— Dem Kreise Randow im Regierungsbezirk Stettin ist für die im Bau begriffene Chaussee, welche von Pencun über Sommersdorf und Grünz bis zur Prenzlauer Kreis⸗ grenze führt, gegen Uebernahme der künstigen chausseemäßigen Unterhaltung derselben, das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chausseegeld⸗ tarifs vom 29. Februar 1840 einschließlich der in demselben ent⸗ haltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonsti⸗ gen, die Erhebung betreffenden zusätzlichen Vorschriften — vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen — verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1840 angehängten Be⸗ stimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die gedachte
Straße zur Anwendung kommen.
— In Bezug auf die Bestimmung des §. 142 Thl. I. Tit. 8 des Preußischen Allg. Landrechts, nach welcher der neue Bau vor den Fenstern des Nachbars soweit zurück⸗ treten muß, als der Nachbar noch aus den ungeöffneten Fenstern des untern Stockwerks den Himmel erblicken könne (diese Bestimmung ist für Berlin, welches seine Spezialbau⸗ ordnung hat, nicht maßgebend), hat das Reichsgericht, Vv. Civilsenat, durch Urtheil vom 19. September d. J. aus⸗ gesprochen, daß der neue Bau nur soweit zurückzutreten habe, daß irgend eine Person, wenn auch nicht der Nachbar selbst oder andere Personen, in der beschriebenen Weise zur Er⸗ blickung des Himmels im Stande sei. „Denn das Gesetz will dem Nachbar keineswegs den Anblick des Himmels sichern, sondern nur dafür sorgen, daß dem betreffenden Gemach das unent⸗ behrliche Quantum Licht zugeführt werde. Daß dies der Foll, soll angenommen werden, wenn in der ganzen Breite des Fensters direkte Lichtstrahlen vom freien Himmel durch die Scheiben fallen. Das Vorhandensein dieses Erfordernisses aber wird dadurch erwiesen, daß irgend ein Mensch den Him⸗ mel wirklich durch die Scheiten erblickt hat. Daraus, daß der Gerichtsschreiber und der Sachverständige nicht im Stande gewesen sind, den Himmel zu erblicken, folgt in keiner Weise, daß der Richter ihn nicht wirklich erblickt hat. Bleibt aber letztere Thatsache bestehen, so erscheint es rechtlich gleichgültig, Un Personen außer Stande sind, den Himmel zu er⸗
en.
— Der Fürsterzbischof von Prag, Kardinal Fürst von Schwarzenberg, hat den früheren Fürsterzbischöflichen Vikariat⸗ amts⸗Sekretär, Fürsterzbischöflichen Notar Ernst Hoffmann in Neurode zum Großdechanten und Fürsterzbischöf⸗ lichen Vikar in der Grafschaft Glatz ernannt, nachdem von dem Fürsterzbischof zu dieser Ernennung die landesherrliche Genehmigung nachgesucht und die letztere unterm 6. Oktober d. J. ertheilt worden ist. Der Großdechant und Fürst⸗ erzbischöfliche Vikar in der Grafschaft Glotz ist nach Maßgabe der bestehenden Bestimmungen zugleich Ehrendomherr an der Domkirche zu Breslau. 8
Hannover, 5. November. (Neue Hannoversche Ztg.) In der heutigen (7.) Sitzung des hannoverischen Provinzial⸗Landtages berichtete als Referent der Kom⸗ mission der Abg. von Hammerstein⸗Loxten über die Bestim⸗ mungen über Auseinandersetzung der in den Kreisen zuvereinigenden Wegeverbände nebst den Kommissions⸗ anträgen. Derselbe führte aus, daß die Provinzialstände bei der Be⸗ rathung der Kreisordnung die Uebergangsbestimmungen, welche noethwendig seien, wenn die Kreisverbände an Stelle der bis⸗ herigen Wegeverbände treten würden, aus dem Entwurf ent⸗ fernt und die Königliche Staatsregierung ersucht hätten, die nothwendige Auseinandersetzung durch ein besonderes Gesetz zu regeln. Die Königliche Staatsregierung habe indessen die schon im Entwurf der Kreisordnung enthaltenen und damals vom Provinzial⸗Landtage ausgeschiedenen Bestimmungen noch einmal zur Berathung vorgelegt. Die Kommission empfehle jetzt mit 6 gegen 3 Stimmen dem Landtage, den früheren Standpunkt zu verlassen und die Uebergangsbestimmungen mit in das Gesetz über Einführung der Kreisordnung aufzunehmen. Für diesen Kommissionsbeschluß sei maßgebend gewesen, was auch die Königliche Regierung in der Begründung des Entwurfs betont habe, daß die Thätigkeit der Kreisverbände sehr ge⸗ schädigt würde, wenn sie formell und rechtlich zugleich Wege⸗
verbände bildeten, in praxi aber nicht als solche fungirten. Er bitte Namens der Majorität der Kommission, daß unter allen Umständen der Landtag dafür eintreten möchte, daß die Kreisverbände auch zugleich Wege⸗ verbände würden. Zuviel Verbände durcheinander lähmten das genossenschaftliche Leben in den einzelnen. Augenblicklich existirten in der Provinz Amtsverbände, Kreisverbände und Wegeverbände neben und durcheinander, und die Folge sei, daß in allen dreien das kommunale Leben sich nicht so ent⸗ wickelt habe, wie man im allgemeinen Interesse wünschen müsse. Dieser Uebelstand werde gehoben, wenn an Stelle aller drei der einzige Kreisverband trete.
- Nach längerer Debatte stellte der Abg. Ludowieg folgenden ntrag:
Der Königlichen Staatsregierung die Erklärung von 1881 zu wiederholen, in welcher die Bitte ausgesprochen sei, daß die Ueber⸗ 1113 wegen Zusammenlegung der bisherigen Wegever⸗ der in Aussicht genommenen Wegegesetzgebung vorzubehalten eien.
Der Abg. von Bennigsen beantragte, mit Rücksicht auf nochmalige Besprechung über Ludowiegs Antrag, heute in die Spezialdiskussion nicht einzutreten, womit das Haus ein⸗ verstanden war.
