1883 / 300 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Dec 1883 18:00:01 GMT) scan diff

1“ 8 8 thekwesen sind, so vollständig als möglich zum Abdrucke kommen. Bibliothekarische Reiseberichte sowie Schilderungen des Bibliotheks⸗ wesens einzelner Länder werden veröffentlicht werden. Auch Nekrologe verdienter Bibliothekare, Bibliophilen, Antiquare und Buchhändler werden Aufnahme finden. Schließlich sollen kurz die Titel von neu erschienenen antiquarischen, Verlags⸗ und Auktions⸗Katalogen, beson⸗ ders merkwürdige Preisangaben von Handschriften und Büchern, bibliothekarische Kuriosa, Notizen und Miszellen mitgetheilt werden. Auch wird eine Fragestelle nach seltenen Büchern eingerichtet werden. Das 1. Heft des „Centralblatts für Bibliothekswesen“, das soeben erschienen ist, hat folgenden Inhalt: Zur Einführung. Die Ver⸗ bindung zwischen den deutschen Bibliotheken, von E. Förstemann.

Wirkung des nämlichen Steuersatzes in der jetzigen Einkommensteuer, wo der gleiche Betrag vom Einkommen erboben wird, die unter einander um 1000 und mehr Mark differiren, z. B. in der 8. Stufe 252 von allen Einkommen zwischen 8400 9600 Der neue Steuertarif wird insofern gerechter wirken, als die je nach der Größe des Einkommens steigenden Steuersätze durchweg nach Prozenten des Einkommens erhoben werden sollen, also z. B. 3 % von allem Einkommen über 10 000 ℳ, 2,9 % von allen Einkommen zwischen 9000 und 10 000 ℳ, 1 % von den Ein⸗ kommen zwischen 1200 und 1300 Dieser Vorschlag der Regie⸗ rung wird eine genauere Anpassung der zu erhebenden Steuer an das Einkommen bewirken, als es durch die jetzige Eintheilung in

i Staats⸗Anze

v““ ““ 8 Ausführung. Vom Architekten Späth entworfen und von G. Wenckt 88“ nach dessen Zeichnungen hergestellt ist diese Speisezimmer. Einrichtmd 1] b v1111X1q1X“ in Eichenholz, bestehend aus 1 Buffet mit eingelegter Arbeit, 1 Lu 1““ 2 5 ziehtisch, 12 ledergepolsterten Stüblen, 1 Servirtisch und einer Tmi 8 für Tischgedecke, durchaus stvl⸗ und geschmackvoll. Würdig schlieie zum ‿q eu en ei 5 sich * 2—— P. von den 9r 8 G juwelieren Gebrüder Friedländer geliefertes Collier mit Anhäree, in Perlen und der vierte Gewinn, ein 300. Theeservice, ausgeführt von der Firma S. Friedeberg Söhne. Irs ein Smyrnaer Teppich von H. Gerson (500 ℳ), Nr. 6, ein Tai⸗ aufsatz in erhabener Arbeit von Sy & Wagner (500 ℳ) und Nr.;

ein Büffet von Carl Ziem (500 ℳ) an. Das Generaldebit der Logt

lagen sollen 19 904 befreit werden, während weitere 19 bis 12. Stufe steuerpflichtig bleiben.

überhaupt keinen unbedingt gleichmäßigen Maßstab für die Leistun

Landtags⸗Angelegenheiten. fähigkeit abgeben.

Steuerstufen geschieht...

(Die „Nat. Ztg.“ führt dann aus, wie die Entwürfe nach ihrer

Ansicht in einzelnen Bestimmungen verbesserungsfähig seien.)

Der „Reichsbote“ bemerkt zu den neuen Steuer⸗

vorlagen:

Der Finanz⸗Minister hat mit den neuen Steuervorlagen dem

Volke ein sehr erfreuliches und bedeutendes Weihnachtsgeschenk ge⸗ macht, und wir haben besonderen Anlaß uns darüber zu freuen, weil die Steuecrvorlagen ganz auf dem Boden stehen, den wir immer em⸗ pfohlen haben: Entlastung der ärmeren Klassen und stärkere Heran⸗

ziehung der Reichen. as

ist der Grundsatz, welcher den Vorlagen

zu Grunde liegt....

In der That, es ist selten eine so wohlthuende und wohlwollende

Steuervorlage gemacht worden, die so handgreiflich zeigt, wie es der Regierung damit ernst ist, die ärmeren Volksklassen auf jede Weise

zu entlasten und ihre Lage zu verbessern.

Im Einzelnen wird ja noch

Manches, namentlich bei der Progression, zu verbessern sein, aber der Finanz⸗Minister hat sich durch diese Vorlage ein schönes Denkmal gesetzt,

dem gegenüber alle liberalen Phrasen zerschellen werden.

Die fort⸗ Steueragitationsreden

chrittlichen Agitatoren können nun mit ihren

zu Hause bleiben, denn das Volk wird ihnen antworten: Was wollt

έά

Ihr?

Der Regierung und den Konservativen verdanken wir es, daß

wir keine direkte Staatssteuer mehr zu zahlen branchen und uns kein

Gerichtsvollzieher deshalb melr ins Haus kommt das schöne Sache und durch die Zölle ist

ist eine weder das Brot, noch der Kaffee,

noch das Petroleum theurer geworden!

8

Die „Hallische Zeitung“ kommt über die genannten Vorlagen zu folgendem Urtheil: 8

Man darf sagen, daß die Regierung mit ihren gegenwärtigen Vorlagen einen glücklichen Griff gethan und den dagegen eröffneten Feldzug glücklich parirt hat. Sie sind von großen Gesichtspunkten getragen und derart gestaltet, daß es der fortschrittlichen Opposition schwer fallen wird, die öffentliche Meinung gegen dieselben aufzuregen. Sie sind aus einem Guß, und die nähere Prüfung aller dabei zu berücksichtigenden Verhältnisse läßt die Hoffnung gerechtfertigt er⸗ scheinen, daß die geplante Reform gelingen wird. Die Rede des Ministers wurde wiederholt sehr beifällig aufgenommen, kurz, die Stimmung zu Gunsten der Reform hat sich mit einem Schlage entschieden gebessert.

