keit und Fähigkeit, den Freiwilligen während einer ein⸗ jährigen aktiven Dienstzeit zu bekleiden, auszurüsten und zu verpflegen,
c. ein Unbescholtenheitszeugniß, welches für Zöglinge von höheren Schulen (Gymnasien, Real⸗Gymnasien, Ober⸗Real⸗ schulen, Progymnasien, Real⸗Progymnasien und höheren Bürger⸗ schulen) durch den Direktor der Lehranstalt, für alle übrigen jungen Leute durch die Polizeiobrigkeit oder ihre vorgesetzte Dienstbehörde auszustellen ist, und
d. ein über die wissenschaftliche Befähigung ausgestelltes Schulzeugniß. 1
Diejenigen, welche den Nachweis der wissenschaftlichen Be⸗ fähigung durch Ablegung einer Prüfung führen wollen, haben in der Meldung das Gesuch um Zulassung zur Prüfung aus⸗ zusprechen und, unter Einreichung der ad a—e erwähnten Schriftstücke, einer amtlich beglaubigten Photographie und eines selbst geschriebenen Lebenslaufes, anzugeben, in welchen zwei fremden Sprachen sie geprüft sein wollen.
Die unterzeichnete Kommission fordert diejenigen jungen Leute, welche in Berlin und dem Regierungsbezirk Potsdam im Jahre 1884 gestellungspflichtig sind und die Berechtigung zum einjährig⸗freiwilligen Militärdienst zu erlangen beab⸗ sichtigen, hierdurch auf, die vorgeschriebenen Meldungen mög⸗
lichst bald, spätestens jedoch bis zum 1. Februar 1884, in ihrem Geschäftslokale — Niederwallstraße Nr. 39 — anzubringen.
Königliche Prüfungs⸗Kommission für Einjährig⸗Freiwillige. Kayser. .
Bekanntmachung.
Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Ges.⸗Samml. S. 357) sird bekannt gemacht:
1) die Allerhöchste Konzessions⸗Urkunde vom 30. Juli 1883, be⸗ treffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Glasow nach Berlinchen durch die Glasow⸗Berlinchener Eisenbahngesellschaft, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Frankfurt a. O. Nr. 44 S. 319 bis 323, ausgegeben den 31. Oktober 1883;
2) der Allerhöchste Erlaß vom 23. September 1883, betreffend die Herabsetzung des Zinsfußes der von der Stadtgem einde Elberfeld auf Grund der Allerhöchsten Privilegien vom 21. Dezember 1857, 17. März 1862, 13. Juli 1864, 11. Januar 1869, 28 September 1872 und 11. Oktober 1875 aufgenommenen Anleihen von 4 ½ be⸗ ziehungsweise 5 % auf 4 %, durch das Amtsblatt der Königlichen “ zu Düsseldorf Nr. 40 S. 313, ausgegeben den 6. Oktober 1883;
3) der Allerhöchste Erlaß vom 23. September 1883, betreffend die Herabsetzung des Zinsfußes der auf Grund des Allerhöchsten Privi⸗ legiums vom 24. Januar 1870 von dem Kreise Aschersleben auf⸗ genommenen Anleihe von vier und ein halb auf vier Prozent, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 42 S. 297, ausgegeben den 20. Oktober 1883;
4) das Allerhöchste Privilegium vom 27. September 1883 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Elberfeld im Betrage von 3 300 000 ℳ, durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 43 S. 335 bis 337, ausgegeben den 27. Oktober 1883;
5) das Allerhöchste Privilegium vom 27. September 1883 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreisanleihescheine des Kreises Hadersleben im Betrage von 150 000 ℳ, durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 53 S. 639/640, ausgegeben den 27. Oktober 1883; . 3
6) der Allerhöchste Erlaß vom 3. Oktober 1883, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Berlin be⸗ züglich der zur Freilung der Großbeeren⸗, Swinemünder⸗ und Georgen⸗ straße benöthigten Flächen, durch das Amtsblatt der Königlichen Re⸗ gierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 43 S. 374, aus⸗ gegeben den 26. Oktober 1883;
7) das Allerhöchste Privilegium vom 5. Oktober 1883 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Steele im Landkreise Essen im Betrage von 730 000 ℳ, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 44 S. 345 bis 347, ausgegeben den 3. November 1883;
8) das unterm 5. Oktober 1883 Allerhöchst vollzogene Statut für den Hollerner Moorschleusenverband, durch das Amtsblatt für Han⸗ nover Nr. 45 S. 1350 bis 1353, ausgegeben den 2. November 1883;
9) der Allerhöchste Erlaß vom 8. Oktober 1883, betreffend die Verleihung des Rechts zur Erhebung des tarifmäßigen Chaussee⸗ geldes an die Kreise Templin und Angermünde je für die in dem betreffenden Kreise belegene Strecke der Boitzenburg⸗Greiffenberger Chaussee, sowie an den Kreis Templin allein für die Lychen⸗Boitzen⸗ burger Chaussee, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Pots dam Nr. 44 S. 383, ausgegeben den 2. November 1883.
Personalveränderungen.
— Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Im aktiven Heere. Berlin, 6. November. Géniol, Rittm. aggreg dem Hus. Regt. Nr 3, von dem Kommando als Adjut. bei dem Stabe der 3. Armee⸗Insp. entbunden. v. Prittwitz und Gaff⸗ ron, Sec. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 1, als Adjut. zum Stabe der 3. Armee⸗Insp. kommandirt. — 10. November. v. Witte, Pr. Lieutenant vom Ulanen⸗Regiment Nr. 13, zur Dienstleistung bei des Prinzen Albrecht von Preußen Königliche Hoheit, Graf Schlippenbach, Seconde⸗Lieutenant vom Kaiser
Versetzungen.
kommandirt.
und C furt a. M., v. Livonius, Hauptm. von dems. Regt., Chef, ernannt. v. Voß, Pr. Lt. à la suite des Regts. Nr. 96, in das Regt. wiedereinrangirt. — 13. v. Tempsky, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Nr. 132, unter Stellung à leistung bei Sr. Hoheit dem Herzog von Anhalt kommandirt. v. Chamier, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 132, zum Hauptm. und Comp. Chef, befördert.
zum Comp.
sion, der Charakter als Oberst verliehen.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, Major a. D., zuletzt Hauptm. und Comp. Chef vom, Inf. Regt. Nr. 74, mit der Erlaubniß zum ferneren
13. November. v. Koschitzky,
Tragen der Uniform des gedachten Regts. zur Disp. gestellt.
von Franz Garde⸗Gren. Regt. Nr. 2, auf ein Jahr zur Gesandtschaft in Bern, Roersch, Major und Platzmajor in Frankfurt a. M., in gleicher Eigenschaft nach Mainz versetzt. Gottschalck, Hauptm. omp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 96, zum Platzmajor in Frank⸗
7. Thüring. Inf. November. Regt. la suite dieses Regts., zur Dienst⸗
Bronisch, Sec. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt., Ebhardt, Oberst⸗Lt. z. D., 1. Inspizient der Exami⸗ nanden und Bureauchef bei der Ober⸗Militär⸗Examinationskommis⸗
Nichtamtliches Dentsches Reich.
