1883 / 294 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 Dec 1883 18:00:01 GMT) scan diff

MWinisterium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Thierarzt Julius Ferdinand Gruber zu Johannisburg ist die von missarisch verwaltete Kreis⸗Thierarztstelle hannisburg definitiv verliehen worden.

Der Forst⸗Assessor, Oberjäger und Premier⸗Lieutenant im Reitenden Feldjäger Corps, Ebart, ist zum Oberförster er⸗ nannt und demselben die Oberförsterstelle Lonau, mit dem Amtssitze zu Herzberg in der Provinz Hannover, übertragen

worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung. Die am 2. Januar k. J. fälligen Zinsen der preußischen

Anstalten vom 28. d. Mts. ab in den Geschäftsstunden gegen Ablieferung der Zinsscheine gezahlt.

Die Zinsscheine sind, nach den einzelnen Schuldgattungen und Werthabschnitten geordnet, den Einlösungsstellen mit einem Verzeichniß vorzulegen, welches die Stückzahl und den Betrag für jeden Werthabschnitt angiebt, aufgerechnet ist und des Einliefernden Namen und Wohnung ersichtlich

macht. Berrlin, den 10. Dezember 18833.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Sydow. Hering. Merleker. Rüdorff.

Abgereist: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegen⸗ eiten, Dr. von Goßler, nach Crefeld.

———“]; betreffend die Ausfuhr der zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflänzlinge. Durch die Bekanntmachung des Herrn Reichskanzlers vom 23. Juli d. J. (Centralblatt für das Deutsche Reich S. 238) ist ein Verzeichniß der Zollämter, über welche gemäß der Bestimmung des §. 4 Nr. 2 der Kaiserlichen Verordnung vom 4. Juli d. F. (Reichs⸗Gesetzblatt S. 153) die Ausfuhr aller zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflänzlinge, Sträucher und sonstigen Vegetabilien aus dem Reichsgebiet in die Gebiete der neben dem letzteren bei der internationalen Reblauskonvention betheiligten auswärtigen Staaten aus⸗ schließlich stattzufinden hat, veröffentlicht worden. 1 Da es einer nebenhergehenden Bestimmung deutscher Zollämter, über welche diesseitige, zur Ausfuhr nach Vertrags⸗ staaten bestimmte Pflanzensendungen den von diesen Staaten vorgeschriebenen Zollstellen zuzuführen sind, nicht bedarf, so

ist die durch meine Bekanntmachung vom 2. vorigen Monats

Potsdamer Amtsblatt Seite 419, Frankfurter Amtsblatt Seite 337) veröffentlichte Anordnung zurückgenommen. Zufolge Verfügung des Herrn Ministers für Landwirth⸗ schaft, Domänen und Forsten bringe ich dies hierdurch zur Kenntniß der Betheiligten. Potsdam, den 4. Dezember 1883. Der Ober⸗Präsident der Provinz Brandenburg, Staats⸗Minister Achenbach. Vorstehende Bekanntmachung wird hierdurch zur öffent⸗ ichen Kenntniß gebracht. Berlin, den 12. Dezember 1883. Königliches Polizei⸗Präsidium. von Madai.

In der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 50 der Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.

Nichtamtliches.

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Deutsches Reich

Preußen. Berlin, 14. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Nachmittag den auf der Durchreise nach St. Petersburg hier eingetroffenen französischen Botschafter am Kaiserlich russischen Hofe General Appert.

Heute Morgen nahmen Se. Majestät den Vortrag des Polizei⸗Präsidenten von Madai sowie um 11 Uhr militärische Meldungen entgegen und empfingen um 12 Uhr den Land⸗ grafen Alexis von Hessen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin war gestern in der Vorstandssitzung des Frauen⸗Lazareth⸗ Vereins im Augusta-⸗Hospital anwesend und ertheilte dem fran⸗ zösischen Botschafter am Kaiserlich russischen Hofe, General Appert, eine Audienz. v“

Unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers von Boetticher wurde am 13. Dezember eine Plenar⸗Sitzung des Bundes⸗

raths abgehalten. Die Ausschußanträge, betreffend Ah⸗ fertigung von inländischem Taback auf Versendungsschein II und betreffend die Entwerthung der Stempelmarken zur Ent⸗ richtung der statistischen Gebühr, fanden die Zustimmung der Versammlung. Der Besoldungs⸗ und Pensionsetat der Reichsbankbeamten für 1884 wurde genehmigt. Mehreren Gesuchen wegen ausnahmsweiser Zulassung zur Schiffer⸗ prüfung und zur Ausübung des Gewerbes als Schiffer auf großer Fahrt gab die Versammlung Folge. Eine Eingabe, be⸗ treffend die Zulassung der Einfuhr amerikanischen Schweine⸗ eisches in Büchsen zur Wiederausfuhr nach außerdeutschen Län⸗ dern wurde dem Reichskanzler überwiesen. Ablehnenden Bescheid ertheilte die Versammlung auf die Eingaben betreffend:

Hermann ihm bisher kom⸗ des Kreises Jo⸗

u Friedberg nnd mehrere Regierungskommissarien. Staatsschuldverschreibungen sowie der Aktien und Obligationen

der Niederschlesisch⸗-Märkischen, der Münster⸗Hammer und der Taunus⸗Eisenbahn werden bei sämmtlichen Einlösungs⸗ stellen, also in Berlin bei der Staatsschulden⸗Tilgungskasse und der Reichsbank⸗Hauptkasse, außerhalb Berlin aber bei den schon früher zur Einlösung benutzten Kassen und den in unserer Bekanntmachung vom 16. Mai d. J. bezeichneten Reichsbank⸗ gewöhnlichen

Reichs⸗Lotteriestem pelsteuer; den zollfreien Wiedereinlaß von aus dem Zollgebiet bezogenen Eisen⸗ und Thonfliesen; den Erlaß von Verbotsbestimmungen gegen das Tauben⸗ schießen. Nachdem die mit dem Großherzogthum Luxem⸗ burg abgeschlossene Uebereinkunft wegen gegenseitiger Zulassung der in der Nähe der Grenze wohnhaften Medizinal⸗ personen zur Ausübung der Praxis die Zustimmung der Versammlung erhalten hatte, machte der Vorsitzende schließlich Mittheilung über die auf Grund früherer Beschlüsse erfolgte Füseretfan mehrerer Eingaben an die zuständigen Aus⸗ hüsse.

