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dieser
8 Raimondi, Marcantonio:
“
Berlin, 27. Oktober 1883.
Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.
Vierter Band, 4. Heft. — 8
(Aus dem Jahrbuch der Königlichen preußischen Kunstsammlungen. Dasselbe erscheint vierteljährlich zum Preise von 30 ℳ für den Jahr⸗ gang in der Weidmannschen Buchhandlung zu Berlin)
I. Königliche Museen in Berlin. (Fortsetzung.)
D. Münzkabinet. Das Münzkabinet hat in den Monaten April bis Juni eine Anzahl unbedeutender Geschenke und einige werthvolle Ankäufe zu verzeichnen.
Ein neu zu Tage gekommener Doppelstater des Seleucus Ni⸗ kator, des Gründers der syrischen Dynastie, hat den Kopf des Herakles gleich den Silbermünzen Alexanders des Großen, aber mit den Elephanten⸗Exuvien bedeckt; auf der Kehrseite ist die Nike der Stateren Alexanders, und neben ihr im Felde der Pferdekopf mit Stierhörnern, welcher auf einer anderen Goldmünze desselben Seleucus den Typus bildet. Die Beibehaltung der Typen Alexanders beweist, daß dieser Doppelstater des Seleucus, gleich manchen Münzen des Ptolemäus Soter und des Lysimachus mit Alexanders Typen, dem Beginn der Diadochen⸗Prägung angehören wird; erst nach einige Zeit wählte jeder dieser Könige sich einen eigenen Typus. Unsere Münze ist aufschriftlos — die Aufschrift fehlt nicht etwa zufällig — dies ist ungewöhnlich; vielleicht erklärt es sich dadurch, daß Seleucus, als er diese Münze prägte, sich noch nicht vollberechtigt fühlte. Sicher ist, daß auch in diesen Reichen die älteren Münzen die kürzere Aufschrift haben; zuerst wurde allein der Name geschrieben, dann tritt der Königstitel hinzu, zuletzt die Ehrennamen.
Britische Goldmünzen der Könige Dubnovellaunus, welcher auf dem Monument von Ancyra Domnobellanus genannt ist, und Verica füllten Lücken in dieser Reihe seltener Münzen.
Unter den wenigen römischen Münzen befinden sich zwei werth⸗ volle. Die erste ist ein Aureus des Allectus, welcher zur Zeit Diocletians in England Kaiser ward, nachdem er den Carausius er⸗ mordet hatte. Die Sammlung besaß noch keine seiner seltenen Goldmünzen.
Noch merkwürdiger ist ein Bronzemedaillon, welcher uns aus Agram zukam, und einen bisher unbekannten Prinzen aus der Familie des Gallienus kennen lehrt. Auf der Vorderseite ist das Brustbild dieses Kaisers, auf der Kehrseite ein Triumphwagen, auf welchem er und vor ihm ein Knabe steht, den die Umschrift Marinianus nennt. Keine einzige der vielen Tausende römischer Münzen, welche nach Augustus und bis zum Ende des Weltreichs geprägt worden sind, hat den Namen eines Konsuls oder anderen Beamten, sondern alle haben die Namen der Kaiser und ihrer Familienglieder. Diese Regel gilt ausnahmslos, und dadurch ist erwiesen, daß Marinianus ein Prinz aus dem Hause des Gallienus war, wohl ein Sohn oder Enkel, dem dieser Medaillon gewidmet ist. Dies wird dadurch um so wahrscheinlicher, daß auch eine Mariniana zu Familie gehört hat, der Name also hier nachweislich vorkommt. Daß dieser Prinz bisher unbekannt war, ist nicht auf⸗ fallend, denn auch Mariniana ist nur durch Münzen bekannt, weder Inschriften noch Schriftsteller erwähnen sie, wie überhaupt die Ge⸗ schichte dieses Kaiserhauses dunkel ist.
Aus einem in Köthen ausgegrabenen Schatz von mehr als hun⸗ dert Goldmünzen, die bis in die Zeit des dreißigjährigen Krieges hinabreichen, wurden vier Stücke erworben, drei von vaterländischen Städten, deren Goldmünzen noch fehlten: Goslar, Halberstadt, Erfurt und eine von Aachen, alle von großer Seltenheit.
Unter einigen deutschen Medaillen des XVI. Jahrhunderts zeichnet sich eine der Kurfürstin Sophia von Sachsen, der Tochter unseres .“ Johann Georg aus, ein Werk des vortrefflichen Tobias
olf.
Zwei arabische Goldmünzen sind hervorzuheben, beide Zeugen des Zusammenstoßes des Jslam mit den Nachbarvölkern. Ein im
Jahre 98 der Flucht (716— 717) in Spanien geprägter goldener Solidus hat lateinische und arabische Aufschrift. Ein fast 500 Jahre späteres Gold⸗
tück ist von Mohammed ibn Sam, dem Eroberer Indiens, für das Reich
Kanauj geprägt; es ist den Münzen der besiegten einheimischen
Herrscher nachgebildet, hat indische Aufschrift, und, den Vorschriften
des Islam widersprechend, das Bild der indischen Göttin Lakschmi. J. Friedländer.
E. Kupferstichkabinet.
In den Monaten April bis Juni 1883 wurd
Erwerbungen gemacht: Deckfarbenmalerei. (Miniatur.) Schule des Roger van der Weyden: Die Kreuzabnahme; den arauf befindlichen Wappen nach angefertigt für Eleonore von Por⸗ al († 1467), Gemahlin Kaiser Friedrichs III. Vielleicht aus einem Missale. Pergament 257/197.
Kupferstiche. Der junge Mann mit der Laterne. B. 384.
