Der Dr. Löwe (Bochum) machte auf den raschen Wechsel der Roßärzte an den Gestüten aufmerksam. üs H Titel wurde hierauf bewilligt, ebenso die Titel 14 is 44.
Bei Schluß des Blattes erhielt der Abg. Rumpff das Wort zu Titel 45.
— Se. Majestät der König haben unterm 10. November d. J. bestimmt, daß zum 1. Februar 1884 das in der Feste Boyen befindliche Filial⸗Artillerie⸗Depot des Artillerie⸗Depots zu Königsberg in ein selbständiges Artillerie⸗Depot und das Artillerie⸗Depot zu Colberg in ein Filial⸗Artillerie⸗ Depot des Artillerie⸗Depots zu Stettin umzuwandeln ist.
— Mit Allerhöchster Ermächtigung hat der Kriegs⸗ Minister unterm 28. v. M. bestimmt: Beurlaubte Sol⸗ daten haben sich während der Reise nur dann bei Offizieren zu melden, wenn sie Letzteren auf der Landstraße begegnen; auch haben dieselben am Urlaubsort nur beim Kommandanten bezw. Garnison⸗Aeltesten — an Orten ohne Garnison bei der Ortsbehörde — Meldungen zu erstatten.
— Wenn bei Einbringung eines Grundstücks in eine Aktiengesellschaft von der letzteren die auf dem Grund⸗ stück ruhenden Schulden übernommen und nur für den Rest Aktien gewährt werden, so unterliegt der Vertrag nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, vom 21. September d. J., r 1 1 übernommenen Schulden dem Kaufstempel von
rozent.
— Der General⸗Lieutenant von Oppell, Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie Division, ist von Urlaub aus Dessau hierher zurückgekehrt.
— Der General⸗Lieutenant von Grolman, Comman⸗ deur der 8. Division, hat Berlin nach Stägigem Aufenthalt wieder verlassen.
— Der Königlich württembergische General⸗Major von abgereist.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Victor Lehmann und Dr. Stobwasser in Berlin, Dr. Werner in Alt⸗Scherbitz, Dr. Michaelis in Schlieben, Otte in Zahna und Hastenpflug in Weißensee.
Hessen. Darmstadt, 8. Dezember. (W. T. B.) Heute Nachmittag 3 Uhr fand in Gegenwart der Mitglieder der Großherzoglichen Familie die feierliche Einweihung des dem Andenken der Großherzogin Alice gewidme⸗ ten Alice-Hospitals statt, das aus freiwilligen Gaben aus England und von hier gegründet worden ist.
Mecklenburg. Schwerin, 9. Dezember. n der ver⸗ flossenen Woche sind auf dem Sternberger Landtage eine Reihe nicht unwichtiger Beschlüsse gefaßt worden. Am Dienstag ward, nachdem den Ständen mitgetheilt worden, daß der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin das ihm von den⸗ selben offerirte donum gratuitum von 79 776 ℳ angenommen, der von der Regierung von Mecklenburg⸗Schwerin beantragte Ankauf eines Rostocker Grundstücks zum Bau eines gynäko⸗ logischen Instituts in Rostock, für welchen bereits auf dem vorigen Landtage unter der Bedingung der Erwerbung eines passenden Bauplatzes 500 000 ℳ aus dem fran⸗ zösischen Kriegskontributionsfonds bewilligt worden, genehmigt. Ferner erließ man die Bestellung der Betriebskaution von 2 Millionen Mark, welche auf 5 Jahre in Betreff der zu er⸗ bauenden Vollbahn Warnemünde⸗Rostock⸗Neustrelitz stipulirt war. — Am Mittwoch erfolgten die Wahlen zu den erledigten stän⸗ dischen Aemtern. Für die vakante Landrathsstelle „wegen des Herzogthums Schwerin“ ward an erster Stelle der Kammer⸗ herr von Mecklenburg auf Wieschendorf dem Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin präsentirt. (Der Landrath hat gleichen Hofrang wie der Wirkliche Geheime Rath und geht dem General⸗Major vor.) — In der vor⸗ estrigen Sitzung bewilligten die Strelitzschen Stände (Vertretung des Stargardschen Kreises) die zur Deckung der Centralsteuerkasse in Neustrelitz pro 1. Juli 1884/5 erforder⸗ lichen Mittel dadurch, daß ⅛6 des Contributionsedikts erhoben werden soll. Ferner concedirten die genannten Stände die bean⸗ tragte Landeshülfe von 6000 ℳ für den Kilometer zum Bau der Vollbahn Warnemünde⸗Neustrelitz auf der in Mecklenburg⸗ Strelitz belegenen Strecke von 13 km im Gesammtbetrage von 78 600 ℳ aus den Mitteln der Centralsteuerkasse als unverzins⸗ liche amortisirbare Anleihe an den Deutsch⸗Nordischen Lloyd (Eisenbahn⸗- und Dampsschiffs⸗Aktiengesellschaft in Rostock). Weiter ward gestern vom Landtage die Errichtung einer siebenten Rathsstelle beim Ober⸗Landesgericht zu Rostock ge⸗ währt. Hinsichtlich des Entwurfs einer Verordnung, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, konnten sich beide Stände zu einem gemeinsamen Beschlusse nicht einigen. Es erfolgte also die sogenanute itio in partes, d. h. jeder Stand berieth und beschloß als solcher für sich ohne den anderen. Die Landschaft (Städte) lehnte es darauf ab, die Funktionen der höheren Verwaltungsbehörde der Gewerbe⸗ Kommission in den in Frage stehenden Fällen zu übertragen. Die Ritterschaft (Gutsbesitzer) schlug dagegen vor, für die Landestheile getrennt eine Kommission (bestehend aus einem Regierungskommissar, ritterschaftlichen und landschaftlichen Deputirten) statt der Gewerbekommission zu bilden.
1 sche Kriegs⸗Minister, Steinheil, ist von hier wieder
]
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 8. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Konferenz von Vertretern des Handels⸗ Ministeriums mit den Delegirten des Verwaltungsraths der Kronprinz⸗Rudolf⸗Bahn hat eine vollständige Eini⸗ gung über den Verstaatlichungs⸗Vertragsentwurf stattgefunden, dessen Unterzeichnung in nächster Woche erfolgen soll. Die wesentlichsten Bedingungen sind eine Aktienrente von 9 ½ Fl. Silber und die Amortisation des vollen Nomi⸗ nalbetrages von 200 Fl.