In der „Nordeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:

Dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten sin mitgetheilt wird, in den letzten Tagen aus Anlaß d eröffnung neuer Bahnen ꝛc. von verschiedenen Seiten zugegangen, durch welche der Staats⸗Eisenbahnverwaltung Anerkennung ausgesprochen wird. Wir bringen nackhstehend Frankfurt a. M. eingegangenes Telegramm zum Abdruck: Der versammelte Bezirks⸗Eisenbahnrath Frankfurt gestattet sich, am Schlusse des ersten Geschäftsjahres Ew. Excellenz den Ausdruck seiner dankbaren Anerkennung für die erfolgreiche, die allgemeine Prosperität fördernde Organisation der Staatseisenbahnen zu senden, und bittet um fernere wohlwollende Prüfung seiner Anträge. Im Auftrage: A. Haurand, Frankfurt.“

wie uns Betriebs⸗ legramme besondere

ein aus

12 er Te

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin ind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom „Dezember bis inkl. 15. Dezember cr. zur Anmeldung gekommen: 90 Eheschließungen, 859 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 529 Sterbefã

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Vorgestern Vormittag verstarb der Stadt⸗Archivar a. D. E. Fidiecin hierselbst, der sich neben anderen archivalischen Publi⸗ kationen aus der Geschichte Berlins, namentlich durch das in wieder⸗ holten Auflagen erschienene Buch: „Berlin, historisch und topographisch dargestellt“, bekannt gemacht hat.

Ein Theil der von Holtei hinterlassenen Autographen⸗ sammlung, daunter viele an Ludwig Tieck gerichtete Briefe, ist in den Besitz von J. A. Stargardts Antiquariat in Berlin gelangt.

Den kmäler der Kunst. Zur Uebersicht ihres Entwicke⸗ lungsganges von den ersten künstlerischen Versuchen bis zu den Stand⸗ punkten der Gegenwart von Prof. Dr. Wilhelm Lübke und Prof. Dr. C. von Lützow. 193 Tafeln (7 in Farbendruck) Querfolio nebst 28 Bogen Text in 80. Ca. 2000 Darstellungen aus der Architektur, Skulptur und Malerei. Fünfte wohl⸗ feile Auflage. In Original⸗Prachtband nur 40 (Früherer Preis geb. 180 ℳ) Stuttgart, Verlag von Paul Reff. Dieser berühmte Bilder⸗Atlas zur Kunstgeschichte liegt nunmehr in der von der Verlagsbuchhandlung veranstalteten billigen Volksausgabe abgeschlossen vor. Der umfängliche Textband in Lexikon⸗Oktav gewährt in leicht auffindbaren, gedrängten Artikeln alle wünschenswerthe Aus⸗ kunft und Erklärung für die auf den schön gestochenen Tafeln darge⸗ botenen überaus zahlreichen Abbildungen aus allen Gebieten der Kunst. In Folge des früheren hohen Preises, welcher allerdings durch die künstlerische überaus kostbare Herstellung be⸗ rechtigt war, konnte sich bisher nur ein kleiner Kreis von Bibliotheken und Kunstfreunden das Werk anschaffen; die vorliegende Klassiker⸗Ausgabe giebt dagegen auch den Minderbemittelten Gelegen⸗

heit, sich um einen billigen Preis (auch durch Subskription) in

8 8

den Besitz dieses häuslichen Museums der bildenden Künste zu setzen. Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen, daß sich ein preis⸗ würdigeres künstlerisches Festgeschenk kaum finden läßt.

Centralblatt für Bibliothekswesen. Heraus⸗ gegeben unter ständiger Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen des In⸗ und Auslandes von Dr. O. Hartwig, Universitäts Bibliothekar in Halle, und Dr. K. Schulz, Reichsgerichts⸗Bibliothekar in Leivpzig. I. Jahrg. 1. Heft. Januar 1884. Leipzig, Verlag von Otto Haras⸗

sowitz, 1884. Die oben genannte Zeitschrift, die jetzt ins Leben tritt,

pvon

erscheint in Monatsheften zu 2—3 Bogen zu dem Jahrespreise

12 und will alle Gegenstände, welche sich auf das Bibliothek⸗ fach beziehen, in sachlicher Weise behandeln, Standes der Bibliotheksbeamten vertreten Mittheilungen bringen. In

des Buch⸗ und Bibliothekswesens Aufnahme finden,

Besprechung unterzogen werden. Amtliche Erlasse, Regulative,

Lᷓ́Un

die Interessen des

und geschäftliche erster Linie sollen Abhandlungen und Anzeigen bibliothekwissenschaftlichen Inhalts, Aufsätze zur Geschichte B handschriftlich aufbewahrte Kataloge von älteren Manuskripten⸗ und Bücher⸗Samm⸗ lungen, sowie bibliographische Zusammenstellungen über einzelne Ma⸗ terien zum Abdruck kommen. Ebenso sollen bibliothekstechnische Fragen behandelt werden, wie die Katalogisirung, Ordnung und Aufstellung von Bibliotheken, die Statistik des Bibliokhekwesens, die Anlage von Biblio⸗ thekgebäuden u. dergl. m. Ferner werden alle die Bibliothekbeamten in ihren amtlichen Stellungen berührende Angelegenheiten erebe In⸗ struktionen u. dgl. der deutschen und ausländischen Unterrichtsbehör⸗ den sollen, soweit dieselben von allgemeinem Interesse für Biblio⸗

Zur Geschichte der Pariser Liederhandschrift im 17. Jahrhundert, von Alb. Duncker. Der Lübecker Unbekannte, von Seelmann. (Nach Seelmann ist der bis jetzt unbekannte Drucker, der eine ganze Reihe alter poetischer Denkmäler gedruckt und der Nachwelt erhalten hat, der seit 1476 in Lübeck beschäftigte Drucker Mattheus Brandis ge⸗ wesen). Personalverzeichniß deutscher Bibliotheksbeamten (an der Königlichen Bibliothek in Berlin, der Königlichen Universitäts⸗Biblio⸗ thek ebd. und der Königlichen Universitäts⸗Bibliothek in Bonn) Uebersicht der Leistungen des preußischen Staates für öffentliche Bibliotheken [1) die Königliche Bibliothek zu Berlin, 2) die Königliche Bibliothek in Hannover, 3) die Landesbibliothek zu Wiesbaden, 4) die ständische Landesbibliothek zu Cassel, 5) die 11 Universitäts Biblio⸗ theken in Königsberg, Berlin, Greifswald, Breslau, Halle, Kiel, Göttingen, Marburg, Bonn, Münster, Braunsberg, 6) die Biblio⸗ theken der Königlichen technischen Hochschulen in Aachen, Berlin und Hannover]. Mittheilungen aus und über Bibliotheken. Rezen⸗ sionen und Anzeigen. Neue Erscheinungen auf dem Gebiete des Bibliothekswesens. Mittheilungen aus dem antiquarischen Buch⸗ handel. Personalnachrichten.