Es folgte hierauf die Berathung des — bereits mitgetheilten — Urantrags von Rössing, die Provinzial⸗ ordnung für Hannover betreffend. Nachdem der An⸗ tragsteller seinen Urantrag eingehend befürwortet hatte, ver⸗ tagte sich nach kurzer Debatte das Haus auf Dienstag 11 Uhr.
Bayern. München, 6. November. (Allg. Ztg.) Bei der Landtagsersatzwahl in Weiden wurde an Stelle des ver⸗ storbenen Abg. von Schlör der liberale Kandidat Frhr. von 1“ mit 58 von 111 Stimmen gewählt.
Württemberg. Stuttgart, 6. November. (St.⸗A. f. W.) Der König hat heute die Präsidenten der beiden Kammern, Fürst von Waldburg⸗Zeil⸗Trauchburg und Landgerichts⸗Direktor von Hohl, in Audienz empfangen. — Der kommandirende General des XIII. Armee⸗Corps, Ge⸗ neral der Infanterie von Schacht⸗neyer, feierte gestern sein 50jähriges Dienstjubiläum. 8 „ 5. November. Der neu restaurirte Chor des künst
s wird am Sonnabend feierlich eingeweiht werden.
“
DSachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 6. November. (Th. C.) Der Großherzog hat sich gestern von hier nach Eisenach begeben, um dort während dieser Festwoche, die in der alten Lutherstadt besonders feierlich begangen wird, Aufenthalt zu nehmen. Dem Zuge der Bürgerschaft Eisenachs nach der Wartburg,⸗am Sonnabend, und der Feierlichkeit auf der Burg selbst werden auch die Erbgroßherzoglichen Herrschaften bei⸗ wohnen. Die Großherzogin trifft heute Ab
s 8 end von Heinrichau hierselbst ein.
Oesterreich Ungarn. Wien, 6. November. (W. T. B.) Der vereinigte Vierer⸗Ausschuß der ungarischen Dele⸗ gation verhandelte heute über das bosnische Budget, welches der Reichs⸗Finanz⸗Minister Kallay begründete. Der⸗ selbe gab ein Exposé über die administrative und finanzielle Lage der okkupirten Provinzen, welches mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. — Auf die von Einzelnen an ihn gerichteten Fragen erwiderte der Minister: er habe über die allgemeine Lage der okkupirten Provinzen keine Vor⸗ lage eingebracht, weil seit der von seinem Amtsvorgänger vor zwei Jahren gemachten Vorlage wesentliche Aenderungen in der Organisation nicht eingetreten seien und weil die während seiner Amtirung eingetretenen Veränderungen schon in der vorjährigen Session eine ausführliche Besprechung erfahren hätten. Daß die Einkünfte der okkupirten Provinzen die sämmtlichen Ausgaben derselben nicht deckten, könne er nicht leugnen. Die Kosten der militärischen Besetzung würden von der Monarchie getragen. Das Zollpauschale, welches Bos⸗ nien und die Herzegowina in Folge ihrer Aufnahme in das gemeinsame Zollgebiet von der Monarchie erhielten, sei auf 600 000 Fl. festgestellt, nach den neuesten Ausweisen sollten die okkupirten Provinzen nach dem Waarenverkehr eine Zolleinnahme von 1 600 000 Fl. haben, da diese Waaren aber ausschließlich aus beiden Staaten der Monarchie einge⸗ führt würden, so genieße die Industrie und der Handel der Monarchie den Vortheil, und es seien demzufolge jene 600 000 Fl. kein Verlust für die Monarchie. Die Auslagen für das bosnische Centralbureau würden aus den Einnahmen der okkupirten Provinzen gedeckt. Die Frage, ob die geplante gZerminderung des Truppenstandes gerechtfertigt sei, stehe mit der Rekrutirung, mit der Flüchtlingsfrage, mit der Gensd'armerie ꝛc. im Zusammenhang. Von den 2500 aus der Herzegowina Geflüchteten seien in Folge der abwartenden Haltung der Regierung bereits mehr als 2000 zurückgekehrt und haͤtten das Versprechen abgegeben, sich friedlich zu ver⸗ halten und sich der Rekrutirung nicht zu widersetzen; dieselben seien thatsächlich auch zu Hause geblieben und hätten ein fried⸗ liches Leben geführt; nur noch wenige Personen, darunter hauptsächlich die Insurrektionsführer und solche, die dem Räuberleben ergeben seien, befänden sich außer Landes. Die freiwillige Rückkehr und Unterwerfung der Flüchtlinge habe einen günstigen Eindruck auf die Bevölkerung gemacht, so daß die zu Anfang vorigen Monats begonnene Rekrutirung von besserem Erfolge, als man gehofft, begleitet gewesen sei. Die Rekrutirung sei im ganzen Lande innerhalb Monats⸗ frist, in der Herzegowina binnen 18 Tagen beendet worden. Zur Beschleunigung derselben habe man die Assentirungs⸗ kommission um 2 Mitglieder vermehrt. In der Herzegowina
und im Distpikt Serajewo sei das Kontingent vollständig ge⸗
deckt; die Rekrutirung sei nicht nur ungestört, sondern theil⸗ weise unter freudigen Kundgebungen verlaufen. Ohne daß man die noch vorhandenen Schwierigkeiten verhehle, könne doch konstatirt werden, daß die Verhältnisse schon jetzt eine viel bessere Wendunggenommen hätten. Aus den ausgehobenen 1200 Rekru⸗ ten seien, wie im vorigen Jahre, 4 Compagnien gebildet, die nicht in diese Compagnien Eingestellten seien der Gensd'armerie, dem Train oder den Streifkolonnen zugetheilt worden. Die bosnischen Compagnien in Serajewo hätten in seiner Gegen⸗ wart überraschende Proben militärischer Ausbildung an den Tag gelegt. Die Verpflegung sei gut; für die Mohamedaner und für die Christen bestehe eine besondere Küche. Die Dis⸗ ziplin sei ausgezeichnet, Desertionen und Strafen kämen selten vor. Der ruhige Verlauf der Rekrutirung, die Entwickelung der Gensd'armerie und die Aufrechterhaltung der Streifkolonnen berechtigten zu der Hoffnung, daß die Ordnung und Ruhe auch mit