Die heutige (3.) Sitzung des Herrenhauses eröffnete der Präsident Herzog von Ratibor um 1 Uhr 20. Minuten mit den geschäftlichen Mittheilungen. Am Ministertisch waren anwesend der Justiz⸗Minister Dr. Zunächst

machte der Mittheilung,

Präsident dem Hause die daß seit der letzten Sitzung der Vertreter der Stadt Posen, Ober⸗Bürgermeister Kohleis, gestorben sei. Der Präsident gedachte der Verdienste, die sich der Verstorbene während der langen Reihe von Jahren, die er dem Hause angehört, erworben habe, und die Mitglieder erhoben sich von ihren Plätzen, das Andenken des Verstorbenen ehrend. In das Haus neu berufen, als Vertreter der Stadt Aachen, wurde der Beigeordnete Rechtsanwalt Pelzer in Aachen.

Das Haus trat in die Tagesordnung ein, und berichtete zunächst Graf von der Schulenburg⸗Angern in einmaliger Schlußberathung über den von der Staatsregierung vor⸗ gelegten Rechenschaftsbericht über die weitere Ausführung des Gesetzes vom 19. Dezember 1869, betreffend die Konsolidation preußischer Staatsanleihen, und beantragte, in Uebereinstim⸗ mung mit dem Abgeordnetenhause den Rechenschaftsbericht durch Kenntnißnahme für erledigt zu erklären. Das Haus trat ohne Debatte dem Antrage bei.

Es folgte die einmalige Schlußberathung über die Ueber⸗ sicht der Verwaltung der fiskalischen Bergwerke, Hütten und Salinen im preußischen Staate während des Etats⸗ jahres 1882/83. Der Berichterstatter Dr. Baumstark be⸗ antragte, unter Darlegung eines kurzen Ueberblickes über die Resultate dieser Verwaltung, diese Uebersicht durch Kenntnißnahme für erledigt zu erklären. Bei der Dis⸗ kussion nahm zunächst Herr Stumm das Wort, um auf den Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 1. Oktober 1883 bezüglich der Knappschaftskassen hinzuweisen. Der Erlaß enthalte viele gute Bestimmungen, denen Jeder⸗ mann mit Freuden zustimmen könne; aber er enthalte auch Bestimmungen, die den Bergbau schädigte und das Verhältniß zwischen Arbeiter und Arbeitgeber alterirten. (Schluß des Blattes.)

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des auses der Abgeordneten befindet sich in der Zweiten eilage.

In der heutigen (16.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Staats⸗Minister von Puttkamer, nebst mehreren Kommissarien beiwohnte, theilte der Präsident dem Hause mit, daß als Vorlage von dem Finanz⸗Minister die allgemeine Rechnung über den Staatshaushalt des Jahres vom 1. Aoril 1880/81 zugegangen sei. b

Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein: Fort⸗ setzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staats⸗ haushalts⸗Etats für 1884/85, und zwar: Ministerium des Innern.

Bei Kap. 31 Titel 1 richtete der Abg. Bachem an den Minister des Innern eine Anfrage. Die Stadtverordneten⸗ versammlung von Cöln habe die beiden untersten Klassen der Kommunalsteuern beseitigt und als Deckung erhöhte Zuschläge zu den Steuern aus den Einkommen über 6000 vorge⸗ schlagen. Die Regierung habe diese Form der Deckung für unzulässig erklärt. Redner fragte an, ob der Minister des Innern diesen Beschluß der Regierung zu Cöln billige.

Der Staats⸗Minister von Puttkamer bejahte die Frage. Dem Auswege, welcher von der Cölner Stadtverordnetenver⸗ sammlung getroffen, ständen ältere Ministerialreskripte im Wege. Im Uebrigen bemerke er, daß sich ja die Cölner 1“ bvei dem Beschluß der Regierung beruhigt habe.

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Der Abg. Bachem erkannte an, daß Ministerialreskripte, auf die der Minister sich bezogen, allerdings vorhanden seien, aber er wünsche, daß dieselben beseitigt würden, damtt nicht andere Städte in die gleiche Lage kämen wie Cöln.

Der Ag. von Eynern glaubte, daß der Beschluß der Re⸗ gierung in Betreff der Cölner Angelegenheit durchaus richtig sei. Er würde es für sehr gefährlich erachten, wenn den stäbtischen Verwaltungen überlassen bleiben sollte, für gewisse Vermögensstufen progressive Einkomnensteuern einzuführen. Zum Kap. 83 Tit. 1 (Ministergehalt) ergriff der Abg. Rickert das Wort, um seine Angriffe auf den Minister von Puttkamer, die er bereits bei der ersten Etatsberathung und bei der Berathung des Antrags Stern gemacht, zu wiederholen. Der Minister von Puttkamer habe sich offen als Chef der konservativen Partei manifestirt und die Beeinflussung der Beamtenwahlen zu einer Art von Maxime gemacht. Aus den Erklärungen, die der Minister neulich abgegeben, ergäbe sich, daß er die Beamten als reine Wahlagenten auffasse. Dagegen müsse er (Redner) Protest erheben, und er richte an das Centrum und die liberalen Parteien die Bitte, sich mit seiner Portei zu Maßregeln zu ver⸗ einigen, die einen Mißbraͤuch der Remunerations⸗ und Gratifikationsraten, welche der Etat dem Minister des Innern überweise, unmöglich machten. Schließlich glaubte Redner, in den Aeußerungen, welche der Reichskanzler über die Wahl⸗ betheiligung der Beamten gemacht habe, und den Auslassungen des Ministers von Puttkamer einen Widerspruch zu entdecken. Bei Schluß des Blattes ergriff der Staats⸗Minister von Puttkamer das Wort.