Von den Buchhändlern und Antiquaren Joseph Bär & Co. in Frankfurt a. M. ist, als Supplement zu den Lager⸗ katalogen 107 und 108, vor Kurzem der Lagerkatalog 135 versandt worden. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 1260 Schriften über Medizin, welche unter folgende Abtheilungen vertheilt sind: Geschichte und Literatur der Medizin, größere medizinische Zeitschriften, Allge⸗ meines (im Ganzen 155 Nrn.); Aerzte des Alterthums und des Mittelalters bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (188 Nrn.); Pathologie und Therapie (421 Nrn.); Balneologie (21 Schriften über Bäder im Allgemeinen und mehrere Bäder; 66 Schriften über 38 einzelne Bäder in Deutschland, Böhmen, Jtalien, Frankreich, Bukowina und Seebäder); Chirurgie, Augen⸗ und Obrenheilkunde (im Ganzen 171 Nrn.); Geburtshülfe, Frauen⸗ und Kinderkrankheiten (77 Nra); Piychiatrie und Nervenkrankheiten (37 Nrn.); Epide⸗ miologie (67 Nrn.); Staatsarzneikunde und gerichtliche Medizin (57 Nrn.). Die in dem Kataloge aufgeführten medizinischen Schriften sind in deutscher, lateinischer, italienischer, französischer, englischer oder holländischer Sprache abgefaßt und datiren zum bei weitem größten Theile aus dem 19. Jahrhundert; unter den Schriften über die Aerzte des Alterthums und des Mittelalters befinden sich auch ziemlich viele Schriften aus dem 18., 17. und 16. Jahrhundert, die fast sämmtlich selten sind. Auch unter den übrigen Rubriken sind werthvolle und interessante Werke verzeichnet.

Die in Leipzig den 22. d. M. erscheinende Nr. 2112 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Die Reise des deutschen Kronprinzen nach Spanien. 9 Abbildungen, nach Skizzen unseres Spezialzeichners H. Lüders: 1) Der Kronprinz nach der Truppenrevue am 24. November, vor der Königsloge salutirend. 2) Der Besuch der Königsgruft im Escorial am 4. Dezember. 3) Galeriediener im Museum zu Madrid. 4) Ein Coupefenster 3. Klasse. 5) Gensd'armerieposten auf der Fahrt nach dem Escorial. 6) Vom Hofball: Der Aufgang zu den Festräumen. 7) Vom Hof⸗ ball: Königin Isabella und der Kronprinz 8) Vom Hofball: Heim⸗ kehrende Gäste erwarten an der Haupttreppe des Schlosses ihre Wagen. 9) Vom Feste der Stadt Madrid: Typen spanischer Damen. Die Reise des deutschen Kronprinzen nach Spanien: Ansicht von BarcelonaW. Nach einer photographischen Aufnahme. Anbetung der Hirten. Gemälde von Ernst Zimmermann. Nach einer Photographie von Franz Hanfstängl in München. (Zweiseitig.) Empor zu Gott. 3 Abbildungen. Originalzeichnungen von Hugo Engl. 1) Das Pfarrdorf im Hochgebirge am Weihnachtstage. 2) In den Todten Oefen. 3) Initial. Frauenzeitung: Mme. Anne Judic. Vom Weihnachtsbüchertisch: Aus v. Kramers „Allerlei in bunter Reih“ (München, F. Bassermann): Gänsemädchen. Aus dem illustrir⸗ ten Werk „Rom in Wort und Bild“ von Rud. Kleinpaul (Leipzig, Schmidt und Günther): Armenische und sprische Bischöfe in Rom.

(SGSewerbe und Handel.

Leipzig, 20. Dezember. (W. T. B.) Die in der bevor⸗ stehenden Neujahrsmesse in den Räumen der „Leipziger Börsen⸗ halle“ abzuhaltende Garnbörsewird am Sonnabend, den 5. Januar, ihren Anfang nehmen.

Bradford, 20. Dezember. (W. T. B.) Wolle, ruhig, unverändert, Garne stetig, mäßiges Geschäft. 8

Verkehrs⸗Anstalten.

Vom 1. Januar 1884 ab tritt sowohl für den Lokalverkehr wie für sämmtliche Verbands⸗Verkehre von und nach diesseitigen Stationen folgende Bestimmung in Kraft: „Ein Retour⸗oder Rundreisebillet, mit welchem eine Fahr⸗ preisermäßigung verbunden ist, ist zur Rück⸗ resp. Weiterreise nur für diejenige Person gültig, welche mit demselben die Fahrt begonnen hat.“

Bremen, 21. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Werra“ ist auf der Heimreise gestern Abend 8 Uhr in Southampton eingetroffen.

Hamburg, 20. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Moravia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute früh 4 Uhr Kap Lizard passirt und der Postdampfer „Rhaetia“ derselben Gesellschaft ist heute, 10 Uhr Morgens, in New⸗York eingetroffen.

Triest, 20. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Thetis“ ist heute Nachmittag in Konstantinopel eingetroffen.

Elberfeld, 18. Dezember.

Berlin, 21. Dezember 1883S.

Am 20. d. M. ist der von Kempen 105 Vormittags ab⸗ gehende Personenzug Nr. 236 auf Bahnhof Gereon bei Cöln mit einer leerfahrenden Lokomotive, deren Führer das ihm geltende Haltesignal unbeachtet ließ, zusammen⸗ gestoßen. Bei dem Unfall wurden leider zwei Bahnbeamte getödtet, einer schwer, ein anderer leicht verletzt. Eine Be⸗ schädigung von Passagieren hat nicht stattgefunden. Die

Untersuchung ist im Gange.

29 *

.E Mit der diesjährigen Weihnachtsmesse im Architekten⸗ Hause ist wiederum eine Kunstgewerbe⸗Lottevie verbunden. Zwei große Räume des Hauses enthalten die Menge der Gewinne, mit welchen die Lotterie dotirt wurde. Da ist vor allen der zweite Hauptgewinn sehenswerth (der erste, ein silbernes Tafelgeräth für 24 Personen, im Werthe von 10 000 ℳ, aus dem Atelier der Herren Sy & Wagner, befindet sich derzeit im Schaufenster des Hrn. Carl Heintze, Unter den Linden 3). Nicht blos der Geldwerth (3000 ℳ) ist es, welcher diesem zweiten Gewinn, eine prachtvolle Speisezimmer⸗Einrichtung, seinen Werth verleiht, sondern noch mehr die künstlerisch vollendete

W1““

der diesjährigen Dritten Kunstgewerbe⸗Lotterie in Berin am 5. Januar 1884 hat Hr. Carl Heintze, Berlin W., Unte Der Preis eines Looses beträgt 1 4

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den Linden 3, übernommen.