Derselbe: Sieben Papstbildnisse. P. 292/297; und ein zu der⸗ elben Folge gehörendes unbeschriebenes, Julius II. darstellend. Leyden, Lucas Jacobsz van: Loth mit seinen Töchtern. B. 16. Derselbe: Der verlorene Sohn. B. 78. Duvet, Jean: Der Sturz Babilons. B. 30. “ Matthias: Die Belagerung von Szige th rung. A. 32. Derselbe: Die Belagerung von Gotha. Rad. A. 36. Derselbe? Die Wirkungen des Weines. Rad. Aundr. App. 4. Eisenhut, Anton: Bildniß des Renoldus Lupus. 80. 33n. u de: Bildniß des Louis Servin. Rob.-D. 4886. I. Zustand. Wierix, Joh., Hieron. und Anton: A. 1858, 2005, 2008, 2013, 2014, 2016, 2046. Muller, Harmen: Bildniß des Alexander Farnese. Fol. 3 Matham, Jacob: Fünf Bildnisse. B. 169 und vier unbeschrie⸗ ene in 40. 1 e Harmenß van Rijn: Ansicht von Omval. .312
Lasne, Michel: Ludwig XIII. zu Pferde. 1634. Gr. Fol.
Roullet, J. L.: Ludwig XIV. Halbfigur. Gr. Fol.
Simon, P.: Derselbe. Brustbild. Fol. Marx.
Poilly, N. de: Maria Theresia, Königin von Frankreich. Brust⸗ Gr. Fol.
Vermeulen, C.: J. A. de Mesmes. Fol.
Chodowiecki, Daniel: Sophiens Reise nach Memel. E. 182.
I. Zustand.
u. A. folgende
Radi⸗
Sieben Bildnisse.
bild.
Holzschnitte.
Deutsche Schule XVI. Jahrh.: Bildniß des Ulrich von Hutten. Kl. Fol.
Desgleichen: David Burglin. 1577. Kl. 40.
Desgleichen: Balth. Rueffer. 1599. Kl. 40.
(Amman, Jost): Plinius' Bücher .. von der Natur .. der Kreaturen. Frankfurt a. M. 1565. Fol. Andr. 239. I. Ausgabe.
Photographien.
Chennevières: Les dessins du Louvre. Fol. Chodowiecki, Daniel: „Von Berlin nach Danzig“, 1773. Fol. Wolgemut, Michael: Der Altar in der Kirche zu Schwabach Lippmann.
⸗F. Ethnologische Abtheilung.
I. Ethnologische Sammlung.
Durch den Königlichen Museen gnädigst zugewendetes Wohlwollen Sr. Königlichen Hoheit des Hochseligen Prinzen Carl ist, wie bereits an der Spitze dieser Berichte hervorgehoben wurde, während des lau⸗ fenden Quartals der Ethnologischen Abtheilung eine Bereicherung zugegangen, unvergleichbarer Kostbarkeit, die auf irgend einem anderen Wege zu schaffen, keine Aussicht gewesen sein würde. Sie schließt sich eng denjenigen hervorragenden Stücken an, die sich zum Theil bereits seit dem vorigen Jahrhundert in altem Besitz befinden, auf die damalige Vereinigung mit der Silberkammer des Königlichen Schlosses zurückweisend, und auf dankbare Erinnerungen an Höchste und Allerhöchste Gunstbezeugun⸗ gen, welche damals bereits gespendet wurden. 8
Dieser in die Ethnologische Sammlung übergegangene Schatz begreift im Einzelnen folgende Stücke:
1) Großes Räucherbecken auf drei Füßen, Kupfer, ganz mit Zellenschmelz bedeckt (Blumen, Arabesken, Fische); Deckel theilweise durchbrochen, oben ein koreanischer Löwe; mit Deckel 106 cm hoch, Gegenstück zum folgenden. Mit Holzsockel.
2) Gegenstück zum vorigen.
3) Kupfer, ganz mit Zellenschmelz bedeckt (Blumen und Vögel auf goldgemustertem Grunde); mit zwei Griffen. Deckel in einen birnförmigen Knopf auslaufend. Der Rand unter dem Deckel trägt zwei Inschriften in alten Charakteren. Mit Deckel 140 cm hoch. Mit Holzsockel.
Diese Räuchergefäße dienen zugleich zum Erwärmen der Zimmer und dürften nach der von den Mitgliedern der chinesischen Gesandt⸗ schaft (im Jahre 1879) geäußerten Ansicht aus einem der Kaiserlichen Paläste des chinesischen Reiches stammen.
4) Mit Griffringen. Kupfer, mit Zellenschmelz bedeckt (Blumen⸗ Arabesken). Deckel durchbrochen, oben ein Löwe. Mit Deckel 99 cm hoch. Auf Holzsockel. Ursprünglich im Sommerpalast Yüen Mien Püen befindlich und mit den Beutestücken aus demselben damals nach Europa gelangt.
5) Schmuckgefäß in Gestalt eines großen Flaschenkürbis. Kupfer ganz mit Zellenschmelz bedeckt (Blumen⸗Arabesken). Mit Deckel 105 cm hoch.
6) Gegenstück zum vorigen.
7) Große Vase, Körper kugelförmig, Hals schlank cylindrisch, ganz mit Zellenschmelz bedeckt (landschaftliche und figürliche Dar⸗ stellungen, um den Fuß buddhistische Symbole). Zwei Fledermäuse als Griffe. 163 ecm hoch.
8) Gegenstück zum vorigen.
9) Schmuckgefäß, cylindrischer Hohlkörper, aus Jade geschnitten, mit Figuren und Landschaft; durch moderne europäische Bronzefassung zu einer Kanne gestaltet. Gesammthöhe 81 cem, Höhe des Jade⸗ Cylinders 17,5 cm.
10) Vase aus Jade, bauchig, Querschnitt schmale Ellipse; als Griffe zwei Elephantenköpfe mit beweglichen Ringen. Auf euro⸗ bäischem Bronzefuß. Höhe mit Fuß 41 em.
11) Gegenstück zum vorigen, bauchig, Querschnitt schmale Ellipse; als Griffe zwei Elephantenköpfe mit beweglichen Ringen. Auf euro⸗ päischem Bronzefuß. Höhe mit Fuß 41 cm. Gegenstück zum vorigen. Diese beiden Vasen datiren aus der Regierungszeit Kien⸗long's (1736 - 1795).
