werden sollten. Nach einer kurzen Debatte wurde das Regierungs⸗ postulat auch mit größerer Majorität genehmigt, ebenso die übrigen Postulate des Etats für Industrie mit im Ganzen 112 643 ℳ und für Kultur 101 715 ℳ Die weiteren Postulate des Etats des Staats⸗Ministeriums des Innern veranlaßten keine erhebliche Debatte und wurden unverändert genehmigt. Der Abg. Dr. Frankenburger erstattete mündlichen Vortrag über den Etat des Staats⸗Ministeriums des Königlichen Hauses und des Aeußern. Der Ausschuß beantragte nur zwei Abänderungen: 1) es solle die Position „Minister ial⸗Dis⸗ postionsfonds zu Unterstützungen“ von 6200 ℳ nicht bewilligt 2) die Position „Grenzberichtigungskosten“ von 6000 ℳ auf 5500 ℳ abgemindert, außerdem aber der Etat unver⸗ ändert genehmigt werden. Die Kammer stimmte diesen An⸗ trägen ohne Debatte bei. Die nächste Sitzung findet am Mittwoch statt.
Württemberg. Stuttgart, 30. November. (St.⸗A. f. W.) Die Verleihung und Anheftung der Säku⸗ lar⸗Fahnenbänder bei dem Grenadier⸗Regiment „Königin Olga“ fand heute in feierlicher Weise im Hofe der Infanteriekaserne statt, wo das Regiment im Parade⸗ Anzuge aufgestellt war. Eine große Anzahl von Gästen wohnte der Feierlichkeit bei: sämmtliche Offiziere der hiesigen Garnison, frühere Angehörige des Re⸗ giments, Reserve⸗ und Landwehr⸗Offiziere u. s. w. Nach 10 ½ Uhr erschienen der Prinz Wilhelm und der Prinz von Weimar in Generalsuniform, ferner die Generale von Schachtmeyer, von Steinheil, von Knörzer, von Linck, von Witte, von Triebig, von Starkloff, von Kottwitz, Oberst von Westernhagen mit den Osfsizieren vom Generalstabe und die Offi⸗ ziere des Kriegs⸗Ministeriums, sämmtlich in Gala⸗Uniform. Um 10 ¾ Uhr fuhren Ihre Majestät die Königin mit der Herzogin Eugen in einem, mit 4 Rappen bespannten à la Daumont geführten geschlossenen Galawagen in den Hof ein. Die Truppen präsentirten das Gewehr, und sofort begann der Akt mit einer kräftigen von Herzen gehenden und zum Herzen dringenden Ansprache des kommandirenden Generals von Schachtmeyer, welcher das Regiment ermahnte, treu, wie es seither geschehen, auch in alle Zukunft zu den Fahnen zu stehen, und an den Tag erinnerte, wo heute vor 13 Jahren das Regiment so todesmuthig Stand gehalten. Der General schloß mit einem Hurrah auf Se. Maäjestät den König und Ihre Majestät die Königin, den gnädigen Chef des Regiments. Die Königin dankte dem kommandirenden General und sprach dann, während die Fahnenbänder befestigt wurden, längere Zeit mit dem Prinzen Wilhelm. Sodann brachte der Kom⸗ mandirende noch ein Hurrah den alten, nun neu geschmückten Fahnen, und sofort begann der Parademarsch, der tadellos ausgeführt wurde. Ihre Majestät fuhr an dem Regiment, das nochmals präsentirte, vorbei, begab sich sodann in das Offizierkasino, wo die Damen der Offiziere versammelt 933 und fuhr gegen 11 ½ Uhr in das Residenzschloß zurück.
Der „St.⸗A.“ veröffentlicht einen Erlaß des Königs aus San Remo, dessen Inhalt sich auf die letzthin vorge⸗ kommenen Mordanfälle bezieht. Der Erlaß giebt dem Minister des nnern anheim, Maßregeln zu er⸗ greifen behufs Ziederherstellung des Vertrauens und Beseitigung des Gefühls der Unsicherheit und Schutz⸗ losigkeit, zu welchem Zwecke die Vermehrung des Landjägercorps und die Einrichtung berittener Gensd'armerie ins Auge gefaßt wird. In Folge dessen hat der Minister des Innern bereits eine Verordnung erlassen, durch welche u. A. eine strengere Kontrole des Waffentragens und der Fremdenpolizei, eine schärfere Auf⸗ sicht über die Vagabunden und die Verbesserung der Orts⸗ polizei angeordnet wird.
Mecklenburg. Schwerin, 30. November. Der meck⸗ lenburgische Landtag ist, wie bereits gemeldet, am 21. d. M. in Sternberg eröffnet worden. Die landesherrlichen Propositionen umfassen nur die ordentliche Kontribution und die Bedürfnisse der allgemeinen Landes⸗Rezepturkasse für Mecklenburg⸗Schwerin sowie der Centralsteuerkasse für Meck⸗ lenburg⸗Strelitz. Beide Regierungen fordern %⅞ des vollen ediktmäßigen Betrages der Steuer, welches Quantum auch im rorigen Jahre verlangt und bewilligt ward. Außerdem gelangen die sogenannten Propositionen (d. h. der Geschäftsbericht) des permanenten Engeren Ausschusses der Ritterschaft (Gutsbesitzer) und der Landschaft (Städte) zur Verhandlung. — Am 23. d. M. ward von den Ständen dem regierenden Großherzoge von Mecklenburg⸗Schwerin ein sog. donum gratuitum (wie es bereits sein Großvater und sein Vater erhalten haben) im Betrage von 79 776 ℳ (20 000 Tha⸗ ler Gold) zu offeriren beschlossen. Rostock kontribuirte dazu 2000 Thlr. Gold, die Ritterschaft und die Landschaft je 11 000 Thlr. Die Landschaft will ihre Quote durch eine Anleihe von 34 000 ℳ zu 4 Proz. Zinsen und 2 Proz. Amortisation, die Ritterschaft dieselbe durch Hufenbesteue⸗ rung aufbringen. Ueber die durch die preußische Regierung gemachte Offerte der Verstaatlichung der Berlin⸗Hamburger Bahn haben die Stände eine regiminelle Mittheilung, soweit dieselbe nach dem Stande der Verhandlungen zulässig sei, erbeten. — Die Stempelgebühr für den Vertrag, welchen die Seestadt Rostock mit mehreren Bankhäusern wegen Begebung von 6 Millionen Rostock⸗Warnemünder Prioritäts⸗Obligationen (zur Herstellung der Verkehrsstraße Berlin⸗Rostock⸗Kopenhagen) ge⸗ schlossen hat, ward von der Ständeversammlung erlassen. Ferner bewilligte dieselbe aus dem französischen Kriegskontributions⸗ fonds 180 000 ℳ zum Bau eines Krankenhauses, des Stiftes Bethlehem in Ludwigslust, den der hochselige Großherzog be⸗ reits projektirte. — Ein gestern überreichtes Strelitzsches Reskript schlägt vor, daß die Stände des Stargardschen Kreises zur Bahn Warnemünde⸗Neustrelitz auf Strelitzer Gebiet 6000 ℳ für den Kilometer als sogenannte Landeshülfe aus der Central⸗Steuerkasse als unverzinsliche Anleihe gewähren. Am 5. Dezember sollen die ständischen Wahlen vorgenommen werden. Die Anstellung eines siebenten Raths beim Ober⸗ Landesgericht Rostock wird von der Regierung proponirt.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 30. November. (Th. Corr.) Der Großherzog und der Erbgroßherzog sind einer Einladung des Königs von Sachsen nach aer zu Jagden gefolgt und kehren morgen hierher zurück.
