erfolgten Tarifherab⸗ setzungen jetzt ihren Weg über Ludwigshafen nach Frankreich nehmen.
Als weiteres gewichtiges Merkmal des stetigen Steigens der Verkehrsverhältnisse sind die seit dem Jahre 1879 wachsenden Ein⸗ nahmen aus den Eisenbahnen anzuführen, welche in diesem Jahre mit der Ziffer von ungefähr 68 Millionen Mark die höchste im Jahre 1867 erzielte Einnahme um fast eine Million übersteigen. Und wenn auch vielleicht die Geldeinnahme nicht als ganz untrügliches Zeichen gehobenen Verkehrs angesehen werden kann, weil sie zu sehr von den jeweiligen Tarifverhältnissen abhängig ist, so liefert doch die Vermehrung des Gewichts beziehungsweise des Tonnengehalts der beförderten Frachten für die thatsächliche Hebung des Eisenbahnver⸗ kehrs einen unanfechtbaren und erfreulichen Beweis.
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 39. — Inhalt: Er⸗ kenntniß des Reichsgerichts vom 20. September 1882.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 43. — Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. — Nichtamtliches: Das neue Reichstagsgebäude. — Ueber die Vortheile der Zahnstangenbahnen bei starken Steigungen. — Ueber Lüftung der Viehställe. — Vermischtes: Der Entwurf für die Korrektion des Rheins zwischen Mainz und Bingen. Konkurrenz für Entwürfe zum Bau einer evangelischen Kirche in Unterbarmen. — Aus dem bayerischen Etat für die Jahre 1884 und 1885. — Lokalbahnen in der Umgebung von Wien. 9 Inter⸗ nationale elektrische Ausstellung in Philadelphia im Jahre 1884.
Statistische Nachrichten.
MNiach dem Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin in den Jahren 1877 bis 1881 mwaren in den städtischen Ehrenämtern der unbesoldeten Gemeindebeamten im Jahre 1881 thätig als Bezirksvorsteher 200 (gegen 1877 + 6), in den Armenkommissionen 1528 (+ 134), in den Schulkommissionen 1249 (+ 225), als Waisenräthe 696 (+ 381), als Waisenpflegerinnen 356 (+ 107). h Von 88 126 Stadtverordneten, von denen gesetzlich die Hälfte Hausbesitzer sein muß, waren im Jahre 1881 97 Hausbesitzer und 29 Miether. 74 gehörten dem Gewerbestand an, 32 waren Rentiers, 6 Aerzte, 4 Lehrer, 5 Staatsbeamte, 2 Gesellschaftsbeamte, 2 Rechts⸗ anwälte, 1 Schriftsteller. Das Mißverhältniß in der Stimm⸗ berechtigung der Wähler, welches zur Auflösung der Stadtverordneten⸗ versammlung geführt hat, ergiebt sich u. A. aus folgenden Zahlen: Im Jahre 1878 fielen in der III. Abtheilung auf jeden Wahlbezirk durchschnittlich 3838 Wähler, in 6 Bezirken waren etwa 10686 bis 14 720, in einem anderen nur 413 Wähler vorhanden. In der zwei⸗ ten Abtheilung zählten bei einer durchschnittlichen Wählerzahl von 475 6 Bezirke 841 — 1428 Wähler, während das Minimum bis auf 140 sank. In der ersten Abtheilung stieg bei einem Durchschnitt von 100 die Zahl der Wähler in 5 Bezirken auf 182 bis 609 und sank in einem auf 27. Die Betheiligung an den Neuwahlen der Stadtverordneten schwankte von 1872 — 1880 von 11,3 % der Wähler (1876) bis 20,6 % (1878). Bei den Landtagswahlen war die Betheiligung 1873 25,40 %, 1876 22,38 %, 1879 22,94 %; bei den Reichstagswahlen 32,07 %, (1874) bis 79,71 % (1878). Noch ungünstiger stellt sich das Verhältniß für die Stadtverordnetenwahlen, wenn man die 3. Abtheilung für sich betrachtet; in dieser war das Minimum der Betheiligung (1874 und 1876) 8,1 %, das Maximum 878) 17,1 %. G 8 1Sdcc n. Inkommunalisirung des Viehhofsterrains und des Thiergartens ist die Fläche des Stadtbezirks auf 6310 ha gestiegen,
