landwirthschaftliche Gewerbe in seiner prosperirendsten Lage. Wer ein richtiges Urtheil über dieses Gewerbe bekommen wolle, der müsse sich an die Berichte der Landes⸗Oekonomie⸗ kollegien wenden. Aus denselben ergebe sich, daß die Land⸗ wirthschaft allerdings Anlaß zu ganz erheblichen Klagen habe. Hauptsächlich seien es drei Punkte, gegen welche dieselben fast in allen Provinzen gerichtet seien: 1) gegen die Reihe von Mittel⸗ und schlechten Ernten der letzten Jahre; 2) gegen das Mißverhältniß zwischen Produktion und Produktionskosten; 3) gegen die steigenden Armen⸗ und Schullasten. Zum Schlusse wendete sich der Minister noch gegen den Vorschlag, die Domänen zu parzelliren, der weder zweckmäßig sei, noch dauernde wirthschaftliche Vortheile verspreche.
Der Abg. von Meyer (Arnswalde) sprach gegen die Ausführungen des Abg. Rickert. Es sei ungerechtfertigt, aus den höheren Pachtzinsen für Domänen einen Schluß auf die Lage der Landwirthschaft ziehen zu wollen. Man vergesse dabei, daß der Werth des Geldes seit 1850 erheblich herab⸗ gegangen, und trotz dieser notorischen Entwerthung des Geldes selbst der Pachtzins für einige Domänen herabge⸗ gangen sei. Eine Steigerung des Pachtzinses mache sich nur in den Provinzen, die Rübenzucker fabrizirten, bemerklich. Leider sei der Zuckerrübenbau an einzelnen Stellen bereits zu einem Zuckerrübenschwindel geworden.
Der Abg. Quadt nahm die Fortschrittspartei gegen die Vorwürfe in Schutz, als ob ihr ein Haupttheil der Schuld an der schlechten Lage der Landwirthschaft beizumessen sei. Der Aufruf der Freihandelspartei sei von keinem einzigen Mit⸗ glied der Fortschrittspartei unterzeichnet worden. Die Steige⸗ rung der Kommunallasten müsse auch er als drückend hin⸗ stellen. Dieselbe erkläre im Osten sich vielfach daraus, daß hier Kosten für Bau und Unterhaltung der Landstraßen den Kommunen zur Last gelegt, während im Westen die⸗ selben vom Staate getragen würden. Doch dürfe man nicht vergessen, daß die Landwirthschaft am allerwenigsten Grund habe, sich über diese Lasten zu beklagen, da sie den meisten Nutzen aus jenem Straßenbau ziehe.
Der Abg. von Hülsen hob hervor, daß die Lage der Landwirthschaft allerdings dazu angethan sei, die Hülfe der Staats⸗ und Volksvertretung herauszufordern. Wenn die Rechte diesen Klagen Ausdruck verleihe, so unterlasse sie es doch auch nie, die Mittel, welche dem Uebelstand abhelfen könnten, in Vorschlag zu bringen.
Der Abg. Rickert bekämpfte einzelne Auslassungen des Herrn Ministers und der Vorredner. Es habe ihm fern gelegen, aus dem Nachweis über den Ausfall der Domänen⸗ verpachtungen allein einen Schluß auf die Lage der Land⸗ wirthschaft zu ziehen.
Bei Schluß des Blatts erhielt der Abg. Frhr. von Minni⸗ gerode das Wort.
— Nach Mittheilungen aus Italien sind folgende Sub⸗ missionen ausgeschrieben worden:
1) von dem Verwaltungsrath der Central⸗Militär⸗ Apotheke zu Turin für den 14. Dezember d. J. bis 10 Uhr Vormittags eine Submission auf Lieferung der für das Etatsjahr 1884/85 erforderlichen Medikamente nach einem an Ort und Stelle einzusehenden Verzeichniß, im Taxwerth von 350 000 — 525 000 Lire (Kaution 43 750 Lire),
2) von der Königlich italienischen Präfektur zu Modena für den 14. Dezember d. J. bis 12 Uhr Mittags eine Sub⸗ mission auf Lieferung von Wollstoffen für die Strafanstalt zu Saliceta San Giuliano bei Modena.
Die näheren Bedingungen liegen in italienischer Sprache in unserem Expeditionsbureau zur Einsicht aus.
— Bei dem Vertragsabschluß über einen Hausverkauf mit geringer Preisanzahlung berechtigt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 15. Oktober d. J., die sodann bekannt gewordene Thatsache, daß Käufer das gekaufte Haus in ungehöriger Weise als Miethsobjekt aus⸗ nutzen und auf diese Art devastiren will, und daß so die Sicherheit der für den Verkäufer eingetragenen Restkaufgelder gefährdet werden könne, den Verkäufer nicht zum Rücktritt vom Vertrage.
— Der Tarif, nach welchem die Abgaben für Be⸗ nutzung des Hafens zu Neuland, Amts Freiburg, zu entrichten, sind ist, unterm 29. November d. J. festgestellt worden.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Pape in Herford, Dr. Potthast in Lügde, Dr. Duetschke als Ass.⸗Arzt 2. Kl. in Verden, Schmidt in Drochtersen, Dr. Callmeyer in Badbergen, Dr. Hesseling in Nieukork und Dr. Huentemann in Miehlen.
— S. M. Kbt. „Nautilus“, 4 Geschütze, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Aschenborn, ist am 17. November cr. in Madeira eingetroffen.
— Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Albatroß“ 3./10. Montevideo 16./10 — 16./10. Buenos Ayres 17./10. Riachuelo. (Poststation: Valparaiso [Chili].) S. M. S. „Freya“ 22./10. Barbados 23./10. — nach Port au Prince. (Poststation: St. Thomas [Westindien)). S. M. Knbt. „Hyäne“ 26./8. Sidney. — Letzte Nachricht von dort 26./10. (Poststation: Sidney [Australien].) S. M. Knbt. „Iltis“ 1./10. Canton. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. S. „Leipzig“ 25./9. Nagasaki. (Poststation: Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 4./11. Syra 5./11. — 8./11. La Valetta (Malta) 11./11. — 15./11. Genua 19./11. — 22./11. Grao (Valencia). (Poststation: Valencia [Spanien].) S. M. S. „Marie“ 25./9. Montevideo. — Beabsichtigte am 10./10. nach Valparaiso zu gehen. (Post⸗ station: Panama.) S. M. Knbt. „Nautilus“ 30./10. Ply⸗ mouth 3./11. (Poststation: bis 11./12. Kapstadt, vom 12./12. ab Singapore). S. M. S. „Olga“ 25./10. Trinidad 3./11. — nach Porto Cabello. (Poststation: Havanna [CubaJl.) S. M. S. „Prinz Adalbert“ 13./11. Genua 19. 11.— 22/11. Grao 24./11.— 25./11. Cartagena. (Poststation: Valencia [Spanien].) S. M. S. „Sop ie“ 13/11. Genua 19./11. — 22./11. Grao (Valencia) 24./11. — 25./11. Cartagena. (Poststation: Valencia [Spa⸗ nien].) S. M. S. „Stein“ 16./11. Singapore 17./11. — Heimreise. (Poststation: Port Sard.) S. M. S. „Stosch“ 6./9. Hongkong. — Letzte Nachricht von dort 4./11. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 4./9. Kung⸗kung⸗ tau. — Chefoo 1./10. — 4.710. Tientsin. (Poststation: Hongkon gz.)
Görlitz, 29. November.
- . Nove Durch den Landeshauptmann Erafen von Fürstenstein wurde am Dienstag,
Vormittags
10 Uhr, im hiesigen Ständehause der diesjährige Ko munal⸗Landtag des preußischen Markgrafenthums Oberlausitz eröffnet. Der Landeshauptmann begrüßte zu⸗ nächst Namens des Landtages den anwesenden Ober⸗Präsidenten von Seydewitz und erstattete darauf seinen Jahresbericht, welcher sich über die Verwaltung und den gedeihlichen Fortschritt aller ständischen Institute in sehr erfreulicher Weise aussprechen konnte. Die Wahlperiode des Landeshauptmanns läusft mit diesem Jahre ab. Bei der daher erforderlichen Neuwahl wurde Graf von Fürstenstein auf eine weitere zweijährige Wahlperiode per Akklamation wiedergewählt. Die Direktion der landständischen Sparkasse erstattete einen ausführlichen Geschäftsbericht, aus welchem mit Genugthung konstatirt werden konnte, daß sich auch im Vorjahre die Einlagen wieder erheblich vermehrt haben. Nach Vertheilung der Mitglieder des Landtages in drei: Ausschüsse desselben wurde die Plenarsitzung nach 12 Uhr geschlossen. Im Laufe des Nachmittags hatten einige land⸗ ständische Deputationen Sitzungen. Gestern hielten die Aus⸗ schüsse ihre Sitzungen ab.
In der heutigen zweiten Plenarsitzung des Oberlausitzer
Kommunal⸗Landtages wurde über Revision der Rechnungen für das Jahr 1882 Bericht erstattet und Decharge für die Verwaltungen ertheilt. Es wurde ferner der Etat der Land⸗ steuerkasse für die Jahre 1884 bis 1888 festgestellt. Hierauf gelangte der Verwaltungsbericht des Kuratoriums der Kom⸗ munalständischen Bank zum Vortrag. Es wurde zur weiteren Einlösung verfallener Banknoten eine Summe zur Disposition gest’lt und der Geschäftsunkosten⸗Etat pro 1884 festgestellt. Der Bericht konstatirt wiederum günstige Ergebnisse der Bank⸗ verwaltung. Auch die Direktion der Oberlausitzer Hülfskasse erstattete Bericht. Aus verschiedenen zur Verfügung stehenden Fonds wurden erhebliche Bewilligungen zu allgemeinen wohl⸗ thätigen und gemeinnützigen Zwecken ausgesprochen. Nament⸗ lich gewährten hierzu die Revenüen der Hülfskasse ca. 3000 ℳ, die Zinsen des Fonds zu milden Zwecken 1900 ℳ, die Zinsen des Reservefonds der Sparkasse 5000 ℳ, die Zinsen einer gräflich Löben'schen Stiftung 5650 ℳ — Auch die Vertreter der Landstädte und Landgemeinden bewilligten aus den Zinsen eines ihnen allein zustehenden Fonds ca. 1900 ℳ zu gleichen Zwecken. Außerdem wurden verschiedene auf die Verwaltung bezügliche Beschlüsse gefaßt. — 30. November. In der gestrigen (3.) Plenar⸗ sitzung des Kommunal⸗Landtages wurden die Verwaltungs⸗ berichte des Waisenhaus⸗Kuratoriums, der General⸗Direktion des Ober⸗ und Niederlausitzer Kredit⸗Instituts, sowie des Kuratoriums des Unterstützungsfonds für emeritirte evangelische Geistliche und für Wittwen und Waisen verstorbener evange⸗ lischer Geistlichen vorgetragen, die Etats für das Waisenhaus und für den Oberlausitzer Schulfonds festgestellt und einige, auf die Verwaltung bezügliche Beschlüsse gefaßt. Einige Unterstützungen und Beihülfen zu gemeinnützigen Zwecken wurden bewilligt. Für die Errichtung einer Arbeiter⸗Kolonie (nach dem Muster von Wilhelmsdorf bei Bielefeld) wurde ein Darlehn bewilligt, dessen Höhe davon abhängt, ob eine solche Anstalt innerhalb der preußischen Oberlausitz oder außerhalb derselben, jedoch in deren Nähe, errichtet wird. Schließlich genehmigte der Landtag, daß zu den Kosten des vorjährigen schlesischen Kaiserfestes die Oberlausitz 1¼18 beitrage.
— 1. Dezember. Heute fand die 4. und letzte Sitzung des Oberlausitzer Kommunal⸗Landtages statt. Zunächst wurden in 11 verschiedene Direktionen, Kuratorien, Deputationen und Ausschüsse die erforderlichen Wahlen bewirkt, und zwar erfolgte größtentheils Wiederwahl, Neuwahl nur da, wo solche nothwendig war. Sodann gelangten aus 17 Stiftungen eine größere Anzahl von Stipendien und Stiftungsgenüssen zur Verleihung. Nachdem die Geschäfte des Landtages erledigt waren, schloß der Landeshauptmann und Landesälteste Graf von Fürstenstein denselben in der üblichen Weise mit dem Wunsche, daß die gefaßten Beschlüsse zum Segen der Ober⸗ lausitz gereichen möchten, und mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung dreimal begeistert einstimmte.