Der Landtag ist seit gestern in die Berathung des Ausgaben⸗Etats eingetreten und zwar derjenigen Kapitel, in denen die Frage der Besoldungserhöhungen zur Dis⸗ kussion steht. Der Ausschuß hat anerkannt, daß das Bedürf⸗ niß eines Ausgleichs der Besoldungen der Verwal⸗ tungsbeamten mit den Gerichtsbeamten und eines
Besoldungen der sei, ist aber
Ausgleichs in den unter sich unal weislich
vielfach abgewichen.
Viertel der Regierungsanträge hinaus.
gefaßt. Anhalt.
Dessau, 29. November. (A. St.⸗A.)
trafen der Kronprinz und die Kronprinzessin von Dänemark nebst Gesolge bei der Prinzessin Friedrich ein.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 30. November. (W. T. B.) der Handels⸗
Nach einer Meldung der „Presse“ hat Minister dem Verwaltungsrath der Franz⸗Josef⸗Bahn den richtiggestellten Entwurf des Verstaatlichungs⸗ Uebereinkommens übermittelt und in dem Anschreiben bemerkt, daß die Regierung bereit sei, betreffs der Modifi⸗ zirung einzelner Bestimmungen dem Verwaltungsrath thunlichst entgegenzukommen, daß jedoch die Entscheidung über die die Aktienrente betreffende Differenz nicht dem Verwaltungsrath, sondern der Generalversammlung zufalle. Der Verwaltungsrath wird dabei gleichzeitig eingeladen, eine außerordentliche Generalversammlung bis zum 12. Dezember einzuberufen.
Pest, 29. November. (Wien. Ztg.) In der heutigen Sitzung des Finanzausschusses erklärte der Finanz⸗ Minister, daß, falls das Budget bis zum 1. Januar 1884 nicht erledigt würde und er eine Indemnität verlangen müßte, er dieses Vorgehen auch auf die Finanzgerichtsbarkeit ausdehnen werde. Die Berathung gedieh bis zum Kapitel „direkte Steuern“, welches gleich den übrigen Kapiteln unverändert angenommen wurde.
— 30. November. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm das Ehegesetz in dritter Lesung an und begann die Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Modifikation der Steuergesetze. Im Laufe der Debatte konstatirte der Finanz⸗Minister: das Defizit im Ordinarium habe im Jahre 1881 20 Millionen, 1882 6 Millionen betragen und sei pro 1883 mit 81 ½ Millionen präliminirt worden; dasselbe werde aber im nächsten Jahre ganz verschwinden, wenn die Steuererhöhung von 3 Millionen votirt werde. Dies spreche entschieden für eine Besserung der Finanzlage.
Frankreich. Paris, 30. November. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer beendigte heute die Generaldebatte über das Budget und nahm mehrere Kapitel des Budgets des Finanz⸗Ministeriums an.
In einer dem Marine⸗Minister zugegangenen De⸗ pesche des Admirals Courbet aus Hanoi, vom 23. d. M., meldet Letzterer der Regierung, daß die Vorbereitungen zum Vormasrche fortschreiten.
— 30. November, Nachts. (W. T. B.) Eine Depesche des Admirals Courbet, vom 20. d. M., bestätigt, daß etwa 2000 Chinesen die Stadt Haidzuong am 17. d. M. angriffen, aber nach elfstündigem Kampfe von der dortigen Garnison und den Kanonenbooten „Carabine“ und „Lynx“ in die Flucht geschlagen wurden. Die Chinesen verloren gegen 200 Mann an Todten; die Franzosen hatten 4 Mann todt und 24 Mann, theils Seesoldaten, theils Mannschaften der Hülfstruppen, verwundet.
Spanien. Madrid, 30. November. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz besuchte heute Vormittag mit Sr. Majestät dem König Alfons die Kasernen, wo die Truppen im Paradeanzuge aufgestellt waren und Exerzitien ausführten. Zu dem heu⸗ tigen Ball im Schlosse sind 2000 Einladungen ergangen.
— 30. November, Abends. (W. T. B.) Heute Nach⸗ mittag 2 ½ Uhr fand in Gegenwart des Königs und des Kronprinzen die Enthüllung des Denkmals Isa⸗ bella's der Katholischen statt. Die Spitzen der Be⸗ hörden und eine große Volksmenge wohnten der Feierlich⸗ keit bei. In der Promenade Fuente Castellana, welche mit spanischen und deutschen Fahnen geschmückt war, hatten Truppen Spalier gebildet. Bei der Enthüllung hielt der Alcalde eine Ansprache an den König, auf welche Se. Majestät erwiderte. Die Hülle des Denkmals fiel unter den Salutschüssen der Artillerie und den Fanfaren der Musik⸗ corps.
Nachmittags besuchte der Kronprinz die große Kaserne Principe Pio, wo die mit Maulthieren bespannte Gebirgs⸗ artillerie militärische Manöver ausführte.
Um 10 Uhr Abends begann das große Ballfest im König⸗ lichen Schlosse.
— 30. November, Abends. (W. T. B.) Nach dem Besuch in der Kaserne Principe Pio empfing der Kron⸗ prinz die Deputation der hier lebenden Deutschen. In der von derselben überreichten Adresse heißt es:
„Durchlauchtigster Kronprinz! Den unterzeichneten Mitgliedern der deutschen Kolonie in Madrid ist es ein Herzensbedürfniß, den Gefühlen der Erhebung Ausdruck zu verleihen, von welchen sie durch die Anwesenheit Ew. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit bewegt werden. Die unwandelbare Treue zu Kaiser und Reich, die Liebe
und das Vertrauen zum Vaterlande, aus welchen die Deutschen in
Madrid und in den Provinzen die Kraft schöpfen zur Erfüllung ihrer Berufspflichten, steigern sich heute zur höchsten Begeisterung! Möchten Ew. Kaiserliche und Königliche Hoheit diesen Ausdruck treuester, ehrfurchtsvollster Verehrung der deutschen Kolonie huldreich entgezen⸗ nehmen. Gott schütze Ew. Kaiserliche und Königliche Hoheit!“
In einer heute Abend stattgehabten Sitzung des Militärkasinos wurden die Generale Graf Blumenthal, von Los und Mischke und die anderen zum Gefolge des Kronprinzen gehörigen Offiziere feierlich als Ehren⸗ mitglieder aufgenommen. Vor der Aufnahme hielt General Ortega eine Ansprache an dieselben. Alle Mitglieder des Kasino waren in großer Uniform erschienen.
