1883 / 256 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Oct 1883 18:00:01 GMT) scan diff

Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zu⸗

sammen.

Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten hat den mit Realanstalten verbundenen maschinentechnischen

in Betreff der Entlassungsprüfung an

Fachschulen folgendes Cirkularreskript erlassen:

Nachdem Verbindung mit Realanstalten absolvirten 6. Jahreskursus

eines zweijährigen prüfung abhalten für diese Prüfung einheitliche Die zu diesem Behuf, wie vinzial⸗Schulkollegium bekannt,

Fachunterrichts eine

Normen dem Königlichen

von mir im

wurf eines Prüfungsreglements vorgelegt,

Genehmigung ertheilt habe.

falt darauf gesehen, für die

und Fertigkeiten nur solche Zielpunkte

können.

Können bezeugt, welches er sich durch den

Befähigung zugesprochen,

Schulkenntnisse, gewonnen werden kann. Bei dem Zusammenhang, welcher

maschinentechnischen

welche sie angelehnt sind,

Schulrath, unter dessen Reserat die Gesammtanstalt steht und der die Prüfungen der Realanstalt leitet, auch den Vorsitz in der Prüfungskommission für die Fachschule zu übertragen. Soweit er bei der großen Zahl der in die Osterzeit fallenden Prüfungen an der Erfüllung dieses Auftrags verhindert werden sollte, übernimmt an seiner Stelle der technische Kom⸗ missarius den Vorsitz. Im Uebrigen sind dem technischen Kommissarius diejenigen Befugnisse eingeräumt, welche die sach⸗ verständige Leitung einer Prüfung, deren Gegenstände der Mehrzahl nach nicht blos allgemein wissenschaftlicher, sondern technischer Natur sind, verbürgen. Der technische Kommissa⸗ rius hat unter den eingereichten schriftlichen Aufgaben die Auswahl zu treffen und ist befugt, in dem für die Prüfungs⸗ arbeiten ertheilten Prädikate Aenderungen eintreten zu lassen. Auch ist ihm das Recht ertheilt, gegen den Beschluß der Prü⸗ fungskommission über Zuerkennung oder Verweigerung des Reifezeugnisses Einsprache zu erheben.

Indem ich die Zuversicht hege, daß das von mir geneh⸗ migte Reglement dazu beitragen wird, die weitere Entwickelung der maschinentechnischen Fachschulen zu befestigen und dieselben in ihren, nach dem Ausfall der bisherigen Entlassungsprüfungen übrigens anerkennenswerthen Leistungen zu fördern, lasse ich dem Königlichen Provinzial⸗Schulkollegium das gedachte Regle⸗ ment in Exemplaren zugehen, von denen das eine für das Königliche Provinzial⸗Schulkollegium zurückzubehalten ist, die anderen an die Direktoren der betreffenden Anstalten zu J. N. mit der Anweisung zu entsenden ..... bei den Entlassungsprüfungen fortan in Gemäßheit des Reglements zu verfahren.

Berlin, den 17. Oktober 1883.

.“ In Vertretung: Lucanus.

W111““ 3 der Entlassungsprüfung an den mit Realanstalten verbundenen maschinentechnischen Fachschulen.

An jeder mit einer höheren Bürger⸗, Real⸗ oder Ober⸗Realschule verbundenen maschinentechnischen Fachschule wird alljährlich eine Ent⸗ lassungsprüfung abgehalten. Das Recht, diese Prüfung abzulegen, haben diejenigen Schüler, welche wenigstens ein Jahr lang die obere Fachklasse besucht haben. Der Meldung, welche bis zum 1. Ja⸗ nuar dem Direktor der Schule schriftlich eingereicht werden muß, ist von jedem Examinanden ein kurzer Lebenslauf beizufügen.

.

Hat der Direktor in der mit den Lehrern der Fachschule über die Meldungen abzuhaltenden Konferenz festgestellt, daß der Examinand noch nicht die erforderliche Reife erlangt hat, so hat er ihn unter Vorhaltung der Nachtheile eines voreiligen Abschlusses der Schul⸗ bildung ernstlich zu verwarnen, seinen Vorsatz auszuführen, auch wo⸗ möglich den Eltern oder Vormündern in demselben Sinne Vorstel⸗ lungen zu machen. Besteht der Examinand dennoch auf seinem Vorsatz, so ist er zur Prüfung 1

Die Prüfung wird durch die dazu bestellte Prüfungskommission abgehalten. Diese besteht:

a. aus demjenigen Mitgliede des Königlichen Provinzial⸗Schul⸗ kollegiums, welches das Dezernat der Schule führt,

b. aus einem technischen Kommissarius,

c. aus einem von dem Kuratorium aus seiner Mitte zu wählen⸗ den und dem Provinzial⸗Schulkollegium rechtzeitig anzuzeigenden Mitgliede,

d. aus dem Direktor der Anstalt,

e. aus den Lehrern, welche in der oberen Fachklasse den Unter⸗ richt ertheilen. 1

Den Vorsitz führt der Provinzial⸗Schulrath, in seiner Verhinde⸗ rung der technische Kommissarius, eventuell, falls auch dieser abgehalten sein sollte, der Direktkor.

Der technische Kommissarius wird von dem Minister bestimmt. Zu diesem Behuf hat das Provinzial⸗Schulkollegium dem Minister rechtzeitig Anzeige von der Prüfung zu machen.