Bernhard Mannfeld, erschienenen Blätter „Cöln“ die wirkungsvolle Anordnung bei deutschen Radirungen bis dabin noch nicht dagewesen Größe des Formats Aufsehen erregten, hat sich in letzte Zeit mehrfach auch der Reproduktion von Gemälden anderer Meite zugewandt und seine Kunst dabei keineswegs blos auf landschaftlich⸗ architektonische Darstellungen beschränkt. Im Auftrage des bekannten Pariser Kunstverlags von J. Baschet, der unter der Leitung von F. G. Dumas eine Reihe illustrirter Monographien über zwil der hervorragendsten lebenden Künstler in französischer und englische Ausgabe erscheinen läßt, hat er jetzt eben für eines dieser prächtis

Der Radirer vor Jahresfrist sowohl durch

dessen stattliche und „Heidelberg⸗ wie durch die

Klassensteuer ohne Verzug herbeizuführen.

ausgestatteten Hefte eine der schwierigsten Aufgaben reproduzirenden Kunst vollendet, nämlich eine in Folioformat ausgeführte Radirung nach Adolf Menzels „Eisenwalzwerk“ aus der Berline Rationalgalerie, das mit seinen Gruppen mitten in der Arbeit he⸗ griffener „moderner Cyclopen“, dem weiten, raucherfüllten, bis in die fernsten Winkel von emsigem Schaffen durchwogten Raum, dem Kampf zwischen dämmernd einbrechendem Tageslicht und flammenden Widerschein glühender Eisenmassen und dem für das Laienauae verwirrenden Getriebe von Maschinen und Transmissionen des in mancher Hinsicht imposanteste Werk des Meisters darstellt. Nickt leicht war es, in der farblosen Radirung die hier erzielten malerischen Effekte mit ungebrochener Energie der Wirkung wiederzugeben, noch schwerer aber, die komplizirte Komposition bis in jedes Detal des scharf und eingehend studirten Originals herauszuarbeiten. Nach der einen wie der anderen Seite jedoch hat Mannfeld bei Frische der uul Behandlung die Treue einer streng gewissenhaften Nachbildung V seltenen Gemäldes erreicht und damit auch als revprodutirender Künstler sich in die Reihe unserer ersten Radirer gestellt. Das beste Lot seiner Arbeit ist das rückhaltlos anerkennende Urtheil Menzels selbe, der neben seiner vollen Zustimmung dem Blatte dadurch, daß er die letzten vollendenden Striche mit eigener Hand in die Platte einsette ein noch erhöhtes Interesse verlieh. Für die Achtung vor unseren eigenen modernen Kunst im Auslande wird es sicher ein sprechender Beweis sein, daß ein in Frankreich erscheinendes Werk über einen deutschen Meister seinen künstlerischen Schmuck auch von der Hard eines deutschen Radirers erhält. 8 8

%

Dartmouth, 20. Dezember. (W. T. B.) Der norwegisch⸗ Dampfer „Meta“ landete heute zwölf Mann von dem syꝛ nischen Postdampfer „Augustin“, welcher auf der Fahrt der Manila nach Liverpool am 16. d. in der Bay von Biscava ver⸗ brannte. Ein Boot des Dampfers war mit einem Theil der Manꝛ⸗ schaft von einem anderen Schiffe aufgenommen worden. Ueber das Schicksal des Restes der Mannschaft ist nichts bekannt. Die Mann⸗ schaft des Dampfers bestand aus 78 Personen; außerdem waren 4 Passagiere an Bord.

London, 20. Dezember, Abends. (W. T. B.) Nach einer be „Lloyds“ eingegangenen Depesche ist ein Theil der Mannschaft des verbrannten spanischen Postdampfers „San Augustin“ von der eng⸗

lischen Brigg „Pennine“ in Coruna gelandet worden.

Im Walhalla⸗Operetten⸗Theater hat in „Nanon“ jezt wieder Frl. Cäcilie Hecht die Titelrolle übernommen. So weit es überhaupt möglich ist, Frl. Stubel in dieser Partie zu ersetzen, so⸗ weit ist dies Frl. Hecht gelungen. In Beziehung auf den Gesanz genügt Letztere mit ihrer klangreichen, wohlgeschulten kräftigen Stimme allen Anforderungen in hohem Grade; in Bezug auf das Spiel steht sie zwar in einigen Nüancen, die nur bei Vergleichung bemerk⸗ bar sind, hinter Frl. Stubel zurück, bringt aber die dankbare Partis auch im Spiel zur vollsten Geltung. Die übrigen Mitwirkenden haben sich in ihre Rollen mit soviel Lust und Liebe hineingesungen, daß dit Gesammtdarstellung eine wahrhaft mustergültige ist. Hr. Drucker, der Anfangs etwas befangen war, trifft jetzt den Ton des flotte Marquis d'Aubigné viel besser. Hr. Link als Marsillac hat sis wennmöglich noch vervollkommnet, sein Lied „Tret' ich bei Ninos ein“, ist ein Kabinetsstück im Vortrag, Hr. Steinberger stellt d bornirten Hector jetzt viel sympathischer dar als früher, auch Hr Worms hat sich in die Partie des Abbé noch viel mekn eingelebt, als in den ersten Vorstellungen Ganz besondert aber ist Frl. Meinhardt als Ninon mit allen Vorzüger ihres Talents mehr und mehr hervorgetreten, so daß sie jesl mit der Nanon um den Erfolg der Operette wetteifert. Auch de Musik des Hrn. Richard Genée ist mehr und mehr gewürdigt wor⸗ den, man zählt jetzt allgemein die „Nanon“ den besten komische Opern bei, die in neuerer Zeit auf die Bühne gebracht sind. DTü durchweg melodiöse und gefäaällige Musik streift nur selten an das Triviale, die Operette bewegt sich vielmehr fast durchweg, namentlih in den Firales, in edleren Sphären und zeugt von eire nicht gewöhnlichen Begabung des Komponisten, wie vos feinem Verständniß der Technik, die er namentlich fr der Behandlung des beliebten Annaliedes bewiesen hat. So kann 8 nicht fehlen, daß „Nanon“ sich in der Gunst des Publikums festgesch hat, und daß der Beifall, welcher der munteren Operette und ihm Darstellern zu Theil wird, sich allabendlich in Dacapoverlangen vices Nummern und Hervorrufen in offener S .