Berlin, 17. November. Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr traten heute zu einer Sitzung zusammen
Preußen.
Die vereinigten
— Der Stadtgemeinde Frankfurt a. M. ist auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 unterm 5. Oktober d. 1 Allerhöchsten Orts das Recht verliehen worden, behufs Aus⸗ führung der von ihr beabsichtigten Anlage eines Hauptaus⸗ laß⸗Kanals, sowie von Bassins zur Klärung und chemischen Reinigung der dortigen Sielwässer im Wege der En teignung enzelne in den Gemarkungen Sachsenhausen, Niederrad und Schwanheim belegenen Grundstücke, insofern dieselben sich noch nicht im Besitz der Stadtgemeinde befinden, sowie die von der Anlage berührten öffentlichen Wege ꝛc. mit einer dauern⸗ den Beschränkung zu belasten oder die fraglichen Grundstücke, 1 es erforderlich erscheint, zum vollen Eigenthum zu er⸗ werben.
— Die Wahrnehmung, daß in der jüngsten Zeit an ver⸗ schiedenen Orten von frevelhafter Hand Eisenbahn⸗ züge durch Auflegen von Bahnschwellen oder Schienen auf die Fahrgleise gefährdet worden sind, hat den Minister der öffentlichen Arbeiten unterm 29. v. M. veranlaßt, den König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktionen eine verschärfte Wachsamkeit und sonstige Maßnahmen zur Pflicht zu machen, welche geeignet sind, derartigen Freveln entgegenzuwirken, eventuell aber zur Ermittelung der Thäter beizutragen. In ersterer Beziehung ist auf eine erhöhte Achtsamkeit der Bahnaufsichtsbeamten hin⸗ zuwirken und sind dieselben mit entsprechender Weisung zu versehen. Ferner ist, wie bereits in dem Erlaß vom 24. Juli 1878 hervorgehoben, Fürsorge zu treffen, daß die zur Aus⸗ wechselung bestimmten resp. dabei gewonnenen Bahnmate⸗ rialien in thunlichster Nähe der Bahnwärterhäuser resp. Buden abgelagert, event. während der Dauer eines größeren Umbaues besonders bewacht werden.
Behufs Ermittelung der Urheber derartiger Frevel sind die Organe der Polizei durch Auslobung angemessener hoher Prämien für Denjenigen, welcher durch seine Anzeige die gerichtliche Verurtheilung des Thäters herbeiführt, zu unter⸗ stützen. Insofern es für angezeigt erachtet werden sollte, bei Bemessung dieser sofort auszulobenden Prämien den in der Cirkularverfügang vom 16. Januar 1879 bezeichneten Betrag von 300 ℳ zu überschreiten, haben die Königlichen Eisen⸗ bahndirektionen solches nicht zu unterlassen und werde der Minister die nachträgliche Genehmigung hierzu nicht versagen.
— Der Verkauf von nicht echten, nachgeahmten Bieren als „echte“ (beispielsweise als Pilsener oder Kulm⸗ bacher) Biere ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IJ. Strafsenats, vom 29. September d. J, als Betrug zu be⸗ strafen, selbst wenn der Preis dem Werthe der gelieferten Waare entsprach und einzelne Käufer, mit der Lieferung zu⸗ frieden, weitere Bestellungen gemacht haben.
— Den Bücherpostsendungen, d. h. den zur Be⸗ förderung für das Drucksachenporto von 20 oder 30 Pf. geeigneten Sendungen mit Büchern, Zeitschriften, Musikalien, Landkarten und Bildern kann jetzt bekanntlich ein Postauf⸗ trag zur Einziehung der mitgehenden Rechnung gegen Entrichtung einer besonderen Gebühr von 10 Pf. bei⸗ gesügt werden. Dies Verfahren erleichtert den buchhändlerischen Verkehr mit auswärtigen Kunden und Käufern und ist namentlich geeignet, dem langen Kreditiren entgegenzu⸗ wirken. Neuerdings ist von einer Seite behauptet worden, die bezüglichen Vorschriften seien zu verwickelt und zuviel Schreiberei verursachend. Die besondere Mühewaltung des Absenders beschränkt sich indessen darauf, daß das Packet und der Postauftrag mit dem Vermerk „Post⸗ auftrag zu der Bücherpostsendung“ zu versehen sind, daß der Postauftrag sammt einem ausgefuͤllten Post⸗ anweisungsformular der Sendung beizubinden und daß auf der Rückseite des Auftragsformulars kurz anzugeben ist, ob die Sendung, wenn der Adressat die Rechnung nicht zahlt, zurückgesandt oder an letzteren dennoch ausgehändigt werden soll. Nur die Forderung der Beifügung eines ausge⸗ füllten Postanweisungsformulars könnte vielleicht als zu weit gehend erachtet werden. Man wird aber zugeben müssen, daß der Absender diese Ausfüllung mindestens ebenso leicht und meist sicherer bewirken kann, als die Postanstalt an einem dritten Ort. Die übrigen Vorschriften sind zur sicheren und sachgemäßen Behandlung der in Rede stehenden Sendungen Seitens der Postanstalten erforderlich und können bei unbe⸗ fangener Würdigung gewiß nicht als übermäßige Anforde⸗ 1 an die Umsicht und Thätigkeit der Absender erachtet werden.