Nach Mittheilungen aus Rumänien findet am 15. Januar k. J. zu Bukarest auf dem Bahnhof Tirgovesti eine Seitens der Direktion der rumänischen Staatsbahnen veranstaltete Lizitation auf 5000 t Stahlschienen und 558 t sonstigen eisernen Materials statt.

Die näheren Bedingungen sind auf der Kanzlei der Königlich rumänischen Gesandtschaft in Berlin einzusehen.

„— Die von dem Minister des Innern und dem Minister für Handel und Gewerbe unterm 25. November d. J. er⸗ lassene Anweisung zur Ausführung des Gesetzes

die Rückerstattung eines angeblich üherhobenen Betrages an

versicherung der Arbeiter, wird heute in der Ersten Beilage des Reichs Anzeigers veröffentlicht.

Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt ausgestellten, in der Zweiten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat Oktober 1883 auf deutschen Bahnen (aus⸗ schließlich der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 44 größeren Bahnen beziehungs⸗ weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 30 491,36 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 13 464 Courier⸗ und Schnellzüge, 106 999 Personenzüge, 58 947 gemischte Züge und 101 155 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 2267 Courier⸗-⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischte Züge und 34 012 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitssüge. Im Ganzen wurden 752 275 010 Achskilometer bewegt, von denen 213 231 321 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 179 410 sahrplanmäßigen Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Zügen im Ganzen 1954 oder 1,09 pCt., (gegen 1,55 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1,74 pCt. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 715 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 1239 Verspätungen (s= 0,69 „Ct.) zur Last fallen (gegen 0,97 pCt. im Vormonat). In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 166 318 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beförderung 1344, oder 0,81 pCt., mithin 0,12 pCt. mehr. In Folge der Verspätungen wurden 514 Anschlüsse versäumt (gegen 535 in demselben Monat des Vorjahres und 679 im Vor⸗ monat). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nach den auf je eine Anschlußversäumniß entfallenden Zugverspätun⸗ gen vorgenommen, so kommen in erster Reihe die Weimar⸗ Geraer Eisenbahn (2 Anschluß⸗Versäumnisse auf 1 Ver⸗ spätung mit 0,50, die Marienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn (5 An⸗ schluß⸗Versäumnisse auf 5 Verspätungen) mit 1,00, die Oels⸗Gnesener Eisenbahn (3 Anschluß⸗Versäumnisse auf 4 Ver⸗ spätungen) mit 1,33, während die Badischen Staatseisen⸗ bahnen (16 Anschluß⸗Versäumnisse auf 227 Verspätungen) mit 14,19, die Württembergischen Staatseisenbahnen (2 Anschluß⸗ Versäumnisse auf 70 Verspätungen) mit 35,00, der Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Cöln krechtsrheinische) (5 Anschluß⸗Versäumnisse auf 178 Verspätungen) mit 35,60 die letzten Stellen einnehmen und auf 11 Eisenbahnen 79 Verspätungen ohne Anschluß⸗Versäumnisse und auf 4 Eisen⸗ bahnen weder Verspätungen noch Anschluß⸗Versäumnisse vor⸗ gekommen sind.

Gestern früh verschied hierselbst der Unter⸗Staats sekretär im Justiz⸗Ministerium, Herr Rindfleisch.

Se. Durchlaucht der Prinz zu Schönburg⸗Walz⸗ denburg, General⸗Lieutenant à la suite der Armee, ist hier eingetroffen, desgleichen der General⸗Lieutenant z. D. von Bredow, à la suite des Altmärkischen Ulanen⸗Regiments

S. M. Kbt. „Nautilus“, 4 Geschütze, Kommdt. Korv. Kpt. Aschenborn, ist am 28. November cr. in Porto grande (Capverdische Inseln) eingetroffen und am selben Tage wieder nach Capstadt in See gegangen.

Reuß j. L. Gera, 12. Dezember. (Th. Corr.) Dem Landtage ist eine Vorlage über den Bau einer Eisen⸗ hahn von Schleiz nach Schönberg zum Anschluß an die. K. Sächs. Stoatsbahn zugegangen. Gestern hat der Landtag eine Resolution zu Gunsten einer Reform der Gesetzgebung über die Klassen⸗ und Einkommensteuer im Sinne der Entlastung der unteren Schichten der Steuerzahler beschlossen. Die beantragte Revision dieser Gesetzgebung soll sich auf 3 Punkte erstrecken: den unteren Steuerstufen soll ein höheres Ein⸗ kommen zu Grunde gelegt werden, die höheren Stufen der Einkommensteuer sollen durch Einschiebung neuer Stufen ver⸗ vielfältigt von einer völligen Freilassung der untersten Klassen⸗ steuerstufen jedoch abgesehen werden.

HOesterreich Ungarn. Wien, 12. Dezember. (Prager Ztg.) Das Abgeordnetenhaus hat das provisorische Budget für das erste Quartal des Jahres 1884 in dritter Lesung angenommen, ebenso ohne Debatte das Rekruten⸗ kontingent für 1884.

Pest, 13. Dezember. (W. T. B.) Das Abgeordneten⸗ haus beschloß heute, die Annahme der Ehegesetzes— vorlage aufrecht zu erhalten und ravon dem Oberhause Mittheilung zu machen. Hierauf wurden die Sitzungen bis zum 10. Januar vertagt.