davon 180 ha (2,85 %) öffentliche Wasserläufe, 411 ha (6,52 %) öffentliche Parks und Gärten, 120 ba (1,90 %) Friedhöfe, 325 ha (5,15 %) Eisenbahnanlagen, 805 ha (12,75 %) öffentliche Straßen ꝛc., 1814 ha (28,75 %) bebaute Fläche einschließlich der Höfe und Gärten und 2655 ha (42,08 %) noch zu verwenden. 3
Wie sehr die Frequenz der öffentlichen Personenbeförderungs⸗ Anstalten zugenommen hat, erweisen folgende Zahlen: Es benutzten die Berlin⸗Charlottenburger Pferdeeisenbahn im Jahre 1876 3 360 291 Personen, im Jahre 1881 3 962 055, die Große Berliner Pferdeeisenbahn 23 300 000 bezw. 52 050 000, die Neue Berliner Pferdeeisenbahn 1878 970 183, 1881 2 663 531. Dagegen hat sich der Pferdebestand bei den Droschken, Thorwagen und Omnibus von 1878 zu 1881 von 10 250 auf 8795 verringert. 1
Ueber den Schiffsverkehr Berlins reichen die Daten bis zum Jahre 1804 zurück, wo 24 698 Fahrzeuge oder 13,5 auf 100 Ein⸗ wohner in Berlin verkehrten. Im Jahre 1840 war die Zahl auf 48 354 (14,7 auf 100 Einwohner) gestiegen; seitdem ist sie verhält⸗ nißmäßig gesunken, weil die Tragfähigkeit der Schiffe zugenommen hat. Erst vom Jahre 1870 an hat der Eisenbahntransport mit 64 851 658 Ctr. den Wassertransport mit 53 454 700 Ctr. überflügelt. In den Jahren 1870 — 77 betrug jener im Durchschnitt pro Jahr 107 964 312 Ctr., während dieser nur 73 522 870 Ctr. erreichte.
Was die Bevölkerung Berlins betrifft, so betrug dieselbe Ende 1877: 1 024 193, 1878: 1 054 701, 1879: 1 089 070, 1880: 1 123 608, 1881: 1 155 217 Einwohner. Der Zuwachs berechnet sich von 1875 bis 1880 auf 16,1 % und von 1877 — 1882 auf 15,8 %, also auf 3,03 bezw. 2,98 % jährlich im Durchschnitt. Die wirkliche Zunahme gegen das Vorjahr war 1876: 3,25 %, 1877: 2,65 %, 1878: 2,98 %, 1879: 3,26 %, 1880: 3,18 %, 1881: 2,81 %. Der Zuwachs ist hauptsächlich durch Zuzug veranlaßt worden; die Geburtsziffer betrug von 1877 — 81: 45,4, 44,1, 43,0, 41,5, 39,5 pro Mille, durchschnittlich 42,7; die Sterblichkeitsziffer 31,5, 31,5, 29,3, 31,2, 28,8, durchschnitt⸗ lich 30,5 p. M. (1860 — 1876: 32,7 p. M., vor 1860: 27,4 p. M.); der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen daher durchschnitt⸗ lich 12,2 p. M. (in den vorhergehenden 16 Jahren 7,6 p. M.). Für den gleichen Zeitraum ergab sich ein Ueberschuß in Preußen von 13,2, in Paris von 1,9, in Wien von 10,1 p. M. Die Höhe der Sterblichkeit in Berlin ist hauptsächlich durch die Sommersterb⸗ lichkeit der Kinder bedingt. Der Zuzug ergab in den Jahren 1877 — 81 einen Ueberschuß von c. 90 000 Personen über den Verzug. Die Zahl der in Berlin Geborenen hat sich von 1875 bis 1880 von 413 auf 435 p. M. gehoben. Der Antheil des männlichen Geschlechts an der Einwohnerschaft ist von 1875 zu 1880 von 502 auf 484 zurückgegangen. Die Zuziehenden standen mit mehr als zwei Dritteln im Alter von 15 — 30 Jahren 8
Das Verhältniß der Religionen und Konfessionen ist ziemlich unverändert geblieben; es gehörten der evangelischen Landeskirche an 1875: 863 p. M., 1880: 866 p. M., den Separatisten 12 bezw. 10 p. M., den Katholiken 70 bezw. 71, den Dissidenten 3 bezw. 3, anderen christlichen Gemeinschaften 1 bezw. 1, dem Judenthum 47 bezw 48 p. M., anderen oder keiner Religion 4 bezw. 1 p. M. an.