— Außer den im §. 2 der Bestimmungen über den Ge⸗ schäftsgang der Ober⸗Militär Examinationskommission bei den Prüfungen zum Portepeesähnrich und zum Offi⸗ zier vom 11. März 1880 angeführten anderweitigen Zeiten werden ausnahmsweise im Jahre 1884 bei einer hinreichenden Fahr von Anmeldungen Prüfungen auch in den beiden ersten
ochen des Februar, in der dritten Woche des März und in den beiden letzten Wochen des August abgehalten werden. Bei den Anmeldungen der Truppentheile in dem nach §. 4,1 a. a. O. einzureichenden Nationale ist in Zukunft noch die Bemerkung aufzunehmen, ob Examinand obligatorisch in Griechisch oder Englisch geprüft zu werden wünscht.
— Der Bundesrathsbevollmächtigte, Fürstlich schwarz⸗ burgische Staats⸗Minister Reinhardt ist nach Sonders⸗ hausen abgereist.
— Der Kaiserliche Minister⸗Resident am Königlich ser⸗ bischen Hofe, Graf von Bray⸗Steinburg ist vom Urlaub nach Belgrad zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Mission wieder übernommen.
— Der General der Infanterie Graf von Blumen⸗ thal, kommandirender General des IV. Armee⸗Corps, hat im Gefolge Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen heute früh Berlin verlassen.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, Oberst und Commandeur des 2. Garde⸗ Dragoner⸗Regiments, hat sich mit 3 tägigem Urlaub nach Dresden begeben.
— S. M. S. „Stein“, 16 Geschütze, Kommandant Kapitän z S. Glomsda von Buchholtz, ist am 16. November d J. in Singapore eingetroffen und beabsichtigte, am 17. No⸗ vember d. J. die Heimreise fortzusetzen.
— Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Albatroß“ 16 /9. Rhede Desterro 27./9. — 3/10 Montevideo. (Poststation: Punta Arenas
[Magelanstraßel.) S. M. S. „Freya“ 24 /9. Bahia 10./10. 22./10. Barbados 23./,10. — nach Port au Prince.
„Westindien)). S. M. Knkt. „Hyäne“ 26./8. Sidney. — Letzte Nachricht von dort 26./10 (Poststation: Sidney ([Australien].) S. M. Knbt, „Iltis“ 6/9. Kung kung⸗tau. — Chefoo 24./9. — 30,/9. Hongkong 1./10. — 1./10. Canton. (Poststation: Hongkong.) S. M. S „Leipzig“ 15./9. Wei⸗hai⸗wei 18./9. — 22./9. Port Hamilton 24./9. — 25 /9. Nagasaki. (Poststation: Hongkong.) S. N Av. „Loreley“ 30 /10. Buyukdere 2./11. — 3.,/11. Syra 4./11. — 9./11. Malta 11./11. — nach Genua. (Poststation: Genua.) S. M. S. „Marie“ 20./8. Port Stanley 28/8. — 1.;9. Süd⸗Georgien 6./9. — 25./9. Montevideo. — ⸗ absichtigte am 10./10. nach Valparaiso zu gehen. (Poststation: Panama.) S. M. Knbt. „Nautilus“ 19./10. Laurwig 21./10. — 30./10. Plymouth 3./11. (Poststation: Kapstadt. S. M. S. „Olga“ 29./9. Bahia 8/10. — 10./10. Pernam⸗ buco 10./10. — 25/10. Trinidad 3./11. — nach Porto Ca⸗ bello. (Poststation: St. Thomas [Westindien])) S. M. S. „Prinz Adalbert“ Kiel 21./10. — 26./10. Arendal 28./10. — 1/11. Plymouth 3./11. — 8./11. Gibraltar 10./11. — 13 7111. Genua. (Poststatton: Genua.) S. M. S. „Sop ie“ 27./10. Gibraltar 10/11. — 13./11. Genua. (Poststation: Genua⸗) S. M. S. „Stein“ 4./11. Hongkong 10./11. — zur Heim⸗ reise. (Poststation: Aden.) S. M. S. „Stosch“ 6/9. Hong⸗ kong. — Letzte Nachricht von dort 4./11. (Poststation: Hong⸗ kong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 4./9. Kung⸗kung⸗tau. (Post⸗
station: Hongkon z.)
Kiel, 16. November. (Kl. Ztg.) Die Maschinen⸗Probe⸗ fahrten des Aviso „Blitz“ sind beendet, und es beginnen jetzt Versuche in der Dampffahrkunst mit dem Aviso. Nach Be⸗ endigung dieser Versuche stellt das Fahrzeug außer Dienst. — Nach telegraphischer Meldung ist der Aviso „L oreley“ gestem in Genua eingetroffen.
Bayern. Nünchen, 16. November. (W. T. B.) Die Kammer der Reichsräthe genehmigte ohne Debatte und einstimmig den außerordentlichen Militärkredit von einer Million Mark, gemäß den Beschluß der Abgeordneten⸗
kammer.
Sachsen. Dresden, 16. November. (Dr. J.) Die Zweite Kammer verwies in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf, die provisorische Forterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1884 betreffend, auf Antrag des Abg. Uhlemann zur Schlußberathung und das Königliche Dekret, den Rechenschaftsbericht auf die Jahre 1880 und 1881 be⸗ treffend, an die Rechenschaftsdeputation. Die nächste Sitzung findet am Montag statt.
Baden. Karlsruhe, 15. November. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog und die Großherzogin sind gestern Abend in Konstanz eingetroffen und haben sich von dort nach Schloß Mainau begeben. — Der Prinz Ludwig Wil⸗ helm ist nach gestern Abend eingetroffener Nachricht gestern Vormittag glücklich in Palermo angekommen.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 15. November, (Lpz. Ztg.) Die im Laufe des Sommers neu gewählte Land⸗ schaft des Herzogthums ist für den 22. d. M. zu einen ordent⸗ lichen Landtage einberufen worden.