Belgien. Brüssel, 14. Dezember. (W. T. B.) In dem Bericht der Centralsektion der Kammer wird konstatirt, daß die Regierung in der gegenwärtigen Session noch den Gesetzentwurf über die Errichtung einer Nationalreserve vorlegen werde.

Frankreich. Paris, 13. Dezember. (W. T. B.) Deputirtenkammer berieth heute das Budget des Ministeriums des Innern. In der Sitzung des Senats brachte ber Minister⸗Präsident Ferry die von der Deputirtenkammer angenommene Tongking⸗Kreditvor⸗ lage ein. Der Senat beschloß die Dringlichkeit für die Vorlage. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, wird das Kabinet am nächsten Sonnabend über die Höhe der neuen Kreditforderung sür die Armee in Tongking auf das erste Semester 1884 Beschluß fassen, da die von der Deputir⸗ tenkammer bewilligte Kreditforderung nur für den Zeitraum bis zum 31. Dezember d. J. gilt. Gleichzeitig wird das Kabinet auch die Frage berathen, ob es nöthig sei, weitere Verstärkungen nach Tongking zu senden.

Spanien. Valencia, 13. Dezember. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz traf heute Mittag hier ein und wurde am Bahnhof von den Spitzen der Behörden und der deutschen Kolonie empfangen. Der General⸗Kapitän und der Civilgouverneur waren dem Kronprinzen bis Jativa entgegengefahren, wo das Offizier⸗ Corps der Garnison Höchstdenselben am Bahnhofe begrüßle. Nachmittags setzte der Kronprinz die Reise über Tarragona nach Barcelona fort. Das Wetter ist sehr heiß. Tarragona, 13. Dezember. (W. T. B.) prinz ist heute Abend 7 ½ Uhr hier eingetroffen und unter

Der Kron⸗

vom 15. Juni 1888, betreffend die Kranken⸗

sympathischen Kundgebungen empfangen worden. Morgen früh 10 Uhr setzt Se. Kaiserliche Hoheit die Reise nach Bar⸗

celna fort und wird daselbst um 12 ½ Uhr Mittags ein⸗ treen.

Italien. Rom, 13. Dezember. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer brachten Morana und Del Gudice heute einen Antrag ein, durch welchen Antrag die Rgierung ermächtigt wird zu bestimmen, daß solche Coupons de konsolidirten italienischen Anleihe, welche gegen⸗ wrtig in Paris und London eingelöst werden, auch in Brlin bezahlt werden können. Der Finanz⸗Minister erklärte sih im Prinzip mit dem Antrage einverstanden. Die Kammer bschloß, den Antrag der Budgetkommission zu überweisen, demit diese bestimme, in welcher Form er dem Etatgesetz als eaztartikel einverleibt werden könnte. Der Vorsitzende der ommission erklärte: er werde morgen der Kammer weiteren

icht erstatten. 1 nii 14. Dezember. (W. T. B.) Das zum Empfange ind zur Begrüßung des Kronprinzen hierher beorderte talienische Gesch b der. unter Befehl des Geschwader⸗ Kommandanten Mantese ist hier eingetroffen.

Brindisi, 13. Dezember. (W. T. B.) Der Groß⸗ fürst Paul von Rußland hat sich heute auf der Korvette „Svetlana“ nach Athen eingeschifft.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. De⸗ zember. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗Anzeiger entgegnet in ausführlichen Darlegungen auf die von der Kalkoffschen „Moskauer Zeitung“ betreffs der Opportunität und des Zwecks der Emission der letzten russischen Gold⸗ rente erhobenen Einwendungen und sagt schließlich: der Zweck der Emission sei in dem Kaiserlichen Ukas genau prä⸗ zisirt; auch habe sich die Regierung das Recht der Konverti⸗ rung der é6prozentigen Rente vorbehalten und köͤnne nach Ablauf von 10 Jahren auf eine Herabsetzung des Prozent satzes rechnen.

Dänemark. Kopenhagen, 11. Dezember. (Hamb. Nachr.) Angesichts der überhand nehmenden Umtriebe der radikalen Partei und der unter solchen Umständen nicht aus⸗ bleibenden politischen Demorolisation konnte es nicht fehlen, daß die Anhänger der Rechten längst eine festere und mehr einheitliche Organisation planen mußten. Zu die⸗ sem Zweck versammelten sich gestern in der Leräumi⸗ gen Lokalitäten des Schützenhofes 55 Reichstags⸗ abgeordnete (35 Landsthings⸗ und 20 Folkethinge⸗ Abgeordnete) mit Delegirten von 68 Vereinen der Rechten, die jeder einen Folkethingskreis vertraten, um sich über allgemeine Regeln, betreffend ein zukünftiges Zusammen⸗ wirken zwischen den Vereinen der Rechten des Landes und den konservativen Elementen des Reichstages zu verständigen. Nach längerer Diskussion wurde eine aus 25 Männern bestehende ständige Repräsenta n⸗ schaft erwählt, die sich sofort konstituirte und den vor⸗ maligen Kriegs⸗Minister General Haffner zum Vorsitzenden ernannte. Nach stattgefundener Annahme einer sehr scharfen, gegen die Linke gerichteten Resolution wurde ein Bankett gehalten, an welchem die Minister und die Abgeordneten Theil nahmen. Hier erwiderte der Conseils⸗Präsident Estrup ein auf das Ministerium ausgebrachtes begeistertes Hoch mit folgender Rede: Den Beifall, welchen das auf das Ministerium ausgebrachte Hoch in einer so zahlreichen Versammlung von mehr hervorragenden Anhängern der Rechten nicht nur aus dem Reichstage, sondern auch aus dem ganzen Lande hier gefunden hat, acceptire ich als einen er⸗ freulichen Beweis dessen, daß das Ministerium sich noch im vollständigen Einvernehmen mit der Rechten. des Landes über den wesentlichen Theil des Streites befindet. (Lauter Beifall.) Ich erkenne ferner darin ein Zeichen, daß die Rechte überall im Lande ernsthaft die Regierung in dem Kampfe unterstützen wird, der uns aufgedrungen ist: ein Zeichen, daß die Rechte nicht müde werde, für das rechte Verständniß des Grundgesetzes zu kämpfen, welches so himmelweit verschieden ist von der „Entwickelung“, welche die Gegner demselben angedeihen lassen vollten und die in der That gleichbedeutend ist mit einem Verzichte auf en im Grundgesetze enthaltenen Gleichgewichtsgedanken und zugleich as Selbstbestimmungsrecht tief schädigen würde, welches der Geber des Grundgesetzes der Krone vorbehalten hat. Möchten Einigkeit und Eintracht in der Rechten wachsen, und möchte der in der vorher⸗ gegangenen Versammlung gethane Schritt der erste sein auf einer Bahn, die viele folgende Schritte erfordert zur Erreichung des Zieles. Hie Eintracht in der Rechten muß wachsen und sich stark entwickeln bevor es zu spät wird. Für den endlichen Sieg der Rechten bangt nir nicht, wenn dieselbe nur die Einigkeit in dem Sinne bewahrt, as eine Uneinigkeit, die der Natur der Sache noch zwischen ernsten Mäaͤnnern entstehen kann, niemals sich um Wesentliches handelt.