Agram, 7. Dezember. (Wien. Abendp.) Der Banus wird am Sonntag Abend hier erwartet. — Der Gerichtshof fällte heute das Urtheil gegen 43 wegen der Unruhen im August angeklagte Stubizaer Bauern; 12 wurden frei⸗ gesprochen; die übrigen erhielten theilweise verschärfte Strafen
on einem Jahre Kerker bis zu drei Wochen Arrest.
Großbritannien und Irlanb. London, 8. De⸗ zember. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Die englische Regierung hat auf die Mittheilung der Pforte, daß sie Kriegsschiffe im Rothen Meere kreuzen lassen wolle, geanwortet, daß sie keine Einwendung
dagegen habe, vorausgesetzt, daß die türkischen Kriegsschiffe gemeinsam mit den englischen Kriegsschiffen operirten.
Sidney, 8. Dezember. (W. T. B.) Die inter⸗ koloniale Konferenz hat ihre Arbeiten heute beendigt und sich auf unbestimmte Zeit vertagt.
Fraukreich. Paris, 8. Dezember. (W. T. B.) Der Senat hat den Kriegs⸗Minister General Campenon zum lebenslänglichen Senator gewählt.
Die Deputirten kammer setzte heute die Berathung der Tongking⸗Kreditvorlage fort. Delafosse (rechtes Centrum) erklärte: es gebe kein anderes Mittel, um den Frie⸗ den zu erhalten, als das Kabinet zu stürzen. Der Bericht⸗ erstatter der Kommission, Leon Renault, wies dem gegenüber darauf hin, daß der Mangel einer konsequenten Politik, welcher die Folge der Kabinetswechsel sei, die gegenwärtigen Schwierig⸗ keiten hauptsächlich verursacht habe; er werde für den ver⸗ langten Kredit stimmen, da eine Ablehnung desselben als Rückzug vor China aufgefaßt würde. Nachdem noch Pelletan das Wort gegen das Kabinet ergriffen hatte, wurde die Weiter⸗ berathung auf Montag vertagt.
Der „Agence Havas“ zufolge ist die von dem chine⸗ sischen Gesandten Tseng dem Ministerpräsidenten Ferry am 5. d. überreichte Note lediglich die Antwort Tsengs auf 8 8 dem Gelbbuch publizirte Note Ferry's vom 30. November ZJs.
Der Marine⸗Minister hat Nachrichten aus Tong⸗ king erhalten, die bis zum 27. November reichen. Nach den⸗ selben hatten die Franzosen eine Rekognoszirung bis etwa 4 km von Bacninh vorgenommen und der Admiral Courbet sich in Person der Stadt Sontay bis auf 2 km. genähert. Am 23. November war in der Nähe von Haiphong eine mit 7 Mann besetzte und Brand⸗ stoffe mit sich führende Dschunke von den Frarnzosen weggenommen worden. Admiral Courbet hatte dem Gouver⸗ neur von Cochinchina geschrieben: der Beginn der militärischen Operationen stehe unmittelbar bevor; er erwarte am Abend des Tags, von welchem sein Schreiben datire, die Ankunft der letzten Verstärkungen.
Eine Depesche des Admirals Galiber aus Zan⸗ zibar, vom 7. Dezember, bestätigt, daß das französische Geschwader mehrere von den Howas besetzte Posten an der Ostküste von Madagaskar zerstört hat, und daß der Posten Maraveete von einer Landungscompagnie zerstört wurde. Die Franzosen hatten dabei nur einen einzigen Verwundeten.
— 9. Dezember. (W. T. B.) Ein dem Marine⸗ Minister zugegangenes Telegramm meldet, daß das Transportschiff „Corrsze“ mit der für Tongking bestimm⸗ ten Artillerie am 29. November in der Bai von Along an⸗ gekommen ist.
— 10. Dezember. (W. T. B.) Der „Voltaire“ for⸗ dert in einem Artikel die Kammer dringend auf, dem Ka⸗ binet in der chinesischen Frage ein Vertrauensvotum zu ertheilen. — Im Arrondissement Lodsève wurde der republikanische Kandidat Galtier mit 7142 Stimmen gegen Leroy Beaulieu (konserv.), welcher 7069 Stimmen erhielt, zum Deputirten gewählt.
Spanien. Madrid, 8. Dezember. (W. T. B.) Außer den Verhandlungen über einen Handelsvertrag mit England sind auch Verhandlungen über solche Verträge mit Italien, den Niederlanden, Portugal, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Centralamerika und mit Brasilien in Aussicht genommen. 3
Ein Empfang des Kronprinzen auf der Reise durch den Süden Spaniens von Seiten der Präfekten wird nicht stattfinden, da der Kronprinz Sein Incognito streng gewahrt zu sehen wünscht. Der König hat an die zum Ge⸗ folge des Kronprinzen gehörigen Personen zahlreiche Ordens⸗ dekorationen perliehen.
Ueber die Reise Sr. Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit des Kronprinzen liegende folgende Mel⸗ dungen des „W. T. B.“ vor:
Sevilla, 8. Dezember. Der Kronprinz ist bei prächtig⸗ stem Wetter heute Vormittag 9 ½ Uhr hier eingetroffen und von dem Herzog von Montpensier und den Behörden auf dem Bahnhof begrüßt worden. Die in der Nähe des Bahnhofs und in den Straßen zahlreich anwesende Bevölkerung bereitete dem Kronprinzen einen sympathischen Empfang, die Deutschen begrüßten Se. Kaiserliche Hoheit mit Hurrahrufen. Der Kronprinz fuhr mit dem Herzog von Montpensier in einem offenen Gala⸗ wagen nach dem Hotel de Madrid, seinem Absteigequartier. Nachdem daselbst das Dejeuner eingenommen worden, besuchte der Kronprinz die Kathedrale, die Börse, das Haus des Pila⸗ tus und das von Murillo gestiftete und durch seine Meister⸗ werke geschmückte Hospital de la Caridad.