(Poststation: St. Thomas
Oesterreich Ungarn. Wien, 15. November. (Prag. Ztg.) Nach den sanktionirten Delegationsbeschlüssen bezif⸗ fert sich das gemeinsame Gesammterforderniß für das Jahr 1884 auf 115 116 822 Fl.; der Voranschlag der Regierung stellte sich um 54 047 Fl. höher. Die auf Oesterreich ent⸗ fallende Quote beträgt nach den Delegationsbeschlüssen 67 264 873 Fl., um 37 077 Fl. weniger als nach dem Prä⸗ liminare. Gegenüber der Bewilligung für 1883 stellt sich das Erforderniß für das künftige Jahr um 588 881 Fl. höher; die österreichische Quote jedoch ist mit Rücksicht auf den höher ver⸗ anschlagten Ueberschuß des Zollgefälls um 1 274 596 Fl. niedriger als für das laufende Jahr. An dem Okkupations⸗ Kredit haben die Delegationen einen Abstrich von 110 000 Fl. vorgenommen.
— Dem „Prg. Abdbl.“ wird aus Wien geschrieben: Wie es gekommen, daß das Ministerium Taaffe trotz der Schwierigkeiten aller Art, mit denen es gleich bei seinem Amtsantritt zu kämpfen hatte, trotz der ebenso heftigen als unmotivirten Opposition, die ihm Seitens der Verfassungs⸗ partei bereit t wurde, im Reichsrath wie in der öffentlichen Mei⸗ nung immer mehr an Terrain gewann, das erklärt sich einzig und allein aus dem Umstande, daß es unentwegt und ohne sich durch Hindernisse beirren zu lassen, an dem Gedanken der Verständigung der Nationalitäten, der Heranziehung aller patriotischen Elemente zu dem gemeinsamen Werke der Kon⸗ solidirung des Reiches auf verfassungsmäßiger Grundlage festhielt, und daß es redlich bestrebt war, billigen Wünschen und thatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung, insbesondere jener Schichten, die den sogenannten Nährstand repräsentiren, nach Kräften gerecht zu werden. Wie es der gegenwärtigen Regie⸗ rung und nur dieser allein zu danken ist, daß der Reichsrath kompletirt und die Wehrverfassung der Monarchie auf feste, die Großmachtstellung Oesterreich⸗Ungarns garantirende Grund⸗ lage gestellt worden ist, so darf auch diese Regierung das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, der heimischen Industrie den längst ersehnten Zollschutz, dem vater⸗ ländischen Gewerbe die Möglichkeit neuer Blüthe, der Landwirthschaft ausgiebige Förderung geschaffen zu haben. Nun soll auch noch eine Besserung der Existenz⸗ verhältnisse des Arbeiterstandes angebahnt werden, nachdem in dieser Richtung durch das Gesetz, betreffend die Sonntags⸗ ruhe beim Bergwerksbetriebe, bereits die Initiative ergriffen worden. All dies rechtfertigt aber zur Genüge das Vertrauen, welches die große Mehrheit der österreichischen Bevölkerung dem gegenwärtigen Ministerium entgegenbringt und mit welchem sie der weiteren Aktion desselben entgegensieht.
— 17. November. (W. T. B.) Der Marine⸗Kom⸗ mandant, Vize⸗Admiral Freiherr von Pöck, hat aus Ge⸗ sundheitsrücksichten sein Demissionsgesuch eingereicht; als Nach⸗ folger gilt der Kommandant des See⸗Arsenals in Pola, Contre⸗Admiral Freiherr Daublebsky von Sterneck.
Niederlande. Haag, 13. November. (Köln. Ztg.) Die Zweite Kammer der Generalstaaten hat gestern ihre Wintersession eröffnet.
Belgien. Brüssel, 14. November. (Köln. Ztg.) Die Zweite Kammer hat heute mit 58 (von 90) Stimmen ihren bisherigen Präsidenten Descamps wiedergewählt, des⸗
gleichen dessen Stellvertreter Le Hardy de Beaulieu und
Couvreur.
Frankreich. Paris, 16. November, Nachmitlags. (W. T. B.) Die „Liberté“ erklärt die n. Börsengerüchte über den Stand der Angelegenheiten in Tongking formell für unbegründet und weist auf eine Depesche des Admirals Courbet, vom 8 d. M. hin, worin der Letztere den vorzüglichen Gesundheitszustand der Truppen konstatirt und die Ankunft der Transportschiffe „Aveyron“ und „Shamrock“ angezeigt habe. Admiral Courbet habe bis zum 10. d. M. auch die Ankunft des Transport⸗ schiffss „Bienhoa“ erwartet und beabsichtige, nach Ausschiffung der Truppen und nach einer denselben gewährten dreitägigen Kuhe, etwa zwischen dem 15. und 20. d., mit dem Angriff auf Sontay vorzugehen. Die Expedition gegen Sontay habe daher wahrscheinlich bereits begonnen. — An der heutigen Börse wurde ein Individuum, welches beunruhigende Gerüchte verbreitete, verhaftet.
— 16. November, Abends. (W. T. B.) Im Senat wurde heute die Berathung über die Eisenbahnkon ven⸗ tionen fortgesetzt. Der Arbeits⸗Minister Raynal be⸗ fürwortete die Annahme derselben und wies auf die großen Vortheile hin, die durch die Konvention dem Lande erwüchsen. Die von dem Minister beantragte Dringlichkeit wurde vom Senat angenommen; für die Genehmigung der Eisenbahn⸗ konventionen ist somit eine dreimalige Lesung derselben nicht nothwendig. Die Berathung wurde schließlich auf morgen vertagt.
Die Kommission der Deputirtenkammer für die Vorberathung der Kreditvorlage für Tongking hat Ribot zum Präsidenten gewählt und wird die Erklärungen des Minister⸗Präsidenten Ferry und des Marine⸗Ministers Peyron über die Vorlage am nächsten Montag entgegennehmen. Die Berathungen sollen geheim gehalten werden. — Der „Temps“ schreibt: in Deputirtenkreisen sei man ein⸗ stimmig der Ansicht, daß, nachdem die Waffen Frank⸗ reichs in Tongking engagirt seien, auch deren Ehre gewahrt werden müsse. Wenn der geforderte Kredit von 9 Millionen nicht ausreichend sein sollte, so werde die Kammer bereit sein, einen größeren Kredit zu bewilligen. Das Ministerium würde eine schwere Verantwortung auf sich laden, wenn es nicht alle zur Sicherung eines raschen Erfolges erforderlichen Maßregeln ergreifen wollte.