8 Amerika. Washington, 13. Dezember. (W. T. B.) Im Repräsentantenhause ist ein Gesetzentwurf einge⸗ bracht worden, nach welchem die Wollzölle, welche vor Adoption des gegenwärtigen Tarifs in Kraft waren, wieder⸗ hergestellt werden sollen.

Asien. (W. T. B.) Nach einer Depesche des „New⸗ York Herald“ aus Hongkong, vom 12. d., sind alle Vorbereitungen getroffen worden, um Canton in Vertheidi⸗

gungszustand zu setzen; jedoch glaube man, daß die Forts einem fortgesetzten Bombardement nicht würden Widerstand leisten können. Es treffen fortdauernd Truppen aus dem Norden ein; am 12. d. passirten 1600 Mann Hongkong. Mandarinen der höheren Rangklassen erklärten, daß China die Fremden um jeden Preis schützen würde. Am 11. traf in Hongkong ein englischer Admiral ein, welcher das gesammte englische Geschwader für alle Eventualitäten in Stand etzen ließ. 8 „Reuterschen Bureau“ wird aus Hongkong, vom 13. d. M., gemeldet: der König von Annam sei durch die antifranzösische Partei in Hue vergiftet worden.

Afrika. Egypten. Kairo, 13. Dezember. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten aus Suakim hat der Oberst Harrington den Ort der letzten den egyptischen Truppen durch die Insurgenten bereiteten Niederlage be⸗ sucht und auf dem Schlachtfelde gegen 400 Leichen von Ara⸗ bern gezählt, welche durch die egyptischen Truppen getödtet worden sind. Viele Leichname waren bereits durch Ver⸗ wandte der Gefallenen vom Schlaächtfelde entsernt worden. In Chartum eingegangene Meldungen aus El Obeid berichten: der Mahdi habe fast keine Anhänger; er habe in den Gefechten mit Hicks Pascha große Verluste erlitten; meh⸗ rere Stämme der Aufständischen seien von ihm abgefallen und nach Hause zurückgekehrt. Der Mahdi stoße auf große Schwierigkeiten, die Streitkräfte zusammenzubringen, welche er nach der Provinz Darfur und zur Unterwerfung des Kabbabishstammes entsenden wollte.

Zeitungsstimmen.