— 8. Dezember, Abends. Bei dem Besuch der Sehens⸗ würdigkeiten der Stadt wurde der Kronprinz von dem Herzog von Montpensier begleitet. Ueberall begegnete die Bevölkerung dem Kronprinzen mit lebhaften Kundgebungen der Sympathie. Der Herzog von Montpensier hat den Kronprinzen und das Gefolge zu einem großen Diner im Palast Santelmo einge⸗ laden. Das Wetter ist angenehm bei 10 Grad Wärme.
— 8. Dezember, Abends. Nachdem der Kronprinz gestern Vormittag noch das Armenhaus und das Lazareth besucht hatte, begab Sich Höchstderselbe mit dem Herzog von Mont⸗ pensier in das Provinzial⸗Museum, wo besonders die Abthei⸗ lung für Indien besichtigt wurde. Von hier fuhr der Kron⸗ prinz nach dem Kloster Santa Paula und sodann nach dem Alcazar, der einstigen Hofburg der maurischen Könige. Am Abend besuchte der Kronprinz die Kathedrale, wo unter Orgel⸗ und Orchesterbegleitung ein großartiger Chorgesang aus⸗ geführt wurde. Das Diner nahm der Kronprinz nebst Ge⸗ folge bei dem Herzog von Montpensier in Santelmo ein.
— 9. Dezember, Vorm. 11 Uhr. Heute Vormittag empfing der Kronprinz eine Deputation der hier wohnenden Deutschen und Oesterreicher, die durch das Töchterchen eines aus Anhalt gebürtigen Kaufmanns eine Adresse und ein Blumenbouquet überreichen ließ. Se. Kaiserliche Hoheit dankte für den Ihm bereiteten herzlichen Empfang und sprach Seine a- darüber aus, so viele Landsleute um Sich zu sehen.
ie Audienz schloß unter enthusiastischen Hochrufen der Deputation auf den Kronprinzen. — Um 10 Uhr Vormittags begab Sich der Kronprinz, in Begleitung des Herzogs von Montpensier, mit Seinem Gefolge zu Dampfschiff auf dem Guadalquivir nach dem Schloß von San Lucar, um der Herzogin von Montpensier einen Besuch abzustatten. Von dort erfolgt morgen die Weiterreise per Eisenbahn nach Granada.
Gestern Abend hatten sich die hier wohnenden Deutschen zu Ehren des Kronprinzen mit ihren Frauen und ihren
Familienangehörigen zu einer Festlichkeit vereint, an welcher auch mehrere Herren aus dem Gefolge des Kronprinzen und die Vertreter der deutschen Presse theilnahmen.
— 9. Dezember, Abends. Der Kronprinz ist, von dem Herzog von Montpensier begleitet, in San Lucar angekommen — Gestern ist in mehreren Provinzen Spaniens starker Schneefall eingetreten, die Telegraphenverbindung ist vielfach gestört, und an der Mittelmeerküste fanden heftige Stürme statt
Barcelona, 9. Dezember. (W. T. 89 Die Offi⸗ ziere des gestern hier eingetroffenen deutschen Geschwa⸗ ders sind von den Behörden und von der Bevölkerung auf das Freundlichste und Zuvorkommendste empfangen worden.
Italien. Rom, 9. Dezember. (W. T. B.) Der päpstliche Prälat Savarese hat auf seine Prä⸗ latenwürde verzichtet und ist zum Protestantismus übergetreten. Der Uebertritt desselben erfolgte in der amerikanischen Kirche von St. Paul, wo der Rektor, Dr. Nevin, die kirchliche Ce⸗ remonie vollzog.
Serbien. Belgrad, 7. Dezember. (W. T. B.) Die Verhandlung gegen die Mitglieder des radikalen Centralcomité, welche der Haupturheberschaft der letzten Unruhen angeklagt sind, hat begonnen; die Urtheilsfällung ist nahe bevorstehend.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 8. Dezember. (W. T. B.) Das Georgsfest wurde heute im Winter⸗ palais in der üblichen feierlichen Weise begangen und die Großjährigkeitserklärung der Großfürsten Peter Nikolajewitsch und Georg Michailowitsch auf dem⸗ selben ausgesprochen. Der Kaiser und die anderen hier anwesenden Großfürsten wohnten der Feierlichkeit bei, zu welcher die Hofchargen, die Georgsritter, die Generalität, das Offizier⸗Corps und der deutsche Botschafter General von Schweinitz geladen waren. Bei dem darauf folgenden Diner des Georgs⸗Ordens brachte der Kaiser, sich dem deutschen Botschafter zuwendend, den ersten Toast auf den Kaiser Wilhelm als den ältesten Georgsritter aus.
Amerika. Washington, 8. Dezember. (W. T. B.) Eine Deputation von Mitgliedern des Kongresses überreichte heute dem Präsidenten Arthur eine Petition mit der Bitte, daß derselbe seinen Einfluß geltend mache, um die Freilassung O'Donnels zu erlangen. Präsident Arthur erwiderte: der Staatssekretär Freelinghuysen werde sofort an den Gesandten Lowell nach London um genaue Information bezüglich der Nationalität O'Donnels telegraphiren. Er selber werde Alles thun, was sich thun lasse, um den Wünschen der Deputation Folge zu geben.
Asien. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Hongkong, vom 9. Dezember, meldet: Am 3. d. M. wurde ein von den Annamiten und Chinesen auf Haiphong beabsichtigter nächtlicher Angriff durch einen Ausfall der Franzosen unter dem Befehl des Kommandanten Coronnat vereitelt, bei welchem die Annamiten und Chinesen zersprengt wurden und etwa 50 Mann an Todten und 100 Mann an Verwun⸗ deten verloren. Die Franzosen hatten 2 Verwundete.