12) Thierfigir aus Jade. Ruhender Büffelstier, in der für Nandi, das heilige Vehikel Siwa's, charakteristischen Haltung, welche auch in den astrologischen Thieren des ostasiatischen Cyklus wieder⸗ kehrt. 37 em lang, 15 cm hoch. Mit Untersatz aus schwarzem und vergoldetem Holz.
Diese Prachtstücke waren bisher dem Schmuck des Prinzlichen Palais eingereiht, und werden zum Theil unter denselben günstigen Verhältnissen nach Berlin gekommen sein, wie so manche andere der ostasiatischen Werthstücke früherer Silberkammern.
Wie Obiges auf vergangene Zeiten zurückführt, in denen bereits gesicherte Fundamente gelegt wurden für den folgenden Ausbau der ethnologischen Studien, so haben diese in dem Sinne ihrer neuen Entfaltung, gleichfalls während des verflossenen Quartals einen Zu⸗ wachs höchsten Werthes erhalten. Es sind dies die durch Lieutenant Wißmann auf seinem glorreichen Entdeckungszuge durch Afrika der Wissenschaft, als ursprüngliche, geretteten Materialien aus bisher noch gänzlich unbetretenen Gebieten des dunklen Kontinents. Solche zu erreichen, ist ihm durch Festhaltung des Programms gelungen, das ein Eindringen vom Westen her zur Aufgabe stellte. In der Erwar⸗ tung auf Festhaltung an diesem (von der Afrikanischen Gesellschaft bei ihrer Begründung bereits aufgestelltem) Programm, darf auch hoffnungsvoll den weiteren Schritten des Reisenden Flegel ent⸗ gegengesehen werden, der sich jetzt bereits in Adamaua an der Grenze des Unbekannten bewegt, und das Königliche Museum mit lehrreichen Serien versehen hat, sowohl von den einzelnen Stämmen, wie von den Herrschern in den dortigen Feudalstaaten, seit den Erobe⸗ rungen der Fulah.
Besonders durch die Thätigkeit Dr. Böhms ist eine reichhaltige Sammlung eingelaufen aus den östlichen Stationen der Afrikanischen Gesellschaft, nicht nur von den Wanyamuezi, in deren Gebiet sie be⸗ gründet wurde, sondern auch aus den von hier aus sich öffnenden Handelswegen. Anderes hat Dr. Fischer, der jetzt auf einer selbst⸗ .“ Erpedition befindlich ist, aus Erwerbungen in Zanzibar zu⸗ gefügt.
Aus Asien bleibt zunächst ein Geschenk zu erwähnen, womit der zweite König von Siam die Abtheilung begünstigt hat, dann eine uns durch Vermittelung des Hrn. Dr. Jagor zugegangene Sammlung aus den Nicobaren von Hrn. Roecepstorff, dessen Name berests für frühere Zuwendungen ehrenvoll verzeichnet steht. Gütiger Theilnahme des deutschen Konsulates in Amoy ist eine durch Hrn. Kleinwächter in Takao beschaffte Sammlung aus Formosa zu danken; wenn auch wenige Stücke, jedoch jedes kostbar, weil aus dem Innern dieser un⸗ bekannten Insel alles originell und neu ist.
Aus Japan konnte eine lebensgroße Nachbildung des im Joshidi⸗ Tempel zu Kioto als Gongen⸗Sama verehrten Gesetzgebers Japans, des Taikun Jpeyashu, des Gründers Jeddos, erworben werden. für wissenschaftliche Zwecke in anerkennenswerther Weise zu Diensten gestellten Thätigkeit Hrn. Dr. Jacobi's (der bei Professor Virchows Durchreise nach dem Kaukasus sich dafür erbot) ist Uebernahme zu danken zweier der auf den pontischen Steppengegenden den Zug der Wandervölker bezeichnenden Steinfiguren, sog. Kamienne Baby (oder Jaga Baba).
In Amerika hat Hr. Konsul Gericke in St. Louis sich im Interesse der ethnologischen Sammlungen (wie bei seinem Hiersein esprochen) mit dem amerikanischen Gelehrten und Reisenden Hrn. andelier in Beziehung gesetzt, der aus seinem jetzigen Aufenthalt
ine Sammlung von den Navajos, Pueblos ꝛc. eingeschickt hat. Für as, trotz seines Reichthums an Alterthümern noch wenig für solche in den Museen bekannte Honduras hat Hr. Fritzgärtner sich bei seiner Rückkehr dahin zur Mithülfe erboten, auch ein Paar kleine Stücke, wie sie grade in seinem Besitz waren, uns bereits übergeben. Endlich konnte im Austausch mit dem Hamburger Mu⸗ seum, das die Dubletten der Alaska⸗Sammlung der Herren Gebrüder Krause übernommen, einiges davon auch dem hiesigen Museum ein⸗
Der
gefügt werden.
In Südamerika sind uns durch geneigte Gönnerschaft des Hrn. Konsuls Wagner in Arequipa mehrere ausgesucht schöne Stücke zu⸗ gegangen, die besonders schätzenswerth sind, weil aus dem Kulturkreis Cuzkos stammend, dem Herrschersitz der Inca, und zugleich ist für weitere großartige Bereicherungen von dort erfreuliche Hoffnung ge⸗ währt. Ebenso hat Hr. Dr. Lührsen, früher Minister⸗Resident in Lima, seinen bisherigen Geschenkgaben fernere hinzugefügt.
Ein bedeutsamer Erfolg ist, erzielt nach langer Correspondenz, durch die trotz der entgegenstehenden Schwierigkeiten fortdauernd zu⸗ gewendete Unterstützung der Kaiserlichen Botschaft in Buenos⸗Ahres. Es ist gelungen, einen Reisenden, Hrn. Rhode, auszusenden, von d
kürzlich aus bisher unvertretenen Gebieten in der
— Richtung des Gran chaco (eine
vagma gentium des dortigen Völker⸗ lebens), wichtige Sammlungen zugegangen sind, und gleich⸗ zeitig werden die, welche unter der freundlichen Vermitte⸗ lung des Hrn. Dr. Staudinger durch Hrn. Dr. Hähnel vorbereitet sind, zur Aufhellung anderer dunkler Punkte in Südamerika beitragen: von dorther nämlich, wo am Alto⸗Amazonas mit den aus den hochgelegenen Kulturländern abströmenden Flüssen, auch Einflüsse der Chibchas Quechua, Cara unter den Indianern Brasiliens erkennbar sein mögen.