Baden. Karlsruhe, 30. November. (Karlsr. Ztg.) Heute Nachmittag 5 ¼ Uhr sind Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin zu dauerndem Aufenthalt in Karlsruhe wieder eingetroffen.
Die Nachrichten aus Stockholm über das Befinden des Herzogs von Schoonen lauten günstig. Die Aerzte sind mit dem Zustande des Kindes recht zufrieden und erklären denselben für gefahrlos.
Anhalt. Dessau, 30. November. (A. St.⸗A.) Der Herzog ist heute wieder hier eingetroffen.
— 3. Dezember. (W. T. B.) Bei der heutigen Er⸗ öffnung der Sitzungen des Landtages erklärte der Minister von Krosigk: Von dem Verkauf der Leopoldshaller Werke sei Abstand genommen worden. Ein neuer Direktor würde in einigen Wochen mit der Ab⸗ teufung des neuen Schachtes beginnen. Um den Ausfall zu decken, müßte die Regierung dafür sorgen, daß ein Theil des bei der Fabrikation erzielten Gewinnes der Staatskasse zu⸗ fließe. Eine Erhöhung der Steuern sei in Aussicht genommen. Die erlittene Niederlage sei als kein großes Unglück zu be⸗ trachten. — Morgen findet die erste Lesung der bezüglichen Vorlage statt.
Reuß ä. L. Greiz, 29. November. (Lpz. Ztg.) Nach⸗ dem am gestrigen Tage der wieder zusammengetretene, seit dem 6. Februar d. J. vertagt gewesene Landtag in die 17. öffentliche Sitzung eingetreten war, hieß denselben der Regierungs⸗Präsident, Wirkliche Geheime Rath Faber im Namen des Fürsten willkommen und überreichte Namens der Regierung u. A. folgende Vorlagen: Gesetz, einen Nachtrag zum Gesetz vom 1. März 1883 wegen verschiedener seither von Geistlichen, Kirchendienern und Kirchkassen bezogener Gebühren und Abgaben betreffend; Gesetz, die Errich⸗ tung einer neuen Behörde für die in erster Instanz auszuübende staatliche Beaufsichtigung der städtischen Gemeinde⸗ verwaltung betr.; Gesetz, gewisse Abänderungen der Gemeinde⸗ ordnung vom 25. Januar 1871 betr.; Gesetz, Ausführungs⸗ bestimmungen zu dem Gesetz, eine weitere Abänderung der Reichs⸗Gewerbeordnung betr.; Schreiben, den Beitrag des Fürstenthums Reuß ä. L. zu den Kosten der Inventarisirung der Kunstdenkmäler Thüringens betr. Die Vorlagen 18 bis 20 und 22 wurden zur Vorberathung an die sog. Gesetz⸗ ebungs⸗Kommission überwiesen, die übrigen Vorlagen der Plenarberathung vorbehalten. Nach Schluß dieser öffentlichen Sitzung trat das Haus zu einer von Seiten der Fürstlichen Regierung erbetenen vertraulichen Sitzung zusammen.
In der heutigen Sitzung wurden die Vorlagen 22 und 24 unverändert angenommen und eine vom hiesigen Ge⸗
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meindevorstande eingebrachte Petition, betr. die Bildung eines Landesausschusses, an eine aus fünf Mitgliedern bestehende sog. Petitionskommission zur Vorberathung überwiesen. Auch nach Schluß dieser öffentlichen Sitzung trat das Haus zu einer weiteren geheimen Sitzung zusammen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 30. November. Die „Elsaß⸗Lothr. Ztg.“ schreibt: Die neuerdings durch die Presse gehende und namentlich vom „Frankf. ZJourn.“ verbreitete Nachricht, daß diejenigen Regimenter, welchen vorzugsweise elsaß⸗lothringische Rekruten zugetheilt sind, Garnison hier im Lande nehmen sollen, erweist sich für jeden, unserer Heereseinrichtungen irgend Kundigen von vorn herein als unhaltbar. Es bliebe nur die Frage übrig, ob eine Ver⸗ legung der im Jahre 1881 neu errichteten 8 preußischen Infanterie⸗Regimenter, welche bestimmt sind, in Zukunft die Pro⸗ vinzial⸗Regimenter von Elsaß⸗Lothringen zu sein, in die Reichslande beabsichtigt werde. Wie wir auf Erkundigung an zuständiger Stelle erfahren, steht eine solche Maßnahme bisher nirgend in Aussicht. Nur die beiden Regimenter Nr. 98 und 130 rücken nach Metz als Ersatz für die Regi⸗ menter Nr. 29 und 45, welche die dortige Garnison zum 1. April n. J. verlassen. Eine Einstellung von elsaß⸗lothrin⸗ gischen Rekruten in die Regimenter Nr. 98 und 130 wird in irgend größerem Umfange für die nächsten Jahre gleich⸗ falls noch nicht in Aussicht zu nehmen sein.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 30. November. (W. T. B.) Die „Budapester Correspondenz“ meldet: Der Kaiser ernannte den Raaber Obergespan, Grafen Khuen⸗Hedervary zum kroatischen Banus. 1
Pest, 1. Dezember. (Wien. Ztg.) Die „Ungarische Post“ meldet aus Agram: Nach der Veröffentlichung der Ernennun⸗ gen des Banus und des Ministers für Kroatien werden die Vorbereitungen zur Einberufung des Landtages sofort in Angriff genommen werden und dürfte derselbe zwischen dem 10. und 14. Dezember zusammentreten.
Der vom Finanz⸗Minister eingereichte Gesetzentwurf über die Indemnität für das erste Quartal 1884 wurde dem Finanzausschuß überwiesen.
Schweiz. Zürich, 3. Dezember. (W. T. B.) Durch die gestern stattgefundene Volksabstimmung wurde die beantragte amtliche obligatorische Inventarisation bei Todesfällen mit 33 000 gegen 14 000 Stimmen verworfen.