Afrika. Egypten. Kairo, 9. Dezember. (W. T. B.) Ueber die Niederlage deregyptischen Truppenabthei⸗ lung in der Nähe von Suakim besagen weiter eingegangene Nachrichten: von Kundschaftern sei die Nachricht nach Suakim gebracht worden, daß sich ein nur einige hundert Mann zählender feindlicher Trupp in der Nähe der Stadt gezeigt habe. Mahmud Pascha habe darauf in der Absicht, die Niederlage vom 6. No⸗ vember zu rächen, 500 Mann Negertruppen und 200 Mann Baschibozuks gegen den Feind entsandt; Mahmud Pascha selbst sei in Suakim zurückgeblieben. Der Zusammenstoß mit den Aufstän⸗ dischen habe in einem etwa 3 Stunden von der Stadt Suakim entfernten Orte stattgefunden; die egyptischen Truppen hätten nach heftigem Kampfe eine vollständige Niederlage erlitten; nur etwa 50 Mann, von denen die Hälfte aus Offizieren be⸗ stehe, hätten sich gerettet. Die von den egyptischen Truppen erlittene Niederlage verursacht große Bestürzung, da die ge⸗ schlagenen Truppen zu den besten Truppentheilen der egypti⸗ schen Armee gehörten, und weil man besorgt, daß sich die Wiedereröffnung der Straße von Suakim nach Berber zur Verbindung mit Baker Pascha kaum ermöglichen lassen werde.
₰
“ Zeitungsstimmen.
Die „Berliner Politischen Nachrichten“ enthalten folgende Mittheilung:
In der am Donnerstag in Berlin abgehaltenen Vorstandssitzung des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller, zu welcher Ver⸗ treter aus allen Theilen des Reichs erschienen waren, wurde kon⸗ statirt, daß die Lage des inländischen Absatzes im Ganzen als eine gesunde, England, Amerika, Frankreich und Belgien gegenüber als eine besser situirte zu betrachten sei, da der Konsum sich in regelmäßiger Entwickelung befinde. Die unleugbar vorhandene Ab⸗ nahme der Nachfrage sei wesentlich auf eine Verminderung des Exports, auf eine ungünstige Lage des internationalen Eisenmarktes und speziell auf die verminderte Ausfuhr von Schienen und Draht zurückzuführen. Für beide Artikel haben wir, resp. hat England den Markt in Rußland und Nordamerika verloren und demzufolge wirkt die Konkurrenz der englischen Ueberproduktion aul sämmtliche Gebiete zurück. Eben deshalb wurde allgemein als gerade jetzt bedeutungsvoll anerkannt, daß durch die wieder eingeführten Eisenzölle den deutschen Hüttenwerken wenigstens der einheimische Absatz in der Hauptsache gesichert und dadurch eine Ueberfluthung von Seiten der englischen Ueberproduktion ferngehalten ist. Trotz der ungünstigen Situation des internationalen Eisenmarktes seien Lohnreduktionen bisher kaum, Arbeiterentlassungen nur in beschränktem Maße eingetreten. Allerdings falle schwer ins Gewicht, daß die ausländische Eisenindustrie, namentlich in England, nicht nur unter günstigeren Produktionsbedingungen arbeite, sondern auch, gedrängt durch ihre Ueberproduktion, nicht selten zu Schleuderpreisen liefere und den deutschen Mitbewerber zwinge, wenn derselbe sich und seinen Arbeitern den Auftrag sichern will, bei Submissionen gelegentlich sogar bis unter die Selbstkosten herunterzugehen. Wolle die deutsche Eisenindustrie nicht für immer auf den Export verzichten, so müsse sie mit solchen Umständen rechnen...
— Der „Kulmer richtet: 1 1
Die Versammlung, welche am vergangenen Sonnabend hierorts in Wersche's Lokal zur Besprechung von Innungsangelegenheiten ab⸗ gehalten worden, war recht zahlreich, namentlich von Handwerkern und Gewerbetreibenden besucht. Auch war der Hr. Kreislandrath von Stumpfeldt, sowie Hr. Bürgermeister Kallweit erschienen. Nachdem ersterer den mitanwesenden Departements⸗Rath für gewerbliche Angelegenheiten Hrn. Regierungs⸗Rath Fink aus Marienwerder der Versammlung vor⸗ estellt hatte, ergriff dieser das Wort und entwickelte in einer längeren esselnden Rede den Zweck seines Erscheinens, welcher dahin gehe, im
Zeitung“ wird aus Kulm be⸗
Auftrage der Königlichen Staatsregierung und nach Maßgabe der zuletzt erlassenen Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 für Rekonstruirung der Innungen einzutreten, um dadurch die durch die Gewerbefreiheit locker und haltlos gewordenen Bande im Handwerkerstande von neuem zu befestigen und zu kräftigen.. Nachdem der Redner in einem fast 2 3stündigen Vortrage die Ziele und Zwecke der neuen Innungen auseinandergesetzt hatte, entspann sich nur eine kurze Debatte; denn nach solchen klaren und eindring⸗ lichen Erläuterungen konnten die gegen 200 zählenden Handwerker, zu denen auch mehrere Gesellen erschienen waren, auf die gestellte Frage: ob sie mit diesen Auseinandersetzungen einverstanden wären? Deenur mit einem gemeinsamen lauten Ja antworten. Hierauf soll nun eine Generalversammlung für sämmtliche Handwerker aus Stadt und Kreis Kulm ausgeschrieben werden, um süber die definitive Konstituirung der neuen Innungen Beschluß zu fassen und das desfallsige Ortsstatut festzustellen. Statistisch bemerken wir noch, daß im Königreich Preußen bereits 1600 Innungen nach Maß⸗ gabe der neuen Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 konstituirt wor⸗ den sind, und im Regierungsbezirk Marienwerder speziell schon 150 Innungen. Man nimmt an, daß bis zum 1. Januar 1885 die alten Innungen, von denen hier am Orte noch 10 existiren, aufgelöst sein, und mit dem gedachten Termine hier das neue Innungswesen zum Segen und Frommen des gesammten Handwerkerstandes von Stadt und Kreis Kulm eintreten würde. Ferner aus Konitz:
Die Wirkungen des Innungsgesetzes sind in unserer Stadt besonders erfolgreich zu Tage getreten. Acht Innungen haben sich bereits konstituirt, und zwar Tischlerinnung, Schneiderinnung, ver⸗ einigte Bäcker⸗ und Müllerinnung, vereinigte Zimmerer⸗, Sattler⸗, Bandagisten⸗ und Handschuhmacher⸗, Seiler⸗, Dachdecker⸗, Glaser⸗ und Malerinnung, vereinigte Schmiede⸗, Schlosser⸗, Kupferschmiede⸗, Nagel⸗ und Messerschmiede⸗, Gelbgiefer⸗, Klempner⸗, Weber⸗, Gold⸗ arbeiter⸗, Uhrmacher⸗, Schornsteinfeger⸗ und Feilenhauerinnung, ver⸗ einigte Böttcher⸗, Stellmacher⸗, Wagenbauer⸗, Drechsler⸗ und Bürsten⸗ macherinnung⸗, Schuhmacherinnung, Fleischerinnung. Eine neunte Innung, zu welcher die Maurer, Töpfer ꝛc. gehören sollen, ist noch im Entstehen begriffen. 1 8
— Die „Berliner Börsen⸗Zeitung“ schreibt:
Die Baumwoll⸗Spinnereien und Webereien des Gladbacher Bezirks erfreuten sich im verflossenen Quartal fortdauernd eines vollen lohnenden Betriebes. Die Baumwollpreise sind seit Ende März ein geringes höher, die Garne etwas niedriger gegangen. Alle Spindeln und Webstühle waren in Thätigkeit. Die englische Konkurrenz ist für gröbere Gespinnste zurückgedrängt und die Besserung der Lage der Baumwoll⸗Industrie seit 1879 ist unverkennbar. Der Verdienst der Arbeiter war ein guter. Ebenso blieb die Woll⸗ Industrie in Lennep, Hückeswagen, Kettwig und Werden in einem sehr erfreulichen Aufschwunge. Die Aufträge in Tuch für Nordamerika ließen zwar nach, dagegen wurde der Ausfall des amerikanischen Geschäfts durch vermehrte Bestellung aus den euro⸗ päischen Ländern gedeckt. Die Lage der Kammgarnspinnereien blieb nach wie vor besser als diejenige der Streichgarnspinnereien. Erstere haben sich seit 1879 erheblich vermehrt und ausgedehnt. Die Kunst⸗ wollspinnereien waren in regem Betriebe, befürworten aber, wie die Papierfabriken, einen Ausfuhrzoll oder ein Ausfuhrverbot für Lumpen. Die Jackenfabrikation bürgert sich im Kreise Lennep immer mehr ein. Auch die Fabrikation von Plüsch, Ponschos, Hänge⸗ matten und Decken war in den Kreisen Lennep und Solingen im Zunehmen begriffen, so daß die dortigen Handweber vermehrte Be⸗ schäftigung hatten.
— In Nr. 288 des „Reichs⸗Anzeigers“ haben wir aus⸗ zugsweise eine Kritik mitgetheilt, welche der „Hambur⸗ gische Correspondent“ über einen von dem Dr. Wendt über das Krankenversicherungsgesetz in Hamburg gehaltenen Vortrag veröffentlichte. In Folge dieser Kritik hat Hr. Dr. Wendt an das genannte Blatt eine Zuschrift gerichtet, in welcher er sagt: —
Gestatten Sie mir auf Grund meines Konzeptes nachzutragen, welche Vorzüge das Gesetz m. E. aufweist.
Prinzipiell: Es ist der Anfang zum bewußten Ablenken des Staates (Reiches) von der Bahn des laisser faire.
Praktisch: 1) Das Statuiren des Zwanges. 2) Die größere Sicherheit behördlicher Kassen. 3) Sofortiger Eintritt der Versiche⸗ rungsberechtigung. 4) Aufnahme ohne Attest und auch nach voll⸗ endetem 45. Lebensjahre. b h Die „Nordeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt
ierzu:
Die „praktischen“ Vorzüge, welche Hr. Dr. Wendt in seinem Konzept und seinem Vortrage aufgeführt hat, scheinen uns so emi⸗ nente zu sein, daß es kaum begreiflich erscheint, wie trotz derselben die Fortschrittspartei — eingeschlossen den Hrn. Dr. Wendt — dem Gesetze solche Schwierigkeiten bereitet hat und heute dessen Ausfüh⸗ rung noch zu bereiten versucht. Doch das dürfte das weniger Inter⸗ essante in diesem Falle sein, da es sich aus „taktischen“ Rücksichten, auf die Hr. Dr. Wendt ja einzugehen kaum Veranlassung hatte, leicht erklären läßt. Weit interessanter ist es aber, daß der fortschrittliche Reichstagsabgeordnete Dr. Wendt in seinem Konzepte als „prin⸗ zipiellen Vorzug“ der Krankenversicherungsgesetze aufnahm:
Es ist der Anfang zum bewußten Ablenken des Staates (Reiches) von der Bahn des laisser faire.
Hoffentlich findet Hr. Dr. Wendt in seiner Partei zahlreiche Nachfolger in der Erkenntniß, es sei etwas Verdienstliches — ein Pe 5 daß der Staat von der Bahn des laisser faire abge⸗ enkt habe!
Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 25. — Inkhalt: Umwandlung des Filial⸗Artillerie⸗Depots der Feste Boyen in ein Artillerie⸗Hepot und des Artillerie⸗Depots zu Colberg in ein Filial⸗ Artillerie Depot. — Meldung beurlaubter Soldaten. — Zuziehung von Offizieren zur Sektion gefallener oder getödteter Dienstpferde. — Abänderung des Etats für die jährliche Uebungs⸗ ꝛc. Munition. — Eröffnung neuer Eisenbahnen. — Revolver⸗Exerzir⸗Patrone. — Er⸗ öffnung einer neuen Eisenbahn. — Ausgabe eines Preisverzeichnisses. — Zeichnungen des Train⸗Materials. — Eröffnung einer neuen Eisenbahn. — Badeeinrichtungen in den Kasernen. — Eisenbahn⸗ beförderung von Militärpersonen und Militärtransporten mit Eil⸗ und Schnell⸗ ꝛc. Zügen. — Hufeisentasche.