Im Ministerium des öffentlichen Unterrichts wurde heute ein junger Mensch, angeblich Anarchist, ver⸗ haftet, der mit einem Revolver bewaffnet in dasselbe ein⸗ gedrungen war. Derselbe gab an, daß er den Minister⸗ räfidenten Ferry zu tödten beabsichtigt habe, und daß er dazu von einem Comité in Lille abgesendet worden sei.
— 16. November, Abends. (W. T. B.) Der Anarchist, welcher den Minister⸗Präsidenten Ferry zu tödten beabsich⸗ tigte, ist ein Bäcker, 18 Jahre alt, nennt sich Curien und ist gebürtig aus Hagenau. Derselbe erschien um 2 Uhr Nach⸗ mittags im Ministerium des öffentlichen Unterrichts und wurde durch den Privatsckretär Leroy, der ihn vorließ, bedeutet, daß der Minister abwesend sei und daß derselbe ihn daher nicht empfangen könne. Er entfernte sich darauf, kehrte aber 10 Minuten später zurück und erzwang den Eintritt in den Salon, wo er den Minister⸗Präsidenten zu finden glaubte; er hielt dabei den Revolver schußfertig in der Hand. Der Thür⸗ hüter ergriff ihn und wurde seiner nach einigem Widerstande mächtig. Curien rief dabei wiederholt: es lebe der Sozialis⸗ mus, es lebe die Commune! Außer dem Revolver, dessen sämmtliche Läufe geladen waren, führte Curien gegen 30 Patronen bei sich, deren Ladung aus gehacktem Blei bestand. Curien gab an: er habe in einer geheimen Gesellschaft in Lille die Tödtung der Mitglieder der Regierung vorgeschlagen; sein Vorschlag sei angenommen worden, er sei zu dessen Ausfüh⸗ rung nach Paris gekommen und bedauere nur, daß es ihm mit der Ausführung nicht geglückt sei; wenn er wieder aus dem Gefängniß herauskomme, werde er einen neuen Versuch machen, und dieser werde ihm nicht fehlschlagen. Der Mi⸗ nister⸗Präsident Ferry war während des Vorgangs im Senat und erhielt erst Abends 6 Uhr von demselben die erste Kenntniß.
Italien. Rom, 17. November. (W. T. B.) Als bald nach dem Zusammentritt der Kammer wird der Minister ancini einen ausführlichen Bericht über die Resultate der Gerichtsreform in Egypten, über die noch zur Berathung stehenden Vorschläge wegen Revision der egyptischen Codices und über die Organisation der gemischten Tribunale zur Vertheilung bringen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 17. November. (W. T. B.) Mittels gestrigen Militär⸗Tagesbefehls sind der Oberst⸗Lieutenant Rediger, Kapitän Logenoff und Lieutenant Mossoloff, welche ehemals in Diensten ber bulgarischen rmee standen, wieder in die russische Armee eingestellt worden, und zwar wurde ersterer zur Verfügung des Chefs des Hauptstabs gestellt, während die beiden letzteren in ihre früheren Regimenter zurückversetzt worden sind.
—
Zeitungsstimmen.
. Das „Journal der Londoner Handelskammer“ sagt über die Nothwendigkeit einer nationalen Handelspolitik: „Das Prinzip, welches bis dahin und so erfolgreich unserem Land als Politik in Handelssachen gedient hat, ist dasjenige des „laisser aller'. Während die Kaufleute anderer Nationen die Hülfe ihrer egierungen gesucht haben, standen die britischen Kaufleute gegen ofsizielle Einmischung eifersüchtig auf Wache und stützten sich einzig auf ihre eigene Verantwortlichkeit. Es ist in der That zur Gewohnheit des englischen Kaufmanns geworden, die Führung zu haben und zur Gewohnheit seiner Regierung, ihm zu folgen und ihn ur zu schützen, wenn feste Anlagen gemacht worden sind. Diese Art zu bandeln war vortrefflich und genügte so lange, als die Käufer ahlreicher waren wie die Produzer ten, oder neue Märkte jederzeit gesichert werden konnten. Diese angenehme Sachlage scheint indeß * Begriffe zu sein, sich in unangenehmster Weise zu ändern; der Käufer der Zukunft, welcher langsam die nationalen Vorurtheile 9 erwindet, wird sich bald einzig und allein beeinflussen lassen durch de Vortrefflichkeit der Waare und mäßige Preise. Wird unsere alte olitik, die Dinge gehen zu lassen, auch den veränderten Bedingungen eings umher gewachsen sein? Wir wagen das zu bezweifeln!“ . „Deutsche volkswirthschaftliche Correspon⸗ enz“ bemerkt hierzu: er,So weit der englische Handelspolitiker. Wir fügen aus dem Folgenden noch kurz hinzu, daß er, von diesen seinen Voraussetzungen ausgehend, zunächst nur zur Forderung eines Handelsministeriums mit einer festen Politik gelangt, welches von den Handelskammern estützt werden müsse, damit die Angelegenheiten der Industrie und 8 Handels den schwankenden Majoritäten des Parlaments nicht mehr in dem Maße wie kisher preisgegeben seien.
““ Man sieht, der Artikel ist, abgesehen von der Forderung nach einem Handels⸗Ministerium mit fester Politik, welche bei uns ja erfüllt ist, den deutschen Verhältnissen wie auf den Leib geschrieben; aber es genügt schon, in einem führenden Blatt des englischen Handels⸗ standes nur die Nothwendigkeit einer nationalen Handelspolitik betont zu sehen, um zur Verfolgung dieser Anregung bis in ihre Konsequenzen Veranlassung zu finden. „Wer die nationale Handelspolitik für nöthig erachtet, der hat nicht weit bis zur nationalen Zollpolitik, die ja durchaus nicht immer eine Absperrungspolitik zu sein braucht!
In unseren radikal⸗freihändlerischen Kreisen liebt man es, den Uebergang Englands zum Schutzzollsystem als einen Popanz zu be⸗ handeln, mit welchem man unserer nationalen Handelspolitik Schrecken einjagen zu können hofft. Wir müssen gestehen, daß wir diesem drohenden Schreckgespenst kühl bis ans Herz hinan gegenüberstehen. Wenn England die deutschen Waaren zur Befriedigung seiner Ab⸗ nehmer auf den Weltmärkten heute nöthig hat, so wird es an unseren Industrien liegen, dafür zu sorgen, daß der englische Zwischenhandel auch künftighin auf dem Weltmarkte nicht ohne unsere Waaren er⸗ scheinen darf....