Die Prüfung zerfällt in eine schriftliche und mündliche. Für die

schriftliche Prüfung hat der Direktor rechtzeitig die nöthigen Anord⸗ nungen zu treffen. Die mündliche Prüfung und die auf sie bezüg⸗ lichen Verhandlungen leitet der

Die bei den Prüfungen zu stellenden Anforderungen sind folgende: 1) In der Mathematik: a. Arithmetik: Genaues Ver⸗ ständniß der arithmetischen Grundoperationen mit allgemeinen 5 und Algebra bis zu den Gleichungen zweiten Grades mit mehreren Un⸗ bekannten, insbesondere Uebung im Ansatz und in der Umformung solcher Gleichungen. Arithmetische und geometrische Progressionen und die binomische Reihe mit ihren wichtigsten Anwendungen. Prak⸗ tische Fertigkeit und Sicherheit in Ziffer⸗ und Buchstabenrechnungen. b. Planimetrie: Sichere Kenntniß der Sätze und Aufgaben

die maschinentechnischen Fachschulen, welche in und anknüpfend an den derselben, in den letzten drei Jahren ins Leben getreten sind, sich der Mehrzahl nach soweit entwickelt haben, daß sie mit ihren Schülern als Abschluß Entlassungs⸗ konnten, ist es nothwendig geworden, aufzustellen. Pro⸗ ¹ Frühjahr d. Js. berufene, sachverständige Konferenz hat mir den Ent⸗ 1 dessen wesentliche Bestimmungen mit Einmüthigkeit vorgeschlagen waren, und dem ich nunmehr nach nochmaliger diesseitiger Revision meine In den Anforderungen, welche das Reglement an die zu Prüfenden erhebt, ist mit Sorg⸗ einzelnen Wissenschaften aufzustellen, welche von den Schülern der Fachschule auf Grundlage ihrer Vorbildung in einem zweijährigen Kursus erreicht werden Dem Abiturienten, welcher die Prüfung besteht, wird also in dem Reifezeugniß nur dasjenige Wissen und Fachunterricht wirklich angeeignet hat, dagegen wird ihm keinerlei technische welche erst durch längere Uebung und Erfahrung in der Praxis, auf Grund der erworbenen

zwischen den Fachschulen und den Realanstalten, an bezüglich der Lehrer und der Schüler besteht, ist es mir rathsam erschienen, dem Provinzial⸗

c. Stereometrie: Kenntniß der Stereometrie bezogen Flächen und Körper, namentlich in An vorzugsweise vertretenen Formen. 8

d. Trigonometrie: Gewandtheit in der wichtigsten Formeln der Goniometrie und der Trigonometrie.

winkliger Parallelprojektion. konstruktion und der Centralperspektive.

Fabhischen Statik.

örper.

Kenntnisse in den Hauptgebieten dieser Wissenschaft. Begründung der wichtigsten Naturgesetze.

5) In der Chemie und sten Verbindungen. Kenntniß der hauptsächlichsten Industriebezirk besonders wichtig sind. 6) In der Maschinenlehre: schinentheile und der wichtigsten Bewegungsmechanismen. zum Heben von flüssigen und festen Körpern.

Gasfabrikation und Heizung

mit den hydraulischen Motoren und Kleinkraftmaschinen.

den Vorgängen bei der Formeret und Gießerei, dem Schmieden, Walzen und Drahtziehen. Kenntniß der Bearbeitung der im Ma⸗ schinenbau verwendeten Metalle und des Holzes, sowie allgemeine Bekanntschaft mit den dabei benutzten Werkzeugen. 8) In der Baukonstruktionslehre: Kenntniß der ein⸗ fachen Verbindungen in Stein, Holz und Eisen; der hauptsächlichsten Arten der Gewölbe, Dächer und Treppen, ferner der wichtigsten Details der Eisenkonstruktionen. 9) Im Maschinenzeichnen: Fertigkeit im Zeichnen von Maschinen und Maschinenanlagen nach den verschiedenen in der Praxis gebräuchlichen Darstellungsmethoden. Fähigkeit, Maschinentheile und einfache Maschinen aufzunehmen und nach gegebenen Maßen zu⸗ sammenzusetzen. Gewandtheit im Skizziren vorgeführter Objekte. 10) Im Freihandzeichnen: Fertigkeit im Zeichnen nach Ornamenten, im Aufnehmen und Skizziren nach Erzeugnissen der Kunst⸗ industrie. —11) In der Buchführung: Kenntniß von der Einrichtung, Führung und dem Abschluß der zur industriellen Buchführung erfor⸗ derlichen Geschäftsbücher. Das Wichtigste aus der eev

Die schriftlichen Prüfungsarbeiten bestehen: b 1) in der Bearbeitung von 4 mathematischen Aufgaben, welche aus den verschiedenen Gebieten der Elementarmathematik zu nehmen

sind.

Zeit der Bearbeitung 6 Stunden. 2) in der Bearbeitung von 1 resp. 2 Aufgaben aus der Mechanik. Zeit der Bearbeitung 6 Stunden. 8 3) in der Lösung von 1 resp. 2 Aufgaben aus der beschreibenden Geometrie. Zeit der Bearbeitung 6 Stunden. 8 4) in der Bearbeitung eines Themas aus der mechanischen Technologie. Zeit der Bearbeitung 6 Stunden. 5) in der Bearbeitung einer Aufgabe aus der Maschinenlehre, wobei dem Examinanden Gelegenheit zu geben ist, seine Fertigkeit im Skizziren zu bekunden. der Bearbeitung 8 Stunden.

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3 §. 7. 1 Für jede schristliche Arbeit sind von dem Fachlehrer die Auf⸗ gaben oder Themata in dreifacher Anzahl und zwar für die mathe⸗ matischen Aufgaben in drei Gruppen in Vorschlag zu bringen. Die Vorschläge sämmtlicher Lehrer reicht der Direktor dem technischen Kommissarius ein, welcher daraus diejenigen Aufgaben bezeichnet, die gestellt werden sollen. 88 Die ausgewählten Arbeiten werden unter besonderem Verschluß jeder einzelnen dem Direktor zurückgesandt und sind von diesem unmittelbar vor dem Beginn der Prüfung in Gegenwart der Exami⸗ nanden zu öffnen und zu verkünden.

Dem technischen Kommissarius bleibt vorbehalten, statt der ein⸗ gereichten Aufgaben andere zu stellen.

Die Examinanden arbeiten unter steter Aufsicht von Lehrern, welche der Prüfungs⸗Kommission angehören. Etwaige Unterbrechungen sind im Protokoll zu bemerken. 8

Vor Beginn der schriftlichen Prüfung hat der Direktor die Eraminanden vor der Benutzung unerlaubter Hülfsmittel zu warnen und sie auf die Folgen aufmerksam zu machen, welche dieselbe nach sich zieht. (efr. §. 10.) .

Gestattet sind Logarithmentafeln.