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 65. — Inhalt: Verfügungen: vom 5. Dezember 1883. Päckereiverkehr während der Weihnachtszeit; vom 4. Dezember 1883. Richtige Zutaxirung des auf Taschen mit Begleitadressen vom Auslande ausgeworfenen Portos.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Die Einnahmen der Gestütverwaltung sind in dem Etat 1884 — 85 (Kap. 33 1 935 660 ℳ) um 94 140 höher angesetzt, als in dem laufenden Etat, was zum Theil dadurch herbeigeführt worden ist, daß das Hauptgestüt Trakehnen um die Dorffeldmark Ischledimmen und das Pommersche sowie das Oberschlesische Landgestüt durch Stallbauten vergrößert sind, so daß ein größerer Pferdeetat (in dem Hauptgestüt 28 Haupt⸗ beschäler, 640 Mutterstuten und 1856 junge Hengste, in den Land⸗ gestüten 2097 Landbeschäler) zu Grunde gelegt ist, der aber auch ver⸗ mehrte Ausgaben erfordert. 8 g Die dauernden Ausgaben (Kap. 108) stellen sich auf 3 942 450 ℳ oder 93 390 ℳ mehr als im laufenden Etat, wozu noch 719 570 ℳ (— 52 020 ℳ) einmaliger und außerordentlicher Aus⸗ gaben treten. Unter den letzteren befinden sich u. A. 36 375 ℳ für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe neuer Konstruktion für das Hauptgestüt Trakehnen, welches dergleichen fast noch gar nicht besitzt; 56 650 ℳ letzte Rate für den Neubau des Westfäͤlischen
8 8 v“
Landgestüts zu Warendorf: 64 600 ℳ zum Umbau des Stutenstalls in Trakehnen; 45 200 ℳ zum Bau eines neuen Wohnhauses für 10 Gestütwärterfamilien in Labes und andere Bauten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der von dem Landrichter Dr. Paul Jäckel abgefaßte Kommentar zu dem Gesetz vom 13. Juli 1883, betr. die Zwangs⸗ vollstreckung in das unbewegliche Vermögen, nebst zugehörigem Kosten⸗ gesetz, welcher im Verlage von Franz Vahlen, Berlin, unter dem Titel „Die Zwangsvollstreckung in Immobilien, er⸗ schienen ist, liegt jetzt, nachdem die dritte (Schlng. Lieferung ausge⸗ geben worden, vof ändig vor. Das Werk, dessen frühere Lieferungen in den Nummern 166 und 228 d. Bl. vom 18. Juli bezw. 28. Sep⸗ tember d. J. besprochen worden sind, bietet einen Kommentar in An⸗ merkungen zu dem mitgetheilten Text der Gesetze, in welchen die neuen Bestimmungen aus den Materialien und aus dem Zusammen⸗ hange mit früheren Vorschriften — unter besonderer Berücksich⸗ tigung der deutschen Justizgesetze — eingehend erörtert worden sind. Die vorliegende Lieferung enthält die §§. 71 bis zum Schluß des Hauptgesetzes, das Kostengesetz, welchem mehrere Tabellen beigegeben worden sind, und im Anhange die Bestimmungen über „freiwillige Subhastationen“. Ein ausführliches Sachregister wird den prak⸗ mischen Werth des Werkes erhöhen. Der Preis des Buchs, gebunden, stellt sich auf 11,50 ℳ Die in Aussicht stehende Instruktion für die Geschäftsführung der Verwalter mit etwa gleichzeitig ergehenden Aus⸗ führungsbestimmungen beabsichtigt die Verlagsbuchhandlung den Ab⸗ nehmern des Werkes seiner Zeit nachzuliefern.
— Die von dem Amtsgerichts⸗Raͤth A. Wandersleben herausgegebene Schrift „Das Aufgebotsverfahren in Theorie und Praxis“ ist kürzlich in zweiter vermehrter und ver⸗ besserter Auflage erschienen. (Verlag von Franz Vahlen, Berlin.) Der Verfasser hat in dem ersten Theile der Schrift die Lehre vom Auf⸗ gebot einer systematischen Darstellung unterzogen, während der zweite Theil eine größere Anzahl von Aufgebotsmustern, welche sich auf die wichtigsten Fälle des Ausgebots beziehen, enthält. Die Schrift wird den richterlichen Beamten, welche die einschlagenden Bestimmungen zur Anwendung zu bringen haben, ein willkommenes Hülfsmittel bieten und erscheint geeignet, auch sonstigen Interessenten, eine entsprechende Information zu gewähren. Das beigegebene Register erleichtert die Benutzung derselben.
— Von den „Beiträgen zur Erläuterung des deut⸗ schen Rechts, in besonderer Beziehung auf das Preußische Recht mit Einschluß des Handels⸗ und Wechselrechts“, welche — von Dr. J. A. Gruchot begründet — jetzt von dem Reichsgerichts⸗Rath Rassow und dem Kammergerichts⸗Rath Küntzel herausgegeben werden, ist kürzlich ein weiteres Hest nebst einem Beilageheft erschienen (dritte Folge, siebenter Jahrgang, sechstes Heft. Verlag von Franz Vahlen, Berlin) Es liegt damit der XXVII Jahrgang der ganzen Reihe der Beiträge — 1883 — vollständig vor. — Mit Rücksicht auf die große Zahl der eingeschickten Abhandlungen und die reiche Ausbeute aus den nicht offiziell publizirten Entscheidungen des Reichsgerichts in civilprozessualischen Fragen hat die Redaktion sich entschlossen, den in früheren Bänden für die Mitthei⸗ lungen aus der Praxis bestimmten Raum vorläufig zu kürzen, damit eine größere Zahl von Abhandlungen aufgenommen werden kann, und die Praxis des Reichsgerichts in preußischen und deutschen Rechtsfragen — entgegen der früher geäußerten Absicht — wieder in einem Beilageheft zu veröffentlichen. Das vorliegende sechste Heft enthält Abhandlungen über folgende Themata: Das Ver⸗ fahren bei bedingten Endurtheilen. — Ueber die Verwerfung der Berufung als unzulässiig. — Das Ausbleiben einer Partei in dem zur Beweisaufnahme vor dem Prozeßgericht angesetzten Termine, ins⸗ besondere im Eidesleistungstermine. — Besonderheiten der Pfändung und Verwerthung von Grundschulden. — Ist die Einlegung der Be⸗ schwerde vor Zustellung der angefochtenen Entscheidung zulässig? (§s. 530 ff. C. P. O) Daran schließen sich Mittheilungen aus der Praxis (Preußen Nr. 26— 31, Anhalt Nr. 1 u. 2), sowie Besprechungen juristischer Werke. In dem Beilageheft wird eine größere Anzahl von Urtheilen des Reichsgerichts (Nr. 32 — 158) mitgetheilt. Dem Hauptheft ist ferner ein vollständiges Inhaltsverzeichniß und ein Sachregister zum XXVII. Jahrgange beigegeben. Der Preis eines Jahrgangs von 6 Heften stellt sich in Pränumeration auf 14 ℳ, nach dem vollständigen Erscheinen auf 16 ℳ
Gewerbe und Handel.