Am nächsten Mittwoch finden bei Carabanchel in der Nähe von Madrid Truppenmanöver zu Ehren des Kronprinzen statt.
Der große Festball im Königlichen Schlosse war von der erlesensten Gesellschaft von Madrid besucht und verlief außerordentlich glänzend.
Der „Correo“ sagt: der Kronprinz sei der Gegenstand der allgemeinsten Sympathien und Huldigungen.
Italien. Rom, 30. November. (W. T. B.) In Folge des zwischen der Regierung und der kirchlichen Behörde ge⸗ troffenen Uebereinkommens wird das Grabmal des Königs
Verwaltungen in seinen An⸗ trägen an den Landtag über das Maß, in welchem dieser Ausgleich zu erfolgen habe, von den Ansätzen im Etatsentwurf Seine Vorschläge sür die Besoldungs⸗ erhöhungen laufen auf das Drittel, die Hälfte, höchstens drei In diesem Sinne hat auch der Landtag bis jetzt im Wesentlichen seine Beschlüsse
Heute
Victor Emanuel in der beim Eingange in das Pantheon
zur Rechten gelegenen Centralkapelle errichtet.
— 1. Dezember. (W. T. B.) In der Deputirten⸗ kammer wurden heute die Kandidaten der ministeriellen Partei Salaris, Lacava und Gioletti, die beiden Ersteren mit je 189, der letztere mit 185 Stimmen in den Budgetaus⸗ schuß gewählt; die Kandidaten der oppositionellen Partei, Bertani, Bonacci und Damiani erhielten 114 resp. 113 resp. 110 Stimmen.
Türkei. Konstantinopel, 29. November. (Presse.) Aus Kreta werden neue Unruhen gemeldet. In Mortos vertrieben die Griechen den Lehrer und die Schüler aus einer mahomedanischen Schule und zerstörten letztere.
hilippopel, 29. November. (Presse.) Der ostrume⸗
lische Finanzdirektor Geschow hat seine Demission angeboten.
— Der Sultan Miliz dekorirt.
Bulgarien. Sofia, 29. November. Berichte melden, daß vor Beginn des serbischen Auf⸗ standes mehrere Individuen aus Rußland nach Widin ge⸗ kommen waren, um eine Bande zu bilden. Minister Zankow ordnete die Ueberwachung derselben an und machte den Prä⸗
fekten von Widin für die strengste Absperrung der serbischen
Grenze verantwortlich.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Dezember.
(W. T. B.) Der „Regierung⸗Anzeiger“ veröffentlicht die mit Genehmigung des Kaisers und der Eltern am 27. No
vember in Altenburg erfolgte Verlobung des Groß
fürsten Constantin Constantinowitsch mit der Prinzessin Elisabeth von Sachsen⸗Altenburg.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 30. No vember. (W. T. B.) hat seinen Posten niedergelegt; zu seinem Nachfolger ist der Staatsrath von Krusenstjerna ernannt worden.
Amerika. New⸗York, 27. November. (Allg. Corr.)
Der Enthüllung der Statue Washingtons in Wall
Street, am Montag Nachmittag, wohnten trotz des strömenden Regens gegen 6000 Personen bei. Der Präsident der Han⸗ delskammer von New⸗York, Hr. Lane, hielt die Eröffnungs
rede; der Gourerneur von New⸗York enthüllte das Standbild
welches Präsident Arthur Namens der Regierung entgegen
nahm. Die Festrede hielt Hr. George William Curtis. Der Enthüllungsfeier folgten am Abend verschiedene Festlichkeiten
an welchen sich die Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden betheiligten. wohnte Präsident Arthur bei. galten dem Präsidenten der Vereinigten Staaten und der Königin von Großbritannien.
hat mehrere Offiziere der ostrumelischen
(Pr.) Amtliche
Der Staats⸗Minister Tyselius
Dem von der Handelskammer gegebenen Bankett Die Toaste beim Nachtisch
Asien. China. Tientsin, 30. Novembr. (W. T. B.)
Aus Pecking wird telegraphirt, daß die französische
Regierung in Beantwortung der chinesischen Note sich bereit
erklärt hat, weiter zu verhandeln, jedoch mit dem Vorbehalt, daß die französischen Truppen Besehl hätten, Sontay und
Bacninh zu nehmen.
Deutschland
Zeitungsstimmen.
Der „Economiste françgais“
bespricht
die Ent⸗ wickelung der deutschen Industrie und weist unter Anführung statistischer Daten nach, daß dieselbe einen erheblichen Vorsprung vor der französischen Industrie gewonnen hat.
1 Die „Nordd. Allg. Ztg.“ theilt aus dem Artikel Folgenbes mit: 8
Obwohl Deutschland weit später als England und Frankreich in
die Bahn der industriellen Konkurrenz eingetreten sei, so würden gegenwärtig in vielen Industriezweigen netere anderen Ländern. und Zuckerfabrikation. sei der Umschwung zur Deutschlands seit
Betriebsmittel in Deutschland
Namentlich gelte
Nach längerer Hebung 1881 eingetreten; gegenwärtig habe land bereits drei für Handel und Verkehr günstige Jahre hinter sich. zählt 4 ½ Millionen
in den Alkohol⸗ Krisis
angewandt, als dieses für die vorhergegangener
industriellen Etablissements. 1 Etablissements nur 576 (00 Pferdekräfte bei einer Totalsumme von
ich 21 M Der neber schuß Einfuhr in diesem Artikel beläuft si
Den 2 300 000 t Gußmetall Frank⸗ Es war die Me⸗
Der Konsum des Gußmetalls ist in Deutschland in den 1862 bis 1882 von 24 kg pro Kopf auf 63 kg pro gestiegen. Die deutschen Metallfabrikate Deutschland hat drei die Landwirthschaft interessiren: Zucker, Die Zuckerindustrie hat sich seit einigen Jahren
1881. Beim Spiritus ist die Konsumtion, nach⸗ einen großen Aufschwung genommen hatte, seit 10 ungefähr bei 2 ½ Millionen Hektoliter stehen geblieben, Die Exportation hat sich in 10 Jahren Deutschland Die Bier⸗
Die Ausfuhr beträgt ungefähr 1 200 000 hl.