Scene kundgiebt. Concerthaus. Auf dem Programm des morgigen Symphonis⸗ Concerts steht die zweite Symphonie (D-dur) von Beethoven.

und die Besondere Beilage Nr. 10,

Verzeichniß der erundigtsn Schuldverschreibunges der Staats⸗Anleihe vom Jahre 1868 A . C14““ 1“

Die allgemeine Begründung zu den Gesetzentwürfen, betreffend 1) die Einkommensteuer, 2) die Einführung einer Kapitalrentensteuer, lautet:

In den Vorlagen der Staatsregierung und den Verhandlungen des Landtages, welche zu dem Gesetz vom 26. März d. J., betreffkend die Aufhebung der beiden untersten Stufen der Klassensteuer (Ges.⸗Samml. S. 37 ff.) geführt haben, ist dargeleg worden, daß und weshalb es die Staatsregierung als eine ihrer wichtigsten und dringendsten Aufgaben ansehen mußte, die Entlastung der ärmeren Klassen der Bepölkerung von dem Drucke der 1 0 Die Lage des Staats⸗ haushalts gestattete es nicht, auf die Einnahmen aus der Klassen⸗ steuer der 4 untersten Stufen, welche zu jenem Behufe mindestens in Wegfall zu bringen sind, lediglich zu verzichten sondern bedingte die gleichzeitige Beschaffung vollständigen Ersatzes für den herbeizuführenden Einnahmeausfall. Der vorher schon betretene und im Allgemeinen jetzt auch allein richtige Weg, durch ergiebigere Ausgestaltung der der Reichsgesetzgebung unterliegenden indirekten Steuern die großen Einnahmen zu beschaffen, deren Preußen zur Beseitigung oder Erleichterung drückender Steuern des Staates und der Gemeinden und zu einer allgemeinen Verbesserung der Beamten⸗ besoldungen bedarf, konnte für die hier gestellte Aufgabe einer schleu⸗ nigen Beschaffung von Deckungsmitteln für die Vermin⸗ derung der Klassensteuer nicht ebenso als zum Ziele führend angesehen und verfolgt werden. Denn derselbe ist, wie die Erfahrung leider gezeigt hat, noch von erheblichen Schwierig⸗ keiten umgeben, und wenn auch die Staatsregierung die Hoff⸗ nung, diese Schwierigkeiten endlich zu überwinden, so wenig aufzu⸗ geben gemeint ist, wie die Ziele selber, die sie auf diesem Wege und nur auf diesem Wege erreichbar sieht, so konnte sie doch darüber sich nicht täuschen, daß der Weg ein umständlicherer und zeitraubenderer geworden ist, als er Anfangs erschien und der Natur der Sache nach zu sein hätte. Es wurde deshalb in der Vorlage vom 27. November v. J. vorgeschlagen, die Mittel zum Erlaß der 4 untersten Stufen der Klassensteuer durch eine Bestuerung des Vertriebes von geistigen Getränken und Tabackfabrikaten zu beschaffen, was nach der Ueberzeugung der Staatsregierung ohne Weiteres im Wege der Landesgesetzgebung geschehen konnte. Als dieser Vorschlag die Zustimmung, auf die gerechnet war, nicht fand, innerhalb des Land⸗ tages vielmehr nur in einer theilweisen Zurücknahme der bis dahin gesetzlich und thatsächlich schon gewährten Steuererlasse das Mittel ge⸗ funden wurde, um zunächst wenigstens die 2 untersten Stufen der Klassensteuer aufzuheben, konnte die Staatsregierung nicht anstehen, auf diesen Weg zu folgen, so wenig sie denselben ihrerseits vorzu⸗ schlagen vermocht hatte, oder jetzt ihn etwa völlig unbedenklich fand. Jenes nothwendige nächste Ziel fest im Auge haltend, sobald wie möglich und soweit wie möglich die ärmere Bevölkerung von dem Drucke der Klassensteuer zu befreien, durfte sie weder den anderen Rücksichten eine überwiegende Bedeutung beimessen, noch das erhebliche Mindermaß des zunächst zu Erlangenden als einen Grund der Versagung ihrer Zustimmung geltend machen.

So ist das Gesetz vom 26. März d. J. zu Stande gekommen, aber nicht als eine definitive, abschließende Ordnung der davon be⸗ rührten Verhältnisse, sondern nur als ein zu alsbaldiger Fortsetzung der legislativen Arbeit verbindender Anfang.

Vom Standpunkte der Staatsregierung kommt es hierbei vor Allem darauf an, das im vorigen Jahre schon nothwendiger Weise ins Auge gefaßte Mindestmaß der Befreiungen von der Klassensteuer nunmehr vollständig zu erreichen. Mag auch darüber gestritten und die Frage unter verschiedenen Voraussetzungen verschieden beantwortet werden können, bis zu welchem Einkommensbetrage es für den ganzen Umfang des Staates gleichmäßig nützlich und wünschenswerth sei, von einer staatlichen Besteuerung des persönlichen Ein⸗ kommens ganz abzusehen, so wird doch anerkannt werden müssen, daß ein Jahreseinkommen von nur 1200 oder weniger unter den heutigen Verhältnissen in unserem Staate jedenfalls hinter der Grenze eher noch erheblich zurückbleibt, als sie etwa schon überschreitet, von wo ab im Allgemeinen ohne Bedenken ein Anspruch des Staates auf regelmäßige, in festen Terminen zu entrichtende steuerliche Geldbeiträge zu erheben und durchzuführen ist. Soll der Mißstand, daß die Einziehung der Einkommensteuer die wirthschaftliche Existenz der Censiten gefährdet, die Gemüther vom Staate abwendet, die Reihen der Unzufriedenen mehrt, wenigstens für diejenigen Klassen beseitigt werden, in welchen derartige Fälle nicht zu den seltenen Ausnahmen gehören, so genügt die Aufhebung der beiden untersten Stufen der Klassensteuer nicht. Die an⸗ liegende Nachweisung ergiebt, daß in der 3. und 4. Stufe noch eine verhältnißmäßig viel größere Zahl von Zwangsmaßregeln erforderlich ist, als in den höheren Stufen. Wenn jene Zahl auch hinter der auf die beiden untersten Stufen bisher entfallenden natürlich erheblich zurückbleibt, so treffen doch andererseits die Exekutionen die Censiten der 3. und 4. Stufe oft noch härter, weil viele derselben Lebenskreisen angehören, die ihrer bürgerlichen Stellung wegen derartige Maß⸗ regeln noch schwerer empfinden als die Steuerpflichtigen der untersten Stufen. 4

Auch in volkswirthschaftlicher Hinsicht kann die gegenwärtige Minimalgrenze der Personalsteuer nicht als eine angemessene angesehen werden. Dies würde selbst dann nicht der Fall sein, wenn es mit Aufhebung der beiden untersten Stufen gelungen wäre, die gewöhn⸗ lichen Handarbeiter durchgängig zu befreien, was nicht einmal zutrifft, wie Anlage B nachweist. Die in der 3. und 4. Stufe veranlagten kleineren Handwerker und Handeltreibenden, Unterbeamten des Reiches, des Staates, der Kommunen und Eisenbahnen, Volksschullehrer u. s. w. befinden sich trotz ihres höheren Jahreseinkommens häufig in noch bedrängterer Lage und können den Ansprüchen, welche ihr Beruf oder ihre Stellung und die Familie an sie richten, oft schwerer gerecht werden, als Tagelöhner oder Dienstboten. Jene Kategorien von Steuerpflichtigen werden aber, wie sich aus Anlage B ergiebt, durch Beseitigung der 4 untersten Stufen in überwiegender Mehrzahl steuerfrei gestellt.