— Die „Berliner Börsen⸗Zeitung“ meldet:
In den letzten Tagen sind Goldsendungen aus London nach Deutschland dirigirt worden. Der Wechselcours auf England hat hier zwar den Goldpunkt noch nicht ganz erreicht, steht demselben in⸗ dessen nahe und so hat es sich als lohnend erwiesen, Reichsgold, das im Besitz der Bank von England war, hierher zu senden. Es scheint, daß gegenwärtig Effekten von bier nach England exportirt werden, während gleichzeitig die Differenz des Geldpreises zwischen hier und London beträchtlich genug ist, um englisches Kapital bierher zu ziehen. Daß der englische Wechselcours im Herbst zu Gunsten Deutschlands steht, ist eine übliche Erscheinung, da der russische Ge⸗ treide⸗Erport nach England über Berlin bezahlt zu werden pfleat. Bemerkenswerth ist indessen, daß gegenwärtig alle Wechselcourse für Deutschland günstig stehen und somit die Schlußfolgerung nahe legen, daß unsere Handelsbilanz eine günstige sein müsse
— Dem „Deutschen Handelsarchiv“ Gera, im Oktober, berichtet:
. Die für die beiden ersten Quartale dieses Jahres be⸗ richteten guten Resultate der Jute⸗Spinnerei und ⸗Weberei in Triebes sind auch für das geendete dritte Quortal zu konstatiren.
Das Emporblühen gerade dieses Industriezweiges ist wohl hauptsächlich auf die durch die Zollpolitik des Deutschen Reiches für sie so günstig geschaffenen Verhältnisse zurückzuführen, da durch den namhaften Schutzzoll das englische Fabrikat, welches das deutsche früher nicht hatte aufkommen lassen, fast vollständig vom deutschen Markt ausgeschlossen wurde. Dies führte zu bedeutender Erweiterung des Betriebes und reichlicher Beschäftigung zu gewinnbringenden Preisen, an denen es auch im verflossenen Vierteljahre nicht fehlte. Die Bemühungen der Spinnerei, eine möglichst vollkommene und gute Waare zu liefern, haben sich in den Kreisen ihrer Abnehmer dauernde Anerkennung errungen, so daß sich das Erträgniß des letzten Halbjahres und somit des ganzen Jahres 1883 voraussichtlich zu einem sehe guten gestalten wird.
— Die „National⸗Zeitung“ schreibt:
Die Seidenfabrikation von Lyon hat im zweiten Semester des Jahres 1882 nach dem offiziellen Berichte der dortigen Handelskammer einen wesentlichen Rückgang erfahren. Der Export in diesem Zeit⸗ raume ist auf 134 634 000 Fr. gesunken, während er sich für die entsprechende Periode des vorhergehenden Jahres auf 137 641 000 Fr. belief. Nach den offiziellen Becichten der Zollbehörde ist auch im laufenden Jahre keine Besserung eingetreten. Vom 1. Januar bis zum 31. August 1883 betrug der Er⸗ port seidener Gewebe u. s. w. nur 211 940 000 Francs gegen 233 016 000 Franecs im Vorjahre. „Diese Entwickelung des Im⸗ portes“, heißt es in dem Berichte, „in Verbindung mit den wachsen⸗ den Schwierigkeiten des Verkaufes im Auslande, bekundet eine stets zunehmende Stärke bei unseren Nebenbuhlern.“ Die Lyoner Handels⸗ kammer hat denn auch im Auslande, insbesondere in Deutschland, und in der Schweiz eine Enquete veranstaltet, bei wescher die Dele⸗ girten an Ort und Stelle die Gesammtproduktion der deutschen Seide annähernd auf 200 Millionen Francs bezifferten. „In Berlin“, heißt es weiter, „wurde die Aufmerksamkeit der Delegirten besonders durch das große Museum der dekorativen Künste angezogen, das „Kunstgewerbe⸗Museum“, welches die reichste Sammlung seidener Er⸗ zeugnisse auf Erden besitzt. Daselbst findet sich ein Ueberfluß von Proben seidener Erzeugnisse aus dem 15., 16. und 17. Jahr⸗ hundert vereinigt, welcher die Bewunderung der Besucher erregt. Eine Schule für Zeichnen⸗ und technischen Unter⸗ richt steht mit dem Museum in Verbindung, so daß neben den Kunstwerken ein dieselben erläuternder Unterricht be⸗ steht.“ Auf die Seiderindustrie in Crefeld, Elberfeld, Mülheim, Barmen u. s. w. wird mit besonderem Nachdruck hingewiesen; ebenso auf diejenige der Schweiz. „Man sieht,“ heißt es im „Temps“, „mit welchen Anstrengungen wir in Zukunft zu rechnen haben. Sind es aber Gedanken der Entmuthigung, die uns dadurch eingeflößt werden müssen? Jene Anstrengungen müssen uns im Gegentheil anreizen und uns veranlassen, unsere Initiative und Thätigkeit zu verdoppeln.“
wird aus
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 46. — Ja⸗ halt: Handels⸗ und Gewerbewesen: Abänderung des §. 12 der Be⸗ stimmungen über Führung des Musterregisters. — Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen: Befugniß einer Steuerstelle. — Bankwesen: Status der deut⸗ schen Notenbanken Ende Oktober 1883. — Heimathwesen: Zwei Er⸗ kenntnisse des Bundesamts für das Heimathwesen. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 24. — Inhalt: Dienstverhältniß der Stabsoffiziere bei den Infanterie⸗Regimentern und Rangverhältniß der patentirten Oberst⸗Lieutenants. — Abände⸗ rung der Vorschrift für die Verwaltung der Artillerie⸗Depots. — Ergänzung des §. 1 der Vorschriften über Einrichtung und Ausstat⸗ tung der Militärwachen ꝛc. — Termine für Portepeefähnrichs und Offiziersprüfungen im Jahre 1884 und zu den Portepeefähnrichs⸗ Prüfungen einzureichende Papiere. — Eröffnung neuer Eisenbahnen. — Kommandozulage betreffend.