Gegenüber den 40 Millionen Spindeln,
Die englische Der
Bei einer Gesammt⸗
Die Papierindustrie hat sich Jedoch hat diese Industrie unter der
bessere und vervollkomm⸗
der wirthschaftlichen Lage Deutsch⸗
zäh Pferdekräfte, davon 3 Millionen in der Industrie des Verkehrswesens, und 1 ½ Millionen in den In Frankreich besitzen diese letzteren
3 600 000. Deutschland ist bei weitem reicher an Kohlenminen als Frankreich. Im Jahre 1882 hat es 52 Millionen Tonnen ge⸗
wonnen, hingegen Frankreich nur 21 Millionen. der Ausfuhr über die auf 36 Millionen Francs, wohingegen Frankreich vom Auslande für 179 Millionen Kohlen bezieht. reichs stellt Deutschland 2 900 000 gegenüber. tallurgie, mit der vor drei Jahren die Wiederaufnahme der Geschäfte begann. Jahren Kopf der Bevölkerung stehen heute den englischen an Güte gleich. große Industrien, welche Spiritus und Bier. bedeutend entwickelt; sie verdankt ihre Prosperität den Ausfuhrprämien. Die Produktion ist doppelt so stark als die Konsumtion, welche 6,4 kg pro Kopf bei 45 Millionen Einwohner nicht übersteigt. Die Exportation hob sich von 14 000 t im Jahr 1871 auf 318 070 t im Jahre dem sie Jahren
was 5 ½ 1 pro Kopf macht. mehr als verdoppelt; sie erreichte 1882 1 130 000 hl. produzirt jetzt einen sehr feinen Spiritus, der gleich gut ist für die Weinmischung, wie für die Nachahmung von Cognac. fabrikation steigt bis auf 39 Millionen Hektoliter, davon entfällt fast ein Drittel auf Bayern. und nimmt fortwährend zu, namentlich auch nach Frankreich. Unter der Gewerbeindustrie befindet sich die der Baumwollenweberei fast auf gleicher Höhe mit der französischen. welche England besitzt, zählt der ganze Kontinent 21 ¼ Millionen Spindeln, davon Frankreich 5 Millionen und Deutschland 4 815 000. Obwohl die Gewerbeindustrie Deutschlands weit geringere Schutzzölle als die französische besitzt, so kann sie doch existiren. i Konkurrenz macht sich nur in den feinsten Artikeln fühlbar. Konsum der Baumwollgewebe ist in Deutschland von 1,6 kg pro Kopf auf 2,4 kg pro Kopf in den Jahren 1854 bis 1879 gestiegen. Das große Centrum der wieder aufgeblühten Seidenindustrie be⸗ findet sich in Crefeld mit 35 000 Webstühlen. r produktion von 84 Millionen Mark im Jahre 1882 hat Crefeld für 32 Millionen in Deutschland abgesetzt und für 48 Millionen Mark exportirt; von letzterer Ziffer kommen 19 ½ Millionen Mark auf England und 7 Millionen Mark auf Frankreich. Ebenso be⸗ deutend ist die deutsche Wollindustrie. außerordentlich gehoben, die Maschinerie ist vervollkommnet worden und der Export ist gestiegen.
-—8
ischen Konkurrenz zu leiden, seitdem der letzteren der Markt in Fellhe. 8. durch Schutzzölle verschlossen worden ist. ——Das Kunstgewerbe entwickelt sich in Deutschland; Möbel, so⸗ enannte „Articles de Paris“. Juwelierarbeiten, werden in bester uälität produzirt und gerade diese Konkurrenz bringt Frankreich großen Schaden. Ebenso konkurrirt Deutschland siegreich mit Frank⸗ reich in der Kleiderindustrie. Der Geschmack und die Produktions⸗ mittel „ — sich in Deutschland in den letzten Jahren außer⸗ dentlich gehoben. ““ 9 esonders blühende Industrie ist die Fabrikation chemischer Stoffe, namentlich durch Anwendung der neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen und Dank der großen Zahl vorzüglicher Schüler, welche die Laboratorien der Universitäten alljährlich ausbilden. Die Fabrikation von Alizarin und Anilin allein wird auf 100 Millionen Franken geschätzt; das Ausland kauft un⸗ gefähr drei Viertel. Was den gesammten auswärtigen Handel betrifft, so exvortirt Deutschland für 4055 Millionen Franken und importirt für 3955 Millionen Fr. Diese Totalsumme von 8010 Mil⸗ lionen ist nur um 558 Millionen geringer als die Totalsumme des auswärtigen Handels Frankreichs. Es ist übrigens zu bemerken, daß die Exvortation in Deutschland von 1881 bis 1882 um 255 Mil⸗ lionen gestiegen ist, melches vorzugsweise auf die Fabrikate entfällt, als Bier, Spiritus, Mehl, Zucker, Produkte der Textil⸗ und Metall⸗ industrie. h.. Jahre 1882 hat der Export Deutschlands zu mehr als zwei Dritteln aus Fabrikaten bestanden. Gerade dies erscheint beunruhi⸗ gend, wenn man konstatiren muß, daß in Frankreich im Gegentheil der Export der Fabrikate abnimmt. So bleibt Frankreich für die ersten neun Monate von 1883 um 97 ½ Millionen gegen die korrespon⸗ dirende Periode von 1882 zurück. Deutschland kauft Frankreich für 317 Millionen ab und verkauft demselben für 412 Millionen. Die Handelsbilanz ist gleichfalls zu Deutschlands Gunsten in dessen Be⸗ ziehungen mit England, den Vereinigten Staaten und der Schweiz, hingegen zu seinen Ungunsten in den Beziehungen mit Belgien, Oesterreich und vor Allem mit Rußland. Wir fügen noch hinzu, daß der internationale Handel des Deutschen Reiches begünstigt wird durch eine starke Handelsflotte von 4370 Schiffen mit 1 633 000 t Gehalt. Eis Viertel des letzteren wird durch 515 Dampfschiffe repräsentirt. Der auf solche Hülfsmittel gestützte deutsche Handel findet in allen Plätzen des Weltverkehrs deutsche Firmen und Ge⸗ schäftsleute, welche den Absatz deutscher Produkte förderr. — Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ schreibt: Die liberale Presse kämpft gegen die in Aussicht stehende Kapital⸗ Rentensteuer in einer geradezu komischen Weise. Der Entwurf liegt seinem Wortlaute nach noch gar nicht vor, nichts destoweniger ist diese Presse mit der Behauptung bereits bei der