Großbritannien und Irland. London, 2. De⸗ zember. (W. T. B.) Der Staatssekretär des Krieges, Lord Hartington, hielt gestern in Accrington eine Ansprache an seine Wähler, in welcher er hervorhob, daß das gute Einvernehmen Englands mit Frankreich ungestört sei. England habe mit keiner europäischen Macht eine Separat⸗Allianz abgeschlossen; die Beziehungen Englands mit Deutschland seien durchaus herz⸗ liche und freundschaftliche. Erst vor einigen Tagen habe Deutschland der englischen Regierung seine Bereitwilligkeit ausgesprochen, gemeinschaftlich für den Schutz deutscher und englischer Unterthanen in China zu sorgen, wenn dies in Zu⸗ kunft erforderlich werden sollte.
Der Prozeß gegen O'Donnel wurde gestern Abend beendigt; der Gerichtshof sprach O'Donnel der Ermordung Carrey's schuldig und verurtheilte denselben zum Tode.
Portsmouth, 3. Dezember. (W. T. B.) Zur Ver⸗ stärkung der britischen Stationen in China wird der Transportdampfer „Hankow“ mit 900 Mann Infanterie, Geschützen und anderem Kriegsmaterial demnächst von hier abgehen.
Frankreich. Paris, 1. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung, ent⸗ sprechend dem Vorschlage des Finanz⸗Ministers, die Amortisationssumme von 100 Millionen beibehalten und die von der Kommission vorgeschlagene Reduktion auf 60 Mil⸗ lionen abgelehnt. Die übrigen Kapitel des Finanzbudgets wurden ohne Debatte genehmigt. — Léon Renault verlas sodann den von ihm erstatteten Bericht der Tongking⸗ kommission, der sich für die Bewilligung des geforderten Kredits ausspricht. Der Bericht konstatirt ferner, daß das Engagement in Tongking mit unzureichenden Mitteln begonnen worden, wodurch der Feind ermuthigt und China angereizt worden sei, zu interveniren. Man solle eine Basis für eine zufriedenstellende Transaktion mit China zu gewinnen suchen, um den Konflikt zu vermeiden, aber inzwischen Ver⸗ stärkungen absenden, um allen Eventualitäten gegenüber ge⸗ rüstet zu sein. Die Berathung der Tongking⸗Kreditvorlage wurde auf den nächsten Freitag festgesezt. Das Gelbbuch wird am Mittwoch zur Vertheilung gelangen. — Ein Gesetz⸗ entwurf behufs Legung eines Kabels zwischen Saigun und Tongking wurde heute in der Kammer vertheilt.
Der Regierung ist bis jetzt noch keine Bestätigung über die von dem „New⸗York Herald“ gemeldete Räumung Sontays und Bacninhs durch die Chinesen zugegangen.
— 1. Dezember, Nachmittags. (W. T. B.) Nachdem die administrativen und militärischen Machtbefugnisse nunmehr in der Hand des Admirals Courbet vereinigt sind, hat die Regierung den bisherigen Civilkommissar Harmand er⸗ mächtigt, nach Frankreich zurückzukehren und daselbst einige Zeit im Urlaub zuzubringen.
Der ehemalige rumänische Minister des Auswärtigen, Boëresco, ist gestorben.
— 2. Dezember, Abends. (W. T. B.) Bis heute Nach⸗ mittag waren der Regierung keine neuen Nachrichten aus Tongking zugegangen.
Wie der „Temps“ meldet, hat der Kriegs⸗Minister, von dem ersten Versuch mit dem Repetirgewehr befriedigt, beschlossen, in einigen Regimentern mehrere Züge mit diesem Gewehre zu bewaffnen, um vor einer definitiven Beschluß⸗ fassung noch zahlreiche Versuche mit demselben anzustellen.
— 3. Dezember. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet unterm 27. November aus Haiphong, daß in Folge der Vorgänge von Haidzuong daselbst der Belagerungs⸗ zustand erklärt worden sei. Die Mandarinen in Kuangyen und Haidzuong sind des Einverständnisses mit den chinesischen Banden überfüͤhrt und festgenommen worden. Die Wieder⸗ aufnahme der militärischen Operationen der Franzosen ist bevorstehend, der Gesundheitszustand der Truppen vortrefklich.