In einer Berliner Korrespondenz der „Köl nischen Zeitung“ lesen wir: Man wird nicht leugnen wollen und darf es auch öffentlich an⸗ erkennen, daß wir in dem gegenwärtigen Eisenbahn⸗Minister die Sachkunde mit Umsicht und Thatkraft vereinigt finden und daß er das Vertrauen aller Kreise, die bei der Entwickelung unseres Eisen⸗ bahnwesens hervorragend interessirt sind, ebenso wie das Vertrauen des größeren Publikums in nicht gewöhnlichem Maße be⸗ sitzt und zwar mit Recht. Denn einmal läßt die ganze Art der Verwaltung in erster Linie das Bestreben er⸗ kennen, dem Eisenbahnwesen den ihm vor allem gebührenden Charakter einer der Allgemeinheit dienenden Verkehrsanstalt zu wahren und den so leicht sich hervordrängenden diabolus fiscalis fern zu halten, und dann sind die von Herrn Maybach im Verlaufe seiner Amtsthätigkeit ergriffenen einzelnen Maßregeln und Anord⸗ nungen, zumal in ihrer Gesammtheit aufgefaßt, wohl danach angethan, das ihm gewordene Vertrauen zu rechtfertigen. Hier ist es zunächst die Regelung des Tarifwesens, in welchem derselbe eine verhältniß⸗ mäßig große Einheitlichkeit geschaffen har. Geht die Meinung auch vielfach dahin, daß bei der gegenwärtigen Höhe der Tarife der Fiskus zur Zeit noch einen ungebührlichen Löwenantheil genießt und er⸗ scheinen in dieser Beziehung noch manche weitergehende Wünsche wohl berechtigt, so leat doch die vom Eisenbahn⸗Minister ausgegangene Schaffung freier Eisenbahnkonferenzen und der späteren Bezirks⸗Eisen⸗ bahnräthe Zeugniß dafür ab, daß die maßgebende Stelle bereit ist, die Entwicklung der Frachttarife im Sinne des allgemein⸗wirthschaft⸗ lichen Landesinteresses zu fördern. Neben dieser freilich wichtigsten Sache ist man ferner darauf bedacht, durch Erleichterung des Per⸗ sonenverkehrs, durch Retour⸗ und Rundreise⸗Billette, durch gute und bequeme Wageneinrichtungen, durch zweckentsprechende Dienstvorschrif⸗ ten an das Personal auch den Interessen des reisenden Publikums gerecht zu werden, wie auch durch die Einrichtung von Wagen⸗ ämtern dem industriellen Massenverkehr ein wesentlicher Dienst ge⸗ leistet ist. Dann darf wohl ohne Uebertreibung ausgesprochen werden, daß auf dem Gebiete der technischen Ausgestaltung des Eisenbahn⸗ wesens, namentlich in Bezug auf die Sicherheit des Betriebs und Verkehrs die preußische Eisenbahnverwaltung anerkanntermaßen die Führung übernommen hat. Und endlich ist es nicht zweifelhaft, daß die von dem jetzigen Ministerium in Angriff genommene plan⸗ mäßige Ausbildung eines preußischen Nebenbahnnetzes im Lande oll⸗ seitigen Anklang findet. Hand in Hand mit diesen anerkennenswerthen Leistungen auf dem Hauptfelde der Thätigkeit unseres Arbeits⸗Mi⸗ nisteriums gehen zahlreiche praktische Anordnungen auf den Gebieten des Bau⸗ und Bergwesens, die sich als Ergebnisse einer sorglichen und thatkräftigen Wirksamkeit kennzeichnen. Die Industrie dankt dem jetzigen Chef dieser Verwaltungen eine, wenn auch noch nicht erschöpfende, so doch immerhin schon bedeutende Besserung des öffentlichen Verdingungswesens, dessen frühere Bestimmungen dem Unternehmer häufig fast nur die Wahl zwischen Gewissenlosigkeit und Ruin ließen. Wie man hört, sind diese Reformbestrebungen übrigens noch Gegenstand weiterer Berathung. In Bezug auf die Bergverwaltung treten uns die umfassenden Arbeiten des Ausschusses zur Erforschung der Ursachen und zur Ergründung von Mitteln für die Abwendung schlagender Wetter entgegen. Im Bauwesen ist es der Nichttechniker Maybach, welcher augenscheinlich erkannt hat, daß in einer Zeit, wo die wissenschaftliche Technik sich unausgesetzt neue Gebiete erobert und auf den Fortschritt unserer Kultur einen vielleicht größeren Einfluß ausübt, als irgend eine andere Richtung der menschlichen Thaͤtigkeit, daß in solcher Zeit dem Techniker die ihm gebührende Stellung in voller Gleichberechtigung mit anderen, im Dienste des Staates thätigen älteren Berufsarten gewährt werden muß und welcher diese Gleichstellung schon seit längerer Zeit an⸗ zubahnen sucht. Es ist ferner derselbe Minister, welcher den Maschinen⸗ ingenieur in ven Kreis der höheren Beamten eingeführt ha 1 88 ist derselbe Minister, der in seinem Ministerium das seit wenigen Jahren erscheinende Centralblaͤtt der preußischen Bauverwaltung begründet hat, ein Blatt, das neben seinen fachwissenschaftlichen Bestrebungen Rechenschaft davon ablegt, was und wie in allen Zweigen öffentlicher Arbeiten gewirkt wird, und seiner weiteren Aufgabe, auch den Leistungen und Erfindungen des Auslandes auf diesem Gebiete zum Nutzen des Vaterlandes seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, in erfreulicher Weise gerecht wird. Iater Nournal sereibt Wenn ein Finanz⸗Minister vor die Volksvertretung mit freude⸗ strahlendem Gesichte hintritt und ein Budget mit günstigem Abschluß vorlegt, und die Opposition dann hergeht und höhnisch nachzuweisen sucht, daß der Abschluß kein günstiger, vielmehr ein Defizit vorhanden sei, „dann muß man auch vergeben die Trauer selbst dem Mann“. In diesem Falle befindet sich unser badischer Finanz⸗Minister Hr. Ellstätter, der sich übrigens nicht auf die Trauer beschränkt, sondern in der heutigen „Karlsruher Zeitung ziffernmaͤßig nachweist, jene oppositionellen Ausführungen seien, wenn nicht darauf berechnet, o doch geeignet, das Urtheil über die Lage des