§. 10. Exraminanden, welche sich bei Anfertigung der schriftlichen Prüfung nachweislich unerlaubter Hülfsmittel bedient haben, sind durch die Kommission von der Prüfung zurückzuweisen. In Fällen, wo nur ein Verdacht gegen den Examinanden vor⸗ liegt, sind von demselben neue Aufgaben separat zu bearbeiten, die von dem Direktor aus den vorgeschlagenen Aufgaben zu nehmen sind. Ebenso ist mit Examinanden zu verfahren, welche durch Krankheit verhindert waren, ihre schriftlichen Arbeiten gleichzeitig mit den Uebrigen auszuführen. 88

Ueber die Beaufsichtigung nehmen die Lehrer ein kurzes Protokoll auf, worin auch die Zeit bemerkt wird, in welcher jeder Examinand seine Arbeit abgeliefert hat.

S. 12. Die eingelieferten Arbeiten werden von den betreffenden Fach⸗ lehrern durchgesehen, korrigirt und censirt, das zuerkannte Prädikat ist kurz zu begründen. Sie kursiren demnächst bei allen am Ort befindlichen Mitgliedern der Prüfungs⸗Kommission und sind rechtzeitig vor dem Termin der muͤndlichen Prüfung von dem Direktor dem technischen Kommissarius und von diesem dem Provinzial⸗Schulrath zuzusenden, sofern derselbe bei der mündlichen Prüfung den Vorsitz übernimmt. Der technische Kommissarius ist befugt, in den den Prüfungs⸗ arbeiten ertheilten Prädikaten Aenderungen zu verlangen und eintreten zu lassen. Hiervon ist in dem e Kenntniß zu geben.

§. 13. Die Prädikate sowohl für die schriftliche als mündliche Nr. 1 sehr gut, Nr. 2 gut, Nr. 3 genügend, Nr. 4 nicht genügennd. Zwischen⸗Prädikate sind unzulässig. 8 §. 14. 8 Die Zeit für die mündliche Prüfung ist von dem Provinzial⸗ ehect nach Vereinbarung mit dem technischen Kommissarius fest⸗ zusetzen. Der Direktor hat die Censuren und Zeichnungen der Abiturienten aus der Zeit ihres Besuches der Fachschule zur Einsichtnahme für die Prüfungs⸗Kommission bereit zu halten. Die Prüfungs⸗Kommission ist bei dem Zusammentritt zur münd⸗ lichen Pruͤfung befugt, solche Examinanden, welche sich durch muster⸗

der Planimetrie, einschließlich der Kegelschnitte und der für die Technik besonders wichtigen Kurven.

auf wendung auf die in der Technik

Entwicklung der

. 2) In der darstellenden Geometrie: Kenntniß der Be⸗ ziehungen von Geraden und Ebenen zu einander und zu den Pro⸗ jektionsebenen. Gewandtheit im Projiziren von ebenen und räumlichen Gebilden, und im Konstruiren von Durchdringungen und Abwick⸗ lungen, sowie in der Darstellung von Körpern in recht⸗ und schief⸗ Allgemeine Kenntniß der Schatten⸗

3) In der Mechanik: Elementar⸗Statik und Dynamik fester Körper mit besonderer Berücksichtigung der Festigkeitslehre und der Grundzüge der Statik und Dynamik flüfsiger

4) In der Physik: Allgemeine auf Anschauung gegründete Mathematische

58 chemischen Technologie: Be⸗ kanntschaft mit den Metalloiden und Metallen sowie deren wichtig⸗

1 8 metallurgischen Prozesse, .e. derjenigen chemisch⸗technischen Gewerbe, welche für den

Kenntniß der einfachen Ma⸗ Maschinen 1 H Bekanntschaft mit den verschiedenen Dampfkessel⸗ und Dampfmaschinen⸗Konstruktionen sowie

7) In der mechanischen Technologie: Bekanntschaft mit

der heutigen Granet seine Interpellation warf dem Ministerium dabei vor, daß es über die Angelegen⸗ heiten in Tongking die Wahrheit verheimlicht und das Land in ein gefahrvolles Abenteuer verwickelt habe. Der Minister

5 Disziplinen sämmtlich genügend, in einigen Disziplinen aber gut ausgefallen sind, von der mündlichen Prüfung zu entbinden.

Examinanden dagegen, deren schriftliche Arbeiten der Mehrzahl der Disziplinen nach nicht genügend ausgefallen sind, sind von der Prüfung durch die Kommission zurückzuweisen.

In allen diesen Fällen ist jedoch einstimmiger Beschluß er⸗ forderlich.

5

§. 15. Die mündliche Prüfung erstreckt sich auf: Mathematik, Mechanik, Physik, Maschinenlehre, mechanische nhewloge Chemie und chemische Technologie und Baukoastruktions⸗ re.

Die Buchführung ist nicht Gegenstand der mündlichen Prüfung, mwicd jedoch im Zeugnisse, sofern sie Lehrgegenstand der Anstalt ist, censirt.

„Das Maß der erlangten Fertigkeit im Freihand⸗ und Linear⸗ zeichnen wird nach den auszulegenden Zeichnungen festgestellt.

Ueber den Gang und die Resultate der mündlichen Prüfung wird ein Protokoll aufgenommen.

Die in der mündlichen Prüfung zu ertheilenden Prädikate wer⸗ den unter Berücksichtigung des Vorschlages des Eraminators von der Kommission nach Stimmenmehrheit festgestellt.

Bei Stimmengleichheit entscheidet der Vorsitzende.

Te eh

§. 16.

Sofort nach Schluß der mündlichen Prüfung wird auf Grund der schriftlichen Arbeiten, der ausgelegten Zeichnungen, der Prädikate der mündlichen Prüfung sowie unter Berücksichtigung der Klassen⸗ leistungen die Gesammteensur in den in §. 5 aufgeführten Gegen⸗ ständen nach Stimmenmehrheit festgestellt. Jedes Mitglied der Kom⸗ mission hat dabei eine Stimme. Bei Stimmengleichheit entscheidet

die Stimme des Vorsitzenden.

Auf Grund der festgestellten Gesammtcensuren ist das Zeugniß der Reife zu ertheilen, wenn die Prädikate in den Prüfungsgegen⸗ ständen sämmtlich mindestens genügend sind.

Ist die Prüfung in einzelnen Disziplinen jedoch mit Ausschluß der Mathematik, Mechanik, Maschinenlehre und Maschinenzeichnen ungenügend ausgefallen, so darf das Zeugniß der Reife nur dann er⸗ theilt werden, wenn wegen besserer Leistungen in anderen Fächern eine Kompensation zulässig erscheint.