Spanien. Madrid, 1. Dezember. (W. T. B.) Dem gestrigen Hofball wohnten Se. Majestät der König in preußischer Ulanen⸗Uniform, Se. Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit der Kronprinz in der Uniform Seines
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vommerschen Kürassier⸗Kegiments bei. Se. Kaiserliche *
führte Ihre Majestät die Königin Christine, Aller⸗ höchst we che in himmelblauer Toilette erschien, der König Ihre Majestät die Königin Isabella. Die Infantinnen, die Hof⸗ staaten und das beiderseitige militärische Gefolge schlossen sich an. Die bohen Herrschaften eröffneten den Tanz durch eine Quadrille zu 8 Paaren, in welcher der Kronprinz mit der Königin Christine, der König mit der Königin Isabella tanzte. Nachdem der Kronprinz noch mehrere Rundtänze gemacht hatte, wurde für die Königliche Familie das Souper servirt, während für die andere Gesellschaft in den langen mit Gobelins verzierten Galerien Buffets bereit standen. Das Fest erreichte um 3 Uhr in Ende. sein Endl. De 2mber, Abende. (W. T. B.) Der König hat dem Kronprinzen gestern den Großcordon des Militär⸗ ordens vom heiligen Ferdinand verliehen. Auf dem gestrigen Hofballe hatte der Kronprinz den Orden bereits angelegt. — 2. Dezember. (W. T. B.) Der Kronprinz machte gestern einen Ausflug nach Pardo, dem Landsitz des Königs. Am Abend wohnte der Kronprinz der Vorstellung in der Oper, die eine öffentliche war, bei. Als derselbe mit der Königlichen Familie in der Loge erschien, wurde Se. Kaiser⸗ liche Hoheit von den sehr zahlreich anwesenden Zuschauern, welche sich von ihren Sitzen erhoben, mit einer lebhaften Ovation begrüßt, während die Musik den deutschen Kaisermarsch spielte. Der Schluß der Vorstellung, welcher gegen 1 Uhr erfolgte, bot von Neuem Anlaß zu einer enthusiastischen Kundgebung für den Kronprinzen. Höchstderselbe hatte das Band des Großcordons des Militärordens vom h. Ferdinand angelegt, während Se. Majestät der König Alfons das Band des Schwarzen Adler⸗Ordens trug. 1 1 Heute Vormittag wird der Kronprinz dem Gottesdienst in der Kapelle der englischen Gesandtschaft beiwohnen und mit dem König einer ““ zum Dejeuner in der eng⸗ is Besandtschaft folgen. “ Hezember. Ats nds. (W. T. B.) Der Kronprinz be⸗ sichtigte heute Nachmittag die Königlichen Marställe. Abends findet im Rathhause das von Seiten der Stadt veranstaltete Fest statt. Für morgen ist die Jagd in Casa Campo und für Dienstag ein Ausflug nach dem Escurial in Aussicht genommen. Am Mittwoch wird der Kronprinz einer Felddienstübung der Truppen der Garnison beiwohnen. 1 — 2. Dezember, Abends. (W. T. B.) Se. Majestät der König hat das Geburtstagsglückwunsch⸗Telegramm Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm mit einem Tele⸗ gramm beantwortet, in welchem der König Alfons für die Ihm erwiesene Aufmerksamkeit und für die Ihm zum Ge⸗ schenk gemachte Statue des Großen Kurfürsten Seinen herz⸗ lichsten Dank ausspricht und den Gefühlen der Huldigung, Ehrerbietung und Ergebenheit Ausdruck giebt, von welchen Er für den Kaiser beseelt sei, der Ihm so viele Beweise Sei⸗ ner Sympathie gegeben habe. 8 Zu b gaehs zu Ehren des Kronprinzen im Stadthause stattfindenden musikalischen Soirée hat die Muni⸗ zipalität von Madrid mehrere Säle mit verschwenderischer
Pracht einrichten lassen. (W. T. B.) Das von der
— 3. Dezember, früh. b 3 vo
Munizipalität im Stadthause veranstaltete Fest ver⸗ lief sehr glänzend. Das Stadthaus war von Außen tages⸗ hell erleuchtet, und im Innern strahlte elektrisches Licht. Alle Räume waren überfüllt; der König, die Mitglieder der König⸗
Beduinenstämme in der Umgegend von Kassala sollen ebenfalls revoltirt haben. 1
— 3. Dezember. (Telegramm des „Reuterschen Bureaus“.) Die egyptische Regierung hat die Mitwirkung des eng⸗ lischen Kabinets nachgesucht, um von der Pforte die Erlaubniß zu erhalten, kürkische Rekruten nach dem Sudan einstellen zu dürfen. England hat noch nicht geant⸗ wortet, sondern einstweilen nur Auskunft verlangt, ob die Rekruten von europäischen Offizieren befehligt werden sollen.
Zeitungsstimmen.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ ent⸗ hält folgenden Artikel: b H Die gegenwärtige Stärke unserer übersecischen Auswanderung giebt bekanntlich den Gegnern der Regierung fortwährend Stoff zu der Behauptung, daß die Leute massenhaft das Vaterland verlassen, um sich dem Drucke der modernen Wirthschaftspolitik zu entziehen; ob die Anschwellung der Auswanderung im Anfang der 70er Jahre eine Flucht vor dem liberalen Wirthschaftssystem bedeutete, wird dabei natürlich nicht gesagt. “ “ 8 Daß die starke Auswanderung eine unerfreuliche Erscheinung ist, zumal sich an ihr die höheren, weniger arbeitskräftigen Altersklassen verhältnißmäßig schwach betheiligen, bestreiten wir keines und wenn dieselbe auch im laufenden Jahre gegen das Vorjahr wieder etwas nachgelassen hat (1881 wanderten nach amtlichen Ausweisen aus: 210 547, im Jahre 1882: 193 687 Personen), so erscheint eine Zahl von ca. 180 000 Auswanderern, die, nach den bisher veroffent⸗ lichten Nachweisen zu schließen, sich wohl auch für das Jahr 1883 ergeben wird, immerhin recht hoch. Wie steht es denn aber damit in anderen europäischen Staaten; sind diese, bei einer unseren politi⸗ schen Gegnern wohlgefälligeren Wirthschaftspolitik, denn besser oder vielleicht gar noch übler daran? “ . Zur ziffermäßigen Beantwortung dieser Frage giebt uns eine soeben erschienene stalienische Beröffentlichung (Statistica dell’ emi- grazione italiana all' Estero in der „Gazetta Ufficiale del Regno d'Italia“ vom 16. November Nr. 269) Material an die Hand, da sich dort auch Vergleichungen der italienischen Ziffern mit denen an⸗ derer Länder für den Zeitraum von 1870 bis 1882 finden. Aus jener Zusammenstellung ergiebt sich nun, daß in sämmtlichen dort zur Vergleichung herbeigezogenen Ländern, mit Ausnahme von Frankreich und Portugal, die höchsten Ziffern der Auswanderung, wie zei Deutschland, in den Anfang dieses Jahrzehntes fallen, und zwar in das Jahr 1882 für Italien mit 67 632, Großbritannien und Irland 279 366 (Großbritannien ohne Irland 195 234), Schweden 16 000, Norwegen 29 000, Dänemark 11 614. Für die Schweiz fällt die höchste Zahl, ebenso wie bei uns, auf das Jahr 1881 35, die Zahl für 1882 ist nur ganz unbedeutend niedrizer r Oesterreich, Frankreich und Portugal reichen die Nach⸗ jis 1881; für das erstgenannte Land (Zisleithanien) fällt ie höchste Zahl (13 341), während für die beiden ie höchsten Zahlen in das Jahr 1872 fallen. Ferner Staaten, daß sich besonders hohe Zahlen auf
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8 Jahrzehnts zu⸗
in dieses J anderen Länder ergiebt sich für a 8 den Anfang des vorigen und auf den Anfang sammendrängen.