67 005 ℳ; auf die Polizeiverwaltung 289 013 ℳ, auf die Land⸗ gensd'armerie 387 020 ℳ, auf die Strafanstalts⸗ ꝛc. Verwaltung 2702 488 (gegen 2 628 752 im Vorjahr), auf die Verwaltung der Regierungs⸗Amtsblätter und der damit verbundenen öffentlichen Anzeiger 187 167 ꝛc. Die Ausgaben belaufen sich insgesammt auf 42 636 556 gegen 41 922 536 im Vorjahre; da⸗ von nehmen die dauernden Ausgaben 41 551 209 (im Vorjabre 41 236 021 ℳ), die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben 1 085 347 (im Vorjahre 686 515 ℳ) in Anspruch. Im Einzelnen erfordern das Ministerium 600 951 ℳ, wie im Vorjahre, das statistische Bureau 386 740 ℳ, das meteorologische Institut 30 790 ℳ, das Ober⸗Verwaltungsgericht und die Deputationen für das Heimath⸗ wesen 235 730 (im Vorjabre 426 553 ℳ), die Standesämter 402 183 ℳ, die Verwaltung der Regierungs⸗Amtsblätter und der damit verbundenen öffentlichen Anzeiger 309 462 ℳ, die Landdrosteien 563 594 ℳ, landräthliche Behörden und Aemter (Kap. 90) 7161 446 (Bei dem Titel 1 des Kap. 90 Besol⸗ dung der Landräthe ꝛc. 2 125 661 werden 60 461 als künftig wegfallend bezeichnet. Ferner erfordern die Polizeiver⸗ waltung in Berlin 6 649 686 ℳ, die Polizeiverwaltung in den Pro⸗ vinzen 3 013 297 gegen 2 923 876 im Vorjahre, die Polizei⸗ Distriktskommissarien in der Provinz Posen 543 837 ℳ, die Land⸗ gensd'armerie (Kap. 94) 9 205 180 Der Besoldungsetat der Landgensd'armerie ist vm 75 420 gewachsen, während zu Pensionen für Landgensd'’armerie⸗Offiziere, Oberwachtmeister und Gensd armen 110 000 weniger angesetzt sind. Die „Allgemeinen Ausgaben im Intcresse der Polizei“ treten mit 1 660 671 um 236 333 höher als im Vorjahre in Rechnung. Die Strafanstaltsver⸗ waltung erscheint unter den Ausgabeposten mit 9 477 967 gegen 9 341 858 im Vorjahre; Wohlthätigkeitszwecke nehmen 1 166 784 in Anspruch, darunter gesetzliche Wittwen⸗ und Waisen⸗ gelder mit 107 000 39 200 mehr als der vorjährige Etat aus⸗ setzte. Allgemeine Ausgaben zu verschiedenen Bedürfnissen der Ver⸗ waltung des Innern stehen mit 142 888 im Etat, davon werden 30 486 als künftig wegfallend bezeichnet. Unter den einmaligen und außerordentlichen Ausgaben setzt der Etat u. A. an zur Be⸗ streitung der im Etatsjahre 1884/85 noch entstehenden Kosten aus Anlaß der in 1883 vorgenommenen „anbaustatischen Erhebung 10 000 ℳ, zur Aufstellung eines Viehstands⸗Lexikons nach den Ergebnissen der Viehzählung vom 10. Januar 1883 15000 ℳ, zum Neubau des Gebäudes des Fräuleinstifts in Colberg 65 400 ℳ, für den Umbau der Strafanstalt zu Wartenburg (zweite und letzte Rate) 216 150 ℳ, für den Neubau eines Gefängnisses in Saarburg 76 000 ℳ, in Grevenbroich 58 425 ℳ, für den Neubau cines Krankenhauses bei der Strafanstalt zu Brandenburg 74 000 ℳ., für den Neubau einer Strafanstalt zu Groß⸗Strehlitz (erste Rate) 500 000

Statistische Nachrichten. 1 h Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 2. Dezember bis inkl. 8. Dezember cr. zur Anmeldung Fütsh 207 Ehbeschließungen, 820 Lebendgeborene, 42 Todtgeborene, 580 Sterbefälle. 2 Summarssche Uebersichtüber die Zahlder Studi⸗ renden auf der Königlichen Georg⸗Augusts⸗Univer⸗ sität zu Göttingen im Winter⸗Semester 1883/84. S. vorigen Semester sind immatrikulirt gewesen (1104 + 15 1 Davon sind abgegangen 338. Es sind demnach geblieben 781. Hierzu sind in diesem Semester gekommen 283. Die Gesammtzah der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1064. Die evan⸗ gelischtheologische Fakultät zählt Preußen 1838, Nichtpreußen 37, zusammen 175. Die juristische Fakultät zählt Preußen 142, Nicht⸗ preußen 37, zusammen 179. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 142, Nichtpreußen 39, zusammen 181. Die philosophische zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 364, b. P reußen ohne Zeugniß der Reife nach §. 36 des Reglements vom 2. Juni 1834 47, Preußen 411, c. Nichtpreußen 118; zusammen 529. Summa 1064. Einzelne Vorlesungen besuchen außerdem noch 22. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1086. 1 Die Feequenz, der Mecklenburgischen Landes⸗ universität Rostock ist im laufenden Wintersemester dieselbe wie im vergangenen Sommerhalbjahr, die 1 Zahl der Studirenden beträgt nämlich wiederum 232. Von denselben gehören 43 der theologischen, 46 der juristischen, 57 der dlenh nischen und 86 der philosophischen Fakultät an ge(gegen.⸗ 50, 38, 61 und 83 im Sommer). Von den Studenten der philosophischen Fakultät kommen auf die philologisch⸗historischen Disziplinen 3 (gegen 31) und auf die naturwissenschaftlichen 47 (gegen 52). Es studiren zur Zeit in Rostock 184 Mecklenburg⸗Schweriner und 10 burg⸗Strelitzer; ferner aus anderen deutschen Bundesstaaten, 1 (darunter 29 Preußen) und 3 Ausländer. und zwar je 1 aus Schweden, Ungarn und Böhmen. 23 Studenten sind auf Grund des Reife⸗ zeugnisses eines Real⸗Gymnasiums immatrikulirt. Bis auf. 8,