Als bedeutsamstes Ereigniß für die Geschichte der Ethnologie ist, unter wohlwollender Aufnahme einer daraufhin gerichteten Eingabe, die von der Kaiserlichen Admiralität veranlaßte Erforschung der Osterinsel zu betrachten, da die so gewonnenen Sammlungen bei⸗ tragen werden, die vielfachen und eigenthümlichen Probleme zu er⸗ klären, welche sich extensiv und intensiv mit diesem einsamen Punkt des stillen Ozeans verknüpfen und seit der Entdeckung desselben ihre, bis dahin ungelösten, Fragen stellen. .
Für die Sammlungen aus Europa hat Hr. v. Schulenburg Theile einer geschnitzten Kunkel geschenkt, aus den dahinschwindenden Resten unseres Volkslebens.
II. Nordische Alterthümer.
In der prähistorischen Abtheilung hat der Königliche Oberförster Frank in Schussenried den dortigen Pfahlbau durch interessante Stücke illustrirt. Außerdem stehen Geschenke zu verzeichnen von Hrn. Ritter⸗ gutsbesitzer Krug auf Haus Jessen bei Sommerfeld, von Hrn. Rektor Dr. Weineck in Lübben, Hrn. Dr. Gomer Brunius in Landskrona. Angekauft wurden fränkische Alterthümer und eine Sammlung aus Posen, sowie eine Urne nebst Fibel aus Stendal. Auf Verfügung des Königlichen Unterrichts⸗Ministeriums wurde die Nachbildung eines Bronzeringes aus dem Museum in Hannover dem hiesigen
überwiesen A. Bastian.
(Fortsetzung folgt.)
Cöln, 27. Oktober, 6 Uhr 30 Minuten Vormittags. (Tel.) Die englische Post vom 26. Oktober früh, plan⸗ mäßig in Verviers um 8 Uhr 39 Minuten Vormittags, ist ausgeblieben. Grund: Betriebseinstellung wegen Verschüttung des Geleises bei Verviers durch Mauereinsturz.
.
Cassel, 27. Oktober. (W. T. B) Heute Mittag fand hier auf dem Bildergalerieplatz, in Gegenwart der Civil⸗ und Militär⸗ behörden und eines zahlreichen Publikums, die Enthüllung der vom Professor Hassenpflug hergestellten Büste des früheren Ober⸗ Präsidenten von Möller statt. Namens des Verschönerungs⸗ vereins, welcher das Denkmal gestiftet hat, hielt Justiz⸗Rath Peters die Festrede, die mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König schloß.
Das Repertoire des „Deutschen Theaters“ für die nächste Woche bringt, außer der auf Montag angesetzten Wiederholung von „Krisen“, am Dienstag auch eine Wiederholung der drei ein⸗ aktigen Stücke: „Jugendliebe“, „Der zerbrochene Krug“ und „Ein Hut“. Am Mittwoch findet mit Hrn. Friedrich Haase in der Titel⸗ rolle die Aufführung von Gutzkows „Königslieutenant“ statt. Am Donnerstag erfolgt die erste Aufführung des neuen Stücks von Hrn. Adolph L'Arronge, welches den Titel „Das Heimchen“ führt. In den Hauptrollen desselben sind die Damen Fr. Niemann und Frl. Ramazetta sowie die Hrrn. Barnaxy, Förster, Friedmann, Kainz und Engels beschäftigt. Der Stoff des Stückes ist dem Märchen von Boz⸗Dickens: „Das Heimchen am Heerde“ entlehnt.
— Im Residenz⸗Theater haben sich die Aufführungen des Schwanks „Babette“ mit Hrn. Carl Sontag als „Erfinder Gévau⸗ dan“ einer sehr regen Theilnahme und eines sich von Abend zu Abend stkigernden Erfolges zu erfreuen. Angesichts dessen hat die Direktion den Termin eines Repertoirewechsels noch hinausgeschoben.
— In den Räumen des Krollschen Theaters ist der glänzenden Opernzeit, die Ende September ihren Abschluß fand, nur scheinbar eine Ruhepause gefolgt, denn bereits sind Hunderte von Händen emsig dabei, im Römersaal und im Rittersaal unter Leitung des Baumeisters E. Tietz jene phantastische Metarmophose durchzuführen, die zur Weihnachtszeit dem Krollschen Hause den Nimbus eines Märchen⸗ palastes zu verleihen pflegt. An Ueberraschungen wird auch die diesjährige, am 24. November beginnende Ausstellung hinter den früheren Veran⸗ staltungen nicht zurückbleiben. Das Stück selbst, welches auf der Bühne dargestellt wird, behandelt ein hübsches Märchen, welches die humor⸗ reichen Bühnenschriftsteller Girndt und Jacobson bearbeitet haben. Für die Hauptrollen ist eine treffliche Gesellschaft von Schauspielern gewonnen worden, nämlich der Komiker Ascher, Hr. v. Osten, Hr. Anzinger, Hr. v. Kurnatowski, ferner die Damen Frl. Meißner, Frl. Sand⸗ rock, Frl. Kaethe Beckmann vom Hoftheater in Dresden, Frl Seemann vom Belle⸗Alliance⸗Theater, Frl. Janauschek (eine jugendliche Nichte der berühmten Deutsch⸗Amerikanerin), Frl. Rohde von Stettin und als komische Alte Fr. Hüftel. Besonders willkommen aber dürfte dem Berliner Publikum noch die Mittheilung sein, daß unmittelhar vor der Ausstellung ein Liebling der Berliner Künstlerwelt, Signora Teresina Tua wieder einige Concerte veranstalten wird. Die kleine „Geigenfee“ wird in der Woche vom 11. bis 18. November im Verein mit dem Pianisten Hrn. Robert Fischhof an drei Abenden concertiren und so die Weihnachtszeit vorbereiten.