Eine kürzere und weniger anfechtbare Widerlegung der Annahme eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen unserer jetzigen Wirth⸗ schaftspolitik und der Auswanderung als durch diese Zahlen läßt sich wohl nicht geben. 1 1b
Noch eine andere interessante Zahlenreihe ist aus der in Rede stehenden Veröffentlichung mitzutheilen. Es ist das n. ch die Zahl der Auswanderer im Verhältniß zur Bevölkerung b et. Danach kommen nun im Durchschnitt der letzten fünf Jahre (1878, 82, für Oesterreich, Frankreich, Portugal nur 1878/81) auf 100 000 Ein· wohner überseeische Auswanderer in: “ Norwegen 963
615
“ 11“
lichen Familie, die Minister, die Mitglieder des diplomatischen Corps und die erlesenste Gesellschaft von Madrid nahmen an der Festlichkeit Theil. Der König trug die Generalkapftäns⸗ Uniform mit dem großen Bande des Schwarzen Adler⸗Ordens, der Kronprinz erschien in der Uniform Seines schlesischen Dra⸗ goner⸗Regiments mit dem großen Bande des San Fernando⸗ Drdens. Der Kronprinz wurde von dem Alcalden feierlich empfangen und verweilte mit der Königlichen Familie bis nach Mitternacht. Mehreren Personen gegenüber sprach der Kronprinz Seine hohe Befriedigung aus über die Ihm in Madrid gewordene Aufnahme.
Gestern Nachmittag hat der Kronprinz den Präsidenten der Rechts⸗Akademie, Romero de Robledo, empfangen, welcher Ihm das Diplom als Ehrenmitglied der Rechts⸗Akademie überreichte.
Rumänien. Bukarest, 1. Dezember. (Prag. Ztg.) Der Senat und die Kammer beschlossen einstimmig, die Leiche Bosrescos nach Rumänien zu überführen, dieselbe feierlich auf Staatskosten zu bestatten und als Zeichen der Trauer die Verhandlungen auf drei Tage zu unterbrechen.
Serbien. Belgrad, 2. Dezember. (W. T. B.) Die von verschiedenen Blättern gebrachten Nachrichten über neuer⸗ dings stattgehabte Unruhen in den inneren Bezirken werden von unterrichteter Seite als eine tendenziöse Erfindung be⸗
zeichnet. Es herrscht überall vollständige Ruhe.
Bulgarien. Wie der Münchener „Allgem. Zeitung“ aus Sofia gemeldet wird, sanktionirt ein Dekret des Fürsten die Vorlegung des Zankowschen Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Abänderung der Art. 8 und 9 der Konstitution, in der Nationalversammlung. Die Regie⸗ rung schlägt darin zwei Kammern sowie die Wahl eines Abgeordneten auf je 20 000 Einwohner beiderlei Ge⸗ schlechtes vor.
Schweden und Norwegen. Christiania, 1. De⸗ zember. (W. T. B.) In dem Minister⸗ Anklage⸗ Prozeß werden die weiteren gerichtlichen Verhandlungen stattfinden wie folgt: gegen Kierulf am 24. Januar, gegen Vogt am 5. Februar, gegen Holmboe am 7. Februar, gegen Helliesen am 9. Februar, gegen Jensen am 12. Februar, gegen Munthe am 14. Februar, gegen Bachke am 16. Fe⸗ bruar, gegen Johannsen am 19. Februar, gegen Schweigaard am 21. Februar und gegen Hertzberg am 23. Februar 1884.
Afrika. Egypten. Kairo, 2. Dezember. (W. T. B.) Eine dem Khedive zugegangene Depesche meldet: In Chartum seien zwei Personen eingetroffen, welche die Nach⸗ richt von der Niederlage Hicks Paschas bestätigten. Der falsche Prophet sei mit Kanonen, Gewehren, großen Mu⸗ nitionsvorräthen und Kameelen, welche er von den Egyptern erobert hat, nach Obeid zurückgekehrt. Die egyptischen Truppen seien nach zweitägigen harten Kämpfen vollständig vernichtet worden. Der falsche Prophet habe keinen Gefan⸗ genen mit sich fortgeführt. . I.
Wie dem „Observer“ aus Kaire, De⸗
unter dem 1. De⸗ zember, gemeldet wird, wäre in der Provinz Darfur ein Aufstand ausgebrochen
und der Gouverneur der Provinz, Stattinz Bey, ein Oesterreicher, verwundet worden. Die
Schweden .. Großbritannien. 587 Dänemark 317 Portugal. 290 D. Schweiz. 252 Deutschland. 251 Italien 1I“ 11““ 1ö111m 1 Hiernach steht Deutschland bezüglich der Stärke seiner Auswan⸗ derung unter den zehn Staaten erst an siebenter Stelle. Mögen nun auch die Zahlennachweise der einzelnen Länder nicht so gleichmäßige sein, daß man derartige statistische Reihen ohne Vorbehalt konstruiren kann, und mag auch insbesondere ein kleiner Theil der deutschen Aus⸗ wanderung der amtlichen Aufzeichnung entgehen (unsere amtlichen Ausweise erstrecken sich nur auf die Auswanderung über deutsche Häfen und Antwerpen, erfassen aber damit jedenfalls den bei weitem größten Theil der Auswanderer), so sind diese Zahlen doch zum Be⸗ weise genügend, daß in anderen Ländern mit anderer Wirthschafts⸗ politik, sei es trotz oder wegen dieser, noch viel mehr Leute Veran⸗ lassung finden, ihr Glück in einer neuen Welt zu suchen. — In der „Deutschen landwirthschaftlichen Presse“ lesen wir: 1 8 Der Entwurf zu einer Reform der Einkommensteuer
hat eine sehr groß ei