Endlich ist es von nicht zu unterschätzender Bedeutung, daß nach Ausweis der Anlage B in der 3. und 4. Stufe eine verhältnißmäßig viel größere Anzahl von ganzen Familien umfassenden und daher bedürftigeren Haushaltungen veranlagt ist, als in den untersten Stufen, welchen die Mehrzahl der jüngeren, noch alleinstehenden Per⸗ sonen der fraglichen Volksklassen, wie Dienstboten, Handwerks⸗, Han⸗ delsgehülfen u. s. w. angehören. “] 8

Eine unbedingt und für alle Verhältnisse zutreffende Minimal⸗ grenze der Einkommensteuer ist insofern allerdings auch mit dem Betrage von 1200 nicht gegeben, als sich ewiß nicht in Abrede stellen läßt, daß auch Censiten mit einem Einkommen von über 1200 sich unter Umständen in einer schwierigeren Lage befinden können, als solche mit einem geringeren Einkommen. Indessen handelt es sich um das jetzt Erreschbare und trifft dieser Einwand auch nicht gerade die gezogene Grenzlinie von 1200 ℳ, sondern er kann ebenso gegen jeden anderen Vorschlag eines Minimaleinkommens geltend gemacht werden; er richtet sich in Wirklichkeit gegen das Prinzip der Besteuerung nach dem Einkommen an sich; denn ein be⸗ stimmter Geldbetrag des Einkommens kann im! inblick auf die Ver⸗ schiedenheit des Kaufwerthes dets Geldes und die Verschiedenheit des von individuellen Bedingungen abhängigen Ausgabebedarfs der Censiten

Was die voraussichtliche Wirkung der in Rede stehenden Maß⸗ regel anlangt, so sind nach den Ergebnissen der Klassensteuerveran⸗ lagung für das Jahr 1883/84 in der 3. und 4. Stufe der Klassen⸗ stener 616 956 Steuerpflichtige, also 47,2 Prozent aller noch zur Klassensteuer veranlagten Einzelnsteuernden nnd Haushaltungsvorstände veranlagt, und zwar fallen auf

0 2 9 Einzelnsteuernde und Haushaltungs⸗ vorstände.

tufe 3. Einkommen von mehr als 900 bis 1050 e 4. Einkommen von mehr als 1050 bis

E“ zusammen

Während die Staatsregierung also vor Allem auf die B der ärmeren Volksklassen von der Personalsteuer in dem von herein und auch jetzt noch für geboten erachteten Mindestmaße be sein und bleiben maß, kommt es dagegen vom Standpunkte der im Landtage vorwiegend zur Geltung gekommenen Auffassung, wenn auch nicht ausschließlich, so doch jedenfalls zugleich mit den nothwendigen weiteren Befreiungen darauf an, den übrigen Theil der Klassen⸗ steuer und die Einkommensteuer, unter Beseitigung der sonst hervorgetretenen Mängel, so zu gestalten, daß deren fernere Beibehaltung nicht mehr fraglich erscheint. Wenigstens geht die vom Hause der Abgeordneten in seiner letzten Session gefaßte Resolution im Wesentlichen auf dieses Ziel hinaus, indem sie neben der Wieder⸗ herstellung der durch das Gesetz vom 10. März 1881 gewährten Steuererleichterungen eine Verbesserung des Veranlagungsverfahrens und zugleich die höhere Besteuerung des Einkommens aus Kapital⸗ vermögen beantragt.

Tie Staatsregierung hat aus demselben Grunde, der sie bereits bewogen hatte, die Mittel zur Erreichung des von ihr vor Allem ins Auge gefaßten Zieles nicht länger nur auf dem prinzipiell für richtig erachteten Wege der Reichssteuerreform gewinnen zu wollen, und der sie demnächst auch dazu bewogen hat, behufs der sofortigen theilweisen Erreichung jenes Zieles selbst Weg einer

2 400 303

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auf den Weg theilweisen Zurücknahme der gesetzlich und thatsächlich schon gewährten Steuererleichterungen zu folgen, kein Bedenken tragen können, auch auf eine Reform der Personalsteuer im Sinne der gedachten Reso⸗ lution einzugehen. da sie sich der Hoffnung hingeben darf, auf diese Weise die für die Wohlthat des Landes dringendste Forderung der auch der 3. und 4. Stufe der Klassensteuer bald erfüllt zu sehen.

Die hierzu erforderlichen Deckungsmittel durch Verbesserung der Veranlagung der Einkommensteuer und durch höhere Besteuerung des Einkommens aus Kavitalvermögen zu beschaffen, erscheint auch an und für sich nach Ablehnung der anderweiten Vorschläge der Staatsregierung und nach der deutlichen Stellungnahme des Land⸗ tages für die fernere Beibehaltung der direkten Besteuerung aller Einkommen über 1200 noch der empfehlenswertheste Weg. Soll diese Personalsteuer, absesehen von der Befreing der Einkommen von nicht mehr als 1200 in dem bis⸗ herigen Umfange aufrecht erhalten werden, so läßt sich das Bedürfniß einer gerechteren und gleichmäßigeren Veranlagung derselben nicht in Abrede stellen. Ebenso muß zugegeben werden, daß die Einführung einer Kapitalrentensteuer eine geeignete Ergänzung unseres Steuer⸗ systems sein würde, welches die Bezüge aus Kapitalvermögen nur mit der allgemeinen, von allen Einkünften zu entrichtenden Personalsteuer und auch hier wegen der Schwierigkeiten der Veranlagung nur in unzureichender Weise trifft, während von den Erträgen der sonstigen objektiven Vermögensquellen, Grundvermögen und Gewerbebetrieb, neben der Personalsteuer, noch die Grund⸗ und Gebäude⸗ bezw. Ge⸗ werbesteuer erhoben werden.