— Heute geht die Strauß'sche Operette „Eine Venedig“ im Neuen Friedrich⸗Wilhelmstä Theater zum 25. Male in Scene, ein Beweis, daß sich das musi⸗ kalisch vom Komvponisten so reich ausgestattete, hier mit großem Glanze inscenirte Werk in der Gunst des Publikums vollständig fest⸗ gesetzt hat. An jedem Abend müssen die Hauptnummern nach wie vor da capo gesungen werden.
Frl. Cornelia Kirchhoff, eine Schülerin des Musikdirektors Dienel, von deren erfolgreichem Auftreten im Krvstall⸗Palast zu London wir vor Kurzem berichteten, giebt in der Louisen⸗Kirche zu Char⸗ lottenburg am Montag, Abends 8 Uhr, ein Concert zum Besten der Weihnachts⸗Bescheerung für arme Kinder. Sie wird auf der Orgel eine Concert⸗Fuge von Dienel, eine variirte Melodie von Guilmant, ferner im Verein mit dem unter Hrn. H. Urbans Leitung stehenden Berliner Di⸗ lettanten⸗Orchesterverein Haendels Orgel⸗Concert in G-moll und mit Hrn. Harry Linden, ebenfalls Schüler des Hrn. Dienel, ein Adagio und Finale von Merkel spielen. Fr. Müller⸗Ronneburger wird ein „Exaudi Deus“ von Reinecke, „Sei still“ von Leßmann und im Verein mit Hrn. Kotek Bachs Meditationen singen, und Hr. Kotek ein Arioso eigener Komposition und Bachs „Air“ mit Orchester vor⸗ tragen.
Reeaedacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kessel). Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Druck: W. Elsner.
zum Deutschen Reichs
9 253.
Erste B eila ge »Anzeiger und Königlich Preußischen
8 Berlin, Sonnabend, den 27. Oktober
Staats⸗Anzeiger. 1883.
1 Preußischen Staats-Anzeigers: Berlin SW., Wilhelm⸗Straße Nr. 32.
E.
Inserate für den Deutschen Reichs⸗ und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ egister nimmt an: die Königliche Expedition des Deutschen Reichs-Anzeigers und Königlich
1. Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.
2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.
3. Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc.
4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlnng
2. u. s. w. von öffentlichen Papieren.
Oeffentlicher Anzeiger.
5. Industrielle Etablissements, Fabriken und Grosshandel. &
6. Verschiedene Bekanntmachungen.
7. Literarische Anzeigen.
8. Theater-Anzeigen. 1 Im der Börsen- b
9. Familien-Nachrichten. ] beilage.
Inserate nehmen an: die Annoncen⸗Expeditionen des „Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein
Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren
*
Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte,
Annoncen⸗Bureaux.
Steckbriefe und Untersuchungs Sachen.
[46668]
Steckbrief. Gegen den Dienstmann Hermann Carl Friedrich Schley, am 16. Dezember 1834 zu Lychen, Kreis Templin, geboren, evangelisch, dessen Signalement nicht näher angegeben werden kann und welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Unterschlagung aus §§. 246, 248 des Straf⸗ gesetzbuchs verhängt. Es wird ersucht, denfelber zu verhaften und in das Untersuchungs⸗Gefängniß zu Berlin, Alt⸗Moabit 11/12 abzuliefern. Berlin, den 22. Oktober 1883. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 94.
[46665]
Steckbrief. Der burghausen, Kreis Sach en⸗Meiningen, Kambach (Schuhmacher), welcher bei Aushebungs⸗Geschäft für das 2. Thüringische In⸗ fanterie⸗Regiment Nr. 32 als Oekonomie⸗Hand⸗ werker designirt worden ist, hat seinen bisherigen Aufenthaltsort Gompertshausen ohne Abmeldung verlassen, wesbalb ihm die Gestellungs⸗Ordre zur Einstellung nicht behändigt werden konnte. Der⸗ selbe hat sich demnach der Fahnenflucht schuldig ge⸗ macht. Das unterzeichnete Kommando ersucht daher, auf den Genannten zu vigiliren und ihn im Betre⸗ tungsfalle an die nächste Militärbehörde zum weiteren Transport nach hierher abzuliefern. Mei⸗ ningen, den 26. Oktober 1883. Königliches Land⸗ wehr⸗Bezirks⸗Kommando.
[46667]
Steckbriefs⸗Erledigung. Der gegen den Drechsler⸗ gesellen Johann Carl Gustav Rechlitz wegen wiederholten Diebstahls und Unterschlagung in den Akten U. R. II. 216. 82. unter dem 6. März 1882 erlassene Steckbrief wird zurückgenommen. Berlin, Alt⸗Moabit Nr. 11/12 (NW.), den 24. Oktober 1883. Königliches Landgericht I. Der Unter⸗ suchungsrichter.
1863 zu Hild⸗ Herzogthum hann, Nicolaus m diesjährigen
geborene „
[46666] Steckbriefs⸗Erledigung. U. R. II. 741 de 1883 gegen den Arbeiter und Handelsmann Johann Ernst Nippe wegen ver⸗ suchten Mordes bez. Todtschlags unter dem 1. Okto⸗ ber 1883 erlassene Steckbrief wird zurückgenommen. Berlin, den 25. Oktober 1883. Königliches Land⸗ gericht IJ. Der Untersuchungsrichter: Hollman
Der in den Akten
[46660]
Steckbriefserledigung. Der unterm 17. Mai 1882 hinter dem Buchhandlungsgehilfen Friedrich Wilhelm Schulz aus Breslau erlassene Steckbrief ist erledigt. Hoyerswerda, 16. Oktober 1883. Kgl. Amtsgericht.