Während in den Jahren 1861—76 auf 1 Einwohner 63 am Flächenraum entfielen, verringerte sich dieser, der Inkommunalisirung des Thiergartens und des Viehhofsterrains ungeachtet, im Jahre 1880 auf 55 ¼ qm. In dem Spandauer Viertel geht der Raum bis auf 20 qm zurück, in dem Königsviertel steigt derselbe bis auf 125 qm, im Wedding auf 162, in Moabit auf 206, in der Thiergarten⸗ vorstadt auf 269 qm, doch ist in vielen Stadttheilen das günstigere Verhältniß nur ein scheinbares, weil große Bezirke fast ganz unbewohnt sind und sich die Bevölkerung in den bewohnten Theilen desto dichter zusammendrängt.
Das Miethskasernenwesen hat weitere Fortschritte gemacht, denn während die Bevölkerung um 16,28 % gestiegen ist, haben die Grund⸗ stücke nur um 11,03 % zugenommen; deshalb hat sich die durch⸗ schnittliche Bewohnerzahl eines Grundstücks von 57,9 auf 60,6 ver⸗ mehrt. Dieser Durchschnitt wird noch überschritten in dem Königsviertel (65,7), der Friedrich⸗Wilhelmstadt (66,8), der Tempelhofer Vorstadt (68,8), in Moabit (70), der Rosenthaler Vorstadt (76,5), dem Stralauer Viertel (76,6), der Oranienburger Vorstadt (77,9) und der jenseitigen Luisenstadt (91,3). In dem zum Stralauer Viertel gehörigen 118. Stadtbezirk erreicht der Durchschnitt 116,17. Die Zahl der Häuser mit mehr als 20 Wohnungen ist von 2947 auf 3977 gestiegen, wo⸗ gegen sich die Zahl der Häuser mit nur 1 Wohnung wiederum um 2 (auf 795) und die mit 1 bis 5 Wohnungen von 4010 auf 3992 ver⸗ mindert hat. Dementsprechend ist auch die Zahl der hohen Häuser gewachsen, denn die Häuser mit 4 Treppen hoch belegenen Wohnungen haben sich von 6515 auf 7558 vermehrt, und es sind noch 835 Häuser mit Wohnungen im 5. Stock hinzugetreten. Ueberhaupt fanden sich im Jahre 1880 23 289 Kellerwohnungen, 10 416 Dachwohnungen, 728 Wohn ungen im 5. und 30 624 im 4. Stock bewohnt vor. Während sich von 1876 — 80 die Wohnungen im Ganzen um 20,4 % vermehrt haben, sind die Kellerwohnungen nur um 7,6 %, dagegen die Woh⸗ nungen im Dache um 74,5 % und diejenigen im 4. Stock um 52,8 % gestiegen. Die durchschnittliche Zimmerzahl der Wohnung ist von 2,33 auf 2,29 zurückgegangen, wogegen sich die Zahl der Wohnungen mit nur einem heizbarem Zimmer von 109 115 auf 127 492 vermehrt hat. Die Zahl der männlichen Schlafleute ist von 60 574 auf 41 475, die der weiblichen von 18 124 auf 17 612 zurückgegangen. Mehr als die Hälfte der Wohnungen (etwa 5) hatte in 23 Monaten die Be⸗ wohner gewechselt. Von den Wohnungen und Gelassen standen leer 1876 14 126 (59,5 pro Mille), 1877 17 965 (70,9 p. M.), 1878 20 671 (77,8 p. M.), 1879 18 508 (67,6 p. M.), 1880 14 049 (50,3 p. M.), 1881 12 897 (45 p. M.). Die Miethen waren von 1860 bis 1875 allmählich auf 163,8 ℳ pro Kopf gestiegen, seitdem sind sie auf 143,6 ℳ herabgegangen, in den Jahren 1877 — 1881 von 722 auf 606 ℳ pro Wohnung. Die Zahl der billigsten Wohnungen (bis 150 ℳ) ist von 15 auf 31 p. M. des Miethswerths, die der Woh⸗ nungen von 151 bis 300 ℳ von 108 auf 137 ℳ p. M. gestiegen. Die Klasse von 451 bis 600 ℳ ist mit 64 p. M. unverändert ge⸗ blieben, alle übrigen haben sich etwas vermindert, nur die Zahl der theuersten Wohnungen (über 12 000 ℳ) hat von 87 auf 104 p. M. zugenommen. 8
Von 1876 bis 1881 ist gestiegen: die Zahl der versicherten Grundstücke von 16 682 auf 18 310, deren Versicherungssumme von 1 619 263 000 auf 2 010 306 100 ℳ oder im Durchschnitt von 97 066 auf 109 793 ℳ, der Miethwerth von 17 737 Grundstücken von 167 431 233 ℳ auf 171 156 493 ℳ bei 19 463 vermietheten Grund⸗ stücken, der Werth der Grundstücke nach dem 18fachen Miethswerth von 3 013 762 197 auf 3 080 816 874 ℳ; derselbe ist aber im Durch⸗ schnitt von 169 914 ℳ auf 158 291 ℳ gefallen. —
(Schluß folgt.)