Das Zeugniß der Reife mit dem Prädikate „Mit Auszeich⸗ nung bestanden“ wird nur dann zuerkannt, wenn der Examinand in der Mathematik, in der Maschinenlehre und im Maschinenzeichnen das Gesammtprädikat sehr gut, in allen übrigen Fächern der Mehr⸗ zahl nach gut, in keinem nicht genügend erhalten, und sich durch gute Führung und regelmäßigen Fleiß ausgezeichnet hat.

Gegen den Beschluß der Prüfungs Kommission über Zuerkennung oder Verweigerung des Reifezeugnisses steht sowohl dem Provinzial⸗ Schulrath als auch dem technischen Kommissar, und falls beide an der mündlichen Prüfung Theil zu nehmen verhindert waren, dem Direktor das Recht der Einsprache zu. In diesem Falle sind die Prü⸗ fungsverhandlungen dem Königlichen Provinzial⸗Sch ulkollegium zur Uebersendang an den Minister Sögen.

Das Urtheil der Kommission wird durch den Vorsitzenden nach Beendigung der Prüfung protokollarisch festgestellt und, außer in dem Falle von §. 17 Absatz 4, den Geprüften unmittelbar nachher mit⸗ getheilt. Das Protokoll wird von sämmtlichen Kommissionsmitgliedern unterzeichnet, und somit die geschlossen.

Auf Grund der Prüfungsverhandlungen wird von dem Direktor, unter Mitwirkung der betreffenden Lehrer, das Prüfungszeugniß aus⸗ gestellt. Im Falle des §. 17 Absatz 4 erfolgt die Ausstellung nach Eingang der Entscheidung über die eingereichten Prüfungsverhand⸗ lungen.

Das Zeugniß ist von sämmtlichen Mitgliedern der Kommission zu unterzeichnen.

Berlin, den 17. Oktober 1883.

Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal Angelegenheiten. In Vertretung: Lucanus.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, schaumburg⸗lippesche Geheime Regierungs⸗Rath ist nach Bückeburg abgereist.

S. M. Kbt. „Nautilus“, 4 Geschütze, Kommdt. Korv. Kpt. Aschenborn, ist am 30. Oktober cr. in Plymouth eingetroffen und beabsichtigt, am 3. November cr. die Reise fortzusetzen.

Württemberg. Ludwigsburg, 29. Oktober. (L. Ztg.) Prinz Wilhelm von Württemberg ist nach einem drei⸗ wöchigen Aufenthalt bei den Hohen Schwiegereltern in Arolsen am letzten Freitag wieder von dort zurückgekehrt und hat in seiner Villa Marienwahl Wohnung genommen. Sofort nach der Rückkehr machte Se. Königliche Hoheit bei den Königlichen Majestäten Besuche.

8 Fürstlich Spring

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 30. Oktober. (W. T. B.) Der Heeresausschuß der ungarischen Delegation berieth heute das außerordentliche Heereserforderniß und genehmigte mehrere Titel desselben, darunter einen Be⸗ trag von 250 000 Fl. zur Beschaffung eines Reservevorraths

an stahlbronzenen Belagerungsgeschützen, dessen Bewilligung der Kriegs⸗Minister warm befürwortet hatte.

Großbritannien und Irland. London, 31. Oktober.

(W. T. B.) In einer gestern in Buxton gehaltenen Rede sprach der tington, werde bei dem Versicherung abgeben können, gesichert reich und reichender Weise so habe England Europa gegenüber sein Wort gehalten, und nachdem es die Aufrechthaltung der Ordnung und den Schutz 26 8 Interessen dort sichergestellt, sei es nicht dort geblieben, belasten, zumal dieselbe schon jetzt fast zu groß für das bri⸗ tische Reich sei.

Staatssekretär des Krieges, Lord Har⸗ die Hoffnung aus: der Premier Gladstone bevorstehenden Guildhall⸗Banket die daß der europäische Friede Schwierigkeiten, welche zwischen Frank⸗ England zu entstehen drohten, in hin⸗ geregelt seien. Was Egypten angehe,

und die

um sich mit noch größerer Verantwortlichkeit zu

Wie dem „Reuterschen Bureau“ aus Bombay vom y

gestrigen Tage gemeldet wird, wird die Stadt Muscat seit vier Tagen von dem Bruder des Imam belagert. englische Kanonenboot „Philomel“ hat das Bom⸗ bardement auf das Lager desselben begonnen; die in der Stadt lebenden englischen Unterthanen haben sich an Bord des Kanonenbootes begeben.

Das

Frankreich. Paris, 30. Oktober. (W. T. B.) In Sitzung der Deputirtenkammer begründete

über Tongking und

hafte Führung, durch Fleiß und hervorragende Leistungen in der An⸗

Challemel⸗Lacour

rechtfertigte das Verhalten des

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stalt ausgezeichnet haben, sofern die schriftlichen Arbeiten in den