weniger Soldaten aufrecht zu erhalten sein werde, wenn keinerlei größere Agitationen zu besorgen seien. Hierzu sei die Gensd'armerie von der größten Wichtigkeit; eine Vermehrung derselben werde freilich erst bei einer Steigerung der Kapital⸗ kraft des Landes möglich sein. Die Streifkolonnen seien ebenfalls von großer Wirksamkeit, und auch deren Vermeh⸗ rung bilde eine unerläßliche Voraussetzung der Truppen⸗ reduktion. Die Vermessungsarbeiten würden im nächsten Jahre beendet sein und eine Kostenersparniß ermöglichen. Die Besitz⸗ und Ertragsverhältnisse könnten aber nicht plötzlich geändert wer⸗ den, und eine Steuerreform sei nur bei größter Vorsicht und nur allmählich durchführbar. Die Steuern und Steuerrückstände gingen — wie aus einem heute eingegangenen Berichte her⸗ vorgehe — gut ein, obschon dieses Jahr nicht gerade ein sehr günstiges gewesen sei. Die Forsten bildeten den größten Schatz der okkupirten Provinzen; mit ihnen werde bei Gewinnung größerer Kapitalien und rationellem Vorgehen ein großes Ge⸗ schäft zu machen sein. Hoffentlich werde es gelingen, Kapitalien aus der Monarchie heranzuziehen; habe ja doch erst jüngst die Wiener Unionbank in Serajewo eine Bankfiliale mit 2 Mil⸗ lionen errichtet, die den Provinzen hoffentlich zum großen Vor⸗ theil gereichen und der Unionbank selbst einen berechtigten Nutzen gewähren werde. Die Einführung des Hypothekar⸗ geschäfts sei von der größten Wichtigkeit. Das vorjährige Budget sei ohne Defizit gewesen, hoffentlich werde auch das diesjährige ohne Defizit sein. Für das nächste Jahr sei kein Defizit präliminirt, weil die Einkünfte nicht nur überhaupt ein⸗ flössen, sondern weil auch einzelne Posten, wie beispielsweise das Salz, eine Erhöhung zeigten. Die Tabackprodultion habe sich bedeutend ausgedehnt. Das vorliegende Budget beruhe somit auf einer realen Basis. Der Bau von Eisenbahnen sei wünschens⸗ werth; namentlich wäre es wichtig, wenn man aus Bosnien und besonders aus der Herzegowina an das Meer gelangen könnte, um den Holzexport und den Erport von Montan⸗Erzeugnissen zu steigern, welch letztere eine bedeutende Ertragsquelle bieten würden. Die Frage, ob das Zustandekommen einer Eisenbahn von der Save bis zur Adria dem Verkehr Fiumes schaden werde, sei, da die geplanten Bahnen doch nur schmalspurige sein könnten, mit einem entschiedenen Nein zu beantworten. Was die Polemik zwischen dem orthodoxen Metropoliten und dem katholischen Erzbischof in Serajewo anlange, so sei dieselbe durch die unrichtige Auslegung der Wirksamkeit des patriotischen Hülfsvereins für Bosnien entstanden.
Die Regierung habe! wickelung,
es als ihre erste Pflicht betrachtet, die Gleichberechtigung der verschiedenen Konfession zu wahren und Allen gleiches Wohl⸗ wollen und gleichen Schuͤtz zuzuwenden. Die am 1. September erfolgte Einführung der neuen Prezeßordnung, namentli des neuen Bagatellverfahrens habe bereits sehr günstigen Erfolg gehabt, und die neue Rechtspflege erfreue sich großen Beifalzs. — Der Vierer⸗Ausschuß der Delegation hat dann unter Streichung eines unerheblichen Betrages den Okkupationskredit mit dem Gesammtbetrage von 7 307 000 Fl. angenommen.
Schweiz. Bern, 5. November. (N. Zürch. Ztg.) Die Kommission für die Verfassungsrevision hat fol⸗ gende Beschlüsse gefaßt: Die Stimmfähigkeit und Wählbarkeit sind auf das zwanzigste Jahr festgesetzt. Kantonsbürger und Schweizerbürger erwerben nach dreitigtägigem Wohnfiß de Stimmberechtigung in kantonalen Angelegenheiten. icht stimmberechtigt sind: kriminell oder korrektionell Verurtheilte, wegen Liederlichkeit, Verschwendung, Geisteskrankheit, Blöd⸗ sinn Bevormundete, dauernd Almosengenössige. Vergeltstagte, wenn das Gericht Selbstverschulden konstatirt, sind bis auf zehn Jahre im Aktivbürgerrecht einzustellen.
— 6. November. (W. T. B.) Der Bundesrath hat den zum Bisthum Basel gehörenden Kantonen eine Konferenz zur Regelung der Diözesan⸗Angelegenheit vor⸗
geschlagen.
Frankreich. Paris, 5. November. (Fr. Corr.) Der Marine⸗Minister hat von dem General⸗Gouverneur in Cochinchina, Thomson, nachstehende Depesche erhalten: „Die Festung Ninh⸗Binh (mit einer Bevölkerung von 40 000 Seelen) und die kleine Stadt Quanqu⸗Jsn sind besetz worden, ohne daß unsere Truppen auf den geringsten Wider⸗ stand gestoßen sind. Die Bestimmungen des Vertrags von Hue werden in dem Centrum des Delta's gut zur Durch⸗ führung gebracht, aber es ist ein gleiches damit nicht der Fall in den beiden nördlichen Provinzen; diese sind vom Feinde okkupirt.“ — Ein zweites Telegramm des Gouverneurs von Cochinchina meldet, daß der „Tongking“, der ein Bataillon algerischer Tirailleurs und ein Bataillon der Fremdenlegion an Bord hat, am 29. Oktober Singapore mit Kurs auf Haiphong ver⸗ lassen hat. — Gerüchte von der Abberufung des Civilkommissars Harmand und von der Ernennung eines neuen Ober Kom⸗ mandanten der Truppen in Tongking sind in den letzten Tagen wiederum verbreitet gewesen. Wie aus zuverlässigen Quellen verlautet, ist jedoch von einer Rückkehr des Hrn. Harmand nach Frankreich durchaus nicht die Rede. Ebenso dürfte der General Bouet nach Tongking zurückkehren und sein bisheriges Ober⸗Kommando wieder übernehmen. Bis dahin führt zunächs der Contre⸗Admiral Courbet das Ober⸗Kommando des Er⸗ peditions⸗Corps.