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Nr. 19 der Mittheilungen des Sekretariats der Handels⸗ und Gewerbekammer in Stuttgart enthalt die Verhandlungen der Handels⸗ und Gewerbekammer, betreffend den Gesetzentwurf über die Aktienrechtsreform. b
— In der Verlagsbuchhandlung von Jul. Springer in Berlin ist soeben der 1. Theil des von dem Geh. Ober⸗Forstrath Judeich und dem Geh. Rechnungs⸗Rath Behm herausgegebenen bekannten und beliebten Forst⸗ und Jagd⸗Kalenders für den 12. Jahrgang 1884 erschienen. Obwohl die verschiedenen Wünsche, welche hinsichtlich desselben ausgesprochen worden, möglichst berücksichtigt wurden, so ist doch bei der Herausgabe des Jahrganges 1884 eine wesentliche Aenderung des Inhalts sowie der Form des Kalenders im Ganzen nicht erfolgt. Nur die Walzentafel hat eine Bereicherung erhalten; außerdem erlitten auch die Zins⸗ und Rententafeln, eine nicht un⸗ bedeutende Veränderung. Die bisherigen Tafeln für den Kapital⸗ werth eines hinteren Rentenstückes und für den der sog. Betriebsperiodenrenten sind nämlich weggelassen, dagegen die Tafeln für Nach⸗, Vor⸗ und Rentenendwerthe er⸗ weitert und ergänzt worden. — Der Kalender zerfällt in 3 Abtheilungen. Die 1. Abtheilung enthält, eine Tafel zur Stellung einer Uhr, eine Erklärung der Kalenderzeichen, einen Ueber⸗
sichtskalender, ein Kalendarium nebst Forstwirthschafts⸗, Jagd⸗ und Fischereinotizen, einen Jagdkalender, einen Schreibkalender und liniirtes Papier, die 2. Abtheilung verschiedene Formulare (Notizen aus dem genehmigten Forst⸗, Kultur⸗ und Verbesserungsplane ꝛc., Notizen aus dem genehmigten Hauungsplane ꝛc., Schlägerlöhne und Holztaxen, ein Rügebuch oder Frevelliste, eine Schießliste); die 3. Abtheilung endlich ein Hülfsbuch, verschiedene Tabellen und Notizen, und zwar Formeln zur Berechnung der wichtigsten Flächen und Körper, eine Walzentafel, eine Kreisflächentafel, eine Massentafel für Nadelholzklötze nach Ober⸗ stärke, eine Massentafel für Fichtenstangen nach Unterstärke, Massen⸗ gehalte der Schichtmaße und des Reisigs, Ertragstafeln, Brusthöhen⸗ Formzahlen, Derbholzmassen von Mittelbäumen, Rundholz⸗Zopf⸗ Durchmesser für scharfkantig beschlagene Hölzer, Hülfszahlen für Aufstellung von Kulturplänen, Samen⸗ und Pflanzenmenge für 1 ha, Entfernungen beim Verschulen der Pflanzen, Nachweisung der von Saatkämpen zu erwartenden Menge brauchbarer Holzpflanzen, Kostensätze für Dünenkulturen, den Betrag des Gefälles einer Linie, Tafeln über die Sätze von Waldwegbauten, Notizen und Hülfs⸗ zahlen für Bausachen, Tafeln zur Berechnung von Kapital⸗ und Zinswerthen bei Annahme von Zinseszinsen, Gewichte der Rinde und des Holzes, Kostennachweisung über Anfertigung von Theerringen, allerlei Zahlen, Vergleichung alter Maße mit den jetzigen deutschen Maßen, Bestimmungen über die Einführung gleicher Holzsortimente und einer gemeinschaftlichen Rechnungseinheit für Holz im Deutschen Neiche, Zahnwechsel des Roth⸗, Dam⸗ und Rehwildes. — Dem eigent⸗ lichen Kalender geht eine Nachweisung der Post⸗ und Telegraphen⸗ gebühren, sowie eine Eisenbahn⸗Uebersichtskarte von Deutschland vorauf. — Der 2. Theil des Forst⸗ und Jagdkalenders auf das Jahr 1884 wird Ende November ausgegeben und den Käufern des 1. Theils für den Preis von 1 ℳ 50 ₰ geliefert.