Demzufolge werden die beiden Gesetzentwürfe:

1) betreffend die Einkommensteuer und

2) betreffend die Einführung einer Kapitalrentensteuer vorgelegt, deren ersterer in §. 4 Nr. 6 die Befreiung der Einkommen von nicht mehr als 1200 ausspricht, und im Uebrigen die Heran⸗ iehung der Aktiengesellschaften zur Einkommensteuer, eine ratio⸗ nellere Gestaltung der Steuerskala, die weitergehende Berück⸗ sichtigung besonders nachtheiliger wirthschaftlicher Verhältnisse end⸗ lich ein verbessertes Veranlagungsverfahren vorschlägt.

Der auf die Kapitalrentensteuer bezügliche Entwurf beabsichtigt Zins⸗ und Rentenbezüge unter Freilassung derjenigen von nicht mehr als 600 und der Steuerpflichtigen mit einem Gesammtein⸗ kommen von nicht mehr als 2000 einer mäßigen Steuer mit ½ bis 2 % zu unterwerfen und zum Zwecke der Veranlagung derselben die Deklarationspflicht einzuführen. b

(Berl. Pol. N.) Die interessanteste Anlage zu dem Steuer⸗ gesetze ist ohne Zweifel die Nachweisung der für das Steuerjahr 1883/84 zur Klassensteuer veranlagten Einzelsteuernden und Haus⸗ haltungsvorstände ꝛc. Dieselbe ist nach Regierungsbezirken geordnet und bietet ebenso reiches wie werthvolles und jedenfalls beredtes Ma⸗ terial für die Vertheidigung der von der Königlichen Staatsregie⸗ rung unentwegt festgehaltenen Politik der Entlastung der ärmeren Volksklassen von den drückendsten Staatssteuern. Es würde zu weit führen, hier im Einzelnen auf die Regierungsbezirke einzugehen; wir wollen nur die Schlußziffern mittheilen, welche wahrlich einer künst⸗ lichen Gruppirung nicht bedürfen, um zweckdienlich zu werden.

Es sind pro 1883/84 im ganzen Staate mit Ausnahme von Berlin und den hohenzollernschen Landen veranlagt in der 1. und 2. Klassensteuerstufe 853 200 Einzelnsteuernde, 2 601 363 Haushal⸗ tungsvorftände mit einer Gesammtzahl von 11 249 022 Personen; unter den Veranlagten sind 133 237 Handeltreibende der Gewerbe⸗ steuerklasse B., 35 470 gewerbesteuerpflichtige Handwerker, 391 545 ge⸗ werbesteuerfreie Handwerker, 461 071 Handwerksgesellen, 1 207 974 gewöhnliche Arbeiter, 187 452 Dienstboten, 69 120 Reichs⸗, Staats⸗ und Gemeindebeamte, 19 466 Volksschullehrer und 992 Geistliche.

In der 3. und 4. Stufe sind veranlagt: 86 557 Einzelsteuernde, 482 520 Haushaltungsvorstände mit 2 295 578 Personen. Es sind unter den Veranlagten 69 159 Handeltreibende, welche der Gewerbe⸗ steuerklasse B. angehören, 31 980 gewerbesteuerpflichtige Handwerker, 55 571 gewerbesteuerfreie Handwerker, 26 530 Handwerksgesellen, 27 373 gewöhnliche Arbeiter, 3219 Dienstboten, 43 827 Staatsbeamte, 19 904 Volksschullehrer und 1265 Geistliche.

In der 5. bis 12. Stufe sind veranlagt 92 809 Einzelsteuernde, 539 271 Haushaltungsvorstände mit 2 504 070 Personen, 61 596 Han⸗ deltreibende der Gewerbesteuerklasse B., 41 101 gewerbesteuerpflichtige Handwerker, 19 457 gewerbesteuerfreie Handwerker, 11 451 Handwerks⸗ gesellen, 6155 gewöhnliche Arbeiter, 1993 Dienstboten, 76 576 Reichs⸗, Staats⸗ und Gemeindebeamte, 19 230 Volksschullehrer und 7042 Geistliche.

Interessant ist es, daß die Volksschullehrer sich gerade dritteln; von der Klassensteuer befreit sind bereits 19 466, nach den neuen Vor⸗

Literarische Neuigkeiten undperiodische Schriften.

Monatschrift für deutsche Beamte. 12. Heft. In⸗ halt: I. Angelegenheiten des Vereins: Bekanntmachungen der Direk⸗ tion des Preuß. Beamten⸗Vereins. II. Rechtsverhältnisse der Beamten: A. Gesetzgebung, Verordnungen, Erkenntnisse. B. Abhandlungen und Nachrichten über Fragen des Beamtenthums: Wohlfahrtseinrich⸗ tungen (Stiftungen ꝛc.) für Beamte und deren Hinterbliebene. Das Schindlersche Waisenhaus zu Berlin. Zum neuen Termin⸗ kalender für Justizbeamte. Ueber das Anciennetätsverhältniß der im Staatsdienst angestellten ehemaligen Militär⸗Anwärter. Un⸗ gleichheiten in den Beamtenbesoldungen. Schnitzel aus Parlaments⸗ papieren. Aus Westfalen. III. Abhandlungen und Aufsätze all⸗ gemeinen Inhalts: Friederiziana. Zu Friedrichs des Großen Wirth⸗ schaftspolitik von L. Jacobi (Fortsetzung). Friedrich der Große und

¹ Carl von Moser. Der Zollern Wirken. Von Dr. Kuntze⸗ müller, Spandau. Allerheiligen, Allerseelen, Advent und Weihnachten. Julius Wolf. Von M. Markau. IV. Ver⸗ mischtes: Aufff und Abi. Gryphius. Zur Charakeristik weib⸗ licher Beamten. „Einmal ist keinmal.“ Die pirvatrechtlichen Rechtsgebiete im Deutschen Reiche. Eine kfeine Hundegeschichte. Wer weiß, wenn ihm ein Glück geboren. Schicksal. Occuper les hommes etc. Räthselfragen im Volkston. V. Sprechsoal: Die Verpflichtung zur Erneuerung einer abgelaufenen Feuerversiche⸗ rung der „Thuringia“ Seitens des Versicherungsnehmers. Auszug aus den Bedingungen für Anstellung in den höheren Stellen der Forstrerwaltung. Das Einkommen der Steuerempfänger. Re⸗ pertoir von allen gültigen Reichsgesetzen ꝛc. Funktionszulage der Kataster⸗Sekretäre. Unsere Lutherartikel in Heft 10 und 11.

VI. Bücherschau.

Beiheft zum Militär⸗Wochenblatt. 1883. 8. Heft. Inhalt: Ueber Verfolgung. Ein Vortrag, gehalten in der militärischen Gesellschaft zu Berlin am 9. März 1882 von Liebert, Hauptmann im Generalstabe.