— 6. November. (W. T. B.) Der Senat hat die Vorlage, wonach für Gold und Silber eine vierte Fein⸗ gehaltstufe eingeführt werden soll, in erster Lesung an⸗ genommen.
Von der Deputirtenkammer wurde die Berathung des Munizipalgesetzes fortgesetzt und in die Berathung der Amendements eingetreten, welche auf eine kommunale Autonomie für Paris sowie auf die Errichtung einer Central⸗ mairie abzielen. Der radikale Deputirte Lacroix vertheidigte die Amendements, welche das Ministerium bekämpfen wird. Die Debatte wurbe schließlich auf nächsten Donnerstag vertagt.
Spanien. Madrid, 6. November. (W. T. B.) Wie verlautet, hat Marschall Serrano den ihm angebotenen Pariser Botschafterposten angenommen.
Türkei. Konstantinopel, 6. November. (W. T. B.) Der Kommandant des englischen Geschwaders, Admiral Hay, wurde mit seinem Stabe heute vom Sultan in Audienz empfangen und darauf mit dem Botschafter Lord Dufferin vom Sultan zur Tafel gezogen.
Amerika. New⸗York, 6. November. (W. T. B.) Bei den heute stattgehabten Wahlen siegten im Staat Massachusetts die Republikaner. — In den Städten Richmond und Danville sind militärische Vorsichts⸗ maßregeln getroffen worden, um etwaigen Ruhestörungen bei Gelegenheit der heute im Staate
Wahlen vorzubeugen.
Zeitungsstimmen.
Die „Bremer Handelszeitung “schließt ihre monat⸗ liche Rundschau wie folgt:
Bastiat erzählt in einem seiner geistreichen Essays in launiger Weise, wie jeder Stand die Dinge nur nach seinem besonderen Interesse beurtheilt. Ein Lichtzieher scheint ganz vertieft in das wunderbare Schauspiel des Sonnenaufganges, und während alle meinen, er sei entzückt von der glänzenden Naturerscheinung, denkt er in seinem Innern: Wie viele Wachskerzen könnte ich verkaufen, wenn man dieses Gestirn verhängen würde. Aehnlich denkt der Volkswirth, der Industrielle, der Kaufmann: Wie viele produktiv thätige Menschen könnten ihre Kräfte zur Erzeugung von Wirthschaftsgütern verwenden, wenn sie uns nicht der Militärdienst entzöge, und sie Alle vereinen sich mit den Klagen des unzufriedenen Sozialisten, welcher den Militarismus als die Wurzel alles Uebels bezeichnet Aber wer die politischen Verhältnisse als gegeben hinnimmt, und den nationalen Standrunkt vertritt, der wird die Opfer auf sich nehmen müssen, um die Befeftie⸗ gung der deutschen Einheit und unserer staatlichen Stellung zu ermöglichen, und man vollbringt wahrlich keine patriotische Pflicht, wenn man mit Absichtlichkeit die wirthschaftliche Lage als durch die Militärlat untergraben hinstellt. Die Errichtung des deutschen Reiches hat gewiß unsere Steuerlasten beträchtlich erhöht; aber der wirthschaftliche Auf⸗ schwung in Deutschland beweist, wie die bei dieser Umwälzung ge⸗ wonnenen Vortheile auch in ökonomischer Hinsicht bedeutend über⸗ wiegen, und zeigt wieder, von welcher Bedeutung für das wirthschaft⸗ liche Volksleben die staatliche Unterlage ist, wenngleich der ursächliche Zusammenhang beider Faktoren nicht dem oberflächlichen Beobachter in die Augen fallen mag. Die Finanzen bikden auch in der Gegenwar, wie Friedrich der Große sie nennt, den Puls des Staates, oder, wie Richelieu sich ausdrückt, den Punkt des Archimedes, von welchem aus die Welt bewegt werden kann, und ein genialer Praktiker, wie Fürft Bismarck es ist, konnte unmöglich die Grundbedingung unserer staat⸗ lichen Beständigkeit verkennen. Als vor 4 Jahren die Zuschüsse aus der französischen Kriegskosten⸗Entschädigung nicht mehr so reichlic flossen und ein Defizit sich dauernd einzustellen drohte, meinte man im Auslande, daß Deutschland sein gewaltiges Rüstzeug auf die Dauer nicht zu tragen vermöchte, und vermuthete in ihm den künftigen Friedenk⸗ störer, welcher sein derzeitiges Uebergewicht möglichst bald geltend zu machen trachten würde chwer ist allerdings auch unsers Steuerlast und wir werden im Falle der Nothwendigkeit eine no höhere auf uns zu nehmen haben; aber wer sagt, daß diese Lasten unser Land ruiniren werden, der spricht Angesichts der Thatsachen eitel Phrasen. Unsere Industrie erfreut sich einer günstigen Ent⸗ nser Handel dehnt sich aus und die indu
“
Virginia stattfindenden
triellen Erwerbee
dlemente erfahren eine stete Erweiterung. Wer demnach in erster Linie Deutscher und nicht Parteigänger ist, hat wahrlich keine Ursache, über die Aussicht in die wirthschaftliche Zukunft unseres Landes in Pessimismus zu verfallen!