e Opposition bezüglich der Bestimmung gefunden, daß b der beabsichtigten höheren Besteuerung des fundirten Einkommens nur an das eigentliche Geldkapital, nicht an das Kapital im weiteren Sinne, vor Allem also nicht an den Grund⸗ und Häuserbesitz ge⸗ dacht zu sein scheint. Hierüber hat die liberale Presse schon ein großes Zetergeschrei erhoben, als wenn sie ganz absichtlich für die nächste Wahlcampagne die ganze Landbevölkerung in das agrarisch⸗ konservative Lager treiben wollte. In den betreffenden Ausführungen wird die Gebäudesteuer ganz ignorirt und von der Grundsteuer ein⸗ fach behauptet, sie sei keine Steuer, sondern eine Rente, die den Einfluß einer partiellen Vermögenskonfiskation gehabt habe, es sei daher ein entsprechender Werthabzug vom Grund und Boden längst gemacht, jeder Käufer oder Erbe eines Landgutes habe dies um den entsprechenden Betrag billiger gekauft oder im Erb⸗ gang übernommen, werde also von der Grundsteuer eigentlich nicht getroffen, es sei daher die größte Ungerechtigkeit, ihn jetzt von der neuen höheren Steuer auf das fundirte Einkommen frei zu lassen. Das Trügerische dieses Raisonnements liegt auf der Hand. Güterkäufe resp. Schätzungen pflegen sich allermeist nicht so zu voll⸗ ziehen, daß der kapitalisirte Grundsteuerbetrag von dem abgeschätzten Werthe in Abzug gebracht wird. Bis zum Ueberfluß ist es wieder⸗ holt und wiederholt aus allen Provpinzen berechnet worden, wie ver⸗ schieden sich die Steuerlast bei zwei Brüdern stellt, von denen der eine das väterliche Gut übernimmt, der andere mit der entsprechenden Kapitalquote als Rentner in der Stadt lebt. Gerade die schreiende Ungerechtigkeit, die in der so oft nechgewiesenen Minderheranziehung des mobilen Kapitals zur Besteuerung liegt, ist die Ursache der Resolution des Abgeordnetenhaufes in Bezug auf eine Kapitalrentensteuer gewesen, bei der keia Mensch an das Grund⸗ und Bodenkapital gedacht hat. Das Ungerechte der Angriffe gegen den Steuerentwurf tritt am besten hervor, wenn man sich folgende Fälle vergegenwärtigt. Man nehme einmal an, wir hätten weder Grund⸗ noch Einkommensteuer bis jetzt gehabt und es sollte nun eine Einkommensteuer mit stärkerer Heranziehung des fundirten Ein⸗ kommens eingeführt werden. Alle Welt würde dann damit einverstanden sein, wenn man das fundirte Einkommen aus Grund und Boden durch eine besondere Grund⸗ resp. Gebäudesteuer, das fundirte Einkommen aus Kapitalbesitz durch eine Kapital⸗Rentensteuer treffen wollte. Nun haben wir die beiden ersteren Steuern schon lange, und wenn
schon jetzt dies System endlich durch die Einführung der letzteren Steuer
im Interesse der Gerechtigkeit und Gleichmäßigkeit der Steuern er⸗
da schreit das sensible Mobilkapital auf und eschwert sich über Ungerechtigkeit. Oder man nebme den Fall, wir hätten schon längst, wie dies ja in manchen Ländern der Fall ist, eine Couponsteuer auf Staatspapiere gehabt und es solle jetzt eine erhöhte Einkommensteuer auf das fundirte Einkommen gelegt werden. Was würde man da wohl von Seiten der Kapitalbesitzer antworten, wenn von agrarischer Seite behauptet würde, die Coupon⸗ steuer sei schon längst im Cours der Staatspapiere zum Ausdruck gelangt, jeder Käufer eines Staatspapiers ziehe den kapitalisirten Betrag der Steuer von dem Werthe des Papiers ab, zahle also die Steuer gar nicht mehr, man müsse also ganz unbekümmert um die schon bestehende Couponsteuer alles Einkommen aus Kapital — einerlei, ob Hypotheken oder Staatspapiere — zu der erhöhten Steuer vom fundirten Einkommen heranziehen
— Die „Rheinisch⸗Westfälische Zeitung“ schreibt: In unserer Nr. 181 brachten wir „Zur Exportfrage“ behufs Richtigstellung gewisser Behauptungen freihändlerischer Blätter die Mittheilung, daß ein belgisches Stahlwerk bei einer italienischen Submission auf 9656 t Schienen das billigste deutsche Werk zuerst um ½ % überboten, dann in der vorschriftsmäßigen zweiten Submission Wum 5 % unterboten und mit einem Opfer von 9 1 Fr. per Tonne gleich ca. 90 000 Fr. dem deutschen Werk (Bochumer Verein) das Geschäft entrissen, und daß dies zu einem Gegenkampf bei der nächsten Submission geführt hätte. Der betreffende Bochumer Preis war von uns mit 189,75 Fr. „franko Bestimmungsort“ angegeben.
ind der Freihandelscorrespondenz ebenso gut
Die Bestimmungsorte si — n im Innern von Italien, und Franko⸗ l und Binnenfrachten
als uns bekannt. Sie lie lieferung dahin schließt selbstredend Eingangszoll ein. Bei der nächsten Submission wurden, wie wir in Nr. 179 un⸗ ferer Zeitung spezifizirt haben, die nachfolgenden Preise abgegeben: Rhein. Stahlwerke. 125,50 Fr., Bochumer Gusßstahlverein 127,40 v 133,17
änzt werden soll,
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Daß frachten enthalten, dlerischen Blättern eben so g t ieser gegenüber suchen dieselben nun ihre Leser durch die Vorstellung zuschen, die deutschen Werke hätten zum Zweck eines vernichtenden kurrenzkampfes mit dem belgischen Werke bei der zweiten Sub⸗ on ihren ersteren Preis um 60 Frcs. ermäßigt, während nach Zusammenstellung der belgische Preis faktisch nur um Fres. unterboten war. Obwohl derartige Verdrehungen und tuschungen der freihändlerischen Blätter oft genug ans Tageslicht zmen, wollten wir doch nicht unterlassen, dieses neue Kunststück, lches den unbefangenen Lesern „Sand in die Augen“ streuen soll, rdurch offen zu legen. Wir glauben nicht, daß solche Hetzereien, nur als Vorspiel für d vellationen im Landtage en werden.
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ingen, 1. Dezember. (W. T.
ten Nachwahl zum Reichstage wurde, nach amtlicher Feststellung Freiherr Rudolph von Fr evberg auf Haldenwang (Centrum) mit 6935 St. von 7199 abgegebenen Stimmen gewählt.