Hand, daß durch denselben gerade wieder die „kleinen Leute“ getroffen werden würden, indem sie anführt, daß z. B. eine Wittwe, welche von den Renten eines mühevoll erworbenen Kapitals von vielleicht 6000 ℳ lebt, also nur ein Einkommen von höchstens 300 ℳ (5 % gerechnet) hat, davon noch eine Extrasteuer abgeben soll. Es steht nun aber bereits fest, daß der neue Entwurf so geringe Ein⸗ kommen aus Kapital nicht treffen, sondern die hieraus bezogenen Ein⸗ kommen bis mindestens zur Höhe von 600 ℳ steuerfrei lassen wird. ... Es scheint uns unter solchen Verhältnissen wenig angebracht, daß man bei der in Rede stehenden Frage „die arme Wittwe“ in den Vordergrund zu drängen sucht, denn diese kommt in Wirklichkeit hierbei gar nicht in Betracht. Thatsächlich ist es denn auch nicht das Interesse für die „kleinen Leute“, sondern für das große bewegliche Kapital, welches den Liberalismus zu energischem Kampfe gegen einen Gesetzentwurf anspornt, von dem Positives noch herzlich wenig in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Dieser Umstand ergiebt sich besonders daraus, daß u. A. die Liberalen ver⸗ langen, wenn nun einmal eine Kapital⸗Rentensteuer be⸗ schlossen werden soll, auch diese dem Einkommen auf Grund⸗ besitz aufgelegt werden soll. Daß der Grundbesitz schon durch die Grund⸗, Gebäude⸗ und andere Steuer hoch besteuert ist, während der Kapitalbesitz nur die Zprozentige Einkommensteuer bezahlt, die aber der Grundbesitz ebenso bezahlen muß, und daß die Kapital⸗Rentensteuer gerade deshalb eingeführt werden soll, um die hier vorhandene schreiende Ungerechtigkeit in der verschiedenen Belastung des Grund⸗ 8 Kapitalbesitzes auszugleichen — das verschweigen die liberalen Blätter. Die Lage unseres Grundbesitzes ist nach liberaler Meinung eine Pr vorzügliche und die „Köln. Ztg.“ hat dies dieser Tage durch ein eispiel zu illustriren gesucht. Dieselbe verbreitet nämlich die Nach⸗ richt, ein Großindustrieller habe seine Fabrik abgegeben und sich ein Rittergut in Pommern gekauft, dasselbe dann verpachtet, sich aber die Nutzung des Waldes besonders vorbehalten und doch von dem Pächter so hohe Pacht bekommen, daß sein Anlagekapital durch die Pachtsumme mit 5 % verzinst wird. Die „N. A. Ztg.“ fordert die „Köln. Ztg.“ nun auf, den glücklichen Groß⸗ grundbesitzer und den merkwürdigen Pächter, der so hohe Pacht bezahlt, zu nennen, meint aber, Pächter, die 5 % des Ankaufspreises als Pacht zahlen, seien so selten, daß sie nicht in die „Köln. Ztg.“, sondern in Bar⸗ nums Museum gehören, um für Geld gezeigt zu werden. Das Blatt weist dann darauf hin, daß die Grundbesitzer durchschnittlich 6 % Grundsteuer (und wenn der Grundbesitz verschuldet ist, noch viel mehr), sowie 1 % Gebäudesteuer, außerdem 3 % Einkommensteuer zu zahlen haben — während der Kapitalist nur 3 % Einkommensteuer zahlt. Ferner weist das Blatt darauf hin, daß die Grundsteuer zugleich als Maß⸗ stab für die Veranlagung der Kommunal⸗, Kreis⸗ und Provinzial⸗ steuer benutzt wird ꝛc., der Grundbesitz nachgerade also mehr als genug belastet ist. 8 8 1 1 Was vom Grundbesitz gesagt ist, trifft auch in Betreff der Gewerbe zu; aber während die Liberalen für das mobile Kapital immer so ungemein besorgt sind und dasselbe möglichst steuerfrei lassen möchten, sind sie bezüglich der Gewerbe anderer Meinung ...
O
—
Landtags⸗Angelegenheiten.
Folgende Kommissionen des Hauses der Abgeordneten haben sich, wie folgt, konstituirt: die XI. Kommission zur Vor⸗ berathung des Entwurfs einer Kreisordnung für die Pro⸗ vinz Hannover und des Gesetzentwurfs, betreffend die Einfüh⸗ rung der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 in der Provinz Hannover: von Liebermann, Vorsitzender; Frhr. von Grote, Stellvertreter des Vorsitzenden; Althaus, Schriftführer; Brandenburg, Schriftführer; Tannen, Schriftführer; Dr. Hänel, Dirichlet, Wirth, Bödiker, Dr. Brüel, Hagen, Janssen, Barth, von Dziembowski, Spangenberg, Dr. Köhler, Meyer (Hova), Hahn, von Zitzewitz, Dr. Fise von Blanckenburg, — ferner die Kommission zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffed den weiteren Erwerb von Privateisenbahnen für den Staat: von Wedell⸗Malchow, Vorsitzender; Dr. Ham⸗ macher (Essen), Stellvertreter des Vorsitzenden; Seehusen, Schriftführer; Letocha, Schriftführer; von Eynern, Schriftführer; von Aulock, Evers, Dr. Lieber (Montabaur), von Wolszlegier, von Langendorff, Schneider (Waldenburg), Büchtemann, Steffens, Dr. Meyer (Bres⸗ lau), Gaertner, vom Heede, Graf von Schwerin⸗Putzar, Baron von Buddenbrock, von Uechtritz⸗Steinkirch, von Neumann, von Quast.
Len
8 Statistische Nachrichten.
Das Oktoberheft der vom Kaiserlichen Statistischen
mt herausgegebenen Monatshefte bringt die gewöhnlichen Monats⸗
nachweise über Waarenverkehr, Rübenzuckerfabrikation, Großhandels⸗ reise, Auswanderung und außerdem folgende Arbeiten: 1
. 1) die Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten
im Deutschen Reich und in Luxemburg für das Jahr 1882,
2) vorläufige Nachweisungen des Flächeninhalts der mit Taback
bepflanzten Grundstücke, sowie der Zahl der Tabackpflanzer und der
Tabackpflanzungen im deutschen Zollgebiet für das Erntejahr 1883/84,
1
3) die Schiffsunfälle an der deutschen Küste in den Jahren 1878 bis 1882 (mit Wrackkarte), 8 1
4) Erwerbung und Verlust der deutschen Reichs⸗ Staatsangehörigkeit im Jahre 1882, 8 1
5) die Dampfkessel⸗Explosionen im Deutschen Reich während des Jahres 1882.