— Im „Hannoverschen Courier“ lesen wir Fol⸗ endes: 9 Das neue Krankenkassengesetz tritt bekanntlich, soweit seine Be⸗ stimmungen die Beschlußfassung über die statutarische Einführung des Versicherungszwangs und die Herstellung der zur Durchführung desselben nothwendigen Einrichtungen betreffen, am 1. Dezember d. J. in Gültigkeit. Je mehr dieser Termin heranrückt, um so lebhafter wird die Agitation von sozialdemokratischer und gewerkvereinlicher Seite, um den Arbeitern die richtige Stellung und Haltung gegen⸗ über dem neuen Gesetz anzuweisen. Von beiden Seiten wird den Arbeitern natürlich vorgeredet, daß das Gesetz ein grundschlechtes sei und nur eine neue Bevormundung und Belastung der Betroffenen in sich schließe. Allein nachdem einmal das Prinzip des Versiche⸗ rungszwangs gesetzlich festgestellt ist, helfen solche Klagen und Vor⸗ würfe thatsächlich nichts. Das sehen auch die Agitatoren ein, und sie sind nun bestrebt, das für ihre Zwecke am besten Dienliche aus dem Gesetz zu machen. Es handelt sich jetzt darum, bei welchen Gattungen von Krankenkassen die Arbeiter ein⸗ treten sollen, und da wird ihnen von den sozialdemokrati⸗ schea und fortschrittlichen Wanderrednern natürlich allein der Beitritt zu den unter sozialistischer oder gewerkvereinlicher Leitung stehenden freien Kassen empfohlen, im Gegensatz zu den obrigkeitlichen und Fabrikkrankenkassen, welche allerdings den Vortheil bieten, daß die Arbeitgeber ein Drittel der Beiträge zu leisten haben, wofür aber auch den Arbeitgebern und Gemeindebehörden bei Aufstellung der Statuten und bei der Verwaltung der Kassen größere Rechte einge⸗ räumt sind. Es herrscht in dieser Agitation das offenbare Bestreben, das Gesetz im Parteiinteresse auszubeuten und durch die Kranken⸗ kassen eine neue Handhabe zur Beeinflussung und Beherrschung der Arbeitermassen zu gewinnen. Die abgewirthschaftete ge⸗ werkvereinliche Agitation des Dr. Hirsch, vor dessen Kassen jetzt fort⸗ schrittliche Blätter dringend warnen, wird wohl nur bescheidene Er⸗ folge erzielen. Mehr Beifall werden ohne Zweifel die sozialdemokra⸗ tischen Agitatoren finden. Vielleicht wird gerade die Erweiterung und Reform des Krankenkassenwesens ein Mittel zur Befestigung der sozialdemokratischen Organisation werden. Bebel und andere Partei⸗ führer haben diese Hoffnung deutlich ausgesprochen. Indessen diese Möglichkeit war bei der Zulassung der freien Kassen vorauszusehen, und die Beschäftigung mit praktischen Aufgaben kann auf der ander Seite auch nur dazu beitragen, daß die Sozialdemokratie sich auf den Boden der realen Verhältnisse stellt und positiv an der Hebung der mate⸗ riellen Lage der Arbeiter mitwirkt. Und das wird auf alle Fälle ein Gewinn sein. Die wohlthätigen Wirkungen des Krankenkassengesetzes werden schließlich auch bei den Versuchen, dasselbe im politischen Parteiinteresse auszunutzen, nicht verloren gehen, dafür sind im Gesetz genügende Garantien gegeben, [und wenn die freien Kassen leisten, was das Gesetz von ihnen verlangt, so können wir ihnen nur wünschen, daß sie gedeihen mögen. Die Form, in welcher eine bessere Unter⸗ stützung in Krankheitsfällen gewährt wird, ist Nebensache, die Haupt⸗ sache ist die Sicherheit dieser Unterstützung selbst. Welchen Entwicke⸗ lungsgang das Krankenkassenwesen auf Grund des neuen Gesetzes nehmen, welche von den verschiedenen Formen der Krankenversicherung am meisten Anwendung finden wird, kann heute Niemand übersehen. Wir sind aber überzeugt, daß in allen Formen der große humane Gedanke, der dem Gesetz zu Grunde liegt, sich in der praktischen Be⸗ währung als segensreich erweisen wird.
— Dem „Deutschen Handelsarchiv“ Hannover (im August) geschrieben:
Die Mühlen in der Umgegend von Hannover, insbesondere die⸗ jenigen, welche zugleich Dampfkraft verwenden, haben gute Geschäfte gemacht. Es war im Allgemeinen große Nachfrage nach Mehl, daher die Preise anzogen und nicht unbedeutende Versendungen nach dem Rhein und Süddeutschland stattgefunden haben. Auch die Abfälle der Mühlenprodukte erzielten gute Preise. Geringere Erfolge standen denjenigen Mühlen zu Seite, welche nur mit Wasserkraft arbeiten, weil der Wasserstand ein niedriger war; jedoch war auch für diese der Betrieb bei der guten Nachfrage ein durchaus lohnender.
Die Ziegeleien fanden lohnende Beschäftigung, denn während in der gleichen Periode des Vorjahres die Preise auf 18 bis 20 ℳ verwertheten sie ihre Produkte im letzten Quartale zu 24
is 27 ℳ
Bei den Kalkbrennereien kann man die Beschäftigung eine vor⸗ zügliche nennen; dieselbe war nicht nur eine hinreichende, sondern auch durch bessere Preise eine lohnendere. Neue Anforderungen treten fast täglich an sie heran.
Das Geschäft in Steinkohlen hat gleichfalls eine Aufbesserung aufzuweisen.
Der Konsum in künstlichen Dungstoffen, welcher von Jahr zu Jahr erheblich zunimmt, wies auch im Verhältniß zum Vorjahre eine Vermehrung nach, namentlich ist es der Chilisalpeter, der sich ins⸗ besondere für die Rübendüngung mehr und mehr in den Vordergrund gedrängt hat. Die chemischen Fabriken haben genügende und lohnende Beschäftigung gefunden. Die Asphaltfabriken haben ausreichend zu thun. Die Deutsche Asphalt⸗Gesellschaft hat im ersten Semester dieses Jahres etwa 10 000 Centner mehr, als im gleichen Zeitraume des vorigen Jahres abgesetzt. Von der Cementfabrikation ließ sich auch nur Günstiges sagen; sie konnte kaum den Aufträgen nach⸗ kommen und eyxportirte auch viel überseeisch und zwar nach Schweden, Norwegen und Amerika.
Nach Verlauf mehrerer Jahre ist endlich einmal wieder über eine einigermaßen gute Sommerledermesse zu berichten. Die seit einiger Zeit im Ledergeschäft sich bemerkbar machende bessere Stimmung hat sich auch in der Messe fortgesetzt. Die Zufuhren waren sehr mäßig; manche Fabrikanten, die seit dem Bestehen der Messe derselben stets Waare zugeführt, hatten ihre Vorräthe vor derselben zu Haus an Händler verkauft und waren ausgeblieben, viele hatten ihre Stapel reduzirt. Ganz besonders fehlte Sohlleder, wovon etwa 25 % weniger angebracht war, als letzte Sommermesse, ebenso war es mit Brandsohlleder; auch Vache, Fahlleder und Kipse waren weniger am Platze. Im Allgemeinen kann man annehmen, daß die Preise, abgesehen von der besseren Trocknung, 5 % höher waren, als letzte Wintermesse. Wenn die Preise auch höher waren, so ließen sie dem Gerber doch noch keinen großen Nutzen, da die der Roh⸗ waare sehr hoch sind. Die allgemeine Ansicht ist, daß seit einem Jahre weniger Leder umgearbeitet wurde; dieser Umstand in Ver⸗ bindung mit einer guten Ernte läßt ein gutes Herbst⸗ und Winter⸗ geschäft erwarten.