Kabinets und wies einen Vergleich der Expedition nach Tongking mit dem Feldzuge in Mexiko als unzutreffend zurück. Die noch bestehenden Schwierigkeiten seien durch⸗ aus keine unübersteigbaren. Die Blokirung der Küste von Annam habe keinen Protest hervorgerufen; China allein habe die Gelegenheit ergriffen, um sich die Suzeränetät über Annam wieder zu verschaffen. Die parlamentarische Opposition habe die Tongkingfrage nur als Vorwand für ihre Angriffe gegen das Kabinet benutzt. Von der größten Wichtigkeit sei die Einnahme der Forts von Hue, die in Folge des Verhaltens der Annamiten zur Nothwendigkeit geworden sei, und die zu dem Vertroge von Hue geführt habe, durch welchen die Lage geklärt worden sei. Drei Viertheile des Deltas seien bereits von den französischen Streitkräften besetzt; nur noch zwei wichtige Plätze seien in den Händen des Feindes, aber auch dorthin seien bereits Truppen abgegangen, um den Feind zu vertreiben. Die Regierung habe alle Schriststücke publizirt, die zur Beurtheilung der Tongkingfrage erforderlich seien und nur von der Veröffentlichung derjenigen abge⸗ sehen, die ein rein historisches Interesse hätten. Die seit Vorlegung des Gelbbuches veröffentlichten Schrift⸗ stücke bewiesen nur die Un beständigkeit der chinesi⸗ schen Politik. Die Langsamkeit der chinesischen Diplo⸗ matie erkläre sich aus der von den Chinesen gehegten Hoff⸗ nung, daß die Politik Frankreichs in Folge parlamentarischer Vorgänge eine veränderte werden könne. China habe nie⸗ mals nach einem wirklich ernsten Abkommen gestrebt, sondern nur Zeit zu gewinnen gesucht. Frankreich habe aufrichtig nach einer Verständigung getrachtet, eine demüthige Kapitulation jedoch nicht acceptiren wollen. Der Bourrée'sche Vertrag sei von der chinesischen Regierung niemals anerkannt worden. Der Minister wies ferner auf die übertriebenen Prätensionen Chinas hin, das die Franzosen aus Tongking entfernen wolle auf Grund seiner Suzeränetät, für welche es doch aber keinen Beweis beibringe. Frankreich müsse sein schon weit vorgeschrit⸗ tenes Werk fest und mit Schnelligkeit fortsetzen. Die Verhand⸗ lungen seien nur unterbrochen; man müsse die Ereignisse reden lassen. Vielleicht werde der Moment kommen, wo China glücklich sei, wenn es Frankreich noch bereit finde, Arrangements zu er⸗ örtern, die mit Frankreichs Interessen und mit Frankreichs Ehre verträglich seien. Frankreich sei niemals vom Wege der Festigkeit und der Mäßigung abgewichen; die Gewalt der Umstände habe Frankreich zum Vertreter der Interessen aller europäischen Mächte gemacht. Der Minister schloß seine Rede mit den Worten: die Kammer solle nicht ihrem Vertrauen auf die Regierung, sendern ihrem Vertrauen auf sich selbst Ausdruck geben. (Lebhafter Beifall.) Der radikale Depu⸗ tirte Perrin machte der Regierung Mangel aen Offenheit zum Vorwurf und sprach seine Besorgniß über die Folgen aus, welche ein Bruch mit China für die Handelsverhältnisse herbeiführen könne. Die weitere Berathung wurde sodann auf morgen vertagt.

30. Oktober, Abends. (W. T. B.) General Bouet, welcher gestern Abend Marseille verlassen hat, wird morgen früh hier erwartet und wird sosort nach seiner Ankunft von dem Marine⸗Minister Peyron empfangen werden.

Italien. Rom, 30. Oktober. (W. T. B.) Der König und die Königin haben ihre Rückkehr hierher auf den 20. k. M. festgesetzt. Der Zusammentritt der Kammern erfolgt am 22. k. M.

Rumänien. Bukarest, 30. Oktober. (W. T. B.) Die Kammer hat die Demission ihres Präsidenten angenommen. Der Deputirte Stolojan brachte eine Inter⸗ pellation ein über die Beweggründe, welche die Regierung veranlaßten, dem König die Reise nach Wien anzurathen. Die Regierung erklärte, in drei Tagen anworten zu wollen.

Der Finanz⸗Minister Lecca hat seine Entlassung eingereicht. Grani übernimmt an Stelle Statescu's das Justiz⸗Ministerium.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. Ok⸗ tober. 18b T. B.) Der niederländische Gesandte Mazel wurde heute vom Kaiser in Abschiedsaudienz empfangen. Der Gesandte verabschiedete sich hierauf auch

rKaiserin.

1 Shg Das „Journal de St. Péters⸗ bourg“ mißt den jüngsten Vorgängen in Bulgarien eine nur lokale Bedeutung bei und behauptet, dieselbe interessire die Kabinette nur insoweit, als sie die Ruhe der Balkanhalbinsel stören könnten. Das Einvernehmen der Kabinette sei in dieser Hinsicht ein vollständiges. Die Urtheile der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ und der „Post“ seien den Gefühlen Rußlands entsprechend; hoffentlich werde eine Lösung eintreten, die alle befriedige. General Kaulbars sei beauftragt, mit dem Fürsten von Bulgarien über die Stellung der russischen Offiziere eine Vereinbarung zu treffen. Auf keinen Fall aber könnten diese Schwierig⸗ keiten den beschränkten Kreis, in dem sie entstanden, über⸗ schreiten, noch irgendwie die Beziehungen der Regierungen alteriren. Alarmirende Kommentare darüber seien auf Börsenmanöver zurückzuführen.

Afrika. Egypten. Kairo, 30. Oktober. (W. T. B.) Der 89 errichtete Staatsrath ist heute vom Ministerraths⸗ Präsidenten Scherif Pascha eröffnet worden.

Zeitungsstimmen.

Das „Deutsche Handelsarchiv“ meldet aus Elber⸗ nde August): feks im Beginn des Jahres 1883 wirkten belebend auf Handel und Industrie, da das überaus günstige Wetter bis zur Mitte des Juli reiche Erträge erwarten ließ. Ein großer Theil 85 offnungen ist leider in den letzten Wochen zerstört. Die 2 m⸗ Feöche haben sehr gelitten und die Kartoffeln sind in Gefahr, die Nässe faul zu werden. Der Wein, der sehr gut angesft hat, kann noch gerathen, wenn in der nächsten Zeit warme Tage F en. Berücksichtigt man den Einfluß des Ernteergebnisses auf den Kosum, so ist es erklärlich, daß 8— T Erwartungen ein Hemm⸗ für die wi aftliche Besserung bilden.