— Nr. 17 Band III. der statistischen Mittheilungen über das Großherzogthum Baden enthält die Bewegung der Bevölke⸗ rung im Jahre 1882, wir entnehmen denselben folgende Daten: I. Die Zahl der Geburten, d. h. der Geborenen überhaupt (ein⸗ schließlich der Todtgeborenen) betrug im Jahre 1882 im Ganzen 56 100, darunter waren 28 928 männliche und 27 172 weibliche; 1 Geburt kam auf 28,0 Einwohner oder auf 100 Einwohner kamen 3,57 Geburten. Von den Geborenen wurden 54 509 oder 97,17 % lebend, und 1591 oder 2,83 % todt geboren. Auf 1000 Einwohner kamen 34,7 Lebendgeborene, während erst auf 987 Einwohner 1 Todt⸗ geborener entfiel. Die Lebendgeborenen bestanden aus 28063 Knaben und 26 446 Mädchen; jene machten 51,45, diese 48,55 % aus. Ferner waren 51 681 oder 92,13 % der Geburten ehelich, 4419 oder 7,87 % unehelich. Die Zahl der Geborenen überhaupt war um 1072, die der Lebendgeborenen um 833 geringer, als im Jahre 1881. Diese Abnahme ist keine vereinzelte Erscheinung; nachdem von 1856 an die Geborenen in eine zunehmende Richtung getreten waren, erreichten sie im Jahre 1875 mit 41,7 auf 1000 Einwohner ein relatives, im Jahre 1876 mit 63 203 ein absolutes Maximum; seitdem nahm die Zahl der Geborenen und die Geburtsziffer von Jahr zu Jahr ununter⸗ brochen ab, und es zeigte das Jahr 1882 ein seit 1871 nicht mehr vorgekommenes absolutes Minimum, während es mit 35,7 Geburten auf 1000 Einwohner relativ den niedrigsten Stand seit 1862, dem Jahre der Erleichterung der Niederlassung und Eheschließung erreichte.
Von besonderem Interesse sind die Zahlenverhältnisse der ehe⸗ lichen und unehelichen Geburten zu einander, oder zur Gesammtzahl der Geburten. Mit dem Jahre 1860 trat nach einer Periode der Zunahme eine relative Abnahme der unehelichen Geburten ein, die sich bis 1878 ununterbrochen fortsetzte. Von 17,5 % aller Geborenen im Jahre 1859 fiel dies Verhältniß bis auf 7,29 % im Jahre 1878. Von da ab ist aber eine Wendung eingetreten, indem seither die un⸗ ehelichen Geburten im Verhältniß zu den ehelichen, wenn auch nur wenig, zugenommen haben. Für die absolute Zahl hielt die Abnahme der unehelichen Geburten noch bis zum Jahr 1880 an, in welchem Jahr sie mit 4205 den niedrigsten Stand erreichte. Gleichzeitig nahm aber die Zahl der Geburten überhaupt ab, die der ehelich Geborenen in noch stärkerem Maße, so daß mit der absoluten Abnahme der unehelichen Geburten eine relative Zunahme derselben Hand in Hand ging. Diese Erscheinungen stehen, wie der Bericht konstatirt, ohne Zweifel im ursprünglichen Zusammenhange mit der Abnahme der Eheschließungen, welche seit 1873 im Gange war.
II. Gestorbene. Im Jahre 1882 starbven, exkl. der Todt⸗ geborenen, 38 937 Personen, auf 40,3 Einwohner eine, oder von 1000 Einwohnern 24,8. Von den Gestorbenen waren 19 604 oder 50,35 % männlich, 19 333 oder 49,65 % weiblich. Für die männliche Bevöl⸗ kerung betrug die Sterblichkeit auf 100 2,56, für die weibliche Be⸗ völkerung auf 100 2,40. Unter Zurechnung der Todtgeborenen be⸗ trug im Jahre 1882 die Zahl der Gestorbenen 40 528, auf 1000 Einwohner 25,8 Gestorbene. Nach dem Alter starben im 1. Lebens⸗ jahre (unter 1 Jahr alt) 12 363 Kinder, über 1 Jahr alt 26 574 Personen; die ersteren machten 31,8 %, die letzteren 68,2 % der Ge⸗ storbenen aus. 1¹“
Hiernach war das Alter von 0—4 Jahren mit 43,40 %, dasjenige von 60 Jahren und mehr mit 26,71 % an der Gesammtzahl der Ge⸗ storbenen betheiligt; das Jahrzehnt von 10—19 Jahren lieferte nur 3,16 % dazu, dasjenige von 20 — 29 4,76 %. Von den Kindern des ersten Jahres starben 22,68 %, von denen des zweiten 5,01, von denen des dritten 3,56, im vierten 1,93, im fünften 1,50 %, während von den Kindern von 5—9 (d. h. unter 10) Jahren nur 0,73, von denen von 10—14 Jahren nur 0,30 % dem Tode verfielen. Von da ab stieg die Sterblichkeit in den Altersklassen, bis sie für die über 80⸗ jährigen 29,27 % erreichte, was besagt, daß nahezu ein Drittel der⸗ selben im Laufe des Jahres aus der Reihe der Lebenden aus⸗ geschieden war.
Der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen belief sich im Jahre 1882 auf 15 572 und war geringer, als in irgend einem der letzten zehn Jahre. Immerhin würde dadurch die Bevölkerung um nahezu 1 Prozent zugenommen haben, wenn nicht der Ueberschuß des Wegzugs aus dem Lande über den Zuzug ein erhebliches Gegen⸗ gewicht gebildet hätte.
III. Eheschlüsse. Im Jahre 1882 wurden 10 101 Ehen ge⸗ schlossen, 1 auf 155,5 Einwohner, auf 100 Einwohner 0,64 auf 1000 Einwohner 6,4. Dagegen wurden 9517 Ehen aufgelöst, nämlich 9448 durch den Tod des einen Ehegatten und 69 durch Scheidung. Die Zahl der bestehenden Ehen vermehrte sich also um 584. 8
Die Jahre 1880, 1881 und 1882 weisen seit 1861 (seit der Einführung vollständiger Gewerbe⸗ und Niederlassungsfreiheit) die ge⸗ ringsten Trauungszahlen auf. Auch war der Ueberschuß der Ehe⸗ schlüsse über die Eheauflösungen in diesen Jahren sehr gering, namentlich 1882 geringer als in irgend einem Jahre seit 1856.