Staatshaushalts irre zu führen, uad entbehren jeder sachlichen Be⸗ gründung. Hr. Ellsstätter weist nach, daß die ordentlichen Staats⸗ ausgaben durch die ordentlichen Staatseinnahmen jährlich um 2 161 177 überschritten werden, daß ein Defizit, welches durch eine Schuldvermehrung seinen Ausgleich zu finden hätte, in Wahrheit nicht vorhanden sei, daß vielmehr trotz des ganz außerordentlich hohen Staatsbedarfs sich noch immer eine Minderung um 237 276 und keinerlei Vermehrung ergebe. Hiernach dürfte wohl ie Bezeichnung der Lage des Staatshaushaltes als eine günstige begründet gewesen sein. Auch die Klage, daß die be⸗ trächtlchen Zuschüsse vom Reich keine Erleichterung der Lasten der Bevölkerung bis jetzt brachten, sei unbegründet. ad die Einnahmen vom Reich sei der Staat in der Lage, 160 000 zährlich für die Landarmenpflege den Kreisverbänden abzunehmen und auch bezüglich des Baues und der Unterhaltung der Landstraßen die Kreise und Gemeinden erheblich zu erleichtern. So bleibe denn, wie das Erposé schließt, doch wohl der Eindruck berechtigt, daß die Lage unseres Staatshaushaltes eine günstige und das Bild seiner dermaligen Entwickelung ein erfreuliches und befriedigendes sei. Dem „Centralblatt für die Textilindustrie“ wird aus Mühlhausen im Elsaß berichtet: Die Umsätze unserer letzten Börsentage bewegten sich in beschei⸗ denen Grenzen; die Ursachen liegen einestheils in dem für die jetzige Jahreszeit auffällig milden Wetter, hauptsächlich aber darin, daß Spinner und Weber mit Ordres auf längere Zeit verschen sind und daß der Zeugdruck schon vor einigen Wochen seinen Bedarf an Waare für einige Monate gedeckt hat. Spinner namentlich sind mit Ordres genügend versorgt, man spricht davon, daß einzelne derselben Abschlüsse bis in das zweite Semester des nächsten Jahres gemacht haben. Garne halten sich daher immer sehr fest im Preise

Reichstags⸗Angelegenhelten.

6 Bei der im 7. Düsseldorfer Wahlbezirk Rees⸗ Mörs stattgefundenen Ergänzungswahl für den Landgerichts⸗ Rath Grütering ist der Graf Wilhelm von Hoensbroich auf Schloß Haag bei Geldern (Centrum) mit 10 663 Srimmen zam Mitglied des Reichstages gewählt worden. Der Gegen kandidat, Professor Schlichting, in Charlottenburg (nationalliberal) erhielt 1773 Stimmen.

Landtags⸗Angelegenheiten. Der Etat für das Ministerium des Innern für das Etatsjahr 1884/85 weist Einnahmen nach in Höhe von 4 323 288 gegen 4 320 841 des Vorjahres. Es entfallen hiervon auf die

Verwaltung des Innern 75 020 ℳ, d. i. gegen das Vorjahr weniger

Denn gerade durch

welche neuere Sprachen treiben, widmen dieselben sich den naturwissen⸗ schaftlichen Fächern. Ihrer Militärpflicht genügen 19 Studirende. Zu Michaelis haben drei von auswärts berufene Professoren ihre Lehr⸗ zhärigkeit begonnen: Dr. Edgar Löning, bisher in Dorpat, in der juristischen, De. Alb. von Brunn, seither in Göttingen, medizinischen und Dr. F. Leo, bisher in Kiel, in der philosophischen Fakultät. Ersterer kam an Stelle des Dr. Kahl (fetzt in Erlangen), der zweite für Dr. Merkel (jetzt in Königsbecg), der Letzt nte Dr. Raibel (jetzt in Greifswald).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In der Verlagsbuchhandlung von Carl Flemming in G erschien für den Weihnochtstisch ein Buch von einem alten Bekannten, der wie kein anderer alle Geheimnisse und liebenswürdigen Eigenthümlich⸗ keiren der Kinderwelt mit seinem kundigen Griffel dem Auge darzustellen vermag, bietet unter humoristischem Titel allen Freunden eines c sunden Humors und meisterhafter Zeichnungen eine neue Ga e dar. Es ist Oskar Pletsch, welcher in einem „Kleine Sipp⸗ schaßt“ befitelten Werke uns das Treiben der kleinen Welt vorführt. (Pr. geb. 6. ℳ) In 16 prächtigen, farbigen Bildern versetzt er uns mitten hinein in das bunte Kinderleben, dessern. Freud und Leid er uns in so vollendeter Weise vorzuführen weiß. Die naiv⸗ humoristische Auffassung, in welcher Pletsch seine Kinderzeichnungen g darbietet, die liebevolle Behandlung des allerdings dankbaren, alle Jugendfreunde warm ansprechenden Stoffes, und der glückliche ertenh Hauch, den er über seine Skizzen zu verbreiten weiß, müssen ihm sias von Neuem Freunde und Bewunderer zuführen. Es sind eigent alles Sachen, die weniger für die Kinder selbst berechnet sind, 3 für die Eltern, welche das Leben und Treiben der Kleinen, für das sie im Drange der Geschäfte kaum oft das noͤthige L haben, hier im Bilde aufgezeichnet finden und Gelege 5. haben, den unendlichen Reichtbum von Gemüth und S. sinn, welcher in dem Kinderleben verborgen Regt, durch die Hand des Künstlers vor Augen geführt und zu tieferem III sich nahe gelegt sehen Es müßte schon ein verknöcherter 2 kenschen⸗ feind sein, der beim Anblick der Plelschschen Bilder nicht C Hauch von Empfindung und tieser⸗ Gemüthsseligkeit empfände, dem Künstler dankte und ihn bewunderte, dem ein so glückliches Auge, ein so offenes Verständniß und eine so gewandte Hand zu Tbeil Fash. Hier ist echte, aus Empfindung und Gemüth hervorgegangene Kunst zu finden, und das eben ist der Vorzug der Pletschschen Zeichnungen, die sie vielen audern, ähnliche Gegenstände behandelnden Leistungen so unendlich voranstellen. Die von Victor Blüthgen zu o beigegebenen Verse 18 zu dem freundlichen Eindruck und zum Ver⸗ ständniß wesentlich bei. 8 8 2 T“ benennt sich ein lustiges Bilderbuch für die Jugend, berausgegeben von Julius Lohmeyer, dem bekar nten Freunde 8 der Kinderwelt, der durch seine „Deutsche Jugend bei allen Kleinen in gutem Angedenken steht. Schon der originelle Fitelamschlag ein durch einen Bogen Papier mit dem Kopf durchbrech enden Kater