— Von den Buchhändlern und Antiquaren Joseph Bär u. Co. in Frankfurt a. M. u. s. w. sind wiederum 2 Kataloge, Lagerkatalog 132 und Antiquarischer Anzeiger Nr. 335, erschienen. Der Lagerkatalog, „Griechische und Römische Archäologie“, enthält ein Verzeichniß von 1767 Schriften, die unter folgende Ab⸗ theilungen vertheilt sind: I. Zeitschriften sowie Allgemeines (64 Nrn.); II. Geschichte und Geographie (439 Nrn.); III. Mythologie sowie Sitten, Gebräuche und Rechtsleben (im Ganzen 358 Nrn.); IV. Kunst⸗ denkmäler und Forschungsreisen (im Ganzen 537 Nrn.); V. Münz Medaillen⸗ und Gemmenkunde (im Ganzen 180 Nrn.); VI. In⸗ scriptiones (136 Nrn.); VII. Nachtrag (53 Nrn). Unter den im vor⸗ stehenden Kataloge zusammengestellten Schriften befinden sich viele interessante und werthvolle. — Der antiquarische Anzeige „Nationalökonomie“, 357 Nrn. umfassend, führt Schriften s verschiedenen Inhalts auf: Schriften über Volkswirthschaft im All⸗ gemeinen, über Bevölkerung, Landwirthschaft, Gewerbe, Zünfte, Handel und Verkehr, Geld⸗ und Münzwesen, die Bankfrage, Finanz⸗ wesen, das Aktienwesen, Eisenbahnen, die Arbeiterfrage, Armenwesen, Judenthum u. dgl. m. Die Schriften sind theils allgemeinen In halts, theils betreffen sie einzelne Länder, wie Preußen, Hannove Sachsen, Bayern. Württemberg, Hessen, Frankreich, Englan Italien, einzelne Staaten Italiens, die Schweiz, Rußland. Unte den verzeichneten Schriften findet man Schriften von R. Böck Carey, Dieterici, Hirsch, Hock, J. G. Hoffmann, Huhn, Krieg Malthus, F. W. v. Reden, Roscher, Schäffle, Smith, Soetbeer, T Wagner u. A.
— Die „Schlettersche Buchhandlung (E. Franck Antiquariat in Breslau“ hat über ihr antiquarisches Bücher
lager Katalog Nr. 183 „Rechts⸗ und Staatswissenschaft,
Nationalökonomie, Statistik“ veröffentlicht. Die in diese Kataloge aufgeführten Schriften, welche früher die Bibliothek de Geh. Justiz⸗Raths von Küster bildeten, sind des verschiedenartigste Inhalts, betreffen Staats⸗ und Privatrecht, Straf⸗ und Civilrecht Kirchenrecht, Bergrecht, Bauwesen, Landwirthschaft, Gewerbe, Handel, Finanzwesen, Zollwesen, Steuern u. s. w., behandeln die genannte Wissensgebiete theils im Allgemeinen, theils beziehen sie sich auf einzelne Länder und Städte (den alten römischen Staat, Deutsch land im Mittelalter und in neuerer Zeit, nach 1815, zur Zeit des Norddeutschen Bundes und des jetzigen Deutschen Reichs, Preuße im Allgemeinen und einzelne Provinzen desselben, Bayern, England Frankreich, Polen, Rußland u. s. w.). Unter den 966 Schriften, di in dem Kataloge verzeichnet sind, beschäftigen sich 941 mit Rechts und Staatswissenschaft sowie Volkswirthschaft, während 25 desselben dem Gebiete der Statistik angehören, und diese theils im Allge⸗ meinen, theils die Statistik von Deutschland, Preußen, Hamburg der österreichischen Monarchie, von Elsaß⸗Lothringen, Frankreich Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Rußland betreffen. Unter der aufgeführten Werken befinden sich viele werthvolle.