B.) Bei der heute hier
Landtags⸗Angelegenheiten. der Domänenverwaltung 1884/ 85 wei Einnahmen (Kap. 1) 29 294 040 ℳ auf, 311 280 ℳ mehr der laufende Etat. Die grundherrlichen Hebungen und die Heburn von veräußerten Domänenobjekten (1 518 414 ℳ) haben sich in Folge von Ablösungen gegen den Etat 1883/84 um 300 000 ℳ vermindert. Dagegen haben zugenommen die Domänen⸗Amortisationsraten (6 456 060 ℳ) um 80 000 ℳ, der Ertrag von mänenvorwerken (13 735 677 ℳ von 813 Pachtungen 1072 Vorwerken und 339 578 bha nutzbare Grundstücke) um 464 207 ℳ und der Ertrag von anderen Domänen⸗ grundstücken (4 787 472 ℳ) um 83 276 ℳ Die Mineralbrunnen und Badeanstalten (1 931 200 ℳ) sind nach dem Durchschnittsertrage um 38 800 ℳ geringer veranschlagt. Aus der Nutzung des Bernstein⸗ regals (600 000 ℳ) sind 50 000 ℳ mehr, aus den Zinsen der Aktien⸗ kapitalien (26 421 ℳ) 503 ℳ angesetzt worden. Die Pesten Festungs⸗ revenüen (77 400 ℳ), Wittwen⸗ und Waisengeldbeiträge (11 206 ℳ) 0
Der Etat st an
n. eldbe —112 und sonstige vermischte Einnahmen (177 197 ℳ) sind um 500, bezw. 399 und 27 007 ℳ niedriger ausgeworfen worden, als im laufenden Etat. 2
Die dauernden Ausgaben (Kav. 1) beziffern sich auf
6 864 940 ℳ (+ 84 880 ℳ). Bei den Besoldungen (375 314 ℳ) sind 2700 ℳ in Folge der Einziehung einer Amts⸗Rentmeisterstelle in der Provinz Hannover in Abgang und 6330 ℳ in Folge der Neu⸗ anstellung verschiedener Brunnenmeister in Zugang gekommen. Die Woh- nungsgeldzuschüsse erhöhen sich demgemäß um 480 ℳ Bei den Kosten für die Erhebung der Domänengefälle werden 960 ℳ erspart, ebenso an den Wittwen⸗ und Waisengeldern, dagegen erhöhen sich die Aufsichts⸗ osten, meist durch Uebernahme von Ausgaben aus anderen Titeln um 9845 ℳ, ebenso aus gleichem Grunde die Dienstaufwands⸗ 1050 ℳ Bei den und
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0! sonstigen Kosf d 1176 ℳ auf den Etat d
FAze
0 *ℳ — 9 hier abgesetzt worden. Be
ihs 3; 82 * Verwaltung überwies abgesetzt. lungen an Armenanstalten und milde Stif 1 3
er fiskalischen Armenlast neu hinzugetreten lthaͤtigkeitsfonds des Ministers des Inneru 86 240 ℳ auf andere Fonds bezw. die dom Doms enfisk 8 Zuüuf Grund dem Domänenfiskus auf G.
32 270 ℳ) und 5470 ℳ) über⸗
und 840 ℳ von dem übernommen worden, dageger neugebildeten Tit. 15 (Kosten der 3 rechtlicher Verpflichtung obliezenden Armenpflege 15 a. (zu Unterstützung aus sonstiger Veranlassung ꝛc. 5470 ℳ) übe tragen worden. D Fonds fü insen der Passivkopitglien (1 212 184 ℳ) ist g 34 347 ℳ verstärkt worden. Der Neubau⸗Fonds (2 443 43 hat durch Uebernahme er Baukosten auf n nen in dem Kreise Süderdithmarschen 1 den müssen, wogegen 3200 ℳ anderweit übertragen worden sind. 2 Be⸗ triebskosten für administrirte Grundstücke (575 763 ℳ) sind 107 960 ℳ für den Betrieb des Mühlenetablissements bei Bubainen hinzugekommen, dagegen 100 000 ℳ auf andere Titel übertragen und 10 000 ℳ als zu ersparen abgesetzt worden. Die Betriebskosten für die Mineralbrunnen und (1 197 910 ℳ) stellen sich für Schlangenbad und Nenndorf um 13 160 ℳ höher, dagegen durch Uebertragungen und Ersparnisse um 26 490 ℳ, im Ganzen mithin
n 13 330 ℳ niedriger 8 Ba den einmaligen und außerordentlichen Aus⸗ gaben (Kap. 11 605 000 ℳ, + 84 880 ℳ) erscheinen wiederum 600 000 ℳ zur Bewilligung von Meliorations darlehnen und 5000 ℳ (s— 5000 ℳ) für Remunerationen ꝛc. an die mit der Ablösung der Reallasten in der Provinz Schleswig Holstein beschäftigten Beamten. —Der Ueberschuß der Domänenverwaltung beträgt 21 824 100 ℳ, (+ 1 749 391 ℳ). 1 8 8
Der Etat der Forstverwaltung, Kap. 2,
52 333 000 ℳ (— 38 500 ℳ) Einnahmen. Der (45 972 000 ℳ) zeigt einen Ausfall von 158 000 ℳ, die Torfg
Bäder
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le 8 8 8 (317 000 ℳ) einen solchen von 21 000 ℳ, die Flößereien (300 4 5925 ℳ, der Sägemühlenbetrieb (528 00 0) 13 000 ℳ Dagegen sind höher angesetzt die Nebennutzungen (4 359 000 ℳ) um 138 000 ℳ, die Jagd (340 000 ℳ) um 900 ℳ, die Wiesenanlagen (107 000 ℳ) um 7000 ℳ, die Wittwen⸗ und Waisengeldbeiträge um 220 ℳ verschiedene andere Einnahmen um 13 605 ℳ 1
Die dauernden Ausgaben (Kap. 2 — 4) 30 611 000 ℳ)
um 146 500 ℳ höher als im laufenden Etat. Die Besoldungen der