Die Brauereien erfreuen sich eines flotten Betriebes. Die Malz⸗ preise sind normal, die Hopfenpreise aber etwa 200 ℳ pro Centner höher, als im Vorjahre.
“ Die Maschinenfabriken sind andauernd gut beschäftigt und mit Aufträgen reichlich versehen. Die Konkurrenz ist jedoch eine große und lassen daher die Preise immer noch zu wünschen übrig. Nur
wird aus
dicjenigen Fabriken, welche Spezialitäten anfertigen, konnten einen
besseren Verdienst aufweisen. Ein Gleiches läßt sich von größeren Eisengießereien sagen.
Die Gummiwaarenfabriken sind andauernd ausreichend beschäf⸗ tigt und konnten den Anforderungen, welche an sie herantraten, oft nur mit großer Anstrengung nachkommen. Die Rohgummipreise sind sehr hoch und die Verkaufspreise der Fabrikate lassen zu wünschen übrig. Die Fabriken sind deshalb gezwungen, darauf Bedacht zu nehmen, weitere Fortschritte in der Fabrikation zu machen und einen Frößeren Mehrumsatz zu erzielen, wenn sie den bisherigen guten Nutzen erreichen wollen.
„Die Geschäftelage der Papierfabriken ist eine günstize. Sie sind hHinreichend beschäftigt und haben ausreichende Aufträge.
Ddie Hannoversche Baumwoll⸗Spinnerei und Weberei war auch im abgelaufenen Quartal ausreichend beschäftigt und liegen für die
nächste Zeit noch erhebliche Aufträge zur Effektuirung vor. Die
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Garnpreise sind gute geblieben und erblickt man hierin ein Anzeichen für eine sich allmählich vollziehende Geschäftsbesserung.
Die Lage der Webereien, namentlich aber die der mechanischen Weberei zu Linden, welche hauptsächlich in Betracht kommt, ist im Ganzen als eine günstige zu bezeichnen. Der Konsum hat sich immer mehr der geringwerthigen Waare zugewendet, und wenn auch im vorigen Jahre in Folge des stärkeren Begehrs nach Sammet die Preise etwas gehoben werden konnten, so hat sich doch herausgestellt, daß der Schwerpunkt des Geschäftes dauernd mehr, als in früheren Jahren, in den geringen Qualitäten liegen wird. Es kommt dies wohl hauptsächlich daher, daß bei den jetzigen allgemeinen Erwerbs⸗ verhältnissen und bei dem raschen Wechsel der Moden für alle Be⸗ kleidungsgegenstände weniger auf Qualität als auf billige Preise gesehen wird.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Potsdam, Mittwoch, 7. November. Se. Majestät der Kaiser und König ist heute Nachmittag kurz nach 1 Uhr gemeinschaftlich mit Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin von Oesterreich⸗Ungarn sowie Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm hier eingetroffen. Die Alerhöchsten und Höchsten Herrschaften wurden auf dem Bahnhofe von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm begrüßt, welcher kurz vorher von Berlin angelangt war. Außerdem waren der Kommandant, General⸗Major von Hahnke, und der Comman⸗ deur des 1. Garde⸗Regiments z. F. zur Begrüßung anwesend. Vor dem Bahnhofe hatte eine Compagnie desselben Regiments mit Fahne und Regimentsmusik, sowie angethan mit den historischen Blechmützen, Aufstellung genommen. Nach⸗ dem der Kaiser, Erzherzog Rudolf und Prinz Wilhelm unter den Klängen der österreichischen Nationalhymne die Front abgeschritten hatten und der Vorbeimarsch der Compagnie erfolgt war, wurden die Wagen bestiegen zur Fahrt nach dem Regimentshause des 1. Garde⸗Regiments, wo im Festsaale ein Déjeuner zu 90 Gedecken stattfand. Kronprinz Rudolf hatte seinen Platz zwischen Sr. Maäjestät dem Kaiser und dem Prinzen Wilhelm. Die Fürstlichen Damen nahmen an dem Mahl nicht Theil, sondern machten eine Rundfahrt durch die Königlichen Gärten. Ein zahlreiches Publikum, das alle Straßen besetzt hielt, begrüßte den Kaiser und Seine Gäste mit lebhaften Zurufen.
Statistische Nachrichten.