Marineverordnungsblatt. Nr. 22. — Inhalt: Be⸗ nennung der Matrosen⸗Artillerie⸗Abtheilungen. — Denkmalsbeiträge. — Badekurkosten. — Schiffsbäcker. — Geschäftsinstruktion für die Stationsintendanturen. — Kadettenschulschiff. — Vertretungen. — Schulverzeichnisse. — Geldbeschaffung. — Kassenwesen. — Personal⸗ veränderungen. — Benachrichtigungen. Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 61. — Inhalt: Verfügungen: Vom 8. November 1883. Versendung von Waaren⸗ proben in Rollenform. — Vom 10. November 1883. Einfuhr von Pflanzen u. s. w. in Deutschland. — Vom 12. November 1883. Er⸗ öffnung der Eisenbahnstrecke Mehltheuer- Weida. — Vom 10. No⸗ vember 1883. Neue Ausgabe der Formulare zu den Nachweisungen über den Post⸗ und Telegraphenverkehr für das Jahr 1884.
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 42. — Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 8. November 1883, betreffend die Einstellung der Seitens der Steuerbehörden den Handelsregisterbehörden zu machen⸗ den Mittheilungen. — Allgemeine Verfügung vom 12. November 1883, betreffend den Ansatz der Haftkosten. — Den Preußischen Be⸗ amtenverein betreffend.
Statistische Nachrichten. Der Zeitschrift des Königlich sächsischen statistischen Bureaus, redigirt von dessen Direktor, Geh. Regierungs⸗Rath Dr. Victor Böhmert (XXVIII. Jahrgang 1882), entnehmen wir fol⸗
gende Daten: Die sächsische Totalbevölkerung nach der Zählung vom
1 527 475 weiblich); davon waren im Deutschen Reiche inkl. Königreich Sachsen geboren: 2 932 632 Personen (1 424 710 männlich, 1 507 922 weiblich); in außerdeutschen Staaten geboren 39 872 Personen (20 459 männlich, 19 413 weiblich), auf See geboren 3 Personen (1 männlich, 2 weiblich); unbekannter Geburtsort 298 Personen (160 männlich, 138 weiblich). Die sächsische Bevölkerung theilt sich nach ihrer Staatsangehörigkeit in Sachsen 2 760 205 (92,85 %); Angehörige anderer Bundesstaaten 175 413 (5,90 %); Bundesausländer 37 038 (1,25 %), Personen, deren Staatsangehöriakeit nicht zu ermitteln war 149 (0,005 %). Die sächsische Bevölkerung zerfiel nach ihrer Konfession in Lutberaner 2 876 138 (96,75 %); Reformirte 9162 70,31 %); Anglikaner 620 (0,02 %); Römisch⸗ Katholische 72 946 (2,45 %); Deutsch⸗Katholische 1467 (0,05 %); Grie⸗ chisch⸗Katholische 453 (0,02 %); Ifraeliten 6516 (0 22 %); andere 5193 (0,17 %). Die sächsische Bevölkerung nach dem Ge⸗ schlecht und Civilstand: Unverheirathete 869 184 männlich, 863 750 weiblich; Verheirathete 533 848 männlich, 534 077 weiblich; Verwitt⸗ wete 39 560 männlich, 124 265 weiblich; Geschiedene 2738 männlich, 5383 weiblich.
Haushaltungen: Haushaltungen von einer Person 41 890 und zwar 14 816 männlich 27074 weiblich; Haushaltungen von 2 und mehr Personen (Familienhaushaltungen) und zwar: a. Zahl derselben 610 655; b. Zahl ihrer Mitglieder 1 382 790 männlich, 1 484 936 weiblich. Außer⸗ gewöhnliche Haushaltungen (Anstalten aller Art) und zwar a. Zahl der Anstalten 4323, b. Zahl threr Insassen 47724 männlich, 15 465 weiblich.
Wohngebäude:2 ewohnte Hausgrundstücke 275 299, Haushaltun⸗ gen (von einer Person, von 2 und mehr Personen und von Anstalten) 656 868, ortsanwesende Personen 2 972 805, auf ein bewohntes Haus grundstück kommen: 2,39 Haushaltungen, 10,80 otsanwesende Per sonen. Das Königreich Sachsen zählte in 1881 143 Städte, und zwar 72 mit revidirter Städte⸗Ordnung, 71 mit Städte⸗Ordnung für mittlere und kleine Städte. Die städtische und ländliche Bevölke
liche, ländliche Bevölkerung 845 107 männliche, 905 356 weibliche.
gegen in 1880 25 626; 255 oder 0,995 — % mehr in 1881.
der Eheschließungen 72 (= 0,61 %), während in 1881 in den Standes⸗
als in 1880 stattgefunden haben. Geburten: Während im
1880 gegenüber dem
geboren in überhaupt 1881 1,10 %); in
wurden weiblich, (mehr in
auf. Es und 63 478 128 520
mehrung derselben 66 454 männlich gegen in 1880 den Städten in 1881 50 454 gegen in 1880 49 867, den Dörfern in 1881 79 478 gegen in 1880 78 653; liche Geburten 113 238 in 1881, gegen in 1880 112 184 (in 1881 mehr 0,94 %); (uneheliche Geburten in 1881 16 994,
1881 4264 Kinder, unehelich 717 Kinder.
Städten, als in den Dörfern beobachtet; es geborenen) zusammen in 1881 83 491, gegen in 1880 87 152 (in 1881 weniger 4,20 %), davon in den Städten in 1881 34 520, gegen in 1880 35 574 (in 1881 weniger 2,96 %), in den Dörfern in 1881 48 971, gegen in 1880 51 578 (in 1881 weniger 5,05 %).
Tödtliche Verunglückungen 1882 656 männliche, 164 weibliche, 5 ohne Geschlechtsangabe, überbaupt 825 Personen. Selbstmorde 1882 900 männliche, 223 weibliche, 5 ohne Geschlechtsangabe, über⸗ haupt 1128 Personen. Aufnahme in den sächsischen Untherthanen⸗ verband 1882 1022 männliche, 850 weibliche, überhaupt 1872 Per⸗ sonen; Entlassungen aus dem sächsischen Unterthanenverbande 1882 282 männliche, 113 weibliche, überhaupt 395 Personen.