Preußisches Verwaltungs⸗Blatt. Nr. 10. Inhalt: Zum Gesetze über die Reichs⸗ und Staatsangehörigkeit. Verpflich⸗ tung der Gutsherrschaften zur Leistung von Schulunterhaltungs⸗

beiträgen auf Grund des §. 33 II 12 A. L. R. Rechtsweg hinsichtlich dieser Leistung. Rechtskraft des Urtheiles in Beziehung auf die Er⸗ hebung des Kompetenzkonkliktes. Kreis⸗Schulinspektor. Kosten der Kreis⸗Schulinspektion. Schulvisitationskosten insbesondere in der Pro⸗ vinz chsen. Gegenstand des Streitverfahrens in Wegebausachen r der Wegepolizeibehörde; polizeilich erfolgte Wegereparatur. Rechtsbegriff der Chaussee und der thatsächliche der Kunststraße. ellung der Thatsachen für die Eigenschaft einer Wegestrecke als Gerichtskundigkeit als Beweismittel für Thatsachen. 1

sagung der Bauerlaubniß auf Grund des in Anlehnung an §. 12 Baufluchtengesetzes vom 2. Juli 1875 emanirten örtlichen Rechts. ür den öffentlichen Verkehr und den Anbau fertig gestellte Straßen. Herstellung von Brandmauern auf Grund einer allgemeinen bau⸗

polizeilichen Vorschrift, speziell in Pommern. Polizeiliches Ein⸗

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schrift entsprechenden Beschaffenheit des zwar baukonsensmäßig, aber baupolizeiordnungswidrig ausgeführten Baues. 1

Beobachtungsergebnisse der von den forstlichen Versuchs⸗ anstalten des Königreich Preußen, des Herzogthum Braunschweig, der thüringischen Staaten, der Reichslande und dem Landesdirektorium der Provinz Hannover eingerichteten forstlich⸗meteorologischen Stationen.

erausgegeben von Dr. A. Müttrich, Professor an der Königlichen Forstakademie zu Eberswalde und Dirigent der meteorologischen Ab⸗ theilung des forstlichen Versuchswesens in Preußen. Neunter Jahr⸗ gang. September 1883. Berlin, Verlag von Julius Springer.

Monatsschrift für christliche Volksbildung. 3 Heft. Inhalt: Allem Volke Freude! Gedicht von Pastor Stolle. Lichter aus dem himmlischen Vaterhause II. Von Lic. W. Friedrich Preller. Ein Künstlerbild. Von W. Gründler. Was heißt Manchesterthum, was christliche Staatsidee? Von Direktor C. Alexi. Viel Feind', viel Ehr’! Gedicht von K. H. Perrot. Erziehungsvereine und Erziehungshäuser. Von Pastor Tollin. Die Dynamitfrage. Von K. H. Perrot. Zu spät. Von Josias Kurtz. Im Winter 1806. Literatur.

Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Cen⸗ tralstelle für die Landesstatistik. Dezember. Nr. 301. Inhalt: Morbidität in den Heilanstalten 18822. Aichungen und Prüfungen 1882. Verkehr auf den fliegenden Brücken 1882 83. Handwerker⸗Fortbildungsschulen 1882 83. Eisenbahnen Okt. 1883. Vergleich. meteorolog. Beobacht. Okt. 1883. Preise der ge⸗ wöhnl. Verbrauchsgegenst. Okt. 1883. Sterblichkeitsverhältn. Okt. 1883. Anzeige.

Deutsche Landwirthschaftliche Presse. Nr. 97. In⸗ halt: Mittheilungen der Prüfungsstation für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe zu Halle a. S. Feuilleton: Die Aus⸗ stellung der British Dairy Farmers Association, von A. v. T. Automatische Getreidewaage (mit Abbildungen). Correspondenzen: München, Paris. Personalien. Literatur. Preußischer Land⸗ tag. Ausstellungen. Versammlungen. Landwirthschaftliche Lehranstalten. Sprechsaal. Handel und Verkehr.

Nr. 100. Inhalt: Hrn. R. Behmers Bericht über die Ham⸗ burger Schafschau bezw. der Merinos in Nr. 74 78 d. Z. Von Dr. F. von Mitschke⸗Collande. I. Viehstall auf Doecklitz bei Querfurt. (Mit Abbildungen.) Mitgetheilt von Baurath Engel⸗ Berlin. Feuilleton. Die Konkurrenz der nordamerikanischen Land⸗ wirthschaft. Beobachtungen auf einer Studienreise. Von Dr. Max Sering. Correspondenzen. Berlin. Aus Elsaß⸗Lothringen. Personalien. Literatur. Aus dem Rechtsgebiet. Sprechsaal. Handel und Verkehr. 1 Iö1e . Mittheilungen für die öffentlichen Feuerversiche rungs⸗Anstalten. Nr. 23. Inhalt: Aphorismen über den Nutzen der Vergrößerung des Kreises der Versicherten. Angriffe gegen die Rechnungslegung der öffentlichen Feuerversicherungs⸗An⸗ stalten. Feuerwehr und Feuersbrünste in Berlin im Jahre 1882. Ueber das Feuerlöschwesen im Regierungsbezirke Erfurt. Kleinere Mittheilungen. 8

Gesundheit, Zeitschrift für öffentliche und private Hygieine. Nr. Inhalt: Originalarbeiten: Ueber Fleischvergiftungen. Uebersichten: Erfolge gegen Branntweinmißbrauch im Norden. Der Einfluß des Erdbodens auf die Gesundheit. 28e Nervöse Fa⸗ milien. Zuschriften und Mittheilungen: Aus Norddeutschland: Hygieine und Industrie. Besprechungen neuer Schriften: Hirsch, Biographisches Lexikon der Aerzte. Ploß, Das Kind. Brauch und Sitte der Völker. Feuilleton: „Das Kind“. Verschiedenes. Anzeigen. b

U ihr firter „Zeitung. Nr. 49. Inhalt: Vater⸗ ländische und geschichtliche Hauptgedenktage. Aus den Tagen der Königin Laise. Militärische Mittheilungen. Die Kaiserliche Deutsche Marine in fremden Gewässern. Von unserm Büchertisch. Lose Blätter. Vakanzen für Militär⸗Anwärter. Ein spanischer Willkommengruß an Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen. Bocksstreiche. Eine Erinnerung aus dem

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Soldatenleben. Von Stanislaus Graf Grabowski. (Forts.)

schreiten zur Herstellung einer der allgemeinen baupolizeilichen Vor-