37153] Oeffentliche Ladung. Nachstehend aufgeführte Personen: 1) Joachim Friedrich Ludwig 8 burg, geboren am 4. Oktober 1858 zu .
zuletzt in Mölschow wohnhaft, 2) August Wilhelm Friedrich Harder, geboren am 6. Juni 1859 zu Vorwerk, zuletzt daselbst wohnhaft, 3) Reitknecht Ernst Carl Friedrich Heyden, geboren am 16. No⸗ vember 1860 zu Cartlow, zuletzt daselbst wohnhaft, 4) Schneider Johann Carl Friedrich Krüger, ge⸗ boren am 19. Oktober 1860 zu Kronsberg, zuletzt in Daberkow wohnhaft, 5) Stellmacher Franz Carl Wilhelm Schmidt, geboren am 25. Oktober 1860 zu Kl. Tetzleben, zuletzt in Gr. Tetzleben wohnhaft, 6) Knecht Johann Friedrich Theodor Peßlin, ge⸗ boren am 19. Juni 1860 zu Weltzin, zuletzt in Caslin wohnhaft, 7) Friedrich Johann Carl Scha⸗ dowsky, geboren am 28. Oktober 1860 zu Wolkow, zuletzt in Ganschendorf wohnhaft, 8) Max Wilhelm Fritz Schröder, geboren am 13. Februar 1860 zu Anclam, zuletzt daselbst wohnhaft, 9) Wilhelm Christian Theodor Witte, geboren am 3. Dezember 1860 zu Wegezin, zuletzt in Demmin wohnhaft, 10) Carl Johann Wilhelm Hannemann, geboren am 10. Juli 1860 zu Medow, zuletzt daselbst wohn⸗ haft, 11) Konrad Heinrich Victor Brasche, geboren am 10. September 1858 zu Anclam, zuletzt daselbst wohnhaft, 12) Albert Bernhard Carl Wilhelm, geboren am 22. April 1859 zu Anclam, zuletzt da⸗ selbst wohnhaft, 13) Oskar Hugo Paul Rosen⸗ baum, geboren am 16. April 1860 zu Charlotten⸗ burg, zuletzt in Wolgasterfähre wohnhaft, 14) Hein⸗ rich Friedrich August Glabe, geboren am 22. April 1858 zu Stavenhagen, zuletzt in Japzow wohnhaft, 15) Seemann Georg Christian Friedrich Ebert, ge⸗ boren am 2. Oktober 1859 zu Malchin, zuletzt in Letzin wohnhaft, werden beschuldigt, als Wehr⸗ pflichtige in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet ver⸗ lassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 Str. G. B. Die⸗ selben werden auf Freitag, den 21. e 1883, Mittags 12 ÜUhr, vor die I. Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Greifswald, Dom⸗ straße Nr. 7, zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von den Königlichen Landräthen zu Greifswald, Demmin, Anclam und den Civil⸗Vorsitzenden der Ersatz⸗Kommissionen der Aushebungsbezirke Char⸗ lottenburg und Malchin i. M. über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Er⸗
klärungen verurtheilt werden. Durch Beschluß der Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Greifs⸗ wald vom 26. Juli 1883 ist das Vermögen der An⸗ geklagten zur Deckung der dieselben möglicherweise treffenden Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens in Höhe von je dreihundert Mark mit Beschlag be⸗ legt. Greifswald, den 8. August 1883. König⸗ liche Staatsanwaltschaft. [46669) Im Namen des Königs!
In der Strafsache
gegen den Eigenthümer und Zimmergesellen Albrecht Friedrich Mielke aus Ohra wegen Diebstahls,
hat die Erste Strafkammer des Königlichen Land⸗ gerichts zu Danzig, in der Sitzung vom 2. Oktober 1883, an welcher Theil genommen haben:
1) Landgerichts⸗Direktor Birnbaum,
2) Landgerichts⸗Rath Hoffmann, Landßerichts⸗Rath Hewelcke, Landgerichts⸗Rath Abert,
Assessor Dreckschmidt, als Richter; Staatsanwalt Jonen, als Beamter der Staatsanwaltschaft; Referendar Plaschke, als Gerichtsschreiber; für Recht erkannt: daß unter Aufhebung des Urtheils der hiesigen Strafkammer vom 13. März dieses Jahres der Än⸗ geklagte Eigenthümer und Zimmergeselle Albrecht Friedrich Mielke aus Ohra, geboren daselbst am 13. Oktober 1853, von der Anklage des Diebstahls freizusprechen und die Kosten des Verfahrens der Staatskasse aufzuerlegen; ferner die Aufhebung des früheren Urtheits durch den Deutschen Reichs⸗ Anzeiger und das Danziger Intelligenzblatt zu ver⸗ öffentlichen. Von Rechts Wegen. Die Richtigkeit der Abschrist beglaubigt. Danzig, den 20. Oktober 1883.
— Becker
. ob
hreiber des Königlichen Landgerichts.
Subhastationen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen u. dergl.
[46682] Oeffentliche Ladung. In Sachen . 8 Stock, Wilhelmine, Prälatenswittwe von Heilbronn, gegen Jaeger, Paul, Pulverfabrikant in Hamgermühle, wezen Subhastation, ist durch Verfügung des Kgl. Amtsgerichts Viech tach vom 23. Oktober 1883 Vertheilungstermin au Donnerstag, den 27. Dezember 1883, Vormittags 9 Uhr,
f
angesetzt. Zu diesem Termine werden: a. Wilhelmine Stock, Prälatenswittwe aus Heil⸗ bronn, und b. Jaeger, Paul, Pulverfabrikant in Hamger⸗ mühle, Beide zur Zeit unbekannten Aufenthalts — unter dem Präjudiz vorgeladen, daß im Falle ihres Nicht⸗ erscheinens angenommen würde, daß sie mit dem aufgestellten oder im Termine berichtigten Verthei⸗ lungsplane, sowie mit dessen Ausführungen einver⸗ standen seien.
Die erfolgten Anmeldungen, sowie der Entwurf des Vertheilungsplanes liegen während der letzten Woche vor dem Vertheilungstermine auf der Ge⸗ richtsschreiberei zur Einsichtnahme auf.
Viechtach, den 25. Oktober 1883. Gerichtsschreiberei des K. Amtsgerichts Viechtach.
Schuster.
[46685) SDeffentliche Ladung.