Gewerbe und Handel.
Die Generalversammlung pro 1884 des „Vereins der Spiri tusfabrikanten in Deutschland und des mit demselben ver bundenen „Vereins der Stärkeinteressenten in Deutsch land“ findet am 21., 22. und 23. Februar nächsten Jahres in Berlin statt. 8
— Das Oktoberheft der „Gewerbehalle“ (redigirt von L. Eisen⸗ lohr und C. Weigle, Architekten in Stuttgart; Verlag von J. Engel⸗ horn daselbst) bietet dem Kunsthandwerk wieder eine Reihe sehr ge⸗- schmackvoller Musterblätter. Die erste Tafel zeigt ein schmiedeeiserne Gitterthor mit fein erfundenem Rankenwerk, entworfen von den Archi tekten Brost u. Grosser in Breslau, ausgeführt vom Schlossermeister Schammel daselbst; das dritte einen prachtvollen Weinkrug (Krystallglas in reich ornamentirter Bronze⸗Fassung) von so edlen Formen im Ganze wie im Einzelnen, daß sich die besten Pariser Arbeiten nicht damit messe können (der schöne Entwurf rührt von dem Ciseleur Hans Pete in Stuttgart her); die folgende einen gediegenen einfach gehaltenen Holztisch, welchen F. C. Uhlmann in München mit Benutzung eine alten Motivs im bayerischen National⸗Museum gezeichnet hat; eine ander endlich ein reiches orientalisches Teppichmuster, entworfen von Ludwig Schwarz in St. Gallen. Das auf einer weiteren Tafel in Ab⸗- bildung mitgetheilte Juwelenschränkchen (Barockstyl) von Christofle u. Co. in Paris ist zwar ein kostbares Prachtstück, an welchem alle Hülfsmittel der heutigen Goldschmiedekunst, wie Ciselirung, Niellirung, Damascirung, Zellenschmelz, durchsichtiges Email, gefärbtes Gold und patinirte Bronze zur verschwenderischsten Entfaltung gekommen sind, ohne daß jedoch diese meist auf der Fläche üppig wuchernden, zum Theil sehr barocken Details für den Mangel an Originalität der Erfindung und an organischem Zusammenhange des Ganzen zu entschädigen vermöchten. Das ältere Kunstgewerbe ist diesmal durch ein köstliches Werk altdeutscher Renaissance vertreten, nämlich das prachtvolle Oratorium der Schloßkapelle zu Reichenberg in Böhmen, welches Prof. Rudolf Müller daselbst ge⸗ zeichnet und mitgetheilt hat. Von dem nicht minder schönen Hoch⸗ altar der Kapelle soll eine Abbildung in der nächsten Nummer der „Gewerbehalle“ folgen. Die Farbendrucktafel des Hefts zeigt schöne Holzornamente im Intarsia⸗Charakter aus dem Jahre 1605, mit⸗ getheilt vom Bildhauer Prof. C. Lacher in Graz.
New⸗York, 26. Oktober. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 253 000 B. Ausfuhr nach Großbritannien 44 000 B., Ausfuhr nach dem Konti⸗ nent 78 000 B., Vorrath 724 000 B.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 26. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Silesia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrts⸗ Aktiengesellschaft ist beut⸗ Nachmittag 4 Uhr, von New⸗York kommend, auf der Elbe eingetroffen. —
Wien, 8 Oktober. (W. T. B.) Wie die „Presse“ erfährt, soll die Theilstrecke Neusatz⸗Semlin der Pest⸗Belgrader Linie definitiv am 15. November eröffnet werden.