Gegen 1880 und 1881 haben indessen die Eheschlüsse im Jahre 1882 um 31 bezw. 73 zugenommen; die Zunahme ist freilich so gering, daß daraus noch nicht auf das Eintreten einer anhaltenden steigenden Bewegung der Trauungszahl mit Bestimmtheit zu schließen ist. Immerhin ist die sinkende Bewegung derselben, welche seit 1873 vor sich ging, zu einem Stillstand gekommen und wird es von der Ge⸗ staltung der wirthschaftlichen Verhältnisse des laufenden und der nächsten Jahre abhängen, ob die Bewegung entschieden in die wachsende Richtung übergeht. 8
Was den Familienstand der Eheschließenden anlangt, so wurde ermittelt: in 8029 Fällen (79,49 % der Eheschlüsse) waren beide Theile ledig, in 206 Fällen (2,04 %) beide Theile verwittwet, in 464 Fällen (4,59 %) der Mann ledig und die Frau Wittwe, in 1366 Fällen (13,52 %) der Mann Wittwer und die Frau ledig, end⸗ lich in 33 Fällen (0,33 %) ein Theil geschieden (in 22 Fällen der Mann, in 11 Fällen die Frau; und zwar 17 Mal M. gesch. Fr. ledig, 5 Mal M. gesch. Fr. Wittwe, 7 Mal Fr. gesch. M. ledig, 4 Mal Fr. gesch. M. Wittwer); in 3 Fällen (0,03 %) waren beide Theile geschieden. In 85 Fällen ging der Mann, in 12 Fällen die Frau eine dritte, in 2 Fällen der Mann, in 1 Fall die Frau eine vierte, in 1 Fall der Mann eine fünfte Ehe ein. “
Im Jahre 1882 wurden in die Staatsangehörigkeit aufgenommen 215, daraus entlassen 3495 Personen; die Zahl der badischen Staats⸗ angehörigen verminderte sich auf diese Weise um 3280 Personen. Die überseeische Auswanderung kann, wie der Bericht konstatirt, für 1882 auf etwa 12 000 Köpfe gerechnet werden. 8
Zur Veranschaulichung der Gestaltung einiger hauptsächlichen Verhältnisse in den einzelnen Bezirken und den 5 größten Städten ist dieser Nummer der statistischen Mittheilung eine graphische Darstel⸗ lung beigegeben, welche die Häufigkeit der Geburten und Sterbefälle, insbesondere auch der Todtgeborenen und der im ersten Jahre ge⸗ storbenen Kinder, sowie die der Eheschließungen im Jahre 1882 für jeden einzelnen Bezirk und für die fünf Städte mit mehr als 20 000 Einwohner leicht erkennen und übersehen läßt.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. H
Verbrechen und Verbrecher in Preußen 1854—1878. Eine kulturgeschichtliche Studie von W. Starke, Geh. Ober⸗Justiz⸗
und
Rath, vortragendem Rath im Justiz⸗Ministerium. Mit zwölf graphi⸗
schen Tafeln. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin (Richard Schoetz), Berlin, Preis 10 ℳ Die Ueberzeugung, daß die öffentliche Meinung in der Beurtheilung der auf strafrechtlichem Gebiete seit 1871 hervor⸗ getretenen Erscheinungen wichtige Gesichtspunkte unbeachtet läßt und dadurch zu einseitigen Auffassungen gelangt ist, hat den Verfasser be⸗ wogen, die Resultate seiner Beobachtungen, welche er während lang⸗ jähriger amtlicher Thätigkeit in verschiedenen Stellungen über das Leben des Volks, sein Verhalten gegenüber dem Strafgese e, die An⸗ wendung des letzteren und die Wirkung des Strafvollzuges an⸗
zustellen Gelegenheit hatte, der Oeffentlichkeit zu übergeben. Es hat bisher in Preußen an einer eigentlichen Kriminalstatistik ge⸗ fehlt. n ze solche, i welcher auf Grund der zur Verfügung stehenden Materialien, ins⸗ besondere der im Justiz⸗Ministerialblatt veröffentlichten statistischen Mittheilungen über
Zahl der in jedem Jahre neu eingeleiteten Untersuchungen mit den Bevölkerungszahlen verglichen und die sich daraus ergebende Be⸗ wegung der Kriminalität des Volkes einer eingehenden Erörterung unterzogen worden ist. Es sind hierbei nicht nur die Hauptgruppen der Verbrechen und Vergehen, der Uebertretungen und der Holzdiebstähle — diese umfassen mehr als die Hälfte der jährlich neu ein⸗ geleiteten Untersuchungen — sondern auch die einzelnen Gattungen und Arten der Verbrechen und Vergehen berücksichtigt worden. Der Darstellung der letzteren hat der Verfasser eine Haupttabelle zu Grunde gelegt, welche in jeder Spalte für die Jahrgänge von 1854 — 1878 die absoluten Zahlen der neuen Untersuchungen und, soweit dies nöthig schien, daneben die durch Berechnung auf die Einwohnerzahl des be⸗ treffenden Jahrgangs ermittelten Relativzahlen angiebt, und folgende Deliktsarten umfaßt: Hochverrath, Landesverrath, Beleidigung des Landesherrn ꝛc., feindselige Handlungen gegen befreundete Staaten, Verbrechen und Vergehen in Bezug auf die Ausübung der staatsbürgerlichen Rechte, Widerstand gegen die Staats⸗ gewalt, Verbrechen und Vergehen wider die öffentliche
Ordnung, Münzverbrechen und Vergehen, Meineid, falsche Anschuldi⸗
gung, Vergehen, welche sich auf die Religion beziehen, Verbrechen und
Vergehen in Beziehung auf den Personenstand, Verbrechen und Ver⸗- gehen gegen die Sittlichkeit, Beleidigung, Verbrechen und Vergehen
gegen das Leben (mit mehreren Unterabtheilungen), Körperverletzungen, Verbrechen und Vergehen wider die persönliche Freiheit, Diebstahl (exklusive des eigentlichen Holzdiebstahls), Unterschlagung, Raub, Ec⸗ pressung, Hehlerei und Begünstigung, Betrug, Untreue, Urkunden⸗ fälschung, Bankerutt bezw. betrüglicher Bankerutt, strafbarer Eigen⸗ nutz, Sachbeschädigung, gemeingefährliche Verbrechen und Vergehen
(mit einigen Unterabtheilungen), Verbrechen und Vergehen im Amte, vierter und fernerer Holzdiebstahl, Verbrechen und Vergehen gegen die Post⸗, Steuer⸗, und Zollgesetze, andere Verbrechen und Vergehen, auf welche besondere Strafgesetze Anwendung finden. Die Erläuterungen zu den statistischen Tabellen werden durch graphische Darstellungen unterstützt, welche zeigen, inwiefern bei jeder dargestellten Hauptgruppe oder einzelnen Deliktsart das Zahlenverhältniß zwischen der Zahl der neu eingeleiteten Untersuchungen und der Beoölkerungszahl sich gleich ge⸗- blieben ist oder nicht. — Sein Hauptaugenmerk hat der Verfasser
auf die Ermittelung der Ursachen gerichtet, welche für die Bewegung des Verbrecherthums maßgebend gewesen sind. Kaum je haben ir