Der Alfred Christoph Bernhard Johann Wentzel, geboren am 18. Februar 1860 zu Jarnitz, zuletzt zu Siemersdorf, Kreis Grimmen, wohnbaft, wird be⸗ schuldigt, als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundes⸗ gebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben. Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 Nr. 1 St.⸗ G.⸗B. Derselbe wird auf den 21. Dezember 1883, Vormittags 11 ½ Uhr, vor die erste Strafkammer des Königlichen Land⸗ gerichts zu Greifswald, Domstraße 7, zur Haupt⸗ verhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Civilvorsitzenden der Ersatz⸗Kommission des Kreises Rügen am 28. November 1882 über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestell⸗ ten Erklärung verurtheilt werden.
Durch Beschluß der Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Greifswald vom 16. Oktober 1883 ist das Vermögen des Angeschuldigten zur Deckung der ihn möglicherweise treffenden Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens in Höhe von Dreihundert Mark mit Beschlag belegt.
Greifswald, den 24. Oktober 1883.
Königliche Staatsanwaltschaft. [46688] Aufgebot.
Die minderjährigen Erben Schneidermeisters Scheliga, Ottilie, gebornen Lebeck, zu Gleiwitz, bevormundet durch den Schneider⸗ meister Koscheck, ebendaselbst haben das Aufgebot der angeblich abhanden gekommenen Polize der
der Wittwe des
Lebens⸗Versicherungs⸗Aktien⸗Gesellschaft „Germania“ zu Stettin Nr. 137 316 vom 6. April 1866, In⸗ halts welcher die gedachte Gesellschaft 300 Thaler, zahlbar nach dem Tode der Wittwe Scheliga, Otttllie, geb. Lebeck, versichert hat, beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf
den 18. Juni 1884, Mittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht, Zimmer Nr. anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzm melden und die Urkunde vorzulegen, ls ie Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen
Stettin, den 23. Oktober 1883. Königliches Amtsgericht.
[46687] Aufgebot. Der Gutsbesitzer George Walter auf Gaber⸗ gischken bei Memel hat das Aufgebot der ihm an⸗ geblich rerloren gegangenen Polize der Lebens⸗ versicherungs⸗Aktiengesellschaft „Germania“ zu Stettin vom 31. Dezember 1873 Nr. 242 608, Inhalts welcher die genannte Gesellschaft dem Oekonomen George Walter zu Althof bei Memel 1000 Thaler, zahlbar nach dem Tode desselben, ver⸗ sichert hat, sowie der dem Antragsteller pro 31. De⸗ zember 1882/83 ertheilten Prämienquittung bean⸗ tragt. Der Inhaber dieser Urkunden wird auf⸗ gefordert, spätestens in dem auf den 18. Juni 1884, Mittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 53, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu⸗ melden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird. Stettin, den 24. Oktober 1883. Königliches Amtsgericht.
Qoants Louis
[46681] Zwangsverkauf und Aufgebot.
Das der Ehefrau des Schneiders E. G. Holt⸗ kamp, Susanna, geb. Behrends, hieselbst gehörige Comp. 23 Nr. 14 Grundbuchs Emden registrirte Haus auf dem Pannewarf soll auf Antrag des Apothekers van Senden bieselbst unter den auf der Gerichtsschreiberei hieselbst zur Einsicht ausliegenden Bedingungen am
Mittwoch, den 12. Dezember d. J. 10 Uhr Vormittags, 1 öffentlich meistbietend zwangsweise verkauft werden.
Alle, welche Eigenthums⸗, Näher⸗, lehnrechtliche, fideikommissarische, Pfand⸗ und sonstige dingliche Rechte, insbesondere auch Servituten und Real⸗ berechtigungen an obigem Hause zu haben vermeinen, haben solche in obigem Termine anzumelden, widrigenfalls das betreffende Recht dem neuen Erwerber gegenüber verloren geht.
Emden, 23. Oktober 1883.
Königliches Amtsgericht. III. Thomsen.
46676] -“ Verkaufs⸗Anzeige nebst Ediktalladung.
In Sachen der Wittwe des weiland Bürsten⸗ machers Friedrich Voß, Auguste, geborene Haupt⸗ meyer, zu Hildesheim, Gläubigerin,
gegen die Vormünder der minderjährigen Kinder des weiland Maurermeisters Andreas Bayer daselbst, Wittwe Bayer und Kohlenhändler Böker daselbst, Schuldner, wegen Forderung, die den Bayer'schen Pupillen angeblich ge⸗ hörigen, in der Eckemäkerstraße hiesiger Stadt unter den Haus⸗Nummern 1263 und 1264 belegenen beiden Häuser sammt Zubehoͤr, zwangsweise in dem dazu auf Donnerstag, den 24. Januar 1884, Morgens 11 Uhr, allhier anberaumten Termine öffentlich versteigert werden.
Kaufliebhaber werden damit geladen.
Alle, welche daran Eigenthums⸗, Näher⸗, lehen⸗ rechtliche, fideikommissarische, Pfand⸗ und sonstige dingliche Rechte, insbesondere Servituten und Real⸗ berechtigungen zu haben vermeinen, werden aufge⸗ fordert, selbige im obigen Termine anzumelden und die darüber lautenden Urkunden vorzulegen, unter dem Verwarnen, daß im Nichtanmeldungsfalle das Recht im Verhältniß zum neuen Erwerber des Grundstücks verloren gehe.
Hildesheim, den 19. Oktober 1883.
Königliches Amtsgericht. Abth. I. Bening.
[46686] Aufgebot.
Die Wittwe Nitsche, Friederike, geb. Höhnike, zu Niebel bei Treuenbrietzen, hat das Aufgebot der angeblich verbrannten zwei 5 %igen Hypothekenbriefe der National⸗Hypotheken⸗Credit⸗Gesellschaft, einge⸗ tragenen Genossenschaft zu Stettin, Serie D. Nr. 6128 vom 1. Oktober 1874 und Nr. 13851 vom 1. August 1877 über je 300 ℳ beantragt. Der Inhaber der Urkunden wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 18. Januar 1887, Vormittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 53, an⸗ beraumten Aufgebotstermine seine Rechte anzumel⸗ den und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird.