Viehzählung (vom 10. Januar 1883): Zahl der Viehbesitzer 176 720, Pferde 126 886, Maulthiere und Maulesel 18. Esel 26, Rindvieh 651 329, Schafe 149 037, Schweine 355 550, Ziegen und Ziegenböcke 116 547, Bienenstöcke 53 756.
Die Zahl der zur Klassensteuer und zur Einkommensteuer im Jahre 1882 eingeschätzten Personen betrug im Königreich Sachsen: 1 085 811 Personen, mit einem steuerpflichtigen Einkommen von 1 041 850 150 ℳ, und einem Steuersoll von 13 446 335 ℳ ; hierzu kamen noch steuerfreie 76 883 Personen mit einem steuerpflichtigen Einkommen, so daß i Ganzen die Zahl der eingeschätzten Personen 1 162 694 betrug mit einem steuerpflichtigen Einkommen von 1 058 778 351 ℳ Dieselben vertheilten sich in 1882 auf die ei zelnen Steuerstufen der Einkommensteuer I. (unbemittelte Klasse) bis von 500 800 ℳ Einkommen auf 302 923 Personen. II. (mittlere Klasse: a. von 800 — 1600 ℳ Einkommen 178 545 Personen, b. von 1600 — 3300. ℳ Einkommen 67247 Personen. III. (wohlhabende Klasse): a. von 3300 — 4800 ℳ Einkommen 14 630 Personen, b. von 4800 — 9600 ℳ Einkommen 12067 Personen. IV. (reiche Klasse): a. von 9600— 26000 ℳ Einkommen 5083 Personen, b. von 26 000 — 540)00 ℳ Einkommen 874 Personen, c. von 54000 — 100000 ℳ Einkommen 268 Personen, d. von 100000 — 200000 ℳ Einkommen 105 Per⸗ sonen, e. von 200 000 — 300000 ℳ Einkommen 27 Personen, f. von 300 000 — 500 000 ℳ Einkommen 12 Personen, g. von 500000— 1000 900 ℳ Einkommen 4 Personen, n. über 1000 000 ℳ Einkom⸗ men 5 Personen, zusammen IV. Klasse 6378 Personen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Am 1. Dezember d. J tritt das Reichsgesetz, betref⸗ fend die Krankenversicherung der Arbeiter, vom 15. Juni 1883, in Kraft. Das preußische Gesetz, betreffend die Zwangs⸗ vollstreckung in das unbewegliche Vermögen, vom 13. Juli 1883, und das dazu gehörige Kostengesetz vom 18. Juli 1883 sind bereits am 1. d. M. in Wirksamkeit getreten.
Diese Gesetze sind in korrekten Textausgaben nebst Sachregistern, zum Preise von 30 ₰ für das Reichsgesetz (in Partieen erheblich bil⸗ liger) und von 70 ₰ für die beiden anderen Gesetze, von dem Verlage der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt in Berlin (SW., Wilhelmstr. 32) zu beziehen.
— Neapel und seine Umgebung, geschildert von Rud. Kleinpaul. Mit ca. 150 Illustrationen. In 15 Heften zu je 1 ℳ Leipzig, Schmidt u. Günther. — Das 2. Heft dieses neuen Prachtwerks bringt uns eine interessante Schilderung des lebhaften neapolitanischen Volks, wie es seine Feste feiert, wie es schmaust, wie es sich freut und ausgelassen schwärmt und dann wieder dem Dolce far niente huldigt. Alles dies wird auch durch zahlreiche Illustra⸗ tionen veranschaulicht. In der besten Weise ergänzen sich hier Wort und Bild, und viele Leser werden sich dabei der schönen Stunden er⸗ innern, die sie in der Villa Nazionale oder auf der Santa Lucia verlebt haben. Im 3. und 4. Heft wird der Leser in das prachtvolle San Carlo⸗Theater geführt und dann noch weitere Erscheinungen des vielgestaltigen urwüchsigen Volkslebens, das leider unter der modernen Gleichmacherei seinen eigenartigen Charakter mehr und mehr verliert, in fesselnder Schilderung durch Wort und Bild festgehalten. ꝙꝑ— Der pon dem Buchhändler und An'iquar Stargardt in Berlin (Markgrafenftraße 48) bereits angekündigte Katalog Nr 143 seines antiquarischen Bücherlagers ist so eben erschienen. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 819 Schriften, welche unter folgende Abtheilungen vertheilt sind: Americana (153 Nrn., Amerika im Allgemeinen und seine verschiedenen Verhältnisse, sowie einzelne Länder von Amerika betr., nebst einigen Schriften über Australien), nebst einem Anhange „Orientalia“ (59 Nrn., größere orientalische Werke enthaltend, über Reisen im Orient, Kulturgeschichte des Orients, über Indien, Egypten, Sprache ꝛc.); Rossica (218 Nrn., über Rußland überhaupt, seine Ge⸗ schichte und Verhältnisse, einzelne Kaiser, einzelne Landschaften); Po- lonica (142 Nrn., zur älteren und neueren Geschichte Polens); Prussica (102 Nrn., die Provinz Preußen betr.); Scandinavica (69 Nen. über Schweden und Norwegen und ihre Geschichte); Bohemica, Moravica, Serbica, Hungarica, Turcica (77 Nrn. im Ganzen, betr. Böhmen, Mähren, Serbien, Ungarn und die Türkei). Der vorstehende Katalog enthält viele werthvolle und interessanke.
Schriften, die dem 19., 18., 17. oder 16. Jahrhundert angehören.
1. Dezember 1880 betrug: 2 972 805 Personen (1 445 330 männlich,
rung betrug: städtische Bevölkerung 600 223 männliche, 622 119 weib⸗
Eheschließungen: Im Jahre 1881 wurden 25 881 Ehen geschlossen, ge 2 2 mehr in 188 In den Standesämtern der Stadtgemeinden betrug in 1881 die Vermehrung
ämtern der Landgemeinden 183 Eheschließungen mehr (= 1,33 %) Jahre übe Jahre 1879 eine Verminderung der Geburten⸗ zahl stattgefunden hatte, wies das Jahr 1881 wiederum eine Ver⸗ 1881: 129 932;
in ehe⸗ 8
1880 16 336 kin 1881 mehr 2,19 %); todtgeboren waren chelich in
Todesfälle: Die verminderte Sterblichkeit wurde sowohl in den starben (erkl. der Todt⸗
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