8 ö“ sn Thätigkeit auf dem kfür die Gesammtlage wichtigsten wirthschaftlichen Gebiete der Montanindustrie fortdauernd rege. Die Aussuhr Deutschlands in Kohlen ist gegen das

mester 1882 im ersten Semester 1883 von 3 339 650 t auf 3 995 8* gewachsen, diejenige in Koke in derselben Zeit um 69. 4¹8 t n es üͤberstieg die 8 Steinkohlen die Einfuhr um 3 040 932 t,

in Koke um 212 618 t. 3 Ee Eeben Deutschlands in Eisenwaaren im eisten Semester d. J. hat zwar nur unbedeutend zugenommen, er betrug 230 t gegen 521 700 t im gleichen Zeitraum 1880, und in Metallwaaren überhaupt ist die Ausfuhr nach den Listen des hiesigen amerikanischen

Konsulats sogar um 8* een es wurde ämli iesigen Konsulatsbezirk ausgeführt: nämlich aus dem hiesig eenh vb 1888. I. Quartal 330 06 375 470 262 38 21 205 096 341 923 352 745 Summe I. Semester 535 165 717 395 015 775

Doch berechtigt dieser Ausfall noch keineswegs zu solchen Klagen, wie wir sie über Stockungen der Industrie in England und Frank⸗ reich zu hören bekommen. Denn den Hauptantheil an der Lage der Montanindustrie hat diesmal das Inland. Die Thätigkeit der Ge⸗ werbe, welche Eisen und Kohlen bedürfen, ist so regelmäßig gewesen, daß sie den Ausfall im Export der Großindustrie zum Theil deckten, die denn auch fortdauernd günstig über den Umfang und Ertrag der Arbeit, über die Lage der Arbeiter und ihre Lohnverhältnisse berichtet.

8 den Eisenbahn⸗ und Maschinenbau liefen zahlreiche Be⸗ stellungen ein, die Bauthätigkeit ist rege und die Nachfrage nach Werkzeugen und Baubeschlägen vermehrt. Die Schloßfabrikation, die bei uns bisher nur als Hausindustrie betrieben wurde, ist nach Errichtung von Fabriken zur mechanischen Herstellung von Schloß⸗ theilen bedeutend gewachsen und die gesammte Lage der Remscheider Industrie kann als günstig bezeichnet werden, trotz niedriger Preise und trotz des Ausfalls, welchen die wichtige Schlittschuhfabrikation in Folge des lauen Winters und der Export nach Oesterreich durch den hohen Eingangszoll und die Erstarkung dieses Zweiges im Lande selbst erlitten hat. Berücksichtigt man, daß die anerkannte Güte der Remscheider Fabrikate ihnen einen bestimmten Absatz selbst da sichert, wo England und Frankreich durch Zölle und Fracht begünstigt sind, und daß ihnen die beiden wichtigen Gebiete Spanien und M

Lexiko neuerdings durch den Abschluß der Handelsverträge erhalten sind, so scheint auch für das übrige Jahr die Aussicht nicht schlecht zu sein.

Die Textilindustrie ist von der Landwirthschaft und der Montan⸗ industrie abhängig. Diejenigen Faktoren, welche die wirthschaftliche Lage der breiten Masse der Arbeiterbevölkerung bedingen, bilden auch die Ursache ihrer ab⸗ oder zunehmenden Konsumtionskraft. Deshalb gilt auch hier wie oben, daß unser inländischer Absatz bedeutend ist. Unsere Fabriken haben zu thun, die Löhne haben meist steigende Tendenz und die Kaufkraft nimmt zu. Da jedoch der wachsende Be⸗ darf vorwiegend auf billige Stoffe gerichtet ist, deren Hauptwerth im Arbeitslohn liegt, so gereicht derselbe mehr den Arbeitern als den Fabrikanten zum Vortheil.. . 1

Die Thätigkeit unserer Baumwoll⸗Spinnereien hat zugenommen und zwar vorwiegend für den einheimischen Bedarf, denn ihr Garn⸗ erport nahm ab. Die Produktion der Webereien ist aber nicht allein um dasjenige Quantum gestiegen, welches die deutschen Srinnereien mehr lieferten, sondern hat auch von ausländischen Garnen 16 276 Meter⸗Ctr. mehr verbraucht als im gleichen Zcitraum vorigen Jahres. Der größte Theil der Fabrikate ist im Inlande geblieben, denn die Ausfuhr ist vom 1. Januar bis 30. Juni 1883 nur auf 1664 Meter⸗ Ctr., gegen 1553 Meter⸗Ctr. im Jahre 1882 gestiegen.

Auch auf den übrigen Gebieten der Spinnerei ist Erfolg zu ver⸗ lichaee,. 1 Ddie Webereien, deren Leistungsfähigkeit der deutsche Markt schon lange nicht mehr entspricht, arbeiten unausgesetzt an der Erweiterung des Exports. Die Qualität und Preiswürdigkeit unserer Fabrikate ist bereits wieder anerkannt. Die Aastrengung zur Veredlung des Geschmackes und zur Anschaffung von Neuheiten und Spezialitäten haben uns wieder in die erste Reihe mit anderen Nationen gestellt und die Klagen Frankreichs sowohl, als u. a. die Thatsache, daß Elberfeld einen wichtigen Artikel, der früber fast nur aus Bradford bezogen und dort als Stapelartikel fabrizirt murde den Satin, ein gemischtes Fabrikat zu Besatz und Futterzwecken vollständig an sich gezogen hat, sprechen für den Erfolg. Allerdings ist das Gesammtresultat des Exports in diesem Semester noch nicht günsti Nachdem jedoch der spanische Handelsvertrag uns dieses Land wieder gesichert, nachdem Amerika seit dem 1. Juli durch seinen neuen Tarif kleine Ermäßigungen eingeführt hat, die dadurch besonders wichtig sind, daß gleichzeitig bei der Zolldeklaration die Verpackung, Fracht und sonstige Spesen nicht mehr in Anrechnung kommen, wächst auch das Vertrauen unserer Industriellen, zumal sich wenigstens bisher keine großen Vorräthe auf ihren Lagern angesammelt haben. Dazu kommt, daß der mexikanische Handelsvertrag „ein Meisterstück in seiner Durchführung gegen eng⸗ lische, französische und amerikanische Konkurrenz“, wohl geeignet er⸗ scheint, daß auch diejenigen Industriezweige hier ihre Kraft ansetzen, welche bisher nicht nach Mexiko arbeiteten. 88

Sehr günstig lag die Fabrikation in Sammeten und Plüschen aus Chappe. Der Konsum von Chappe wächst von Jahr zu Jahr und wird in der rheinischen Sammetweberei allein auf etwa 700 000 kg pro Jahr geschätzt, was um so bemerkenswerther ist, als die englische und französische Konkurrenz außerordentlich scharf ist und durch mecha⸗ nischen Betrieb einen Vorsprung hat. Der Antheil Elberfelds ist wesentlich gestiegen, seitdem vor Kurzem auch dort eine Fabrik für glatte Sammete errichtet ist. Die Verarbeitung von Chappe kam seiner Zeit in Aufnahme bei hohen Seidenpreisen, welches ein billiges und für gewisse Artikel ebenso brauchbares Halbfabrikat ist, wie

ie Seide. 8

8 Se⸗ Anilinfarben war das Geschäft bis Anfang Mai auch schwach. Die Rohmaterialien gingen erheblich zurück, so daß den Käufern große Konzessionen gemacht werden mußten. In den letzten beiden Monaten stieg der Absatz, da auch China und Japan wieder größere Bestellungen machten, die Preise sind aber noch immer gedrückt.