Unter der Ueberschrift „Das Salz im deutschen Zoll⸗ gebiet“ veröffentlicht das Kaiserliche Statistische Amt in seinem soeben erschienenen neuesten Monatshefte für das Etatsjahr 1882/83 Nachweisungen über die Produktion und den Absatz der inländischen Salz⸗ werke, die Ausfuhr von Salz nach dem Zollauslande, den Verbrauch von einheimischem und fremdem Salz innerhalb des Zollgebiets zu Speise⸗ und anderen Zwecken, die in Bezug auf die Salzabgaben gewährten Erleichterungen, die Einnahmen von Salzabgaben, den Niederlage⸗ verkehr mit Salz und die ertheilten Salzabgabenkredite. Im An⸗ schlusse hieran ist eine Reihe von Tabellen mitgetheilt, in welchen die Hauptergebnisse der Jahresnachweisungen für die letzten 10 Jahre zu⸗ sammengestellt sind. Wir entnehmen diesem Material Folgendes:
Unter den 78 Salzproduktionsstätten befanden sich im Jahre 1882/83 10 Bergwerke (1 mehr als im Vorjahre), hierunter 7 Staatswerke, ferner 62 Salinen (wie im Vorjahre), darunter 21 im Staatsbesitz und 6 Fabriken mit Salznebengewinnung (10 im Vorjahre) Pro⸗ duzirt wurden 59 236 t Krystallsalz (62 686 t im Vorjahr), 257 434 t anderes Steinsalz (230 648 t im Vorjahr) und 471 256 t Siedesalz (473 138 t im Vorjahr). Die Durchschnittsproduktion in den 10 Jahren 1873 bis 1882/83 betrug 33 700 t Krystallsalz, wovon 99,5 % allein in der Provinz Sachsen erzeugt wurden, ferner 168 193 t
anderes Steinsalz, von welcher Menge 37,0 % in Württemberg, 27,4 %
in der Provinz Sachsen, 13,4 % in Thüringen, 10,6 % in der Provinz Posen und 10,1 % in Anhalt produzirt worden sind, und schließlich 427 444 t Siedesalz, wovon 25,8 % auf die Provinz Sachsen, 16,8 % auf die Provinz Hannover, 10,6 % auf Bayern, 9,8 % auf Elsaß⸗Lothringen, 6,4 % auf Baden, 6,3 % auf Württemberg und 5,6 % auf die Pro⸗ vinz Westfalen entfallen. Der Absatz der deutschen Salzwerke im In⸗ lande betrug zu Speisezwecken (gegen Entrichtung der Salzabgabe) 321 110 t (313 357 t im Vorjahr), und ausgeführt nach dem Zoll⸗ auslande wurden 203 671 t (144 751t im Vorjahre), davon 114 046 t nach Rußland und 40 891 t nach den deutschen Zollausschlüssen. Ein⸗ geführt in das deutsche Zollgebiet wurden 35 802 t Salz (36 074 t im Vorjahr), hiervon 29 510 t aus Großbritannien. Die abgabefreie Salz⸗ verwendung im deutschen Zollgebiet betrug 290 151 t (292 567 t im Vor⸗ jahr), und zwar wurden 97 885 t zur Viehfütterung, 3066 t zur Düngung, 148 300 t an Soda⸗ und Glaubersalzfabriken, 14 562 t an chemische und Farbenfabriken, 8751 t an die Lederindustrie, 7818 t an die Metallwaarenindustrie, 5884 t zur Seifen⸗ und Kerzenfabrikation und der Rest zur sonstigen Verwendung in der Technik abgelassen. Der Verbrauch an Speisesalz im deutschen Zollgebiet berechnet sich für das letzte Etatsjahr, sowie für den Durchschnitt der letzten 10 Jahre, zu 7,7 kg auf den Kopf der Bevölkerung, der Verbrauch an steuer⸗ freiem Salz zu 6,4 kg gegen 5,3 kg im 10jährigen Durchschnitt, der Gesammtsalzverbrauch also zu 14,1 kg auf den Kopf gegen 13,0 kg im 10jährigen Durchschnitt. Die Einnahmen an Salzabgaben betrugen 42 030 018 ℳ (41 259 757 ℳ im Vorjahre); hiervon ent⸗ fallen auf die Steuer vom inländischen Salz 38 461 595 ℳ (37 569 072 ℳ im Vorjahre), der Rest auf Eingangszoll für aus⸗ ländisches Salz.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das preußische Gesetz vom 3. November 1833 über die Eisen⸗ bahnunternehmungen bildet auch gegenwärtig noch die Grundlage für die Beurtheilung der Verhältnisse der Eisenbahnunternehmungen zum Staate und zum Publikum. Das Gesetz hat indessen durch die Landes⸗ und Reichsgesetzgebung zahlreiche Abänderungen und Ergän⸗ zungen erfahren, wodurch die Uebersicht über diese Materie wesentlich erschwert worden ist. Der Landgerichts⸗Rath J. A. Schrötter zu Königsberg i. P. hat deshalb eine Bearbeitung derselben unter dem Titel „Das preußische Eisenbahnrecht in seiner heutigen Gestalt“ herausgegeben, in welcher im Anschluß an das Gesetz vom 3. November 1838 ein vollständiges Bild von dem heute geltenden preußischen Eisenbahnrecht gewährt wird. Die einschlagenden Gesetze sind von dem Verfasser theils vollständig, theils — soweit sie nur vereinzelte Vorschriften für die Eisenbahnen enthalten — im Auszuge mitgetheilt, die Erlasse der zu⸗ ständigen Landes⸗ und Reichsbehörden sowie die Entscheidungen der höchsten Gerichtshöfe bis in die neueste Zeit entsprechend berücksichtigt worden. Das Werk hat die Bestimmung, nicht nur als Handbuch für den Fachmann und Juristen, sondern als Wegweiser für Jeder⸗ mann, der über irgend eine die Eisenbahnen betreffende Angelegenheit sich Rath und Auskunft verschaffen will, zu dienen. Das beigegebene chronologische und Sach⸗Register werden diesem Zweck förderlich sein. Der Preis des Werkes, welches im Verlage von H. W. Müller hierselbst erschienen ist, beträgt 5 ℳ 8
— In Carl Heymanns Verlag in Berlin erschien soeben: Der Beamten⸗Kalender auf das Jahr 1884. Derselbe enthält außer einem Kalendarium für tägliche Eintragungen zahlreiche speziell für den Gebrauch der Staats⸗ und Kommunalbeamten bestimmte Beilagen. Herausgeber wie Verleger haben Alles gethan, um den Kalender zu einem brauchbaren und werthvollen Hand⸗ und Taschen⸗ i
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buch zu gestalten. Auch der für den Band normirte Preis von 2,50 ℳ ist in Hinsicht auf den reichen Jahalt desselben ein mäßiger
Gewerbe und Handel.