Die Deutsche Militärdienst⸗Versicherungs⸗Anstalt in Hannover, welche seit dem 1. Oktober d. J. in den Königlich preußischen Staaten concessionirt ist, hatte im Monat Oktober einen Zugang von 788 Anträgen über 817 410 ℳ Versicherungs⸗ fumme, und im Monat November gingen 1106 Anträge über ein Versicherungskapital von 1 122 310 ℳ ein. Bekanntlich ist der Zweck der Anstalt, den Eltern von Söhnen die Sorge um den Militärdienst zu erleichtern und zwar dadurch, daß sie dem Dienenden eine verhältnißmäßig große Summe durch mäßige Beiträge verschafft. Die Anstalt ermöglicht jedem Stande nach seinen Verhältnissen den Beitritt zur Erleichterung einer Ausgabe, welche sicher zu er⸗ warten steht.
Nürnberg, 8. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Vom Hopfenmarkt ist wesentlich Neues nicht zu be⸗ richten. Die Kundschaftshändler zeigen, wenn sie pro Tag billige Partien erwerben können, Kauflust, während der Export unthätig bleibt. Seitens der Eigner wird stark zum Verkauf gedrängt, wes⸗ halb öfters bis zu 5 ℳ unter Notiz abgegeben ward. Hauptsächlich gedrückt sind die Preise der meist scheckigen Mittelhallertauer und gelben Markthopfen, welch letztere schon zu 140 — 142 ℳ ausgeboten werden. Die Zufuhren zum Markte betrugen gestern und heute zu⸗ sammen ca. 300 Ballen Landhopfen und etwas mehr auswärtige Sorten. Verkauft wurden gestern 500 und heute 400 Säcke. Stimmung matt. Die Notirungen lauten: Württemberger prima 165 — 170 ℳ, mittel 150 — 160 ℳ, Hallertauer prima 160 — 170 ℳ, mittel 148 — 155 ℳ, Polen prima 160 — 170 ℳ, mittel 145 — 155 ℳ, Elsässer prima 150 — 155 ℳ, mittel 136 — 145 ℳ, Gebirgshopfen 155 bis 160 ℳ, Marktwaare 140 — 150 ℳ, Aischgründer 145 — 155 ℳ, Altmärker 120 — 130 ℳ
London, 8. Dezember (W. T. B.) Bei der gestern ab⸗ gehaltenen Wollauktion waren Preise unverändert.
Glasgow, 8. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 583 400 Tons, gegen 611 200 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 103 gegen 114 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten.
Kronstadt, 9 Dezember. (W. T. B.) Der letzte auslän⸗ dische Dampfer ist gestern von hier abgegangen; die Schiff⸗ fahrt ist nunmehr als geschlossen zu betrachten.
Hamburg, 9. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hammonia“ der Hamburg „Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist um Mitternacht in Plymouth fsgetrecgen und der Postdampfer „Borussia“ derselben Gesellschaft hat gestern Abend Kap Lizard passirt.
Hamburg, 8. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Silesia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute früh 8 Uhr auf der Elbe eingetroffen.
Berlin, 10. Dezember 1883.
Mit der am vorigen Sonnabend in den Forsten der Königlichen Hausfideikommiß⸗Herrschaft Königs⸗Wuster⸗ hausen abgehaltenen Hofjagd auf Sauen und Damwild fand für dieses Jahr die Reihe der auswärtigen Hochwild⸗ jagden ihren Abschhuszs. 88
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Se. Majestät der Kaiser und König hatten Sich schon am Freitag Nachmittag mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm und Friedrich Carl von Preußen, dem Großherzog und dem Erbgroßherzog von Sachsen⸗Weimar, dem Prinzen August von Württemberg, Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen⸗Altenburg, Ihren Durchlauchten dem Prinzen HeinrichVII. Reuß und den Fürsten Radziwill und Hatzfeld⸗Trachenberg, den Ministern von Puttkamer und von Boetticher, sowie den Ge⸗ neralen Graf Brandenburg und von der Goltz und der Mehr⸗ zahl der anderen von hier geladenen Jagdgäste nach Königs⸗ Wusterhausen begeben. Nach der durch Vorträge des Kosleckschen Cornet⸗Quartetts gewürzten Tafel, zu welcher auch die Honoratioren der Stadt zugezogen waren, ward der Abend in hergebrachter Weise in den oberen althistorischen Räumen des Jagdschlosses bei Thonpfeife und irdenen Bier⸗ krügen zugebracht, und verließen des Kaisers und Königs Majestät die Gesellschaft erst gegen 11 Uhr.
Am Sonnabend Morgen um 7 Uhr 30 Minuten ward zum Wecken, 8 Uhr 45 Minuten zum Aufbruch geblasen, und gegen 9 ½ Uhr erfolgte die Abfahrt zur Jagd, zunächst per Bahn bis Halbe, dann zu Wagen zum Rendezvous unweit der Oberförsterei Hammer (Obersörster Gallasch).
In dem ersten, mit dunkelem Zeuge in der Schurre ab⸗ gestellten Jagen auf Damwild und Sauen fielen die ersten Schüsse auf dem Kaiserstande gegen 11 Uhr, die letzten auf nämlicher Stelle gegen Mittag. Dann folgte das Dejeuner im Jagdzelt, die Strecke des Jagens mit 77 Schauflern, 47 Stück Damwild, 68 groben und 12 geringen Sauen, und um 2 Uhr Nachmittags das zweite in der Duberow, Ober⸗ försterei Königs⸗Wusterhausen (Oberförster Hartig), auf den Radebergen mit lichtem Zeuge abgestellte Jagen.
Gegen 3 Uhr war auch dessen Strecke mit 67 Schauflern, 74 Stück Damwild, 16 groben und 5 geringen Sauen ver⸗ richtet, und nachdem der Allerhöchste Jagdherr der Jägerei Seine Anerkennung zu Theil hatte werden lassen, erfolgte die Rückkehr nach Königs⸗Wusterhausen, woselbst die Jagdgesell⸗ schaft bald nach 4 Uhr eintraf.