Im Allgemeinen befindet sich die chemische Industrie in Elber⸗ feld in hoher Entwickelung und hatte die Produktion Deutschlands, die um mehr als das dreifache die der anderen Länder übertrifft, einen hervorragenden Antheil. Dieselbe steht nicht still bei den Er⸗ folgen, die die Fabrikation von Alizarin bietet, sondern ist bestrebt, die Zahl der künstlichen organischen Farbstoffe zu vermehren, welche berufen sind, wie die Krappe, so auch andere natürliche Farbstoffe Indigo, Cochenille ꝛc. zu ersetzen, sobald es gelingt, sie billiger, handlicher und ebenso wirksam herzustellen. 8 8

Nachrichten

Den „Berliner Politischen entnehmen wir folgende Notiz: .

Wie aus Spremberg berichtet wird, nimmt das dortige Tuch⸗ geschäft in letzter Zeit einen großen Aufschwung. So gingen erst am 21, wieder bedeutende Sendungen nach Amerika. Noch bis vor kurzer Zeit war der Absatz nach dort in Folge der hohen Zölle nur ein beschränkter.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Petermanns Mittheilungen aus Justus Perthes' geogra⸗ graphschen Anstalt in Gotha bringen in dem Oktoberheft den Schluß der Beschreibung der Reise des russischen Obersten Przewalski in Hochasien (1879/80) oder spezieller des südlichsten Abschnitts der⸗ selben, welche den Oberlauf des Jang⸗tse⸗kiang und das Tan⸗la⸗Ge⸗ birge zum Gegenstande hat. Vieles Interessante bieten ferner die Schilderungen der Expedition St. v. Rogozinski nach dem Cameruns und der Verminckschen Expedition durch das Timménsé⸗Land, verfaßt von ihrem Leiter E. Vohsen (mit Karte, Profil und Panorama). Die beiden anderen Beiträge betreffen die Kartographie der Schweiz auf der jüngsten Landesausstellung in Zürich (von Prof. K. C. Amrein) und das System der Meeresströmungen im südatlantischen Ocean (von A. Mührp). Das gleichzeitig ausgegebene Ergänzungsheft Nr. 73 enthält eine außerordentlich gründliche wissenschaftliche Arbeit über die noch immer kontroverse Frage der Herkunft des Zimmts, unter dem Titel: „Kritische Untersuchungen über die Zimmtländer, ein Beitrag zur Geschichte der Geographie und des Handels“, von Dr. Carl Schumann, ord. Lehrer am Realgymnasium zum Heil. Geist in Breslau. Die Arbeit bildet den ersten Theil des von dem Verfasser geplanten umfassenden Unternehmens einer Geschichte der Gewürz⸗ und aromatischen Pflanzen. Beigegeben ist ihr eine von Schumann entworfene Karte der Verbreitung der Lauraceen.

Die in Leipzig am 3. November d. J. erscheinende Nr. 2105 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Allerseelen auf dem St. Peter⸗Friedhof zu Salzburg. Original⸗ zeichnung von W. Grögler. Dragan Zankow, bulgarischer Mi⸗ nister⸗Präsident. Das Geständniß. Gemälde von Heinrich Rasch. Nach einer Pbotographie von Fr. Hanfstängl, in München. Das am 20. Oktober enthüllte Grabdenkmal des Generals August von Goeben in Coblenz. Modellirt von H. Epler. Harzburg: Unter der Veranda von Juliushall mit der Aussicht ins Radauthal. Ori⸗ ginalzeichnung von C. Grote. Fräulein und Magd. Nach einem Gemälde von E. v. Blaas. Albert Hendschel, am 22. Oktober. Alban Stolz, am 16. Oktober. Berliner Neubauten. 2 Abbildungen: 1) Das Fabersche Geschäfts⸗ haus in der Friedrichsstraße Originalzeichnung von G. Theuerkauf. 2) Das Haus der Firma Henniger u. Co. in der Leipzigerstraße. Originalzeichnung von Robert Geißler. Das Liebig⸗Denkmal in München. Aus der Elektrischen Ausstellung in Wien: Glühlampe System Gérard. Der serbische Weiße Adler⸗Orden. Polvp⸗ technische Mittheilungen: Vorhangschoner. Ein Weltzeitanzeiger. Patentsignalsicherheitstrichter. Himmelserscheinungen: Lauf des Brooks⸗Ponsschen Kometen. 8 1

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die zweite, vermehrte und verbesserte Auflage des Buches: „Korbweidenkultur, Lehranstalten für Korbflechterei und die Weiden (salices)“ von F. M. Schulzen, Königlichem Kreis⸗Sekretär, ist soeben im Verlage der Fr. Lintzschen Buchhand⸗ lung in Trier erschienen. (Preis 1,60 ℳ) Die erste Auflage dieses, jedem Landwirth zu empfehlenden Buches wurde schon i. „Reichs⸗ Anzeiger“ (1882 Nr. 80) ausführlich besprochen, und erübrigt es nur noch, die Veränderungen und Verbesserungen der neuen zweiten Auf⸗ lage anzugeben. Die Zeichnung und Beschreibung der Muster⸗ anlage einer Korbweidenkultur, Abhandlungen über Boden⸗ beschaffenheit, über Weidenkultur durch Saat, über Kopfholz⸗ nutzung, über Heckenanlagen, über Ufer⸗ und Strombauten, über Größe und Verwendung von Weidenklemmen sind neu beigefügt worden; imgleichen ist der Verfasser bestrebt gewesen, die neuesten Erfahrungen über Weidenkultur und Flechterei in anderen Ländern genau zu ermitteln und mitzutheilen. Ueber die Zölle, die Ein⸗ und Ausfuhr der Korbweiden, über die Verwerthung der Waaren, über Innungen, Gesellen⸗und Meisterprüfungen, Zuchthausarbeiten ꝛc. sind ebenfalls wichtige Zusätze gemacht worden. Nicht minder hat auch der Abschnitt C, über die Weiden (salices), wünschenswerthe Ergänzungen erfahren. Im Ganzen sind 113 Weidenarten beschrieben und 165 Sorten mit lateinischer und deutscher Benennung aufgeführt worden.