dem kurzen Zeitraum eines Menschenlebens so viele gewaltige Faktoren auf das Leben des deutschen Volkes eingewirkt wie in der Zeit von 1848 — 1878, welche bei diesen Untersuchungen zu berücksichtigen war. Eine vollständige Umgestaltung der Rechtspflege und der Polizei, eine außergewöhnlich starke Vermehrung und Verdichtung der Bevölkerung, eine gewaltige Entwickelung der Industrie bei wiederholten Nothstän⸗
den, welche durch Theuerung der nothwendigsten Lebensmittel und
Epidemien hervorgerufen wurden, — die Entwickelung des Weltver⸗ kehrs und Welthandels, blutige Kriege, welche das ganze Volk
in allen seinen Schichten berührten, eine schwere volks⸗ wirthschaftliche Krisis, endlich zu gleicher Zeit der Eintritt des Volkss in die Ausübung politischer Rechte und an diese sich anlehnend eine tief eingreifende sozialistische Bewegung haben eine wesentliche Ein⸗- wirkung auf die Gestaltung des Volkslebens in guter wie in schlechter Richtung, mithin auch auf die Bewegung des Verbrecherthums aus⸗- geübt. In musterhafter Darstellung ist der Einfluß dieser und ande⸗
rer Faktoren auf die Kriminalität des Volkes hinsichtlich der Haupt⸗ gruppen der Verbrechen ꝛc. bezw. der einzelnen Deliktsarten nachgewiesen worden. Von hohem Interesse sind hierbei die graphischen Darstellungen, welche die gewonnenen Resultate in glücklicher Weise veranschaulichen. —
Der Inhalt des Werks ist in folgende Hauptabschnitte gegliedert:
Einleitung (S. 1— 7), Begrenzung des Beobachtungsfeldes (7—13), das statistische Material (13— 28), die Hauptgruppen der kriminell strafbaren Handlungen (29 — 41), die Umgestaltung des Volkslebens, ihre Einwirkung auf die Kriminalität und die Erkennbarkeit der letzteren aus den statistischen Nachweisungen über die Strafrechtspflege (42 — 88), die einzelnen Gattungen und Arten der kriminell straf⸗ baren Handlungen (89 — 202), die Angeklagten nach ihren persönlichen Ver hältnissen (202 — 231), Rückblicke und Schlußfolgerungen (232 — 240). — In territorialer Beziehung mußte das Werk auf die Provinzen Preußen (Ost⸗ und Westpreußen), Posen, Schlesien, Pommern, Bran⸗ denburg, Sachsen, Westfalen und Rheinland beschränkt werden, da für die Provinzen Schleswig⸗Holstein, Hannover und Hessen⸗Nassau ein ausreichendes Material nicht zur Verfügung stand. Es wird indessen angenommen werden dürfen, daß die für die alten Landes⸗ theile hervorgetretenen Resultate, sich auch in den neuen Landestheilen, wenn für sie statistisches Material vorliege, ergeben haben würden. — Das Werk, welches für die Methode der Kriminalstatistik zum Theil neue Gesichtspunkte eröffnet und Resultate von hohem Werthe aufweist, darf die höchste Beachtung der Staatsmänner, Juristen und sonstigen Fachmänner beanspruchen und wird Allen, welche sich dem Studium desselben unterziehen, eine Fülle von Anregungen und Be⸗ lehrungen bieten. Schließlich sei noch erwähnt, daß der Verfasser dasselbe als eine Privatarbeit bezeichnet, für deren Inhalt er allein die Verantwortung zu tragen habe. b — Der Buchhändler und Antiquar Joseph Jolowicz in Posen hat den Katalog seines antiquarischen Bücherlagers Nr. 60: „Klassische Philologie“ ausgegeben. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 2754 Schriften, von denen 1715 Nummern Ausgaben der alten griechischen Schriftsteller nebst Uebersetzungen und Er⸗- läuterungschriften, 1039 aber Ausgaben der alten römischen Schrift steller mit Uebersetzungen und Erläuterungsschriften verzeichnen. Unter den in diesem Kataloge aufgeführten Werken, die zum Theil die nachgelassenen Bibliotheken der weil. Professoren am Königlichen Friedrich Wilhelms⸗Gymnasiums in Posen Tiesler und Müller bil⸗ deten, befindet sich eine Menge wichtiger und werthvoller Bücher. Gewerbe und Handel. Frankfurta. M., 1. Dezember. (Oelbericht von Wirth & Co.) Die ersehnte Besserung des amerikanischen Petroleum⸗ marktes ist im Laufe des verflossenen Monats eingetreten, und die Börsen erfreuen sich wieder steigender Tendenz. Es war das vorher zusehen, da der enorme Konsum während der dunklen Winter monate eine allgemeine Abnahme der Vorräthe bewirkt und die Nachrichten aus den Produktionsgebieten schon lange einen fühl⸗ baren Rückgang der Ausbeute konstatiren. — Die berühmten Howe & Porcupine Wells, die so erstaunliche Quantitäten zu Tage geför⸗ dert hatten, lassen jetzt auch nach und theilen, wie dies nie anders erwartet werden konnte, das Schicksal aller Oelquellen. Privattelegramme melden fortgesetztes Sinken der Produktion. Die Preise bewegen sich für Crude in steigender Richtung zwischen 1,10 C. bis 1,16 C. Die letzten Kabeldepeschen lauten für Crude 117, Refined 8 ¾. Glücklicherweise folgen wir in Europa nicht willen⸗ los den Schwankungen des amerikanischen Marktes; die bedeutenden Lager, welche hier aufgestapelt liegen, schützen uns vor Ueberrumpe-⸗ lung. — Einstweilen ist die Konkurrenz des cis⸗atlantischen Petro- leums noch in keiner Weise fühlbar, außer in Rußland, wo das ameri⸗ kanische Oel wohl ganz verdrängt sein dürfte. Ob unsere deutsche Oelindustrie sich noch zu thatsächlicher Konkurrenz wird aufschwingen können, läßt sich bislang noch nicht ermessen; die letzten Berichte über Tiefbohrungen bei Oelheim lauten günstig und konstatiren einen größeren Oelreichthum, als bisher angenommen werden durfte; wie sich aber die Ausbeute gestalten wird, läßt sich nicht absehen. Amerikanische Lubricatingöle halten in den bessern Qualitäten fest auf Preis; leider wird viel minderwerthige Waare an den Markt gebracht und zu geriangen reisen verkauft. — Farblose Oele sind nur wenige in guter Lreisens am Markte und stehen hoch im Preise; geringe Waare wird auch hierin vielfach als Ersatz einzuführen versucht. London, 30. November. (W. T. B.) Bei der gestern ab⸗ gehaltenen Wollauktion waren Preise fstest.
Der Verfasser bietet in dem vorliegenden Werk eine solche, in
die Geschäftsverwaltung der Justizbehörden, welche er aus den Akten des Justiz⸗Ministeriums ergänzen durfte, die