In beiden Jagen haben:
Se. Maäjestät der Kaiser und König 27 Schaufler, 5 Stück Damwild, 19 grobe und 1 geringe Sau,
„Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen⸗ Weimar 3 Schaufler, 3 Stück Damwild, 2 grobe und 6 ge⸗ ringe Sauen,
Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen 2 Schaufler, 7 Stück Damwild, 3 grobe und 3 geringe Sauen,
Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl von Preußen 19 Schaufler, 9 Stück Damwild, 3 grobe und 4 geringe Sauen,
Se. Königliche Hoheit der Prinz August von Württem⸗ berg 7 Schaufler, 2 Stück Damwild und 3 grobe Sauen,
Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen⸗ Weimar 1 Schaufler, 5 Stück Damwild und 1 grobe Sau,
Se. Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Altenburg 8 Schaufler, 3 Stück Damwild und 3 grobe Sauen und die übrige Jagd⸗ gesellschaft 86 Schaufler, 87 Stück Damwild, 50 grobe und 3 geringe Sauen eriegt.
Die Gesammtstrecke betrug also 144 Schaufler, 121 Stück Damwild, 84 grobe und 17 geringe Sauen — zusammen 366 Stück Hochwild.
Mit einem Diner im Jagdschloß zu Königs⸗Wusterhausen endete die Jagd, und Punkt? Uhr lief der rückkehrende Extra⸗ zug wieder auf dem Görlitzer Bahnhof hierselbst ein.
Der Oberst⸗Jägermeister Fürst von Pleß leitete die Jagd unter Assistenz des Hof⸗Jägermeisters vom Dienst, Freiherrn von Heintze, des Ober⸗Forstmeisters von Spankeren und des Forstmeisters von Siernkowski,
In sechs Kirchen der Stadt fanden am gestrigen Sonntag
Jahresfeiern kirchlicher Vereine statt. Der Verein zur Beförderung der Kleinkinderbewahranstalten beging in der Luisenstadtkirche sein 50. Jahresfest. Das Jubiläumsfest hatte vor Allem auch die Aufgabe, neue Kräfte für den Verein zu gewinnen; der Festprediger Prediger Knauert, der seine Ausführungen an das Wort Gal. 6, 2 anknüpfte, unter⸗ zog sich dieser Seite seiner Aufgabe mit vieler Wärme. An den Thüren wurde eine Kollekte für den Verein gesammelt. — Das Fest des 40jährigen Bestehens feierte zur selben Zeit der Kinder⸗ Gottesdienst der Dreifaltigkeitsgemeinde. Die Fest⸗ predigt hielt hier Prediger Jäckel, der bewäbrte Leiter jener Gottesdienste. — Auf eine 25 jährige Thätigkeit konnte die Mädchen⸗Erziehungsanstalt des Goßnerhauses zurückblicken, die gestern in der Kiche des Elisabeth⸗ Krankenhauses ihr Jahresfest feierte. Dem bei dieser Ge⸗ legenheit vom Ober⸗Verwaltungsgerichts⸗Rath von Meyeren erstatteten Bericht entnehmen wir folgende Daten: Im Jahre 1857 traten 7 freue Christen zusammen, um im Sterbehause Goßners, Potsdamer⸗ straße 119, das sie für 10 000 Thlr. erwarben, ein Rettungshaus für Mädchen zu begründen. Am 22. Oktober des nächsten Jahres konnte die Anstalt mit 8 Pfleglingen eröffnet werden. Schon nach 6 Jahren war die Zahl der letzteren ö1’- wachsen, so daß eine Erweiterung der Räume nöthig wurde. Am 18. Oktober 1867 konnte das neue Haus ein⸗ geweiht werden, in dem z. Z. 60 Mädchen untergebracht sind. In den 25 Jahren haben insgesammt 270 Kinder im Goßnerhause ihre Erziehung empfangen. 30 von ihnen sind nach der Konfirmation zu den Angehörigen zurückgekehrt, 95 in Dienste getreten, 75 vor der Konfirmation zurückverlangt, 3 entlaufen, 13 verstorben. Seit 23 Jahren steht der treubewährte und unermüdliche Hausvater Palm an der Spitze der Anstalt, die sich fortgesetzt vor Allem auch der Huld Ihrer Majestät der Kaiserin zu erfreuen hat. Für die Zwecke des Vereins sind bisher 466 000 ℳ verausgabt worden. — In der Zionskirche hielt der Enthaltsamkeitsverein sein Jahresfest ab. Der Verein sucht durch Versammlungen, die in regelmäßigen Zwischen⸗ räumen im Evangelischen Vereinshause in der Auguststraße abge⸗ halten werden, in erster Reihe gegen das Laster des Branntwein⸗ trinkens zu wirken. Pastor Kraft und Pastor von Hanstein hielten bei der gestrigen Feier die Ansprachen. — Das Fest des fünfjährigen Bestehens feierten gestern in der Markuskirche die Jüng⸗ lingsverein von St. Markus und St. Andreas. Die Festpredigt des Pastors Hausig knüpftean Apost. 2, 42 an. — Der Verein „Dienst an Arbeitslose“ endlich vereinigte seine Mitglieder und zahlreichen Gönner in der riedrichs⸗Werderschen Kirche zur Feier des ersten Jahresfestes. Das Eingangsgebet sprach Konsistorial⸗Rath Stahn, die Predigt Pastor Diestelkamp über Lucas 4, 18. Die Nachfeier fand im Stadtpark statt. Hier erstattete der Vor⸗ sitzende Schriftsteller Liebich den Jahresbericht, dem wir entnehmen, daß der Verein bisher an 59 Sonntagen 3300 Männern der ärmsten obdach⸗ und arbeitslosen Bevölkerung geistige und leibliche Erquickung gewährt hat. Die Einnahmen betrugen 875 ℳ, die Ausgaben 744 ℳ Von letzterer Summe wurden 592 für die leibliche Erquickung und 39 ℳ für Predigten und Traktate verwendet.
Der unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin stehende Frauen⸗Groschen⸗Verein hat zum Besten der Armen Berlins in den Sälen der Ritterschaftsbank heute einen Bazar eröffnet.
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