Stettin, den 23. Oktober 1883.
Königliches Amtsgericht.
[46691] Amtsgericht Hamburg.
Auf Antrag des hiesigen Erbschaftsamts, in Ver⸗ tretung des Nachlasses von Johann Georg Heinrich Menzel, vertreten durch den Rechtsanwalt Dr.
Hartmann, wird ein Aufgebot dahin erlassen:
“ 8
daß Alle, welche an den Nachlaß des am 6. Juni 1883 hieselbst verstorbenen Johann Georg Heinrich Menzel Erb⸗ oder sonstige An⸗ sprüche und Forderungen zu haben vermeinen, hiemit aufgefordert werden, solche Ansprüche und Forderungen spätestens in dem auf Donnerstag, 20. Dezember 1883, 10 Uhr V.⸗M., anberaumten Aufgebotstermin im unterzeichneten Amtsgericht, Dammthorstraße 10, Zimmer Nr. 2, anzumelden — und zwar Auswärtige unter Bestellung eines hiesigen Zustellungsbevollmäch⸗ tigten — bei Strafe des Ausschlusses Hamburg, den 17. Oktober 1883. Das Amtsgericht Hamburg, Civil⸗Abtheilung V. Zur Beglaubigung: Brügmann, Gerichts
[46628] Bekanntmachung.;
Durch Beschluß des K. Amtsgerichts vom heutigen Tage wurde in dem Konkursverfahren gegen Ludwig Harth, Ziegler in Glanmünch⸗ weiler auf Antrag des Konkursverwalters Tagfahrt zur Abhaltung eines allgemeinen Prüfungstermins auf Freitag, den 14. März 1884, Vormittags 10 Uhr, im Sitzungssaale desagten Gerichts an⸗ beraumt.
Waldmohr
Zur Beglaubigung: Waldmohr, den 18. Oktober 18 Die Gerichtsschreiberei des K.5 Hatzfeld, K. Sekretär.
[46532]
Durch Urtheil vom 9. d. M. ist die Ausfertigung der gerichtlichen Verhandlung vom 11. Dezember 1845, aus welcher für den Metzaer Honi zu Netpben eine Judikatforderung von 30 Thlr. nebst 5 % Zinsen vom 18. November 1845, 2 Thlr. 25 Sgr. rück⸗ ständige Zinsen und 8 Thlr. 1 Sgr. 9 Pf. Gerichts⸗ kosten und Mandatariengebühren auf den Vol. VI. Fol. 16 des Hypothekenbuchs Dreisbach für die Eheleute Johannes Flender I. und Anna Maria, geb. Münker, zu Dreisbach berichtigten Grundstücken, eingetragen steht, für kraftlos erklärt.
Siegen, den 10. Oktober 1883.
Königliches Amtsgericht. [46157]
Auf den Antrag des Rechtsanwalts Hutmacher zu Hattingen, als Bevollmächtigter des Schreinermeisters Wilhelm Gautzsch daselbst, erkennt das Königl. Amts⸗ gericht zu Hattingen durch den Gerichtsassessor Keller
für Recht:
Der über die im Grundbuche von Hattingen Band III. Blatt 553 Abth. III. Nr. 2 zu Gunsten des Kaufmanns Hederich Ebert zu Mülheim a. d. Ruhr in Höhe von 64 Thlr. 19 Sgr. Judicat nebst 5 % Zinsen von 56 Thlr. 15 Sgr. und 5 Thlr. 10 Sgr. Kosten auf die für den Schreinermeister Wilhelm Gautzsch be⸗ richtigte Parzelle Flur I. Nr. 631 der Steuer⸗ gemeinde Hattingen erfolgte Eintragung gebildete Hypothekenbrief vom 19. März 1847 wird für kraftlos erklärt und werden die Kosten de
Antragsteller zur Last gelegt.
Von Rechts Wegen [41778]
In dem vom Matrosen Daniel Staben in Alt hagen beantragten Aufgebotsverfahren zur Berichti gung seines Besitztitels an der Büdnerei Nr. 51 daselbst wird der Aufgebotstermin auf den 21. November 1883, Vormittags 10 Uhr verlegt.
Ribnitz, den 27. September 1883.
Großherzogliches Amtsgericht. Zur Beglaubigung:
Der Gerichtsschreiber A. Beister, Act.⸗Geh. [37349]
Auf den Antrag der Gebrüder Hermann, Adolf und Cuno Hoth auf Cammin werden hierdurch alle Diejenigen, welche an das mit landeslehnsherrlicher Be⸗ willigung von den gedachten Gebrüdern Hoth ver⸗ kaufte, in dem hiesigen Herzogthume im ritterschaft⸗ lichen Amte Stargard belegene Mannlehngut Cammin nebst Zubehörungen aus einem Lehn⸗,
ideicommiß⸗, Näher⸗, Retrakts⸗, Revokations⸗, “ Reluitions⸗, Agnations⸗ und Suecessions⸗ rechte oder aus sonst irgend einem lehnrechtlichen Grunde jetzt oder künftig Ansprüche zu haben ver⸗ meinen, geladen und aufgefordert, daß sie in dem zur Anmeldung solcher Rechte auf
Mittwoch, den 5. Dezember dieses Jahres, peremtorisch anberaumten Termine Mittags 12 Uhr vor Großherzoglicher Lehnkammer alhier in Person oder durch genugsam Bevollmächtigte erscheinen, ihre vermeintlichen Ansprüche zum Terminsprotokolle rein und genau angeben, solche völlig und genügend bescheinigen und wegen deren Ausübung und Geltend⸗ machung sich bestimmt, unumwunden, ohne allen Vorbehalt und ohne Fristgesuch erklären oder gewär⸗ tigen sollen, daß sie mit ihren gar nicht oder nicht vorschriftsmäßig angegebenen Rechten sofort prä⸗
kludirt und damit auf immer unter dem gewöhn⸗
lichen Nachtheile abgewiesen werden. Neustrelitz, den 18. August 1883. Großherzoglich Mecklenb. Lehnkammer. v. Arnim.