Gewerbe und Handel.

Die hier stattgehabte 11. ordentliche Generalversammlung der Neuen Gas⸗Aktien⸗Gesellschaft war von 11 Aktionären be⸗ sucht, welche zusammen ein Kapital von 1 419 600 und 471 Stim⸗ men repräsentirten. Der Geschäftsbericht war bereits in den Händen der Aktionäre und wurde deshalb auf Verlesung desselben in der Ver⸗ sammlung verzichtet. Die statutenmäßig ausscheidenden Aufsichtsraths⸗ mitglieder, die Herren Kommerzien⸗Rath Alb. Pfaff, Ph. O. Oechelhäuser (Berlin) und Julius Harck (Leipzig) wurden durch Akklamation wieder gewählt. Als Revisoren wurden die Herren M. Schintowski und Ed. Wulkow gewählt. Auf Antrag der Revisoren wurde der Direktion und dem Aufsichtsrath Decharge ertheilt. Der Vorsitzende des Aufsichtsraths theilte noch mit daß der Rest der Prioritätsobligationen ausgeloost sei und den Inhabern eine Kon⸗ verticung in 5 % offerirt werde, worüber Bekanntmachung in den nächsten Tagen erfolgen werde.

Dortmund, 29. Oktober. (Rh.⸗Westf. Ztg) Im Eisen⸗ geschäft dauert im Allgemeinen der ruhige Verkehr der Vorwochen an, doch ist in einigen Branchen ein regerer Geschäftsgang un⸗ verkennbar. In der Hochofenistdustrie wird nach wie vor nur der nächste Bedarf gedeckt, selbst die größten Werke schließen sortwährend über kleine Quantitäten ab, da sie sich für längere Zeit nicht bin⸗ den wollen. Der Verkehr in Gießerei⸗ und Bessemereisen wird in immer stärkerem Maße durch die englische Konkurrenz mit ihrer bedeuten⸗ den Ueberproduktion beeinträchtigt und würde es unstreitig für die betreffen⸗ den heimischen Hochofenwerke noch weit übler aussehen, wenn nicht der Roh⸗ eisenzoll einigen Schutz gegen die übermächtige Konkurrenz verliehe. In der Stabeisenbranche geht es etwas besser, indem die Aufträge etwas zahlreicher einlaufen, doch handelt es sich auch dabei meist um kleine Posten. Die größeren Stabeisen⸗Walzwerke haben meist für die nächste Zeit Beschäftigung, aber die kleineren sind fortdauernd um Ordres verlegen und bleiben die Preise daher auch gedrückt. Die Nachfrage für Kesselbleche hat sich noch nicht wieder gehoben und der Mangel an genügenden Aufträgen hält daher auch bei verschiedenen Blechwalzwerken an. In Feinblechen ist da⸗ gegen flotte Beschäftigung und reger Absatz bei festen Preisen zu verzeichnen. Ebenso haben die Röhrenwalzwerke einen regen Geschäftsgang bei befriedigender Thätigkeit aufzuweisen, während es in Träger⸗ und sonstigem Baueisen schwächer geht. Am meisten neue Bestellungen haben aber die Stahlwerke in letzter Zeit und zwar sowohl aus dem Auslande wie auch aus dem Inlande erhalten; auch ist ein weiterer Eingang neuer Aufträge gesichert, da die hei⸗ mischen Eisenbahnen fortfahren, recht erhebliche Lieferungen zur Sub⸗ mission zu stellen. In den Kesselschmieden ist der Betrieb seit einiger Zeit schwächer, während in den Maschinen⸗, Lokomotiv⸗ und Waggonfabriken eine befriedigende Thätigkeit andauert. Auf dem Kohlenmarkte ist ein zunehmender Absatz bei unveränderten Preisen zu konstatiren. Die Kohlenpreise sind fest, für Hausbrand seit einigen Wochen etwas höher. Cokekohlen und Coke finden etwas regelmäßigeren Absatz.

Liverpool, 30. Oktober. (W. T. B.) Die Baumwoll⸗ handlungsfirma Morris Ranger hat ihre Zahlungen ein⸗ gestellt; die Passiva werden auf etwa ½ Million Pfd. Sterl. ange⸗ schlagen. Auch die Firma Forman & Co. hat ihre Zahlungen suspendirt. 1 New⸗York, 29. Oktober. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 68 000, do. nach Frank⸗ reich 25 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 25 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 96 000, do. nach dem

ontinent Qrtrs. New⸗York, 30. Oktober. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche von hier ausgeführten Produkte betrug 6 673 000 Dollars. Der Werth der Waarenausfuhr aus den Vereinigten Staaten im September hat die Einfuhr um 3 Millionen Dollars überstiegen. Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 31. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Donau“ ist heute früh 2 Uhr in Southampton eingetroffen.

8 Berlin, 31. Oktober 1883. 8

Die nächste Königliche Parforce⸗Jagd findet nicht vom Forsthause Plantagenhaus, sondern vom Jagdschloß Grunewald aus, und zwar am Sonnabend, den 3. Novem⸗

ber, statt. Rendez⸗vous daselbst Mittags 12 Uhr.

Die vereinigten Kreissynoden Berlins schritten im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung zur Berathung des Antrages des Vorstandes, den amtlichen Kirchenzettel betreffend. Der Antrag lautet: Die vereinigten Kreissynoden wollen beschließen: I. Sie er⸗ klären ihren Willen, daß der amtliche Kirchenzettel unter Leitung des Vorstandes der vereinigten Kreissynoden durch einen von dem Küster⸗ verbande zu bestellenden Redacteur als selbständiges Blatt auf Kosten der vereinigten Synoden mit der Maßgabe herausgegeben werde, daß derselbe unentgeltlich an die Gemeinde⸗Kirchen⸗ räthe, die Berliner Zeitungen, die kirchlichen Vereine in