Dortmund, 5. November. (Rhein.⸗Westf. Ztg.) Die Ver⸗ hältnisse des Eisenmarktes sind noch immer wenig befriedigend, da die Kauflust andauernd gering ist und namentlich das Ausland mit seinen Ordres zurückhält. Im Hochofengeschäft hat die fort⸗ währende Zurückhaltung der Käufer den weiteren Rückgang der Preise, namentlich im Siegenschen, zur Folge gehabt. Ebenso ist Luxem⸗ burger Roheisen weiter heruntergegangen. Im Stabeisengeschäft gehen neue Aufträge nach wie vor langsam ein und fehlt es daher manchen Werken nach wie vor an ausreichender Beschäftigung, weshalb auch die Preise sich nicht erholen können, vielmehr bei der scharfen Konkurrenz weichende Tendenz verfolgen. Auch in Trägern und sonstigen Facçoneisensorten fehlt es an genügender Nachfrage und nicht minder in Kesselblechen, während Feinbleche fortdauernd belebt sind und die Preise behaupten. Die Röhrenwalzwerke sind ebenfalls befriedigend beschäftigt und werden auch fernerhin sich genügender Bestellungen zu erfreuen haben, da vielfach neue Wasser⸗ und Gas⸗ leitungen angelegt und bestehende erweitert werden. In Walz⸗ draht sind die betreffenden Werke wieder besser beschäftigt, da in letzter Zeit umfangreiche Aufträge aus dem Auslande eingegangen sind. Auch in der Stahlbranche haben sich die Bestellungen in den letzten Wochen bedeutend vermehrt, die theils von heimischen Eisenbahnen, theils Seitens des Auslandes gemacht worden sind, von ersteren sind auch noch weitere durch bereits ausgeschriebene Sub⸗ missionen zu erwarten. Ebenso hat die Kleineisenindustrie einen ziemlich erheblichen Zuwachs an neuen Ordres erhalten. Die Lokomotiv⸗ und Waggonfabriken sind noch auf Grund älterer Kontrakte befriedigend beschäftigt und dürfte ihnen auch weiterhin eine zufriedenstellende Thätigkeit gesichert sein, da es den heimischen Eisenbahnen noch immer an Betriebsmaterial fehlt. Die Ma⸗ schinenfabriken haben ebenfalls genügende Aufträge in Händen und sind meist flott beschäftigt. In der Kohlenindustrie dauert eine rege Thätigkeit in Förderung und Absatz an, auch werden die Preise fest behauptet. In Koks und Kokskohlen ist der Absatz etwas regelmäßiger, aber die Preise bleiben bei der starken Konkurrenz gedrückt.
Antwerpen, 6. November. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten waren 1891 B. La Plata⸗Wollen, verkauft 1187 B. Flau. Preise niedriger als in den letzten Auktionen.
London, 6. November. (W. T. B.) Die Maschinen⸗ und Dampfkesselfabrik der Gebrüder Hempsted in London und Granton hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiven betragen 200 000 f, die Aktiven sind indeß so beträchtlich, daß man an⸗ nimmt, der Betrag der Passiven werde durch dieselben reichlich über⸗ stiegen werden. — Die Entrepreneurfirma Alfred Humpage in Birmingham geht in Liquidation. Ihre Passiven betragen 118 000 ₰; die Mehrzahl der Schulden ist durch Garantien gedeckt.
New⸗York, 5. November. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 55 000, do. nach Frank⸗ reich 10 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 15 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 56 000, do. nach dem
Kontinent — Ortrs. Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 6. November. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neckar“ ist heute Nachmittag 2 Uhr in Southampton eingetroffen.
Hamburg, 6. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Lessing“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Nach⸗ mittag 4 Uhr auf der Elbe angekommen. 8
Hamburg, 7. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Frisia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist gestern Nachmittag 2 Uhr in New⸗York eingetroffen.
New⸗York, 6. November. (W. T. B.) Der Dampfer „Helvetia' von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
zu nennen.
Berlin, 7. Novemséer 1883.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) “ fortgesetzten Ziehung der 2. Klasse
Bei der heute 1 . 169. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen
1 Gewinn von 6000 ℳ auf Nr 76 040.
1 Gewinn von 1800 ℳ auf Nr. 1458.
6 Gewinne von 300 ℳ auf Nr. 29 871. 35 295. 80 509. 83 102. 85 413. 88 030. vXX“ 8
Am Freitag, den 9. d. M., findet Königliche Par⸗ forcejagd statt. Rendezvous: Mittags 1 Uhr Jagdschloß Grunewald.
Die Lutherfeier in der Dreifaltigkeits⸗Gemeinde wird am Sonnabend, den 10. November, Abends 6 Uhr, durch eine liturgische Andacht eingeleitet werden, bei welcher der kirchliche Ge⸗ sangverein die Gesänge ausführen und Hr. Superintendent Dryander eine Ansprache halten wird. An diese Andacht schließt sich Beichte und Abendmahl.
Am Sonntag, den 11., werden in der Dreifaltigkeitskirche drei Gottesdienste stattsinden: 1) um 10 Uhr Vormittags (Hr. Missions⸗ Inspektor Lie. Plath); 2) um 12 Uhr Mittags mit nachfolgender Beichte und Abendmahl (Hr. Superintendent Dryander); 3) Abends 6 Uhr (Hr. Prediger Jaeckel).
Wegen der Lutherfeier bleibt das Kunstgewerbe⸗Museum am Sonnabend, den 10. d. Mts., geschlossen.
Von dem Württembergischen Kunstgewerbeverein wird am 20. November in den Räumen des Königsbaues zu Stutt⸗ gart, die zu diesem Zweck von Sr. Majestät dem König bewilligt sind, ein Weihnachsbazar eröffnet und im Anschluß an denselben eine kunstgewerbliche Lotterie veranstaltet werden, zu welcher ein Theil der ausgestellten Stücke angekauft werden soll. Als besonders willkommen bezeichnet die Einladung des Vereins kleinere, leicht ver⸗ käufliche Stücke, die bis zum 10. November anzumelden und, falls Seitens des Vorstandes kein Widerspruch gegen deren Ausstellung erfolgt, bis zum 15. November abzuliefern sind. Von den Theil⸗ nehmern an dem Bazar wird ebensowenig eine Platzmiethe wie von dem besuchenden Publikum ein Eintrittsgeld erhoben werden.
Die Rekruten für das Garde⸗Corps aus den Bezirken des IV., VI. und VII. Armee⸗Corps trafen im Laufe des heutigen Tages in der Stärke von ca. 2000 Mann hier ein, bezogen gleich nach dem Eintreffen die von den Fourieren vorbereiteten Quartiere und werden morgen zur Vertheilung an die Truppentheile gelangen.
Neues Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Mit der morgigen Aufführung von „Eine Nacht in Venedig“ finden die Vorstellungen dieser Operette ihren vorläufigen Abschluß, da am Freitag, wie bereits gemeldet, „Der Bettelstudent“ wieder in Scene geht. Es ist dies die 249. Vorstellung des unverwüstlichen Werks. Bei der 250. Aufführung, am Sonnabend, wird der Komponist, Hr. Millöcker, wieder persoͤnlich den Dirigentenstab führen.
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